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Lena und ihr bester Freund Taiki aus Japan saßen ganz normal an diesem Tag Mitte März in der Schule. Sie lernten gerade Biologie und Lena langweilte sich. Es war Nachmittagsunterricht. Fast 15:00 Uhr. Sie hatten noch eine ganze viertel Stunde Unterricht. Dann waren sie endlich wieder frei.
Der ganze Tag war beschissen gewesen wie jeden Freitag. Wieso musste man Freitags so viele Stunden haben? Konnte man nicht wenigstens da mal nur fünf Stunden oder so haben.
Plötzlich ging die Tür auf und der Direktor stürmte in die Klasse. Er bat sich Lena und Taiki für eine Zeit lang ausleihen zu dürfen. Sie sollten schon mal ihre Sachen packen, denn der Unttericht sei ja sowieso bald vorbei. Also taten Lena und Taiki dies und folgten dem Direktor ins Lehrerzimmer. Lena wusste, dass auch Taiki sich fragte was sie angestellt hatten. Sie machten schon manchmal Blödsinn, aber nicht so viel, dass sie zum Direktor mussten.
Direktor Vielknecht ließ sie nicht lange unwissend. Sobald sie sich gesetzt hatten erklärte er ihnen die Lage. Japan sei von dem stärksten Erdbeben erschüttert worden, dass je aufgezeichnet worden sei. Es sei genau das Gebiet betroffen in dem Taikis Familie wohnte. Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousinen, Cousins. Lena sah Taiki an. Er hatte seine Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Taikis große Schwester Keiko lebte immer noch dort. Sie studierte auf Lehramt. Lena wusste das.
Sie wurden von einer Lehrerin zu Taiki nach Hause gebracht. Seine Eltern arbeiteten und sonst lebte Niemand mit ihm in diesem Haus. Taiki rief seine Eltern an, aber sie wussten schon Bescheid und versicherten ihnen, dass sie nach Hause kommen würden sobald sie konnten. Sie waren Ärzte und konnten nicht einfach so weg.
Taiki schaltete den Fernseher ein auf einem Sender wo dauernd über Japan berichtet wurde wie sie schnell feststellten. Er sagte kein Wort.
Um ca. fünf nach vier kam die Meldung, dass eine zehn Meter hohe Flutwelle auf die Ostküste Japans, der japanischen Hauptinsel Honschu auf der auch Taikis Schwester Keiko lebte. Taiki nahm alles in sich auf, doch er redete nicht. Er sah sich einfach nur die Nachrichten an. Lena stand auf und machte ihnen etwas zu trinken. Dann setzte sie sich wieder neben Taiki aufs Sofa. Keiner von ihnen rührte die Getränke an. Lena nahm Taikis Hand und hielt sie. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Es war besser, wenn sie einfach nur für ihn da war.
Eine Stunde später saßen sie immer noch so da. In den Nachrichten erklärte der Ministerpräsident Naoto Kan, dass die Lage in den Atomkraftwerken im Edbebengebiet normal sei. Die Anlagen waren automatisch herunter gefahren worden. In Japan war es jetzt 09:00 Uhr.
Um 18:00 Uhr kamen Taikis Eltern endlich wieder. Sie waren früher von der Arbeit gekommen als sonst. Sonst kamen sie immer erst spät in der Nacht. Sie hatten im Krankenhaus die ganze Zeit Nachrichten gehört und waren sehr beunruhigt.
Lena und Taiki saßen immer noch auf dem Sofa. Taiki hatte immer noch nicht gesprochen und Lena hatte ihn nicht angesprochen. Sie hatte einfach nur seine Hand gehalten. Sie wusste, ihn das, was er in den Nachrichten sah erschütterte. Nicht nur wegen seiner Schwester, der er sehr nahe stand, sondern weil er auch schon in der Gegend gewesen war.
Taikis Vater Naoki bot Lena an sie nach Hause zu fahren.
"Aber soll ich nicht bleiben? Taiki braucht mich doch jetzt. Zu Hause sitze ich doch sowieso nur tatenlos rum und schaue auch Fernsehen." Lena war es lieber, wenn sie blieb.
"Na schön, dann ruf ich deine Mutter an.", nickte Naoki. "Ich sag ihr, dass du heute bei uns schläfst."
Sie wusste, dass Naoki die Lage in Japan ebenfalls sehr an die Nieren ging, aber er versuchte sachlich zu sein und Ruhe zu bewahren. Das war seine Art.
Taikis Mutter Mai setzte sich zu ihnen auf das Sofa und sah die Nachrichten während ihr Mann kurz mit Lenas Mutter telefonierte und sich dann in den Sessel fallen ließ.
Um 18:30 Uhr meldeten die japanischen Medien, dass in einem Reaktor des Atomkraftwerks Fukushima Eins due Kühlung ausgefallen und dass im Atomkraftwerk Onagawa ein Feuer ausgebrochen sei.
"Oh Gott, aber unsere Keiko ist doch da.", rief Mai schockiert aus. Sie sprach ziemlich gut deutsch. Ihren japanischen Akzent hörte man fast gar nicht.
"Wart doch erst mal ab, Mai. Vielleicht ist sie ja gar nicht dort sondern im Urlaub oder zu Besuch bei ihrer Freundin oder so.", überlegte der sachliche Naoki.
"Das macht die Lage nicht weniger schlimm.", fand Mai. Lena gab ihr Recht. Die armen Menschen in Japan.
Taiki saß weiter regungslos auf dem Sofa neben Lena. Lena fiel es schwer ihn so zu sehen. Eigentlich war Taiki so lebhaft.
"Ich mach uns etwas zu essen.", erklärte Mai, die die ganze Zeit nervös mit ihren Fingern herum gespielt hatte.
"Ich helf dir.", bot Lena an und wollte schon aufstehen.
"Nein, nein. Bleib du bei Taiki." Mit diesen Worten verschwand die zierliche Mai in der Küche.
Um 19:00 Uhr hatte sie den Tisch gedeckt, doch sie ließen das Essen kalt werden.
Erst um 20:30 Uhr kamem die nächsten Informationen. Die Regierung ruft den atomaren Notfall aus und bezeichnet dies als Vorsichtsmaßnahme.
"Ich kann mir das nicht mehr länger ansehen!", ruft Taiki aus und verschwand in seinem Zimmer. Lena folgte ihm. Taiki lief in seinem Zimmer auf und ab.
"Warum rufen sie den atomaren Notfall aus und bezeichnen das als Vorsichtsmaßnahme. Das ist doch krank.", rief Taiki aus.
"Ich weiß auch nicht. Vielleicht wissen sie nicht was in den Reaktoren passiert oder sie verdrängen es einfach.", überlegte Lena.
"Aber Keiko ist da unten." Verzweifelt ließ Taiki sich auf sein Bett fallen und Lena setzte sich neben ihn und nahm ihn in ihre Arme.
"Ich weiß doch auch nicht, Tai."
Sie schliefen in diser Nacht nicht viel. Die meiste Zeit saßen sie nur schweigend auf Taikis Bett. Die Nachrichten sahen sie sich nicht mehr an.

