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Kapitel 1

Staunend sah sie sich um. Sie waren auf der Blumenwiese aus ihrem Traum. In echt sah sie noch herrlicher aus.
„Schön, oder?“, fragte Jerome.
„Ja. Wunderschön.“, lächelte Linnea.
„Ich will dich nicht drängen, aber wir müssen weiter.“ Jerome flüsterte fast.
„Natürlich.“ Linnea sah ihn traurig an.
Sie gingen nebeneinander her. Jerome dicht an Linneas Seite.
„Es dauert nicht lange. Dann sind wir da.“, versprach Jerome Linnea.
Linnea wusste nicht, ob sie das glücklich oder traurig machen sollte. Doch sie sagte nichts. Es dauerte nicht lange bis ein großes, goldenes Schloss in Sicht kam, mit vielen kleinen Türmen. Es sah wunderschön aus. Linnea blieb stehen.
„Du hast mir nicht gesagt, dass Mum und Dad in einem Schloss wohnen.“, stellte sie fest.
„Hübsch, nicht?“ Jerome lächelte. Ach, es wäre besser, wenn wir uns jetzt mit IHR und EUCH ansprechen.“
„Okay.“ Sie gingen auf das Schloss zu.
Lea war aufgeregt. Sie würde heute zum ersten Mal ihre Eltern kennen lernen. Wie waren sie wohl? Auf jeden Fall schienen sie reich zu sein. Als sie das Schloss aus der Nähe sah, wirkte es noch größer.
Jerome führte sie zum Eingangstor. Er klingelte. Schon nach kurzer Zeit wurde das große Tor geöffnet und zu Linneas Überraschung stand Lilia vor ihnen.
„Jerome, endlich!“ Es war nicht zu überhören, dass sie sich freute Jerome zu sehen. „Wo bist du so lange gewesen?“ Lilia musterte Linnea von Kopf bis Fuß.
„Das ist eine lange Geschichte.“, wich Jerome ihr aus. „Sind der Graf und die Gräfin da?“
„Natürlich. Sie sind auf der Terrasse. Ich führe dich hin.“
Linnea wusste, dass sie Lilia jetzt schon hasste. Und das aufgrund der Erinnerungen an ihre Träume. Sie folgte Lilia und Jerome. Der Weg zur Terrasse war nicht weit. Die Terrasse war wunderschön. Groß, bequem und in tollen Frühlingsfarben. Gelbe Wände, grüne Stühle, roter Tisch. Dahinter lag ein großer Garten mit vielen verschieden Sorten von Blumen.
Als ihre Eltern sie hörten, drehten sie sich um. Sie entdeckten Jerome und freuten sich ihn zu sehen. Sie standen sofort auf.
„Jerome, endlich bist du da. Wo bist du denn nur so lange gewesen?“, fragte Noel ihn gleich.
„Es hat ein wenig länger gedauert.“, antwortete Jerome nur. „Aber hier ist eure Tochter Linnea.“
Sofort wanden sich die beiden ihr zu. Sie umarmten sie beide.
„Linnea, es ist so schön dich endlich wieder zu sehen.“ Malou lächelte sie an. Sie war so schön.
„Als wir dich das letzte mal sahen, warst du winzig. Jetzt bist du eine Frau.“, bemerkte Noel lächelnd.
„Ich find es auch schön hier zu sein.“
„Ihr habt euch sicher viel zu erzählen. Ich geh dann mal.“, verabschiedete sich Jerome von der Familie.
„Ja, danke Jerome. Du hast was gut bei uns. Vielen, vielen Dank.“ Noel überhäufte Jerome mit weiteren Worten des Dankes.
„Ist schon okay. Das hab ich gerne gemacht.“ Jerome warf Linnea einen letzten Blick zu, zwinkerte ihr zu und verschwand dann. Lea blieb allein mit ihren Eltern zurück.
„Setzt dich doch.“, bat Malou ihre Tochter und zeigte auf einen der Liegestühle auf der Terrasse. Linnea nahm Platz. Auch ihre Eltern setzten sich auf Stühle.
„Dann erzähl doch mal von dir.“, bat Noel sie.
Malou fragte gleich danach. „Willst du etwas trinken?“
„Was habt ihr denn da?“, erkundigte sie sich.
„Apfelwein zum Beispiel.“
„Klingt gut.“, fand Linnea. „Gern.“
Und dann erzählte Linnea von sich. Von ihrer Kindheit, wie sie sich mit ihren Großeltern verstand, von ihren Freunden in der Schule und wie Jerome ihr Leben umgekrempelt hatte. Alles, wo sie glaubte, was ihre Eltern interessieren könnte. Nur von ihrer Liebe zu Jerome erzählte sie nichts.
Ihre Erzählung dauerte lange. Sie saßen den ganzen Nachmittag und einen Teil des Abends auf der sonnigen Terrasse. Sie aßen reichlich zum Abendbrot. Überwiegend Früchte. Erdbeeren, Weintrauben, Johannisbeeren, Stachelbeeren, aber auch alles mögliche, was Linnea total fremd war. Es schmeckte aber alles.
Ihre Eltern stellten viele Fragen. Sie waren nett. Linnea mochte sie sofort. Linnea wusste, dass heute keine Zeit mehr war, etwas über ihre Eltern zu erfahren. Es war schon spät. Sie selbst gähnte auch schon.
„Komm, ich bringe dich in dein neues Zimmer.“, schlug Noel ihr vor und stand auf.
„Das ist eine gute Idee.“, fand Linnea und stand ebenfalls auf.
Malou stand auch auf. Fast schüchtern sah sie ihre Tochter an.
„Gute Nacht, Linnea.“
„Gute Nacht, Mum.“
Noel führte sie in den zweiten Stock. Ihr Zimmer war das zweite von hinten auf der linken Seite. Es war wunderschön und ihrem Zimmer in der Menschenwelt fast identisch. Es war unglaublich.
„Gefällt es dir?“, fragte Noel sie.
„Und wie.“, lächelte sie.
„Das ist schön. Dann gute Nacht. Bis morgen.“
„Gute Nacht.“
Linnea war allein. Sie war erschöpft und schaute nur noch in die Schränke rein. Nachthemde lagen darin. Linnea schnappte sich ein blaues, zog ihre alten Sachen aus und das Nachthemd an. Dann legte sie sich in das Himmelbett. Es war wunderbar.
Linnea dachte noch kurz an Jerome. Wo er jetzt wohl war und mit wem? Sah sie ihn morgen wieder? Sie hoffte es.
Sie war so müde und schlief deshalb schnell ein.


Kapitel 2

Jerome vermisste Linnea. Zwei Tage waren sie jetzt da und er hatte sie noch nicht wieder gesehen. Wie hatte er sich nur in sie verlieben können? Er hätte das nicht zulassen dürfen. Ihr so viel Leid zuzufügen. Wo er doch genau gewusst hatte, dass seine Liebe zu Linnea keine Chance hatte.
Jerome hatte nur am Anfang mal mit Lilia gesprochen. Er schwieg die meiste Zeit, wenn er mit den anderen zusammen war. Er dachte lieber an Linnea und die kurze Zeit, die er mit ihr hatte verbringen dürfen.
Am Abend des 2. Tages kam Lilia zu ihm. „Was ist los, Jerome?“
„Was meinst du?“, fragte Jerome.
„Du bist so ruhig. Du redest nicht mehr über alles und jenen. Wo ist der alte Jerome?“ Lilia sah ihn ernst an.
„Ich bin ich. Ich hab mich vielleicht etwas verändert. Aber ich bin immer noch ich.“
„Du bist anders geworden. Ich erkenne dich nicht wieder.“ Lilia ließ nicht locker.
Jerome seufzte. Er hatte keine Energie für solche Gespräche.
„Und da ist nicht etwa ein Mädchen für verantwortlich?“, hakte Lilia nach.
„Selbst wenn würde es dich nichts angehen.“, erklärte Jerome ihr.
„Ach nein? Wirklich nicht?“, fragte Lilia sarkastisch. „Zufällig schlafen wir miteinander.“
„Wir haben miteinander geschlafen.“, korrigierte Jerome sie. „Das ist jetzt vorbei.“
„Man, es scheint dir ja richtig ernst zu sein.“ Lilia war nicht gerade begeistert. „Noch eine Eigenschaft, die nicht zu dir passt.“
„Menschen verändern sich.“ Jerome hatte keine große Lust auf Diskussionen.
„Menschen schon, Elfen nicht.“, entgegnete ihm Lilia.
Jerome sagte nichts mehr. Er wollte seine Ruhe haben und an Linnea denken. Er wollte sich seinen Tagträumen hingeben. Raus aus der verdammten Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die ihm Linnea geraubt hatte. Seine Linnea!
Sollte er versuchen im Traum mit ihr zu kommunizieren? Er hatte daran schon öfter gedacht.
Jerome wusste, dass er nicht an sie denken durfte. Er hätte ihr nie seine Gefühle zeigen dürfen. Doch es war so schwer gewesen. Er liebte sie so sehr. Und er wusste, dass sie es wert war. Sie war alle Mühe wert. Sie war so toll. Sie musste beschützt werden. Sie würde noch großes erreichen. Da war er sich sicher.
Lilia seufzte. „Jerome!“
Erschrocken sah er sie an. „Was?“
„Ich hab dich etwas gefragt.“ Lilia sah ihn streng an.
„Was denn? Ich war einen Moment in Gedanken.“
„Das hab ich wohl bemerkt. Ich hab dich gefragt, ob du sie liebst.“
„Ich glaub nicht, dass dich das etwas angeht.“, wich Jerome ihr aus.
Sauer sah sie ihn an. „Und ob mich das etwas angeht, wenn mein bester Freund in Schwierigkeiten steckt.“
„Ich stecke gar nicht in Schwierigkeiten. Es ist alles in Ordnung.“
„Bist du sicher?“ Sie glaubte ihm nicht.
„Ja, sehr sicher.“, nickte Jerome.
„Okay, du willst nicht darüber reden. Aber glaub nicht, dass ich nicht weiter nachhaken werde.“
Sie drehte sich um und verschwand. Jerome schloss einen Moment die Augen. Sie würde keine Ruhe geben. So viel war sicher. Doch erst mal konnte er allein sein und von Linnea träumen.


