Kapitel 1
Die Zeit war gekommen in der Jerome und Carlina zusammen die Tage miteinander verbringen sollte. Jerome hatte Angst. Es waren noch zwei Tage bis zu seiner Krönung und seiner Hochzeit. Eigentlich sollte er Linnea heiraten, nicht Carlina. Doch die hatte er heute nicht mal gesehen.
Die ganze Zeit war Carlina bei ihm und sie freute sich an-scheinend darüber. Phoenix konnte sich auch nur noch als Marek ausgeben, da sie nicht vorhatten Carlina die Wahrheit zu sagen. Carlina vermied es mit Absicht in die Nähe ihres Zimmers zu kommen. Jerome würde diese zwei Nächte bei Carlina im Zimmer schlafen, während Linnea mit Noel zu-sammen in seinem Zimmer schliefen.
Er hasste es keine Privatsphäre zu haben. Er brauchte sie. Er fühlte sich so eingeengt.
Es war Abend. Carlina bürstete gerade seit zehn Minuten ihre Haare. Linnea würde so was nicht tun. Sie achtete zwar auch auf ihr Äußeres, aber sie war natürlich schön. Sie brauchte nicht übertrieben lange um sich zu stylen und schon gar nicht vorm Schlafen gehen.
Der erste Tag mit Carlina war geschafft. Jerome ließ den Tag noch mal Reveau passieren. Am Morgen hatten er und Carlina zusammen gefrühstückt. Allein! Carlina hatte die meiste Zeit geredet. Sie hatte ihm von der Zeit erzählt bevor sie hier im Schloss gelebt hatte. Sie war glücklich gewesen. Ihr Vater war da gewesen. Es war keine Schande mit Carlina verheiratet zu werden, aber er liebte sie nun mal nicht. Er hatte sein Herz Linnea geschenkt und ihr würde es immer gehören.
Nach dem Frühstück waren sie im Schloss umher gewandert und im schwarzen Garten spazieren gegangen, der auf seine Weise so wunderschön war. Jerome hatte gar keine Mög-lichkeit Linnea noch vor seiner Hochzeit zu sehen. Sie war in seinem Zimmer mit ihrem Vater und Jerome wollte nicht, dass Carlina wusste, dass Noel dort war. Er hatte ihr nur erzählt, dass Linnea in seinem Zimmer schlafen würde. Mehr sollte sie nicht wissen.
Carlina und er hatten geredet. Eigentlich war Carlina sogar sehr nett, aber er konnte sie nicht lieben. Eigentlich hatte sie was besseres verdient als das hier, aber sie wollte es ja so.
Jerome graute es davor mit Carlina einen Erben zu zeugen. Klar, Carlina war wunderschön, genau wie ihr Körper. Aber sie war eben nicht Linnea. Außerdem tat ihm das Kind jetzt schon Leid. Eltern, die sich nicht liebten, waren keine gute Vorraussetzung für ein Kind.
„Carla, kommst du endlich? Du hast deine Haare jetzt lange genug frisiert. Ich bin müde.“ Jerome wollte schlafen. Er nannte Carlina erst seit heute Carla. Er mochte das lieber. Ihr gefiel das.
„Gleich. Dauert noch ganz kurz.“, versprach Carlina ihm. Sie legte nach kurzer Zeit endlich den Handspiegel weg, den sie genommen hatte, um sich noch ein mal darin zu betrach-ten und kam dann ins Bett. Jerome knipste das Licht aus.
„Gute Nacht, Carla.“ Ein Tag mit Carlina war anstrengend.
„Gute Nacht.“ Sie klang enttäuscht, aber jetzt war Ruhe.
Linnea war frustriert. Sie musste allein mit Jerome reden. Sie musste ihm erzählen, was sie erfahren hatte, aber er war nicht mehr allein. Carlina war immer bei ihm und Jerome hatte sie heute noch gar nicht gesehen.
Sie hatte mit ihrem Vater darüber geredet. Er fand, dass sie bei Jeromes Hochzeit anwesend sein sollte und irgendwann sagen sollte, dass Jerome Carlina nicht heiraten dürfe. Lin-nea war sich nicht sicher ob das in ihrem Interesse lag und in Jeromes wohl erst Recht nicht.
Vielleicht sollte sie mit Phoenix darüber reden. Vielleicht hatte er ja noch eine Idee. Aber war das fair. Phoenix liebte sie schließlich. Wenn auch auf eine andere Art und Weise als Aenna. Aber das war okay.
Kurz gesagt: Linnea war verzweifelt. Sie wusste nicht was sie tun sollte um Jerome von der Hochzeit abzuhalten. Viel-leicht war der Plan ihres Vaters ja doch keine so schlechte Idee. Wenn sie Jerome vor der Hochzeit sagte, was sie wuss-te, konnte es durchaus sein, dass Jerome die Zeremonie ab-blies. Aber hatte er wirklich eine Wahl?
Einen Weg musste es doch geben! Sie musste mit Jerome reden. Aber wie? War es nicht dreist das zu tun, während Carlina dabei war? Sie musste ja nicht von ihm verlangen, dass er Carlina nicht heiratete. Sie brauchte ihm nur zu sa-gen, dass sie nicht miteinander verwandt waren.
Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie konnte Jerome eine Nach-richt schreiben, die Phoenix ihm überbrachte. Phoenix muss-te ja nicht unbedingt wissen was drin stand. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder?“
Jetzt musste sie nur noch wissen wie sie Phoenix erreichen konnte. Wenn sie das Zimmer verließ und Jerome davon erfuhr würde er sauer werden. Noel los zu schicken war auch nicht unbedingt die beste Idee.
Was konnte sie tun? Es musste eine Möglichkeit geben. Ir-gendeine!
Eigentlich konnte sie nur darauf hoffen, dass Phoenix hier irgendwann auftauchen würde bevor die Hochzeit stattfand.
Die ganze Zeit während sie nachdachte, lief sie im Zimmer hin und her. Das machte Noel ganz kirre, doch Linnea konn-te nicht anders. Sie brauchte frische Luft, musste sich bewe-gen. Ein paar mal auf den Balkon zu gehen half da auch nicht.
Jerome verbrachte seine Zeit bestimmt gerade mit Carlina. Würde er es mitbekommen, wenn sie für kurze Zeit mal nicht in seinem Zimmer war? War es zu gefährlich, zu ris-kant? Sollte sie es testen? Frustriert ließ Linnea sich auf ei-nen Stuhl fallen. Es machte keinen Sinn darüber nachzuden-ken, wenn man es eh nicht tat.
Kapitel 2
Heute hatte Lilia endlich heraus gefunden, dass Marek nicht Marek war sondern Phoenix. Lilia hatte sich ein wenig im Schloss umgehört und festgestellt, dass Jerome sich öfter heimlich mit ihm unterhält. Das würde er mit Marek nicht tun. Mit ihm hatte er schließlich nicht so viel zu tun. Warum sollte er diesem Marek also so vertrauen? Doch darüber würde sich Lilia später kümmern. Erst mal musste sie dafür sorgen, dass diese Hochzeit nie stattfand. Das war das größere Problem, denn Marjorie legte sich ganz schön ins Zeug, damit die Hochzeit perfekt wurde. Lilia hatte Carlinas Kleid gesehen. Es war so wunderschön. Vielleicht sollte sie am Kleid Stoff abschneiden, sodass Carlina das Kleid nicht mehr anziehen konnte. Das wäre eine Idee. Doch da gab es noch eine Frage zu klären: Wie sollte sie an das Kleid heran kommen? Schließlich ließ Marjorie es gut bewachen.
Also ging sie nach oben in den 7. Stock. Im rechten Gang fast am Ende lag Carlinas Zimmer. Sie klopfte an und zu ihrer Überraschung wurde die Tür von Jerome geöffnet. Car-lina stand ganz in der Nähe. Selbst wenn er sprach sah er sie an. Er stand schräg zur Tür. Merkwürdig. Sein Verhalten passte gar nicht zu dem, wie er Carlina zuvor behandelt hat-te.
„Lilia, was gibt’s?“, fragte er. Er klang genervt, wie immer.
„Ich muss mit dir reden. Allein!“, verlangte sie.
„Das ist momentan schlecht. Versuch es doch nach der Hochzeit noch mal, ja?“
„Es ist wichtig.“, beharrte Lilia.
„Wenn du mit mir reden willst, kannst du das auch tun, wenn Carlina dabei ist.“, fand Jerome.
Lilia seufzte. Sollte sie es wagen? Vielleicht, wenn sie flüs-terte. „Na gut, aber Carlina soll uns nicht belauschen.“
„Kannst du Musik anmachen, Carlina? Du kannst dich ja auch da drüben an den Tisch setzen. Das ist schon in Ord-nung. Und dreh die Musik etwas lauter ja?“ Jerome bat Lilia herein und gab ihr fünf Minuten seiner kostbaren Zeit.
„Also, was willst du?“, fragte er erneut.
„Ich hab zwei Fragen.“, begann Lilia sofort, da sie wusste, dass ihre Zeit begrenzt war. Die Beethoven-Musik im Hin-tergrund nervte sie ein wenig. Wer hörte schon Beethoven? „Ich habe das Gefühl, dass deine heiß geliebte Linnea da ist. Stimmt das? Außerdem glaubt ich, dass Marek nicht Marek ist sondern Phoenix. Habe ich auch damit Recht?“ Sie flüs-terte nun.
„Nenn mir einen Grund warum ich dir antworten sollte.““, verlangte Jerome ebenfalls flüsternd.
„Weil ich dein Schweigen als ja deuten würde.“ Sie lächelte gewinnend.
„Eines kann ich dir sagen, denn das weiß Marjorie eh. Es wundert mich sowieso, dass du noch nichts davon weißt. Linnea ist hier und sie steht unter meinem Schutz. Wer ihr auch nur ein Haar krümmt, bekommt es mit mir zu tun.“
Lilia zweifelte nicht daran, dass er es ernst meinte. „Und was ist mit Phoenix?“
„Er ist Marek. Phoenix ist längst tot. Das weißt du genauso gut wie ich.“ Lilia war sich sicher, dass er log, aber mehr Informationen würde sie von ihm nicht bekommen.
„Dann wäre das ja geklärt. Danke für die Infos und viel Spaß mit Carlina.“ Sie lächelte zynisch und verließ den Raum. So so, Linnea war also hier. Blöd, dass er ihr nicht gesagt hatte, wo sie war. Das würde Lilia schon noch heraus finden und dann würde sie ihr einen Besuch abstatten.
Das mit Jerome und Carlina war merkwürdig. Warum hock-ten sie aufeinander? Das passte nicht. Jerome hatte seine Meinung über Linnea nach der Drohung ja wohl nicht geän-dert.
Vielleicht sollte Lilia sich mal wieder mit ihrer Freundin Yuna treffen. Sie wohnte auch im Schloss, aber Lilia sah sie nur selten. Schließlich war das Schloss so groß wie ein klei-nes Dorf. Jedenfalls konnte sie mit Yuna hervorragend Pläne schmieden. Ihre Freundin hatte immer die besten Ideen. Das war eine gute Idee. Das würde sie tun, aber vorher würde sie bei Marjorie vorbei schauen.
Kapitel 3
Es war ruhig im Feenland seit Noel entführt worden war und Jerome, Marek, Linnea und Lilia weg waren. Er spürte es an allen Ecken. Davin war nicht dumm.
Davin wünschte sich nichts sehnlicher als dass sie endlich nach Hause kamen. Linnea und Noel waren jetzt seine Fami-lie. Die Zwillingsschwester, die er nicht kannte und der Va-ter, mit dem er nichts zu tun hatte. Vielleicht sollte Davin wieder in die Rolle des Darren schlüpfen, wenn sie wieder-kamen.
Seine Tante Charlotte und sein Onkel Milo hatten ihn immer versorgt. Sie hatten ihm immer das gegeben, was er haben wollte, aber sie waren eben nicht seine Familie. Jedenfalls nicht richtig.
Nur Aenna kannte die Wahrheit. Nicht mal Aline, obwohl er sie sehr mochte. Er redete auch einfach nicht gern darüber.
Es klopfte. Er rief: „Herein.“ Aline steckte den Kopf durch die Tür. „Darf ich reinkommen?“
„Klar.“ Davin lächelte.
Aline war hübsch. Ihre blonden Haare gingen ihr bis zum Po. Ihre grünen Augen leuchteten geradezu. Sie war nicht ganz schlank, aber Davin gefiel ihre Figur trotzdem. Es be-zeichnete sie auch noch nicht als dick. Davin wusste, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte, aber er war sich nicht sicher ob er mehr als nur freundschaftliche Gefühle für sie hegte. Er hatte momentan einfach so viel anderes im Kopf.
Aline setzte sich auf den Drehstuhl an seinem Schreibtisch und sah ihn aufmerksam an.
„Du bist so still momentan.“, bemerkte sie. „So in dich zu-rückgezogen.“
„Ich muss momentan eine Menge für mich selbst klären.“ Davin klang traurig. Das wusste er. Ich hab vor kurzem et-was über mich erfahren, was ich erst verarbeiten muss. Aber ich möchte momentan nicht darüber reden.“
„In Ordnung.“ Aline war verletzt deswegen, aber das konnte er jetzt auch nicht ändern. Mit jemand Anderem als Aenna wollte er momentan erst mal nicht über seine Familienprob-leme reden.
Sie redeten noch ein wenig über belangloses Zeug. Dann ging Aline wieder und Davin hatte seine Ruhe. Er wollte Aline nicht verletzten, aber er brauchte momentan einfach seine Ruhe.
Corentin und Phoebe planten ihre Hochzeit. Corentin wollte am liebsten sofort heiraten, aber Phoebe wollte warten bis Linnea wieder kam. Sie solllte Trauzeugin werden. Corentin konnte seine Freundin ja verstehen, aber er wollte eigentlich nicht mehr warten.
„Cory, weißt du wo meine blaue Bluse hingekommen ist?“, fragte Phoebe ihn gerade. Phoebe verlegte ständig ihre Sa-chen. Momentan wühlte sie in ihrem Schrank rum. Sie war etwas chaotisch, aber das störte Corentin nicht.
„Nein.“, antwortete Corentin. „Vielleicht ist sie ja in der Wäsche.“
„Mist!“, fluchte Phoebe. „Ich wollte die doch anziehen.“
„Phoebe, wir gehen nur raus.“, erinnerte Corentin sie la-chend.
„Ja, ja, mach du dich nur lustig. Ich find das gar nicht so lustig. Ich will, dass es perfekt wird.“ Sie klang genervt.
„Du kannst auch die gelbe Bluse anziehen, die grüne oder die braune. Egal was, du siehst immer hübsch aus.“, versi-cherte er ihr.
„Du bist mir gerade keine große Hilfe.“, beschwerte sich Phoebe bei ihrem Freund und suchte weiter.
Corentin seufzte. „Phoebe wir gehen nur essen. Es ist nichts großes.“, beruhigte er sie. „Ich find die gelbe Bluse auch hübsch.“
„So weit ich mich erinnern kann gehen wir das erste Mal miteinander aus.“ Phoebe warf ihm einen kurzen Blick zu und widmete sich dann wieder ihrer Suche nach der Bluse.
Corentin rollte mit den Augen. – Frauen!
„Ah ich hab sie gefunden.“, triumphierte Phoebe dann. Co-rentin sah ihr dabei zu wie sie sich stylte. Am Ende trug sie die besagte blaue Bluse, einen schwarzen Minirock, schwar-ze Nylonstrumpfhose und schwarze, hochhackige Schuhe. Ihre feuerroten Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, was er schade fand. Er mochte offene Haare viel lieber. Ihre grü-nen Augen glänzten.
Corentin trug eine schwarze Jeans und ein blaues Poloshirt. Er hatte sich nicht besonders in Schale geworfen. Als Phoe-be ihre rote Handtasche in der Hand hielt erklärte sie. „Ich bin fertig.
„Dann los.“ Sie gingen in den Wohnraum, der leer war und verließen die WG. Das Schloss war nachts vom Licht be-leuchtet und wirkte romantisch. Corentin und Phoebe verlie-ßen Hand in Hand den Schlosshof und gingen die beleuchte-te Straße, die ins Dorf führte entlang. Das Restaurante, in dem sie Essen gehen wollten, war mitten im Dorf. Sie hatten diesen Abend einfach mal so beschlossen. Das Restaurante war gemütlich mit weichen braunen Stühlen, dunkle Möbel und roten Wänden. Das Licht war gedämpft um romantische Stimmung hervorzurufen.
„Es ist schön hier.“, bemerkte Phoebe.
„Ja.“ Er wirkte gedankenverloren.
