Cover

Kapitel 1

Aenna träumte Tagträume von Phoenix. Beinahe wäre sie mit ihm zusammen gekommen und er war einfach gestorben. Einzig und allein mit Jerome hatte sie darüber reden können, aber der war jetzt auch weg.
Arme Linnea! Sie hatte sich so sehr in Jerome verliebt und er sich auch in sie. Jetzt fehlte Jerome Linnea so. So wie ihr, Aenna, Phoenix fehlte. Nur dass Linnea wusste, dass Jerome noch irgendwo da draußen war. Phoenix war für immer fort.
Linnea und Phoebe waren jetzt ihre Freundinnen geworden. Corentin und Phoebe waren jetzt zusammen. Sie waren ein so schönes Paar. Sie machten sich gegenseitig so glücklich. Sie hatten es so gut.
Aenna und Linnea konnten nur davon träumen glücklich zu sein. Sie wussten noch nicht mal wie sich das anfühlte. Von ihren alten Freunden war jetzt nur noch Corentin da. Linnea war stärker als Aenna. Sie war noch nicht darüber weg, dass Jerome fort war, würde es nie sein. Aber sie verhielt sich wieder einigermaßen normal. Sie ging wieder zur Schule und unternahm wieder etwas mit ihren Freunden. Aenna würde noch Monate brauchen bis sie über Phoenix Verlust weg war, aber bei ihr war das ja auch etwas anderes. Phoenix war tot. Jerome dagegen lebte noch.
Aenna hatte ein wenig Angst um Jerome. Die dunkle Welt war nichts für ihn. Er brauchte Liebe, Geborgenheit, Linnea. Hoffentlich kam er in dieser Welt klar. Jerome bedeutete ihr sehr viel. Er hatte ihr sehr geholfen.
„Aenna, kommst du mal?“ , rief Phoebe von unten.
„Bin gleich da!“ Was war denn jetzt schon wieder? Nie ließ man sie in Ruhe.
Aenna ging nach unten. Phoebe war da, Corentin war da und Linnea war da. Und noch jemand. Ein Mann, der Phoenix zum Verwechseln ähnlcih sah. Nur seine Wangenknochen waren ein wenig spitzer und die Ohren standen ihm mehr ab als Phoenix.
„Du bist Aenna?“, fragte er verblüfft. „Wow, so viel Geschmack hätte ich ihm ja gar nicht zugetraut.“
Aenna gefiel nicht, wie dieser Mann, der Phoenix so ähnlich sah, über Phoenix aussah. Sie nickte aber.
„Es freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Marek. Phoenix Zwillingsbruder.“ Er streckte ihr seine Hand hin.
„Ich wusste nicht mal, dass er Geschwister hatte.“, bemerkte Aenna trocken.
„Das kann ich mir vorstellen. Wir kamen nicht besonders gut miteinander aus.“, erzählte Marek ihr. „Eigentlich hatte ich nicht so viel mit ihm zu tun. Er hat sich schon sehr früh von unserer Familie abgesondert.“
„Und warum bist du dann hier?“, fragte Aenna weiter. Sie glaubte diesem komischen Zwillingsbruder nicht. Aenna wusste nicht mal warum.
„Ich wollte seine Freunde kennen lernen.“, erklärte er. „Er hat mir gefehlt. Ich wollte schon lange vorbei kommen....“ Er ließ den Satz unbeendet.
„Und was erwartest du jetzt von mir oder von meinen Freunden?“ Aenna gefiel das immer noch nicht.
„Gar nichts. Ich wollte nur vorbeikommen.“ Er klang unsicher.
„Das hast du ja jetzt getan.“, bemerkte Aenna.
„Ich komme von weit her.“
„Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Phoenix und Jeromes Zimmer sind ja frei.“, bot Corentin ihm an. „Und Lilias auch.“
„In Jeromes Zimmer schläft Linnea.“, gab Phoebe zu Bedenken.
„Dann haben wir aber immer noch zwei Zimmer....“
„Werde ich auch mal gefragt?“, fragte Aenna sauer. „Vielleicht will ich das ja gar nicht.“
„Aenna, er ist Phoenix Bruder.“, begann Corentin. „Und ich wohne auch noch hier.“
„Ich weis. Na gut. Meinetwegen. Lilias Zimmer ist ja frei.“ Damit ging sie wieder nach oben.

Phoenix hatte nur das Vorreich des Toten erreicht. Er hatte sie gebeten wieder zurückkommen zu dürfen um Jerome zu helfen. Sein Freund wurde das Reich der Schatten nicht überleben. Er war viel zu gut dafür .Er hatte einen Handel mit den Wächtern ausgemacht. Wenn er bei dem Versuch Jerome zu retten umkam, würde er endgültig sterben. Ansonsten dürfte er weiterleben.
Seinen Freunden wollte er noch nicht sagen wer er war. Deshalb gab er sich als seinen Zwillingsbruder aus. Er hatte wirklich mal einen Zwillingsbruder gehabt, aber das war lange her. Jetzt gab er sich als ihn aus.
Er hatte Aenna nicht belügen wollen, aber er musste. Es hatte so weh getan. Er wollte er sein. Ihr sagen wer er war, aber er durfte es nicht. Er musste sich zusammenreißen. Besonders bei Aenna, auch wenn es ihm schwer fiel. Einzig und allein Linnea wollte er die Wahrheit sagen. Sie würde ihn auch zu Jerome begleiten. Phoenix machte sich Lilias Zimmer so bequem wie möglich. Er hatte Lilia nie gemocht. Jetzt wusste er warum. Er wäre gerne in sein eigenes Zimmer gegangen, aber er akzeptierte Aennas Entscheidung. Liebte sie ihn wirklich so sehr? Warum hatte er das nie bemerkt? Oder hatte er nur nicht so darauf geachtet? Er hatte so viel versäumt und bald musste er schon wieder weggehen, aber danach blieb er hoffentlich für immer.
Phoenix war traurig. Er wollte zu Aenna und er wollte Jerome retten. Er musste mit Linnea reden. So bald wie möglich.


Kapitel 2

Phoebe lag neben Corentin. Sie liebte ihn so sehr. Er war so sanft und rein und er sorgte sich um Phoebe.
„Woran denkst du?“, wollte Corentin von Phoebe wissen.
„Nichts bestimmtes.“, antwortete Phoebe. „Ich bin glücklich.“
„Ich auch.“ Er lächelte. „Du machst mich glücklich. Ich hätte schon eher etwas sagen sollen.“
Phoebe kuschelte sich an ihn. „Ist schon okay.“
„Phoebe, wegen meinem Bruder...“, begann Corentin.
„Du brauchst mir nichts zu erzählen.“, beruhigte Phoebe ihn. „Du kannst nichts dafür.“
„Aber das was er getan hat.“ Corentin ließ nicht locker.
„Corentin, es ist nicht deine Schuld. Ich liebe dich. Deinem Bruder gehe ich einfach aus dem Weg. Du bist mir wichtig.“ Phoebe sah ihn ernst an. Sie strich ihm sanft über den Arm.
„Ich will nur, dass es dir gut gehe.“ Er sah sie ernst an.
„Ich weis, Corentin. Es geht mir gut, wenn ich bei dir bin. Ich liebe dich.“, versicherte sie ihr.
„Warum ich?“, fragte er.
Phoebe lächelte. Dabei hatte sie sich immer Sorgen gemacht ob er sie liebte.
„Ich mochte dich schon bevor du mich vor Fiete gerettet hast. Und jetzt mag ich dich noch viel mehr. Du hast einen so tollen Charakter und du bist so sanft.“
Corentin küsste sie. „Danke.“
Sie war so glücklich gewesen. Auf ein mal wurde sie akzeptiert und sogar von dem großartigsten Elfen auf der Welt geliebt. Und sie hatte Freunde. Das verdankte sie alles Linnea. Pheobe würde ihr so gern helfen Jerome zurück zu bekommen. Nur wie?
Corentin drückte Phoebe näher an sich. „Mach dir nicht zu viele Sorgen. Alles wird gut werden.“

Phoenix klopfte an Linneas Zimmertür. Sie öffnete sie und wunderte sich, als sie ihn sah.
„Marek, was machst du denn hier?“
„Ich muss mit dir reden. Allein.“
„Komm doch rein.“, bat Linnea ihn. Sie bat ihn sich auf einen Stuhl zu setzen.
„Danke.“
Sie setzte sich auf ihr Bett. „Worüber willst du reden?“, fragte sie.
„Kannst du etwas für dich behalten? Etwas, was du Niemanden sagen darfst?“
„Natürlich!“ Linnea war verwundert, aber er das war normal.
Phoenix holte tief Luft und erklärte ihr. „Ich bin nicht Marek.“
„Was, wer bist du dann?“ Jetzt war sie irritiert.
„Marek war mein Zwillingsbruder, ja. Aber ich bin nicht Marek. Marek ist schon lange tot. Ich bin Phoenix.“ Erwartungsvoll sah er sie an.
Linnea sah ihn überrascht an.
„Ich dachte Phoenix wäre tot. Jerome war völlig fertig deswegen und die arme Aenna erst.“
„Ich weis. Ich war auch tot. Ich war im Vorreich der Toten und dort habe ich mit den Wächtern einen Handel abgeschlossen.“ Er erzählte ihr die Geschichte.
„Du willst Jerome retten?“ Jetzt war sie wirklich überrascht.
„Ja. Er ist viel zu gut für das dunkle Land.“, erzählte er. „Ich hatte vor dich mitzunehmen. Jerome würde mich dafür hassen. Aber ich weis du willst mitkommen.“
„Natürlich komme ich mit.“
Phoenix nickte. „Ich wollte in zwei Tagen aufbrechen. Es ist ein langer Weg. Wir müssen uns Nachts unbemerkt davon schleichen.
„Okay.“, nickte Linnea.
„Zu zweit wird es etwas schwierig sein ihn zu retten und wir werden nur einen Versuch haben.“, warnte Phoenix.
„Kein Problem. Ich bin dabei. Hauptsache Jerome kommt daraus.“
„Wir werden uns Decknamen zulegen müssen und uns nachts unbemerkt davonschleichen.“, erklärte er weiter. „Ich dachte ich nehme einfach Marek. Den kennt keiner im dunklen Land.“
„Okay, dann werde ich Leonie sein.“, beschloss Linnea.
„Gut, wir müssen Vorbereitungen treffen. Verpflegung, Geld.“
„Kann ich besorgen.“, bot Linnea an.
Er nickte gedankenverloren. „Okay. In zwei Tagen geht’s los. Bis dahin ist viel zu tun.“


Kapitel 3

Linnea ging am nächsten Tag ihren Vater besuchen. Er ging kaum noch aus dem Schloss seit ihre Mutter tot war. Er war ziemlich fertig deswegen, aber das war ja verständlich. Sie war 300 Jahre lang für ihn da gewesen. Und jetzt war er allein. Das musste eine ganz schöne Umstellung sein.
Sie traf ihren Vater im Wohnraum. Er sah mit ausdruckslosen Gesicht aus dem Fenster.
„Hey Dad.“, begrüßte Linnea ihm so leise sie konnte. Er erschrak trotzdem.
Noel drehte sich zu seiner Tochter um. Er kam auf sie zu und umarmte sie.
„Wie geht’s dir denn so?“, fragte Linnea.
„Hm.“, machte er nur. Aber das sagte schon alles. Ihm ging es beschissen. Was sonst?“
„Oh Dad!“, seufzte sie. Sie schwiegen eine Weile, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Dann räusperte sie sich.
„Ich bin eine Weile mit einem Freund des Dieners Jerome unterwegs. Ich weis nicht wie lange es dauern wird. Kommst du eine Weile allein zurecht?“ Sie ließ ihren Vater nur ungern allein, aber sie musste Jerome finden. Das sie in Meinungsverschiedenheiten auseinander gegangen waren machte Linnea sehr zu schaffen. Jerome war ihr am aller wichtigsten auf der Welt. Gleich danach kamen ihr Vater und Phoebe. Auch Aenna und Corentin waren ihr wichtig geworden. Sie musste für sie alle zusammen mit Phoenix Jerome suchen.
„Ich denke schon.“, nickte Noel. Er fragte nicht nach wo genau sie hin wollte und was sie dort machen wollte. Es war ihm nicht direkt egal. Noel dachte nur die meiste Zeit an Malou. Er schwelgte in Erinnerungen.
„Wie geht’s dir denn?“ Linnea sah ihren Vater fragend an.
„Ich weis nicht recht. Es ist so schwer.“ Noel seufzte. „Deine Mutter fehlt mir so.“
„Ich weis. Ach Dad.“ Linnea hatte sich noch nicht mal richtig von ihm gelöst und umarmte ihn schon wieder. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Das Leben war so ungerecht.
„Ich hab dich lieb, Dad und wenn ich wieder da bin heitere ich dich auf.“ Sie schwieg kurz. „Ich kann auch bleiben, wenn du willst.“, bot sie an. Es würde ihr sehr schwer fallen Phoenix alleine gehen zu lassen. Deswegen konnte sie ihm nichts sagen.
Gott sei Dank war das Schloss noch heile. Es war zwar ein Wunder, aber es war heile. So hatte ihr Vater wenigstens noch sein zu Hause.
„Ich hab dich auch lieb, Linnea.“, sagte Noel endlich und erwiderte ihre Umarmung.
Wenn sie jemals wieder kommen würde. Wenn sie ihm erzählte. Was sie vorhatte würde er sie nicht gehen lassen. Deswegen konnte sie es ihm nicht sagen.
Gott sei Dank war das Schloss noch heile. Es war zwar ein Wunder, aber es war heile. So hatte ihr Vater wenigstens noch sein zu Hause.
„Ich hab dich auch lieb, Linnea.“ , sagte Noel endlich und erwiderte ihre Umarmung.
„Ich kann auch bleiben.“, bot Linnea an. Es würde ihr sehr schwer fallen Phoenix allein gehen zu lassen. Sie wollte zu Jerome, ihm helfen. Sie musste es tun, aber für ihren Vater würde sie bleiben.
„Nein, das brauchst du nicht. Geh ruhig und erledige, was du zu erledigen hast. Du musst nicht meinetwegen bleiben.“
Linnea zwang sich zu einem Lächeln. „Gut. Ich komme so schnell wie möglich wider.“ Sie wusste nicht mal wie lange sie ins Reich der Schatten brauchte und wie lange sie brauchte bis sie Jerome fand und ob sie Jerome überhaupt and, aber sie wollte zurückkommen. Für ihren Vater und für Jerome auch.
„Ich komme klar.“, versprach Noel ihr. „Mach dir keine Sorgen.“
Natürlich machte sie sich Sorgen, aber sie sagte nichts. Sollte ihr Vater glauben, dass sie sich keine Sorgen machte. Für ihn war es besser so.
„Ich würde gern länger blieben, aber ich muss noch Dinge vorbereiten.“, entschuldigte sich Linnea dann bei ihm. „Pass bitte auf dich auf, Dad.“
„Du auch, Linnea. Ich werde hier sein, wen du zurückkommst.“ Er umarmte sie noch mal.
„Mach ich.“, versprach Linnea. Dann drehte sie sich um und ging bevor sie es sich anders überlegen konnte.


