Liebe Leser
Worte zur Entstehung und zum Inhalt von Elfenstern
2010 hab ich die Geschichte begonnen. Leider kann ich dabei nicht mehr wieder geben was ich da empfunden hab. Aber 2014 hab ich sie noch mal gelesen und sie beendet. Ausserdem fiel mir eine Idee zu einer neuen Geschichte ein und da ich Parellen zu dieser hier entdeckte hatte ich die Idee die beiden Geschichten miteinander zu verbinden. Diese Geschichte ist also so eine Art Vorgeschichte und weniger ein erster Teil.
Als ich die Geschichte nach so langer Zeit wieder las war ich wieder sehr angetan davon und auf Wunsch eines Mitglieds von Bookrix.de hab ich sie beendet. Sehr schwer fielen mir hierbei immer die Kampszenen da mir da ehrlich gesagt auch das nötige Wissen dazu fiel. Dann kam mir während ich bei der Kampfszene nicht weiter kam die Idee eine neue Geschichte zu schreiben. Irgendwann fielen mir halt die Parallelen hierzu auf und ich verband die zwei Geschichten
mitieinander.
Die erste Geschichte spielt ca. im 16. Jahrhundert wo die Zauberwesen mit ihrer Welt durch die Magie schon sehr weit fortgeschritten waren, aber noch nichts im Gegensatz zum zweiten Teil der ca. 2014 spielt von der Menschenwelt wussten.
Aktuell bin ich noch beim Bearbeiten und Überarbeiten der Geschichten. Also nicht wundern, wenn mal was nicht so zusammenhängt oder Fehler da sind oder was nicht so gut zu lesen ist, weil ich es noch nicht verschoben hab.
Eure
Emma Lena
- Ein bisschen Freundschaft ist mir mehr wert als die
Bewunderung der ganzen Welt.-
Otto von Bismarck
Corentin
Corentin war aufgeregt. Heute fand das 50. Jahresjubiläum der Rittergilde statt und er war seit zwei Wochen ein Mitglied. Viele jüngere Elfen gehörten zur Gilde und Corentin war der Neueste. Ca. 30 Ritter und Ritterinnen und 20 Fürsten und Fürstinnen, sowie Corentins Vater Tedren gehörten auch dazu.
Seine Mutter Djana hatte auch mal dazu gehört, doch sie war ausgestiegen als sie Königin geworden war. Königinnen erledigten andere Aufgaben.
Sein Vater kleidete sich stets in weiß. Weiße Hosen in Leder und weiße Leinenhemden. Dazu weiße, edle Schuhe. Das war seine Standartkleidung. Selbst seine Krone funkelte weiß. Nur seine Haare spielten ihm einen Streich. Sie fielen ihm tiefschwarz und in Wellen um den Nacken. Häufig wurde er nur "Der weiße König" genannt. Corentin musste
zugeben, dass sein Vater eine eindrucksvolle Gestalt war.
Heute würde auch sein Onkel Tiljan kommen. Er wohnte im fernen Levingson und kam extra für das Jubiläum zu Besuch. Tiljan war das genaue Gegenteil von Corentins Vater. Er liebte es blaue Kleidung zu tragen. Meist eine Stoffhose mit Leinenhemd. Sogar seine langen Haare hatten einen blauton. Doch auch er war durchaus eine eindrucksvolle Gestalt.
Früher einmal hatte Tiljan auch zu der Rittergilde gehört. Doch dann zog er nach Levingson um und wurde dort König. Er führte jetzt seine eigene Rittergilde an. In jeder größeren Stadt gab es eine solche Rittergilde. Deswegen kamen auch andere Rittergilden zum Jubiläumsfest.
Corentin freute sich besonders auf die Ankunft Tiljans. Er sah seinen Onkel nur selten und vermisste ihn. Tiljan hatte immer etwas zu erzählen. Corentin war noch nie in Levingson gewesen, aber er konnte es sich sehr gut vorstellen.
Eine große Stadt mit einer wunderschönen Landschaft um sich. Große Berge und weite Felder und Wiesen, bunte Blumenwiesen und all so was. Tiljan hatte ihm schon so viel davon erzählt. Seine Cousin und Cousine wären auch mitgekommen, aber Tiljan hielt es für besser sie noch nicht so weit reisen zu lassen. Thies war erst 13 Jahre alt und
Taejlen 7 Jahre alt.
Zum heutigen Jubiläumsfest kam auch Lilien. Die Elfe gehörte nicht zum adeligen Geschlecht. Dennoch wirkte sie auf ihre Weise majestetisch. Seit ihrer Kindheit waren er und Lilien die besten Freunde. Corentin hegte noch tiefere Gefühle für sie, doch davon sprach er nie. Für sie beide bestand sowieso keine Hoffnung. Wahrscheinlich hatte sein Vater sich für ihn längst eine passende Frau ausgesucht.
Lilien sah einfach wunderschön aus mit ihren blonden, langen gewellten Haaren, den blauen Augen und der elfenartigen Figur. Sie war so offen und klug und sie war eine gute Kriegerin. Wenn sie sich in der Rittergilde befand, trug sie schwarze Lederhosen und blaue oder rote Blusen. Privat trug sie eher fliederfarbende oder rote dünne Kleider. Corentin liebte sie einfach, hatte es wohl schon immer getan.
Feststimmung kam in der goldenen Burg auf. Corentin fieberte der Ankunft seines Onkels entgegen. Er konnte es kaum erwarten. Er lehnte am goldenen Geländer der oberen Burgterrasse. Plötzlich stand Lilien vor ihm.
"Ich hab dich gar nicht kommen hören.", bemerkte Corentin ohne sich umzudrehen.
"Du weißt doch, ich kann mich lautlos bewegen.", erinnerte sie ihn.
