Prolog
Eulalia war eine der sieben Schwestern der Feenkönigin Rebecca. Ihre Mutter war so wunderschön. Ihr Haar war golden und so lang, dass es fast den Boden berührte. Ihr Vater Jeremias war verrückt nach ihr. Selbst noch nach tausend Jahren. Doch auch er war eine Schönheit. Sein Haar war braun und etwas länger. Es ging ihm ungefähr bis zur Schulter. Sein blasses Gesicht war kantig. Beide waren schlank. Eulalias Mutter hatte grüne Augen und ihr Vater blaue.
Gegenüber ihren Eltern und selbst ihren sechs Schwestern fand Eulalia sich hesslich. Ihr blondes Haar war einfach zu blond, sie hatte langweilige blaue Augen und auch wenn sie schlank war fand sie nie das passende zum Anziehen.
Heute Abend war der Herbstball. Eulalia war jetzt siebzehn Jahre alt und sie durfte ihre Eltern und ihre Schwestern das erste Mal dorthin begleiten. Eulalia war so nervös. Sie trug ein rotes Kleid mit goldenen Streifen und einem weiten Rock. Außerdem trug sie rote Stöckelschuhe. Ihre Schwester Dina hatte sie ein wenig geschminkt, aber das machte sie nicht unbedingt hübscher. Auch wenn Dina fand, dass sie toll aussah. Dina musste das sagen. Sie war ihre Schwester.
Mit ungutem Gefühl stieg sie schließlich mit Dina, Amrei und Joanna in eine Kutsche. Sie waren die Jüngsten. Ihre älteren Schwestern Nike, Marit und Laurine saßen bei ihren Eltern. Eulalia war so nervös, dass sie sich an dem Ge-spräch, dass ihre Schwestern führten gar nicht beteiligen konnte. Sie schwieg einfach und hörte nur zu. Joanna erzähl-te von einem Mann, der neu in der Stadt war. Er war ir-gendwie anders als die Anderen. Joanna konnte es nicht an-ders erklären.
Die Fahrt mit der Kutsche dauerte nicht lange. Dann stiegen sie vor der Villa aus. Besser gesagt war es die Festvilla. Eu-lalia ging unsicher auf ihren Stöckelschuhen. Sie fühlte sich nicht wohl darin. Dina hakte sich sofort bei ihr ein und führ-te sie in die Villa. Eulalia sah sich staunend um. Weiße Wände, dunkles edles Holz, ein riesiger Festraum, alte Bil-der an der Wand. Die Villa war einfach wunderschön.
„Wow!“, staunte sie.
Dina neben ihr lächelte ihre Schwester an. „Ja es ist toll, nicht wahr? Ich staune auch immer wieder, wenn ich hier her komme. Dina ging schon seit Jahren zu den Festbällen. Sie führte Eulalia zu einem großen dunklen Sofa auf dem sie Platz nahmen. Eigentlich waren die Festbälle nur ein Anlass dazu den Mann fürs Leben zu finden. Wenn man sich dann kennen lernte tanzte man zusammen, man unterhielt sich und vier Wochen später heiratete man in der Regel. Aus-nahmen gab es natürlich immer. Eulalia wollte keinen Mann, den sie nicht liebte. Das konnte schon mal passieren. Marit und Laurine waren schon verheiratet. Sie hatten Glück ge-habt. Sie hatten tolle angesehene Männer finden, die sie lieb-ten. Wie würde es bei den Anderen sein?
Und dann sah sie ihn! Er war atemberaubend schön. Tief-schwarzes schulterlanges Haar, lockeres Gesicht, schoko-braune Augen. Er war schlank, aber stark und bewegte sich sehr geschmeidig. Er trug einen schwarz lilafarbenen Anzug. Eulalias Herz schlug schneller als sie ihn beobachtete. Er unterhielt sich leise mit einigen Frauen.
Eulalia tippte Dina an. „Wer ist das?“ Sie sprach flüsternd und zeigte auf den wundervollen Mann.
„Das ist Samuel. Er ist nicht wie wir. Er ist anders. Er ist ein Elf. Feen und Elfen werden nicht verheiratet.“
Eulalias Hoffnung schwand. „Ein Elf?“
„Er ist uns ähnlich, aber er ist oberflächlicher als wir. Er ist eben ein Elf.“, versuchte Dina ihr zu erklären.
Eulalia versuchte ganz ruhig zu bleiben und dann sah er ihr direkt in die Augen und lächelte. Eulalias Herz klopfte noch schneller.
Kapitel 1
Den ganzen Abend hatte Eulalia ihn beobachtet und er hatte sie immer wieder angelächelt. Er war zu schön um wahr zu sein. So schön wie er konnte bestimmt keine Fee sein. Die meiste Zeit hatte sie bei Dina gestanden, außer wenn sie getanzt hatte. Eulalia selbst hatte alle Angebote zum Tanzen höflich abgewiesen. Sie wollte nur mit ihm tanzen auch wenn das vielleicht naiv war. Samuel fragte sie aber nicht. Er hatte aber auch mit keiner Anderen getanzt soweit sie das beurteilen konnte. Ihre Eltern hatten sie deswegen mehrmals böse angeschaut. Ihnen hatte es gar nicht gefallen wie sie Samuel angesehen hatte.
Jetzt träumte sie Tagträume von ihm und konnte sich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren. Dina kannte sie von ihren Schwestern am besten, weil sie mit ihr auf einem Zimmer lebte. Die Schwester hatte sie schon mehrmals we-gen Samuel gewarnt.
„Ich muss diesen Mann wieder sehen.“, erklärte Eulalia Dina gerade.
„Das ist keine gute Idee. Mum und Dad werden das nicht gutheißen.“, warnte Dina sie.
„Aber ich muss. Er ist so wundervoll.“, schwärmte Eulalia träumend.
Dina seufzte. „Dann warte eben bis zum nächsten Fest.“
„Das ist erst im Winter.“, protestierte Eulalia.
„Ich weiß, aber so lange ist das doch gar nicht mehr hin.“, versuchte Dina sie ohne großen Erfolg zu trösten.
Eulalia schüttelte energisch mit dem Kopf. „Es muss einen anderen Weg geben. Ich brauche nur einen Plan.“
„Wie du meinst.“ Dina zuckte mit den Achseln. Sie war nicht besonders begeistert.
Zwei Wochen später bekam sie eine neue Gelegenheit die-sen seltsamen Mann wieder zu sehen. Auf dem Wochen-markt in Embelin. Eulalia sah sich zusammen mit Dina ge-rade einen Stand an, an dem kostbares Pergament verkauft wurde. Sie wollte eigentlich einige Seiten ergattern um sich wichtige Dinge notieren zu können. Dann sah sie ihn. Er stand am Stand gegenüber und sah sich Tiere an. Obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand erkannte sie ihn sofort. Ohne es zu merken näherte sie sich dem Stand an dem er stand. Sie merkte es erst als sie neben ihm stand. Schnell tat sie so als würde sie sich für die Tiere interessieren. Ihr Herz klopfte wie wild. Was war los mit ihr? Solche Gefühle kannte sie doch sonst nicht. Sie machte sich keine Gedanken um Dina. Ihre Schwester würde sie schon wieder finden.
Eulalia versuchte sich auf die Tiere zu konzentrieren um nicht auf den Mann zu starren. Doch plötzlich drehte er sich zu ihr um und sprach sie an.
„Ich hab sie schon mal gesehen. Ihr außergewöhnliches Ge-sicht ist mir in Erinnerung geblieben. Der Herbstball, rich-tig?“, überlegte er.
Sie merkte wie Hitze in ihr aufstieg. „Ja, ich war dort. Aber ich bin nicht so hübsch wie sie glauben. Meine Schwestern und meine Mutter sind viel hübscher als ich.“, widersprach sie ihm verlegen.
„Das sehe ich anders. Ich glaube nicht, dass Jemand hüb-scher sein kann als sie.“, fand er.
Sie lächelte. „Dann sollten Sie meine Schwestern sehen.“
Er reichte ihr seine Hand. „Mein Name ist übrigens Samuel Lores.“
Sie nahm seine Hand. Sein Händedruck war sanft. „Ich bin Prinzessin Eulalia.“
Er erstarrte. „Oh!“
Dann kam Dina und zerstörte alles. „Ach hier bist du Eula-lia. Wir sollten gehen. Es wird Zeit.“ Dann sah sie Samuel. Eulalia ließ schnell seine Hand los. Dina sah von ihm zu Eulalia und wieder zurück.
„Das ist eine der besagten Schwestern.“, verkündete Eulalia ihm. Dann zog Dina sie von ihm fort.
„Bist du jetzt total verrückt?“, fuhr ihre Schwester sie an.
„Er war plötzlich einfach da.“, verteidigte sich Eulalia schwach.
„Vergiss ihn! Er ist nichts für dich.“
„Das kann ich selbst entscheiden.“, fand Eulalia.
„Nein.“, entgegnete ihr Dina heftig. „Nicht in diesem Fall. Glaub mir ich will nur dein Bestes.“
Eulalia wusste sie musste ihn wieder sehen. Sie wusste nur noch nicht wie.
Kapitel 2
Samuel lag in seinem Bett. Er schlief in einer Art Pension mit seinem besten Freund Chrispin. Der lag im Bett gegenüber und sah ihn ernst an.
„Was ist los mit dir, Mann? Du siehst aus als hättest du ei-nen Geist gesehen.“
Samuel seufzte. „Was weißt du über das Königshaus?“
Chrispin wurde sofort misstrauisch. Er kannte ihn einfach zu gut. „Warum willst du das wissen?“
„Ich hab die Töchter auf dem Herbstball gesehen.“, erklärte er Chrispin. „Sie sind alle ziemlich hübsch.“
„Oh nein. Vergiss es.“, warnte Chrispin seinen Freund. „Die Prinzessinnen kannst du vergessen. Sie meiden uns von Na-tur aus. Sie hassen uns.“
„Das glaub ich nicht.“, überlegte Samuel. „Jedenfalls nicht alle.“
„Wie meinst du das?“ Skeptisch sah Chrispin ihn an.
„Ich hab eine von ihnen auf den Wochenmarkt getroffen. Eulalia. Ich hab mit ihr gesprochen. Ganz kurz. Ich glaub sie ist was besonderes.“
Chrispin verdrehte die Augen. „Schlag sie dir lieber wieder aus dem Kopf. Sie ist die jüngste der Schwestern und wird mit Sicherheit keinen Elfen heiraten.“
„Aber sie ist anders.“, beharrte Samuel. „Sie weiß mit Si-cherheit, dass ich ein Elf bin. Ihre Schwestern haben es ihr bestimmt gesagt. Trotzdem hat sie mit mir geredet.“
„Kann Zufall sein.“ Chrispin klang eher genervt als interes-siert.“
„Das glaub ich nicht. Sie ist anders.“ Samuel ließ nicht lo-cker. Wie konnte er seinen Freund überzeugen? Verwirrt strich er sich durch sein dunkles Haar. Es war seit einiger Zeit länger geworden.
„Jetzt hör mir mal gut zu! Keine der Schwestern wirst du bekommen und erst Recht nicht Eulalia. Das sind Feen. Feen heiraten nur Feen. Such dir lieber eine hübsche Elfe.“ Chris-pin sah ihn genervt an.
„Welche Elfe sollte hübscher sein als sie?“, höhnte Samuel und dachte dabei an ihr Gesicht, ihre Haare, ihre Figur.
Chrispin seufzte. „Sie ist die hesslichste der Schwestern.“
„Komisch das sagte sie auch. Das ist auch etwas was sie zu etwas besonderen macht. Sie ist nicht von sich selbst über-zeugt. Die meisten Prinzessinnen sind doch eher eingebildet und selbstbewusst.“
„Wie viele Prinzessinnen kennst du?“
Chrispin hatte Recht. Sie war die erste Prinzessin, die er kennen gelernt hatte. Deshalb schwieg er betroffen.
„Siehst du. Du solltest deine Eulalia lieber vergessen.“
„Das kann ich nicht.“
„Du kennst sie doch noch nicht mal.“
„Noch nie was von Liebe auf den ersten Blick gehört?“
„An so etwas glaub ich nicht.“
Aber Samuel glaubte an so was. Und er hatte dieses Gefühl bei Eulalia gehabt. Traurig sah er ins Dunkel. Sein Leben war noch nie einfach gewesen und dass er die Prinzessin kennen gelernt hatte war vielleicht nicht von Vorteil. Aber er konnte sie einfach nicht vergessen.
Er wusste auch nicht warum er gerade sie so besonders fand. Sie war natürlicher als ihre Schwestern. Vielleicht auch stär-ker. Sie war auf ihre ganz spezielle Weise wunderschön.
„Ich muss sie wieder sehen.“, begriff er plötzlich.
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Kannst du ihr nicht eine Nachricht übermitteln?“ Hoff-nungsvoll sah Samuel Chrispin an.
„Vielleicht könnte ich da wirklich was regeln. Ich hab ab und zu mal mit Dina geredet. Das ist ihre Schwester.“
„Würdest du das tun?“
„Wenn es sein muss.“
Samuel grinste.
„Ich halte es aber dennoch für keine gute Idee.“
„Ich weiß, aber ich muss sie einfach wieder sehen.“
„Ich werde morgen mit Dina sprechen.“, versprach Chrispin ihm widerwillig.
Kapitel 3
Dina saß im Schlossgarten als der Mann auf sie zukam. Sie kannte ihn. Sie hatte schon ein paar Mal gesehen und sogar schon mal mit ihm gesprochen. Er sah gut aus für einen Elfen. Blondes leicht gelocktes längeres Haar, braune Augen, schlank mit einem markanten Gesicht. Er blieb direkt vor ihr stehen.
„Guten Tag Hoheit. Stört es Euch, wenn ich mich zu Euch setzte?“, fragte er in aller Höflichkeit.
Sie lächelte. „Nein überhaupt nicht. Ich freu mich immer auf Gesellschaft.“
Er setzte sich.
„Möchten Sie etwas bestimmtes?“, fragte Dina ihn.
„Um ehrlich zu sein ja.“ Er wirkte nervös. „Es geht um eine Bitte.“
„Immer raus damit.“, forderte sie ihn auf.
Er holte tief Luft und erklärte. „Es geht um meinen besten Freund. Er hat Eure kleine Schwester kennen gelernt. Er möchte sie unbedingt wieder sehen. Ich fürchte er hat sich in sie verliebt. Sein Name ist Samuel.“
Dina schloss kurz die Augen. Auch das noch. Chrispin war mit Samuel befreundet.
„Auch meine Schwester redet in meiner Gegenwart nur über ihn. Ich weiß nicht warum. Eigentlich ist es dumm. Er ist ein Elf.“
„Und sie eine Fee.“
Dina nickte. „Und wie soll ich dir helfen?“
„Samuel will Eulalia unbedingt sehen. Vielleicht könnten wir einen Treffpunkt vereinbaren wo wir sie hinbringen werden.“, wies er sie in seinen Plan ein.
„Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist. Eigentlich hatte ich versucht Eulalia davon zu überzeugen, dass er nicht der Richtige für sie ist.“
Chrispin nickte wissend. „Ich habe auch versucht Samuel das beizubringen, aber er will nichts davon hören.“
„Na gut ich stimmte zu. Ich werde Eulalia aber nicht sagen wohin ich sie bringe.“
„Einverstanden.“
Am nächsten Tag brachte Dina Eulalia in den Wald. Eulalia war total verwirrt. Was sollte das? Ihre Schwester wollte ihr nicht sagen was für einen Zweck das Ganze haben sollte. Eulalia war genervt. Sie wollte nur noch nach Hause. Ihre Eltern würden ausrasten wenn sie erfuhren, dass sie fort wa-ren.
„Dina ehrlich! Was soll das denn? Ich will nach Hause.“, beschwerte sich Eulalia bei ihrer Schwester.
„Wir sind gleich da und dann wirst du mir dankbar sein.“, versprach Dina ihr.
Dina führte sie auf eine Lichtung im Wald. In der Mitte blieb sie stehen. Hier gab es nichts zu sehen. Erst wollte sie Dina fragen was das alles sollte, aber dann kam er aus dem Wald. Samuel zusammen mit einem anderen Mann.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Eulalia verwirrt.
„Hallo.“ Samuel lächelte sie an statt zu antworten.
„Hallo.“
„Wollen wir vielleicht irgendwo hin wo wir uns ungestört unterhalten können?“, schlug Samuel vor.
Noch verwirrter sah sie ihn an. „Gern.“
Dina nickte ihr unauffällig zu.
Samuel nahm ihre Hand in seine und zog sie mit sich. Als ihre Schwester und der andere Mann außer Reichweite wa-ren fragte Eulalia. „Hatten Sie das geplant?“ Sie kam sich dumm vor, aber sie musste wissen was hier los war.
Samuel lächelte. „Ja.“
„Wohin bringen Sie mich?“, wollte sie nun wissen.
Samuel lächelte immer noch. „Das soll eine Überraschung werden.“
„Warum? Ich versteh das alles nicht.“ Hilflos sah sie ihn an. Er blieb stehen und sah sie ebenfalls an. Seine braune Augen strahlten sie an.
„Ich möchte Sie kennen lernen. Sie faszinieren mich.“, er-klärte er.
„Oh!“ Verwundert sah Eulalia ihn an. „Ich glaube das ist keine gute Idee.“
„Ich weiß, aber ich kann nicht anders.“, entschuldigte er sich bei ihr.
Sie schluckte hart. „Ich auch nicht.“
Jetzt sah er sie verwundert an. „Wow.“ Er überlegte eine Weile bevor er sagte. „Wollen wir uns nicht duzen so lange Niemand anderes dabei ist? Dieses Sie ist ganz schön kom-pliziert.“
„Ja das stimmt. Gern.“
„Du hältst es für keine gute Idee, dass wir uns näher kennen lernen?“, fragte er während sie weiter gingen.
„Ich sehe nicht ein was das bringen sollte.“, begann Eulalia und unterbrach sich dann selbst. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie keine Zukunft darin sah? Das war doch blöd, o-der?“
„Ich weiß. Es sieht hoffnungslos aus.“ Es war merkwürdig, dass er sie gleich verstanden hatte. „Aber ich rede ja auch nur vom kennen lernen.“
„In Ordnung.“, gab Eulalia nach. „Warum eigentlich nicht. Also, wo bringst du mich hin?“
„Das bleibt immer noch ein Geheimnis.“
Eulalia seufzte. „Und wie lange haben wir Zeit?“
„Drei Stunden.“
Eulalia lächelte. Das konnten aufregende drei Stunden wer-den.
Kapitel 4
Dina sah Chrispin von der Seite an. Sie gingen im Wald spazieren. Sie würden drei Stunden Zeit haben. Seine braunen Augen sahen sie ernst und aufmerksam an.
„Sie fühlen sich nicht wohl dabei, oder?“, fragte er.
„Nein.“ Irgendwie wollte sie nicht über ihre Schwester re-den. Dieser Mann verwirrte sie und das durfte sie nicht zu-lassen. Schließlich hatte sie ihrer Schwester nur allzu deut-lich gemacht warum man nichts mit Elfen anfangen sollte.
Er nickte. „Ich auch, aber Samuel ließ nicht locker und ich konnte nicht nein sagen.“
Dina verstand ihn, doch sie sagte nichts weiter.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Ich bin nur etwas müde.“, wich sie ihm aus. „Es war eine anstrengende Woche.“
„Ja das kann ich mir vorstellen. Eine Prinzessin zu sein ist bestimmt nicht einfach.“
„Nein. Bestimmt nicht.“
„Dina?“
„Ja?“ Überrascht sah Dina ihn an.
„Irgendwie kann ich Samuel verstehen. Ich mein warum er Eulalia nicht widerstehen kann.“, erklärte Chrispin.
„Wo wir wieder bei meiner Schwester wären.“ Er sagte nichts dazu. Er redete trotzdem weiter. Plötzlich etwas ner-vös
„Ich... Nein... Ihr Prinzessinnen seid so hübsch und so nett und es gibt bestimmt viele Männer, die einfach vernarrt in euch sind. Und darf ich ganz ehrlich sein?“
Sie nickte. Was kam jetzt?
„Ich bin ein bisschen vernarrt in Sie. Ich mein als Samuel mir den Vorschlag mit Eulalia machte dachte ich auch ein wenig an mich selbst. Ich hatte gehofft Sie näher kennen zu lernen.“, gestand er ihr.
Dina holte tief Luft. „Chrispin ich glaub das ist keine gute Idee. Schließlich hab ich Eulalia davon abgehalten sich mit einem Elfen abzugeben.“
Chrispin sah etwas enttäuscht aus. „Ja natürlich.“
„Es tut mir Leid. Wäre ich keine Fee und wäre alles einfa-cher würde ich mich sicherlich anders entscheiden.“ Irgend-wie berührte sie es zutiefst wie niedergeschlagen er wirkte.
„Sicher.“
„Chrispin ich bin eine Feenprinzessin. Mein Vater würde es niemals zulassen, dass wir Elfen heiraten und heiraten müs-sen wir irgendwann.“
„Ich weiß.“
Das klang so deprimiert und so voller Qual, dass es Dina das Herz brach. Warum nur? Sie kannte diesen Mann doch kaum.
„Chrispin ich...“, begann Dina. Sie wollte ihm seinen Schmerz nehmen, doch sie wusste nicht wie.
„Ist schon gut. Ich habe verstanden. Lass uns einfach schweigend weiter gehen.“ Er war verletzt. Dina schwieg. Sie hätte ihm gerne so viel gesagt und sie wusste nicht mal warum. Sie gingen weiter.
Samuel brachte Eulalia in ein Schloss, dass ihr völlig unbe-kannt war. Woher kam dieses Schloss und warum war es ihr noch nicht aufgefallen? Es lag tief im Wald versteckt. War sie überhaupt jemals hierher gekommen?
„Und wie gefällt es dir?“, erkundigte sich Samuel bei Eulalia und sah sie gespannt an als sie ihre Besichtigung beendet hatten und in der Bibliothek Platz nahmen.
„Wow, es ist toll! Im Stil der alten Renescansce, richtig?“
„Ja.“
„Es ist mir vorher nie aufgefallen.“, bemerkte sie nun.
„Das kommt daher, dass es nicht mehr direkt in der Feen-welt liegt.“, erklärte Samuel.
„Wie meinst du das?“ Erschrocken sah sie ihn an.
„Oh keine Angst. Du kommst schon noch zurück.“, beruhig-te er sie sanft. „Du bist jetzt nur an einem Ort, der mehr und mehr dem Elfenreich gehört als zu den Feen. Die Feen kap-seln sich nach und nach immer mehr ab. Hier haben nur noch die Feen Zutritt, die von den Elfen herein gebeten wer-den.“
Eulalia war weiter beunruhigt. Dennoch sah sie sich in der Bibliothek um. Sie ging die Regale entlang und betrachtete aufmerksam die Bücher. Sie zog eins heraus und ging damit zu Samuels Tisch und setzte sich. Es hieß: Die Entstehung der Feen. Samuel hatte sie die ganze Zeit über lächelnd beo-bachtet.
„Wenn du willst kannst du das Buch mitnehmen.“, bot er ihr an.
„Überrascht sah sie ihn an. „Aber das gehört dir doch gar nicht.“
„Ich wohne hier, wenn ich in diesem Teil des Feenreichs bin.“, erklärte er.
Sprachlos sah sie ihn an. „Das hier ist dein zu Hause?“
„Ja.“ Er schien ein wenig verlegen zu sein.
„Aber warum wohnst du dann im Feenreich so arm?“, wun-derte sich Eulalia.
Er schloss kurz die Augen. „Der Elfenteil hier ist zu klein und zu unbedeutend. Die Feen akzeptieren sie hier nicht, auch wenn sie sie erschaffen haben. Luxus würde den Elfen sofort wieder genommen werden.“
„Oh Samuel!“ Tränten traten in die Augen der Feenprinzes-sin. „Das ist einfach ungerecht. Ich weiß nicht warum die Feen so zu euch sind. Ihr seid einfach so toll.“
„Eulalia!“ In diesem Wort lag so viel Liebe und Dankbarkeit obwohl sie Samuel kaum kannte. Eulalias Herz klopfte schneller. Warum bedeutete ihr dieser Mann so viel?
Um das bedrückende Thema zu wechseln fragte sie. „Darf ich das Buch wirklich behalten?“
„Ja, ich schenke es dir.“
„Danke. Du weißt nicht wie viel mir das bedeutet.“ Sie lä-chelte.
„Für dich tue ich das gern.“
Kapitel 5
Dina lag schlaflos in ihrem Bett. Sie musste an Chrispin denken. Sie waren noch ein Stückchen schweigend weiter gegangen bevor sie wieder zum Treffpunkt mussten. Sie hatten noch eine Weile gewartet bis Eulalia und Samuel wieder gekommen waren. Sie hatten nicht mehr miteinander geredet und zum Abschied hatten sie sich nur kurz zugewinkt. Dina war mit einem Kloß im Hals gegangen.
Jetzt konnte sie nicht schlafen. Sie musste immer an Chris-pins verletzten Gesichtsausdruck denken. Warum faszinierte er sie nur so? Sie wusste nur eins. Sie musste noch mal mit ihm reden, sonst würde es ihr das Herz brechen.
„Dina bist du noch wach?“, fragte Eulalia sie von der ande-ren Seite des Raumes her.
„Ja.“ Dina seufzte.
„Du bist heute Abend so still gewesen.“, bemerkte Eulalia.
„Ich hab nur nachgedacht.“
„Über die Elfen?“, fragte Eulalia hoffnungsvoll.
„Ja vielleicht.“ Dina seufzte erneut.
„Du willst nicht mit mir darüber reden?“, vermutete Eulalia sehr richtig.
„Nein.“
„Das ist okay.“
„Eulalia du solltest dich wirklich nicht mehr mit Samuel treffen.“, fand Dina.
„Das kann ich nicht. Der ist so toll. Heute war es so schön mit ihm.“, schwärmte Eulalia.
„Ach Eulalia. Du rennst in dein Unglück.“, warnte Dina sie.
„Dann soll es so sein. Mir ist es egal so lange ich eine Zeit lang mit dem tollsten Mann auf der Welt verbringen kann.“, erklärte Eulalia ihrer Schwester verträumt.
„Oh Eulalia! Und was ist mit ihm? Auch er wird in sein Un-glück stürzen oder gar sterben.“, warnte Dina sie und dachte dabei an Chrispin.
Eulalia erwiderte nur trotzig: „Gute Nacht.“ und schwieg dann.
Den nächsten Monat trafen sich Eulalia und Samuel so oft es ging. Meistens verbrachten sie ihre Zeit in dem schützenden Elfenschloss. Leider beschwerten sich ihre Eltern dann im-mer häufiger wegen ihrer Abwesenheit. Eulalia musste et-was kürzer treten. Sie ging mit Samuel im Wald spazieren, er las ihr vor oder sie redeten einfach nur. Eulalia war es eigentlich egal was sie mit Samuel unternahm. Sie genoss jede Sekunde mit ihm. Er war ein traumhafter Mann.
Dina versuchte immer ihr Samuel auszureden. Sie wollte, dass sie sich nicht mehr mit ihm traf. Eulalia wusste zwar warum, aber sie hatte auch das Gefühl, dass ihre Schwester eifersüchtig war. Dina war selbst unglücklich auch wenn Eulalia noch nicht dahinter gekommen war warum. Sie spür-te es einfach. Irgendwas bedrückte die Schwester.
Doch heute wollte Eulalia nicht darüber nachdenken. Heute war wieder Wochenmarkt. Sie würde mit Dina dort hinge-hen und Samuel nach drei Tagen endlich wieder sehen. Sie freute sich schon darauf.
Die Mädchen standen früh auf und fragten die Eltern was sie einkaufen sollten. Dann brachen sie auf.
Samuel und sie hatten sich an dem Stand verabredet an dem sie beiden das erste Mal aufeinander getroffen waren. Jetzt ging es mehr auf den Winter zu und der erste Schnee war nicht mehr weit. Die Schwestern trugen immer noch ihre Kleider.
Samuel wartete schon auf sie und lächelte als sie kam.
„Hallo.“
„Hallo.“ Sie lächelte.
Dina und sie hatten abgesprochen, dass sie zwei Stunden allein mit Samuel sein konnte. Sie redete noch mal kurz mit ihrer Schwester und verschwand dann mit Samuel.
Dina stockte plötzlich der Atem als sie Chrispin neben Sa-muel stehen sah. Sie hatte nicht gewusst, dass er mitkam. Er versuchte sie nicht zu bemerken, aber das gelang ihm nicht so ganz. Sie merkte die Spannung zwischen ihnen. Die wur-de noch größer als Eulalia und Samuel sich verabschiedeten und gingen.
„Hast du heute was besonderes hier auf dem Markt vor?“, fragte er und sah sie mit einem schüchternen Lächeln an. Chrispin konnte seine Gefühle nicht gut vor anderen verber-gen. Dina sah leichte Hoffnung in seinen Augen aufblitzen.
Dina schloss kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete er-klärte sie. „Ich muss ein paar Sachen für meine Eltern kau-fen.“
„Stört es dich, wenn ich dich begleite?“, fragte er.
„Ehrlich gesagt ja. Ich würde gerne allein gehen.“ Sie hasste es Chrispin zu verletzen, aber sie musste es tun. Seinetwe-gen.
Er nickte und ließ den Kopf hängen. Dann ging er. Schweren Herzens sah sie auf den Einkaufszettel ihrer Mutter. So viel zum Thema: Ich muss mit ihm reden., dachte sie grimmig.
Entmutigt widmete sie sich den Einkäufen. Sie hasste es wirklich Chrispin weh zu tun, aber sie wusste, dass sie ihm umso mehr tun würde, wenn sie sich jetzt auf ihn einließ. Irgendwann musste sie heiraten und das würde bestimmt nicht mit Chrispin gehen. Eigentlich kannte sie ihn ja auch kaum. Sie hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Aber wenn sie sich zu allen Seiten umdrehte entdeckte sie Nie-manden.