Kapitel 4

Als er aufwachte lag er auf einer harten Liege, gefesselt. Was war passiert? Wo war er? Sein Kopf dröhnte. Seine Erinnerungen waren leer. Nur ein einziges Wort fiel ihm ein, ein Name, der ihm so viel bedeutete. – Linnea!
Was sie jetzt wohl tat und wo sie wohl war? Aber im Moment war die Frage wichtiger: Wo war er? Warum lag er hier gefesselt auf dieser Liege? Er wollte zu Linnea. Würde sein Kopf doch nur nicht mehr so dröhnen.
Er lag noch eine Weile ganz allein in dem schwarzen Raum. Nur eine dunkle Lampe spendete Licht. Dann merkte er, dass er Hunger und Durst hatte. Langsam kamen seine Sinne wieder.
Plötzlich quietschte eine Tür und kurze Zeit später erschien eine schwarz gekleidete Gestalt mit blonden Haaren. Jerome kannte sie. Es war Lilia.
„Jerome, endlich bist du wach.“, freute sie sich. „Wie geht es dir?“
„Mein Kopf dröhnt.“, sagte er. „Warum bin ich gefesselt?“
„Nur für den Fall, dass du um dich schlägst, während du schläfst und dich damit selbst verletzt.“, erklärte sie. „Ich nehme sie ab.“
„Nein.“, dröhnte eine raue Stimme durch den Raum. Jerome hatte sie schon ein mal gehört. Sie gehörte einer Frau. Angeblich seiner Mutter. „Das ist zu gefährlich. Erst die Fragen.“
„Na gut.“ Lilia seufzte dramatisch. Dann zog sie sich einen Stuhl an seine Liege ran.
„Wo bin ich?“, fragte Jerome bevor sie etwas fragen konnte.
„Im Schattenland oder im dunklen Land.. es gibt so viele Namen für dieses Land.“ Sie sah ihn ernst an.
„Was mache ich hier?“, fragte er weiter.
„Du bist der Sohn der Königin der schwarzen Mächte. Hier ist dein zu Hause.“
„Okay, jetzt bin ich dran.“, lenkte Lilia vom Thema ab. „Bist du bereit unsere Regeln einzuhalten?“
„Dazu müsste ich die Regeln erst mal kennen.“, bemerkte Jerome.
„Du gehörst zu uns. Aber es gibt gewisse Regeln. Nr. 1: Keine Liebe zu den weißen Leuten. Nr. 2: Keine Kontakte zu den weißen Leuten. Nr. 3: Was die schwarze Königin sagt, zählt. Nr. 4: Der schwarzen Königin wird Treue gehalten. Nr. 5: Unsere Gesetzte werden eingehalten. Das sind die obersten Gesetzte. Und die müssen eingehalten werden.“, erklärte Lilia ihm.
„Und warum sollte ich die einhalten?“, fragte Jerome. „Ich will nicht hier sein und auch nicht nach diesen Regeln leben.“ Er dachte an Linnea. Er würde nicht aufhören sie zu lieben und um sie zu kämpfen.
„Weil du sonst erst mal lange hier werden wirst. Auf der Liege.“, bemerkte Lilia als wäre es nebensächlich.
Das war eine Überlegung wert. Es war ziemlich ungemütlich hier. Aber trotzdem war ihm Linnea wichtiger.
„Dann werde ich hier bleiben müssen.“, beharrte Jerome.
„Jerome, sei doch vernünftig.“ Lilia sah ihn ernst an. „Du hast keine Wahl.“
„Hab ich wohl. Ich bin einer von den Guten. „Ich bekämpfe sie nicht.“ Jerome wurde wütend. Was bildete sich Lilia eigentlich ein? Das er Linnea einfach so aufgab?
„Dann hole ich eben die schwarze Königin.“ Lilia wollte gerade gehen, als Jerome die raue vertraute Stimme hörte. „Ich bin schon da.“
Lilia nickte und ging. Die schwarze Königin trat an die Liege. Sie sah unglaublich schön aus. Sie trug ein schwarzes Samtkleid mit weinroten Trägern und Blumen. Ihre Sandalen waren auch schwarz, ihre Fußnägel weinrot lackiert. Sie hatte schwarze lange lockige Haare und fast schwarze Augen. Ihre Haut war sehr hell und glatt und sie war schlank.
„Was, dachtest du ich würde aussehen wie eine Vogelscheuche?“, fuhr sie ihn an. Sie wartete seine Antwort erst gar nicht ab sondern redete gleich weiter. „Ich bin deine Mutter, aber wenn du willst, kannst du mich auch Marjorie nennen. So lautet mein richtiger Name.“
„Marjorie ist besser.“, fand er. Er wollte sie nicht Mum nennen. Seine Eltern waren tot.
„Gut, wie du willst. Du willst also noch etwas hier liegen bleiben? Das musst du aber nicht.“, bemerkte Marjorie nun.
„Ich werde eure Regeln nicht befolgen.“, beharrte Jerome.
„Okay. Das akzeptiere ich.“ Verblüfft sah Jerome Marjorie an. Warum gab es Regeln, wenn er sie nicht befolgen musste? Irgendwo gab es bestimmt einen Haken.
„Eine Bedingung habe ich aber. Ich habe vor mein Amt abzugeben. Du sollst mein Nachfolger sein. Dazu brauchst du aber eine Königin. Ich wäre für Lilia.“ Marjorie sah ihn ernst an. Da war schon der Haken. Er konnte Lilia nicht heiraten. Er liebte Linnea und er glaubte kaum, dass er ein guter König der Finsternis wäre.
„Ich glaube das ist keine gute Idee. Ich bin dafür nicht der Richtige.“, gab er deswegen zu Bedenken.
„Ich glaube das ist eine perfekte Idee.“, widersprach Marjorie ihm. „Also, was sagst du?“
„Ich weis nicht.“ Jerome wollte Zeit gewinnen.
„Du kannst es dir ja noch mal überlegen. In der Zeit bleibst du hier. Aber du musst nicht mehr gefesselt sein.“ Sie löste seine Fesseln. Seine Handgelenke taten weh. Er bewegte sie leicht.
„Was ist mit meinem Vater? Wer ist er?“, fragte er nun. Wenn er Marjorie glauben sollte, brauchte er Antworten.
„Das willst du gar nicht wissen.“ Sie lachte. Ihr Lachen klang unheimlich.
„Doch! Genau das will ich wissen!“ Jerome ließ nicht locker.
„Na ja.“, begann sie. „Deine Eltern sind nur zum Teil deine Adoptiveltern. Dein Vater ist dein richtiger Vater. Ich hatte mal ein Date mit ihm.....“
Geschockt starrte er sie an. „Das glaube ich nicht. Dad hätte Mum nie betrogen.“ Jerome war entsetzt. Das wurde ihm alles zu viel.
„Tja, das hat er dann wohl doch getan.“, bemerkte Marjorie. „Sonst würde es dich nicht geben.“ Sie stand auf und ging zur Tür. „Also überleg es dir noch mal. Ich besorg dir was zu Essen.“ Damit verließ sie den Raum.


Kapitel 5

Marek ging Aenna nicht mehr aus dem Kopf. Warum hatte Phoenix ihr nie von seinem Zwillingsbruder erzählt? Marek war irgendwie nett, auch wenn Aenna versuchte diese Tatsache zu ignorieren. Marek war irgendwie traurig. Aenna fragte sich warum. War ihm etwas schlimmes passiert?
Aenna wollte die Gedanken an Marek abschütteln, doch es fiel ihr so schwer. Er sah Phoenix so ähnlich und Aenna hatte irgendwie das Gefühl, dass mit Marek etwas nicht stimmte. Irgendwas war falsch. Aenna wusste nur nicht was.
Es klopfte an ihrer Zimmertür.
„Wer ist da?“, fragte Aenna.
„Marek. Lässt du mich rein?“, kam es von draußen.
Aenna seufzte. „Wenn es sein muss. Die Tür ist offen.“
Marek öffnete die Tür und kam herein. Aenna bot ihm einen Platz auf einem der Stühle an.
„Was gibt’s?“, fragte Aenna.
„Bist du irgendwie sauer auf mich?“, wollte er wissen.
„Nein, nicht wirklich.“, antwortete Aenna.
„Ich kann verstehen, dass es schwer für dich ist wegen Phoenix. Ich mein mit mir zusammen zu sein. Aber ich würde dich trotzdem gerne kennen lernen.“ Aenna sah Marek prüfend an.
Was wollte er von ihr? Er kannte sie doch gar nicht.
„Und warum?“
„Weil du Phoenix wichtig warst. Ich möchte mehr über Phoenix erfahren. Ich weis, dass das ein wenig spät kommt, aber es ist mir wichtig.“ Erwartungsvoll sah Phoenix sie an.
„Und was möchtest du über Phoenix wissen?“, erkundigte sich Aenna bei ihm.
„Was hat er gerne gegessen, was war ihm wichtig, was hat er so gemacht? So was in der Art.“
Aenna lächelte. „Na schön. Einiges werde ich dir erzählen. Phoenix ß am liebsten Obst wie alle Elfen. Er trank am liebsten Himbeerwein. Ihm waren seine Freunde sehr wichtig. Außerdem Gerechtigkeit und Geborgenheit. Er ging gerne aus und redete gerne.“
Marek nickte. „Ich kannte meinen Bruder kaum.“ Er klang traurig.
„Er war etwas Besonderes. Für mich war er etwas ganz besonderes. Er hat mir sehr viel bedeutet.“ Aenna sah Marek verträumt an. Als sie es merkte, sah sie weg.
„Ich wünschte ich hätte ihn kennen gelernt.“
„Marek ich...“, begann sie. „Du siehst Phoenix so ähnlich. Das verwirrt mich.“
„Hey, ist schon gut. Ich versteh dich.“ Marek schwieg. „Glaubst du, du kannst trotzdem damit zurechtkommen?“ Er sprach so sanft.
„Ich werde es versuchen.“, versprach Linnea.
„Das freut mich.“ Marek lächelte.
Als Marek gegangen war, sank Aenna erschöpft auf ihre Kissen.
„Phoenix.“, flüsterte sie und weinte. Sie vermisste ihn so sehr.
Warum musste ausgerechnet ihr immer so was passieren? Warum war gerade ihr Leben so kompliziert? Als Marek in ihrem Zimmer war, hatte ihr Herz hart gegen ihre Rippen geschlagen. Sie wusste aber nicht ob das an Marek lag oder daran, dass er Phoenix so ähnlich sah. Sie war einfach total verwirrt.
Wer Phoenix doch nur hier.

Phoebe saß unten im Wohnraum. Corentin war gerade unten im Dorf und Aenna und Phoebnix waren oben. Linnea vermutlich auch. Phoebe dachte noch oft an den Abend mit Fiete zurück. Sie war zweigeteilt was diesen Abend anging. Sie hatte furchtbare Angst gehabt, als Fiete Linnea zusammen geschlagen hatte. Sie hatte wirklich geglaubt Fiete würde sie und Linnea vergewaltigen. Gott sei dank kam dann Corentin.
Corentin! Er war so sanft und so lieb. Noch nie hatte Phoebe jemanden wie ihn gekannt. Sie liebte ihn über alles. Sie konnte wirklich nicht glauben, dass er sie auch liebte. Sie, Phoebe! Die sonst Niemand mochte außer Linnea.
Corentin war anders als die anderen. Er hatte ihr gesagt wie weh es ihm getan hatte, dass sie Niemand auf dem Mitsommerfest zum Tanzen aufgefordert hatte. Außerdem hatte es ihm weh getan, was Fiete ihr hatte antun wollen. Noch nie hatte sich jemand so um sie gesorgt wie Corentin. Er war einfach wunderbar.
Die Tür ging auf und Corentin kam rein. Er hatte eine Einkaufstüte in der Hand. Die stellte er ab, dann schloss er die Tür und dann setzte er sich neben sie aufs Sofa. Seine schwarzen Haare waren kurz und hochgestoppelt und seine blauen Augen strahlten. Er trug ein weißes T-Shirt und eine Jeans. Er hasste die Anzüge, die er bei der Arbeit trug.
„Alles klar, Süße?“, fragte er.
„Ja. Jetzt bist du ja da.“, antwortete sie.
Er lachte und zog sie in seine Arme. Dann küsste er sie stürmisch auf den Mund. Phoebe erwiderte seinen Kuss.
„Ich weis nicht, was du mit mir gemacht hast, aber irgendwie bin ich total vernarrt in dich. Ich kann gar nicht genug von dir bekommen.“ Er grinste.
„Ich hab gar nichts gemacht.“, protestierte Phoebe. „Ich bin einfach nur ich.“
„Und ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“ Sie lächelte und kuschelte sich an ihn.
„Ich lass nie wieder zu, dass dir noch mal jemand weh tut.“, versprach er ihr.
„Und ich lasse nicht zu, dass dir jemand weh tut.“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Wir gehören zusammen.“, flüsterte sie.
„Ja.“, hauchte er und küsste ihren Hals.
„Für immer und ewig?“
„Ja.“ Er lächelte. Sein Lächeln war so schön.
Phoebe nickte zufrieden.
Dann löste sich Corentin von ihr. Er verstaute die Einkäufe an ihre Plätze. Dann zog er Phoebe vom Sofa hoch und schlug vor. „Komm, wir gehen hoch.“
„Liebend gern.“ Sie lächelte und ergriff die Hand, die er ihr hinhielt.
„Ich lass dich nicht mehr gehen“, versprach er.
„Ich dich auch nicht.“


Kapitel 6

Phoenix und Linnea saßen zusammen in Linneas Zimmer und besprachen ihren Plan. Phoenix hatte ihr erzählt, dass sie weit gehen mussten bis sie dorthin kamen. Das Schattenreich lag in einer anderen Welt und Phoenix wusste nicht mal ob sie ein Portal dorthin zaubern konnten, aber er wusste, dass sie weit gehen mussten, bis sie das Portal zaubern durften.
Phoenix war ins Vorreich der Toten gekommen und wieder zurück. Dann würde er ja wohl auch ins Reich der Schatten gelangen. Trotzdem blieb eine gewisse Unsicherheit. Aber die musste Phoenix in Kauf nehmen. Er wollte schließlich Jerome retten.
Phoenix Plan war, dass sie bis hinten nach Larami wanderten. Dazu würden sie zwei Wochen brauchen. Dort oben gab es Berge. Dort wollte Phoenix das Portal in die dunklen Welt öffnen. Dann sollte das Gegenportal etwas vom Königsschloss entfernt sein. Ab da mussten sie Jeromes Rettung dem Zufall überlassen. Er war nämlich noch nie im dunklen Land gewesen.
„Wie willst du Jerome aus der schwarzen Burg rausholen?“, fragte Linnea.
„Das weis ich auch noch nicht genau.“, gestand Phoenix Linnea. „Ich war noch nie im dunklen Land.“
Linea seufzte. „Dann willst du es dem Zufall überlassen?“, fragte sie.
„Ich muss. Aber es wird funktionieren. Das weis ich.“ Phoenix klang wirklich zuverlässig.
„Hoffen wir es.“

Corentin lag auf dem Sofa. Er war erschöpft in letzter Zeit. Er war oft müde. Sein Leben war ein wenig eintönig. Phoebe heiterte es auf. Er liebte sie schon seit drei Jharen, aber er hatte sich nicht getraut es ihr zu sagen. Wie blöd er doch gewesen war. Er hätte sich eine Menge Sorgen sparen können.
Sie war so einzigartig. Er liebte ihr flammend rotes Haar und die blauen Augen. Ihr Gesicht war so zierlich und sanft. Selbst ihre Kleidung mochte er. Aber was er noch viel mehr an ihr mochte war ihr Charakter. Sie war so verletzlich. Sie hatte schon so viel Mist erlebt. Corentin wollte, dass sie glücklich war. Sie hatte es verdient und er würde alles dafür tun.
Corentin hatte Phoebe schon lange bevor er mit ihr zusammen kam, beobachtet. Sie hatte ihm auf Anhieb gefallen. Das Problem war nur gewesen, dass er nicht genau wusste, was sie für ihn empfand. Außerdem war da seine Arbeit gewesen, auf die er sich hatte konzentrieren müssen. Und dennoch hatte er nebenbei auf sie aufgepasst.
Er lachte als er an diese Zeit zurückdachte. Wie dumm er doch gewesen war. Warum hatte er sie nicht angesprochen?
Seine Gefühle als er sie am Strand gesehen hatte und Feite bei ihr gewesen war, konnte er kaum beschreiben. Er hatte solche Angst um sie gehabt. Er war sich auch nicht sicher gewesen, ob Fiete ihnen nicht schon etwas angetan hatte. Gott sei dank hatte Pheobe nichts weiter abbekommen als einen Schock. Linnea hatte nicht so viel Glück gehabt. Corentin war froh früh genug da gewesen zu sein.