"Ja, das ist wohl wahr.", nickte Corentin. Eine von Liliens gruseligen Eigenschaften.
"Du freust dich auf das Fest, oder?", fragte Lilien.
"Ja, du etwa nicht?" Skeptisch sah er sie an. Sie trug schon ihre Festkleidung. Mit dem Fliederkleid wirkte sie viel schöner als in den Hosen.
"Ich weis nicht." Lilien schüttelte mit dem Kopf. "Wir können dann nicht wir selbst sein und ich kann nicht an deinem Tisch sitzen."
Corentin verstand, was sie meinte. Sie konnten sich während der Königsfestes nicht unterhalten. Man würde über sie tuscheln, wenn sie zusammen tanzen würden. Für die anderen blieb sie wohl immer eine einfache Kriegerin. Er aber blieb der Prinz. Doch wie auch immer die Anderen es sahen. Seiner Meinung nach war sie viel mehr, etwas Besonderes.
"Mein Onkel kommt heute. Darauf freue ich mich.", erklärte Corentin nach kurzem Schweigen.
Lilien nickte nur. Sie kannte seinen Onkel nicht, doch sie hatte schon viel von ihm gehört.
Der Abend nahte. Gerade kam Corentins Onkel Tiljan an. Er ritt auf einem weißen Schimmel. Seine Tante Laja begleitetete ihn. Sie sah ganz anders aus als sein Onkel. Ihr Haar war blond, lang und ihre Haut pfirsichfarben. Ihr schlanker
Körper passte gut zu ihr und sie wirkte wunderschön. Sie trug ein grünes, längeres dünnes Kleid.
Corentin ging auf die beiden zu. Seine Tante und sein Onkel stiegen von den Pferden ab.
"Corentin, sei gegrüßt." Sein Onkel umarmte ihn.
"Es ist schön, dich wieder zu sehen.", freute sich seine Tante und umarmte ihn ebenfalls.
"Ich freue mich ebenfalls.", lächelte Corentin.
Obwohl Tiljan lächelte, sah er bedrückt aus.
"Alles in Ordnung bei euch?", fragte Corentin deswegen. "Du siehst besorgt aus."
"Das hat auch seine Gründe. Aber darüber möchte ich erst später im engsten Kreis der Familie mit euch sprechen.", erklärte Tiljan. Er blickte über den reich beschmückten Hof. Überall standen Blumen und Figuren von edlen Rittern. Das Jubiläum der Rittergilde war nicht einfach nur ein Fest. Es war ein Andenken an alte Könige und Ritter, damit diese nicht in Vergessenheit gerieten. Vor dem Fest fand ein Rittertounier statt, indem die Ritter und Ritterinnen der heutigen Rittergilde gegeneinander duellierten.
"Dein Vater ist momentan vermutlich schwer beschäftigt mit den Vorbereitungen des Festes, oder?", fragte Tiljan Corentin.
"Ja, aber er hat mich gebeten, euch in die Königsloge der Arena zu bringen. Dort wird er auch hinkommen und dann wird er Zeit für euch haben."
Tiljan nickte zufrieden. "Dann mal los."
Corentin führte seine Verwandten in die Arena. Es war die größte Arena, die Corentin kannte. Die Burg des Königs und die Arena waren der ganze Stolz ihres Landes. Corentin selbst würde zusammen mit seinen Eltern in der Königsloge sitzen. Dabei würde er lieber zusammen mit den anderenRittern dort unten kämpfen. Aber er war nun ein Mal der Prinz von Loreoll. Er hatte seine Pflichten.
Er blieb mit seinem Onkel in der Arena und setzte sich auf einen der goldenen Stühle. Die Arena war schon gut gefüllt. Die Bürger von Loreoll sowie Bürger aus der Umgebung kämpften um die besten Plätze. Wer konnte, kam hier her, denn das Jubiläumsfest der Rittergilde war neben der Sommersonnenwende und dem Druidenfest das bedeutenste Fest in ihrem Land. Es fand nur jedes 5. Jahr statt. Deswegen wollte es Niemand verpassen.
Corentin war sich sicher, dass einige bekannte Gesichter in der Menge sitzen würden, aber von hier oben konnte er nichts erkennen. Der Platz der Könige war eher dazu gedacht das Tounier zu verfolgen und nicht die Besucher.
Unten in der Arena fanden sich die ersten Ritter und Ritterinnen ein. Würde auch Lilien da unten kämpfen? Er hoffte nicht. Es gab in den Kämpfen kaum Regeln. Man musste nur aufpassen, dass sein Gegner nicht getötet wurde. Einzig und allein bluten durfte er. Aber nicht so viel, dass er sterben würde. Er musste auf jeden Fall einsatzbereit sein können. Auf keinen Fall durfte man seinen Gegner töten. Ansonsten war alles erlaubt. Es gewann, wer dem Gegner zuerst eine blutende Wunde zugefügt hatte.
Die ersten Kämpfer würden Fürst Cameron und Fürst Alejandro sein. Zuerst kämpften Frauen und Männer getrennt voneinander. Nur im Endkampf konnte es vorkommen, dass sie gegeneinander kämpfen mussten. Carmeron und Alejandro waren beide gute Krieger. Es war schwer zu sagen, wer gewinnen würde.
Endlich traten der König und die Königin in die Loge. Sie setzten sich auf ihre weißen Thronsessel. Die Kämpfe würden in Kürze mit der Rede des Königs beginnen. Zunächst aber gesellten sich Tiljan und Laja zu dem Königspaar. Corentin sah weiterhin nach unten in die Arena.
Nach kurzer Zeit erhob sich der König und es wurde still in der Arena. Alle Augen sahen zu ihm.
