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Teil 1 Rosanna


Prolog

Rosanna war acht Jahre alt als die Feen sich zurück zogen. Sie hatten ihre Eltern umgebracht, weil sie sich ineinander verliebt hatten. Rosanna konnte selbst nicht verstehen was sie so an ihrem Vater gefunden hatte. Er war doch nichts besonderes gewesen. Aber er war auch ihr Vater gewesen und ohne ihn würde sie jetzt nicht existieren.
Die Feen zogen sich jedenfalls zurück. Das Elfenreich war immer größer geworden und ihre Tante Svea hatte geglaubt mit einer Truppe Elfen das Feenreich angreifen zu können. Die Feen hatten sie nicht mal zu einem Angriff kommen lassen. Sie hatten sie sofort getötet.
Rosanna hatte nicht um die Tante getrauert. Sie hatte sie sowieso gehasst. Svea war es gewesen, die ihre Eltern schließlich verraten hatten. Es war ein grauer Regentag gewesen und Samuel und Eulalia waren gezwungen gewesen zu fliehen. Dabei waren beide ums Leben gekommen.
Jetzt wohnte Rosanna bei ihrer Tante. Dina und deren Mann Chrispin. Ihre Eltern hatten Rosanna ihnen gegeben als sie fliehen mussten. Dina und Chrispin waren wie neue Eltern für Rosanna. Sie liebte die beiden.
Rosanna näherte sich dem Elfenschloss. Alle Feen, die noch hier waren versammelten sich dort. Rosanna war halb eine Fee und halb eine Elfe. Auch wenn ihre Großeltern und ihre Tanten (außer Tante Dina und Tante Marit) nichts von ihr wussten stand es ihr zu bei dem Rückzug der Feen zuzusehen.
Tausende von Feen waren gekommen. Das Schloss füllte sich. Rosanna sah sich in der großen Halle um. Es dauerte lange bis immer weniger Feen kamen und bald wurden die Türen geschlossen.
Die Königin, der König und die fünf Schwestern saßen erhöht auf roten Thronsesseln. Jeremias, ihr Opa hielt die Rede. „Liebe Feen! Ich habe euch alle hier heute zusammen gerufen, weil es Zeit wird diese Welt zu verlassen. Die Elfen haben sich vermehrt und ihr Land ist größer geworden. Ich finde sie sollten jetzt hier wohnen und wir werden auf einen neuen Planeten ziehen. Meine Frau und ich werden das Königsamt abgeben. Unsere Tochter Marit wird zusammen mit ihrem Mann Richard die Feen regieren. Unsere Tochter Laurine und ihre Mann Emil bleiben dagegen hier und herrschen über die Elfen. Jetzt wollen wir aber erst mal feiern bevor wir diese Welt verlassen.“
Rosanna trauerte um ihre Tante Marit. Sie war öfter vorbei gekommen und hatte sie besucht. Manchmal war auch Richard mitgekommen.
„Es ist aber nicht schlau hier einfach so aufzukreuzen.“, fand eine sanfte Stimme hinter ihr.
Erschrocken drehte sich Rosanna um und ihre Oma stand hinter ihr. Sie war so wunderschön mit diesen tollen Haaren und der unglaublichen Ausstrahlung.
„Ich... ich wollte zusehen wie die Feen gehen.“, stotterte sie.
„Das ist schon okay. Ich weiß wer du bist. Ich wollte dir sagen, dass ich es toll finde dich doch noch kennen zu lernen bevor ich gehe. Kleine Enkelin.“
Überrascht sah Rosanna ihre Oma an. „Aber wie ist das möglich?“
Rebecca lächelte. „Ich weiß die Elfen denken, dass wir nicht in ihren Bereich kommen können, aber ich bin eine Königin. Für mich gilt das nicht. Ich hab dir öfters beim Schlafen zugesehen.“
Rosanna machte große Augen. „Warum mussten meine Eltern sterben?“
„So eine Frage sollte eine achtjährige nicht stellen.“, tadelte Rebecca sie.
„Aber ein Kind in meinem Alter sollte auch noch seine Eltern haben.“
Rebecca lächelte traurig. „Das ist wahr. Du bist sehr weise. Deine Eltern mussten sterben. Sonst hätte unsere Autorität versagt.“
Das war für Rosanna keine richtige Antwort, aber sie beließ es dabei.
„Wir werden die Welt heute verlassen.“, erklärte Rebecca ihr. „Ich wäre aber bereite zwei mal pro Woche für fünf Monate zurück zu kommen um dir die Geheimnisse der Feenmagie beizubringen.“
„Das würdest du tun?“, fragte Rosanna ungläubig.
„Wenn du magst.“, nickte Rebecca.
„Gern.“ Rosanna lächelte.
„Ich weiß übrigens von Dina und Chrispin. Ich hab es schon immer gewusst.“, gestand Rebecca dem kleinen Mädchen nun.
„Und warum sind sie dann nicht tot?“
„Weil ihre Liebe nie offiziell bekannt geworden ist. Ich sehe dich dann Dinstag.“ Damit verschwand ihre Oma.
Nach und nach gingen die Feen. Das Königspaar begann damit. Sie leuchteten einfach ein mal auf und waren dann verschwunden. Als nächstes gingen die Schwestern und Richard und dann folgten die anderen Feen. Rosanna hatte genug gesehen. Sie machte sich wieder auf den Nachhause Weg. Sie dachte über die Worte ihrer Oma nach. Hätte alles anders kommen können? Aber Rosanna sollte nicht trauern. Sie hatte ja immerhin noch Dina und Chrispin, die ihr halfen erwachsen zu werden.


Kapitel 1

Das kleine Mädchen Rosanna war zur jungen Frau herangewachsen. Sie erinnerte sich noch gut daran wie sie von ihrer Oma in Magie unterrichtet worden war. Der Abschied von ihr war ihr schwer gefallen, aber irgendwie hatte sie mit der Zeit alles gekonnt und Rebecca war von jedem Besuch in der Elfenwelt mehr geschwächt gewesen. Sie musste zurück zu den Feen und ihrem Mann Jeremias, ihrem Opa.
Rosanna vermisste ihre Mutter. Ihre Eltern waren gestorben als sie noch ganz klein gewesen war. Ihr Vater war ein lächerlicher Elf gewesen und ihre Mutter eine Fee. Sie waren umgebracht worden, weil sie sich ineinander verliebt hatten und dass nicht in das Bild des Königspaares passte.
Rosanna wohnte noch bei ihrer Tante und deren Mann Chrispin. Sie hatte aber vor weg zu gehen. Sie wollte in den Hof ihrer Tante Laurine. Sie war die Königin der Elfenwelt und Emil war ihr König. Laurine wusste nicht, dass Rosanna existierte, aber diese wollte das ändern. Sie hatte größeres in ihrem Leben vor als in einem kleinen Dorf im Nirgendwo zu versauern.
Rosanna aß mit ihrer Tante Dina und ihrem Onkel Chrispin zu Abend. Dina sah sie traurig an. „Willst du wirklich gehen, Rose? Ich mein ich kann dich verstehen, aber dennoch habe ich ein bisschen Hoffnung, dass du bleibst.“ Sie rührte in ihrer Hirsesuppe und sah Rosanna ernst an. Sie war noch immer hübsch mit dem langen blonden Haar obwohl sie um die fünfzig sein musste.
„Ich muss.“ Rosanna seufzte. Sie ließ ihren Onkel und ihre Tante nur ungern allein, aber sie würden auch ohne sie klar kommen. „Versteh doch! Ich muss. Ich kann nicht nur hier rum sitzen und einen einfachen Beruf erlernen. Ich bin für größeres bestimmt.“
„Natürlich Liebes. Das verstehen wir.“ Chrispin nickte. „Wir wissen wie schwer es für dich ist einfach zu gehen. Aber sei bitte vorsichtig beim Hof deiner Tante. Wir wissen nicht genau was da läuft. Aber es geht irgendwas gefährliches dort vor sich. Pass einfach nur auf dich auf und komm uns ab und zu besuchen, ja?“
„Natürlich Onkel. Das verspreche ich.“ Rosanna lächelte ihn an. Sie liebte ihren Onkel fast so wie Dina es tat. Obwohl er ein Elf war und Elfen normalerweise nicht Rosannas Fall waren, war Chrispin irgendwie etwas Besonderes. Er lachte viel, war aber eher ein ruhiger Typ und scheute nicht vor Gefahren.
Obwohl Rosanna noch klein gewesen war als ihre Eltern gestorben waren konnte sie sich noch gut an sie erinnern. Sie war schließlich zur Hälfte eine Fee. Sie hatte ihre Mutter geliebt. Ihr Vater war nichts besonderes gewesen. Er war eben nur ein Elf. Ein normaler Elf. Nicht so wie Chrispin.
„Dann werde ich dich Morgen nach Montai bringen. Von dort aus kannst du nach Lucina reisen und dann durch den Wald ins Schloss.“, schlug Chrispin vor.
„Gern.“ Rosanna lächelte. Sie würde drei Tage Zeit für die Riese mit der Kutsche brauchen, aber das nahm sie gern in Kauf.
Sie aßen nach der Suppe noch Rindfleisch und Obst. Auch wenn Dina früher einmal eine Prinzessin gewesen war ließ sie es sich heute nicht mehr anmerken. Sie bestand sogar darauf bestenfalls ehemalige Königin genannt zu werden, wenn überhaupt. Rosanna verabschiedete sich ziemlich schnell und ging nach oben.

Dina lag neben Chrispin im Bett. Selbst nach all den Jahren konnte sie immer noch nicht fassen, dass sie wirklich mit diesem wunderbaren Mann verheiratet war. Dina genoss jeden Tag mit ihn. Dina dachte noch oft an ihre Schwester Eulalia zurück. Sie hätte das selbe Glück haben können, doch es sollte nicht sein. Auch heute noch kamen Dina die Tränen, wenn sie daran dachte.
„Nicht.“, sanft zog Chrispin seine Frau in seine Arme und sie kuschelte sich an ihn.
„Eulalia sollte jetzt hier liegen und mit Samuel zusammen darüber nachdenken was mit ihrer Tochter alles im Königreich passieren könnte. Nicht wir. Das ist so... falsch.“, weinte sie.
„Süße, ich weiß es ist noch immer schwer für dich das nach all den Jahren zu akzeptieren, aber glaub mir: Mir fällt es auch nicht leicht. Mir fehlt Samuel sehr.“ Er sprach voller Qual.
„Oh Chris! Es tut mir so Leid. Hätte ich damals nichts gesagt wären sie jetzt vielleicht noch am Leben.“
„Das stimmt nicht und das weißt du auch. Es wäre so oder so passiert.“
„Diese blöde Svea könnte ich heute noch verfluchen.“ Samuels Schwester hatten die beiden damals verraten.
„Scht... Denk nicht mehr daran. Immerhin haben wir ja noch Rosanna.“, tröstete er sie.
„Ich mach mir Sorgen um sie. Wenn ihr nun auch noch was passiert.“ Dina sah Chrispin ernst an. Er strich ihr Sanft die Tränen aus dem Gesicht.
„Keine Angst. Rose beherrscht Feenmagie. Keiner kann ihr etwas anhaben.“ Er nahm sie fester in seine Arme.
„Du hast bestimmt Recht. Aber ich könnte es nicht ertragen sie auch noch zu verlieren. Sie ist Eulalia in so vielen Punkten ähnlich. Nur die Haare hat sie von ihrem Vater.“
„Sie hat auf jeden Fall Eulalias Stierköpfigkeit geerbt.“, stellte Chrispin lachend fest.
„Ich weiß nicht ob ich das gut oder schlecht finden soll. Eulalia hat diese Eigenschaft das Leben gekostet.“
„Rosanna hat auch viel von ihrem Vater.“, überlegte Chrispin nun. „Unter anderem die Vorsicht an Dinge ran zu gehen.“
„Schon.“, gab Dina zögernd zu.
„Rosanna wird auf sich Acht geben, Liebling.“
„Ich weiß.“ Dina seufzte. „Vielleicht fällt mir ja auch einfach das Loslassen so schwer.“
„Das geht mir doch genauso.“, versicherte er ihr und zog sie noch enger an sich. „Aber Rose ist erwachsen.“
„Ja das ist sie wohl.“ Manchmal wünschte sich Dina sie wäre noch ihr kleines Mädchen. Wenn sie es sich genau überlegte war sie das nie gewesen. Rosanna war einfach zu schlau und zu aufmerksam.“
„Gib sie frei, Liebling.“, riet er ihr. „Sie braucht das.“
Dina nickte nur. Chrispin hatte natürlich Recht.


Kapitel 2

William war ein armer Mann, der im Schloss der Feenkönigin und des Feenkönigs arbeitete. Das Königspaar behandelte im Allgemeinen seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gut. Sie verdienten nicht viel, aber William brauchte das Geld dringend um sich und seine Mutter ernähren zu können. Er nahm die Gäste in Empfang und kümmerte sich um sie bis das Königspaar Zeit für sie hatte. Er mochte seinen Job und er war stolz darauf überhaupt einen zu haben. Vielen Elfen ging es viel schlechter als ihm und seiner Mutter unter der Führung der Feen. Er war zufrieden mit seinem Leben und strebte nicht nach mehr.
Von Magie verstand der Elf sowieso nicht so viel und gut kämpfen konnte er auch nicht. Manche würden William vielleicht eine Memme bezeichnen, aber das war ihm egal. Ihm war nur wichtig, dass er und seine Mutter überlebten. Das war nicht viel, aber es war genug.
Seine Mutter war da anderer Meinung. Sie wollte nur das beste für ihren Sohn und sagte ihm immer wieder, dass sie das nicht tun musste. William machte ihr immer wieder klar, dass ihm der Job gefiel und dass er zufrieden war. Es war einer der besten Jobs überhaupt im Schloss auch wenn er schlechter bezahlt wurde als manch anderer. Für die wirklich gut bezahlten Jobs war er einfach nicht qualifiziert.
William war klar, dass seine Mutter nicht nur seinen Job meinte. Sie wünschte sich einfach ein besseres Leben für ihren Sohn und sie sagte damit auch, dass er auch wegziehen konnte. Aber hatte er wirklich eine Wahl? Seine Mutter war krank. Sie war eine Elfe, aber sie war schon sehr alt. Sie war schwach und konnte sich kaum noch rühren. Er musste sich einfach um sie sorgen. Er konnte nicht einfach so gehen und er wollte es auch gar nicht. Seine Mutter brauchte ihn.
Dennoch fehlte etwas in seinem Leben. Er konnte nicht genau sagen was es war. Vielleicht Freizeit für sich selbst oder auch was ganz anderes. Er konnte es nicht genau sagen. Er wusste es einfach nicht.
Frustriert ließ er den Kopf hängen. Er saß in seinem einfachen Zimmer indem nur ein Bett, ein Schreibtisch und ein Schrank standen. Er brauchte nicht mehr. Wenig Licht kam durch das kleine Fenster. William seufzte. Vielleicht wusste er selbst nicht genau was er wollte. Vielleicht war das aber auch einfach nicht wichtig genug.