Kapitel 7

Endlich hatte Linnea alles zusammen. Getränke, essen, Geld. Phoenix und Linnea wollten heute Nacht aufbrechen. Linnea war so aufgeregt. Es würde noch dauern bis sie im dunklen Schloss ankamen. So lange. Aber immerhin würden sie dann auf dem Weg zu Jerome sein. Das war ein Anfang.
„Jerome.“, flüsterte sie. Sie schloss für einen Moment die Augen.
Sie vermisste ihn so sehr. Das Loch in ihr hatte sich nicht geschlossen seit er weg war. Sie wollte einfach nur noch glücklich mit ihm sein. Warum konnte sie es nicht?
Es klopfe an der Tür. Linnea hatte keine Lust zu reden. Trotzdem öffnete sie sie. „Herein.“
Phoebe kam herein. „Stör ich?“
Linnea lächelte. „Nein, komm rein.“ Phoebe setzte sich auf den Stuhl an der blauen Wand.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie Linnea.
„Ja, ich denke schon.“ Linnea lächelte Phoebe an. „Und bei dir?“
„Alles bestens.“ Phoebe strahlte. „Warum hast du mir nie etwas von Jerome erzählt? Wir sind doch Freundinnen.“ Phoebe warf es ihr nicht direkt vor. Sie war nur enttäuscht.
„Ich konnte nicht. Unsere Liebe war doch verboten. Wir mussten sie geheim halten.“, entschuldigte sich Linnea bei Phoebe.
„Aber mir konntest du vertrauen.“, beharrte Phoebe.
„Ja.“ Linnea nickte. „Ich weis. Es tut mir Leid. Ich habe Jerome versprochen Niemanden etwas zu erzählen.“
Phoebe nickte nachdenklich. „Ich find ihr wäret ein süßes Paar.“
Linnea lächelte. „Ja, bestimmt. Aber vielleicht sollte es nicht so sein.“
„Doch, bestimmt. Irgendwann.“ Phoebe lächelte. Sie klang sehr sicher.
„Was sagt Jeorme dazu?“ Phoebe wurde neugierig.
„Er ist ganz schön fertig deswegen. Jerome war sehr traurig als ich den Unterricht mit ihm gekenzelt hab und ihm gesagt habe, dass wir uns besser aus den Weg gehen sollten. Ich wollte, dass er das Richtige tut. Aber jetzt, wo er weg ist, merke ich, dass es falsch war. Ich liebe ihn ja schließlich trotzdem.“
„Ja, das kann ich verstehen.“ Phoebe sah sie ernst und vielleicht auch etwas mitleidig an.
„Und wie läuft es bei dir und Corentin?“, fragte Linnea sie.
„Gut, sehr gut. Ich liebe ihn und er liebt mich. Er ist sanft und so rein. Er ist einfach ein Engel. Ihn mehr lieben als ich es tue könnte ich gar nicht.“, erzählte Phoebe. Sie lächelte.
„Das ist schön. Du hast es auch echt verdient.“ Linnea freute sich wirklich für ihre Freundin.
„Irgendwie hatte die Sache mit Fiete doch noch was Gutes, auch wenn es total bescheuert war, was er getan hat.“ Phoebe lächelte verträumt.
„Ja.“, sagte Linnea nur.
Als Phoebe gegangen war wurde Linnea traurig. Jetzt wusste sie aber immerhin, dass Phoebe in guten Händen war. Corentin würde auf sie aufpassen.

Phoenix ging noch ein mal zu Aenna. Er wollte sie noch ein mal sehen. Vielleicht war es ja das letzte Mal. Vielleicht kam er ja nie wieder zurück.
Er klopfte an ihre Zimmertür. Kurze Zeit später öffnete sie sie. Sie war so schön mit ihrem rotbraunen glattem Haar und den grünen Augen. Ihr Gesicht war zierlich und sie war schlank.
„Hi.“, sagte sie.
„Hallo.“ Phoenix sah sie schüchtern an. „Darf ich reinkommen?“
„Aber sicher.“ Sie ließ ihn rein und schloss die Tür hinter sich. Phoenix setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Schreibtisch. Sie saß auf ihrem Bett.
„Was gibt’s?“, fragte sie.
„Ich wollte mich nur mit dir unterhalten.“, sagte er.
„Okay.“
„Darf ich dir Fragen stellen?“
„Ja, aber vielleicht werde ich dir nicht alle beantworten.“
Phoenix nickte. „Wie nah standest du meinem Bruder?“
Verwirrt sah sie ihn an.
„Sehr nah.“, antwortete sie. „Er hat mir sehr viel bedeutet. Manchmal glaubte ich ein bisschen zu viel.“
Phoenix nickte gedankenverloren.
„Was würdest du tun, wenn er noch am Leben wäre?“
„Warum quälst du mich mit dieser Frage, Marek? Dein Bruder ist tot und er wird nie mehr zurückkehren.“ Ihr Gesicht war voller Schmerz.
„Ja, du hast Recht. Tut mir Leid.“ Phoenix holte tief Luft.
„Ist schon gut. Eigentlich kann ich sie dir ja auch genauso gut beantworten.“, sagte Aenna überraschender Weise. „Ich wäre überglücklich. Ich vermisse ihn so sehr. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.“
Phoenix Herz klopfte laut. Sollte er zurückkommen, würde er wieder mit ihr zusammen kommen. Das schwor er sich. Er wusste nicht warum er es nicht schon längst vor seinem Beinahe-Tod getan hatte. Phoenix durfte sich seinen Schmerz nicht anmerken lassen. Sonst würde Aenna skeptisch werden.
Deswegen versuchte er zu lächeln. Es gelang ihm nicht so gut.
„Mein Bruder hatte sehr viel Glück. Auch wenn er nur ein guter Freund von dir war.“, bemerkte Phoenix jetzt.
Aenna lächelte traurig. „Danke für die Blumen.“
Phoenix grinste. So war sie, seine Aenna.

Linnea lag noch lange wach. Sie war nervös. Heute Nacht würde sie aufbrechen und wenn überhaupt, würde sie nur wenig Schlaf bekommen. Sie würde Jerome suchen und ihn hoffentlich auch finden. Er brauchte sie doch.
Es viel ihr schwer zu gehen, aber noch schwerer wäre es nicht zu gehen. Sie tat das Richtige. Das wusste sie. Es würde gefährlich werden, aber sie tat das Richtige. Für Jerome würde sie alles tun. Sie liebte ihn schließlich und sie brauchte ihn. Sie musste ihn finden. Was hatten die schwarzen Mächte wohl mit ihm vor? Diese Frage bereitete ihr Sorgen. Was immer es war, sie musste es verhindern. Das wusste sie.


Kapitel 8

Verdammt! Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. War er nun Tage hier, Wochen oder Monate? Er hatte sich immer noch nicht entschieden und er war immer noch in dem Raum mit den schwarzen Wänden. Sein Rücken tat weh von der harten Liege.
Sollte er es wagen König der Finsternis zu werden? Lilia würde er auf gar keinen Fall heiraten. Das musste er verhindern. Aber wenn er das Angebot annahm und Zeit gewinnen konnte, konnte er vielleicht eine Partnerin wählen, die nichts weiter von ihm verlangte. Keine Liebe, keinen Sex, einfach gar nichts. So wäre er Linnea wenigstens etwas treu. Aber würde sie ihm verzeihen? Wenn er König der Finsternis werden würde. Würde sie ihn dann noch lieben? Jerome bezweifelte das.
Er vermisste sie so sehr. Doch hatte er überhaupt eine Wahl? Jerome lief im Zimmer hin und her und dachte fieberhaft nach. Er musste König der Finsternis werden. Er musste hier rauskommen. Sonst würde er noch verrückt werden.
Ihm war total komisch. Jerome vermutete, dass sie ihm irgendwas in seinen Apfelwein gemischt hatten. Eine Art Droge oder so. Aber er musste den Wein trinken. Sonst würde er verdursten.
Die Tür quietschte und ging auf. Marjorie kam wieder und setzte sich zu ihm. Sie kam ein bis zwei mal pro Tag. Eigentlich war sie eine ganz angenehme Gesellschaft. Das musste er zugeben.
„Wie geht es dir?“, fragte sie. Sie sah ihn aus ihren fast schwarzen Augen ernst an.
„Ganz gut.“, log er.
Marjorie nickte gedankenverloren. „Hast du dich entschieden?“
„Wie lange bin ich schon hier?“, wollte Jerome ernst wissen.
„Eine Woche. Und drei Tage davon bist du wach.“, antwortete sie.
Eine Woche lag er schon auf diesem Ding namens Liege? Kein Wunder, dass er Rückenschmerzen hatte.
„Also?“, fragte Marjorie.
„Ich bin bereit König der Finsternis zu werden.“, antwortete er . „Aber über die Hochzeit müssen wir uns noch mal unterhalten.“
„Du wirst heiraten!“
„Ich will meine Partnerin selber aussuchen. Ich will Lilia nicht.“
„Ich dachte ihr versteht euch gut.“, bemerkte Marjorie viel sagend.
„Schon, aber ich will sie trotzdem nicht.“ Er wollte seiner Mutter nicht erklären warum.
„Na gut. Dann reden wir noch mal darüber.“, gab Marjorie nach. „Wer soll es dann sein?“
„Ich will mich umsehen.“
„In Ordnung. Jedenfalls darfst du dann heute hier raus. Ich kann dir das Schloss zeigen, wenn du magst.“, bot Marjorie an.
„Gern.“ Jerome war erleichtert. Endlich hier raus.

Das Schlossgelände war groß. Die Wände waren überall meist schwarz mit goldenen Streifen. Es gab etliche Zimmer und Etagen. 300 Schlafzimmer, 150 Arbeitszimmer, drei Speisesäle, die so groß waren wie ein Fußballfeld, in jedem Schlafzimmer gab es ein Badezimmer und einen Balkon, 50 Badezimmer gab es noch mal extra, 23 Wohnräume gab es mit Fernsehen und Sofaecke, 4 Küchen, die auch sehr groß waren und 10 Sporträume. Jerome hatte nicht alle Räume gezählt. Das konnte er auch gar nicht. Aber Marjorie wusste das alles auswendig. Außerdem gab es noch 4 Veranstaltungsräume, 10 Empfangsräume usw. Man konnte sich gar nicht vorstellen wie groß das Schloss war. Von außen war es übrigens honiggold mit schwarzen Streifen. Innen kam man durch die einzelnen Stockwerke durch schwarze Treppen.
Hinter dem Schloss war ein Garten. In ihm standen grüne Büsche und Bäume und schwarze und dunkelrote Blumen. Auf seine Art war der Garten irgendwie wunderschön. Irgendwie ordentlich.
Jeromes Zimmer lag im 14. Stock, gleich neben Lilias. Er würde nachts abschließen müssen. Die Wände seines Zimmers waren schwarz (was sonst). Rote Blumen verzierten sie. Selbst die Möbel waren schwarz. Bett, Schreibtisch, Schrank, Stuhl. Er war sich nicht sicher ob er sich hier wohl fühlen würde.
Als Marjorie im Erdgeschoss die Führung beendete, sagte er nur: „Wow!“
„Beeindruckend, was?“, fragte Marjorie lächelnd.
„Es ist alles so ... schwarz.“ Das klang blöd, aber was besseres fiel ihm nicht ein.
Marjorie lachte darüber. „Ja, das stimmt.“ Sie schwieg kurz. Dann schlug sie vor. „Komm, ich gebe dir neue Kleidung. Ein Bad wäre sicherlich auch nicht schlecht und dann stelle ich dir die Bewohner und Mitarbeiter des Schlosses vor.“
Jerome war gespannt. Er seufzte. Eigentlich hatte er keine Lust dazu. Er wollte seine Ruhe haben. Aber er widersprach ihr nicht. Das Bad war zu verlockend. Erst jetzt bemerkte er, dass er müffelte und ihm klebte immer noch as Blut vom Kampf vor einer Woche an seinem Körper. Ja, ein Bad wäre wirklich nicht schlecht.