"Herzlich Willkommen zu unserem 50. Jubiläum der
Rittergilde. Vor fünf Jahren war die Arena zuletzt so voll. Das Jubiläum der Rittergilde ist immer wieder etwas Besonderes. Und ich freue mich darüber, dass mal wieder so Viele aus dem ganzen Land gekommen sind, um den heutigen Tag mit der Königsfamilie zu genießen. Begleitet werden die Kämpfe wie immer von Audrey, der zauberhaften Elfe. Ich wünsche allen Rittern und Ritterinnen im Tounier viel Glück. Mögen die Besten gewinnen! Hiermit erkläre ich das 50. Rittertounier des zweiten Zeitalters für eröffnet."
Der König setzte sich wieder und die ganze Arnea jubelte. Es dauerte einige Zeit bis es wieder still war. Dann begannen die Kämpfe und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf Fürst Cameron und Fürst Alejandro. Sie kämpften beide wie erwartet gut. Sie umkreisten sich zunächst gegenseitig und zielten dann mit kurzen, aufeinanderfolgenden Hieben aufeinander. Sie waren beide sehr schnell. Nach einiger Zeit schaffte es Fürst Cameron dann Fürst Alejandro zurück zu drängen. Fürst Alejandro gab aber deswegen keineswegs auf. Er griff Fürst Cameron nur noch heftiger an, sodass Fürst Cameron unter seinen Hieben kaum eine Chance hatte. Die beiden Fürsten kämpften fair. Sie verletzten sich nicht unnötig gegenseitig. Letzendlich entschied Fürst Cameron das Tounier für sich. Doch es war ein eindrucksvoller Kampf
gewesen.
Als nächstes kamen zwei Frauen an die Reihe. Mathilda und Theodora. Corentin war gespannt, wer hier das Rennen machen würde. Im Rittertounier beim Jubiläumsfest kämpften nur die besten Ritter und Ritterinnen gegeneinander. Auch die beiden Kriegerinnen führten ein spannendes Duell. Mathilda gewann.
Etliche andere Kriegerinnen und Krieger und Fürstinnen und Fürsten kämpften nach und nach gegeneinander. Dann hielt Corentin den Atem an. Lilien trat in die Arena. Sie kämpfte gegen die Fürstin Felicitas. Die Frau von Fürst Cameron, der immer noch im Rennen war. Lilien hatte kaum eine Chance. Felicitas war viel zu gut für sie.
Gespannt verfolgte Corentin den Kampf. Lilien hielt sich ausgesprochen gut. Obwohl sie viel einstecken musste. Sie würde viele Blutergüsse haben. Felicitas kämpfte hart. Zu Corentins Überraschung steckte Lilien das aber ziemlich gut weg. Und dann geschah es. Felicitas passte einen Moment lang nicht auf. Das nutzte Lilien sofort aus. Sie war sehr geschickt. Sofort stoß sie mit ihrem Schwert in Felicitas Fleisch. Blut tropfte aus der Wunde. Verdutzt sah Felicitas sie an. Lilien hatte das Duell gewonnen. Die Regeln waren eindeutig. Wer zuerst durch den Stoß des Anderen blutete, hatte
verloren. Lilien würde gegen Cameron kämpfen.
"Außergewöhnlich! Wer ist diese Elfe?", wollte Tiljan beeindruckt von Tedren wissen.
Tedren legte die Stirn in Falten. "Sie ist seit einem Jahr in unserer Rittergilde. Sie ist in Corentins Alter und wir sind sehr zufrieden mit ihr." Allerdings bemerkte Corentin durchaus seinen wiederwilligen Unterton. Er wusste, dass sein Vater Lilien nicht ausstehen konnte. Er duldete Corentins Freundschaft zu ihr nur wiederwillig.
Tiljan nickte anerkennend. "Das glaube ich." Er schien nichts davon bemerkt zu haben.
Lilien
Lilien konnte es nicht fassen. Sie hatte gegen Fürstin Felicitas gewonnen. Dabei war sie das erste Mal im Rittertounier dabei. Jetzt würde sie gegen Fürst Cameron kämpfen. Wenn sie diesen Kampf gewann, würde sie den goldenen Ritterpokal gewinnen. Außerdem dürfte sie an dem tisch der Königsfamilie essen. Nach den Tounieren würde das Festessen beginnen. Sie konnte dann den ganzen Abend mit Corentin verbringen. Doch Lilien wagte kaum zu hoffen.
Sie war erschöpft und sie hatte Fürst Cameron kämpfen sehen. Er war zu gut für sie.
Fürst Cameron stand ihr gegenüber. Sie wusste, dass Corentin ihr von der Königsloge aus zusah. Doch auch wenn sie verlor, würde er stolz auf sie sein. Immerhin war es ihr erstes Rittertounier und der zweite Platz war ihr sicher.
"So, du meinst also gegen mich gewinnen zu können, nur weil du meine Frau besiegt hast?", fragte Cameron sie und umkreiste sie. Er flüsterte nur.
"Das hab ich nicht behauptet.", verteidigte sich Lilien. "Obwohl es durchaus mein Ziel ist, Euch zu besigen."
Sein erster Angriff kam schnell. Sie wich zurück und er lief weiter. Als er es merkte, stoppte er. Auch Lilien hatte geflüstert.
"Warum?", wollte Cameron misstrauisch wissen. Eigentlich mochte Lilien ihn, aber manchmal war er etwas griesgrämig.
"Weil der Prinz mein bester Freund ist und ich Zeit mit ihm verbringen möchte." Cameron näherte sich ihr wider.
"Ist das der einzige Grund oder steckt mehr dahinter?", wollte Cameron wissen. Er griff sie mit dem Schwert an und sie blockte seinen Angriff.
"Vielleicht ein bisschen mehr.", gab Lilien zu. Sie wusste, dass sie Cameron vertrauen konnte. Er würde ihr Geheimnis nicht ein Mal seiner Frau verraten.
