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Leseprobe: Bauchtanz-Kalender Geschichten

Vorwort

 

Bauchtanz oder 'Orientalischer Tanz' ist ein seit den ca. 79er Jahren des letzten Jahrhunderts auch in Deutschland bekannt gewordener Frauentanz. Ursprünglich aus dem Orient kommend, ist der Tanz aufgrund der orientalischen Musik entsprechend fremd für westliche Sinne und hat bis heute den Reiz des Exotischen behalten. Ein wahrer Bauchtanzboom entfaltete sich in den 80er und Anfang der 90er Jahre in einigen gesellschaftlichen Nischen, jedoch weitgehend ignoriert von der Bevölkerungsmehrheit. Mit Feminismus und Gesundheits-bewegung einhergehend, etablierten sich Tanzstudios und Volkshochschulkurse, um den Orientalischen Tanz für jede Frau erlernbar zu machen.

Es hatte sich inzwischen herumgesprochen wie gesundheits-fördernd die Bewegungen für den weiblichen Körper sind, wenngleich die Aura des Rotlicht-Milieus dem Tanz ebenfalls anhaftet, was ihn bis heute daran hindert, als darstellende Kunst anerkannt zu sein.

Nichts desto trotz oder auch gerade deswegen, hat der Tanz für diejenigen, die ihm verfallen sind, ein starkes 'Suchtpotenzial'. Gerade die durch die orientalischen Rhythmen transportierte, dem Orientalischen Tanz innewohnende Fähigkeit der Generierung von Freude bei den Praktizierenden, macht ihn auch für die seelische Gesundheit sehr wertvoll. 'Ekstatisch tanzen' bedeutet eine Befreiung von Druck, ein zeitweises Hinausgehen aus den täglich auf einem lastenden Zwängen.

In dem Buch 'Orientalischer Tanz und Ekstase' von Shakti Morgane wird diese esoterische Dimension untersucht und mit der Entstehungsgeschichte des Tanzes verbunden. Ebenso werden die einzelnen Grundbewegungen vorgestellt und Anregungen gegeben, wie man mit ihnen experimentieren kann, um davon für die persönliche Entwicklung zu profitieren.

 

Die folgenden Geschichten und Artikel sind dem Bauchtanz-Kalenderprojekt der Jahre 2002 – 2004, drei von mir herausgegebene Taschenkalender für Tänzerinnen, entnommen. Sie geben einen Eindruck von der damaligen Bauchtanzszene in Deutschland. Deshalb will ich sie hier dem Vergessen entreißen und noch einmal gesammelt vorstellen.

Christiane Hausmann

 

Zina

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Shakti Morgane

 

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

für mich und für viele andere „hoffnungslos romantische“ Frauen ist der Orientalische Tanz eine Quelle unerschöpflicher Lebensenergie. Mit dem Tanz gelingt es mir immer wieder, das triste Grau des Alltags in die Regenbogenfarbe der Vision zu verwandeln. Dann muss ich meine Träume nur noch einfangen gehen. – Sehen Sie sich das Foto an. Können Sie erkennen, dass ich gerade meine Energien lenke? Wenn Sie einmal entdeckt haben wie der Tanz Ihnen hilft, die Bürde abzulegen und Ihren Weg unbeschwert zu gehen, kommen Sie nie wieder davon los. Der Orientalische Tanz hat viele Facetten und eine lange Tradition und Geschichte. Einige Geschichten von Frauen, die den Tanz lieben, sind hier aufgeschrieben. Besinnen Sie sich auf sich selbst und schreiben Sie Ihre eigene Geschichte. Werden Sie sich Ihrer Energien bewusst. Benutzen Sie den Kalender als Tagebuch und schreiben Sie täglich Ihre Gefühle auf. Geben Sie allen Ihren Gefühlen einen Namen, besonders den negativen und fragen Sie Ihre Gefühle woher sie kommen. Tanzen Sie und schicken Sie die Gefühle dahin zurück.

Nichts bleibt wie es ist. Jedes Jahr mit seinen wechselnden Jahreszeiten erinnert uns daran. Die Natur lehrt uns aber auch, dass das Leben einfach Veränderung auf ein neues Gleichgewicht hin ist. Bei einer Achterbahnfahrt der Veränderungen in unserem Leben kann es jedoch passieren, dass wir unser Gleichgewicht verlieren. Da hilft dann oft nur die richtige Entscheidung. Aber wie kann man sie finden? – Im alten Ägypten versuchte man im Entscheidungsfall ‚Maat’ zu verwirklichen, das heißt, die körperlichen mit den geistigen Kräften zu verbinden indem man tanzte, um sich auf den Weg des Herzens zu begeben; der einzige Weg, auf dem die Reise angenehm und voller Freude ist. Allen, die tanzen, hilft dabei das Einfühlen in die Bewegungen, die schwer fallen, zu den Klängen der orientalischen Musik, solange bis die im Verlauf der Jahre immer wieder anwachsende Steifheit einer neuen Beweglichkeit weicht.