Kapitel 3

Linnea war in der Schule. Zwei Tage lernte sie jetzt schon professionell Magie. Sie hatte in ihrer Klasse sogar schon eine Freundin gefunden. Pheobe. Sie hatte sie gleich am ersten Tag angesprochen. Sie hatten im Gang gestanden und sie hatte gefragt: „Du bist Linnea, oder? Ich hab schon so viel von dir gehört. Alle Erwartungen liegen bei dir.“
„Ja, ich bin Linnea. Ich bin noch nicht lange hier.“, erzählte Linnea.
Das Mädchen auf dem Flur nickte. Sie hatte flammend rote Haare, strahlend blaue Augen und blasse, elfenbeinfarbene Haut. Sie war schlank und auf ihre Weise hübsch. Sie trug meist grüne oder blaue Kleider.
„Wow, das ist ja so cool. Die Menschwelt stellte ich mir so interessant vor. Ich würde so gern mal dahin.“
„Die Menschenwelt ist anders als diese. Es gibt viele schöne Orte dort.“, nickte Linnea.
„Und Männer.“, ergänzte Pheobe.
„Ja, das auch.“, bestätigte Linnea. „Aber die haben mich weniger interessiert.“
„Und Jerome hat dich abgeholt! Was für ein Glück du hattest. Er sieht ja so gut aus, aber noch ein bisschen besser sieht Corentin aus. Der Schwarzhaarige. Sein Kumpel.“
Linnea lächelte. „Jerome ist schon sehr nett.“ Mehr sagte sie nicht. Das Mädchen war nett, aber auch fremd und vor allem eine Labertasche.
„Ach, ich bin übrigens Pheobe.“, stellte sich das Mädchen nun vor.
„Freut mich dich kennen zu lernen, Pheobe.“
„Mich freut es auch.“
Linnea hatte von Jerome nicht mal die Grundkenntnisse der Magie erlernt. Das wurde ihr sofort klar. Magie war so viel mehr. Es gab so viele Zauber. Sternenkunde war ein einzelnes Fach, dass Lea total spannend fand. Außerdem hatte sie auch Einzelunterricht. Wenn es ums Thema Sterne und ihr Leben ging. Alles andere hatte sie mit den Elfen zusammen.
Gerade hatten sie Pause. Sie stand mit Pheobe auf dem Schulhof und beobachtete die Elfen. Phoebe redete ununterbrochen.
„Also, der mit den blauen Haaren da drüben ist Lasse. Der schwarzhaarige neben ihm Fiete. Das Mädchen mit den goldenen Haaren heißt Abigail. Das mit den rotbraunen Haaren Sophie. Das ist die coole Clique. So wird sie genannt. Jeder will dazu gehören.“, erklärte Phoebe ihr.
Linnea beobachtete Fiete. Er sah gut aus. Vielleicht reichte er sogar an Jerome ran. Linnea beobachtete ihn ein wenig genauer.
„Sind das Paare?“, fragte Linnea sie.
„Lasse und Abby schon. Fiete und Sophie nicht.“, erklärte Phoebe.
Warum freute sich Linnea darüber? Sie wollte Niemand anderen als Jerome. Doch dieser Fiete faszinierte sie.
Als nächstes hatte sie Sternenkunde. Der Lehrer war ein junger Elf mit blonden Haar. Noor. Hier wurden auch alle Lehrer mit Vornamen angesprochen.
Linnea lernte, dass die Sterne außerhalb des Sonnensystems, die Sterne mit Magie waren. Viele Planeten hatten die Menschen auf der Erde noch nicht entdeckt, weil sie einfach zu weit weg waren. Das hieß aber nicht, dass dort kein Leben war. Dort herrschte magisches Leben.
Leben, dass Linnea nicht ein mal benennen konnte. Faszinierende Wesen. Feuerwesen, Luftwesen, Wasserwesen und noch viel mehr. Selbst Elfen brauchten zu manchen Planeten 1000 Jahre. Es gab nur einen Elf, der ein mal auf so einem Planeten gewesen war und wieder zurückgekommen war. Even! Er war berühmt und 3500 Jahre alt. Der älteste Elf überhaupt. Linnea fand das Fach total spannend.
Nach Sternenkunde hatten sie Traumkunde. Dort lernten sie, dass man Träume verschicken kann. Das konnte man schon beeinflussen, aber man brauchte viel Zeit dazu. Es war schwer. Ihr Lehrer Milan zeigte ihnen wie es ging. Und Linnea beschloss es demnächst einmal auszuprobieren und Jerome einen bewussten Traum zu schicken.
Sie fand die Schule spannend, aber sie war auch froh, wenn sie vorbei war. Linnea verabschiedete sich vor der Schule von Pheobe und ging nach Hause. Fiete folgte ihr meistens. Er hatte fast den selben Weg wie sie. Aber sie redeten nie miteinander.

Zu Hause suchte Linnea in dem großen Schloss nach ihren Eltern. Ihre Mutter fand sie meist auf der Terrasse. Entweder lag sie im Liegestuhl oder kümmerte sich um den Garten. Einen Gärtner ließ sie da nicht ran.
Ihr Vater war meist in einer Versammlung und beschloss neue Gesetzte oder andere wichtige Entscheidungen.
Also ging sie erst zur Terrasse. Tatsächlich fand sie dort ihre Mutter. Sie setzte sich neben sie und sagte: „Hi Mum.“
„Hey, wie war die Schule?“, erkundigte sich Malou bei ihrer Tochter. Sie legte ihr Buch weg.
„Gut, richtig spannend.“, erzählte Linnea.
„Das freut mich. Es ist wichtig, dass du so viel lernst wie möglich.“
Das wusste Linnea. Momentan waren die dunkeln Mächte ziemlich friedlich, aber das würde nicht so bleiben. Die hohen Leute rechneten ziemlich bald mit einem Angriff. Vermutlich hatten sie Recht. Bald war das Mittsommerfest. Linnea hatte schon versucht ihrer Mutter das Fest auszureden, aber davon wollte sie nichts hören. Linnea musste dann halt einfach auf ihre Eltern Acht geben. Und Jerome war ja auch noch da. Er würde sie nicht aus den Augen lassen. Und dennoch war Linnea besorgt. Dabei sollte sie ihr erstes Mittsommerfest so richtig genießen. Mit Pheobe zusammen feiern oder so. Aber sie war vorbelastet aufgrund ihres Traumes.
„Das tue ich.“, versicherte sie ihrer Mutter. „Und es macht Spaß.“
„Das freut mich. Spaß ist wichtig.“
Sie schwiegen kurz ein wenig. Dann fragte Linnea. „Wo ist Dad?“
„Irgendwelche wichtigen Gespräche mit hohen Elfen. Wie immer.“
Linnea seufzte. Malou überließ Noel das Regieren. Sie interessierte das nicht so, aber auf dem Laufenden hielt er sie trotzdem.
„Und wie gefällt es dir bis jetzt bei uns?“, fragte Malou sie nun.
„Gut.“ Das war nicht ganz gelogen, aber ihr fehlte Jerome so sehr. Was er jetzt wohl tat? Wo er wohl war?


Kapitel 4

Es wurde langsam schön im Feenreich. Die Sonne schien und es war warm. Jerome saß draußen auf der Blumenwiese vorm Schloss. Zusammen mit seinen Freunden Lilia, Corentin, Aenna und Phoenix. Corentins kleiner Bruder Fiete war ebenfalls mit seinen Freunden dort. Sie unterhielten sich gerade lautstark.
„Die ist so heiß! Habt ihr gesehen wie schön die ist?“, fragte Fiete gerade seine Freunde.
„Ja, sie sieht wirklich schön aus.“, bestätigte Lasse.
„Hey!“, beschwerte sich Abigail lautstark bei Lasse. „Ich bin auch noch da.“
„Du bist natürlich viel schöner.“, grinste Lasse. Jetzt war Abigail zufrieden. Sophie und Fiete verdrehten die Augen.
„Jedenfalls würde ich mir die echt mal klar machen. So für ein paar Monate.“, grinste Fiete.
„Dabei helfe ich dir.“, bot Lasse an. Die Jungs lachten.
Jerome ballte seine Hände zu Fäusten. Wie konnte jemand nur so abfällig über Linnea reden? Doch Jerome durfte sich nichts anmerken lassen. Niemand durfte erfahren, was er empfand.
„Jerome, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Phoenix besorgt.
„Sicher.“, log Jerome. Nicht mal mit ihm durfte Jerome darüber reden. Obwohl er sein bester Freund war. Stattdessen hörte er weiter das Gespräch mit an.
„Vielleicht sollte ich sie einladen. Zum Dinner oder so. Und dann verführe ich sie auf ein Zimmer und lege sie flach. Vielleicht schenkt sie mir ja sogar einen Erben.“
„Du warst schon immer abartig, Fiete.“, fand Abigail. Lasse dagegen lachte.
Jeder wusste, dass Fiete eigentlich auf Sophie stand. Aber die war nicht so leicht zu haben. Jetzt, wo die anderen dabei waren, konnte Jerome nichts machen. Aber wenn er Fiete alleine traf, würde er ihm ein paar Takte erzählen. Und wenn er ihn erpressen musste. Schließlich hatte Jerome vor einiger Zeit ein gut gehütetes Geheimnis über Fiete erfahren. Davn wusste Fiete nur nichts.

Jerome brauchte nicht so lange warten bis er die Gelegenheit dazu bekam. Schon einen Tag später sah er Fiete auf den Markt unterhalb der Burg. Es war voll in den Gassen, aber Jerome kannte dunkle Straßen ganz in der Nähe, die ziemlich leer waren. Er wartete so lange bis Fiete in die Nähe dieser Straßen kam und schnappte sich ihn.
„Was soll das?“, beschwerte sich Fiete und wehrte sich als Jerome ihn in die dunkle Gasse zog. Hier interessierte keinen, was sie taten.
„Du wirst das Mädchen in Ruhe lassen, hörst du?“, verlangte Jerome mit drohender Stimme.
„Welches Mädchen?“ Fiete sah ihn verdutzt an. Hier in der Gasse lag Jeromes Gesicht im Schatten, aber Fiete erkannte ihn natürlich an seiner Stimme.
„Linnea! Du wirst sie in Ruhe lassen. Sie steht unter meinem Schutz.“
„Uho!“ Fiete fand seine Sicherheit zurück. Er grinste schon wieder. „Du willst mir drohen? Warum sollte ich dir gehorchen?“
„Weil ich etwas über dich weis, was bestimmt nicht rum gesprochen werden sollte.“ Jerome hasste es Leuten zu drohen, aber für Linnea tat er es gern.
„Und was soll das sein?“ Fiete war skeptisch.
„Ich sag nur Sophie.“, deutete Jerome an. Befriedigend sah er wie Fietes Augen größer wurden. Er sah entsetzt aus. Jerome ließ ihn noch ein bisschen zappeln. Dann fragte er. „Wirst du sie in Ruhe lassen?“
„Warum ist dir das so wichtig?“ Jetzt wurde er neugierig.
Jerome ignorierte seine Frage.
„Und wenn ich es nicht tue? Was willst du dann tun?“, fragte Fiete provozierend. „Mir eine reinhauen?“
„Das ist gar keine schlechte Idee. Aber noch schöner wäre es doch dein kleines Geheimnis zu verraten.“ Jetzt lächelte Jerome.
„Wenn du das tust...“, drohte Fiete.
„Dann was?“
Ohne Vorwarnung schlug Fiete Jerome mit der Faust auf die Nase und haute dann ab. Verwundert sah Jerome ihm hinterher. Seine Nase blutete. Verdammt, was hatte das denn gesollt?
Jerome wartete bis seine Nase aufhörte zu bluten. Dann ging er zu einem Heiler. Hoffentlich war sie nicht gebrochen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Der Heiler fragte ihn natürlich sofort, was geschehen war. Jerome log. Der Heiler verarztete seine Wunde. Dann machte sich Jerome auf den Heimweg. Hoffentlich sah Linnea ihn nicht so.

Kapitel 5

Als Linnea am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule war, traf sie Jerome endlich. Seine Nase schien ein wenig demoliert zu sein. Hatte er sich geschlagen?
„Jerome, wie geht es dir?“, flüsterte sie. Es waren noch nicht viele Leute unterwegs.
„Ja, ganz gut. Und dir? Hat dich jemand belästigt?“ Linnea bemerkte sofort, dass es ihm nicht gut ging.
„Bei mir ist alles in Ordnung.“ Zum Ausgleich log sie auch. Sie vermisste ihn viel zu sehr. „Mich hat auch Niemand belästigt.“
Jerome wirkte erleichtert.
„Gib mir sofort Bescheid, wenn es Ärger gibt.“, forderte er.
„Was ist mit deiner Nase passiert?“, wollte sie wissen.
„Ich bin gegen eine Wand geprallt.“ Das war natürlich auch eine Lüge, aber Linnea sagte nichts. Wenn er ihr nicht die Wahrheit sagen wollte, musste sie das akzeptieren.
„Jerome, ich muss jetzt in die Schule.“, entschuldigte sie sich dann.
„Natürlich. Dann will ich dich nicht länger aufhalten.“ Seine Stimme zitterte leicht.
„Bye.“, sagte sie.
„Tschüss.“
Sie machte sich schweren Herzens auf den Weg in die Schule am Rand es Schlossgeländes.