Laurine war eine gute Königin. Das wusste sie. Sie vermisste ihre Eltern und ihre Schwestern, aber sie hatte ja auch noch Emil. Ihr Mann gab ihr Kraft. Emil war ihr ein und alles. Ohne ihn wäre sie nie Königin geworden.
Laurine hielt nicht viel von den Elfen, aber sie musste über sie herrschen und sie erfüllte ihre Aufgabe gut. Mehr wollte sie gar nicht. Sie wollte keine perfekte Königin sein. Das war gar nicht nötig.
Laurine seufzte. Warum hatte sie nicht einfach mit ins Feenreich gehen können? Warum hatte Nike nie geheiratet? Wäre Emil nicht hätte sie es unter den Elfen nicht ausgehalten. Sie waren so anstrengend!
Gerade lag sie neben Emil im Bett. Er lächelte sie an. „Alles in Ordnung, Süße?“
„Ich verabscheue dieses Land noch immer. Ich komme einfach nicht mit den Elfen klar. Sie sind so oberflächlich.“
„Eigentlich sind sie gar nicht so schlecht.“, verteidigte Emil sie. Außerdem bist du nun schon so lange hier. Man sollte meinen, dass du sich langsam an sie gewöhnt hast.“
Laurine seufzte. „An Elfen kann man sich gar nicht gewöhnen. Sie sind eine komische Spezie.“
„Aber die Feen haben sie erschaffen. Dafür gab es bestimmt einen guten Grund.“, argumentierte Emil.
„Das sind die Launen der Feen. Die versteht keiner. Zumindest nicht die der älteren Feen.“ Laurine schüttelte mit dem Kopf. „Ich bin nur froh, dass du bei mir bist, Liebster.“
Er lächelte. „Als könnte ich anders.“
Laurine schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln. „Du bist so toll. Danke, dass du da bist.“
„Gern.“ Er sah sie mit warmen Blick an.
Laurine kuschelte sich an ihn. Wie glücklich sie mit Emil war und das nun schon seit Jahren. Sie begann ihn zu küssen.


Kapitel 3

Am nächsten Morgen verabschiedete sich Rosanna von Dina. Der Tante kamen die Tränen. „Sei bitte vorsichtig, Liebes.“
„Natürlich.“ Rosanna lächelte sie an. „Auf Widersehen.“ Dann umarmte sie Dina und stieg in die Kutsche damit Chrispin und Dina sich voneinander verabschieden konnten. Auch wenn er nur für zwei Tage fort war. Dann stieg Chrispin zu ihr und die Kutsche fuhr los.
„Bist du aufgeregt?“, fragte Chrispin.
„Etwas.“, gab sie zu.
„Das ist normal.“, beruhigte er sie.
„Ich weiß.“ Sie lächelte und dann schwieg sie. Chrispin schwieg ebenfalls. Sie legte den Kopf an seine Schulter. Rosanna schlief ein und als sie aufwachten waren sie schon fast in Montai. Chrispin war wach und lächelte sie an.
„Gut geschlafen?“, fragte er.
„Ja.“, lächelte Rosanna.
Chrispin nickte. „Das ist gut. Schlaf ist immer gut.“
In Montai parkte die Kutsche am Meer. Chrispin stieg mit Rosanna aus und holte ihr weniges Gepäck raus. Er trug es ihr bis zum Schiff. Dort verabschiedete sie sich von ihm.
„Du wirst mir fehlen, Kleines. Pass auf dich auf.“ Chrispin umarmte sie.
„Das werde ich.“, versprach sie. „Ihr werdet mir auch fehlen.“
Dann nahm sie Chirspin das Gepäck ab und ging los. Sie betrat das Schiff und winkte Chrispin von oben von der Reling noch mal zu. Er winkte zurück. Dann bewegte sich das Schiff und Chrispin wurde immer kleiner.

Die Überfahrt verlief problemlos. Rosanna war zufrieden. Schon bald kam sie in das Dorf indem das Feenschloss lag an. Rosanna stieg vom Schiff und nahm ihr Gepäck von der Schulter. Das Schloss lag etwa zwei Kilometer vom Wasser entfernt. Rosanna wollte laufen. Für sie war das kein Problem.
Die Landschaft in der Gegend war schön. Es gab viele grüne Wiesen. Sie zog die frische Luft ein und genoss das Gefühl, dass in ihren Lungen entstand.
Nach einer guten halben Stunde war sie beim Schloss angekommen. Es war groß und hatte viele Türen und Fenster. Der Hof lag still da. Rosanna ging zur Tür und klopfte an.
Sie hielt die Luft an als sie den Mann sah der vor ihr stand. Er war atemberaubend schön mit kurzen schwarzen Haaren und blauen Augen in die man versinken konnte.
„Was ist Ihr Anliegen?“, fragte er mit einer Stimme die ihr eine Gänsehaut bereitete. Rau und so männlich.
„Ich... Ich möchte zu Königin Laurine.“, stotterte sie. Ihr Herz klopfte wie wild, wenn sie ihn nur ansah.
„Dazu benötigen Sie eine Audienz.“, verriet er ihr. „Die Königin empfängt nur selten Gäste privat.“
„Aber ich muss zu ihr.“, beharrte sie. „Und zwar privat. Ich bin ihre Nichte.“
Jetzt sah er sie eindeutig misstrauisch an und fragte. „Tatsächlich? Und wer ist Ihre Mutter?“
„Prinzessin Eulalia.“, erklärte Rosanna. „Sie ist schon tot, aber ich lebe bei meiner Tante Dina und meinem Onkel Chrispin. Die beiden können meine Identität bezeugen.“
„Und die sind wo?“ Er sah sich suchend hinter ihr um.
„Nicht hier, aber Laurine könnte ihnen einen Brief schreiben.“, antwortete sie und wurde immer unsicherer. Dieser Mann machte sie nervös.
Er schüttelte nur mit dem Kopf. „Was glauben Sie wie viele Elfen die Geschichte mit Eulalia kennen und wie viele von ihnen behaupten sie seien die Nichte der Königin?“
Sie konnte den Mann verstehen, aber sie musste zu Laurine. „Kennen Sie denn den Namen von Laurines Nichte?“
„Den kennt nicht mal Laurine selbst.“ Er zuckte mit den Achseln.
Verdammt! Was sollte sie tun? Gerade als sie noch mal miteinander reden wollten kam ein anderer Mann hinzu.
„Gibt es ein Problem, William?“, fragte er mit sanfter Stimme.
William! Der atemberaubende Mann wurde William genannt.
„Hier ist wieder eine Kandidatin, die behauptet die Nichte der Königin zu sein, Sir.“, erklärte William.
„Lass mich das machen. Kümmere dich wieder um deine Aufgaben.“, wies der fremde Mann William an.
„Aber natürlich.“ William verschwand.
„Sie wollen also Laurines Nichte sein?“, erkundigte sich der Mann freundlich bei ihr.
„Ich bin Laurines Nichte.“, berichtigte Rosanna ihn. „Ich bin die Tochter von Samuel und Eulalia und momentan wohne ich bei meiner Tante Dina und meinem Onkel Chrispin.“
„Dina und Chrispin.“, staunte der Mann. „Das ist ja sehr merkwürdig.“
„Sie haben sich nach dem Tot meiner Eltern um mich gekümmert.“, erzählte Rosanna. „Außerdem bin ich meiner Großmutter Rebecca begegnet als die Feen sich zurückzogen.“ Den Kurs für Magie erwähnte sie lieber erst mal nicht.
„Ich denke wir sollten uns einmal unterhalten.“, fand er. Er bat sie herein und stellte sich als Emil vor. Laurines Mann und außerdem auch der König des Feenreiches. Laurine war beeindruckt. Er schien sehr nett zu sein. Das gefiel ihr.


Kapitel 4

William war verwirrt. Diese Frau hatte seltsame Wünsche in ihm hervor gerufen. Konnte es sein, dass sie wirklich die Nichte der Königin war? Wenn es so war sollte William lieber nicht weiter darüber nachdenken. Die Nichte der Königin war absolut tabu für ihn. Er arbeitete im Schloss und brauchte diesen Job. Er durfte ihn auf gar keinen Fall verlieren.
Aber wie kam er überhaupt darauf? Er kannte dieses Mädchen gar nicht. Er sollte nicht zu viel über sie nachdenken. Aber wenn er ehrlich zu sich selber war hatte irgendetwas an diesem Mädchen ihn berührt, dass sein Herz schneller schlagen ließ.
Aber das sollte nicht so sein. William versuchte diese Gedanken zu verscheuchen. Er musste sich auf seine Arbeit konzentrieren.

Rosanna und Emil saßen im Empfangsraum. Oder sollte man eher sagen Empfangssaal? Der Raum war riesig. Überall brannten Kronleuchter und die Wände waren vergoldet. Sie saß auf einem goldenen Stuhl an einem goldenen Tisch. Ein roter Kamin erfüllte eine ganze Wand. Rosanna war sich nicht sicher ob sie diesen Raum als schön bezeichnen sollte. Einzigartig traf es vielleicht eher.
„Also, dann erzählen Sie mal.“, forderte Emil sie auf und sah ihr in die Augen.
„Meine Eltern sind gestorben, weil sie sich ineinander verliebt haben. Sie haben sich auf einem Ball in einer Villa kennen gelernt. Chrispin und Dina haben ein paar mal miteinander gesprochen. Chrispin und Dina haben sich auf dem Markt wo sich auch meine Eltern besser kennen lernten ebenfalls ineinander verliebt. Sie leben heute noch zusammen und lieben sich noch immer. Ein mal hab ich auch Großmutter Rebecca getroffen. Das hatte ich ja schon erzählt. Da war ich acht Jahre alt und die Feen zogen sich gerade zurück. Sie hat mir Feenmagie beigebracht bevor sie ganz aus dieser Welt verschwand. Ich bin halb eine Fee und halb eine Elfe. Ich würde aber von mir selbst behaupten, dass mehr der Anteil der Fee in mir steckt.“, erzählte Rosanna.
Emil nickte gedankenverloren. Irgendwie sah er gar nicht aus wie ein Elfenkönig. Er trug eine enge schwarze Hose und einen Rollkragenpullover in rot. Seine blonden Haare lagen ihm struppig um den Kopf.
„Weißt du, dass ich Kontakt zu Chrispin habe. Wir haben damit angefangen als die Feen sich zurück zogen. Vorher hatten wir nie was miteinander zu tun. Jetzt haben wir aber sehr viel Kontakt zueinander. Er hat eine Nichte von Eualia nicht ein einziges Mal erwähnt.“, berichtete ihr Emil jetzt.
„Genau so wenig wie er mir erzählt hat, dass er noch Kontakt zu Euch hat.“, entgegnete Rosanna ihm. „Aber das ist doch logisch. Er wollte nicht, dass Jemand von mir erfährt. „Ich bin schließlich keine besonders beliebte Nichte, oder?“
„Ich würde Ihnen so gern glauben, aber ich weiß nicht wie.“ Hilflos sah Emil sie an.
Plötzlich war da ein gelbliches Licht und ihre Oma Rebecca erschien sozusagen als Engel. Emil und Rosanna schnappten erschrocken nach Luft.
„Du kannst ihr ruhig glauben, Emil. Sie ist es wirklich.“ Dann wandte sie sich an Rosanna und lächelte sie sanft an. „Hast du weiter fleißig Magie geübt?“
„Natürlich.“ Rosanna gelang jetzt ebenfalls ein Lächeln.
Rebecca nickte anerkennend. „Tu es weiter. Es wird dir später einmal helfen.“ Dann wandte sie sich an Emil. „Sie ist es wirklich. Du kannst ihr glauben. Ich habe gesehen wie viele falsche Nichten vor ihr gekommen sind. Jetzt hast du Rosanna vor dir. Eulalias Tochter.“ Dann verschwand sie ebenso schnell wie sie gekommen war.
Ca. eine Minute lang starrten die beiden dorthin wo Rebecca eben noch gestanden hatte. Dann räusperte sich Emil und fragte Rosanna. „Nun gut. Warum bist du her gekommen?“
„Ich wollte hier arbeiten, wenn ich darf. Vielleicht als Beraterin oder als Hofdame.“
„Du kannst bleiben.“, verkündete König Emil ihr. „Aber freu dich nicht zu früh. Laurine wird nicht begeistert davon sein. Sie war nie gut auf deine Mutter zu sprechen.“
„Das macht mir nichts aus.“, versicherte Rosanna ihm.
„Also gut. Wir testen dich als Beraterin. Wenn du gut in dem Job bist darfst du bleiben.“
„Danke.“
„Dann lass uns jetzt zu deiner Tante gehen.“, schlug Emil vor.
„Gern.“ Rosanna lächelte. Sie standen auf und verließen den Raum.


Kapitel 5

Laurine reagierte wirklich so wie Emil es befürchtet hatte. Sie fanden sie im Thronsaal. Das war der Raum für die Audienz. Ein schlichter Raum mit grauen Wänden und roten Stühlen. Laurine war allein und saß an höchster Stelle. Ihr blondes Haar war matt und lang und reichte ihr bis zu den Hüften. Sie war schlank und ihre braunen Augen strahlten Emil an. Sie trug ein schlichtes langes weißes Kleid, dass die Fee sehr blass machte. Als ihr Blick auf Rosanna fiel wurde sie ernst.
„Wen bringst du mir da, Emil?“, fragte sie. Ihre Stimme klang irgendwie rau und faszinierend.
„Dies hier ist deine Nichte.“, erklärte er.
„Das haben schon viele behauptet.“ Sie verdrehte die Augen.
„Das stimmt.“, gab Emil zu. „Aber dieses Mädchen ist wirklich deine Nichte. Ich glaube ihr.“
Jetzt betrachtete Laurine Rosanna näher. Rosanna fühlte sich unter diesem Blick unwohl.
„Vielleicht bist du wirklich meine Nichte.“, überlegte Laurine nun. „Du hast schon Ähnlichkeit mit deiner Mutter. Aber vor allem hast du Ähnlichkeit mit diesem Elf.“ Laurine sprach das Wort Elf voller Verachtung aus, sodass Rosanna zusammen zuckte. „Ich hab ihn auf ein paar Bällen gesehen. Widerlich!“
Rosanna fand, dass Emil einige Ähnlichkeiten mit ihrem Vater hatte. Also konnte dieses Wort nur durch ihren Hass auf die Elfen kommen.
„Laurine, bitte!“, versuchte Emil die Situation zu retten.
„Ist doch wahr! Die Elfen kommen hierher und meinen unseren Platz einnehmen zu können. Was denken die sich eigentlich? Und was willst du eigentlich hier im Schloss?“ Jetzt sah Laurine sie direkt an.
„Ich möchte hier arbeiten. Vielleicht als Beraterin.“, verriet Rosanna ihr.
„Was fällt dir ein?“, fuhr Laurine sie an. „Glaubst du nur weil ich deine Tante bin kannst du dir alles erlauben?“
„Laurine! Jetzt ist aber genug.“, mischte sich nun Emil ein. „Sie wird eine Probezeit bekommen genau wie die anderen auch.“
„Fein. Warum fragt ihr mich dann überhaupt noch?“ Bevor Emil zu einer Antwort ansetzen konnte schnitt Laurine ihm das Wort ab. „Lass gut sein Emil. Du entscheidest hier wohl alles allein. Dann will ich nicht weiter stören.“ Laurine stand ohne ein weiteres Wort auf und ging hinaus.
„Das tut mir Leid.“, entschuldigte sich Rosanna. „Ich wollte nicht, dass Sie sich streiten.“
„Das ist nicht ihre Schuld.“, versicherte ihr Emil sofort. „Und lassen wir doch das lästige Sie weg. Du ist viel einfacher.“
Rosanna nickte dankbar. „Rosanna.“
Er lächelte. „Ich weiß. Und meinen Namen kennst du ja auch. Emil.“
„Ja.“
„Dann zeig ich dir jetzt mein Zimmer, okay?“, schlug Emil vor. „Laurine wird sich schon wieder einkriegen. Ich rede noch mal mit ihr.“
„Okay.“, nickte Rosanna. Sie war schon sehr gespannt auf ihr Zimmer.