Kurz nachdem sie sich gesetzt hatten kam auch schon eine Kellnerin im kurzen Parker und mit einer Schürze um die Hüfte. Sie fragte was sie bestellen wollten. Phoebe entschied sich für Ente. Das Fleisch war sehr selten und wurde aus der Menschenwelt eingeführt. Offensichtlich wollte sie sich et-was gönnen. Dazu bestellte sie Honigwein. Corentin nahm ebenfalls Honigwein, aber dazu nur ein Rinderfilet. Rinder gab es im ganzen Feenreich zur genüge. Allgemein aßen Elfen aber nur wenig Fleisch. Sie schlachteten nicht gerne Tiere. Meistens aßen sie eher Obst und Gemüse. Die Kellne-rin nahm die Bestellung auf und verschwand.
„Und, hast du dir unseren Abend so vorgestellt?“, erkundigte sich Corentin bei Phoebe. Er saß ihr gegenüber und sah ihr in die Augen.
„Ja, der Anfang ist schon mal nicht schlecht.“ Sie lächelte ihn an. Corentins Herz klopfte lauter. Es machte ihn glück-lich sie glücklich zu sehen. Im Hintergrund lief leise roman-tische Musik.
Die Kellnerin kam nach Ewigkeiten wieder um die Getränke zu bringen.
Kapitel 4
Marjorie saß in ihrem Büro. Es war Nachmittag. Der Nachmittag vor der Krönung. Es lief alles bestens. Nur, dass Jerome immer noch nicht seinen Zaubertrank getrunken hatte. Langsam musste sie sich was einfallen lassen. Sie wollte schließlich nicht, das ihr Sohn tot unglücklich war, wenn Linnea starb.
Vielleicht sollte Marjorie die beiden jetzt noch mal in ihr Büro holen. Dank ihrer Bedingung musste Jerome dann ja so lange bleiben bis Carlina auch ging. Vielleicht sollte sie mit ihnen noch mal den morgigen Tag besprechen. Marjorie lächelte. Morgen würde ein toller Tag werden. Wenn alles gut ging würden Jerome und Carlina verheiratet sein, sie wäre weiterhin Königin der Finsternis und Noel und Linnea würden tot sein. Aber sie wollte keinen unglücklichen Sohn.
Es klopfte an der Tür. Marjorie rief. „Herein.“ Lilia betrat den Raum.
„Lilia!“, freute sich Marjorie. „Schön dich zu sehen. Setz dich doch.“
„Marjorie.“ Lilia nickte ihr zu und setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
„Was hast du auf dem Herzen?“, fragte Marjorie sie. Sie hatte lange nicht mit Lilia gesprochen, aber sie kannte sie gut.
„Warum hängen Carlina und Jerome gerade die ganze Zeit zusammen?“, fragte Lilia sie.
Marjorie strahlte. „Dank meiner genialen Idee die beide für zwei Tage vor der Hochzeit aneinander zu binden.“
„Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Also ich mein, kannst du ihn denn nicht doch noch mit mir verheiraten?“
„Nein. Es ist Jeromes Entscheidung.“ Marjorie wollte ihm nicht noch mehr aufzwingen. „Jerome will Carlina heiraten und ich werde das akzeptieren.“
Lilia seufzte. Trotzdem gab sie Marjorie noch eine wichtige Information. „Ich glaube Phoenix ist im Schloss. Er gibt sich für Marek aus, aber alle Hinweise sprechen dafür, dass es Phoenix ist.“
Marjorie horchte auf. „Weißt du wo er steckt?“
„Ich glaube die meiste Zeit ist er bei Jerome im Büro.“ Je-rome! Immer stand er ihr im Weg. Was tat Phoenix hier? Sollte Marjorie Glück haben und schon morgen wieder mit Livas vereint sein? Lilia hatte keine Ahnung wie wertvoll diese Information für Marjorie war.
Linnea hielt in ihrem Hin und Her gehen inne. Ihr war gera-de eingefallen wie sie Jerome sagen konnte, was sie zu sa-gen hatte. Die Träume! Sie wusste nicht, ob es hier funktio-nierte, aber sie musste es versuchen.
Sie war schon im Pyjama und ihr Vater war sowieso müde. Also legte sie sich neben ihren Vater ins Bett und schaltete das Licht aus. Sie befreite sich von allen Gedanken und dachte an Jerome und daran, was sie ihm schicken wollte. Fast augenblicklich war sie in diesem Traum gefangen.
Linnea war auf der magischen Wiese im Feenreich. Endlich sah sie mal wieder Helligkeit und bunte Farben. Ihr gegen-über stand Jerome, so rein und schön wie nie. Verwirrt sah er sie an.
„Jerome, Liebling. Ich muss dir etwas sagen.“, begann Lin-nea sofort.
„Träumen wir?“, fragte er.
„Ja, aber bitte unterbrich mich nicht. Es ist wichtig, was ich dir zu sagen habe.“, bat sie. „Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Er hat mir gesagt, dass wir nicht miteinander verwandt sind. Weißt du, was das bedeutet? Wir dürfen zu-sammen sein.“
„Aber...“ Er war sprachlos. Dann wurde er wütend. „Meine verfluchte Mutter!“
Jerome, du darfst nicht mit Carlina zusammen sein. Wir ge-hören zusammen. Wir lieben uns.“
„Aber habe ich denn eine Wahl? Wie soll ich die Hochzeit jetzt noch aufhalten?“ Er klang verzweifelt.
„Wir könnten zusammen abhauen. Gleich nachdem wir auf-gewacht sind.“, schlug Linnea vor.
„Wir würden nicht weit kommen.“, gab er zu bedenken. „Es sei denn...“
„Was?“, fragte Linnea erwartungsvoll.
„Ich kenne da so einen Zauber. Er könnte das ganze Schloss in Schlaf versetzen.“ Jerome sah sie an.
„Ein Versuch wäre es wert.“
„Aber wir könnten nie mehr zurück ins Feenreich. Wir müssten woanders leben. Vielleicht im Reich der Vampire oder in der Menschenwelt. Und wir müssen wieder andere Namen annehmen.“, warnte Jerome sie.
„Wir könnten es versuchen.“, wiederholte sie.
„Es wäre riskant.“ Jerome war voller Zweifel. „Ich weis nicht mal ob ich ein Portal öffnen könnte.“
„Wenn es eine Möglichkeit gibt, dass wir zusammen sein können, müssen wir die Möglichkeit nutzen.“, fand Linnea trotzdem.
„Und Phoenix und Noel?“, fragte er.
„Wir nehmen sie mit.“ Für Linnea war alles so klar.
„Es ist riskant.“, wiederholte Jerome erneut.
„Wir müssen es versuchen.“
„Das geht nicht so einfach. Wir müssen einen Plan machen. Das geht nicht über Nacht.“
Linnea nahm Jeromes Hand in ihre. „Liebling, ich liebe dich. Ich will mein Leben mit dir verbringen.“
„Ich liebe dich auch, aber so eine Flucht muss man eben planen.“
Linnea seufzte. „Wir finden einen Weg.“, versprach sie. Sie zog Jerome an sich und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss. Zärtlich und langsam. Leidenschaftlich. Sie genoss es seine Lippen endlich wieder auf ihren zu spüren.
„Jerome!“, flüsterte sie leise.
Dann verschwand Jerome und die magische Wiese. Der Rest der Nacht verlief traumlos.
Kapitel 5
Corentin saß immer noch mit Phoebe in dem Restaurante. Sie hatten ausgiebig gegessen und viel Wein getrunken. Doch waren sie trotzdem noch bei klarem Verstand. Wein machte Elfen nicht viel aus. Es zeigte die gleiche Wirkung, wie wenn Menschen Kaffee tranken.
Corentin hatte schon die Rechnung bezahlt und jetzt standen sie auf und Corentin hielt Phoebe ihren Mantel hin, damit sie hineinschlüpfen konnte. Dann zog er seinen eigenen an. Es wurde zunehmend kälter im Feenreich und Abends war es immer schon sehr kalt.
Hand in Hand schlenderten sie aus dem Restaurante. Das goldene Schloss sah man schon von weitem. Es war mit Leuchtstrahlern hell beleuchtet.
„Der Abend war schön.“, fand Phoebe.
„Fand ich auch.“ Corentin lächelte sie an.
Der nach Hause Weg ging schnell vorbei. Sie gingen ein wenig schneller, weil es so kalt war. Beide waren froh als sie in den Wohnbereich ihrer WG waren. Dort legten sie ihre Mäntel wieder ab und hängten sie an Haken.
„Und was jetzt?“, erkundigte sich Phoebe bei ihrem Verlob-ten.
„Gehen wir hoch?“ Corentin grinste sie schelmisch an.
„Gern.“
Oben in ihrem Zimmer war eine angenehme Temperatur. Corentin zog Phoebe an sich und gab ihr einen zärtlichen, aber fordernden Kuss. Phoebes Herzschlag erhöhte sich. Langsam fanden seine Hände den Weg unter ihr T-Shirt und strichen zärtlich über ihre Haut. Corenitn schob Phoebes T-Shirt immer weiter hoch und bedeckte ihren Bauch mit leichten Küssen.
Phoebe war schneller als er. Sie hatte ihm sein T-Shirt und Pulluver, den er noch übergezogen hatte, schon ausgezogen und ihre Hände strichen zärtlich über seinen Bauch. Auch Corentins Puls bescheunigte sich. Es dauerte eine ganze Weile bis sich beide gegenseitig ausgezogen hatten. Coren-tin löste ihren Zopf aus dem Haar. Ihre weichen, roten Haare streichelten jetzt sanft seine nackte Haut.
Langsam fanden sie ihren gemeinsamen Rhythmus und be-wegten sich damit. Dabei küssten und streichelten sie sich gegenseitig. Phoebe begann zu erzittern und langsam und zärtlich drang Corentin in sie ein. Das Liebesspiel ging noch einige Zeit weiter. Dann kuschelte sich Phoebe eng an ihn. Nackt und erhitzt lagen sie so im Bett.
Corentin hatte schon ein mal mit Phoebe geschlafen, aber dieses mal war es noch viel schöner gewesen.
„Ich liebe dich so sehr.“, seufzte sie.
„Und ich liebe dich.“ Ein Lächeln lief über seine Lippen. Dann fielen sie beide in einen ruhigen Schlaf.
Jerome wachte am nächsten Morgen verzweifelt auf. Er wusste was das für ein Traum gewesen war. Wie konnte er die Hochzeit noch verhindern? Es musste einen Weg geben. Er gehörte zu Linnea.
Doch was konnte er tun? Er musste sich gegen seine Mutter stellen. Sie hatte ihn entführt und ihn gezwungen zu heira-ten. Außerdem hatte sie ihn angelogen. Er musste ihr einen Besuch abstatten. Es war der Tag seiner Hochzeit. Er brauchte nicht mehr rund um die Uhr mit Carlina zusammen sein.
„Wo willst du hin?“, fragte Carlina ängstlich als sie merkte, dass er in Richtung Tür ging.
„Ich muss meiner Mutter einen Besuch abstatten.“ Jerome wusste, dass er kalt klang, aber in dem Moment war es ihm egal.
„Aber....“
Er hörte ihr gar nicht mehr zu. Er verließ einfach das Zim-mer. Ohne Umwege ging er zu Marjories Büro. Wütend schlug er die Tür auf. Marjorie hatte Besuch. Er kannte den Mann nicht.
„Ich muss mit dir reden.“ Jerome schrie fast. So wütend war er.
„Ich hab Besuch.“, erwiderte sie sanft.
„Ich muss aber jetzt mit dir reden.“, beharrte er. Betont er-klärte er. „Das ist sehr wichtig.“
Marjorie seufzte. „Kannst du uns mal kurz allein lassen, Rouven?“, bat Marjorie ihren Besuch.
„Selbstverständlich.“ Besagter Rouven lächelte Marjorie an, nickte Jerome kurz zu und verschwand. Jerome setzte sich auf seinen Platz.
„Also, was gibt es denn so wichtiges?“, fragte Marjorie mit immer noch ruhiger Stimme. Hinter ihrer Fassade war sie geladen.
„Ich werde Carlina nicht heiraten:“, verkündete Jerome so-fort.
„Was?“ Marjorie war entsetzt.
„Du hast mich auf die übelste Weise hintergangen. Du willst, dass ich tue was du willst, aber mir bringst du kein bisschen Ehrlichkeit entgegen.“, warf Jerome ihr vor. „Lin-nea ist nicht meine Cousine und du weißt das.“
Der Schock saß. Das sah Jerome ihr an. Vermutlich fragte sie sich gerade woher er das wusste.
„Wir hatten eine Abmachung. Du kannst sie nicht einfach so rückgängig machen.“, erinnerte Marjorie ihn.
„Nein Mutter.“ Er war so voller Hass und sprach dement-sprechend das Wort Mutter aus. „Du hattest eine Abma-chung! Du wolltest, dass ich König der Finsternis werde! Ich habe das nie gewollt. Wusstest du, dass Carlina ehrliche Gefühle mir gegenüber hat? Ich kann sie nicht lieben und will ihr nicht mehr weh tun. Sie hat besseres verdient als Jemanden, der sie nicht liebt:“
Majorie zuckte zusammen. Jerome wusste, dass sie sich gut mit Carlina verstand. Sie klang jetzt nicht mehr so selbstsi-cher.
„Wenn du sie verlässt wird sie nur umso verletzter sein.“, vermutete Marjorie.
„Da irrst du.“, belehrte Jerome sie eines besseren. „Es ist das Beste für uns beiden.“
„Und was hast du jetzt vor?“, fragte Marjorie ihn.
„Ich werde mit Linnea und ihrem Vater das Schloss verlas-sen und irgendwohin gehen, wo uns niemand findet.“ Phoe-nix erwähnte er besser nicht.
„Und du glaubst ich lass dich einfach so gehen? Wie könnte ich? Du wirst keine zehn Meter weit kommen.“, drohte Mar-jorie ihm.
„Wenn du mich daran hindern willst, dass ich gehe, wirst du mich töten müssen. Lebe wohl, Mutter.“ Wieder betonte er besonders gehässig das Wort Mutter.
Jerome verließ ohne ein weiteres Wort das Büro seiner Mut-ter. Jetzt musste er zu Linnea. Er musste mit ihr, Noel und Phoenix fliehen. Er kannte da einen Zauber, der ihm viel-leicht dabei helfen konnte... Er hoffte, dass der Zauber funk-tionierte.
Er wusste, dass er sich beeilen musste, wenn er mit seinen Freunden fliehen wollte.
Kapitel 5
Lilia war bei ihrer Freundin Yuna. Sie wollte mit ihr bereden was sie tun könnten um Jeromes Hochzeit zu stoppen. Sie saßen auf Yunas Balkon. Sie wohnte im 8. Stock fast über Carlinas Zimmer. Vor ihnen stand ein Krug Honigwein und zwei Becher, die bis an den Rand gefüllt waren.
Yuna sah ihre Freundin skeptisch an. Lilia faszinierte immer wieder wie unscheinbar ihre Freundin aussah mit ihren schwarzen, kurzen Haaren, dem ebenmäßigen Gesicht, den strahlblauen Augen und der mittelschlanken Figur. Viele würden vermutlich nicht mal merken wie intelligent sie war.
„Du willst also die Hochzeit von Carlina und Jerome zu Fall bringen?“, fragte Yuna Lilia. Sie wusste wie ihre Freundin zu Jerome stand.
„Ja, das will ich, aber ich habe keine Ahnung wie.“ Lilia sah Yuna hilfesuchend an.
„Und Marjorie möchte die Hochzeit unbedingt, ja?“, fragte Yuna.
Wieder nickte Lilia.
„Eigentlich ist es doch einfach.“, begann Yuna nun die Aus-legung der Dinge zu erklären. „Du machst Carlina hand-lungsunfähig. Keine Ahnung, schlag sie bewusstlos oder so. Du siehst Carlina nämlich gar nicht so unähnlich. Ihr habt beide blondes Haar, ihr seit fast gleich groß und habt die gleiche Figur. Statt Carlina gehst du eben in ihrem Kleid zur Hochzeit. Keinem wird es auffallen und wenn die Hochzeit beendet ist, outest du dich Jerome.“
Lilia schlug sich an den Kopf. Die Lösung war so einfach. Warum war sie nur selbst nicht darauf gekommen? Sie wür-de sich als Carlina ausgeben und als Lilia unterschreiben und wenn Jerome es auffiel war es schon zu spät.
„Deine Idee ist brilliant.“, strahlte sie. „So werde ich es ma-chen.“
„Du hast allerdings nicht mehr viel Zeit.“ Yuna lächelte sie an. „Die Hochzeit ist in zwei Stunden.“
Und schon war Lilia auf den Beinen. „Danke, bis später. Wünsch mir Glück.“ Und weg war sie.
Jerome kam ca. fünf Minuten nachdem er Marjories Büro verlassen hatte in sein Zimmer. Linnea und Noel sahen ihn überrascht an.