In der ersten Stunde hatten sie Magie im Kampf. Sie lernten nichts anderes, als wie sie die Magie im Kampf einsetzten. Es gab viele verschiedene erlabte Möglichkeiten und ein paar unerlaubte. Sie lernten natürlich nur die erlaubten Methoden.
Es gab verschiedene Flüche. Damit beschäftigten sie sich momentan. Der Lehmfluch, der Schreckfluch, den Schluckfluch, den Zerbrechfluch, den Fliegfluch und mehr. Sie lernten was über die Wirkung und die Anwendung dieser Flüche. Eine Unterrichtstunde ging in dieser Schule übrigens 90 Minuten.
Danach war erst mal Pause.
Phoebe und sie saßen auf einer Bank beim Basketballkorb. Sie unterhielten sich gerade mal wieder über die Menschenwelt. Phoebes Lieblingsthema. Da kam Fiete zu ihnen.
„Na, Mädels! Wie geht’s?“, fragte er.
„Gut.“, sagten beide wie aus einem Munde.
„Das Wochenende nach dem Mittsommerfest ist eine Strandparty. Habt ihr Lust zu kommen?“
Linnea sah wie Phoebes Augen leuchteten. Linnea war klar, dass sie allein wegen ihr zusagen musste. Sie selbst hatte keine große Lust. Vielleicht konnte sie sich ja Jerome Bescheid geben und sich heimlich mit ihm abseilen.
„Gern, oder Phoebe?“, fragte Linnea ihre Freundin.
„Auf jeden Fall.“, strahlte diese.
„Das ist toll. Abends gegen halb 8 geht’s los.“
„Okay, wir sind da.“ Linnea lächelte ihn an und Fiete ging davon.
„Ich kann es nicht glauben. Fiete hat mich eingeladen. Mich!“ Sie strahlte. Sie war so glücklich, dass Linnea ihr nicht sagen wollte, dass er das wohl eher ihretwegen getan hatte.
In der nächsten Stunde hatten sie ein Unterrichtsfach, was man am ehesten mit dem Fach Sprachen bezeichnen konnte. Es gab viele verschiedene Sprachen unter den Elfen und eine eigene für die Sterne. Sie waren Linnea so fremd, dass sie sie noch nicht mal richtig erklären konnte. Deshalb bekam sie auch erst mal Einzelunterricht, damit sie überhaupt die Anfänge verstand. Die Sprachen der Elfen waren irgendwie singend. Die Sterne hatten in ihrer Sprache nur Signaltöne.
Danach hatten sie eine kurze 5-Minuten-Pause und dann hatten sie das Fach magische Kunst. Dort wurde ihnen beigebracht wie man durch Magie künstlerisch tätig werden konnte. Das ging allein mit Gedanken. Da Linnea in der Menschenwelt schon Kunst geliebt hatte, liebte sie das Unterrichtsfach hier noch viel mehr. Sie hatte viel mehr Möglichkeiten.
Dann war die große Mittagspause. Phoebe und Linnea saßen wie immer allein an einem Tisch in der Cafeteria. Sie aßen Früchte, frisches Brot und tranken Apfelwein.
„Das ist so cool, dass Fiete uns eingeladen hat, oder?“, fragte Phoebe Linnea.
„Sicher.“ Ihr zu Liebe strahlte Linnea. Sie hatte die Freundin schon nach so kurzer Zeit in ihr Herz geschlossen. Linnea hatte sie richtig gern.
„Ich weis gar nicht, was ich anziehen soll.“ In Gedanken ging Phoebe ihren Kleiderschrank durch. Das sah man ihr an.
„Soll ich mal irgendwann zu dir kommen und dich beraten?“, bot Linnea ihr an.
„Gern.“ Phoebe strahlte. Ob Corentin wohl kommt?“
„Ich weis es nicht. Wir werden sehen. Linnea war sogar etwas eifersüchtig auf Phoebe. Sie konnte ihren Partner frei wählen.
In den letzten Stunden hatten sie Sport. Aber dieser Sport war anders als der, den sie aus der Menschenwelt kannte. Sie lernten Kampftechniken bei denen man unter anderem auch Magie einsetzten konnte. Das fand Linnea total spannend. Es war total nützlich.
Zum Schluss machten sie zur Entspannung noch ein magisches Sportspiel. Man musste so viele Gegenstände wie möglich durch Gedanken herholen und anderen zuwerfen. Also konnte es sein, dass man gleichzeitig einen Gegenstand werden musste und einen fangen musste. Das erforderte hohe Konzentration. Aber es war lustig.
Dann war die Schule endlich vorbei. Linnea war ganz schön erschöpft. Sie bekam bestimmt Muskelkater.


Kapitel 6

Zusammen mit seinen Freunden saß Jerome am Tisch im Informationsraum im Schloss. Das Mittsommerfest wurde bereits geplant. In einer Woche war es so weit. Jetzt musste entschieden werden wer auf wen Acht gab, was wie dekoriert wurde, welche Musik gespielt werden sollte und so was in der Art.
Niemand hatte ihn nach seiner Nase gefragt. Das war auch gut so. Seit Fiete darauf gehauen war seine Nase etwas schief.
„Also, es läuft eigentlich wie immer ab. Für den Graf und die Gräfin sowie die Tochter der beiden gilt besonderer Schutz. Ihr müsst sie rund um die Uhr bewachen.“, erklärte Tyler gerade. Er war der Anführer der Aufpassertruppe, wie sie sich selbst nannten. Jerome wusste, dass Tyler heilfroh war, dass er jetzt wieder da war. Jerome war einfach der beste in seinem Job. Jerome war sich aber nicht sicher, ob das auch reichte, wenn die schwarzen Mächte wirklich auftauchten. Doch er würde sein bestes geben. Für Linnea!
„Ihr kennt die Regeln. Für euch gibt es keinen Apfelwein, Honigwein oder sonstigen Alkohohl. Ihr müsst völlig klar sein. Gut, ihr wisst, was ihr zu tun habt.“
Während den Vorbereitungen für das Fest kam Lilia zu ihm.
„Was ist mit deiner Nase passiert?“
Jerome seufzte. Auf sie war doch immer Verlass. „Ich bin wo gegen gelaufen.“
„Und das soll ich dir glauben?“ Lilia kannte ihn zu gut. „Das sieht eher aus als hättest du dich geschlagen.“
„Nicht direkt.“ Jerome sah Lilia nicht an.
„Das heißt?“, fragte sie.
Jerome holte tief Luft. Was machte es schon, wenn er es Lilia erzählte? Früher hatte er ihr auch immer alles erzählt.
„Ich wurde geschlagen.“
„Von wem?“
„Das geht dich nun wirklich nichts an.“ Jerome war nicht bereit ihr alles zu berichten.
„Jerome, warum redest du nicht mehr mit mir?“, beschwerte sich Lilia bei ihm. „Ich erkenne dich wirklich nicht wieder.“
Nicht schon wieder die alte Leier! Momentan hing sie ihm damit ständig in den Ohren.
„Ich hab mich eben verändert.“, sagte er nur.
Er war froh als sie für heute mit den Vorbereitungen fertig waren und er endlich wieder allein sein konnte.

Jerome ging zu seinem Lieblingsplatz. Der Wiesenblume aus seinem und Linneas Traum. Hier war die Magie besonders stark. Er legte sich auf die Wiese, schloss die Augen und träumte am hellen Tag.

Linnea und er lagen wieder auf der Wiese. Nebeneinander. Sie kuschelte sich an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust.
„Glaubst du, wir werden glücklich sein?“, fragte Linnea wie so oft.
„Ja, ich denke schon, dass wir das werden.“ Jerome lächelte sie an. Seit ein paar Wochen trug sie sein Kind unter ihrem Leib. „Wir werden eine richtig glückliche Familie.“
„Du hast Recht. Ich sollte nicht immer so zweifeln“, nickte sie.
Jerome hielt sie in seine Arme. Was, wenn ihr jetzt etwas passierte, wenn sie jetzt kämpfen musste? Er machte sich solche Sorgen. Um sie und um das Kind.
„Es ist so schön hier.“, schwärmte Linnea. „So rein. Man spürt hier so deutlich die Magie.“
„Ja, du hast Recht. Hoffentlich bleibt wenigstens dieser Platz vom Krieg verschont.“
„Bestimmt. Wir werden auf ihn aufpassen.“
Jerome lächelte. „Ich bin jetzt schon glücklich.“
Sie lächelte ebenfalls. „Ich auch.“
Sie sahen hoch in den Sternenhimmel und genossen die Ruhe.

Als Jerome aus diesem Traum erwachte, fragte er sich, ob nur er das geträumt hatte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er blieb noch eine Weile liegen. Dann stand er auf und ging zum Schloss. Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte. Vielleicht vermisste ihn ja schon Jemand.


Kapitel 7

Eigentlich hatte sie sich nur kurz hinlegen wollen. Doch dann war sie eingeschlafen und hatte geträumt. Diesen wunderschönen Traum von ihr und Jerome. Sie hatte jetzt noch Tränen in den Augen. Sie vermisste Jerome so.
Sie musste sich jetzt beeilen. Sie wollte doch heute ins Dorf zu Phoebe. Es waren zwar noch zwei Tage bis Mittsommerfest und noch mehr bis zur Strandparty, aber Phoebe hatte vorgeschlagen schon heute ein Kleid auszusuchen.
Also stand Linnea auf, stylte ihre Haare noch mal neu und zog dann ihre Schuhe an. Mehr brauchte sie nicht. Schnell lief sie aus dem Schloss ins Freie. Ihre Eltern wussten bereits Bescheid. Vorm Schloss traf sie Jerome. Ihr Herz setzte einen Moment aus. Er sah so gut aus mit seinem blonden Locken und dem schwarzen Anzug, den er heute trug.
„Wo wollt Ihr denn hin?“, fragte er sie nachdem er kurz eine Verbeugung vor ihr gemacht hatte, wie es sich gehörte.
„Zu meiner Freundin Phoebe ins Dorf.“, erzählte Linnea ihm.
„Solltet Ihr da nicht besser begleitet werden?“ Er sah besorgt aus.
„Ich glaube nicht, dass mir auf dem Weg dorthin Gefahr droht.“, versicherte sie ihm um ihn zu beruhigen.
Er zog eine Augenbrauche hoch. „Na gut, wie Ihr meint.“
„Ist Euch nicht zu warm in diesem Anzug?“, fragte Linnea ihn.
„Nein, ich kenne keine Hitze.“, erklärte Jerome.
„Habt Ihr es gut.“, fand Linnea.
Sie tauschten noch ein paar Höflichkeiten aus. Dann flüsterte Jerome Linnea zu. „Treffen wir uns nachher noch auf unserer Wiese?“
Linnea sah ihn mit großen Augen an. Dann lächelte sie. „Gern. Ich muss jetzt auch los.“
„Dann will ich euch nicht länger aufhalten.“ Jerome ließ sie durch. Aber er sah immer noch besorgt aus.
Bis sie bei Phoebe war, musste sie an Jerome denken. Sie würde heute alleine mit ihm reden können. Was für ein Glück!
Bei Phoebe waren sie die ganze Zeit in Phoebes Zimmer. Es war schön mit gelben Wänden, einem blauen Sofa, einem Bett und einem Couchtisch sowie einen riesengroßen Kleiderschrank.
Linnea stellte sehr schnell fest, dass der größte Teil von Phoebes Schrank aus Kleidern bestand. Kurze, lange und in allen möglichen Farben.
„Welches soll ich anziehen?“, fragte Phoebe sie.
„Schwierig.“ Linnea durchstöberte ein wenig Phoebes Kleiderschrank und fand ein dunkelblaues, etwas kürzeres Kleid mit V-Ausschnitt und goldenen Fäden. Sie holte es aus dem Schrank. „Dieses gefällt mir gut.“
Skeptisch betrachtete Phoebe das Kleid. „Ist das nicht zu aufreizend?“
„Ich find es toll. Zieh es doch mal an.“
Der Aufforderung kam Phoebe nur zu gern nach. Sie drehte sich mit dem Rücken zu Linnea, zog ihre Sachen aus und das Kleid an. Sie trug keine Unterwäsche unter ihren Kleidern. Dann drehte sie sich zu Linnea um.
„Wow, das sieht perfekt aus.“, lobte Linnea sie. „Vielleicht könnten wir deine Haare dann noch etwas hochstecken.“
„Findest du wirklich?“ Phoebe war sich noch immer nicht sicher.
„Auf jeden Fall.“
„Ich hab ne goldene Haarspange.“, fiel Phoebe an.
„Die würde perfekt passen.“
„Danke, Linn! Du hast mir sehr geholfen.“ Phoebe umarmte ihre Freundin.
„Gern geschehen.“ Linnea lächelte sie an. Sie wusste, wie wichtig Phoebe diese Party war. Linnea wollte, dass sie für Phoebe perfekt wurde.
„Was ziehst du eigentlich an?“, fragte Phoebe Linnea neugierig.
„Och, die Kleider, die ich in der Schule trage.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage! Du nimmst natürlich über ein Kleid von mir.“ Jetzt war es Phoebe, die ihren Schrank durchstöberte. Sie holte ein rotes, längeres Kleid hervor, dass ebenfalls einen V-Ausschnitt hatte.“
„Wie wäre es?“
Linnea fiel das Kleid, aber sie hatte auch nichts gegen ihre. Trotzdem bot sie Phoebe an. „Ich kann es ja mal probieren.“
Das Kleid stand ihr perfekt. Es sah toll aus. Linnea stellte sich vor, wie Jerome sie ansehen würde, wenn er sie in diesem Kleid sehen würde.
Phoebe nickte. „Es ist perfekt.“ Dann stöberte sie weiter in ihrem Schrank herum. Das nächste Kleid war goldgelb mit V-Ausschnitt. Es war lang und hatte Spitze.
„Probier das mal.“, riet Phoebe ihr.
Also zog Linnea das rote Kleid aus und das goldene an. Auch dieses Kleid stand ihr perfekt.
„Die beiden Kleider leihe ich dir.“, bot Phoebe ihr an.
„Danke.“
„Gern geschehen.“
Die Mädchen verbrachten fast den ganzen Nachmittag zusammen. Sie quatschten und lachten viel. Sie würden bestimmt gute Freundinnen werden. Warum lehnten die anderen sie ab? Sie war eine tolle Elfe.