Emil lag neben Laurine im Bett. Er sah sie ernst an. Laurine war immer noch sauer auf ihn.
„Laurine! Es tut mir Leid. Ich konnte sie nicht wegschicken. Deine Mutter kam zu uns und riet mir sie bei uns aufzunehmen.“, entschuldigte sich Emil jetzt zum etwa hundertsten Mal bei seiner Frau.
„Ach jetzt ist meine Mutter daran Schuld, ja?“, fauchte Laurine ihn an.
„Laurine ich liebe dich! Das weißt du auch. Ich habe mich ein bisschen mit Rosanna unterhalten. Sie scheint ganz nett zu sein. Gib ihr bitte wenigstens eine Chance.“
Laurine drehte sich von ihm weg. „Die Entscheidung ist doch sowieso schon längst gefallen.“
„Laurine bitte! Das mit Eulalia ist ewig her. Sie hat einen Fehler gemacht, aber sie hat ihn gemacht, weil sie sich verliebte. Ich find Rosanna hat eine Chance verdient.“
„Das mit Eulalia ist vielleicht lange her, aber mein Hass auf die Elfen nicht.“
„Du hasst sie doch nur, weil du bei ihnen bleiben musstest. Dafür können sie doch nichts. Das Mädchen ist auch zur Hälfte eine Fee.“
„Sie ist zur Hälfte eine Elfe. Das reicht schon.“, fand Laurine.
Emil überfiel plötzlich eine innere Unruhe. „Was hättest du getan, wenn ich ein Elf gewesen wäre? Hättest du mich dann fallen lassen? Einfach so?“
Laurine schwieg. Das war Emil Antwort genug. So war das also. Wäre er ein Elf gewesen hätte sie ihn nie beachtet. Diese Erkenntnis verletzte ihn. Er drehte sich um und machte das Licht aus. Sie machte ebenfalls ihr Licht aus.
„Gute Nacht, Laurine.“, sagte er traurig.
Sie schwieg weiterhin. Das machte ihm wirklich zu schaffen. Er liebte Laurine und er wusste, dass sie ihn auch liebte. Aber nur, weil er eine Fee war. Was wäre, wenn er ein Elf wäre. Er wollte gar nicht darüber nachdenken. Warum hasste sie die Elfen so? Selbst er verstand es nicht ganz.


Kapitel 6

Die ersten Wochen waren wirklich schwer für Rosanna. Laurine machte es ihr aber auch nicht gerade leicht. Als Beraterin am Hof machte sie sich aber gut. Emil lächelte gerne wegen der Wahl ihrer Worte, aber er lobte sie andauernd. Das sagte ihr, dass das sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
William sah sie kein einziges Mal. Sie wusste, dass das unlogisch war und dass sie ihn nicht mal kannte, aber sie vermisste ihn.
Zum Herbstball ging Rosanna allein. Laurine hatte die Tradition ihrer Eltern fortgeführt und jährlich 4-5 Mal Bälle eingeführt. Nur, dass in diesem Fall die Bälle im Schloss statt fanden. Rosanna trug ein langes rosafarbenes Kleid, das oben eng war und unten einen weiten Rock hatte. Die dunklen Haare ließ sie offen. Sie hingen ihr in seidigen Strähnen über dem Rücken. Dazu trug sie rosafarbene hochhackige Schuhe und goldene längere Ohrringe.
„Sie sehen bezaubernd aus.“, stellte ihre Hofdame Kathleen nüchtern fest. Sie war eine alte Frau und langsam sah man ihr das Alter an. Hätte Emil nicht darauf bestanden hätte Rosanna gar keine Hofdame bekommen. So hatte Laurine ihr in ihren Augen die untauglichste zugewiesen. Rosanna war aber sehr zufrieden mit Kathleen. Sie war so sanftmütig.
„Danke Kathleen.“ Rosanna lächelte sie an und betrachtete sich im Spiegel.
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Brauchen Sie noch was?“
Noch mal bedankte sich Rosanna bei ihr und schüttelte den Kopf.
„Nein, sie können gehen Kathy. Machen Sie sich einen schönen Abend.“
„Danke Lady Rosanna.“ Kathleen verschwand sehr schnell. Dann ging auch Rosanna runter in den Festsaal. Emil wartete schon auf sie.
„Du siehst toll aus.“, lobte er sie.
„Danke du auch.“ Das war die Wahrheit. Er trug einen braunen Anzug mit einem roten Hemd und sein blondes Haar lag ihm struppig um den Kopf. Aber gegenüber Laurine stand selbst der König im Schatten. Ihre Tante trug ein himmelblaues Kleid mit goldenen Sternen drauf. Ihre blonden hüftlangen Haare hingen ihr über die Schulter. Wenige Kunstlocken verzierten es. Sie trug blaue Sommerstiefel, die sehr hochhackig waren und blaue längere Sternenohrringe. Sie war nur leicht geschminkt mit Make up und rosafarbenen Lippenstift. Sie war ganz und gar Königin.
„Vielleicht solltest du zu ihr gehen. Sie hat dir immer noch nicht ganz verziehen, oder?“, bemerkte Rosanna nun.
„Sie wird sich wieder einkriegen.“, versicherte Emil ihr. „Außerdem weiß sie, dass ich Recht hab. Aber du hast Recht. Ich sollte wirklich zu ihr gehen. Kommst du alleine klar?“
„Natürlich.“, versicherte Rosanna ihm. Also ging er zu seiner Laurine. Sie sahen toll zusammen aus.
Rosanna fühlte sich alleine unwohl. Sie setzte sich in einen roten Sessel und beobachtete das Geschehen. Viele Leute waren gekommen. Und dann sah sie ihn! William stand an der Theke und kellnerte. Er trug einen schwarz weißen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand. Rosanna lächelte und dann seufzte sie. William schien sie entweder nicht erkannt zu haben oder er sah sie einfach nur nicht.
Dann machte sie sich ernsthafte Gedanken über William. Warum arbeitete er so viel? Machte es ihm Spaß? Er sah nicht immer glücklich aus. Rosanna wollte ihn kennen lernen, aber sie wusste nicht wie.

Laurine und Emil standen gerade bei dem Elfenpaar Marian und Valeria. Sie waren angesehene Fürsten des Landes. Laurine musste immer ihre ganze Geduld für diese Partys einsetzen. Sie verabscheute die Partys wie die Elfen, aber beides war wichtig. Marian und Valeria erzählten gerade davon wie sie ihre Villa eingerichtet hatten. Wirklich spannend.
Laurine wollte im Grunde nur mit Emil allein sein. Sie hatte ihm Unrecht getan. Das wusste sie. Sie wollte sich bei ihm entschuldigen. Sie hatte über seine Frage wirklich ernsthaft nachgedacht und immer noch keine Antwort darauf. Sie liebte Emil. Das stand außer Frage. Sie war sich nur nicht sicher, dass sie sich auch für ihn entschieden hätte, wenn er ein Elf gewesen wäre.
„Valeria es tut mir wirklich Leid, aber Emil hat mir einen Tanz versprochen und dieses Lied ist einfach göttlich. Würden sie uns bitte entschuldigen?“ Laurine nutzte eine Gelegenheit in der Valeria mal nicht sprach.
„Natürlich. Tanzen Sie nur.“ Valeria lächelte.
Laurine schenkte ihr ihrerseits ein Lächeln, nahm Emils Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Erleichtert seufzte sie auf. Es lief ein langsames Lied und das Königspaar tanzte eng aneinander gekuschelt.
„Das war aber nicht gerade höflich.“, neckte er sie.
„Ich musste nur ein wenig von dieser grauenhaften Frau weg. Elfen können so anstrengend sein.“, flüsterte sie.
„So sind aber nicht alle.“, bemerkte Emil.
Den Rest schwiegen sie. Laurine genoss es einfach nur ihrem Mann so nahe zu sein.

William war müde. Es war ein harter Arbeitstag gewesen. Er war froh als die Schicht endlich endete. Er machte sich frisch und trat auf den Schlosshof hinaus. Es war dunkel. Das Schloss wurde angeleuchtet. Auf dem Hof standen überall Lampen.
Das Mädchen mit dem rosa Kleid saß auf der Bank. Hinter ihr war ein Busch mit roten Rosen. Sie sah nachdenklich aus. Dieser Anblick faszinierte William so sehr, dass er stehen blieb. Er sollte weitergehen, aber er konnte nicht. Stattdessen sah er das Mädchen einfach nur an. Und dann sah sie zu ihm – und lächelte. Sein Herz schlug schneller. Er sollte jetzt wirklich gehen, doch er blieb weiterhin stehen.
Sie stand auf und ging zu ihm. William wurde nervös.
„Hallo.“, begrüßte sie ihn lächelnd.
„Hallo.“, brachte er gerade so heraus.
„Du bist William, oder?“, fragte sie.
Er nickte nur.
„Ich bin Rosanna.“, stellte sie sich vor.
„Ich sollte jetzt wirklich gehen.“, stieß William hervor.
„Vielleicht können wir uns demnächst mal unterhalten?“, schlug Rosanna vor.
Dann machte er sich auf den Nachhause Weg und ließ sie einfach stehen. Sich mit ihr unterhalten? Warum? Sie war die Nichte der Königin. Da gab es nichts zu reden. Er seufzte tief. Sie sah so schön aus. Er war ihr verfallen. Was sollte er bloß machen? Das konnte ihn seinen Job kosten. Er brauchte seinen Job. Unbedingt. Er musste sich doch um seine Mutter kümmern. Wie sollte er das tun, wenn er kein Geld mehr verdiente? Und warum ging dieses Mädchen ihm nicht einfach aus seinem Kopf? Es war wirklich wie verzwickt.


Kapitel 7

Emil lag jetzt im Bett. Laurines Kleid hing am Schrank und sie trug nur ein Nachthemd.
„Du bist so schön.“, schwärmte er und streichelte ihr sanft die Wange.
„Ach Emil, es tut mir so Leid. Ich wollte nicht so sauer auf dich sein.“, entschuldigte sich Laurine bei ihm.
„Ist schon okay.“, versicherte er ihr.
„Wirklich?“
„Laurine, ich liebe dich.“
„Und ich dich. Ich war mies zu dir in letzter Zeit.“ Sie sah ihn traurig an.
„Lass uns das einfach vergessen.“, bat er.
Sie seufzte. „Na gut.“
Und dann küssten sie sich. Laurine legte sich auf Emil und Emil zog sie in seine Arme. Plötzlich hielt sie inne.
„Du hast mir letztens eine Frage gestellt. Ob ich mich auch für dich entschieden hätte, wenn du ein Elf gewesen wärst. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Aber ich würde jetzt bei dir bleiben. Ich liebe dich Emil. Du bist alles für mich.“
„Oh Laurine!“ Sanft küsste er ihren Nacken. „Du hast keine Ahnung wie viel mir das bedeutet.“
„Ich denke schon.“ Sie lächelte.
„Was ist mit Rosanna?“, fragte er.
„Was sollte mit ihr sein?“ Verwirrt sah sie ihn an.
„Wirst du netter zu ihr sein? Sie hat es wirklich verdient.“
„Ich werde es zumindest versuchen.“, versprach sie ihm. Dann küsste sie ihn. Er lächelte.

Rosanna lag wach im Himmelbett. Sie musste an ihre Begegnung mit William denken. Er war so seltsam gewesen. Sie konnte ihn ja sogar verstehen. Er arbeitete hier. Das wollte er nicht aufgeben. Außerdem kannte er sie gar nicht. Aber als sie gefragte hatte ob sie sich vielleicht mal unterhalten könnten hatte er abgeblockt. Vielleicht traf sie ihn mal zufällig. Vielleicht würde es da eine Möglichkeit geben mit ihm zu reden.
Rosanna seufzte. Er war im Schloss nicht ganz so wie sie es sich vorgestellt hatte. Andererseits wusste sie ja auch gar nicht genau wie sie es sich überhaupt vorgestellt hatte. Sie war sich nicht sicher ob sie geglaubt hatte mit offenen Armen empfangen zu werden.
Der Beratungsjob war okay. Aber momentan ging es eher darum Verteidigungsmauern zu bauen oder andere unwichtige Dinge zu tun und dazu Entscheidungen zu treffen. Es war ja nicht so als befänden sie sich im Krieg.
Rosanna seufzte erneut. Eigentlich sollte sie doch froh darüber sein, dass kein Krieg herrschte.

William lag ebenfalls wach in seinem Bett. Eigentlich war er sehr müde, aber die Begegnung mit dem wunderschönen Mädchen Rosanna hatte ihn sehr aufgewühlt. Ihr Lächeln war einfach traumhaft und Williams Herz hatte so schnell geschlagen.
Rosanna schien jedenfalls tatsächlich die Nichte der Königin zu sein. Sonst wäre sie ja nicht im Schloss geblieben. Es hieß ihre Eltern seien umgebracht worden, weil sie sich ineinander verliebt hatten.
Eigentlich fragte sich William warum er überhaupt über dieses Mädchen nachdachte. Sie war absolut tabu für ihn. Aber er fühlte sich so sehr zu ihr hingezogen. William wusste selbst nicht warum. Er war einfach nur verwirrt und müde und er wollte schlafen. Doch die Gedanken an Rosanna ließen ihn nicht los.


