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Shiera schlich aufgeregt durch das Schloss. Sollten ihre Eltern doch denken was sie wollten, sie würde sich auf den Weg ins verbotene Land machen und herausfinden, warum es diesen Namen trug. Die Sachen der Prinzessin Shiera waren bereits gepackt und sie würde jeden Augenblick ihre Reise anbrechen. In ihrem Gemach angekommen nahm Shiera ihren schwarzen Umhang, damit man ihre auffällig dunklen Haare nicht sah. Denn in ihrem Land waren alle Blond außer Shiera und ihrer Mutter.
Damals kam ihre Mutter aus einer fremden Gegend und einem Kind auf dem Arm auf das Schloss des Königs und bat um Unterkunft. Sie tat dem König leid und er ließ sie ins Schloss. Nach einer Zeit verliebte sich der Mann in die Fremde mit den ungewöhnlichen Haaren, aber dennoch wunderschönem Aussehen. Trotz der Einwände der Obersten vermählten sich die beiden bald. Shiera war das Kind, dass die Fremde mit sich getragen hatte. Ihre Eltern hatten ihr lange verschwiegen, dass der König nicht ihr Vater war, doch an ihrem 13ten Geburtstag hatte man es ihr offenbart. Seitdem wollte sie wissen, woher sie kam, wer sie war, und wer ihr leiblicher Vater war, aber ihre Mutter schwieg vor jedem Still. Nicht mal ihr Mann wusste darüber Bescheid. Daher beschloss die Prinzessin ins verbotene Land zu gehen, um es selbst heraus zu finden. Vorher, jedoch musste sie durch den verbotenen Wald, der die beiden Königreiche trennte.
Shiera lauerte hinter einer Mauer auf den nächsten Wachposten. Der Soldat stampfte immer wie der von der rechten Seite des Tores bis zu anderen und zurück. Die Prinzessin hörte die Schritte langsam näher kommen. Jetzt oder nie! Blitzartig schoss sie aus ihrem Versteck und überfiel den Soldaten von hinten. Der Soldat versuchte zu schreien, doch Shiera hielt bereits ihre Hände, in denen sie zuvor Schlafpulver verstreut hatte, vor seinen Mund. Nach wenigen Sekunden fiel der Soldat schlaff zu Boden. Bald würde die Wachablösung kommen, deshalb rannte das Mädchen schnell aus den Toren des Schlosses. Da ihr an Geld nicht fehlte und sie ihre Tat schon länger geplant hatte, war sie mit allem ausgestattet, das sie brauchte. So reiste sie, bis sie ihr Ziel erreichte. Die Reise war lang und mühselig. In der Nacht griffen sie die außergewöhnlichsten Wesen an, doch sie wusste sich zu Wehr zu setzen. Denn als Kind fand sie heraus, dass sie Magie beherrschte und hatte diese Fähigkeit heimlich trainiert.
Sie ritt durch den dunklen Wald, als sie plötzlich Licht sah. Es war das Ende des verbotenen Waldes! Sofort trieb sie ihr Pferd zum Galopp an. Am anderen Ende des Waldes traf sie an ein Tal, mit einem Dorf. Sie ritt ins Dorf und verwunderte sich über die Menschen dort: Alle Leute hatten die gleichen dunklen Haare wie sie, doch niemand schien sie zu beachten. Alle schauten zum Boden. Niemand sprach ein Wort. Es war totenstill. Man hörte nur die Shiera’s Pferd durch die Gassen laufen. Doch es gab Ausnahmen unter den Leuten, die nicht zu Boden schauten. Doch diese Menschen, oder was auch immer sie waren, bedeckten ihr Gesicht und sich selbst mit einem Pech schwarzem Umhang, so wie Shiera ihn auch trug. Sie fühlte sich von ihnen beobachtet, doch der Rest schien sie überhaupt nicht zu sehen. Sie ritt weiter bis, sie ein riesiges schwarzes Gebäude sah. Das musste das Schloss sein. Sofort lenkte sie ihr Pferd Richtung Schloss und war auch bald angekommen. Es gab keine Wächter, was Shiera umso mehr dazu antrieb, vorsichtig zu sein. Doch niemand bemerkte sie. Es war wie ausgestorben. Dann ging sie in den Thronsaal. Dort traf sie die Königin und die Prinzessin an. Da eine Königin niemals zu Boden schaute, sah sie den Grund, weshalb niemand sie beachtete: Sie waren Blind. Sheira schauderte bei dem Gedanken, dass alle in diesem Land Blind waren. Sie fragte sich, warum sie trotzdem so wunderschöne und kunstvoll bearbeitete Kleider trugen und alles so meisterhaft aussah. Sheira dachte, dass die beiden sie nicht sehen konnten, doch sie wurde überrascht.
,, Mädchen, wer bist du? Ich kenne dich nicht," stellte die Königin fest. ,, Es tut mir leid, eure Hoheit, ich bin gekommen, um als Magd bei der Prinzessin zu arbeiten ", sagte Sheira, da sie es für unschicklich hielt, zu sagen, dass sie aus einem Land, in dem alle sehen konnten. Die Königin ging darauf ein und befahl:,, Nun gut, Lismed, du kannst ihr das Zimmer zeigen, in dem sie schlafen soll. Dann dürft ihr beiden machen, was ihr wollt." Die Prinzessin ging auf Sheira zu und nahm ihre Hand. Lismed führte sie ein paar Treppen hoch bis sie an einer zierlichen Tür stehen blieben. ,, Hier ist dein Zimmer", gab Lismed bekannt:,, Es ist direkt neben meinem Zimmer, damit du nicht immer so weit laufen musst. Am Ende verirrst du dich noch." Sheira wusste, dass sie so tun musste, als sei sie blind wie die anderen auch. Also bedankte sie sich bei Lismed:,, Danke, ich fühle mich geehrt euch dienen zu dürfen. Ihr seid wirklich sehr freundlich." Lismed ließ sie kurz in ihrem Gemach allein und rief sie dann in ihr Zimmer. Die Prinzessin teilte ihr mit:,, Heute abend ist ein Ball. Du darfst daran teilnehmen. Warst du schon einmal auf einem Ball?" ,,Nein", bekannte Sheira. ,, Wie heißt du überhaupt? Meinen Namen kennst du ja bereits", lächelte Lismed. ,, Mein Name ist Sheira, eure Hoheit." Die Prinzessin bekundete:,, Das ist ein sehr schöner Name. Aber du kannst diese Förmlichkeiten ruhig lassen. Ich bin auch nur ein Mädchen, genau wie du. Und wir beide wollen doch Freundinnen werden, nicht wahr? Meine anderen Gespielinnen haben mir alle nicht so gut gefallen und aus irgendeinem Grund sind sie nach einer Zeit einfach verschwunden. Und ich denke, du hast kein passendes Kleid für den Ball, habe ich recht? Du bekommst eins von mir."
Die Prinzessin öffnete einen Schrank und holte ein rotes Kleid aus dem Schrank. ,, Dieses Kleid ist aus feinster, roter Seide. Ich schenke es dir. Du wirst bestimmt bezaubernd aussehen", meinte das blinde Mädchen. ,, Woher weißt du, dass es rot ist?", fragte Sheira unschuldig. ,, Der Schneider des Kleides sagte mir, dass es rot ist. Ich erkenne es, an den Schnüren am Rücken", antwortete Lismed. ,, Und wieso konnte der Schneider das sehen?", wollte Sheira weiter wissen. ,, Aber weißt du das den nicht?", erstaunte sich Lismed:,, Der Schneider war natürlich nicht blind, er war doch ein Vampir, wie alle, die für uns arbeiten. Sie arbeiten für uns, weil meine Mutter sie mit Magie beherrscht, so hat man es mir jedenfalls gesagt. Ihre Magie ist nicht stark, aber sie reicht, um die Vampire zu kontrollieren." Sheira wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, also schwieg sie, bis Lismed das Wort ergriff:,, Nun probier das Kleid an. Nachher kommen noch Hofdamen, um unsere Haare zu machen und uns zu schminken." ,, Aber ich kenne eure Tänze nicht. Wie soll ich es tanzen?", fragte Sheira schon fast verzweifelt. ,, Unsere Tänze bestehen aus Bewegungen, bei denen man sich nicht los lässt. Das heißt erstens das du einen Partner brauchst, der dir alles beibringen kann und zweitens, dass du dafür nicht sehen musst. Also klappt das schon. Außerdem bestehen unsere Tänze aus schnellen ruckartigen Bewegungen, bei denen beide Tänzer gegenseitig ziehen. Damit entsteht eine sehr schnelle Geschwindigkeit. Dabei kann man fast nichts falsch machen, denn der Mann führt. Und ab und zu kommen sich beide Tanzpartner sehr Nahe, also mach dir keine Sorgen, das ist normal so. Und am Ende des Balls werfen alle Frauen eine Blume in die Luft, die sie beim Eintritt in den Saal an die Hand gebunden bekommen. Du wirst automatisch merken, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist. Es wird sich heute Abend zeigen, wie geeignet du für das Hofleben bist. Und nun beeil dich, du musst das Kleid anprobiert haben, bevor die Hofdamen kommen", beteuerte Lismed ! noch ein mal. Das Mädchen gehorchte und zog das rote Ballkleid schnell