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Prolog

Hannah lief durch die dunkeln Gassen. Es war Winter und es war kalt. Die Straßen waren mit Schnee bedeckt. Irgendetwas verfolgte Hannah. Da war sie sich sicher. War es ein Mörder oder ein Vergewaltiger? Hannah wollte nicht in die Hände von Jemanden gelangen. Sie wollte weg von hier. Sie war sehr sportlich, aber trotzdem war sie zu langsam für ihren Verfolger und sie kam zu leicht außer Atem.
Sie lief und lief, aber ihr Verfolger ließ sich nicht abhängen. Plötzlich stand er direkt vor ihr. Wo war er her gekommen? Verwirrt sah sie ihn an. Trotz der Dunkelheit sah sie, dass er schön aussah. Er war blass und hatte schwarze Haare. Er trug schwarz. Er kam ihr so bekannt vor.
„Suchst du mich, Süße? Oder warum läufst du so?“ Auch seine Stimme klang wunderschön.
„Elias?“, fragte sie verwundert. Warum jagte ihr ihr Freund solche Angst ein?
Er lächelte verführerisch. „Komm, lass uns tanzen, Schatz.“
„Hier?“, fragte sie verwundert. Sie wunderte sich über seine Art. Sonst war er doch nicht so. „Aber es ist kalt.“
„Ach was!“, wehrte Elias ab und zog sie an sich. Sie tanzten mitten auf der Straße. Hannah war das nicht geheuer. Was war bloß mit ihrem Freund los?
Plötzlich war sein Gesicht an ihrem Hals.
„Was zum Teufel machst du da?“, wollte sie verwirrt wissen.
„Du wirst ein Vampir, Baby.“ Er biss zu und lächelte sie dann an. „Dann können wir immer zusammen sein.“
Hannah schrie und versuchte sich aus seiner Umarmung zu lösen, doch er war zu stark. Er hielt sie einfach fest.


Kapitel 1

Jonas, Louisa und Louisas Vater Nicolas sahen Helligkeit. Es war Tag. In der Welt, in der sie vorher gewesen war, war fast nur Dunkelheit um sie herum gewesen. Hier bei den Vampiren war es hell. Das war angenehm.
„Und was jetzt?“, fragte Louisa. Sie war so wunderschön und endlich könnte Jonas mit ihr zusammen sein. Er war so glücklich.
„Wir sehen uns einfach ein wenig um.“, schlug Jonas vor.
„Das heißt du hast keinen richtigen Plan?“, fragte Louisa noch mal nach.
„Ja, das heißt es wohl.“, seufzte Jonas.
„Wären wir doch nur in meine Welt gegangen.“, beschwerte sich Louisa nicht zum ersten mal. „Da kenne ich mich wenigstens aus.“
„Ich dachte du wolltest Vampire in Wirklichkeit sehen.“, zog Jonas sie liebevoll auf. „Außerdem hätte meine Mutter uns da auch gesucht.“
Louisa seufzte. „Ich weis. Also sehen wir uns um.“
Sie fanden ein Haus in einem der Vampirdörfer, wo Cherif drauf stand. Vielleicht konnte der Cherif ihnen ja sagen wo sie ein Haus kaufen konnten indem drei Personen leben konnten. Jonas hatte Geld dabei. Das hatte er aus dem dunklen Schloss mitgenommen. Seine Mutter hatte ohnehin genug davon und vielleicht konnte es ihm hier weiterhelfen. Er befürchtete nur, dass sie in der Polizeistation der Vampire nicht weit kamen, aber vielleicht hatten sie ja Glück.
„Bist du sicher, dass du hier etwas erreichst?“, fragte Nicolas skeptisch.
„Nein, aber man kann sein Glück ja mal versuchen.“ Er zuckte mit den Achseln und öffnete die schwere Holztür der Vampirpolizeistaiton.
„Was glaubst du macht so eine Vampirpolizeistation?“, flüsterte Louisa, die direkt neben ihm herging.
„Ich denke mal für Ordnung sorgen.“, entgegnete ihr Jonas flüsternd. „Aufpassen, dass sich alle Vampire an die Regeln halten und so.“
Louisa nickte.
Sie gingen zu der Rezeption, die sich hinter der Glasscheibe befand. Niemand saß dort und so drückte Jonas auf die kleine Klingel, die sich dort befand. Sofort erschien eine blasse Vampirfrau hinter der Glasscheibe. Sie öffnete die klappe und fragte: „Was wollen Sie?“
„Wir wollten fragen ob wir hier Jemanden finden können, der uns ein Haus verkaufen könnte.“, erklärte Jonas.
Musternd sah die Vampirfrau sie an. Dann erklärte sie. „Die Verkaufsabteilung für Häuser ist im sechsten Stock. Häuser für Elfen werden im zweiten Gang rechts im sechsten Zimmer verkauft. Meldet euch bitte bei Symphonie Squäre an. Ihr könnt den Fahrstuhl gleich hier links benutzten.“
„Vielen Dank.“ Jonas, Louisa und Nicolas gingen in die angegebene Richtung. Hier war also nicht nur eine Polizeistaiton sondern noch viel mehr. Von außen hatte das Gebäude gar nicht so groß gewirkt.
Ihm Fahrstuhl bemerkte Nicolas. „Symphonie Squäre ist ein seltsamer Name.“
„Ja.“, stimmte Jonas ihm zu. „Auch die Polizeistation ist seltsam. Ich hab noch nie eine Polizeistation zusammen mit einem Häuserverkauf gesehen.“
„Ich glaub da ist noch viel mehr drin als nur eine Polizeistation.“, vermutete Louisa.
Als sie im sechsten Stock ankamen stiegen sie verwundert aus. Vier Gänge gingen von dem Fahrstuhl aus weg. Die Frau hatte gesagt sie sollten den zweiten Gang rechts nehmen. Also taten sie das. Es gab sehr viele Zimmer in dem Gang. Kein einziges war ausgeschildert. Sie sollten in den sechsten Raum gehen. Die Frau hatte aber nicht gesagt ob sie die rechte oder die linke Seite gemeint hatte. Jonas blieb vor dem sechsten Raum stehen und sah sich um.
„Da leuchtet etwas.“, bemerkte Phoebe und auch Jonas hatte es bemerkt. Auf dem Schild an der Tür rechts war jetzt ein Schild zu sehen, wo mit großen Lettern Symphonie Squäre drauf stand.
„Hier sind wir richtig.“, verkündete Jonas und klopfte an die Tür.
„Ist offen.“, rief eine bedrohliche Stimme von drinnen. Jonas öffnete die Tür und ging zusammen mit Louisa und Nicolas in den Raum. Symphonie Squäre war eine blasse Vampirin mit blonden langen Haaren und blauen Augen. Sie war schon fast zu dünn und wirkte ein bisschen bedrohlich. Lächelnd sah sie die Elfen an.
„Was führt Sie zu mir?“, fragte sie gleich. Sie bat sie nicht sich zu setzten.
„Wir wollen ein Haus kaufen. Haben Sie noch eins für uns?“, fragte Jonas.
„Haben Sie denn genug Geld dafür?“ Symphonie sah ihn grinsend an.
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“
„Kommen Sie, setzen Sie sich.“, bat Symphonie nun die drei Elfen.
Jonas, Louisa und Nicolas sezten sich auf die Stühle.
„Also, beide Häuser liegen in den Elfendörfern. Davon gibt es ca. sechs Stück. Eins liegt in Fijeldri und eins in Neuwald. Sie beschrieb kurz wie die Häuser aussahen, damit sich die Elfen ein ungefähres Bild davon machen konnten.
„Und wie teuer sind die Häuser?“, wollte Jonas wissen.
„Das in Fijeldri kostet 500 Vionen. Das in Neuwald kostet gleich 1500 Vionen.“ Symphonie sah die Drei der Reihe nach an. „Also?“
Linnea sah die Männer fragend an. „Ich find wir sollten uns die Häuser erst mal ansehen.“
„Gute Idee.“, nickte Jonas. „Ist das möglich?“
„Klar. Wir können gleich los.“ Symphonie nickte.


Kapitel 2

Zuerst besichtigten sie das Haus in Neuwald. Louisa verliebte sich sofort in dieses Haus. Es war einfach wunderschön. Es gab ein riesengroßes Wohnzimmer mit cremeweißen Wänden. Ein Plasmafernseher stand auf einer Kommode aus Eiche. Ein wunderschönes rotes Sofa stand in einer Ecke gegenüber von den Fenstern und der Terrassentür, ein weißer Fließboden verzierte den Raum und ein schwarzes Klavier stand an der Wand gegenüber vom Sofa. An der Wand neben dem Fenster stand ein riesengroßer Eichenwohnzimmerschrank. Ein Kamin war zwischen Sofa und Klavir angebracht worden. Allein dieser Raum war schon wunderschön.
Aber auch die anderen Zimmer waren toll. Die Küche war ganz aus silbernen und dunkelgrauen Keramik. Eine wunderschöne Spüle gab es, eine Spülmaschine, einen Herd, einen Kühlschrank und helle Regale. In der Ecke stand eine schwarze Bank und ein Glastisch. Die Küche gefiel Louisa auch unglaublich gut.
Die Schlafzimmer oben waren sogar mit blauen Himmelbetten ausgestattet. Der Teppich war cremefarben, genau wie die Wände. Die Schränke waren aus Eiche und in jedem Schlafzimmer gab es eine rote Stehlampe.
Hinter dem Haus befand sich ein großer Garten. Bunte Blumen verzierten ihn. Hinter dem Garten war ein Wald. Das Haus lag sehr außerhalb des Dorfes. Es war einfach ein Traum. Louisa konnte nicht glauben, dass es so billig war.
„Wieso ist das Haus so billig?“, fragte Louisa Symphonie deshalb auch gleich.
„Na ja, es knarscht hin und wieder etwas unheimlich. Außerdem lungern hier öfters Vampire herum. Das mögen mache Elfen nicht so. Außerdem liegt das Haus ja auch eher etwas außerhalb vom Dorf. Es ist sehr einsam hier.“, erklärte Symphonie ihnen.
„Aber Vampire können uns doch eigentlich gar nichts tun, oder?“ Louisa kannte die Antwort eigentlich schon, aber sie stellte die Frage dennoch.
„Nein, aber manche Elfen sind eben paranoid.“ Symphonie lächelte.
„Oh Jonas, wir müssen das Haus einfach haben. Bitte, bitte! Es ist so toll.“ Gewinnend sah Louisa ihren Freund an.
„Na ja, es ist wirklich nicht teuer und wunderschön.“, gab Jonas zu, der wohl noch über die negativen Seiten des Hauses nachdachte. „Was sagst du, Nick?“
„Ich finde wir sollten das Haus nehmen.“ Nicolas konnte seiner Tochter sowieso nie etwas abschlagen.
„Wir kaufen es.“, nickte Jonas. Louisa fiel ihm glücklich um den Hals.
„Das ist so toll. Ich kann es kaum erwarten in dem Himmelbett zu schlafen.“, freute sich Louisa.
Symphonie hatte alles dabei um den Vertrag aufsetzen zu können. Jonas unterschrieb ihn nachdem er alles gründlich durchgelesen hatte.
„Ihr werdet sicherlich Spaß in dem Haus haben.“ Symphonie lächelte sie an. Sie reichte Jonas vier Schlüssel und verschwand dann.
Es begann zu regnen und so verschwanden die Drei im Inneren des Hauses.
„Es ist ein Traum.“, fand Louisa. Sie war glücklich.


Kapitel 3

Ben saß in seinem Büro. Dieser ganze Papierkram brachte ihn noch um den Verstand. Er war ein Krieger, ein Kämpfer, ein Vampir. Aber seit er Hannah kennen gelernt hatte war er zum Bürofuzzi geworden. Er sammelte Akten über Elfen, die im Vampirreich wohnten und beobachtete sie. Wenn es Schwierigkeiten gab meldete er sie Finn und Finn fuhr hin und löste die Probleme.
Ben machte es wirklich wahnsinnig. Hier einfach nur rum sitzen und Elfen beobachten. Er wollte die bösen Vampire in Schacht halten, aber das ging nicht. Es war zu gefährlich.
Ben seufzte. Er wusste, dass er das für Hannah tat. Sie brauchte ihn. Er war der Erste nach hundert Jahren, dem sie vertraute. Nachdem Elias sie zum Vampir gemacht hat, hat sie sich eher zurückgezogen und sich ziemlich tief fallen lassen. Ben wollte nicht, dass so etwas noch mal passierte. Dafür bedeutete sie ihm einfach zu viel. Sie war ihm zu wichtig geworden. Ben konnte ihr helfen. Er war schon so viel älter und erfahrener als sie. Deshalb durfte er nicht in Gefahr geraten.
Vor zwei Tagen waren neue Elfen in ihre Welt getreten. Ein Pärchen und ein schon sehr alter Elf. Louisa, Jonas und Nicolas. Ben legte gerade ihre Akten an. Im Internet der Elfen und der Vampire hatte er überhaupt nichts über sie gefunden, was merkwürdig war. Er würde sie zu sich einladen müssen um sie näher kennen zu lernen. Was ihn noch mehr wunderte als dass ihre Namen nicht im Internet zu finden waren, war dass sie in das leer stehende Haus in Neuwald gezogen sind. Sicher, es war hübsch, aber es hatte seit Jahrhunderten leer gestanden, wegen dem Elfenmord, der dort einst geschehen war. Vampire konnten Elfen ja eigentlich nicht töten, aber dennoch war dort ein Mord gewesen. Vermutlich hatte Symphonie ihnen davon überhaupt nichts erzählt. Das sah ihr ähnlich.
„Finn!“, rief er seinem Kollegen im Nachbarbüro zu. „Kommst du mal bitte?“
Finn erschien augenblicklich im Büro. Er war ein guter Freund von Ben und kannte ihn sehr gut. Wenn Ben so einen Ton einschlug, ließ man ihn besser nicht zu lange warten.
„Was ist?“, fragte Finn. Er nahm vor Bens Schreibtisch auf dem Stuhl Platz.
„Hast du schon mal von den neuen Elfen gehört, die jetzt in Neuwald wohnen?“, erkundigte sich Ben bei Finn.
„Wie heißen die noch mal?“, fragte Finn.
„Jonas, Louisa und Nicolas.“, antwortete Ben.
„Nie gehört. Ich habe nur gehört, dass der Elfenkönig jetzt ein anderer ist. Keiner weiß warum.“ Finn sah seinen Freund mitleidig an.
„Das hilft mir nicht viel weiter, oder?“ Ben war frustiert.
„Nicht wirklich.“, gab Finn zu.
Ben seufzte tief. „Dann bleibt mir nichts anderes übrig als sie einzuladen.“
„So schlimm ist das ja auch nicht, oder?“ Finn wusste genau wie er sich fühlte.
„Mein Lieblingsjob ist es jedenfalls nicht.“, stellte Ben klar.
„Ich weiß. Mir wäre es auch lieber, wenn du mit mir gehen könntest um die bösen Vampire zu jagen. Daniel ist eine einzige Niete.“
Daniel war Finns Partner seit Ben den Bürojob angenommen hatte. Das er eine Niete war hatte Ben sofort gemerkt.
„Tut mir Leid.“, sagte Ben nur.
„Ach Quatsch.“ Finn lächelte schwach. „Ich versteh dich doch. Hannah ist ne tolle Frau und sie braucht dich.“
„Ja.“, antwortete Ben nachdenklich.
„Okay, ich arbeite dann mal weiter.“, bemerkte Finn und stand auf. „Lass den Kopf nicht hängen.“
„Klar.“, Ben lächelte schwach und Finn verschwand in seinem Büro.
Seufzend wandte sich Ben wieder dem Papierkram zu. Vampir zu sein war nicht so einfach. So viel gab es zu beachten. Er musste sich zunächst um die Sachen mit den Elfen kümmern. Dann musste er für Blutnachschub sorgen. Das Blut war kein Menschenblut. Das hatte der Lieferant ihm immer wieder versichert, aber er wusste immer noch nicht genau von wem das Blut stammte. Irgendein Tier vermutlich. Wenigstens schmeckte es.
Um die Sache mit den Elfen würde er sich morgen kümmern. Jetzt wollte er nur noch nach Hause und Hannah sehen. Er räumte seine Sachen zusammen, verabschiedete sich von Finn und ging.


Kapitel 4

Gemütlich lag Hannah auf dem Sofa. Sie hatte das Blut für sie und Ben in der Mikrowelle aufgewärmt. Abends tranken sie immer warmes Blut. Manchmal versuchten sie es Abends sogar mit echter Nahrung, weil sie sich dann nach den Geschmack davon sehnten, aber es bekam ihnen nicht so gut.
Ihr Leben hatte sich so sehr verändert seit sie hier nach Cailaigh gekommen war, dem Hauptdorf der Vampire. Und natürlich seit sie Ben kennen gelernt hatte. Ben war so ein toller Vampir. Er war der Erste, dem sie wieder vollkommen vertrauen konnte seit Elias sie vor hundert Jahren zum Vampir gemacht hatte. Hundert Jahre lang war sie allein gewesen und jetzt hatte sie Ben. Der wundervollste Mann, den sie je gekannt hatte, auch wenn er ein Vampir war.
Ihr war klar, dass sie damals auch gedacht hatte, dass Elias der wunderbarste Mann auf Erden sei. Aber damals hatte sie nicht gewusst, wie viele Welten es wirklich gab und dass es Vampire gab. Sie hasste Elias dafür, dass er sie in die Vampirwelt gelockt hatte und sie zum Vampir gemacht hatte. Sie mochte das Vampirdasein immer noch nicht, aber durch Ben war es erträglich geworden. Vielleicht sogar mehr als das. Wie sehr sie Ben doch brauchte!
Sie hörte, dass die Tür aufging und Ben rief quer durchs Haus. „Darling ich bin da!“
Hannah musste lächeln. Obwohl sie kein Paar waren nannte er sie immer Darling.
„Das freut mich.“ Hannah holte das Blut aus der Mikrowelle. Sie stellte zwei Gläser auf den Tisch und den Krug mit Blut dazu. Dazu gab es Melone. Auch wenn sie ihnen nicht bekam gehörte für sie Melone immer zum Sommer dazu. Ben kam in die Küche und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Hannahs Herz klopfte immer ein paar Takte lauter, wenn er das tat.
„Essen ist fertig.“, verkündete sie.
„Das freut mich. Was gibt’s?“, fragte er nach. Obwohl es immer das Gleiche gab, fragte er jeden Abend nach.
„Blut und Melone.“, erklärte Hannah verlockend. „Komm mit ins Wohnzimmer.“ Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich.
„Hm, Melone. Klingt lecker. Ich hab ewig keine Melone mehr gegessen.“ Genau genommen seit letzten Sommer, aber sie sagte nichts dazu. Sie seufzte nur. Hätte er noch Wasser im Mund, dass zusammenlaufen könnte, würde es das bestimmt tun. Doch leider hatte er schon so lange keine Spucke mehr, dass er nicht mehr wusste, wie sich das anfühlte. Das wusste Hannah. Er war 1723 gestorben. Jetzt schrieben wir das Jahr 2010.
Ben und Hannah setzten sich zusammen an den Tisch und nahmen ihre Mahlzeit ein.
„Wie war dein Tag?“, erkundigte sich Hannah bei ihm.
„Anstrengend. Dieser Vampirkram bringt mich noch um.“ Ben seufzte tief.
„Das glaube ich wohl kaum.“ Hannah lächelte und auch Ben lächelte.
„Okay, vielleicht übertreib ich ein wenig.“, gab er zu. „Aber Büro macht mich fertig. Das ist nicht mein Ding.“
„Ben, das hatten wir doch schon.“ Jetzt war es Hannah, die seufzte. „Es ist besser so und du weißt das.“
„Ja.“ Mehr sagte er nicht dazu. Das Thema war mal wieder erledigt. Für heute wenigstens.
„Und, was gibt es sonst neues?“, wollte Hannah wissen.
„Drei Elfen sind in unser Land gekommen. Sie wohnen in Neuwald in dem Haus, dass so lange leer stand.“, erzählte er Hannah.
„Elfen?“ Hannah hatte noch mit keinen von ihnen zu tun gehabt, aber sie hatte schon viel von ihnen gehört.
„Ja, Elfen. Ich werde sie zu mir einladen um sie kennen zu lernen.“ Er sah sie ernst an.
„Ja, das ist wohl sinnvoll.“, überlegte sie.
„Aber jetzt lass uns nicht mehr über die Arbeit reden.“, bat er. Sie räumten ab und setzten sich dann aufs Sofa vor den Fernseher.


Kapitel 5

Louisa fühlte sich in diesem Haus einfach nur wohl. Wie konnte sie auch anders? Jonas und Nicolas waren bei ihr. Glücklicher konnte sie gar nicht sein. Morgen sollten sie zu einem Typen namens Ben gehen. Louisa war schon gespannt auf ihn.
„Ich kann es nicht fassen.“, bemerkte Jonas mal wieder. „Wir können unbeschwert Zeit miteinander verbringen.“ Er strahlte und das freute Louisa.
Heute wollte sie aber erst mal unbeschwert Zeit mit Jonas verbringen. Ihr Vater war schon zu Bett gegangen. Jonas und sie kuschelten sich eng aneinander auf das Sofa.
„Ich kann es auch immer noch nicht fassen.“ Louisa grinste und kuschelte sich noch enger an ihn, wenn das überhaupt möglich war. Sie zerzauste mit ihrer Hand sein lockiges blondes Haar.
Liebevoll strich er ihr über den Arm und hauchte ihr ein „Ich liebe dich.“ entgegen.
„Ich liebe dich auch.“ Louisa lächelte wieder.
Ihre Lippen waren schon so nah beieinander, dass sie sich fast berühren. Jonas Atem fühlte sich auf ihrer Haut heiß an. Seine Lippen berührten ihre nun wirklich und küssten sie sanft und zärtlich. Dann löste er sich wieder von ihr.
„Bitte nicht aufhören.“, bat Louisa ihn. Ihr Atem ging stockend und er küsste sie weiter. Fordernder. Doch dann hörte er plötzlich auf.
„Nicht hier.“ Er lächelte verschmitzt. „Lass uns hochgehen.“ Er stand auf und zog sie mit sich.
„Okay.“, willigte Louisa ein.
Jonas und Louisa gingen in ihr Zimmer. Jonas schaltete das Licht am Himmelbett an. Es sah aus wie tausend funkelnde Sterne.
„Wunderschön.“, fand Louisa. Jonas lachte und zog sie auf das Bett. Sie kuschelte sich in seine Arme und sie küssten sich wieder.
„Hast du Angst?“, fragte er.
„Nein.“ Sie küsste ihn wieder und Jonas genoss es. Von diesem Augenblick hatte er so lange geträumt. Das wusste Louisa, denn sie hatte genau so lange davon geträumt. Er begann langsam Louisas Oberteil auszuziehen, so dass sie nur noch ihren BH und die Hose trug. Zärtlich strich er ihr über ihre nackte Haut und den Anfang ihres Busens. Er zog ihr auch noch den BH aus und strich ihr weiter über ihre Haut. Ganz zärtlich. Dann spielte sie mit den Knospen an ihrem Busen. Sie erzitterte. Als nächstes bedeckte er sie mit tausend Küssen.
Louisa zog nun Jonas T-Shirt aus und strich ihm zärtlich über seine nackte Brust. Sie bedeckte sie ebenfalls mit Küssen und er bekam eine Gänsehaut. Es dauerte Ewigkeiten bis sie endlich ihre Hosen auszogen und somit auch Louisas Slip und Jonas Boxershorts. Er berührte ihre Scham mit seinen Händen. Liebevoll, zärtlich. Sie seufzte tief und ihr Atem ging schneller. Sie drückte ihn fest an sich und sie wurden leidenschaftlicher. Sie fanden einen Rhythmus indem sie sich gemeinsam bewegten. Als sie beide zum Höhepunkt kamen drang Jonas in sie ein. Sie stöhnten beide auf, aber das Liebesspiel war noch nicht beendet. Vier mal drang er noch in sie ein und dann waren sie beide völlig fertig. Sie lagen sich glücklich nebeneinander in den Armen.
„Weißt du wie lange ich von diesem Moment geträumt habe?“, fragte er sie und sah sie zärtlich an.
„Bestimmt genau so lange wie ich.“ Sie lächelte.
„Nein, länger. Ganz bestimmt.“
„Ich liebe dich so sehr, Jonas. Ich will dich nicht noch ein mal verlieren.“ Sie sah ihn ernst an.
„Das wird nicht passieren. Ich verspreche es.“
„Ich glaub dir.“ Louisa kuschelte sich an ihn und er nahm sie in seine kräftigen Arme. Oh ja, Louisa liebte Jonas und sie wollte keinen Tag mehr ohne ihn verbringen. Arm in Arm schliefen sie gemeinsam ein.


Kapitel 6

Am Morgen wachte Ben auf. Er war noch müde, aber er musste zur Arbeit. Seufzend stand er auf. Er wusste, dass Vampire eigentlich nicht schliefen, aber manche taten es doch um Ruhe zu bekommen. Er und Hannah gehörten dazu. Hannah schlief noch und da er sie nicht wecken wollte ging er sehr leise ins Bad. Er duschte sich. Auch wenn er das kalte Wasser auf der Haut nicht spüren konnte merkte er doch immer wieder wie erfrischend eine kalte Dusche sein konnte. Er föhnte seine Haare nach der Dusche und kämmte sie dann ordentlich. Er hatte eine seltsame Haarfarbe. Nicht richtig blond und auch nicht richtig braun. Das kam wohl daher, weil er braune Haare hatten und die jetzt ausgeblichen waren.
Mit einem Handtuch um die Hüften ging er zurück in sein Zimmer. Das positive daran ein Vampir zu sein war, dass man nicht zum Friseur musste. Schließlich konnte totes Haar nicht wachsen. Vampire mussten auch nicht auf die Toilette. Das Blut in ihrem Körper verging einfach sehr schnell.
Ben zog sich seine schwarze Hose und sein kurzes weißes Hemd an. Vampire konnten jederzeit kurze Sachen tragen, denn sie froren und schwitzen nicht. Dennoch hasste Ben diese Sachen. Er konnte solche Snobbysachen nicht ausstehen. Er liebte bequeme Sachen.
Ben ging nach unten und holte zwei Liter Blut aus dem Kühlschrank. Die steckte er in seine Arbeitstasche. Er wunderte sich, dass die Melone gestern Abend ihm keine Probleme bereitet hatte.
Er schrieb auf einen Zettel an Hannah, dass er schon weg war und verließ dann das Haus.
Jonas verließ zusammen mit Nicolas und Louisa das Haus. Sie sollten sich mit diesem Ben treffen. Jonas hatte keine Ahnung, was dieser Typ von ihnen wollte, aber er hielt es für sinnvoller seiner Einladung Folge zu leisten.
Bens Büro war in dem Polizeirevier im Vampirort Cailaigh. Dort hatten sie schon Symphonie Squäre um ein Haus gebeten. Doch Bens Büro war im 4. Stock. Auch als sie hier aus den Fahrstühlen kamen fanden sie vier Gänge vor sich. Bens Büro sollte im ersten Gang rechts sein im 5. Zimmer. Das Schild mit Bens Namen drauf leuchtete also auf der rechten Seite.
Jonas klopfte und sie betraten den hellen Raum. Hier gab es große Fensterscheiben. Dieses Zimmer war allgemein hell eingerichtet mit hellen Möbeln und blauen Wänden. Der Mann hinter dem Schreibtisch sah gepflegt aus. Wie ein Frauenheld.
Der Vampirmann sah von seiner Arbeit auf. „Guten Tag.“ Er stand auf und begrüßte die drei mit einem Händeschütteln. Dann deutete er auf einen runden Tisch, an dem mehrere Stühle standen. „Bitte setzen Sie sich doch.“
„Danke.“ Jonas lächelte den Vampir an. Er setzte sich zwischen Nicolas und Louisa. Ben setzte sich ihnen gegenüber. Ein Block und ein Stift lagen vor ihm auf den Tisch. Nach der Reihe sah er sie an.
„Also, Sie fragen sich jetzt bestimmt warum Sie hier sind. Mein Name ist Ben Volkers und ich bin für die bürokratische Überwachung der Elfen verantwortlich. Das heißt ich sorge dafür, dass sie sich an die Regeln halten und das sie Verpflegung erhalten usw. Deswegen lade ich alle Elfen, die neu zu uns kommen zu einem persönlichen Gespräch ein um sie kennen zu lernen.“
„Hört sich für mich vernünftig an.“, fand Nicolas.
Ben nickte gedankenverloren. „Wir haben rein gar keine Informationen über Sie. Ihre Namen sind im Welteninternet absolut unbekannt. Das ist seltsam.“
„Wir benutzen Decknamen, weil wir uns vor Jemanden verstecken, der uns umbringen will.“, erzählte Louisa wahrheitsgemäß. Jonas warf ihr einen grimmigen Blick zu. Warum hatte sie nicht gelogen?
„Könnte das für uns Vampire bedrohlich werden?“, erkundigte sich Ben.
„Nein.“, antwortete Noel sofort. „Unser Verfolger weiß unter gar keinen Umständen wo wir sind. Es ist unwahrscheinlich, dass man uns bis hierher verfolgt.“
„In Ordnung. Könnte ich trotzdem Ihre wahren Namen erfahren? Nur, damit ich ganz sicher sein kann?“, bat er sie.
„Wird noch jemand anderes Einsicht in unsere Akten haben?“, fragte Jonas nach.
„Ja, aber Sachen, die sie nicht sehen sollen, kann ich für mich behalten.“, versprach Ben.
Jonas entschied, dass dieser Ben vertrauenswürdig war. Mein Name ist Jerome. Meine Decknamen sind Jasper und Jonas. Ich bin der Sohn der dunklen Königin. Sie verfolgt uns auch. Neben mir sitzt meine Freundin Linnea. Ihre Decknamen sind Louisa, Lea und Leonie. Sie ist die Tochter des ehemaligen Elfenkönigs Noel, der auf der anderen Seite neben mir sitzt. Aber bitte nennen Sie uns weiterhin Louisa, Jonas und Nicolas.“
Ben sah überrascht von seinem Block auf. Er hatte sich die ganze Zeit Notizen gemacht. „Hierhin hat es also den ehemaligen Elfenkönig verschlagen?“ Eine ganze Zeit lang sah er Nicolas an.
„Ja, auf Umwege.“, antwortete Nicolas.
„Von mir wird Niemand etwas erfahren und von mir aus könnt ihr hier bleiben so lange es keinen Ärger gibt.“, erklärte Ben.
„Das wird es nicht.“, versprach Jonas seinerseits.
„Wollen Sie denn irgendwas jobmäßig machen?“, fragte Ben nun.
„Gibt es hier irgendwas, was man mit Kunst machen kann?“, fragte Louisa ihn.
Es gibt eine Kunstakademie in Lowson, einem der Vampirdörfer. Dort können Sie hingehen.“, bot Ben ihr an. „Es ist kostenlos.“
„Das wäre toll.“, freute sich Louisa.
„Gibt es hier auch was wo man kämpfen kann?“, fragte Jonas
„Es gibt eine Akademie für Kampftechniken, wenn sie Lust haben. Die ist ebenfalls in Lowson.“, erzählte Ben.
„Ja, das wäre toll.“, fand auch Jonas.
„Ich werde sie dann dort anmelden. Montag geht’s dann los. Sie kommen dann morgens bei mir vorbei und ich bringe sie hin.“
„Vielen Dank.“ Louisa lächelte.
„Hm, ich weis nicht was ich tun könnte.“, überlegte Nicolas nun.
„Sie müssen nicht unbedingt etwas machen.“, erklärte Ben.
„Ich werde mich aber melden, wenn mir etwas einfällt.“, versprach Nicolas.
Ben fragte sie noch über alles mögliche aus. Dann verabschiedeten sie sich voneinander. Jonas fand Ben sehr nett und hilfsbereit.
„Du magst Kunst?“, fragte Nicolas seine Tochter im Fahrstuhl überrascht.
„Oh ja, ich liebe Kunst. Ich hätte in der Menschenwelt Kunst oder Deutsch studiert.“
„Das wusste ich gar nicht.“ Nicolas schüttelte mit dem Kopf. „Meine Tochter mag Kunst.


Kapitel 7

Louisa saß auf ihrer wunderschönen neuen Terrasse. Jonas saß neben ihr. Nicolas war noch mal nach Neuwald gegangen. Die Sonne ging gerade unter. So romantisch! Louisa konnte immer noch nicht glauben was ihr passiert war. Sie konnte mit Jonas zusammen sein, sie hatte mit ihm geschlafen und sie besaßen ein wunderschönes Haus. Außerdem konnte sie Kunst studieren und somit einen ihrer Träume wahr machen.
Louisa kuschelte sich enger an Jonas. Jetzt wo sie keine Angst vor Irgendjemanden haben musste hatte sie aber auch mehr Zeit zum Nachdenken. Sie vermisste die Welt der Menschen. Vor allem vermisste sie Judith und ihre Großeltern. Sie hatte sie jetzt schon lange nicht mehr gesehen. Ihre Clique fehlte ihr auch. Außerdem fehlten ihr ihre Mum und Phoebe. Hoffentlich hatte ihre Freundin ihr Glück mit Corentin gefunden. Louisa gönnte es ihr auf jeden Fall von Herzen.
„Woran denkst du?“, fragte Jonas sie. Er hatte sie wohl beobachtet und gemerkt, dass sie ernster geworden war. Er kannte sie so gut.
„Ich vermisse meine Freunde und meine Großeltern.“, antwortete Louisa ihm.
Er zog sie enger an sich. „Das kann ich mir vorstellen. Ich vermisse Corentin, Phoebe, Aenna und Phoenix auch.“
Louisa zuckte kurz zusammen. Nur ein Name machte ihr so zu schaffen. Phoenix. Er war damals mit ihr auf die Suche nach Jonas gegangen und sie liebte ihn auf ihrer Weise. Sie hatte sogar mit ihm geschlafen und bereute es nicht. Phoenix war in dem Kampf im dunklen Schloss ums Leben gekommen. „Pheonix fehlt mir auch.“
Das Wort Lilia brachte Jonas nicht mehr auf den Tisch. Sie war eine Freundin von ihm gewesen. Sie hatte aber nur Intrigen geführt und letztendlich Phoenix im Kampf getötet. Da hatte sich Louisa an ihr gerecht und sie umgebracht.
„Hey, Süße. Wir können jetzt in Frieden leben. Das ist doch toll, oder? Das war das was wir immer wollten.“ Er versuchte sie zu trösten. Das war ihr klar.
„Ja, du hast Recht.“ Louisa seufzte. „Und ich bin froh darüber.“
„Ich auch.“ Er schenkte ihr eines seiner schönsten Lächeln. Allein das machte ihr Leben lebenswert.

Nicolas ging im Elfendorf Neuwald spazieren. Es war schon dunkel. Deshalb waren die Straßen nicht mehr so belebt. Nicolas genoss die Ruhe. In der Mitte des Dorfes gab es einen schönen Brunnen und viele Geschäfte, die aber zu waren. Ein Stückchen weiter befand sich eine Gaststätte. Er beschloss hinein zu gehen. Jonas und Louisa wollten bestimmt noch eine Weile allein sein.
Die Gaststätte war auch von innen sehr gemütlich. Kleine Tischnischen waren dort mit Kerzen auf den Holztischen. Die Wände waren rot und die Decke schwarz. Lauter Elfen waren hier versammelt. Nicolas entschied sich für die hinterste Tischnische mit dem Kamin. Sofort kam eine Bedienung zu ihm.
„Was möchten Sie trinken?“, fragte eine braunhaarige Elfe mit braunen Locken.
„Was gibt es denn?“, erkundigte sich Nicolas bei ihr. Er hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt in die Karte zu gucken.
„Oh, Sie sind neu hier?“, fragte die Kellnerin mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht. Entschuldigen Sie. Ich werde Ihnen erst mal Zeit lassen in die Karte zu gucken. Ich komme gleich wieder.“ Und schon war sie verschwunden. Kopfschüttelnd nahm er die Getränkekarte zur Hand und warf einen Blick hinein. Es gab hier alles. Angefangen von Elfengtränken von denen selbst er noch nichts gehört hatte bis hin zu Vampirgetränken wie Blut oder Zitronensaft. Er fragte sich was Vampire mit Zitronensaft wollten. Als er die Karte zur Seite legte war die Kellnerin schon wieder da.
„Haben Sie sich entschieden?“, fragte sie.
„Ich nehme einen Blütenwein.“, antwortete er.
„Gern.“ Sie lächelte ihn an. „Oh, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Mary.“
Er schenkte ihr ein Lächeln. „Nicolas.“
„Was für ein schöner Name.“, fand sie.
„Mary, ich bezahl dich nicht dafür, dass du die Elfen zutextest.“, rief ihr ein Elf mit schwarzen kurzen Haaren zu.
„Ich komme schon, Elvan.“, versprach Mary. An Nicolas gewandt sagte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Ich bring Ihnen gleich ihren Blütenwein.“
Den ganzen Abend beobachtete Nicolas Mary. Sie bediente die Gäste und hatte Spaß an ihrer Arbeit. Ihm brachte sie hin und wieder Getränke. Er blieb bei dem Blütenwein. Er schmeckte wirklich toll und Mary war auch toll.


Kapitel 8

An diesem Tag kam Ben früh nach Hause. Hannah war gerade auf der Terrasse und dekorierte sie. Ben lächelte. Sie war so schön.
„Hey Darling.“
Erschrocken drehte sich Hannah um. Als sie ihn sah lächelte sie. „Hey, du bist schon zu Hause?“
„Ja, ich hab früher Feierabend gemacht.“ Er küsste sie auf die Stirn.
„Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag?“, fragte Hannah.
„Wir könnten ein wenig ins Dorf gehen, wenn du magst. Ein wenig bummeln gehen oder so.“, schlug Ben vor.
„Super Idee.“, freute sich Hannah. „Ich bin gleich wieder da.“ Und schon war sie weg. Ins Dorf zu gehen klang auch ein wenig weit hergeholt. Sie wohnten fast in der Mitte des Dorfes. Sie brauchten nur ca. fünf Minuten bis zur Fußgängerzone.
Hannah kam in einem gelben Sommerkleid die Treppe runter. Sie sah umwerfend aus.
„Also los.“ Er stand vom Sofa aus und sie gingen gemeinsam ins Dorf. Ben ging mit Hannah durch die belebten Gassen von Cailaigh. Er hasste shoppen eigentlich. Auch das tat er nur für Hannah. Sie war nicht lange an seiner Seite geblieben. Kaum hatte sie einen Buchladen entdeckt war sie darin verschwunden. Ben seufzte und folgte Hannah in den Laden Vampirleben mit Büchern. Ben stöberte ein wenig im Untergeschoss die Regale durch, aber es war nichts brauchbares dabei. Als er gerade wieder aufblickte sah er in Finns Gesicht.
„Hast du dich verlaufen?“, fragte Finn amüsiert.
„Hannah schlendert hier rum.“, erklärte Ben als sei damit alles gesagt.
Finn nickte. „Das Mädel nimmt dich ganz schön in Anspruch, was?“
„Och, es geht. Ich denke ich komme ganz gut damit klar.“ Ben lächelte seinen Freund an. „Was tut man nicht alles für die beste Freundin?“
Finn nickte zustimmend. „Es ist ein Wunder, dass ihr noch kein Paar seit.“
Ben überging diesen Kommentar einfach. „Und was machst du hier?“
Finn grinste bis über beide Ohren. „Anice stöbert auch hier rum.“
„Verstehe.“ Ben grinste. Anice war Finns Verlobte.
Strahlend kam Hannah mit drei Büchern unterm Arm zu ihnen. „Es ist gar nicht so leicht, Bücher zu finden die nicht mit Vampiren zu tun haben.“
„Und was sind das jetzt für Bücher?“, fragte Ben skeptisch.
„Och, über Elfen und Menschen. Ich geh dann mal bezahlen.“ Und schon war sie wieder weg.
„Frauen.“ Finn schüttelte lächelnd mit dem Kopf. Da kam Anice mit gleich fünf Büchern unterm Arm wieder. Finn rollte in Bens Richtung mit den Augen.
Ben lächelte und dann kam auch schon Hannah wieder.
„Hallo Finn.“, begrüßte sie Bens Freund.
Finn lächelte. „Hallo Hannah.“
„Gehen wir weiter?“, fragte Hannah Ben.
„Klar.“ Ben nickte und verabschiedete sich von seinem Freund.
„Du hast ja reichlich zugeschlagen.“, bemerkte Ben lächelnd.
„Ja, ich brauche zu Hause Beschäftigung. Sonst wird es mir tagsüber zu langweilig.“, erklärte Hannah.
„Du könntest auch wieder arbeiten.“, erinnerte Ben sie während sie durch die Gassen von Cailaigh schlenderten. Auch das Thema hatten sie schon öfter.
„Ben, ich bin zwar schon länger hier, aber trotzdem ist noch alles so neu für mich. Ich hab mich noch immer nicht an all die Vampire gewöhnt.“ Hannah sah ihn ernst an.
„Ich weiß Süße, tut mir Leid.“
„Ich weiß du meinst es nur gut, Ben. Ich bin dir nicht böse.“ Hannah lächelte ihn an um ihm zu zeigen, dass er es ernst meinte.
„Und was machen wir jetzt?“, lenkte Ben erfolgreich vom Thema ab.
„Ich wollte in den Klamottenladen da drüben.“ Hannah grinste und zeigte auf den Laden Lourdes Modedesign. Ben seufzte. Das würde ein langer Nachmittag werden. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Aber es war egal so lange Hannah glücklich war. Ohne zu meckern folgte er ihr in den Laden.


Kapitel 9

In der Nacht schlief Louisa unruhig. Sie wälzte sich im Bett hin und her und Jonas musste sie zwei mal wecken, weil sie fast auf ihn drauf lag. Als sie das dritte Mal aufwachte, war seltsamerweise Licht im Zimmer an. War Jonas aufgestanden, weil er nicht mehr schlafen konnte? Louisa drehte ihren Kopf zu ihm. Er lag friedlich neben ihm und schlief. Warum war dann das Licht an?
„Suchst du mich?“, fragte eine ihr vertraute Stimme klar und deutlich. Nein, das konnte nicht sein. Die Frau, die vor ihr stand war tot. Louisa hatte sie eigenhändig umgebracht.
„Ich kann mir vorstellen, was jetzt durch deine Gedanken geht. Ja, ich bin tot, aber ich bin ein Vampir. Du fragst dich jetzt bestimmt wie das möglich ist. Nun ja. Nach meinem Tot hat keiner mehr richtig auf mich geachtet. Ihr wart mit euer Flucht beschäftigt. Meine Freundin Dita trug mich fort. Zufällig war da gerade ein Vampir anwesend, der mich biss.“ Louisa lächelte dreist.
Wie konnte das sein? Doch Louisa spürte, dass sie die Wahrheit sagte. „Wie bist du hier rein gekommen?“, fragte Louisa sie. Sie versuchte Jonas zu wecken, doch der rührte sich nicht.
„Das werde ich dir nicht erzählen, aber eins ist sicher. Ich werde mich an dich rechen.“ Das hörte sich bedrohlich an.
„Warum tötest du mich nicht gleich?“ Louisa hatte keine Angst vor dem Tot, aber sie wollte nicht, dass die Elfen, die sie liebten deswegen litten.
„Das wäre zu einfach.“, fand Lilia. „Ich will dich leiden sehen. Für heute werde ich gehen, aber ich komme wieder. Verlass dich drauf!“
Als Lilia verschwunden war saß Louisa aufrecht im Bett und Jonas wachte auf. Sie zitterte.
„Hey Süße, was ist denn los?“, fragte er besorgt.
„Nichts.“, log Louisa. Sie wollte ihn nicht beunruhigen.
„Das glaub ich dir nicht.“ Jonas sah sie scharf an.
„Ich kann nicht schlafen.“, verkündete Louisa und stieg aus dem Bett. „Ich werde runter gehen um was zu trinken.“
In der Küche nahm sie sich die Flasche Wasser und ein Glas. Dann setzte sie sich auf die Eckbank und goss sich Wasser in ihr Glas ein. Jonas war ihr natürlich gefolgt und setzte sich neben sie.
„Was ist los, Süße? Ich merke doch, dass irgendwas nicht stimmt. Ich kenne dich.“
„Nichts wirklich.“ Louisa wollte ihm nichts von der Begegnung mit Lilia erzählen und vor allem wollte sie nicht sagen müssen, dass sie von ihr bedroht wurde. Louisa wusste, dass Jonas sie trotz allem gemocht hatte. Und dennoch musste sie es ihm sagen. Lilia konnte eine Gefahr für sie werden.
„Isa, rede mit mir. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst.“, flehte Jonas.
Louisa sah ihm in die Augen. „Du wirst mir nicht glauben.“
„Hast du so wenig Vertrauen in mich?“ Jonas klang gekränkt.
„Das ist es nicht. Es ist nur....“ Louisa wusste nicht, was sie sagen sollte. „Ich konnte es selbst nicht glauben.“
„Erzähl es mir trotzdem.“, bat Jonas sie.
„Wir sind hier in der Vampirwelt nicht sicher. So unglaubwürdig es auch klingen mag, aber Lilia war hier während du geschlafen hast. Ich wollte dich wecken, aber als du dann endlich wach wurdest ging Lilia schon. Keine Ahnung warum.“
„Süße, hat sie was gesagt?“ Auch wenn es unmöglich schien, schien er ihr zu glauben.
„Sie hat mir gedroht. Sie will sich an mir rechen. Sie will mich leiden sehen.“ Louisa holte tief Luft bevor er weiter sprach. „Jonas, ich hab Angst, dass sie dir was antut.“
„Das glaube ich nicht. Sie würde mir nie etwas tun. Aber eine Sache macht mich stutzig. Sagtest du nicht, du hättest sie umgebracht?“ Fragend sah er sie an.
„Das habe ich auch.“, nicke Louisa. „Aber Jemand hat sie zum Vampir gemacht.“
Jonas sah sie nachdenklich an. Endlich sagte sie. „Ich glaube dir und weißt du was wir jetzt machen? Wir schlafen! Du kuschelst dich einfach in meine Arme. Montag fragen wir Ben ob er jemals etwas über eine Lilia gehört hat oder ob er sie finden kann, okay?“
„Aber ich hab Angst, Jonas.“, beharrte Louisa. „Sie war hier und sie ist hier irgendwie rein gekommen. Das macht mir Angst.“
„Wir fragen Ben ob es einen ähnlichen Vorfall schon mal gab.“ Versuchte Jonas sie zu beruhigen. „Du brauchst keine Angst zu haben. In meinen Armen kann dir nichts passieren. Außerdem können Vampire keine Elfen töten, schon vergessen?“
Louisa war immer noch nicht ganz überzeugt. „Aber sie kann dich quälen und somit auch mich.“
„Das werde ich nicht zulassen. Das verspreche ich.“ Jonas schenkte ihr sein schelmischstes Lächeln. „Hab keine Angst, ich bin bei dir, okay? Lass uns schlafen gehen, ja?“
Widerstrebend stand Louisa auf und sie gingen hoch. Louisa hatte ihr Glas Wasser nicht ein mal angerührt. Also nahm sie es mit hoch. Sie trank einen Schluck und kuschelte sich dann in Jonas Arme. Dort fühlte sie sich geborgen, aber sie hatte immer noch ein ungutes Gefühl, was Lilia anging. Andererseits war Jonas bei ihr. Das war momentan alles, was zählte. Nach einer halben Stunde schlief sie auch endlich ein. Jonas war sofort eingeschlafen.