"Vielleicht sollte ich dich gewinnen lassen.", schlug Cameron vor. "Ich habe weniger Grund dazu, am Tisch der Königsfamilie zu sitzen als du."
"Nein, ich möchte einen ehrlichen Kampf.", erklärte Lilien entrüstet. Doch sie fand Camerons Vorschlag unglaublich nett.
"Oky, kämpfen wir!", lächelte Cameron. Seine Schwerthiebe wurden schneller. Lilien konnte jeden parieren. Doch sie wurde schwächer. Cameron bemerkte das auch. Er kämpfte deswegen nicht langsamer, aber er wurde unaufmerksamer. Und dann schaffte Lilien es durch Zufall Camerons Arm zu verletzen. Doch sie war nicht dumm. Sie wusste, dass das seine Absicht gewesen war. Dennoch hatte sie das Tounier gewonnen. Jubel brach in der Arena aus.
"Warum hast du das gemacht?", zischte Lilien Cameron zu.
"Weil ich find, dass du mit dem Prinzen gut zusammen passt.", erklärte Cameron. "Freu dich doch! Du hast gewonnen."
Ja, das hatte sie wohl. Es war kaum zu glauben.
- Du und ich, wir sind eins.
Ich kann dir nicht weh tun, ohne mich zu verletzen.-
Mahatma Gandhi
Lilien
Noch nie hatte Lilien am Tisch des Königs gesessen. Sie hatte schon öfter mit ihm zu tun gehabt, aber so richtig mit ihm geredet hatte sie noch nicht. Corentin saß ihr gegenüber. Er lächelte sie an. Der König wusste, dass sie miteinander befreundet waren, aber er hieß es nicht gut. Corentin sollte eine adelige Freundin haben. Nicht so wie sie. Sie wusste ja nicht mal, wer ihre Eltern waren. Sie hatten sie bei ihrer Geburt weggegeben und jetzt lebte sie in der Stadt bei Fischersleuten, die keinerlei Begabung für Magie hatten. Das musste Lilien von jemand anderen geerbt haben. Sie war sehr begabt, was Magie anging.
Vor Jahren hatte sie ein Gespräch ihrer Eltern belauscht. Daher wusste sie, dass ihre Pflegeeltern nicht ihre richtigen Eltern waren. Sie hatte nie mit ihnen darüber gesprochen.
„Nun, das war eine beeindruckende Leistung beim
Rittertounier.“, lobte Corentins Onkel Tiljan, der rechts neben Corentin saß.
„Danke.“, sagte Lilien schüchtern.
„Wo hast du so gut kämpfen gelernt?“, fragte Tiljan sie.
„In der Magisterschule für Magie und in der Rittergilde wurden meine Fähigkeiten weiter ausgeformt.“, erzählte Lilien ihm. Lilien war das alles nicht geheuer. Sie hatte nicht ehrlich gewonnen. Und Felicitas hatte sie sehr sauer angeschaut. Zumindest eine Feindin hatte sie sich mit ihrem Sieg gemacht. Doch Corentin war stolz auf sie und das war es wert gewesen. Er lächelte sie ständig an, wenn Niemand hinsah.
Das Essen war eher langweilig. Es war reichlich auf dem Tisch. Von Gemüse, Kartoffeln, Salate, Pasta, Reibekuchen bis hin zum Kavier. Zu trinken gab es Traubensaft, Wasser und Fruchtsäfte. So viele Speisen sah Lilien selten auf ein Mal. Sie wusste gar nicht, wofür sie sich entscheiden sollte.
Corentin unterhielt sich die meiste Zeit mit seinem Onkel. Tiljan schien nett zu sein. Er hatte ihr gesagt, dass sie unten in der Arena sehr gute Leistungen gezeigt hatte. Lilien wusste es besser. Sie hatte nur Glück gehabt.
Im Hintergrund lief leise Musik. Klassisches und altes zum Entspannen. Es war sehr angenehm. Lilien saß neben
zwei Kindern. Die Kinder von Djanas Schwester Lavinia. Ihre Namen waren Joseph und Venja. Sie waren gerade mal fünf und acht Jahre alt und einfach zu goldig.
Lilien redete nicht viel. Sie beobachtete eher Corentin. Er sah unglaublich gut aus. Schwarze, kurze Haare (für einen Elf sehr ungewöhnlich) und blaue, fast grüne Augen. Er hatte ein hübsches Gesicht und ein wenig muskulös war er auch. Er trug eine weiße Leinenhose. Sein blaues Leinenhemd hatte er zu einem T-Shirt gekürzt.
Doch außer, dass er mit ihr befreundet war, interessierte er sich nicht für Frauen. Viele jüngere, weibliche Elfen fanden das sehr schade. Lilien konnte das verstehen.
Corentin genoss den Abend. Das sah man ihm an. Lilien freute sich für ihn. In letzter Zeit hatte er viel zu wenig gelacht. Dieser Abend tat ihm gut. Lilien hätte gerne mit ihm geredet, aber sie genoss es auch , ihn einfach nur zu beobachten.
Langsam gingen die Elfen auf die Tanzfläche. Die Musik wurde lauter und die Gäste ausgelassener. Man hatte sich Mut angetrunken. Lilien hielt nicht viel von Alkohol. Höchstens hin und wieder ein Glas Wein. Corentin war ähnlicher Ansicht.
Cameron kam zu ihr an den Tisch. „Darf ich die
Gewinnerin um einen Tanz bitten?“
„Gern.“, lächelte sie. Sie stand auf und nahm die Hand entgegen, die er ihr reichte.
Ob Corentin die Bitte wohl mitbekommen hatte? Cameron führte sie auf die Tanzfläche. Sie war froh sich bewegen zu können.