Kapitel 9

Kurz vor vier Uhr wurde Linnea von Phoenix geweckt. Draußen war es noch dunkel. Im Feenreich wurde es erst gegen 7 Uhr hell. Als Linne in die Küche schlich, hatte Phoenix schon die restliche Verpflegung und das Geld in den großen Rucksack gepackt. Er schrieb gerade einen Zettel für ihre Mitbewohner. Sie sollten sich keine Sorgen machen und sie sollten ihnen nicht folgen. Sie seien auf der Suche nach Jerome. Das stand darin. Phoenix und Linnea hatten das vorher abgesprochen.
„Bist du bereit?“, fragte er sie flüsternd.
Linnea holte tief Luft. „Ich komme wieder.“, dachte sie und nickte.
„Dann los!“ Phoenix ging zur Tür und Linnea folgte ihm. Ein letztes Mal sah Linnea sich um. Dann verließ sie zusammen mit Phoenix den Raum.
Schweigend führte er sie über die magische Wiese in den Wald hinein. Es war noch früh am Morgen. Linnea hatte ihre Jacke noch an. Phoenix hatte damit wohl weniger Probleme. Er trug eine Jeans und ein T-Shirt. Seine schwarzen Haare standen ihm zu Berge. Er war etwas muskulöser und etwas stämmiger als Corentin oder Jerome.
„Wo geht’s denn eigentlich lang?“, wollte Linnea wissen.
„Wir gehen von Lucina nach Maidred und weiter nach Asleem. Wir werden nicht die ganze Zeit gehen müssen. Ich besorge uns Pferde. Wir müssen praktisch ein mal quer durchs Feenreich bis ans Ende.“, erzählte Phoenix.
Linnea nickte. Sie wusste nicht wie groß das Feenreich war, aber es hörte sich weit an. Phoenix und Linnea gingen den ganzen Morgen ohne Pause. Sie hatten bald das Ende des Waldes erreicht. Sie war müde und sie hatte Hunger. Außerdem war ihre Kehle trocken. Phoenix hatte ihr versprochen eine Pause zu machen sobald sie den Wald durchquert hatten.
Am Ende des Waldes gelangten sie so gegen Mittag. Es war heiß. Ein Wächter hinderte sie daran weiter zu gehen.
„Was wollt ihr hier an den Grenzen?“, fragte der Mann.
„Wir müssen über die Grenzen. Wir haben dort geschäftlich zu tun.“, erklärte Phoenix dem Mann.
„Der Weg über die Grenzen ist euch versperrt.“, erklärte der Wächter.
„Aber nicht für die Tochter des Grafen und der Gräfin, oder?“, fragte Linnea den Mann. Sie hatte keine Ahnung Sie hatte keine Ahnung was der Grenzenquatsch sollte. Wie sollte eine Person einen so großen Bereich schützen? Linnea war es eigentlich egal. Sie wollte nur über die Grenze.
„Ihr Seid die Tochter der hohen Leute?“, staunte der Mann und machte große Augen.
Linnea nickte. „Und Marek ist mein Begleiter.“
„Dann sei Euch der Zutritt gewährt. Entschuldigung, dass ich unwissend war.“
„Kein Problem.“ Linnea und Phoenix passierten die Grenzen.
„Das war gut.“, lobte Phoenix sie. „Aber sag ab jetzt nicht mehr wer du bist.“
„Okay.“
Zehn Minuten später kamen sie in einen weiteren Wald, wo die Bäume sehr dicht waren und machten dort ihre erste Pause. Sie stärkten sich und Linnea war erleichtert. Ihre Füße taten weh. Sie wusste nicht warum.

Gegen Mittag kamen sie in der Stadt Lucina an. Auch hier standen Wachen an den Stadtmauern. Auch hier wurden sie gefragte, was sie wollten.
Phoenix erzählte, dass sie eine Unterkunft für die Nacht brauchten und der Wächter ließ sie passieren und er klärte sie auf, dass das Stadttor nachts verschlossen war und erst am Morgen wieder geöffnet wurde. Phoenix und Linnea gingen langsam durch die Stadt. Die Stadt sah prächtig aus. Die Häuser waren meist groß und weiß und sahen wie Villen aus. Die Stadt war durch kleine Gassen geprägt und überall eilten Elfen beschäftigt hin und her.
Phoenix schien sich in Lucina auszukennen. Zielgerecht ging er durch die Gassen. Schließlich kam er zur Mitte des Dorfes, wo auch der Marktplatz lag. Der Marktplatz war groß und überall waren kleinere Geschäfte. In der Mitte stand ein großer Springbrunnen.
Phoenix durchquerte mit Linnea den Marktplatz und bog dann wieder in eine der kleinen Gassen ab. Linnea sah kein einziges Straßenschild. Schließlich bogen sie noch ein paar weitere Gassen ab und standen vor dem Gasthaus „Zum Mond“. Linnea fand den Namen seltsam.
Phoenix blieb stehen und sah sie grinsend an. „Hier werden wir heute Nacht schlafen. Schließlich sind wir ja schon so lange heute unterwegs und müde. Es ist sehr gemütlich drinnen. Komm, lass uns reingehen:“, schlug er vor.
„Warst du schon öfter in Lucina?“, fragte Linnea ihn.
„Ein paar mal.“, nickte er. „Ein Freund von mir wohnt in der Nähe.“
Dann ging Phoenix und Linnea folgte ihm. Drinnen sah es tatsächlich gemütlich aus. Rote Sessel und braune Tische zierten das Lokal. Ganz hinten in der Ecke stand ein Kamin. Die Wände waren rot und die Lampen sahen nobel aus.
Phoenix meldete sie an und gab dem Wirt Geld. Dann nahm er einen Schlüssel entgegen und kam wieder zu Linnea. Er führte sie zu der Treppe, die schon sehr alt aussah. Sie mussten in den zweiten Stock.
Ihr Zimmer war ebenfalls bequem. Hier stand ein Kamin. Zwei Betten standen dort auch, die sehr einladend aussahen. Des weiteren gab es einen Schrank, einen Schreibtisch und einen Stuhl.
„Nett.“, fand sie. Linnea freute sich auf die Nacht. Endlich schlafen.


Kapitel 10

Schon als Aenna aufstand, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Sie wusste nur nicht was es war, aber sie hatte einfach ein ungutes Gefühl. Sie hatte eigentlich gar keine Lust aufzustehen. Sie zwang sich dazu. Sie zog sich an und schlüpfte in ihre Kleidung. Dann ging sie nach unten. Es wirkte alles normal, aber Anna wusste, dass etwas nicht stimmte. Sie ging zur Theke und fand dort den Zettel. Sie las ihn und wunderte sich.
Warum wollte Marek Jerome retten und warum nahm er nur Linnea mit? As machte doch keinen Sinn. Dann kam ihr ein Gedanke, der völlig unmöglich war. Wollte vielleicht Phoenix Jerome suchen und nicht Marek? War Marek Phoenix? Aber das war unmöglich. Phoenix war tot. Andererseits war Marek ihr die ganze Zeit schon komisch vorgekommen. Und eine andere Möglichkeit fiel ihr nicht ein.
Corentin und Phoebe kamen in den Rau. Aenna übergab ihnen gleich die Zettel.
„Sie sind weg. Linnea und Phoe... Marek.“, platzte es aus ihr heraus.
„Wo sind sie?“, wollte Corentin verdutzt wissen.
„Jerome suchen.“, erklärte Aenna.
Corentin sah sie verdutzt an. „Aber warum Marek? Und warum nimmt er nur Linnea mit?“
„Ich hab da so eine Ahnung.“ Aenna wusste nicht ob es klug war den beiden davon zu berichten.
„Was für eine Ahnung?“, wollte Corentin natürlich wissen.
Aenna holte tief Luft. „Ich weis es klingt verrückt, aber ich glaube Merek ist gar nicht Marek sondern Phoenix.“
„Das würde Sinn machen.“, gab Corentin zu. „Wenn Phoenix nicht tot wäre.“
Aenna schloss einen Moment die Augen. „Ja, ich weis. Aber vielleicht ist er ja gar nicht wirklich tot.“
„Vielleicht hat Aenna Recht.“, mischte sich nun Phoebe ein. „Phoenix könnte überlebt haben. Auch wenn ich momentan noch nicht weis wie.“
Corentin schüttelte den Kopf. „Das ist völlig verrückt. Und was machen wir jetzt?“
„Gar nichts. Hinterherlaufen können wir sowieso nicht.“, fand Pheobe.
„Wir müssen aber etwas tun.“, beharrte Aenna. „Wenn es wirklich Phoenix war.....“
„Warum hat er dir dann nicht gesagt, dass er Phoenix war?“, wollte Corentin wissen.
„Das weis ich nicht.“, gab Aenna zu. „Vielleicht hatte er Angst, dass ich ihm nicht glaube.“
„Und wieso hast du nicht vorher gewusst, dass er Phoenix war? Phoenix war immerhin dein bester Freund.“
„Wenn Marek Phoenix ist, hat er sich ziemlich gut verstellt.“, bemerkte Phoebe.
„Ja.“ Aenna holte tief Luft. „Aber möglich wäre es. Marek kam mir schon die ganze Zeit so komisch vor.“
„Mach dir lieber nicht all zu viele Hoffnungen.“, warnte Corentin sie. „Momentan können wir sowieso nichts anderes als abwarten.“
Das war nicht gerade ein Trost, aber Corentin meinte es nur gut mit ihr. Sie seufzte. „Da hast du wohl Recht.“ Warum fiel es ihr nur so schwer?

Oben in ihrem Zimmer setzte sich Aenna auf einen Stuhl. War es so klug, dass sie sich Hoffnungen machte? Was, wenn sie enttäuscht wurde? Sie wollte sich nicht zu viele Hoffnungen machen. Sonst würde sie hinterher noch bitter enttäuscht werden. Sie wusste nicht ob sie das ertragen konnte. Nein, sie sollte sich wirklich nicht zu viele Hoffnungen machen. Phoenix war tot. Damit musste sie klar kommen.

Corentin saß mit Pheobe unten auf dem Sofa. Sie machten sich Sorgen um Aenna. Na ja. Eigentlich machte sich nur Corentin Sorgen um Aenna. Phoebe schien Aenna zu verstehen. Corentin konnte das nicht nachvollziehen. Aenna verrann sich in etwas und hinterher würde sie noch viel mehr leiden.
„Ich glaube wir müssen noch mal mit Aenna reden.“, bemerkte Corentin nicht zum ersten al. „Ich möchte nicht, dass sie leidet.
„Es ist doch nur eine Vermutung.“, versuchte Phoebe ihren Freund zu beruhigen. „Sie weis, dass es sein kann, dass ihre Vermutung nicht stimmt.“
„Aber sie macht sich zu viele Hoffnungen.“, bemerkte Corentin.
Phoebe seufzte. Corentin machte sich immer viel zu viele Gedanken um alle.
„Ich weis nicht.“ Corentin war unruhig.
Phoebe strich ihm sanft über den Arm. „Glaub mir. Sie weiß, dass Phoenix tot ist.“


Kapitel 11

Die Versammlung, in der Jerome alle kennen lernen sollte, war am Nachmittag. Er war nervös. Eigentlich wollte er nicht der Führer von einem so dunklen Volk sein. Aber anders wäre er nicht frei. Immerhin hatte er ausgehandelt Lilia nicht zu heiraten. Das war schon mal ein Fortschritt.
Marjorie hatte ihm erklärt wie die Elfen hier tickten. Fünfzehn Frauen nahmen an dieser Versammlung teil. Marjorie, Lilia und vierzehn andere. Jerome sollte sich da schon mal nach einer Partnerin umschauen. Die Männer waren alle reiche Schnösel. Sie sollten nicht gerade einfach sein. Jerome war sehr begeistert, aber auch aufgeregt. Das konnte ja super werden. Ein Kinderspiel!

Der Versammlungsraum war mächtig voll. Anscheinend schienen heute auch Gäste da zu sein. Allerdings keine Frauen. Man erkannte die Frauen sehr schnell. Sie waren die Einzigen, die keine Kapuzen trugen. Die Männer trugen alle schwarze Umhänge mit Kapuzen. Die Frauen sahen merkwürdig, aber schön aus. Sie hatten alle schwarze lange Haare bis auf Eine. Ihre blonden langen Haare stachen sehr heraus. Sie hatten alle schwarzen Augen bis auf Eine. Ihre Augen waren gelblich mit einem Stich rosa. Sie trugen alle schwarze Umhänge bis auf Eine. Sie trug einen blauen Umhang. Wer war diese Frau? Jerome war fasziniert von ihr.
Sie nahmen alle ihre Plätze ein. Jerome saß auf dem höchsten Punkt des Raumes, gleich neben Marjorie. Die Frauen saßen auf der anderen Seite des Raumes, auch etwas erhöht. Dazwischen saßen die Männer. Marjorie eröffnete die Versammlung.
„Meine Lieben.“, säuselte sie. „Ich habe euch alle zu dieser Versammlung gerufen um euch einige Sachen zu verkündigen. Als erstes werde ich mein Amt abgeben.“ Großes Gemurmel kam von dem Publikum. Marjorie erhob ihre Stimme etwas. „Mein Sohn Jerome soll mein Nachfolger werden. Er ist endlich zurückgekehrt.“ Absolute Stille herrschte im Raum. Alle sahen gespannt zu Jerome. „Deswegen habe ich ihm Lilia als Frau angeboten, doch die wollte er nicht. Also bin ich der Meinung, dass die beste Wahl eine der dreizehn Frauen hier im Raum wären. Deshalb bitte ich euch, euch vorzustellen.“
Die Frau mit den seltsamen Augen ergriff das Wort. „Ich finde die Frauen sollten selbst entscheiden können, wen sie wollen.“ Ihre Stimme klang wie Musik in seinen Ohren. Sie war so wunderschön. So sanft und weich.
„Natürlich. Es wird ein Treffen zum Kennen lernen geben. Die Frauen können sich da entscheiden ob Jerome etwas für sie ist oder nicht.“, stimmte Marjoire zu. „Also stellt euch bitte vor.“
Die Frau mit den seltsamen Augen schloss ihre Augen kurz und erzählte dann. „Mein Name ist Carlina de Maruhs. Ich bin keine Elfe. Ich komme nicht von diesem Planeten. Ich bin seit 20 Jahren in Marjories Diensten. Ich führe hier die Frauen an und bringe ihnen die Künste der Magie bei.“
Keine Elfe? Was dann? Jerome würde gern mehr über sie erfahren, aber schon stellte sich die nächste Frau vor. Laurine, Marline, Jannel, Massine, Romy, Tesena, Norla, Kira, Parlina, Selinke, Faja.... Jerome konnte sich nicht alle merken. Sie hörten sich alle interessant an. Aber alle konnte Jerome nicht haben und eigentlich wollte er keine haben.
„Gut.“, nickte Marjorie. „Sehr gut.“ Dann wandte sie sich an Jerome. „Du darfst dich jetzt für fünf entscheiden.“
Fünf? Meinte sie das ernst? Er hatte sich nicht mal alle Namen gemerkt. Er holte tief Luft. „Aber wie soll ich das denn machen?“
Marjorie lachte. „Du wählst einfach die aus, die dir gefallen.“
Jerome nahm natürlich Carlina, die davon nicht gerade begeistert war. Außerdem Faja, Tesena, Romy und Norla. Er wusste nicht ob das eine gute Wahl war, aber er würde sie ja noch kennen lernen.
„Damit sind die anderen draußen.“, verkündete Marjorie. „Die Treffen sind Samstag zu verschiedenen Uhrzeiten.“ Sie machte eine kurze Pause. „Gibt es noch irgendwelche Fragen?“
Der Raum schwieg. Also beendete Marjorie die Versammlung. Jerome war erleichtert, aber Samstag würde es anstrengend werden.

