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Kapitel 1

Carlina hatte Jerome vielleicht nicht besonders gemocht, aber jetzt war das anders. Sie kannte ihn besser und sie verstand ihn besser. Er hatte es nie besonders leicht gehabt in seinem Leben. Seine Mutter hatte ihn betrogen und Seine Tante auch und die Einzige, die er liebte, konnte er nicht haben. Nein, er hatte es wirklich nicht leicht.
Und Carlina hatte ihn ganz schön in ihr Herz geschlossen. Er war ihr wichtig geworden. Er war etwas Besonderes. Sein Aussehen, seine Art, sein Körper, einfach alles mochte sie an ihm. Er beeindruckte sie und sie bewunderte ihn. Das war nicht gut!
Ihre Beziehung war nur eine Zweckbeziehung. Das hatte sie von Anfang an gewusst. Er war von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen. Dennoch konnte Carlina nicht aufhören an ihn zu denken. Sie träumte tagsüber von ihm und ihr Herz klopfte wild, wenn sie in seiner Nähe war.
Sie musste unbedingt aufhören an ihn zu denken. Sie musste sich zwingen an etwas anderes zu denken als an ihn.
Carlina war auf dem Weg zu ihrer Freundin Dita. Sie gehörte nicht zum Rath sondern arbeitete in der Verwaltung im Schloss. Dita war die Einzige, mit der sie über alles reden konnte. Und sie musste unbedingt reden. Momentan befand sich Dita in ihrem Zimmer und Carlina klopfte an ihre Tür.
Carlina öffnete die Tür, nachdem Dita „Herein!“ gerufen hatte. Sie setzten sich in die Sessel in Ditas Zimmer.
„Was gibt’s?“, fragte Dita. Sie klang weder neugierig noch besonders interessiert. Einfach Dita halt.
Carlina kam sofort auf den Punkt. „Ich habe ein Problem. Ich bin auf dem besten Weg mich in Jerome zu verlieben.“
„Ja, aber ihr wollt auch heiraten, oder?“, wunderte sich Dita. Da erst fiel Carlina wieder ein, dass sie iherer Freundin noch gar nicht die Wahrheit gesagt hatte.
„Das ist etwas komplizierter.“, erklärte sie. „Unsere Liebe ist nur rein äußerlich. Sozusagen zum Zweck. Er muss heiraten und ich will nicht ständig gefragt werden ob ich zu vergeben bin. Anfangs war ich auch damit einverstanden, aber so langsam wächst mir das Ganze über den Kopf.“
„Aber kann es nicht sein, dass er sich jetzt auch in dich verliebt?“, fragte Dita sie.
„Nein, das ist unmöglich. Er liebt eine Andere und die ist unerreichbar für ihn.“, erzählte Carlina.
„Ach Süße!“, seufzte Dita.
„Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte Carlina Dita.
„Ich weis auch nicht.“ Dita zuckte mit den Achseln. Das war Carlina keine große Hilfe.

Lilia war wütend. Seit Jerome im schwarzen Schloss war, ignorierte er sie.
Was sollte das? Was hatte sie ihm getan? Sie hatte ihn immer unterstützt. Und jetzt heiratete er diese dumme Carlina, aber der würde sie das Leben schwer machen. Das schwor sie sich. Niemand stellte sich ihr in den Weg. Auch Linnea würde das noch bereuen.
Lilia fühlte sich im schwarzen Schloss wie zu Hause. Marjorie war wie eine Mutter für sie geworden. Lilia hatte hier Freunde. Was sie aber nicht bekommen konnte war ihr große Liebe. – Jerome!
Lilia hatte sich das eigentlich anders vorgestellt. Sie hatte mit Jerome zusammen sein wollen. Er liebte zwar Linnea, aber Lilia hatte von Anfang an gewusst, dass er und Linnea Cousinen und Cousins waren. Sie hatte ihm das nur nicht sagen dürfen.
Jerome begegnete ihr im Eingangsbereich. Er wollte wie immer na ihr vorbeilaufen, doch diesmal lies sie es nicht zu.
„Jerome, du kannst mir nicht ewig ausweichen.“ Lilia hielt ihm am Arm fest.
„Was willst du von mir, Lilia?“, fragte er genervt. Er sah ihr in die Augen. Er hatte so wunderschöne Augen.
„Das du mit mir redest.“, antwortete Lilia. „Seit du hier bist und ich aus dem schwarzen Raum gegangen bin hast du nicht mehr mit mir geredet.“
„Vielleicht, weil ich es nicht möchte.“, bemerkte Jerome bissig.
„Aber ich will mit dir reden.“, beharrte sie.
„Na schön! Bringen wir es hinter uns.“ Jerome war genervt. Er zog Lilia mit sich nach draußen. Sie gingen in den Garten vorm Schloss.
„Also was gibt’s?“ Er sah sie fast streng an.
„Warum behandelst du mich so? Was habe ich dir getan?“, fragte Lilia.
„Das fragst du noch?“ Jerome wurde wütend. „Du und Marjorie, ihr habt mich entführt. Ist das nicht Grund genug Abstand zu euch zu halten?“
„Ich weis nicht.“, gestand Lilia. „Vielleicht.“
Jerome verdrehte seine Augen. „Du hast mich einfach enttäuscht, Lilia. Ich hab dir vertraut und du hast dieses Vertrauen missbraucht.“
„Ich habe meine Pflicht getan.“
„Vielleicht.“, räumte Jerome ein. „Aber verletzt hast du mich trotzdem. Das kann ich dir einfach nicht verzeihen.“ Damit ließ Jerome sie einfach stehen.
Lilia würde um ihn kämpfen. Egal was er dachte.


Kapitel 2

Marjorie saß in ihrem Büro. Sie dachte über all das nach, was passiert war seit Jerome bei ihr war und an das davor.
Was wäre geworden, wenn Jerome die ganze Zeit bei ihr gewesen wäre? Hätte ihr Sohn sie dann lieben können? Denn jetzt tat er es offensichtlich nicht. Aber richtig hassten tat er sie auch nicht. Das war doch schon mal ein Vorteil! Ein Anfang!
Marjorie dachte noch oft an Livas. Er war der Mann gewesen, den sie über alles geliebt hatte. Sie fragte sich oft was wäre, wenn sie jetzt noch leben würde. Wäre sie noch mit ihm zusammen? Diese Fragen quälten Marjorie ständig. Doch die Antworten darauf würde sie nie bekommen.
Marjorie war so froh, dass Jerome endlich wieder bei ihr war. Sie hatte ihn vorher nur zwei Wochen lang für sich gehabt als er ein Baby war. Sie hatte seine Kindheit verpasst und seine Jugend. Das würde sie Noel und Malou nie verzeihen können. Egal wie viele Jahre es her war. Jetzt war Jerome wieder dort, wo er hingehörte. Bei seiner Mutter.
Jerome sah seinem Vater sehr ähnlich und er war ihm auch sehr ähnlich. Eigentlich wollte sie nur das Beste für ihn. Das er der König der Finsternis werden sollte, war ihrer Meinung nach das Beste. Er sah das wohl anders. Aber er sollte bei ihr sein. So war es richtig. All die Jahre hatte sie ihn so sehr vermisst.
Warum hatte sie ihn nicht schon eher zu sich geholt? Warum hatte sie sich nie gegen ihre Schwester zur Wehr gesetzt? Jerome war ihr Sohn und somit gehörte er auch zu ihr.
Marjories Leben war schwer gewesen. Ganz allein hatte sie es zum größten Teil verbracht obwohl immer Leute um sie herum waren. Marjorie wollte ihr altes Leben zurück. Ihr Leben mit Livas.
Doch sie hatte Pläne geschmiedet.

Jerome fühlte sich allein. Er vermisste Linnea mehr denn je. Wie lang war es jetzt her, dass er sie zuletzt gesehen hatte? Er wusste es nicht mehr genau. Bald sollte er König der Finsternis werden, doch ihm graute davor. Carlina war eine tolle Frau. Sie waren gute Freunde geworden in der kurzen Zeit in der sie sich kannten. Es hatte ihm sehr geholfen, dass er mit ihr darüber geredet hatte, was er von Marjorie erfahren hatte.
Jerome dachte über sein Gespräch mit Lilia nach. War sie wirklich eine so schlechte Person? Sollte er nicht doch noch mal mit ihr über alles reden? Ihr noch eine Chance geben? Sicher, Linnea mochte sie nicht, aber sie war immer eine gute Freundin für ihn gewesen und hier war sie neben Carlina seine einzige Freundin. Mit den anderen Bewohnern des Schlosses konnte er sich einfach nicht anfreunden.
Sein Leben hatte sich verändert. Das konnte er nicht abstreiten. Er konnte sich jedoch immer noch nicht entscheiden ob zum Negativen oder zum Positiven.
Vermutlich eher zum Negativen, denn jetzt war Linnea noch unerreichbarer als sonst und er war an einem Ort, an dem er gar nicht sein wollte.
Plötzlich erschrak Jerome. Er zuckte regelrecht zusammen. Die ganze Zeit hatte er Linnea nicht mehr gespürt. Sie war weg gewesen. Plötzlich war sie wieder da. Das Loch in seinem Herzen verschloss sich langsam wieder.
Was hatte das wohl zu bedeuten?


Kapitel 3

Linnea sah sich in diesen unbekannten Land um. Sie sah nichts als Wiese und Wald. Wo sollte sie hin? Sie kannte sich hier doch hier überhaupt nicht aus. Woher sollte sie also wissen wo sie hin musste.
Dann plötzlich merkte sie Jerome wieder. Das Loch in ihrem Herzen, dass immer enger wurde seit sie mit Phoenix unterwegs gewesen war schloss sich ganz. Also musste Jerome in dieser Welt sein. Sie war auf dem richtigen Weg und er lebte.
Traurig dachte sie an Phoenix. War er schon tot? Er durfte nicht sterben. Sie brauchte ihn genauso wie Jerome, aber sie konnte nicht beide haben. Doch um dieses Problem würde sie sich später kümmern.
Sie setzte sich in Bewegung, denn wenn sie stehen blieb, gelangte sie bestimmt nicht zu Jerome. Irgendwas musste sie tun. Den ganzen Nachmittag lief sie durch den Wald, doch sie fand kein Ende.
Der Hunger nagte an ihr und Durst hatte sie auch. Sie hatte keine Ahnung ob die Früchte hier an den Bäumen vergiftet waren, aber sie musste etwas essen. Also pflückte sie sich die Früchte vom Baum.
Linnea hatte das Gefühl, im Kreis zu laufen. Immer und immer wieder glaubte sie an dem selben Baum vorbeigegangen zu sein. Verdammt, was sollte sie machen? Sie musste doch zu Jerome!
Das Problem war, dass sie ach keine Wasserstelle fand. Ihr Mund war inzwischen trocken.
Plötzlich hörte sie es im Wald rascheln. Sie sah sich um und horchte auf. Dann tauchte eine Gestalt vor ihr auf der Lichtung auf. Es war eine Frau. Sie war wunderschön und beängstigend zugleich. Linneas Herz klopfte laut.
Die Frau kam auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. Sie hatte blonde Haare und trug ein schwarzes Kostüm.
„Wer bist du?“, fragte die Frau.
„Leonie.“, antwortete Linnea sofort. Jetzt erst fiel ihr auf, dass Phoenix den Wächtern der Welten ihre wahren Namen genannt hatte. Das wunderte sie etwas.
„Phoenix.“, dachte sie bei sich und verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.
„Bist du sicher, dass du Leonie bist und niemand anderes?“, fragte die Frau nach.
„Ja.“ Linneas Stimme klang fest.
„Dann muss ich dich leider töten, denn du betrittst unbefugt unser Land.“ Die Frau fixierte sie mit ihren seltsamen Augen.
Um Zeit zu gewinnen erklärte sie. „Ich suche eigentlich nach Jerome. Falls du mich tötest und er das erfährt, sollte er dich kennen, wird er sehr sauer auf dich sein.“
„Du suchst also Jerome? Und dein Name ist nicht zufällig Linnea?“, fragte die Frau nun.
Erschrocken sah Linnea sie an. Woher kannte die Frau ihren Namen?
„Was wäre, wenn ich Linnea wäre?“, fragte Linnea.
„Dann könnte ich dich vielleicht zu Jerome bringen.“
Linneas Herz klopfte. Diese Frau kannte ihren geliebten Jerome. Oder war das nur eine Falle? Linnea entschied das Risiko einzugehen.
„Ich bin Linnea.“, erklärte Linnea nun.
Die Frau nickte. „Ich bin Carlina. Ich kenne Jerome. Ich kann dich zu ihm bringen. Aber zuerst müssen wir dir andere Kleidung suchen. So fällst du überall auf.“
„Und du willst mich nicht umbringen?“, fragte Linnea vorsichtshalber noch mal.
„Nein.“ Carlina schüttelte mit dem Kopf.
„Warum denn nicht=“ Linnea traute dieser Frau noch nicht so ganz.
„Weil ich Jerome kenne und weil er mir wichtig geworden ist. Und du hast ganz Recht. Er wäre wirklich sauer auf mich, wenn ich dich umbringen würde.“ Sie sah Linnea kurz an. Dann fuhr sie fort. „Also komm!“
Immer noch skeptisch folgte Linnea der seltsamen Frau. Sie hatte keine andere Wahl.

Phoenix lag erschöpft auf der Wiese. Er war total fertig. Von dem Kampf mit den zehn Männern. Es war gut, dass er hingefallen war. Er hatte sich einfach tot gestellt und die Männer hatten ihm geglaubt. Sie haben ihn einfach liegen gelassen. Allerdings haben sie auch all seinen Proviant und sein Geld mitgenommen. Nur die Decke war ihm geblieben. Die Decke, unter der Phoenix mit Linnea geschlafen hatte. Die Decke, die immer noch so sehr nach ihr roch.
Linnea! Wo sie jetzt wohl war und was sie machte? Und was sollte er machen?
Er musste erneut ein Tor zur dunklen Welt öffnen. Doch momentan war er zu schwach dazu. Er hatte all seine Energie im Kampf eingesetzt. Also versteckte er sich zunächst. Leisten konnte er sich nichts. Sein Geld war ihm ja geraubt worden. Also musste er Früchte sammeln und das Wasser aus dem Bach trinken. Appetitlich war das nicht, aber er hatte keine große Wahl.
Ihm wäre es lieber er wäre schon bei Linnea um mit ihr zusammen Jerome zu suchen, aber er konnte sich das eben nicht aussuchen.


Kapitel 4

Das Mädchen, dass Jerome liebte, schien auch wirklich nett zu sein und sie war hübsch. Sie konnte allerdings froh sein, dass Carlina sie gefunden hatte. Wäre es Jemand anderes gewesen, hätte man sie vermutlich getötet.
Carlina führte sie in die Dunkelheit des Waldes. Sie wollte das Mädchen keinesfalls verängstigen. Das hätte Jerome ihr mehr als übel genommen, aber hier fand sie Kleidung für Linnea.
„Wo gehen wir hin?“, fragte Linnea. Sie klang ängstlich.
„Wir suchen Kleider für dich aus. In der nähe ist ein Geschäft. Sicher, es hat einen merkwürdigen Platz, aber hier kommen Elfen hin, die unbemerkt was kaufen wollen.“, erklärte Carlina ihr. „Wir sind bald da.“
Carlina führte ihre Begleiterin in das Geschäft, das tief in dem Wald lag. Hier war es sehr dunkel und da Linnea sich nicht auskannte, hielt sie ihre Hand. Doch Dann sahen die Frauen die Aufschrift des Geschäfts vor sich leuchten „Conrads Schwarz Laden“.
Carlina lächelte. Sie war schon so oft hier gewesen. Conrad, der Verkäufer, war ihr immer sehr behilflich gewesen. Heute stand er hinter dem Holztresen. Der Laden war wie immer rot beleuchtet und mit schwarzer Kleidung voll gestopft.
„Oh, hallo Carlina“, begrüßte Conrad sie. „Wie schön, dass du mal wieder zu Besuch kommst.“
Conrad war relativ klein für einen Elf. Er hatte schon sehr graue Haare und sehr graue Augen. Er musste schon sehr alt sein. Vielleicht ca. 1000 Jahre alt. Aber er war immer höflich und zuvorkommend.
„Leider hab ich heute nicht viel Zeit, Conrad. Meine Freundin hier braucht besser passende Kleidung. Hast du was da?“ Höfliche Konversation. Das half bei Conrad immer.
Conrad betrachtete Linnea in ihrem bunten Kleid flüchtig und nickte ihr kurz zu. Linnea sagte nichts.
„Aber ja. Natürlich. Moment mal. Ich bin gleich wieder da.“ Bevor Linnea ihm zunicken konnte verschwand er schon fröhlich summend im Nebenzimmer.
„Seltsamer Kauz.“, flüsterte Linnea.
„Das kommt wohl daher, dass er schon so lange lebt.“, überlegte Carlina. „Aber das Gute an ihm ist, dass er nie unangenehme Fragen stellt.“
Carlina wusste, dass Linnea verstanden hatte, was sie meinte.
Nach ca. drei Minuten kam Conrad mit einer Garnitur schwarzer Umhänge, schwarzer Kleider und schwarzer Schuhe wieder.
„Wie wäre es hiermit? Versuch es mal. Da drüben sind die Umkleidekabinen.“ Conrad drückte Linnea die Ware in die Hand und zeigte in Richtung Umkleidekabine. Linnea verschwand darin.
„Was gibt es neues im Schloss?“, fragte Conrad Carlina während Linnea die Kleider anprobierte.
„Es wird bald einen neuen König der Finsternis geben. Marjories Sohn Jerome ist endlich im Schloss.“, flüsterte Carlina. Linnea brauchte das ja nicht gerade mitbekommen.
„Wirklich? Das ist ja interessant!“
Conrad bekam hier nicht so viel mit. Deshalb freute er sich über jede Neuigkeit, die er aufschnappen konnte.
Linnea hatte sich für zwei Kleider und einen Umhang sowie ein paar Schuhe entschieden. Gute Wahl. Mehr brauchte sie nicht. Carlina bezahlte für sie.
Dann führte sie das Mädchen in die schwarze Burg. Staunend betrachtete Linnea sie. Carlina führte sie in ihr Zimmer.
„Mach es dir bequem.“; bot sie ihr an. „Ich hole Jerome.“
Linnea nickte und Carlina verschwand.