„Und, schon Erfolg gehabt?“, flüsterte Cameron ihr zu.
„Wobei denn Erfolg?“, wollte Lilien wissen.
„Na, deine Flirtversuche bei Corentin.“, half Cameron ihr auf die Sprünge.
„Ich versuche nicht mit ihm zu flirten.“, entgegnete Lilien und wusste doch, dass es eine Lüge war.
„Bist du sicher?“, fragte Cameron wissend.
„Okay Vielleicht versuche ich doch mit ihm zu flirten.“, gab Lilien schließlich zu.
Cameron grinste zufrieden. Kurz schwiegen sie. Dann fragte Lilien Cameron. „Wird deine Frau nicht eifersüchtig, wenn du mit mir tanzt?“
„Ach was, warum sollte sie? Sie vertraut mir.“, erklärte Cameron.
„Bist du schon lange mit ihr verheiratet?“, fragte sie weiter.
„Sehr lange.“, bestätigte Cameron. Den Rest des Tanzes
schwiegen sie.
Corentin
So hatte Corentin sich das aber nicht vorgestellt. Sie tanzte einfach mit Fürst Cameron. Dabei sollte sie mit ihm tanzen. Und überhaupt! Sie verstand sich ja total gut mit Cameron. Coerntin überlegte, ob er hingehen sollte um Cameron beim Tanzen abzulösen. Doch er verwarf den Gedanken gleich wieder. Wie sollte das denn aussehen? Corentin versuchte sich auf sein Gespräch mit Tiljan zu konzentrieren. Sein Onkel erzählte von Bären, die so groß waren wie kleine Bäume bis hin zu kleinen Ameisen, die man kaum sehen konnte. Die meisten Tierchen hatte Corentin nicht ein Mal vom Namen her gekannt. Doch so richtig interessierte ihn das heute nicht. Sein Blick fiel immer wieder auf Lilien und Fürst Cameron.
„Du magst sie, oder?“, fragte sein Onkel plötzlich.
„Ja.“, gestand Corentin.
„Sie ist etwas besonderes.“, fand Tiljan. „Wie sie heute gesiegt hat, war unglaublich.“
„Mag sein.“, Corentin antwortete eintönig. Das war eine
blöde Angewohnheit, wenn ihm nichts besseres einfiel. Tiljan wusste wann es besser war zu schweigen.
Corentin beobachtete weiterhin Lilien. Sie war eine gute Tänzerin. Sie kannte den Rhythmus der Muisk ganz genau und bewegte sich danach. Nach zwei weiteren Tänzen kam sie wieder an ihren Tisch und lächelte ihn an. Er lächelte zurück.
„Amüsierst du dich?“, fragte Corentin sie.
„Und wie!“, strahlte sie.
„Willst du ein wenig frische Luft schnappen?“
„Gern.“ Sie standen beide auf und Corentin führte sie auf den Balkon. Lilien sah in den Himmel.
„Es ist eine schöne Nacht heute.“, stellte sie fest.
„Hm, das ist es.“ Es war sternenklar. Keine Wolke war am Himmel. Aber der Himmel war schon den ganzen Tag wolkenlos gewesen.
Lilien sah ihn an. Einige Elfen waren auf den Balkon gekommen, um frische Luft zu holen. Die Nacht war angenehm warm.
„Glaubst du, wir können einfach so weiter leben? In Frieden und glücklich?“, wollte Lilien nun von ihm wissen. Corentin wusste darauf keine Antwort. Tatsächlich herrschte gerade Frieden im Land. Aber Corentin glaubte nicht daran,
dass das auch so blieb.
„Ich weis nicht genau.“, gestand Corentin ihr. Eigentlich wollte er heute nicht über so ernste Fragen reden.
Jetzt sah sie ihn direkt an. „Cory, ich will dich nicht verlieren. Du bist mir wichtig.“ Corentins Herz schlug schneller. Warum hatte sie Angst um ihn?
„Das wird nicht passieren, Lil.“, versprach Corentin ihr. „Ich will dich auch nicht verlieren.“
„Egal welchen Weg wir gehen müssen. Ich möchte ihn mit dir zusammen gehen.“, erklärte sie.
„Das wirst du auch.“ Corentins Herz schlug Purzelbäume.
„Aber das wird nicht gehen.“, gab sie zu Bedenken. „Ich bin nicht adelig. Ich passe nicht in dein Leben.“
Corentin sah sie an. Sie war so wunderschön und wirkte auf einmal so traurig. „Wir werden einen Weg finden.“ Er nahm ihre Hände in seine und streichelte sie.
„Cory, ich...“, begann sie, doch sie wurden unterbrochen.
„Lasst euch nicht stören. Ich will nur kurz frische Luft schnappen.“ Tiljan war auf den Balkon getreten. Sofort ließ Corentin Liliens Hände los.
„Es ist ganz schön stickig da drin, was?“, fragte er seinen Onkel.
„Allerdings.“, nickte Tiljan. „Dabei sollte das Elfen
eigentlich nichts ausmachen.“
„Wie lange bleibt Ihr hier?“, fragte Lilien seinen Onkel. Corentin fiel erst jetzt auf, dass er Tiljan diese Frage noch gar nicht gestellt hatte.
„Nur ein paar Tage. Dann müssen wir zurück.“, erzählte Tiljan.
„Natürlich.“, nickte Lilien.
„Möchtest du tanzen?“, fragte Corentin sie.
„Gern.“
„Du entschuldigst uns, Onkel?“
„Natürlich.“ Tiljan lächelte.