„Solltest du nicht bald heiraten?“, fragte Linnea ihn traurig.
„Das hat sich erledigt. Wir müssen hier weg und zwar schnell.“, berichtete Jerome den beiden. Er sprach ohne Punkt und Komma.
Linnea war sofort auf den Beinen und auch Noel erhob sich schwerfällig.
„Kannst du laufen?“, fragte Jerome Noel.
„Ja, ja wird schon gehen.“, fluchte der König des Feen-reichs.
„Wir müssen Phoenix mitnehmen.“, fand Linnea. Sie klang ganz aufgeregt.
„Er wird in meinem Büro sein.“ Vorsichtig öffnete er seine Zimmertür und beobachtete drei Minuten lang den Gang. Dann winkte er sie zu sich. „Die Luft ist rein.“
Gemeinsam gingen sie im Laufschritt in Jeromes Büro. Dort schloss er noch ein mal die Tür ab. Phoenix war wirklich da. Überrascht sah er die drei an. „Was ist denn hier los?“
„Wir müssen hier weg. Ich werde jetzt einen Schlafzauber auf das Schloss legen. Alle im Schloss werden dann schlafen außer wir. Aber ich bin nicht geübt in dem Zauber. Ich weis nicht wie lange er anhält oder ob er überhaupt funktioniert. Wir müssen uns also beeilen.“, erklärte Jerome.
„In Ordnung. Dann mach.“, nickte Phoenix.
Alle waren ruhig. Jerome entspannte sich und sprach in einer seltsamen Sprache die Worte. „Schlaft, Bewohner des Schlosses, schlaft. Nur wir sollen verschont bleiben. Einen halben Tag lang soll das Schloss schlafen. Schlaft, schlaft, Liebe Leute, einen halben Tag lang.“ Er spürte die Magie, die dieser Zauber vollbrach hatte, aber er wusste nicht ob es wirklich funktioniert hatte. Dann kam ein heller Blitz und danach war alles ruhig.
„Okay, dann los! Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Jerome
öffnete seine Bürotür und sie liefen zum Ausgang.
Sie schafften es bis zur Tür des Ausgangs und bis zum Tor, dass vom Schloss weg führte, dann liefen die ersten Wachen auf sie zu. Der Zauber war zu schwach gewesen.
„Wir müssen kämpfen.“, rief Jerome und das taten sie auch.
Kapitel 7
Phoebe war glücklich. Sie hatte alles, was sie sich wünschte. Sie hatte Corentin. Er war ihre große Liebe. Er hatte so ein großes Herz. Sie freute sich auf ihn, weil er sich wieder so gut mit seinem Bruder verstand. Fiete war eigentlich doch gar nicht so übel.
Aenna zog sich immer weiter in sich zurück. Nur mit Davin redete sie jetzt noch über wichtige Dinge. Mit ihr Corentin und Aline redete sie nur noch über belangloses Zeug wie das Wetter oder so. Der Verlust von Marek und Phoenix schmerzte ihr sehr.
Langsam mussten sie sich Gedanken darüber machen, ob sie einen neuen König wählen wollten, zumindest wenn Noel noch länger weg blieb. So weit Phoebe wusste hatte Noel keinen Nachfolger hinterlassen. Linnea war weg und Malou tot. Am geeignesten war ihrer Meinung nach Noor. Er war Noels engster Berater und wusste über alle Hofangelegen-heiten Bescheid. Phoebe wusste aber auch, dass Noel einen Bruder namens Milo hatte, der die Blutlinie fortsetzen könn-te. Allerdings war dieser sehr alt. Über 500 Jahre war selbst für einen Elfen sehr alt. Meistens starben die Elfen vorher in Kriegen oder bei etwas anderem. Phoebe kam ihr Leben ja schon lang vor und sie war erst 170 Jahre alt. Aber bei Elfen zählte das Alter ja sowieso weniger als bei Menschen. Sie störte es zum Beispiel nicht, dass Corentin 30 Jahre älter war als sie. Für die Menschen wäre das unfassbar. Doch 500 Jahre war schon wirklich alt für einen Elfen. Es gab nur we-nige, die genauso alt oder älter geworden sind.
Manche sagten Corentin habe das Zeug zum König. Er sollte eine neue Königslinie eröffnen. Doch war es klug eine neue Königslinie zu eröffnen? Außerdem hielt Corentin nicht allzu viel davon und er war sich auch gar nicht sicher ob Noel wirklich tot war.
Tyler wurde auch als möglicher Nachfolger vorgeschlagen, aber dann bräuchten sie einen neuen Anführer für die Body-guardtruppe. Letztendlich würden sowieso die Kandidaten unter sich entscheiden wer Graf bzw. König sein sollte.
Phoebe sollte eher ihre Hochzeit mit Corentin planen als unnötigen Gedanken nachzuhängen. Sie stellte sie sich so vor: Sie wollte am Meer heiraten. Auch die Trauung sollte am Meer stattfinden. Überall sollten Lampions mit sanften Licht hängen und Rosenblätter liegen. Im Hintergrund wür-de man die Wellen rauschen hören. Sie würde ein schnee-weißes Kleid mit langer Schleppe und Rüschen tragen sowie einen langen Schleier haben. Sie stellte sich alles ganz genau vor, aber sie konnte sich noch nicht dazu durchdringen die Hochzeit zu planen. Linnea sollte dabei sein.
Davin war sich bewusst, dass er Noels Nachfolger war. Würde ihm das jemand glauben und wollte er die Krone überhaupt? Er kannte die Antwort bereits. – Nein! Er wollte, dass sein Vater wieder kam. Er wollte glauben, dass er noch lebte.
Davin fand nicht, dass er ein guter König werden würde. Außerdem brauchte ein König ja auch immer eine Königin. Wen sollte er da wählen? Aline? Das fand er nicht fair. Er musste sich erst mal über seine Gefühle für sie im Klaren sein.
So viele Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. War es richtig gewesen, in die Nähe seines Vaters zu kommen? War es richtig gewesen seinen Onkel und seine Tante zu verlas-sen? War es fair gewesen? Die beiden war der Abschied schwer gefallen, aber sie hatten es kommen sehen. Ihm war es ebenfalls schwer gefallen. Das wusste er.
„Woran denkst du?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
Davin erschrak ein wenig, aber er drehte sich zur Tür um. Dort stand Aenna. Sie schloss gerade die Tür hinter sich und ging dann zum Stuhl und setzte sich.
„Glaubst du mein Vater kommt noch zurück?“, fragte Davin sie.
„Das ist schwer zu sagen. Vielleicht ja, vielleicht nein. Wenn Jerome weiß, dass er dort ist mit Sicherheit.“ Nach-denklich sah sie ihn an. „Woran denkst du?“
„Wenn er nicht zurückkommt würde mir dann jemand glau-ben, dass ich Noels Sohn bin?“ Er klang voller Zweifel und sehr traurig.
„Denkst du daran Noels Nachfolger zu werden?“, fragte sie als Gegenfrage.
„Ich weis nicht genau.“, gab er zu. „Vielleicht. Eigentlich will ich es nicht.“
„Ich glaube schon, dass sie dir glauben werden. Du bist praktisch deine Zwillingsschwester nur in männlicher Form.“
Davin erschrak. „Ist das so offensichtlich?“
„Nur, wenn man euch beide so kennt wie ich.“, beruhigte Aenna ihn. „Selbst Phoebe ist es nicht aufgefallen obwohl sie Linneas beste Freundin ist.“
Davin atmete tief durch. „Gut, denn eigentlich will ich die Krone nicht. Soll mein Onkel sie doch bekommen oder Co-rentin. Die wären besser als König geeignet.“
„Wir werden sehen.“ Aenna lächelte ihn aufmunternd an und umarmte ihn. Davin wusste, dass sie ihn trösten wollte, aber selbst sie konnte das momentan nicht. Er wollte seinen Vater wieder haben, nicht König werden.
Kapitel 8
Fluchend lief Marjorie hin und her. Nichts hatte geklappt. Jerome und seine verfluchte Linnea. Wie gut, dass sie neulich noch mit Rouven gesprochen hatte. Von ihm hatte sie alles über schwarze Magie gelernt. Er hatte ihr beigebracht wie man den Würgezauber so einsetzte, dass man Elfen töten konnte. Von ihm hatte sie gelernt wie man jemanden so stark gegen das Schienbein tritt, dass es sich anfühlte als wären es zehn Tritte. Von ihm hatte sie gelernt wie man die Elfen nach seinem Willen einsetzte. Er hatte ihr Macht gegeben. Das einzige, was er dafür verlangt hatte war, dass sie mit ihm schlafen sollte. Marjorie hatte so gesehen ihren Körper für die Macht verkauft. Doch es war schön gewesen mit Rouven zu schlafen. Es war seltsam berauschend mit einem Wächter aus dem Vorreich der Toten zu schlafen. Es verlangte nach mehr. Also war sie ein mal im Monat zu Rouven gegangen und hatte mit ihm ge-schlafen. Wenn Marjorie ehrlich zu sich selbst war, war das keine Strafe für sie gewesen.
Doch nun kämpfte ihr Sohn mit seinen Freunden unten auf dem Hof, weil er mit Linnea und Phoenix fliehen wollte, die sie töten sollte um Livas zu bekommen. Das konnte sie doch nicht zulassen.
Andererseits hatte sie Livas schon betrogen als sie sich das Schloss aufgebaut hatten um an die Macht zu kommen, die sie jetzt besaß. Was würde Rouven tun, wenn sie es nicht schaffte Linnea und Phoenix zu töten? Würde er sie wirklich zu Livas lassen oder würde er sie im Vorreich der Toten behalten um weiterhin mit ihr zu schlafen? Marjorie war klar, dass er ihr mit einem Mal alle Macht entreißen konnte, die er ihr gegeben hatte. Marjorie musste aufpassen.
Also konnte sie nur eines tun. Da unten kämpfen. Auch wenn das hieß, dass Jerome getötet werden könnte. Sie seufzte und stand auf.
Lilia war auf dem Weg zu Carlina. Das Schloss war leer. Das wunderte sie, doch sie wollte sich jetzt nicht darum kümmern. Sie musste jetzt in Carlinas Rolle schlüpfen, da-mit sie Jerome heiraten konnte. Sie stieß Carlinas Zimmertür mit einem Ruck auf. Carlina sah sie entsetzt an. Gut gelaunt stellte Lilia fest, dass Jerome nicht anwesend war.
„Was willst du, Lilia?“, fragte Carlina genervt.
„Wo ist denn dein Zukünftiger?“, höhnte Lilia fröhlich.
„Ich weis es nicht.“ Carlina log. Dessen war sich Lilia si-cher, aber das war jetzt auch egal. Blitzschnell handelte sie. Sie drückte ihr einen Chlorophorlappen auf das hübsche Gesicht und sofort war sie bewusstlos. Lilia kettete sie mit Handschellen ans Bett und klebte ihr einen Klebestreifen auf den Mund. Jetzt musste sie nur noch in Carlina verwandelt werden. Dann stand ihrer Hochzeit mit Jerome nichts mehr im Weg.
Sie schminkte zuerst ihre Haut etwas heller, denn Carlina hatte hellere Haut als sie. Dann setzte sie Kontaktlinsen ein, damit ihre Augen Carlinas wenigstens ansatzweise gerecht wurden. Ihr ganzes Aussehen veränderte sie allerdings durc einen Zauber. Sie passte es Carlinas an. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Lilia lächelte. Perfekt! Freudestrahlend ver-ließ sie Carlinas Zimmer und schloss die Tür mit einem Zauber ab. Carlina würde sich wundern, wenn sie wieder aufwachte.
Lilia schlenderte durch das Schloss. Es war wirklich ruhig. Irgendwie gelangte sie auf den Schlosshof. Hier war es laut und hier herrschte eine Schlacht. Warum bekämpften sich die Bewohner des Schlosses? Was war hier los? Verwirrt sah sie sich um und entdeckte in der Menge Jerome. Er griff Norden an. Was zum Teufel war hier bloß los? Er sollte heu-te heiraten und nicht kämpfen.
Kapitel 9
Linnea spürte diese Kraft in ihr als sie aus dem Burghof trat. Sie war neu und ungewohnt. Irgendwas hatte sich verändert als sie über die Türschwelle der dunklen Burg gegangen war. Sie konnte es nicht anders beschreiben. Es war ein dunkler Tag. Die Sonne war gewichen, sofern sie hier überhaupt vorhanden war. Der Winter nahte. Bald würde Schnee fallen. Hier im dunklen Land gab es keinen Herbst. Wenigstens regnete es nicht, doch die Dunkelheit war vorhanden. Linnea hielt Jeromes Hand fest in ihrer. Als sie auf den Burghof kamen, sahen sie Gestalten, die in allen möglichen Stellungen auf dem Burghof bewegungslos verharrten. Sie hielten die Augen geschlossen.
Schnellen Schrittes gingen sie auf das große Schlosstor hin-term Hof zu, dass in die Freiheit führte. Doch sie kamen nicht weit als eine männliche Stimme rief: „Was macht ihr da?“
Linnea, Jerome, Phoenix und Noel drehten sich nicht um. Sie wollten weiter gehen. Doch da versperrte ihnen Jemand den Ausgang. Ein großer Mann mit langen blonden Haaren und braunen Augen. Linnea kannte ihn nicht, aber Jerome wohl.
„Kian.“, seufzte er. „Meine Freunde und ich werden jetzt gehen und du wirst uns nicht daran hindern.“
„Tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, Jerome.“ Kian grinste ihn fies an und sah sehr selbstgefällig aus. „Aber ich habe den Befehl dich und deine Freunde hier nicht raus zu lassen.“
Phoenix und Noel waren ein wenig hinter ihm. Linnea hielt immer noch seine Hand. Er sah alle irgendwie gleichzeitig an und rief: „Komm, kämpfen wir!“
Linnea seufzte. Sofort griffen Marjories Männer sie an. Lin-nea kämpfte. Doch sie kämpfte anders als beim letzten Mal im Feenreich. Sie war jetzt stärker. Da sie keine Waffen zur Hand hatte kämpfte sie mit Hilfe von Magie und magischen Kampftechniken. Sie schickte ihren Gegnern Würgezauber auf den Hals, die jetzt viel mehr brauchten als zuvor. Ein Gegner nach dem anderen viel dauernd zu Boden. Linnea lächelte. So gefiel ihr das schon eher. Doch der Würgezau-ber allein reichte nicht aus. Sie probierte es mit dem Schwe-bezauber. Zuerst hob sie die Gegner an und ließ sie dann zu Boden plumpsen. Sie wandte magische Kampftechniken an, indem sie ihre Gegner mit aller Wucht traf. Sie hatte jetzt so viel mehr Kraft und konnte sie viel besser einsetzten. Sie schlug sich gut.
Dann fiel ihr Blick plötzlich auf Phoenix. Er kämpfte mit einer Frau. Sie sah wie Lilia aus. Die Frau hatte ein Schwert in der Hand. Er kämpfte nur mit Magie und magischen Kampftechniken. Er schlug ihr mit voller Kraft ins Gesicht, traf ihre Rippen und zielte auf ihre Brüste. Ein paar Prellun-gen würde sie bestimmt bekommen, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie stach mit dem Schwert auf seinen Körper ein und er hatte schon zahlreiche Wunden. Und dann wurde er auch noch unaufmerksamer und schwächer. Lilia nutzte das natürlich aus. Sie stach ihr Schwert direkt in Phoenix Herz und Phoenix sank auf den Boden zusammen.
„Nein! Phoenix!“, schrie Linnea über den Kampflärm hin-weg und kämpfte sich zu Lilia durch. Dafür würde sie bü-ßen.
Es waren so viele. Das schafften sie Niemals. Doch viel-leicht hatten sie ja eine Chance. Jerome hatte Linneas schmerzvollen Schrei gehört. Hoffentlich ging es ihr gut. Sein Stern. Sie durfte nicht sterben, nicht so.
Jerome wusste nicht wie lange er noch durchhalten würde. Er fühlte sich unglaublich schwach. Er glaubte jetzt schon seit Stunden zu kämpfen obwohl das nicht sein konnte. Ei-nen Gegner nach dem anderen metzelte er mit Hilfe der ma-gischen Kampftechniken nieder, aber irgendwie wurden es immer mehr statt weniger. Das ganze Schloss schien auf diesem Platz versammelt zu sein. Nur, dass seine Mutter fehlte. Gott sei Dank. Wenn sie kam, waren sie verloren.
Dafür, dass sie nur zu viert gegen so viele kämpften hielten sie sich erstaunlich gut. Jerome kämpfte gerade gegen einen großen blonden Elfen, den er noch nie gesehen hatte. Er war in keinem Rath gewesen und arbeitete auch nicht in einem Büro. Also war er wohl nicht so wichtig. Kämpfen konnte er aber gut. Normalerweise war Jerome ein guter Kämpfer und noch besser in der Magie, aber er kam noch nicht mal gegen den schwächsten schwarzen Magier an. Wie hatte seine Mutter es geschafft ihre Leute so stark zu machen?