Kapitel 5

Aenna war allein in ihrem Zimmer. Sie schaute aus dem Fenster und träumte vor sich hin. Morgen sollte wieder eine Veranstaltung sein auf der magischen Wiese und Aenna und Corentin mussten auf den König Acht geben. Für Jerome, Lilia und Phoenix war Ersatz hergekommen. Fiete, Davin und Aline. Sie waren noch ziemlich unerfahren, aber sie würden schon noch dazulernen. Aenna störte es aber, dass Fiete dazu gehörte. Schließlich wohnte Pheobe auch in der WG und musste ihn so jeden Tag sehen. Corentin brachte das auch zur Weißglut. Er hatte Fiete schon gewarnt, dass er nichts tun sollte, was er später bereuen würde. Fiete hatte seinem Bruder das Versprechen gegeben ihn nicht zu ärgern.
Egal an was Aenna dachte. Ihre Gedanken wanderten immer zurück zu Phoenix. Ständig fragte sie sich ob Marek Phoenix sein konnte und diese Frage quälte sie. Sie ließ sie nicht in Ruhe.
Aenna seufzte. Sie ging nach unten, denn hier oben war es ihr zu langweilig. Davin und Aline saßen auf dem Sofa im Wohnraum. Gott sei dank war Fiete nicht da.
„Hallo Aenna!“, riefen beide wie aus einem Munde und Aenna lächelte und begrüßte sie ihrerseits. Dann nahm sie sich eine Flasche Wasser und goss davon etwas in ihr Glas. Dann setzte sie sich zu den beiden.
„Darf ich dich mal was fragen?“ Davin sah sie aus seinen großen braunen Augen neugierig an. Er sah für einen Elf ziemlich ungewöhnlich aus. Er war braungebrannt statt blass und seine Haut leuchtete in Sternenmuster. War er wirklich ein Elf?
„Klar.“, antwortete Aenna lächelnd.
„Wieso mögt ihr Fiete nicht?“
Aennas Gesicht verzog sich kurz, kaum merklich. Doch sie entschied sich dafür Davin die Wahrheit zu erzählen. Schließlich sollte Aline ja auch wissen woran sie bei ihm war.
„Er hat vor nicht allzu langer Zeit versucht Phoebe und ihre Freundin zu vergewaltigen. Ihre Freundin hat er sogar niedergeschlagen. Corentin kam Gott sei Dank rechtzeitig um das schlimmste zu vermeiden. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass Corentin deswegen nicht gut auf seinen Bruder zu sprechen ist und Pheobe erst recht nicht. Ich bin deswegen auch sauer auf ihn.“
„Okay. Das kann ich verstehen.“ Aline nickte. Sie war eine zierliche Elfe mit blonden Haaren und grünen Augen. Sie war hübsch.
„Ihr solltet ihm also immer mit Bedenken entgegentreten.“ Aenna wollte nicht, dass Fiete die beiden verletzte. Sie mochte sie.
„Klar, machen wir.“, versprach Davin.

Fiete wusste nicht ob er die richtige Wahl getroffen hatte. Mittlerweile taten Linnea und Phoebe ihm sogar Leid. Er bereute seine Tat, aber er konnte sie nicht rückgängig machen. Auch wenn er es gerne würde.
Sophie war immer noch sein Anker in seinem Leben. Sie durfte niemals von all dem erfahren. Er hatte sie bisher nicht für sich gewinnen können und glaubte auch nicht, dass es ihm noch gelingen würde. Sie war jetzt mit einem anderen Elfen zusammen. Er würde sie bestimmt glücklicher machen als Fiete es jemals könnte.
Trotzdem machte ihn das traurig. Warum Sophie?
Fiete fiel die Decke auf den Kopf. Er beschloss ein wenig spazieren zu gehen. Momentan hatte er keinerlei Verpflichtungen. Im Wohnzimmer traf er auf Aline, Davin und Aenna. Keiner der drei schenkte ihm Beachtung. Er seufzte. Das musste er jetzt wohl ertragen.
Er ging nach draußen und war froh über die frische Luft, die ihn empfing. Eigentlich mochte er die Natur lieber als stickige Buden. Er verließ schnellen Schrittes den Burghof. Zuerst ging er ins Dorf. Er wollte wissen was auf dem Markt los war.
Viele Stände waren aufgebaut und er sah sich um. Das war alles nichts Neues für ihn. Nach einer viertel Stunde entdeckte er Sophie. Sie stand etwas abseits und beobachtete den Markt. Sie sah so wunderschön aus. Ihre rotbraunen Haare fielen ihr über die Schultern und ihre grünen Augen strahlten.
Fiete ging zu ihr und Sophie strahlte als sie ihn sah. Sie umarmten sich.
„Hallo Sophie.“, begrüßte er sie.
„Hallo Fiete.“, grüßte sie zurück.
„Ist alles okay bei dir?“, erkundigte er sich bei ihr.
„Ja.“ Sie lächelte ihn an.
„Das freut mich.“
„Und bei dir?“, fragte Fiete sie.
„Na ja. Geht so. Könnte besser sein.“ Eigentlich wollte er mit Sophie nicht über seine Probleme reden.
Sophie lächelte. „Ich muss jetzt gehen. Mick kommt da hinten schon.“
„Klar.“, nickte Fiete.
Sie verabschiedeten sich voneinander und Fiete ging weiter. Wann würde sein Leben endlich besser werden? Momentan war es viel zu kompliziert. Er würde es so gerne mit das von diesem Mick eintauschen.


Kapitel 6

Jerome war gerade in seinem Zimmer als Carlina ihn fand. Sie sah ihn an und lächelte. „Wie geht es dir?“
Skeptisch sah Jerome sie an. „Ganz gut, denke ich. Warum?“
„Weil ich eine Überraschung für dich hab.“ Carlina lächelte noch immer.
Jerome hatte keine Lust auf solche Spielchen. Dazu war er nicht aufgelegt, aber er fragte nur: „Und was für eine?“
„Dazu musst du mit in mein Zimmer kommen.“, forderte sie.
Sofort wurde Jerome misstrauisch. Carlina war in letzter Zeit so komisch geworden.
„Falls du mich verführen willst, vergiss es gleich wieder. Wir sind noch nicht verheiratet.“ Vielleicht war das sehr hart gewesen, aber es musste sein.
Sie zuckte zusammen, lächelte aber sofort wieder. „Jerome, was denkst du denn von mir? Natürlich will ich dich nicht verführen! Und glaub mir: Diese Überraschung möchtest du sehen!“
Jerome seufzte. Er musste Carlina vertrauen. Er war neugierig geworden.
„Na gut. Meinetwegen.“, gab er nach.
Also folgte er ihr aus seinem Zimmer heraus, über den Flur und in ihr Zimmer herein. Sie öffnete die Tür und bat ihn herein. Und dann entdeckte er sie!
„Linnea!“, rief er entsetzt.

Linnea hatte die ganze Zeit an Jerome gedacht. Würde er sich freuen sie zu sehen? Hatte er sich verändert? Linnea war verängstigt gewesen als sie die schwarze Burg gesehen hatte. Innen war es nicht viel besser. Die Farben machten depressiv und zugleich waren sie wunderschön. Auch Carlinas Zimmer war von solchen Farben geprägt. Eigentlich wollte sie nur noch raus hier, aber sie wartete auf Jerome. Sie konnte nicht gehen.
Und dann kam er auf ein mal durch die Tür. Seine blonden Haare waren lockig wie nie, seine schöne Gestalt muskulöser als zuvor und sein hübsches Gesicht entsetzt und wutverzerrt. Seine durchdringenden blauen Augen sahen sie unverwandt an.
Nachdem auch Carlina den Raum betreten hatte, schlug er die Tür hinter sich zu. Linnea stand von ihrem Stuhl auf.
„Jerome!“, rief sie. All ihre Liebe und Leidenschaft lag in diesem Namen. Er war ihr ein und alles. Wie hatte sie mit Phoenix schlafen können? Doch sie ging nicht auf ihn zu. Sie traute sich nicht. Sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst. War er noch sauer, weil sie gesagt hatte, sie sollten sich lieber aus den Weg gehen? Das war doch Ewigkeiten her.
Doch Jerome fixierte Carlina. Sie machte er an.
„Bist du wahnsinnig? Warum bringst du sie hierher? Du weißt in welcher Gefahr sie schwebt!“
Carlina zuckte bei seinem Worten zusammen. Bevor sie etwas sagen konnte, verteidigte Linnea sie.
„Jerome, sein nicht so hart zu ihr. Es ist nicht ihre Schuld. Früher oder später wäre ich sowieso gekommen. Ich habe dich gesucht.“ Sie sah ihm tief in die Augen.
Gequält sah er sie an. Zu Carlina sagte er ohne sie noch mal anzusehen. „Tritt mir aus den Augen. Ich will dich demnächst erst mal nicht mehr sehen.“
Carlina zuckte erneut zusammen. Sie litt unter Jeromes harten Worten und ging wortlos. Jerome hatte wohl vergessen, dass er in Carlinas Zimmer war.
„Jerome, sei nicht so hart zu ihr! Sie kann nichts dazu.“, verteidigte Linnea Carlina erneut. Doch Jerome ignorierte sie. Er kam auf sie zu und umarmte sie ganz doll. Linnea erwiderte seine Umarmung. Er weinte und auch ihr kamen die Tränen.
„Linnea.“, hauchte er. Sie hatte ihren Jerome wieder! Endlich!
Doch nach einiger Zeit löste er sich von ihr. Traurig sah er sie an und Linnea brach es das Herz. Irgendetwas hatte er. Sie setzten sich zusammen auf Carlinas Bett.
„Jerome, was ist los?“, fragte Linnea ihn sanft.
Er holte tief Luft. „Du weißt, dass ich dich über alles liebe?“
„Ja und ich liebe dich auch.“ Wieder bekam Linnea ein schlechtes Gewissen wegen der Sache mit Phoenix.
„Trotzdem können wir nicht zusammen sein.“ Kummer zeichnete sich in sein Gesicht. Es dauerte etwas bis Linnea seine Worte begriff.
„Was, warum nicht?“, fragte sie entsetzt.
Noch ein mal holte er tief Luft ehe er erklärte. „Wir sind miteinander verwandt. Du bist meine Cousine. Deine Mutter ist die Schwester meiner Mutter gewesen.“ Und dann erzählte er ihr die Geschichte, die Marjorie ihnen erzählt hatte.
„Aber das ist unmöglich! Mein Vater würde so etwas nie tun!“ Linnea war empört. Sie konnte das alles nicht begreifen. Jerome ihr Cousin?
Er seufzte tief. „Ich weis, aber ich glaube es auch nur so halb.“
Sie schwieg. Dann machte er ihr Vorwürfe.
„Wie kannst du nur so wahnsinnig sein und allein her kommen? Du hättest umkommen können.“
„Ist doch jetzt auch egal. Unsere Liebe ist verloren.“ Linnea konnte ihre Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten. Jerome nahm sie in seine Arme. Dort fühlte sie sich geborgen.
„Sag so was nie wieder, hörst du? Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.“ Er meinte es ehrlich, doch es war ihr egal. Es war ihr alles egal. Jerome war für immer für sie verloren.
Jerome war ihr schon ein mal genommen worden. Das Loch in ihrem Herzen war schlimm gewesen, aber nicht so schlimm wie dieses Loch jetzt. Und dabei lag sie in Jeromes Armen.


Kapitel 7

Ihm fiel es schwer jetzt neben Linnea zu sitzen. Jerome liebte sie so sehr und sie hielt Abstand von ihm.
„Linn....“, begann er vorsichtig.
„Ich brauche Zeit, Jerome. Ich will alleine sein. Du verwirrst mich.“ Sie klang zerbrechlich, irgendwie leer. Es brach ihm das Herz.
„Es gibt da aber noch mehr, was ich dir erzählen muss.“, startete er einen neuen Versuch.
Sie schluckte, sah ihn nicht an. „Ich weiß nicht, ob ich momentan mehr ertragen kann.“
Jerome verstand sie, aber er musste loswerden, was er zu sagen hatte.
„Linn, ich weis warum du gekommen bist. Du wolltest mich nach Hause holen. Ich kann aber nicht mitkommen. Ich werde hier bleiben. Ich werde der König der Finsternis und ich werde heiraten.“
Sie sah ihn noch entsetzter an. Tränen liefen ihr die Wange runter.
„Das bist nicht du, Jerome. Die Welt der Finsternis ist nicht deins. Du gehst hier zu Grunde.“ Er hörte die Sorge aus ihrer Stimme raus.
Sie kannte ihn gut. Das musste man ihr lassen, aber er durfte ihr nicht zustimmen.
„Das ist jetzt meine Welt. Ich habe vor aus der Welt der Finsternis eine Welt des Lichts zu machen.“, erzählte er ihr.
„Und wen sollst du heiraten?“ Sie brachte die Worte kaum über ihre Lippen. So schwer waren sie für sie. „Lilia?“
„Nein.“ Sie hasste Lilia. Daran hatte Jerome keinen Zweifel. „Ich habe Lilia so gut es ging ignoriert. Ich soll Carlina heiraten, aber es ist nur eine Zweckehe. Ich liebe sie nicht.“
Sie beobachtete ihn wachsam. „Du scheinst ihr aber viel zu bedeuten. Sie hat mir selbst gesagt, dass du ihr viel bedeutest.“
„Das ändert aber nichts an meinen Gefühlen.“, beharrte Jerome. „Ich mag sie, ja. Aber ich liebe sie nicht.“
„Das ändert aber nichts an unserer Situation.“, bemerkte Linnea traurig. „Bitte geh jetzt, Jerome! Lass mich allein.“
Schweren Herzens verließ Jerome sie. Bevor er aber ganz ging, erinnerte er sie. „Ich liebe dich. Vergiss das bitte nie.“

Jerome irrte durchs Schloss. Seine Gedanken überschlugen sich. Linnea musste weg von hier. Sie durfte nicht zu lange hier verweilen. Das war viel zu gefährlich für sie. Och wie solle er sie hier raus bringen? Auf Carlinas Hilfe durfte er nicht hoffen. Lilias Hilfe war im zu ungewiss. Linnea würde sie außerdem nicht annehmen. Also musste Jerome sie hier alleine raus bringen. Er hatte keine andere Wahl, aber er musste das gut planen. Er war sich nur nicht sicher, ob Linnea das ganze gefallen würde, aber hier konnte sie auf gar keinen Fall bleiben.
Die Begegnung mit Linnea hatte ihn mehr aufgewühlt als er zugeben wollte. Vielleicht sollte er ihr in der Nacht einen Traum schicken, wo er noch ein mal mit ihr reden konnte. Aber wo sollte Linnea überhaupt schlafen? In Carlinas Zimmer? Damit würde Carlina wohl kaum einverstanden sein. Bei ihm? Wohl kaum! Das würde Linnea nur noch mehr aufwühlen. Aber wo sonst? Jerome fiel nichts besseres ein. Er würde mit Carlina reden müssen und sich bei ihr entschuldigen müssen. Eine andere Möglichkeit sah er nicht.
Er seufzte schwer. Er würde dafür sorgen müssen, dass Linnea morgen hier weg kam. Sie durfte keine Sekunde länger bleiben als nötig. Also musste er auch noch ein mal mit ihr reden. Aber erst mal musste er ihr Zeit lassen um das alles zu verdauen. – Und ihm auch.
Auch Jerome hatte an der Begegnung mit Linnea zu knabbern. Er wollte ihr alles geben, was sie sich wünschte und noch viel mehr. Aber es ging nicht. Er würde nicht mit ihr mitkommen würde. Außerdem war sie seine Cousine.
Warum musste nur alles so furchtbar kompliziert sein? Warum konnten er und Linnea nicht einfach mal glücklich miteinander sein?
Jerome war am Verzweifeln. Er hasste sein Leben mehr denn je.