Kapitel 8

Spät verließ Linnea Phoebe wieder. Es war schon halb sechs. Sie musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig zur magischen Wiese kommen wollte. Sie lief praktisch dahin, denn sie war noch ein Stück davon entfernt. Sie freute sich so sehr auf Jerome. Endlich mal wieder ein wenig Zeit mit ihm verbringen. Wenn auch nicht viel.
Als sie ankam, erwartete Jerome sie schon. Er saß auf der Wiese und lächelte sie an.
„Hey, schön, dass du da bist.“ Er stand auf und umarmte sie fest. Er bedeckte ihren Körper mit tausend Küssen. Überall kribbelte es.
„Find ich auch.“ Sie schlank ihre Arme um seinen Hals. Sie zog ihn an sich und küsste ihn. Er erwiderte diesen Kuss langsam und zärtlich.
„Ich habe dich vermisst.“, flüsterte er.
„Ich dich auch.“
Sie legten sich nebeneinander auf die Wiese.
„Und wie gefällt es dir hier bei uns im Feenreich?“, fragte er.
„Gut.“ Linnea lächelte. „Die Schule ist voll spannend und ich hab schon eine Freundin gefunden.“
Jerome nickte. „Freut mich, dass es dir gefällt.“ Er sah sie ernst an. Trotzdem klang er traurig.
Sie schwiegen eine Weile. Linnea wünschte Jerome würde sie beruhigen, aber er tat es nicht. Er lag einfach nur ruhig da.
„Und, was machst du so?“, erkundigte sie sich bei ihm.
„Momentan laufen die Vorbereitungen für das Mittsommerfest. Da sind wir viel beschäftigt.“, erzählte er.
„Jerome, ich...“ Sie wollte ihm sagen wie sehr sie ihn liebte und vermisste. Doch warum konnte sie es nicht? Warum dachte sie momentan ständig an Fiete?“
„Was denn?“ Er sah sie erwartungsvoll an.
Sie seufzte. „Ach nichts.“
Jerome zog sie näher an sich, streichelte ihr übers Haar. „Ich weis, Süße. Ich weis.“ Er verstand sie auch ohne Worte.
Sie genoss es in vollen Zügen hier bei Jerome zu sein. Und dennoch dachte sie gerade jetzt an Fiete. Vielleicht war es, weil sie Fiete haben konnte und Jerome nicht. Dabei liebte sie Jerome doch über alles. Sie war total verwirrt.
„Du bist nicht glücklich hier, oder?“, fragte er als spüre er ihre innere Unruhe.
„Wie meinst du das?“, fragte Linnea, obwohl sie es bereits zu wissen glaubte.
„Na ja, du vermisst bestimmt deine Großeltern und deine Freunde zu Hause, oder?“
„Ja, schon! Aber am meisten vermisse ich dich.“, gab sie dann zu. „Obwohl du hier bist.“
„Ich weis. Das ist alles nicht leicht.“ Er sah unendlich traurig aus.
„Das stimmt.“ Sie wollte ihn gerne trösten, aber sie wusste nicht, womit. Also lagen sie einfach aneinandergekuschelt auf der Wiese bis Jerome und Linnea wieder nach Hause mussten.

Die schwarzen Schatten waren wieder da. Jerome und Linnea wussten nicht, wie sie sie bekämpfen sollten. Dann begann Linnea zu leuchten wie ein richtiger Stern. Die Schatten stießen merkwürdige Schreie aus, wichen zurück. Nur einer blieb. Er kämpfte weiter. Hartnäckig, zielgerecht.
Linnea und Jerome waren schnell erschöpft. Sie konnte einfach nichts gegen ihn ausrichten. Wann kam dann endlich Hilfe? Corentin, ihre Eltern, die Wachen. Am besten gleich alle. Doch sie kamen nicht. Linnea und Jerome kämpften alleine auf der Blumenwiese mit den Schatten.
Und dann geschah es: Der Schatten traf Jerome mitten ins Herz. Linnea schrie und schrie. Nicht ihr Jerome“

Linnea schreckte aus ihren Traum aus. Schweiß klebte auf ihrer Haut. Es war nur ein Albtraum gewesen. Das zumindest hoffte Linnea und dennoch konnte sie lange Zeit nicht schlafen. Jetzt musste sie auch noch auf Jerome Acht geben.


Kapitel 9

Das Mittsommerfest begann mit einer Rede von Noel. Linnea stand neben ihrem Vater und hörte ihm zu.
„Wie jedes Jahr dauert Das Mittsommerfest zwei Tage. Wie jedes Jahr ist das Schloss der Veranstalter. Wir laden euch ein mit uns zu feiern. Unsere Fruchtbarkeit, unseren Glauben und unser ganzes Dasein. Wir haben dieses Jahr die magische Wiese zum Feiern erwählt. Sie ist der magischste Ort im ganzen Feenreich. Und das ist nicht gerade klein. Also der perfekte Platz für dieses Fest. Natürlich gibt es wieder Musik und ihr könnt tanzen. Natürlich haben wir auch genügend Getränke und etwas zu essen. Also tanzt und ernährt und amüsiert euch.“
Damit wurde das Mittsommerfest eröffnet. Nachdem der offizielle Teil beendet war, tanzten schon die ersten Elfen miteinander. Linnea gesellte sich zu Phoebe, die auf einer Bank saß.
„Das Kleid steht dir.“, fand Phoebe. Linnea trug das gelb goldene Kleid von Phoebe.
„Danke.“, lächelte Linnea. „Deins steht dir auch.“
„Danke.“ Phoebe schwieg kurz. Etwas ungewöhnliches für sie. „Sieh nur. Jerome und Corentin müssen arbeiten. Ist das nicht gemein?“
„Ich glaub das machen die ganz gern.“
„Vermutlich.“ Phoebe biss sich auf die Lippen.
Plötzlich kam Fiete zu ihnen. „Willst du tanzen?“ Die Frage war an Linnea gerichtet.
„Och, ich weis nicht.“ Linnea hatte eigentlich keine Lust dazu.
„Och, komm schon.“, drängte er. „Ich beiße auch nicht.“
„Na schön.“, gab Linnea nach und hoffte, dass Jerome gerade besseres zu tun hatte als ihr beim Tanzen zuzusehen.
Und dann tanzte sie mit Fiete. Sie hatte endlich mal die Möglichkeit ihn genauer zu betrachten. Er sah wirklich gut aus. Seine schwarzen Haare waren schulterlang und gestuft und seine Augen grün. Also eigentlich das komplette Gegenteil von Jerome. Er war muskulös und bestimmt richtig stark. Und er tanzte wirklich gut. Das musste man ihm lassen. Er führte sie perfekt.
„Wow, du tanzt wirklich gut.“, lobte Linnea ihn.
„Danke.“ Er lächelte. „Du tanzt auch gut.“
Beinahe hätte sie ihm erzählt, dass sie mal bei einem Tanzkurs mitgemacht hatte, doch sie verkniff es sich gerade noch.
Die Musik war eine Mischung aus Gesang durch eine berühmte, musikalische Elfe namens Ava und einer Harfe im Hintergrund. Die Musik war richtig entspannend. Mal schnell, mal langsamer, mal mittelmäßig.
„Ich weis kaum was von dir.“, bemerkte Linnea nun. „Was machst du außerhalb der Schule?“
„Ich treffe mich häufig mit meinen Freunden. Ich feiere gerne Partys und tanze gerne. Ich geh auch gern einfach nur spazieren.“, erzählte Fiete.
„Das hört sich interessant an.“, fand Linnea.
„Und du?“
„Ich gehe sehr gern raus. Ich bin gerne alleine und denke in aller Ruhe über Dinge nach. Ich mache oft was mit Phoebe und ich lese gern.“, berichtete Linnea.
„Das hört sich doch auch gut an.“
Nach drei weiteren Liedern kam Sophie auf die Tanzfläche und löste sie ab. Linnea war ganz froh darüber. Als sie von der Tanzfläche kam, stand Jerome vor ihr.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er besorgt.
„Klar, was sollte sein?“ Linnea versuchte zu lächeln.
„Fiete. Ich traue ihm nicht so ganz. Könntest du dich bitte von ihm fern halten?“, bat Jerome sie. Er hatte sie ein wenig von der Menge weggezogen und so konnten sie ungestört reden.
„Ich find ihn ganz nett. Wir haben nur getanzt.“
„Halt dich bitte trotzdem von ihm fern, okay? Dann fühl ich mich wohler.“ Jerome ließ nicht locker.
„Na gut.“, seufzte Linnea. Dann setze sie sich wieder zu Phoebe.
„Hey, war es schön?“, fragte sie. Sie klang ein bisschen neidisch und traurig, weil sie nie zum Tanzen aufgefordert wurde. Linnea fragte sich warum. Sie war etwas besonderes und sie war schön. Warum mieden die männlichen Wesen sie? Dabei mieden sie ja gar nicht alle. Linnea bemerkte durchaus Corentins Blicke, die auf Phoebe ruhten, obwohl er auf alle Acht geben sollte. Wenn er dürfte, würde er vermutlich mit Phoebe tanzen.
„Ja, schon. Fiete tanzt sehr gut.“, antwortete Linnea. Wie gerne würde sie jetzt mit Jerome tanzen. Doch er ging am Rand der Gesellschaft auf und ab und passte auf die Menge auf. Ihre Blicke trafen sich kurz. Er lächelte und Linnea lächelte zurück. Ihr Herz schlug schneller.
Linnea hatte mit Phoebe sehr viel Spaß. Sie lachten und unterhielten sich und tranken Apfelwein. Linnea tanzte nicht mehr und Phoebe wurde von niemanden dazu aufgefordert. Ganz am Ende des Abends wurde Linnea allerdings von ihrem Vater Noel zum Tanzen aufgefordert.
„Möchtest du tanzen?“
„Gern.“, lächelte Linnea und ließ sich von ihrem Vater auf die Tanzfläche führen. Auch Noel war ein sehr guter Tänzer. Das musste man ihm lassen. Das musste in den Genen der Elfen liegen.
„Wir hatten noch nicht viel Gelegenheit uns zu unterhalten.“, bemerkte Noel.
„Das stimmt. Das ist wirklich schade.“, bemerkte Linnea.
„Gefällt es dir denn bei uns?“
„Ja, schon.“ Linnea wusste, dass sie zögernd klang.
„Hast du denn schon Freunde gefunden?“
„Phoebe. Die mit der ich den Abend verbracht habe.“
„Und männliche?“, hakte ihr Vater nach.
Linnea schüttelte den Kopf. „Eher nicht.“ Jerome zählte ja nicht richtig.
„Das ist aber schade.“, fand Noel.
„Ja, schon.“ Linnea antwortete einsilbig. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Aber damit hast du ja auch noch ein bisschen Zeit.“, räumte Noel schließlich ein. Den Rest tanzten sie schweigend.
Natürlich schliefen die Gäste auch zwischen den Festtagen. Deswegen waren am Waldrand Zelte aufgebaut. Jerome und seine Leute blieben allerdings draußen. Deshalb beschlossen Phoebe und Linnea ebenfalls draußen zu schlafen. Sie legten ihre bequeme Feldmatten möglichst nah an Jerome und seine Leute ran. Linnea wollte bei ihm sein, ach wenn sie nicht mit ihm reden würde.