Jerome durfte sich nicht ablenken lassen. Er musste weiter-kämpfen oder er würde sterben.
Der Mann griff ihn immer wieder an. Jerome hatte kaum noch eine Chance zu reagieren.
Kapitel 10
B
eim 1. Tag der Ratsitzung um das Königsamt waren Noor, Corentin, Tyler und Milo anwesend. Noor führte die Besprechungen an. Sie hatten so lange nichts von Noel gehört, dass sie die 1. Ratssitzung schon mal begonnen hatten.
„Zuerst müssen wir die Vor- und Nachteile von jedem Kan-didaten sammeln.“, schlug Noor vor. „Wer will anfangen?“
„Ich.“, meldete sich Tyler gleich zu Wort. „Und ich beginne mit Corentin, weil ich ihn am besten kenne.“
Hinterher hatten sie eine Liste zusammen, die folgenderma-ßen aussah:
Corentin
Vorteile: zuverlässig, treu, will das beste für
seine Mitmenschen, hat ein gutes Herz, heiratet bald
Nachteile: Blutlinie wird nicht weiter geführt
Milo
Vorteile: Blutlinie wird weiter geführt, hat eine Frau, ist sehr alt und weise
Nachteile: würde vermutlich bald getötet werden
Tyler
Vorteile: kann sich selbst verteidigen, kann gut kämpfen, ist scharfsinnig
Nachteile: hat keine Frau, kann die Blutlinie nicht weiterführen
Noor
Vorteile: kennt sich in Hofangelegenheiten aus, zuverlässig, Nicht nachtragend
Nachteile: keine Frau, führt die Blutlinie nicht weiter
Corentin sah sich die Liste mehrmals an. Wer wäre für Noels Nachfolger am besten geeignet? War diese Liste wirk-lich ausreichend? Die meiste Erfahrung hatte wohl Noor.
„Wie wäre es, wenn wir nach diesen Kriterien schon mal vorabstimmen? Wir müssten natürlich noch andere Dinge beachten, aber dann hätten wir schon mal so eine Vorstel-lung.“, schlug Noor vor. „Jeder hat zwei Stimmen. Mal se-hen was dabei heraus kommt.“
Corentin gab seine Stimmen Noor und Milo. Sie brauchten Tyler als Anführer der Bodyguardbande. Letzten Endes hatte Corentin drei Stimmen, Noor drei Stimmen, Milo zwei Stim-men und Tyler keine.
„Ihr wollt mich wohl unbedingt als Anführer der Bodygu-ardtruppe behalten, was?“, grinste Tyler. Milo sage gar nichts. Corentin auch nicht. Noor fand. „Das ist ja interes-sant. Zwie aus einer völlig anderen Blutlinie. Ich wäre ja für Corentin. Noel hat dich immer für sehr fähig gehalten.“
Corentin seufzte tief. „Es gibt ja noch andere Aspekte, die wir zu beachten haben. Man sollte nichts überstürzen. Au-ßerdem ist ja noch gar nicht sicher ob Noel nicht doch wie-der kommt.“
„Ach sei nicht so bescheiden, Cory.“ Ausgerechnet Tyler musste das sagen. „Du wärst ein guter König.“
„Und wenn ich gar kein König sein will?“, fragte Corentin genervt.
„Cory, wir brauchen Jemanden wie dich.“, fand Noor. Ich wäre gerne dein Berater.“ Der junge blonde Elf sah ihn ernst an.
„Ich gehe jetzt.“, verkündete Corentin. „Das andere können wir dann ja bei der zweiten Versammlung besprechen.“
Corentin wusste, dass alle ihm hinterher starrten, aber das war ihm egal. Er ging einfach.
Phoebe merkte wie niedergeschlagen Corentin war als er von der Versammlung heim kam. Er war still und in sich gekehrt. Das wollte gar nicht zu ihrem Liebling passen.
Sie waren oben in ihrem Zimmer. Corentin stand am Fenster und sah nachdenklich auf den Regen draußen. Phoebe ging zu ihm und zog ihn in ihre Arme. Er erwiderte ihre Umar-mung.
„Was ist los, Liebster?“, fragte sie zärtlich.
Er sah sie lange an bevor er antwortete. Alle sind dafür, dass ich König werden soll. Schon jetzt nach der ersten Sitzung.“
„Du wärest ein großartiger König.“, fand Phoebe. „Gerecht und reinen Herzens.“
„Ich will kein König sein. Ich hätte keine freie Minute mehr und mein Privatleben bliebe auf der Strecke. Das will ich nicht. Die Verantwortung ist eine Nummer zu groß für mich.“ Phoebe wusste, dass ihm dieses Thema sehr mit-nahm.
„Cory, ich liebe dich und ich weiß, dass es anstrengend ist, wenn man König ist, aber du bist einfach der Beste. Ich ken-ne Niemanden, der so reinen Herzens ist wie du. Du triffst eigentlich immer die richtigen Entscheidungen und würde es heutzutage noch Ritter geben: Du wärst einer!“ Phoebe woll-te Corentin nicht zwingen König zu werden, aber sie wollte auch nicht, dass er später seine Entscheidung bereute, wenn er ablehnte. „Ein weißer Ritter.“
„Ich bin weder zum Ritter geboren noch zum König. Ich bin einfach ich.“ Hilflos sah er sie an.
„Ich will ja nur, dass du die richtige Entscheidung triffst.“ Sie sah ihm ins Gesicht.
„Das werde ich.“, versprach er ihr. Jedenfalls würde es in dem Moment, indem er sich entscheiden musste die richtige Wahl sein.
Phoebe lehnte ihren Kopf an seine Brust.
„Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich liebe und ich werde es auch weiterhin tun. Egal ob du dich für die Krone entscheidest oder dagegen.“, erinnerte Phoebe ihn.
„Ich weiß.“ Er seufzte und zog sie enger an sich. „Und ich liebe dich. Wenn ich König bin kann ich nicht mehr so gut auf dich aufpassen wie jetzt. Du bist mir wichtiger als die Krone. Ich denke ich werde mich dagegen entscheiden.“
Phoebe lächelte. „Ich stehe auf jeden Fall hinter dir. Bei al-len Angelegenheiten.“
„Das bedeutet mir sehr viel.“, raunte er ihr zu und gab ihr ganz leicht einen Kuss auf die Stirn.
Was würde sie nur ohne ihren Corentin machen, ihrem leuchtenden Regenbogen, ihrem Engel?
Kapitel 11
Linnea war bis zu Lilia gekommen. Diese war erschrocken als sei ihre Feindin erkannte. Doch dann lächelte sie.
„Wie passend! Jeromes Herzensdame.“, höhnte sie.
„Freu dich nicht zu früh.“, warnte Linnea sie und griff Lilia direkt an. Schnell und hart schlug sie auf sie ein. Jetzt sah ihre Feindin noch irritierter aus.
„Du hast gedacht, dass ich schwächer wäre, was? Aber da irrst du. Außerdem bin ich wütend.“ Linnea grinste sie an und schlug weiter auf sie ein.
„Warum bist du denn wütend?“, fragte Lilia, die sich zu ver-teidigen versuchte.
„Du hast einen guten Freund von mir getötet. Das hättest du nicht tun sollen.“, klärte Linnea sie auf.
„Du meinst Phoenix? Er war doch eine jämmerliche Ges-talt.“ Lilia lachte laut.
„Nein, das war er nicht.“, widersprach Linnea ihr. „Er war ein ganz besonderer Elf, der es verdient hatte zu leben. Aber du hast ihn sein Leben genommen. Für Phoenix Tot wirst du büßen.“
„Als wenn du mich töten könntest.“ Lilia lachte noch mal.
„Wir werden sehen.“ Linnea griff Lilia wieder an. Lilia musste unzählige harte Schläge einstecken und Schockzau-ber, die sie erzittern ließ. Lilia schaffte es nicht sich zu ver-teidigen. Eigentlich war es viel zu einfach gegen sie zu kämpfen. Eine halbe Stunde ca. quälte Linnea Lilia. Sie ge-noss es nicht, aber sie wollte diesem Biest zeigen wer hier die Stärkere war. Dann hatte sie Nachsicht mit ihr und tötete sie mit einem heftigen Schockzauber. Linnea war unendlich erleichtert. Der Schmerz über Phoenix Tot hatte nicht nach-gelassen. Er war nicht so stark als Jerome ihr genommen worden war, aber stark war er dennoch. Sie hatte Pheonix auf ihre Weise geliebt und sie hätte ihm gewünscht, dass er Aenna wieder sehen würde. Und Aenna? Sie würde leiden, mehr als sie selbst, auch wenn sie dachte, dass Phoenix Ma-rek war.
Noel war zu Tode erschöpft. Seine Wunden waren nicht ganz verheilt gewesen und jetzt musste er schon wieder kämpfen. Seine Kraft reichte einfach nicht aus. Doch er blieb hartnäckig. Er wollte hier nicht sterben.
Noel wusste, dass er ein guter Kämpfer war, auch wenn er jetzt erschöpft war. Er hatte durchaus eine Chance. Er muss-te sie nur nutzen. Der Gegner, den er gerade bekämpfen musste, war schwächer als er, aber er musste ja nicht nur einen Gegner bekämpfen, sondern mindestens drei, meistens mehr. Er hatte das Gefühl, dass er die ganze Zeit nur im Kreis rumwirbelte und seine Gegner angriff. Ihm wurde ein wenig schwindelig. Hieß es nicht, dass Elfen schwindelfrei seien?
Auch Noel hörte Linnea schreien. Doch er war näher bei ihr und hörte wen sie rief. Anscheinend hatte Jemand Phoenix getötet. Aber seine Tochter hatte doch gar nichts mit ihm zu tun gehabt, oder doch?“
Noel seufzte, während er weiter kämpfte. Bald war alles vorbei. Die Frage war nur wie. Noel musste an Malou den-ken. Er lächelte. Vielleicht war es gar nicht so schlecht zu sterben. Dann würde er endlich seinen hübschen Engel wie-der sehen.
Und schon stolperte er. Seine Gegner nutzten das sofort aus. Sie schlugen erbarmungslos auf ihn ein. Jetzt war es gleich vorbei. Er spürte es. Doch dann fiel ihm plötzlich wieder etwas ein. Er könnte ja versuchen den Schlafzauber auf das Schloss zu legen. Vielleicht würde sie das ja alle retten. Alle bis auf Phoenix.
Kapitel 12
Davin saß in seinem Zimmer als es an der Tür klopfte. Das war bestimmt Aenna. Doch er irrte sich. Als er sich von dem Fenster wegdrehte sah er Milo an. Seinen Onkel.
„Onkel Milo.!“, begrüßte Davin Milo freudestrahlend, ging auf ihn zu und umarmte ihn.
Milo löste sich sanft von Davin und lächelte seinen Neffen an. Dann ging er zum Stuhl und setzte sich. Davin nahm auf seinem Bett Platz.
„Davin! Wie es aussieht geht es dir gut.“, stellte er fest.
„Ja geht so.“ Davin klang nicht so überzeugend. Das wusste er. „Was tust du hier?“
„Ich habe den Rath zur Wahl des neuen Königs beigeses-sen.“, erzählte sein Onkel ihm.
„Und wie siehst aus?“, fragte Davin. Er versuchte nicht zu neugierig zu klingen.
„Momentan haben Noor und Corentin die besten Karten. Aber Corentin wohl die besseren.“
Davin nickte nachdenklich. „Er wäre sicherlich ein guter König.“
Milo seufzte und sah Davin ernst an. „Du weißt, dass dir die Krone am ehesten zustehen würde? Du könntest die Blutli-nie fortsetzen.“
„Ich will kein König werden.“, begehrte Davin auf.
„Das möchte Corentin auch nicht.“
Davin sah Milo in die Augen. „Ich bin nicht zum König ge-boren. Mein Vater ist es, Linnea vielleicht auch und ganz sicher Corentin. Aber ich nicht!“
„Soll ich dich nicht doch mal mit zur nächsten Versamm-lung nehmen?“, versuchte Milo Davin zu überreden.
„Nein.“ Heftig schüttelte Davin mit dem Kopf. „Ich möchte das nicht.
Langes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Dann fragte Davin. „Ist Tante Charly auch da?“
„Nein, aber ich soll dich grüßen.“
Davin sah traurig aus. Nach weiterem Schweigen fragte Mi-lo ihn. „Und wie ist es dir ergangen hier?“
Davin erzählte ihm seine Geschichte. Bis auf ein paar Aus-nahmen natürlich.
Fiete ging ins Dorf. Er wollte sich seit langer Zeit mal wie-der mit seinen Freunden treffen. Er hatte Lasse und Abigail lange nicht mehr gesehen. Nur Sophie. Die hatte er schon gesehen. Doch konnte man das so eigentlich auch nicht rich-tig sagen.
„Hey, sieht man dich auch mal wieder.“, begrüßte Lasse ihn.
„Ich hatte viel zu tun.“, entschuldigte sich Fiete. Zuerst um-armte er Abigail und dann Lasse.
„Wie steht es mit deinem Bruder?“, fragte Abigail ihn. Ihr goldenes Haar glitzerte in der Abendsonne. Ihr reines Ge-sicht strahlte.
„Wir verstehen uns wieder ganz gut, eigentlich sogar viel besser.“ Fiete strahlte. Er war froh darüber. Sein Bruder war ein feiner Kerl.
„Und Sophie?“, erkundigte sich Abigail mit seltsamer Stimme.
„Wir sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber sie ist mir eher ausgewichen.“ Jetzt klang er eher traurig. „Wie-so ist sie heute nicht hier?“
„Sie ist nicht mehr mit ihrem Freund zusammen.“, erklärte Abigail. „Das nimmt sie ganz schön mit.“
„Was?“ Fiete war überrascht und entsetzt zugleich. „Wie lange schon nicht mehr?“ Er hatte sie doch vor kurzem noch mit ihm zusammen gesehen.
„Drei Wochen, vielleicht vier.“, antwortete Abigail.
„Und warum sagt mir das keiner?“ Jetzt war er wütend. Sie wussten alle, was er empfand.
„Weil du dann zu früh zu ihr gegangen wärst und das nicht gut für sie gewesen wäre.“ Abigail sprach mit ihm wie mit einem kleinen Kind. „Sie braucht jetzt erst mal Zeit um dar-über hinweg zu kommen.“
„Aber....“, begann Fiete hilflos.
„Fiete, lass ihr Zeit!“, verlangte Abigail von ihm. „Du hast so lange auf eine Chance bei ihr gewartet. Jetzt kannst du auch noch ein paar Wochen länger warten.“ Sie hatte Recht. Er war zu ungeduldig. Aber es ging hier um Sophie und sie war endlich frei. Frustriert sah er Lasse und Abigail an. Las-se war so ruhig heute. War er sauer auf Fiete?
An dem Abend sprachen sie nicht mehr über Sophie. Sie sprachen nur noch über belangloses Zeug, aber Fiete hatte Spaß und wurde abgelenkt. Es wurde auch ohne Sophie ein schöner Abend.
Kapitel 13
Es war dunkler geworden. Noch dunkler als es sowieso schon war. Der Kampf war immer noch nicht vorüber. Noel und Linnea waren noch auf den Beinen, auch wenn Noel sich kaum noch halten konnte. Jeden Moment würde er umkippen. Was war mit Jerome? Lebte er noch? Noel hoffte es, nein, er wusste es. Seine Tochter hätte gespürt, wenn Jerome von ihnen gegangen wäre. Genau wie wenn Noel spürte, wenn Linnea von ihm gehen würde.
Noel sah kaum noch was. Die Dunkelheit machte ihn fertig. Das Einzige, was ihn beruhigte, war dass die Krieger der dunklen Seite nicht noch mehr geworden sind. Schon als es noch hell war nicht. Zumindest was man hier hell nennen konnte. Noel seufzte. Wie lange würde er noch durchhalten können. Es grenzte an ein Wunder, dass sie bei so vielen Gegner überhaupt so lange durchhalten konnten.
Noel befürchtete aber, dass ihr Glück nicht lange anhalten würde. Marjorie war immer noch nicht aufgetaucht, aber sie würde sicher bald kommen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit zur Flucht. Was würde Marjorie mit ihnen machen, wenn sie sie gefangen nahm.
Er musste kämpfen. Sonst hatte er keine Chance. Aber er musste den Schlafzauber bald anwenden, denn sonst hatten sie keine Chance mehr zur Flucht. Das war ihm auch klar.