Nach der Versammlung sollte Jerome noch einen wichtigen Mann von Marjorie kennen lernen. Eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben. Doch er folgte seiner Mutter in den kleineren Versammlungsraum. Dort saß ein schwarzhaariger Mann in einem schwarzen Anzug. Er sah sehr edel und reich aus. Jerome fand ihn schon auf den ersten Blick eingebildet.
„Das ist Norden. Er ist der Leiter der Zaubererabteilung. Norden, das ist mein Sohn Jerome.“
Norden und Jerome gaben sich die Hände. Dann setzten sich Marjorie und Jerome gegenüber von Norden auf Stühle.
Auch dieser Raum war schwarz. Doch die Möbel hier waren grau und das Licht ein wenig heller.
„Es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen.“, eröffnete Norden das Gespräch. „Ich habe schon so lange darauf gewartet.“
Jerome lächelte den Mann scheu an. „Es freut mich auch Euch kennen zu lernen.“
„Kommen wir nun zum Geschäftlichen.“ Marjories Stärken lagen nicht gerade in der Geduld.
„Und das wäre?“, fragte Jerome.
„Norden ist dien Berater. Am meisten versteht er sich auf Zauberei, aber auch politisch und wirtschaftlich kennt er sich gut aus.“
Norden nickte. „Ich werde euch so gut ich kann unterstützen.“
„Na, dann werden wir wohl demnächst öfter zusammen arbeiten.“, bemerkte Jerome. Er fand das gar nicht so toll.
Norden nickte wieder. „Ja.“
„War es das?“, fragte Jerome Marjorie.
„Fürs erste.“, nickte diese.
Jerome verabschiedete sich und verlies den Raum.


Kapitel 12

Phoenix wollte seinen Freund besuchen. Linnea musste natürlich mitkommen. Er durfte sie auf gar keinen Fall alleine lassen. Am Horizont wurde es dunkler, aber die Nachmittagssonne schien noch immer.
Phoenix führte sie beide durch die engen Gassen von Lucina. Sein Freund wohnte ziemlich am Stadtrand, was sehr unglücklich war. Die Stadt war groß. Schließlich gelangten sie aber doch zu ihm. Er klingelte.
Seine Frau öffnete die Tür. Arleen hieß sie. Sie war immer noch genau so schön wie vorher. Blonde, seidene lange Haare, grüngraue Augen, schlank und hübsch. Vor ca. 300 Jahren war Phoenix mal mit ihr zusammen gewesen, aber das war schon lange her.
„Phoenix, schön dich zu sehen. Du bist doch Phoenix, oder? Es läuft das Gerücht rum du seiest tot.“, begrüßte Arleen ihn.
Phoenix lächelte. „Ja, ich bin Phoenix. Mein angeblicher Tot ist eine längere Geschichte. Ist Edwan da?“
„Ja, er ist da.“, nickte Arleen.
„Dann möchte ich gern zu ihm.“
„Klar.“
Arleen bat Phoenix und Linnea herein und führte sie ins Wohnzimmer. Edwan saß auf seinem Sessel und las ein Buch. Als seine Frau rein kam, drehte er sich zur Tür um.
„Phoenix!“, rief Edwan, stand auf und umarmte ihn. Als sie sich voneinander lösten fiel Edwans Blick auf Linnea.
„Wer ist das?“, fragte er und sah von Linnea zu Phoenix und wieder zurück.
„Das ist Linnea. Die Tochter des Grafen. Nennt sie aber bitte Leonie. Das ist ihr Deckname. Mein Deckname ist übrigens Marek. Also außerhalb dieser vier Wände mein ich.“, erzählte Phoenix.
„Setzt euch doch.“, bat Edwan sie. Sie setzten sich auf die Sessel. „Was tut ihr hier?“
„Wir schlafen eigentlich hier. Morgen ziehen wir weiter. Jerome ist jetzt im Dunkelland. Wir wollen ihn daraus holen.“
Edwan schloss für einen Moment die Augen. „Habt ihr euch das gut überlegt?“
Phoenix nickte. „Auf jeden Fall. Jerome ist nicht geschaffen für dieses Reich.“
„Da hast du Recht, aber es ist gefährlich.“, gab Edwan zu bedenken.
„Das stimmt, aber trotzdem werden wir Jerome daraus holen.“, beharrte Phoenix.
„Und wieso ist sie dabei?“ Edwan zeigte auf Linnea.
„Das ist eine längere Geschichte.“, wich Phoenix ihm aus.
„Ich liebe Jerome und er liebt ich.“, antwortete Linnea schlicht.
„Sie hat ein Recht darauf mitzukommen.“ Ergänzte Phoenix.
Edwan verdrehte die Augen. „Soll ich euch begleiten?“
„Nein. Ich weis das Angebot zu schätzen, aber je mehr wir sind desto komplizierter wird es.“, lehnte Phoenix ab.
„Da hast du wohl Recht.“, stimmte Edwan ihr zu.

Phoenix führte sie ans Meer. Linnea spürte sofort die frische Briese der Meeresluft. In der Menschenwelt war sie schon oft am Meer gewesen. Aber hier war das etwas ganz anderes. Das Wasser war richtig klar Man konnte übernatürlich deutlich die Steine, den Sand und die Muscheln sehen. Es wirkte nicht blau sondern durchsichtig. Das Meer war ganz ruhig und wellenlos. Es hatte etwas magisches an sich. Das Wasser glitzerte in der breites untergehenden Sonne. Die Sonne war hier viel heller als zu Hause.
„Hübsch nicht?“, fragte Phoenix lächelnd und setzte sich auf die nächst beste Bank.
„Ja. Allerdings.“, stimmte Linnea ihm zu. Phoenix sah schön aus in der untergehenden Sonne. Linnea mochte seine kräftige Statue. Die schwarzen Haare hingen ihm in seiner Stirn und sein Gesicht wirkte ebenmäßig. Doch an Jerome kam er natürlich nicht ran. Jerome hatte etwas an sich, so was ganz besonderes, was Linnea nicht beschreiben konnte.
„Ich gehe oft ans Meer.“, erzählte Phoenix ihr. „Dort kann ich mich besser beruhigen und ich komme her, wenn ich traurig bin.“
„Das Meer ist toll.“, bestätigte Linnea.
„Wir werden noch an vielen Orten dieser Art vorbeikommen. Wunderschön und einzigartig. Und unverwechselbar.“ Phoenix Stimme klang wie im Traum. „Leider können wir diese Plätze kaum genießen.“
„Das können wir ja nachholen, wenn wir Jerome gerettet haben.“, schlug Linnea vor.
„Ja, ganz bestimmt.“ Phoenix lächelte. „Dann haben wir ja Zeit.“
„Phoenix, ich möchte dir mal danken, dass du das tust.“, sagte Linnea nun.
„Ist schon okay. Jerome ist immerhin ein bester Freund. Ich tue das gern.“
„Ich weis.“ Linnea lächelte. „Ich möchte dir trotzdem danken. Auch weil du mich mitnimmst.“
„Gern geschehen.“
Eine Weile saßen sie noch schweigend auf der Bank. Dann wurde es um sie herum immer dunkler.
„Ich glaube wir sollten langsam gehen.“, schlug Phoenix vor.
„Ja, sollten wir wohl.“ Linnea hatte überhaupt keinen Lust dazu, aber Phoenix hatte Recht. Morgen würde ein anstrengender Tag werden.
Wieder im Gasthaus angekommen aßen sie noch was und legten sich früh schlafen. Linnea war auch sehr müde, weil sie früh aufgestanden war.

In dieser Nacht träumte sie von Jerome. Sie ging zusammen mit ihm am Meer spazieren. Sie hielten Händchen und die Sonne ging unter.
„Es ist so schön mit dir, Jerome.“ Sagte Linnea verträumt.
„Es ist überall schön mit dir.“, konterte Jerome.
Linnea lächelte. „Du musst immer das letzte Wort haben, was?“
„Du kennst mich doch.“, grinste Jeorme.
Oh ja. Sie kannte ihn und wie!
Viel zu schnell wachte sie wieder auf.


Kapitel 13

Corentin lag neben Phoebe in seinem Bett. Sie schlief friedlich und er beobachtete sie. Er selbst konnte keinen Schlaf finden. Zu viele Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum. Er würde dafür sorgen, dass Niemand mehr Phoebe weh tat. Er war immer noch wütend, wenn er daran dachte was damals mit Fiete hätte geschehen können. Niemals würde Corentin so etwas noch mal zulassen.
Demnächst, genauer gesagt in zwei Tagen, war eine Familienfeier. Seine ganze Familie würde von weit her kommen. Corentin war sich nicht sicher ob er Pheobe dort mit hinnehmen sollte, obwohl er es gerne würde. Aber Pheobe würde dann Fiete wieder sehen und Corentin war sich nicht sicher ob das gut für sie war. Und er war sich nicht sicher ob Fiete sich benehmen würde. Deswegen hatte er Pheobe noch nichts davon erzählt. Langsam musste er sich aber entscheiden. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Corentin war sich so unsicher.
Andererseits wollte er nicht, dass sie glaubte er würde nicht wollen, dass er ihr seine Familie vorstellen wollte. Was sollte er tun?
Er seufzte leise. Phoebe bewegte sich leicht, aber sie wachte nicht auf. Er seufzte leise. Ihr rotes Haar lag wie ein Kranz um ihren Kopf. Corentin lächelte.
Seine Gedanken wanderten zu Aenna. Sie tat ihm so Leid. Sie musste sehr einsam sein, jetzt wo Linnea weg war. Corentin wusste, dass sie Phoenix sehr vermisste. Corentin dachte noch ein mal leise über die Theorie mit Marek nach. Aber er kam immer wieder zu dem Schluss, dass es unmöglich war. Phoenix war tot. Corentin selbst konnte das bezeugen.
Phoebe drehte sich auf die Seite. Sie schlief unruhig. Ob sie wohl schlecht träumte? Sollte er sie wecken? Corentin entschied sich dagegen.
Morgen würde er zu Noel gehen. Er musste einige Dinge mit ihm besprechen. Bald war wieder eine Veranstaltung, die sie organisieren mussten. Hoffentlich ging noch Linnea weg. Vielleicht sollte Corentin ihn ein wenig aufheitern.
Noch bis früh in den Morgen dachte er über alle möglichen Dinge nach. Er schlief erst spät ein.

Auch Aenna lag lange wach. Die Sache mit Marek ging ihr nicht aus dem Kopf. Was, wenn sie Recht hatte und Phoenix aus irgendeinem Grund noch lebte? Vielleicht wünschte sie es sich einfach zu sehr.
Wie lange hatte sie Phoenix gekannt? Ihr ganzes Leben lang. Von klein auf. Sie war die ganze Zeit in ihn verliebt gewesen, aber er hatte nur Augen für andere Frauen gehabt. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
Aenna war verwirrt. Würde sie jemals wieder glücklich werden? Ohne Phoenix? Sie war sich nicht sicher. Er war ihr Lebenselixier gewesen. Vielleicht sollte sie wegziehen. Aber erst nachdem Marek wieder da war. Sie wollte sich noch ein mal mit ihm unterhalten. Sie wusste nicht genau warum, aber sie musste es tun.


Kapitel 14

Hell schien noch der Mond als Phoenix Linnea wecke. Jetzt wusste Linnea auch warum die Gasstätte „Zum Mond“ hieß. Von hier aus sah man den Mond sehr deutlich.
„Wir müssen aufbrechen“, erklärte Phoenix und sammelte schon ihre Sachen ein. Seufzend erhob sich Linnea. Sie hatte kaum Schlaf bekommen. Ständig dachte sie an Jerome. Linnea stand auf und wusch sich im Bad nebenan. Sie zog eine blaue Jeans und ein gelbes T-Shirt an. Ihre Jacke zog sie über. Dann schlüpfte sie in ihre Turnschuhe und folgte Phoenix schließlich nach unten. Dort nahmen sie ein leichtes Frühstück zu sich und machten sich dann wieder auf die Reise.
Als sie beim Stadttor ankamen, war es schon dämmrig. Das Tor war Gott sei Dank schon offen. Linnea nahm erst mal zwei Kügelchen Sternenstaub um Energie zu tanken.
Zwei Tage wanderten sie über Wiesen und Felder. Nur ab und zu kamen sie an Seen oder Flüsse vorbei und es war superheiß. Der Marsch war anstrengend und Linnea war total müde. Linnea war froh als sie ein schattiges Plätzchen fanden und dort Rast machen konnten. Auch ein See war hier. Dort badete zuerst Linnea drin, während Phoenix sich umdrehte und dann wechselten sie. Jetzt fühlte sie sich wieder frisch und nachdem sie sich gestärkt hatten, zogen sie weiter.
Am 3. Tag kamen sie in die Stadt Maidred. Sie war nicht so nobel wie Lucina und hier gab es auch keine Wächter. Die Häuser waren aus Lehm oder Stein und die Geschäfte sahen etwas herunter gekommen aus. Die Elfen, die hier wohnten, trugen auch nicht so schicke Kleider wie in LUcina.
„Bleib immer an meiner Seite.“, riet Phoenix ihr und nahm ihre Hand in seine. Linnea bewunderte ihn. Obwohl er weniger aß und trank und weniger Schlaf bekam als sie wirkte er dennoch frischer. Vielleicht war er die lange Wanderschaft gewohnt.
Hier ging Phoenix nicht ganz so zielstrebig lang wie in Lucina, aber er verlief sich auch nicht. Am Ende führte er sie in ein altes Gasthaus.
„Ich fürchte das ist nicht so bequem wie das in Lucina, aber es gibt immerhin Betten.“, entschuldigte er sich bei Linnea.
„Das ist doch schon mal was.“, fand sie und sie gingen hinein. Auch für diese Unterkunft mussten sie bezahlen. Dann führte er sie in ihr Zimmer, aber es gab nur ein Bett. Allerdings war das bei weiten nicht so groß wie das in Lucina.
„Ich werde auf dem Boden schlafen.“, verkündete er.
„Kommt gar nicht in Frage. Wir schlafen gemeinsam in dem Bett.“, bestimmte Linnea.
„Könnte etwas eng werden.“, gab Phoenix zu Bedenken.
„Egal.“
Phoenix gab nach. Dann würde er eben neben Linnea schlafen.
„Hast du was dagegen, wenn ich dich eine Weile allein lasse?“, fragte Phoenix sie.
Linnea sah ihn kurz skeptisch an, aber sie schüttelte mit dem Kopf.
„Ich bin bald wieder da.“, versprach Phoenix ihr. „Ich besorg und nur kurz Pferde.“
Linnea nickte und dann ließ Phoenix sie allein.

Linnea fühlte sich hier unwohl auch wenn sie abgeschlossen hatte sobald Phoenix weg gewesen war. Andererseits war sie auch froh alleine zu sein. Sie hatte viel erlebt seit sie mit Phoenix unterwegs war und er verwirrte sie. Seit sie Jerome kannte hatte nur er Platz in ihren Gedanken gehabt. Aber Phoenix faszinierte sie. Er war so stark und nett und sein Körper und sein Aussehen gefielen ihr. Phoenix hatte eine ganz besondere Art an sich. Aber Linnea durfte so erst gar nicht über ihn denken. Er gehörte zu Aenna und sie zu Jerome. Das war so klar wie Kloßbrühe. Außerdem liebte sie Jerome. Allein wegen ihm waren sie und Phoenix unterwegs. Wie konnte sie dann so über Phoenix denken? Sie sollte sich schämen. War es wirklich eine gute Idee gewesen neben Phoenix zu schlafen?