Plötzlich war Chrispin da. Sie hatte fast alle Einkäufe erle-digt und sah ihn verwundert an. Er zog an ihrem Handgelenk und erklärte. „Wir müssen hier weg.“
Sofort alamiert fragte Louisa. „Warum?“
„Gleich.“ Er zog sie in eine dunkle Gasse, führte sie durch weitere Gassen und aus der Stadt hinaus. Als er glaubte, dass sie in Sicherheit seien presste er sie gegen die Wand und zog sie an sich. Den Korb hatte er ihr abgenommen und beim Laufen getragen. Jetzt stellte er ihn auf den Boden.
„Was ist los?“ Fragend und besorgt sah sie ihn an.
„Samuel hat mich beauftragt ein wenig auf dich aufzupassen und plötzlich sah ich deine Schwestern. Ich glaub ihre Na-men sind Laurine und Amrei, richtig? Ich dachte sie sollten dich lieber nicht sehen. Sie würden fragen wo Eulalia war. Deshalb hab ich dich hierher gelotst.“, erklärte er.
Dina holte tief Luft um sich zu beruhigen. Sie hätte es wis-sen müssen. Warum hatte sie nicht selbst daran gedacht? Eulalia war vorsichtiger als sie.
Erst jetzt merkte sie, dass sie praktisch in Chrispins Armen stand. Sie wollte sich von ihm lösen, doch er ließ es nicht zu.
„Bitte nicht.“, bat er. „Warum wehrst du dich gegen das was mit uns geschieht?“
Sie wollte sich schon wegdrücken als ihre Kraft nachließ. Seufzend lehnte sie den Kopf an seine Brust und dann ka-men die Tränen. Er hielt sie fest in seinen Armen.
„Ich will dir nicht weh tun. Außerdem kennen wir uns doch kaum.“, schluchzte Dina.
„Aber du hast Gefühle für mich?“, hakte er nach.
„Die kann ich wohl nicht leugnen.“ Sie sah ihm in die Au-gen. „Aber das mit uns hat keine Zukunft.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Irgendwie bekommen wir das schon hin.“ Er strich ihr sanft über die Wange.
„Nein Chrispin. Es geht einfach nicht.“ Sie löste sich von ihm und hob ihren Korb auf. Unter Tränen ging sie wieder zu dem Markt. Ihre Tränen waren versiegt als sie dort ankam und sie kaufte die restlichen Dinge ein.
Kapitel 6
Verwirrt ging Chrispin zurück auf seinen Beobach-tungsposten. Er hätte sie beinahe geküsst. Doch sie wehrte sich immer noch dagegen. Warum? Warum klopfte sein Herz nur so schnell in ihrer Nähe? Warum wollte er sie unbedingt glücklich sehen? Warum hatte er nur das Gefühl nie mehr ohne sie leben zu können?
Er kannte sie kaum und sie war eine Fee. Dennoch berührte sie ihn zutiefst. Dabei wusste er auch noch genau warum. Sie war so wunderschön, so stark und so einfühlsam. Ihre Abweisung ihm gegenüber hatte ihm weh getan obwohl er wusste, dass sie Recht hatte. Als Paar hatten sie kaum eine Chance.
Sehnsüchtig betrachtete er sie während sie das Obst aussuch-te. Von diesem Augenblick an wusste er, dass er Dina schüt-zen musste, aber wie? Er konnte nicht rund um die Uhr bei ihr sein. Vielleicht konnte er vorschlagen, dass die Königs-familie Bodyguards brauchte. Ihm war sowieso schleierhaft warum sie noch keine hatten.
Jetzt musste sich Chrispin erst mal wieder auf Dina Acht geben. Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Wie schön sie war mit ihrem seidigen langen blonden Haar und den blauen Augen und dem schlanken Körper. Es gefiel ihm nicht, dass er sich in sie zu verlieben begann. Das war nicht gut. Elfen und Feen passten nicht zusammen. Doch er konn-te nichts dagegen tun. Traurig beobachtete er sie weiter.
Eulalia und Samuel gingen wieder zu dem Schloss. Diesmal setzten sie sich aber nicht in die Bibliothek sondern in eines der großen Privatwohnzimmern.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du hier wohnst.“, staunte Eulalia als sie sich auf das rote Samtsofa setzten. Ein großer Flachbildschirm hing an der Wand.
„Na ja.“ Er wirkte verlegen. „Mir kommt es auch immer unwirklich vor.“
Sie schenkte ihm eines ihrer schönsten Lächeln. „Erzähl mir von dir! Hast du Familie?“
Ein Schatten legte sich über sein Gesicht. „Meine Eltern sind tot. In einem Kampf mit Feen sind sie gestorben. Meine Schwester Svea ist seitdem verschollen.“
„Oh Samuel! Das tut mir so Leid.“ Betroffen sah sie Samuel an.
„Das ist schon vor Jahren passiert.“, erklärte Samuel ihr. „Das ist traurig, aber ich komme damit klar.“
„Samuel.“ Irgendwie kam es dazu, dass Eulalia sich an ihn kuschelte und er sie in seine Arme zog.
„Ich habe Chrispin.“, erklärte er. „Er ist wirklich der beste Freund, den man sich wünschen kann.“
„Und jetzt hast du mich.“, flüsterte Eulalia.
Überrascht sah er sie an. Dann holte er ein paar Mal tief Luft. „Eulalia ich hab dich wirklich lieb gewonnen und du bedeutest mir viel. Doch das was wir tun ist gefährlich. Es könnte uns unser Leben kosten.“
„Davor warnt mich Dina schon die ganze Zeit, aber ich kann nicht anders, Samuel. Ohne dich zu sehen kommt mir mein Leben irgendwie leer vor.“ Sie sah ihn ernst an.
„Oh Eulalia!“, seufzte Samuel und zog sie noch enger an sich. Eulalia genoss seine Umarmung. Für den Moment reichte es.
„Oh Mist! Wir müssen bald zurück. Die zwei Stunden sind fast vorbei.“, ergärte sich Samuel dann.
„Na gut. Gehen wir.“ Auch Eulalia war alles andere als be-geistert.
Dina sah Eulalia und Samuel schon von weitem. Sie sahen glücklich aus. Dina beneidete sie darum. Andererseits wuss-te sie, dass Eulalia und Samuel nur noch Pech haben konn-ten. Das machte sie traurig.
Bevor die beiden bei ihr waren stand Chrispin plötzlich wie-der neben ihr. Ihr Herz hüpfte bei seinem Anblick schneller, doch sie senkte den Kopf, damit es Niemand merkte.
Dann waren Eulalia und Samuel da.
Dina und Eulalia verabschiedeten sich von den Männern und gingen nach Hause. Sehnsüchtig warf Eulalia Samuel noch mal einige Blicke hinterher.
„Mir gefällt das immer noch nicht.“, stellte Dina klar.
„Ach komm schon, Dina. Lass gut sein! Ich will einfach nur die Zeit mit Samuel genießen.“ Träumend ging Eulalia wei-ter. Dina seufzte tief.
Kapitel 7
Rebecca und Jeremias saßen in ihrem privaten Wohnzimmer und überlegten sich wie sie den Rückzug der Feen planen sollten. Das Zeitalter der Feen würde höchstens noch ca. ein Jahr dauern. Danach mussten sie das Gebiet für die Elfen frei räumen. Sie selbst würden auf einen entfernten Planeten ziehen und der Welt freien Lauf lassen. Doch wie das alles geschehen sollte konnte man nicht früh genug planen.
Es war nicht so, dass das Königspaar die Elfen hasste. Sonst hätten sie sie ja gar nicht erschaffen. Dennoch sollten die Feen unter sich bleiben. Es waren noch nicht so viele Elfen auf der Welt. Das sollte sich ändern. Deswegen war es unter anderem wichtig, dass sie sich untereinander paarten. Für ihre Töchter wünschte sich das Königspaar angesehene Feenmänner. Sie sollten schließlich unter anderem über den Planeten der Feen später mal herrschen.
Marit und Laurine hatten bereits ihre Partner fürs Leben gefunden. Marit hatte Richard geheiratet. Er war ein treuer Feenkrieger, der schon lange für Jeremias arbeitete und er war loyal. Rebecca und Jeremias würden ihm ihr Leben an-vertrauen. Laurine war mit Emil verheiratet. Er gehörte zum Rat der Feen wo Jeremias das Oberhaupt war. Emil zeichne-te sich für seine Zuverlässigkeit und sein logisches Denken aus.
Das Königspaar wusste, dass manche Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte brauchten um den passenden Partner zu finden. Deshalb sollte es sie nicht verwundern, dass die älteste der Schwestern – Nike – noch keinen Partner gefunden hatte. Wer die spätere Königin der Feen sein sollte entschied sich daher wer als älteste Schwester verheiratet war. Die zweitäl-teste Schwester würde bleiben und über die Elfen herrschen. Momentan war Marit die Ältere.
Deswegen war es wichtig, dass keine Jüngere einen Elfen zum Mann hatten. Wenn die Feen sich zurückzogen würden sie mit ihnen gehen müssen. Sie würden ihre elfischen Män-ner verlassen müssen. Deswegen war es wichtig, dass be-sonders Eulalia, Dina und Joanna keine Elfen heirateten. Sollten sie sich nämlich weigern mitzukommen würde man sie und die Elfen töten müssen. Das war hart, aber nur so konnte man gewährleisten, dass die Feen ihnen loyal folgten.
„Also wir werden das Feenschloss in die Hände der Schwes-ter legen, die am Ältesten ist und schon geheiratet hat. Wir werden uns darum kümmern. Wir werden ihr das ganze Feenreich überlassen und dann mit Hilfe von Magie auf den anderen Planeten gelangen und nie mehr zurück kommen.“, wiederholte Jeremias ihren Plan.
„Haben die Feen diesen Ort mittlerweile schon eingerich-tet?“, fragte Rebecca ihren Mann.
„Noch nicht ganz, aber wenn es so weit ist wird es fertig sein.“ Jeremias klang so sicher. Er vertraute auf die Feen. War das gut? Rebecca wusste es nicht genau.
Rebecca betrachtete ihren Mann. Er sah so gut aus mit dem ernsten Gesicht, den braunen etwas längeren Haaren, den blauen Augen und diesem unwiderstehlichen Lächeln. Er trug ein weißes Hemd, darüber eine schwarze Anzugjacke und dazu eine weiße Lederhose. Rebecca lächelte. Ihre Ehe war nicht aus Liebe entstanden sondern weil sie nützlich gewesen war. Nach und nach hatte sich Rebecca immer mehr in ihn verliebt und jetzt konnte sie sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.
„Natürlich. Glaubst du es wird ein Krieg entstehen, wenn wir uns zurück ziehen?“ Rebecca machte sich Sorgen um die Zukunft der Feen. Manchmal wünschte sie sich die Zeiten zurück in denen sie und Jeremias sorgenfrei leben konnten. Da waren sie so glücklich gewesen.
„Manche Feen werden nicht gehen wollen. Sie werden uns Schwierigkeiten bereiten.“, überlegte Jeremias.
„Wie bekommen wir dann alle Feen von hier weg?“ Das bereitete Rebecca immer noch Sorgen.
„Das besprachen wir doch bereits.“ Jeremias schloss kurz seine müden Augen. „Wir organisieren einen Ball für alle Feen. Genug Platz haben wir ja. Aber es dürfen wirklich nur Feen dort sein.“
Rebecca nickte. „Das könnte funktionieren.“
„Hab keine Angst, Becci. Wir schaffen das.“ Liebevoll nahm Jeremias seine Frau in die Arme.
„Ja ich weiß.“, seufzte sie und kuschelte sich an ihn.
„Das Einzige was mir momentan Sorgen bereitet sind unsere beiden kleinen Töchter.“, gestand Jeremias seiner Frau. „Sie benehmen sich so seltsam und verheimlichen uns irgend-was.“
„Dina und Eulalia sind jung.“, erinnerte Rebecca ihn. „Aber sie sind verantwortungsvoll. Ein Paar Geheimnisse dürfen sie schon haben.“
„Du hast sicher Recht.“
„Jeremias?“
„Ja?“
„Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich wirklich liebe?“
„Rebecca!“
„Nein wirklich, Jeremias. Ich liebe dich.“
Er seufzte. „Und ich liebe dich.“
„Ich weiß. Das weiß ich sogar schon lange.“ Sie lächelte.
Er sah sie prüfend an. „Du weißt das?“ Sie hatten nie dar-über gesprochen.
„Oh Jeremias! Eine Frau spürt so was.“ Sie küsste ihn.
Kapitel 8
Marit lag auf ihrem Bett. Richard lag neben ihr. Dieser Mann hatte ihr Leben verändert. Sie bewohnten jetzt eine eigene Etage im Schloss. Seit vier Jahren waren sie verheiratet. Damals war Marit 46 Jahre alt gewesen. Jetzt war sie fünfzig Jahre alt. Ein halbes Jahrhundert. Doch sie sah immer noch so schön aus wie mit zwanzig. Richard begehrte sie mehr denn je.
„Du bist so schön.“, sagte er gerade. Marit lächelte. Sie hatte blonde lange Korkenzieherlocken und blaue Augen. Sie war schlank und stark.
„Du Schuft! Das sagst du doch nur so.“ Sie lächelte ihn an.
„Das stimmt nicht.“, protestierte er. „Du bist wirklich schön.“
Sie lachte. „Du bist süß. Ich liebe dich.“
Er sah plötzlich ernst aus. Zu ernst. „Du weißt wie die ganze Sache ausgeht?“
„Lass uns bitte nicht darüber sprechen.“, bat sie.
„Ich mein es ernst, Marit. Wenn Nike nicht noch heiratet bevor die Feen abziehen werden wir hier bleiben. Du wirst deine Eltern verlieren und deine Schwestern und ich werde meinen Zwillingsbruder verlieren.“
„Oh Rick! Ich weiß wie viel Justin dir bedeutet und dass du ihn nicht verlieren willst. Aber die Hauptsache ist doch, dass wir zusammen sind.“
Richard schwieg.
„Was ist?“, fragte Marit ihn.
„Ich beobachte deine Schwestern Eulalia und Dina seit dem Herbstball. Sie geben sich mit Elfen ab. Eulalias Gefährte heißt Samuel. Ich weiß nicht genau was zwischen ihnen läuft, aber Gefühle spielen dabei in jedem Fall eine Rolle. Leider verschwinden sie dann nach ca. fünfzehn Minuten immer auf unerklärliche Weise. Dina hat sich öfter mit Chrispin getroffen. Er ist Samuels bester Freund. Ich hab die beiden verfolgt. Einmal haben sie sich in eine dunkle Ecke zusammen gedrängt und sich umarmt. Es war schwer zusa-gen was die beiden dabei empfunden haben. Danach schie-nen beide ganz schön durcheinander zu sein.“, erzählte Ri-chard ihr.
„Oh nein!“, stöhnte Marit.
„Du solltest mit ihnen reden.“, schlug Richard vor.
„Ja das sollte ich wohl.“
Marit ging zu ihren Schwestern. Der Altersunterschied zwi-schen ihnen war enorm. Sie war fünfzig Jahre alt während Dina dreiundzwanzig Jahre alt war und Eulalia siebzehn. Dennoch verstand sie sich mit den beiden jüngeren Schwes-tern sehr gut. Sie hatten was Besonderes an sich.