Kapitel 8

Am nächsten Morgen wachte Rosanna bei strahlendem Sonnenlicht auf. Sie lag noch eine Weile wach in ihrem Bett. Dann stand sie auf und ging ins Bad. Sie duschte sich und machte ihre Haare mit einem Föhn trocken. Rosanna wusste, dass es ein Föhn war obwohl sie noch nie einen benutzt hatte. Einfache Leute konnten sich so was nicht leisten. Der Föhn fühlte sich warm an. Irgendwie angenehm.
Als Rosanna fertig war trug sie ein gelbes Tageskleid und gelbe Tagesschuhe. Außerdem eine gelbe Halskette. Ihre dunklen Haare hatte sie zu einem Knoten zusammen gebunen. Rosanna war zufrieden mit sich. Sie ging nach unten in den Essraum. Laurine und Emil waren schon am frühstücken. Sie sahen beide toll aus. Auch wenn Laurine nur ein einfaches grünes Kleid trug und Emil einen roten Baumwollpullover und eine schwarze Leinenhose.
Emil lächelte als sie den Raum betrat. „Rosanna! Wie schön, dass du da bist. Hast du gut geschlafen? Möchtest du mit uns frühstücken?“
„Nur, wenn ich nicht störe.“, antwortete sie. „Ja ich habe gut geschlafen.“
„Ach Quatsch. Du störst doch nicht. Setz dich doch.“ Emil stand auf und bot ihr einen Stuhl an. Rosanna bedankte sich und nahm Platz. Sie schmierte sich ein Buttertoast mit Erdbeermarmelade und füllte sich außerdem Obstsalat auf. Zu trinken gab es Honigwein.
„Ich hoffe es gefällt dir auf meinem Hof.“ Rosanna war überrascht, dass Laurine diese Frage überhaupt stellte, auch wenn sie meinem Hof besonders betonte.
„Ja sehr.“ Rosanna lächelte. „Ich fühle mich sehr wohl hier.“
„Das ist schön.“, fand Laurine. „Das hört man gern.“
„Hast du mal wieder was von deiner Tante und deinem Onkel gehört?“, fragte Emil sie. Rosanna bemerkte, dass Laurine ihn fragend ansah.
„Nein, leider nicht.“ Rosanna war wirklich traurig darüber. Sie vermisste ihren Onkel und ihre Tante.
„Dann wird es dich freuen zu hören, dass Chrispin bald vorbei kommen wird.“, verkündete Emil nun.
„Wirklich? Das ist toll.“ Rosanna freute sich total.
„Ja.“, nickte er. „Das hat er zumindest gesagt.“
Der Rest des Frühstücks verlief schweigend.

„Du hättest mir sagen müssen, dass er kommt.“, fuhr Laurine Emil später als sie allein waren im Kaminzimmer an. Sie war sauer. Richtig sauer.
„Ich habe es doch selbst erst kurz davor erfahren und ich wollte es Rosanna erzählen. Sie hat ein Recht darauf es zu erfahren. Er ist ihr Onkel.“, verteidigte sich Emil.
„Trotzdem.“ Laurine schmollte. „Du hättest es mir sagen müssen.“
„Aber das habe ich doch. Als Rosanna da war.“
„Eben. Ich hätte es zuerst erfahren müssen.“ Laurine ließ immer noch nicht locker.
Emil seufzte. Manchmal war seine Frau wirklich nicht leicht. „Laurine!“
„Komm mir nicht mit Laurine!“ Sie ahmte seine Stimme nach. „Ich bin die Königin dieses Landes und mein eigener Mann verheimlicht mir was in meinem Land vorgeht.“
Jetzt wurde Emil auch sauer. Laurine übertrieb mal wieder. „Ich bin auch König und ich verheimliche ihm gar nichts. Chrispin hat mich fünf Minuten bevor wir frühstückten angerufen. Vielleicht auch zehn.“
„Wir saßen eine viertel Stunde alleine im Esszimmer.“, erinnerte Laurine ihn.
„Himmel Laurine! Wir haben über ganz andere Themen gesprochen.“, bemerkte Emil genervt.
„Schön! Dann gehe ich eben.“ Und tatsächlich verschwand sie nun wirklich . Was war nur jetzt wieder los?


Kapitel 9

Nike konnte es immer noch nicht fassen. Seit einem Jahr war sie mit Colin zusammen und heute sollte ihr Hochzeitstag sein. Sie hatte Colin bei dem Rückzug der Feen kennen gelernt und seitdem waren sie praktisch unzertrennlich. Sie konnte es kaum fassen, aber sie liebte den Feenmann wirklich. Colin war etwas besonders und irgendwie anders und er sah so unbeschreiblich gut aus. Sein schwarzes längeres Haar stand ihm ausgezeichnet. Seine grüne Augen strahlten Zuversicht und liebe aus. Seine Haut war so bleich wie der Mond und er war so dünn, dass man jeden Knochen an ihm spürte. Colin war wild, sehr entschlossen und ziemlich verrückt für einen Feenmann. Jedes Mal, wenn Nike ihn nur ansah, bekam sie Schmetterlinge im Bauch und ihr Herz schlug schneller.
Und heute sollte sie heiraten. Sie war so aufgeregt obwohl das ja irgendwie kitschig war. Sie war die Prinzessin der Feen und sie sollte nicht so von einem Mann abhängig sein. Aber sie konnte nicht anders. Sie liebte diesen Mann einfach so sehr.
Die Fee stand in ihrem Hochzeitskleid vor dem Spiegel. Ihre Schwestern Marit und Amerei waren bei ihr sowie ihre Mutter Rebecca. Sie sah wunderschön aus. Das wusste sie. Colin kannte ihre Schönheit, aber das hier würde ihn umhauen. Ihre blonden Haare hatten fast die Farbe des Mondes. Ihre Haare waren kunstvoll hochgesteckt und mit weißen Blumenspangen festgehalten worden. Sie trug ein Hochzeitskleid in weiß-rosa, dass ihre schlanke Figur sehr betonte. Oben war es hauteng und unten fiel ein weiter Rock von dem Kleid ab. Sie trug weiße, elegante Hochzeitsschuhe. Außerdem lange Reifenohrringe. Sie war überhaupt nicht geschminkt.
„Wow! Du siehst toll aus.“, lobte ihre Schwester Marit sie. „Colin wird Augen machen.“ Normalerweise war ihre Schwester Marit eher sachlich veranlagt, aber heute konnte selbst sie ihr Staunen nicht verbergen.
Nike lächelte. „Ja, das glaube ich auch.“
„Bist du so weit?“, fragte ihre Mutter Rebecca sie.
„Ja.“ Und ob sie so weit war.
„Dann lass uns gehen.“, schlug Rebecca vor.
„Oh ja.“ Ihr Herz klopfte wie wild als sie die Treppe runter ging. Nike zitterte sogar leicht. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Die Trauung würde im Schlosshof stattfinden. So hatte es sich das Brautpaar gewünscht. Nike hatte immer noch Angst davor, dass Colin nein sagen würde obwohl sie ja wusste, dass das Quatsch war. Sie war froh als sie endlich im Hof ankam. Es war Winter, aber sie fror nicht. Sie konnte sich gegen die Kälte schützen. Und dann sah Nike Colin. Ihr Herz sprang vor Freude auf. Er wartete am Altar auf sie und sah so toll aus. So unglaublich gut. Seine langen Haare trug er offen. Sie warne ordentlich gestylt. Er trug einen weißen Anzug mit einer roten Krawatte dazu. Seine grünen Augen strahlten sie an.
Die Musik setzte an. Colin lächelte sie an und sie ging langsam auf den Altar zu. Als sie dort angekommen war nahm Colin ihre Hand in seine.
„Liebes Brautpaar, liebe Gäste.“, eröffnete der Pastor die Messe. „Wir wollen heute dieses wunderbare Paar trauen und ihr sollt die Zeugen dazu sein. Vor mir liegt der weiße Stein der Hoffnung, auf dem das Brautpaar nun die Hand legen sollte.“ Nike und Colin taten was ihnen gesagt wurde.
„Schön, schön.“, nickte der Priester. Er räusperte sich und fragte dann. „Nike Maja Elina von Feenburg. Möchtest du diesen Mann lieben und ehren und für ihn da sein bis dass der Tot euch scheidet?“
Nikes Herz hatte ein Turboklopfen eingelegt. „Ja, das will ich.“
Der Priester nickte und fuhr fort. „Und Colin Vonjas. Willst du Nike zu deiner Frau nehmen, sie lieben und ehren und für sie da sein so lange du lebst?“
Er holte tief Luft und antwortete. „Ja, das will ich.“
„Schön, schön.“ Wider nickte der Pastor. „Ihr wisst, dass ihr gerade einen Schwur geleistet habt. Wenn ihr den bricht kostet euch das euer Leben. Seid ihr euch wirklich sicher?“
„Ja.“, sagten beide wie aus einem Munde. Bunte Lichter leuchteten plötzlich auf wie Feuerwerk, aber es war kein Feuerwerk. Ihr Schwur war angenommen worden.
„Hiermit seid ihr Mann und Frau.“, erklärte der Priester. „Sie dürfen....“ Weiter kam er nicht. Plötzlich erklangen Schreie von der Menge aus. Nike und Colin drehten sich um. Es war nichts zu sehen, doch einige Leute waren mit Blut bespritzt. Vor Nikes Füßen lag plötzlich ein Zettel. Nike hob ihn hoch und las:

Das ist mein Geschenk an dich, große Schwester. Werde glücklich mit deinem Mann. Siehe es als so eine Art Wahnung an. L.

Nike sah fassungslos auf den Zettel. Der Brief war von Laurine. Was hatte sich ihre Schwester dabei gedacht ihre Hochzeitsgäste so zu erschrecken? Nike wollte gerade die Menge beruhigen als sie bemerkte, dass die Hälfte schon gegangen war, nein gerannt, und die andere Hälfte war gerade dabei zu rennen. Nike hatte keine Kraft die Leute zusammen zu halten Sie war einem Nervenzusammenbruch nahe. Sie hatte so schön feiern wollen und jetzt waren ihre Gäste fort. Sie brach in Tränen aus.
Colin eilte sofort an ihre Seite um sie zu beruhigen. „Süße, das ist doch gar nicht so schlimm. Dann feiern wir halt nur mit der Familie. Das ist doch auch viel besser. Die Hälfte der Leute kannten wir doch eh kaum.“
„Sie hat alles verdorben.“ Nike schüttelte heftig mit dem Kopf. „Sie hat meine Hochzeit verdorben. Dafür wird sie bezahlen.“ Das klang jetzt eher bedrohlich.
„Schatz, du stehst unter Schock. Lass uns reingehen.“ Doch an feiern war nicht mehr zu denken. Nike kuschelte sich eng an Colin. Colin versuchte sie so gut es ging zu trösten.


Kapitel 10

Rosanna war gerade auf dem Weg zu den Stellen als der Angriff begann. Eine Fee stürmte mit zehn Kriegern auf das Schloss zu. Rosanna war nah genug bei den Stellen um unbemerkt dorthin zu kommen. Zu ihrer Überraschung war William dort. Angsterfüllt sah er sie an.
„Was ist hier los?“, fragte er sie.
„Ich weiß nicht. Aber wir sollen lieber in Deckung gehen. Komm! Sie nahm seine Hand und wollte sich mit ihm hinter den Tieren verstecken. So weit kamen sie nicht. Ein Schuss kam auf sie zu und nur mit Hilfe von Feenmagie konnte sie sich und William retten. Dann warf sie William praktisch auf den Boden und legte sich auf ihn.
„Du hast nicht viel Erfahrung mit Magie und Kampf, oder?“, fragte sie ihn.
„Nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf. Als er ihn anheben wollte drückte sie ihn wieder runter.
„Unten bleiben.“, riet sie ihm.
Tatsächlich kam noch mal ein Schuss. Rosanna hatte Williams Kopf gerade rechtzeitig runter gedrückt. Mit normalen Schusswaffen konnte man Elfen und Feen zwar nicht töten, aber mit magischen schon. Rosanna wartete noch eine Weile nachdem sie nichts mehr hörte und ging dann von William runter. Sie setzten sich auf einen Stein. Ihr Kleid war voller Schmutz und auch William war schmutzig. Das machte ihn aber irgendwie nur noch attraktiver.
„Du hast mir das Leben gerettet.“, bemerkte er nun.
„Gern geschehen.“ Sie lächelte ihn an. „Vielleicht sollten wir noch eine Weile bleiben. Nur zur Sicherheit.“
Er nickte.
„Du bist schüchtern, oder?“, stellte sie fest.
„Ja.“
„Das ist okay.“, fand sie. „Schüchtern zu sein ist keine schlechte Eigenschaft.“
„Aber nervig.“
Sie warteten noch ca. eine halbe Stunde ab. Dann gingen sie nach draußen. Dort wartete eine Überraschung auf sie.

Laurine hörte zuerst die Schreie. Irgendetwas stimmte hier gar nicht. Alarmiert ging sie in den Gang. Hier herrschte Chaos. Leute liefen ohne Plan durch die Gegend als würden sie vor Jemanden davon laufen. Und dann sah Laurine sie. In einem schwarzen Lederkostüm. Die glatten hellblonden Haare hatte sie zu einem Knoten zusammen gesteckt. Nike!
„Hallo Schwester. Es freut mich dich zu sehen.“ Alles an diesem Satz klang falsch.
„Was willst du hier?“, fragte Laurine verwirrt.
„Glaubst du ich lasse es lange auf mir sitzen, dass du meine Hochzeit ruiniert hast?“, fragte Nike sauer.
„Ich soll was?“, fragte Laurine jetzt noch irritierter.
„Tu doch nicht so! Du hast meine Hochzeit versaut. Mit irgendwas blutigen und einer Nachricht für mich.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Was weiß ich.“ Nike sah sie feindselig an. Dann tauchte Emil auf.
„Gibt es ein Problem?“, fragte er.
„Nein, wieso denn? Deine reizende Frau hat meine Hochzeit ruiniert, aber keine Sorge. Es ist alles okay. Wie gefällt dir das?“ Nike lächelte und zog ihre magische Waffe. Sie zielte damit auf Emil. Er sackte sofort zusammen. „Ups, jetzt wird dein kleiner Liebhaber wohl sterben.“
„Nein.“, rief Laurine. Nicht Emil. Er durfte nicht sterben.
Bevor Laurine sich um Emil kümmern konnte griff Nike sie an. Laurine drehte sich ein wenig zu spät um und bekam Nikes Faust ins Gesicht. Laurine wehrte sich. Ein wilder Kampf begann. Laurine versuchte ihre Schwester zu würgen und zu schlagen. Nike kratzte Laurine stattdessen ins Gesicht und dann kam die Magie hinzu. Macht strahlte aus ihren Körpern heraus. Wassermassen und Feuer wurden gegeneinander eingesetzt. Sie kämpften bis zur Erschöpfung und dann fühlte sie es. Sie spürte Emil nicht mehr obwohl er in ihrer Nähe sein musste. Doch er war fort. Das konnte nur eines bedeuten und dann war ihr alles egal. Etwas in ihr zerbrach. Sie verteidigte sich nicht mehr. Sie ließ Nike machen was sie wollte. Ohne Emil machte ihr Leben keinen Sinn mehr. Ohne ihn war alles in ihr leer.
„Du gibt’s so einfach auf? Das hätte ich nicht von dir gedacht.“, höhnte Nike.
„Du hast meinem Mann getötet. Dann kannst du auch genauso gut mich töten.“, antwortete Laurine gleichgültig.
„Ich könnte es, ja. Aber eigentlich liegt das gar nicht in meinem Sinn.“, stellte Laurine fest. „Ich könnte dich stattdessen verbannen.“
Laurine sagte nichts. Wäre Emil noch am Leben hätte sie alles dafür gegeben um ihr Amt zu behalten, aber jetzt wollte sie nur noch sterben.
Plötzlich erschien ihre Mutter zwischen ihnen. Sie sah sich um und dann sah sie die Schwestern an. „Seid ihr verrückt geworden? Was tut ihr hier?“
„Laurine hat mir meine Hochzeit ruiniert. Ich bin hergekommen um mich zu rechen.“, verteidigte sich Nike.
„Nike hat meinen Mann getötet.“, erklärte Laurine teilnahmslos.
„Du hast was?“, fuhr Rebecca ihre Tochter an und sah sich nach ihrem Schwiegersohn um. Sie entdeckte ihn und wusste sofort, dass er nicht mehr zu retten war.
„Nike, verdammt! Was soll das?“ Rebecca war richtig sauer.
„Das war keine Absicht.“, schwor Nike, „Ich wollte mich nur rechen.“
„Ich wusste nicht mal, dass du heiratest.“, war Laurines Kommentar dazu.
„Sie sagt die Wahrheit. Während du hier nämlich solchen Unsinn machst hab ich Nachforschungen angestellt. Der Brief, den du bekommen hast, war gefälscht. Ein gewisser Jaden wollte Chaos verbreiten. Er war der Freund von Samuels Schwester Svea und konnte ihren Tot nicht verkraften. Jaden wollte genau das hier bewirken.“ Rebecca sah Nike streng an.
Nike sah fassungslos zurück. Sie stotterte. „Laurine, ich wollte das nicht. Wirklich nicht.“
„Glaubst du ich werde dir verzeihen?“ Laurine war den Tränen nahe. „Das kannst du vergessen. Nie mehr.“
Nike schluckte hart. Was hatte sie getan? Sie war so wütend gewesen.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Rebecca ihre Töchter.
„Wir brauchen ein neues Königspaar.“, fand Nike.
„Stimmt und am besten keine Feen.“, nickte Rebecca. „Das ist das Land der Elfen. Also sollte hier auch ein Elfenpaar herrschen.“
„Und mich bringt ihr am besten um.“, bemerkte Laurine nun. „Ohne Emil will ich nicht leben.“
„Nein, Laurine! Du kommst mit uns.“, entschied Rebecca.
„Ich soll mit der da unter einem Dach wohnen?“ Entsetzt sah Laurine Nike an. Niemals! Sie hat meinen Mann getötet.“
„Ich kann deine Wut verstehen.“, versuchte Rebecca ihre Tochter zu trösten. „Aber nur bei uns bist du sicher.“ An Nike gewandt sagte sie. „Bringst du Laurine bitte in unsere Welt? Ich hab hier noch einiges zu erledigen.“
Nur widerwillig ließ sich Laurine von Nike anfassen. Dann waren sie auch schon verschwunden. Rebecca blieb allein zurück. Sie musste sich zunächst um Emil kümmern.