Phoenix war froh Abstand zwischen sich und Linnea zu haben. Er konnte irgendwie verstehen warum Jerome sie so mochte. Ein Grund mehr Abstand zu ihr zu halten. Phoenix mochte sie immer mehr je mehr Zeit er mit ihr verbrachte und jetzt sollte er auch noch neben ihr schlafen. Linnea verwirrte ihn. Sie war hübsch und klug. Manchmal beobachtete sie ihn und wenn er es bemerkte sah sie schnell weg und verwirrte ihn noch mehr.
Eigentlich sollte er an Aenna denken. Schließlich liebte er sie. Aenna war sein Leben. Er kannte sie schon so lange. Außerdem war Jerome sein bester Freund. Ein Grund mehr die Finger von Linnea zu lassen. Noch ein Grund war natürlich, dass sie die Tochter des Grafen war.
Seufzend ging Phoenix durch die etwas schmuddeligen Straßen. Hier würde ein Pferd wenigstens nicht so teuer sein. Er musste schließlich auf ihr Geld achten.
Schließlich traf er an einer Ecke einen Händler. Die Tiere waren gewöhnlich, aber für Linnea und ihn reichte es. Er ging mit dem Preis sogar noch etwas runter. Zufrieden führte er die Pferde zu dem Gasthaus. Morgen würden sie nicht mehr laufen müssen. Jedenfalls vorerst. In die Berge konnten sie die Tiere nicht führen.

Phoenix kam ca. eine Stunde, nachdem er gegangen war, wieder. Linnea war froh ihn zu sehen. Sie aßen schweigend zusammen zu Abend und gingen früh ins Bett. Das Bett war wirklich eng. Phoenix und Linnea kuschelten sich aneinander.


Kapitel 14

Jerome war nervös. Es war Samstag. Heute war das Treffen mit den Frauen. Jerome war schick angezogen in einem Anzug in schwarz. Der Tisch war gedeckt für zwei und verziert mit Kerzen. Eine romantische rote Lichterkette hing an der Außenwand. Jerome fand es etwas übertrieben, aber mit Linnea wäre es gerne hier gewesen. Er verdrängte den Gedanken an sie. Jetzt hatte er anderes zu tun.
Carlina war die erste Kandidatin. Jerome war sehr gespannt. Diese Frau faszinierte ihn. Er hatte viele Fragen an sie. Was war sie, wenn sie keine Elfe war?
Carlina kam fünf Minuten zu spät. Sie trug ein langes hübsches Abendkleid. In schwarz natürlich. Ihre blonden lange Haare hatte sie zu einem kunstvollen Knoten zusammen gebunden.
„Guten Abend.“, begrüßte sie ihn.
„Guten Abend.“ Jerome stand auf und begrüßte sie angemessen.
Carlina setzte sich und sah sich um. „Nett.“
Auch Jerome setzte sich wieder. „Ja, Marjorie hat sich große Mühe gegeben.“ Er lächelte.
Ein Kellner kam und fragte sie, was sie zu trinken wollten. Jerome und Carlina bestellten Wein. Sekunden später wurde der Wein serviert und noch mal Sekunden später kam das Essen. Braten mit Kartoffeln, Soße und Brokolie.
„Damit du es gleich weist. Ich bin nicht auf eine feste Beziehung aus.“, bemerkte Carlina. Nicht gerade romantishc, aber das wollte ja er auch eigentlich gar nicht.
„Das trifft sich gut. Ich nämlich auch nicht. Ich wurde praktisch zum heiraten gezwungen.“
Skeptisch sah Carlina ihn an mit ihren seltsamen Augen. „Und warm solllte ich dich heiraten?“
Die Frage brachte ihn aus dem Konzept. Was sollte er antworten?
„Ich könnte dir alles geben, was du willst, außer körperliche Liebe. Du könntest machen wozu du Lust hast. Ich würde dich nicht kontrollieren und ich wäre nicht eifersüchtig. Du bist also praktisch frei Mir ist klar, dass du das alles jetzt auch schon hast, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Männer dich drängen könnten, endlich zu heiraten obwohl du das nicht möchtest. So wer das Problem gelöst.“ Jerome sah sie erwartungsvoll an.
„Das ist ein Argument.“, gab Carlina. „Und warum möchtest du keine feste Beziehung?“
„Ich liebe eine Andere, aber sie kann ich nicht heiraten.“ Jerome musste ehrlich zu Carlina sein. Sonst würde das nicht funktionieren.
Carlina nickte. „Sie ist eine von den Weißen, richtig?“
„Ja.“
„Deshalb willst du auch Lilia nicht heiraten?“, erkundigte sich Carlina weiter.
„Ja.“
Carlina nickte erneut. „Jetzt verstehe ich einiges.“
Jerome holte tief Luft und trank einen Schluck von seinem Wein. „Darf ich dich jetzt etwas fragen?“
„Ja.“, nickte Carlina.
„Wenn du keine Elfe bist, was bist du dann?“
Carlina lächelte. „Ich wusste, dass diese Frage kommt. Ich bin halb Elf, halb Stern.“
Jerome schnappte nach Luft, fang sich aber schnell wieder.
„Deine Freundin wohl auch, was?“, vermutete Carlina.
„Ja.“ Jerome mahchte eine kurze Pause. „Warum bist du in Marjories Diensten getreten?“
„Ich wollte meinen Vater finden. Er sollte Sekretär im schwarzen Schloss sein.“, erzählte Carlina. Sie sah ihn unverwandt an.
„Und war er es?“, wollte Jerome wissen.
„Nein, aber ich bin trotzdem geblieben.“
„Hast du deinen Vater denn noch gefunden?“ Jerome wurde neugierig.
„Nein. Er war zu dem Zeitpunkt schon tot.“ Sie klang traurig.
„Das tut mir Leid.“
Sie unterhielten sich über alles mögliche und Carlina war sehr ehrlich zu ihm.
„Und was sagst du jetzt?“, fragte Carlina ihm zum Schluss ihres Dates.
„Ich mag dich. Ich muss natürlich noch die anderen Frauen kennen lernen, aber ich würde sagen du stehst hoch im Kurs.“
„Mich würde es freuen, wenn wir ins Geschäft kommen würden.“
Jerome zuckte zusammen als er das Wort Geschäft hörte. Er fragte sich warum. Eigentlich sollte ihn das nicht stören.

Auch die anderen Frauen lernte Jerome kennen. Sie waren alle interessant, aber alle wollten Sex und Liebe. Das konnte er ihnen nicht geben. Er würde wohl Carlina wählen. Sie passte wohl am besten zu ihm und vielleicht konnten sie ja Freunde werden. Sie schien nett zu sein.


Kapitel 16

Die Familien war versammelt. Corentin hatte Phoebe nun doch mitgenommen. Er hatte es ihr selbst überlassen. Phoebe war froh, dass sie mitgekommen war. Seine Familie war total nett, und das Fiete da war störte sie überhaupt nicht.
Corentin stellte ihr seine Cousinen und Cousins und Tanten und Onkel vor. Seine Eltern kannte sie schon. Phoebe unterhielt sich überwiegend mit den Cousinen und Cousins. Sie waren fröhlich und liebenswert.
„Du hast unseren Cousin also den Kopf verdreht.“, stellte gerade Corentins Cousine Milli fest.
„Ja, scheint so.“, antwortete Phoebe lächelnd. „Ich liebe ihn und er mich.“
„Wurde ja auch langsam Zeit, dass er mal die Richtige findet.“, bemerkte seine Cousine Janna nun.
„Wie meinst du das?“, wollte Phoebe wissen.
„Na ja. Corentin hatte noch nie besonders viel Glück mit Frauen gehabt.“, erzählte Milli ihr jetzt.
„Kann ich mir gar nicht vorstellen.“, bemerkte Phoebe.
„Tja, unser Cory ist sehr wählerisch.“ Janna lächelte.
Corentin kam mit seinem Cousin Julan an. „Worüber redet ihr Mädels denn?“
„Frauengespräche.“, sagte Milli sofort.
„Oh, dann sind wir hier wohl falsch.“, bemerkte Julan lächelnd und zog Corentin von den Mädels weg.
Milli lachte. „Typisch Männer.“
Milli sah nun zu Fiete. „Er ist auffallend ruhig, oder?“
„Wer?“, fragte Janna, die nicht ganz mitgekommen war.
„Fiete!“ Kopfschüttelnd sah Milli ihre Cousine an.
„Keine Ahnung.“, sagte Janna nur. „Der ist doch sehr seltsam.“
Milli lachte. „Da hast du Recht. Er ist total anders als Corentin.“
Da hatte Milli Recht. Corentin war total anders als Fiete. Viel lieber und verantwortungsbewusster.

Abends war die Tanzfläche in dem Saal, in dem sie feierten, eröffnet. Phoebe saß mit Milli und Janna an einem Tisch. Corentin kam zu ihnen.
„Möchtest du tanzen?“, fragte er sie. Das tat Phoebe liebend gern. Also stand sie auf und folgte ihm auf die Tanzfläche. Endlich konnte sie mal mit ihm tanzen. So lange hatte sie sich das schon gewünscht.
„Meine Familie mag dich.“, bemerke er. „Sie schließen nicht jeden in ihr Herz.“
„Ja, kann sein. Deine Cousinen sind nett.“ Natürlich kannte sie bisher nur Milli und Janna, aber sie nahm an, dass seine restlichen Cousinen genauso nett waren.
„Ja, sie sind okay.“, sagte er.
„Ich find es toll, dass wir endlich mal zusammen tanzen können.“, lächelte Phoebe.
„Ich auch.“
Phoebe genoss diesen Tanz in vollen Zügen. Ihr erster Tanz mit Corentin. So lange hatte sie darauf gewartet. Sie kuschelte sich an ihn und schwieg einfach.
Nach dem dritten Tanz kam Fiete an. Überraschenderweise fragte er: „Darf ich dich ablösen?“
Skeptisch und wütend zugleich sah Corentin Phoebe und Fiete zugleich an, doch Phoebe nickte. Also ging Corentin. Fiete sollte lieber aufpassen, was er tat. Corentin war geladen.
„Danke, dass du mir die Chance gegeben hast.“, begann Fiete.
„Schon gut, was willst du?“, unterbrach Phoebe ihn. Sie wollte wieder zu Corentin.
„Mich entschuldigen. Ich hab Scheiße gebaut. Corentin redet deswegen immer noch nicht mit mir, aber vermutlich hab ich das auch verdient. Trotzdem wollte ich sagen: Es tut mir Leid.“
Phoebe schloss die Augen. „Entschuldigung angenommen.“
„Was echt?“ Ungläubig sah Fiete sie an.
„Ja. Du hast Scheiße gebaut, aber dadurch bin ich auch mit Corentin zusammen gekommen. Also sei dir verziehen. Erwarte aber nicht, dass wir die besten Freunde werden.“, warnte Phoebe ihn.
„Okay, aber immerhin.“
„War es das?“, wollte Phoebe wissen.
„Ja.“
„Dann entschuldige mich bitte.“ Sie löste sich aus dem Tanz und ging zu Corentin.

Corentin war wütend. Was bildete sich Fiete eigentlich ein? Er sollte seine Freundin in Ruhe lassen. Er hatte ihr schon genug angetan.
Corentin hatte mit seinen Eltern nicht über den Vorfall geredet, aber as hatte er gewiss nicht für Fiete getan. Das hatte ganz andere Gründe. Wenn Fiete Phoebe auch nur einmal falsch anfasste, würde er Ärger mit Corentin bekommen. Doch sie redeten nur und dann kam Phoebe wieder zu ihm.
„Was wollte er.“, fragte Corentin. Er konnte seine Wut vor ihr nicht verbergen.
Phoebe strich ihm zärtlich über den Arm. Das beruhigte ihn etwas. „Er hat sich bei mir entschuldigt.“
„Was?“ Corentin konnte es nicht glauben. „Und, hast du angenommen?“
„Ja. Er hat Mist gebaut, aber im Grunde ist ja nichts passiert, oder?“
„Du bist viel zu gutmütig.“, seufzte Corentin und küsste sie auf die Stirn.
Phoebe lächelte. „Ich liebe dich, Corentin.“
„Und ich liebe dich.“ Er zog sie in seine Arme.


Kapitel 17

Schon wieder waren sie zwei Tage unterwegs. Die Landschaften, durch die sie kamen, waren unglaublich. So wunderschön. Der Sand der Wüste war eher rot als braun und überall gab es kleine Seen. Die Wiesen waren grüner und der Mais gelber. Doch je näher sie an die Grenzen des Feenreichs kamen, desto trauriger und dunkler wurde die Landschaft. Auch die Tage wurden dunkler. Doch Linneas Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewohnt.
„Die nächste Stadt ist Feylan. Hier wohnen dunkle Bewohner. Ich weis nicht ob wir sie passieren sollten. Besser wir schlafen im Freien.“, klärte Phoenix sie auf.
„So lange wir unsere Decken haben ist das doch okay.“, stimmte Linnea ihm zu.
Also suchten sie sich ein getarntes Plätzchen in Büschen. Sie aßen dort Früchte und tranken Apfelwein. Als sie fertig damit waren, legten sie sich hin, aber schlafen konnten sie nicht. Es war noch viel zu früh. Die früher Dunkelheit brachte ihren Rhythmus durcheinander.
Linnea und Phoenix lagen eng beieinander auf Isomatten und in Decken eingewickelt. Auch wenn es am Tag noch warm war, konnte es in der Nacht schon sehr kalt werden.
„Meinst du wir schaffen es bis zu Jerome?“, fragte Linnea ihn. Zum ersten mal keimten Zweifel in ihr auf.
„Ja, da bin ich sicher.“
Linnea fehlte ihr Vater und Corentin, Phoebe und Aenna fehlte ihr auch. Sie wollte nach Hause, aber anderereseits musste sie Jerome finden. Und Phoenix lag neben ihr. Der Phoenix, der sie seit Tagen verwirrte und ihr Herz schneller schlagen ließ.
„Woran denkst du?“, fragte Pheonix sie und sah sie an.
„An verwirrende Sachen.“, antwortete sie ausweichend. Das war immerhin nicht gelogen.
„An mich?“, fragte er verwirrender Weise.
„Ja.“, gab sie nach langen Zögern zu.
Phoenix seufzte. „Ich kann es mir vorstellen. Es ist verwirrend. Eigentlich solle ich Aenna lieben, aber ich muss ständig an dich denken.“
Er empfand genauso? Das war unmöglich! Seufzend drehte sie sich um und wünschte ihm eine Gute Nacht bevor etwas geschah, was sie beide später bereuen würden.