„Hey Marit, was führt dich denn hier her?“
Tatsächlich hatte Marit eigentlich nicht ganz so viel mit ih-ren kleinren Schwestern zu tun wie zum Beispiel mit Nike oder Laurine. Sie setzte ein Lächeln auf. „Darf ich rein-kommen? Ich muss mit euch reden.“
„Klar setzt dich doch.“, nickte Dina nun.
Sie zog einen Stuhl für sie heran und setzte sich dann selbst. Das Zimmer war groß. Zwei Betten standen hier, zwei be-gehbare Kleiderständer, zwei Schreibtische, ein großer Flachbildschirm und in der Mitte stand ein großer runder schwarzer Tisch an dem sie sich setzen konnten. Wenn man bedachte, dass die Menschen es gerade mal schafften ein Lehmhaus zu bauen und sie noch keine technischen Geräte besaßen waren die magischen Wesen ihnen weit voraus.
„Was gibt’s?“, fragte Dina sie.
„Kann es sein, dass ihr euch mit Elfen trefft?“, erkundigte sich Marit bei ihren Schwestern.
Überrascht sahen sie Marit an. Dann fragte Dina. „Wie kommst du denn darauf?“
„Richard hat euch gesehen. Dich Eulalia hat er gesehen wie du mit Samuel an einen Ort gingst an den er nicht gelangte. Dina dich hat er mit Chrispin zusammen gesehen wie ihr eng aneinander gekuschelt in einer Gasse standet.“, erzählte Ma-rit den Schwestern.
„Wie, du hast mit Chrispin gekuschelt?“ Eulalia machte große Augen.
„Es war ein Fehler. Das hab ich ihm auch gesagt.“ Dina brauchte etwas Kraft um ihre Gefühle vor den Schwestern zu verbergen. Wie gern sie ihn geküsst hätte.
„Und was ist mit dir, Eulalia?“, verlangte Marit jetzt zu wis-sen.
Eulalia schwieg.
„Ich hab schon versucht sie zu warnen, aber sie will nichts davon hören.“, erklärte Dina Marit jetzt. Marit nahm Eulali-as Hand in ihre. Sanft sprach sie zu Eulalia. „Kleine, mach Schluss jetzt wo es noch geht.“
„Wir sind nicht zusammen, klar?“ Eulalia klang genervt. „Wir reden ab und zu miteinander. Mehr nicht.“ Eulalia ent-zog Marit ihre Hand und ging ohne ein weiteres Wort raus. Marit und Dina starrten ihr hinterher.
„Sie ist so stur.“, seufzte Dina.
„Sie wird es noch einsehen.“ Marit war Eulalias Reaktion nicht entgangen als sie ihre Schwester warnen wollte. Sie kannte den Unterschied zwischen Liebe und Freundschaft inzwischen sehr gut. Sie hatte auch erst geglaubt Richard sei nur ein guter Freund. Wie schnell sich so was doch ändern konnte. Richard war mehr als ein Freund. Er war ihr Mann und sie hoffte, dass das bis ans Ende ihrer Tage so bleiben würde.
Kapitel 9
Marit erzählte ihrer Familie nicht von Samuel. Allerdings vertraute Eulalia sich auch nicht mehr öfter mit ihm zu treffen was ihr das Herz zerbrach. Beim letzten Markt vor Weihnachten war sie nicht gewesen. Dina war zusammen mit Joanna dort gewesen. Eulalia vermisste Samuel, aber sie wollte ihn nicht unnötig in Gefahr bringen. Das nächste Mal würde sie ihn erst beim Weihnachtsball nächste Woche wieder sehen.
Eulalia saß in dem großen Wohnzimmer auf der Couch. Laurines Mann Emil kam herein und übergab ihr einen Brief. „Der wurde gerade für dich abgegeben.“ Er setzte sich und überreichte ihr den Brief. Eulalia mochte Emil. Er war so anders als der raue Richard.
Sie öffnete den Umschlag und heraus kam ein graues Blatt Pergament wo drauf stand:
Ich muss dich wieder sehen. Noch vor dem Ball. Bitte komm Donnerstagnachmittag ins Schloss. Wenn du dort ankommst wartet Chrispin auf dich.
S.
„Wer hat ihn abgegeben?“, fragte Eulalia ihn.
„Ein blonder Mann mit längeren Haaren. Er sagte der Brief sei an dich persönlich.“, erklärte er. „Warum? Wer hat dir geschrieben?“
„Ein Freund.“, erklärte Eulalia nun. Sie stand auf. „Weißt du wo Dina ist?“
„In eurem Zimmer glaub ich.“ Nachdenklich sah er sie an.
Eulalia steckte das Blatt Pergament wieder in seinen Um-schlag. Dann ging sie zu Dina. Ihre Schwester sah sie über-rascht an als sie rein kam. Eulalia schloss die Tür hinter sich.
„Was ist los?“, verlangte sie zu wissen.
„Samuel will mich sehen.“, verkündete sie.
„Wann?“, fragte Dina sofort alamiert.
„Donnerstag Nachmittag.“, erzählte Eulalia.
„Glaubst du das ist eine so gute Idee?“
„Ich weiß nicht, aber ich muss ihn sehen.“
„Donnerstag ist Familienabend.“, erinnerte Dina ihre Schwester.
„Ich weiß. Ich muss mir eben etwas einfallen lassen.“, über-legte Eulalia. „Ich muss ihn einfach sehen.“
„Und was willst du Mum und Dad sagen?“
Eulalia überlegte. Vielleicht, dass sie am Abend noch mal in die Stadt musste, weil sie was wichtiges vergessen hatte was nicht warten konnte?
„Selbst wenn sie das zulassen würden, würden sie dich Nie-mals alleine ziehen lassen.“, befürchtete Dina.
Plötzlich erhellte sich Eulalias Gesicht. „Marit!“
„Marit ist nicht so tolerant wie ich. Sie wird das nicht unter-stützen.“, gab Dina zu Bedenken.
„Aber vielleicht wenn sie ihn kennen lernt.“
Dina seufzte. „Und wie willst du sie mit in das Schloss neh-men?“
Eulalia überlegte kurz. „Ich kann da hin wann immer ich will und Chrispin wird mich abholen.“
„Du kannst es versuchen.“, gab Dina schließlich nach.
Marit willigte wirklich in ihren Plan ein. Am Donnerstag-abend begleitete sie ihre Schwester in den Wald hinein.
„Danke, dass du das für uns tust, Marit.“
„Ich mach das wirklich nur, weil ich ihn kennen lernen will. Wir haben vier Stunden zur Verfügung. Mehr nicht.“, erin-nerte Marit Eulalia.
„Klar.“
Als sie an der Barriere zur Elfenwelt ankamen wartete Chrispin schon auf sie.
„Was macht sie hier?“, fragte er streng und zeigte auf Marit.
„Das ist meine Schwester Marit.“, berichtete Eulalia ihm. „Sie wird uns begleiten. Sonst hätte ich nicht kommen kön-nen.“
„Das wird Samuel gar nicht gefallen.“, bemerkte Chrispin nun.
„Das muss er wohl in Kauf nehmen.“, beharrte Eulalia.
Chrispin verdrehte die Augen. „Na gut. Kommt mit.“ Er führte sie ins Elfenreich und dann ins Schloss. Marit sah sich staunend um.
Samuel wartete schon im Wohnzimmer auf sie. Er wollte gerade Eulalia anlächeln als er Marit entdeckte.
„Was tut sie hier?“, fragte er mit einem bohrenden Blick.
„Marit wird nichts verraten.“, versprach Eulalia Samuel. Sie freute sich so ihn wieder zu sehen. „Sie wollte mitkommen. Ansonsten hätte ich auch gar nicht herkommen können.“
„Na schön. Kann ich einen Moment mit deiner Schwester allein reden?“, bat Samuel Marit höflich.
Seinem Charme erlegen ging sie mit Chrispin raus.
Samuel und Eulalia setzten sich. „Du wunderst dich jetzt bestimmt warum ich dich jetzt hierher geholt hab und nicht bis zum Ball gewartet hab, oder?“
„Ein bisschen.“, gab Eulalia zu und sah ihm in die Augen.
„Es kann sein, dass ich nicht zum Ball komme.“, eröffnete er ihr nun.
„Was?“ Entsetzt sah Eulalia ihn an.
„Ich habe das Gefühl beobachtet zu werden.“, erklärte er. „Ich glaube eine mächtige Person ist hinter mir her und ich weiß noch nicht welcher Zweck diese Verfolgung hat.“
„Es könnte sich dabei um meinen Schwager Richard han-deln.“, stellte Eulalia ihre Vermutungen an. „Er ist Marits Mann und hat uns zusammen gesehen. Deswegen weiß Ma-rit auch von dir.“
„Ich weiß nicht. Ich glaub nicht, dass es sich bei dem Ver-folger um eine Fee handelt. Ich glaube eher es ist ein Elf.“
„Warum sollte dich Jemand verfolgen?“, erkundigte sie sich.
„Ich weiß es nicht genau.“ Er zuckte mit den Achseln.
„Und jetzt?“, fragte sie ihn. „Wie geht es mit uns weiter?“
„Ich weiß es auch nicht.“ Er sah deprimiert aus. „Du bedeu-test mir wirklich viel und ich muss ständig an dich denken. Aber wir sind so verschieden. Du bist eine Fee und ich bin ein Elf. Das würde niemals funktionieren.“
Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Ja du hast Recht.“
„Vielleicht sollten wir uns eine Weile nicht sehen.“
„Ja vielleicht.“
„Aber eigentlich will ich das nicht.“
„Ich auch nicht.“ Eulalia sah ihn ernst an.
„Hier wären wir sicher.“, überlegte er weiter.
„Aber im Moment ist es für mich sehr schwer hierher zu kommen.“, erinnerte er sie.
„Ich weiß.“, seufzte er.
„Aber mir wird etwas einfallen.“, versprach sie.
Er nickte.
„Soll ich Richard mit ein paar Männern schicken, damit sie über dich wachen können?“, schlug Eulalia nun vor.
„Ich weiß nicht. Nein ich glaube nicht. Ich komme schon alleine klar.“
„Okay.“ Sie nickte. Das gefiel ihr nicht. „Sollen wir Marit und Chrispin wieder reinholen?“
„Einen Moment noch.“, hielt er sie zurück. Ihre Lippen ka-men sich immer näher. Dann küssten sie sich zärtlich. Als sie sich voneinander lösten verkündete er. „Jetzt.“
Marit unterhielt sich eine Weile mit ihm. Eulalia hörte nur zu. Dann gingen sie.
„Er scheint ganz nett zu sein.“, stellte Marit auf dem Weg nach Hause fest.
„Ja das ist er.“ Eulalia war noch ganz benommen von sei-nem Kuss.
„Jetzt kann ich dich wenigstens verstehen. Ich werde dich jetzt öfter begleiten auch wenn Richard das vielleicht nicht gefällt.“, versprach Marit ihr.
„Wirklich?“, fragte Eulalia überrascht.
„Ja. Er ist zwar ein Elf, aber einer in den man sich durchaus verlieben kann.“
„Oh ja.“, stimmte Eulalia ihr träumerisch zu.
Kapitel 10
Der Weihnachtsball kam schneller als Eulalia gedacht hätte. Sie wusste immer noch nicht ob Samuel kommen würde oder nicht. Das machte sie nervös. Marit und Dina redeten auf sie ein und versuchten sie zu beruhigen, aber ohne Erfolg. Dass Marit ihre Treffen mit Samuel duldete hatte Dina dazu veranlasst ihr nicht jedes zweite Mal zu sagen wie schlecht es sei, wenn sie sich mit Samuel traf.
Heute trug Eulalia ein goldenes Kleid, dass die Fee eigent-lich viel zu blass machte. Es hatte einen tiefen Ausschnitt und war sonst eher enger. Dazu trug sie goldene Stöckel-schuhe was sie für keine so gute Idee hielt, denn draußen war es kalt und rutschig vom Schnee. Ihre Haare trug die Fee hochgesteckt. Goldene Spangen zierten es und einzelne Strähnen bahnten sich schon jetzt einen Weg ins Freie. Dina hatte sie wieder etwas geschminkt, aber nur leicht. Als sie in den Spiegel sah glaubte sie kaum, dass sie sich da anguckte.
Dina, Joanna und Eulalia waren in der Kutsche eher ruhig und nachdenklich. Da sie Feen waren froren sie nicht. Bei der Villa angekommen wurden sie begrüßt und in den Fest-saal gebeten. Von Samuel war noch keine Spur zu sehen.
Dina blieb bei ihr auf dem Sofa sitzen während Marit und Richard zusammen tanzten. Sie waren ein tolles Paar. Marit mit ihren blonden langen Korkenzieherlocken, den blauen Augen und dem roten detaillierten Kleid und Richard mit den kurzen schwarzen Haaren, den ebenfalls blauen Augen, dem durchtrainierten Körper sowie dem rotweißen Anzug, den er heute trug. Eulalia beneidete Marit.
Auch Laurine und Emil tanzten zusammen. Sie waren ein eher ungleiches Paar, dass sich aber perfekt ergänzte.
Plötzlich tickte Dina Eulalia an. „Sieh doch!“ Sie flüsterte nur und zeigte auf ein Sofa in ihrer Nähe. Aus unerklärli-chen Grund leuchteten Dinas Augen dabei etwas heller. Sa-muel und Chrispin saßen dort. Samuel sah so unglaublich schön aus. Er trug einen Anzug ganz in weiß. Sein ordentli-ches etwas längeres Haar war gekämmt. Er sah durchtrai-niert und müde aus. Fragend sah sie ihn an, doch er schüttel-te nur mit dem Kopf und lächelte. Eulalia lächelte zurück. Ihr Herz klopfte etwas schneller. Wie gern hätte sie jetzt mit ihm getanzt, aber das konnte sie nicht.
Plötzlich standen ihre Eltern mit einem anderen Mann vor ihr. Er hatte rotblonde Haare und war überhaupt nicht ihr Typ.
„Eulalia! Das ist Arthur. Willst du ihn nicht um einen Tanz bitten?“, stellte ihre Mutter ihn ihrer Tochter vor.
„Natürlich.“, seufzte sie. Sie wollte nicht mit irgendeinem Typen tanzen. Sie wollte mit Samuel tanzen. Bevor Arthur sie zur Tanzfläche führte sah sie noch ein mal zu Samuel. Sein Blick ließ ihm nichts anmerken, aber er fragte sich doch zumindest wer der Kerl war, oder?
Während des Tanzes redete Arthur in einer Tour.
„Es ist mir eine Ehre mit Euch tanzen zu dürfen. Ich habe schon so viel von Euch gehört. Ihr sollt eine begeisterte Sängerin sein.“
Eulalia war wütend auf ihre Eltern. Warum hatten sie diesem fremden Mann so viel über sie erzählt?
Arthur aber lächelte sie an. „Früher ein mal. Jetzt nicht mehr.“
Arthur nickte. „Ich spiele ja Keabord. Ich liebe die Musik. In der Stadt bin ich ein einflussreicher Mann. Ich kenne fast jeden.“
Vielleicht dachte Arthur sie damit beeindrucken zu können, aber es ließ sie völlig kalt. Was interessierten sie schon die Feen, die die Elfen so sehr missbrauchten.