Kapitel 8

Weinend lief Carlina zu Dita. Sie musste unbedingt mit ihrer Freundin über Jerome reden. Völlig aufgelöst klopfte sie bei ihr an. Dita öffnete die Tür sofort und zog Carlina in ihr Zimmer. Carlina setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch und Dita sich auf ihr Bett.
„Was ist denn los?“, fragte Dita. Sie war völlig schockiert über den Zustand ihrer Freundin. Das wusste Carlina. So hatte Dita sie noch nie erlebt.
„Du darfst Niemanden erzählen, was ich dir jetzt erzähle.“, ließ Carlina ihre Freundin schwören.
„Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst.“, erinnerte Dita sie. Ja, das wusste Carlina, aber es war ihr dennoch wichtig das aus Ditas Mund zu hören.
„Ich hab Linnea ins Schloss gebracht. Die Frau, die Jerome so sehr liebt. Natürlich war ich vorsichtig. Ich habe ihr zuerst schwarze Sachen besorgt, damit sie im Schloss nicht so auffällt. Und dann hab ich sie in mein Zimmer gebracht, weil sie dort am sichersten ist. Sie wäre so oder so hierher gekommen. Sie war auf der Suche nach Jerome. Ich hab sie nur eher zu ihm geführt und dann hab ich Jerome zu ihr gebracht.
Er war total sauer auf mich, weil ich seine Linnea in Gefahr gebracht hab. Er hat mich aus meinem eigenen Zimmer geworfen und will mich erst mal nicht mehr sehen.“ Carlina weinte. Sie brauchte einige Zeit bevor sie weiter sprechen konnte. Dann fuhr sie fort: „Ich kann ihn ja verstehen, aber diese Zurückweisung tut so weh. Ich will mich doch gar nicht in ihn verlieben.“ So verzweifelt war sie noch nie gewesen.
„Ach Süße!“ Dita versuchte ihre Freundin zu trösten. „Man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt. Es passiert einfach. Ich denke Jerome wird sich wieder beruhigen. Er braucht nur einige Zeit.“
„Vielleicht.“, stimmte Carlina Dita zu. „Aber ich hab jetzt auch Angst in mein Zimmer zu gehen. Sie ist da drin... Und vielleicht er auch noch.“
„Süße, es ist dein Zimmer.“, erinnerte Dita sie. „Jerome hat kein Recht dich da raus zu werfen. Aber wenn du magst kannst du heute Nacht bei mir übernachten.“
„Danke, das ist lieb.“ Carlina beruhigte sich etwas. „Trotzdem muss ich noch mal in mein Zimmer. Ein paar Sachen holen und Bescheid geben, dass ich hier bin. Aber das mach ich nachher.“
„Gut ist in Ordnung.“ Dita lächelte ihre Freundin an. „Willst du, dass ich mitkomme?“
„Nein.“ Entschieden schüttelte Carlina mit dem Kopf. „Sie sollten nicht wissen, dass du Bescheid weißt, dass Linnea hier ist. Du darfst es auch Niemanden erzählen.“
„Das verspreche ich dir. Ich werde meinen Mund halten.“
Carlina nickte und vertraute ihrer Freundin. Sie war froh, dass sie sie hatte. Carlina hätte nicht gewusst, was sie gemacht hätte, wenn sie nicht wäre.

Phoenix irrte in den Bergen rum auf der Suche nach Essen und Wasser. Er wollte jetzt endlich das Tor in die dunkle Welt öffnen und Linnea folgen, aber er war immer noch zu schwach. Wenn er so weit war, würden die Wächter der Welten bestimmt schon wieder aufkreuzen und ihn wieder angreifen. Das durfte nicht passieren. Er musste Linnea und Jerome finden.
Ob Linnea wohl was passiert war? Er hoffte nicht. Aber sie war so unerfahren und sie kannte sich in der Welt der Dunkelheit so wenig aus. Noch weniger als er selbst. Was, wenn sie an die falschen Leute geraten war?
Er hatte sich Gedanken darüber gemacht, was passieren würde, wenn Jerome nicht mitkommen würde. Er konnte sich als Marek ausgeben. Marek hatte keinerlei Verpflichtungen und könnte mit Linnea zusammen kommen, wenn sie das wollte.
Aber konnte er das? Er würde Aenna aufgeben müssen. Für immer! Seine Aenna, die nie seine Aenna gewesen war. War Linnea ihm wirklich wichtiger als Aenna? Konnte er seine Aenna für Linnea aufgeben? Wollte er das?
Phoenix erinnerte sich noch genau daran, was Linnea zu ihm gesagt hatte, als sie in die andere Welt gegangen war.
„Ich liebe dich!“
Phoenix war klar, dass er Linnea auch liebte, aber wer war ihm wichtiger: Aenna oder Linnea? Und was wollte Linnea überhaupt? Wollte sie ihn noch nachdem sie Jerome wieder hatte?
All diese Fragen quälten Phoenix und auf eine Antwort durfte er in nächster Zeit nicht hoffen. Er musste Kräfte sammeln um das Portal zu öffnen. Seine Aufgabe war immer noch Jerome zu retten. Wenn er das nicht tat, würde er sterben. Aber immer wieder fragte er sich wie er Jerome retten sollte. Er konnte ja noch nicht mal das Portal öffnen. Es war zum Mäuse melken. Was sollte er tun?
Phoenix suchte weiter nach Essen. Eigentlich brauchte er Geld.


Kapitel 9

Oft träumte Marjorie noch von Livas. Dann gingen sie am Strand spazieren Hand in Hand. Ihr Leben war dann perfekt, aber in Wirklichkeit war es das ganz und gar nicht.
Marjorie wollte immer noch Rache an Noel ausüben. Sie wusste, dass das Fest morgen war. Auch wenn sie Jerome nichts davon erzählen würde, würde sie eine Truppe von Männern zu dem Fest schicken, damit sie es ein wenig auffrischen konnten. Marjorie wollte Blut sehen. Sie wollte Vergeltung.
Ihr Sohn konnte das nicht verstehen und deshalb erzählte Marjorie ihm erst gar nichts davon. Marjorie hatte alles genauestens geplant. Es würde ihr Freude bereiten. Am liebsten würde Marjorie selbst dabei sein, aber sie hatte wichtigeres zu tun. Sie würde ihre Chance schon noch bekommen.
Als sie ihren Sohn eben gesehen hatte, war er seltsam drauf gewesen. Irgendwie durcheinander. Marjorie fragte sich ob irgendwas geschehen war, was sie übersehen hatte. Sie hatte Norden beauftragt Jerome genauer zu beobachten. Vielleicht würde er näheres heraus finden.
Auch Carlina hatte sich merkwürdig benommen. Auch sie schien durcheinander gewesen zu sein. Vielleicht kamen die beiden sich nun ja tatsächlich näher und deswegen waren beide durcheinander. Das wäre wenigstens logisch. Sie würde es schon noch erfahren.
Marjorie ging durch das Schloss. Sie wollte zur Bibliothek. Dort waren viele unterschiedliche Bücher u finden. Viele handelten von schwarzer Magie und verlorener Seele. Sie schätzte solche Bücher sehr.
Die Biblitohek befand sich im Keller. Fünfzig Stufen musste sie herunter gehen und dann über eine Brücke. Die Brücke war wackelig und wenn man von ihr fiel, fiel man in einen tiefen Abgrund. Aber schließlich sollte nicht jeder Zutritt zu dieser geheimnisvollen Bibliothek haben. Tatsächlich wussten nur wenige überhaupt von der Bibliothek und durften sie betreten. Marjorie, Carlina, Lilia, Norden und drei andere Elfen. Vor der Bibliothek saß ein Mann, der die sie bewachte. Er saß meist einsam und im dämmrigen Licht dort. Nur selten kamen diejenigen, die Zutritt zur Bibliothek hatten hierher, und nur zweimal im Jahr wurde der Wachposten abgelöst.
„Name?“, fragte der Wächter sie gelangweilt.
„Marjorie Larine Vanessa Melody von Dunkelland.“, antwortete die schwarze Königin. Kaum Jemand kannte ihren vollen Namen.
„Passwort?“, fragte der Wächter weiter.
„Zutivas Livas.“, antwortete Marjorie.
„Bitte tretet ein, schwarze Königin.“, bat der Wächter sie und öffnete durch einen Zauber die Tür.
„Vielen Dank.“ Marjorie lächelte den Wächter an und betrat die Bibliothek. Die Tür verschloss sich sofort wieder hinter ihr. Dies war der einzige Raum in dem Schloss, der nicht schwarz war. Die Wände des Raumes waren golden und der Teppich und die Decke rot. Der Raum war so groß wie der größte Tanzsaal, den man sich vorstellen konnte. Überall an den Wänden waren Regale mit Büchern. Der Raum war hell erleuchtet und er faszinierte sie immer wieder.
Doch heute hatte sie keinen Blick für die vielen Bücher übrig. Heute brauchte sie den Geheimweg, der hinter den Regalen versteckt lag. Er führte unbemerkt raus aus dem Schloss ins Vorland der Toten. Nur sie hatte Zutritt zu diesem Ort ohne dort bleiben zu müssen.
Heute wollte sie mit den Hütern der Toten ihren Plan durchsprechen. Deswegen schob sie mit ihrem Zauber aus goldschwarzem Licht die Regale beiseite. Ein Loch kam in Sicht, durch das sie schlüpfte. Sofort war sie in einer Welt aus Wüste und Sand. Die Regale würden sich wieder von alleine schließen. Darum musste sie sich nicht kümmern. Jetzt musste sie Rouven finden.
Er war ihr Mann!


Kapitel 10

Lilia hatte einen Plan erschaffen. Sie wollte Carlina schließlich das Leben schwer machen. Diese dumme Kuh sollte nicht glauben, dass sie ihr Jerome so einfach überließ. Dafür bedeutete ihr Jerome viel zu viel.
Lilia ging durchs Schloss. In einem der Freizeiträume fand sie Norden. Lilia lief auf ihn zu und sah ihn ganz verzweifelt an.
„Was ist denn los?“, wollte Norden natürlich wissen.
„Carlina!“, stammelte Lilia aufgelöst. „Sie hat mich bedroht. Sie will mir was antun, weil sie eifersüchtig ist.“
„Was? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne sie schon lange und sie würde so was nie tun. Womit soll sie dich denn bedroht haben?“ Norden klang nicht gerade überzeugt.
Lilia drückte mehr auf die Tränendüse. „Sie wollte mir was antun. Bitte, ihr müsst sie verhören.“
„Jetzt mal ganz langsam. So lange wir keine Beweise haben, können wir gar nichts tun.“, hielt Norden sie zurück.
„Das heißt wir können erst eingreifen, wenn sie mir schon was angetan hat?“, fragte Lilia. Sie ließ ihre Stimme entsetzt und ängstlich klingen.
„Ich bin mir sicher du hast da etwas falsch verstanden. Carlina würde so was nicht tun. Warum auch? Sie ist glücklich. Sie wird bald Königin sein.“, versuchte Norden sie zu beruhigen.
Lilia bezweifelte, dass Carlina glücklich war, so wie Jerome Linnea liebte, aber sie sagte nichts.
„Aber ich habe Angst.“, gestand Lilia ihm stattdessen tragisch.
„Also gut.“, gab Norden nach. Seine Stimme klang sanft. „Ich werde mal nach ihr sehen und sie darauf ansprechen. In Ordnung?“
„Ja.“ Lilia ließ ihre Stimme jetzt erleichtert klingen.
Als Norden gegangen war, lächelte Lilia in sich hinein und ließ ihre Tränen verschwinden. Es lief nicht ganz so gut wie sie es gehofft hatte, aber es war immerhin ein Anfang. Ie würde dafür Sorgen, dass Carlina aus dem Schloss flog bevor sie Jerome heiratete. Dann wäre Jerome für sie frei und Carlina aus dem Weg.

Linnea lag noch immer auf Carlinas Bett. Sie wusste, dass auch Jerome unter der Situation litt, in der sie sich jetzt befanden. Sie wusste, dass sie das sehr hätte mitnehmen müssen, aber sie konnte es nicht fühlen. Er war so weit weg von ihr wie nie. Sie würden ihn nie mehr erreichen. Ihr ein und alles.
Wieso liebte sie Jerome eigentlich so sehr? Sie waren nur kurze Zeit zusammen gewesen. Auf der Erde. Aber diese Zeit war so wunderschön gewesen. Es tat weh daran zurück zu denken, doch schon damals hatten sie nicht sorgenfrei zusammen sein können. Schon damals hatte es Schwierigkeiten gegeben.
Sie seufzte.
Linnea erschrak als sie es an Carlinas Tür klopfen hörte. Eine fremde Stimme fragte. „Carlina, bist du da?“
Was sollte sie tun? War die Tür abgeschlossen? War der Mann dazu befugt in Carlinas Zimmer eintreten zu können, wann immer er wollte? Linnea wusste nicht weiter. Also blieb sie einfach still sitzen. Vielleicht ging er ja wieder weg.
Dann hörte sie die vertraute Stimme von Jerome draußen vor der Tür.
„Hallo Norden. Du suchst Carlina?“
„Ja.“, bestätigte der fremde Mann namens Norden. „Ich muss mit ihr reden, aber sie scheint ja nicht in ihrem Zimmer zu sein.“
„Ich glaube ich habe sie zu Dita gehen sehen.“, berichtete Jerome dem Mann nun. „Vielleicht findest du sie ja dort.“
Jeromes Stimme klang so ruhig. Eben war er noch so aufgewühlt und wütend gewesen.
„Ja, dann gehe ich dort mal suchen.“ Der Mann fragte nicht warum Jerome vor Carlinas Tür rumlungerte, wenn sie doch nicht dort war. Vielleicht war er nicht befugt dazu.
Als Nordens Schritte verklungen waren, klopfte Jerome an die Tür. „Darf ich reinkommen?“
Linnea seufzte tief ehe sie mit JA antwortete. Sie war nicht gerade scharf auf das vorliegende Gespräch.
Jerome betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich ab.


Kapitel 11

Zurück vom Reich der Toten hatte Marjorie die beste Laune. Von Rouven hatte sie genau das bekommen, was sie wollte. Sie hatte verhandelt und das mehr als viel versprechend.
Doch nicht nur das Geschäft war ein Grund warum Marjorie immer wieder ins Vorreich der Toten ging. Hier erfuhr sie auch immer das Neueste von Livas. Livas Seele verweilte immer noch im Reich der Toten. Sein Körper war fast verschwunden. Nur als Seele hatten manche Toten das Glück oder das Pech vom Reich der Toten in einem anderen Körper wieder kehren zu können. Meistens vollbrachten die Seelen dann besondere Taten und bekamen das zur Belohnung geschenkt. Bei Livas war das noch nicht passiert.
Doch Marjorie sollte trotzdem froh sein. Manche Seelen gingen noch nicht mal ins Reich der Toten. Der überwiegende Teil verschwand ganz. Das hatte den einzigen Grund, dass es sonst im Reich der Toten zu voll werden könnten.
Marjorie hatte verhandelt. Damit Livas aus dem Reich der Toten zurückkehren konnte und sich auch noch an alles erinnern konnte. Dafür musste sie zwei Dinge tun:
1. Phoenix umbringen. Allein aus dem Grund war er aus dem Reich der Toten zurückgekehrt.
2. Linnea töten. Denn ihre Zeit war längst überfällig geworden.
Beides würde nicht gerade einfach werden. Jerome liebte Linnea. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas passierte. Sie würde sich gegen ihren Sohn stellen, den sie liebte.
Phoenix musste sie erst mal finden und sie wusste, dass Linnea Phoenix auch liebte. Sie würden sich gegenseitig beschützen.
Doch Marjorie würde wissen, was sie tun musste, wenn sie versagte. Sie würde selbst ins Reich der Toten übergehen und dann trotzdem für immer mit Livas zusammen sein. Wenn auch auf eine andere Weise. Doch erst wollte sie versuchen die Aufgabe zu erfüllen und dafür musste sie sich gut vorbereiten. Indem sie Linnea tötete, konnte sie sich auch an Noel rächen.
Wenn doch nur nicht ihr Sohn wäre. Er würde sie hassen, wenn sie Linnea umbrächte. Doch auch dafür gab es eine Lösung. Sie musste versuchen es hinzubekommen, dass Jerome Carlina mehr liebte als Linnea. Sie hatte noch einen langen Weg vor sich bis zu ihrem Ziel.

Carlina war bei Dita als Norden sie fand. Norden bestand darauf mit Carlina alleine zu reden. Also führte er sie auf die Terrasse der 7. Etage.
„Was gibt’s?“, fragte Carlina als sie auf den dunklen Blumengarten hinter dem Schloss sah.
„Lilia hat mich angesprochen.“, bemerkte er nun.
Carlina wusste natürlich nicht worum es ging. „Ja, und?“
„Sie hat mir erzählt du hättest sie bedroht.“, erzählte Norden.
„Was?“ Carlina war entsetzt. So etwas glaubte er? „Warum sollte ich?“
„Aus Eifersucht?“, antwortete er.
„So ein Schwachsinn! Warum sollte ich eifersüchtig sein?“ Carlina verstand überhaupt nichts mehr.
„Wegen Jerome?“ Er sah sie fest an.
„Wenn ich mich Recht erinnere, bin ich mit Jerome zusammen. „Ich will ihn heiraten. Warum sollte ich also eifersüchtig sein?“
„Du hast Recht. Ich hab es ja auch nicht geglaubt.“, räumte Norden endlich ein. „Aber Lilia klang ängstlich und bat mich darum mit dir zu reden.“
Es schien ihm peinlich zu sein. Gut, das sollte es auch. Überhaupt erst auf die Idee zu kommen war reiner Schwachsinn.
„Ich habe Lilia nicht bedroht.“, stellte sie klar.
„Okay, ich glaube dir ja.“ Norden seufzte erleichtert.
„Und was willst du jetzt tun?“, fragte Carlina ihn.
„Lilia sagen, dass sie vor dir nichts zu befürchten hat.“, antwortete er.
„Gut, tu das.“ Carlina nickte. „Sonst noch was.“
„Nein.“
„Dann bis demnächst.“ Carlina ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Hoffentlich würde Lilia keine weiteren Probleme machen würde. Carlina bezweifelte das. Sie Als wäre ihr Leben nicht schon kompliziert genug wegen Jerome.