Kapitel 10

Am nächsten Tag wurde das Fest noch ausgelassener. Die Elfen tranken noch mehr Apfelwein und alle möglichen andere Sorten von Weinen. Sie feierten ausgelassen, jolten und lachten und tanzten.
Mit der Ausgelassenheit wurde Fiete aufdringlicher. Er schlang seinen Arm um ihre Hüfte, er hob sie fröhlich hoch und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Eigentlich wollte sie das nicht. Doch sie wies Fiete auch nicht zurecht. Sie sah öfter besorgt zu Jerome rüber, der sie und Fiete sauer beobachtete. Linnea wusste, wie unberechenbar Jerome war, wenn er wütend war, auch wenn sie es noch nicht erlebt hatte. Sie hoffte Jerome würde seine Gefühle unter Kontrolle halten können. Sie wollte wirklich keinen Skandal.
Der Tag wurde mal wieder total schön. Sonnig und warm mit einem strahlend blauen Himmel. Die Frauen trugen aufreizende Kleider in den Farben des Frühlings und weiße oder blaue Sandalen. Ihre Haare waren sehr unterschiedlich gestylt. Manche mit kunstvollen Hochsteckfrisuren, andere ließen ihre Haare offen und wieder andere hatten ihre Haare mit kunstvollen Spangen oder Klipser verziert. Die Männer trugen schwarze oder blaue Anzüge. Nur Noel trug einen weißen Anzug. Die Bodygards, wo auch Jerome zu gehörte, trugen grüne Anzüge. Sogar die Frauen. Das Grün stand Jerome. Die Elfen nannten ihre Kleidung Festkleidung. Dabei war es egal ob sie diese Kleidung auch im Alltag trugen. Die Elfen waren ein seltsames Volk, aber auch ein Nettes. Linnea hatte sie irgendwie in ihr Herz geschlossen.
Als Fiete mit der Umarmerei und Grabscherei zu weit ging, so dass Linnea jeden Moment befürchten musste, dass Jerome zu ihnen kam und ihm eine rein haute, schob Linnea seine Hand weg. Fragend sah er sie an.
„Ich will das nicht.“, erklärte Linnea ihm. „Bitte lass mich in Ruhe.“
„Bin ich denn nicht attraktiv?“, fragte Fiete sie.
Linnea seufzte. „Doch schon, aber ich möchte es nicht.“ Linnea wollte nicht darüber reden. Sie hatte Angst, dass sie sonst etwas über Jerome sagte, dass sie nicht sagen durfte. Gott sei Dank beließ er es dabei und hielt stattdessen ihre Hand. Vorsichtshalber sah sie noch ein mal zu Jerome, der sie ziemlich grimmig ansah.
Befriedigt stellte Linnea fest, dass auch ihre Eltern ausgelassen tanzten. Das tat ihnen bestimmt ganz gut. Jerome würde es sicherlich auch gut tun, aber er musste ja arbeiten. Er machte sich viel zu viele Sorgen in letzter Zeit.
Sie saß gerade mit ihrer Mutter an einem der Tische. Phoebe unterhielt sich währenddessen mit ihrer Mutter ein Stück weiter weg.
„Du liebst ihn, oder?“, fragte Malou ihre Tochter.
„Wen?“ Diese Frage traf sie völlig unvorbereitet.
„Jerome!“
Linnea schnappte nach Luft. Woher wusste sie das?
Malou musste ihre Panik bemerkt haben, denn sie beruhigte ihre Tochter sofort.
„Keine Angst. Ich sag es nicht weiter. Euer Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.“
Linnea seufzte. „Ist es denn so offensichtlich?“
„Nein, aber ich kenne Jerome gut und für meine Tochter hab ich mir immer jemanden wie ihn als Partner gewünscht.“, erklärte Malou.
„Es ist aber alles so furchtbar kompliziert. Wir sehen uns kaum noch und wenn, können wir nicht ungestört reden.“, erklärte Linnea.
„Ich wüsste vielleicht wie ihr euch öfter sehen könntet.“
„Und wie?“ Sofort war Linnea interessiert.
„Er könnte dein Lehrer in Naturkunde werden. Dann könntet ihr ungestört im Wald rum laufen. Ihr hättet auch noch genug Zeit um euch über private Sachen zu unterhalten oder andere Dinge zu tun.“ Viel sagend sah Malou ihre Tochter an.
„Das wäre toll.“ Linnea konnte es kaum glauben. Sie konnte ungestört viel Zeit mit Jerome verbringen.
Plötzlich wurde es dunkel. Es war gerade mal Mittag. Sofort wurde Linnea skeptisch und suchte den Rand der Menge nach Jerome ab. Er eilte hektisch hin und her. Er wollte gerade zu Linnea und Malou als eine schwarze Gestalt ihn angriff. Sofort war Linnea kampfbereit.
„Lauf zum Schloss und versteck dich dort.“, riet Linnea ihrer Mutter.
„Ich bin die Gräfin. Ich kann nicht einfach gehen. Außerdem gehe ich nicht ohne dich und Noel. Ich kämpfe natürlich.“, widersprach Malou ihr.
Linnea konnte nichts mehr sagen. Sie wurde in einen Kampf mit einer schwarz gewandten Gestalt verwickelt. Zum ersten mal richtig. Zum ersten Mal nicht nur im Traum.
Blitzschnell stand sie auf und griff die Gestalt an. Sie hatte kein Schwert in der Hand. Deswegen musste sie es mit Magie versuchen. Erst ein mal schickte sie ihrem Gegenüber jeden Fluch auf den Hals, den sie kannte. Nur ein Fluch half allerdings. Der Wasserfluch. Gegen Wasser schienen sie was zu haben. Also benutzte Linnea diesen Fluch öfter.
Mitten im Kampf fiel Linnea ein, dass sie eigentlich auf ihre Eltern, Phoebe und Jerome Acht geben sollte. Doch sie sollte sich wohl besser auf den Kampf konzentrieren.
Also schickte sie wieder Wasserflüche zu ihrem Gegenüber. Das bewirkte eigentlich nur, dass er nass wurde, aber es schien ihn merkwürdiger Weise zu schwächen. Allerdings nicht genug um ihn zu vernichten. Er griff immer wieder an und Linnea wurde schwächer.
„Jerome.“, flüsterte sie. Sie musste an Jerome denken. Sie musste für ihn weiter kämpfen. Sie musste an seine Liebe denken.
Sie kämpfte weiter bis zur Erschöpfung. Natürlich nicht nur mit dem Wasserfluch. Sie wandte auch magische Kampftechniken an, die sie in der Schule gelernt hatte. Doch die reichten natürlich nicht aus um an ihren Gegner ranzukommen. Doch sie musste überleben, um jeden Preis. Also kämpfte sie tapfer weiter. Sie schickte ihrem Gegenüber weiterhin Flüche auf den Hals, tritt ihn oder wandte ihre Kampftechniken an. Und dann kam ihr endlich Jerome zur Hilfe. Aus irgendeinem Grund verschwand die schwarze Gestalt dann und kurze Zeit später waren alle Gestalten verschwunden. Linnea sank zu Tode erschöpft in Jeromes Arme. So hielt er sie noch als sie wieder aufwachte. Sie befanden sich mitten auf dem Schlachtfeld.
„Ich hab dir Sternenstaub gegeben. Geht’s dir etwas besser?“, fragte er sie. Die Höflichkeiten schienen ihn im Moment nicht zu interessieren.
„Ist Jemand verletzt?“, fragte sie ihn statt ihm zu antworten.
Sein Blick war voller Schmerz. „Ein paar aus unserer Truppe. Lasse ist verletzt.“ Er machte eine kurze Pause und holte dann tief Luft. „Und Phoenix ist tot.“
„Oh Jerome! Das tut mir so Leid.“ Sie wusste, dass Phoenix ein guter Freund von ihm gewesen war.
„Ist schon okay. Ich komme damit klar.“ Linnea bemerkte, dass er nicht über Phoenix reden wollte und akzeptierte das.
„Ich bin immer da, wenn du mich brauchst.“ Linnea sprach so sanft, wie sie konnte.
„Danke.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. Dann sah er wieder besorgt aus. „Wir müssen von hier weg. Meinst du, du schaffst es bis zum Schloss?“
„Ich denke schon.“ Linnea war sich nicht wirklich sicher, aber sie würde sich Mühe geben. Also half Jerome ihr beim Aufstehen und beim Gehen.
„Was ist mit meinen Eltern und Phoebe?“, fragte Linnea nun.
„Den geht es gut. Noels Bein ist ein wenig verletzt, aber das wird schon wieder.“
Jerome brachte sie in ihr Zimmer. Er wartete bis sie in ihrem Bett lag. Dann wollte er gehen.
„Bleibst du hier?“, bat Linnea ihn.
Er seufzte. „Süße, ich würde so gern. Aber es ist mir nicht erlaubt.“
„Auch nicht, wenn ich es möchte?“, hakte sie nach. Es hatte ihr so gut getan als er damals bei ihr gewesen war als es ihr mies gegangen war.
Er schüttelte den Kopf. „Leider nicht, sorry.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, verabschiedete sich von ihr und ging. Linnea blieb allein zurück.
Linnea weinte als er weg war. Sie hätte es so gern gehabt, wenn Jerome ihr gesagt hätte wie ihm das Kleid gefiel. Wie es ihr stand. Aber natürlich hatte Jerome momentan andere Sorgen. Phoenix Tot. Das verstand sie. Sie hätte ihn so gern in den Arm genommen und getröstet. Warum musste das Leben so verdammt kompliziert sein? Warum hatte sie sich ausgerechnet in Jerome verlieben müssen?


Kapitel 11

Sie tanzten zusammen auf dem Mittsommerfest. Jerome und Linnea. So eng aneinander und zu so langsamer Musik, dass Linnea schwindelig wurde. Sie spürte jeden seiner Herzschläge auf seiner Haut und hörte jeden seiner Atemzüge. Linnea genoss es in vollen Zügen.
Keiner von ihnen störte die Stille. Nur das Zwitschern der Vögel und die Musik waren zu hören. Es war nach 19 Uhr. Man sah nur allzu deutlich den Sternenhimmel. Diese Sterne sah sie mittlerweile als ihre Geschwister an. Auch wenn es nicht ganz so war.
Jerome war ein guter Tänzer. Linnea hatte es nicht anders erwartet. Sie kuschelte sich enger an Jerome. So tanzten sie weiter. Die ganze Nacht über. Bis zum nächsten Morgen.

Linnea wachte auf. Es war früh am Morgen und sie musste aufstehen. Sie musste in die Schule. Sie hatte schon wieder von Jerome geträumt. Warum träumte sie immer nur von ihm? Sie wollte ihn spüren, sie wollte ihn streicheln, sie wollte.... Nein, dass durfte sie nicht weiter denken.
Sie machte sich fertig für die Schule und rannte dann praktisch in die Schule. Sie war spät dran. Im Vorbeigehen grüßte sie einige Bekannte.
In der Schule musste sie gleich zum Unterricht. In der ersten Stunde hatte sie ihren Unterricht nur für Sterne. Das hieß für sie Einzelunterricht.
Sie lernte heute Wie die Sterne ihren Leuchtzauber verstärkten und wie sie ihn gegen die dunklen Mächte einsetzten musste. Es war ein anstrengender Unterricht und Linnea war froh, als es vorbei war. Dabei war es total spannend gewesen.
In der Pause sah sie Phoebe. Ihre Freundin trug heute ein grüngeblümtes Kleid mit grünen Pumps. Zur Begrüßung umarmte Linnea sie.
„Der Tag der Strandparty rückt immer näher. Ich bin total aufgeregt.“, freute sich Phoebe.
„Ja, das wird bestimmt super.“ Linnea zwang sich zu einem Lächeln.
„Warum hab ich nur das Gefühl, dass du nur halb so begeistert davon bist, wie ich?“ Phoebe klang etwas besorgt.
Linnea seufzte. „Mach dir keine Sorgen um mich. Mir wird es schon gefallen.“ Phoebe zuckte mit den Achseln.
„Ich freu mich jedenfalls.“
„Das freut mich.“ Seit dem Mittsommerfest war Linnea etwas seltsam drauf. Sie wusste, dass Jerome litt, weil Phoenix tot war. Sie würde gerne mit ihm darüber reden. Ihn trösten. Auch ihre Eltern waren seitdem bedrückt. Linnea spürte ihre Angst. Sie wusste, dass noch Schlimmeres geschehen musste. Bald schon und Linnea hatte Angst davor.
„Aber du gehst nicht nur wegen mir hin, oder?“, hakte Phoebe nach.
„Ach quatsch.“
„Dann bin ich ja beruhigt.“
In der nächsten Kunde hatten sie ein Fach, dass wohl Erdkunde am Nächsten war. Sie lernten die Städte und Orte im Feenreich kennen sowie die Namen von Bäumen und Blumen. Linnea fand es total interessant wie groß das Feenreich war. Bisher kannte sie nur das Dorf Elmerin, indem auch Phoebe wohnte und die Gegend um das Schloss herum. Sie würde gern mehr vom Feenreich sehen. Die Namen der Orte, Städte und Wälder waren Linnea eher fremd. Es waren ausgefallene Namen. Lucallis, Rubenau, Wesenwest, Kirillianis usw.
Als nächstes hatten sie das Fach Schwarze Magie bekämpfen. Linnea lernte heute, wie sie schwarze Zauber abwehren konnte. Sich verteidigen konnte. Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten. Momentan nahmen sie Zauber durch, die allen möglichen Kram bewirkten.
Dann war Mittag. Am Nachmittag hatte Linnea heute frei. Ihr Unterricht mit Jerome begann. Sie freute sich so sehr darauf. Endlich konnte sie wieder mit Jerome alleine sein.
Sie verabschiedete sich von Phoebe und ging nach Hause. Sie würde heute zu Hause Mittag essen und sich dann am Waldrand mit Jerome treffen.