Corentin nahm Liliens Hand in seine und führte sie rein auf die Tanzfläche. Dort tanzten sie fast den ganzen restlichen Abend miteinander. Ab und zu machten sie kleine Pausen. Corentin genoss das sehr. Allerdings beschäftigte ihn auch die Frage, was Lilien hatte sagen wollen, bevor sie von Tiljan gestört worden waren. Er würde es schon noch erfahren. Da war er sich sicher. Ob es ihm gefallen würde war eine andere Sache.
- Ich bin mir nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird,
aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen-
Albert Einstein
Tiljan
Tiljan saß mit seiner Familie am Frühstückstisch. Gestern war er nicht mehr dazu gekommen über ernste Angelegenheiten zu sprechen. Deswegen musste er es heute tun. Das Frühstück war die beste Gelegenheit dazu.
„Es gibt Neuigkeiten.“, begann Tiljan die ernste Unterhaltung. „Unsere Verbündeten sind nun wieder unsere Feinde. Majenna und Ronar, die Königin und der König von Kelkson, haben uns den Krieg erklärt. Ihnen ist zu Ohren gekommen, dass wir angeblich die Herrschaft von Zansfield für uns allein beanspruchen wollen. Das fanden sie natürlich gar nicht gut. Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, dass Ronar schwarze Magie anwendet. Das können wir auf keinen Fall dulden.“
„Das sind in der Tat keine guten Nachrichten.“, stimmte Tedren ihm zu. „Was schlägst du vor? Was sollen wir tun?“
„Eine freundliche Lösung wird sich nicht finden. Majenna und Ronar sind ganz schön sauer. Sie werden sich nicht einfach beruhigen lassen. Wir müssen schon kämpfen.“
„Dann sollten wir uns aber wenigstens den Ort des Kämpfen aussuchen können.“ Tedren dachte nach. Tiljan wusste, dass ihm das alles gar nicht gefiel. Aber er konnte nichts dagegen machen.
„In der Tat. Zunächst sollten wir das aber mit der Rittergilde besprechen. Wir brauchen die besten Männer und Frauen.“
„Wie viele Kämpfer haben denn Majenna und Ronar?“, wollte Tedren wissen.
„Ich weis nicht genau.“, gestand Tiljan. „Etwa 10.000.“
„10.000? Woher haben die die alle her?“ Tedren klang verzweifelt.
„Es sind auch Ritter aus meinen Reihen dabei, die keine Lust haben gegen Majenna und Ronar zu kämpfen oder ihnen vielleicht sogar glauben.“ gestand Tiljan bitter, der zutiefst bedrückt darüber war. Er hatte seinen Rittern vertraut. Wie konnten sie zum Feind überlaufen?
„Dann haben wir noch weniger Leute.“, stellte Tedren hoffnungslos fest. „Wenn wir die restlichen Rittergilden für uns gewinnen können, haben wir etwa 5.000 Mann.“
Tiljan wusste, dass es nicht gut um sie stand, aber sie mussten doch ihre Städte verteidigen.
„Was ist denn mit den Zwergen in den Bergen und den Sternen im verborgenen Land?“, fiel Corentin nun ein.
Tiljan sah seinen Neffen überrascht an. Er war schlau. Darauf war Tiljan selbst noch gar nicht gekommen. Corentin würde einst ein guter König werden. Aber nur mit der richtigen Königin an seiner Seite.
„Wir könnten sie zumindest fragen. Es ist auch ihre Welt. Sie sind genauso vom Krieg betroffen wie wir.“, wandte sich Tiljan an seinen Bruder.
„Dann wären wir ca. genau so viel Mann wie Majenna und Ronars Leute.“, nickte Tedren und wirkte schon optimistischer. „Aber die Zwerge sind viel kleiner und zählen nur als ca. die Hälfte.“
„Ihre Magie ist stark.“, hielt Tiljan dagegen. „Wir könnten es schaffen.“
„Die Frage ist nur, ob wir genug Zeit haben, um sie zu überreden. Der Weg zu ihnen ist weit.“, gab Tedren zu Bedenken.
„Das Risiko müssen wir eingehen.“, fand Tiljan. Er konnte verstehen, dass Tedren so viele Zweifel hegte. Aber es ging nicht anders.
„Wir sollten die Ritter zusammen rufen und ihnen vom Krieg berichten.“, schlug Tiljan seinem Bruder vor.
„Ja, das werden wir.“
Schon am Nachmittag fand eine Versammlung der Rittergilde statt. Tiljan sah die Ritter der Reihe nach an. Sie wirkten beunruhigt. Er war es auch. Er hatte sich einen Plan ausgedacht, aber er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde.
„Liebe Ritter und Ritterinnen.“, begann er seine Rede. „Ich führe euch nicht an, aber ich bringe Kunde vom Krieg.“ Noch einmal erzählte er, was er schon Tedren und seiner Familie erzählt hatte. Die Ritter und Ritterinnen sahen ihn entsetzt an.
„Um euer aller Leben und unsere geliebten Städte zu verteidigen und zu beschützen, müssen wir wieder ein mal kämpfen. Doch wir sind zu Wenige. Wir müssen unsere Freunde, die Zwerge und die Sterne um Hilfe bitten. Nun brauchen wir zwei Gruppen und mit ihnen zwei Anführer, die zu den Sternen und zu den Zwergen reiten.“
Tiljan sah die Ritter noch ein Mal genauer an. Wen sollte er dafür aussuchen? Sein Blick fiel auf Corentin und ihm kam eine Idee. Eine ziemlich gute sogar.
„Corentin, du reitest zu den Sternen. Zusammen mit Lilien. Ihr dürft euch zehn Ritter oder Ritterinnen aussuchen, die mit euch reiten.
Corentin sah seinen Onkel überrascht an. Tiljan musste fast lachen. Sein verwirrter Blick sah wirklich zu komisch aus. Er zählte zehn Ritter und Ritterrinnen ab, die ihm zusagten. Seine Wahl war gut.