Kapitel 11

Rosanna sah ihre Oma Rebecca vor ihr stehen. Mit offenen Mund starrte sie sie an.
„Was tust du denn hier?“, fragte Rosanna sie als sie ihre Sprache wider gefunden hatte.
„Es sind furchtbare Dinge geschehen. Wer ist dieser junge Mann neben dir?“ Missbilligend sah Rebecca William an.
„Er arbeitet hier.“, beeilte sich Rebecca zu sagen. „Er war im Stall als ich nach den Tieren sehen wollte. Dann fielen Schüsse und William hat mir das Leben gerettet indem er mich auf den Boden warf. Hätte er mich nicht geschubst....“ Das würde zumindest ihre schmutzigen Kleider erklären auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach.
„Nun denn...“, sagte Rebecca, die offensichtlich nicht ganz überzeugt von der Version der Ereignisse war. Das war unter anderem auch der Fall, weil William Rosanna verwirrt ansah.
„Am besten gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.“, wies Rebecca William an. „Rose, du kommst mit mir.“
Bedauernd sah Rosanna William hinterher als dieser nickte und verschwand. Rosanna folgte ihrer Oma. Im Versammlungsraum setzten sie sich an einen Tisch.
„Was ist passiert?“, wollte Rosanna wissen.
„Meine Tochter Nike, also deine Tante, hat geheiratet. Als die Trauung vorbei war und das Brautpaar sich küssen sollte hörten wir Schreie. Dann lag vor Nikes Füßen eine Nachricht. Sie dachte ihre Schwester Laurine hätte ihr die Nachricht geschickt und wäre für das Chaos verantwortlich. Nike war sehr sauer und so ist sie hier her gekommen. Sie hat die Schüsse abgefeuert. Außerdem hat sie mit Laurine gekämpft und Emil getötet. Jetzt sind Laurine und Nike im Feenreich. Im wirklichen Feenreich meine ich. Es stellte sich heraus, dass die Nachricht ein gewisser Jaden geschrieben hat. Er hat sie gefälscht. Er war damals der Freund von deiner Tante Svea und hat ihren Tot nicht verkraftet.“, berichtete Rebecca ihr.
Fassungslos sah Rosanna ihre Tante an. „Emil ist tot?“
„Ja.“, nickte Rebecca. „Laurine ist ziemlich fertig gewesen. Emil hat ihr alles bedeutet. Ich möchte, dass du von hier verschwindest, Rosanna. Chrispin ist schon auf dem Weg hierher um dich abzuholen. Ich muss ein neues Königspaar finden und ich hab das Gefühl, dass Jaden noch ein mal angreifen wird. Ich will dich in Sicherheit wissen.“
Rosanna war entsetzt. „Aber ich kann nicht gehen und ich will auch gar nicht.“
„Du musst gehen. Ich diskutiere in diesem Fall nicht mit dir, Rosanna.“
Rosanna dachte an William und an sich selbst. Wenn Laurine fort war und Emil tot würde sie hier nichts erreichen.
„Na gut, ich gehe.“, versprach Rosanna ihr. „Aber du musst mir versprechen, dass William seinen Job behält. Sonst gehe ich.“
„Dir liegt viel an diesem Jungen, oder?“, fragte Rebecca sie.
Rosanna schwieg.
„Du bist wie deine Mutter. Du strebst nach dem Verbotenen.“, stellte Rebecca fest. „Dir ist doch hoffentlich klar, dass Emil und Laurine nie zugelassen hätten, dass aus euch was wird.“
„Ich kenne ihn kaum.“, wich Rosanna ihr aus. „Ich will nur, dass er seinen Job behält.“
„Na gut. Er wird ihn behalten und du wirst gehen.“, stimmte Rebecca nun zu.
Rosanna nickte widerwillig. Sie würde William nie wieder sehen, aber er würde wenigstens seinen Job behalten.

Rosanna suchte William auf. Sie ging erst zu den Ställen und dort fand sie ihn auch tatsächlich. Er fütterte die Tiere und sah extrem verwirrt aus.
„William?“, fragte sie zaghaft.
Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. „Warum hast du das getan?“
„Was?“, fragte sie.
„Warum hast du gesagt ich hätte dein Leben gerettet? Das stimmt doch gar nicht. Du hast meins gerettet.“
„Ich wollte nicht, dass meine Großmutter was falsches denkt. Ich mag dich, William.“, erklärte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Deine Großmutter? Laurines Mutter?“
„Ja.“
„Was tut sie hier?“ Er wusste, dass es ihn nichts anging. Er war nur ein einfacher Arbeiter, aber er musste einfach fragen.
Rosanna zögerte. „Ich weiß nicht ob ich dir das sagen darf, aber die... die Königin ist weg und der König ist... er ist tot.“
„Was?“, fragte William entsetzt.
„Ich muss weg, William. „Mein Onkel holt mich ab. Ich bin hier nicht sicher.“ Sie sah ihn ernst an. Er ließ die Schultern hängen. „Aber deinen Job behältst du auf jeden Fall, keine Sorge“
„Warum erzählst du mir das alles?“, fragte er.
„Weil ich dich gern hab und weil ich denke, dass du das wissen solltest.“, antwortete sie. „Ich muss jetzt auch los.“
„Auf Widersehen.“
Sie rannte zum Schloss. Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah.

Rosanna freute sich als sie Chrispin sah. Sie hatte ihren Onkel vermisst. Besorgt sah er Rosanna an und fragte. „Alles in Ordnung?“
„Ja.“, nickte sie und lächelte. Dann warf sie sich ihm in die Arme. „Ich hab dich so vermisst, Chrispin.“
„Ich hab dich auch vermisst.“
Sie lächelte ihn schwach an.
Plötzlich stand Rebecca vor ihnen. „Ist deine Tasche schon gepackt?“, fragte sie.
„Ja.“
„Gut, ich werde Jemanden holen der sie dir bringt. Gehen wir so lange in den Audienzraum?“
„Natürlich.“ Sie gingen in den Raum und setzten sich.
„Was haben Sie jetzt vor?“, fragte Chrispin nun.
„Wenn ich richtig liege bist du mein Schwiegersohn. Also wäre ein du doch angebrachter, oder?“, bot sie ihm jetzt an.
„Gut, also du.“
„Ich werde ein neues Königspaar für das Schloss finden. Aber ein elfisches, dass in der Lage ist das Schloss sehr gut zu verteidigen.“, erklärte sie. „Vielleicht war Laurine nicht die beste Wahl, aber so lautete unser Gesetz.
„Du denkst es wird einen neuen Angriff geben?“, erkundigte sich Chrispin.
„Mit Sicherheit.“ Rebecca ließ keinen Zweifel zu.
Chrispin nickte gedankenverloren. Rosanna wusste, dass er sich Sorgen machte. Dann kam Rosannas Gepäck. Rebecca begleitete sie zur Kutsche. Dort verabschiedeten sie sich voneinander.
Zu Chrispin sagte Rebecca. „Vielen Dank, dass du dich die ganze Zeit um Rosanna gekümmert hast und dass du dich auch weiterhin um sie kümmerst.“
„Das ist doch selbstverständlich. Rosanna ist ein tolles Mädchen und Samuel war mein bester Freund.“ Immer wenn Chrispin von Samuel sprach brach es Rosanna das Herz. Er war dann immer so traurig. Dabei konnte Rosanna an ihrem Vater nichts besonderes finden.
„Trotzdem danke.“ Sie lächelte Chrispin noch ein mal an, dann wandte sie sich an Rosanna. „Rose, versprich mir, dass du weiter fleißig Magie übst und auf dich aufpasst.“
„Natürlich Grandma.“, versprach sie. „Und denk du an dein Versprechen bezüglich William.“
„Ich werde es halten.“, versprach Rebecca und umarmte die beiden. Dann stiegen Chrispin und Rosanna in die Kutsche. Rosanna ahnte nicht, dass William die ganze Zeit in der Nähe gestanden hatte und sie beobachtete hatte.
In der Kutsche fragte Chrispin. „Was ist das für ein Versprechen und wer ist William?“
„Niemand. Nur ein Bekannter. Er ist nicht wichtig.“, wich Rosanna ihm aus. Chrispin sollte es nie erfahren.


Teil 2 117 Jahre später


Kapitel 12

Rosanna lebte jetzt gut 75 km vom Elfenschloss entfernt. Sie wurde dieses Jahr 147 Jahre alt. Dina und Chrispin waren längst gestorben. Dina hatte eine unheilbare Krankheit gehabt und Chrispin hatte sich das Leben genommen nachdem sie gestorben war, weil er ohne sie nicht mehr leben wollte. Rosanna vermisste die beiden Ihr Tot war tragisch gewesen, aber sie hatten ein erfülltes Leben gehabt. Daran hielt Rosanna fest.
Es hatte tatsächlich einen zweiten Anschlag auf das Schloss gegeben. Doch das neue Königspaar, zwei Elfen namens Elke und Dustin, waren stark gewesen und hatten die Angreifer überlebt. Der Angreifer Justin war dabei ums Leben gekommen. Ihre Großmutter hatte Rosanna seit dem Abschied vom Feenschloss nicht mehr gesehen.
Rosanna wollte nach 117 Jahren eine erneute Reise zum Feenschloss unternehmen. Es hieß, dass Elke schwanger sei und Rosanna wollte bei der Geburt dabei sein. Außerdem hoffte sie ein klein bisschen darauf William wieder zu sehen. Auch wenn das sehr unwahrscheinlich war und vermutlich auch sehr naiv. Vermutlich hatte er sowieso schon längst eine eigene Familie. Aber die ganzen Jahre über war er ihr nicht aus den Kopf gegangen und Rosanna wollte zumindest sehen wie es ihm ging.
Rosanna wusste noch nicht wie sie diesmal eine Arbeitsstelle im Schloss bekommen sollte. Emil war tot. Er hätte ihr geholfen. William arbeitete vermutlich auch nicht mehr dort.
Rosanna hätte gerne ihre Großmutter gefragt, aber die hatte sie auch seit 117 Jahren nicht mehr gesehen.
Also machte sie sich alleine auf den Weg. Es würde fünf Tage dauern und sie würde in einem Zelt schlafen müssen, aber das war schon in Ordnung. Rosanna hatte hier keine Freunde. Also hielt sie auch nichts hier. Sie war zum größten Teil alleine.
Auch diesmal hatte sie nur eine Reisetasche dabei, die sie trug. Mehr brauchte sie nicht.
Der erste Tag verlief problemlos. Die Sonne schien und sie lief über Wiesen und Felder. Sie sah Niemanden. Der zweite Tag war eher wolkig. Sie begegnete immer noch Niemanden. Am dritten Tag regnete es. Sie musste sich viel unter stellen. Am vierten Tag begegnete sie einem Mann, der unheimlich aussah. Er fragte sie nach dem Weg. Am fünften Tag kam sie im Schloss an. Es wirkte noch größer als sie es in Erinnerung gehabt hatte. Es hatte mehr Türme bekommen. Die Ställe waren nicht mehr an dem Platz an dem sie früher waren. Sie ging auf das Schloss zu und klopfte an das Tor.
William öffnete ihr schon mal nicht sondern eine zierliche Frau mit einer Hexennase.
„Kann ich was für Sie tun?“, fragte sie.
„Ist die Königin oder der König da?“, fragte sie zurück.
„Ich bedaure, aber die beiden sind in einem wichtigen Gespräch.“, entschuldigte sie sich.
„Ich habe früher schon mal hier gewohnt.“, erzählte Rosanna nun. „Kann ich irgendwo warten? Ich muss wirklich mit dem Königspaar sprechen.“
„Können Sie beweisen, dass Sie hier gewohnt haben?“, erkundigte sich die Frau. „Wie ist Ihr Name?“
„Ich nehme an ein William arbeitet nicht mehr hier?“, wollte Rosanna wissen.
„Der Name sagt mir nichts und ich kenne alle Personen, die hier arbeiten mit Namen.“, erklärte sie stolz.
Wäre ja auch zu schön gewesen! Rosanna überlegte. „Eine Kathleen arbeitet hier auch nicht mehr, oder? Sie war früher meine Hofdame.“
„Arbeiten tut sie wohl nicht mehr, aber sie wohnt hier.“
Kathleen lebte noch? Das wunderte Rosanna. „Kann ich sie sehen?“
„Sie ist sehr verwirrt, Mam. Normalerweise besucht sie Niemand.“ Die Frau zuckte mit den Achseln.
„Ich würde sie dennoch gerne sehen.“, beharrte Rosanna. „Sie war früher meine Hofdame wie gesagt. Vielleicht kennt sie mich ja noch.“
„Na gut.“, gab die Frau nun nach und bat sie endlich rein. Sie führte Rosanna nach oben. Zu ihrem Erstaunen in ihr altes Zimmer. Dort lag Kathleen und hatte die Augen geschlossen. Wenn sie damals schon alt ausgesehen hatte, sah sie jetzt mindestens dreifach so alt aus.
„Kathy, sind Sie wach?“, fragte ihre Begleiterin sie.
Kathleen machte die Augen auf. „Ja.“
„Sie haben Besuch.“, erklärte die Frau.
Rosanna trat näher an Kathleens Bett. „Rosanna sind Sie das?“
„Ja, Kathleen. Ich bin es.“ Sie lächelte Kathleen an.
Kathleen lächelte. „Was tun Sie hier?“
Als Rosannas Begleiterin davon überzeugt war, dass sie sich wirklich kannten, ging sie.
Rosanna setzte sich zu ihr ans Bett. „Ich wollte einen Job haben.“
„Haben Sie denn noch nichts aus dem letzten Mal gelernt?“, tadelte Kathleen sie.
„Diesmal ist es anders.“, beharrte Rosanna. Dann zögerte sie bevor sie hinzu fügte. „Und außerdem möchte ich wissen wo William steckt. Er arbeitet hier oder hat hier mal gearbeitet. Sie können sich nicht zufällig an ihn erinnern, oder?“
„Ich erinnere mich an den jungen Mann.“, bestätigte Kathleen. „Es ist lange her, dass ich ihn zuletzt gesehen hab. Ca. achtzig Jahre. Er hat den Job hier aufgegeben als seine Mutter gestorben ist. Sie war alt und krank und William war ihr einziges Kind soweit ich weiß.“
Rosannas Hoffnung schwand. Er war sicherlich schon fort. „Wohnt er noch hier?“
„Nein.“, antwortete sie. „Er ist damals weggezogen. Er wollte mit allem abschließen glaube ich. Ein neues Leben anfangen oder so. Er ist nach Brighting gezogen glaub ich. Das ist ca. zwei Stunden von hier entfernt. Aber das war vor achtzig Jahren. Das heißt nicht, dass er da heute auch noch ist.“
Rosannas ungutes Gefühl wurde immer schlechter. Ein neues Leben anfangen. Das klang nicht gut. Vielleicht hatte er ja schon eine Familie. Aber warum mochte ihr das überhaupt was aus? Sie kannte ihn ja nicht mal wirklich.
„Danke, sie haben mir sehr geholfen.“ Verwirrt sah Kathleen sie an. Aber warum denken die Leute hier sie seien verwirrt? Sie wissen doch noch was vor hundert Jahren geschehen ist.“
„Ich liege im Sterben, Rosanna. Damit will ich Sie nicht belügen. Manchmal habe ich sehr klare Tage und manchmal eher weniger Tage. Heute ist ein sehr klarer Tag.“, erklärte sie. „Wofür ich übrigens sehr dankbar bin, weil ich Sie dadurch noch mal sehen konnte.“
„Sie hatten ein langes Leben. Ich meine sie haben ein langes Leben.“, begann Rosanna.
„Ich weiß was Sie sagen wollen.“, unterbrach Kathleen sie. „Wie konnte ich so lange leben? Ehrlich gesagt habe ich auf Sie gewartet, Rosanna. Vielleicht habe ich sogar gespürt, dass Sie heute kommen würden. Vielleicht bin ich deshalb heute so klar. Sie sind mir in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen, Rosanna. Ich wusste Sie würden kommen. Allein schon wegen dem jungen Mann. Ich habe sie ein mal zusammen gesehen, Rosanna. Ich habe gespürt wie es zwischen Ihnen geknistert hat. Rosanna glauben sie mir, bei ihm war es genauso. Ich hatte ihn vorher noch nie so gesehen und ich habe ihn schon vor ihnen öfter gesehen. Wenn Sie meinen Rat hören wollen: Suchen Sie ihn statt hier zu leben und zu arbeiten. Glauben Sie mir. Es lohnt sich. Ich wünsche Ihnen alles gute, Rosanna. Sie haben es sich verdient.“
Rosanna wusste, dass das ihre Abschlussrede gewesen war. Das machte sie traurig. Sie weinte sogar. Kathleen schloss die Augen und schlief für immer. Rosanna wusste nicht wie sie aus dem Zimmer geschweige denn aus dem Schloss raus gekommen war. Sie lief blind vor Tränen aus dem Schlosshof und machte erst Halt als sie schon längst aus der Nähe des Schlosses entfernt war.
„Ich werde Will finden.“, versprach sie der toten Kathleen. Sie wusste nur noch nicht wie sie nach Brighting kommen sollte. Sie konnte nur eine Kutsche nehmen. Zu Fuß würde es Ewigkeiten dauern.