Müde kämpfte sich Noel weiter. Würde der Schlafzauber überhaupt noch was bringen? Waren sie nicht bereits zu er-schöpft zur Flucht? Den ganzen Nachmittag hatte keiner von ihnen etwas gegessen oder getrunken, nur gekämpft.
Plötzlich spürte er etwas kaltes auf seinem Gesicht. Schnee-flocken! Auch das noch, es schneite. Wenn Jerome noch lebte, dann sicher nicht mehr lange. Er würde einfach erfrie-ren, während Noel nicht mal bemerkt hatte wie kalt es ge-worden war.
Carlina wachte auf. Sie merkte schnell, dass sie an das Bett gekettet worden war. Sie konnte sich nur noch daran erin-nern, dass Lilia bei ihr gewesen war. Carlina seufzte. Wie lange hatte sie geschlafen? Wie lange war es hier seit Lilia hier war? Und was noch viel wichtiger war: Wieso war Niemand gekommen um sie zu suchen? Sie rüttelte an ihren Ketten, aber das nützte natürlich nichts. Carlinas Kehle war trocken und brannte und sie hatte Hunger. Mein Gott, wie lange lag sie schon hier?
Verzweifelt suchte sie nach einem Weg wie sie von ihren Ketten loskam. Sie könnte einen Zauber wirken, aber norma-lerweise benutzte sie dazu ihre Hände. Es war aussichtslos. Doch dann ging die Tür auf und Romy kam herein. Einer der Frauen aus ihrer Runde.
„Hier bist du.“, rief sie erleichtert. „Ich hab dich schon über-all gesucht.“ Dann sah Romy ihre Ketten und sah sie ver-wundert an. „Was ist passiert?“
„Lilia muss mich bewusstlos gemacht haben und mich hier angekettet haben.“, erzählte Carlina ihr. Ihren Frauen konnte sie alles erzählen. Das wusste sie. Sie brauchte sich vor ih-nen nicht zu schämen. „Kannst du die verfluchten Ketten lösen?“
„Natürlich.“ Romy kam näher und wandte einen Lösezauber an. Die Ketten sprangen sofort ab. Carlina seufzte erleich-tert. Sie lockerte ihre Hände und sprang aus dem Bett.
„Hat die Trauung ohne mich stattgefunden?“, fragte Carlina verletzt.
„Nein.“ Romy schüttelte mit dem Kopf. „Jerome wollte mit seinen Freunden fliehen. Unten auf dem Hof herrscht ein Kampf. Aber obwohl sie nur zu viert sind, kämpfen sie im-mer noch. Wie sie das schaffen können ist uns ein Rätsel.“
„Dann müssen wir nach unten und ihnen helfen. Ich weiß, dass Jerome mich nie geliebt hat. Er wollte immer nur Lin-nea. Ich will, dass er glücklich wird. Helfen wir ihm also zur Flucht und flüchten wir dann selbst.“, beschloss Carlina. „Aber erst muss ich etwas essen und trinken. Sonst kippe ich um.“
„Natürlich.“ Romy ging voran. Sie fragte nicht nach dem Warum. Sie folgte Carlinas Befehl einfach. Das mochte sie an ihren Frauen so. Sie brauchte sich nicht zu rechtfertigen.
Kapitel 14
Langsam ging Linnea die Energie aus. Sie zog sich so gut es ging aus dem Schlachtfeld zurück und holte ihren Beutel Sternenstaub heraus. Sie machte durch ihren Körper Licht und sah in den Beutel. Sie erschrak. Ihr Vorrat an Sternenstaub reichte gerade noch für eine Woche. Wie hatte das passieren können? Sonst hatte sich der Beutel doch immer von selbst aufgefüllt. Hier scheint das nicht funktioniert zu haben.
Seufzend nahm sie eins der winzigen Kügelchen aus dem Beutel und steckte es in den Mund. Dann löschte sie das schwache Licht, dass aus ihr selbst kam, und widmete sich wieder dem Kampf zu. Sie merkte sofort die Energie, die durch den Sternenstaub kam.
Sie kämpfte weiter. Auch in der Dunkelheit konnte sie mit ihren Sternenaugen gut sehen. Sie leuchteten ihr den Weg durch die Dunkelheit. Auch dabei half ihr der Sternenstaub.
Sie kämpfte also weiter. Doch auch sie merkte, dass sie im-mer schwächer wurde. Sie durfte nicht mehr lange darauf warten den Schlafzauber über das Schloss zu legen. Das war ihr schon klar. Doch wenn sie noch ein bisschen weiter kämpfte konnte sie Marjories Truppen noch mehr schwä-chen. Andererseits musste sie sich entscheiden was wichti-ger war. Wollte sie Marjories Truppen schwächen oder mit Noel und Jerome fliehen? Sie wusste, dass ihr die zweite Wahl besser gefiel. Phoenix war gestorben, weil er sie be-schützt hatte. Zumindest im weiteren Sinne. Er sollte nicht umsonst gestorben sein.
Marjorie saß noch immer in ihrem Büro. Sie war noch im-mer unschlüssig ob sie da raus gehen sollte oder nicht. Rou-ven war bei ihr. Sie konnte jetzt auch gleich mit ihm gehen. Aber wofür hatte Marjorie dann so lange Zeit gekämpft? War dann nicht alles für umsonst gewesen? Nein, sie konnte nicht einfach mit Rouven mitgehen. Sie musste da raus.
Entschlossen stand sie auf. Rouven sah sie verwundert an.
„Ich muss jetzt da raus und kämpfen.“, erklärte sie ihm nur und verschwand.
Rouven sah sie überrascht an, aber er nickte.
Marjorie ging durch ihr Schloss. Es war verlassen, fast wie ausgestorben. Irgendwie unheimlich. Als würde das ganze Schloss schlafen, was es nie tat. Am Eingang stand Carlina mit Romy. Marjorie ging zu ihr. Mit einem Blick sah sie, dass ihre Leute sehr ungeordnet und unorientiert auf dem Schlachtfeld standen. Was taten sie da? Sie kämpften doch nur gegen drei Gegner! Was hatte sie bloß für Truppen? Sie musste wohl dringend für Ordnung sorgen.
„Ganz schönes Chaos da draußen, was?“, fragte Marjorie.
Carlina erschrak und drehte sich zu ihr um. „Lass sie zie-hen.“, bat sie nur.
„Bist du bekloppt?“ Marjorie wunderte sich über Carlinas Verhalten, aber sie bewunderte sie auch. „Es geht hier nicht nur mit der Hochzeit. Da hängt viel mehr dran.“
„Ich hätte Jerome sowieso nicht geheiratet. Lilia hat mich überwältigt und sich als mich ausgegeben. Sei wollte Jerome heiraten.“ Sie beobachtete wieder das Geschehen.
„Ich kann sie nicht ziehen lassen.“ Marjorie tat es fast Leid. Dann gab sie zu. „Ich muss Linnea töten.“ Sie wusste natür-lich schon, dass Phoenix tot war.
„Jerome wird dich dafür hassen. Er liebt sie.“, erinnerte Car-lina sie. „Und ich will nicht, dass er stirbt. Er soll glücklich sein und das kann er nur durch Linnea.“
„Ich will auch nicht, dass er stirbt, aber ich muss Linnea töten.“ Außer Rouven hatte sie das noch Niemanden erzählt. Na ja, Rouvens Idee war es ja auch schließlich.
„Dann kämpfen wir ab jetzt gegeneinander.“, beschloss Car-lina und griff Marjorie an. Denn ich werde nicht zulassen, dass du ihm seine Linnea nimmst. Er soll glücklich sein. Er musste schon so viel Leid erdulden. Das hat er nicht ver-dient.“
„Dann kämpfen wir eben.“, nickte Marjorie. „Auch ich will, dass mein Sohn glücklich ist, doch ich habe auch andere Ziele.“
Und so kämpften die beiden Frauen gegeneinander.
Kapitel 15
Schneeflocken fielen auf Linneas Gesicht. Auch ihre Kraft neigte sich immer mehr dem Ende zu. Sie konnte ja auch nicht noch mehr Sternenstaub zu sich nehmen, denn sonst wäre ihr spärlicher Vorrat aufgebraucht. Das durfte sie auf keinen Fall riskieren. Sie brauchte ihren Sternenstaub.
Das einzig gute war, dass das Sternenmuster auf ihrer Haut leuchtete. Wenn sie lief sah sie aus wie ein leuchtender Ster-nenschleier.
Linnea beschloss es jetzt mit dem Schlafzauber zu versu-chen. Sie sprach die Worte, die einst Jerome gesprochen hatte. Als sie die magischen Worte beendet hatte blitzte es wie damals, nur heller. Der ganze Hof wurde ruhig. Nur eine Person bewegte sich noch. Ihr Vater.
Vorsichtig lief sie durch die Menge. Sie musste dabei auf-passen, dass sie niemanden berührte. Linnea kam zu ihrem Vater. Er sah total erschöpft aus.
„Dad, schön, dass du lebst!“ Sie umarmte ihn erfreut und er erwiderte diese Umarmung.
„Ja, aber ich bin völlig am Ende.“, antwortete er. „Was ist mit Phoenix und Jerome?“
Ihre Züge verzogen sich leicht. Phoenix ist tot, aber seine Mörderin Lilia auch. Jerome lebt, aber sein Puls ist ganz schwach. Wir müssen sie hier rausholen.“ Sorge schwang in ihrer Stimme mit.
„Das werden wir.“, versprach ihr Vater ihr. „Jerome wird überleben. Komm, suchen wir ihn.“
Es schneite noch immer, jetzt sogar noch fester. Eine hauch-dünne Schneeschicht bildete sich auf dem Hof. Gott sei Dank wärmte sie ihr Sternenlicht, aber ihr Vater fror.
Sie suchten eine Weile bis Linnea Jerome endlich fand. „Dad, er ist hier.“ Noel kam zu ihnen. Jerome war ganz kalt und seine Augen waren geschlossen. Schneeflocken blieben in seinen Haaren hängen. Jerome machte sich große Sorgen um ihren Liebsten. „Er muss hier weg.“
„Aber wie?“, fragte Linnea. Es war klar, dass ihr Vater ihn nicht tragen konnte und sie auch nicht.
„Ich trage ihn.“, meldete sich eine Stimme hinter ihnen.
Carlina sah Marjorie verdutzt an. Sie war mitten im Kampf einfach erstarrt. Auch Romy rührte sich nicht. Warum also sie? Sie sah, dass der ganze Hof regungslos war. Doch sie sah auch den leuchtenden Stern fast am Ausgang des Hofes. Jemand hatte einen Schlafzauber über das Schloss gelegt. Aber warum schlief sie nicht?
Carlina ging langsam auf den leuchtenden Stern zu. Viel-leicht brauchte sie ihre Hilfe. Der Stern konnte nur Linnea sein. Sie wollte die anderen sicherlich hier rausschaffen. Carlina blieb zunächst in der Nähe stehen. Sie sah Linnea jetzt deutlich. Sie sorgte sich um Jemanden. Vielleicht um Jerome. Den Mann mit den schwarzen langen Haaren neben Linnea kannte sie nicht. Jemand lag auf dem Boden.
Carlina kam näher. Sie hatten sie immer noch nicht gesehen. Jetzt sah sie ganz deutlich Jerome am Boden liegen. Er sah blass aus und sie wusste, dass er sich kalt anfühlen würde. Jerome durfte nicht sterben!
Der fremde Mann und Linnea diskutierten darüber, wie sie Jerome von hier fort schaffen konnten. Carlina konnte sich das nicht länger mit anhören. Deswegen erklärte sie. „Ich trage ihn.“
Beide drehten sich erschrocken zu ihr um. Der fremde Mann hatte ein hübsches Gesicht. Er sah sie mit hochgezogener Braue an.
„Carlina!“ Linnea freute sich offenbar darüber sie zu sehen. „Du weißt gar nicht wie dankbar ich dir dafür wäre. Mein Vater und ich sind beide zu schwach dafür.“
Das war also ihr Vater. Noel, der König des Feenreichs. In-teressant.
„Ich tue das nicht für dich. Ich tue es für Jerome.“, erklärte Carlina ihr kalt.
„Klar, aber dennoch bin ich dir dankbar dafür.“ Wenn Carli-na Linnea aus der Fassung gebracht hatte ließ sie es sich nicht anmerken.
Carlina zog ihre gefüllte Flasche mit Honigwein aus ihrem Umhang und reichte sie Linnea. „Hier, trinkt das. Und ver-sucht auch Jerome was davon zu geben.“
Linnea nahm die Flasche und gab erst Linnea etwas. Dann gab sie ihrem Vater den Honigwein und dann trank sie erst selbst davon. Mit einem „Dankeschön.“ gab sie Carlina die Flasche zurück.
„Also dann trage ich ihn jetzt. Ich kenne eine Höhle ca. eine Stunde von hier entfernt. Dort können wir uns verstecken. Niemand wird uns dort finden. Ich werde so lange bei euch bleiben bis ich mir sicher bin, dass Jerome in Sicherheit ist. Dann verschwinde ich.“, verkündete Carlina.
„Wo willst du hin?“, fragte Linnea sie.
„In meine alte Heimat.“, sagte sie nur. Linnea nickte leicht.
„Dann los.“, fand Noel. Er hatte eine tiefe, schöne Stimme.
Carlina nahm Jerome auf die Schultern. Sie verließen den Hof, der immer noch schlief. Dann gingen sie in die Ferne. Sie würden die Höhle noch heute Nacht erreichen. Dort würde es warm sein und Jerome würde wieder gesund wer-den. Alles andere war für Carlina momentan unwichtig. Nur Jeromes Gesundheit war wichtig.
Kapitel 16
Fiete wurde noch wahnsinnig. Er hielt es keine Sekunde länger hier aus. Er musste einfach zu Sophie. Er stand auf und verließ fluchtartig sein Zimmer. Er tigerte durch den Wohnraum. Aline sah ihn erschrocken an.
„Ich bin dann weg.“, erklärte er und ging auf den Schlosshof hinaus. Er musste mit Sophie reden. Er hatte von Anfang an gewusst, was ihr EX für ein Kerl war. Er hatte gewusst, dass er ein Schläger war. Er hatte ihn schon beobachtete bevor Sophie mit ihm zusammen gekommen war. Wie er die Frau-en behandelt hatte.... Da wurde ihm schlecht.
Er hatte zulassen müssen, dass Sophie mit diesem Kerl zu-sammen kam. Hätte er was gesagt, hätten alle gedacht er hätte das wegen seiner Eifersucht zu dem Kerl getan. Es hätte im doch eh keiner geglaubt, am wenigsten Sophie.
Was hatte der Kerl wohl getan? Hatte er sie zusammen ge-schlagen. Diese Fragen quälten ihn immer wieder. Wie hätte sich seine geliebte, zierliche Sophie denn gegen ihn wehren sollen?
Fiete wollte mit eigenen Augen sehen, dass es ihr gut ging. Er hätte mehr drängen sollen. Er hätte ihr sagen sollen, was der Typ für einer war. Er gab sich selbst die Schuld daran, für dass, was passiert war.
Er stand jetzt vor Sophies Elternhaus. Er zögerte noch zu klopfen, aber er musste sie sehen. Er musste wissen wie es ihr ging. Also klopfte er.
Nach gefühlten vierzig Minuten kam ihre Mutter an die Tür. Natürlich waren es nur ca. fünf Minuten gewesen.
„Hallo, Fiete! Was gibt’s?“, erkundigte sie sich als sie die Tür endlich geöffnete hatte.
„Hallo, Laylina. Ich möchte zu Sophie.“ Er versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
„Ich fürchte das ist schlecht. Es geht ihr nicht so gut.“ Layli-na sah ihn streng an.
„Ich weis, aber ich muss dringend mit ihr reden.“ Er wollte sich nicht einfach so abwimmeln lassen.
„Fiete, lass ihr Zeit.“, bat auch ihre Mutter ihn.
„Ist schon gut, Mum. Lass ihn rein.“, hörte Fiete Sophie im Innern des Hauses rufen.
„Bist du sicher, Liebes?“, fragte Laylina ihre Tochter.
„Ja, schick ihn einfach in mein Zimmer.“, bat Sophie sie.
Fietes Herz klopfte laut. Er würde mit Sophie reden können.
„Also gut, du kennst ja den Weg.“ Laylina machte ihm Platz.
Fiete ging mit einem Nicken an ihr vorbei und in Sophies Zimmer, dass im Untergeschoss des Hauses lag. Sie stand mit ihrem Gesicht zum Fenster. Fiete schloss die Tür hinter sich.
„Sophie...“ In seiner Stimme klang all seine Liebe mit. „Ich... Wie geht es dir?“ Unschlüssig blieb er im Raum ste-hen.
„Ich weiß was sich alle erzählen, Fiete. Die arme Sophie! Sie wurde von ihrem Freund verlassen. Aber so ganz stimmt das nicht.“ Ihre Stimme zitterte als sie sprach.