Shakti Morgane

 

 

Anatha

 

 

 

Orientalischer Tanz in der Geschichte und Heute

 

Der Ursprung von Tanz ganz allgemein liegt im Magisch-religiösen. Für die Menschen zu Beginn der Geschichte entwickelte sich Religion aus dem Bedürfnis, die Naturereignisse, die nicht in ihrer Macht lagen, zu beeinflussen und für sich günstig zu stimmen. Jede Kunst ist entsprungen aus dem Wunsch, religiöse Inhalte darzustellen, z.B. Malerei, Bildhauerei, Baukunst, Gesang. Manche Forscher sprechen davon, dass Bewegung älter ist als die differenzierte Sprache, deshalb wird davon ausgegangen, dass Tanz eine der ältesten Künste ist. Es gibt eine stilisierte Frauenfigur mit erhobenen Armen aus der Zeit etwa 4000 v. Chr., die als Tänzerin gedeutet wird.

Damals gab es keine Trennung von Tanzenden und Zuschauern, die Gemeinschaft der Menschen tanzte, um Regen, Sonne, Ernte oder eine gute Jagd zu bekommen, die Fruchtbarkeit von Erde und Menschen war von zentraler Bedeutung. Diese erste Phase kann als Kulttanz bezeichnet werden. Und überall auf der Welt lassen sich in früheren Zeiten und auch noch heute Tänze mit Bauch- und Beckenbewegungen nachweisen oder vermuten. Es wurde bei Fruchbarkeitszeremonien getanzt, wobei in nachahmenden Bewegungen der Vorgang von Zeugung und Geburt dargestellt wurde.

Der nächste Schritt im Tanz ist der Tempeltanz. Es gab auserwählte Menschen, die tanzen und andere, die zuschauen oder ausgeschlossen sind. Der sakrale Zusammenhang bleibt jedoch bestehen, denn das Hauptmerkmal des Tanzes ist kultisch-religiös. Danach entwickelte sich zusammen mit dem Privateigentum der Schautanz. Es wurde zum Vergnügen getanzt. Jemand ließ tanzen und bezahlte dafür, schon im pharaonischen Ägypten. Das wichtigste Attribut des Tanzes ist jetzt seine sinnlich-erotische Färbung.

Erst durch die Ausbreitung von Christentum und Islam wurden Körperlichkeit und Sexualität tabuisiert, und der Tanz seiner sakralen Funktion beraubt. Dasselbe ist übrigens mit dem indischen Tanz geschehen; erst in den letzten Jahrzehnten hat er seine Bedeutung als religiöser Tanz wiedererlangt.

 

Ägyptische Geschichte

Das alte Reich umfaßt die Zeit von 2780 v. Chr. bis 2280 v.Chr. Es gibt professionelle TänzerInnen. Getanzt wird z.B. bei Prozessionen zu Ehren der Göttin Hathor oder bei Begräbnissen; diese Tänze waren streng und würdevoll. Aber auch zu jedem Gastmahl gehören Tanz, Gesang und Musik. Sehr häufig waren Berufstänzer und -tänzerinnen Pygmäen aus Schwarzafrika. Als Tanzkünstler hatten sie ein sehr hohes Ansehen bei den Ägyptern. Weiter gab es akrobatische Tänze, als Sportart, dazu Jagdtänze und erzählende Tänze.

Im mittleren Reich (ca. 1900 v. Chr.) wurden Ausländerinnen aus Asien und Afrika als Tänzerinnen geholt, die den Tanz beeinflussten. Die Bewegungen konzentrieren sich nicht wie bisher auf das Becken und die Füße (afrikanisch), sondern hinzu kamen Bewegungen von Oberkörper, Armen und Händen.