Kapitel 13

Rosanna hatte tatsächlich eine Kutsche gefunden, die sie nach Brighting gebracht hatte. Sie war jetzt in der Stadt, aber wie um Himmels Willen sollte sie hier William finden? Dann fiel ihr ein, dass sie ja nicht mal seinen Nachnamen kannte. Es war aussichtslos.
Dennoch suchte sie sich ein Gasthaus, indem sie übernachten konnte. Die Wirtin zeigte ihr das Zimmer. Sie bezahlte sie eine Woche im Voraus und fragte sie bevor sie ging. „Kennen Sie einen William?“ Sie beschrieb ihn wie sie ihn in Erinnerung hatte, doch das half natürlich nicht viel. Ohne Nachnamen konnte die Wirtin ihr nicht viel sagen. Vermutlich sah William jetzt sowieso schon ganz anders aus und hatte die Haare kurz oder so. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er immer noch so aussah wie damals.
Sie ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Wie konnte sie William bloß finden? Rosanna sah sich im Zimmer um. Es war klein, aber gemütlich. Die Wände waren aus Holz, genau wie das Bett, der Schrank, der Schreibtisch und der Stuhl. Die Fenster waren auf der Seite des Innenhofes.
Aber sie musste sich anderen Problemen widmen. Wie sollte sie William finden?
Eine Woche suchte sie vergebens nach ihm. Sie fragte alle Leute, die sie traf. Aber Niemand hatte ihn gesehen oder wusste wer er war. Dann sah sie das Schild. Jemand wollte sein Haus verkaufen und dieser Jemand hieß Bryce. War das ihr William? So unwahrscheinlich es auch war. Sie musste an dem Gedanken festhalten. Sie notierte die Adresse und suchte das Haus auf. Es war ziemlich außerhalb und wunderschön. Es war ein altmodisches Haus aus Holz mit Fenstern auf jeder Seite und einem wunderschönen Garten hinterm Haus. Das ließ sich von hier schon erkennen. Es sah aus wie ein Familienhaus.
Rosanna klopfte an die Tür. Es tat sich nichts. Sie klopfte noch ein mal und noch ein mal. Es schien Niemand zu Hause zu sein. Rosanna seufzte und setzte sich auf die Verandastufen. Und dann wurde sie müde und schlief ein.

Als sie wieder aufwachte stand ein fremder Mann vor ihr. Er war mit Sicherheit nicht ihr William, aber vielleicht war er der William, der zu diesem Haus gehörte. Ihre Enttäuschung sah man ihr mit Sicherheit an.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Mann mit den lockigen dunklen Haaren und den blauen Augen sie.
„Ich hab gehört das Haus soll verkauft werden. Ich würde es mir gern ansehen. Der Besitzer war nicht da. Also hab ich mich hier hingesetzt und bin wohl eingeschlafen.“ Fast entschuldigend sah sie den Mann an und stand auf. Wie peinlich.
„Das ist doch kein Problem.“, versicherte er ihr. „William ist für eine paar Tage verreist. Ich sehe ab und zu nach dem Haus. Ich bin Moritz Melek.“, erklärte der Mann ihr.
Rosanna begriff erst einige Momente später was der Mann da gesagt hatte. „Sie sind nicht William?“
„Nein, warum?“
Statt zu antworten fragte sie. „Sie wissen nicht zufällig ob dieser William mal im Feenschloss gearbeitet hat, oder?“
„Doch hat er.“, nickte der Mann. „Er hat es mir selbst erzählt.“
Rosannas Herz schlug schneller. War das wirklich ihr William hier? Sie konnte es ja noch nicht wirklich glauben.
„Aber warum fragen Sie? Ich dachte Sie interessieren sich für das Haus?“, wunderte sich Moritz.
„Nun ja. Ich glaube er ist ein alter Bekannter von mir.“, gestand sie ihm.
„Oh.“
„Ja, aber wir haben uns wirklich lange nicht mehr gesehen.“
„Möchten Sie das Haus sehen? Ich mein Besichtigungen werden ja eh gemacht. Also hätte William bestimmt nichts dagegen.“
Rosanna zögerte. Sie würde zu gern sehen wie William lebte, aber irgendwas sagte ihr, dass das nicht richtig sei. William machte Besichtigungen, weil er das Haus verkaufen wollte. Deshalb hatte noch lange Niemand ein Recht in sein Haus einzudringen.
„Nein.“ Entschieden schüttelte sie mit dem Kopf. „Ich würde ihm aber gerne eine Nachricht hinterlassen.“
„Das ist bestimmt machbar.“ Moritz lächelte.


Kapitel 14

William kam nach Hause und legte seine Reisetasche auf das Sofa. Er hatte es tatsächlich zu etwas gebracht. Er war Maler und verkaufte erfolgreich seine Werke. Dadurch konnte er sich dieses wunderbare Haus leisten. Eigentlich wollte er nicht verkaufen, aber das Haus war einfach zu groß für ihn.
Als seine Mutter gestorben war, war eine Welt für ihn zusammen gebrochen. Er hatte gewusst, dass er fortziehen musste um ein neues Leben zu beginnen.
Es hatte keine Frauen gegeben trotz seines guten Aussehens. Er war weiterhin total unerfahren was das anging. Plötzlich entdeckte er den Zettel auf der Küchentheke. Er nahm ihn und las:

Lieber William,
ich glaube wir kennen uns noch von früher. Wir lernten uns damals im Feenschloss kennen. Ich war wieder dort. Meine Hofdame Kathleen hat noch gelebt. Sie konnte sich noch an dich erinnern und hat mir erzählt, dass du vor ca. achtzig Jahren hierher gezogen bist. Sie hat mir geraten dich zu suchen. Nun ja. Jetzt bin ich hier. Dein Bekannter Tristan hat mir angeboten dein Haus zu besichtigen. Es schien mir irgendwie nicht richtig. Na ja. Ich bin im Gasthof Rool. Vielleicht hast du ja Lust vorbei zu kommen um dich zu überzeugen ob wir uns wirklich kennen. Wenn nicht wäre das sehr schade, aber in diesem Fall: Hinterlass mir einfach eine Nachricht, damit ich Bescheid weiß. Ich hoffe so sehr, dass du der William bist, den ich kenne und ich hoffe auch, dass du dich schnell meldest.
Bis bald. R.

R. Dieser kleine Buchstabe rief Gefühle in ihm her, die nie vergessen worden waren und deshalb jetzt umso stärker waren. R. könnte natürlich auch Rebecca heißen. Er glaubte aber eher, dass Rosanna gemeint war. Aber nach all den Jahren? Könnte das wirklich sein? William musste es heraus finden. Er ging zu der Pension und fragte die Wirtin ob hier eine Rosanna wohnte. Er ärgerte sich darüber, dass er ihren Nachnamen nicht kannte.
Die Wirtin lächelte ihn an. „Sie sind also der Bekannte von dem sie nicht weiß ob Sie es wirklich sind? Sie sagte mir, dass sie kommen könnten und nach ihr fragen könnten.“
„Sieht so aus, ja.“ Irritiert sah er die Wirtin an. „Ist sie da?“
„Sie ist in ihrem Zimmer.“, nickte die Wirtin. „2. Etage, 3. Tür links.“
William war erleichtert. „Vielen Dank.“ Während er die Treppen hoch ging fragte er sich wie es sein würde sie wieder zu sehen. Er klopfte bei ihr an der Tür sobald er dort war. Er war ziemlich aufgeregt.
Rosanna öffnete die Tür und sobald er sie sah kribbelte es in ihm.
„William?“, fragte sie erstaunt.
„Ja.“, antwortete er und sah sie unsicher an. Sie war noch immer so schön wie früher. Ihre dunklen Haare waren ein Stück länger geworden. Sie trug ein blaues Tageskleid, dass ihr sehr gut stand.
„Komm doch rein.“, bat sie ihn.
„Gern.“ Er folgte ihr durch die Tür. Sie bot ihm einen Stuhl an und setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl. Irgendwie war die Situation merkwürdig. Er hatte sie nie außerhalb des Schlosses gesehen.
„Es ist schön dich wieder zu sehen.“, fand sie.
„Das kann ich nur zurück geben.“, lächelte er.
„Ich hab das von deiner Mutter gehört.“, berichtete sie ihm dann. „Das tut mir Leid.“
„Es ist Jahre her. Ich hab es überwunden.“, sagte er. „Aber danke für deine Anteilnahme.“
Sie sahen einander an und sein Herz schlug immer schneller. Selbst nach all den Jahren noch. Eigentlich kannte er sie doch kaum.
„William, ich... Ich weiß eigentlich gar nicht was ich sagen soll. Es ist so toll dich wieder zu sehen. Ich hab immer an dich gedacht. Die ganzen Jahre. Ich weiß wir kennen uns kaum, aber damals im Schloss hab ich was besonderes zwischen uns gespürt. Ich weiß, dass das alles ewig her ist. Ich war wieder im Schloss. Dort traf ich meine alte Hofdame Kathleen. Sie riet mir, dass ich dich suchen sollte und hier bin ich.“
Er überlegte kurz. „Es ist wirklich ewig her. Ich war mir nicht sicher ob du es wirklich warst die mir die Nachricht hinterlassen hat. Es ist wirklich überwältigend dich wieder zu sehen.“
Rosanna lächelte. „Meinst du wir können noch mal von vorn beginnen? So richtig mit Kennen lernen und so.“
„Das wäre eine tolle Idee.“, fand William.
„Also. Warum willst du dein Haus verkaufen?“, fragte Rosanna ihn.
„Es ist zu groß für mich allein. Ich hätte es schon längst tun sollen.“, antwortete er.
„Aber es ist so toll.“ Rosanna sah ihn ernst an.
„Ja, ich trenne mich auch nur ungern davon. Aber es geht nicht anders.“ William sah traurig aus.
„Will. Es tut mir so Leid.“ Sie wollte ihm helfen.
„Ist schon gut. Ich komm damit klar.“
„Das ist es ja gerade. Du kommst mit allen in deinem Leben klar, aber hattest du auch jemals Spaß am Leben?“
„Ich hab Spaß an meinem Beruf.“, erwiderte er.
„Was machst du denn?“, wollte sie nun wissen.
„Ich male Bilder. Damit verdiene ich mein Geld.“
„Das ist doch schon mal ein Anfang.“, fand Rosanna.
„Und was ist mit dir?“, fragte er nun. „Was ist mit deiner Tante und deinem Onkel?“
„Sie sind seit langer Zeit verstorben.“, erzählte Rosanna ihm. „Meine Tante war schwer krank und mein Onkel hat sich umgebracht, weil sie gestorben ist. Er wollte nicht ohne sie leben.“
„Das muss Liebe sein.“, überlegte William.
„Ja.“
„Was machst du denn beruflich?“, war seine nächste Frage.
„Ich habe lange Zeit Magieunterricht gegeben. Bevor ich zum Schloss wollte.“
„Wow.“, staunte er. „Magie hab ich bis heute nicht begriffen.“
Sie schwiegen eine Weile. Dann fragte er. „Willst du mein Haus immer noch sehen?“
„Klar.“
„Wollen wir eine Besichtigung machen?“, schlug er vor.
„Super Idee.“, freute sie sich.