an. Es passte wie angegossen. Als sie es der Blinden mitteilte, sagte die Prinzessin zufrieden:,, Gut, ich dachte mir schon, dass es dir passt. Und die Hofdamen müssten auch jeden Augenblick kommen." Und so war es auch. Kaum hatte sich Sheira auf einen Stuhl gesetzt, schon kamen die Hofdamen. Was Sheira diesmal sofort erkannte war, dass es Vampire waren. Aber sie sahen recht freundlich aus. Das sollten sie wahrscheinlich auch. Jetzt musste sich Sheira wieder blind stellen. Wortlos begannen die Vampire ihre Haare zu machen und gleichzeitig schminkten andere ihre Gesichter. Als die Hofdamen wieder verschwanden, betrachtete Sheira ihr Werk im Spiegel. Ihr Gesicht war kreidebleich gepudert und stellte damit einen starken Kontrast zu ihren blutroten Lippen. Direkt über ihren Augen verschönerte dunkelblauer Puder das Gesamtbild. Sheira’s dunklen Augen wurden durch schwarzen Mascara noch mehr betont, und verliehen ihnen einen noch stärkeren Ausdruck. Alles in allem sah sie wunderschön aus. Lismed war ähnlich geschminkt. Außerdem hatten die Vampire ihr eine Kette umgelegt, die mit ihrer verschlungenen Form perfekt zu dem roten Kleid passte. Ihre Haare waren Hochgesteckt. Nur eine gelockte Strähne blieb übrig. Da konnte Sheira nicht anders und fragte die Prinzessin:,, Kannst du etwas für dich behalten?" Diese überzeugte:,, Ja, aber natürlich. Was auch immer du mir erzählen willst, es wird unter uns bleiben. Ich werde schweigen, das verspreche ich dir, so Wahr ich hier stehe." ,, Also es gibt da etwas, dass du wissen solltest. Ich bin nicht blind und ich beherrsche Magie, nur meine Magie ist wahrscheinlich noch stärker als die deiner Mutter. Ich kann damit fast alles kontrollieren. Ich habe es mir selbst beigebracht. Vielleicht könnte ich es sogar schaffen, dich sehend zu machen," erklärte Sheira. Lismed brachte vor erstaunen kein Wort heraus. ,, Aber, wieso?", stotterte Lismed nach einer Weile. ,, Ich komme aus einem anderen Land, als du. Jedenfalls gl! aube ich das. Denn in meinem Land sind alle Blond, abgesehen von mir. Meine Haare sind so dunkel wie die Nacht, so wie eure. Trotzdem gibt es ein paar Tatsachen, die dagegen sprechen, dass ich zu deinem Volk gehöre. Erstens, ich kann sehen und ihr nicht. Zweitens beherrsche ich Magie und abgesehen von deiner Mutter kann das hier auch niemand. Dazu kommt noch, dass ihr eine andere Art von Magie beherrscht. Die Magie der Sinne. Ihr nehmt Dinge wahr, die ich nicht einmal auf größter Anstrengung vernehmen kann", antwortete Sheira. Dann fügte sie noch hinzu:,, Außerdem, du siehst wunderschön aus. Und wenn du es mir erlaubst, werde ich versuchen, dass du es selbst siehst." Lismed war erstaunt und geschmeichelt. Trotzdem wusste sie, dass das Mädchen eine Gefahr darstellte. Sie könnte die ganze Monarchie einstürzen lassen, wenn sie es nur richtig anstellte. Doch sie mochte das Mädchen und wollte sie nicht verlieren. Und der Gedanke, sehen zu können, ließ ihr Herz höher springen. ,, Nun gut, ich habe dir mein Wort gegeben und ich bin eine Prinzessin. Ich muss mein Wort halten. Ich werde alles für mich behalten. Und wenn du versuchen willst, mich sehend zu machen, werde ich dich nicht aufhalten. Aber bevor du beginnst einen Weg dazu zu finden, solltest du etwas wissen. Als Kind sind wir nicht blind. Wir werden im Laufe unseres Lebens blind. Mit etwa 10 Jahren kann man nichts mehr erkennen. Bis dahin hatte man Zeit sich darauf vorzubereiten. Dazu gehört auch, dass man die Fähigkeit des magischen Spüren erlernt. Ich könnte zum Beispiel genau herausfinden, wie alt du bist, allein wegen dieser Fähigkeit. Ich kann dir das auch demonstrieren. Du bist 16 Jahre und 3 Monate alt, habe ich recht?", fragte die Prinzessin. ,, Du hast Recht", gab Sheira zu.

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Tag der Veröffentlichung: 07.10.2009

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