Noel und Malou saßen schon am Mittagstisch als sie ankam. Ihre Sachen hatte sie schon vorher abgelegt. Ihre Eltern sahen erschöpft aus. Sie hatten momentan viel zu tun. Auch Malou konnte sich nicht ganz den Aufgaben entziehen, die eine Gräfin so zu tun hatte. Noel schaffte es nicht alleine.
„Hi Mum, hi Dad!“, begrüßte sie ihre Eltern.
„Hey Süße.“, begrüßten sie sie.
Linnea setzte sich an den Tisch und füllte sich ihren Teller mit Früchten auf. Dann goss sie sich Apfelwein ein.
„Wie war es in der Schule?“, fragte Noel sie.
„Gut.“, antwortete sie nur.
Er nickte
„Wir hatten noch nicht viel Zeit um uns zu unterhalten.“, begann Noel. Das hatte er schon ein mal gesagt. Beim Mittsommerfest.
„Ja.“, sagte sie nur.
„Hast du vielleicht irgendwelche Fragen an uns?“, fragte Noel sie und sah ihr tief in die Augen.
Jetzt, wo Noel ihr die Frage so stellte, vielen ihr keine Fragen ein. Was wollte sie ihre Eltern fragen? Was wollte sie von ihnen wissen?
„Ich weis nicht.“, gestand sie deswegen. „Ihr seit schon sehr lange zusammen, oder?“
Noel lachte aus vollem Herzen. So hatte Linnea ihn noch nie lachen gehört. Sie sah kurz vor ihrer Mutter und sah, dass sie vor Glück Tränen in den Augen hatte. Linnea ahnte, dass Noels Lachen damit etwas zu tun hatte.
Linnea lächelte ebenfalls.
„Sorry, jetzt ist es wieder gut.“ Noel atmete einmal tief durch. Liebevoll sah er Malou an. „Ja, wir sind schon uralt. Ich bin 430 Jahre alt. Für Elfen ist das sogar noch sehr jung. Man sagt ja schließlich Elfen seien unsterblich.“
„Na ja, vielleicht nicht ganz unsterblich.“, räumte Malou ein. „Man kann sie schon töten. Aber nur sehr schwer. Bei Sternen ist das ähnlich. Ich bin übrigens auch schon sehr alt. 400 Jahre.“
Linnea schnappte nach Luft. Ihre Eltern waren 30 Jahre auseinander? Aber bei Elfen und Sterne war das Alter sicherlich nicht von großer Bedeutung. Wie alt war Jerome wohl? Die Frage beschäftigte sie schon länger.
„Und wie alt bin ich dann?“, fragte sie weiter. War sie auch schon so alt ohne es zu wissen?
„Du bist wirklich erst 17.“, erklärte Malou ihr. „Dein Vater und ich brauchten erst mal 100 Jahre um uns zu finden. Seit 300 Jahren sind wir ein Paar und seit 200 Jahren Mann und Frau.“
„Wow.“, war alles, was Linnea hervorbrachte. Sie hatte uralte Eltern. Sie war so unendlich jung dagegen.
„Ist es nicht anstrengend so lange zu leben? Wird man es nicht irgendwann Leid?“, fragte Linnea ihre Eltern und sah sie erwartungsvoll an.
„Nein, gar nicht.“, antwortete Noel. Es ist zwar jeden Tag eine gewisse Routine vorhanden, aber man lernt immer wieder neue Leute kennen.“, erzählte Noel.
Jetzt fiel Linnea noch eine Frage ein. „Wie alt sind meine Großeltern?“
Malou lächelte. „Noels Mutter ist 600 Jahre alt und sein Vater 640 Jahre.“
Noch ein mal schnappte sie nach Luft. Sie schwieg bevor ihr noch eine Frage einfiel.
„Wie lange leben sie schon in der Menschenwelt?“
„Etwa 50 Jahre.“, antwortete Malou.
„Werden sie eines Tages sterben?“ Linneas Neugier war geweckt.
„Irgendwann schon.“, nickte Noel. Jetzt wirkte er traurig. „Aber ein paar Jahre haben sie noch.“
Linnea nickte gedankenverloren.
Noel sah sie mit großen Augen an. Es sah fast wie ein Kinderblick aus. „Darf ich dich auch etwas fragen?“
„Natürlich.“ Was kam jetzt?“
„Wie ist die Welt der Menschen? Ist sie langweilig so ganz ohne Magie? Ist sie groß?“
„Sie ist nicht langweilig. Ganz und gar nicht. Sie ist eher lebhaft... abwechslungsreich. Sie ist schon sehr groß. Es gibt fünf Kontinente mit wahnsinnig vielen Ländern. Asien und Amerika sind die größten davon. Auf der Erde leben so viele verschiedene Arten, Rassen, Kulturen von Menschen... Das macht die Erde so interessant.“ Linnea wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Aber so hatte sie die Erde damals nie gesehen.
„Das hört sich interessant an.“, fand Noel.
„Ich erzähle dir demnächst gern mal mehr darüber.“, bot Linnea an. „Aber jetzt muss ich zum Unterricht.“
„Okay, dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Viel Spaß!“
„Danke.“ Linnea stand auf. „Tschüss.“
Ihre Eltern verabschiedeten sich von ihr und dann ging sie zum Waldrand in die Nähe der magischen Wiese. Ihr Jerome wartete dort auf sie.

Kapitel 12

Wow! Das war alles, was sie denken konnte als sie Jerome sah. Er lief endlich mal wieder in ohne Anzug rum. Stattdessen trug er eine Jeans und ein schwarzes, enges T-Shirt. Er sah so toll aus. Linnea liebte seine blonden Locken und seine blauen Augen einfach. Ach was, sie liebte alles an ihm, aber das ganz besonders.
Er begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange. „Schön, dich zu sehen.“
„Es freut mich auch dich zu sehen.“ Sie sagte die Wahrheit. Doch sie musste wieder an Fiete denken, der so gegensätzlich zu Jerome war.
„Wollen wir anfangen?“, fragte er gleich.
„Klar.“ Linnea seufzte. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Jerome führte sie tief in den Wald hinein, bis sie auf eine Lichtung kamen. Hier blühten noch mehr verschiedene Blumen als auf der magischen Wiese.
Er zeigte ihr eine Blume, die wie ein blauer Schmetterling aussah.
„Das ist Feenfaun.“, erklärte Jerome ihr. Er ist eher selten. In unserer Gegend blüht er nur hier auf dieser Wiese. Die Blütenform ist ein Schmetterling, weil Feen sich früher gerne den Menschen in schmetterlingsähnlichen Gestalten gezeigt hatten. Feenfaun hat auch Heilkräfte. Wenn du Feenfaun auf eine Wunde legst, heilt sie in wenigen Minuten.“
„Faszinierend.“, fand Linnea.
Jerome lächelte sie an und zeigte ihr die nächste Blume auf der Wiese. Sie war gelb und sah aus wie die Sonne selbst. Ihre Knospen waren weis. Linnea war fasziniert von ihr.
„Das ist Sonnenkraut. Es wärmt dich in dunkeln Stunden im Winter. Allerdings sind sie im Winter noch schwerer zu finden als jetzt schon. Sie ist sehr kostbar.“
Bevor Linnea überhaupt irgendwas sagen konnte, ging er schon zur nächsten Blume über. Sie war rosafarben mit blauen Tupfer.
„Das ist Lilienblau. Sie bewirkt, dass man sich entspannt. Sie ist nicht ganz so selten wie die anderen.“
In der nächsten Stunde zeigte er ihr weitere Blumen. Narlien, Marienkraut, Frühlingsrot, Nordwind, Felicitasrose, Lumina und noch viele mehr. Es gab Blumen in allen möglichen Farben. Rot, blau, grün, gelb, weiß, rosa, lila, orange, sogar schwarz. Viele gab es in Farbenkombinationen. Irgendwann schwirrte Linnea der Kopf so, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte. Deswegen sagte sie: „Stopp!“
Jerome sah sie überrascht an und lächelte.
„Ich kann nicht mehr.“, erklärte Linnea ihm. „Mir schwirrt der Kopf voll Blumennamen.“
Jerome lächelte immer noch. „Okay, dann kommt jetzt der gemütliche Teil.“ Er ließ sich auf die Wiese fallen und Linnea tat es ihm nach. Sie kuschelte sich eng an ihn und bettete ihren Kopf an seine Schulter.
„Es ist so toll, dass wir jetzt Zeit miteinander verbringen können, ohne dass jemand danach fragt.“, fand Linnea.
„Das stimmt.“, pflichtete Jerome ihr bei. „Ich bin auch froh darüber.“ Er klang so unendlich erleichtert.
Linnea streichelte leicht mit ihrem Zeigefinger über Jeromes Brust und dann weiter zum Bauch. Er zitterte leicht. Er drehte sein Gesicht zu ihm und sie ihres zu seinem. Ihre Gesichter kamen sich immer näher und dann trafen ihre Lippen aufeinander. Sie küssten sich. Erst ganz zärtlich und dann immer heftiger, voller Leidenschaft und Verlangen. Jeromes Hand strich über die nackte Haut unter ihrem T-Shirt. Jetzt zitterte sie auch. Seine Lippen küssten intime Stellen von ihr. Plötzlich löste er sich von ihr. Linnea seufzte. Dann legte ihren Kopf auf seine Brust und kuschelte sich an ihn.
„Das war schön.“, fand sie.
„Ja, das war es.“ Jerome schien weit weg zu sein. Sie wollte seine Gedanken nicht stören. Sie war so glücklich. Aber obwohl sie hier bei Jerome lag, dachte sie wieder an Fiete. Sie wusste echt nicht, was mit ihr los war. Sie kannte Fiete nicht mal richtig, aber er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dabei sollte sie einfach nur froh sein, dass Jerome gerade bei ihr war. Warum konnte sie es nicht?
„Es wäre schön, wenn wir so was öfter machen könnten.“, bemerkte Jerome.
„Ja.“ Jerome sah sie gedankenverloren an. Woran dachte er? Sorgte er sich?
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Linnea ihn.
„Ja, ich bin nur etwas müde.“, antwortete er.

Jerome sah seine Linnea verträumt an. Na ja, sie war nicht richtig seine Linnea. Schließlich konnte er ja gar nicht mit ihr zusammen sein, aber er liebte sie. Mehr als irgendwen sonst auf der Welt Sie war etwas besonderes.
„Wenn wir Zeit miteinander verbringen, bist du dann glücklich?“, fragte Jerome sie.
„Ich genieße jede Minute mit dir.“ Sie sah ihm tief in die Augen. Sie hatte so schöne, blaue Augen. Sie passten gut zu ihr.
„Okay.“, sagte er. „Das freut mich. Ich genieße auch jede Minute mit dir.“ Mehr sogar las das. Er lebte allein für diese Minuten. Aber das würde er ihr nicht sagen. Er wollte nicht, dass sie das traurig machte. Er wollte sie zum Lachen bringen. Sie war so wunderschön.
„Linn, ich....“, begann er, brach aber wieder ab. Er wusste nicht wie er ihr sagen sollte, was er zu sagen hatte. Er wollte ihr sagen, dass er sich nach ihr sehnte, selbst jetzt, wo sie bei ihm war. Er wollte ihr sagen wie viel sie ihm bedeutete und wie sehr er sie liebte. Doch er wusste nicht wie. Er fand einfach nicht die richtigen Worte.
„Scht. Du musst mir nichts erklären. Ich weis es.“ Sie strich ihm über den Arm. Sanft, zärtlich.
Er seufzte. „Ich wünschte, es wäre einfacher. Nicht so kompliziert.“
„Ja, das wäre toll, aber so ist es nicht. Deswegen müssen wir mit der Situation klar kommen, wie es ist.“
„Ja, du hast natürlich Recht.“ Sie war so vernünftig.
Sie nahm seine Hand in ihre. „Jerome, ich liebe dich.“
„Und ich liebe dich. So sehr.“ Er lächelte sie an. Sie schenkte ihrerseits ein strahlendes Lächeln.
„Ich glaub wir müssen langsam wieder.“, bemerkte Jerome dann. Die Sonne sank immer tiefer.
„Können wir nicht noch etwas bleiben?“ Linnea sah ihn flehend an.
„Na gut, aber nicht mehr so lange.“, gab Jerome nach.
Sie lagen noch über eine Stunde auf der magischen Wiese und genossen ihre Zweisamkeit. Es war schon dunkel als Jerome Linnea nach Hause brachte.
Vorm Schloss fiel Linnea plötzlich noch eine Frage ein.
„Wie alt bist du eigentlich?“
Jerome seufzte. Eigentlich wollte er ihr keine Auskunft geben, aber er hatte keine Wahl. „100 Jahre alt.“
„Wow, dann bist du ja 83 Jahre älter als ich.“, bemerkte Linnea.
„Ist das ein Problem für dich?“
Sie lächelte. „Nein.“
„Dann ist ja gut.“ Er gab ihr einen Kuss auf den Mund und ging. Er wollte jetzt nur noch ins Bett. Er war so müde, fühlte sich so ausgelaugt.