Kapitel 15

Das Haus war auch von innen wunderschön. Die Wände waren aus Holz. Es gab ein riesiges großes Wohnzimmer mit zwei großen Fenstern, einem blauen Sofa was davor stand und ein Wohnzimmertisch aus Holz. Es gab gegenüber des Tisches einen riesigen großen Wohnzimmerschrank ebenfalls aus Holz. Die Küche und das Wohnzimmer lagen in einem Raum. Die Küche war zum größten Teil ebenfalls aus Holz. Nur der Herd nicht. Unten gab es ein Bad.
Oben lagen zwei Räume. Ein Schlafzimmer, dass ebenfalls aus Holz war mit einem Bett, einem Schrank und einem Stuhl. Das Fenster war gegenüber dem Bett. Der andere Raum war sein Atelier. Hier standen Leinwände und Farben herum. Die meisten Bilder waren nur angefangen. Zwei große Fenster spendeten Licht. Auch auf dieser Etage gab es ein Bad.
Als sie wieder unten angekommen waren setzten sie sich auf das Sofa. „William! Dieses Haus ist ein Traum. Willst du es wirklich verkaufen?“
„Es ist zu groß für mich.“ William zuckte mit den Achseln.
„Aber Will!“ Rosanna schüttelte mit dem Kopf. „Dieses Haus... das kannst du nicht einfach verkaufen.“
„Hast du einen anderen Vorschlag?“, fragte er.
„Ich weiß nicht.“, gestand Rosanna unsicher. „Was wäre, wenn zwei Personen in dem Haus leben?“
Er sah sie irritiert an.
„Na ja. Ich mein ja nur.“
„Ich weiß nicht. Ich hatte eigentlich vor von hier weg zu gehen.“
„Oh! Und wohin wolltest du dann?“
„Zum Schloss.“, antwortete er. „Ich wollte fragen ob ich dort was ausstellen darf.
„Oh!“
„Willst du mich begleiten?“, fragte er auf einmal.
„Gern.“

Rosanna konnte es nicht fassen. Sie würde mit William noch einmal zum Schloss gehen. Sie wollten als Pärchen dahin gehen. William wollte Bilder fürs Schloss malen und Rosanna vielleicht Amme oder Hofdame werden. William hatte eine eigene Kutsche gekauft mit der sie zum Schloss fahren konnten. Er war wohlhabender als früher, weil er sein Talent entdeckt hatte. Er malte nicht nur mit Farben sondern verfeinerte die Bilder auch mit Hilfe von Magie.
Rosanna wusste, dass sie ein Doppelzimmer bekommen würden, weil sie sich als Pärchen ausgaben. Das machte aber nichts. Rosannas Herz schlug schneller. Wenn sie daran dachte.
William packte seine letzten Sachen zusammen. In der Kutsche war nicht viel Platz, aber er brauchte ein paar Sachen und er wollte seine Bilder mitnehmen. Sie würden vorne sitzen müssen. Draußen unter Dach. Noch einmal traf sich William mit Moritz, damit der sich um den Verkauf seines Hauses kümmern konnte. Dann aßen William und Rosanna zu Hause zu Abend.
„Das wird bestimmt aufregend.“, überlegte William während er das Stück Rindfleisch verschlang.
„Ja, das glaub ich auch.“, nickte Rosanna. „Ich war ja schon im Schloss. Es ist dort jetzt ganz anders als früher.“
„Ja das glaub ich. Das neue Königspaar, dass jetzt schon so lange herrscht ist sehr gut.“
„Das glaub ich auch. Obwohl König Emils Tot immer noch schmerzvoll ist.“, bemerkte Rosanna.
„Es heißt Königin Laurine sei ziemlich fertig gewesen.“
„Ja. Ich kann nicht sagen, dass ich meine Tante unbedingt mochte, aber sie hat Emil geliebt. Das muss man ihr lassen.“
„Du musst deine Familie sehr vermissen.“, überlegte William nun.
„Ja schon.“ Rosanna zögerte. „Zumindest meine Eltern, Tante Dina und Onkel Chrispin und natürlich auch Tante Marit. Die anderen kenne ich ja nicht wirklich.“


Kapitel 16

Rosanna war froh als sie endlich im Schloss ankamen. Das Mädchen, dass sie zu Kathleen begleitet hatte öffnete ihr nicht die Tür sondern ein anderes. Sie lächelte die beiden an und fragte sie freundlich. „Was kann ich für Euch tun?“
„Ich würde gerne Bilder für das Schloss malen.“, bot William ihr an.
„Ich bringe Sie in den Empfangssaal. Dort wird der König sie dann aufsuchen.“, verkündete die Frau ihnen.
„Vielen Dank.“ William schenkte der Frau eines seiner wunderbaren Lächeln, was Rosanna etwas eifersüchtig machte. Sie konnte es nicht verhindern.
Die Frau brachte sie in das Zimmer. Dann verabschiedete sie sich von ihnen und ging. William wirkte nervös.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie.
„Ja. Ich bin nur etwas nervös.“
„Das brauchst du nicht.“, beruhigte sie ihn. „Du malst sehr gut.“
„Vielen Dank.“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Aber der König muss schon mit dir einer Meinung sein damit es funktionieren soll.“
„Das wird er. Glaub mir.“
In dem Moment kam der König in den Raum. William und Rosanna standen auf um ihn zu begrüßen.
„Guten Tag. Mein Name ist König Dustin.“, stellte sich der König vor.
Rosanna lächelte ihn an. „Freut mich sehr, König Dustin. Ich bin Rosanna.
„Und ich bin William. Ich möchte Bilder für Ihr Schloss malen.“
Rosanna und William schüttelten dem König die Hand.
„Bitte setzten Sie sich doch.“, bot König Dustin ihnen an und sie setzten sich. Der König setzte sich ebenfalls. „Sind die Bilder denn gut.“
„Oh ja. Ich denke schon.“ William klang wieder etwas unsicher.
„Er ist sehr gut.“, meldete sich Rosanna zu Wort und schenkte dem König ihr schönstes Lächeln.
„Kann ich ein paar Werke sehen?“
„Natürlich, Sir.“ William stand auf und zeigte ihm ein paar seiner Werke.
„Die sind wirklich gut.“, lächelte der König. „Ein paar Vorstellungen würden mir da tatsächlich im Kopf rumschweben.
Jetzt wirkte William sehr aufgeregt. „Das wäre toll.“
Rosanna nahm seine Hand in ihre, damit er wieder etwas ruhiger wurde.
Jetzt wandte sich der König an Rosanna. „Und Sie, haben Sie auch ein besonderes Anliegen?“
„Ehrlich gesagt ja.“, antwortete Rosanna. „Ich wollte ebenfalls um einen Job bitten. Vielleicht als Amme oder als Hofdame. Kinder gibt es hier doch bestimmt genug, oder?“
„Ja, die gibt es. Tatsächlich ist meine Frau gerade schwanger und sie steht kurz vor der Geburt. Es wird sich bestimmt ein Platz für Sie finden.“
„Das wäre großartig.“, freute sich auch Rosanna.
„In Ordnung. Dann wird Abby Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen. Wir unterhalten uns später noch mal.“
„Natürlich.“ William räumte seine Werke zusammen und Abby brachte sie auf ihr Zimmer. Das Zimmer war einfach nur wunderschön. Es gab ein riesengroßes Himmelbett wo sie beide genug Platz drin hatten, ein roter Tisch und ein roter Stuhl wo sie sich hinsetzen konnten, ein Kleiderschrank aus Holz und zwei große Fenster, die ihren Blick auf den Garten hatten.
„Wenn Sie noch etwas brauchen geben sie einfach Bescheid.“, informierte Abby sie.
„Ja danke, Abby.“ Abby warf noch ein mal einen Blick auf William und verschwand dann.
„Sie hat ein Auge auf dich geworfen.“, bemerkte Rosanna nicht ohne Eifersucht, die sie aber gut zu verbergen wusste.
„Ich bin nicht interessiert.“, sagte er leichthin und dann. „Oh Gott, wir haben ein eigenes Badezimmer.“ Er sah sich das Badezimmer genauer an und Rosanna lächelte.


Kapitel 17

Rosanna und William lebten sich im Schloss ein. Rosanna war sogar die Hofdame der Königin geworden. William malte und malte. Sie sahen sich eigentlich nur vorm schlafen gehen. Selbst da redeten sie nur wenig miteinander, weil sie Abends so müde waren. Rosanna vermisste William obwohl sie ihn jeden Tag sah.
Noch höchstens fünf Tage. Dann würde die Königin ihr Baby bekommen. Da war sich Rosanna sicher. Sie spürte das irgendwie. Dieses Baby würde wunderschön und stark werden.
Eines Tages kamen Rosanna und William beide früher in ihr Zimmer. Sie waren müde, aber sie redeten noch miteinander.
„Was macht das ungeborene Baby?“, fragte William.
„Es geht ihm gut. Mutter und Kind sind wohlauf und bereit für die Geburt.“, berichtete Rosanna.
„Das ist schön.“, fand William. „Und was sagst du zu der Königin?“
„Elke ist wirklich nett. Sie ist eine gute Königin.“, antwortete Rosanna. „Und was machen deine Bilder?“
„Oh sie sind toll.“, schwärmte William. „Eins ist schon fast fertig. Der König ist begeistert.“
„Und wie ist der König so?“, wollte Rosanna nun wissen.
„Er ist toll. Er ist witzig und er weiß viel über die Welt.“, erklärte er.
Sie schwiegen eine Weile. Dann erklärte Rosanna plötzlich. „Ich vermisse dich, Will. Wir sehen uns praktisch nie.“
„Ich weiß.“ Er sah traurig aus. „Ich vermisse dich auch.“
„Will?“
„Ja?“
„Was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich schon lange liebe?“ Fragend sah sie ihn an.
Er sah sie lange an. Dann sagte er. „Wenn du das ernst meinen würdest, würde ich sagen, dass ich dich auch liebe.“
„Wie lange?“
„Seit unserer ersten Begegnung.“
„Oh Will, das geht mir genauso. Ich wusste ich war schon damals in dich verliebt. Ich hätte alles für dich getan, aber ich sah keine Chance darin, dass wir zusammen sein konnten. Und dann musste ich weg. Es ist mir so schwer gefallen zu gehen, Will. Es ist mir so verdammt schwer gefallen. Meine Oma hat mir keine andere Wahl gelassen.“
„Ich hätte auch nicht gewusst wie wir hätten zusammen können kommen. Ich weiß auch gar nicht ob ich es riskiert hätte. Ich brauchte den Job. Ich brauchte das Geld. Ich war arm. Meine Mutter war krank. Wenn ich den Job verloren hätte...“ Entschuldigend sah er sie an.
„Das ist schon okay.“, versicherte Rosanna ihm. „Ich kann dich verstehen.“
Sie sah ihn lange an bevor sie fortfuhr. „Es gab keinen Tag an dem ich nicht an dich gedacht habe. Du hast mir so gefehlt. Dabei kenne ich dich kaum. Eigentlich ist das total irrsinnig. Und dennoch wusste ich, dass ich dich finden musste. Ich bin nicht nur zum Schloss gekommen bevor ich dich fand um zu arbeiten. Ich wollte dich finden.“
„Oh Rosanna! Ich wollte im Schloss arbeiten. Aber nachdem ich wusste, dass du weg warst und meine Mutter tot wollte ich nicht bleiben. Ich bin umgezogen.“
Sie sahen einander an.
„Ich liebe dich Will, auch wenn ich dich kaum kenne.“, gestand sie.
„Und ich liebe dich, Rose.“ William lächelte.
Ihr Herz klopfte etwas schneller als er bemerkte, dass er das erste Mal Rose zu ihr sagte. Sie lagen in dem großen Bett und kamen sich näher. Umständlich nahm William Rosanna in die Arme. Dann küssten sie sich. Der Kuss war voller Leidenschaft und dennoch zärtlich und vorsichtig. Obwohl sie beide schon über 120 Jahre alt waren hatten sie keine große Erfahrung in der Liebe gemacht. Doch Rosanna wusste, dass sie keinen schöneren Kuss hätte bekommen können.
Als sie sich voneinander lösten kuschelte sich Rosanna in Williams Arme.
„Du hast keine Ahnung wie glücklich du mich machst.“, flüsterte Rosanna.
„Und du machst mich sehr glücklich.“, erwiderte er.
„Jetzt kann uns nichts mehr trennen.“, seufzte Rosanna.
William lächelte.