Kapitel 12

Noel mochte diese Veranstaltungen nicht. Überall um ihn herum waren Leute, obwohl er doch eigentlich lieber allein sein wollte. Seine Tochter war auch noch nicht wieder aufgetaucht. Drei Wochen war sie jetzt schon weg. Drei Wochen sollte für einen Elfen eigentlich noch keine lange Zeit sein, aber für ihn schon. Hoffentlich war Linnea nichts passiert. Er wollte sie nicht auch noch verlieren. Schon der Verlust von Malou war für ihn unerträglich gewesen.
Sie feierten heute den Herbstanfang und zugleich sollte die Verlobung von Corentin und Phoebe bekannt gegeben werden. Jedenfalls wollte Corentin ihr einen Heiratsantrag machen. Phoebe wusste noch nichts von ihrem Glück.
Noel wusste, dass Corentin total nervös deswegen war. Er hatte immer noch Angst, dass Phoebe doch Nein sagen könnte. So lange waren sie ja auch noch nicht zusammen. Vielleicht würde der Elf ja doch noch einen Rückzieher machen, aber der Noel hoffte es nicht. Die beiden waren so ein schönes Paar. Sie passten so gut zusammen. Sie gehörten zusammen. Noel beneidete sie.
Noel war der König des Feenreiches, aber er war nicht glücklich. Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war. Doch er hatte immer noch seine Tochter. Vielleicht, wenn ihr nichts passiert war.
Noel versuchte sich auf die Menge zu konzentrieren. Seine Gäste. Seine Elfen. Der König sollte eine Rede halten. Früher war ihm das mal leicht gefallen. Jetzt hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte. Er sah die Menge bestürzt an und wandte sich an seinen Berater. „Merwin?“
Merwan kam sofort angelaufen und gesellte sich zu seinem König. „Ja, König?“
„Könntest du heute für mich die Rede halten? Ich weis nichts zu sagen.“, bat Noel ihn.
„Aber ja!“ Merwin lächelte und wandte sich an die Menge. „Liebe Freunde, liebe Bekannten, liebe Gäste. Es ist wieder so weit. Der Herbstanfang wird gefeiert. Es gibt wie immer genug zu Essen und zu trinken. Wie immer könnt ihr tanzen und feiern. Der Herbst ist bei uns die fruchtbarste Zeit. Also vergnügt euch und genießt es.“
Noel hätte es selbst nicht besser machen können. Merwin verstand etwas von Reden halten. Noel bedankte sich bei ihm und gesellte sich dann zu seinen Elfen. Es könnte ein interessantes Fest werden.

Corentin war nervös. Tat er wirklich das Richtige? Eigentlich sollte er auf den König aufpassen und auf die feiernden Elfen. Stattdessen wollte er Phoebe bei Sonnenuntergang einen Heiratsantrag machen.
Aber der König hatte ihm seine Zustimmung gegeben. Er war begeistert von der Idee gewesen. Würde Phoebe es auch romantisch finden oder würde sie es lieber haben, wenn sie in der Situation zu zweit waren?
War es noch zu früh für einen Heiratsantrag? Aber Corentin war sich seiner Sache sicher und wollte nicht länger warten. Und alle Welt sollte es wissen.
Doch wie würde Phoebe auf seinen Antrag reagieren? Er hatte Angst davor eine Abfuhr zu kassieren und das vor allen Leuten. Würde sie das wirklich tun? Corentin glaubte nicht daran.
Phoebe liebte ihn. Dessen konnte er sich sicher sein. Sie wollte ihr Leben mit ihm verbringen. Also war ein Heiratsantrag doch nicht falsch, oder? Corentin plagten Zweifel. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte Angst. Er wollte Phoebe nicht wegen einem dummen Fehler verlieren Aber ein Heiratsantrag war doch auch ein Beweis für seine Liebe.
Corentin seufzte. Er war sich so unsicher obwohl er ganz genau wusste, was er wollte.
Corentin fand Phoebe in der Menge. Sie saß bei ihrer Mutter und unterhielt sich mit ein paar Bekannten. Sie wirkte glücklich, irgendwie gelöst. Sie hatte alles Glück der Welt verdient. Corentin liebte sie über alles. Sie war so wunderschön. Er brauchte sie. Er musste ihr den Heiratsantrag einfach machen. Wie schön wäre es jetzt bei ihr sitzen zu können und ihre Hand halten zu können, aber Corentin musste arbeiten.

Phoebe sah immer wieder zu Corentin. Irgendwie war er heute unausgeglichen. Phoebe fragte sich was mit ihm los war. Wie sehr sie ihn doch liebte. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie mit ihm zusammen war. Dass er sie wirklich wollte. Es war unbegreiflich.
„Phoebe, hörst du mir überhaupt zu?“, beschwerte sich ihre Mutter bei ihr.
„Was? Entschuldige, ich war in Gedanken.“ Neugierig sah Phoebe ihre Mutter an.
Die verdrehte die Augen. „Das hab ich bemerkt und ich kann mir auch schon denken warum. Corentin?“
Phoebe errötete. Sie war zu leicht zu durchschauen.
„Ja.“, gab sie zu. „Ja, das ist wahr.“
Ihre Mutter ließ sie jetzt in Ruhe. Sie beobachtete weiterhin ihren Corentin. Wieso war er heute so unausgeglichen? Was hatte er? Vielleicht war es, weil er mal wieder nicht mit Phoebe zusammen sitzen konnte. Vielleicht störte ihn das. Manchmal wurde sie einfach nicht schlau aus ihm. Manchmal verschloss er sich auch noch vor ihr. Er war es nicht gewohnt über seine Gefühle zu reden. Meistens zeigte er sie durch Wut und Frustiation. Das konnte auf Dauer nicht gut für ihn sein.

Der Nachmittag schritt immer weiter voran und Corentin wurde immer nervöser. Die Sonne ging langsam unter. Der Himmel sah aus als würde er bluten. Corentin würde gleich auf die Bühne gehen. Entweder würde er dort der Glückseeligkeit entgegentreten oder dem Ende seiner Beziehung zu Phoebe. Er hoffte auf die erste Möglichkeit. Corentin bemerkte, dass er nicht mehr lange warten konnte. Also ging er auf die Bühne. Alle sahen ihn unverwandt an. Am meisten Phoebe.
Corentin holte tief Luft und erklärte an die Menge gewandt, vor allem aber an Phoebe: „Ich habe lange überlegt ob ich machen soll, was ich jetzt tue. Ich habe mich dafür entschieden. Es ist mir wichtig, aber ich bin mir immer noch nicht sicher ob es das Richtige ist. Ihr alle wisst, dass ich seit kurzem mit Pheobe zusammen bin. Sie ist mein ein und alles und ich möchte für immer mit ihr zusammen sein. Deshalb wollte ich dich fragen, Phoebe: „Willst du.....“
Plötzlich tauchten überall schwarze Männer auf. Die Menge schrie entsetzt.
„Der König! Phoebe!“, dachte Corentin nur noch als er angegriffen wurde. Die schwarzen Männer waren viel stärker als er. Sie wandten Magie an, von der Corentin nicht mal gehört hatte. Blitzzauber, die ihn elektrisierten, irgendwelche Zauber, die mit Drogen zu tun hatten und vieles mehr. Sie schlugen so kräftig zu und alles tat so weh. Er konnte sich kaum wehren.
Dann merkte wie er kippte und fiel. Er hörte noch Phoebes entsetzten Schrei. „Nein, Cory!“ Dann wurde alles dunkel um ihn herum.


Kapitel 13

Sofort waren seine Bodyguards um ihn. Aenna, Davin, Fiete und Aline handelten schnell und zauberten schnell. Besonders Aenna kämpfte sehr aggressiv gegen die schwarzen Männer. Sie schickte ihnen Schluck-, Würge- und Hustenzauber auf den Hals. Durch ihre Hände drang dann jedes mal goldenes Licht durch. Und sie murmelte die Worte des Lichts. Noel bewunderte sie. Die schwarzen Männer hatten es nicht leicht gegen sie.
Aline, Fiete und Davin waren natürlich viel schwächer. Aber Fiete hielt sich auch ganz gut. Er war in der magischen Kampfkunst perfekt. Er traf seine Gegner zielsicher, er war stark und er war schnell. Noel fand, dass er sogar besser war als Corentin, aber das würde er nie zugeben. Corentin war viel zu gut. Noel würde ihn nie verletzen.
Noel musste sich natürlich auch um seinen eigenen Kampf kümmern. Er kämpfte mal wieder gegen die schwarzen Männer und er war wütend auf sie. Das letzte mal war seine Frau dabei gestorben. Deswegen war er jetzt wütend und ließ im Kampf seine Aggressionen raus. Er schickte goldene Lichtstrahlen auf sie zu und wandte Zauber an, die sonst niemand kannte. Blendezauber mit beißend hellem Licht, Feuerbälle, Wassermassen usw. All diese Zauber trafen nur die schwarzen Männer. Den Elfen rund herum konnte nichts passieren. Leider reichte das nicht. Erbarmungslos schlugen sie auf Noel ein. Ihm wurde schwindelig und verlor das Gleichgewicht.
Und dann schnappten die Elfen ihn und die Welt um ihn herum veränderte sich. Dann wurde es dunkel um ihn.

Aenna war wütend. Die schwarzen Elfen hatten mal wieder Chaos hinterlassen. Überall lagen tote oder sterbende Elfen. Bald würde sich keine mehr auf die Straßen raustrauen. Bald würden sie immer weniger werden.
Was Aenna aber noch wütender machte war, dass sie versagt hatten. Noel war entführt worden und sie hatten es nicht verhindern können, obwohl sie gut gewesen waren.
Was war eigentlich mit Corentin los? Er hatte sich beim ganzen Kampf nicht einmal blicken lassen. Suchend sah Aenna sich um. Dann entdeckte sie Phoebe auf der Bühne. Aenna rannte zu ihr und sah das Grauen.
Corentin lag dort. Er sah noch blasser aus als sonst und er war überall voller Blut und Wunden. Er atmete nur schwer.
„Was ist passiert?“, fragte Aenna schockiert.
„Er ist von einem der schwarzen Männer verwundet worden gleich zu Anfang des Kampfes.“, erklärte Phoebe ihr unter Tränen. Sie hielt Corentins Hand fest in ihrer und sah bedrückt zu ihm. Seine Augen waren geschlossen.
Verdammt! Phoenix war der einzige gewesen, der den Heilzauber perfekt beherrschte. Sie hatte davon überhaupt keine Ahnung. Aber sie konnte nicht zulassen, dass Corentin starb. Das würde Phoebe zerbrechen.
„Darf ich es probieren?“, erklang nun eine ihr vertraute, nicht gerade angenehme Stimme hinter ihr. „Ich bin ganz gut in Heilzauber. Ich glaube ich könnte ihn retten.“
Aenna drehte sich nicht um. Sie wusste, dass Fiete hinter ihr stand. Fragend sah sie Phoebe an. „Es ist deine Entscheidung.“
Phoebe überlegte kurz, dann nickte sie. „Warum nicht?“
Aenna machte Fiete widerwillig Platz und setzte sich zu Corentin. Phoebe ließ Corentins Hand los, aber Fiete schüttelte mit dem Kopf. „Nein, halt sie weiter.“ Also nahm Phoebe Corentins Hand wieder in ihre.
Fiete nahm Corentins andere Hand in seine. Dann ließ er goldenes Licht hindurchfluten und flüsterte seltsame Worte.
Es dauerte nicht lange bis Corentins Herz wieder regelmäßiger schlug. Seine Haut bekam wieder Farbe und er öffnete die Augen. Er war schwach, aber er würde überleben.
„Danke.“, flüsterte Phoebe Fiete zu. Er nickte.
Corentin entdeckte zuerst Phoebe und schenkte ihr ein gequältes, aber liebevolles Lächeln. Dann fiel sein Blick auf Fiete und er sah ihn entsetzt an.
„Beruhige dich, Liebster.“, bat Phoebe Corentin. „Er hat dich gerettet, geheilt.“
Einen Moment überlegte Corentin, dann bedankte er sich bei Fiete. Vielleicht würden sich die Brüder ja jetzt wieder besser verstehen und vielleicht würde das Zusammenleben mit Fiete einfacher werden.


Kapitel 14

Als Jerome zufällig am Tor des Schlosses vorbei kam, sah er wie schwarze Männer einen Mann in Ketten reinführten, den er kannte.
„Nimmt ihm sofort die Ketten ab.“, befahl Jerome den Männern.
„Das können wir nicht.“, berichtete der große von den Männern. Luxas war sein Name. „Die Königin persönlich hat den Befehl gegeben ihn gefangen zu nehmen.“
Jerome wurde wütend. Wie konnte sie es wagen? Noel sah voll übel aus. Er hatte überall Blutergusse, viele Schrammen und ein blaues Auge.
„Mit der werde ich noch ein Wörtchen reden. Aber ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn in einen Kerker werft. Gibt ihn mir. Er wird in meinem Zimmer untergebracht, wo er unter meiner Beobachtung steht. Wenn die Königin sich beschweren sollte, soll sie sich an mich wenden.“
Luxas und die anderen Männer zuckten mit den Achseln und übergaben ihm Noel. Er stützte Noel und so dauerte es lange bis sie in seinem Zimmer waren. Dort legte er den König vorsichtig auf sein Bett. Er gab ihm Wasser zu trinken.
Noel holte tief Luft und fragte. „Jerome, bist du das?“
„Ja.“, antwortete Jerome und setzte sich zu ihm. „Mach dir keine Sorgen. Dir wird nichts passieren. Dafür werde ich Sorgen.“
„Jerome, meine Tochter wollte auch hier hin. Dich suchen. Ist sie hier?“, fragte Jerome.
„Ja, sie ist hier. Es geht ihr gut.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber er wollte Noel nicht beunruhigen. „Aber sie sollte dich besser nicht so sehen.“
„Ja, das ist wahr. Ihr wird doch nichts passieren, oder?“ Noel klang besorgt.
„Nein, das werde ich nicht zulassen.“
Noel nickte.
„Noel, kann ich dich kurz allein lassen? Ich muss was regeln.“, frage er ihn.
„Klar.“ Noel schloss die Augen.
„Bis gleich dann.“

Als Jerome zu Marjories Büro kam war sie gerade dabei ihren Plan zu verfeinern. Schell legte sie ihre Unterlagen we. Sie sah Jerome aus ihren schönen Augen an.
„Wie schön dich zu sehen. Setz dich doch.“ Marjorie lächelte.
„Wie kannst du es wagen Noel herzubringen?“, fuhr Jerome sie an statt sich zu setzen.
„Du hast es also schon gehört?“ Das war keine Frage. Mehr eine Feststellung.
„Ja und ich habe nicht zugelassen, dass du ihn in einen Kerker wirfst. Weißt du wie er aussah?“ Jerome kochte vor Wut.
„Vermutlich nicht mehr so gut.“, befürchtete Marjorie lächelnd. „Wo hast du ihn denn hingebracht?“
„Das werde ich dir wohl kaum sagen.“ Jerome sah sie wütend an. „Ich will schließlich nicht, dass ihm etwas passiert.“ Es war ihm egal, dass er es den Wachen schon gesagt hatte. Niemand außer er hatte Zutritt zu seinem Zimmer.
„Du kannst die weißen Elfen nicht immer retten.“, belehrte Marjorie ihn gelassen. Ihre Gelassenheit verwirrte sie.
„Nein, vielleicht nicht.“, räumte er ein. „Aber diesen einen auf jeden Fall.“
„Du bist jetzt einer von uns.“, erinnerte Marjorie ihn. „Du darfst ihn nicht verteidigen.“
„Warum hast du ihn überhaupt herbringen lassen?“, fauchte Jerome.
„Vielleicht aus Spaß?“ Für Marjorie war das alles nur ein Spiel. Für Jerome dagegen bitterer Ernst. „Nein, er soll ein Lockvogel sein. Für wen verrate ich nicht.“
„Wenn nur einer deiner Männer ihm zu nahe kommt, breche ich ihm alle Knochen. Er steht unter meinem persönlichen Schutz.“, drohte Jerome ihr.
„Daran zweifle ich nicht.“
Noch einen Moment sah Jerome seine Mutter hasserfüllt an. Dann verließ er das Büro. Zuerst musste er auf dem Flur stehen bleiben und ein paar mal tief Luft holen. Er war so wütend. So wollte er nicht zu Noel. Er musste klar denken können. Als es einigermaßen ging, ging er weiter.
Vorerst durfte Linnea nicht wissen, dass ihr Vater da war. Sie würde wütend auf ihn sein und ihn sehen wollen. Das konnte Jerome beides nicht riskieren, auch wenn sie ihn dafür hassen sollte. Er musste sie vor sich selbst schützen.