Kapitel 13

Heute war die Strandparty. Linnea hatte überhaupt keine Lust dazu. Sie tat es nur Phoebe zu Liebe. Ihrer Freundin bedeutete diese Party so viel. Linnea stylte sich aber nicht großartig dfür auf. Sie trug ein weißes, kurzes Kleid mit Spaghettiträgern und ließ ihre goldblonden Haare einfach offen.
Linnea wunderte sich immer wieder wie modern das Feenreich war. Gut, es gab keine Handys, kein PC und keinen Fernseher, aber die Elfen waren modern angezogen und hatten auch moderne Ansichten. Die meisten Elfenwelten, die sie von zu Hause aus Büchern kannte, waren eher altmodisch.
Linnea riss sich von diesen Gedanken, zog ihre weißen Sandalen an und ging nach unten. Sie traf ihre Eltern nicht. Sie waren bestimmt schon im Wohnraum. Sie wollten sich heute einen gemütlichen Abend machen.
Linnea ging nach draußen. Sie wollte Phoebe abholen und dann wollten sie zusammen zum Strand. Es war ein warmer Sommerabend und der Himmel war sternenklar. Hier im Feenreich wurde es schon immer sehr früh dunkel. Mittlerweile kannte sie den Weg zu Phoebe auswendig. Sie war schon so oft bei ihr gewesen. Linnea hatte eigentlich ziemlich viel Freiraum, wenn man mal von der Schule absah.
Als sie bei Phoebe war, klingelte sie. Phoebe kam gleich raus. Sie trug das schöne blaue Kleid mit den goldenen Streifen.
„Hi Linn.“, begrüßte Phoebe ihre Freundin und umarmte sie.
„Hi.“, sagte auch Linnea.
„Dann wollen wir mal.“ Phoebe strahlte.
„Ja.“
Sie gingen zusammen zum Strand. Der Weg war nicht weit. Doch als sie ankamen war keine Party zu sehen. Linnea war sich aber sicher an der richtigen Stelle zu sein.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Phoebe irritiert.
„Ich hab keine Ahnung.“, gestand Linnea. Wollte Fiete sie verarschen? Oder war sie doch an der falschen Stelle?

Jerome ging in seinem Zimmer unruhig auf und ab. Er war nervös. Obwohl er Linnea geraten hatte sich von Fiete fern zu halten, feierte sie heute eine Party mit ihm. Wenn Jerome nur daran dachte wie er sie auf dem Mittsommerfest angefasst hatte, wurde ihm schlecht. Warum hatte sie das zugelassen? Die Frage beschäftigte ihn immer wieder. Wäre Phoenix doch noch hier. Er vermisste ihn so sehr. Doch für Aenna war Phoenix Tot noch viel schlimmer als für ihn. Sie war kurz davor gewesen mit ihm zusammen zu kommen und dann musste er sterben.
Corentin passte heute auf Linnea und Phoebe auf. Wenn Fiete ihn erwischen würde, konnte er sich leichter rausreden als Jerome. Außerdem lag ihm eh viel an Phoebe. Er wollte nicht, dass sein Bruder sie verdarb.
„Du machst mich wahnsinnig, Jerome.“, bemerkte Lilia nicht zum ersten mal. „Bitte setz dich hin.“
Jerome seufzte und setzte sich auf den nächst besten Stuhl. Still zu sitzen machte ihn wahnsinnig.
„Was ist bloß mit dir los?“, fragte sie.
Er konnte es ihr nicht erklären. Wollte es auch gar nicht.
„Nichts. Ich bin einfach unruhig.“
„Das Mädchen?“, seufzte sie.
Er sagte nichts und Lilia wusste, dass sie Recht hatte. Hoffentlich tat Fiete Linnea nicht weh. Er traute Fiete nicht. Linnea hatte nur das Beste verdient. Jerome war sich nicht mal sicher ob er gut genug für sie war. Das war er von Anfang an nicht gewesen. Aber so lange sie mit ihm zusammen sein wollte, würde er da sein.
Hätte Jerome ihr doch bloß nie seine Gefühle offenbart. Dann wäre sie jetzt wenigstens glücklich, auch wenn es für Jerome noch schwerer gewesen wäre.

Plötzlich kam Fiete aus der Dunkelheit. Ein selbstsicheres Grinsen lag auf seinem Gesicht. Er kam auf sie zu. Niemand war bei ihm.
„Hallo Mädels.“, flötete er.
„Wo ist denn die Party?“, wollte Linnea gleich wissen.
„Wie naiv ihr doch seit. Ihr glaubt mir auch alles, was?“ Er grinste noch mehr. Sein Grinsen gefiel Linnea nicht. Sie stellte sich vor Phoebe und hoffte sie somit schützen zu können.
„Was hast du vor?“, fragte Linnea. Ihre Stimme zitterte leicht. Linnea ahnte es bereits und ihre Ahnung wurde auch gleich bestätigt.
„Warum lockt ein Mann zwei Mädels an den Strand?“ Sein Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt noch möglich war. Phoebe weinte hinter ihr. Ihr hatte dieser Abend so viel bedeutet. Linnea nahm ihre Hand und drückte sie leicht. Das sollte ihre Freundin beruhigen.
„Glaubst du ich lasse mich einfach so vergewaltigen? Oder ich lasse zu, dass meine Freundin vergewaltigt wird? Du hast keine Ahnung wie gut meine magischen Fähigkeiten sind. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Elfen so etwas nicht tun.“ Linnea zweifelte, dass sie Fiete besiegen konnte, aber drohen konnte sie ihm ja immerhin.
Fiete lachte nur. „Ich bin auch stark. Vergiss das nicht.“ Und dann kam er ohne Vorwarnung auf sie zu. Er wandte magische Kampftechniken an, die Linnea nicht kannte. Er rammte seine Faust in ihren Magen, er schlug sie ins Gesicht und tritt ihr gegen ihr Knie. Linnea versuchte sich zu wehren, aber sie hatte kaum eine Chance. Ihr tat alles doppelt und dreifach weh als es sollte. Sie fiel zu Boden und versuchte bei Bewusstsein zu bleiben.
„Stopp!“, hörte sie jemanden rufen als Fiete mit Phoebe weiter machen wollte, die am ganzen Körper zitterte. Gewalt war nichts für sie. Dafür war sie einfach zu sanft. Linnea kam die Stimme wage bekannt vor, doch sie konnte sie nicht zuordnen. Sie konnte sich nicht konzentrieren.
„Musst du mir immer im Weg stehen?“, fragte Fiete genervt. Linnea hörte alles nur noch wie im Hintergrund. Ihr Kopf tat so weh.
„Du wirst sie nicht anrühren.“, drohte die Stimme die sie nicht zuordnen konnte.
„Sonst was?“, fragte Fiete.
„Sonst bekommst du es mit mir zu tun. Und du weißt, was das heißt. Bist du eigentlich total bescheuert? Wie kannst du es wagen die Tochter der hohen Leute so nieder zu metzeln? Ist dir eigentlich klar, was für Folgen das für dich haben kann?“
Die Stimme klang ziemlich wütend.
„Du musst es ja nicht sagen.“ Fiete war das blöde Grinsen offensichtlich vergangen.
„Das werde ich aber. Meinst du, du kommst mir einfach so davon? Wenn ich nichts sage, kann mich das meinen Job kosten. Außerdem ist es mir egal ob du mein Bruder bist oder nicht.“
„Corentin!“, dachte Linnea. Sie war in Sicherheit. Corentin war hier. Sie wusste nicht wieso und weshalb, aber sie war froh darüber. Sie war Corentin dankbar.
„Und jetzt verschwinde von hier oder ich vergesse mich.“, riet Corentin. Fiete zischte wütend, aber er schien zu gehen.
Corentin wandte sich an Phoebe. Vermutlich nahm er sie in seine Arme, streichelte sie sanft.
„Ruhig. Ganz ruhig. Es ist nichts passiert. Es ist alles in Ordnung.“ Phoebe weinte noch immer.
„Süße, wir müssen hier weg. Sei ganz stark, ja? Ich kann nicht euch beide tragen.“ Corentein klang so sanft. Sogar noch sanfter als Jerome zu ihr sprach. Phoebe schien ihm wirklich etwas zu bedeuten.
Dann kam Corentin zu Linnea. Sie lag immer noch im Sand. Vermutlich blutete sie auch.
„Linnea, wir müssen hier weg. Meinst du, du kannst aufstehen?“ Das hatte Jerome sie auch schon mal gefragt.
Sie traute ihrer Stimme nicht so ganz. Deswegen flüsterte sie nur. „Ich weis nicht. Mir tut alles so weh.“
„Dann trage ich dich lieber.“, beschloss Corentin und hob sie auf seine Arme. Ihr Gewicht schien ihm nichts auszumachen. Phoebe schien neben ihm herzugehen. Wo Corentin sie wohl hinbrachte? Doch davon merkte sie nichts mehr. Sie wusste sie war in Sicherheit und verlor endgültig das Bewusstsein. Sie ertrug diese Scherzen nicht mehr.