Mitten in der Nacht wachte Linnea auf. Irgendwas hatte sie erschreckt, aber sie konnte nicht sagen was. Sie sah zu Phoenix und stellte fest, dass er wach war.
„Es ist alles in Ordnung. Das war nur eine Eule, die dich geweckt hat.“, beruhigte er sie. Er lachte fast.
„Es hat mich nur erschreckt.“ Linnea war es etwas peinlich.
„Komm mal her.“, sagte er sanft. Linnea hatte ein ungutes Gefühl, aber sie kuschelte sich in Phoenix Arme. Er strich ihr sanft über den Rücken. Warum bekam sie eine Gänsehaut?
„Du bist wunderschön.“, hauchte er.
„Phoenix, ich...“, begann sie.
„Ich weis. Nur diese eine Nacht.“ Er sah sie voller Verlangen an.
Und dann vergas Linnea alles um sich herum. Sie hatte nur noch Augen für Phoenix. Sie strich ihm sanft mit ihren Händen über die Brust. Ihre Lippen spielten mit seinen Lippen und bissen sie.
Langsam zog er ihr T-Shirt aus. Der kühle Wind streichelte ihre Haut. Phoenix Finger strichen langsam über ihre nackte Haut. Sie erzitterte und zog ihrerseits ganz langsam sein T-Shirt aus. Seine Brust war nicht beharrt, was sie sehr erfreute. Sie mochte beharrte Männerbrüste nicht. Er nahm sie in seine Arme und strich mit seinen Händen über ihren ganzen Körper. Auch die intimen Stellen. Schließlich zogen sie sich gegenseitig die Hosen aus und danach die Unterwäsche. Phoenix hatte wirklich einen wunderschönen Körper.
Ihr wurde immer wärmer und sie legte sich auf Phoenix. Gemeinsam führten sie die Bewegungen, die immer schneller und rhytmischer wurden, an. Sie küssten sich heiß und innig und dann drang Phoenix in sie ein. Sie stöhnten beide gleichzeitig auf und küssten sich noch weiter. Als sie beide erschöpft waren legten sie sich aneinander gekuschelt unter die Decken.
Als Linnea wieder klar denken konnte, bekam sie Tränen in die Augen. „Jerome darf niemals etwas davon erfahren.“
„Und Aenna auch nicht. Ich hätte mich besser beherrschen sollen. Es tut mir Leid.“
„Nein, zu so was gehören immer zwei. Ich liebe Jerome noch immer, aber du bist mir auch wichtig geworden.“
„Du mir auch und ich liebe Aenna auch immer noch.“
„Was machen wir denn jetzt?“, wollte Linnea wissen. Sie war am Verzweifeln. Sie wollte Phoenix auf gar keinen Fall weh tun, aber sie liebte Jerome viel zu sehr.
„Ich weis es nicht.“, seufzte Phoenix. „Am besten erst mal schlafen.“
Aber Linnea bekam in dieser Nacht nicht viel Schlaf. Sie lag immer noch in Phoenix Armen und sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen Jerome. Was hatte sie getan?


Kapitel 18

Jerome bekam immer mehr Verantwortung. Carlina und er waren jetzt ein festes Paar. Zumindest äußerlich. Die Hochzeit sollte in einem Monat sein und dann sollte er auch als König der Finsternis gekrönt werden.
Jerome war im Versammlungsraum. Norden, sein Berater, war wie immer an seiner Seite.
„Mylord! Wir müssen die weißen Elfen angreifen. Sie werden immer bedrohlicher für uns. Sie vernichten unsere Streitkräfte.“
Jerome lächelte. „Das glaub ich kaum, Kian. Wir haben lange genug Krieg gegen die weißen Elfen geführt. Außerdem werde ich wohl kaum gegen meine Freunde kämpfen.“
„Aber Mylord.“, begann Kian wieder. „Die weißen Elfen sind unsere Feinde. Wir müssen sie bekämpfen. Das ist eine Sache von Moral.“
„Das sehe ich anders. Zufällig weiß ich auch wie sie darüber denken.“, widersprach Jerome ihm. Kian ging ihm langsam auf die Nerven. „Wir sollten meiner Meinung nach Frieden mit ihnen schließen.“
Jerome war sich nicht sicher, aber wenn sein Plan funktionierte, konnten die beiden Völker wider Frieden schließen. Das erste mal seit der Geschichte.
„Das ist verrückt.“, fand Kian und schüttelte mit dem Kopf. „Das ist total bescheuert. Unsere Königin hat andere Gesetze aufgestellt.“
„Bald bin ich aber der König und ich kann alle Gesetze so ändern wie ich will.“, machte Jerome ihm klar.
„Da hat er Recht.“, stimmte Norden ihm zu.
„Und mein Plan ist es aus dem Land der Finsternis ein Land des Lichts zu machen.“, erklärte Jerome.
„Völlig verrückt.“, fand Kian.
„Es könnte funktionieren.“, gab Norden Jerome nun Recht. „Man müsste es nur gut planen. Man müsste ein Friedensabkommen erstellen.“
„Das sind aber nicht die Prinzipien, die unser Land vertritt.“ Kian war aufgebracht. Er war eindeutig gegen Jeromes Vorschlag.
„Aber wir führen doch schon so lange Krieg.“, wandte Norden nun ein. „Der Frieden könnte echt nicht schaden und vielleicht können wir ja sogar mit ihnen verhandeln.“
„Wers glaubt! Ihr kennt doch das weiße Volk. Die denken doch wir sind die Bösen. Die werden nicht mit uns verhandeln.“, beharrte Kian.
„Doch, das werden sie. Sie werden froh sein, wenn ihr kein Krieg mehr gegen sie führt. Sie sind des Krieges müde.“ Jerome glaube fest daran. Corentin und Linnea würden nicht zulassen, dass er im Kampf getötet wurde. Sie würden nicht wollen, dass sie gegen ihn kämpfen mussten. Vor allem Linnea nicht.
„Wenn du meinst.“ Kian klang immer noch nicht begeistert.
„Dann sollten wir jetzt mal überlegen, womit wir überhaupt verhandeln wollen. Also was wir haben wollen.“, fand Norden.
„Als erstes sollten wir das Friedensabkommen erstellen. Ein Schreiben, woraus genau hervorgeht, was wir möchten und was unsere Bedingungen dafür sind.“ Jerome sah seine engsten Berater an. Außer Norden und Kian waren noch drei weitere Berater anwesend. Bisher waren sie aber eher still gewesen.
„Und wie soll das aussehen?“, fragte Kian skeptisch.
„Das werde ich jetzt erst mal erstellen.“, schlug Jerome vor.
„Dann lassen wir dich mal allein und kommen in einer Stunde wieder.“, bot Norden an.
„Gute Idee.“ Also verließen seine Berater den Raum.

Jerome schrieb:


Friedensabkommen

Parteien: schwarze Mächte + Feenreichbewohner
Vorsitzender: Jerome Rickert von Wollingsfeld

Für den Frieden lebe ich, zukünftiger König der Finsternis. Ich möchte, dass zwischen unseren Völkern Frieden herrscht. Krieg führt zu Armut, zu Verbrechen und zu Kummer. Das ist nicht gut für beide Völker. Außerdem möchte ich nicht gegen meine Freunde kämpfen müssen.

Trotzdem hab ich einige Bedingungen, die ich an den Frieden knüpfen will. Bitte verzeiht mir, meine Freunde.

1. Wir sollten gegenseitig über Lebensmittel und Getränke und anderen wichtigen Kram verhandeln.
2. Wir sollten uns natürlich nicht mehr bekriegen.
3. Weiß und schwarz darf sich ineinander verlieben ohne sich Vorurteile von anderen anhören zu müssen.
4. All unsere Bedingungen werden bedingungslos akzeptiert.

Ich hoffe auch ihr habt keine Lust mehr auf Kriege. Ich hoffe ihr akzeptiert unser Friedensabkommen.

Gez. Jeroeme Rickert von Wollingsfeld, und seine Berater.

Es klopfte an der Tür und Marjorie kam herein. Sie war wütend. Das bemerkte er sofort.
„Was tust du da?“, verlangte sie zu wissen.
„Ich formuliere ein Friedensabkommen.“, antwortete er gelassen.
„Was? Bist du total verrückt? Das kannst du nicht machen! Noch bin ich die Königin. So was musst du mit mir absprechen.“ Sie war sehr wütend.
„Ich werde aber bald dieses Land regieren und der Frieden wäre ein Segen für uns alle.“ Jerome gab nicht so einfach auf.
„Nein! So lange ich lebe wird es kein Frieden mehr geben.“, schrie Marjorie aufgebracht.
„Aber warum? Warm denn eigentlich? Warum hasst du die Elfen und das Feenreich so sehr?“ Jerome hatte wirklich keine Ahnung.
Marjorie schwieg. Sie wich seinem Blick aus.
„Warum, Marjorie?“, fragte er erneut und als er sie ansah, war er schockiert. Er sah schwarze Tränen glitzernd über ihre Wangen laufen.
Marjorie setzte sich auf einen Stuhl. Dann begann sie zu erzählen und er hörte ihr aufmerksam zu.
„Kurz nach deiner Geburt wohnte ich mit deinem Vater in einer Villa in der Nähe der weißen Burg. Wir waren so glücklich, weil wir dich bekommen hatten. Du warst so ein süßes Baby und du siehst deinem Vater so ähnlich. Meine Schwester hatte ihn damals schon gehasst. Den Mann, den ich liebte. Sie sagte er sei nicht gut für mich und ich sollte mich von ihm trennen...“ Marjories Stimme brach kurz und sie holte tief Luft ehe sie weiter sprach. „Ich habe alles daran gesetzt um mit deinem Vater zusammen zu sein. Und dann kam diese Familienfeier. Es gab Streit wegen deinem Vater und dann ist dein Vater ausgerastet. Der Mann meiner Schwester hat ihn umgebracht bevor er schlimmere Dinge tun konnte. Einfach so.“ Sie schwieg kurz und sah ihrem Sohn dann in die Augen. „Verstehst du jetzt? Sie haben deinen Vater umgebracht. Livas! Sie haben ihm nicht mal die Chance gegeben sich zu beruhigen. Deswegen hasse ich sie so. Und deswegen kann es niemals Frieden geben.“ Marjorie weinte weiter ihre schwarzen Tränen.
Jerome konnte das alles nicht fassen. Waren jetzt die Bösen die Guten und die Guten die Bösen? Jerome verwarf diesen Gedanken wieder. Stattdessen fiel ihm eine wichtigere Frage ein.
„Wer war deine Schwester?“
„Malou und ihr Mann war Noel.“, antwortete Marjorie. Es war offensichtlich, dass Marjorie keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte, außer im Krieg.
Jerome war geschockt. Das würde bedeuten, dass seine große Liebe seine Cousine war. Und Malou und Noel waren seine Tante und sein Onkel. Linnea war jetzt für immer für ihn unerreichbar. Liebe unter Cousin und Cousinen war ein Verbrechen in dieser Welt. Wie sollte er das verkraften?
„Warum hast du mich dann bei ihnen gelassen?“, wollte Jerome wissen.
„Das wollte ich nicht.“, beteuerte Marjorie. „Sie haben dich mir einfach weggenommen. Mein eigenes Kind! Sie sagten das Baby würde Zuneigung brauchen, die ich ihm jetzt nicht geben könnte.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber ich habe geschworen mich an ihnen zu rechen.“
„Dann wird es dich sicherlich freuen, dass deine Schwester tot ist.“, bemerkte Jerome. „Ach ja! Nd ganz toll ist auch, dass ich jetzt meine eigene Cousine über alles liebe.“
Mit den Worten ließ er Marjorie allein in ihrem Kummer zurück. Eigentlich durfte er sie nicht für alles verantwortlich machen, aber es fiel ihm so schwer es zu lassen.


Kapitel 19

Langsam kamen sie in die Berge. Linnea nahm jetzt immer Abstand zu Phoenix. Die Nähe zu ihm war ihr unerträglich. Er machte sie nervös und seit sie miteinander geschlafen hatten, wurden ihre Gefühle zu ihm stärker. Sie wollte das aber nicht. Sie liebte doch Jerome. Deshalb zwang sie sich dazu nicht an ihre gemeinsame Nacht zurückzudenken, denn die war viel zu schön gewesen.
Phoenix war seitdem auffallend still. Ihm ging das auch sehr nahe. Ihm hatte das auch etwas bedeutet.
Die ganze Zeit waren sie geritten. So waren sie viel schneller vorangekommen. Doch jetzt mussten sie die Pferde zurücklassen. Den Weg über die Berge würden die Tiere nicht schaffen. Phoenix hatte gesagt, dass es zwei Tage dauern würde die Berge zu passieren. Vielleicht etwas mehr. Oben konnte schon Schnee liegen. Linnea hatte keine große Lust durch diese Berge zu wandern. Doch jetzt, wo sie die Tiere verkauft hatten, drängte Phoenix zum Aufbruch. Vermutlich war er froh darüber, dass er sie bald los war. Das machte sie traurig obwohl auch sie froh darüber sein sollte.
Der Aufstieg war anstrengend, doch sie war froh darüber. Sie musste sich darauf konzentrieren die steilen Berge hochzuklettern. Sonst würde sie abstürzen. Je höher sie kamen, desto kälter wurde es. Doch Linneas Körper stellte sich mittlerweile automatisch auf die ungewohnte Temperatur ein. So fror sie wenigstens nicht.
Natürlich wurde es jetzt noch eher dunkler, so dass sie jetzt nur noch vier Stunden des Tages im Tageslicht verbrachten, aber auch das war nie ganz hell.
Nachts übernachteten sie in Höhlen. Dort machte Phoenix dann ein Feuer. Linnea lag dann meist nah am Feuer, aber sie bekam nur wenig Schlaf. Phoenix lag zwar auf der anderen Seite des Feuers, um ihr nicht zu nahe zu kommen, aber das half ihr nicht die Gedanken an ihn zu vertreiben. Sie war sich seiner Nähe nur allzu sehr bewusst. Das verwirrte sie. Sehr sogar. Phoenix war ihr viel zu wichtig geworden.

Phoenix war froh als sie den Berg hinter sich lassen konnten. Linneas Nähe machte ihn immer noch nervös. Sogar mehr als das. Sie verwirrte ihn so sehr.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Ende des Feenreichs. Dann konnte er endlich das Portal in die Schattenwelt öffnen. Vielleicht brauchten sie noch ein oder zwei Tage.
Ihr Ziel war so nah und doch so unendlich weit weg. Wenn sie Jerome überhaupt fanden, konnte er sich nicht sicher sein, was in der Zwischenzeit geschehen war und ob Jerome überhaupt mit ihnen kommen würde. Wenn sein bester Freund nicht mit ihnen kam, würde er sterben.
Und was würde Linnea dann tun? Nein, stopp! Er sollte sich fragen, was Aenna dann tun würde. Aber Aenna dachte ohnehin, dass er tot sei. Linnea dagegen wusste, dass er lebte. Für sie würde es schwerer werden. Sie würde Jerome verlieren und ihn noch dazu. Das machte Phoenix traurig.
Doch was war, wenn Jerome mitkam? Dann würde Phoenix vielleicht mit Aenna zusammen kommen.
Und Linnea? Sie wäre mit Jerome zusammen und Phoenix wäre ihr nicht mehr wichtig. Wollte er das wirklich? Er sollte es zumindest wollen, aber er war sich nicht sicher ob er das auch tat.
Es war alles so schwer, doch er musste Jerome retten und er wollte es auch. Also war klar, dass er Linnea so oder so verlieren würde, aber würde er Aenna gewinnen? Er wusste es nicht. Hoffte er es?