Kapitel 10

Montag Morgen trafen sich Louisa und Jonas mit Ben. Der Vampir begrüßte sie lächelnd und führte sie dann zu seinem Auto. Als sie einstiegen erklärte er. „Lowson ist ca. zehn Minuten von hier entfernt. Deshalb fahren wir.“
Ben fuhr einen schwarzen Fiat und er fuhr schnell. Bestimmt innerhalb der Ortschaft 120 km/h. Hier waren die Straßenverkehrsschilder wohl nicht so wie in der Menschenwelt. Louisa sah überhaupt keine Straßenschilder. So was war wohl nicht notwendig, wenn man schon tot war.
„Haben Sie mal von einer Vampirin namens Lilia gehört?“, fragte Jonas Ben.
„Neulich bekamen wir eine neue Vampirin dazu, die so hieß.“, erzählte Ben. „Allerdings konnte ich nicht verhindern, dass sie zu den Bösen überlief. Ein böser Vampir hat sie verwandelt.“ Skeptisch sah Ben Jonas von der Seite an, der auf dem Beifahrersitz saß. „Warum fragen Sie?“
„Sie hat uns Freitagnacht einen Besuch abgestattet. Sie war in unserem Haus, ohne dass wir sie rein gelassen haben. Sie hat Louisa bedroht.“, erzählte Jonas.
„Das ist natürlich unschön, aber bei dem Haus wundert mich das gar nicht.“, bemerkte Ben.
„Wie meinen Sie das?“, fragte Jonas nach.
„Symphonie hat es ihnen also nicht erzählt? Na ja, auch das wundert mich nicht. Obwohl Vampire eigentlich keine Elfen töten können geschah ein Elfenmord in Ihrem Haus. Bis heute ist unklar wie die Elfen gestorben sind. Deswegen ist das Haus so billig und deswegen stand es so lange leer.“, erzählte Ben ihnen.
„Da wäre noch eine Sache.“, begann Jonas zu erzählen. „Lilia war vorher eine Elfe. Ich kenne sie schon lange. Außerdem hat sie gute Verbindungen zu unserer Verfolgerin.“
„Oh.“, brachte Ben hervor. „Dann werde ich mich auf jeden Fall wegen dieser Lilia umhören müssen.“

Ben parkte auf dem Parkplatz der Kunstakademie. Die Akademie der Kampftechniken lag gleich daneben. Überhaupt schien dieses Dorf nur aus Akademien zu bestehen. Louisa sah sich ihre Akademie an. Sie war groß und viereckig. Ein weißes Gebäude mit vielen Fenstern und Türen.
„Ich bringe kurz Louisa ins Sekretariat.“, erklärte Ben Jonas. „Sie können hier warten.“ Jonas nickte.
Louisa verabschiedete sich von Jonas und folgte Ben dann zum Eingang. „Diese Schule gibt es schon seit vielen Jahren. Einige von ihnen schaffen es sogar in die Top Ten der Kunstcharts, aber das wird Ihnen sicherlich Herr Loors noch erzählen. Er kennt die Schule besser als ich und er ist Ihr Klassenlehrer.“
„Dann bin ich gespannt.“ Louisa lächelte Ben an.
Sie betraten das Schulgebäude. Von innen sah es eher schlicht aus mit roten Kacheln und dunklen Boden. Ein wenig wurde Louisa an ihre alte Schule erinnert, nur mit weniger Treppen. Das Sekretariat befand sich im Erdgeschoss. An einem hellen Schreibtisch saß eine blonde Vampirfrau mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht.
„Ben, schön Sie mal wieder zu sehen. Wir hatten ja lange nicht mehr das Vergnügen miteinander.“
„Hallo Martha! Ja, stimmt, es ist lange her. Ich bringe Ihnen heute Louisa vorbei. Sie ist eine Elfe und wohnt seit kurzem in Neuwald. Sie möchte Kunst studieren.“, stellte Ben Louisa der Sekretärin vor.
Die Vampirdame Namens Martha lächelte Louisa kurz an und wandte sich dann sofort wieder an Ben. „Halten Sie das für eine gute Idee? Eine Elfe an unserer Schule?“
„Sie wird hier schon zurecht kommen. Außerdem gibt es an dieser Schule mehrere Elfen.“ Ben ergriff Partei für Louisa. „Sie müssen ihr nur eine Chance dazu geben. Sie ist bei Herrn Loors in der Klasse.“
„Herr Loors Unterricht beginnt in 30 Minuten.“, informierte Martha sie. Du kannst dieses Kontaktformular ausfüllen. Herr Loors kommt dann hier her und holt dich ab. Er nimmt dich mit in deine Klasse. Du kannst dich dort hinsetzen.“ Martha zeigte auf einen Stuhl vor dem Büro.
„Na klar, danke.“ Nickte Louisa.
Ben nickte Martha kurz zu und sagte „Tschüss.“ Sie schenkte ihm sein schönstes Lächeln.
Ben begleitete Louisa noch kurz, dann erklärte er. „Ich werde jetzt Jonas zu seiner Schule begleiten. Heute hole ich Sie noch mal ab und zeige Ihnen wie das mit dem Bus geht.“
„Danke, Herr Veltins.“, sagte Louisa und lächelte. „Ich glaube Sie sind ein netter Mann.“
„Urteilen Sie lieber nicht so schnell über mich. Immerhin bin ich ein Vampir.“, warnte Ben sie. Er schenkte ihr ein schelmisches Lächeln und sah dabei umwerfend aus. Wäre Jonas nicht könnte sie sich auf die Stelle in ihn verlieben.
„Viel Spaß für heute.“, wünschte Ben ihr. „Und nennen Sie mich Ben.“
„Danke, das ehrt mich.“ Louisa lächelte. Ihnen auch einen schönen Tag.“
Er winkte zum Abschied und verschwand.

Jonas wartete beim Auto auf Ben. Er beobachtete den Eingang von Louisas neuen Schule und bemerkte ihn dadurch sofort als er raus kam. Schnellen Schrittes ging er auf Jonas zu.
„Haben Sie sie gut abgesetzt?“, fragte Jonas ihn.
„Ich denke schon. Ich glaube sie wird sich gut einleben. Machen Sie sich keine Sorgen.“
„In Ordnung.“, nickte Jonas.
Ben ging voran. „Sie lieben sie sehr, oder?“
„Ja.“ Jonas lächelte. „Sie ist eine tolle Elfe.“
„Ist sie nur eine Elfe? Die Sterne auf ihrer Haut verwundern mich.“, bemerkte Ben nun. Sie waren jetzt fast da.
„Nein, nur zur Hälfte. Zur anderen Hälfte ist sie ein Stern.“, erzählte Jonas ihm.
Ben nickte. „Das hatte ich mir fast gedacht.“
Die Kampfakademie sah von außen aus wie die Kunstakademie, aber von innen waren die Wände blau und der Boden rot.
„Gibt es eigentlich auch Vampirkinder?“, fragte Jonas nun.
„Das ist eher selten. Selbst die bösen Vampire sind nicht so grausam als dass sie Kinder in Vampire verwandeln würden, aber Einzelfälle gibt es schon.“, erzählte Ben.
Jonas nickte gedankenverloren. Sie kamen gerade im Sekretariat an. Eine Frau mit schwarzen kurzen Haaren saß hinter dem dunklen Schreibtisch. Sie lächelte sie an.
„Ben, sie waren lange nicht mehr hier.“, bemerkte die Frau.
„Ja, das ist wahr, Lisanne. Aber es hat sich einfach nicht ergeben.“
„Wen bringen Sie mir denn mit?“, erkundigte sie sich freundlich.
„Das ist Jonas.“, stellte Ben Jonas vor. „Er ist seit heute auf dieser Schule.“
Auch Jonas musste ein Kontakformular ausfüllen und auch Jonas musste auf seinen Klassenlehrer Herr Rowens warten. Ben erzählte ihm noch kurz, was er zuvor schon Louisa erzählt hatte und dann verabschiedete er sich bei Jonas.


Kapitel 11

Nicolas war wieder im Dorf. Jonas und Louisa waren ja in der Schule. Jetzt hatten die Geschäfte in der Dorfmitte in Neuwald offen und Nicolas stöberte darin.
Es gab hier so viele Sachen. Elfenschwerter, Elfenkleidung (auch wenn sie nicht viel anders aussah als Vampirkleidung), Elfenschmuck (der deutlich anders aussah als Vampirschmuck), Elfennahrung und noch so viel mehr.
Nicolas musste ständig an die lockige Bedienung denken. Mary! Was für ein schöner Name! Gedankenverloren schlenderte er durch die Läden. Er hatte sich etwas Gold von Jonas geliehen und wollte die zunächst in Vionen umtauschen. Die Währung der Vampirwelt. Das Gold konnte er sogar in Kaufhäusern umtauschen lassen. Das war sehr praktisch. Er wollte sich nämlich was neues zum Anziehen kaufen. Also tauschte er das Geld um. Auf den Talern waren zwei Zahlen und Blumen abgebildet. Fremdartige Blumen. Für Geld waren die Taler eigentlich zu groß.
Nicolas ging in einen der Klamottenläden. Für ihn reichten ein weißes Hemd und eine weiße Hose. Er wollte gerade zu einem weißen Hemd greifen als eine Frauenstimme hinter ihm bemerkte. „Das weiß macht Sie sehr blass. Rot und blau würde Ihnen stehen.“
Nicolas drehte sich um und sah in Marys Gesicht. „Haben Sie mehrere Jobs?“
„Aber ja. Nur mit dem Kellnern würde ich nicht über die Runden kommen.“ Sie lächelte ihn an.
„Und Sie meinen weiß macht mich zu blas?“ Zweifelnd sah er sie an.
„Aber ja. Weiß macht sie zu blass.“
„Ich hab immer weiß getragen.“, bemerkte Nicolas.
„Dann wird’s aber mal Zeit für ne Veränderung, oder?“ Lächelnd sah Mary Nicolas an.
„Ich weis nicht...“
„Probieren sie doch einfach mal ein blaues oder rotes T-Shirt an. Wenn es Ihnen dann nicht gefällt, können sie es sich ja immer noch anders überlegen.“, schlug Mary vor.
„Meinetwegen.“, gab Nicolas sich geschlagen und griff nach einem blauen und einem roten Hemd. Er war nicht wirklich begeistert von dieser Idee. Seine Farbe war weiß. In der Umkleidekabine zog er das blaue Hemd zu der weißen Hose an. Er musste feststellen, dass Mary Recht hatte. Blau stand ihm wirklich. Das Hemd passte gut zu seinen schwarzen langen Haare und zu seinen Augen. Wenn er die weiße Hose anließ konnte er sich damit anfreunden. Aber irgendwas musste weiß bleiben. Weiß gehörte zu ihm.
„Und?“, fragte plötzlich Marys Stimme vom Gang aus. „Wie sieht es aus?“ Nicolas zuckte leicht zusammen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass Mary ihm gefolgt war. In der Elfenwelt hatte er nie einkaufen müssen. Da war ihm immer alles genäht worden.
Nicolas trat aus der Kabine. „Es ist okay.“
„Es steht Ihnen prächtig und die weiße Hose passt super dazu.“, lobte Mary ihn.
„Ja, kann sein.“ Richtig überzeugt war er immer noch nicht.
„Jetzt probieren Sie das Rote noch an.“, riet Mary ihm und er gehorchte. Auch das rote Hemd stand ihm hervorragend. Die knalligen Farben machten seine Haut blasser. Nachdem er auch noch eine neue weiße Hose und ein neues weißes Hemd mit schwarzen Streifen anprobiert hatte zog er sich wieder um. Dann verkündete er. „Ich nehme alles.“
„Das freut mich. Es steht Ihnen wirklich gut.“ Mary nahm ihm seine Sachen ab und er folgte ihr zur Kasse. Jetzt konnte er sie mal genauer beobachten. Sie trug ein rosafarbenes Sommerkleid, dass oben mit Knöpfen verziert hatte und wo weiße Blumen drauf waren. Sie sah wirklich großartig aus. Mary packte seine Sachen in eine gelbe Tüte und verkündete. „Das kostet zusammen 50 Vionen.“
Nicolas überreichte ihr das Geld. Mary nahm es entgegen und gab ihm das Wechselgeld wieder.
„Vielen Dank noch mal für die Beratung.“ Er lächelte sie an.
„Gern geschehen.“ Sie lächelte zurück. „Vielleicht haben Sie ja Lust mit mir demnächst mal einen Blütenwein oder so trinken zu gehen?“
Nicolas war überrascht von ihrem Vorschlag und zugleich froh, dass er sie nicht darum bitten musste. Er hatte damit gar keine Erfahrung mehr.
„Gern, wenn Sie Zeit haben.“ Nicolas lächelte wieder.
„Ja.“, nickte sie. „Ich hab dann in der Mittagspause frei. Wir könnten uns am Brunnen treffen.“
„Klar. Ich geh dann mal.“ Nicolas verabschiedete sich von ihr und ging. Was würden Louisa und Jonas wohl zu seinen Einkäufen sagen? Nicolas lächelte in sich hinein. Sie werden bestimmt überrascht sein...


Kapitel 12

Ben saß in seinem Büro. Er freute sich darauf später Louisa und Jonas abholen zu können. Er mochte die beiden und es war eine nette Abwechslung. Aber erst musste er nachsehen ob er was über diese Lilia herausfand. In ihrer Akte hatte er nicht wirklich viel gefunden. Jetzt guckte er gerade auf der Seite der Elfen nach. Das war die Internetseite für das Feenreich. Dort gab es auch eine Suchmaschine. Er gab den Namen Lilia ein. Es gab zehn Einträge. Da stand, dass sie guten Kontakt zu Marjorie hatte, dass sie im Bodyguardteam des alten König vom Feenreich gewesen war und dass sie sehr früh ihre Eltern verloren hatte. Da Ben sowieso gerade auf der Internetseite des Feenreichs war gab er in der Suchmaschine auch noch Elfenkönig ein. Er erfuhr, dass Nicolas verstorbene Frau Malou geheißen hatte, dass er zwei Kinder hatte und dass das jetzige Königspaar Corentin und Phoebe hieß. Vielleicht interessierte die Drei das ja. Ben fragte sich warum Nicolas nie was von seinem anderen Kind erzählt hatte. Danach würde er ihn fragen müssen.
Da er auf der Seite vom Feenreich nichts informatives gefunden hatte wechselte er auf die Seite von der Vampirwelt. Die Internetadresse lautete hier vlm.Vampire.va Auch die Vampire hatten auf ihrer Internetseite eine Suchmaschine. Dort gab Ben erneut Lilias Namen ein. Doch hier stand nur das, was schon in der Akte gestanden hatte. Das sie von Elias verwandelt worden war, das sie im Bodyguardteam gewesen war usw. So kam er nicht weiter. Er musste Finn fragen.
„Finn, kommst du mal bitte?“, rief Ben seinem Freund zu. Finn kam sofort. Er setzte sich auf seinen Stammplatz und fragte. „Was gibt’s?“
„Du hast doch mit dieser Vampirfrau Lilia geredet, oder?“, fragte Ben.
„Ja.“ Finn nickte. „Wieso?“
„Was hat sie dir denn so erzählt? Ich find nichts brauchbares.“
„Nicht viel. Sie erzählte mir, dass Elias sie verwandelt hätte und dass sie mir keine Auskunft geben könnte, da sie zu den Bösen gehören würde.“, erzählte Finn.
„Und du hast sie einfach so gehen lassen?“ Vorwurfsvoll sah Ben ihn an.
„Was hätte ich denn machen sollen? Sie töten?“
„Nein, aber wir wollen die bösen Vampire besiegen.“
„Das weiß ich, Ben! Gibt es denn ein Problem mit Lilia?“
„Die Elfen, die in Neuwald in dem abgelegenen Haus wohnen kennen sie. Lilia ist in ihr Haus eingedrungen und hat sie bedroht.“, erzählte Ben, der sich nicht sicher war wie viel er seinem Freund erzählen durfte.
„Vampire können für Elfen nicht gefährlich werden.“, erinnerte Finn Ben.
„Ich weiß.“ Ben seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Dann sah er Finn an. „Das Problem ist nur, dass Lilia vorher eine Elfe war.“
„Oh. Dann müssen wir der Sache noch mal auf den Grund gehen und Lilia einladen.“, fand Finn.
„Das denke ich auch.“, nickte Ben. „Kannst du mir einen Gefallen tun und Hannah nichts davon erzählen? Ich will nicht, dass sie erfährt, dass Elias wieder aufgetaucht ist.“
„Du hast mein Wort. Apropo: Habt ihr Lust demnächst mit uns essen zu gehen?“, fragte Finn nach.
„Von mir aus gern.“, nickte Ben. „Aber ich muss Hannah fragen ob sie nichts dagegen hat.“
Finn nickte. „Das wäre toll.“
„Ich glaub ich werde jetzt auch gehen. Ich hab für heute genug.“
„Kann ich verstehen.“ Finn lächelte. „Du musst ja auch gleich die Elfen abholen.“
„Eben.“ Ben machte seinen PC aus und Finn ging in sein Büro. Ben war froh dem Büro entkommen zu können.