Die Zwerge sollten Theodora und Mathilda benachrichtigen. Auch sie konnten zehn Ritterinnen oder Ritter mitnehmen.
„Der Rest reitet mit mir.“, beschloss Tiljan dann. „Wir werden unterwegs die anderen Könige und Königinnen um Hilfe bitten. Ich denke zuerst weden Majenna und Ronar meine Stadt angreifen und sich dann weiter vorarbeiten.“ Sie werden mit 30 Männern und Frauen los reiten. Aber das müsste ihnen genügen. Tiljan selbst hatte 110 Männer und mit Glück würden ihnen andere folgen.
„Íhr habt gehört, was mein Bruder gesagt hat. Macht euch reisebereit. Morgen früh brechen wir auf.“, befahl Tedren seinen Krieger und Kriegerinnen. Sie standen auf
und redeten kein Wort mehr. Betrübt verließen sie den Raum. Nur Corentin, Tiljan und Tedren blieben zurück.
„Was geschieht mit deiner Frau und deinen Kindern?“, wollte Tedren von Tiljan wissen.
„Laja wollte ich hier lassen und die Kinder kommen nach.“, erklärte Tiljan. Er würde sie vermissen, aber sie konnten schlecht mit ihnen kämpfen. Laja war dafür viel zu zart und seine Kinder zu jung.
Tedren nickte. "Wieso hast du Thies und Teajlen nicht gleich mitgenommen?", erkundigte sich Tedren weiter.
"Ich wollte erst abwarten was du sagst.", antwortete Tiljan und damit war das Gespräch für ihn beendet.
„Würdest du mich mit deinem Sohn noch etwas allein lassen ich habe noch etwas mit ihm zu besprechen.“, bat Tiljan seinen Bruder und wechslelte somit das Thema.
„Selbstverständlich.“ Tedren verließ den Raum. Corentin sah ihn erwartungsvoll an.
„Es ist gut, dass du Cameron in dein Team gewählt hast. Er kennt den Weg zu den Sternen gut. Er ist sogar mit ihnen befreundet. Und besonders gut mit König Ismalyn. Ein sehr sensibler Stern. Du musst aufpassen, was du sagst. Bitte ihn höflich um Hilfe und er wird dir folgen. Eigentlich ist er sehr nett. Er hat nur einfach zu viel erlebt. Seine Frau Cassandra
wird mitkommen wollen. Lehn es ab. Cassandra ist krank und geschwächt. Sie würde einen Krieg nicht überleben. Dränge die Sterne nicht um Eile. Das ist das schlimmste, was du tun kannst.“, riet Tiljan ihm.
Corentin nickte. „Warum hast du mich ausgewählt?“
Tiljan war auf die Frage vorbereitet. „Weil du der Einzige bist, dem Ismalyn folgen wird. Auch Liliens Anwesenheit ist von großer Bedeutung.“
Corentin machte große Augen. „Was weißt du über Lilien?“
„Mehr als du denkst. Aber ich darf dir noch nichts darüber sagen.“
Tiljan und Coerntin unterhielten sich noch einige Zeit. Dann verließen sie den Versammlungsraum der Rittergilde.
- Jeder wach gewordene und wirklich zum Bewusstein gekommene Mensch geht ja einmal
oder mehrmals diesen schmalen Weg durch die Wüste -
die anderen davon reden zu wollen, wäre vergebliche Müh. -
Hermann Hesse
Cameron
Cameron führte die kleine Gruppe an. Er wusste genau wo es lang ging. Seit zwei Tagen ritten sie über Wiesen und Feldern. Es war ungewöhnlich heiß. Cameron erwartete jeden Moment schlechtes Wetter. Bald würden sie die Wüste Gensas erreichen. Drei Tage würden sie durch die Hölle reiten. Sie mussten dringend ihr Wasser noch mal auffüllen. Leider war die Wüste Gensas der einzige Weg ins verborgene Land der Sterne. Vor und hinter der Wüste lag ein Bach. Dort würden sie sich waschen können.
Nach zwei weiteren Tagen über Wiesen und Feldern würden sie zu dem Schloss der Sterne gelangen. Sieben Tage würde die Reise insgesamt dauern. Jetzt waren es nur noch fünf. Doch der Rückweg würde ca. genau so lange dauern.
Hoffentlich kamen sie dann nicht zu spät zum Kampf.
Kurz vor Wüste zügelte er sein Pferd. Er gebot den Rittern zu halten.
„Wir sind jetzt kurz vor der Wüste Gensas. Wir können nur in der Nacht reiten. Tagsüber suchen wir uns wenn möglich schattige Plätzchen. Es wird heiß werden. Es kann auch Sandstürme geben, die sehr heiß sind. Die Wüste ist also nicht ganz ungefährlich. Tut genau, was ich euch sage. Dann wird euch nichts passieren.“, verkündete Cameron seiner Truppe. „Füllt nun am Bach eure Wasserflaschen auf.“
Cameron selbst füllte seine Flasche auch auf. Er würde sie brauchen. Wie oft er schon durch diese Wüste geritten war. Wie oft er damals die Sterne besucht hatte. Er war mit dem weiblichen Stern Nike liiert gewesen. Er dachte gern an sie zurück, aber auch mit großer Traurigkeit. Kurz nach der Geburt ihres Kindes war ihr Lebenslicht erloschen. Sie war einfach zu schwach gewesen. Aber noch heute hatte Cameron Freunde bei den Sternen. Sein bester Freund Fionn war einer davon. Er war zugleich auch Nikes Bruder.
Als alle ihre Flaschen gefüllt hatten, brachen sie auf. Es war Tag. Deshalb wollte Cameron nicht weit reiten. Nur bis zum ersten schattigen Plätzchen. Schon nach zwei Stunden
stöhnten die ersten Elfen. Cameron selbst machte die Wüste nicht viel aus. Er war sie gewohnt. Die Einzige, die auch gut mit den Temperaturen klar zu kommen schien, war Lilien.