Kapitel 15

Phoebe saß auf dem Stuhl neben Corentins Bett. Noch schlief er, aber er erholte sich langsam. Phoebe hatte einen solchen Schreck bekommen als sie ihn auf der Bühne leblos liegen sehen hatte. Fiete und Davin hatten ihn in die WG und in sein Bett getragen. Zwei Tage war das her und Corentin war nur zwei mal zwischendurch aufgewacht. Phoebe war fast die ganze Zeit nicht von seiner Seite gewichen. Die meiste Zeit hatte sie seine Hand gehalten.
Jetzt bewegte er sich wieder. Unruhig wälzte er sich hin und her, sodass Phoebe seine Hand los lassen musste. Fiete war nicht noch ein mal in Corentins Zimmer gekommen. Er würde es erst wieder betreten, wenn sein Bruder es verlangte. Plötzlich schlug Corentin die Augen wieder auf. Er sah Phoebe mit einem seltsamen Blick an.
„Hey Süße.“, begrüßte er sie sanft.
„Cory!“, freute sie sich.
Corentin lächelte oder versuchte es zumindest. Es gelang ihm nicht ganz. „Ich hatte einen seltsamen Traum. Ich war auf einer Bühne und wurde von schwarzen Männern überfallen. Fiete hat mich geheilt.“
„Das war kein Traum, Liebster.“, erklärte Phoebe ihm. „Es ist wirklich geschehen.“
„Oh Scheiße. Hab ich dir dann auch den Heiratsantrag gemacht?“ er sah sie entsetzt an.
„Welchen Heiratsantrag?“, fragte sie verblüfft. Dann fielen ihr seine Worte wieder ein, die er gesagt hatte, bevor er angegriffen wurde. Das sollte ein Heiratsantrag werden? Ihr Herz klopfte um einiges lauter und ihre Augen begannen zu leuchten.
„Nein.“, antwortete sie. „Nein, da haben dich die schwarzen Männer unterbrochen.“
„Verdammt.“, fluchte Corentin. Neugierig sah er sie an. „Was wäre denn, wenn ich dir einen Heiratsantrag gemacht hätte? Hättest du ja gesagt?“
Er brachte sie in eine Zwickmühle. Mit jeder Antwort konnte sie falsch liegen. Aber fragte er das vielleicht nur, weil sein Kopf bei dem Angriff was abbekommen hatte?
„Ich weis nicht genau. Ich glaube schon.“, antwortete sie unsicher.
„Du glaubst?“ Ein bisschen irritiert sah er sie an. „Oh, verdammt. Gut, dass ich es nicht getan hab. Sonst hätte ich ziemlich blöd dagestanden.“
„Cory, ich liebe dich und das weißt du. Du bedeutest mir alles. Aber ich glaube dein Kopf hat doch etwas abbekommen. Du redest wirres Zeug.“
Corentin schüttelte mit dem Kopf. „Nein, bestimmt nicht. Ich wollte dich wirklich fragen ob du meine Frau werden willst, bevor ich angegriffen wurde.“
„Ich will mein Leben mit dir verbringen, Cory.“ Sie sah ihm in die Augen.
Er hielt ihrem Blick stand. „Dann werde meine Frau, denn ich will mein Leben auch mit dir verbringen.“
War das jetzt ein Heiratsantrag? Ihr Herz schlug Purzelbäume und klopfte wild. Sie war sich sicher, dass Corentin es mitbekommen musste.
„Cory, ich...“
„Ja?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
„Ich liebe dich und ich möchte deine Frau werden.“ Sie lächelte ihn an.
„Wow, dann machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt.“ Er klang ungläubig. „Komm her.“ Er breitete seine Arme aus Sie umarmte ihn vorsichtig. Sie hatte Angst ihm immer noch weh tun zu können. Als se sich voneinander lösten fragte er. „Und Fiete hat mich wirklich gerettet?“
Phoebe lachte. „Ja.“
„Wow.“, sagte er nun schon zum zweiten mal.

Phoenix wurde langsam stärker. Wurde auch Zeit. Er konnte es nicht mehr abwarten das Portal zu öffnen und in die andere Welt überzutreten. Er wollte endlich Jerome retten und nach Hause zurückkehren. Er vermisste Aenna und er war zu dem Schluss gekommen, dass Aenna Linnea vermutlich sowieso bei Jerome bleiben würde. Auch wenn sie mit Phoenix geschlafen hatte. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass Aenna ihm wichtiger war. Er brauchte sie und wollte sie glücklich machen.
Aber er konnte eben erst zurück, wenn er Jerome gerettet hatte und er machte sich trotzdem Sorgen um Linnea. Er wollte wissen ob es ihr gut ging.
Er entdeckte in den Bergen schwarz gekleidete Männer. Was taten sie hier? Er beschloss ihnen zu folgen auch wenn das vielleicht gefährlich war. Sie durften ihn eben nicht entdecken.
Sie führten Phoenix zu einem verstecktes Tor, wo sie hindurch gingen. Pheonix folgte ihnen und versteckte sich so lange bis sie weg waren. Das Tor war ihm bisher nicht aufgefallen. Es war aus Eichenholz mit silbernen Schnallen. Phoenix hoffte, dass er noch hindurch gehen konnte, wenn sie schon weg waren. Was wohl dahinter lag? Das dunkle Land vielleicht sogar? Hoffnung keimte in ihm auf.
Das Tor stand verlassen auf dem Berg. Links und rechts vom Tor waren Berge und blauer Himmel. Phoenix konnte sich nicht entscheiden ob es heiß oder kalt war. Irgendwie was von beidem. Verwirrend!
Phoenix ging auf das Tor zu. Er schob den Riegel vorweg und versuchte es zu öffne. Ihm war klar, dass es ein Zaubertor war. Er öffnete es und sah golden schwarzes Licht vor ihm. Sollte er hinein gehen? Er entschloss sich dafür. Was sollte schon passieren?
Phoenix ging durch das Tor und verlor den Boden unter den Füßen. Er wurde durch goldenes Licht geschleudert, das mit schwarz vermischt war. Nach Ewigkeiten fragte eine singende Frauenstimme: „Wohin?“
Ohne zu zögern antwortete er. „Ins schwarze Land.“
Wieder wurde er durch das Licht geschleudert. Es blendete ihn mittlerweile. Dann bekam er plötzlich wieder Boden unter seinen Füßen und als er sich zu allen Seiten umdrehte war das Tor verschwunden. Er wusste sofort, dass er tatsächlich im schwarzen Land war. Kaum zu fassen. Was für ein Zauber!


Kapitel 16

Jerome sah Noel gespannt an. Er war stehen geblieben. Vorher war er die ganze Zeit durch das Zimmer gelaufen. Er wollte Antworten haben. Noel war ihm das schuldig.
„Ich hab ein paar Fragen. Kann ich sie dir stellen?“, begann Jerome.
Noel seufzte tief. „Ja.“
„Wusstest du, dass die schwarze Königin meine Mutter ist?“
„Ja.“
„Warum hast du mich dann so einen Job machen lassen?“
„Ich wollte nicht, dass du erfährst, wer deine Mutter war. Ich hatte Angst du könntest dann böse werden.“
„Was ist mit meinem Vater passiert?“ Eigentlich wollte Jerome das gar nicht wissen, doch er musste Gewissheit haben.
„Eines Abends saßen deine Eltern bei uns am Tisch. Marjorie und Livas. Dein Vater war ein sehr temperamentvoller Mann. Er wurde schnell wütend. Du warst noch ein Baby. Dein Vater hatte zu viel getrunken. Er hat dich geschlagen. Dadurch wurde ich auch wütend. Du warst doch noch ein Kind. Ein Baby! Wie kann man so etwas tun? Wir schrieen uns gegenseitig an. Ich fand es besser dich bei uns aufzunehmen um so etwas zu vermeiden. Da wurde Livas richtig wütend. Er schlug um sich, er schlug dich noch mal und du hast geschrieen. Auch Marjorie hat geschrieen, doch Livas ließ sich nicht beruhigen. Er demolierte unsere Möbel und wurde noch wütender. Ich hatte Angst, dass er noch mehr tun könnte in seiner Wut. Also holte ich mein Gewehr und schoss auf ihn. Ich wollte ihn eigentlich nicht töten, nur verletzten. Doch er blutete so stark, dass er starb. Deine Mutter brach zusammen und kam mit ihrem Leben nicht mehr klar. Also nahmen wir dich bei uns auf.“ Noel sprach voller Trauer. Es musste eine Last sein so viele Jahrhunderte damit leben zu müssen.
Sein Vater ein Schläger? Sollte er das glauben? Aber er glaubte Noels Sicht mehr als Marjories Sicht. Davon, dass sein Vater ihn als Baby geschlagen hatte, hatte sie nichts gesagt.
„Und Linnea? Was hat sie damit zu tun?“, fragte Jerome.
„Wie meinst du das?“, fragte Noel irritiert.
„Ach nichts.“ Eigentlich wollte Jerome es gar nicht wissen.
„Noch mehr Fragen?“ Noel sah ihn an.
Jerome schüttelte den Kopf. „Der Rest kann warten.“
„Du solltest dich ausruhen.“, riet Jerome ihm. „Ich muss noch mal weg.“
„Okay.“

Marjorie hatte Norden in ihrem Büro zu Besuch. Er erzählte ihr, was er bei Jerome beobachtete hatte.
„Er lümmelte neulich bei Carlina vor der Tür rum. Carlina war nicht da, aber er ist trotzdem rein gegangen. Ich lauschte dann noch mal an der Tür und hörte Stimmen. Carlina war aber definitiv nicht dort.“
„Das ist interessant.“, kommentierte Marjorie. „Er war wohl dort? Wen würde Carlina außer Jerome in ihr Zimmer lassen?“
„Das weiß ich leider nicht, Königin.“, bedauerte Norden.
Marjorie hasste es im Dunkeln zu tappen. „Hast du noch etwas bemerkt?“
„Nur, dass Carlina traurig aussieht und Jerome momentan häufig zwischen seinem und Carlinas hin und her pendelt.“, erzählte. Norden. „Carlina ist momentan häufig bei Dita.“
„Das ist ja alles sehr merkwürdig.“, fand Marjorie. Sie konnte sich vorstellen wer in Jeromes Zimmer untergebracht war, aber wer war in Carlinas Zimmer?
Es klopfte an der Tür. Ohne ein herein abzuwarten wurde sie geöffnet.
„Danke Norden. Du darfst jetzt gehen.“
Norden verließ den Raum und Jerome betrat ihn. Er setzte sich auf Nordens Stuhl.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte Marjorie ihn freundlich.
„Du hast mir nicht gesagt, dass mein Vater mich geschlagen hat als ich noch ein Baby war.“ Jerome war schon wieder wütend.
„Ich wollte, dass du ihn gut in Erinnerung behältst. Das hätte dich nur aufgeregt.“ Das stimmte, aber Jerome würde ihr wohl kaum glauben.
„Ich habe überhaupt keine Erinnerung mehr an ihn.“, erinnerte Jerome sie. „Nur an einen falschen Livas, der mein Pflegevater war.“
Jerome plagten immer noch Alpträume wegen dem Tot seiner Pflegeeltern. Immer war Lilia die Mörderin.
„Jerome!“ Marjorie wollte sich endlich nicht mehr mit ihm streiten, aber sie würde noch einen viel schlimmeren Streit entfachen.
„Du erzählst mir nur halbe Wahrheiten. Ewigkeiten weiß ich nicht wer ich bin. Du verlangst von mir etwas, was ich nur schweren Herzens tue. Ist das nicht ungerecht, Marjorie?“ Er kam richtig in Fahrt.
Ja, das war es vielleicht. Sein Leben war nie ganz einfach gewesen, aber ihres auch nicht. Aber was er als nächstes sagte, brachte sie aus dem Konzept.
„Vergiss die Rache an Noel. Er hat Dad niemals verletzten wollen. Es war ein tragischer Unfall, der nur passiert ist, weil er mich beschützen wollte. Vor Dads Wut.“
Es kränkte sie, dass Jerome Livas seinen Dad nannte und sie nur Marjorie. Das war nicht fair. Doch das er jetzt auch noch Noel verteidigte....
Er sah sie noch kurz an. Dann ging er ohne ein weiteres Wort raus. Sprachlos sah Marjorie ihm hinterher. Sie hatte so vieles verdroben.


Kapitel 17

Interessiert sah Phoenix sich in dieser neuen Welt um. Sie war so spannend, dass er fast vergaß, warum er hier war. Doch Linnea erinnerte ihn immer daran. Allein ihr Name reichte dazu aus.
Er war ja auch schließlich auf der Suche nach dem schwarzen Schloss. Doch er war jetzt schon so viel herumgelaufen und Phoenix fand es einfach nicht. Das Schloss musste doch auffallen, wenn er in der Nähe war. Aber wie weit war er von dem Schloss weg? Wie groß war dieses Land?
Phoenix war schon wieder kaputt. Er hatte sich eben noch nicht ganz erholt. Er musste sich noch schonen. Er seufzte. Seit zwei Tagen hatte er keinen Fluss mehr gesehen. Seine schwarze Jeans und sein schwarzes, enges T-Shirt waren schon total verdreckt und stanken. Das war ihm klar.
Trotzdem musste er das Schloss finden und nach zwei weiteren Tagen tat er es auch. Er versteckte sich im Wald, während er das dunkle Schloss beobachtete. Es sah majestetisch aus. Die schwarz goldenen Farben waren wunderschön. Das Schloss war viereckig und groß. Der Nebel verbarg es gerade ein wenig.
Wie gerne würde er jetzt dort hinein gehen. Aber was sollte er sagen? Dass er auf der Suche nach Jerome war oder dass er die schwarze Königin sprechen wollte? Wohl kaum. Aber irgendwie musste er in das Schloss hinein kommen.
Vielleicht sollte er sich das Schloss mal aus der Nähe ansehen. Wenn er beobachtete wer wann rein und raus ging und wie, konnte er vielleicht unbemerkt durch das Tor schlüpfen. Vielleicht würde er auch ein paar Dinge erfahren.
Aber es war gefährlich. Was, wenn sie ihn entdeckten? Würden sie ihn dann gefangen nehmen? Und welchen Stellenwert hatte Jerome eigentlich im Schloss?
Fragen über Fragen, aber Phoenix entschied, dass er das Risiko eingehen musste und dem Schloss näher kommen musste. Er hatte keine Wahl. Wenn er es nicht tat, würde er auch sterben.
Also ging Phoenix auf das Schloss zu und hoffte, dass nichts passierte. Er wollte ja nur beobachten und irgendwann hinein gehen. Er musste Linnea und Jerome finden.

Linnea wartete jetzt schon seit Ewigkeiten auf Jerome. Zwei Tage war sie jetzt schon im Schloss und er hatte ihr verboten durch das Schloss zu streifen. Er war nur ein paar mal bei ihr gewesen und hatte ihr zu Essen und zu trinken gebracht. Sie fühlte sich wie im Gefängnis. Ihr fiel die Decke auf den Kopf. Außerdem fehlte Jerome ihr. Sie brauchte ihn doch.
Jemand war an der Tür. Linnea war sich nicht ganz sicher, aber sie glaubte, dass es nicht Jerome war. Wer war da draußen? Ihr Herz klopfte laut.
Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet. Eine wunderschöne Frau stand vor ihr mit langen schwarzen Locken und fast schwarzen Augen.
„Sie an, sieh an. Wen haben wir denn da?“ Die Frau lächelte.
Linnea drückte sich ganz hinten an die Wand. „Wer bist du?“
„Die Frage ist: Wer bist du?“ Die schwarzen Augen der Frau verfolgten sie.
„Ich bin Leonie.“, antwortete Linnea. Sie würde auf gar keinen Fall ihren richtigen Namen nennen.
„Ach wirklich? Bist du sicher?“ Die Frau glaubte ihr nicht. Genau wie Carlina.
„Ja.“ Linnea durfte jetzt nichts falsches sagen.
„Schade ich dachte du seist Linnea. Die heimliche Liebe meines Sohnes.“, bemerkte die Frau.
„Du bist Jeromes Mutter?“ Oh verdammt, jetzt hatte sie sich verraten, oder? Wo war nur Jerome, wenn man ihn brauchte?
„Ja, die bin ich. Man nennt mich Marjorie.“, stellte sie sich vor. Sie stand immer noch dort, wo sie schon die ganze Zeit gestanden hatte. Sie hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt.
„Und du bist wohl doch Linnea, oder? Oder woher kennst du meinen Sohn?“
„Nein, ich bin Leonie.“, beharrte Linnea. Sie durfte der Frau nicht ihren wahren Namen sagen und sie würde ihr auch nicht erzählen, woher sie Jerome kannte. Die Frau war gefährlich. Sie musste aufpassen.
„Weißt du, dass ich vorhab dich zu töten. Ich will mich an deinen Vater rächen. Nur leider lieb Jerome dich. Also muss ich Jerome dazu bringen, dass er Carlina mehr liebt als dich.“ Sie sah Linnea fröhlich an.
Linnea wurde wütend und hatte Angst. Wenn Jeromes Mutter sie töten wollte, warum tat sie es dann nicht einfach?
„Niemals! Jerome liebt nur mich!“
„Bist du dir da so sicher? Ups, jetzt hast du dich ja doch verraten. Du bist Linnea! Willkommen im Schloss, auch wenn du nicht bleiben wirst. Nicht lange zumindest.“ Marjorie lächelte böse.
Verdammt, sie hätte sich nicht so gehen lassen dürfen. Aber sie liebte Jerome und sie musste ihn warnen. Würde er ihr glauben oder seiner Mutter?
„Tja, wir werden uns wohl noch wieder sehen. Aber dann werde ich dich nicht einfach so gehen lassen. Dann habe ich Jerome und Carlina bereits miteinander verkuppelt.“
Tränen der Wut liefen Linnea über die Wange.
Bevor Marjorie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch ein mal um.
„Weißt du überhaupt, dass dein Vater hier ist? Jerome wusste anscheinend davon. Er ist bei Jerome im Zimmer.“ Lächelnd verließ Marjorie den Raum.
Was sollte das heißen, dass ihr Vater hier war? Jerome wusste davon? Linnea würde mit ihm darüber reden müssen. Wo war er bloß? Sie wollte sofort mit ihm reden.
Marjorie wollte sie töten. Sie musste einfach mit ihm reden. Sie war total durcheinander.