Kapitel 20

Aenna hatte ihre Mutter lange nicht mehr gesehen. Sie wohnte ziemlich weit weg von ihr. Jetzt wollte sie heute zu Besuch kommen. Aenna war ziemlich aufgeregt. Sie verstand sich sehr gut mit ihr, aber sie sahen sich viel zu selten.
Corentin und Phoebe waren heute mit der Kutsche nach Lucina gefahren. Sie wollten sich dort einen schönen Tag machen. So konnte sich Aenna ungestört mit ihrer Mutter unterhalten.
Sie hatte den Tisch draußen auf der Terrasse gedeckt. Von dort aus sah man in weiter Ferne das Meer. Heute war das Wetter noch schön. Aenna wollte noch mal draußen sitzen. Bald würden die Tage wieder kälter werden.
Es klopfte an der Tür und Aenna eilte dorthin. Sie öffnete die Tür und ihre Mutter stand vor ihr. Sie hatte sich nicht viel verändert. Blauweißes, langes Haar, elfenbeinfarbene Haut, graue Augen und sie war immer noch schlank. So war das wohl bei den Elfen. Sie wurden äußerlich nie alt. Warum sich die meisten Elfen gerade im Erwachsenenalter nicht mehr veränderten, war Aenna allerdings ein Rätsel.
Ihre Mutter, ihr Name war Yune, strahlte sie an und umarmte ihre Tochter dann.
„Es ist schön dich wieder zu sehen.“, freute sich Yune.
„Ich find es auch schön.“, lächelte Aenna und führte ihre Mutter auf die Terrasse. Dort setzten sie sich auf die bequemen Gartenstühle und Aenna goss Tee ein.
„Wie lang ist es her? Zwanzig Jahre, dreißig Jahre?“, fragte Yune sie.
„Viel zu lange.“, antwortete Aenna nur. Tatsächlich hatte sie ihre Mutter vermisst.
„Ja.“, nickte Yune. „Das ist wahr.“ Sie machte eine kurze Pause und fragte. „Wie geht es Pheonix, Jerome und Corentin?“ Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu. „Und Liilia?“
„Phoenix ist tot. Jerome und Lilia sind im Schattenland. Corentin geht es gut.“, erzählte Aenna kurz.
„Das mit Phoenix tut mir Leid.“ Kurze Schatten bildeten sich um ihre Augen. „Dabei wollte euch beiden doch etwas wichtiges sagen.“
„Was denn?“ Aenna wurde neugierig. Sie war sich nicht sicher ob sie das hören wollte.
„Ich habe etwas herausgefunden. Ich war nie ganz ehrlich zu dir. Dein Vater hatte zum selben Zeitpunkt, wo ich mit dir schwanger war, eine Affäre mit einer Frau namens Joeline. Es war nur ganz kurz. Fünf Jahre. Joeline bekam einen Sohn von ihm. Sein Name war Pheonix. Joeline starb kurz nach Phoenix Geburt.“, erzählte Yune ihrer Tochter.
„Phoenix ist mein Halbbruder?“ Aenna war entsetzt. „Aber das kann nicht sein! Phoenix hatte doch einen Zwillingsbruder und seine Mutter war Christall.“
„Oh, Christall war seine Adoptivmutter, aber nicht seine richtige Mutter. Das er einen Zwillingsbruder hatte, wusste ich gar nicht.“
Hatte Phoenix das gewusst? Hatte er sich deswegen so schnell von zu Hause getrennt? Diese Fragen quälten sie.
Was sie aber mit Sicherheit wusste war, dass sie jetzt niemals die Chance hatte mit Phoenix zusammen zu kommen, selbst wenn er noch leben sollte.
Konnte sie damit umgehen? Sie musste es wohl.
„Und warum weist du das erst seit kurzem?“ Aenna versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten.
„Ich habe neulich deinen Vater getroffen. Wir sind ja seid Jahren nicht mehr zusammen. Da hat er mir das jedenfalls erzählt.“ Yune beobachtete ihre Tochter.
„Ok.“, sagte sie. Doch nichts war okay. Phoenix war für immer für sie verloren.
Ihre Mutter blieb noch bis zum Abend. Aenna und sie unterhielten sich über alles mögliche und tauschten Neuigkeiten aus. Es war ein schöner Nachmittag. Auch wenn Aenna die ganze Zeit über traurig war. Als ihre Mutter gegangen war, ließ sie sich auf das Sofa im Wohnraum fallen und weinte.
„Phoenix.“, flüsterte sie.


Kapitel 21

Er saß allein ins seinem Zimmer und dachte fieberhaft nach. Linnea war seine Cousine. Er würde nie mehr mit ihr zusammen sein können. Alle Hoffnung war verloren. Marjorie war Malous Schwester. Auch das war kaum zu glauben. Was sollte er tun?
Er wollte weiterhin mit dem weißen Volk Frieden schließen, doch so lange Marjorie lebte, konnte er das vergessen. Konnte er unter den Bedingungen immer noch König der Finsternis werden? Wollte er das überhaupt noch? Er hatte Pläne gemacht, die er jetzt alle wieder verwerfen konnte.
Und Linnea? An sie wollte er gar nicht denken.
Jerome wusste nicht ob er Marjorie die Geschichte glauben konnte wie sie sie erzählt hatte. Er konnte nicht glauben, dass Noel einfach so jemanden tötete. Er war fiel zu gut dazu, zu rein. Er hatte Malou über alles geliebt und war Linneas Vater. Jerome konnte Noel nicht hassen. Selbst wenn er wollte. Er hatte ihn in sein Herz geschlossen.
Und dennoch! Warum hatten Malou und Noel ihn hart arbeiten lassen obwohl er ein Mitglied der königlichen Familie war? Hatten sie ihn wirklich jemals akzeptiert? Hatten sie ihn je geliebt?
Sie hatten ihn sein ganzes Leben lang angelogen. So viele Lügen in seinem Leben! Die einzige Wahrheit, der er sich auch hundertprozentig sicher sein konnte war, dass er Linnea über alles liebte und dass er nie mehr mit ihr zusammen sein durfte. Das war so unfair. Sie war die einzige Wahrheit in seinem Leben.
Er seufzte und dann drohten seine Gefühle ihn zu überwältigen. Er brach in Tränen aus. Goldene Tränen!
Moment mal! Er würde bald der König der Finsternis sein. Sollte er nicht schwarze Tränen weinen so wie Marjorie?

Es klopfte an der Tür lange nachdem seine Tränen versiegt waren.
„Herein!“, rief er. Seine Stimme gehorchte ihm immer noch nicht ganz.
Die Tür öffnete sich und Charlina steckte ihren Kopf durch die Tür. „Stör ich?“
Er schüttelte mit dem Kopf.
Sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Hey, was ist denn los?“, fragte sie, schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben ihn. Sie schloss ihn in ihre Arme und er versank darin.
Und dann erzählte er ihr alles. Alles, was er heute getan und gehört hatte. Als er mit seinem Bericht geendet hatte, war er völlig fertig.
„Hey.“ Carlina streichelte ihm in ihrer Umarmung sanft über den Rücken. „Jerome, ich... Es tut mir alles so Leid.“
Jerome löste sich aus ihrer Umarmung. Schon wieder erschienen goldene Tränen auf seiner Wange.
Sprachlos sah Carlina ihn an. Dann sagte sie. „Du bist so wunderschön.“
Jerome sagte nichts. Eigentlich wollte er nur noch schlafen.
„Jerome, es gibt immer eine Lösung. Für alles.“, versuchte Carlina ihn zu trösten. „Wenn du sie wirklich liebst, wovon ich überzeugt bin, wirst du eine Lösung finden.“
Jetzt sah er ihr direkt in die Augen. „Wie denn? Ich soll dich demnächst heiraten und sie ist meine Cousine. Wie soll mir das helfen?“ Er war verzweifelt.
„Jerome, ich...“
„Was denn? Es ist alles beschissen.“, fuhr er sie an. „Mein ganzes Leben war eine Lüge! Wie soll ich damit zurecht kommen?“
Sie legte ihre Hand auf sein Bein. „Es ist schwer für dich, das verstehe ich, aber du bist stark. Du bist Jemand, der niemals aufgibt. Ich bewundere dich dafür.“
„Ich bin nicht stark. Mein größter Fehler war, dass ich Linnea gestanden hab, dass ich sie liebe. Dadurch habe ich sie verletzt.“
„So was darfst du nicht sagen.“
„Es ist doch die Wahrheit.“ Sein Gesicht zeichnete seinen Kummer wider. Wie sollte er das alles Linnea erklären, wenn er sie jemals wied


Kapitel 22

Sie waren jetzt am Ende des Feenreichs angelangt. Hier sah es nicht anders aus als im übrigen Land. Phoenix hatte Linnea erklärt, dass man dennoch auf unsichtbare Wände stieß, wo man nicht weiterkam. Linnea konnte es nicht glauben. Sie war ihrem Ziel näher gekommen. Viel näher. Und Phoenix war ihr dabei eine große Hilfe gewesen. Doch ihre Gefühle für ihn verwirrten sie immer noch. In ihrer Welt, in der Welt der Menschen, hatte sie nicht mal einen Freund gehabt. Dort hatte sie aber Freunde gehabt. Sie vermisste sie, besonders Judith. Aber auch ihre Großeltern.
Linnea hatte sich in dieser Welt eingelebt, aber nur Jerome zu Liebe. Und was war mit Phoenix? Er bedeutete ihr jetzt auch viel. Sie musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass die anderen noch nicht wussten, dass Phoenix lebte. Für sie war es selbstverständlich geworden. Es war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, in der sie mit Phoenix unterwegs gewesen war. Aber so lange war es nicht gewesen. Vielleicht eine Woche oder zwei. Sie hatte etwas das Gefühl für Zeit verloren.
Es wurde langsam dunkel und Phoenix verlor langsam die Geduld. „Linnea kommst du? Wir sollten das Portal öffnen bevor es ganz dunkel wird.“
„Klar, du hast sicher Recht.“ Sie ging zu Phoenix. Seine Nähe war ihr immer noch unangenehm.
„Gut, dann los.“ Er lächelte sie an.
Doch plötzlich hörten sie Reiter hinter sich. Erschrocken sahen sie sich um. Die Fremden waren zu zehnt.
„Was wollt ihr hier? Hierher kommen nur Elfen, die ein anderes Reich betreten wollen.“, fragte der vorderste Mann. Er war groß und hatte blonde schulterlange Haare.
„Wer seid ihr?“ Phoenix stellte eine Gegenfrage statt zu antworten.
„Wir sind die Hüter der Welten, die darauf aufpassen, dass kein Unbefugter eine fremde Welt betritt. Ich bin der Sprecher dieser Gruppe. Mein Name ist Vin.“ Er sah Phoenix und Linnea bestimmt an. „Also was wollt ihr?“
Linnea fand, dass Vin bedrohlich aussah. Man sollte es sich nicht mit ihm verscherzen.
„Wir wollen ins Schattenland und unseren Freund retten.“, berichtete Phoenix nun.
„Habt ihr die Erlaubnis dazu?“, fragte er.
„Nein.“, gestand Phoenix.
„Dann darf ich euch da nicht reinlassen.“
„Aber wir müssen dahin.“, beharrte Phoenix. „Es geht um Leben und Tod.“
„Tut mir Leid. Ich darf euch nicht reinlassen.“ Vin schüttelte mit dem Kopf.
„Wir kämpfen gegen sie.“, flüsterte Phoenix ihr zu.
„Aber wir haben kaum eine Chance. Sie sind zu Zehnt.“, flüsterte Linnea zurück.
Doch die zehn Reiter waren schon von ihren Pferden gestiegen und Phoenix ging bereits auf sie zu. Also folgte Linnea ihm.
Dann begann ein wilder Kampf. Linnea musste mit fünf Gegnern gleichzeitig kämpfen. Die anderen fünf kümmerten sich um Phoenix.
„Das schaffe ich nie.“, dachte Linnea.
Sie schickte ihren Gegnern Lehmzauber, Wasserzauber, Würgezauber und sonstige Zauber auf den Hals. Sie wandte auch magische Kampftechniken an. Sie kämpfte mit ihren Gegnern durch die Luft, setzte mehr Kraft in ihre Arme und Beine und hetzte ihnen Feuerbälle auf den Hals, doch es half alles nichts. Die fünf waren zu stark für sie. Sie waren eben ausgebildet. Normalerweise sollte sie jetzt in der Schule sein.
Aber auch Phoenix, der wesentlich mehr drauf hatte, hatte sehr zu kämpfen. Er versuchte alles, aber seine Gegner waren zu stark. Sie hetzten ihnen die Zauber in dreifacher Menge auf den Hals und traten und schlugen kräftiger zu. Viel kräftiger. Linnea war am Verzweifeln.
Einmal konnte Phoenix seinen Luftzauber kaum noch halten und stürzte in die Tiefe. Fast 1000 m über den Erdboden. Gerade noch rechtzeitig hielt er an und stieg wieder nach oben. Linnea war das Herz in die Hose gerutscht und sie war abgelenkt worden.
Das nutzten ihre Gegner aus und sie griffen sie an. Sie bekam heftige Schläge gegen ihr Schienbein und gegen die Rippen. Das bemerkte auch Phoenix.
Deswegen zauberte er das brennende Loch in die Luft und schrie: „Linnea, geh durchs Portal! Das ist deine einzige Chance!“
„Und du?“, fragte sie. Anscheinend hatte er keine Angst, dass ihre Gegner hinterher sprangen.
„Ich kann nicht. Ich muss sie aufhalten.“ Seine Stimme zitterte. Er würde sterben!
„Phoenix....“ In ihrer Stimme schwang all ihre Leidenschaft mit.
„Spring! Oder willst du, dass es sich vorher wieder schließt?“
Linnea konzentrierte sich kaum noch auf den Kampf. Sie weinte goldene Tränen.
„Ich liebe dich!“ Es war die Wahrheit. Das wusste sie. Sie liebte auch Phoenix. Und dann machte sie sich von ihrem Gegner los. Neue Kraft leitete sie. Dann wandte sie Phoenix einen letzten Blick zu und sprang durch das Feuerloch, dass kurz vor ihr war. Sie tauchte ein in eine neue Welt. Hier empfing sie Helligkeit.

Ende Teil 3

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.06.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /