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Prolog

Corentin saß neben seiner Frau am Bett und hielt ihre Hand. Die Geburt ihrer Zwillinge dauerte nun schon so lange und Phoebe hatte solche Schmerzen. Hoffentlich überlebte sie die Geburt.
Das erste Baby war schon da. Er hatte gar nicht geschrieen. Das hatte der Hebamme Sorgen bereitet, aber er atmete. Es war ein Junge. Das zweite Baby ließ auf sich warten, aber die Hebamme verkündete plötzlich. „Der Kopf ist da.“
Phoebe war zu Tode erschöpft, aber sie kämpfte weiter um das zweite Baby. Sie presste und presste und jetzt ging alles sehr schnell. Innerhalb von 40 Minuten war es da. Es war ebenfalls ein Junge.
Phoebe war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Sie war einfach zu erschöpft gewesen. Sie hatte viel Blut verloren.
„Wird sie durchkommen?“, fragte der König des Feenreiches besorgt.
„Ja, sie wird es schaffen, aber sie wird noch einige Zeit erschöpft sein und sie wird die Babys nicht stillen können.“, erklärte die Hebamme.
Corentin nickte erleichtert. Er konnte sich ein Leben ohne Phoebe einfach nicht vorstellen, auch wenn er sie momentan kaum sah. Er würde vermutlich auch seine Jungs das erste Jahr kaum sehen. Ein Krieg mit Vampiren bahnte sich an. Er musste ihre Welt besuchen um das zu verhindern. Seine Babys sollten in Frieden leben. Sie sollten Zeit für sich haben.
„Wie sollen die beiden denn heißen?“, fragte die Hebamme jetzt.
Wie gut, dass sie sich schon vorher auf Namen geeinigt hatten. So konnte Corentin jetzt guten Gewissens antworten. „Balthazar und Benjamin.“
Die Hebamme notierte die Namen. Sie füllte die Geburtsurkunde der Zwillinge aus. Corentin blieb die ganze Nacht an Phoebes Seite und kümmerte sich um seine Jungs. Sie waren so klein und verletzlich. Phoebe wachte erst am nächsten Morgen wieder auf.


Kapitel 1

Jonas und Nicolas saßen am Sonntagmorgen allein am Küchentisch. Louisa war mit Judith in die Stadt gegangen. Frühstücken und einkaufen gehen. Das war die Gelegenheit mit Nicolas zu reden.
„Kennst du eine Rosanna?“, fragte er.
Überrascht sah Nicolas von dem Cailaigh Morgenblatt auf. Die Zeitungen der Vampire. Manchmal standen dort auch Neuigkeiten über die Elfen drin. Für die Elfen gab es eigentlich noch eine Extrazeitung, die sich Elfenblatt nannte. Auch die lag neben Nicolas auf der Eckbank.
Überrascht sah Nicolas von der Zeitung auf. „Ich habe früher mal eine gekannt, aber das ist lange her. Warum fragst du?“
„Ich glaube sie ist in meiner Klasse. Ich meine genau diese Rosanna. Sie hat mir auf der Party etwas interessantes erklärt.“, erzählte Jonas.
„Ist sie eine Elfe?“, wollte Nicolas wissen.
„Nein, eine Vampirfrau.“
„Und was hat sie dir erzählt?“, wollte Nicolas jetzt wissen.
„Sie sagte, dass Louisa einen Zwillingsbruder hätte.“
Überrascht sah Nicolas Jonas an. „Du hast ihr erzählt wer Louisa ist?“
„Nein, natürlich nicht.“ Jonas wurde wütend. Wollte Nicolas ihm nicht die Wahrheit sagen? „Sie sagte, dass du und Malou damals Zwillinge bekommen hättet.“
„Es stimmt.“, gab Nicolas endlich zu. „Sein Name ist Darren. Er wohnt bei seiner Tante und seinem Onkel.“
„Warum hast du nie davon erzählt?“, fragte Jonas vorwurfsvoll.
„Louisa hätte ihn kennen lernen wollen. Seine Onkel und seine Tante sollten aber entscheiden wann er erfahren sollte wer sein Vater war.“ Nicolas sah traurig aus. „Ich würde ihn wohl nicht mehr wieder erkennen.“
„Könnte er das Kind der Prophezeiung sein?“, wollte Jonas wissen.
„So habe ich es nie betrachtet, aber möglich wäre es.“
„Louisa muss davon erfahren.“, fand Jonas.
„Ja, jetzt lässt sich das wohl nicht mehr vermeiden.“, räumte Nicolas ein. Ich verstehe, dass du keine Geheimnisse vor ihr haben willst. Ich werde mit ihr reden.“
„Am besten gleich, wenn sie nach Hause kommt.“, verlangte Jonas.
„Ja, du hast Recht. Sie hat ein Recht darauf es zu erfahren.“
Jonas nickte. „Dann sind wir uns ja einig.“
„Was hat Rosanna denn sonst noch so erzählt?“, wollte Nicolas nun wissen.
„Sie erzählte, dass sie dich schon kannte als sie ganz klein war und dass sie gegangen ist bevor du König wurdest.“, berichtete Jonas ihm.
Nicolas nickte gedankenverloren. „Ja, ich kann mich gut an sie erinnern. Auch nach so langer Zeit noch. Ist sie noch mit William zusammen?“
„Ja, sie sind immer noch glücklich zusammen.“
Nicolas seufzte. „Sie sind ein tolles Paar. Das waren sie schon immer. Schade, das sie keine Kinder zusammen haben können.“ Nicolas schwieg einen Moment. Dann fragte er. „Meinst du es besteht eine Möglichkeit, dass ich sie treffen kann?“
„Wohl eher nicht.“ Jonas schüttelte entschieden mit dem Kopf. „Niemand soll wissen, dass der ehemalige Elfenkönig in der Vampirwelt ist, oder?“
„Ben weiß es.“, erinnerte Nicolas Jonas. „Rosanna und William würden es nie weiter erzählen. So stark können sie sich gar nicht verändert haben.“
Jonas seufzte. „Ich kann mir vorstellen wie sehr du dir wünscht, die beiden zu sehen, aber es ist zu gefährlich. Ich glaub auch, dass man William und Rosanna vertrauen kann, aber Lilian ist hier und sie weiß, dass wir hier sind. Ein Risiko reicht und außerdem müssten wir den beiden unsere ganze Geschichte erzählen. Ich weiß nicht ob ich bereit dazu wäre. So gut kenne ich sie nicht.“, gab Jonas zu Bedenken.
Nicolas seufzte. „Ja du hast recht. Es ist unmöglich. Ich habe verstanden.“
„Tut mir Leid.“ Jonas wünschte wirklich es würde gehen. Nicolas brauchte Leute um sich, denen er vertraute. Er brauchte Freunde.
„Vielleicht lebe ich schon zu lang, dass ich nur noch von meinem Träumen lebe.“, überlegte Nicolas nun. Das klang irgendwie dramatisch.
„Wie kommst du denn darauf?“, wunderte sich Jonas.
„Ich weiß nicht.“, gestand Nicolas. „Ich vermisse Louisas Mutter so sehr und ich vermisse den Sohn, den ich nie kennen gelernt habe. Manchmal komme ich mir so allein vor, obwohl ich euch hab.“
Jonas verstand was er meinte. „Und was ist mit dieser Mary?“
„Sie ist nett, aber wir sind gerade erst dabei uns kennen zu lernen.“
Jonas nickte. Er verstand Nicolas gut. „Du wirst wieder Jemanden finden. Du brauchst nur Zeit. Malou ist noch nicht so lange tot.“
„Ja, du hast Recht. Aber im Feenreich hatte ich noch eine Aufgabe. Jetzt sitze ich nur rum. Das macht mich fertig.“
Jonas hatte noch nie so ein Gespräch mit Nicolas geführt. Er fühlte sich geehrt, weil Louisas Vater ihm so sehr vertraute.
„Du könntest doch etwas machen.“, schlug Jonas vor. „Arbeiten oder studieren zum Beispiel.
„Aber was?“ Nicolas seufzte. „Mir fällt nichts ein. Feldzüge planen und kämpfen kann ich gut, aber das war es auch schon.“
„Das glaub ich nicht. Du kannst mehr. Du musst es nur ausprobieren.“ Jonas war vollkommen überzeugt davon.
„Vielleicht hast du Recht. Ich werde versuchen zu lernen wie man Blüten herstellt.“ Jonas sah Nicolas verwunderte an. Blüten? Meinte er das ernst?


Kapitel 2

Louisa und Judith waren frühstücken gegangen und schlenderten nun durch den Elfenort. Sie hatten über alte Zeiten gesprochen und gingen jetzt durch die Fußgängerzone. Die Geschäfte hatten hier auch Sonntags offen.
„Meinst du ich kann wieder zurück in die Menschenwelt?“, fragte Judith Louisa.
„Ich weiß nicht. Darüber sollten wir uns mit Ben oder Finn unterhalten.“, überlegte Louisa.
„Ich bin weder ein Vampir noch ein Elf. Ich bin nicht für diese Welt geschaffen.“
„Ich weiß.“ Louisa seufzte.
„Du scheinst dich hier ja ganz wohl zu fühlen.“, bemerkte Judith.
„Ich fühl mich überall wohl wo Jonas ist.“, entgegnete Louisa ihr.
„Das kann ich verstehen.“ Judith grinste. „Jonas ist ein toller Typ.“
„Oh ja.“, schwärmte Louisa. „Wollen wir in die Eisdiele dort drüben gehen?“
„Gern.“
Sie setzten sich in das Eiskaffee und bestellten Milcheis und Lorbereis. Es gab sogar Bluteis, extra für Vampire.
„Hattest du eigentlich zwischendurch einen Freund?“, erkundigte sich Louisa bei Judith.
„Nein, aber ich hatte auch nicht das Bedürfnis danach.“, erzählte Judith.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr ich die Menschenwelt vermisse.“ Louisa seufzte. „Aber am meisten hab ich dich und meine Großmutter vermisst.“
„Doch ich kann es mir vorstellen. Du gehst wegen Jonas und deinem Vater nicht zurück, oder?“
„Wegen dem und weil die Menschwelt sonst in Gefahr geraten würde.“, nickte Louisa.
„Wegen Marjorie, oder?“
„Ja, sie könnte mich dort suchen. Das will ich nicht.“
„Aber du wirst damit leben können so lange Jonas an deiner Seite ist, oder?“, vermutete Judith nun.
„Ja, aber ich habe solche Angst ihn zu verlieren.“ Louisa sah sie gedankenverloren an.
„Warum solltest du?“, wunderte sich Judith.
Louisa erzählte ihr die Geschichte mit Lilia. Sie hatte große Angst, dass Louisa erneut alles kaputt machen würde und das würde sie. Da war sich Louisa ganz sicher. Dabei hätte Louisa doch eigentlich glücklich mit Jonas sein können.
„Aber Jonas wird das nicht zulassen.“, versuchte Judith sie zu trösten.
„Nein, aber Lilia hat ihre eigenen Mittel ihren Willen zu bekommen.“
„Süße, du hast so viel Glück mit Jonas. Genieß deine Zeit mit ihm einfach. Selbst wenn es dieser Lilia gelingen würde Jonas zu entführen und weh zu tun hast du noch Ben. Ich bin mir sicher, dass er nicht zulassen wird, dass Jonas irgendwas schlimmes zustößt.“, schlug Judith vor. „Er scheint euch zu mögen und er scheint nett zu sein.“
„Du hast Ben nicht ein mal gesehen.“, wunderte sich Louisa.
„Ja schon.“, räumte Judith ein. „Aber aus den Erzählungen von euch geht das heraus.“
„Du hast sicher Recht. Ich sollte nicht so Trübsal blasen.“ Louisa wusste, dass sie nicht sehr überzeugend klang.
„Nein, du solltest glücklich sein.“
„Das bin ich auch. Jonas ist wirklich ein Schatz.“
„Ihr beide steht alles durch. Das habt ihr schon bewiesen.“
„Ja, aber wir beide wollen auch einfach mal nur unsere Ruhe haben.“
„Das werdet ihr. Ganz bestimmt.“ Judith klang zuversichtlich.
„Seit ich Jonas kennen gelernt habe ist mein Leben so was von auf den Kopf gestellt. Es hat sich praktisch um 180 Grad gedreht. War mein Leben vorher öde, ist jetzt immer was los. War ich vorher noch nie verliebt, liebe ich Jonas jetzt so sehr, dass ich für ihn sterben würde. Hatte ich vorher nicht wirklich an Elfen, Vampiren und so was geglaubt wurde ich eines besseren belehrt. Ich bin sogar selbst ein Fabelwesen. Halb Elf, halb Stern. In anderen Welten kann ich nur noch mit zwei Kügelchen Sternenstaub pro Tag überleben. Vorher hatte ich nur Großeltern. Jetzt habe ich meine Mum kennen gelernt und lebe mit meinem Dad zusammen, der so aussieht als sei er so alt wie ich. Das ist doch alles verrückt.“ Louisa schüttelte mit dem Kopf um ihre Worte zu unterstreichen.
Judith grinste. „Das klingt für mich eher als sei dein Leben jetzt einfach interessanter geworden.“
Judith hatte Recht. Sie musste wieder an Phoenix denken. Das musste sie oft. Sie vermisste ihn. Von ihm hatte sie Judith noch nicht erzählt.


Kapitel 3

Heute war ihr letzter gemeinsamer Abend. Corentin musste in die Vampirwelt gehen. Er würde nur Davin, Aenna und Fiete mitnehmen. Ihnen vertraute er neben Phoebe am Meisten. Ihm fiel es schwer Abschied von Phoebe und den Jungs zu nehmen. Balthazar und Benjamin waren gearde mal zwei Wochen alt und Phoebe war immer noch so schwach.
„Du musst gehen, Cory. Ich komm schon klar. Meine Diener, Bodyguards und Sofen sind bei mir und Sophie ist hier. Ich habe genug Hilfe. Ich werde mich nicht überanstrengen. Ich verspreche es dir. Und mit den Kleinen komme ich schon klar.“ Phoebe lächelte schwach.
Corentin wusste, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte. Wann würde er seine Kinder das nächste mal wieder sehen? Wenn sie ein Jahr alt waren oder noch älter? Sie würden ihn nicht mal erkennen. Wie hatte Noel Linnea nur weggeben können? Er hätte das nicht übers Herz gebracht.
„Schatz, ich liebe dich. Du musst gehen. Du bist der König. Nur auf dich werden sie hören.“ Phoebe sah ihm in die Augen. „Du hast dich zuerst deinem Volk verschrieben. Du darfst sie nicht im Stich lassen.“
Corentin seufzte. „Ich weiß. Es fällt mir nur so schwer jetzt zu gehen.“
„Liebling!“ Phoebe sah ihn traurig an.
Sie lagen in ihrem Bett und die Zwillinge in ihren goldenen Krippen. Davin hatte sie gebaut. Die zwei schliefen fest. Vor drei Tagen war eine Vampirfrau namens Rosanna hier gewesen. Sie hatte sie darüber aufgeklärt welche Welten es noch gibt und was die bösen Vampire planten. Seit dem war klar, dass er den Vampiren einen Besuch abstatten musste. Es gab keinen anderen Weg.
„Es fällt mir so schwer zu gehen.“ Corentin seufzte.
„Ich weiß, Liebling.“ Pheobe sah ihn zärtlich an und strich ihm sanft übers Gesicht. „Mir fällt es doch auch schwer dich gehen zu lassen, aber es ist deine Pflicht zu gehen und meine Pflicht ist es dich daran zu erinnern.“
„Ich weiß. Ich hasse es immer noch König zu sein. Der Bodyguardjob und ein schönes Leben mit dir hätte mir genügt.“
„Ach Cory, wann wirst du dich endlich in dein Schicksal fügen?“ Pheobe zog ihn in ihre Arme. „Ich hasse es dich leiden zu sehen. Ich liebe dich so sehr.“
„Und ich liebe dich.“ Corentin sah sie zärtlich an.
„Unser Schicksal ist es das Königspaar zu sein. Ich weiß du hast dein Amt wegen Davin angenommen, aber du solltest nicht darunter leiden. Das ist nicht fair.“
Corentin blieb ihr eine Antwort schuldig. Benjamin fing an zu weinen. Corentin ging schnell zu seiner Krippe und hob ihn hoch. Er sollte nicht auch noch Balthazar wecken. Er nahm ihn mit ins Bett und legte ihn in seine Arme. Mit verzogenem Blick sah der Kleine ihn an.
„Die beiden sehen dir so ähnlich. Benjamin mehr als Balthazar. Sie haben deine Augen, deine Gesichtsform und deine Nase.“ Phoebe lächelte.
„Und sie haben dein Lächeln“, konterte Corentin. Er wandte sich an seinen Sohn und erklärte ihm. „Du solltest schlafen, kleiner Mann. Du bist doch noch so klein.“ Die Idee fand Benjamin wohl nicht so toll. Er fing an zu weinen.
Phoebe nahm die Flasche vom Nachtschrank und reichte sie Corentin. „Vielleicht hilft die.“
Corentin fütterte seinen kleinen Sohn. Er war hungrig. Corentin konnte immer noch nicht fassen, dass er Vater von so kleinen süßen Babys war. Leider würde er in der ersten Zeit nicht viel davon haben. Das machte ihm zu schaffen. Er wollte seine Kinder aufwachsen sehen.
Wenigstens würde Phoebe mit der Taufe warten bis er wieder kam. Schließlich waren beide Parten mit ihm unterwegs. Fiete und Davin. Sie hatten nur zwei genommen, da sie hofften, dass eines Tages Jerome und Linnea wiederkommen würden.


Kapitel 4

Ben kam heute erst später nach Hause. Er hatte noch lange über die Vampirelfen nachgedacht. Warum hieß es, dass Vampiren Elfen nicht gefährlich waren, wenn das doch gar nicht der Fall war? Vielleicht war gerade das ihr Geheimnis! Vielleicht waren sie einfach Vampirelfen! Halb Vampir und Halb Elf. War das möglich?
Und Lilia? Wie war sie zur Vampirelfe geworden? Elias hatte sie zu einer gemacht. War er dann auch vorher ein Elf gewesen? Waren nur die Vampirelfen böse und alle anderen Vampire gut? Woran erkannte man Vampirelfen?
Fragen folgten auf Fragen und keine konnte er definitiv beantworten. Er konnte nur vermuten.
Damit würde sich Ben morgen weiter beschäftigen. Für heute hatte er Feierabend. Er ging ins Wohnzimmer wo Hannah vor dem Fernseher saß. Wenn er so spät nach Hause kam tranken sie ihr abendliches Blut nie zusammen. Sie setzten sich dann vor den Fernseher und machten sich einen gemütlichen Abend. Gerade lief eine Vampirdokumentation. Ben setzte sich neben Hannah auf das Sofa.
„Stressiger Tag?“, fragte Hannah ihn und küsste ihn auf die Wange.
„Geht so.“, antwortete Ben. „Ich musste nur viel über Vampirelfen nachdenken, aber ich will jetzt nicht von der Arbeit reden.“
„Ist okay.“ Hannah kuschelte sich in seine Arme.
„Ich dachte du vermeidest Vampire so gut es geht.“, bemerkte Ben.
„Das ist interessant. Es geht über den ersten Vampir überhaupt.“, erzählte Hannah ihm. „Wusstest du, dass die ersten Vampire Rola und Fayne hießen? Nichts da mit Dracula und Frankenstein.“
„Mal abgesehen davon, dass Frankenstein kein Vampir war.“ Ben lächelte. Natürlich hatte er schon von Fayne und Rola gehört. Sie sollten immer noch Vampire sein. Das wurde zumindest behauptet.
„Ach Ben, warum mussten wir zum Vampir werden?“ Hannah seufzte.
„Hannah!“ Sie wusste genau, dass er es nicht annährend so schlimm fand wie sie. Er war schon zu lange ein Vampir um sich noch an sein Menschenleben erinnern zu können.
„Ich weiß. Das Beste, was mir in dieser Zeit passiert ist bist du. Ich liebe dich so sehr.“
Er lächelte und zog sie fester in seine Arme. „Ich weiß, aber du musst trotzdem wieder mehr unter Leute kommen. Du bist zu oft allein.“
„Du hast Recht und ich denke ich fange langsam damit an.“, stimmte Hannah ihm zu. „Bei Finn und Anice war es wirklich nett.“
„Das ist schön. Es ist wichtig soziale Kontakte zu knüpfen. Auch bei Vampiren.“, erklärte Ben.
„Ja ich weiß.“ Hannah lächelte. „Vielleicht sollte ich mich wirklich mal mit Anice treffen.“
„Das wäre doch eine super Idee.“, fand auch Ben.
„Ich ruf sie morgen an.“
Ben war erleichtert. Er sah es nicht gerne, wenn Hannah die ganze Zeit allein zu Hause blieb. Er fragte sich sowieso was sie den ganzen Tag über machte. Ihm würde es zu langweilig werden. Sicher konnte er auch mal eine Zeit lang allein zu Hause bleiben, aber ständig? Das war nichts für ihn.
Sie sahen noch ein wenig fern und dann gingen sie ins Bett. Es war ein anstrengender Tag gewesen heute. Ben fand es wirklich schön Nachts wieder Jemanden neben sich liegen zu haben.


Kapitel 5

Phoebe fiel der Abschied von Corentin diesmal besonders schwer. Sie konnte immerhin wieder nach draußen gehen und die Kinder im Kinderwagen schieben. Die Pferde standen schon bereit und Davin, Aenna und Fiete waren auch schon anwesend.
Corentin hatte seine drei Begleiter begrüßt und ging jetzt noch mal zu Phoebe. Fast der ganze Hof war anwesend.
Corentin seufzte tief. „Süße, ich werde dich vermissen. Egal was passiert, denk immer an eines: Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch und ich bin so stolz auf dich.“ Sie flüsterten beide nur. „Und glaub mir: Wir werden uns heute nicht das letzte mal sehen.“ Phoebe war nur halb so optimistisch wie sie sich gab. Auf seinen Missionen konnte immer mal was passieren. Doch sie ließ sich nichts anmerken.
„Meine tapfere Phoebe.“ Er lächelte. Natürlich hatte er sie durchschaut. Er kannte sie einfach zu gut. Er umarmte sie fest und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann sah er noch mal in den Kinderwagen. Die Jungs schliefen friedlich. Wann würde er sie wohl das nächste mal wieder sehen?
Noch ein mal sah Corentin Phoebe an. „Ich liebe dich.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten drehte er ihr den Rücken zu und ging zu seinen Begleitern. Er stieg auf sein Pferd, sagte etwas zu den dreien und ritt dann los. Er drehte sich nicht noch mal nach ihr um.
Würde Phoebe sich irgendwann daran gewöhnen sich ständig von ihm verabschieden zu müssen? Vor ihrer Schwangerschaft hatte sie immer an seiner Seite gekämpft. Jetzt ging er allein los. Was erwartete ihn wohl in der Vampirwelt?
„Komm, lass uns reingehen, Phoebe. Für die Babys wird es langsam zu kalt draußen.“
Sophie hatte Recht, doch sie konnte ihren Blick nicht von dem Rücken ihres Mannes wenden. Sie wartete so lange bis sie ihn nicht mehr sah. Dann folgte sie Sophie ins Schloss. Die Zwillinge schob sie vor sich her. Wenigstens sie und Sophie waren ihr noch geblieben.

Corentin ritt mit Aenna, Fiete und Davin zum magischen Tor. Allein das war schon gefährlich, da es so nah an der dunklen Welt lag. Doch das magische Tor war der einzige Weg, der in die Vampirwelt führte.
Drei Tage lang dauerte der Ritt durchs Feenreich. Es war anstrengend und schlafen konnten sie nur draußen. Weite Teile des Feenreichs waren nur Wald oder Wüste. Hier gab es keine Städte oder Dörfer.
Corentin redete relativ wenig in dieser Zeit. Meistens unterhielten sich Davin und Aenna miteinander. Manchmal mischte sich Fiete mit in die Gespräche ein. Abends machten sie ein Lagerfeuer. Hier sah das Niemand.
Corentin dachte viel an seine Familie. Er vermisste sie schon jetzt. Am liebsten wäre er sofort wieder zurück geritten, aber seine Loyalität galt seinem Land. Er durfte das Feenreich nicht im Stich lassen, sonst würde das auch das Ende für ihn und seine Familie bedeuten.
Am Morgen brachen sie wieder auf nachdem sie sich gestärkt hatten. Am Abend erreichten sie endlich das magische Tor.
„Beeindruckend.“, fand Aenna.
„Ja, es ist so golden.“, bemerkte Davin.
Corentin lächelte. Das magische Tor öffnete sich von selbst. Man musste nur noch durchgehen. Jeder, der es zum ersten Mal sah, war von dem Tor beeindruckt.
„Wir gehen zusammen durch.“, erklärte Corentin. Als sie im Tor standen wirkte es noch heller als draußen. Die Frauenstimme fragte. „Wo wollt ihr hin?“
„In die Vampirwelt.“, antwortete Corentin.
Das Licht wirbelte sie herum und Corentin wurde leicht schlecht. Es dauerte Ewigkeiten bis es endlich aufhörte und irgendwann befanden sie sich auf einer Wiese.
„Wir sind da.“, verkündete Corentin. „Jetzt müssen wir uns nur noch zurecht finden.“


Kapitel 6

Louisa und Judith kamen am Nachmittag nach Hause. Jonas und Nicolas saßen vorm Fernseher. Anstatt Louisa zu begrüßen fragte Jonas Judith nur. „Wollen wir im Garten spazieren gehen?“
Louisa wunderte sich über sein Verhalten. Er war doch sonst nicht so. „Du solltest mit deinem Vater reden.“, riet er ihr.
Als Jonas und Judith verschwunden waren setzte sich Louisa zu ihrem Vater. Er hatte den Fernseher ausgeschaltet.
„Was ist denn los?“, fragte Louisa ihn.
„Isa, ich hab dir sehr lange etwas verschwiegen, aber ich habe eingesehen, dass du ein Recht darauf hast es zu erfahren.“, erklärte ihr Vater ihr.
„Wie meinst du das?“ Louisa verwirrte das.
„Du bist kein Einzelkind. Du hast einen Bruder.“
„Was?“ Louisa wusste nicht was sie sagen sollte. „Warum hast du mir das nie erzählt?“
„Weil er bei eurer Tante und eurem Onkel lebt. Milo und Charlotte sollten selbst entscheiden wann sie ihm die Wahrheit sagen.“
„Das glaub ich jetzt einfach nicht.“ Louisa war fassungslos. „Wie ist sein Name?“
„Darren, aber er benutzt einen Decknamen.“, erzählte Nicolas. „Den kenne ich nicht.“
„Wie konntet ihr zwei Babys weggeben?“ Louisa konnte das immer noch nicht glauben.
„Wir wollten euch beschützen. Es ist uns nicht leicht gefallen, glaub mir. Wir hatten keine andere Wahl.“, verteidigte sich Nicolas.
„Oh Dad!“, seufzte Louisa. Dann hatte sie plötzlich ein Bild von einem Jungen vor Augen, den sie nur flüchtig kannte. Er sah ihr so verdammt ähnlich. Konnte er ihr Bruder sein? Davin! Er war mit ihr im Feenreich zur Schule gegangen.
„Kann es sein, dass er Davin heißt?“, fragte Louisa.
Er zuckte mit den Achseln. „Möglich wäre es.“
Würde sie es jemals erfahren?
„Wusste Jonas davon?“ Sie könnte es nicht ertragen, wenn er schon lange davon gewusst hätte und ihr nichts gesagt hatte.
„Erst seit der Party. Rosanna hat es ihm erzählt, aber sie weiß nicht wer du bist.“
„Rosanna? Die Freundin von William?“ Louisa verstand jetzt gar nichts mehr.
„Ja, sie kennt mich von kleinauf. Sie ist uralt. Jedenfalls ist Jonas heute zu mir gekommen und hat mich gleich zur Rede gestellt. Er hat gemeint ich solle es dir erzählen. Er wollte keine Geheimnise vor dir haben.“
Louisa war erleichtert. So kannte sie ihren Jonas. Auf ihn war Verlass. Sollte sie jetzt wütend auf ihren Dad sein? Irgendwie konnte sie es nicht. Aber was war jetzt mit der Prophezeiung? War sie gemeint gewesen oder Darren?

Jonas und Judith gingen im Garten spazieren. Judith mochte Louisas Freund wirklich gern. Sie beneidetet ihre Freundin. Sie hatte wirklich Glück. Judith konnte wirklich nicht verstehen warum Louisa ihre Zeit mit Jonas nicht einfach genoss. Sie hätte es getan.
„Wirst du bleiben?“, fragte Jonas sie.
„Ich weiß nicht. Eigentlich zieht mich nichts wirklich nach Hause zurück und andererseits will ich nicht wirklich hier bleiben. Ich weiß auch noch gar nicht ob ich wieder gehen darf. Louisa wollte deswegen mit mir zu Ben gehen.“, erzählte Judith.
„Das ist sicher das sinnvollste.“, nickte Jonas. „Aber Louisa würde sich freuen, wenn du bleibst und ich auch.“
Judith seufzte. Die beiden machten es ihr nicht leicht eine Entscheidung zu treffen. „Du liebst sie sehr, oder?“
„Ja.“, nickte er gedankenverloren. Schon seit ich sie zum ersten Mal in eurer Schule sah. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Früher habe ich an so was nie geglaubt. Louisa wollte mir damals noch aus dem Weg gehen. Die meiste Zeit in seitdem dachten wir unsere Liebe wäre aussichtslos.“
„Ja.“, nickte Judith. „Das muss hart sein.“
„Ja, das war es. Aber das haben wir jetzt hinter uns. Die einzige Sorge, die wir noch haben ist Lilia.“
Jetzt fing er auch noch damit an. „Glaubst du sie wird euch gefährlich werden?“
„Ich denke schon.“, nickte Jonas. „Sie wird sich auf jeden Fall an Louisa rechen, weil sie sie umgebracht hat.“
Judith kannte diese Lilia nicht. Deswegen konnte sie nicht viel dazu sagen.


Kapitel 7

Davin ging neben Corentin her. Er machte sich Sorgen um seinen Freund. Er war so ungewöhnlich ruhig. Der Abschied von seiner Familie hatte ihm schwer zu schaffen gemacht. Das wusste er. Die Zwillinge waren noch so klein.
Sie waren gerade in einem Dorf angelangt. Ziemlich in der Mitte gab es eine Vampirpolizeistation. Was das wohl war? Ein Gefängnis für Vampire? Wohl kaum!
Corentin steuerte auf das Gebäude zu.
„Was willst du denn in der Vampirpolizeistation?“, wollte Davin wissen.
„Ich hab mir sagen lassen, dass wir hier den Vampir finden, der für die Elfen zuständig ist.“, erklärte Corentin.
An der Rezeption saß eine blonde Vampirfrau. Corentin ging zu ihr.
„Wer sind Sie und was wollen Sie hier?“, fragte sie.
„Mein Name ist Corentin. Ich bin der Elfenkönig und ich möchte zu Ben Veltins.“, stellte sich Corentin der Frau vor.
„Selbstverständlich.“ Die Frau erklärte ihnen den Weg und Corentin ging mit seinen drei Begleitern zum Fahrstuhl. Als sie endlich an der Stelle war, die die Frau beschrieben hatte leuchtete Bens Name am Türschild auf. Davin war gespannt was dieser Ben für ein Typ war. Corentin klopfte. Die Tür wurde automatisch geöffnet. Ben erschien an der Tür. Davin würde sagen, dass er bronzene Haare hatte, fast golden. Die Strähnen fielen ihm ständig ins Gesicht. Er war mittelgroß und er hatte ausdrucksvolle Augen. Auf seine Weise war er wohl attraktiv.
„Bitte setzten Sie sich doch.“ Ben bat sie herein und führte sie an einen runden weißen Tisch. Überhaupt war dieser Raum sehr hell eingerichtet. Davin gefielen besonders die blauen Wände.
„Sie sind also der Elfenkönig. Es ist mir eine Ehre Sie kennen zu lernen.“, begrüßte Ben Corentin. Ihn, Aenna und Fiete beachtete er kaum. „Was führt Sie hier her?“
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass böse Vampire das Feenreich angreifen wollen. Man sagt Sie seien der Ansprechpartner dafür.“, erklärte Corentin.
„Das ist richtig, aber mir ist das noch nicht zu Ohren gekommen.“, entgegnete Ben.
„Ich weiß nur, dass sie etwas planen und das bald was negatives geschehen wird. Ich weiß nicht wer dahinter steckt. Sie kennen die Vampire besser. Haben Sie vielleicht eine Vermutung? Ich will diesen Krieg nämlich verhindern.“, berichtete Corentin.
„Ich habe momentan nicht so viel mit den Vampiren zu tun. Eher mit den Elfen. Ein paar Vermutungen habe ich aber schon. Ich würde mich gerne mit meinem Kollegen darüber unterhalten. Er bekämpft die bösen Vampire.“, überlegte Ben. „Wir werden schon eine Lösung finden.“
Corentin nickte. „Damit bin ich einverstanden.“
Davin fragte sich gerade was sie in der Zeit machen sollten als Ben bemerkte. „Hier gibt es übrigens seit kurzer Zeit Elfen, die sie kennen.“
Corentin sah überrascht auf und auch Davin war überrascht. Elfen, die sie kannten? Es gab nicht viele Elfen, die sie vermissten. Sein Herz klopfte schneller.
„Welche Elfen sollen das sein?“, fragte Corentin nach.
„Hier benutzen sie Decknamen und Niemand außer mir kennt ihre richtigen Namen. Sie haben mir aber erzählt, dass sie Sie kennen und deswegen ist es wohl in Ordnung, wenn ich Ihnen die richtigen Namen nenne. Immerhin sind Sie ja auch der Elfenkönig. Ich meine Linnea, Jerome und Noel. Hier nennen sie sich Louisa, Jonas und Nicolas.“
Corentin atmete tief ein. Davin fragte sich was jetzt wohl in seinem Kopf vorging. Der alte Elfenkönig war wieder aufgetaucht. Würde er nun wieder König werden wollen? Sein Vater und seine Schwester waren hier! Sie lebten!
„Wow, damit hab ich jetzt nicht gerechnet.“, brachte Corentin endlich raus. „Geht es ihnen gut?“ Er staunte.
„Ja, sie leben am Rande eines Elfendorfes namens Neuwald.“, erzählte Ben.
„Wäre es möglich sie zu besuchen?“, erkundigte sich Corentin weiter.
„Sicher.“, nickte Ben. „Ich fahre Sie hin. In der Zeit in der Sie dort sind spreche ich mit meinem Kollegen.“
Davin konnte es nicht fassen. Er würde seinen Vater und seine Schwester kennen lernen. Das hätte er sich nie träumen lassen. Das war mehr als Zufall. Davon war er überzeugt. Jetzt war Davin total aufgeregt.