„Was hat er dir angetan?“ Fiete bekam immer mehr Angst.
„Du wusstest die ganze Zeit wie er war, oder? Du hast dir nur nicht getraut es zu sagen.“, bemerkte sie. „Das war gut von dir. Niemand hätte dir geglaubt. Noch nicht mal mir glauben sie.“
Fiete keuchte überrascht. Sie hatte es gewusst, die ganze Zeit? Warum hatte sie nie etwas gesagt? Und warum glaub-ten sie nicht mal ihr?
„Bitte, dreh dich um, Sophie. Ich möchte dein Gesicht se-hen.“, bat Fiete sie.
„Glaub mir, das möchtest du nicht.“
„Bitte, Sophie.“ Er gab nicht auf. Er musste es wissen.
Sie seufzte und drehte sich um. Er keuchte. Ihre Gesichts-form hatte sich veränderte, irgendwie verbogen. Ihr ganzes Gesicht war übersät mit braugrünen Flecken und ihre beide Augen waren geschwollen. Über ihre Wange zeichnete sich eine lange rote Narbe. Was hatte er ihr angetan.
„Sophie...“, begann er, doch sie drehte sich schon wieder zum Fenster um.
„Bitte nicht.“, bat er sie. „Bitte sieh mich wieder an.“
„Keiner kann meinen Anblick lange ertragen.“ Sie schüttelte mit dem Kopf.
„Bitte Sophie.“ Er flehte weiter, ließ nicht locker.
Sie seufzte und drehte sich um. Eine Träne kullerte über ihre Wange. Fiete eilte zu ihr und umarmte sie. Sie erwiderte seine Umarmung.
„Ich werde nicht zulassen, dass dir jemals wieder Jemand etwas antut.“, hauchte er.
„Ich weis. Und ich weis auch, dass du mich liebst. So lange schon....“
Überrascht löste er sich sanft von ihr und sah ihr in die Au-gen. „Du wusstest es?“
„Ja, ich habe es in deinen Augen gesehen. Auch wenn ich lange gebraucht habe um es zu merken: „Ich liebe dich auch. Vermutlich schon genauso lange. Ich weiß es kommt sehr spät und ich kann verstehen, wenn du jetzt nichts mehr von mir willst. Als ich mit.... Als ich in einer Beziehung war bin ich dir aus dem Weg gegangen, damit du nicht zu sehr leiden musstest.“, erzählte sie.
„Oh Sophie!“ Tränen rannen ihm über die Wangen. Konnte das wirklich wahr sein? Dann kam ihm ein schrecklicher Gedanke. „Hat er dich gezwungen mit dir zusammen zu sein?“
„Gewissermaßen ja.“, nickte Sophie. „Ich hab früh gemerkt, dass er vielleicht doch nicht der richtige für mich ist. Als ich mich trennen wollte hat er mir gedroht, dass er mich schla-gen und vergewaltigen würde. Ich hatte Angst. Doch dann wuchsen meine Gefühle für dich immer mehr. Ich hab ihm gesagt, dass es mir egal sei, wenn er mich schlägt. Ich würde mich trotzdem trennen.“ Sie machte eine kurze Pause und sah Fiete liebevoll an. „Dann hat er mich fast zu Tode ge-prügelt, aber nicht vergewaltigt. Mein Gesicht ist noch harmlos.“
„Und ich war nicht für dich da.“ Er fühlte sich schuldig. Sie hatte das wegen ihm durchgemacht.
„Fiete, ich will dir nichts vorwerfen. Ich wollte deine Anwe-senheit nicht. Ich wollte dich nicht quälen.“ Sie nahm seine Hände in ihre. „Fiete, ich liebe dich.“
Sein Herz schlug wie verrückt. Konnte das alles wahr sein?
„Und ich liebe dich.“, beeilte er sich zu sagen. „So lange schon.“
„Ich weis.“ Sie lächelte. Auch wenn es ein gequältes Lä-cheln war. Seine Sophie liebte ihn. Das war alles, was zähl-te.
Kapitel 17
Corentin ging zur zweiten Ratsstizung und hatte nicht die geringste Lust dazu. Es würde sicherlich ablaufen wie beim letzten Mal. Aber wenn er später nach Hause kam sollte er seine Frustration nicht bei Phoebe rauslassen. Sie hatte schon beim letzten Mal mitbekommen wie fertig er war.
Eigentlich suchte Corentin jetzt schon ein Heim für sich und Phoebe. Wenn er mit ihr verheiratet war wollte er nicht mehr mit ihr in der WG leben. Er wollte, dass sie dann ihre eige-nen vier Wände hatten.
Die anderen warteten schon auf ihn als er kam. Sie saßen schon über einen Plan gebeugt.
„Corentin! Schön, dass du da bist.“, begrüßte ihn Noor er-freut. Wir hatten uns schon mal den Bebauungsplan des Schlosses angesehen so lange wir auf dich gewartet haben.“
Skeptisch sah Corentin Noor an. „Wieso, wollt ihr was am Schloss verändern?“ Das würde Corentin nicht zulassen. Es war Noels Schloss.
„Nein.“ Noor schüttelte mit dem Kopf. „Es ist perfekt ge-baut. Wir sehen uns eher die geheimen Gänge an.“
Corentin sah sich den Plan an. Tatsächlich waren da alle geheimen Gänge eingezeichnet, die vom Schloss weg führ-ten. Die Karte war faszinierend. Corentin hatte geglaubt das Schloss gut zu kennen, doch er hatte sich geirrt.
„Ich hab euch jetzt alle geprüft. Ihr alle habt gedacht, dass ihr euch die Karte ansehen solltet um etwas an dem Schloss zu verändern und wart Feuer und Flamme dafür.“, erklärte Noor. „Nur Corentin war skeptisch.“
„Und spricht das jetzt für mich oder gegen mich?“, fragte Corentin und seufzte tief.
„Es spricht für dich! Nur ein wahrer König würde das Schloss seines Vorgängers so lassen wie es ist.“ Norr strahl-te ihn an.
Corentin schloss für einen Moment die Augen „Nicht unbe-dingt. Manchmal gibt es baufällige Dinge, die man einfach verändern muss.“
„Ja, aber das meinte ich nicht. Ich meinte nicht solche Ver-änderungen, die im Zwang entstehen, sondern solche, die einem gefallen.“
„Mir gefällt das Schloss so wie es ist.“
„Eben.“, nickte Noor. „Und das zeichnet dich aus.“ Er wandte sich den anderen Männern zu. „Ich denke wir sind uns alle einig, dass Corentin König werden soll.“
Corentin seufzte tief. Das fing ja gut an.
„Moment mal.“, wandte Milo nun ein. Er hatte weder bei der ersten Versammlung noch jetzt viel gesagt. „Ihr kennt nicht die ganze Wahrheit. Lange wurde euch die Wahrheit ver-schwiegen, aber jetzt sollt ihr sie hören. Linnea ist nicht das einzige Kind von Noel und Malou. Linnea hat noch einen Zwillingsbruder. Er kam bei mir und Charlotte unter. Wir schützten sein Leben, weil wir dieses Geheimnis für uns bewahrten.“
Alle sahen Milo an. Corentin sah die Ungläubigkeit der An-deren. Großes Murmeln breitete sich aus.
„Wer ist Linneas Zwillingsbruder?“, fragte Noor nun.
Davin! Dieser Name schoss Corentin sofort durch den Kopf. Er hatte ihn die ganze Zeit an Jemanden erinnert. Jetzt wuss-te er auf wen. Er sah Linnea so verdammt ähnlich. Warum war er nicht gleich darauf gekommen?“
„Er meint Davin. Ich hab eben erst bemerkt wie ähnlich er Linnea sieht. Dabei ist es so offensichtlich.“, antwortete Co-rentin an Milos Stelle.
„Ja, es ist Davin.“, bestätigte Milo. „Er ist mein Neffe.“
„Dann werden wir eine dritte Ratsversammlung einberufen müssen. Und dazu laden wir Davin ein.“, beschloss Noor.
„Da könnte es nur ein winziges Problem geben.“ Schätzte Milo. „Davin will auch kein König werden und er wird mich umbringen, wenn er erfährt, dass ich hier von ihm gespro-chen hab.“
Corentin kam auch an diesem Abend sehr still nach Hause. Davin war Linneas Bruder! Er konnte es nicht glauben. Das war so unvorstellbar, aber eigentlich hatte er so viele Ge-meinsamkeiten mit Linnea. Phoebe kam endlich ins Bett. Corentin lag schon seit Ewigkeiten allein hier drin.
„Was ist los?“, fragte Phoebe ihn sanft.
„Ich denke über die Ratssitzung heute nach.“, erzählte er.
„Wollen sie immer noch, dass du König wirst?“
„Ja, aber es gibt noch einen anderen Kandidaten, den wir vorher nicht beachtet haben.“ Corentin sah Phoebe in die Augen.
„Wen?“ Phoebe war neugierig. Das war sie immer.
„Davin!“
„Davin?“ Ungläubigkeit breite sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ja, bitte erzähl keinem weiter, was ich dir jetzt erzähle. Es soll noch geheim bleiben.“
„Bestimmt nicht.“, versicherte sie.
„Davin ist Noels Sohn und Zwillingsbruder.“
„Was?“ Phoebe versuchte sich an Davin und Linneas Aus-sehen zu erinnern. „Du hast Recht, sie sehen sich wirklich ähnlich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und jetzt?“
„Es wird eine dritte Ratsversammlung geben, in der Davin anwesend sein wird.“, berichtete Corentin. „Das Problem ist, dass er genauso wenig König werden will wie ich.“
„Ihr werdet euch schon einig werden.“, tröstete Phoebe ihn.
„Ich will eigentlich nur, dass Noel wieder kommt.“ Corentin wusste, dass er traurig klang, aber er konnte nicht anders. Er wollte, dass Noel wieder kam. Sie brauchten ihn. Er sollte König sein.
Jetzt hatte er seine Probleme schon wieder bei Phoebe abge-laden. Genau das hatte er doch vermeiden wollen.
Kapitel 18
Linnea tigerte schon seit drei Tagen durch die Höhle und warf Jerome immer wieder besorgte Blicke zu. Er war wieder etwas wärmer geworden, aber die Augen hatte er immer noch nicht wieder geöffnet. Drei Tage lang. Sie hatten versucht ihm etwas zu trinken zu geben, aber das war ihnen kaum gelungen. Wenn die Feldflasche leer war, füllte Carlina sie Nachts am Fluss auf, der in der Nähe der Höhle lag. Nachts ging Carlina auch für sie was zu essen besorgen.
Linnea hatte Angst. Warum wachte Jerome nicht wieder auf? Selbst sein Puls war wieder stärker geworden. Linnea seufzte. Jerome musste leben. Was sollte sie denn ohne ihn tun? Tränen traten ihr in die Augen wie so oft in den letzten Tagen. Sie hatte doch schon Phoenix verloren. Sie durfte nicht auch noch Jerome verlieren. Er war ihr ein und alles.
„Linn, ich glaube er bewegt sich leicht.“, hörte sie jetzt Noels Stimme sagen. Sofort eilte Linnea an Jeromes Seite. Tatsächlich, er zuckte leicht mit den Fingern. Sie ließ ihm noch etwas Zeit. Er wurde wach. Da war sie sich ganz si-cher. Er bewegte schließlich auch seine Arme und seinen Kopf. Er war unruhig.
„Tscht, Jerome. Ich bin bei dir. Dir kann nichts passieren.“ Sanft strich sie über seinen Arm. Ihr Herz klopfte wild.
Er war immer noch unruhig und er stöhnte etwas. Er hatte Schmerzen. Wäre Phoenix doch nur hier. Er könnte ihn hei-len.
Plötzlich schlug Jerome die Augen auf. Zunächst sah er sich ein wenig orientierungslos um, aber dann fiel sein Blick auf Linnea.
„Linn?“, fragte er verwundert.
„Ich bin da. Du bist in Sicherheit.“, versuchte Linnea ihn zu beruhigen.
„Was ist passiert?“, wollte er wissen. Er ließ sie nicht aus den Augen.
„Wir haben gekämpft am Hof des schwarzen Schlosses. Du wurdest....“ Ja, was eigentlich? Verletzt wurde er ja nicht richtig.
„Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich gekämpft hab und dann wurde ich so unglaublich müde.“
„Tscht, Jerome. Du darfst dich nicht so anstellen. Am besten du schläfst noch ein wenig.“, riet sie ihm liebevoll.
„Ich hab Durst.“, stellte er fest und Carlina reichte ihr sofort die Flasche mit dem Wasser. Linnea half ihm beim Trinken. Dann gab sie Carlina die Flasche zurück.
„Jetzt schlaf, Liebster.“
„Bleibst du bei mir?“, erkundigte er sich bei ihr.
„Ja, ich gehe nicht weg.“, versprach Linnea. Sie war so ü-berglücklich, dass es Jerome wieder gut ging.
Als Jerome das nächste mal wach wurde fühlte er sich bes-ser. Linnea lag neben ihm. Sie schlief. Es tat gut sie neben sich zu wissen. Er liebte sie so sehr. Er wusste nicht was er gemacht hätte, wenn sie nicht mehr da wäre.
Am nächsten Tag war Jerome schon wieder so fit, dass er sich schon wieder setzten konnte. Linnea sah wunderschön aus, auch wenn ihre Haare etwas zerzaust waren. Mit einem schnellen Blick durch die kleine Höhle stellte er fest, dass Phoenix nicht da war, aber Carlina schon.
„Linn?“, frage er.
Linnea schlug die Augen auf und sah ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht an. „Ja?“
„Wieso ist Phoenix nicht hier?“
Linneas Züge verdunkelten sich und er kämpfte mit sich. Warum?
„Er ist tot.“, antwortete sie schließlich. Eine einzelne golde-ne Träne lief über ihre Wange. Energisch wischte sie sie weg. Jerome nahm ihre Hand in seine.
„Erzähl es mir.“, bat er.
Verwirrt sah sie ihn an. Dann begann sie. „Lilia hat ihn getö-tet und ich habe Lilia getötet nachdem wir miteinander ge-kämpft hatten.“
Jerome nickte wissend und streichelte mit seiner Hand zärt-lich über ihren Arm. Lilia und Linnea hatten sie nie ge-mocht. Da war es nur nahe liegend, dass sie nebeneinander gekämpft hatten. Lilia hatte immer wieder versucht ihn und Linnea auseinander zu bringen. Dennoch machte ihr Tot ihn traurig. Sie war trotz allem immer eine gute Freundin gewe-sen.
„Und meine Mutter?“, wollte er wissen.
„Sie lebt. Seltsamerweise war sie nicht dabei um zu kämp-fen.“, erzählte Linnea ihm.
„Da irrst du dich.“, wandte nun Carlina ein, die bisher still in ihrer Ecke gesessen hatte. Jetzt stand sie auf und gesellte sich zu ihnen. Sie sah total fertig aus. Irgendwie verweint. Ihre goldenen Haare glänzten nicht mehr. „Deine Mutter stand neben mir am Eingang des Schlosses. Wir haben ge-geneinander gekämpft bevor Linnea den Schlafzauber über das Schloss gelegt hatte.“
„Du hast gegen Marjorie gekämpft?“, fragte Jerome ungläu-big.
„Ja, sie wollte Linnea töten und dir dein Glück nehmen. Das konnte ich nicht zulassen.“
Jerome traten Tränen in den Augen und er sah wie Linnea sich respektvoll zurückzog.
„Es tut mir so Leid, dass ich nicht mehr für dich empfinden kann.“
„Es ist schon gut, Jerome. Ich komm damit klar. Ich werde mein eigenes Leben in meiner alten Heimat weiterführen.“ Clarlina lächelte leicht.
Kapitel 19
Charlotte kam am Morgen von der Ratssitzung zu Davin. Davin freute sich total sie zu sehen. Er hatte sie sehr vermisst. Sie setzte sich zu ihm und sah ihn ernst an.
„Wie geht es dir?“, fragte sie besorgt.
„Ganz gut.“, antwortete er.
„Du siehst müde aus.“, fand sie und sah ihn an.
„Ich denke momentan nur viel nach.“, erklärte er.
„Zum Beispiel darüber, dass du König werden sollst?“, erriet seine Tante.
„Hat Onkel Milo dir was darüber erzählt?“, fragte Davin.
„Er hat mir ein wenig über die letzte Versammlung erzählt.“, beantwortete sie seine Frage.
„Was denn? Mir hat er nämlich gar nichts darüber erzählt.“ Davin wurde neugierig.
Charlotte seufzte. „Du darfst nicht böse sein, wenn ich es dir erzähle.“
„Was ist passiert?“, wollte Davin wissen. Er ahnte nichts Gutes.
