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Eines Morgens am Fluss



Früh am Morgen wurde ich von den übermütigen Spielen meiner beiden Kindern geweckt. Wie groß sie schon geworden waren! Ich konnte nicht umhin, stolz auf meine beiden Prachtkerle zu sein. Dennoch musste ich kurz energisch werden um für Ruhe zu sorgen, Erziehung musste schließlich sein. Dann wies ich sie an, unbedingt drin zu bleiben und verließ die Höhle in Richtung Fluss, der nur wenige hundert Meter von uns entfernt durch das üppig bewachsene Tal floss.
Nun war ich auf der Jagd. Alle meine Sinne waren geschärft und aufmerksam. Ich musste etwas essen. Meine Kinder mussten ernährt werden!
Da entdeckte ich einen Fisch vor mir im Wasser. Blitzschnell tauchte ich meine Pfote ins in den Fluss und tatsächlich, ich erwischte ihn. Doch die Erleichterung verflog rascher als sie gekommen war.
Denn da war ein Knacken hinter mir. Noch eins. Ein Klicken.
Ich drehte mich um. Zwei Menschen mit geladenen Gewehren standen nur wenige Meter vor mir. Ihre leeren Augen blickten unheimlich aus ihren kleinen Augenhöhlen. So nah waren sie mir noch nie zuvor gekommen.
Und ich wußte, ich konnte nicht wegrennen, und zugleich wußte ich auch, dass ich keine Gnade von ihnen zu erwarten hatte. Zu viele meiner Freunde waren schon durch ihre Waffen gestorben.
Einer der beiden Menschen machte etwas, dass ein wenig nach einem Zähneblecken aussah und kam noch einen Schritt näher. Ich trat automatisch rückwärts einen Schritt in den Fluss hinein.
Da bohrte sich eine Kugel in meinen Hals, eine weitere in der Nähe meines Herzens. Ich begann schrecklich zu bluten. Eine dritte Kugel folgte nicht, die Menschen standen nun ruhig da und schauten zu wie ich ausblutete. Ich war es scheinbar nicht wert, direkt von meinen Schmerzen erlöst zu werden.
Ich merkte wie ich schwächer wurde und legte mich hin. Alles an das ich denken konnte waren meine Kinder. Wie lange werden sie auf mich warten? Wo konnten sie hin? Waren sie groß genug, um es auch alleine zu schaffen?
Wie gerne hätte ich sie nur noch einmal gesehen um ihnen alles zu erklären. Zu sagen, dass sie nun stark sein mussten. Dass sie den Menschen nicht trauen sollten. Dass ich nicht gehen wollte, aber musste, aus welchem Grund auch immer. Dass ich sie immer lieben werde...
Mein Herz wummerte nur noch schwach und unregelmäßig. Um mich herum versank alles in Dunkelheit, und das letzte was ich hörte waren die Schritte der Menschen, die auf mich zukamen.

Was gab ihnen bloß das Recht, über meinen und viele andere Tode zu richten?

Impressum

Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei den Deviantartern ~lost-in-shangrila und ~maerocks
Tag der Veröffentlichung: 29.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Bären die wegen uns leiden mussten.

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