Sie war froh als sie sich losreißen und wieder zu Dina flüch-ten konnte. Kurz danach kam Marit. Sie zog sie hoch.
„Bevor Samuel gleich mit Blicken einen gewissen Jemand tötet kommst du lieber mit.“, entschied sie. Sie wurde in ein Zimmer in einer der oberen Etagen geführt. Es war eine Art Gästezimmer. Verwirrt sah Eulalia ihre Schwester an, doch die war zu keinen Erklärungen bereit.
Gelangweilt saß Samuel auf dem Sofa. Er fragte sich wirk-lich was er hier sollte. Mit Eulalia konnte er ja doch nicht reden. Chrispin war auch keine große Hilfe. Er starrte die ganze Zeit Dina an. Warum eigentlich?
Er flirtete mit Eulalia. Die Prinzessin sah ja immer schön aus, aber heute Abend hatte sie sich selbst übertroffen. Das tolle goldene Kleid und die hochgesteckten Haare passten einfach gut zu ihrer Figur und ihrem Gesicht.
Plötzlich wurde Eulalia von einem Möchtegern-Macho zum tanzen geführt. Das durfte nicht sein! Seine Eulalia tanzte mit einem anderen? Er hätte dem Konkurrenten am liebsten den Hals umgedreht. Er wollte schon aufstehen und zu dem Kerl gehen um ihn eine zu knallen als plötzlich Marit vor ihm stand.
„Das lässt du lieber. Es sei denn du willst einen Skandal.“, riet sie ihm.
Frustriert setzte er sich wieder.
„Ich hab eine Idee. Oben gibt es Gästezimmer. Ich kann Eu-lalia dahin führen und meinen Eltern sagen es ginge ihr nicht gut. Dann hättet ihr Ruhe. Dann könntest du ungestört mit ihr reden.“
„Das würdest du tun?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ja.“ Marit erklärte ihm den Weg und nannte ihm dann die Uhrzeit.
Als Eulalia ihn das Zimmer betreten sah war sie sprachlos. War das nicht viel zu gefährlich? Doch sie hatte nur noch Augen für ihn.
„Du weißt Bescheid. Zwei Stunden.“, warnte Marit Samuel und verschwand.
„Sam, ich wollte nicht mit ihm tanzen.“, erklärte Eulalia sofort.
Samuel registrierte, dass sie ihn zum ersten Mal Sam ge-nannt hatte. „Ich weiß. Du brauchst dich nicht zu entschul-digen“
Er führte sie zum Bett und sie ließen sich darauf fallen. Er begann sie zu streicheln. Überall wo seine Finger ihn berühr-ten kribbelte es angenehm. Auch sie erkundete seinen Kör-per mit ihren Händen. Langsam begann sie sich auszuziehen. Er streifte ihr das Kleid über den Kopf nachdem er den Reisverschluss aufgezogen hatte und hing es auf einen Stuhl. Sie streifte seine Anzugjacke ab und knöpfte sein Hemd auf. Dann streifte sie auch das ab. Sie hatte den muskulösen Körper schon erahnt, aber in Natur sah er noch viel besser aus als in ihren Tagträumen. Sie küsste seine unbeharrte Brust. Er bedeckte sie ebenfalls mit tausend Küssen und dann streifte sie auch seine Hose ab. Als sie sich auch der Unterwäsche entledigt hatten bewunderten sie gegenseitig ihre Körper. Sie küssten sich, streichelten sich gegenseitig und begannen leise zu stöhnen. Sie bewegten sich in einem gleichmäßigen Rhythmus ineinander und dann drang er in sie ein. Eulalia unterdrückte einen Schrei. Was für eine Wonne.
Später lagen sie eng ineinander gekuschelt Arm in Arm in dem Bett.
„Ich liebe dich, Sam.“, seufzte Eulalia.
„Und ich liebe dich.“ Er lächelte.
Plötzlich erklangen Schritte auf dem Gang.
„Mist du musst hier weg.“ Er sah sie seufzend an. Samuel sprang aus dem Bett, zog seine Unterwäsche an und nahm dann auch die restlichen Sachen vom Boden. Danach floh er ins Bad.
Eulalia zog ebenfalls ihre Unterwäsche an und legte sich dann wieder ins Bett. Als die Tür geöffnet wurde schloss sie die Augen. Sie hoffte sie würden Samuel nicht finden.
Kapitel 11
Dina saß neben Eulalia auf dem Sofa. Sie beobachtete Chrispin. Er sah so wunderschön aus. Sein blauer Anzug betonte seine schmale Figur. Seine blonden langen Haare hingen ihm offen um die Schultern. Die Frauen in der Festhalle beachtete er nicht weiter. Warum auch? Es waren ja doch alles nur Feen. Nur sie beobachtete er ab und zu.
Als Eulalia mit dem Typen Namens Arthur tanzte hatte sie gesehen wie eifersüchtig Samuel geguckt hatte. Eulalia schien ihm wirklich etwas zu bedeuten. Kurz nachdem ihre Schwester mit Arthur getanzt hatte ging sie mit Marit fort. Chrispin ging ebenfalls mit Samuel fort nachdem Samuel mit Marit gesprochen hatte. Dina hasste es als Einzige nicht zu wissen was da los war. Seit Eulalia Marit mit in die Sache hinein gezogen hatte war sie die Verbindungsperson zwi-schen Eulalia und Samuel und Dina sah Chrispin kaum noch.
Sie vermisste ihn. Das war nicht gut. Chrispin kam nach kurzer Zeit wieder und sie beobachtete ihn weiter. Er blieb jetzt allein. Dina wäre am liebsten zu ihm gegangen. Er fühl-te sich jetzt bestimmt fehl am Platz.
Nach zwei weiteren Stunden gingen auch Marit und ihre Eltern weg. Eulalia war nicht wieder gekommen. Ihre ande-ren Geschwister waren allerdings noch da. Das war doch alles irgendwie merkwürdig.
„Eulalia, bist du wach?“, fragte ihre Mutter und Eulalia öff-nete die Augen. Sie tat als hätte sie eben geschlafen.
„Ich hab nur etwas gedöst.“, erklärte Eulalia.
Rebecca sah das Kleid auf dem Stuhl liegen und fragte Re-becca. „Warum hast du das Kleid ausgezogen?“
„Es ist so wunderschön. Ich wollte es nicht zerknittern.“, erklärte Eulalia.
Ihre Mutter nickte anerkennend. „Mein Gott, du schwitzt ja.“
„Es geht schon. Ich muss mich nur etwas frisch machen.“, versicherte Eulalia ihr. „Könntet ihr draußen warten?“
„Natürlich.“, nickte Rebecca und zog ihren Mann zur Tür.
„Ich helfe dir.“, beschloss Marit und blieb.
Sobald ihre Eltern verschwunden waren hüpften Eulalia un-ter der Decke hervor und zog ihr Kleid an.
„Was ist wirklich passiert?“, flüsterte Marit während sie Eulalias Reißverschluss zuzog.
„Ich hab mit ihm geschlafen.“, gestand sie.
„Eulalia, bist du verrückt? Ich hab gesagt ihr könnt mitein-ander reden. Von Sex war nie die Rede.“, fuhr Marit sie an.
„Es ist einfach passiert.“, verteidigte sich Eulalia. „Unsere Gefühle füreinander haben uns einfach überwältigt.“
„Dann bete, dass er dich nicht geschwängert hat.“ Marit ver-drehte die Augen.
„Vielleicht fände ich das ja gar nicht so schlecht. Ich muss noch mal ins Bad.“ Enttäuscht stellte Eulalia fest, dass Sa-muel bereits weg war. Das Fenster stand offen. Sie schloss es wieder. Dann benutze sie den Spiegel um die Spangen aus ihrem Haar zu entfernen und es noch ein mal zu kämmen.
„Eulalia! Er ist ein Elf. Wünsch es dir lieber nicht. Außer-dem kannst du froh sein, dass du keine Regel hast wie die weiblichen Menschen. Sonst hättest du nämlich geblutet. Wie hättest du das erklärt?“
Eulalia seufzte. „Ich kann doch nichts dafür, dass ich mich in einen Elfen verliebt habe. Können wir gehen?“
Marit nickte genervt.
Samuel saß wieder in seinem Schloss in der Bibliothek. Er konnte kaum glauben was da passiert war. Er hatte wirklich mit Eulalia geschlafen und sie liebte ihn. Wow!
Er schwebte immer noch auf Wolke sieben als Chrispin rein kam. Er sah ziemlich deprimiert aus.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Samuel seinen Freund besorgt.
„Klar. Bei dir auch?“ Er sah ihn nicht ein mal an.
„Mehr als in Ordnung.“, bestätigte Samuel.
„Was ist los mit dir, Mann? Du schwebst ja auf Wolke sie-ben.“, bemerkte Chrispin nun.
„Ich hatte Sex mit meiner Prinzessin.“ Er grinste Chrispin an.
Der sah ihn entsetzt an. „Bist du bescheuert?“
„Ich liebe sie und sie mich.“ Samuel wirkte beleidigt.
„Du weißt dass das nicht gut geht.“, erinnerte Chrispin sei-nen Freund.
„Hör auf Chris, wirklich. Ich kann es nicht mehr hören. Ich werde um sie kämpfen.“
„Dann viel Glück Ich befürchte nämlich du wirst sie verlie-ren. Damit verließ Chrispin ihn. Sein missmutiger Freund konnte seine gute Stimmung nicht trügen.
Als Dina, Eulalia und Marit nach Hause kamen saßen sie noch bis spät in der Nacht bei Eulalia und Dina im Zimmer. Eulalia berichtete darüber was sie mit Samuel zusammen erlebt hatte.
„Es war so wunderschön.“, schwärmte sie. „Samuel ist wirk-lich die wunderbarste Person, die ich kenne.“
Dina und Marit tauschten Blicke. Marit seufzte.
„Eulalia wenn du das nächste Mal nicht besser aufpasst un-terstütze ich die Sache nicht mehr. Vielleicht hätte ich das nie tun sollen.“, drohte ihr Marit.
„Ja ist gut. Der nächste Ball ist sowieso erst am Geburtstag des Hausherrn im März. Das ist ewig hin.“
„Na gut. Dann hoffe ich du hältst dich dran. Ich weiß näm-lich auch nicht ob du ihn vorher noch mal sehen kannst.“
Entsetzt sah Eulalia sie an. „Aber ich muss.“
„Mal sehen was sich machen lässt. Sie zuckte mit den Schul-tern.
Spät gingen sie schlafen.
Kapitel 12
Rebecca und Jeremias saßen unten im Wohnzimmer. Sie machten sich Sorgen um ihre Tochter Eulalia. Sie war irgendwie komisch geworden.
„Glaubst du sie trifft sich mit wem und verheimlicht es uns?“, erkundigte sich Rebecca bei ihrem Mann.
„Mit wem sollte sie sich treffen?“, fragte Jeremias.
„Ich weiß nicht.“, gab Rebecca zu. „Aber es ist irgendwie merkwürdig wie sie sich verhält.“
„Ich glaube du machst dir umsonst Sorgen. Komm her.“
Rebecca kuschelte sich an ihn. Sonst war er eher ruhig und zurückhaltend, aber bei Rebecca zeigte er das nie. Er kannte sie halt einfach zu gut.
„Ich liebe dich und es wird bestimmt alles wieder gut. Das ist bei Eulalia nur so ne Phase.“, versprach er ihr.
„Ich liebe dich auch.“ Sie seufzte und küsste ihn.
Marit und Richard lagen nebeneinander in ihrem Bett. Marit betrachtete ihren Mann. Er sah so verdammt sexy aus mit seinem kurzen schwarzen Haaren. Sie begehrte diesen Mann und wollte ihn wie keinen anderen. Wie erging es wohl Eu-lalia mit Samuel? Ihr musste es einfach ähnlich ergehen.
Der zweite Weihnachtstag war angebrochen. Heute würden sie nur mit der Familie was unternehmen. Es schneite immer noch und tiefester Schnee lag im Feenreich. Marit kuschelte sich enger an Richard. Sie liebte den Winter. Das war immer die gemütlichste Zeit und die wollte Marit auch nutzen.
Richard schlug die Augen auf und lächelte Marit an. Marit lächelte zurück.
„Guten Morgen mein Engel.“
„Guten Morgen.“ Sie küssten ihn. „Alles okay?“
„Ja immerhin ist Weihnachten.“
„Ja noch.“ Er lächelte immer noch. „Wir sollten aufstehen.“
„Spielverderber.“ Sie seufzte und stieg aus dem Bett. Im Ankleidezimmer wählte sie einen schwarzen Minirock aus, eine schwarze Strumpfhose und ein rotes Top mit langen Ärmeln. Das zog sie an. Das Haar ließ sie einfach offen. Dazu trug sie schwarze modische Stiefel. Das war keine Kleidung wie die Menschen sie zu dieser Zeit bevorzugten. Sie hatten seltsame Kleidung an. Manchmal besuchte Marit die Welt der Menschen nur um ihre Kleidung zu betrachten.
Als sie aus dem Fenster sah stockte ihr der Atem. Chrispin kam in den Hof. Ohne auf Richard zu achten, der gerade herein kam, ging sie ins Erdgeschoss und machte die Schlosstür auf. Er hatte seine blonden Haare offen und trug einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd.
„Was machst du denn hier?“, fuhr sie ihn an.
„Ich habe zwei Briefe zu überbringen.“, verkündete er. „Ei-ne an Prinzessin Eulalia und einen an Prinzessin Dina. Könnt ihr sie überbringen?“
„Selbstverständlich.“ Marit nahm die Briefe entgegen. Dann verabschiedete sie sich von Chrispin und schloss die Tür hinter sich. Als sie sich wieder umdrehte stand Richard fer-tig angezogen im Gang hinter ihr. Er trug eine schwarze Hose mit einem roten Hemd.
„Was war denn das für eine Aktion?“, fragte er verwundert.
„Chrispin war an der Tür. Ich wollte verhindern, dass Je-mand anderes ihn empfängt.“, flüsterte sie.
„Und was wollte er?“
„Briefe abgeben.“ Marit zeigte ihm die Briefe. „Ich lege sie mal kurz in Dina und Eulalias Zimmer.“ Damit verschwand sie.
Eulalia und Dina mussten bis zum Abend warten bis sie die Briefe lesen konnten. Den ganzen Tag über hatten sie zu-sammen mit ihrer Familie etwas gemacht. Es war sehr schön gewesen. Jetzt öffnete sie ihren Brief. Sie las:
Liebste Eulalia,
ich weiß es ist schwer, dass wir uns jetzt kaum noch sehen können. Doch deine Schwester Marit wird unsere Sache wohl kaum noch weiter un-terstützen sollte sie erfahren haben was zwischen uns gelaufen ist. Ich hoffe du bereust es trotzdem nicht. Es war das Beste, was mir je passie-ren konnte. Einfach wunderbar. Ich wünschte ich könnte jetzt was ande-res schreiben, aber ich glaube es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Deine Schwester und Chrispin haben Recht. Wir haben beide schon viel zu viel zu verlieren. In ferner Zukunft wird uns der Abschied von-einander immer schwerer fallen. Lass uns unsere Zeit eine Erinnerung bleiben und ganz besonders die Zeit in der wir uns das letzte Mal gese-hen haben. Chrispin und ich werden im Schloss der Elfen bleiben wo wir nicht von Feen entdeckt werden können. Wenn du, Dina oder Marit in Gefahr schwebt könnt ihr natürlich gern bei uns Unterschlupf suchen. Es tut mir so Leid. Ich glaube es ist einfach das Beste für dich, wenn du dir einen angesehenen Feenmann suchst. Ich kann einfach nicht mehr. Bitte komm nicht mehr vorbei, wenn du nicht wirklich in Gefahr schwebst.
Veriss nie, dass ich dich liebe.
Dein Samuel
Fassungslos sah Eulalia auf den Brief. Das konnte er nicht ernst meinen, oder? Sie sollte ihn nie wieder sehen? Eine ihrer Tränen kullerte auf das teure Pergamentpapier. Eulalia wusste, dass es sehr selten war. Es musste ein Vermögen gekostet haben.
„Was schreibt er?“, riss Dina sie aus ihren Gedanken.
„Er will mich nicht mehr sehen. Er hält es für zu gefährlich nach unserem Sex. Er sagt, dass wir nur noch kommen dür-fen, wenn wir in Gefahr sind.“ Jedes Wort fühlte sich wie ein Messerstich an.
Dina nickte wissend. „Chrispin schreibt etwas ähnliches.“ Sie war froh, dass ihre Schwester gerade so in Gedanken war, dass sie nicht nach Chrispin fragte.
Wie in Trance sagte Eulalia. „Aber das verstehe ich nicht. Samuel hat doch gesagt, dass sich schon alles regeln wird.“
Dina ging zu ihrer Schwester und nahm sie tröstend in ihre Arme. „Vielleicht hat er endlich kapiert, dass das nicht stimmt.“ Dina kamen selbst die Tränen. Sie würde Chrispin nie wieder sehen.
Chrispins Brief lautete:
Liebste Dina,
ich weiß nicht genau, was du für mich empfindest, aber ich weiß, dass du etwas für mich empfindest. Als wir uns am Montag in den Armen lagen dachte ich: Gleich kommt ein Kuss. Leider war dem nicht so. Mein Herz schlug so schnell, dass du es eigentlich hättest hören müssen. Mein Herz gehört jetzt dir. Für immer. Möge es dort gut aufgehoben sein. Leider können wir uns den-noch nicht wieder sehen. Wir verstecken uns im Schloss. Sollte es Ärger geben, könnt ihr natürlich gerne zu uns kommen. Ich werde immer an dich denken und auf diesem Weg wollte ich dir sagen, dass ich dich liebe. Auf widersehen. Chrispin
Kapitel 13
Zweieinhalb Monate waren vergangen seit sie Samuel das letzte Mal gesehen hatte. Seit sie mit ihm geschlafen hatte. Manchmal fragte sie sich sogar ob das nicht alles nur ein wunderschöner Traum gewesen war, aber Eulalia wusste, dass das nicht sein konnte. Ihre Beziehung zu Samuel, wenn man es denn eine Beziehung nennen konnte, war echt gewesen. Ihre Liebe zu ihm war echt.
Jeden Morgen war ihr schlecht. Eulalia hatte sich erst ge-fragt ob sie krank war als ihr aufgefallen war, dass ihr Bauch gewachsen war. Er war dicker geworden. Noch fiel es nicht sonderlich auf, aber in zwei Monaten würden sie wissen, dass sie schwanger und Eulalia war sich sicher, dass sie es war. Wie sollte sie das bloß ihrer Familie erklären? Nur Di-na, Marit und Richard kannten die Wahrheit. So sollte es auch bleiben.
Es gab nur einen Ausweg. Sie musste zu Samuel fliehen. Würde er sie aufnehmen? Was hatte er in den letzten drei Monaten getan? Liebte er sie überhaupt noch? Sie hatte kei-ne andere Wahl. Sie musste es zumindest versuchen. Dort war sie sicherer als hier. Dort konnten sie überlegen was zu tun war.
Sollte Eulalia Dina und Marit um Rat fragen? Sie hatte die beiden schon viel zu sehr in die Sache mit hinein gezogen. Seit Dina den Brief von Chrispin bekommen hatte war sie sehr ruhig gewesen. War doch etwas zwischen ihnen gelau-fen? Vielleicht war es besser, wenn sie nur Marit um Rat fragte.
Als sie ihre Schwester traf bat sie sie in ihr Zimmer.
„Also was gibt’s?“, verlangte Marit zu wissen.
Eulalia fiel es sehr schwer ihr die Wahrheit zu sagen. Marit hatte sie kurz nachdem sie mit Samuel geschlafen hatte ge-warnt sie könnte schwanger werden. Seufzend erklärte Eula-lia. „Ich bin schwanger.“
Marits Gesichtsausdruck wechselte von erwartungsvoll in entsetzt. „Bist du sicher?“
„Ja.“ Eulalia seufzte erneut. „Mir wird morgens immer schlecht und mein Bauch ist dicker geworden.“
„Und was jetzt?“, fragte Marit.
„Ich muss zu Samuel.“, erklärte sie. „Vater würde das Baby nie dulden und bei ihm bin ich sicher.“
„Ich dachte du hättest gesagt, dass du zu ihm nicht mehr kommen solltest.“ Fragend sah ihre Schwester sie an.
„Aber wenn ich Probleme hab kann ich jederzeit kommen.“
Marit nickte gedankenverloren. „Ich bringe dich hin. Pack deine Sachen.“
Samuel hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Er hatte über sich und Eulalia nachgedacht. Er liebte sie. Ganz si-cher. Jeder Tag ohne sie tat weh und er vermisste sie. Er wünschte sich eigentlich nichts sehnlicher als dass er glück-lich mit ihr wurde. Aber das konnte er nicht. Das wusste er auch. Er musste sie gehen lassen und das tat weh.
Er wusste auch wer die Person war von der er geglaubt hatte sie würde ihn verfolgen. Seine Schwester Svea war wieder gekommen. Drei Wochen nach dem Ball hatte sie sich ihm gezeigt. Er war überglücklich darüber, dass sie lebte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie damals beinahe unter die Räder gekommen wäre und dass sie sich gerade noch hatte verste-cken können. Sie hatte eine neue Identität angenommen und war einige Jahre lang untergetaucht. Dann hatte sie ihren Bruder wieder gefunden.
Samuel hatte ihr die Geschichte mit Eulalia erzählt und sie hatte ihn dafür gelobt, dass er so mutig gewesen war und sie jetzt nicht mehr wieder sehen würde. Samuel hatte ihr zuge-stimmt, aber eigentlich fand er das überhaupt nicht mutig. Jeden Tag wollte er seinen guten Vorsatz brechen. Es fiel ihm schwer dem zu widerstehen.
Marit hatte Eulalia unbemerkt aus dem Haus geschleust und jetzt gingen sie durch den Wald. Marit zog Eulalias Ziehkof-fer hinter sich her. Als sie endlich beim Schloss waren öff-nete Chrispin ihnen die Tür.
Chrispin sah irgendwie verwegen aus. Seine blonden Haare standen ihm zu Berge und er lächelte nicht. Stattdessen sah er die Frauen entsetzt an. „Was macht ihr hier?“
„Ihr habt geschrieben, dass ich hierher kommen kann, wenn ich in Schwierigkeiten bin.“, erinnerte Eulalia ihn. „Nun ja. Jetzt bin ich in Schwierigkeiten.“
Chrispin fluchte. Er sah erst zu dem Koffer und dann zu den Frauen. „Und was sollen das für Schwierigkeiten sein?“
„Das würde ich lieber mit Samuel bereden. Ist er da?“
„Ja er ist da.“, nickte Chrispin. „Ihr wisst ja wo ihr ihn fin-det. Ich bring den Koffer hoch.“ Chrispin verschwand.
„Danke.“, lächelte Eulalia und ging Mit Marit in den Wohn-raum des Schlosses. Samuel saß dort auf dem Sofa. Er saß mit dem Rücken zu ihr und hatte sie noch nicht bemerkt. Ihr Herz klopfte etwas schneller. Sie nahm all ihren Mut zu-sammen.
„Hallo Samuel.“, begrüßte sie ihn schließlich.
Erschrocken sah er sich zu ihr um Ungläubig sah er sie an. „Eulalia?“
Sie schenkte ihm ein Lächeln und nickte. „Es ist lange her.“
„Was tust du hier?“, wollte er wissen und stand auf. Er stand jetzt genau vor ihr und sah immer noch so toll aus wie da-mals.
„Ich stecke in Schwierigkeiten.“, erklärte sie.
„Was ist passiert?“, fragte er sofort alamiert.
Stadt ihm zu antworten wandte sich Eulalia an Marit. „Kannst du uns allein lassen?“
„Klar.“, nickte sie und verließ den Raum.
Zusammen setzten sie sich auf das Sofa und Eulalia erklärte. „Ich bin schwanger.“
„Was?“ Samuel konnte es nicht glauben.
„Ich konnte nicht länger bei meiner Familie bleiben. Meine Eltern würden das Kind niemals akzeptieren. Ich wusste nicht wo ich sonst hingehen sollte.“
„Schon gut. Hier bist du sicher.“, versprach er ihr und nahm sie in seine Arme.
Eulalia nickte.
„Wir reden später weiter. Bevor ich aber deine Schwester hole muss ich dir noch was sagen. Hier hat sich nämlich einiges verändert.“
Erschrocken und fragend sah Eulalia ihn an. „Und was?“
„Keine Angst. Ich habe keine Freundin oder so. Im Gegen-teil. Ich musste ständig an dich denken.“
Erleichtert sah sie auf. „Und was ist es dann?“
„Meine Schwester ist zurück.“, erklärte er.
„Deine Schwester? Aber ich dachte sie sei tot.“
„Ja das dachte ich auch. Aber sie war die bei der ich dachte sie würde mich verfolgen. Ich glaube auch, dass sie nicht besonders gut auf dich zu sprechen sein wird. Sie fand es gut, das ich mich von dir abgewendet hab.“
„Oh.“, machte Eulalia.
„Aber keine Angst. Das wird schon.“, beruhigte Samuel sie. „Darüber reden wir später. Lass uns erst mal deine Schwes-ter reinholen.“
Eulalia nickte und sie ließen Marit wieder rein.
„Ich kann bleiben.“, verkündete Eulalia ihrer Schwester.
„In Ordnung. Das beruhigt mich.“, nickte Marit. „Ich kom-me so oft wie möglich hierher.“
„Wir werden auf sie Acht geben.“, versprach Samuel ihr.
„Davon bin ich überzeugt.“
Die Schwestern verabschiedeten sich voneinander und Marit ging.
Als Eulalia und Samuel Abends in Samuels Bett lagen rede-ten sie. Es war ein ziemlich großes Himmelbett, aber Eulalia nutzte den Platz nicht aus. Sie kuschelte sich eng an ihn.
„Es ist viel passiert seit wir das letzte Mal miteinander gere-det haben.“, stellte Samuel fest.
„Das stimmt.“, nickte Eulalia. „Und es ist lange her.“
„Stimmt, aber das schönste war der Sex mit dir. Ich bereue nichts. Du?“ Er legte seine Hand auf ihren Bauch.
„Nein.“ Sie schüttelte mit dem Kopf.
„Gut.“ Er nickte. „Es war für mich wahnsinnig schwer nicht zu dir zu gehen. Ich fand einfach es war das Beste für uns beide.“
Eulalia nickte. „Das war es auch, auch wenn es für mich auch schwer war. Ich hab es wirklich versucht, aber meine Gedanken wanderten einfach immer wieder zu dir. Ein mal habe ich mich mit Arthur getroffen. Dem Typen mit dem ich auf dem Winterball getanzt hab. Er war einfach nur grau-sam. Ich liebe eben dich.“
Er lächelte. „Irgendwie bekommen wir das schon hin.“
Sie kuschelte sich enger an ihn und flüsterte. „Ja. Irgend-wie.“
„Lass uns das Licht ausmachen.“, schlug er vor und sie ku-schelten sich an einander.
Kapitel 14
Wo ist Eulalia?“, bellte Jeremias seine Töchter an. Marit wunderte sich über seine Reaktion. Er war wütend. So wütend hatte sie ihn noch nie erlebt. Er war sonst die Ruhe selbst.
Marit hatte es immer seltsam gefunden, dass ihre Eltern noch immer so jugendlich aussahen obwohl das ja irgendwie bei allen Feen so war. Doch sie strahlten eine Autorität aus, die bei ihnen hervortritt und gerade jetzt war das bei ihrem Vater der Fall. Warum war das so?
„Ich weiß nicht.“, stammelte Dina. „Als ich heute aufge-wacht bin war sie nicht da. In letzter Zeit ist sie immer spä-ter ins Zimmer gekommen als ich. Da schlief ich schon.“
Eulalia war heute als Einzige nicht zum Frühstück erschie-nen was ja logisch war. Bevor sie gefrühstückt hatten, hatte ihr Vater das ganze Schloss abgesucht. Eulalia war nicht gefunden worden.
„Dad, Eulalia wird schon wieder auftauchen.“, versuchte Nike ihn zu beruhigen. „Vielleicht musste sie einfach mal an die frische Luft.“ Die große Schwester wusste immer etwas passendes zu finden.
„Sie wusste genau wann wir frühstücken.“, gab er zu Be-denken. „Und sie war seit dem Herbstball schon so merk-würdig.“
Und dann sagte Dina etwas wofür Marit ihr am liebsten den Hals umgedreht hätte. Sie war immer noch eifersüchtig auf Marit und sauer auf Eulalia, weil Marit jetzt Eulalia half.
„Vielleicht ist es wegen diesem Elfen.“
„Welchem Elfen?“, blaffte Jeremias sie nun an.
„Sein Name ist Samuel. Sie bildet sich ein in ihn verliebt zu sein.“, erklärte Dina.
„Und wann hattest du vor uns das zu sagen?“ Jeremias sah Dina wütend an. „Ein Skandal!“
„Sie ist meine Schwester.“, verteidigte sich Dina und dachte kurz an Chrispin. „Was hätte ich denn tun sollen?“
„Mit uns reden?“, schlug er vor. Dann stand er auf und ver-ließ den Raum. Rebecca folgte ihm wortlos.
Marit funkelte Dina wütend an. Als sie mit Richard und Di-na allein im Raum war fragte Marit sie leise. „Wie konntest du nur?“
Dina hielt ihren Blick stand. „Ist doch wahr. Sie hat sich total verändert und redet nur noch von diesem Samuel. Da-bei flieht sie zu ihm ohne mir Bescheid zu geben. Auf meine Gefühle achtet sie gar nicht.“, beschwerte sich Dina.
„Nur zu deiner Information: Ich habe Eulalia zu Samuel gebracht. Weißt du noch, dass ihr nur kommen solltet, wenn ihr Probleme habt? Eulalia hat sich daran gehalten auch wenn es ihr schwer gefallen ist.“
„Ach und was hat sie für ein Problem?“
Marit schloss einen Moment die Augen um sich zu beruhi-gen. Dann erklärte sie. „Sie ist schwanger von Samuel.“
„Oh.“ Dina wusste nicht mehr was sie sagen sollte.