Kapitel 14

Jerome war geschockt als Corentin mit Linnea auf seinem Arm und der zitternden und weinenden Phoebe an seiner Seite in ihr Quartier kam. Linnea hatte überall laue Flecken am Körper und überall an ihr war Sand. Die schönen Haare sahen total verfilzt aus.
„Wer hat das getan?“, stieß er hervor. Er war nicht in der Lage seine Gefühle vor seinem Freund zu verbergen.
„Mein dämlicher Bruder.“ Corentin war wütend. „Komm, hilf mir sie aufs Sofa zu legen.“ Jerome half ihm und wich dann nicht mehr von ihrer Seite. Corentin sah erschöpft aus als er Phoebe in seine Arme zog. Sie kuschelte sich an ihn. Zu zweit saßen sie so auf dem zweiten Sofa.
Jerome konnte Linnea kaum ansehen. Er zwang sich dazu. Eigentlich musste sie dringend in die Wanne, aber wichtiger war erst mal, dass sie überhaupt wieder aufwachte. Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke. Er sah Corentin an. „Hat Fiete....?“
Corentin ließ Jerome nicht mal zu Ende reden. Auf seinem Gesicht lag so viel Schmerz. „Nein. Ich war vorher da. Gott sei Dank. Aber er wollte.“
Jerome holte tief Luft. Er nickte. Fiete würde dafür büßen. Corentin hatte seinen Bruder nichts antun können, aber Jerome konnte es und er würde auch. Jerome war traurig und wütend zugleich. Er hätte Linnea besser beschützen müssen.
Linnea regte sich leicht. Gott sei Dank. Doch gleich darauf stöhnte sie. Sie hatte Schmerzen.
„Liebling!“, flüsterte er. Es war ihr egal ob Corentin ihn hörte.
Es dauerte eine Weile bis Linnea die Augen aufmachte und ihn erkannte. Dann lächelte sie leicht.
„Jerome.“ Es klang so schmerzvoll, dass es Jerome das Herz brach. Dann klang ihre Stimme panisch. „Was ist mit Phoebe?“
„Sie ist okay.“, flüsterte Jerome. „Corentin kümmert sich um sie. Linnea entspannte sich ein wenig.
„Es tut so weh.“
„Ich weis, Süße. Das geht vorbei.“ Jerome brachte es fast um, dass er ihr nicht helfen konnte. Ihr die Scherzen nicht nehmen konnte.
„Wo ist Fiete?“, fragte sie ängstlich.
„Ich weis nicht, aber ich werde ihn finden.“, versprach er ihr.
„Jerome! Tu nichts, was du später bereuen wirst.“, bat Linnea ihn.
„Bestimmt nicht.“ Er traute sich nicht mal sie zu berühren. Er wollte ihr keine zusätzlichen Schmerzen bereiten.
Dann kam Lilia plötzlich in den Raum.
„Was ist denn hier los?“, fauchte sie.
„Phoebe und Linnea sind von meinem Bruder angegriffen worden.“, erklärte Corentin ihr. „Ich musste sie hierher bringen.“
„Du weist, dass uns das alle unseren Job kosten kann?“, erinnerte Lilia ihren Mitbewohner.
„Das ist mir in diesem Fall egal.“ Corentin sah sie wütend an.
„Fein, mir aber nicht.“ Auch Lilia war wütend.
Linnea versuchte aufzustehen.
„Lilia hat Recht. Ich will nicht, dass ihr meinetwegen Ärger bekommt.“
„Du bleibst.“, bestimmte Jerome. „Du kannst noch nicht aufstehen.“
„Ich muss gehen. Ich will keinen Ärger machen.“, beharrte Lilia. Sie konnte so stur sein.
„Das lasse ich nicht zu! Tyler wird deine Anwesenheit unter den gegebenen Umständen verstehen.“ Jerome hatte Angst. Wenn Linnea jetzt ging, würde sie noch schlimmere Schmerzen haben.
„Jerome! Du weißt, was ich für dich empfinde! Aber ich muss gehen. Ich bereite dir nur Ärger und das will ich nicht. Vielleicht sind wir ja doch nicht füreinander bestimmt. Was ich für dich empfinde, wird sich nie ändern. Egal was passiert und egal wer wir sind. Aber bitte, lasse mich gehen. Wir können nicht zusammen sein. Vielleicht sollten wir uns einfach aus den Weg gehen. Vielleicht sollten wir auch den Unterricht nicht weiterführen. Vielleicht ist das besser für uns beide. Wir quälen uns nur, Jerome!“
Jerome sah sie einfach nur entsetzt an. Er zitterte am ganzen Körper. Meinte sie es ernst? Er sollte sie gehen lassen? Einfach so? Aber das konnte er doch nicht! Doch dann erinnerte er sich an das Versprechen, dass er sich selbst gegeben hatte. Sie gehen zu lassen, wenn sie ihn nicht mehr wollte.
„Okay, wenn du es wünschst.“, sagte er nur matt. Seine Stimme klang ihm fremd.
Also stand Linnea auf. Sie ließ sich von Jerome nicht helfen. Und obwohl sie schwankte verließ sie sehr schnell den Raum. Als sie weg war, brach Jerome in Tränen aus. Sein Herz war gebrochen und er wusste, dass es nicht mehr heilen würde. Er hätte Linnea sagen sollen, wie sehr er sie liebte, aber er hatte es nicht gekonnt. Er war zu geschockt gewesen.
Kein Unterricht mehr, keine Küsse mehr, keine Linnea mehr.

Linnea wusste nicht mehr, wie sie es nach Hause geschafft hatte. Ihre Eltern hatten sie gesehen, wollten ihr Fragen dazu stellen, doch Linnea hatte dazu keine Energie mehr. Sie ging in ihr Zimmer und ließ sich in ihr Bett fallen.
Wie hatte sie so etwas zu Jerome sagen können? Sie liebte ihn doch, sie brauchte ihn. Wie sollte sie bloß ohne ihn leben?
Aber ihr war klar geworden, dass sie Jeromes Job schon die ganze Zeit in Gefahr gebracht hatte. Er hatte die ganze Zeit verbotene Dinge getan und das ihretwegen. Das wollte sie nicht mehr.
Linnea musste endlich loslassen. Das war ihr klar geworden. Doch es fiel ihr so unglaublich schwer. Sie liebte ihn so. Was sollte sie ohne ihn tun?
Kein Jerome mehr! Konnte sie das aushalten?
Linnea blieb die nächste Woche auf ihrem Zimmer. Sie sprach mit Niemanden, aß kaum. Sie weinte nur. Wie hatte sie sich so sehr in Jerome verlieben können? Doch das konnte sie sich eben nicht aussuchen. Und jetzt litt sie. Und was noch viel schlimmer war. – Er auch!


Kapitel 15

Irgendwann fiel Linnea die Decke auf dem Kopf. Aber sie konnte nicht raus. Sie würde sofort zu Jerome laufen und genau das durfte sie nicht. Er musste seine eigenes Leben leben. Ohne sie war er bestimmt besser dran, auch wenn er es jetzt noch nicht so sah. Eines Tages würde er es so sehen. Ganz bestimmt. Und sie durfte ihm nicht in die Quere kommen.
Plötzlich hörte sie Geräusche. Schreie! Es war dunkler geworden. Linnea eilte zu ihrem Fenster. Unten im Dorf brannten Feuer und unklar sah sie schwarze Schatten.
„Jerome!“, war das Einzige, was sie denken konnte.
Sie schloss ihre Zimmertür auf und lief hinaus. Im Schloss herrschte helle Aufregung. Unten traf sie ihre Eltern. Wenn sie froh waren Linnea zu sehen, ließen sie es sich nicht anmerken.
„Was ist hier los?“, wollte Linnea wissen.
„Wir werden angegriffen. Die schwarzen Mächte sind wieder da. Und diesmal ist die Königin dabei.“ Panik erfüllte Noel.
Linnea nickte und verlies das Schloss. Dort kämpften die ersten Ritter mit den schwarzen Mächten. Wo war Jerome? Sie musste ihn finden. Sie durfte nicht zulassen, dass ihm etwas passierte.
Dann wurde sie selbst in einen Kampf verwickelt. Einer dieser unheimlichen schwarzen Männer griff sie an. Linnea verteidigte sich mit ihrem Leuchtzauber und dem Wasserfluch und ein paar magischen Kampftechniken. Besonders erfolgreich war sie aber nicht. Sie war noch zu schwach von dem Kampf mit Fiete.
Doch so einfach gab sie sich nicht geschlagen. Während Blitze über dem Himmel fegten und der Regen einsetzte kämpfte sie weiter. Mal wieder bis zur Erschöpfung. Sie kämpfte darum nicht in Ohnmacht zu fallen.
„So leicht gibt’s du auf?“, höhnte eine Stimme, die ihr verdammt bekannt vorkam. Sie lie0 ihre Maske fallen. Jetzt war sie auch verwundbar. „Das hätte ich nicht gedacht.“
Lilia! Sie gehörte zu den schwarzen Mächten. Eigentlich wunderte das Linnea nicht mal mehr.
„Und du sollst diese Welt retten.“ Lilia lachte aus vollem Herzen.
„Ich bin stärker als du denkst. Die Liebe macht mich stark.“, entgegnete Linnea ihr.
„Der Liebe? Sprichst du etwa von deiner Liebe zu Jerome? Schwachsinn! Jerome gehört zu uns. Er ist einer von uns. Wir werden ihn mit in unser Reich nehmen.“
Linnea war geschockt. Das konnte nicht sein, durfte nicht sein. Jerome gehörte nur zu ihr. Er war keiner von den Bösen.
„Ich weis, was du denkst, aber du täuscht dich. Jerome ist einer von uns. Die Königin der Schatten ist seine Mutter.“ Lilia lächelte. Es bereitete ihr Freude Linnea zu quälen.
„Das ist nicht wahr!“, rief Linnea empört. „Seine Eltern sind tot.“
„Das denkt er. Aber das stimmt nicht. Seine Adoptiveltern sind tot. Nicht seine richtigen Eltern.“, korrigierte Lilia sie. Sie umkreiste Linnea die ganze Zeit, in der sie sprach.
Jerome! Wenn er das heraus fand, würde es ihm das Herz brechen. Genau wie die Tatsache, dass er böse war. Er würde an sich selbst zweifeln.
„Warum beschwerst du dich eigentlich?“, fragte Lilia sie jetzt. „Du wolltest ihn doch los werden.“
„Das ist nicht wahr. Ich liebe ihn.“, widersprach Linnea ihr.
„Na ja, ist ja eh egal. Er kommt ja eh mit uns.“ Lilia zuckte mit den Achseln und griff Linnea wieder an. Würde nicht bald Jemand kommen, der ihr half, würde Lilia sie töten.
„Jerome.“, flüsterte sie traurig.

Jerome kämpfte gegen diese schwarzen Mächte. Er hasste sie. Er musste Linnea finden. Seine Linnea! Auch wenn sie ihn nicht sehen wollte.
Plötzlich hörte er eine dunkle, raue Stimme im Kopf. „Jerome, du weißt du gehörst zu uns. Wehr dich nicht gegen uns.“
Jerome ignorierte diese Stimme. Er war verwirrt. Er gehörte nicht ins Schattenland. Er gehörte einzig und allein zu Linnea und er musste sie finden. Sie durfte nicht sterben.
„Ach Jerome! Mach es mir doch nicht so schwer. Ich will nicht gegen meinen eigenen Sohn kämpfen müssen.“, hauchte die Stimme.
Sohn? Seine Eltern waren tot. Was redete diese Stimme da?
„Ach Jerome, du bist viel zu naiv. Das waren doch nur deine Adoptiveltern. Ich bin deine Mutter.“ Die Stimme lachte fast.
Jeromes Herz klopfte schneller. Das konnte nicht sein. Er war nicht böse. Er liebte Linnea und kämpfte für das Gute.
„Das wird vergehen.“, versprach die Stimme ihm, die behauptete seine Mutter zu sein.
Dann zuckte er zusammen und brach zusammen.

Linnea lag auf der Seite. Irgendjemand war gekommen um ihr zu helfen. Sie wusste nicht wer. Doch sie war der Person dankbar. Aber sie war auch wütend auf sich, weil sie es nicht selbst schaffte, sich zu verteidigen.
Noch lag sie auf dem Schlachtfeld, doch Lilia war weg. Das wusste sie. Um sie herum erklangen die Schreie der Sterbenden. Es war grauenhaft. Viele Elfen mussten ungekommen sein. War Jerome schon weg? Das würde sie doch spüren, oder? Er musste noch in dieser Welt sein, aber er entfernte sich immer mehr von ihr.
„Bleib bei mir, mein Liebster.“, flüsterte sie und weinte. Linnea wusste, dass er nicht bei ihr bleiben würde.
Die Rufe der Sterbenden wurden immer lauter bis sie ganz verschwanden. Es wurde dunkler und ihr wurde kalt. Sie war total nass geregnet. Dann kam wirklich jemand, den sie kannte. Corentin!
„Alles wird gut.“, versprach er ihr und Linnea wusste, dass er log. Jerome war verschwunden. Warum rette ihn Niemand?
Corentin trug sie in die Unterkunft der Bodygards und legte sie behutsam auf das Sofa, auf dem sie schon ein mal gelegen hatte.
„Was ist mit Phoebe und mit Mum und Dad?“, fragte sie.
„Phoebe und deinem Dad geht’s gut. Sie sind okay. Dein Dad ist ziemlich fertig, aber er ist okay.“ Linnea fiel auf, dass er nichts über seine Mutter sagte.
„Und meine Mutter?“, fragte sie.
Und bevor er antworten konnte, schrie sie aus vollem Leibe. „Jerome! Jerome!“ Immer und immer wieder. „Jerome, Jerome, Jerome, Jerome, Jerome!“
Und dann war in ihr nur noch ein riesiges, großes Loch. Jerome war nicht mehr da. Er war von ihr gegangen, vermutlich mit Lilia ins Reich der Schatten. Linnea spürte nur noch Leere.

Zwei Tage später ging es Linnea immer noch nicht besser. Jerome fehlte ihr mehr als je zuvor. Ihre Verletzungen wollten auch nicht heilen. Eigentlich wollte sie das auch nicht. Ohne Jerome wollte sie nicht mehr leben. Dann fiel ihr wieder ein, dass irgendwas mit ihrer Mutter nicht stimmte. Sie sah Corentin an, der bei ihr saß.
„Was ist mit meiner Mutter?“, verlangte sie zu wissen.
„Sie ist tot.“, antwortete Corentin tonlos.
„Oh mein Gott! Ich muss zu Dad.“, rief sie sofort. Noel musste es richtig mieß gehen. Er hatte so viele Jahre mit ihr verbracht. Jerome lebte ja wenigstens noch, auch wenn sie ihn nicht mehr spüren konnte.
Sie wollte sich aufrichten und zu ihrem Dad. Corentin drückte sie wieder in ihre Kissen. „Nein, du bist noch nicht so fit. Wenn Noel will kann er hierher kommen.“

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Tag der Veröffentlichung: 12.06.2010

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