Kapitel 13

Louisa fand den Unterricht super. In ihrer Klasse waren zehn Vampire und vier Elfen. Die anderen Elfen hießen Runa, Alissa und Cedric. Louisa saß allerdings neben einer Vampirfrau Namens Roreen. Sie hatte rotblonde schulterlange Haare, grüne Augen und ein hübsches Gesicht. Sie war hübsch und schlank.
Ihr Lehrer Herr Loors bestand darauf, dass sie ihn Eirik nannten und er wollte, dass die Elfen und Vampire zusammen saßen. Er wollte nicht, dass die Elfen sich absonderten. Meistens würden sie eh im Malraum nebenan sein. Schon heute würde ihre erste Aufgabe beginnen. Sie sollten ein Portrait eines Menschen zeichnen. Sie konnten sich aussuchen welche Farben sie dafür verwendeten. Louisa hatte beschlossen ihr Portrait erst mit Bleistift zu zeichnen und dann mit schwarzer Farbe nachzumalen. Nach zwei Stunden Unterricht war die erste Pause. Louisa hatte gerade mal den Kopfumriss und die Augen fertig. Sie zeichnete sehr genau. Und ihre ersten Entwürfe hatte sie weggeschmissen. In der Pause stand sie bei Runa, Alissa, Roreen, Cedric und Fried.
„Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen in die Vampirwelt zu kommen?“, fragte Roreen die Elfen.
„In unserer Welt herrschte in der Hauptstadt wo der König wohnt gerade Krieg. Meine Eltern hatten Angst, dass er zu nahe an unser Dorf geraten könnte und flüchteten zusammen mit mir in die Welt der Vampire.“, erzählte Runa.
„Meine Eltern fanden die Elfenwelt zu öde. Wir wohnten dort ziemlich abseits. Statt in eine belebtere Stadt zu ziehen zogen sie hier her.“, erzählte Alissa.
„Und du Louisa?“, fragte Roreen. „Hast du Familie und warum bist du hier?“
„Ich bin mit meinem Freund und meinem Vater hergekommen und auch vor dem Krieg geflohen.“ Das war zumindest die halbe Wahrheit. Mehr wollte sie nicht erzählen. Ihr war aufgefallen, dass Niemand Cedric gefragt hatte. Er stand zwar bei ihnen, aber er beteiligte sich nicht an ihrem Gespräch. Sollte sie ihn fragen? War das zu aufdringlich?
„Und warum wolltest ihr studieren?“, fragte Marisa nun.
„Ich liebe es Geschichten und Bücher zu schreiben und liebe einfach die Kreativität dabei.“, antwortete Runa. Das wunderte Louisa. Ging es denn hier nicht nur ums malen?
„Ich möchte Musik machen. Ich bin sehr musikalisch.“, erzählte Alissa.
„Ich liebe es zu zeichnen. Ich dachte hier geht es auch nur um solche Kunst.“
Schon in der nächsten Stunde sollte sie erfahren, dass sie sich geirrt hatte. Eirik erklärte ihnen. „Kunst ist sehr vielseitig in unserer Welt. Dazu gehört das Zeichnen sowie das technische Zeichnen genau so wie das Geschichten schreiben und die Musik. Wir werden vier Tage Unterricht haben. Montags, Dienstags, Mittwoch und Freitags. Montags beschäftigen wir uns mit der malerischen Kunst, Dienstags mit dem Geschichte schreiben und Mittwochs mit der Musik. Freitags lassen wir die Woche Reveau passieren und ihr stellt vor was ihr erschaffen habt und wie ihr euch gefühlt habt. Eurer Unterricht dauert zwei Jahre. Im ersten Jahr lernt ihr das Grobe. Im zweiten Jahr die Feinarbeiten.“
Wow, da würde Louisa hart arbeiten müssen. Schreiben ging ja noch einigermaßen, aber mit Musik kannte sie sich gar nicht aus.
„Eure Arbeiten werden mit einem Punkteschema bewertet. Eins ist dabei das Beste und 16 das Schlechteste. Zuerst werde ich euch bewerten, aber ihr werdet euch auch untereinander bewerten. Die Bewertungsskala werde ich euch auf einem Zettel an die Wand hängen.“ Er erklärte ihnen weitere Sachen und danach war noch mal Pause.
In der letzten Stunde malten sie an ihrem Portrait weiter. Sie malte es so weit fertig, dass sie die Konturen nächste Woche weitermalen konnte. Sie war froh als der Schultag um war. Es war schön, aber auch anstrengend gewesen.


Kapitel 14

In Jonas Klasse waren 16 Schüler. Davon sechs Elfen und zehn Vampire. Die Hälfte war männlich und die andere Hälfte weiblich. Jonas saß auf der Bank in der Sporthalle neben Rae. Er war wie er ein Elf und sie würden gegeneinander kämpfen. Gerade erklärte Herr Rowens: „Kampf ist nicht einfach nur Sport. Es gibt viele verschiedene Arten von Kämpfen. Bei mir werdet ihr sie erlernen. Der Unterricht wird hart und heftig. Wenn ihr spätestens am Ende des Jahres alle seid wundert euch nicht. Das ist nichts ungewöhnliches. Jetzt stellt euch in Zweierreihen auf, sodass ihr eurem Partner gegenübersteht. Ich will sehen was ihr so drauf habt. Also kämpft einfach.“
Jonas griff Rae sofort an. Rae wich aber zurück und startete einen Gegenangriff. Er zielte mit seiner Faust in Jonas Bauch. Jonas krümmte sich kurz zusammen und fing sich dann schnell wieder. Er griff Rae an und trat ihm gegen sein Schienbein. Rae verzog keine Miene. Jonas wusste dennoch, dass er unter Schmerzen litt. Herr Rowens kam zu ihnen. „Hey, hey! Nicht so heftig. Das ist nur ne Übung, aber ihr scheint beide gut zu sein. Kennt ihr euch auch mit magischen Kampftechniken aus?“
„Ich ja.“, nickte Jonas.
„Ich auch.“
„Gut, wendet sie an. Ich will sehen wie. Aber nicht zu heftig.“, bat Herr Rowen die beiden.
Rae und Jonas gingen wieder aufeinander los. Jonas schickte Rae einen leichten Würgezauber auf den Hals, doch Rae reichte das schon. Rae verdoppelte bei seine Tritt gegen Jonas Schienbein den Schmerz. Jonas schrie kurz auf.
„Okay, das genügt. Ich sehe ihr habt mehr drauf als die Vampire. Vielleicht werdet ihr ja dieses Jahr meine Helfer sein, aber um die Entscheidung treffen zu können muss ich noch mehr von euch sehen.“
„Helfer? Wie meinen Sie das?“, fragte Rae.
„Helfer sind diejenigen, die mit mir zusammen diesen Kurs leiten.“, erklärte Herr Rowens.
„Oh.“, sagte Rae.
„Bisher waren das immer Vampire. Ihr könntet vielelicht die ersten Elfen sein, die diesen Job übernehmen.“, erzählte Herr Rowens weiter.
„Wow.“, brachte Jonas hervor.
In der Pause stand Jonas bei Rae und aß Obst.
„Was hältst du von dieser Helfersache?“, fragte Rae Jonas und rauchte dabei seine Zigarette.
„Ich find es gut. Das wäre eine Herausforderung.“ Jonas wusste, dass er stolz sein durfte, wenn er seinen Mentor in der ersten Stunde schon so beeindruckt hatte.
„Ja, ich auch. Ich würde mich geehrt fühlen.“ Rae lächelte. Die dunklen Strähnen fielen ihm ins Gesicht. „Wie bist du in diese Welt gekommen?“
„Ich kam her, weil in der Feenwelt Krieg herrschte.“ Das war nur die halbe Wahrheit, aber das musste Rae ja nicht wissen. „Und du?“
„Auch wegen dem Krieg. Meine Mutter wollte nicht mehr in dem Land leben, indem mein Vater starb.“, erzählte Rae.
„Das tut mir Leid.“ Jonas kam sich dumm vor. Wieso hatte er danach gefragt?
„Das muss es nicht. Hast du noch Familie hier?“ Rae sah interessiert aus.
„Meine Freundin und ihr Vater.“, erzählte Jonas.
„Was ist mit deinen Eltern?“
„Mein Vater ist tot und mit meiner Mutter will ich nichts zu tun haben.“
„Das tut mir Leid.“ Rae lächelte.
„Das ist schon in Ordnung.“
In der zweiten Stunde hatten sie mehr Theorie. Herr Rowens schrieb die vielen verschiedenen Kampftechniken an die Tafel. Lawkampf, Kinderkampf, Judokampf, Fileliskampf, Ronderkampf, Luarkampf, Highkampf und magischer Kampf. „Wir werden uns insbesondere mit drei dieser Kampfarten beschäftigen. Mit dem Ronderkamp, dem Highkampf und dem magischen Kampf. Ihr werdet die Grundlagen im ersten Jahr kennen lernen und später die Feinheiten im Kampfe. Ihr werdet danach benotet werden wie gut ihr im Kampf seit. Dabei lege ich wert auf die Technik, die Fairness und die Stärke. Aber für heute soll es das gewesen sein. Morgen geht’s weiter. Also bis morgen dann.“
Die Klasse verabschiedete sich von dem Lehrer und stürmte dann aus dem Klassenzimmer.


Kapitel 15

Louisa kam zusammen mit Roreen, Cedric und Marisa aus dem Schulgebäude. Ben wartete schon auf dem Parkplatz. Jonas war noch nicht zu sehen.
„So, ich muss gehen.“, verabschiedete sich Louisa von ihren Mitschülern.
„Ist das dein Freund?“, fragte Roreen und zeigte auf Ben, der lässig an sein Auto gelehnt dort auf dem Parkplatz stand.
Louisa lächelte. „Nein, Ben ist ein flüchtiger Bekannter. Mein Freund ist auf der Akademie nebenan.
„Oh.“, bemerkte Roreen.
„Ben ist doch der, der alle Elfen aufnimmt, oder?“, fragte Cedric.
„Genau.“ Louisa lächelte.
„Na ja, als Vampirin kann ich das ja nicht wissen.“, fand Roreen.
„Na ja bis Morgen dann.“ Louisa winkte ihnen zu und ging zu Ben.
„Hallo.“, begrüßte Ben sie. „Na, wie war dein erster Schultag?“
„Ganz gut. Ich hab schon einige Leute kennen gelernt.“, erzählte Louisa.
„Das ist doch schön.“ Ben lächelte.
„Ja.“ Louisa wollte jetzt zu Jonas. Wo blieb er? Seine Schule war doch jetzt auch schon aus, oder?
Nach Ewigkeiten erschien er endlich mit einem dunkelhaarigen Mann auf dem Spielplatz. Jonas verabschiedete sich kurz von ihm und kam dann zu ihnen.
„Hey.“, rief er.
„Hey.“, riefen auch die beiden.
Als er bei ihnen war nahm er Louisa sanft in den Arm und flüsterte. „Ich hab dich vermisst.“
„Ich hab dich auch vermisst.“, flüsterte Louisa zurück.
„Können wir dann?“, fragte Ben.
„Klar.“ Sie stiegen in das Auto.
„Und wie war euer erster Schultag?“, fragte Ben vom Fahrersitz aus. Jonas saß neben ihm und Louisa hinten. Ben hatte ihnen noch kurz gezeigt welchen Bus sie nach Neuwald nehmen mussten.
„Ladys first.“, sagte Jonas und grinste.
„Ich hab doch schon alles erzählt. Also bist du jetzt dran.“ Louisa lächelte ihn an. Er sah es durch den Spiegel.
„Okay, es war toll. Genau mein Ding. Und vielleicht werden mein Partner und ich sogar die Helfer unseres Lehrers.“, erzählte Jonas.
„Wow, das ist ja toll.“, fand Ben.
„Jep, find ich auch.“ Jonas lächelte.
„Ich hab übrigens Neuigkeiten für euch.“, verkündete Ben.
„Echt?“, fragte Jonas. „Was denn für welche?“
„Ich weis wer an Nicolas Stelle König ist.“, erzählte Ben.
„Und wer?“, fragte Jonas.
„Corentin! Seine Königin ist Phoebe.“, antwortete Ben. „Kennt ihr die?“, fragte Ben.
„Corentin ist König? Das ist ja super. Er ist mein bester Freund.“, freute sich Jonas.
„Und wenn Phoebe seine Königin ist scheinen die beiden ja wirklich zusammen zu sein.“, bemerkte Louisa. „Phoebe ist nämlich meine beste Freundin.“
„Wow, ihr seid mit dem Königspaar befreundet. Respekt.“ Ben nickte anerkennend.
„Sie werden gute Könige werden.“, fand Louisa. Sie wusste, dass sie traurig klang.
„Ja, das glaub ich auch.“
Sie fuhren gerade auf den Parkplatz vor ihrem Haus. „So, da wären wir.“
„Danke fürs Mitnehmen, Ben. Ab morgen nehmen wir den Bus.“ Jonas grinste.
„Gern geschehen. Ich würde euch übrigens raten euch ein Auto anzuschaffen. Das ist einfacher.“
„Ja, mal sehen. Bei Gelegenheit.“ Jonas klang nicht so überzeugt. Er war schon halb aus dem Auto raus als er noch mal sagte. „Tschüss dann.“
„Tschüss Ben.“, verabschiedete sich nun auch Louisa von ihrem Fahrer.
„Tschüss.“ Ben winkte. Louisa stieg aus und Ben fuhr weg. Die beiden Elfen gingen in ihr Haus.


Kapitel 16

Lilia saß auf Elias Schoß. Sie war äußerst zufrieden mit sich. Jetzt würde Louisa Angst haben und Jonas würde ihr vielleicht nicht mal glauben. Doch das glaube Lilia nicht wirklich, aber dennoch war sie gut gelaunt.
Sie hatte vor Louisa am Leben zu lassen, aber sie würde ihr Jonas nehmen. Natürlich würde sie Jonas nicht töten, aber sie würde ihn quälen, auch wenn ihr das für Jonas Leid tat. Sie würde einen Zauber wirken, der Jonas aussehen ließ als sei er tot. Der Traum von Jonas Tot würde Louisa ihr Leben lang begleiten und sie nie wieder los lassen. Denn sie würde Louisa einen Traum schicken indem sie mit ansah wie Jonas angeblich starb. Jonas würde sie zunächst gefangen nehmen. Sie musste in seinen Geist eindringen um ihn gefügig zu machen. Wenn sie das alles hinter sich gebracht hatte würde Jonas ihr gehören.
Niemand wusste, wie der erste Elf zum Vampir geworden war. Das war viele Jahrhunderte her. Lilia wusste, dass Vampire, die einmal Elfen gewesen waren auch andere El-fen zu Vampiren machen konnten. Menschen übrigens auch, da sie Magie beherrschten. Elias hatte ihr das erzählt. Die Vampire, die vorher Menschen gewesen waren konnten da-gegen nur Menschen zu Vampiren machen. Lilia vermutete, dass der erste Elf mit Hilfe von Magie zum Vampir gewor-den war, aber beweisen konnte sie es natürlich nicht.
Lilia war froh darüber eine Vampirelfe zu sein. So war sie noch stärker als wenn sie nur eine Elfe wäre. Elfen waren schwach dagegen. Vielleicht konnte sie sich ja Marjories Thron nehmen, aber darum würde sie sich später kümmern. Zunächst wollte sie Louisa quälen.
„Woran denkst du?“, fragte Elias sie und unterbrach damit ihre Gedanken.
„Ich habe nur darüber nachgedacht wie vorteilhaft eine Vampirelfe ist.“ Lilia lächelte Wie dumm Elias doch war. Er glaubte wirklich sie würde ihn lieben. Dabei benutzte sie ihn nur. Sie wollte Jonas und keinen anderen. Er war was be-sonderes. Was fand er nur an Louisa? Sie war viel zu ge-wöhnlich. Sie war nicht mal besonders stark.
„Ja, stimmt.“, gab Elias zu. „Aber manchmal ist es auch öde. Ich hab als Elf schon hundertfünfzig Jahre gelebt. Vampir bin ich auch schon hundert Jahre lang. Hannah war damals mein erstes Opfer. Ich weiß noch wie gut ihr Blut ge-schmeckt hat. Nur wenn man so lange lebt wie ich dann ist selbst das irgendwann nichts mehr besonderes.“
„Das kann ich mir vorstellen.“, nickte Lilia. „Aber man er-lebt auch so wahnsinnig viel. Man hat so viele Möglichkei-ten.“
„Ja, aber nach 250 Jahren kommt einem alles gleich vor.“ Elias klang so merkwürdig. So sentimental. Das wollte gar nicht zu ihm passen.
„Auch das hier?“, fragte Lilia ihn und küsste ihn sanft. Lilia fand, dass Elias sehr gut aussah und da wäre es eine Schande nicht mit ihm zu schlafen. Er war eigentlich ein guter Part-ner, auch im Bett. Aber Jonas war eben besser.
Nackt lagen sie nebeneinander in Elias Bett und Lilia lächel-te. Sie würde ihr Ziel erreichen, auch wenn es vielleicht län-ger dauern würde. Mit Elias Hilfe würde sie es schaffen und vorher würde sie halt Spaß mit Elias haben. Das war ja auch nicht so schlecht.
Irgendwann würde Jonas jedenfalls ihr gehören. So viel war sicher.


Kapitel 17

Jonas, Nicolas und Louisa saßen zusammen beim A-bendbrottisch. Sie aßen Obst und tranken Apfelwein.
„Und, wie gefällt euch die Schule?“, fragte Nicolas.
„Gut.“, sagten beide wie aus einem Munde. Lachend sahen sie sich an und erzählten Nicolas was sie erlebt hatten.
„Das hört sich doch toll an.“, fand Nicolas.
„Allerdings.“, nickte Jonas. Dann verkündete er. „Es gibt übrigens Neuigkeiten. Lilia war hier. Sie war in unserem Schlafzimmer als ich schlief. Sie hat Louisa bedroht.“
„Was?“ Nicolas fiel die Kinnlade hinunter. „Und das erfahre ich erst jetzt? Wann war das?“
„Am Freitag.“, erzählte Louisa. „Ich war mir ja zunächst selbst nicht sicher ob sie es wirklich war oder ob sie nur meiner Fantasie entsprungen war. Heute haben wir Ben nach ihr gefragt und er hat uns bestätigt, dass sie zum Vampir geworden ist.“
„Und was jetzt?“, fragte Nicolas.
„Ben versucht näheres über sie heraus zu finden. Wenn sie zur Gefahr für die Vampire wird muss er was unternehmen. Für uns wird sie ganz sicher zur Gefahr. Sie will sich an mir rechen.“
„Aber Vampire können doch gar nicht zur Gefahr für Elfen werden.“, fiel Nicolas jetzt ein. „Wie konnte Lilia zum Vampir werden?“
„Das wissen wir auch noch nicht.“, gab Jonas zu.
Nicolas seufzte. „Es wäre ja auch zu schön, wenn mal was klappen würde.“
„Aber wir haben auch gute Nachrichten.“, erzählte Jonas weiter. „Corentin und Phoebe sind König und Königin. Das Feenreich ist also in guten Händen.“
„Corentin ist König? Das ist ja toll. Er ist wirklich der Beste dafür.“, freute sich Nicolas.
„Ja, es ist super.“, nickte Jonas.
„Und was hast du so gemacht in deiner freien Zeit?“, fragte Louisa ihren Vater.
„Ich war einkaufen.“, erklärte er als sei das so offensichtlich.
Louisas Augen wurden groß. „Stimmt, du trägst jetzt blau. Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?“
„Die Verkäuferin hat mich gut beraten.“, erzählte Nicolas. „Sie arbeitet auch in der Gaststätte in der Dorfmitte. Sie heißt Mary. Ich habe morgen so was wie ein Date mit ihr.“
„Wow, das ist ja toll.“
Die drei räumten den Tisch ab als sie mit dem Essen fertig waren. Dann gingen sie ins Wohnzimmer und sahen fern. Sie sprachen nur wenig. Als Nicolas ins Bett ging entschie-den sich auch Louisa und Jonas dazu ins Bett zu gehen.

Louisa kuschelte sich wie immer an Jonas. Er trug nur Bo-xershorts. Es tat so gut neben ihm zu liegen.
„Und, ist die Schule das, was du dir vorgestellt hast?“, fragte Jonas.
„Na ja es ist schon anders.“, erzählte Louisa ihm. „Unter Kunst verstehen sie nicht nur das Malen sondern auch das Geschichten schreiben und die Musik.“
„Wow, dann hast du ja richtig was vor dir.“ Jonas grinste.
„Ja, es ist eine Herausforderung.“, gab Louisa zu.
„Und deine Mitschüler dort?“, fragte Jonas.
„Heute stand ich bei zwei Elfen, einem Elf und einer Vam-pirfrau. Am liebsten mag ich Roreen, die Vampirfrau. Ro-reen hat mich gefragt ob Ben mein Freund sei als er auf dem Parkplatz stand und auf uns wartete. Ich hab sie natürlich aufgeklärt. Cedric, der Elf ist eher ruhiger und Alissa und Runa, die beiden Elfen, schwatzen gern.“
„Na, das hört sich doch viel versprechend an.“, fand Jonas.
„Und wie ist es bei dir?“, fragte Louisa.
„Toll. Der Lehrer hat echt was drauf. Ich bin begeistert. Das wird super. Kennen gelernt hab ich bisher aber nur Rae. Er hat kampfmäßig echt was drauf und kann sich mit mir mes-sen. Aber Corentin kann er natürlich nicht das Wasser rei-chen.“, erzählte Jonas.
„Das freut mich. Also dass du Jemanden gefunden hast, den du magst.“ Louisa lächelte.
„Ja, das ist super, aber du hast mir gefehlt.“ Jonas lächelte.
„Du mir auch. Ich liebe dich.“
„Und ich liebe dich.“
Sie küssten sich. Dann schliefen sie nebeneinander ein.


Kapitel 18

Finn hatte einen Notruf bekommen. Er musste immer mal wieder nachts raus um böse Vampire zu verfolgen. Anice akzeptierte das. Sie wusste, dass es einfach zu seinem Job dazu gehörte.
Daniel war schon an der Ecke der Waylingstreet, nahe der Fußgängerzone. Zwei Gassen weiter soll ein böser Vampir eine Frau angegriffen haben. Hoffentlich hatte er sie noch nicht gebissen. Finn und Daniel verfolgten die Spuren der Vampire. Sie konnten noch nicht weit sein.
„Ich glaube sie sind in der nächsten Gasse.“, flüsterte Da-niel. Er sollte Recht behalten. Finn erkannte den Vampir, der gerade eine Frau beißen wollte.
„Kias, lass die Finger von der Frau.“, bat Finn. Er kam dem Vampir näher.
„Warum sollte ich, Finn? Sie wird gut schmecken.“ Kias grinste. Er sah nicht mal auf. Die Frau wimmerte und zitter-te.
„Warum tust du das? Sie hat dir nichts getan. Lass sie in Frieden.“ Finn war jetzt fast bei ihnen. Er konnte sehen wie er der Frau in die Brüste kniff. Sie wimmerte noch lauter.
„Lass sie in Ruhe. Kämpf lieber mit mir.“, forderte Finn Kias auf.
„Aber das verdirbt doch den Spaß.“ Kias grinste weiter.
Finn reagierte blitzschnell. Er riss Kias von der Frau weg und schlug ihn heftig ins Gesicht. Kias flog zur Seite, aber er kam sofort wieder auf die Beine.
„Dan, kümmere dich um die Frau.“, befahl Finn seinem Partner. „Ich übernehme Kias.“
„In Ordnung.“, nickte Daniel.
„Das war sehr unklug von dir.“, fand Kias. „Das war mein Abendbrot.“ Wütend ging Kias auf Finn los, doch Finn wich ihm aus.
„Für ein Abendbrot ist es ein wenig zu spät, oder?“ Jetzt grinste Finn und traf Kias heftig gegen sein Bein. Kias stol-perte leicht.
„Du hast gegen mich keine Chance.“, erklärte Finn Kias. „Ich bin stärker als du.“
„Träum weiter.“ Kias ging auf Finn los und Finn wich er-neut vor ihm zurück.
„Gib auf, Kias.“, riet Finn dem Vampir und zu Finns Über-raschung lief er wirklich weg. Finn gönnte sich eine kurze Pause und ging dann zu dem Mädchen. Sie saß auf der Stra-ße und weinte und zitterte. Finn kniete sich neben ihm.
„Tscht. Ich tu Ihnen nichts. Es ist okay. Sie sind in Sicher-heit.“ Finn sprach sanft und beruhigend auf sie ein. Endlich sah sie ihn an.
„Was war das?“, fragte sie ihn ängstlich.
„Das ist schwer zu erklären. Erst mal müssen Sie hier weg. Wie heißen sie.“, wich Finn ihr aus.
„Judith.“, antwortete sie.
„Stehen Sie auf, Judith. Wir verschwinden von hier.“ Er reichte ihr die Hand und sie nahm sie.
„Und wo bringen wir sie hin?“, fragte Dan.
Das war eine gute Frage. Zu ihm konnte sie nicht. Anice dulte es nicht. Für Ben war es zu gefährlich, aber was war mit dieser Louisa? Da konnte sie bleiben. Konnte er es brin-gen sie mitten in der Nacht zu wecken? Er musste es riskie-ren. Ihm blieb nichts anderes übrig.

Louisa wurde vom Sturmklingeln wach. Wer weckte sie denn mitten in der Nacht? Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke: Lilia? Aber nein, sie würde hier einfach so rein-kommen.
„Wer klingelt denn da?“, fragte Jonas verschlafen.
„Ich weis nicht , aber ich werde nachsehen.“
Wie gut, dass Louisa immer im T-Shirt und kurzer Hose schlief. Sie stieg aus dem Bett und ging nach unten zur Haustür. Vor ihr stand Bens Kollege und – Nein, dass konn-te nicht sein!
„Judith?“ Was machte ihre Freundin denn hier?
„Lea?“ Judith sah sie ungläubig an.
„Lia meinst du wohl.“, berichtigte Louisa sie. Sie wollte nicht, dass Bens Kollege erfuhr, dass sie einen Decknamen benutzte. Hoffentlich sagte Judith nichts dazu.
„Sie kennen sich?“, fragte Bens Kollege ungläubig.
„Ja.“, bestätigte Louisa. „Aber das ist eine lange Geschich-te.“
Der Vampir nickte. „Ich wusste nicht wo ich sie hinbringen sollte. Ich hoffe es ist okay, dass ich sie hier her gebracht hab und bitte entschuldigen Sie die späte Störung.“
„Das ist kein Problem. Was ist denn passiert?“ Judith war dreckig und halb ausgezogen.
„Sie wurde angegriffen.“, erzählte er. Viel sagend sah er sie an und Louisa verstand. Sie war von einem bösen Vampir angegriffen worden.
„Sie kann bleiben.“, beschloss Louisa. „Wir werden uns um sie kümmern.“
„Es sollte immer einer bei ihr bleiben.“, riet Finn ihr. „Ich komme noch mal wieder, weil ich Judith noch ein paar Fra-gen stellen möchte.“
„Natürlich.“
Der Vampirmann verabschiedete sich von ihnen und Louisa zog Judith mit ins Haus und schloss die Tür ab. Als sie sich umdrehte sah sie Jonas an der Treppe stehen. Auch Judith hatte ihn entdeckt, denn sie fragte ihn ungläubig. „Jasper?“ Jonas trug nur Boxershorts und seine lockigen Haare standen ihm zu allen Seiten ab. Er sah unglaublich sexy aus.
„Hier benutzen wir Decknamen und heißen Jonas und Loui-sa.“, erklärte Jonas ihr sofort.
Judith nickte. „Was macht ihr hier und wo bin ich?“
Louisa führte ihre Freundin ins Wohnzimmer. Sie setzte sich mit Jonas auf das Sofa und Judith setzte sich in den Sessel. Louisa und Jonas erzählten Judith wo sie war und was die beiden erlebt hatten bevor sie hierher gelangten. Judith konnte es kaum glauben. Sie erzählte ihrerseits was die Leu-te aus ihrer Klasse jetzt machten. Die meisten studierten. BWL, Physik, Medizin, Germanistik usw. Judith hatte sich nicht viel verändert, äußerlich wie innerlich.
Schlaf bekamen sie in dieser Nacht nicht mehr sehr viel. Nur Jonas schlief noch ein wenig, den Kopf auf Louisas Schoß gelegt. Louisa kraulte ihm in die Haare rum.


Kapitel 19

Nicolas brach zu seiner Verabredung mit Mary auf. Jonas und Louisa waren schon auf der Schule zurück. Sie konnten deshalb bei Judith bleiben. Nicolas hatte den ganzen Morgen mit ihr verbracht. Sie schien aber nett zu sein. Sie fand es aber komisch, dass Nicolas Louisas Vater sein sollte. Sie hatte ihn in Louisas Alter geschätzt. Das hatte Nicolas geehrt. Er wusste, dass er jung aussah, aber er war eigentlich so unendlich alt. So viele Jahre hatte er schon erlebt.
Nicolas war aufgeregt. Über zweihundert Jahre hatte er kei-ne richtige Verabredung gehabt. Malou und er waren so lan-ge zusammen gewesen. Er war öfter mit ihr aus gewesen, aber das war etwas anderes. Malou hatte er so gut gekannt hinterher, dass er jede einzelne Macke von ihr hätte nennen können. Und er hatte sie alle geliebt. Er vermisste sie so sehr.
Doch jetzt sollte er an etwas anderes denken. Er war mit Mary in der einzigen Eisdiele in Neustadt verabredet. Er freute sich darauf. Er wollte mehr über sie erfahren. Nicolas sah Mary am Brunnen warten als er in der Dorfmitte ankam. Sie sah hübsch aus. Ihre langen lockigen Haare hatte sie hochgesteckt und sie trug ein grünes Sommerkleid obwohl es noch sehr frisch war. Der Frühling hatte gerade erst be-gonnen.
Nicolas ging zu ihr und sagte. „Hallo.“
Sie lächelte. „Hallo, schön, dass Sie gekommen sind.“
„Find ich auch.“ Er lächelte ebenfalls.
Sie gingen in die Eisdiele und setzten sich. Nicolas aß ein Blüteneis und Mary ein Honigeis.
„Also, wie sind Sie nach Neuwald gekommen?“, fragte Ma-ry ihn und sah ihm in die Augen als die Bedienung gegangen war.
„Das ist eine lange Geschichte und das meiste davon ist ge-heim. Aber zumindest kann ich sagen, dass ich aus dem Feenreich entführt worden war und somit ins dunkle Land gekommen bin. Dort bin ich nach einiger Zeit geflohen und jetzt bin ich hier.“, erzählte Nicolas.
„Das ist ja schrecklich.“ Mary war empört.
„Ach es ging. So schlimm war es nicht.“
„Sind Sie alleine hier?“, fragte Mary weiter.
„Nein.“ Nicolas schüttelte mit dem Kopf. „Meine Tochter und ihr Freund wohnen mit mir zusammen hier.“
„Und was ist mit Ihrer Frau?“
„Sie ist im Kampf getötet worden.“, erzählte Nicolas. „Er wusste nicht warum er mit dieser Frau so offen reden konn-te.“
„Oh das tut mir Leid.“
„Es ist schlimm, aber ich komme damit klar.“ Ganz so offen wollte Nicolas doch nicht mit ihr reden.
„Und was ist mit Ihnen? Wie kamen Sie hier her?“ Gerade als er das fragte kam die Bedienung wieder. Sie brachte ih-nen das Eis. Dann ging sie wieder weg.
„Ich bin schon seit langer Zeit hier. Damals wohnte ich noch in dem Haus am Rande von Neuwald. Das war lange vor dem Elfenmord. Dann bin ich ins Dorf gezogen, weil es praktischer war. Ich hatte Niemanden und wollte eine neue Welt kennen lernen.“
Nicolas bekam eine vage Ahnung davon wie alt die Elfe sein musste. Allein der Elfenmord war ja schon über hundert Jahre her.
„Ich wohne jetzt in dem Haus am Rand von Neuwald.“, be-merkte Nicolas nun.
„Wirklich?“ Mary staunte. „Das find ich toll. Es stand zu lange leer.“
„Ja, das Haus ist großartig.“, bestätigte Nicolas.
„Und was machen Sie in ihrer Freizeit?“, wollte Mary nun wissen.
„Ich habe früher nicht so viel Freizeit gehabt und die weni-ge, die ich hatte, hab ich mit meiner Frau verbracht. Hier hab ich mir in den letzten Tagen viel die Gegend angeguckt. Momentan haben wir Besuch, der beschäftigt werden muss.“, erzählte Nicolas. „Und was ist mit ihnen?“
„Oh, so viel Freizeit habe ich auch nicht. Aber am Wochen-ende habe ich meistens frei. Da gehe ich segeln am See oder zeichne.“
„Wow, das hört sich nett an.“ Sie schwiegen eine Weile und schleckten ihr Eis. Das Blüteneis schmeckte wirklich gut.
Mary brach das Schweigen nach einer Weile. „Ich würde wirklich gerne noch weiter mit ihnen plaudern, aber ich hab leider keine Zeit mehr. An meinen freien Tagen bin ich im-mer sehr beschäftigt. Auf eine Widerholung würde ich mich aber freuen.“
„Ich mich auch.“ Nicolas war ein bisschen enttäuscht, weil sie jetzt schon gehen wollte. Er hätte gern noch ein bisschen Zeit mit ihr verbracht. Als Mary ihr Eis aufgegessen hatte wollte sie ihr Geld auf den Tisch legen, aber Mary wehrte ab. „Ich mach das schon.“ Er kramte sein Geld aus seinem Beutel und legte das passende auf den Tisch.
„Das ist aber wirklich nett. Vielen Dank.“ Mary lächelte.
„Gern geschehen.“ Sie standen auf und gingen wieder zum Brunnen. Dort verabschiedeten sie sich voneinander. Na das hatte er doch ganz gut hinbekommen. Erst dann fiel ihm ein, dass sie gar nicht vereinbart hatten wann sie sich wieder treffen wollten. Nicolas würde vielleicht mal wieder in der Gaststätte vorbeischauen.


Kapitel 20

Louisas Tag war ziemlich ausgefüllt. Morgens ging sie in die Schule. Sie hatte ihr Portrait schon fertig gemalt. Jetzt malte sie gerade eine Meerlandschaft aus Aquarellfarben. Im Teil Geschichte sollte sie eine Geschichte über Mysterie verfsasen. Eine schwierige Aufgabe für sie. Doch Roreen gab ihr immer wieder Tipps und jetzt schrieb sie etwas über die Unsterblichkeit. Im Musikteil bestand ihre Aufgabe darin einen Songtext über die Liebe zu schreiben. Auch hier gab Roreen ihr Tipps. Schreiben tat sie allerdings selbst. Im praktischen Musikteil bekam sie gerade Gesangsunterricht.
Ihre Freunde hatte sie schon nach einer Woche gefunden. Roreen, Alissa, Cedric und Fried. Sie waren einfach super und Louisa konnte mit ihnen lachen. Sie unterhielten sich über die Schulfächer, über die Bands, über die verschiede-nen Wesen und über die Freiheit und vieles mehr. Am Wo-chenende sollte eine Kennenlernparty bei Louisa und Jonas sein. Dann konnte Jonas ihre neuen Freunde kennen lernen, die sie selbst erst noch besser kennen lernen musste um sie wirklich Freunde nennen zu können und sie konnte Rae kennen lernen. Judith würde natürlich auch dabei sein und Louisa hatte überlegt Ben und seine Freundin einzuladen, aber da war sie sich nicht so sicher.
Jonas und Louisa hatten kaum Zeit für sich. Nachmittags unternahm Louisa viel mit Judith und Jonas traf sich öfter mit Rae. Außerdem war heute Donnerstag, ihr freier Tag. Heute musste sie den Vorstellungsunterricht für Morgen vorbereiten. Louisa hatte also noch viel Arbeit vor sich.
Gerade saß sie mit Judith am Küchentisch und Judith gab ihr immer wieder Tipps zu ihren Werken. Sie schrieb an ihrer Geschichte.
„Ich bin ganz aufgeregt wegen Morgen.“, Das wird meine erste Präsentation hier werden und die muss gut werden. Noch nicht mal gut reicht. Sie muss perfekt werden.“
„Du schaffst das schon. Du hast tolle Ideen.“, fand Judith. Sie hatte sich von dem Schock von einem echten Vampir angegriffen worden zu sein wieder erholt. Auch die Er-kenntnis, dass ihre beste Freundin und der gut aussehende Jonas ein Fabelwesen sein sollten hatte sie ganz schön scho-ckiert, aber auch das akzeptierte sie jetzt. Sie hatte ja auch einfach keine andere Wahl. Judith wusste zwar, dass Elfen jung aussahen, selbst wenn sie schon tausend Jahre alt wa-ren, aber sie konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass Nicolas Louisas Vater sein sollte.
„Na ja, mal sehen.“ Louisa war immer noch nicht so begeis-tert von ihren Ideen.
„Übrigens noch mal sorry, dass ich Jonas damals angebag-gert hab. Ich hatte ja keine Ahnung. Judith hatte sich in den letzten Tagen so oft bei ihr entschuldigt, dass Louisa keine Ahnung mehr hatte wie oft. Louisa war es langsam Leid.
„Judith, das hatten wir doch schon. Ich nehme deine Ent-schuldigung an. Schließlich bin ich erst im Feenreich mit ihm zusammen gekommen. Na ja nicht mal da richtig. Ei-gentlich erst im dunkeln Land. Können wir das Thema end-lich fallen lassen?“
„Okay, okay.“, gab Judith nach. „Ich sag ja schon gar nichts mehr.“ Judith grinste.
Es klingelte an der Tür und Louisa war froh ihrer Arbeit für einen Moment entkommen zu können. Sie ging zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand Roreen.
„Roreen, schön dich zu sehen.“, freute sich Louisa.
„Ich musste meiner Arbeit entkommen, Isa. Ich werde noch verrückt dabei.“ Roreen klang genervt.
„Ich kann dich verstehen. Ich bin auch gerade dabei. Ich hab keine besonders große Lust dazu.“ Louisa lächelte. „Komm doch rein.“
„Gern.“ Jetzt klang Roreen erleichtert. Während Louisa sie in die Küche führte sah Roreen sich staunend um. „Wow, das Haus ist ja toll.“
„Ja das ist es.“ Judith saß noch immer auf der Eckbank. Als Louisa mit Roreen reinkam sah sie auf.
„Judith, das ist Roreen. Roreen, das ist Judith.“, stellte Loui-sa die beiden einander vor. Die beiden reichten sich die Hand.
„Lasst uns doch ins Wohnzimmer gehen? Dort ist es gemüt-licher.“, schlug Louisa vor. Die Mädchen waren einverstan-den.
Im Wohnzimmer setzten sich die beiden Mädels auf die Couch. Nur Louisa setzte sich in einen Sessel.
„Isa, dieses Geschichte schreiben treibt mich in den Wahn-sinn. Ich liebe es Musik zu machen, aber schreiben ist ein-fach nicht mein Ding.“, ließ Roreen ihren Frust ab.
„Mit dem Schreiben hab ich auch so meine Probleme. Ich male dann lieber. Ich komme mit meiner Geschichte auch nicht weiter. Ich hab fast all meine Energie dafür aufge-braucht.“ Tatsächlich hatte Louisa Sternenstaub nehmen wollen bevor Roreen geklingelt hatte.
„Louisa weiß nicht was sie da redet.“, widersprach Judith ihrer Freundin. Sie schreibt gut. Ab und an braucht sie ein paar Tipps, aber sonst mag ich ihre Geschichte.“
Louisa warf Judith böse Blicke zu um sie zum Schweigen zu bringen. Ihre Freundin wusste nicht, was sie da redete.
Roreen lächelte. „Darf ich die Geschichte mal sehen?“
Louisa seufzte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. „Sie ist wirklich nicht gut.“
„Davon möchte ich mich aber gern selbst überzeugen.“, be-harrte Roreen.
Louisa seufzte und holte ihre Geschichte. Roreen las sie und war total begeistert. „Die ist wirklich gut.“
„Sag ich doch.“, grinste Judith triumphierend.
„Sie ist noch gar nicht fertig.“, wehrte Louisa ab.
„Aber sie ist gut.“ Roreen grinste jetzt auch.
Den Rest des Nachmittags quatschten sie über belanglose Themen. Jedenfalls so lange bis Jonas nach Hause kam. Dann verabschiedete sich Roreen von Louisa. Louisa und Roreen mussten schließlich noch was für die Schule tun.


Kapitel 21

Hannah machte sich fertig. Sie wollte mit Ben zu Finn und Anice. Sie waren dort zum Essen verabredet. Hannah fand es immer unsinnig, wenn Vampire sich zum Essen verabredeten. Schließlich tranken sie nur Blut und bestenfalls Zitronensaft. Der stärkte ihren Geist. Sie ging nur wegen Ben hin. Eigentlich hatte sie kaum was mit Finn und Anice zu tun. Aber Ben hatte in letzter Zeit so viel für sie getan, dass sie jetzt auch mal was für ihn tun sollte.
Hannah entschied sich für ihr rotes Sommerkleid. Es stand ihr einfach super. Ihre rotblonden lange Haare steckte sie kunstvoll hoch. Sie schminkte sich leicht, ein wenig Maska-ra, roter Lippenstift, blauer Lidschatten. Dazu trug sie weiße Sandalen. Dann ging sie runter ins Wohnzimmer wo Ben schon auf sie wartete. Er sah großartig aus. Seine goldenen Haare fielen ihm in die Stirn. Seine schokobraunen Augen leuchteten. Er trug eine Bluejeans und ein rotes T-Shirt. Hannah wusste, dass er Anzüge nicht mochte, aber die brauchte er auch gar nicht. Ben sah auch so großartig aus.
Er strahlte sie an uns sagte. „Du siehst gut aus.“
Sie lächelte. „Du auch.“
„Ach was. Ich sehe ganz gewöhnlich aus.“, fand er. „Kön-nen wir fahren?“
„Klar.“
Sie gingen zum Fiat, der in der Garage stand und stiegen ein. Ben ließ den Motor an und sie fuhren los. Das Garagentor konnten sie mit einer elektrischen Fernbedienung hoch und runter fahren. Finn fuhr nicht weit von ihnen entfernt. Sie hätten auch laufen können, aber Ben fuhr gerne mit dem Auto. Nur Sonntagnachmittags gingen sie spazieren.
Ben parkte vor Finns Haus. Sie stiegen aus und gingen zur Tür. Ben klingelte. Hannah war nicht das erste mal bei Finn und Anice. Sie hatte Ben schon öfter auf Partys begleitet. Das Haus war schlicht und altmodisch eingerichtet und mit viel Beleuchtung ausgestattet. Hannah mochte es irgendwie.
Anice öffnete ihnen die Tür. Sie trug ein blaues tief ausge-schnittenes Kleid und blaue Sandalen. Ihre braunen Haare hingen ihr volumig über die Schulter.
„Wie schön, dass ihr gekommen seid. Kommt rein. Das Es-sen ist gleich fertig.“ Als müssten sie viel tun, aber Hannah sagte nichts. Anice begrüßte Ben mit einer Umarmung und Hannah gab sie die Hand. Anice führte die beiden ins Wohnzimmer. Der Tisch war gedeckt mit blauer Tischdecke und roter Servierten.
„Macht es euch schon mal bequem. Ich bin gleich wieder da und ich hole Finn.“ Damit verschwand sie aus dem Raum.
Hannah und Ben setzten sich in die blauen tiefen Sessel. In diesem Wohnzimmer gab es weder einen Fernseher noch eine Stereoanlage.
„Ist alles in Ordnung mit dir, Süße?“ Er klang ein wenig besorgt.
„Na klar. Alles bestens.“
Dann kam Finn. Seine blonden Haare standen ihm zu Berge, aber er hatte immer eine struppelige Frisur. Er trug eine weiße Hose und ein schwarzes T-Shirt.
„Hey, schön dass ihr da seid.“, begrüßte Finn sie.
„Schön, dass wir kommen durften.“, gab Ben zurück und lächelte. Finn gab beiden die Hand und setzte sich dann zu ihnen.
„Und, was gibt’s neues?“, fragte Finn.
„Seit heute Morgen wohl nicht viel.“ Ben schüttelte mit dem Kopf und lachte.
„Ja stimmt, dumme Frage.“, gab Finn zu.
Anice servierte die Getränke. Es gab tatsächlich Zitronen-saft. Sie hatte lange keinen mehr getrunken. Sie setzten sich an den Tisch und tranken das Blut. Es war nicht mal aufge-wärmt.
Finn und Ben plapperten freudig drauf los und beachteten Hannah und Anice gar nicht mehr.
„Typisch.“ Anice grinste. „Männer unter sich.“
Hannah lächelte. „Ja, das ist wahr.“
„Ich meine Finn ist ein toller Mann und ich liebe ihn wirk-lich, aber manchmal könnte ich ihn auch an die Wand klat-schen. Es ist schließlich ein Abend zu viert und nicht ein Abend zu zweit.“, beschwerte sich Anice.
„Mich stört es nicht so. Sie reden sonst immer nur über ihre Arbeit. Die Möglichkeit über private Themen zu reden ha-ben sie eher weniger.“, bemerkte Hannah.
„Stimmt auch wieder.“, gab Anice zu. „Eigentlich haben wir uns nie richtig unterhalten, oder?“
„Ja stimmt.“ Eigentlich hatte Hannah auch keine Lust dazu. Sie nippte an ihrem Blut.
„Wie ist das eigentlich genau mit dir und Ben?“, fragte Ani-ce.
„Wir sind nur Freunde.“
Anice nickte. Hannah merkte, dass Anice eigentlich noch mehr fragen wollte, aber sie blieb still. Ben und Finn saßen wohl zu nah bei ihnen. Hannah war ganz froh darüber.
Den Rest des Abends sprachen Hannah und Anice über Themen wie Musik, Kunst und Politik. Eigentlich war der Abend doch ganz schön. Vielleicht würde Hannah ja doch wieder dazu bereit sein mehr unter die Leute zu gehen. Mit Anice und Finn konnte sie ja anfangen.
Erst spät fuhren Ben und Hannah nach Hause. Sie hatten an diesem Abend wenig miteinander gesprochen, dabei sprach sie mit Ben am liebsten.