Kapitel 17

Langsam ging es ihm wieder besser. Corentin hatte den Kampf ganz schön mitgenommen. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Fiete ihn gerettet hatte. Außerdem hatte er ja nun doch Phoebe einen Heiratsantrag gemacht und sie hatte angenommen.
Doch Corentin machte sich nichts vor. Phoebe hatte sich ganz schön Sorgen um ihn gemacht. Jetzt, wo es ihm wieder etwas besser ging, musste er sich wieder mehr um sie kümmern.
Gerade lag sie neben ihm im Bett und schlief. Als es ihm schlechter gegangen war, hatte sie kaum Schlaf bekommen. Jetzt konnte sie wieder beruhigt schlafen.
Corentin hatte von Noel gehört. Das er entführt worden war. Tyler war stinksauer deswegen gewesen. Aber alle hatten gesagt, dass sie gut gekämpft hätten. Besonders Aenna und Fiete. Wäre er doch nicht außer Gefecht gewesen...
Phoebe neben ihm bewegte sich. Nach kurzer Zeit öffnete sie ihre schönen Augen. Sie lächelte ihn an.
„Cory! Ist alles okay?“ Sie war immer noch besorgt um ihn.
„Es geht mir gut.“ Er lächelte schelmisch. „Wie sollte es auch anders sein? Du bist bei mir.“
„Du bist immer noch nicht ganz fitt.“, erinnerte sie ihn. Sie wollte streng klingen, aber es gelang ihr nicht ganz.
„Ich weiß und ich passe auf.“, versprach er.
„Ich hab solche Angst davor dich zu verlieren. Da auf der Bühne... Ich hatte solche Angst um dich.“ Sie kuschelte sich vorsichtig an ihn. Seine Wunden taten ihm immer noch manchmal weh.
„Hey, hab ich dir nicht neulich ein ganzes Leben mit mir versprochen? Du brauchst keine Angst um mich haben, Phoebe. Ich passe auf.“, versprach er ihr und beruhigte sie.
„Ich liebe dich Corentin.“ Sie sah ihm in die Augen.
„Ich liebe dich auch.“ Er drückte sie an sich.
„Das tut dir doch weh.“, beschwerte sie sich.
„Nein, das heilt.“, widersprach er ihr lächelnd.
Sie seufzte. „Ich kann mir kein Leben ohne dich mehr vorstellen.“
„Das musst du auch nicht.“
Er war so froh, dass er sie hatte. Sie hatte bestimmt keine Ahnung wie viel Angst er um sie hatte.

Lilias Plan war nicht ganz aufgegangen. Also musste sie sich einen neuen einfallen lassen. Sie musste Carlina und Jerome Blödsinn erzählen. Irgendwas, dass sie beide aufregte und voneinander trennte. Lilia wusste, dass sie nur eine Zweckbeziehung führten und vielleicht konnte das den Ausschlag geben.
Was, wenn Lilia Carlina erzählte, dass Jeorme sie nicht mochte. Dass er sie wirklich nur benutzte. Ihr zu erzählen, dass Jerome Carlina nicht liebte, würde keinen Eindruck auf sie machen. Das wusste Carlina ja schon. Es musste etwas sein, dass richtig weh tat, etwas, dass richtig fies war und was Carlina richtig verletzten würde. Vielleicht, dass Jerome immer nur an Linnea dachte und nie eine richtige Beziehung mit ihr führen würde. Dass er lieber für sich selbst leben wollte. Das stimmte wahrscheinlich sogar.
Und was erzählte sie ihm? Dass Carlina eigentlich einen anderen liebte? Dass sie schon die ganze Zeit mit ihm zusammen war? Würde Jerome das ärgern oder würde ihn das eher freuen? Dass Carlina Gerüchte über ihn erzählte, dass er kein richtiger König werden könnte? Dass er unfähig wäre als zukünftiger Ehemann? Lilia lächelte in sich hinein. Oh ja. Das würde ihn wütend machen. Das verletzte seine Würde.
Die beiden würden richtig doll streiten. Am besten fing sie gleich damit an. Sie suchte im Schloss Carlina und fand sie im dunklen Garten.
„Hallo Carlina.“, begrüßte sie sie. Sie stand mit dem Rücken zu ihr und Carlina erschrak deshalb ein wenig. Sie drehte sich zu Lilia um und sah sie feindseelig an.
„Was willst du, Lilia?“, fragte sie genervt.
„Ich dachte ich erzähle dir besser, was Jerome über dich gesagt hat. Damit du vorgewarnt bist.“ Lilia mühte sich um einen freundlichen Blick.
„Wieso sollte ich dir glauben, was du erzählst? Jerome ignoriert dich.“ Carlina sah sie ernst an.
„Natürlich kannst du dann selbst entscheiden was du glauben willst, aber hören solltest du es trotzdem.“, beharrte Lilia.
„Dann beeil dich.“, gab Carlina nach. „Ich hab nicht viel Zeit.“
„Er hat gesagt er hat dich noch nie gemocht. Er meinte er würde dich die ganze Zeit benutzen und es würde ihm sehr gut passen, dass du darauf eingehen würdest. Er will keine richtige Ehe mit dir führen. Er will dann jede Nacht alleine schlafen.“ Lilia grinste.
„Ich glaube nicht, dass er dir das erzählt hat.“, entschied Carlina.
„Es ist deine Entscheidung.“ Lilia zuckte mit den Achseln und lächelte in sich hinein. Ihr war aufgefallen, dass Carlina zweifelte. Der erste Schritt war getan. Jetzt noch Jerome.


Kapitel 19

Immer noch war Linnea allein. Sie hatte genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Jerome war ihr große Liebe. Daran war nichts zu rütteln. Aber Linnea wusste, dass sie auch Phoenix liebte. Auf eine andere Art und Weise. Deshalb konnte sie es nicht bereuen, dass sie mit Phoenix geschlafen hatte. Das Einzige, was sie bereute war, dass ihr erstes Mal nicht mit Jerome war.
Es klopfte an der Tür und Jerome kam endlich. Er sah gestresst aus. Als er sie sah wurde er aber ruhiger und setzte sich zu ihr. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Lederhose. Es war nicht so, dass Jerome schwarz nicht stand, aber so langsam konnte sie die Farbe nicht mehr sehen.
„Da bist du ja endlich! Wo warst du denn die ganze Zeit?“, empfing Linnea Jerome. Sie fühlte sich immer noch leer, aber wenn Jerome da war, war es nicht mehr ganz so schlimm.
„Es tut mir Leid. Ich hatte viel zu tun. Ich wäre gerne eher gekommen.“, entschuldigte er sich. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Nein ist es nicht.“ Linnea erinnerte sich nur zu genau an Marjories Besuch. Sie hatte ihr Angst eingejagt. „Deine Mutter war bei mir.“
„Sie war was?“ Jerome reagierte noch entsetzter als sie es gewesen war. „Sie wagt momentan sehr viel....“ Linnea wusste nicht, was sie mit dieser Aussage anfangen sollte. Er erklärte es auch nicht. Er fragte nur. „Was hat sie denn gesagt?“
„Sie hat gesagt, dass sie mich umbringen will als Rache an meinen Vater. Sie hat mir gedroht, Jerome. Sie hat gesagt, dass sie dich richtig mit Carlina zusammen bringen will. Dass sie es hinkriegt, dass du Carlina mehr liebst als mich, damit du nicht so traurig bist, wenn ich tot bin.“ Linnea hatte ihm das mit ruhiger Stimme erzählen wollen, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte und sie aufgeregt klang.
„Linn ich...“ Er unterbrach sich selbst um die richtigen Worte zu finden. „Ich liebe dich, Linn, und ich werde auch niemanden so lieben wie dich. Du bist mir wichtig. So wichtig. Ich wünsche mir nicht mehr als mit dir zusammen zu sein, aber immer wieder werden uns Steine in den Weg gelegt. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Ich werde auf dich aufpassen.“ Tränen standen ihm in den Augen. Sie warteten nur darauf runter zu kullern.
„Ich liebe dich auch, Jerome. Ich glaube und vertraue dir. Ich wünsche mir das gleiche wie du. Ich wolle dich ja nur warnen.“ Sein Kummer tat ihr weh. Er sollte nicht so leiden.
„Ich werde nicht zulassen, dass Marjorie dir etwas tut.“ Er war sauer.
„Ich weis.“ Linnea seufzte. Dann sah sie ihn an. Sie wollte ihm nahe sein, sie wollte ihn in ihre Arme schließen, doch nichts davon konnte sie.
„Du fehlst mir so.“ Er sah sie aus seinen traurigen blauen Augen an.
„Du mir auch.“ Mehr gab es nicht zu sagen. Mehr konnte sie nicht sagen. Er wusste sowieso, was sie fühlte.
„Brauchst du noch etwas?“, fragte er.
Am liebsten hätte sie DICH gerufen, aber sie schüttelte ihren Kopf. Dann fiel ihr noch etwas ein. „Jerome, ich kann nicht ewig in Carlinas Zimmer bleiben. Sie wird es wider haben wollen.“
„Ich weis.“ Er nickte. „Eigentlich möchte ich nicht mal, dass du länger im Schloss bleibst. Ich könnte dich bis zur Grenze begleiten... Es ist zu gefährlich für dich hier.“
„Ich denke darüber nach.“, versprach sie ihm. Konnte sie ohne Jerome sein? Vielleicht, wenn Phoenix da wäre.... Nein, daran wollte sie nicht mal denken.
Jerome stand auf. „Ich muss jetzt gehen. Ich komme so schnell wie möglich wieder.“ Traurig sah er sie an.
Als er gegangen war, war das Loch wieder da. Sie weinte.

Marjories Plan nahm immer mehr Gestalt an. Sie hatte über Linnea und Phoenix Informationen gesammelt. Sie wusste jetzt, dass Phoenix sich gut mit Aenna verstand. Sie wusste, dass er einer von Noels Bodyguards war. Sie wusste auch, dass er ein sehr guter Freund ihres Sohnes war. Immer stand Jerome im Weg! Das Einzige, was ihr ein Rätsel war, war dass er im Kampf am Herbstanfangsfest nicht dabei war. Warum nicht? Wo war er? Marjorie hatte keine Antwort darauf. Das Problem war, dass sie wissen musste wo sie war bevor sie ihn finden konnte.
Was Linnea anging war so vieles einfacher und zugleich so vieles schwieriger geworden seit sie sich im Schloss befand. Jerome würde alles versuchen um sie zu beschützen. Marjorie würde vermutlich nicht mal mehr an sie heran kommen. Vielleicht war ihr Vater ja der Schlüssel zum Weg. Allerdings stand der auch unter Jeromes Schutz.
Es war eine Zwickmühle, in der sie stand. Wie lange würde sie überhaupt Zeit haben um die beiden zu töten? Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. Es klopfte an der Tür und Jerome kam rein.
„Du besuchst mich aber in letzter Zeit häufig.“, bemerkte Marjorie.
Er ließ die Tür zuknallen und stellte sich vor sie. Er war schon wieder wütend.
„Lass Linnea in Ruhe! Wenn du ihr nur ein Haar krümmst, bring ich dich um.“
„Vorsicht mit den Ausdrücken.“, warnte sie ihn lächelnd. „Sag nichts, was du nicht auch wirklich tun würdest.“
„Ich liebe sie.“, erklärte Jerome ihr. „Und wenn ihr jemand weh tut, wird er dafür büßen.“
„Was bringt es, wenn du sie beschützt?“, fragte Marjorie. „Haben kannst du sie sowieso nicht.“
„Trotzdem werde ich nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.“, beharrte er. „Ich kann sie vielleicht nicht haben, aber sie bedeutet mir so viel. Ich werde niemals zulassen, dass sie stirbt.“
„Wie du meinst.“ Marjorie zuckte mit den Achseln.
„Lass sie in Frieden und komm ihr nie wieder zu nahe.“, warnte Jerome sie. Er meinte es ernst. Ohne ein weiteres Wort stand er auf und ging.
Linnea zu töten wurde zunehmend schwerer. Sie musste sich dringend was einfallen lassen. Schließlich wollte sie Erfolg haben. Sie bezweifelte allerdings, dass ihr Plan mit Carlina jetzt noch funktionierte. Sie musste umstrukturieren. Marjorie seufzte. Das gefiel ihr gar nicht.


Kapitel 20

Fiete gefiel es jetzt viel besser in der WG. Seit er Corentin gerettet hatte, behandelte man ihn netter. Phoebe unterhielt sich ab und zu mit ihm und Davin und Aline saßen ab und zu mit ihm zusammen im Wohnraum. Nur Aenna schien immer noch etwas gegen ihn zu haben.
Gerade war er im Wohnraum um sich etwas zu trinken zu holen. Da kam Phoebe runter. Sie lächelte ihn an.
„Wenn du willst, kannst du jetzt zu Corentin. Er will mit dir reden.“
„Gern.“ Feite ließ alles stehen und liegen und eilte hoch. Phoebe folgte ihm nicht. Fiete klopfte oben an die Tür seines Bruders. Corentin rief „Herein.“ und Fiete öffnete die Tür.
Corentin lag immer noch in seinem Bett. Er sah blass aus, aber wenigstens besser als am Anfang.
„Fiete, schön, dass du da bist.“, empfing Corentin seinen Bruder. „Setz dich doch.“ Fiete setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett.
„Wie geht’s dir denn?“, fragte er.
„Besser. Ich glaub ich hab mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt. Es war nett, was du da getan hast.“
„Das hätte jeder Bruder getan.“, wehrte Fiete ab.
„Oh nein.“, widersprach Corentin ihm. „Und erst recht nicht in unserer Situation.“
„Na ja. Ich dachte mir, dass wir uns dann vielleicht wieder besser verstehen würden und ich wollte nicht, dass du stirbst.“ Fiete sah seinen Bruder verlegen an.
„Ja, vielleicht habe ich auch einen Fehler gemacht. Schließlich kam nicht nur schlechtes aus deinem Handeln heraus. Immerhin habe ich jetzt Phoebe.“
„Ja.“, nickte Fiete. „Aber wenn einer einen Fehler gemacht hat, dann ich.“
„Mach dir keine Vorwürfe mehr deswegen. Phoebe und Linnea geht es gut. Ich verzeihe dir.“ Corentin lächelte ihn an.
„Ich werde es versuchen.“, versprach Fiete. Er wollte es wirklich.

Phoenix war endlich im Schloss. Doch es war so groß! Wie sollte er hier Linnea und Jerome finden? Er sah sich mit großen Augen um. Dieses Gelände war so groß wie... Phoenix suchte nach dem passenden Wort, doch es gab keins. Es war so riesig. Wie sollte er sich hier zurecht finden?
Es nützte nichts. Er musste weiter kommen ohne aufzufallen. Also ging er durch den Eingangsbereich. Der Gang war nur schwach beleuchtet. Man sah allerdings genug um sich frei bewegen zu können. In diesem Gang gab es keine Räume. Erst am Ende des Ganges befand sich der erste Raum. Empfangszimmer stand auf einem roten Schild. Phoenix ging weiter zur Treppe. Beim Eingang war auch schon eine Treppe gewesen, aber da hatte er nicht hochgewollt. Er hatte erst gucken wollen, was im Gang dahinter lag. Jetzt ging Phoenix die dunkle Treppe hinauf, auch wenn er in der unteren Etage noch nicht alles besichtigt hatte.
In der ersten Etage waren die Büroräume. Auch hier war alles schwarz und golden. Doch hier war auch mehr los als unten. Geschäftig eilten schwarz gekleidete Männer und Frauen hin und her. Es gab eine Abteilung für Kostensachen, eine für Verwaltungsangelegenheiten, eine für Magie, eine für Elfenangelenheiten und noch viel mehr. Die Büros lagen dicht nebeneinander und so lagen allein in diesem Gang bestimmt über vierzig Büros.
Plötzlich fragte eine Frau mit schwarzen, kurzen Haaren, haselnussbraune Augen und blasser Haut „Suchen Sie was?“
Phoenix beschloss alles auf eine Karte zu setzten „Ich bin noch eher neu hier und war eigentlich auf der Suche nach Jeorme. Ich befürchte ich habe mich wohl verlaufen.“
„Ja allerdings. Jeromes Büro ist im Ostflügel oben auf der 3. Etage.“, erklärte sie ihm.
„Vielen Dank.“ Phoenix lächelte die Frau an und beschoss den besagten Ostflügel zu suchen. Jerome war also wirklich hier. Das war doch schon mal was.
Auf der 3. Etage war es noch verwirrender und stickiger. Doch immerhin war der Ostflügel ausgeschildert. Also folgte er den Schilderungen. Er fand Jeromes Büro tatsächlich hier, doch als er anklopfte was niemand da. Was nun? Was sollte er jetzt tun?
Er beschloss ein Bad auf zu suchen und sich zunächst zu waschen. Dann würde er Jeromes Büro erneut aufsuchen. Vielleicht war er ja dann da. Warum hatte er eigentlich ein eigenes Büro? So unbeliebt schien er hier ja nicht zu sein.