„Siehst du jetzt was du angerichtet hast? Du hast drei Perso-nen in Gefahr gebracht. Wenn Eulalia oder Samuel irgend-etwas zustößt mache ich dich dafür verantwortlich.“ Wütend verließ Marit das Zimmer. Richard folgte ihr.
„Verdammt! Was machen wir denn jetzt? Unsere Tochter ist weg!“ Jeremias war immer noch wütend und Rebecca ver-suchte ihren Mann zu beruhigen.
„Eulalia geht es bestimmt gut. Vielleicht liebt der Elf sie ja.“
„Aber das wäre ein Skandal. Eulalia wird mit uns ins Feen-reich gehen. Sie kann keinen Elfen lieben.“ Die Heftigkeit mit denen er die Worte sagte erschütterte sie.
„Eulalia ist jetzt erwachsen. Sie ist eine junge Frau mit Be-dürfnissen. Sie wird schon wissen was sie tut.“ Sie sprach sanft mit ihrem Mann.
Er seufzte. „Aber sie ist doch unsere Jüngste. Warum ist sie abgehauen?“
Und plötzlich wusste Rebecca was die ganze Zeit falsch an ihrer Tochter gewesen war. Sie erinnerte sich an den Abend des Weihnachtsballs. Das Kleid was auf dem Stuhl hing, zerzauste Haare, nur in Unterwäsche bekleidet. Aber da war auch noch etwas anderes gewesen. Der Duft nach Mann. Samuel war bei ihr gewesen und war dann abgehauen.
„Sie ist schwanger.“, bemerkte Rebecca plötzlich.
„Was?“ Entsetzt sah Jeremias seine Frau an.
„Auf dem Weihnachtsball hat Eulalia mit Samuel geschla-fen. Mir ist das gerade selbst erst aufgefallen, aber die An-zeichen sprechen dafür.“
„Oh Gott!“ Jeremias schüttelte den Kopf. „Und was jetzt?“
„Ich weiß nicht.“, gab Rebecca zu. „Vielleicht sollten wir noch mal mit unseren Töchtern reden.“
„Ja.“, nickte Jeremias. „Ganz bestimmt werden wir das.“
Kapitel 15
Als Eulalia am nächsten Morgen in die Küche kam erfuhr sie wie schwer Samuels Schwester Svea gegen sie war. Samuel stand noch unter der Dusche und sie war schon mal vorgegangen.
Das erste was Svea fragte war: „Wer sind Sie und was tun Sie hier in dieser Küche? Moment mal: Ich weiß! Du bist diese Prinzessin. Was fällt dir ein hier einfach so aufzutau-chen?“
„Ja ich bin die Prinzessin und Samuel weiß, dass ich hier bin.“ Eulalia wollte nett zu seiner Schwester sein auch wenn sie es nicht war.
„Jetzt pass mal auf! Lass meinen Bruder in Ruhe sonst be-kommt er nur Ärger Ich rate dir besser wieder zu gehen. Sonst könnte ich sehr ungemütlich werden.“
Bevor Eulalia antworten konnte meldete sich Samuel zu Wort. „Lass gut sein Svea. Das geht dich nichts an.“ Er stand in der Tür und kam jetzt zu Eulalia und nahm sie in seine Arme.
„Das geht mich nichts an?“, polterte Svea. „Ich bin deine Schwester. Natürlich geht es mich etwas an.“
„Ach ja und wo warst du dann die letzten Jahre? Der Tot unserer Eltern ist Ewigkeiten her und du bist ausgerechnet jetzt wieder gekommen?“ Samuel war jetzt genauso wütend wie Svea.
Bevor sie sich die Köpfe einschlagen konnten warf Eulalia ein. „Ich kann auch wieder zurück ins Schloss gehen.“
„Auf keinen Fall! Das hier ist mein Schloss. Wenn Svea bleiben möchte muss sie sich anpassen.“, beschloss Samuel sofort.
„Schön! Vielleicht sollte ich dann besser wieder gehen.“ Sveas Stimme klang drohend. Ohne ein Wort und ihren Kaf-fe stehen lassend verließ sie den Raum.
Eulalia stand immer noch in Samuels Armen und wandte sich jetzt zu ihm um. „Sam musste das sein? Ich will nicht für einen Streit zwischen euch verantwortlich sein.“
„Ich sehe nicht ein, dass sie nach Jahren hier aufkreuzt und dann bestimmen will wer in meinem Haus wohnt. Ich bin froh, dass sie lebt und dass sie wieder da ist, aber ich lass mir von ihr nichts sagen.“ Das klang endgültig und Eulalia wollte nicht weiter bohren. Sie nickte gedankenverloren.
„Aber ich werde nachher mit ihr reden.“, versprach Samuel ihr. „Wollen wir frühstücken?“
„Ich weiß nicht.“ Unsicher sah sie sich um.
„Wir können auch oben bei mir frühstücken, wenn dir das lieber ist.“, schlug Samuel vor. Wir haben Brötchen, Eier, Marmelade, Käse. Was du willst. Kaffee und Orangensaft gibt es auch.“
Eulalia lachte. „Ich mag keinen Kaffee, aber okay.“
„Gut dann packen wir mal alles auf ein Tablett.“ Er fing gleich damit an.
Am Nachmittag traf Samuel Svea im Wohnzimmer. Den ganzen Vormittag hatte er sie nicht gesehen. Jetzt setzte er sich neben sie. Sie sah ihn sauer an.
„Es tut mir Leid. Ich möchte nicht, dass du gehst. Ich lasse aber auch nicht zu, dass du die Frau, die ich liebe so belei-digst.“, entschuldigte sich Samuel bei seiner Schwester.
„Du weißt, dass es nicht gut ist, wenn sie bleibt.“ Svea sah ihren Bruder ernst an.
„Ich kann sie nicht wegschicken. Ich würde es auch nicht übers Herz bringen. Außerdem hab ich sie gebeten her zu kommen, wenn sie Probleme hat.“, gestand er.
„Und jetzt hat sie Probleme?“
„Sie ist schwanger und zwar von mir. Ich will und kann sie nicht zurück schicken.“
„Du hast sie geschwängert?“, fuhr Svea ihn an und schüttelte mit dem Kopf.
„Ich liebe sie.“, verteidigte sich Samuel. „Und das war nicht geplant.“
„Du hast keine Ahnung mit was du dich da anlegst.“
„Und mit was lege ich mich da an?“ Samuel war langsam genervt.
„Das sind Feen, Sam. Sie ziehen sich zurück und Eulalia wird auf keinen Fall hier bleiben.“, machte Svea ihm klar.
„Und wenn doch?“, fragte er trotzig. „Vergiss nicht. Sie steht unter meinem Schutz. Ich möchte nicht, dass du sie noch mal so runter machst.“
Svea seufzte. „Ich werde mich bei ihr entschuldigen.“
Samuel nickte. „Gut.“ Dann ging er.
Kapitel 16
Richard hatte Marit etwas beruhigt. Dennoch fand sie, dass Dina das nicht hätte sagen dürfen. Was wenn ihr Vater jetzt wegen Dina Eulalia fand?
„Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte Marit verzweifelt als sie mit Richard im Bett lag. „Was wenn Dad und Mum jetzt Eulalia finden?“
„Du hast doch gesagt in das Schloss kommt keine Fee rein.“, erinnerte Richard sie.
„Das stimmt ja auch, aber trotzdem sind sie in Gefahr. Was hat Dina sich dabei nur gedacht?“
„Beruhige dich, Süße. Eulalia wird nichts passieren.“
„Du weißt, dass sie mit auf den neuen Planeten soll. Dad wird etwas dagegen unternehmen. Da bin ich mir sicher.“
Richard seufzte. „Aber er wird sie nicht finden.“
„Mag sein, aber ich muss noch mal mit Dina reden.“
„Morgen.“, nickte Richard.
„Ja Morgen.“ Marit kuschelte sich an ihren Mann.
Am nächsten Morgen vor dem Frühstück war Dina noch in ihrem Zimmer. Marit ging einfach hinein. Es war ihr egal ob ihre Schwester noch im Bett lag. Sie setzte sich einfach auf einen der Stühle.
„Warum hast du das gestern gemacht? Was war los mit dir?“, fragte sie sofort.
„Was gemacht?“, wollte Dina wissen.
„Das weißt du ganz genau. Warum hast du Eulalia verra-ten?“ Marit funkelte sie wütend an.
„Eulalia hier, Eulalia da. Wie es mir geht ist euch scheiß egal.“ Dina sah Marit wütend an.
„Eulalia hat eine schwere Zeit durch gemacht.“, verteidigte Marit ihre Schwester. „Ich wollte sie nur in Sicherheit wie-gen.“
„Und was ist mit mir? Ob ich jemanden liebe, den ich nicht lieben darf interessiert gar keinen.“
„Wovon zum Teufel redest du?“
„Ist ja auch egal. Es interessiert dich ja eh nicht.“
„Siehst du und das ist dein Problem. Du deutest immer nur Dinge an, aber du redest nie über deine Gefühle. Eulalia war immer ehrlich zu mir.“
„Eulalia ist ja sowieso die Ehrlichkeit in Person.“, höhnte Dina.
„Dina, was ist denn los mit dir? Wenn du was loswerden willst dann sag es einfach.“ Langsam ging es ihr auf den Keks, dass ihre kleine Schwester in Rätseln sprach.
„Ist schon gut. Du hast ja Recht. Ich hätte nichts sagen sol-len. Das hab ich gestern schon gesagt. Das war dumm. Aber sie werden sie nicht finden. Keine Fee gelangt unerlaubt ins Elfenreich.“ Dina seufzte.
„Wollen wir es hoffen. Es wäre auf jeden Fall besser, wenn du ab jetzt nichts mehr über die beiden Preis gibt’s.“ Marit war schon etwas versöhnlicher.
„Natürlich nicht.“
Kapitel 17
Eulalia traf am darauf folgenden Tag Svea im Gang. Die Elfe lächelte sie aufmunternd an. Daran erkannte sie, dass Samuel schon mit ihr gesprochen haben musste.
„Kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Svea.
Eulalia nickte seufzend. Sie gingen gemeinsam ins Wohn-zimmer und setzten sich auf die Sofas.
Svea erklärte. „Ich werde dich für den Moment akzeptieren. Aber nur weil ich auf meinen Bruder angewiesen bin. So-bald ich das nicht mehr bin werde ich euch auffliegen lassen und dich verraten. Ich denke mein Bruder begeht einen gro-ßen Fehler. Er sollte eine Elfe heiraten. Du wirst Samuel nichts davon erzählen, dass ich dich auflaufen lasse.“
„Und wenn doch?“, wagte Eulalia zu fragen. Es gefiel ihr nicht wie sie Samuel behandelte.
„Dann werde ich ohne zu zögern Samuel töten und dich auf-laufen lassen.“ Svea sah sie fast streng an.
Eulalias Herz klopfte schneller. Wie konnte sie nur? „Aber er ist dein Bruder.“
„Er bedeutet mir nichts. Ich kenne ihn ja auch kaum. Ich brauche ihn momentan nur. Also erzähl lieber nichts.“, riet Svea ihr. Sie sah Eulalia kalt an.
Eulalia nickte gedankenverloren. Ihr blieb nichts anderes übrig. Svea nutzte Samuel aus und sie konnte nichts dagegen tun. Sie war froh als sie vor ihr fliehen konnte.
Auf dem Gang traf sie Samuel. Er sah sie mit einem warmen Lächeln an.
„Und hat sich meine Schwester bei dir entschuldigt?“
Eulalia nickte. „Ja.“
„Das ist gut. Ihr werdet schon miteinander auskommen.“ Samuel klang sehr zuversichtlich.
Plötzlich kam Chrispin und überreichte Eulalia einen Brief. „Der ist für dich.“
„Danke.“ Eulalia nahm den Brief entgegen und ging mit Samuel zusammen nach oben. Dort öffnete sie den Brief. Es war Marits Handschrift. Sie las:
Liebste Eulalia,
Ich hoffe mein Brief erreicht dich ohne Umwege. Dina hat ge-plaudert. Dad weiß, dass du bei Samuel sein könntest. Du kennst Mum. Vermutlich hat sie schon 1:1 zusammen ge-zählt. Ihr seid in Gefahr auch wenn ihr im Schloss seid. Dad will das umgehende Gebiet absuchen. Richard wird ihn be-gleiten und ihn ein wenig in die Irre führen. Für mich wird es jetzt natürlich schwieriger zu euch zu kommen. Wir wer-den uns jetzt wohl eine Weile nicht sehen. Ich will euch nicht verraten indem ich Dad und seinen Männern den Weg zeige. Vielleicht kann ich Chrispin ein paar Briefe zustecken, wenn ich ihn auf dem Markt treffe. Ich hoffe es.
Pass auf dich auf. In Liebe:
M.
Eulalia hatte beim Lesen große Augen bekommen und Sa-muel sah sie besorgt an. „Was ist los?“
„Mein Vater sucht mich. Er weiß, dass ich bei dir bin und vielleicht auch, dass ich schwanger bin. Mein Schwager Ri-chard ist bei der Suche dabei und hofft ihn in die Irre führen zu können.“, erzählte Eulalia.
„Hier bist du sicher. Hier kommen sie nicht hin.“, beruhigte Samuel sie.
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“, gab Eulalia zu bedenken. „Mein Vater beherrscht Feenmagie. Die ist mächtig.“
„Wir werden sehen.“ Samuel lächelte sogar.
Kapitel 18
Richard war mit Jeremias, Emil und ein paar anderen Leuten im Wald. Richard tat alles dafür, dass er Jeremias von dem Schloss wegführte. Leider wollte Marits Vater nichts davon hören. Er benutzte die Magie um seine Tochter aufzuspüren.
„Ich versteh das nicht. Ich spüre hier eine Wand, die ich nicht durchdringen kann. Dahinter spür ich Eulalia.“ Stirn runzelnd sah Jeremias Richard an.
„Vielleicht lag das daran, dass man hier kaum was sehen kann.“, überlegte Richard. Tatsächlich war das Wetter ziem-lich nass und neblig. Als würde sich sogar das Wetter gegen sie stellen. Richard wusste allerdings, dass Jeremias Einge-bung nicht am Wetter lag. Sie waren bei der Barriere um das Elfenschloss angekommen.
„Bist du sicher, dass sie hier ist?“, fragte Emil Jeremias. „Es könnte doch auch sein, dass du durch einen Zauber getäuscht wirst.“
„Die Elfenmagie ist nicht so stark als dass sie mich täuschen könnten. Eulalia muss hier in der Nähe sein.“, beharrte Je-remias.
„Dennoch schlage ich vor woanders zu suchen.“, versuchte es Emil noch ein mal. „Hier kommen wir nicht weiter.“
Jeremias seufzte. „Meinetwegen.“ Sie drehten um und gin-gen weiter. An diesem Tag fanden sie Eulalia nicht. Richard dankte ihm dafür. Marit hätte ihm den Kopf dafür abgerissen hätten sie ihre Schwester gefunden.