In den folgenden Tagen überschlugen sich die Ereignisse in dem Atomkraftwerk Fukushima. Keiner schien eigentlich genau zu wissen was dort passierte und die Regierung redete irgenein Zeug im Fernsehen, nur um überhaupt was bekannt zu geben. Lena blieb die Tage bei Taiki und seiner Familie um sie zu unterstützen. Vor allem aber um Taiki seelischen Beistand zu leisten. Wenn er wütend wurde beruhigte sie ihn, wenn er traurig wurde und weinte nahm sie ihn in ihre Arme. Noch immer weiß man nicht genau wie wa in Fukushima aussieht. Ständig kommen widersprüchliche Nachrichten in die Medien. Aber nach zwei Wochen war auch das Trinkwasser in Tokio schon verseucht und das Meerwasser. Bestimmte Waren wurden nicht aus Japan rausgeliefert. Die Behörden sprachen aber immer noch nicht davon, dass sich das auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt. Lena und Taiki konnten das nicht glauben. Auch leid taten ihnen die armen Männer die in dem Atomkraftwerk arbeiteten und akuter Strahlung ausgesetzt waren. Einige waren schon sehr stark verstrahlt.

Für Taiki und seine Familie gab es allerdings in diesen Tagen einen kleinen Hoffnungsschimmer. Keiko rief an und erklärte sie sei im Süden des Landes gewesen und hätte bis jetzt keine Nachrichten verfolgt. Es ginge ihr gut.
Taiki war wieder etwas lebhafter. Die Meldungen aus Japan erschütterten ihn weiter, aber Lena und Taiki gingen wieder zur Schule. Das Leben ging weiter und wie Japan die Kriese meistert blieb abzuwarten.

Impressum

Texte: Informationen über die Ereignisse habe ich von folgender Seite: http://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Chronik/ Beben-Tsunami-Atomalarm-die-Abfolge-der-Ereignisse
Tag der Veröffentlichung: 27.03.2011

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Widmung:
den Opfern von Japan

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