Kapitel 21

Der Besuch bei Jeromes Freundin hatte Marjorie großen Spaß gemacht. Man konnte den weißen Elfen so viel Angst einjagen. Schwarze Elfen hatten so viel mehr Macht. Ihre Zauber waren so viel stärker. Doch das Geheimnis dazu würde sie nicht preisgeben.
Doch Marjorie durfte Jeromes Wut nicht unterschätzen und er war jetzt schon wegen drei Sachen sauer auf sie. Weil sie Linnea töten wollte, weil sie Noel ins Schloss gebracht hatte und weil sie ihm nicht die Wahrheit über seinen Vater gesagt hatte. Er durfte niemals erfahren, dass sie auch Phoenix töten wollte. Er war vielleicht nicht so stark wie sie, aber er war unberechenbar, wenn er sauer war. Sie sollte seine Nerven nicht überstrapazieren. Ihr Sohn war ein bisschen wie sein Vater, nur dass er seine Wut besser kontrollieren konnte und fest davon überzeugt war, dass er gut war. Obwohl alles dagegen sprach. Dafür bewunderte Marjorie ihn, aber sie fand ihn auch naiv. Er glaubte daran, alles zum Guten wenden zu können. Wie sehr er sich da irrte. Er hatte ja keine Ahnung, was Marjorie plante. Nur ein ganz kleines bisschen, doch die wichtigen Dinge wusste er nicht. Marjorie hatte nämlich bereits erkannt, dass er vielleicht doch nicht so der Richtige für den Job als König war. Das würde ein Spaß werden.
Es klopfte an der Tür als Marjorie sich gerade den Kopf darüber zerbrach, wie sie ihren Plan am meisten umsetzte.
„Herein.“, rief sie.
Norden kam in den Raum. Hatte er etwas neues zu berichten? Sie begrüßte ihn und bat ihn sich zu setzen.
„Was gibt’s?“, fragte sie.
„Majestät! Mir wurde berichtet, dass ein Mann namens Marek nach Jerome gefragt hat.“ Norden klang aufgeregt.
Marek? So hieß doch Phoenix Zwillingsbruder, oder?
„Gibt’s sonst noch was neues?“ Sie lächelte. Norden schüttelte mit dem Kopf. „Gut, dann darfst du jetzt gehen.“
Er verließ den Raum. Marjorie würde der Sache auf den Grund gehen.

Lilia lächelte. Sie beobachtete immer wie sehr Carlinas Misstrauen gegen über Jerome wuchs. Er schien gar nichts mehr mit ihr zu unternehmen. Er schien sich nur noch um sich selbst und um seine Bedürfnisse zu kümmern. Carlina beachtete er kaum noch. Lilia nutzte das zu ihrem Vorteil. Sie flüsterte Carlina immer mehr Dinge zu, die nicht stimmten und Carlina wurde zunehmend unsicherer. Bald würde Carlina Jerome um ein Gespräch deswegen bitten, was sehr in Lilias Interesse lag.
Lilia wollte zu Jeromes Büro um ihm etwas über Carlina zu erzählen. Sie wollte noch weiter einen Keil zwischen die beiden treiben.
Als sie vor Jeromes Büro trat, entdeckte sie eine andere, ihr bekannte Gestalt.
„Phoenix?“, fragte sie verblüfft. Das konnte nicht sein. Phoenix war tot.
Der Mann saß auf dem Boden und sah zu ihr hoch. Er sah wirklich aus wie Phoenix. Das Licht war zwar gedämpft, aber Lilia konnte trotzdem sehen als sei es Tageslicht.
„Nein, ich bin nicht Phoenix.“, antwortete er automatisch. „Ich bin Marke. Phoenix Zwillingsbruder. Du kanntest meinen Bruder?“
Lilia kramte in ihrem Gedächtnis, ob sie jemals etwas davon gehört hatte, dass Phoenix einen Zwillingsbruder hatte. Dann stutzte sie.
„Aber der ist tot.“
„Ich sehe aber ziemlich lebendig aus, oder? Ich habe mich damals als tot ausgegeben, da ich nichts mehr mit Phoenix zu tun haben wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.“
Lilia akzeptierte die Privatsphäre des Mannes, aber so ganz glaubte sie es nicht. Sie kannte eine andere Geschichte. Dann fiel ihr ein, dass sie ihm noch gar nicht geantwortet hatte.
„Ja, ich kannte deinen Bruder. Ich war in seiner Bodyguardgruppe. Und was tust du hier?“
„Ich hatte gehört, dass Jerome hier im Schloss vielleicht zu finden sei. Vielleicht hat er einige Antworten für mich. Er kannte meinen Bruder gut Aber er ist momentan nicht da. Also warte ich auf ihn...“, erzählte der wahrscheinlich Marek.
„Da kannst du unter Umständen lange warten. Momentan ist er in seinem Büro nur selten.“
„Weißt du wo ich ihn finde?“
„Vielleicht in seinem Zimmer im 14. Stock.
„Danke.“ Marek lächelte sie an.
Dank mir nicht zu früh. Das dachte sie sich. Sie würde herausfinden, wer er wirklich war und was er mit Jerome besprechen würde. Sie war zu neugierig um es nicht zu wissen und sie glaubte ihm nicht.


Kapitel 22

Carlina musste mit Jerome reden. So ging es nicht weiter. Schön und gut, dass Linnea da war, aber sie sollte er schließlich heiraten und nicht seine Linnea. Carlina war klar, dass Jerome sie nicht liebte, aber ein wenig Aufmerksamkeit ihr gegenüber war doch nicht zu viel verlangt, oder? Kurz gesagt: Carlina fühlte sich vernachlässigt.
Carlina stand vor seinem Zimmer und klopfte an seiner Tür. Jerome kam sofort raus, allerdings hielt er die Tür halb geschlossen, als würde er etwas von ihr verbergen. War Linnea in seinem Zimmer?
„Was gibt’s?, fragte Jerome.
„Ich muss mit dir reden.“, verlangte Carlina.
„Okay, aber nicht hier.“, beschloss Jerome. „Wir können ja auf dem Balkon auf der 7. Etage miteinander reden.“
Dort war ihr erstes Date gewesen. Damals hatte sie ihn noch für arrogant gehalten. Ihr war es Recht. Jerome ging voraus. Er hielt nicht ihre Hand und sah sich nicht nach ihr um. So war er nun mal!
Als sie endlich auf dem Balkon angekommen waren blieb er stehen und sah ihr in die Augen. „Also, was möchtest du?“ Er klang fast sanft, aber Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.
„Mit dir reden.“, antwortete sie. „Dinge klar stellen.“
„Was für Dinge?“ Er schien wirklich nicht zu wissen, was sie meinte.
„Zum Beispiel, dass du mich nur ausnutzt. Dass du immer nur Linnea willst. Dass du mich kaum noch beachtest seit sie hier ist. Dass du nichts mit mir machst.“ Es sprudelte geradezu aus ihr heraus. Auch Dinge, die sie nicht hatte sagen wollen.
Irritiert sah Jerome sie an. „Ich dachte wir wären uns da einig. Dass wir nur eine Zweckehe führen werden. Du warst damit genau so einverstanden wie ich.“
„Ja schon.“, gab Carlina widerwillig zu. „Aber die Dinge haben sich geändert.“
„Inwiefern?“
Sie hatte schon zu viel gesagt. Eigentlich wollte sie nichts mehr sagen, aber sie konnte jetzt nicht mehr zurück. „Meine Gefühle für dich haben sich geändert.“
Jerome seufzte tief. „Carlina, ich hab dir von Anfang an gesagt, was du von mir zu erwarten hast. Das ich Linnea liebe und sich das nicht ändern wird. Aber wenn du einen Rückzieher machen willst, dann ist das okay. Ich finde einen anderen Weg.“
Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Sie wusste eigentlich gar nicht genau, womit sie gerechnet hatte, aber nicht damit. Sie sollte einen Rückzieher machen? Sie?
„Ich hatte eher daran gedacht, dass wir uns öfter sehen, auch wenn Linnea da ist.“
Sein Blick verdunkelte sich. „Oh. Momentan ist das wirklich schlecht. Ich hab ne Menge zu tun.“
Zum Beispiel dich mit Linnea beschäftigen? Sie traute sich nicht das laut zu sagen. Sie wollte es nicht mal denken.
„Wenigstens ein mal die Woche?“, bat sie.
„Ich werde es versuchen.“ Er versprach ihr nichts. Das war ihr klar, aber es war ein Anfang.
Sie nickte.
Plötzlich wurden sie von Norden unterbrochen.
„Ach hier bist du, Jerome. Du hast Besuch. Ein gewisser Marek erwartet dich.“
Jerome sah fast erleichtert aus. „Ich komme, Norden. Du entschuldigst mich, Carlina?“
Sie nickte und er floh fast.

Phoenix wartete noch immer vor Jeromes Büro. Wann würde er endlich kommen? Sein Berater hatte versprochen ihn zu finden, aber er wartete jetzt schon 45 Minuten. War das Schloss wirklich so groß? Von außen hatte es so ausgesehen als würde es kein Ende haben. Hatte es wirklich keins?
Langsam wurde Phoenix ungeduldig. Dabei hatte er sehr viel Geduld, aber der Gang wurde langsam öde. Dann kam Jerome endlich.
Er sah nicht aus als würde es ihm besonders schlecht gehen. Er war vielleicht etwas fertig, aber er lächelte. Also musste es ihm hier wirklich nicht schlecht gehen.
„Du bist also Phoenix Zwillingsbruder?“, fragte Jerome zur Begrüßung.
„Können wir bitte drinnen darüber reden?“, bat Phoenix ihn. Er wollte seinen Freund nicht belügen, aber er wollte auch nicht mitten auf dem Flur mit ihm darüber reden.
„Klar.“, nickte Jerome und schloss seine Bürotür auf. Phoenix betrat zusammen mit ihm das Büro. Hier sah es freundlicher aus. Die Wände waren dunkelrot gestrichen, der Teppich war schwarz, die Möbel waren hell. Die Jalosien waren hochgezogen und ließen Tageslicht rein. Dieser Raum war heller als alles, was Phoenix bisher vom Schloss gesehen hatte.
„Setz dich doch.“ Jerome bat ihm den Platz vor seinen Schreibtisch an. Ein heller Korbstuhl mit weinrotem Sitzkissen. Phoenix nahm Platz, während Jerome sich hinter seinen Schreibtisch auf einen weinroten Drehstuhl setzte.
„Und was willst du von mir?“, erkundigte sich Jerome bei Phoenix.
„Ich bin nicht Marek.“, platzte es aus Phoenix heraus. „Ich bin Phoenix.“
„Was, aber Phoenix war tot.“ Irritiert sah Jerome ihn an.
„Na ja. Ich war nicht richtig tot. Ich war nur im Vorreich der Toten und da habe ich einen Handel mit den Wächtern ausgemacht.“, erzählte Phoenix Jerome.
Jerome zog eine Augenbraue hoch. „Im Vorreich der Toten?“ Er klang ungläubig und machte eine kurze Pause bevor er fragte. „Was für ein Handel?“
„Ich wollte nicht, dass du hier zu Grunde gehst. Die Welt der Dunkelheit ist nicht für dich gemacht. Also habe ich verlangt zurückzukommen um dich hier raus zu bringen. Sollte mir das nicht gelingen, werde ich sterben. Sonst werde ich leben.“
Entsetzt sah Jerome Phoenix an. „Und wenn ich nicht gerettet werden will?“
„Ich weis nicht was dann passiert.“, gab Phoenix zu. „So weit hab ich nicht nachgefragt.“
„Na toll. Ich soll König der Finsternis werden und diese Welt zu einer Welt des Lichts formen und mein bester Freund verhandelt mit den Wächtern vom Vorreich der Toten, dass er mich rettet oder stirbt. Kannst du mir mal verraten, was ich jetzt machen soll?“
„Du sollst König der Finsternis werden?“ Phoenix war sprachlos. Das konnte nicht sein. „Wie das?“
„Meine Mutter ist die Königin der Finsternis. Marjorie. Sie möchte ihr Amt an mich abgeben.“
Phoenix war fassungslos. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ein Albtraum. Dann fiel ihm eine andere Person ein, die ihm wichtig war. „Ist Linnea hier?“
Jerome sah Phoenix skeptisch an. „Ja, wieso fragst du?“
„Ich hab sie an die Grenze des dunklen Landes gebracht und ihr das Tor zu dieser Welt geöffnet. Doch ich selbst wurde aufgehalten....“
„Du hast sie hierher gebracht?“ Jerome wurde wütend. „Wie konntest du nur?“
„Sie hatte ein Recht darauf her zu kommen um zu erfahren wie es dir geht.“ Auch Phoenix wurde lauter. „Sie liebt dich.“
„Ich weis, dass sie mich liebt.“ Jeromes Wut war so schnell verflogen wie sie gekommen war. Trauer trat nun an ihrer Stelle „Aber trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wenn sie dort geblieben wäre wo sie war.“
„Sie hat dich vermisst. Sie wollte dich sehen.“ Phoenix wurde unsicher. „Geht es ihr gut?“
„Ja.“ Jerome machte eine kurze Pause. „Zumindest körperlich.“
„Wie meinst du das?“, fragte Phoenix.
„Sie ist meine Cousine. Wir werden nie wieder zusammen kommen.“, berichtete Jerome ihm. Jerome quälte das.
Der Schock saß. „Ist Malou die Schwester deiner Mutter?“
„Vermutlich. So ganz glaub ich das noch nicht. Was machen wir jetzt mit dir?“ Jerome sah ihn ratlos an.
„Ich möchte Linnea sehen.“ Phoenix musste mit ihr reden. Er wollte von ihr wissen wie es ihr ging.


Kapitel 23

Bald würde die Krönung des Fürstes der Finsternis sein. Noch sieben Tage. Marjorie und ihre Helfer waren schon eifrig mit den Vorbereitungen zu Gange. Auch wenn die Krönung wohl nicht so statt finden sollte wie alle glaubten. Sie hatte ja nicht mehr vor Jerome zum König zu machen. Sie wollte weiterhin selbst Königin sein. Aber Jeromes Hochzeit sollte dennoch statt finden. Sie wollte ihn an diese Welt binden. Außerdem wollte sie, dass er Carlina richtig liebte und Linnea vergaß. Ein Zauber sollte ihr dabei helfen und außerdem wollte sie, dass Jerome und Carlina zwei Tage vor der Hochzeit rund um die Uhr zusammen waren. Sie durften in den zwei Tagen nicht getrennt von einander sein und mussten sich immer sehen können. Das würde Marjorie als Bedingung stellen, damit Jerome König werden konnte. Marjorie wusste, dass ihr Sohn diese Bedingung akzeptieren würde, wenn er dadurch Frieden zwischen dem Feenreich und dieser Welt herstellen konnte. Während der Zeremonie würde sie kurzzeitig weg sein um Linnea und Noel zu beseitigen. Dann fehlte nur noch Phoenix. Den würde sie schon finden.
Wenn der Zauber, der Jeromes und Carlinas Liebe stärken sollte schwächer wurde, liebte Jerome Carlina bereits so sehr, dass er keine andere mehr wollte als sie. Jerome und Carlina würden eine Märchenhochzeit bekommen, die schönste Hochzeit, die je statt gefunden hatte, aber ihr Sohn würde kein König der Finsternis werden.
Rosen waren bestellt worden, kleine Lichter, die überall aufgestellt wurden, Rosenblätter, die in dem Festsaal verstreut wurden, Getränke, Essen, Musik, Zauberstimmung usw. Sogar Carlinas Hochzeitskleid war schon da. Ein weinrotes mit langer Schleppe und tiefen Ausschnitt, Carlina würde fantastisch darin aussehen. Carlina und Jerome brauchten sich nur um sich zu kümmern. Es würde alles perfekt werden. Marjorie strahlte.
Ihr Sohn würde glücklich werden ohne seine Linnea und Marjorie auch. Einfach perfekt.
Während Marjorie ihren Plan vervollständigte, dachte sie daran, wie perfekt ihre Welt werden konnte. Sie freute sich schon. Es würde die reinste Freude werden.