Kapitel 22

Jonas liebte seine Schule. Endlich konnte er wieder richtigen Kampfsport anwenden. Es war zwar noch nicht so lange her, dass er zum letzten Mal gekämpft hatte, aber mit Kampfsport hatte das wenig zu tun gehabt. Das letzte mal hatte er Kampfsport betrieben kurz bevor er Louisa aus der Menschenwelt geholt hatte. In der Bodyguardgruppe hatten sie trainiert. Das lag jetzt ca. ein Jahr zurück. Er vermisste die Bodyguardgruppe, aber jetzt war im Feenreich sowieso alles anders gestickt. Jonas mochte Veränderungen nicht besonders auch wenn ihm klar gewesen war, dass das im Feenreich notwendig gewesen war.
Schon nächste Woche sollte sich herausstellen ob Rae und er Helfer werden würden. Jonas hoffte es jedenfalls. Sie übten schon fleißig dafür. Herr Rowens wollte ja schließlich sehen ob sie tauglich dafür waren.
Auf dem Schulhof waren Jonas und Rae meistens auch nicht mehr allein. Meistens standen Aurelina, Rosanna, Pearl, Casimir, Tristan und Pepe bei ihnen. Sie waren also eine große Truppe. Cassimir, Pearl und Aurelina waren ebenfalls Elfen. Aurelina hatte früher sogar nahe der Elfenburg ge-wohnt. Casimir ist sogar in der Vampirwelt aufgewachsen. Er hat das Feenreich nie zu Gesicht bekommen.
Jonas hatte die anderen natürlich auch zu der Party eingela-den. Es sollte ja schließlich eine Kennenlernparty werden. Alle hatten gesagt, dass sie kommen wollten.
Gerade war Pause. Rae unterhielt sich mit Rosanna und Wil-liam. Die beiden waren seit 600 Jahren ein Paar. Sie haben schon viele Sachen studiert: Informatik, Kunst, Chemie, Tierkunde, Länderkunde, kaufmännisches Handeln und vie-les mehr. Aber noch keine Kampftechniken. Sie waren beide schon sehr alt als sie gestorben waren vor ca. hundert Jahren. Sie waren auch schon in den verschiedensten Gegenden und Welten unterwegs gewesen. Jonas fand es schön, dass ihre Liebe nun schon so lange andauerte. Sie waren wirklich noch so verliebt wie am ersten Tag. Er hoffte bei ihm und Louisa würde es genauso sein.
„Hey, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Aurelina ihn sanft.
„Klar, warum?“
„Du sahst so nachdenklich aus.“, fand sie.
„Das war ich auch. – Nachdenklich.“, gab Jons zu.
„Worüber hast du denn nachgedacht?“
„Ach über die Party morgen.“ Jonas wich Aurelina aus. Er wollte ihr nichts über seine Gefühle erzählen. Er kannte sie ja kaum.

Heute war Louisas großer Tag. Sie war nervös als sie ihren Platz einnahm. Zuerst nahm Eirik Cedric, Melissa und Ro-reen dran. Ihre Werke waren grandiös. Es war auch nicht so, dass sie aus allen drei Fächern ihre Werke raussuchen muss-ten sondern nur eins und das suchte Eirik aus. Alissa, Cedric und Roreen hatten mit ihren Themen Glück gehabt.
Vor Louisa kamen dann noch zwei weitere Vampire dran. Dann kam sie endlich.
„Louisa, ich habe lange überlegt welches Thema du vorstel-len sollst. Ich habe dich beim Malen beobachtet und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mich dein Bild sehr faszi-niert hat. Deswegen sollt du das vorstellen.“, teilte Eirik sei-nen Entschluss mit.
Louisa atmete erleichtert aus. Nichts leichter als das. Sie hängte das Bild an die Tafel und begann zu erzählen. „Also, das Gesicht was ihr seht ist das Portrait von Bernhard Hen-nen. Er ist in der Menschwelt ein deutscher Autor, der Fan-tasieromane schreibt. Es geht dabei um Elfen, Zwerge, Men-schen usw. Ich habe sein Gesicht zunächst mit Bleistift vor-gezeichnet und dann die Konturen mit einem schwarzen dickeren Stift nachgezeichnet. Nächste Woche möchte ich die Konturen verfeinern und das Gesicht bemalen.“
„Gut, wenn es das war darfst du dich setzten. Bitte schreibt jetzt alle eure Zahlen auf einen Zettel und gibt ihn mir. Das taten die Schüler und Eirik wertete die Punkte aus.
„Wow, das ist glaub ich die beste Bewertung, die es gegeben hat.“, verkündete Eirik. Außer ein mal drei Punkte und ein mal zwei Punkte nur jeweils einen Punkt. Aber ich kann euch verstehen. Das Bild ist einfach faszinierend. Ich werde mich der Mehrheit anschließen und dir einen Punkt geben.“
„Wow, das ist echt überwältigend.“, freute sich Louisa.


Kapitel 23

D
ie Terrasse war superschön geschmückt mit Girlanden und Fackeln wenn es dunkler wurde. Tische und Stühle standen bereit. Die Stereoanlage war nach draußen befördert worden und es würde einen Misch aus Elfen-, Vampir- und Menschenmusik geben. Für die Elfen waren verschiedene Weine und Obst vorbereitet worden und für die Vampire Zitronensaft und Blut. Die Vampirgetränke hatten sie von Ben erhalten. Platz zum Tanzen gab es auf dem Rasen genug. Es sah einfach perfekt aus.
„Wow, euer Garten ist einfach ein Traum.“, fand Judith.
„Ja, das ist wohl wahr.“ Louisa sah stolz auf ihren Garten. Es kamen ca. zehn Leute, vielleicht ein bisschen mehr. Lei-der hatten Ben und Hannah abgesagt. Sie zogen einen ge-mütlichen Abend vor. Louisa konnte sie verstehen, aber sie hätte Ben trotzdem näher kennen gelernt.
Die ersten Gäste würden gleich kommen. Ihr Vater war heu-te in den Ort gegangen. Er wollte sich mit dieser Mary tref-fen. Sie hatte heute ausnahmsweise ihren freien Abend. Louisa freute sich für ihren Vater. Vielleicht würde Mary ihn etwas aufpeppeln. Louisa hätte nicht gedacht, dass er sich so früh wieder mit einer Frau treffen würde. Der Tot ihrer Mutter lag nicht mal ein Jahr zurück. Aber für ihren Vater war das gut so.
Zuerst kamen Roreen, Alissa und Cedric, gefolgt von Aure-lina, William, Rosanna und Tristan. Kurz danach kamen Pearl, Rae und Runa. Louisa, Jonas und Judith begrüßten sie und sie stellten sich einander vor.
Louisa setzte sich sofort mit ihren Leuten zusammen, wozu auch Judith gehörte. Sie schenkten sich zu trinken ein und unterhielten sich.
„Diese Party war echt die Idee des Jahres.“, lobte Runa sie. „Ihr habt einen so tollen Garten.“
Bevor Louisa überhaupt antworten konnte bestätigte Alissa Runas Aussage. „Das stimmt. Der Garten ist großartig. Ich bin gespannt wie er aussieht, wenn die ganzen Lampen an sind.“
„Danke für die Komplimente.“ Runa lächelte. „Ich mag den Garten auch. Ach was, ich liebe ihn.“ Eigentlich hatten sie ihn ja noch nicht richtig genutzt, aber das lag an dem Zeit-mangel.
„Später müssen wir unbedingt tanzen.“, freute sich Roreen. „Die Wiese ist zu perfekt als würden wir es nicht tun.“
„Allerdings. Tanzen ist ein Muss.“, fand auch Runa.
„Das ist also Jonas.“, stellte Alissa fest. „Er ist wirklich ein Traumtyp.“
„Ja das stimmt. Er ist einfach super“ Liebevoll sah Louisa Jonas an. Er quatschte mit seinen Bekannten und saß mit dem Rücken zu ihr. Nachher würde sie zu ihm gehen.
„Als er uns die Tür aufmachte dachte ich: Wow, aus wel-chem Katalog kommt der denn?“, erzählte Alissa lächelnd. „Nein, also im Ernst. Ich glaub er ist ein wirklich richtig toller Typ. Also ich mein so wirklich richtig toll.“
„Ally, er ist vergeben. Denk gar nicht mal daran.“, erinnerte Roreen Alissa.
„Ach was, so meinte ich das doch gar nicht.“ Alissa wurde leicht verlegen.
„Ich versteh dich schon.“, lachte Louisa.
Als Judith und ihre Bekannten in Gespräche vertieft waren merkte Louisa mal wieder, dass Cedric auffallend ruhig war. Deswegen fragte sie ihn. „Hast du Lust ein wenig mit mir durch den Garten zu gehen?“
Fragend sah er sie an, aber er nickte. Sie standen beide auf und gingen Richtung Wald. Es wurde langsam dunkel. Die Girlanden und Fackeln brannten schon. Es sah traumhaft aus.
„Du bist sehr ruhig.“, bemerkte Louisa nun.
„Ja, das ist meine Art. Ich bin nicht gut im Umgang mit an-deren Personen.“, erzählte er.
„Das ist aber schade.“, fand Louisa. „Ich bin mir sicher, dass du ein netter Typ bist.“
„Ich lebe halt gern in meiner eigenen Welt. Deswegen schreibe ich auch gerne Geschichten und studiere Kunst.“
„Aber hattest du nie das Bedürfnis Kontakt zu anderen zu haben?“, fragte Louisa.
„Manchmal fühle ich mich schon sehr allein.“, gab Cedric zu. „Aber man gewöhnt sich dran.“
„Das solltest du aber nicht.“ Louisa lächelte. „Ich find man braucht Kontakt zu anderen Personen.“
„Hm, du bist eben anders als ich.“, überlegte er.
„Hättest du trotzdem Lust ab und an was mit mir zu unter-nehmen?“, fragte Louisa ihn. Sie wollte nicht, dass er immer so allein war.
„Du hast doch einen Freund.“, wunderte sich Cedric.
„Ja, ich mein ja auch nur freundschaftlich, wenn du magst.“
„Warum eigentlich nicht?“ Cedric zuckte mit den Achseln.
„Das find ich toll.“, freute sich Louisa. „Du wirst sehen wir werden Spaß haben.“
Als sie sich wieder zu den anderen gesellten waren manche schon am Tanzen.

Jonas saß bei seinen Klassenkameraden. Er unterhielt sich überwiegend mit Rae, Rosanna und William. Aurelina ver-suchte immer wieder ein Gespräch mit ihm zu beginnen, aber er zeigte kein Interesse. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn anbaggern wollte. Das konnte sie gerade gar nicht gebrauchen.
William und Rosanna waren wirklich interessante Vampire. Gerade erzählten sie von der Tour durch das Feenreich. Sie waren sogar schon auf Nicolas Burg gewesen als Nicolas noch kein König gewesen war. Das fand Jonas am eindruck-vollsten.
„Damals war das Schloss noch kein Schloss gewesen son-dern eine Burg. König Noel war damals noch ein Kind. Ich glaube er war zwei Jahre alt. Ich hab ihn an die Hand ge-nommen und bin mit ihm spazieren gegangen. Ich hab mit-bekommen wie er groß geworden ist. Als er dann König geworden ist und Malou geheiratet hat sind wir in die Vam-pirwelt ausgewandert. Malou war mit ihren Zwillingen schwanger. Ich hab dann später gehört, dass sie ein Mädchen und einen Jungen bekommen hat.“, erzählte Rosanna.
Jonas wunderte sich. „Zwillinge?“
„Ja, das habe ich gesagt. Ein Junge und ein Mädchen.“, bes-tätigte Rosanna.
„Bist du sicher?“ Sollte Louisa einen Zwillingsbruder ha-ben?
„Ja, ganz sicher. Eine damalige Freundin von mir hat uns kurz nach der Geburt besucht. Sie hat auf der Burg gelebt über die Noel herrschte. Es waren definitiv Zwillinge. Wa-rum fragst du?“
„Diese Information ist mir wohl entgangen. Man hat viel über den König erzählt. Von dem Mädchen erfuhren wir natürlich, aber nicht von dem Jungen.“ Wie gut, dass Rosan-na nicht wusste, dass das Mädchen Louisa war und dass Ni-colas in diesem Haus wohnte. Vielleicht sollte er Nicolas fragen ob er eine Rosanna kannte und warum er seinen Sohn verschwiegen hatte.
„Na ja, so weit ich weiß hat Noel seine Tochter in eine ande-re Welt gegeben. Vielleicht hat er das mit dem Jungen auch getan.“, überlegte Rosanna.
Jonas fiel die Prophezeiung wieder ein. Dort hieß es, dass Nicolas und Malou ein Kind zur Welt bringen würden, dass das Gleichgewicht der Welt wieder herstellen soll. Vielleicht war ja der Junge damit gemeint. Louisas Zwillingsbruder.

Mit der Zeit tanzten immer mehr. Auch Louisa und Jonas tanzten meistens bei langsamen Songs. Dann konnten sie sich besser aneinander kuscheln. Jonas tanzte aber auch mit Roreen und den Mädchen aus seiner Klasse, außer Aurelina. Louisa tanzte dafür mit Rae und Cedric und manchmal auch mit William. Eigentlich hatte Jonas immer darauf geachtet, dass Louisa nicht alleine mit William und Rosanna war. Vorerst sollte sie nicht erfahren, dass sie einen Zwillings-bruder hatte. Jonas wollte erst mit Nicolas darüber reden.
Die Party war ein voller Erfolg. Louisas Klassenkameraden hatten sich sogar mit Jonas Klassenkameraden unterhalten. Vielleicht würden sie ja eine große Clique werden, aber Jonas würde es auf sich zukommen lassen.


Epilog

H
annah und Ben saßen eng aneinandergekuschelt auf der Couch. Hannah war in letzter Zeit schon öfter aufgefallen, dass ihre freundschaftliche Beziehung zu Ben sich immer mehr in Liebe verwandelte. Ihm schien es genauso zu gehen. Er gab ihr Küsse auf die Stirn und nannte sie Darling. Gute Freunde lagen auch nicht so wie sie es taten auf dem Sofa.
Empfand Hannah wirklich Liebe für Ben oder war das nur so ein Gefühl, weil er ihr geholfen hatte und weil er ein so toller Mensch war? Hatte es je andere Anzeichen als Freundschaft zwischen ihnen gegeben? Hannah freute sich immer, wenn Ben nach Hause kam, aber konnte das nicht auch sein, weil ihr tagsüber langweilig wurde und weil er eine nette Gesellschaft war? Hannah dachte ernsthaft dar-über nach und dann fiel es ihr auf: Wenn Sie Ben ansah kribbelte es in ihrem Bauch und ihr Herz schlug schneller. Ben zu sehen und mit ihm zu reden war wie Sonnenstrahl auf ihrer Haut zu spüren, auch wenn das eigentlich gar nicht mehr möglich war. Ihr wurde warm, was ebenfalls unmög-lich geworden war. Wenn Ben da war benahm sie sich an-ders und sie vertraute ihm vollkommen. Er war ein herzens-guter Mensch. Die Sache war wohl klar: Sie liebte ihn.
„Woran denkst du?“, fragte er sie neugierig.
„Ich denke über uns nach.“, gestand sie.
„Über uns?“ Verwundert sah er sie an. „Warum, stimmt et-was nicht?“
„Im Gegenteil. Es ist alles in Ordnung.“, beruhigte Hannah ihn.
„Was ist dann?“ Aufmerksam sah er sie an.
„Was fühlst du wirklich, Ben?“ Diese Frage kam Hannah nicht leicht über die Lippen. Sie konnte alles zwischen ihnen verändern, auch zum schlechten.
„Wie meinst du das?“ Ben begriff nicht.
„Was fühlst du für mich? Ist es nur Freundschaft?“
Ben schloss für einen Moment die Augen und seufzte dann tief. „Jetzt ist wohl der Augenblick der Wahrheit gekommen, was? Nein, es ist nicht nur Freundschaft. Ich liebe dich schon sehr lange, Hannah.“
Hannah konnte es nicht fassen. Ben liebte sie tatsächlich?
„Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte sie vorwurfsvoll.
„Vielleicht, weil ich schüchtern war. Ich hatte Angst, dass das alles zwischen uns kaputt machen würde.“, gestand Ben ihr.
Hannah lachte kurz gegen ihren Willen. Ben und schüch-tern? Wohl kaum! Aber hätte sie nicht bemerken müssen, dass er sie liebte? Nach allem, was er für sie getan hatte?
„Oh Ben, ich liebe dich auch, so sehr.“
Ben nahm sie in die Arme und sie küssten sich. Heute Nacht würde sie nach Ewigkeiten nicht mehr allein schlafen. Sie würde in Bens Armen und in Bens Bett schlafen. So glück-lich war sie seit einem Jahrhundert nicht mehr gewesen. Doch der Angst Ben wieder verlieren zu können konnte sie nicht entkommen. War es klug gewesen ihm ihre Gefühle zu offenbaren? Hätten sie nicht einfach Freunde bleiben sollen?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich insbesonderen den Fans von Sternenstaub, aber auch alle anderen Fantasylesern.

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