„Dein Onkel hat von dir erzählt. Er hat erzählt, dass du Noels Sohn bist und somit sein Erbe.“
„Was?“ Davin sah sie entsetzt an. Genau das hatte er ver-meiden wollen.
„Du bist Noels Erbe, Davin. Du hast ein Recht auf die Kro-ne. Als dein Onkel den anderen die Wahrheit gesagt hatte, wussten sie alle, dass es stimmte, was er sagte. Vielleicht sieht man die Ähnlichkeit von dir und Linnea nicht auf den ersten Blick, aber sie ist nun mal vorhanden. Auch wenn Linnea nun schon seit längerer Zeit fort ist, erinnern sie sich dennoch an das Aussehen ihrer Prinzessin. Milo hat ihnen natürlich gesagt, dass sie diese Tatsache erst mal nicht wei-ter erzählen sollen. Nur der Rat weiß davon.“ Forschend sah seine Tante ihn an.
„Ich will die verfluchte Krone nicht.“, fluchte Davin. „Ich will meinen Vater zurück.“
„Dave, dein Vater ist schon so lange weg und wir haben noch nichts wieder von ihm gehört. Wir müssen den Tatsa-chen ins Auge sehen.“, erinnerte ihn Charlotte sanft.
„Und was soll ich jetzt tun?“ Davin klang verzweifelt.
„Geh wenigstens zur Ratssitzung und hör dir an, was sie zu sagen haben.“
„Na gut.“, gab Davin schließlich nach.
Fiete sah Sophie traurig an. „Ich könnte dich heilen.“
„Dann glauben erst Recht alle, dass er mir nichts getan hat. Nicht mal meine Eltern stehen hinter mir. Sie haben mich hier festgehalten und wollten Niemanden zu mir lassen, da-mit mich Niemand sah. Nicht mal Abby durfte kommen.“, gab Sophie zu Bedenken.
„Ich würde dir so gern helfen.“ Er strich ihr sanft mit seinen Fingern über die blaugrüne Wange.
„Ich weis.“ Sie seufzte und sah ihn an. „Du hilfst mir schon jetzt. Einfach, weil du bei mir bist.“
Fiete lächelte traurig. Er nahm sie in seine Arme. Wie konn-te man nur so grausam sein. Aber dann erinnerte er sich dar-an, was er vor einiger Zeit Phoebe und Linnea hatte antun wollen. Doch hätte er es wirklich getan? Immerhin hatte er Linnea geschlagen. Schnell verdrängte er diesen Gedanken wieder.
„Sophie, ich liebe dich.“, flüsterte er. „Ich werde ab jetzt auf dich aufpassen.“
„Ich liebe dich auch.“ Sie sprach ebenso leise wie er.
Es klopfte an der Tür. „Sophie, ist alles in Ordnung bei euch beiden da drinnen?“
„Ja, alles bestens, Mum.“, rief Sophie zurück. Sie hatten sich beide erschrocken.
„Bist du sicher?“, fragte Laylina. „Sollte Fiete nicht langsam gehen?“
Fiete schloss die Augen um seine Wut über die dreiste Frau zu verbergen.
„Mum, ich möchte nicht, dass Fiete geht. Er darf so lange bleiben wie er will.“ Auch Sophie klang wütend.
„Wie du meinst.“ Das hörte sich drohend an. Ihre Mutter würde keine Ruhe geben.
Gegen seinen Willen schlug Fiete vor. „Vielleicht sollte ich wirklich gehen.“
„Aber nur, wenn du es wirklich willst. Du solltest nicht we-gen meiner Mutter gehen.“, fand Sophie.
„Sie wird keine Ruhe geben.“, wandte Fiete ein.
„Das ist mir egal. Es ist mein Leben. Sie hat mir nichts vor-zuschreiben.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung, nahm seine Hand und zog ihn auf ihr Bett. „Bitte bleib bei mir.“
Was könnte er anderes tun, wenn Sophie ihn so darum bat?
Kapitel 20
Widerwillig ging Davin zusammen mit Milo zur Ratssitzung. Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust dazu, aber Corentin gegenüber war es nicht fair sich einfach zu verdrücken. Corentin hatte schließlich auch keine Lust dazu. Außerdem war es bei ihm irgendwie noch etwas anderes. Er war der unbekannte Sohn des Königs. Corentin kannten alle.
Sie betraten den großen Raum mit den himmelblauen Wän-den nacheinander. Milo ging voran. In dem Raum waren zwei lange Tische mit vielen Stühlen aufgebaut. Nur die am oberen Ende des Raumes wurden benutzt. Apfelwein und Obst standen auf den Tischen bereit. Als Davin hinter Milo her kam sahen ihn alle an. Dann trat Milo auch noch zur Seite und sie hatten erst Recht freie Sicht auf ihn.
„Du bist also Davin.“, stellte ein blonder junger Mann mit langen Haaren fest.
„Ja.“ Unsicher sah Davin den Mann an.
„Mein Name ist Noor.“, stellte sich der Mann vor. „Die an-deren kennst du ja bereits.“
„Ja.“ Corentin, Tyler und Milo kannte er.
„Niemand hat gewusst, dass du Noels Sohn bist.“, erklärte Noor ihm.
„Ich weis. Das war der Plan.“ Davin und Noel setzten sich in die Runde.
„Du bist zwar nicht als Kandidat vorgeschlagen worden, aber da du Noels Sohn bist steht dir die Krone am ehesten zu.“, erklärte Noor ihm.
„Ich will die Krone nicht.“, wandte Davin sofort ein.
„Ich fürchte, wenn sich kein anderer erbarmt wirst du König werden müssen.“, belehrte Noor ihn. „Du bist der Prinz.“ Noor sah hoffnungsvoll Corentin an, aber der sagte keinen Ton. Noor seufzte.
Davin sah böse und verzweifelt zu Milo. Der senkte nur den Blick. Davin seufzte.
„Dann ist es beschlossene Sache. Davin wird unser neuer König.“, verkündete Noor.
„Ich hab aber gar keine Frau.“, wandte Davin ein.
„Das ist kein Problem. Um dich werden sich tausend Frauen reißen. Noch bevor du gekrönt wirst, wirst du eine haben.“, beruhigte ihn Noor.
Entsetzt sah Davin Noor an. Corentin seufzte. Er hatte Mit-leid mit dem Jungen. Er konnte doch nicht zulassen, dass Davin mit einer Frau vermählt wurde, die er nicht liebte.
„Schon gut, ich mach es.“, erklärte sich Corentin bereit. „Ich werde König.“ Er würde es später bitter bereuen. Das wusste er, aber er konnte den Jungen nicht in sein Unglück rennen lassen.
Überrascht sah Noor Corentin an. „Bist du sicher?“
Corentin holte ein mal tief Luft. Dann sagte er mit fester Stimme. „Ja, ich bin sicher.“
„Du weißt, dass es eine große Verantwortung ist, Coren-tin?“, fragte Noor.
„Hergott, ihr wollt doch das ich König werde.“ Langsam war Corentin genervt. „Ja, ich bin mir der Verantwortung bewusst.“
„Gut, dann wird Corentin unser neuer König werden.“, be-schloss Noor.
Phoebe lag schon im Bett als Corentin nach Hause kam. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah setzte sie sich sofort auf. „Was ist passiert?“
Corentin seufzte so tief, dass es ihr das Herz brach. „Ich werde König werden.“
„Wie kommt das?“, fragte Phoebe nach.
„Sie wollten Davin mit einer Frau verheiraten, die er nicht liebte. Das konnte ich doch nicht zulassen.“, erzählte er. Sie sah ihm an, dass seine Entscheidung ihn quälte. Sie stand auf, ging zu ihm und umarmte ihn. Er erwiderte ihre Umar-mung.
„Mein süßer und sein ritterliches Herz.“
„Das ist nicht witzig.“ Corentin sah sie tot ernst an.
„Ich weiß, Liebling.“ Sie seufzte. „Du hast die richtige Ent-scheidung getroffen. Du wirst ein großartiger König wer-den.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“, zweifelte er.
„Corentin, ich stehe hinter dir. Ich liebe dich und ich sehe wie dich das alles mitnimmt. Ich bin traurig, weil du un-glücklich deswegen bist. Aber du wirst sehen: Deine Beden-ken sind umsonst.“
Corentin umarmte sie fester, voller Verzweiflung. „Ich will kein verdammter König werden.“
„Du hast aber schon zugestimmt.“, erinnerte Phoebe ihn sanft.
„Ich weiß und ich hasse mich dafür.“ Er löste sich von ihr um sein Schlafzeug zu holen. Es zerbrach ihr das Herz wie Corentin über sich selber sprach. Er würde so ein wunder-voller König werden. Da war sie sich ganz sicher.
Sie beobachtete ihn wie er sich umkleidete. Dann drehte er sich zu ihr um. Nur in Boxershorts gekleidet. „Ich kann die-se Verantwortung nicht tragen. Wie soll ich über Leben und Tot entscheiden?“
„Du schaffst das schon. Ich bin ja auch noch da. Ich helfe dir wo ich kann. Ich unterstütze dich.“, versprach Phoebe ihm.
„Was würde ich nur ohne dich tun?“, fragte er und zog sie wieder in seine Arme.
„Ich weiß nicht.“, antwortete sie.
„Jedenfalls müssen wir vor der Krönung heiraten.“, fand Corentin.
Ja, das mussten sie wohl. Das ließ sich jetzt nicht mehr ver-meiden. Ihre Hochzeit würde ohne Linnea stattfinden. Phoe-be kuschelte sich an Corentin. Damit musste sie leben. Co-rentin war der Elf, den sie über alles liebte und sie wollte ihn heiraten. Unbedingt!
„Ja und das werden wir.“
Kapitel 21
Vier Tage waren vergangen seit der letzten Ratssitzung. Corentin war immer noch nicht begeistert darüber König zu werden. Doch immerhin hatten sie sich jetzt mit der Hochzeit beeilt. Heute war ihr großer Tag. Corentin war so aufgeregt. Sie heirateten nur im engsten Kreis. Corentin hatte darauf bestanden noch vor der Krönung zu heiraten.
Es waren Fiete und Sophie, Janna, Milli, Julan, Tyler, Aenna und Davin und Aline eingeladen. Obwohl Davin der Grund war weshalb Corentin König wurde hatte Corentin sich in den letzten Tagen sehr gut mit ihm verstanden. Sie waren dabei sich anzufreunden. Er mochte den Jungen einfach. Er war Linnea so ähnlich. Auch Corentin fand es traurig, dass Linnea, Phoenix und Jerome nicht auf ihrer Hochzeit anwe-send sein konnten. Auch Noel hätte er gerne dabei gehabt, aber immerhin waren seine Eltern gekommen und Phoebes Mutter natürlich auch.
Die Trauzeugen waren jetzt nicht wie geplant Jerome und Linnea und Aenna und Phoenix sondern Fiete und Sophie und Aenna und Davin. Corentin kannte Sophie zwar nicht gut, aber er war froh, dass sein Bruder endlich mit ihr zu-sammen gekommen war. Außerdem schien sie nett zu sein und da sein Bruder nun mal Trauzeuge war, war Sophie e-ben seine Begleitung und somit ebenfalls Trauzeugin. Damit konnte er leben.
„Wir sollten gehen.“, fand Davin und riss Corentin damit aus seinen Gedanken.
„Hm?“, fragte Corentin ihn verwirrt.
„Ich wollte übrigens noch mal danke sagen. Ich weis, du wolltest kein König werden und hast dich meinetwegen an-ders entschieden.“
„Das ist okay. Ich wollte schließlich nicht, dass du in dein Verderben läufst.“
„Trotzdem danke und jetzt lass uns gehen. Deine Braut war-tet.“
Davin und Corentin machten sich auf den Weg zum Meer.
Phoebe wartete zusammen mit der Hochzeitsgesellschaft auf ihren Corentin. Neben ihr standen Aenna und Sophie. So-phie war kein Ersatz für Linnea, aber Phoebe mochte sie. Obwohl sie was schlimmes erlebt haben musste ließ sie es sich nicht anmerken. Ihre blauen Flecke, die sie auf dem Gesicht gehabt haben musste waren verschwunden. Fiete hatte sie geheilt. Nur die lange Narbe auf ihrer Wange sah man noch. Aber sie sah trotzdem schön aus in ihrem rosa Kleid.
Phoebe selbst trug ein weißes Kleid. Ihr Ausschnitt war rund und mit Spitzen verziert. Hinten hatte es eine lange Schlep-pe. Das Kleid hatte lange Ärmel, da es schon sehr frisch war um diese Jahreszeit. Phoebe trug einen langen weißen Schleier und weiße hochhackige Schuhe.
„Bist du nervös?“, fragte Aenna sie leise.
„Ein wenig schon.“, gab Phoebe zu.
Aenna lächelte. „Es wird schön werden, glaub mir.“
Fragend sah Phoebe ihre Freundin an, aber die schüttelte nur mit dem Kopf.
Und dann sah sie Corentin auf dem Deich stehen. So schön, so rein. Er trug einen Anzug ganz in weiß und schwarze Schuhe. Seine Haare waren ordentlich gegelt und sein Ge-sicht strahlte. In diesem Augenblick vergaß Phoebe alles um sich herum. Nur noch Corentin und sie zählten.
Corentin sah seine Phoebe unten am Meer stehen. Sie sah in ihrem weißen Kleid so wunderschön aus. Ihre roten Haare stachen regelrecht heraus. Sie sah ihm in die Augen und er ihr auch. Seine Phoebe. Ein ganzes Leben lang.
Langsam verließ er zusammen mit Davin und Fiete den Deich, die beide rote Anzüge trugen. Corentin ließ Phoebe nicht aus den Augen. Er ging zu ihr, stellte sich neben sie und nahm ihre Hand in seine. Die Trauzeugen standen etwas hinter ihnen und dann kam erst der Rest der Hochzeitsge-sellschaft.
Der Priester, ein kleiner Elf mit grauen langen Haaren, stand vor dem Brautpaar. Er hatte eine sehr helle Stimme.
„Liebes Brautpaar, liebe Trauzeugen, liebe Hochzeitsgesell-schaft.“, begrüßte er die versammelten Elfen. „Wir sind heu-te hier zusammen gekommen, weil dieser Elf und diese Elfe den Bund der Ehe eingehen wollen.“ Er zeigte erst auf Phoebe, dann auf Corentin. „So viele Elfen habe ich schon vermählt, aber das Paar, dass jetzt vor mir steht, ist ein be-sonderes Paar. Nach fast dreihundert Jahren werden wir eine neue Königin und einen neuen König bekommen. Corentin und Phoebe. Ich glaube sie werden ihre Aufgabe gut erledi-gen. Heute ist allerdings erst mal ihre Vermählung. So wol-len wir nun den Bund der Ehe schließen. Das geht natürlich nur mit einem Hochzeitszauber. Streckt nun eure ineinander gefaltenden Hände vor mir aus.“
Phoebe und Corentin taten, was von ihnen verlangt wurde.
„Willst du, Corentin, der du aus einer der ältesten Familien überhaupt stammst, Phoebe zu deiner Frau nehmen, für sie Sorgen und sie ehren und lieben und sogar für sie sterben?“, fragte der Priester Corentin.
„Ja.“, antwortete Corentin mit heller Stimme. Der Priester sprach ein paar Worte, die nur der Priester verstehen konnte. Das hieß so viel wie: Goldenes Licht, leuchte Corentin, denn er ist gewillt die Frau, die neben ihm steht, bis in dem Tot zu folgen. Goldenes schwaches Licht begann um Corentin zu scheinen.
Nun wandte sich der Priester an die Braut. „Phoebe, die du kommst aus einer armen Familie, willst du Corentin zum Manne nehmen, ihn ehren und lieben und ihm sogar in den Tot folgen?“
Corentins Herz hüpfte wild. Was wenn sie sich doch noch um entschied? Plötzlich kamen Zweifel in ihm auf. Dann hörte er wie ihre wunderschöne Stimmte „Ja.“ sagte. Coren-tins Herz hüpfte noch wilder. Der Priester sagte die seltsa-men Worte, die er zuvor schon zu ihm gesagt hatte auch zu ihr. Goldenes schwaches Licht erschien auch um sie herum.
„Ihr habt euch ewige Liebe geschworen.“, hielt der Priester fest. „Doch schwört ihr euch auch ewige Treue? Schwört ihr, dass ihr immer füreinander da seid und füreinander ein-steht? Schwört ihr euch beizustehen in guten wie in schlech-ten Zeiten?“
„Ja.“, sagten beide wie aus einem Munde.
„Dann erkläre ich eure Vermählung hiermit als anerkannt und abgeschlossen.“, gab der Priester bekannt.