Kapitel 18

Laurine sprach immer noch nicht mit Nike. Sie hatte Emils Tot noch nicht verkraftet. Nike spürte das jeden Tag. Sie war selbst ziemlich fertig deswegen. Nike konnte ihre Schwester verstehen und ihr auf gar keinen Fall Vorwürfe machen.
Nike ging traurig in ihre Swuiet. Das Schloss war noch größer als das aus der anderen Welt. Es war mit Hilfe von Magie erschaffen worden. Sie und Colin hatten ihre eigene kleine Wohnung im Schloss, genau wie Marit und Richard, Amrei und Patrick (Sie heirateten bald) und Joanna und Laurine.
Nike fand Colin im Wohnzimmer. Er saß auf dem roten Sofa mit einem Buch über die Menschen in der Hand. Nike setzte sich neben ihn.
„Was tust du da?“, erkundigte sie sich obwohl sie es bereits wusste.
„Ich lese dieses Buch. Die Menschen sind so seltsam und so unterentwickelt. Technik ist ihnen unbekannt. Sie wohnen in Lehmhäusern und machen mit Kerzen Licht. Kannst du dir das vorstellen? Ihre Entwicklung geht so langsam voran obwohl sie nur so wenig Zeit haben.“ Kopfschüttelnd sah er sie an.
Nike lachte. „Ach Colin! Sie sind eben anders als wir.“
„Ja.“ Er legte das Buch weg und sah sie an. „Das mit Laurine nimmt dich ganz schön mit, oder?“
„Ja. Ich meine sie ist traurig und ich bin Schuld, weil ich keine Nachforschungen angestellt hab wie meine Mutter.“
„Süße, du warst sauer. Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist, aber ich glaube du leidest zu sehr. Emils Tot ist tragisch und ich weiß, dass du ihn ermordet hast, aber....“ Hilflos sah er sie an. Dann fuhr er fort. „Ich liebe dich, Nike. Das weißt du. In meinen Augen bist du so schön, so wunderschön. Dein Charakter ist da ebenso gemeint wie dein Aussehen. Deine wunderschönen Haare, die die Farbe des Mondes haben, deine wunderschönen Augen, deine...“
„Hör auf!“, unterbrach Nike ihn sanft, aber heftig. „Ich weiß, dass du das tun musst. Du liebst mich. Ich habe furchtbares getan. Du bist mit einer Mörderin zusammen. Wie kannst du mir da noch Komplimente machen?“
„Weil ich dich liebe.“ Er sah sie traurig an. Dieser Blick zerbrach ihr das Herz. Was hatte er nur?
„Und weil ich selbst ein dunkles Geheimnis habe. Wenn du es hörst wirst du mich hassen.“ Jetzt klang er noch trauriger.
Irritiert sah sie ihn an. „Ich werde dich niemals hassen. Ich liebe dich. Was für ein Geheimnis?“
„Oh Gott. Warum hab ich das nur gesagt? Na gut. Jetzt muss ich wohl mit dem Geheimnis heraus rücken.“ Er wurde immer nervöser. „Ich bin kein Feenmann, Nike.“
„Was?“ Nike hatte keine Ahnung was er meinte. „Aber was bist du dann?“
„Ich bin ein Vampir.“, gestand Colin ihr.
„Ein Vampir? Aber was soll das sein?“ Nike war immer verwirrter.
Er holte tief Luft ehe er antwortete. „Ich trinke das Blut der Menschen um mich zu ernähren. Manche Vampire töten die Menschen, aber wir müssen das nicht tun. Ich töte sie nicht. Ich trinke nur ihr Blut. Ich schwöre es. Ich weiß ich hätte das schon vor der Hochzeit sagen müssen, aber ich konnte es nicht. Ich hatte so viel Angst dich zu verlieren.“
Nike schwieg die ersten Minuten. Sie musste erst mal begreifen was er gesagt hatte. Er hatte sie belogen? Ihr Colin? Er hatte sie im Glauben lassen er sei ein Feenmann. Ihr Colin trank das Blut von Menschen? Und dann wurde ihr noch etwas klar.
„Wissen die Feen von den Vampiren?“, wollte sie wissen.
Er ließ den Kopf hängen. „Nein und so soll es auch bleiben. Wir sind nicht so viele und deshalb lassen sich die wenigen Vampire gut überschauen.“
Plötzlich wurde ihr etwas klar. Sie wusste nicht woher, aber sie wusste es einfach. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Du bist schon mal gestorben, oder?“
„Ja, aber ich kann mich kaum noch an meinen Tot erinnern. Nike! Ich weiß das ist schwer zu verstehen, aber ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren.“ Fast flehend sah er sie an.
„Colin, du hast mich belogen.“, stellte Nike fest.
„Ich weiß. Das tut mir wahnsinnig Leid, aber ich hatte keine andere Wahl.“
„Warum hast du nie etwas gesagt?“ Nike war den Tränen nahe.
Er ließ sich noch mehr hängen. Er wartete entmutigt.
„Die Existenz der Vampire sollte geheim bleiben.“, erklärte er dann.
„Und warum erzählst du es mir dann jetzt?“
„Ich wollte es nicht erzählen.“, schwor er. „Aber du hast dich so schlecht gefühlt. Ich wollte nicht, dass du die Einzige bist, die sich schlecht fühlen muss.“
Nike seufzte. „Colin ich kann ohne dich nicht mehr leben. Ich liebe dich so sehr. Ich brauche allerdings Zeit um diese Neuigkeit zu verdauen.“
„Ist okay. Das verstehe ich.“ Er wirkte erleichtert. „Lass dir alle Zeit auf der Welt. Ich werde so lange auf dich warten wie du willst.“
Nike nickte, stand auf und ging in ihr gemeinsames Zimmer. Er wirkte so niedergeschlagen. Sie wusste, dass er sie liebte.


Kapitel 19

Rebecca machte sich Sorgen. Ihrer Familie war so viel Leid widerfahren. Dina, Eulalia und Emil waren schon tot. Wenigstens lebte Rosanna noch. Rebecca beobachtete alles, was im alten Feenreich passierte. Deshalb hatte sie auch gewusst, dass Nike schreckliches geplant hatte. Rebecca hatte auch gewusst, dass Rosanna sich sehr zu William hingezogen fühlte und dass sie eines Tages zusammen kommen würden.
Der Rückzug der Feen war jetzt schon lange her. Das alte Feenreich hatte sich gut entwickelt und das neue Königspaar herrschte gerecht. Sie hatte gut gewählt.
Rebecca liebte Jeremias immer noch so sehr. Seine Taten und seine wundervolle Art waren einfach unglaublich. Sie konnte sich nicht mehr vorstellen ihn am Anfang ihrer Ehe nicht geliebt zu haben. Er war doch so toll und so ehrenhaft.
„Woran denkst du, Liebste?“, riss er sie aus ihren Gedanken.
„Ich frage mich nur ob wir etwas hätten besser machen können.“, erklärte sie.
„Nein.“, sagte er entschieden. „Wir haben alles so gemacht wie wir es für richtig hielten.“
„Schon, aber ich habe dir nicht alles gesagt, Liebster.“
„Was zum Beispiel nicht?“, fragte er.
Sie holte tief Luft. „Das ich Eulalias Tochter geholfen habe zu überleben.“
„Du weißt wo Rosanna ist?“ Erstaunt sah Jeremias seine Frau an.
„Ja, sie ist im Feenschloss und wird bei der Geburt des Babys dabei sein.“, gestand Rebecca ihm.
„Weißt du... Hast du mit ihr gesprochen?“, wollte er wissen.
„Ich hab ihr sogar vor langer Zeit Feenmagie beigebracht.“ Noch ein Geständnis, dass ihr sehr schwer fiel.
„Warum hast du mir nichts davon erzählt? Sie war auch meine Enkelin.“ Er war nicht wütend, aber irgendwie enttäuscht. Sie wusste nicht was schlimmer war.
„Ich liebe dich und ich vertraue dir. Das weißt du. Aber du warst damals so wütend auf Eulalia. Ich konnte nicht wissen wie du reagiert hättest.“
„Du meinst ob ich sie umgebracht hätte.“, verbesserte er.
„Ja.“, gestand sie.
„Sie kann doch nichts dafür was ihre Eltern getan haben. Ich hätte sie gern kennen gelernt.“ Traurig sah er sie an.
„Willst du sie sehen?“, fragte Rebecca.
„Gern.“
„Aber sie weiß nicht, dass du sie sehen kannst.“, warnte sie ihren Mann.
„Ist okay.“, nickte er.
Rebecca ging zu der großen Leinwand, die im Wohnzimmer hing. Sie drückte einen Knopf und darauf erschien Rosanna. Sie half der Königin gerade, die in den Wehen lag.
„Welche ist sie?“, fragte Jeremias, denn dort waren zwei Frauen, die der Königin halfen.
„Die dunkelhaarige, Liebling.“
„Sie ist so schön. Aber sie hat wohl mehr von ihrem Vater als von ihrer Mutter.“, stellte er fest.
„Nur äußerlich. Innerlich ist sie wie ihre Mutter, glaub mir.“
Und dann beobachteten sie die Geburt des kleinen Prinzen.


Kapitel 20

Elke lag in den Wehen und sie waren schlimm. Rosanna konnte nicht begreifen wie man in ihrer Welt mit der Technik so weit fortschreiten konnte, aber nicht mit dem Thema Schwangerschaft. Da hatten selbst die Menschen schon bessere Methoden.
Elke schrie und schrie und die Wehen wurden nur noch schlimmer. Der König war auch im Raum. Er saß neben seiner Frau am Bett und war ganz bleich geworden. Die Hebamme half der Königin so gut es ging. Rosanna unterstützte sie ein wenig.
„Geht das denn nicht schneller?“, fragte Dustin angespannt.
„Dies ist eine Geburt.“, erklärte die Hebamme mit den blonden Haaren sachlich. „Das dauert nun mal langsamer.“
„Aber diese Schreie sind so schlimm.“ Hilflos sah Dustin seine Frau an.
„Dustin.“, japste Elke unter Schmerzen. Mehr konnte sie nicht sagen, aber das war schon genug. In diesem Wort lag so viel Liebe.
Er atmete tief durch und lächelte. Und dann schrie und schrie Elke und Dustin konnte nur hilflos ihre Hand halten.
„Du wirst es schaffen.“, sagte er dann aufmunternd.
Elke schaffte es auch. Die Geburt dauerte noch weitere zwanzig Minuten. Dann erblickte der kleine Junge das erste Mal das Licht der Welt. Die Hebamme wickelte das Baby in Tücher ein und legte es der stolzen Mutter in den Arm.
„Wie soll es denn heißen?“, fragte die Hebamme.
Elke reagierte gar nicht. Sie hatte nur noch Augen für das Baby. Dustin antwortete. „Es soll Noel heißen.“
„Hallo Noel. Willkommen im Leben.“, begrüßte Rosanna das kleine Baby und die Eltern sahen den kleinen glücklich an.
Rosanna betrachtete die kleine Familie eine Weile. Dann ging sie und machte sich auf die Suche nach William.

Rebecca und Jeremias hatten bei der Geburt zugesehen. Ein kleiner Prinz war geboren worden. Auch die beiden betrachteten die kleine Familie eine Weile. Dann stellte Rebecca das Bild ab.
„Der kleine wird das Königshaus verändern.“, bemerkte Jeremias. „Hast du die Macht in ihm gespürt?“
„Ja, er ist schon jetzt sehr mächtig und er ist ein hübsches Baby.“, bestätigte Rebecca.
„Wir brauchen von nun an nicht mehr auf das alte Feenreich Acht geben.“, fand Jeremias.
„Ja, aber wir sollten etwas beeinflussen was aus dem Königsreich wird.“, warf Rebecca ein.
„Aber das liegt doch bei Noel.“ Jeremias sah sie entsetzt an.
„Vielleicht.“, stimmte Rebecca ihm zu. „Aber wir können ja ein wenig nachhelfen. Wir sollten das Königspaar der Sterne in das Reich der Elfen schicken. Sie wissen es noch nicht, aber die Prophezeiung sagt, dass sie eine kleine Tochter bekommen werden.“
Jeremias zuckte mit den Achseln. „Von mir aus. Tu was du nicht lassen kannst.“

William war in seiner Malerwerkstatt wie er es nannte. Einige Werke waren schon fast fertig. Gerade malte er an einem Bild wo das Schloss drauf zu sehen war. Rosanna beobachtete ihn eine Weile beim Malen. Erst als er den Stift aus der Hand legte sprach sie ihn an. „Die sind gut.“
Er erschrak leicht. Dann drehte er sich zu ihr um. „Hey, was machst du denn hier?“
Rosanna lächelte. „Das ganze Königreich ist in Aufruhr und du malst hier gelassen weiter.“
„Was ist passiert?“ Erschrocken sah er sie an.
„Nichts schlimmes auf jeden Fall. Der kleine Prinz ist da.“ Wie um ihre Worte zu unterstreichen begannen die Glocken zu leuten wie bei jeder Geburt im Schloss.
„Oh, das ist ja schön.“, freute sich William. Er hatte sich die Hände sauber gemacht und zog sie gerade in seine Arme. Sie kuschelte sich an ihn.
„Sein Name ist Noel. König Dustin will den kleinen heute Nachmittag bei einer Versammlung zeigen.“
„Das ist doch schön.“ William schien das momentan nicht sonderlich zu interessieren. Er küsste sie nur.


Epilog

Laurine war schick gekleidet in einem braunen Kleid, dass sehr eng angelegt war. Es war Herbstball und Laurine hatte überhaupt keine Lust dazu. Sie vermisste Emil immer noch so sehr.
Sie saß am Rande des Geschehens auf einem roten Sessel. Ihre Schwestern tanzten fröhlich und Joanna war auf der Suche nach einem Partner. Und Laurine? Sie hatte ihre große Liebe verloren. Sie glaubte immer noch ihren Emil in ihren Armen zu spüren.
Schreckliche Gedanken quälten Laurine. Was wäre gewesen, wenn sie Emil nicht mehr gesagt hätte, dass sie ihn liebte? Wenn sie im Streit auseinander gegangen wären. Laurine konnte diese Gedanken einfach nicht ertragen.
Marit gesellte sich zu ihr. „Alles okay?“
Laurine schüttelte mit dem Kopf. Sie hatte sich angewöhnt nicht mehr zu reden. Mit wem sollte sie auch noch reden?
„Ach Süße. Du musst lernen weiter zu leben. Ich weiß das sage ich jetzt so einfach, aber das musst du wirklich. Ich weiß, dass der Verlust von Emil für dich mehr als schmerzhaft ist, aber versuch nach vorn zu schauen, ja?“
Laurine zuckte mit den Achseln. Marit meinte es nur gut, aber ihr wäre es lieber ihre Schwester würde sie in Ruhe lassen. Als Laurine nichts sagte ging Marit wieder.
Kurze Zeit später kam eine Mann zu ihr. Emil!, dachte Laurine nur, aber das war nicht Emil. Das konnte nicht sein. Emil war tot.
„Darf ich mich setzten?“, fragte der Fremde.
Laurine nickte. „Wer sind Sie?“, brachte sie schließlich hervor.
Er lächelte. „Mein Name ist Nelian. Ich glaube Sie waren mal mit meinem Bruder zusammen.“
„Ihrem Bruder?“, stammelte sie.
„Emil.“, nickte er. „Wir hatten keinen guten Kontakt mehr zueinander, was aber nicht heißt, dass ich ihn nicht vermisst habe.“
Laurine holte tief Luft. „Sie sehen Emil so ähnlich.“
Er nickte. „Ja. Wir waren Zwillinge. Eineigige.“
„Das muss sehr schlimm für sie sein. Ihren Bruder nie wieder gesehen zu haben meine ich.“
„Es muss für Sie schlimm sein ihn verloren zu haben.“, konterte er.
„Oh ja!“, seufzte sie. „Das ist es.“
Sie schwiegen eine Weile. Dann sah Nelian ihr in die Augen. Es waren Emils Augen.
„Mein Bruder und ich waren keine guten Freunde. Wir haben uns nicht besonders gut verstanden. Dennoch war er mein Bruder und ich habe ihn vermisst.“
„Er hat nie was von Ihnen erzählt.“, bemerkte sie leicht gekränkt.
„Das kann ich mir vorstellen. Er hat mir nie ganz verziehen.“ Nelian sah traurig aus.
„Warum?“, wollte Laurine wissen.
„Weil ich unseren Dad gehasst hab. Emil hat ihn dagegen abgöttisch geliebt.“
„Er hat auch seinen Vater nie erwähnt.“, überlegte Laurine.
„Vermutlich wollte er ihn verdrängen.“
„Warum sind Sie hier?“
„Ich habe Niemanden mehr. Meine Familie ist tot. So habe ich gedacht, dass ich die Leute kennen lernen möchte mit denen mein Bruder als letztes zu tun hatte.“
„Oh!“
„Aber ich muss sagen mein Bruder hatte einen guten Geschmack.“ Jetzt lächelte er fast schelmisch.
„Oh danke.“ Komischerweise wusste Laurine sofort wie er das meinte.
„Möchten Sie tanzen?“
„Gern.“
Durch Nelian wurde Laurine wieder lebhafter. Sie verbrachte viel Zeit mit ihm. Nach langer Zeit kam sie schließlich mit ihm zusammen. Sie hatte dennoch irgendwie das Gefühl, dass sie Emil betrog. Aber sie liebte Nelian wirklich. Sie hatte eine zweite Chance bekommen. Emil vergaß sie nie.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
wie immer widme ich dieses Buch meinem Freund und meinen Lesern.

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