Linnea war überrascht als Jerome plötzlich mit Phoenix in den Raum kam. Er lebte, er hatte es geschafft. Er sah müde aus, aber er lebte.
„Phoenix!“, freute sie sich. Ohne dass sie es wollte schlug ihr Herz schneller als sie ihn sah. Auch er trug jetzt schwarz.
„Linn, gut dass es dir gut geht.“ Er hielt sich mit seinen Gefühlen zurück. Er gab nicht preis, was er fühlte oder dachte.
„Es freut mich auch, dass es dir gut geht.“ Sie wollte ihre Gefühle auch nicht preis geben. Nicht, wenn Jerome hier war. Aus einem Impuls heraus fragte sie deswegen Jerome. „Kannst du uns ein bisschen allein lassen?“
Eigentlich wollte sie nicht, dass Jerome ging, aber sie musste mit Phoenix reden. Er hatte für sie sein Leben aufs Spiel gesetzt.
„In Ordnung.“ Jerome ging ohne einen weiteren Kommentar.
Phoenix ging sofort auf sie zu sobald er weg war und umarmte sie. „Lynn...“
„Es geht mir gut, Phoenix. Es geht mir gut.“ Sie erwiderte seine Umarmung. Es tat gut ihn zu umarmen. Viel zu gut. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander. Er setzte sich neben sie aufs Bett und sah sie mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte.
„Ich hab mir Sorgen gemacht als ich dich so allein lassen musste.“, gestand er.
„Wo bist du so lange gewesen?“, fragte sie. Sie wollte es nicht anklagend klingen lassen.
„Die Wächter haben mich geschwächt. Ich musste Kräfte sammeln, Linn. Ich wollte ein zweites Portal öffnen, aber dazu kam es nicht. Ich habe ein Zaubertor gefunden, was hier her führt.“ Er erzählte ihr die Geschichte mit dem Zaubertor und davon, wie er ums Überleben musste.
„Oh Phoenix....“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Ist ja gut. Ich bin doch hier.“, tröstete er sie. „Und ich habe auch vor erst mal zu bleiben.“
„Phoenix ich... Es ist nicht so wie ich es mir hier vorgestellt habe. Jerome wird König der Dunkelheit werden und er will heiraten.“, berichtete sie ihm.
„Heiraten? Aber er liebt doch dich!“ Das hatte er ihr noch gar nicht erzählt.
„Er hat keine Wahl. Er wird König der Finsternis sein und muss als solcher heiraten. Ich scheide aus, weil ich die Prinzessin des Lichts bin und noch dazu seine Cousine.“ Linnea wusste, dass sie traurig klang.
„Und jetzt?“, fragte Phoenix und sah sie ernst an.
„Ich weis nicht.“, gestand Linnea.
„Wir finden eine Lösung.“, versprach Phoenix.
Linnea traten Tränen in die Augen. „Ach Phoenix, es ist doch nicht nur das. Ein weiteres Problem ist, dass ich dich liebe.“
Phoenix sah sie verwundert an und nahm sie noch ein mal in ihre Arme.
„Ich liebe dich auch, aber wir wissen beide, dass wir jeweils eine andere Person mehr lieben.“
„Ja.“, flüsterte Linnea.


Kapitel 24

Marjorie hatte Carlina und Jerome zu sich gerufen. Sie wollte ihnen ihre Bedingungen erklären. Als die beiden vor ihr saßen, sah Jerome eher genervt aus und Carlina eher ängstlich.
„Was willst du, Marjorie?“, fragte Jerome genervt.
„Ihr zwei wollt bald heiraten, sieben Tage noch. Doch ich hab auch einige Bedingungen an euch. Als zukünftiges Ehepaar solltet ihr euch auch etwas näher kommen. Deswegen verlange ich von euch, dass ihr zwei Tage vor der Hochzeit zwei Tage lang zusammen verbringt und zwar so, dass ihr euch immer seht.“, Erklärte Marjorie.
„Was?“, rief Jerome entsetzt. Er wusste, was das hieß. „Aber ich habe Aufgaben zu erledigen und Dinge zu tun, die Carlina nichts angehen.“
„Das sind meine Bedingungen.“ Marjorie ließ sich nicht beirren. „Zwei Tage kannst du von mir frei bekommen.“
„Aber...“ Jerome suchte einen Ausweg.
„Ihr braucht einen Erben.“, fand Marjorie. „Das ist eure Aufgabe.“
„Aber so war das nicht abgemacht.“ Jerome verzweifelte. Carlina hatte noch gar nichts gesagt.
„Ich bin einverstanden.“, erklärte sie plötzlich.
Jerome sah noch verzweifelter aus. Sein Blick verdunkelte sich. Marjorie wusste, dass sie so gut wie gewonnen hatte.
„Meinetwegen.“, gab Jerome widerwillig nach. „Aber nach der Hochzeit kann ich tun was mir gefällt.“
„So lange du einen Erben zeugst.“, nickte Marjorie.
Jerome seufzte.
„Und jetzt trinken wir darauf.“, beschloss Marjorie. Sie stellte zwei Becher vor ihre Nasen. Wie gut, dass Jerome nicht wusste, dass in einem sein Zaubertrank war, der die Liebe zwischen ihm und Carlina fördern würde. Marjorie lächelte in sich hinein. Es funktionierte einfach alles perfekt.
„Ich würde ja gerne bleiben, aber ich muss weg.“, durchkreuzte Jerome ihre Pläne. Er stand auf und ging. Der Zaubertrank blieb unangerührt auf seinem Platz stehen.
Okay, jetzt lief es nicht mehr so gut, aber das würde sie schon hinbekommen.

Dadurch, dass Jerome Phoenix zu ihr gebracht hatte, hatte Linnea ganz vergessen Jerome nach ihrem Vater zu fragen. Als Jerome davor bei ihr gewesen war, war er zu fertig gewesen. Da wollte sie ihn nicht drauf ansprechen. Doch jetzt wollte sie ihren Vater sehen, wenn er wirklich hier war.
Jerome kam erst am nächsten Tag wieder. Er sah erschöpft und verstört aus.
„Was ist denn los?“, fragte Linnea besorgt.
„Meine Mutter verlangt, dass ich mit Carlina zusammen zwei ganze Tage vor meiner Hochzeit mit ihr ununterbrochen verbringe. Wir müssen uns die ganze Zeit sehen. Sie will einen Erben.“ Er sah sie nicht ein einziges Mal an, während er ihr das beichtete.
Linnea strich ihm sanft über den Arm. „Du willst sie nicht heiraten, oder?“ Die Frage war eigentlich unnötig, aber Linnea hatte nichts tröstendes zu sagen.
Erst jetzt sah Jerome sie an. Er hatte Tränen in den Augen. „Ich liebe dich.“
„Ich weis.“ Sie seufzte, ihre Hand ruhte auf seinem Arm.
„Sie wollte mir etwas zu trinken geben. Das Getränk sah komisch aus. Irgendetwas stimmte damit nicht...“ Er klang verzweifelt.
„Jerome, du musst aufpassen.“, warnte Linnea ihn. „Ich.... Sie will dich mit Carlina zusammen bringen. So richtig.“
„Das wird sie nicht schaffen. Ich liebe dich.“ Er sah zu Boden.
Ihre lang zurück gehaltenen Tränen liefen ihr jetzt über die Wange. Er nahm sie sanft in seine Arme. Wie gut das tat...
„Ich werde nicht zulassen, dass uns jemand trennt.“, schwor er ihr. Sie sagte nichts dazu.
Nach einiger Zeit löste sie sich von ihm. „Da ist noch etwas, worüber ich mit dir reden muss.“ Diesmal sah sie ihn nicht an.
„Über was?“, fragte er.
„Stimmt es, dass mein Vater hier ist?“
Er seufzte. „Ich nehme an meine Mutter hat dir davon erzählt?“
„Ja.“ Sie nickte. „Stimmt es?“
„Ja, er ist hier.“
„Warum hast du das nicht gesagt?“ Sie wollte ihm keine Vorwürfe machen, aber es fiel ihr so schwer es nicht zu tun.
„Ich wollte nicht, dass du ihn so siehst. Er sah entsetzlich aus. Er wollte es auch nicht. Aber es geht ihm wieder etwas besser. Wenn du willst, kannst du jetzt zu ihm.“
„Hättest du es mir noch gesagt?“
„Ja, ich hätte noch gewartet bis es ihm noch besser gegangen wäre. Dann hätte ich es dir gesagt.“
„Du wolltest mich wegschicken.“, erinnerte Linnea ihn.
„Und ich möchte es immer noch. Du bist hier nur in Gefahr.“
„Ich will bei dir bleiben.“ Sie sah ihm in die Augen.
„Um zuzusehen wie ich König der Finsternis werde und Carlina heirate?“ Er klang sehr ironisch.
Es zerbrach ihr das Herz wie zu sehen wie abfällig über sich selbst sprach. Fast hasserfüllt.
„Ich liebe dich. Ich will nicht fort von dir.“
„Es wäre sicherer für dich.“, argumentierte er.
Sie nahm seine Hand in ihre und sah ihn immer noch an. „Ich will nicht weg. Ich will an deiner Seite bleiben. Es würde mich krank machen, wenn ich nicht wüsste, wie es dir ginge.“
Er wechselte geschickt das Thema. „Willst du deinen Vater sehen?“
„Ja.“ Sie konnten später darüber reden.
Jerome führte sie zu ihrem Vater.


Kapitel 25

Aenna dachte an die Dinge, die ihre Mutter ihr erzählt hatte. Konnte es sein, dass Phoenix ihr Bruder war? Hatte ihre Mutter Recht? Lebte er noch? Diese Fragen gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie ließen sie nicht mehr los. Sie fand keine Antworten.
Sie musste wissen ob Phoenix ihr Bruder war. Vielleicht sollte sie ihre Mutter doch mal besuchen.
Es klopfe an der Tür und Aenna rief: „Herein.“
Davin öffnete den Raum und kam in ihr Zimmer. „Stör ich?“
„Nein.“ Aenna schüttelte den Kopf. „Schön dich zu sehen.“
Davin kam rein und setzte sich auf den gewohnten Platz auf dem Stuhl neben dem Fenster. Er war ein guter Freund geworden. Der Halbelf war sehr sympatisch und er hatte Humor. Sie hatte ihm sogar ein wenig von Phoenix erzählt. Aenna wusste, dass Aline immer eifersüchtig wurde, wenn er bei ihr war. Sie wollte was von ihm.
„Darf ich dich was fragen, Davin?“ Sie sah ihn ernst an.
„Klar.“ Er lächelte sie aufmunternd an.
„Du bist nicht nur ein Elf, oder?“, fragte Aenna. Momentan glitzerten in seinen großen grauen Augen wieder Sternenlicht und Sterne bildeten sich auch auf seiner Haut.
„Nein.“, gestand Davin ihr. „Zum Teil bin ich ein Stern.“
Aenna nickte gedankenverloren. „Das habe ich mir gedacht, aber es gibt nicht viele Sterne im Feenreich.“
„Nein.“
„Wer sind deine Eltern?“ Aenna ahnte es schon, aber sie wollte es von ihm hören.
„Malou und Noel. Diese Linnea ist meine Schwester. Ich habe sie nur ein paar mal in der Schule gesehen. Ich kenne sie nicht.“, erzählte er.
„Und warum hast du nie bei Malou und Noel gewohnt?“, wollte Aenna wissen.
„Aus dem gleichen Grund aus dem Linnea im Reich der Menschen gewohnt hat, denke ich.“
„Weis Noel wer du bist?“
Sein Gesicht verdunkelte sich. „Nein. Ich war noch ein Baby als sie mich zu unserer Tante und unserem Onkel gaben. Damals hieß ich Darren. Meine Tante und mein Onkel haben es vorgezogen meinen Namen zu ändern. Sie hatten auch keinen Kontakt mehr zu Mum und Dad.“ Davin redete nicht gern darüber. Das merkte Aenna, aber sie musste die Wahrheit kennen.
„Und woher weißt du wer deine Eltern sind?“
„Meine Tante hat mir alles erzählt, als sie erfuhr, dass Linnea Bescheid wusste.“
„Linnea und du, ihr seid in einem Alter, oder?“
„Wir sind Zwillinge.“
Es war traurig, dass Davin keinerlei Verbindung zu Linnea hatte. Hoffentlich kam sie wieder zurück. Sie wünschte es Davin.

Phoenix streifte vorsichtig im Schloss umher. Die meiste Zeit war er in Jeromes Büro, aber er musste auch mal raus da. Hier, wo er in Linneas Nähe war, klopfte sein Herz wieder lauter. Das war nicht gut. Seine Liebe zu Linnea musste unbedingt geheim bleiben. Wenn Jerome davon erfuhr...
Jerome kam hier anscheinend sehr gut klar. Er fand sich gut zurecht und verstand sich auch mit den Bewohnern des Schlosses. Das bemerkte er immer wieder.
Phoenix dachte an seine Begegnung mit Lilia zurück. Er hatte gerade so die Kurve gekriegt. Er hätte nicht gewusst, was sie gemacht hätte, wenn er zugegeben hätte, dass er Phoenix war. Es war besser so. Er glaubte allerdings nicht so daran, dass sie ihm seine Lüge geglaubt hatte.
Phoenix ging auf die Dachterrasse der obersten Etage. Er brauchte frische Luft und hier hatte er einen perfekten Ausblick auf den dunklen Garten und die umliegenden Berge. Es lag immer ein leichter Nebelschleier um das Schloss. Ein wenig konnte man aber schon sehen. Und das was man sah, sah man im Dämmerlicht. Es kam Phoenix vor als würde es nie ganz hell werden. Es war ein dunkler magischer Ort. Über dem Nebel lag ein goldschwarzer Schleier wie ein zweiter Nebel nur mehr oberhalb. Phoenix fragte sich, was das Gold an dem Schloss zu suchen hatte. Schließlich war doch sonst das ganze Schloss schwarzrot.
Merkwürdiger Ort.
Aber es war ein wenig frisch auf der Dachterrasse. Meistens war es in diesem Land eher schwülwarm. Phoenix sah eine Weile in die Ferne und dachte an Aenna. Wie würde es sein sie zu küssen? Wie bei Linnea oder ganz anders? Phoenix vermisste sie. Er wollte sie wieder in seine Arme schließen und um sich haben.
Wie lange würde er hier bleiben müssen?


Kapitel 26

Es war hell als seine Tochter das Zimmer betrat. Sie sah so schön aus und er freute sich sie zu sehen. Noel lag noch immer im Bett. Er war wieder stärker geworden, aber es ging ihm noch nicht wieder gut. Bald. Es konnte nicht mehr lange dauern.
Er fragte sich wie er hier raus kommen sollte und ob Linnea ihm folgen würde.
„Hi Dad!“, begrüßte sie ihn.
„Hey Süße, schön dich zu sehen.“ Noel lächelte seine Toch-ter an. Er freute sich wirklich. Er richtete sich ein wenig im Bett auf und zeigte mit seiner Hand auf den Stuhl neben seinem Bett. „Komm, setz dich.“
Linnea setzte sich und fragte. „Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“
„Ich wurde entführt. Marjories Männer haben mich hierher gebracht.“, berichtete er.
„Du hast blaue Flecke.“, bemerkte Linnea.
„Ich wurde zusammen geschlagen. Du siehst mich jetzt schon im guten Zustand. Vorher sah viel schlimmer aus. Jerome wollte nicht, dass du mich so siehst. Eine gute Ent-scheidung von ihm.“
Seine Tochter sah ihn entsetzt an. „Lass uns nicht über Je-rome sprechen, ja? Jedenfalls noch nicht.“
Jetzt wurde Noel skeptisch. „Hat er dir was getan?“ Wenn Jerome seiner Tochter weh tat konnte er was erleben.
„Nein. Jerome ist lieb wie immer. Ich möchte einfach nur nicht über ihn reden.“
„Okay.“ Noel hielt es für klüger nicht genauer nachzufragen.
„Wie geht es Corentin und Phoebe?“ Sie zögerte. „Und A-enna?“
„Cory und Phoebe sind nach wie vor glücklich.“, erzählte Noel ihr. „Corentin wollte Phoebe einen Heiratsantrag ma-chen, aber ob er es getan hat, weiß ich nicht.“
Linnea lächelte. „Das freut mich für die beiden. Sie haben es verdient.“
„Aenna ist immer noch traurig wegen Phoenix. Ich glaub diese ganze Marek-Sache verwirrt sie.“, erzählte er weiter. „Aber so genau weiß ich das nicht.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Weiter sagte sie nichts dazu.
Noel merkte, dass seine Tochter etwas bedrückte. „Hast du etwas auf dem Herzen?“
„Ich weis nicht genau ob ich dir die Frage stellen soll oder nicht, aber ich tue es trotzdem. Ist Mum die Schwester von Marjorie?“
Noel überraschte diese Frage. Wie kam sie denn darauf? Marjorie und Malou kannten sich seit ihrer Kindheit und waren Freundinnen gewesen bis zu jenem tragischen Nach-mittag, aber verwandt waren sie nicht miteinander.
„Nein.“, antwortete er. „Wer hat das denn erzählt?“
„Marjorie hat es Jerome erzählt.“

Lilia saß auf dem Balkon. Sie genoss die drückende Luft. Sie hatte Jerome beobachtet und war nicht aus ihm schlau geworden. Was für Spielchen spielte er? Was verbarg er? Warum machte er so wenig mit Carlina? Dann fiel es ihr wie Schuppen vom Auge. Linnea musste hier sein! Das war die einzige vernünftige Erklärung.
Wenn das stimmte konnte Lilia sie gleich mit fertig machen. Linnea war sehr empfindlich. Man konnte sie sehr schnell verunsichern. Besonders wenn es um Jerome ging. Viel-leicht sollte Lilia mal bei Carlina vorbei gehen und sehen wer wirklich in ihrem Zimmer war. Mal sehen wen sie da entdecken würde. Sie war schon sehr gespannt darauf.

Ende Teil 4


Impressum

Texte: Änderungen sind der Autorin für alle Teile vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2010

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