Im neuen Reich (1567 - 1085 v. Chr.) veränderte sich der Tanz vom Rituell-religiösen zum Sinnlich-künstlerischen, der weiblich-fließende Stil entsteht. Besonders um 1400 v. Chr. hat der Tanz große Bedeutung. Durch die Symbiose von afrikanischen und asiatischen Elementen wird der Grundstein für den orientalischen Tanz gelegt. Die Sinnlichkeit des Tanzes wird durch transparente Gazeschleier und durchsichtige Gewänder hervorgehoben. Die Tänzerinnen haben aber oft außer einem Schmuckgürtel keine Kleidung getragen. Das neue Reich war übrigens geprägt durch die Gleichstellung von Mann und Frau. Frauen bot sich ein reges gesellschaftliches Leben außer Haus.

Mit dem Erstarken von Islam und Christentum wird die Frau ans Haus gebunden, ihr wurden ihre gesellschaftlichen Rechte genommen, Sexualität wurde nur als Mittel zur Fortpflanzung erlaubt. Tanz galt als etwas Sexuelles und war damit öffentlich nicht erlaubt.

Trotzdem wurde weiterhin getanzt, vor allem bei den Beduinen und Zigeunern. Beide Volksschichten hatten mehr Freiheiten als die seßhaften Araber und hatten eine eigene Tradition, z.B. haben sich die Frauen nicht verschleiert und waren freier.

Auch im Harem (die Zeit der mamelukischen Herrscher ca. 1250 nach Chr.) wird getanzt. Tänzerische Einflüsse aus vielen Ländern kommen hinzu. Die Frauen werden in Tanz, Gesang und Musik ausgebildet. Mit den Osmanen (ca. 1520) findet der Tanz auch seinen Weg in den türkischen Harem. Die Frauen tanzen einerseits für den Herrn des Hauses und für seine Gäste, aber auch füreinander und miteinander.

Dieses Miteinandertanzen der Frauen im Haus hat sich bis heute in der Türkei und im Orient erhalten.

 

Orientalischer Tanz in der neuen Zeit

1834 wurden die ägyptischen Zigeunerinnen (die Ghawazi) von Mohammed Ali aus Alexandria und Kairo verbannt, da der Tanz angeblich gegen den Islam verstößt. Die Tänzerinnen begeben sich in den Süden nach Luxor. 1866 wird das Verbot wieder aufgehoben. Die Ghawazi traten auf der Straße, auf den Marktplätzen auf. Innerhalb des Harems gab es die Almeh, die Awalim (Plural) waren gelehrte Frauen, die umfassend in Musik, Tanz und Lyrik ausgebildet waren und in der Gesellschaft eine gutes Ansehen hatten. Der moderne Tanzstil entwickelte sich in den späten 30er und Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts (ca. 1940). Es gab viele Russen in Kairo, sie unterrichteten u.a. Ballett, und es wurden Bewegungen aus dem Ballett in den Orientalischen Tanz aufgenommen. Es wurde in den Nachtclubs getanzt, wo viel Platz vorhanden war und so kamen Schrittkombinationen und raumgreifende Schritte dazu. Vorher wurde nur am Platz getanzt. In den Nachtclubs gab es immer einen Tisch für den König, auch wenn er nicht anwesend war. Die Tänzerin tanzte für den König und war dadurch etwas Besonderes.

In dieser Zeit begann man mit den Filmen, in denen Tänzerinnen auftraten. Als Vorbilder dienten amerikanische Musicals; auch dadurch veränderte sich der Stil des Tanzes.

Der Folkloretanz wird seit 1959 in Ägypten gepflegt. Mahmoud Reda gründete das Staatliche Folklore Ensemble Ägypten. Er studierte im ganzen Land die Folkloretänze, die Musik wurde aufgenommen, die Kostüme festgehalten und dann wurden die Tänze für die Bühne bearbeitet, z.B. wurde die Musik für zusätzliche Instrumente komponiert, oder die Kostüme wurden "aufgepeppt". Später gab es dann viele weitere Folkloregruppen, und der Tanz wurde öffentlich anerkannter.

Tänzerinnen, aber auch Musiker und Sänger bilden heute immer noch eine Randgruppe, aber ohne sie will man nicht leben. Es gibt keine Hochzeit oder Beschneidung ohne Tanz. In Ägypten hören die Frauen mit dem öffentlichen Tanzen auf, wenn sie heiraten. Es wird als Schande angesehen, wenn die Frau auftritt. Es gibt ein paar berühmte Stars, die mehr Freiheiten haben, und nicht so reglementiert leben. Die berühmte Suher Saki z. B. war verheiratet und hat eine Pilgerreise nach Mekka gemacht, da sie keine Kinder bekam. Danach ist sie schwanger geworden und hat einen Jungen bekommen. Auch nach der Geburt ist sie noch aufgetreten bis sie Anfang 50 war.