Kapitel 8

Rosanna saß auf ihrer Terrasse. William saß ihr gegenüber. Sie lebte schon so lange. Fast über 1500 Jahre lang. William kannte sie seit gut sechshundert Jahren. Fast genauso lange war sie mit ihm zusammen. Ein Leben ohne ihn konnte Rosanna sich gar nicht mehr vorstellen. Sie genoss jeden Tag mit ihm.
Williams Haare waren dunkelbraun. Er trug sie kurz und gelte sie zu Stoppeln hoch. Er hatte haselnussbraune Augen und seine Haut war blass. Sein kantiges Gesicht bildete einen guten Kontrast dazu. Er war groß und schlank, aber kräftig. Rosanna liebte es wie er um das gute kämpfte, sie liebte es morgens neben ihm aufzuwachen, sie liebte es ihm beim schlafen zuzusehen und sie liebte es wie er sich um die Vampirkinder kümmerte, auch wenn es nur wenige waren. Sie liebte einfach seine ganze Art.
Rosanna hatte sogar die Feen noch erlebt. Ihre Mutter war eine davon gewesen. Ihr Name war Eulalia gewesen. Sie war so wunderschön gewesen mit ihren blassblonden langen leicht gelockten Haaren und ihren strahlend blauen Augen. Rosanna wusste noch, dass sie unendlich blass gewesen war. So blass. Sie hatte immer schlichte Kleider in den Grundfarben getragen.
Ihr Vater war ein Elf gewesen. Einer der ersten Elfen überhaupt im Feenreich. Auch er sah gut aus, aber gegenüber ihrer Mutter war er hesslich gewesen. Sein Name war Samuel. Er hatte schwarze lange Haare und grüne Augen gehabt. Er war groß gewesen und ebenfalls blass. Sein Gesicht war zu uneben gewesen und hatte zu schlacksig gewirkt.
Rosanna hatte ihre Eltern geliebt, auch wenn sie sich immer gefragt hatte was ihre Mutter so toll an ihrem Vater gefunden hatte. Im Gegensatz zu ihr war Samuel nichts besonderes gewesen. Den Charakter hatte Rosanna eindeutig von ihrer Mutter geerbt. Sie strebte nach dem Besten und sie wollte immer ihr Ziel erreichen. Genau wie ihre Mutter damals. Rosanna vermisste ihre Eltern so sehr. Selbst William wusste nicht, dass sie zur Hälfte eine Fee war. Als sie sich kennen gelernt hatten waren ihre Eltern schon tot gewesen.
Rosanna konnte sich noch gut an den Elfenkönig erinnern. Noel war ein großartiger König gewesen. Sie erinnerte sich noch daran wie sie ihn mit zwei Jahren auf den Arm genommen hatte und wie sie ihm mit sieben Jahren lesen und schreiben beigebracht hatte. Wie sie ihn vergöttert hatte. Er war ein toller Junge und ein toller Mann gewesen und eine Zeit lang hatte sie mehr für ihn empfunden als nur Freundschaft. Aber ihre Liebe hatte immer William gegolten. Sie hatte diese Liebe nie bereut.
Rosanna erinnerte sich auch noch gut daran wie sie zum Vampir geworden war. Das war vor gut hundert Jahren gewesen. Sie und William waren es gewesen, die damals als Elfen in dem Haus in Neuwald umgekommen waren. Rosanna hatte aber noch nicht sterben wollen. Die Vampire waren gleich nach der Tat verschwunden und hatten so nicht bemerkt, dass in den Elfen noch ein kleines Lebenslicht leuchtete. Als sie gegangen waren hatte Rosanna alte Feenmagie benutzt um sich und William zum Vampir zu machen. Sie waren lange Zeit verschwunden gewesen. Erst vor zehn Jahren waren sie zurückgekommen. Seitdem lebten sie hier.
Rosanna ließ die Vampire im Unwissen darüber was damals wirklich passiert ist. Sie wollte nicht erzählen müssen warum sie noch lebten. Es würde für die Bürger einfach immer ein Geheimnis bleiben, ein ungelöstes Rätsel. Auch die Vampire glaubten, dass sie nicht für Elfen gefährlich werden konnten. Selbst Rosanna wusste nicht wie der erste Vampir entstanden ist, aber sie glaubte, dass die Feen damit zu tun hatten. Nur sie waren dazu fähig. Vielleicht hatten sie damit versucht die ersten Elfen aus ihrem Land zu vertreiben. Rosanna hatte gehört, dass die Elfe Lilia auch hierher gefunden hatte. Sie wusste, dass Lilia auch von den Feen abstammte. Lilia kannte die Wahrheit allerdings nicht.
„Woran denkst du?“, fragte Willliam sie.
„An die Vergangenheit.“, antwortete Rosanna.
„Liebes...“ William mochte es nicht, wenn sie zu sehr über die Vergangenheit nachdachte. Er befürchtete, dass sie sich darin verlor. Manchmal befürchtete sie es selbst und das machte ihr Angst.
„Ich weiß, aber ich habe dir zu lange etwas verschwiegen. Ich muss dir jetzt die Wahrheit sagen.“, beschloss Rosanna.
„Was meinst du?“ Irritiert sah William sie an.
„Es geht um meine Herkunft. Ich bin keine reine Elfe. Ich bin zur Hälfte eine Fee.“ Jetzt war es tatsächlich raus. Nach sechshundert Jahren.
„Was, aber sie sind über tausend Jahre alt.“, wunderte sich William.
„Ich weiß, aber ich bin 1585 Jahre alt.“ Rosanna hatte ihm nie erzählt wie alt sie wirklich war. Das war nie wichtig gewesen.
Staunend sah er sie an. „Aber... Ich kann das einfach nicht glauben. Warum hast du nie davon erzählt?“
„Es war nicht wichtig und ich hatte Angst, dass du davor zurückschrecken würdest mit einer so alten Frau zusammen zu sein.“, gestand sie ihm. „Ich weiß, dass du 725 Jahre alt bist.“
Traurig sah er sie an. „Mir war das Alter auch nie wichtig, aber ich hätte schon gerne gewusst, dass du zur Hälfte eine Fee bist. Konnten wir deshalb Vampire werden?“
„Es war alte Feenmagie.“, nickte sie. „Ich hab sie von meiner Mutter gelernt.“
William nickte. Er war enttäuscht. Das merkte sie ihm an. Es tat weh, aber sie konnte ihn verstehen. Immerhin hatte sie ihm sechshundert Jahre lang wichtige Dinge verschwiegen.
„Du kanntest also die Feen?“, fragte William kühl. Für Rosanna fühlte sich das an wie tausend Stiche im Bauch. Sie hatte ihre große Liebe so enttäuscht.
„Nur meine Mutter. Sie wohnte schon im Reich der Elfen. Fast alle Feen hatten sich zurückgezogen. Meine Mutter hat aber meinen Vater geliebt. Er war einer der ersten Elfen im Feenreich.“, erzählte Rosanna.
„Und wann hattest du vor mir das zu erzählen? In weiteren tausend Jahren?“ Das klang vorwurfsvoll.
„Will, bitte! Ich kann verstehen, dass du wütend und enttäuscht bist, aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich vertraue dir und ich liebe dich über alles, aber dieses Geheimnis musste ich für mich behalten.“
„Und warum hast du es mir jetzt erzählt?“ Er klang schon etwas sanfter und Rosanna entspannte sich etwas.
„Weil ich mit Jemanden darüber reden musste und das kann ich nur mit dir.“
„Erzähl mir von deiner Familie.“, verlangte er und Rosanna begann zu erzählen.


Kapitel 9

Ihre Zwillinge waren jetzt drei Wochen alt. Phoebe sah in ihre Gesichter. Sie schliefen beide. Das war eine Seltenheit. Obwohl sie noch so winzig waren sahen sie ihrem Vater schon so unglaublich ähnlich. Sie würden einmal genauso hübsch sein wie er.
Eine Woche lang war Corentin jetzt weg. Sie vermisste ihn so sehr. Sophie half ihr mit den Kindern, aber sie wünschte sich Corentin wäre an ihrer Seite. Schon während ihrer ganzen Schwangerschaft hatte sie ihn nicht oft zu Gesicht bekommen. Davor hatte sie immer an seiner Seite gekämpft. Wenn ihre Kinder größer waren und sich selbst ernähren konnten würde sie es wieder tun. Sophie würde sich dann um die Kinder kümmern.
Sie hatte damals gewusst was auf sie zukam. Sie hatte sich ihrem Land verschrieben und sie hatte es für Corentin getan. Sie hatte gewusst, dass er kein König werden wollte und dennoch hatte sie ihn mehr oder weniger dazu überredet. Phoebe hatte geahnt, dass er es eines Tages bereut hätte, wenn er kein König geworden wäre. Auch wenn er es nicht hatte glauben wollen. Sie hatte ihn schon damals so gut gekannt. Außerdem war er der Beste für den Job, auch wenn er noch nicht ganz überzeugt davon war.
Phoebe lächelte traurig. Sie liebte Corentin so sehr. Er war ihr ein und alles. Er und jetzt auch Benjamin und Balthazar. Phoebe wusste nie mit Sicherheit ob er zurück kommen würde, wenn er fort war. Doch es brachte nichts sich Sorgen darüber zu machen. Sie musste einfach nur hoffen, dass ihm nichts geschehen würde.
Phoebe war immer noch so schwach. Sie konnte nicht lange mit den Jungs spazieren gehen. Sie war danach immer so müde. Obwohl sie eine Elfe war hatte sie die Schwangerschaft sehr mitgenommen. Wahrscheinlich konnte sie keine Kinder mehr bekommen. Dabei hätte sie doch so gerne ein Mädchen gehabt. Phoebe seufzte. Aber vielleicht wäre das dritte Kind auch wieder ein Junge geworden. Man konnte nie wissen.
Balthazar begann zu schreien. Pheobe wartete ein wenig, dann nahm sie ihn raus. Er sollte schließlich nicht Benjamin wecken. Als das Baby bei Phoebe auf dem Arm war, war es zufrieden und guckte sie mit großen Augen an. Phoebe lächelte.
„So ist es schön, kleiner Mann. Vermisst du deinen Vater auch so sehr wie ich oder kannst du dich schon gar nicht mehr an ihn erinnern? Er ist der König dieses Landes und du bist ein kleiner Prinz. Dein Vater ist ein reiner, toller Mann. Weißt du? Er hat ein gutes Herz, manchmal zu gut für diese Welt. Er macht sich auch Sorgen um dich, kleiner Prinz.“ Der kleine sah sie an und grinste. Er konnte sicherlich nicht viel sehen, aber er wusste schon, dass er in den Armen seiner Mutter lag.
„Dein Vater ist der wunderbarste Mann und ich vermisse ihn so sehr. Ich mach mir Sorgen um ihn. Kannst du das verstehen, Balthazar?“ Der Kleine zwinkerte ein Mal und lächelte.
„Soll das ja heißen?“
Sophie kam ins Zimmer. Sie sah gehetzt aus. „Die Vampire greifen das Feenreich an.“
„Verdammt, ausgerechnet jetzt wo Corentin nicht da ist.“, fluchte Phoebe. „Ruf die Grafen und Hofberater zusammen. Wir müssen uns beraten.“
„Du brauchst Ruhe.“, erinnerte Sophie sie.
„Ruhe kann ich mir nicht leisten.“, entgegnete Phoebe. „Mein Reich wird angegriffen und mein Mann ist nicht da. Wer außer mir sollte das Reich regieren und den Krieg mit den Vampiren verhindern?“
„Denk an die Jungs.“, warnte Phoebe sie.
„Ich werde ja nicht selber kämpfen. Ich will mich nur mit den Grafen beraten was zu tun ist.“, erklärte Phoebe Sophie.
„Na gut.“, gab Sophie nach. „Ich werde die Grafen kontaktieren.“
„Danke.“, nickte Phoebe. Ihr Sohn sah sie aufmerksam an. Pheobe lächelte ihn an. Sie legte sich mit ihm auf ihr Bett. Benjamin schlief immer noch.


Kapitel 10

Louisa saß mit Jonas und ihrem Vater im Garten. Judith und ihr Dad spielten ein Elfenbrettspiel, dass er neulich gekauft hatte. Louisa saß bei Jonas auf dem Schoß und kuschelte sich an ihn. Sie genoss jede freie Minute, in der sie mit ihm zusammen war.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Louisa erschrak ein wenig. „Ich gehe schon.“ Sie stand auf und ging durch das Wohnzimmer und den Flur zur Haustür. Als sie sie öffnete blieb ihr der Mund offen stehen. Sie konnte nicht glauben wer da vor ihr stand.
„Corentin?“, fragte sie verwirrt.
„Ja, ich bin es wirklich.“ Er lächelte sie an. „Schön dich wieder zu sehen.“
„Die Freude ist ganz meinerseits.“ Jonas würde ziemlich aus dem Häuschen sein, wenn er erfuhr wer da gekommen war. Corentin umarmte sie und sie erwiderte seine Umarmung.
„Hallo Linnea.“, begrüßte Aenna sie freundlich und Linnea blieb ein Kloß im Hals stecken als sie Aenna sah. Sofort musste sie an Phoenix denken und das war ein Stich in ihr Herz.
„Hallo Aenna.“, begrüßte Louisa sie und die Frauen gaben sich die Hand. Dann entdeckte sie den Jungen, der ihr so ähnlich sah. Louisa hatte ihn nur ein paar Mal gesehen. Sie sagte Davin „Hallo.“ und sah dann zu Fiete. Ihr Herz schlug etwas schneller.
„Das ist Davin. Er ist einer meiner engsten Vertrauten.“, stellte Corentin ihn vor. Er war Louisas Blick gefolgt. Sie nickte Davin noch ein mal zu, dann sah sie zu Fiete. Hatte sie was verpasst?
„Ja und dann ist da mein Bruder Fiete. Ich verstehe mich jetzt besser mit ihm.“, erklärte Corentin weiter, der wohl ihre Gedanken gelesen hatte.
„Wollt ihr nicht reinkommen?“, fragte Louisa.
Gerade als Corentin antworten konnte kam Jonas um die Ecke. „Isa, was dauert das denn so lange?“
Louisa musste nicht antworten. Jonas sah zur Tür und starrte Corentin an. Er war verwirrt. „Sehe ich jetzt Geister?“
Corentin lächelte. „Nein, ich bin wirklich da.“
„Wow!“, stieß Jonas hervor und umarmte seinen Freund. „Es ist so schön dich wieder zu sehen.“
„Find ich auch.“, lächelte Corentin. Jonas begrüßte Aenna, Davin und Fiete und dann gingen sie in den Garten.
„Dad, Besuch ist da!“, verkündete Louisa und Nicolas sah auf. Als er Corentin entdeckte er starrte er wie zuvor schon Jonas.
„Corentin!“ Nicolas stand auf und blieb stehen, unschlüssig was er tun sollte.
„Noel!“ Auch Corentin blieb wo er war.
„Was tust du hier?“, fragte Nicolas jetzt.
„Ich will den Krieg zwischen den Elfen und den Vampiren verhindern.“, erklärte er.
Nicolas nickte gedankenverloren. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal sehe.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“, bemerkte Corentin.
„Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen.“, bemerkte Ben, der die vier hierher gebracht hatte. „Aber ich muss jetzt gehen.“
„Ich bringe Sie zur Tür.“, beschloss Louisa. „Und dann hole ich Getränke.“ Sie begleitete Ben zur Tür. „Danke, dass Sie sie hierher gebracht haben. Jonas bedeutet es sehr viel zu wissen, dass es seinem besten Freund gut geht.“
„Das hab ich gern gemacht. Können Sie erst mal bei Ihnen bleiben?“
„Klar.“
„Also bis dann.“ Er hob die Hand zum Gruß.
„Ja bis dann.“ Louisa schloss die Tür hinter ihm und ging dann in die Küche. Dort lehnte sie sich an die Wand. Corentin, Aenna, Fiete und ihr Bruder. Erinnerungen stiegen in ihr hoch, die sie längst vergessen zu haben schien. Erinnerungen an Phoebe und Phoenix und daran wie Fiete versucht hat sie und Phoebe fast zu vergewaltigen. Was war geschehen, dass Corentin sich plötzlich wieder so gut mit ihm verstand? Am meisten aber nagten an ihr die Erinnerungen an Phoenix. Sie hatte ihn nie vergessen.
Judith kam in die Küche. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus.“
„Es ist alles okay. Es sind nur all diese Erinnerungen, die zurück gekommen sind als unser Besuch kam.“, erklärte Louisa.
„Welche Erinnerungen?“
„An Phoebe, eine gute Freundin. Sie ist die Elfenkönigin und so wie es aussieht Corentins Frau. Und an einen guten Freund.“
„Und wer sind die anderen Begleiter Corentins?“, wollte Judith nun wissen.
„Corentins Bruder Fiete, mein Bruder Davin und Aenna.“, erklärte Louisa ihr.
„Dein Bruder? Du meinst dein Zwillingsbruder?“ Louisa hatte Judith davon erzählt.
„Ich glaub schon.“ Louisa nickte. „Aber ganz sicher bin ich mir nicht.“
„Wow.“
„Komm, lass uns die Getränke in den Garten bringen.“, schlug Louisa vor. Aenna würde wissen wollen, was mit Phoenix passiert war. Louisa musste ihr die Wahrheit sagen.


Kapitel 11

Corentin konnte noch immer nicht glauben, dass er gegenüber von Linnea und seinem besten Freund saß. Sie hatten also doch überlebt. Seit er Jerome das letzte Mal gesehen hatte war so viel geschehen. Sein ganzes Leben hatte sich geändert.
„Cory, wie geht es Phoebe?“, war Linneas erste Frage.
Corentin lächelte. „Ich denke sie vermisst mich. Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt sind wir seit längerer Zeit verheiratet. Vor kurzem haben wir Zwillinge bekommen. Als ich sie zum letzten Mal sah war sie noch sehr schwach von der Geburt.“
„Das ist ja toll.“, freute sich Linnea. „Also ich mein, dass ihr endlich zusammen seid und auch noch Kinder habt. Wie heißen sie denn?“
„Benjamin und Balthazar.“, antwortete Corentin.
„Das ist gut. Phoebe war schon viel zu lange in dich verliebt.“, fand Linnea.
„Ja, und ich in sie.“ Hier musste er kein König sein Hier konnte er einfach nur Corentin sein.
„Was ist mit Marek?“, fragte Aenna jetzt. „Wo ist er?“
Linnea seufzte, aber bevor sie etwas sagen konnte antwortete Jerome. „Er ist tot. Lilia hat ihn umgebracht.“
„Lilia?“ Das wunderte Corentin. „Warum? Sie waren doch befreundet gewesen.“
„Aber Phoenix war mit Lilia befreundet gewesen.“, begehrte Aenna auf. „Nicht Marek.“
„Aber man bringt den Bruder seines Freundes nicht um.“, fand Corenitn.
„Lilia stand in Wirklichkeit auf der falschen Seite und das tut sie immer noch. Sie hat für Marjorie gearbeitet und ist jetzt eine böse Vampirfrau.“, erklärte Jerome nun.
„Also doch! Ich hatte schon so was vermutet.“ Corentin seufte. Aenna war still geworden. Sie sah aus als würde sie zusammen brechen. Warum? Sie kannte Marek doch gar nicht, oder doch?
Corentin wartete die ganze Zeit darauf, dass Noel etwas dazu sagte, dass er König war. Doch er tat es nicht. Noch nicht.
„Und wie konntet ihr aus dem dunklen Schloss fliehen?“, wollte Corentin nun wissen.
Jonas erzählte ihm die Geschichte und er erzählte auch, dass Marjorie seine Mutter war. Wow!
Davin ging zu Aenna und nahm sie in den Arm. Sie hatte zu weinen begonnen.
„Und du bist jetzt König?“, fragte Noel dann. Also doch!
„Ja, wir haben lange damit gewartet eine Entscheidung zu treffen. Wir hatten gehofft du würdest wieder kommen.“ Fragend sah Corentin den ehemaligen König an.
„Das hatte ich auch vorgehabt.“, nickte Noel. „Aber dann bin ich irgendwann hier gelandet.“
„Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Vorwurfsvoll sah Corentin ihn an.
„Wir konnten nicht zurück ins Feenreich.“, erklärte Noel. „Marjorie ist hinter uns her. Dort hätte sie zuerst gesucht.“
Corentin nickte. Das konnte er verstehen.

Louisa wollte ein wenig spazieren gehen. Sie brauchte Abstand. Es wurde ihr einfach zu viel. Phoebe, Phoenix, Aenna, Corentin, Fiete. Alle Erinnerungen kamen wieder zurück. Besonders Aenna so zu sehen hatte sie fertig gemacht. Aber auch Corentin und Fiete hatten viele Erinnerungen hervor gerufen. Sie vermisste Phoebe so sehr. Sie war verheiratet und hatte Kinder. War Louisa wirklich nur drei Monate im Feenreich gewesen und schon fast zehn Monate fort? Ihr kam es so viel länger vor.
Louisa zog ihren Beutel mit Sternenstaub heraus. Sie nahm zwei der winzigen Diamantkügelchen heraus. Sie schimmerten gelb und blau. Sie schob sie in den Mund und atmete tief ein. Sie brauchte jetzt viel Energie.
„Das nehme ich auch immer, wenn mir Energie fehlt.“, bemerkte eine Stimme hinter ihm. Die Stimme ihres Bruders. Louisa drehte sich zu ihm um und sah in sein Gesicht.
„Das war jetzt einfach ein wenig zu viel.“, gestand Louisa ihm. Sie erinnerte sich noch gut daran wie Jonas ihr zum ersten Mal den Beutel Sternenstaub gezeigt hatte. Sie waren in ihrem Zimmer in der Menschenwelt gewesen. Damals hatte sie Jonas noch nicht ganz vertraut.
„Ja, Sternenstaub half da viel.“
„Du bist mein Bruder, oder?“, fragte Louisa ihn nun. Sie musste einfach Gewissheit haben.
„Ja.“
„Es ist so seltsam zu wissen, dass ich einen Bruder hab.“
„Ja, so geht es mir auch. Also zu wissen, dass ich eine Schwester hab.“
„Du bist jetzt einer von Corentins engsten Vertrauten? Wie hast du das denn hinbekommen?“, fragte sie weiter und hoffte ihr Brüder würde ihre Frage nicht beleidigend aufnehmen, denn so war sie nicht gemeint.
„Na ja, eigentlich sollte ich König werden. Sie wollten mich aber mit irgendeiner Frau verheiraten obwohl ich das nicht wollte. Corentin ist deswegen König geworden. Außerdem bin ich ja immer noch in der Bodyguardgruppe und so sind wir Freunde geworden.“, erzählte Davin.
„Ja, der gute alte Corentin hat für alles ein zu gutes Herz. Leider denkt er dabei viel zu wenig an sich selbst.“ Louisa seufzte.
„Ja, das war wohl schon immer so.“, stimmte ihr Davin zu.
„Wer weiß im Feenreich davon, dass du Dads Sohn bist?“, wollte Louisa wissen.
„Die wichtigen Elfen auf jeden Fall. Ich war ja auch bei der Ratsversammlung dabei.“
Louisa konnte sich vorstellen, dass es ein Schock für Davin gewesen war zu erfahren wer sein Vater war. Er hatte immerhin im Feenreich gelebt und so schon von Nicolas gehört. Sie plauderten noch ein wenig und gingen dann wieder zurück zu den Anderen.


Kapitel 12

Ben beriet sich mit Finn. Wer von den Vampiren würde Krieg gegen das Feenreich führen? Es gab so viele Vampire, die Menschen übel zurichteten bevor sie ihr Blut tranken, aber gegen die Elfen hatten sie doch keine Chance. Elfen waren stärker als Vampire. Das wussten alle.
Ben wusste nicht weiter, aber er musste den Krieg verhindern. So viel war klar. Sie wollten in Frieden mit den Elfen leben. Schließlich wohnten auch einige Elfen in der Vampirwelt und die meisten benahmen sich hier sehr gut. Ausnahmen gab es immer.
Finn saß ihm gegenüber an seinem Stammplatz. Er überlegte ebenfalls was zu tun sei und warum die bösen Vampire gegen die Elfen kämpfen wollten.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass einige Vampire gegen die Elfen kämpfen würden. Elias, Kias, Lorn, Twin.“, zählte Finn auf. „Allerdings sehe ich keinen Sinn darin.“
„Elias wäre eine Möglichkeit.“, fand auch Ben. „Immerhin hat er eine Elfe zum Vampir gemacht.“ Und ganz nebenbei hatte Ben eine persönliche Abneigung gegen ihn. Aber das wusste Finn ja.
„Aber vielleicht ist ja diese Lilia das Problem. Sie kennt das Feenreich und sie kennt die dunkle Herrscherin.“, stellte Finn weitere Überlegungen an. „Vielleicht hat sie die Vampire dazu überredet Krieg gegen das Feenreich zu führen.“
„Das wäre gut möglich.“, nickte Ben. „Und was machen wir jetzt?“
„Wir müssen den Rat der Vampire einschalten.“, beschloss Finn. Der Rat der Vampire schrieb die Gesetze und war das oberste Entscheidungsamt.
Ben seufzte. „Dann ruf ich Quirin an und mach einen Termin. Am besten wäre es, wenn König Corentin dann dabei wäre.“ Ihm gefiel diese Lösung nicht, aber Quirin war einer der neun Mitglieder, die im Rat der Vampire saßen.
„Ja, das wird das Beste sein.“
Finn zog sich zurück und Ben dachte immer noch über die Situation nach. Da kam eine Elfe daher, ließ sich zum Vampir machen und brachte den Krieg in die Welt der Vampire, den die gar nicht wollten. Wie konnte eine einzige Elfe so was vollbringen?
Ben seufzte und tippte Quirins Nummer in die Tastatur des Telefons. Es klingelte ein paar Mal und dann hörte er Quirins Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hallo Quirin, hier ist Ben.“, begrüßte Ben ihn. Du, es gibt ein Problem mit den bösen Vampiren, dass wir nicht allein klären können. Können wir uns deswegen treffen? Der Elfenkönig wäre auch dabei.“
„Wenn es sein muss.“, grummelte Quirin. „Wann passt es dir denn?“
Ben machte einen Termin in zwei Tagen aus und bat Quirin darum, dass auch wirklich alle Mitglieder des Rates anwesend waren. Dann legte er auf. Als nächstes rief er bei Louisa an, damit sie Corentin den Termin ausrichten konnte. Er räumte sein Büro noch auf und machte sich dann auf den Heimweg.

Hannah las gerade eines der Bücher, die sie aus der Buchhandlung hatte. Sie waren wirklich interessant und dennoch konnte sich Hannah nicht wirklich konzentrieren. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Ben zurück. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie jetzt mit ihm zusammen war. Er war ein toller Vampir.
Hannah freute sich. Bald würde Ben nach Hause kommen. Sie würde mit ihm zusammen Blut trinken und vorm Fernseher hocken. Einen gemütlichen Abend mit ihm würde sie jeder Party vorziehen.
Hannah dachte oft daran wie es gewesen war ein Mensch zu sein. Sie vermisste den Geschmack von Obst, frischen Gemüse, Getränke und vielem mehr. Sie vermisste es den frischen Wind und die warmen Sommerstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Sie vermisste es zu fühlen wie das nasse Wasser an ihr herabtropfte, wenn sie duschte.
Sie hörte Ben im Flur. Er war endlich zu Hause. Das war der Beste Moment ihres Tages. Sie saß im Wohnzimmer auf dem Sofa. Er erschien in der Tür, kam zu ihr und setzte sich neben sie.
„Hey, Süße.“, begrüßte Ben sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Hey, was gibt’s Neues?“ Er war irgendwie merkwürdig.
„Hm! Der Elfenkönig ist in der Vampirwelt.“, verkündete er.
„Was macht denn der hier?“, fragte Hannah verwirrt.
„Er will einen Krieg zwischen Vampiren, Elfen und Menschen verhindern.“, erklärte Ben.
„Steht denn einer bevor?“
„Wie es aussieht ja, aber im Feenreich.“
Hannah nickte.
„Übrigens sind wir am Wochenende eingeladen.“, berichtete er ihr.
„Was, bei wem denn?“
„Die neuen Elfen hier haben uns eingeladen. Sie wohnen am Rand von Neuwald.“
„Das Haus mit dem Elfenmord?“, erkundigte sich Hannah. Sie war sich nicht sicher ob ihr Freund scherzte.
Ben nickte.
„Ich weiß nicht....“ Hannah gefiel das nicht.
„Ach komm schon! Der Elfenkönig wird auch da sein und die sind wirklich nett. Außerdem wolltest du mehr unter Leute kommen.“
„Na gut, warum nicht.“, gab Hannah schließlich nach. „Vielleicht wird es ja ganz witzig.“


Kapitel 13

Lilia saß an ihrem Schreibtisch in der Villa. Sie hatte alles genau geplant. Da die Vampirelfen stärker waren als die Elfen braucht sie nur die Hälfte der Krieger, die das Feenreich benötigte. Sie würde aber dennoch genug hinschicken. Ihre Krieger sollten schließlich gewinnen.
Während die Vampire Krieg führten würde sie sich um Jonas kümmern. Ihn zu entführen würde sicher nicht schwer werden. Doch würde sie es schaffen sein Gedächtnis so zu verändern, dass sie Louisa vergaß? Sie hatte alles vorbereitet. Sie hatte Pläne gemacht. Gute Pläne. Dennoch hatte sie das Gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben.
Sie wollte nicht mehr so lange warten bis sie Jonas holte. Ein paar Tage noch. Sie musste sichergehen, dass der Krieg ins Feenreich getragen wurde. Sie wollte das Feenreich besitzen. Sie strebte nach Macht. Macht regierte die Welt.
Lilia dachte an Jonas und ihre gemeinsame Zeit. Damals hatten sie sich noch besser verstanden. Bevor Linnea da gewesen war. Sie hatte alles verändert.
Lilia sollte sich auf ihre Pläne konzentrieren. Der Krieg zwischen den Elfen und den Vampiren. Sie sollten die Elfen am Rand vom dunklen Land aus angreifen. Dort würde es nicht auffallen. Dann konnten sie die Elfen zunächst angreifen, ohne dass Corentin und Phoebe es gleich mitbekamen. Zumindest wenn Lilia darauf vertraute, dass der neue König und die neue Königin genauso wenig auf die äußeren Bezirke achteten wie Noel und Malou es getan hatten. Es bestand natürlich die Möglichkeit, dass das neue Königspaar besser auf die äußeren Bezirke achteten als das Alte oder dass die Boten oder Nachrichten schneller von dort kamen als früher. Aber selbst dann würde es einige Tage dauern. Also war Lilia auf der sicheren Seite. Es würde zumindest einige Zeit dauern bis die Nachricht beim Königspaar ankam und bis die Truppen schicken konnten. Wenn der Plan gut verlief würden sie weiter machen. Ansonsten musste Lilia überlegen ob ihr Plan wirklich so sinnvoll gewesen war wie sie gedacht hatte.
Was Jonas anging hatte sie sich auch schon Gedanken gemacht. Sie wollte ihn auf jeden Fall nachts holen und sie musste aufpassen, dass Louisa nicht aufwachte. Sie schien einen leichten Schlaf zu haben, auch wenn Lilia ihr das letzte Mal beim Aufwachen etwas behilflich war. Natürlich musste Lilia auch aufpassen, dass Jonas nicht erwachte. Deshalb wollte sie einen Schlafzauber in dem Haus anwenden. Wenn sie ihn geholt hatte wollte sie ihn in ein Verließ sperren und ihn gefügig machen. Zuerst wollte sie ihm androhen, dass er Louisa was antat, wenn er nicht gehorchte. Sie befürchtete allerdings, dass das nicht sehr viel bringen würde, da er wusste, dass sie das nicht tun würde. Also musste sie ihm per Zauber ins Gedächtnis wirken. Lilia gefiel das nicht ganz, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie wollte ihr Ziel erreichen.

Mary ging die Gassen von Neuwald entlang. Sie musste zur Arbeit. Heute Morgen hatte sie mal wieder was tolles gemacht. Sie war segeln gegangen. Das hatte sie jetzt schon länger nicht mehr gemacht. Es hatte ihr aber gut getan. Der See am Rande von Cailaigh war groß und sie war bis zum anderen Ende des Ufers gefahren.
Jetzt ging sie Richtung Fußgängerzone. Sie musste in die Gaststätte. Es würde ein stressiger Abend werden. Die Meisten hatten Feierabend und so kamen sie dann ins Weststübchen, wie die Gaststätte hieß. Frühschicht war ihr lieber.
Im Weststübchen ging sie zuerst ins Büro und zog ihren Dienstparker über. Den trug sie nicht immer, aber ihr war heute danach. Danach begrüßte sie Dave, ihren Chef. Als sie hinter die Theke trat fiel ihr Blick sofort auf Nicolas, der in seiner üblichen Nische saß. Er sah nachdenklich aus und irgendwie erschöpft, aber er sah gut aus. Seine langen schwarze Haare lagen ihm über der Schulter und seine blauen Augen sahen ernst aus. Sein eher eckiges Gesicht wirkte blasser als sonst.
„Hat der Gast von Tisch fünf schon bestellt?“, fragte sie Dave.
„Nein, er wollte auf dich warten.“, antwortete Dave und warf ihr einen viel sagenden Blick zu.
Mary nickte und ging zu Nicolas. „Hallo.“, begrüßte sie ihn.
Er schenkte ihr ein Lächeln und sagte „Hallo.“
„Wollen Sie was trinken oder was essen?“, fragte Mary ihn.
„Nur einen Blütenwein.“, bestellte er.
„Der hat es Ihnen angetan, was?“ Mary lächelte.
„So sehr, dass ich lernen möchte wie man den herstellt.“, erzählte er. „Ich will mich Morgen mal umhören.“
„Im Ernst?“, fragte Mary und grinste.
„Ja klar.“
„Na gut, dann bringe ich Ihnen mal den Blütenwein. Sie ging wieder zur Theke und lächelte vor sich hin. Nicolas war auch irgendwie verrückt. Sie holte eine Flasche Blütenwein aus dem Kühlschrank und goss ein Glas ein. Dann stellte sie die Flasche in den Kühlschrank und brachte das Glas Nicolas.
„Bittesehr.“
„Dankesehr.“
Mary beobachtete Nicolas die ganze Zeit. Er sah irgendwie müde aus und trank den ganzen Abend Blütenwein. Als er bezahlte fragte er wann sie mal wieder miteinander ausgehen wollten. Sie verabredeten sich fürs Wochenende. Sie wollten Essen gehen.


Kapitel 14

Phoebe saß mit dem Grafen im Konferenzraum. Sie berieten sich darüber, was sie tun sollten, nun, da das Feenreich angegriffen wurde und der König nicht da war.
„Ich finde wir sollten zwei unserer Truppen an den Rand des Feenreichs schicken, von wo aus die Vampire uns angreifen.“, schlug Graf Eckmond vor. „Wir brauchen Verteidigung.“
„Das ist richtig, aber wir wissen nicht wie viele Vampire dort kämpfen. Meint Ihr zwei Truppen reichen?“, warf Graf Lyrond aus dem fernen Osten ein. Genauer gesagt in Larwin. Er wohnte ziemlich nahe an den Grenzen des dunklen Landes. Zumindest so nahe wie es möglich war.
„Und wir müssen bedenken, dass die Vampire stärker sind als wir.“, mischte sich Graf Winnel ein, der in Feylias wohnte. Das lag ziemlich in der Mitte des Feenreichs.
„Was meint Ihr Königin Phoebe?“, fragte Graf Eckmond sie.
„Wir dürfen nicht zu viele Truppen zur Verstärkung geben. In dem Punkt gebe ich Euch Recht. Aber mehr als zwei müssen wir schicken. Mindestens drei, wenn nicht gar vier. Ein Trupp besteht nur aus fünfhundert Mann. Damit kommen wir nicht weit.“
„Außerdem sollten wir das Schloss und die Städte besser verteidigen.“, fand Graf Eckmund, der aus Lucina kam.
„Was schlagt Ihr vor?“, erkundigte sich Phoebe bei ihm.
„Mehr Wachen wäre eine Möglichkeit.“
Phoebe nickte gedankenverloren. „Kümmert Ihr Euch bitte darum, Graf Eckmond? Ihr kennt Euch da besser aus als ich.“
„Selbstverständlich.“, nickte der Graf.
Phoebe seufzte. So viel gab es zu Bedenken und die Grafen waren so unterschiedlich.
„Wenn die Truppen zu den Elfen an der Grenze treffen sollten diese mit Nahrung und Getränken versorgt werden. Es könnte sein, dass die Vampire sie in der Stadt einschließen und das Obst verbrennen.“, schlug Graf Lynrond vor.
Phoebe nickte. „Am besten begleitet Ihr die Truppen. Ihr kennt Euch da am besten aus.“
„In Ordnung.“
„Ich hoffe, dass mein Mann so schnell wie möglich zu uns zurück kommt. Am besten bevor das Schloss angegriffen wird.“, bemerkte Phoebe.
„Wieso seid Ihr Euch so sicher, dass das Schloss angegriffen wird.?“, fragte Graf Bylon sie, der aus dem Westen nahe Lowio stammte.
„Warum sollte sonst Jemand am Rande von Feenreich angreifen? Jeder weiß, dass Niemand wirklich darauf achtet. Es ist eine Art Ablenkungsmanöver.“
„Da ist was dran.“, räumte Graf Bylon ein.
Eigentlich war es nur eine Vermutung von Phoebe, da sie sich nicht vorstellen konnte warum der Rand des Feenreichs sonst angegriffen wurde.
„Ich denke Königin Phoebe hat Recht. Das kann der einzige Grund sein.“, stimmte Graf Lynrond ihr zu. „Das Schloss und die umliegenden Städte sind in Gefahr. Ach, was sage ich da! Das ganze Feenreich ist in Gefahr!“
„Dann müssen wir das Reich schützen.“, bemerkte Graf Winnel schlauerweise.
„Das tun wir ja, oder?“ Graf Eckmond rollte mit den Augen.
„Dann wäre ja vorerst alles geklärt.“, stellte Phoebe fest. Es war noch so viel zu tun, das war klar. Aber für heute war ihr Versammlung beendet. Sie wollte zu ihren Zwillingen.
„Ich werde dann die Truppen schon mal zusammen stellen.“, bemerkte Graf Lynrond.
„Das ist eine gute Idee.“, fand Phoebe.
„Und ich werde schon mal den Vorrat an Essen zusammen kramen.“ Schlug Graf Winnel vor.
„Gut, dann ist hiermit für heute die Sitzung beendet.“ Die Grafen standen auf und verabschiedeten sich. Phoebe war erleichtert.


Kapitel 15

Nicolas kam erst spät Abends nach Hause. Er hatte wieder viel Zeit in der Gaststätte verbracht. Dennoch brannte auf der Terrasse noch Licht. Nicolas ging auf die Terrasse. Davin saß dort einsam und verlassen. Sein Sohn. Schon als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er die Ähnlichkeit zwischen ihm und Louisa deutlich gemerkt.
„Hallo Darren.“, begrüßte er seinen Sohn.
Darren erschrak ein wenig. Dann sah er seinen Vater und lächelte ihn an. „Hallo Vater.“
„Ich denke wir sollten uns mal unterhalten.“, schlug Nicolas vor. „Soll ich uns was zu trinken holen?“
„Wein ist schon hier.“, erklärte Davin und zeigte auf die Flasche Apfelwein, die neben der Bank stand. „Setz dich doch einfach.“
Nicolas nickte. Er setzte sich zu Darren und goss sich ein Glas Wein ein.
„Bist du sauer auf mich?“
„Nein, wieso?“ Verwundert sah Darren ihn an.
„Weil ich dich damals weggegeben hab.“ Nicolas zucke mit den Achseln.
„Das du mich beschützten wolltest hab ich schon verstanden.“, entgegnete Darren ihm. „Ich hatte es sehr gut bei Charly und Milo.“
Nicolas nickte. „Weil sie dich erzogen mussten, mussten sie den Kontakt zu uns abbrechen.“
„Das weiß ich. Wie war meine Mutter?“
„Sie war toll. Sie wollte immer das Beste für alle. Sie war fürsorglich und liebevoll. Wäret ihr beide bei uns geblieben wäre sie eine gute Mutter geworden.“, erzählte Nicolas.
Darren seufzte. „Schade, dass ich sie nicht mehr kennen lernen durfte.“
„Ja, das find ich auch.“
„Ich hätte auch König werden können.“, bemerkte Davin plötzlich.
„Wie jetzt?“ Nicolas sah sie verwirrt an.
Darren erzählte seinem Vater die Geschichte mit Corentin und wie er zum König wurde.
„Das sieht ihm ähnlich.“ Nicolas grinste. „Corentin war schon immer von ritterlicher Natur.“
„Du schätzt ihn sehr, oder?“, fragte Darren ihn.
„Ja und ich habe ihn sehr vermisst.“
„Er kommt nicht gut klar in seiner Rolle als König. Er hat immer gehofft du kämst zurück.“
Darren sah ihn eine Weile schweigend an. Dann fragte Nicolas seinen Sohn. „Warum warst du so lange alleine hier auf der Terrasse?“
„Ich konnte nicht schlafen und die anderen sind schon zu Bett gegangen.“, erzählte Darren.
Nicolas nickte.
„Meinst du wir werden miteinander auskommen?“, fragte Darren Nicolas plötzlich.
„Na klar! Ich mein mit Louisa komme ich ja auch aus und sie war am Anfang sehr skeptisch. Aber jetzt verstehe ich mich gut mit ihr. Du siehst deiner Schwester sehr ähnlich.“
„Das sagen viele. Ich selbst habe es erst bemerkt als ich sie hier sah.“
„Hm.“ Sein Sohn war hier. Der Sohn, den er nie gekannt hatte. Jetzt hatte er die Chance ihn besser kennen zu lernen. Das war einfach so unglaublich.


Kapitel 16

Aenna lag in ihrem Bett im Gästezimmer und dachte darüber nach was sie gehört hatte. Phoenix war also wirklich tot. So lange war er weg gewesen. Würde sie jetzt je herausfinden ob er wirklich Phoenix gewesen war? Vielleicht wussten Linnea und Jerome was darüber. Jerome hätte doch sicherlich bemerkt ob wirklich sein bester Freund vor ihm stand oder dessen Zwillingsbruder. Er hatte Phoenix so gut gekannt. Vielleicht sollte sie ihn ja fragen.
Aenna vermisste Phoenix so sehr. Sie wäre sicherlich darüber hinweg gekommen, wenn er oder sein Zwillingsbruder vor einem halben Jahr nicht plötzlich wieder aufgetaucht wäre. Ihn ein zweites Mal zu verlieren war viel schlimmer.
Aenna konnte nicht schlafen. Das war immer so, wenn etwas so ereignisreiches passierte. Was sollte sie jetzt mit ihrem Leben anfangen, so ganz ohne Phoenix? Sie musste neu anfangen, aber sie wusste nicht wie.
Jetzt musste sie an Davin denken. Es freute sie, dass er seine Familie wieder gefunden hatte und dass sie lebten. Er hatte das verdient. Aenna würde wohl mal mit ihm reden müssen. Ihm konnte sie vertrauen. Ihm konnte sie erzählen, was sie bedrückte. Außerdem wollte Aenna wissen was er mit Noel besprochen hatte, wenn er schon mit ihm geredet hatte. Sie musste wissen ob Noel sauer auf sie war, weil sie ihn nicht hatten retten können als er entführt worden war. Sie musste das einfach wissen.
Aenna hatte Angst vor ihrer Zukunft. Sie würde weiterhin ihren Job bei der Bodyguardgruppe machen, aber konnte Aenna für Davin mehr empfinden als nur Freundschaft? Das fragte sie sich immer noch. Sie mochte Davin sehr. Das wusste sie auf jeden Fall. Er war ein toller Freund und er würde bestimmt auch ein guter Partner sein.

Davin lag in seinem Bett. Ebenfalls im Gästezimmer. Er teilte sich ein Zimmer mit Fiete. Aenna schlief bei Judith im Zimmer. Corentin hatte ein Zimmer für sich allein. Es war viel passiert. Er hatte seine Familie wieder gefunden und er war zum ersten Mal in seinem Leben in der Vampirwelt. Jonas und Louisas Haus war einfach toll und es war Wahnsinn wie schell sie sich in der Vampirwelt eingelebt hatten obwohl sie selbst noch nicht lange hier lebten. Davin beeindruckte das total.
Obwohl er seine Familie wieder gefunden hatte wusste er, dass er nicht lange bleiben würde. Er würde mit dem König zusammen ins Feenreich zurückgehen. Seine Familie würde er dann öfter besuchen, sollten sie hier bleiben wollen.
Außerdem war Aenna zu Hause. Sie würde bestimmt nicht hier bleiben und wenn Davin ehrlich zu sich selbst war beruhten seine Gefühle zu ihr auf mehr als nur Freundschaft. Sie war ihm einfach total wichtig geworden. Davin war schon klar, dass sie Zeit brauchte um über Phoenix hinweg zu kommen. Davin wollte ihr dabei helfen. Wenn sie Jemanden zum Reden brauchte würde er für sie da sein. Davin wusste, dass Aenna ihn sehr gern hatte und dass sie ihm vertraute.
Wenn der Krieg mit den Vampiren und der Krieg mit den Elfen vorbei war würde sich Davin viel Zeit für Aenna nehmen. Er wollte sie besser kennen lernen und er wollte sie aufheitern.
Davin seufzte. Sein Leben war nie leicht gewesen, doch langsam fing es an schöner zu werden. Er musste aber auch an Aline denken. Sie war seine beste Freundin (neben Aenna) und er hatte sie gern. Davin wusste, dass sich Aline in ihn verliebt hatte. Das machte ihre Freundschaft komplizierter.
Davin musste lächeln. Er lag in seinem Bett und Sternenlicht umfing ihn. Das kam von seinem Körper aus, aber nur wenn er wollte. Seit er dreizehn Jahre alt war beherrschte er diese Fähigkeit. So hatte er immer etwas Licht, wenn er etwas brauchte. Das war ganz praktisch. Jetzt löschte er es aber. Fiete schlief schon tief und fest. Er hatte von dem Licht gar nichts mitbekommen. Davin wollte jetzt auch schlafen. Er war müde.


Kapitel 17

Heute war die Ratssitzung. Hannah döste noch. Ben wollte sie nicht wecken. Ben zog einen blauen Anzug mit einem weißen Hemd an nachdem er sich gewaschen hatte. Dann kämmte er seine goldenen Haare ordentlich. Er ging in die Küche und holte die Termokanne mit Blut aus dem Kühlschrank, die er immer zur Arbeit mitnahm. Er packte sie in seine Tasche.
Er ging zu seinem Fiat und stieg ein. Zuvor hatte er die Garage geöffnet. Er fuhr zuerst zu Finn und holte ihn ab. Dann sammelte er Corentin ein. Gemeinsam fuhren sie in das Vampirdorf Dainweel. Dort saß der Vampirrat. Dainweel war ein Ort, in dem ausschließlich die Ratsmitglieder mit ihren Familien einkaufen gingen, wohnten und arbeiteten. Ben parkte am Rathaus, dass in der Mitte des Ortes lag. Es war ziemlich groß und quadratisch mit weißen Wänden und rotem Dach. Das Rathaus wäre nichts Besonderes, wenn nicht das goldene Wappen der Vampire über der Tür hinge. Oben eine schwarze Fledermaus, unten rotes Blut und links und rechts der schwarze Mond in der Ecke. Auch Corentin betrachtete das Wappen eingehend. Dann betraten sie das Gebäude, dass ein wahres Labyrinth aus Gängen und Treppen war, ohne Fahrstuhl. Sie mussten in den sechsten Stock. Qurinis Büro lag im linken Gang, das siebte Zimmer. Ben klopfte.
Quirin öffnete lächelnd die Tür. Sein hellblondes langes Haar hatte er zum Zopf gebunden und seine blauen Augen strahlten. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose.
„Ben, schön dich zu sehen.“, begrüßte Quirin ihn. Danach begrüßte er auch noch höflich Corentin und Finn. Er bat sie hinein und führte sie in den großen Konferenzraum hinter seinem Büro. Dort warteten schon die neun anderen Ratsmitglieder. Ben und Finn kannten die Meisten. Dennoch machten sie eine kurze Vorstellungsrunde bevor sie begonnen.
Ein mal war da Quirin. Er war das Oberhaupt des Rates. Johan war sein Stellvertreter. Lion, Alias, Londer und Bastian waren für die Elfenangelegenheiten zuständig. Elsa, Mathilda und Nathalie waren dagegen für die Vampirangelegenheiten zuständig.
„Für die, die es noch nicht wissen, erkläre ich jetzt worum es geht.“, begann Quirin die Sitzung. „Außer dem Rat sind Ben und Finn anwesend, die ihr ja kennt. Außerdem zu Gast ist der Elfenkönig Corentin, der sich ja eben vorgestellt hat. Es geht einfach darum, dass die Vampire das Feenreich angreifen wollen. Wenn wir weiterhin in Frieden mit den Elfen leben wollen müssen wir was dagegen tun. Jetzt reiche ich das Wort an Ben weiter. Er kennt sich besser mit dieser Situation aus als ich.“
Ben räusperte sich. „Ja, also das ist so: Die grobe Version hat Quirin ja schon erzählt, aber das ist natürlich noch nicht alles. Man sollte auch den Hintergrund kennen. Vor kurzem hat Elias, der euch ja bekannt vorkommen dürfte, im Feenreich eine Elfe zum Vampir gemacht. Die Elfe wollte uns nichts über sich erzählen. Sie hat sich gleich den bösen Vampiren angeschlossen. Wir glauben, dass sie den Krieg gegen die Elfen angezettelt hat.“
„Und wie kommt ihr darauf?“, fragte Lion Ben.
„Die Elfe hat Verbindungen zum Feenreich. Sie heißt Lilia und ...“
„Lilia?“, unterbrach Corentin Ben.
„Kennt Ihr sie?“, fragte Ben, der etwas verärgert darüber war, dass er unterbrochen worden war.
„Allerdings. Sie gehörte zu meinem Bodyguardteam und ist dann verschwunden.“
„Ich habe Informationen darüber erhalten, dass sie im dunklen Land war und sich gut mit Marjorie verstand. Sie wollte auch Louisa was antun. Louisa ist eine Elfe, die seit kurzem in Neuwald wohnt. Elias hat sie zum Vampir gemacht und keiner weiß genau wie. Eigentlich heißt es, dass Vampiren Elfen nicht gefährlich werden können.“, erzählte Ben weiter.
„Das ist schon lange out.“, erklärte Mathilda, die die Sprecherin der Vampirabteilung war. Ihre schwarzen langen Haare hingen ihr über die Schulter und ihre Augen waren blau wie das Meer. Sie war mit Quirin verheiratet. „Wir wissen schon lange, dass es Vampirelfen gibt. Sie sind stärker als normale Vampire und können Elfen und Menschen zu Vampiren machen.“
„Und wann wolltet ihr uns das mitteilen?“, fragte Ben vorwurfsvoll.
„Es war geheim. Es sollte keine Panik ausbrechen zwischen Elfen und Vampiren. Wir konnten auch noch nichts sagen, weil wir noch nicht genug Informationen über die Vampirelfen hatten.“, verkündete Mathilda.
„ja, das ist schon klar. Aber ich bin für die Elfen verantwortlich. Ich hätte es wissen müssen.“, wandte Ben ein.
„Wir hätten es dir schon gesagt, wenn es nötig gewesen wäre.“
Um dem Streit ein Ende zu machen mischte sich nun Quirin ein. „Das ist ja jetzt auch gar nicht unser Thema. Wir müssen darüber entscheiden wie wir den Krieg verhindern wollen.“
„Könntet Ihr euch vorstellen, dass Lilia etwas mit dem Krieg zu tun haben könnte.“, erkundigte sich Johan jetzt bei Corentin.
„Möglich wäre es schon, aber ich kenne sie zu wenig um darüber urteilen zu können.“, antwortete Corentin. „Ich könnte meinen Freund Jonas danach fragen.“
„Dann tun Sie das.“, nickte Quirin.
„Wenn wir diese Lilia finden würden, könnten wir den Krieg vielleicht beenden.“, vermutete Elsa. Sie war die hübscheste weibliche Vampirfrau unter den Ratsmitgliedern. Ihre weißblonden langen Haare hatten leichte Locken und ihre Augen waren meergrün. Ihre Haut war makellos und sie war schlank.
„Dann müssen wir sie finden oder diesen Elias.“, fand auch Alias.
„Wenn wir das nicht hinbekommen müssen wir uns noch mal treffen.“
Damit war die Ratsversammlung so gut wie beendet. Viel mehr kam nicht bei raus.


Kapitel 18

Als Corentin wieder kam sa0 Nicolas auf der Terrasse. Er gesellte sich zu dem ehemaligen König. Er hatte noch nicht viel mit ihm gesprochen seit er ihn wieder getroffen hatte.
„Und ist was bei der Ratssitzung raus gekommen?“, wollte Nicolas wissen.
„Sie wollen versuchen Lilia wieder zu finden, denn sie glauben, dass sie was mit dem Krieg zu tun hat.“, antwortete Corentin. „Das könnte einige Zeit dauern.“
„Bleibst du so lange hier?“
„Ich weiß nicht.“, gestand Corentin ihm. „Eigentlich ist es meine Flicht zu bleiben, aber ich würde so gern Phoebe und die Kleinen wieder sehen.“
„Das kann ich verstehen. Du hast ihr also doch einen Heiratsantrag gemacht?“ Nicolas lächelte ihn an.
„Ja. Ich wurde verletzt als du entführt wurdest. Fiete hat mir das Leben gerettet. Phoebe hat die ganze Zeit an meinem Krankenbett gesessen. Dort hab ich ihr auch den Antrag gemacht.“
„Kluge Entscheidung.“, lobte Nicolas. „Wenn du willst kannst du ruhig gehen. Fiete und Davin können ja hier bleiben. Ich kann an der nächsten Ratsversammlung teilnehmen und die drei, also Aenna auch, können dir die Antwort bringen.“
Corentin schüttelte mit dem Kopf und Nicolas wusste, dass ihm diese Entscheidung Schmerzen bereitete. Seelische. „Was wäre ich dann für ein König? Ich muss zuerst an mein Volk denken.“
Nicolas lächelte traurig. „König zu sein ist nicht einfach, was?“
„Nein und ich wollte auch nie König werden.“
„Du bist ein guter König.“
„Willst du nicht zurückkommen?“, fragte Corentin ihn verzweifelt.
„Nein tut mir Leid, das geht nicht. Das wäre eine zu große Gefahr.“, befürchtete Nicolas.
„Das stimmt wohl.“, nickte Corentin.
„Außerdem bist du jetzt der König. Das Volk wäre verwirrt, wenn ich plötzlich wieder auftauchen würde.“
Corentin wusste, dass Nicolas Recht hatte. Er konnte nicht zurück. Die Gefahr von Marjorie gefunden zu werden war zu groß.

Nicolas musste sich noch mal die Beine vertreten. Das Gespräch mit Corentin hatte ihn sehr aufgewühlt. Er hatte gesehen wie sehr er darunter litt König zu sein. Nicolas ging Richtung Dorfmitte. Der Mond würde bald aufgehen. Hier in der Vampirwelt leuchtete er blutrot am Himmel.
Nicolas musste nachdenken. Er konnte nicht zurück. So viel war klar. Konnte er Corentin vielleicht anders helfen? Nicolas fiel auf Anhieb nichts ein. Nicolas war so in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie weit er schon im Dorf war und er bemerkte auch die Person nicht, die er anrempelte. Er bemerkte es erst als sie ihre Handtasche verlor.
„Entschuldigung.“, stammelte er. „Ich hab Sie gar nicht gesehen. Es tut mir Leid.“ Er hob die Handtasche auf und reichte sie der Frau. Als er ihr ins Gesicht sah erstarrte er.
„Rosanna?“
Selbst nach so langer Zeit erkannte er sie im Halbdunkeln wieder. Sie sah so wunderschön aus.
„Noel?“ Ungläubig sah sie ihn an. „Wow! Wie lange ist es her? Fast 117 Jahre oder?“
„Ja.“, antwortete Noel. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. „So lange.“
„Was hast du so lange gemacht und wie kommst du hier her?“, fragte Rosanna ihn neugierig.
„Nicht hier.“, wich Nicolas ihr aus. „Können wir nicht irgendwo anders hingehen?“
„Natürlich.“ Rosanna zog ihn mit sich und führte ihn in einen dunklen Garten. „Das ist mein Garten. Ich habe ihn selbst angelegt.“
Sie setzten sich auf eine Bank und sie sahen einander an.
„Du bist um keinen Tag gealtert.“, stellte Nicolas fest.
„Du schon. Ich sehe ein graues Haar.“, stichelte sie.
„Das heißt es dauert ein Jahrhundert bis das nächste kommt.“ Beide lachten.
„Also, wie kommst du hier her?“, wollte Rosanna immer noch wissen.
„Ich war vorher im dunklen Land gewesen und bin dann mit meiner Tochter und ihrem Freund hierher gekommen.“
„Deiner Tochter und ihrem Freund?“, wiederholte Rosanna noch mal.
„Ja, du kennst sie sogar.“ Nicolas würde das hier Louisa und Jons beichten müssen, aber er hatte Rosanna schon immer vertraut und er tat es auch heute noch. „Louisa und Jonas. Du warst neulich auf einer Party in unserem Haus.“
„Moment mal! Jonas hat mir erzählt, dass er dich nur von früher her kennt.“, wunderte sich Rosanna.
„Das musste er auch. Wir leben hier mit Decknamen um unerkannt zu bleiben. Er musste die Tarnung halten. Er kannte dich auch kaum.“
„Louisa ist deine Tochter?“
„Ja.“, nickte Nicolas.
„Und was ist mit dem Jungen? Jonas hat gesagt er hätte nie davon gehört.“
„Das stimmte auch. Er hat mich erst am Sonntag nach der Party danach gefragt. Darren lebte bei seinem Onkel und seiner Tante. Momentan ist er mit dem Elfenkönig Corentin hier in der Vampirwelt. Ich hab ihn dort zum ersten Mal wieder gesehen.“
„Du bist kein König mehr?“ Fassungslos schüttelte Rosanna mit dem Kopf.
„Ich war zu lange weg und jetzt kann ich nicht mehr zurück. Corentin ist ein guter Ersatz für mich.“, erklärte Nicolas ihr.
„Tzz. Das glaub ich jetzt alles einfach nicht.“
„Die Zeiten ändern sich.“ Nicolas zuckte mit den Achseln.
„Weißt du eigentlich, dass damals alles hätte anders kommen können.“, fragte Rosanna ihn plötzlich.
„Wie meinst du das?“
„Hätte ich nicht Will gehabt und du nicht Malou... Ich war schon immer ganz vernarrt in dich gewesen.“, beichtete Rosanna ihm.
„Ich habe Malou geliebt.“ Nicolas war schockiert.
„Ich weiß.“ Rosanna seufzte. „Und ich liebe Will über alles. Ich könnte mir kein Leben ohne ihn mehr vorstellen. Trotzdem habe ich die ganze Zeit auch was für dich empfunden und das war mehr als nur Freundschaft.“
Nicolas konnte nicht fassen was er da hörte. Hatte er wirklich immer nur Freundschaft für sie empfunden? Er sah zu Boden.
„Rosanna...“
„Es ist schon okay. Ich habe die Jahre damit gelebt und ich werde auch noch weiter damit leben.“, versicherte Rosanna ihm. „Ich habe außerdem Will, der mein ganzes Leben erfüllt. Ich wollte nur, dass du es weißt.“
„Du weißt ich habe dich vergöttert, aber ich liebte immer nur Malou. Du hast keine Ahnung wie sehr ich mich freue, dass ich meine beiden Kinder wieder habe. Ich wünschte Malou hätte das auch noch erlebt.“
„Malou war eine tolle Frau. Sie passte gut zu dir. Genau wie Will gut zu mir passt.“
„Ja.“ Nicolas nickte gedankenverloren. Dann stand er auf. „Ich muss jetzt gehen. Ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.“
„Ja, das hoffe ich auch. Wirst du Jonas und Louisa hiervon erzählen?“, fragte Rosanna ihn.
„Ja, ich will sie nicht belügen und sie müssen Bescheid wissen wer noch die Wahrheit kennt.“
„Dann wird Jonas mich in der Schule bestimmt darauf ansprechen.“, vermutete Rosanna.
„Gut möglich. Also bis bald.“
„Ja bis bald.“ Sie winkte und Nicolas ging.


Kapitel 19

Eckmond kam wieder in Lucina an. Er ging sofort in sein Büro und telefonierte mit Espen. Er schilderte dem Hauptmann der Stadtsicherheit die Situation und forderte mehr Wachen. Espen hielt nicht viel von der Idee.
„Die Forderung kommt direkt von der Königin. Du solltest sie einhalten.“, warnte Eckmond ihn.
„Wie soll ich das denn machen?“, beschwerte sich Espen. „Ich habe keine Männer.“
„Lass dir was einfallen. Ich möchte Morgen von dir wissen wie es voran geht.“ Wenn man Espen nicht unter Druck setzte tat er gar nichts.
„Bist du verrückt?“, entfuhr es Espen. „Das schaffe ich nicht so schnell.“
„Ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Also bis Morgen. Ich erwarte deinen Anruf.“ Eckmond legte einfach auf. Dann rief er noch Ludas an. Den Stadtwächter. Von ihm verlangte er eine sichere Festung um die Stadt herum. So schnell wie möglich! Er schilderte dem Mann seine Vorstellungen. Als er aufgelegt hatte räumte er das Büro auf und verließ es. Er wollte zum Meer. Die Wellen rauschen hören. Gerade ging die Sonne unter. Das Meer war seine Welt. Hier wollte er einst mit seinen Kindern spielen, aber seit Eulalia tot war hatte er keine andere Frau mehr gehabt. Eigentlich war er auch tot. Zumindest sein altes Ich. Früher war er einer der Ersten Elfen im Feenreich gewesen. Äußerlich sahen sie aus wie Menschen, aber sie konnten sich in kleine fliegende Wesen verwandeln und in ihnen steckte viel Magie. Niemand war so stark wie die Feen und Niemand war so besonders und so schön wie sie. Sie haben die anderen Welten erschaffen sowie die Magie entdeckt und weiterentwickelt. Eulalia hatte ihm erzählt, dass sich die Feen in eine andere Welt zurück zogen um weitere Welten zu erschaffen. Bisher hatte er nie wieder was von den Feen gehört. Wo sie wohl steckten?
Wichtiger aber war die Frage was seine Tochter machte. Lebte Rosanna noch und war sie glücklich? Eckmond vermisste seine Tochter so sehr. Natürlich hatte er gewusst, dass sie ihre Mutter vergöttert hatte und ihn kaum beachtet hatte. Er konnte es ihr nicht verübeln. Rosannas Mutter war etwas ganz besonderes gewesen. Es gab keinen Tag an dem Eckmond nicht an sie dachte.
Früher einmal hatte Eckmond Samuel geheißen. Den hatte er abgelegt. Seit 900 Jahren war er jetzt unter Samuel bekannt. Seit Jahren war er auf der Suche nach seiner Tochter, aber er hatte sie immer noch nicht gefunden. Vielleicht war sie ja auch schon tot.
Eckmond hörte die Wellen rauschen. Nur am Meer konnte er sich entspannen. Sonst störte ihn eine innere Unruhe. Er wusste auch nicht woran das lag.
Die Königin hatte ihm einen Auftrag gegeben und den musste er erfüllen. Der Krieg durfte nicht in ihr Land kommen. So viel war klar.
Wie konnte er Rosanna bloß finden? Bisher hatte er darauf keine Antwort gefunden. Seufzend ging er weiter bis zu seinem Haus.
Sein Haus war eigentlich viel zu groß für ihn und so war es nicht weiter verwunderlich, dass es mit der Zeit unordentlich geworden war. Alles lag nur so herum. Wäre Eulalia noch da wäre das anders gewesen. Sie war die Ordnung in Person gewesen.
Er seufzte. Warum konnte er nicht einfach vergessen? Er kannte die Antwort darauf. Eulalia war eine ganz besondere Frau gewesen. Niemand, den er je wieder treffen würde, würde sein wie sie.


Kapitel 20

Louisa und Jonas saßen auf ihrer Terrasse. Sie hatten noch gar nicht viel Zeit für sich gehabt. Die Schule, ihre Freunde, Judith und Corentins Ankunft. Das hatte sie alles ganz schön in Schacht gehalten. Es war nicht so einfach da noch Zeit für sich raus zu schlagen.
Momentan unternahm Jonas einfach total viel mit Corentin, was sie ja auch verstehen konnte. Außerdem traf er sich auch ab und zu mit Rae, William und Rosanna und manchmal auch mit den anderen Freunden aus seiner Klasse.
Sie selbst unternahm viel mit Judith. Roreen kam auch oft vorbei und mit Cedric traf sie sich auch öfter.
Doch jetzt hatten sie mal Zeit für sich und sie saßen in ihren Liegestühlen und schauten auf ihren Garten.
„Ich würde gern mal wieder ein Picknick machen. Das vermisse ich.“, bemerkte Louisa.
„Picknick?“ Verständnislos sah Jonas sie an.
Louisa lachte. Kannte man als Elf kein Picknick? „Man packt einen Korb mit Äpfel und Wein ein, nimmt eine Decke mit und isst in einem Park oder so.“
„Ach so. Möchtest du das heute Abend im Garten machen?“ Jonas sah sie ernst an.
„Das wäre super.“ Sie nickte eifrig.
Leider störte sie dann ihr Vater. Er kam zu ihnen und fragte: „Stör ich?“
„Nein.“, sagten beide wie aus einem Munde, auch wenn sie das ganz anders sahen.
„Dann bin ich ja beruhigt.“ Nicolas setzte sich zu ihnen. „Ich muss nämlich mit euch reden.“
„Was gibt’s?“, fragte Jonas.
„Ich habe Rosanna getroffen.“
„Was?“ Jonas war entsetzt. „Hat sie dich erkannt?“
„Ja.“ Nicolas nickte. „Natürlich hat sie das.“
Jonas seufzte tief. „Na super, hast du ihr von uns erzählt?“
„Ja, aber sie wird nichts weitersagen.“
Jonas schloss für einen Moment die Augen. „Wollen wir es hoffen.“
„Es war wirklich Zufall.“, versicherte Nicolas ihm.
Louisa sah ihren Freund liebevoll an. Er sah deprimiert aus. „Jonas, so schlimm ist das doch gar nicht. Sie ist eine Freundin von dir und sie kennt Dad schon so lange. Ihr kann man bestimmt vertrauen.“
Noch einmal seufzte Jonas. „Ja, vermutlich.“
Nicolas blieb nicht lange. Jonas und Louisa waren schnell wieder allein.
„Woran denkst du?“, fragte Louisa Jonas. Er sah so ernst aus.
„Mir gefällt das alles nicht.“ Er sah ihr direkt in die Augen. Ich meine, was ist, wenn sich jetzt herumspricht wer wir wirklich sind. Wir kennen Rosanna noch nicht so lange. Wir wissen nicht wer sie wirklich ist.“
„Jonas! Mein Dad kennt sie schon so lange. Ich denke man kann ihr wirklich vertrauen.“
„Ja das schon, aber trotzdem...“ Jonas war immer noch nicht ganz überzeugt.
„Liebling, selbst wenn sie herumerzählen würde wer wir sind, was ich nicht glaube. Was haben wir dann zu verlieren? Lilia weiß es auch, oder? Ich denke sie ist das größere Problem.“, erinnerte Louisa ihn.
„Ja, stimmt.“, gab er zögerlich zu.
„Außerdem kannst du in der Schule noch mal mit Rosanna reden.“ Louisa wollte ihn davon überzeugen, dass es nicht so schlimm war wie er vielleicht dachte. Sicher war sie sich aber selbst nicht. Sie wollte nur, dass Jonas sich keine zu große Sorgen machte.
„Ja, du hast Recht. Ich werde in der Schule mit ihr reden.“
„Hey, alles wird gut.“ Louisa lächelte ihn an.
„Hm.“, war sein einziger Kommentar dazu.


Kapitel 21

Jonas war in der Schule. Er stand auf dem Schulhof bei Rosanna, William und Rae.
„Rosanna, kann ich mal kurz alleine mit dir reden?“, bat Jonas sie.
„Klar.“ Sie sonderten sich etwas von den Anderen ab.
„Ich habe erfahren, dass du Nicolas begegnet bist.“ Er flüsterte nur.
„Oh ja! Das war schön.“, sagte sie.
„Du musst aber wirklich für dich behalten wer wir sind.“
„Natürlich! Was glaubst du denn? Von mir erfährt Niemand was.“
„Gut.“ Ganz sicher war sich Jonas immer noch nicht, aber er war immerhin erleichtert.
„Du hattest Bedenken, dass ich euch verrate?“ Stirn runzelnd sah Rosanna ihn an.
„Nicht direkt.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Mir gefällt nur nicht, dass so viele schon davon wissen. Meine jetzige Feindin war früher auch ein mal eine Freundin von mir. Das Problem ist nur, dass sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass sie mich liebt und auf Louisa eifersüchtig ist.“, erzählte Jonas ihr.
„Ich werde euch bestimmt nicht verraten.“, versicherte Rosanna ihm. „Schon allein wegen Noel nicht. Außerdem werde ich mich auch mit Sicherheit nicht in dich verlieben. Mein Herz gehört William.“ Sie lächelte.
„Ich glaube auch gar nicht, dass du bist wie sie. Ich wollte mich nur noch mal absichern.“
Jonas und Rae waren jetzt die Helfer ihres Lehrers und als solche hatten sie ziemlich viel zu tun. Sie mussten auch manchmal den Unterricht selbst gestalten. Dazu trafen sie sich Nachmittags. Manchmal bei Rae und manchmal bei Jonas.
Heute übten sie sich spielerisch im Kämpfen. Jeder hatte einen Gegenüber und den musste man mit magischen Kampftechniken besiegen. Jonas übte gerade mit Aurelina.
„Du musst mehr Kraft in deine Techniken stecken. Dann schlägst du deine Gegner besser.“, erklärte Jonas ihr.
„Aber wenn ich dir dabei weh tue...“
Jonas seufzte. Er war immer noch der Meinung, dass Aurelina nicht für die Kampfschule geeignet war. „Nimmst du darauf bei einem richtigen Kampf auch Rücksicht?“
„Ich bin mir nicht sicher ob ich an einem richtigen Kampf teilhaben möchte.“, entgegnete sie.
„Warum bist du dann überhaupt an der Kampfschule?“
„Um mich verteidigen zu können.“
Jonas seufzte auf.

Louisa malte gerade an einer Villa. Sie fand, dass sie das ziemlich gut hinbekam. Die Villa war grau mit vielen Fenstern. Sie sah schön aus. Das grau wirkte auch überhaupt nicht trist. Demnächst würden sie lernen wie man in Bilder Magie rein wob. Darauf freute sich Louisa total. Das Bild würde dann lebendiger wirken.
Roreen stand neben ihr und malte das Haus indem Louisa, Jonas und Nicolas wohnten.
„Wow, das sieht perfekt aus.“, lobte Louisa ihre Freundin.
„Danke.“ Roreen strahlte.
Cedric auf Louisas anderer Seite malte ein Sternenhaus. Er besaß wirklich unglaubliche Kreativität. Ein Sternenhaus! Darauf wäre Louisa niemals gekommen.
Louisa war froh als es zur Pause klingelte. Sie malte unheimlich gern, aber manchmal brauchte sie eben einfach eine Pause.
Sie stand bei Roreen, Cedric und den Anderen. Wie immer! Roreen lachte über Runas Witze und unterhielt sich nebenbei mit Louisa.
„Glaubst du deine Freundin bleibt in dieser Welt?“
„Das weiß ich nicht.“ Louisa zuckte mit den Schultern. „Das wollen wir nächste Woche mit Ben klären. Also ob sie überhaupt weg darf.“
„Glaubst du nicht daran?“, wunderte sich Roreen.
„Ich weiß nicht. Die Menschenwelt ist die einige Welt, die nicht über die verschiedenen Welten Bescheid wissen.“
„Das stimmt.“
In der nächsten Stunde sollten sie ihre Geschichte weiter schreiben. Louisa hatte ihre erste Geschichte schon beendet und begann jetzt eine über magische Blumen. Das war nicht ganz so ihr Fall.
Im Fach Songtexte schrieben behandelten sie gerade das Thema Liebe. Da hatte Louisa schon eher Erfahrung drin.


Kapitel 22


Graf Lynrond befand sich an den Grenzen seines Landes. Hier sah noch alles normal aus. Je weiter er ins Land kam desto stärker bemerkte er, dass die Vampire hier gewesen waren. Es sah düster aus und roch voller Blut.
Die Nacht brach heran. Der Mond stand schon am Himmel. Das der Mond jetzt blutrot war, war ein Zeichen dafür, dass Blut vergossen worden war. Bei den Vampiren schien der Mond immer so.
Fürst Crontin ritt an seiner Seite. Der junge Elf wurde unruhig. Er merkte, dass etwas nicht stimmte. Sein brünettes langes Haar wehte im leichten Sommerwind.
„Was geht hier vor?“, fragte er.
„Die Vampire sind schon hier oder hier gewesen.“, erklärte Lynrond. „Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein. Allein der Mond ist ein Zeichen dafür, dass Blut vergossen wurde. Sehr viel Blut. Die blutrote Farbe kündigt sie an. Deshalb nennt man ihn auch den Vampirmond.“
„Vampirmond.“, wiederholte Crontin mit seiner tiefen Stimme.
Lynrond ritt weiter. Er hatte seine Familie hier gelassen. Lebte sie noch? Er musste sie finden? Sie kamen langsam den größeren Dörfern näher. Noch war kein Vampir in Sicht, aber das konnte nicht mehr lange dauern. Schon nach zehn weiteren Minuten begegneten sie dem ersten Vampir. Sie waren gerade mal am Rand des Dorfes in das sie wollten. Der Vampir griff sie sofort an.
Lyrond reagierte schnell. Er hatte Übung im Kampf mit den Vampiren. Früher hatte er einmal in der Vampirwelt gelebt und war auf die Kampfakademie gegangen. Er führte magische Kampftechniken aus und legte so mehr Kraft in seine Schläge. Der Vampir taumelte schon, doch einen Vampir konnte man nur auf eine Weise töten. Man musste ihm den linken Finger brechen. Denn dort saß die Lebenskraft der Vampire. Deswegen musste Lynrond weiter kämpfen bis er an den linken Finger seines Gegners kam. Es dauerte eine Weile, doch da er darin ausgebildet war, schaffte er es schließlich. Dieser Vampir allerdings war seltsam. Er atmete einfach weiter und starb nicht.
„Was mache ich hier?“, fragte er verwirrt.
„Du bist ein Vampir und wolltest uns angreifen.“, erklärte Lynrond ihm.
Der Vampir schüttelte heftig mit dem Kopf. „Ich bin kein Vampir. Ich bin ein Elf.“
War es möglich, dass Elfen wieder zu Elfen werden konnten, wenn der Vampir in ihnen starb?
„Wie heißt du?“, fragte Lynrond.
„Ilian.“
„Du bist wirklich kein Vampir mehr?“, fragte Lynrond noch mal nach.
„Ganz sicher nicht. Ich weiß nicht mal was ich hier mache.“ Er sah ehrlich verwirrt aus.
„Dann können wir die Vampire vielleicht besiegen.“, überlegte Lynrond.
„Das wird aber schwierig, wenn du jedem Vampirelf den kleinen Finger brechen willst Erst mal musst du auch unterscheiden wer ein Vampirelf ist und wer nicht.“, gab Crontin zu Bedenken.
„Das stimmt.“, räumte Lynrond ein. „Könnte schwierig werden. Jedenfalls muss die Königin davon unterrichtet werden.“
„Zunächst müssen wir von hier verschwinden.“, erinnerte Crontin ihn. „Bevor die Vampire auftauchen.“
„Ja, und wir müssen meine Familie finden.“, nickte Lynrond. An Ilian gewandt fragte er. „Wirst du uns begleiten? Ich werde dir später alles erklären.“
„Ja.“, nickte Ilian ohne zu zögern.
Lynrond wies die Truppen an vorm Dorf auf sie zu warten. Zwei Begleiter würden reichen, wenn er nach seiner Familie suchte. Zu dritt gingen sie auf das Dorf zu. Hoffentlich fanden sie seine Familie.


Kapitel 23

Ben war zu Hause. Die letzten Tage waren ganz schön aufregend gewesen. Jetzt brauchte er erst mal Ruhe. Oh Gott! War es schon so weit gekommen? Er und Ruhe brauchen? Mit Lilia waren sie noch nicht viel weiter gekommen. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Irgendwie mussten sie sie doch aufspüren können. Doch jetzt hatte er Feierabend und wollte seine Zeit mit Hannah genießen. Noch war es hell draußen und so war sie im Garten. Ben ging zu ihr. Er wollte sie nicht erschrecken, also beobachtete er sie nur. Nach einiger Zeit drehte sie sich um und erschrak trotzdem leicht.
„Hey Darling!“, begrüßte er sie.
„Huch, du bist schon da?“ Sie stellte die Gieskanne ab, die sie gerade in der Hand gehalten hatte und kam zu ihm. Er nahm sie in seine Arme.
„Ich hatte etwas früher Feierabend.“, erzählte Ben als sie sich wieder voneinander lösten.
Hannah nickte und erklärte. „Das Blut ist aber noch nicht fertig.“
„Das macht nichts.“, versicherte Ben ihr. „Wir können auch später was trinken.“
„Wie du willst.“
Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich ins Wohnzimmer aufs Sofa. Dort kuschelte sie sich an ihn.
„Hast du mit Anice telefoniert?“, fragte er.
„Ja.“, nickte Hannah. „Wir wollen uns Freitag treffen.“
„Das ist schön.“ Ben war erleichtert. Endlich kam sie unter Leute.
„Ja, ich freu mich auch. Mal sehen was wir machen werden.“
„Komm her.“ Ben drückte sie zärtlich an sich und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich mit einem richtigen Kuss und ihre Beine waren ineinander verschlungen.
„Du bist so wunderschön.“, hauchte er. Ihr rotblondes langes Haar streifte sein Gesicht. Ihre grünen Augen strahlten. Sie lächelte.

Hannah war so glücklich mit ihrem Ben. Er hatte ihr Leben verändert. Gerade stand sie in der Küche und machte das Blut in der Mikrowelle warm. Ben schnitt eine Melone auf und presste dann eine Zitrone für Zitronensaft aus. Sie wollten sich heute was gönnen. Als das Essen fertig war stellten sie alles auf den Tisch und setzten sich.
Hannah trank von dem Blut und betrachtete ihren Ben. Er hatte sich umgezogen und trug eine Bluejeans und ein gelbes Poloshirt. Seine goldene Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Sein kantiges Gesicht sah weich aus. Er sah sie ernst an und wurde etwas nervös unter ihrem Blick. Das gefiel ihr.
„Was ist?“, fragte er nach einer Weile.
Hannah lächelte. „Du bist sehr sexy, weißt du das?“
Skeptisch sah er sie an. „Wenn du das sagst.“
Hannah seufzte. Ben war gar nicht von sich überzeugt. Das gefiel ihr nicht.
„Du weißt gar nicht wie schön du bist, oder? Oder du weißt es und willst es nur nicht wahrhaben.“, überlegte Hannah nun.
„Hannah! Hör bitte damit auf. Ich bin ganz gewöhnlich.“
„Okay! Sehen wir einmal von deinen einmaligen Charakterzügen und deinem unglaublichen Aussehen ab. Findest du deine Haarfarbe ist gewöhnlich?“
„Das ist nur braun mit orange gemischt. Völlig gewöhnlich.“ Er wich ihrem Blick aus und trank seine Tasse mit dem Blut in einem Zug aus. „Und ganz nebenbei treffen die anderen Eigenschaften auch nicht auf mich zu.“
„Ach komm schon!“, drängte Hannah ihn. Ich konnte deine Haarfarbe auch nicht gleich definieren, aber sie ist eindeutig golden. Außerdem bist du ein ganz außergewöhnlicher Vampir.“
„Wie du meinst.“, gab er nach und damit war das Thema für ihn beendet. Nach dem Blut genoss Hannah den Zitronensaft und die Melone. Als sie zu Ende gegessen hatten räumten sie ab, stellten das Geschirr in die Spülmaschine und begaben sich aufs Sofa. Das war so schön und groß. Sie legten sich hin und Hannah kuschelte sich an ihn. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und er streichelte ihre rotblonden Haare.
„Hattest du schon viele Freundinnen vor mir?“, fragte Hannah plötzlich.
„Hannah, bitte!“, ermahnte er sie. „Weißt du wie lange ich schon lebe?“
„Heißt das ja?“
Ben seufzte. „Nein, wenn du es genau wissen willst hatte ich vor dir nur Zwei.“
„Nur zwei?“ Ungläubig sah Hannah ihn an. „Bei deinem Aussehen und deinem Charakter?“
„Es war eben nicht die Richtige dabei und ich war eh nicht so der Frauenaufreißer. Das habe ich Finn überlassen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und du? Wie viele Freunde hattest du?“
„Außer dir nur Elias. Ich war siebzehn als ich starb und nach Elias hatte ich erst mal genug.“, gestand Hannah ihm.
„Das kann ich verstehen.“ Ben lächelte und zog sie enger an sich. „Ich liebe dich so sehr.“
„Und ich dich.“ Oh ja, Hannah war glücklich. Und wie!


Kapitel 24

Davin fand Aenna in ihrem Zimmer. Sie sah traurig aus. Davin ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Seit sie wusste, dass Marek tot war, war sie nicht mehr die Selbe. Sie war wie ausgewechselt. So kannte Davin sie nicht. Das machte ihr Angst.
„Süße, ich weiß wie schwer es für dich ist. Zu wissen, dass Phoenix wirklich tot ist. Ich kann mir vorstellen, dass du dachtest Marek sei Phoenix, aber Phoenix war schon vorher tot.“ Es tat ihm Leid sie daran erinnern zu müssen, aber das war wichtig für sie.
Mit großen Augen sah Aenna ihn an. Als hätte sie nicht gewusst, dass er davon wusste. „So ist es nicht ganz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Phoenix war. Und jetzt ist er endgültig tot. Beim ersten Mal wäre ich fast darüber hinweg gekommen, aber jetzt ist es viel schlimmer.“
Davin nickte. „Das kann ich verstehen. Auch wenn ich noch nicht in einer solchen Situation war. Aber ich bin immer für dich da.“
„Ich weiß.“ Sie lächelte schwach. „Dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich mein, dass du so ein guter Freund bist und so viel für mich tust.“
Er sackte kurz in sich zusammen, ließ es sich aber nicht anmerken. Warum gefiel ihm nicht, dass sie ihn nur als guten Freund sah?
„Das ist doch selbstverständlich.“, fand er.
„Nein überhaupt nicht.“ Sie schüttelte ihre braune Mähne. „Das ist es nicht. Nicht Jeder hätte das getan.“
„Ich tue es gern für dich, Aenna. Glaub mir.“
Sie lächelte wieder schwach. „Ich weiß. Das ist einfach toll.“
„Du brauchst Zeit darüber hinweg zu kommen und du hast alle Zeit der Welt dafür.“, fand er.
Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich nie darüber hinweg kommen werde.“, gestand sie ihm.
„Nein. Ganz vermutlich nicht. Aber es wird nicht mehr so schlimm sein.“
Sie nickte. „Ich bin froh, dass ich dich habe. Ich wüsste nicht was ich ohne dich tun würde.“
„Ich bin immer für dich da.“, wiederholte Davin und zog sie enger an sich.
„Danke.“, flüsterte sie und kuschelte sich an ihn. Das tat gut.

Fiete lag in seinem Bett und sah fern. Davin war noch bei Aenna. Irgendwie konnte Fiete nicht schlafen und so ging er runter in den Garten. Louisa saß auf einem Schaukelstuhl auf der hell beleuchteten Terrasse. Fiete fragte sie ob er sich zu ihr setzen dürfte. Jonas war nicht da. Sie ließ es zu.
„Es tut mir wirklich Leid was ich damals getan hab. Ich hab ziemlichen Mist gebaut. Ich verlange auch gar nicht, dass du mir verzeist. Ich wollte mich nur entschuldigen.“, begann er.
Louisa lächelte ihn an. „Corentin scheint dir verziehen zu haben. Also denke ich Phoebe hat dir auch verziehen?“
„Ja.“, bestätigte Fiete. „Nachdem ich Corentin gerettet habe.“
„Dann hab ich keinen Grund dir nicht zu verzeihen und außerdem muss ich mich gleichzeitig noch mal bei dir bedanken. Das du Corentin gerettet hast ist ein Geschenk. Außerdem hast du damit auch meine beste Freundin glücklich gemacht.“ Louisa vergab ihm.
Fiete konnte kaum glauben was er da hörte. Sie verzieh ihm? Einfach so?
„Das ist sehr großzügig.“
„Es ist selbstverständlich.“
„Nein, das ist es nicht.“, widersprach Fiete ihr. „Ich kann auch immer noch nicht fassen, dass Corentin und Fiete mir verzeihen. Ich hasse mich für das was ich getan hab.“
„Das solltest du nicht. Es ist ja eigentlich gar nichts passiert und man kann es eh nicht rückgängig machen.“
„Weil Corentin dazwischen gekommen ist.“
„Ja, aber es ist trotzdem nichts passiert.“
Jonas kam wieder. Wütend sah er Fiete an. Er würde ihm wohl nicht so schnell verzeihen.
„Mach, dass du verschwindest.“, fuhr Jonas ihn an.
„Jonas, Fiete hat sich bei mir entschuldigt.“, versuchte Louisa ihren Freund zu beruhigen.
„Das macht seine Tat nicht besser.“
„Cory hat ihm auch verziehen.“, bemerkte Louisa jetzt.
„Er hat ein zu gutes Herz.“
„Ist schon gut. Ich gehe. Ich werde jetzt schlafen.“ Fiete verabschiedete sich und ging. Er vermisste seine Sophie. Wäre sie doch nur bei ihm.


Kapitel 25

Nicolas ging mal wieder in die Stadt. Er wollte Mary wieder sehen. Er vermisste. Sie. Er war sich nicht ganz sicher ob das gut oder schlecht war. Das Mary ihm so fehlte obwohl er sie nur zwei Tage nicht gesehen hatte.
Mary arbeitete jetzt im Geschäft, in der er seine Kleidung gekauft hatte. Sie hatte aber gleich Feierabend und sie wusste nicht, dass er auf sie wartete. Er wollte sie überraschen. Er wollte vorschlagen, dass sie vielleicht mal zusammen ans Meer fahren würden um zu segeln. Natürlich nur wenn sie Lust hatte. Er wollte Mary einfach nur sehen und mit ihr reden.
Sie kam spät raus. Sie hatte vermutlich Überstunden gemacht. Sie unterhielt sich noch mit ihren Kolleginnen. Erst als sie zufällig in seine Richtung sah verabschiedete sie sich von ihnen und kam zu ihm. Sie sah einfach umwerfend aus. Mary trug ein schwarzes langes Sommerkleid und weiße Sandalen. Das passte gut zu ihrem braunen lockigen Haar und ihren braunen Augen.
„Was machen Sie denn hier?“, begrüßte sie ihn.
Nicolas grinste. „Ihnen auch einen schönen Tag. Ich wollte sie überraschen. Ich hoffe Sie haben Zeit?“
„Och, wie unhöflich von mir. Hallo!“ Sie sah beschämt zur Seite, aber das hielt nicht lange an. Danach sah sie ihm direkt in die Augen. „Zufällig habe ich sogar wirklich Zeit.“
„Das ist gut. Wollen Sie mit mir zum See?“ Er hoffte sie würde ja sagen.
„Und dann?“, fragte sie stattdessen.
„Vielleicht könnten wir segeln gehen?“, schlug er zaghaft vor.
Sie strahlte. „Liebend gerne.“ Sie führte ihn direkt zu See und zu ihrem Segelboot. Es war groß und mit weiten Segeln verziert. Es hieß Billian.
„Seltsamer Name.“, bemerkte Nicolas.
„So hieß meine Großmutter.“, erklärte sie. „Kommen Sie, ich zeige ihnen das Schiff.“ Unten gab es einen großen Schlafraum, ein Klo und eine kleine Küche. Fachmännisch machte sie das Schiff startklar und sie fuhren bei Sonnenuntergang auf See. Nicolas hatte keine Ahnung von Schiffen. Er konnte nicht mal Backbord von Steuerbord unterscheiden. Mary war klug genug ihm nichts zu erklären.
Nach einer Weile fuhr das Schiff durch Magie wie von selbst. Mary setzte sich neben ihn auf die Bank.
„Ist das nicht toll?“, erkundigte sie sich.
„Ja.“ Nicolas seufzte. „Das ist es.“
Eine Weile schwiegen sie und starrten vor sich hin. Dann trafen sich plötzlich ihre Blicke.
„Sie haben wunderschöne Augen.“, fand Mary. „Hat Ihnen das schon mal Jemand gesagt?“
Nicolas nickte. „Vermutlich.“ Er wollte ihr nicht sagen, dass Malou ihm das ständig gesagt hatte.
„Sie sind faszinierend. So blau. Sie passen gut zu ihrem schwarzen Haar.“
Nicolas lächelte einfach nur. Er war nicht gut im Komplimente machen. Also ließ er es einfach.
„Denken Sie noch oft an Ihre Frau?“, fragte sie plötzlich.
„Ständig.“, gab er zu bevor er es zurückhalten konnte. „Aber es wird von Zeit zu Zeit besser. Ich habe ja auch noch meine Kinder.“
„Schon, aber das ist nicht das Selbe.“
„Nein, ganz und gar nicht.“, stimmte er ihr zu.
„Vermissen Sie die Liebe? Jemanden zu haben, dem sie voll und ganz vertrauen können?“
„Schon.“ Unbehaglich rutschte er auf seiner Bank hin und her. Er hatte keine Ahnung wohin ihn dieses Gespräch führen sollte.
„Ich sehne mich jeden Tag danach, wenn ich nicht gerade arbeiten bin oder segeln gehe.“, erzählte sie Nicolas. Er wunderte sich über ihre Offenheit.
„Haben Sie denn auf Niemanden ein Auge geworfen?“, fragte er vorsichtig.
„Doch und ich glaube dieser Jemand ist auch sehr einsam. Er hat so wunderschöne Augen und langes schwarzes Haar. Er ist groß und ist ein Elf.“
Nicolas seufzte. Dann grinste er. „Meinen Sie etwa mich?“
Sie nickte. „Seit dem ersten Tag an dem wir uns begegnet sind.“
„Mir ging es genauso. Irgendwas zog mich magisch an.“
Sie schwieg und sah ihn einfach nur an. Dann kam sie immer näher und plötzlich lagen ihre Lippen auf seinen. Sie küssten sich innig und zärtlich.
„Das war gut.“ Mary lächelte.
„Was meinen Sie: Sollen wir es miteinander versuchen?“ Oh Gott! Hatte er das gerade wirklich gesagt? Er war wirklich aus der Übung.
Doch sie sagte nur. „Unheimlich gern.“
Nicolas atmete erleichtert aus. Er hatte Angst gehabt sie würde Nein sagen. Es war ein komisches Gefühl eine andere Frau als Malou zu küssen. Aber für ihn fühlte es sich richtig an. Er musste es unbedingt den Kindern sagen. Oder sollte er sich damit Zeit lassen? Sollte er nichts überstürzen? Erst mal abwarten wie sich ihre Beziehung entwickelte? Er glaubte nicht, dass Linnea sauer auf ihn wäre, weil er eine neue Freundin hatte, aber was war mit Davin?


Kapitel 26

L
ilia trug schwarzes Haar. Ihre blonden Haare hatte sie unter einer Mütze versteckt. So viel sie nicht so auf. Sie hatte zwei Wochen lang das Haus von Jonas und Louisa beobachtet. Sie wusste also, dass Corentin und seine Freunde da waren. Das würde hoffentlich nicht zum Problem werden. Wenn einer von ihnen länger als die letzten zwei Wochen aufblieb hätte sie nämlich durchaus ein Problem. Sie hatte das Haus jetzt fast erreicht. Es brannte kein Licht. Der Mond schien nicht und der Himmel war bewölkt.
Sie öffnete das Gartentor. Es quietschte leicht. Lilia hielt den Atem an, doch im Haus rührte sich nichts. Lilia ging zur Haustür und öffnete das Schloss mit Hilfe von Magie. Sobald sie im Haus war legte sie einen Schlafzauber auf das Haus. Sie hoffte es hielt so lange bis sie ihre Tat vollbracht hatte.
Lilia ging die Treppe hoch und fand den Weg in Jonas und Louisas Schlafzimmer gleich wieder. Das Licht ließ sie diesmal aus. Sie konnte auch im dunkeln sehen. Und sie sah, dass Jonas dort lag, den Oberkörper nackt und seine rechte Hand hatte er um Louisa gelegt. Louisa hatte ihre Hand auf seiner Brust liegen. Ihr wurde fast schlecht bei dem Anblick, aber sie durfte sich nicht ablenken lassen. Sie musste Jonas hier raus holen.
Sie ging zum Bett und löste die Umarmung der beiden. Dann wandte sie einen Schwebezauber an und brachte Jonas schwebender Weise nach unten, in den Garten und dann in ihr Auto, was sie in einer Seitenstraße geparkt hatte. Sie legte ihn auf die Rückbank, stieg selbst ein und fuhr los. Sie grinste. Das war viel zu einfach gewesen.
„Süße Träume, Louisa!“, feixte sie und flötete vor sich hin. Jonas würde bis Morgen Mittag schlafen.
Und keiner von ihnen ahnte, dass das nur der Anfang war.

Louisa wachte spät Morgens auf. Heute war ihr freier Tag. Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sofort sah sie auf den Platz neben sich. Jonas war nicht da. Sie wusste was das bedeutete. Jonas war nicht irgendwo unten oder in der Schule. Das spürte sie einfach.
Lilia! Das war ihr erster Gedanke. Ihr Herz begann heftig zu klopfen und sie stürmte aus dem Bett ins Untergeschoss. Nicolas saß beim Frühstückstisch. Mit schreckensweiten Augen sah Louisa ihn an und verkündete. „Jonas ist weg.“
„Was meinst du mit weg?“ Verwirrt sah Nicolas sie an.
„Er ist weg. Nicht in seinem Bett und nicht im Haus.“, erklärte sie ungeduldig. „Ich befürchte Lilia hat ihn geholt.“
„Jetzt mach aber mal halblang. Das kannst du doch gar nicht wissen.“
„Oh doch! Ich fühle es.“ Niedergeschlagen setzte sie sich auf die Bank.
„Süße lass uns doch erst mal warten. Vielleicht ist er ja nur spazieren oder so.“, versuchte Nicolas seine Tochter zu beruhigen. Er versagte klaglich.
„Nein.“ Heftig schüttelte sie mit dem Kopf. „Ich habe ihn schon wieder verloren. Er ist fort.“ Sie zitterte am ganzen Körper. Nicolas zog sie in seine Arme.
„Wir werden ihn finden. Das verspreche ich dir.“
„Oh ja!“, nickte Louisa. „Und ich werde Ben um Hilfe bitten.“
„Isa, überstürze bitte nichts!“
„Ich werde nicht zulassen, dass Jonas etwas passiert.“
„Ich weiß, aber du solltest dennoch nichts überstürzen.“
Frustriert sackte Louisa zusammen. Konnte sie nicht einfach mal glücklich mit Jonas sein? Nicolas hielt sie fest in seinen Armen.


Epilog

Corentin hatte vor seiner Frau einen Traum zu schicken. Warum war er nicht gleich auf die Idee gekommen? So konnte er doch am einfachsten mit ihr kommunizieren. Er versuchte sich zu entspannen und viel in einen tiefen Schlaf, indem er genau wusste was er tat.
Er war auf einer grünen Wiese. Der magischen Wiese im Feenreich. Sie stand ihm gegenüber und sie sah so schön aus wie immer. Ihre roten Haare leuchteten in der Sonne. Sie sah ihn erschrocken an.
„Cory?“
„Phoebe!“ Er lächelte. Sein Herz schlug schneller bei ihrem Anblick. „Ich bin wirklich da, aber wir sind in einem Traum.“
Phoebe nickte. „Deinem Traum?“
„So ähnlich.“
„Kommst du bald nach Hause?“, fragte sie sehnsüchtig.
„Ich weiß nicht. Es wird wohl noch eine Weile dauern.“, antwortete er.
„Viel zu tun?“, fragte sie.
„Ja, wir sind noch nicht fertig in der Vampirwelt.“ Er machte eine kurze Pause ehe er fortfuhr. „Aber du glaubst nicht wen ich hier getroffen habe!“
„Wen?“ Fragend hob sie eine Braue.
„Linnea, Noel und Jerome.“, erzählte er.
„Sie leben also?“, freute sich Phoebe.
Corentin nickte. „Ja und es geht ihnen gut.“
„Was machen sie denn in der Vampirwelt?“, wollte Phoebe nun wissen.
„Sie können nicht ins Feenreich zurück. Marjorie ist hinter ihnen her und Marjorie ist Jeromes Mutter.“
„Wow!“ Phoebe war wirklich erstaunt. „Und was ist mit Marek?“
Corentins Augen verdunkelten sich. „Er ist tot.“
„Das muss schlimm für Aenna sein.“, vermutete Phoebe.
„Ja, aber sie ist stark.“ Corentin bemerkte wie der Traum immer mehr verblasst. Er nahm seine Frau schnell in den Arm und küsste sie zärtlich. Egal was passiert. Vergiss nicht! Ich liebe dich.“
„Und ich dich.“ Phoebe lächelte schwach.
Corentin wollte gerade noch nach den Zwillingen fragen als er wieder erwachte. Aber wenn es ihnen nicht gut ginge hätte Phoebe doch etwas gesagt, oder? Tränen stiegen ihm in die Augen. Na super! Jetzt war er also ein weinender König. Wie gut, dass es keiner sah. Die Rest der Nacht verbrachte er in einem ziemlich unruhigen Schlaf.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Lesern und meinem Freund.

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