Das goldene Licht, dass das Brautpaar erleuchtete wurde heller. Es floss als ein Licht zusammen. Es wirbelte schnell um das Brautpaar herum, dann erlisch es plötzlich. Corentin spürte es noch in sich weiter. Würde es immer bleiben?
„Jetzt dürft ihr euch küssen.“ Der Priester lächelte sie an.
Corentin zog Phoebe in seine Arme und küsste sie. Zärtlich, aber fordernd. Als sie sich wieder voneinander lösten, lä-chelte Phoebe ihn an.
Die Hochzeitsgäste klatschten eifrig und Phoebe und Coren-tin wurden von ihren Freunden und Verwandten umarmt und beglückwünscht. Phoebe konnte es immer noch nicht fassen. Sie war tatsächlich mit ihrem Corentin verheiratet. Das war einfach so überwältigend. Ihr Traum von einer Hochzeit am Meer war wahr geworden.
Tische und Stühle standen bereit. Die eingeladenen Gäste setzte sich bald. Corentin und Phoebe saßen neben ihren Trauzeugen. Neben Corentin saßen Fiete und Sophie und neben Phoebe Aenna und Davin. Es gab Honigwein, Him-beerwein, Frühlingswein und Orangenwein sowie Rinderfi-let, Obst und Gemüse. Die Auswahl war groß.
Die Gäste unterhielten sich angeregt und Phoebe fand es komisch, dass sie kaum Zeit hatte mit Corentin zu reden. Ihrem Mann. Das klang noch so seltsam. Nach dem Essen tanzten sie. Den Eröffnungstanz tanzte das Brautpaar, ein langsamer Walzer. Den Rest des Abends tanzte Phoebe lei-der nur noch mit anderen Männern.
Dennoch war ihre Hochzeitsfeier wunderschön. Sie wurde erst früh am nächsten Morgen beendet.
Kapitel 22
Marjorie sah sich verwundert um. Carlina hatte doch eben noch neben ihr gestanden. Wo war sie plötzlich hin? Ihr ganzer Hof rührte sich noch nicht. Da muss jemand einen Schlafzauber über das Schloss gelegt haben. Wer von ihnen war so stark?
„Sie sind weg.“, hörte sie eine vertraute Stimme hinter sich sagen. „Seit drei Tagen.“ Rouven! Marjorie drehte sich zu ihm um. Der Schnee auf dem Boden war höher als zuvor? Drei Tage?
„Hast du etwas damit zu tun?“, fragte Marjorie ihn misstrau-isch.
„Nein.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Aber ich kann nicht behaupten, dass es mir nicht ungelegen kommt wie sich alles entwickelt hat.“
„Wer war so stark, dass er einen Schlafzauber über das Schloss legen konnte?“, fragte Marjorie ihn.
„Noel und Linnea haben das zusammen geschafft. Selbst ich habe für einen Tag geschlafen. Sie denken übrigens beide, dass sie es alleine gemacht haben.“, erzählte er.
„Du warst schon zwei Tage wach und hast mich nicht ge-weckt?“, fragte Marjorie wütend.
„Ich wollte ihnen etwas Vorsprung lassen.“, erzählte er. „Sie haben es sich verdient.“ Er stand ganz locker da. Seine rot-schwarzen Haare wehten im leichten Wind. Das machte sie wahnsinnig.
„Du hattest nie vor mich zu Livas zu lassen, oder?“, Marjo-rie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme verletzt klang.
Er schüttelte mit dem Kopf. „Nein, nicht wirklich. Du bist zu wichtig für mich. Durch dich habe ich die Macht über die Welt.“ Er lächelte sie mit einem atemberaubenden Lächeln an.
So hatte sie es noch gar nicht betrachtet. Rouven konnte nur kurze Ausflüge in andere Welten unternehmen. Die meiste Zeit war er jedoch an das Reich der Toten gebunden. Wollte er über sie die Welt regieren?“
„Und was willst du jetzt mit mir machen? Willst du mich mit ins Vorreich der Toten nehmen?“, fragte sie.
„Marjorie, oh kleine Marjorie. Natürlich nicht. Wie wärst du mir da von Nutzen?“
„Und was hast du dann mit mir vor?“, wollte sie wissen.
„Du bleibst natürlich hier.“, beschloss er als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Und tue was?“ Marjorie wurde nicht schlau aus ihm.
„Das gleiche natürlich wie zuvor auch. Du bist die Königin des schwarzen Landes.“ Rouven strahlte sie an.
„Werde ich je wieder die Chance haben Livas zu sehen?“, wollte Marjorie natürlich wissen.
„Vielleicht werde ich dir in dreihundert Jahren noch mal so ein Angebot machen wie letztens.“, überlegte Rouven gelas-sen.
„Dreihundert Jahre?“, rief Marjorie entsetzt. „Weißt du wie lange das noch hin ist?“
„Die Zeit wird wie im Flug rum gehen?“, tröstete Rouven sie.
Marjorie seufzte. „Das bezweifle ich.“
„Du wirst sehen.“ Rouven drehte sich um und ging. Ihr Schloss erwachte wieder zum Leben.
Dreihundert Jahre, dachte Marjorie traurig. Das war eine lange Zeit. Rouven hatte die ganze Zeit nur mit ihr gespielt. Das war ihr jetzt klar. Wenigstens musste sie jetzt Jerome nicht mehr weh tun. Ob es ihm wohl gut ging? Marjorie seufzte. Sie befürchtete, dass sie ihn wohl nie mehr wieder sehen würde. Er hasste sie wohl.
Marjorie verließ ihre verwirrten Krieger und ging in ihr Bü-ro. Sie wollte allein sein. Dreihundert Jahre waren eine lange Zeit. Es bestand kaum eine Chance, dass Livas sie dann noch wieder erkennen würde.
Kapitel 23
Jerome ging es schon viel besser. Linnea hatte ihm erzählt was mit ihrem Sternenstaub passiert war, doch das Problem hatte sich schon wieder gelöst. Das der Sternenstaub sich nicht erneuerte geschah wohl nur im Schloss.
Endlich konnten er und Linnea ohne Bedenken zusammen sein. Sie konnten ihr Leben genießen. Doch in welche Welt sollten sie gehen?
„Wir sollten langsam aufbrechen.“, fand Noel.
„Ja, du hast Recht.“, stimmte Carlina ihm zu, aber Jerome merkte, dass sie noch nicht aufbrechen wollte.
„Wo wollen wir denn jetzt hin?“, fragte Linnea aufgeregt. Ihre Sternenaugen leuchteten.
„Du wolltest doch in die Vampirwelt, oder?“ Fragend sah er seine Linnea an.
„Oh ja, ich wollte schon immer mal echte Vampire sehen.“, freute sich Linnea. „Sind sie denn gefährlich?“
„Nicht für uns Elfen und Sterne.“, antwortete Jerome ihr.
„Dann auf zu den Vampiren.“, fand Linnea.
„Und was ist mit dir, Jerome?“, wollte Noel jetzt von Linne-as Vater wissen.
„Ich will eigentlich wieder zurück ins Feenreich. Immerhin bin ich der König dort.“, erklärte Noel.
„Och bitte Dad, begleite uns doch. Sie werden schon einen anderen König finden.“, bettelte Linnea.
„Na gut.“, gab Noel allzu schnell nach. „Vampire hören sich ja wirklich ganz interessant an.“
Linnea strahlte.
Sie traten aus der Höhle. Es war Nacht. Linnea hielt Jeromes Hand. Sie gingen in die Berge bis zu dem geheimen Tor, dass in die anderen Welten führten. Niemand kreuzte ihren Weg. Niemand hinderte sie daran. Hier verabschiedeten sie sich von Carlina.
„Vielen Dank für alles.“, bedankte sich Jerome noch mal bei ihr.
„Kein Problem. Für dich hab ich das gern gemacht.“ Sie lächelte.
„Dann pass auf dich auf, ja?“, bat Jerome sie.
„Klar, mach ich.“, versprach sie. Jerome umarmte sie ein letztes mal.
„Tschüss Carlina.“, verabschiedeten sich auch Linnea und Noel von ihr.
„Wiedersehen.“ Carlina winkte ihnen zu. „Und passt auf Jerome auf.“
„Klar mach ich.“, versprach Linnea ihr.
Noch ein mal winkte Carlina allen zu und verschwand dann im goldenen Licht des Tores.
„Wir sollten auch gehen.“, fand Noel.
Jerome nickte. Zu dritt gingen sie durch das Tor. Sie wirbel-ten durch das goldene Licht. Es schien immer heller zu wer-den. Jerome schloss die Augen.
„Wo soll es hingehen?“, erkundigte sich plötzlich eine helle Frauenstimme bei ihnen. Das Licht wurde langsamer und sie wirbelten nicht mehr so schnell herum.
„Vampirwelt.“, verlangte Jerome.
Nach ca. drei weiteren Minuten hatten sie wieder festen Bo-den unter den Füßen und waren in einer anderen Welt.
Aenna saß in ihrem Zimmer. Ab Morgen war sie mit einer Königin und einem König befreundet. Das war einfach un-glaublich. Corentin und Phoebes Hochzeit war so schön ge-wesen. Aenna hatte an ihrem Traum denken müssen indem sie mit Phoenix verheiratete gewesen war. Doch jetzt war ihr klar, dass das niemals passieren würde. Phoenix war tot und das machte sie sehr traurig. Doch das Leben ging weiter.
Aenna musste an Davin denken. Er war ein netter Kerl, aber auch ein sehr trauriger Kerl. Alle Welt wusste jetzt wer er war und genau das hatte er nicht gewollt. Er fühlte sich schuldig, weil Corentin seinetwegen die Krone akzeptiert hatte. Corentin sagte ihm dabei immer wieder, dass es nicht seine Schuld war. Aenna mochte Davin. Darin bestand kein Zweifel und vielleicht konnte daraus ja irgendwann mal mehr werden. Natürlich nur, wenn Davin auch wollte. Aber noch war Aenna nicht so weit. Noch schmerzte der Verlust von Phoenix zu sehr.
Kapitel 24
Corentin wachte am Morgen der Krönungsfeier früh auf. Schon vor zwei Tagen war er mit Phoebe zusammen ins Schloss gezogen. Es war ungewohnt in dem Zimmer zu schlafen, indem vorher Noel und Malou geschlafen hatten. Noel und Malous persönlichen Sachen waren vorher weggeschafft worden. Corentin hatte veranlasst, dass sie nicht weggeworfen wurden. Dennoch fühlte Corentin sich hier unwohl. So als gehöre er nicht hierher.
Phoebe war schon wach. Nachdenklich sah sie ihn an. „Woran denkst du?“
„Irgendwie fühle ich mich trotzdem unwohl.“, gestand er.
„Liebling, du tust genau das Richtige.“, heiterte Phoebe ih-ren Mann auf.
„Und was, wenn ich es nicht gut mache?“ Corentin hatte Angst davor zu versagen.
„Liebling, du wirst ein toller König.“, versicherte Phoebe ihr. „Und ich bin ja auch noch da.“
„Ich weiß.“ Corentin seufzte. „Dann sollten wir langsam aufstehen und uns zurecht machen.“
Phoebe trug heute ein gelbes eng anliegendes Kleid mit tie-fen Ausschnitt. Ihre Haare wurden von einer Bediensteten mit goldenen Spangen kunstvoll hochgesteckt. Sie trug gelbe hochhackige Schuhe. Sie schminkte sich nur ganz leicht. Ein wenig Lippgloss und Make up. Sie sah einfach großartig aus.
Corentin trug heute einen roten Anzug mit einem goldenen Stern auf dem Hemd. Seine Haare stylte er selbst Ein biss-chen Gel und sie lagen perfekt. Er trug goldene feine Schu-he. Er sah toll aus.
Es dauerte ca. eine Stunde bis sie fertig waren. Danach frühstückten sie und dann gingen sie rüber ins Stadion.
Das Stadion war total voll. Fast jeder Platz war besetzt. So voll war es hier seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Coren-tin bekam plötzlich neuen Respekt vor der Sache. Das hier würde bald sein und Phoebes Volk sein. Er war so froh sie an seiner Seite zu haben. Ohne sie würde er das niemals durchstehen.
In der Mitte auf der Wiese im Stadion standen zwei Throne. Einen für ihn und einen für Phoebe. Es passte ihm nicht, dass er künftig höher sitzen sollte als sein Volk und seine Freunde.
Noor, Tyler, Milo und Davin erwarteten sie schon. Corentin und Phoebe gesellten sich zu ihnen. Noor erhob die Stimme.
„Liebes Volk, liebe Freunde. Der Rath hat drei Sitzungen gebraucht um einen neuen König zu finden. Ich glaube das waren die kürzesten Sitzungen überhaupt. Viele kennen un-seren neuen König und unsere neue Königin und haben mit ihnen schon an einem Tisch gesessen. Unser König hat sein Herz am rechten Fleck. Er ist gerecht, zuverlässig und ein wunderbarer Elf. Unsere Königin ist eine großartige Partne-rin für ihn. Sie ist sanft und kann gut zuhören und sie hat ein gutes Herz. Beide werden ihre Aufgabe großartig meistern.“ Noor sprach laut, aber das war gar nicht nötig. Im Stadion herrschte Totenstille. Alle Augen waren auf das Königspaar gerichtet. Corentin fand, dass er etwas zu viel gelobt worden war, aber bei Pheobe konnte er Noor nicht widersprechen. Das Volk jubelte.
Als wieder Stille herrschte fuhr Noor fort: „Beginnen wir nun mit der Krönungsfeier. Corentin, bist du bereit dein Volk zu schützen, ihm im Krieg zu helfen und wenn es nötig ist für dein Volk zu sterben? Bist du bereit dein Volk zu ver-sorgen wenn es nötig sein sollte? Bist du bereit dein Volk zu achten und dein Volk an erster Stelle stehen zu lassen, vor deinen eigenen Bedürfnissen? Bist du bereit dein Volk mit den von dir zur Verfügung zu stehenden Mitteln zu unter-stützten?“
Wenn es vorher schon still war, war es jetzt noch viel stiller. Das ganze Stadion hielt den Atem an. Er holte tief Luft und sagte dann mit fester Stimme. „Ja, das bin ich.“ Wieder brach Jubel aus. Erst als das Stadion wieder ruhiger wurde wandte sich Noor an Phoebe.
„Phoebe, bist du bereit zu akzeptieren, dass dein Volk von heute an an erster Stelle steht, vor deinen persönlichen Be-dürfnissen? Bist du breit zu akzeptieren, dass dein Mann in einer Schlacht jederzeit umkommen könnte? Bist du bereit den neuen König zu unterstützen wo du nur kannst und wenn nötig auch fürs Feenreich zu sterben? Bist du bereit deinem Volk und deinem Mann einen Erben zu schenken?“
Phoebe sah kurz zu Corentin. Sie sah irgendwie unsicher aus. Doch dann lächelte sie und sagte klar und deutlich. „Ich bin bereit dazu.“ Auch Corentin schenkte ihr ein Lächeln. Er war ihr zutiefst dankbar dafür.
Noor lächelte sie ebenfalls an. „Als euer Berater werde ich euch jetzt die Königssalbe auftragen.“ Davin reichte ihm eine rosafarbene Farbe. Noor strich erst Corentin und dann Phoebe die Salbe auf die Stirn. Sie brannte etwas. Corentin wusste, dass sie sich in ihre Haut brannte. Dann sprach Noor Worte in einer seltsamen Sprache, die so viel bedeuteten wie: Ihr habt eurem Volk die Treue geschworen. Dieser Zauber wird dafür sorgen, dass ihr sie einhaltet, Er wird dafür sorgen, dass ihr bestraft werdet, solltet ihr euch nicht daran halten. Er wird dafür sorgen, dass ihr ein guter König und eine gute Königin sein werdet.
Diesmal schien Licht in allen möglichen Farben um das Kö-nigspaar. Sie sollten die verschiedenen Stimmungen ausdrü-cken. Erst nach ca. fünf Minuten verschwanden die Farben vor ihren Augen. Doch wie bei dem Hochzeitszauber spürte Corentin die Farben in sich.
Nun reichte Milo Noor die Kronen. Der blonde Elf setzte sie den beiden auf. Die Kronen waren golden mit grünen Dia-manten verziert. Sie würden sie nicht ständig tragen müssen. Sie waren nur ein Symbol.
„Wir haben ein neues Königspaar.“, rief Noor laut und deut-lich. „König Corentin und Königin Phoebe.“
Jetzt war er also König. Seine wichtigste Aufgabe war es sein Volk zu beschützen und für sein Volk zu kämpfen. Erst danach kam Phoebe und sein Privatleben. Noor würde sein Berater bleiben. Auch die Bodyguardgruppe würde so blei-ben wie sie war. Sie waren einfach die besten in ihrem Job.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 21.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch ist meinen Lesern von BookRix gewidmet...