Es gibt einen Kodex, der vom Staat streng kontrolliert wird:

  • die Tänzerin muss eine Erlaubnis haben, wenn sie auf der Bühne auftritt, z.B. in den großen Hotels und Clubs,

  • sie darf nicht bauchfrei tanzen, daher die Bauchnetze der Tänzerinnen,

  • sie darf nicht mit den Gästen trinken,

  • das Geld wird über dem Kopf fallen gelassen, und jemand sammelt es auf; es wird kein Geld ins Kostüm gesteckt.

 

In der Türkei ist der Ruf der Tänzerinnen und des Tanzes schlechter als in Ägypten. Der Tanz in der Türkei soll animieren und nicht nur unterhalten und wird häufig in Lokalen gezeigt, in denen nur Männer sind. Das Kostüm ist knapper, und das Geld wird ins Kostüm gesteckt.

 

Das Spektrum des orientalischen Tanzes liegt zwischen ordinärer, sexueller Anmache bis hin zu einer erotischen Kunstform, die höchste Ansprüche an die Tanzende stellt. Mit diesem Spagat, der auch in den Köpfen der östlichen und westlichen Menschen stattfindet, leben und tanzen wir heutigen Tänzerinnen. Aber immer mehr Menschen schätzen das wirkliche Können und lernen zu unterscheiden.

Ánatha

 

 

 

Alev (Foto: Uschi Dittmann)

 

 

 

 

Konkurrenz-Verhalten

 

Konkurrenz – ein Wort, das bei vielen ein Unwohlsein verursacht, bei dem die meisten Kaktusstacheln bekommen, das bei einigen sogar existentielle Angst hervorruft. Ein Wort mit negativen Eigenschaften also?

 

Was ist Konkurrenz?

Konkurrenz bedeutet Rivalität und Wettbewerb – zwei Voraussetzungen, für das Vorhandensein unserer freien Marktwirtschaft – also wirtschaftlich durchaus positiv zu beurteilen. Konkurrenz bewirkt eine Qualitätsverbesserung, dies treibt den Handel an und dies führt zur Steigerung des Bruttosozialproduktes.

Na super, dann müsste ich mich doch über jede einzelne Tänzerin, die sich in der freien Marktwirtschaft herumtummelt freuen und denken, dass ich dadurch auch reicher werde, weil ich sie als Konkurrentin gewonnen habe. Wir müssten uns alle zusammen an den Händen fassen und laut Hurra rufen, weil wir alle in Konkurrenz zueinander stehen.

 

Doch wie sieht die Realität aus?

Anstatt sich über Zuwachs in der Branche zu freuen, sind wir skeptisch über die Qualität, die auf dem Markt neu angeboten wird. Wir empfinden Missgunst und Neid gegenüber dem fremden Profit, denn deren Gewinn ist unser Verlust.

Am allerschlimmsten ist es, wenn die Konkurrenz sich in unserer Nähe und vielleicht sogar in der Nachbarschaft eingenistet hat, Neid, Eifersucht und Bosheit spiegeln sich in unserem Verhalten und Denken wider. Ist die Konkurrenz auch noch eine ehemalige Schülerin, die uns zeigen will, wie man es besser machen kann, geht die Bombe erst richtig los. Viele entwickeln eine Ellenbogenstrategie und ziehen in den Kampf mit Waffen.

Konkurrierende Prospekte und Plakate, die man in diversen Aushängen entdeckt, werden heimlich entfernt, den Schülerinnen wird mitgeteilt, dass sie nichts in fremden Tanzstudios zu suchen hätten, Gastdozenten teilt man mit, dass sie entweder da oder hier Geschäfte machen dürfen, bei öffentlichen Auftritten der Konkurrenz verteilt man heimlich die eigenen Prospekte unter den Zuschauern und bei deren Shows reserviert man sich unter einem anderen Namen die Eintrittskarten und schickt eine andere Person, um diese zu kaufen, damit man unerkannt hereinkommt. Frühere Beziehungen zueinander werden verleugnet. Da heißt es dann auf einmal: Nein ich habe nie bei dieser Lehrerin Unterricht genommen, oder ich habe sie ausgebildet und jetzt will sie es nicht zugeben ... . Die meisten von uns könnten Bücher über dieses Thema schreiben.

 

Dieser Kampf, den man beginnt, ist hart und nervenaufreibend. Es kostet uns unnötige Energie. Wird dieser Kampf auch noch in der Öffentlichkeit breit ausgetragen, wirken wir unseriös und wohlmöglich verlieren wir dadurch Kundschaft.