Svea saß im Wohnzimmer und dachte nach. Es gab noch nicht viele Elfen auf diesem Planeten. Als ihre Eltern getötet worden war hatte es nur sie gegeben. Jetzt hatte Samuel ei-nen Verbündeten gefunden. Das hieß, dass es da draußen noch mehr Elfen gab.
Svea war tatsächlich nur knapp dem Tot entkommen. Sie konnte fliehen. Sie hatte gewusst, dass ihr kleiner Bruder noch irgendwo da draußen sein musste, aber das war ihr egal gewesen. Ihr eigenes Leben war ihr wichtiger. So war es auch heute noch.
Svea war damals bei einem Feenmann untergekommen. Sein Name war Lias gewesen. Er hatte ihr geholfen. Als Dank hatte sie mit ihm geschlafen. Svea war erst vor einem Monat von ihm geflohen, weil sie ihn getötet hatte als sie ihn nicht mehr brauchte.
Diese dumme Feen hatten gar keine Ahnung wie stark die Elfen geworden waren. Svea hatte sich mit einer Gruppe aufsässiger Elfen zusammen getan und wollte die Feen stür-zen. Dabei hatte Svea auch ihren jetzigen Freund kennen gelernt. Sie waren allerdings aufgeflogen. Deswegen waren sie gezwungen gewesen sich voneinander zu trennen. Svea hatte plötzlich ihren Bruder in ihrer Nähe gespürt und war hierher gekommen. Sobald Jaden sie holen würde, würde sie Eulalia verraten und ihr Bruder konnte ihr gestohlen bleiben.
Jeremias saß mit seiner Frau im Wohnzimmer. Er dachte nach und Rebecca lächelte ihn an. Er kuschelte sich in ihre Arme.
„Was ist, wenn wir unsere Tochter nicht finden?“, fragte er.
„Eulalia ist in einem Alter, indem man solche Sachen macht.“, beruhigte Rebecca ihren Mann. „Es wird schon alles gut gehen. Sie wird wieder kommen.“
„Aber nicht, wenn sie von Samuel schwanger ist.“, wider-sprach Jeremias ihr.
Plötzlich lächelte Rebecca. „Weißt du noch wie es ohne Kinder war?“
„Nicht direkt. Nike ist jetzt siebzig Jahre alt.“
„Ja. Wir sind schon sehr lange nicht mehr allein.“, bestätigte Rebecca.
„Manchmal glaub ich einfach es geht alles schief.“, vertraute Jeremias Rebecca an.
„Es wird besser werden.“, versprach sie ihm. „Spätestens, wenn wir unsere Verpflichtungen an unsere Kinder weiter geben.“
„Ja ich weiß. Ach weißt du was? Lass uns einfach diesen Abend genießen. Alles andere kommt später.“
„Ja.“ Rebecca lächelte.
Kapitel 19
Heute ging Dina mit Marit auf den Wochenmarkt. Sie würden sich dort mit Chrispin treffen und ihm einen Brief für Eulalia geben. Dina hatte vor dabei zu sein und mit Chrispin unter vier Augen zu reden, auch wenn das vielleicht riskant war. Das nahm Dina gerne in Kauf.
Chrispin sah heute wieder atemberaubend aus. Seine blon-den langen Haare trug er zum Zopf, was sein Gesicht besser zur Geltung brachte. Er trug einen grünen Rollkragenpullo-ver und eine schwarze Hose. Marit überreichte ihm den Brief.
„Chrispin kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte Dina ihn, nahm seine Hand und zog ihn mit sich ohne seine Antwort abzuwarten.
„Hey Dina, warte.“, beschwerte sich Marit hinter ihr. Dina achtete nicht auf sie. Sie zog Chrispin in eine dunkle Gasse und drückte ihn an die Wand.
„Was machst du da?“, fragte Chrispin verwirrt.
Dina antwortete nicht. Sie küsste ihn nur. Erst war er zu verwirrt um irgendetwas zu tun. Dann erwiderte er ihren Kuss. Als sie sich voneinander lösten sah Chrispin sie ver-wirrt an.
„Ich will mit dir zusammen sein. Es ist mir egal was für Fol-gen es hat. Ich liebe dich.“, gestand sie ihm.
„Süße, hast du dir das gut überlegt?“, fragte er.
„Ja.“, nickte sie.
„Okay, pass auf! Samstagabend kommst du zu uns. Dann können wir abhauen. Ich kenne noch andere Orte wo nur Elfen hinkönnen.“, schlug Chrispin ihr vor.
„Und was ist, wenn ich von meinem Vater zum Beispiel verfolgt werde?“ Besorgt sah Dina ihn an.
Er dachte ernsthaft darüber nach. „Du musst Umwege gehen um sie in die Irre zu führen. Eigentlich möchte ich nicht, dass du alleine in den Wald gehst.“
„Ich kann mich durchaus verteidigen.“ Dina hatte nicht vor Marit damit rein zu ziehen. Die war schon mit Eulalia ausge-lastet.
„Okay. Irgendwie bekommen wir das schon hin.“
Dina nickte. „Gut ich muss jetzt auch los. Wir sehen uns dann Samstag.“ Sie gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und verschwand dann.
Am Samstag wartete Dina auf einen geeigneten Zeitpunkt zu gehen. Zur Not musste sie es in der Nacht tun. Am Abend saßen sie alle zusammen im Wohnraum des Schlosses. Marit ließ sie nicht aus den Augen. Und wenn schon. Sie würde schon davon kommen. Sie würde sich was einfallen lassen.
Dina konzentrierte sich kaum auf den Abend. Sie war ziem-lich ruhig und dachte an Chrispin. War es klug mit einem Typen durchzubrennen, den sie kaum kannte? Doch aus ir-gendeinem Grund wusste sie, dass er der Richtige für sie war.
Sie musste tatsächlich bis Mitternacht warten um abzuhauen. Ihre Eltern und ihre Schwestern blieben lange auf. Sie lief in Richtung Wald und plötzlich wurde sie Zeugin wie sich das Elfenreich erweiterte. Es gab einen Knall und blaue Licht-strahlen schienen auf der Barriere. Mit einem mal ver-schwand ein Stück des Feenreichs und schon war es vorbei. Die Magie, die hier gewirkt hatte blieb aber.
Kurze Zeit später kam Chrispin auf sie zu. „Hast du das ge-sehen?“
„Was denn?“, fragte er Dina.
„Das Elfenreich ist größer geworden.“, erzählte Dina. „Ich hab es mit eigenen Augen gesehen.“
„Mist. Vielleicht sind dann jetzt auch Feen hier.“, fluchte Chrispin.
Als hätten die Feen das gehört kamen sie auf sie zu. Dina kannte sie nicht.
„Du willst doch nicht etwa alleine gegen die kämpfen, o-der?“, fragte Dina und deutete auf die Feen.
„Das schaff ich schon. Lauf lieber.“, riet Chrispin ihr.
Dina lief wirklich, aber nicht so weit wie Chrispin glaubte. Dann sah sie Chrispin zu und wartete darauf ihm zur Hilfe eilen zu müssen. Dazu kam es nicht. Chrispin griff die Feen so schnell an, dass sie den Kampf gar nicht richtig verfolgen konnte. Rote und blaue Blitze leuchteten aus seinen Händen. Wenig später lagen die Feen am Boden. Wie viel Kraft be-saßen die Elfen wirklich?
Chrispin kam zu ihr und seufzte. „Du hörst nicht gern auf andere, oder?“
„Nein.“
„Dann komm.“ Chrispin lächelte sie an, nahm ihre Hand und schon waren sie an einem anderen Ort. Es war hellster Tag und sie standen vor einem Gasthaus.
„Wie hast du das gemacht?“, wollte Dina wissen.
„Später. Lass uns erst mal reingehen.“ Er nahm ihre Hand und sie gingen in das Gasthaus. Dina war beeindruckt. Sie musste unbedingt wissen wie er das gemacht hatte. War er wirklich so stark?
Doch jetzt sah sie sich erst mal in dem Gasthaus um. Es sah gemütlich aus mit vielen Kaminen und braunen Wänden. Mattes Licht verwendeten sie als Beleuchtung. Chrispin schien sich hier auszukennen. Er begrüßte manche Gäste und auch die Kellnerin. Dina fragte sich wo genau sie ei-gentlich war.
Kapitel 20
Sechs Monate später stand Eulalia kurz vor der Geburt. Ihre Eltern hatten sie noch nicht gefunden und Dina und Chrispin waren nun auch verschwunden.
Svea war immer noch da. Eulalia verachtete sie, aber Samu-el zeigte sie das nicht. Der Elf war total glücklich und Eulalia wollte, dass das auch so blieb. Das Einzige was ihn trau-rig machte war, dass Chrispin ohne ein Wort gegangen war. Eulalia versuchte ihn so gut es ging auf andere Gedanken zu bringen.
Plötzlich klingelte die Glocke der großen Schlosstür. Samuel und sie saßen gemeinsam im Wohnzimmer. Jetzt stand er auf und verkündete. „Ich bin gleich wieder da.“ Dann ver-schwand er.
Eulalia dachte gerade daran, dass ihr Leben so viel schöner geworden war seit sie Samuel kannte als er auch schon wie-der kam. Er brachte ihre Schwester Marit mit. Völlig ver-blüfft sah Eulalia sie an. Dann stand sie auf und umarmte sie.
„Was machst du hier?“, fragte Eulalia sie.
„Meine Schwester besuchen.“, antwortete Marit lächelnd.
„Ich lass euch mal allein.“ Samuel verschwand.
„Dein Bauch ist ja ganz schön groß geworden.“, bemerkte Marit.
„Ja.“ Eulalia lächelte und strich sich über den Bauch. „Ich stehe ja auch kurz vor der Geburt.“
„Ja allerdings.“, nickte Marit. „Und wie läuft es hier so?“
„Ja ganz gut. Samuel und ich sind wirklich glücklich mitein-ander. Nur seine Schwester nervt.“
„Seine Schwester?“ Fragend sah Marit sie an.
„Sie ist schon hier seit ich hier bin. Samuel soll glauben, dass wir gut miteinander auskommen. Erzähle ich etwas anderes stirbt er.“, berichtete Eulalia Marit. „Es ist nicht einfach mit ihr zusammen zu leben.“
„Seine Schwester würde ihn umbringen?“ Fassungslos sah Marit sie an.
Eulalia nickte. „Ohne zu zögern.“
„Wie kann man nur so herzlos sein?“
„Er bedeutet ihr nichts. Sobald sie nicht mehr auf ihn ange-wiesen ist wird sie mich verraten.“
„Und warum ist sie auf ihn angewiesen?“, wollte Marit wis-sen.
„Das weiß ich nicht.“, gab Eulalia zu. „Aber denk nicht mal dran. Wir könnten nichts gegen sie tun.“
Marit seufzte tief.
Und dann spürte Eulalia die ersten Wehen.
Dina und Chrispin waren glücklich. Sie lebten in einem ver-borgenen Winkel im Feenreich und Chrispin hatte ihr allerlei über Elfenmagie beigebracht. Sie beherrschte sie schon jetzt sehr gut.
Dina saß gerade mit Chrispin im Elfenclub. Das war ein Restaurante wo man unter anderem Elfenspiele spielen konnte. Maria und Louis waren auch da. Das waren Freunde von ihnen.
„Bist du sicher, dass du die Figur dort hinschieben willst?“, fragte Maria nun schon zum zweiten Mal.
„Ja.“ Dina nickte entschlossen und schob ihre Figur mit Hil-fe von Magie an die gewünschte Stelle.
„Das war sehr klug.“, lobte Chrispin sie.
Dina lächelte. Sie war jetzt schon ein halbes Jahr mit ihm zusammen und konnte immer noch nicht genug von dem lebhaften Blondschopf bekommen.
„Leider ja.“, seufzte Maria und schob ihre Figur weiter. Da-mit hatte Dina so gut wie gewonnen. Doch bevor sie ihre Figur bewegen konnte entfuhr ihr ein scharfer Schmerz. Ein Zucken im Bauch und dann noch mal bis sie zusammen brach.
Besorgt beugte sich Chrispin über sie und fragte. „Dina was ist denn los?“
Erst wusste Dina es selbst nicht. Doch dann erschien ein Bild von ihrer Schwester in ihrem Kopf. Eulalia war schweißgebadet und hatte große Schmerzen. Ihr nackter Bauch sah geschwollen aus.
„Eulalia.“, brachte Dina hervor. „Sie hat ihre Wehen. Wir müssen zu ihr.“
„Okay. Ganz ruhig.“ Er zog sie hoch und hielt sie fest in seinen Armen. Dann beamte er sie beide zu Eulalia.
Epilog
Eulalia hatte große Schmerzen. Die Wehen waren stechend und lang. Schon längst konnte sie nicht mehr klar denken. Warum wollte dieses Baby nicht raus?
Samuel sah sie besorgt an. Sie wollte ihn beruhigen, doch die Wehen erforderten ihre ganze Aufmerksamkeit. Wortlos hielt er ihre Hand. Marit half ihr bei den Atemübungen. Sie hatte zwar selbst noch keine Kinder, aber sie hatte bei Ge-burten zugesehen wie es funktionierte.
Eulalias Atem wurde immer schneller und unregelmäßiger und Samuel geriet in Panik.
„Keine Angst. Eulalia wird es schaffen.“, versicherte Marit ihm.
Samuel war sich da nicht so sicher. Eulalia schrie nur noch. Das machte ihm Angst.
„Ruhig Lia. Ganz ruhig. Du musst regelmäßig atmen.“
Eulalia hörte nicht auf sie.
Plötzlich standen wie aus dem Nichts Dina und Chrispin vor ihnen. Dina krümmte sich selbst, aber dann nahm sie Eulali-as Hand und die beiden wurden ruhiger. Eulalia presste wei-ter und Dina hielt weiter ihre Hand. Schon bald sah man den Kopf des Babys.
Es dauerte nicht lange bis der gesamte kleine Körper er-schien und Eulalia und Dina sackten erschöpft zusammen. Samuel eilte zu Eulalia und nahm ihre Hand und Chrispin stützte Dina.
Marit lächelte, wickelte die Kleine in Tücher um sie warm zu halten und legte sie Eulalia in den Arm. „Es ist ein Mäd-chen.“
„Rosanna.“, flüsterte Eulalia und betrachtete glücklich ihre kleine Tochter.
Samuel nickte. „Sie soll Rosanna heißen.“
Marit, Dina und Chrispin beglückwünschten sie und verlie-ßen den Raum. Eulalia kamen die Tränen.
„Oh Samuel, sie doch wie schön sie ist.“, schwärmte Eulalia.
„Wunderschön.“, bestätigte Samuel und nickte.
Eulalia hielt das kleine Baby in ihren Armen. „Sie ist unsere kleine Prinzessin.“
„Ja.“ Samuel lächelte. „Jetzt hab ich schon zwei Prinzessin-nen.“
„Wir müssen einander was schwören.“
„Was denn?“ Verwundert sah Samuel Eulalia an.
„Wenn einer von uns verhindert ist muss der andere auf sie Acht geben.“
„Natürlich.“
Samuel wollte nicht darüber nachdenken was genau verhin-dert bedeutete.
Und dann begann Rosanna zu schreien. Das machte die El-tern so glücklich.
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
dieses Buch widme ich meiner Familie und meinem Fruend.