 

Aber wie sonst sollen wir unsere Existenz, die wir uns so mühselig aufgebaut haben, weiter aufrechterhalten? Was gibt es sonst für Alternativen, uns vor dieser destruktiven Konkurrenz zu schützen?

 

Gerade in unserer Branche haben wir, meiner Meinung nach, eine Alternative, die dazu führen kann, das wir kollegial, offen und freundlich miteinander umgehen. Und gerade diese Alternative setzt voraus, dass die Konkurrenz in direkter Nähe zu einem steht.

Der Orientalische Tanz kommt wie schon der Name sagt, aus dem Orient. Dort wird auch viel und gerne Handel betrieben. Dies kann man in den Basaren tagtäglich beobachten. Ein Charakterzug des orientalischen Basars besteht darin, das alle Händler, die den gleichen Handel betreiben, sich immer in einem bestimmten Viertel des Basars einnisten. Das heißt also, der Basar hat sein Fischer-, Goldhändler-, Textilhändler-Viertel und ein Viertel, in dem die Teegärten und Restaurants sind. So wird der Basar übersichtlich, was für den Käufer sehr angenehm ist. Er kann sich zielstrebig zu dem Händlerviertel begeben und hat alle Angebote an einem Ort. So spart er sich viel Fußweg von einem Händler zum nächsten und das Vergleichen der Preise wird dadurch leichter. Oft beobachtet man in diesen Vierteln, wie diese Händler, die gerade nichts zu tun haben, gemeinsam vor ihren Geschäften sitzen und Tee miteinander trinken und sich unterhalten. Wie geht man hier wohl mit Konkurrenz um? Ein Beispiel, was mich sehr in meinem Konkurrenzdenken geprägt hatte, und was ich dort sehr oft erlebt habe und immer noch erlebe war folgendes:

Ich wollte Gold kaufen und ging zu dem Viertel. Die Händler saßen oder standen vor ihren Geschäften und jeder bat mich, doch in sein Geschäft hereinzukommen. Ich ging in irgendeines herein und sah mir die Armreifen an. Die Auswahl war sehr groß und ausgerechnet der Armreif, der mir gefiel, passte nicht um mein Handgelenk. Also zog der Verkäufer mit dem Armreif zu seinem Nachbarn und kam mit der passenden Größe wieder. Für ihn war das kein Problem, dass ich den Armreif seines Nachbarn bei ihm kaufte. Es gehört eben zur orientalischen Mentalität, dass der Kunde König ist, auch wenn er nicht die eigene Ware kauft.

Seitdem ist sein Geschäft auch das erste, zu dem ich gehe, wenn ich wieder einmal Gold einkaufe. Und nicht nur das: Ich schicke auch Freunde und Verwandte zu ihm.

 

Ich selber als Tänzerin, Lehrerin und Chefin eines Studios, kann mich auch nicht von Neid, Missgunst und Eifersucht freisprechen. Diese Gefühle gehören natürlicherweise zu einem Menschen, jedoch habe ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebt, dass ich durch Akzeptanz meiner Konkurrenz und durch gezielte Zusammenarbeit mehr Erfolge verbuche, als Einbußen.

Es fängt an bei dem gegenseitigen Austausch von Erfahrungen, die man in seinem Beruf macht und hört auf bei der gemein-samen Organisation und Planung von Workshops, Projekten und Shows.

Einige meiner Schülerinnen nehmen auch bei anderen Tänzerinnen Unterricht oder gehen ganz zu ihnen oder sind von der Konkurrenz zu mir gewechselt. Trotzdem pflegen meine Kolleginnen und ich guten Kontakt zueinander und beraten uns sogar manchmal gegenseitig, wie etwas besser funktionieren könnte. Hinzu kommt, dass meine Schülerinnen von dieser Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen profitieren. Mein Ausbildungsangebot an sie wird dadurch reichhaltiger und sie kommen nicht in den Druck mir verheimlichen zu müssen, dass sie auch hier und dort an Workshops und Unterrichtsangeboten teilnehmen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies der erfolgreichere Weg ist.

Alev

 

 

 

Weiterlesen? 'Bauchtanz-Kalender Geschichten' gibt es ohne Illustrationen für Euro 1,99 in allen eBook-Shops und in Kürze auch als illustrierte Printausgabe (96 Seiten) unter der ISBN 9783739213217 für Euro 4,99 Oder: https://shaktimorgane.jimdo.com/shop/

 

Impressum

Texte: Christiane Hausmann
Bildmaterialien: Christiane Hausmann, Titelbild: Foto der Tänzerin Zina
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

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