Nach zweieinhalb Stunden hatten sie dann endlich den Höhleneingang erreicht. Sie genossen die angenehme Kühle. Die meisten Elfen schliefen ein paar Stunden. Schaden konnte es nicht. Cameron selbst hielt Wache. Felicitas setzte sich neben ihn. Cameron wusste, dass es ihr nicht gefiel, dass sie zu den Sternen gingen. Sie wusste, dass er dann besonders an Nike denken musste. Felicitas hasste alles, was ihn von ihr ablenkte. Doch Nike war ein Teil seines Lebens. Er konnte und wollte sie nicht einfach vergessen.
Felicitas hatte er fünf Jahre nach Nike kennen gelernt. Seine Tochter hatte er drei Monate später in eine Pflegefamilie gegeben. Felicitas hatte darauf bestanden. Cameron bereute es bis heute. Schließlich war sein Kind etwas besonderes. Es kamen nicht viele Verbindungen wie seine zu Nike zustande. Meistens hielten sich die Sterne von den Elfen fern.
Corentin
Corentin hasste diese Wüste schon jetzt. Wenn er nur daran dachte drei Tage in ihr zu verbringen zu müssen und nur nachts zu reisen, wurde ihm schlecht. Warum musste ausgerechnet so eine Wüste zwischen ihnen und dem verborgenen Land liegen?
„Willst du noch etwas trinken?“, fragte Lilien ihn besorgt. Ihr schien die Hitze gar nichts auszumachen. Sein Mund war wirklich trocken, doch er musste das Trinken aufsparen. Deswegen lehnte er ab. Stattdessen lehnte er seinen Kopf an Liliens Schulter. Sie ließ ihn gewähren.
Der Tag dauerte unendlich lang. Corentin schlief nebenbei, aber nur wenig. Es war unbequem in der Höhle. Als es weiterging, war er total erschöpft. In der ersten Nacht schafften sie vielleicht ca. 40 km. Elfenpferde ritten schnell, doch auch ihnen machte die Wüste zu schaffen. Dabei hatte Cameron genug Wasser für sie mitgebracht. Die Ritter und Ritterinnen mussten wachsam sein. Kleine Tierchen erwachten in der Nacht. Wenn sie zustachen, kam Gift in ihre Körper. Corentins Augen waren überall. Zumindest schien es ihm so. Praktisch war das selbst für Elfen unmöglich.
„Es ist still hier.“, fand ein Ritter neben ihm. Sein Name
war Steffen.
Cameron ritt auf der anderen Seite neben dem Ritter. „Nur wenige Elfen trauen sich in diese Wüste. Sie ist nicht für Elfen gemacht sondern für Sterne.“
Steffen nickte. „Das kann ich verstehen. Diese Wüste ist unheimlich.“
Die erste Nacht verlief problemlos. Sie kamen wirklich gut voran. Als der Morgen anbrach, waren alle erschöpft. Sie suchten in der nächsten Höhle Unterschlupf. Corentin löste Cameron von der Wache ab. Cameron brauchte dringend Schlaf. Er ließ sich noch erst die wichtigsten Dinge erklären.
Lilien leistete ihm bei der Wache Gesellschaft. Sie schien ziemlich munter zu sein.
„Seltsam diese Wüste.“, bemerkte Lilien. „Aber irgendwie ist sie mir vertraut.“
„Ich weiß nicht. Mir nicht.“ Corentin war sie wirklich fremd. Er fühlte, dass er nicht hierher gehörte.
„Cory.“, sagte sie plötzlich. „Irgendwie glaub ich, dass ich hier schon mal gewesen bin. Als ich ganz klein war.“
„Aber das ist unmöglich.“, verwundert sah Corentin sie an.
„Ich weiß.“, seufzte sie traurig. Corentin nahm ihre Hand.
„Ich glaube es gibt ein Geheimnis um dich. Wir werden es heraus finden.“
Lilien lächelte ihn an. Er liebte ihr Lächeln. Dann schwiegen sie eine Weile. Auch diesen Tag geschah nichts und in der Nacht ritten sie weiter. Wieder schafften sie ca. 40 km. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum verborgenen Land.
Cameron
Cameron übernahm die letzte Tageswache in der Wüste. Sie lagen gut in der Zeit. In der nächsten Nacht würden sie die Wüste verlassen. Cameron freute sich darauf die Sterne nach so langer Zeit wieder zu sehen. Aber er hatte auch ein wenig Angst davor. Seine Tochter begleitete ihn. Auch wenn sie nicht wusste, wer sie war. Die Sterne würden sie sofort erkennen. Sie sah Nike so ähnlich. Cameron hätte es ihr gern selbst gesagt. Aber das Priveleg lag bei den Sternen. Sie entschieden, wann es an der Zeit war, die Wahrheit zu sagen. Schließlich war sie nicht nur irgendeine Elfe.
Felicitas Eifersucht auf seine Tochter regte ihn auf. Sie hatte überhaupt keinen Grund dazu. Seine Tochter war ein Teil seines Lebens und er liebte sie. Aber wenn sie die Wahrheit erfuhr, hasste sie ihn vermutlich sowieso.
Cameron seufzte. Sein Leben war noch nie leicht gewesen. Daran hatte er sich gewöhnt. Mit Nikes Tot war alles anders geworden. Früher hatte er sogar bei den Sternen gewohnt. Doch nach Nikes Tot war er wieder zu den Elfen gegangen. Er vermisste Nike so sehr. Felicitas war das komplette Gegenteil zu Nike. Sie war schwarzhaarig statt blond. Sie war ein wenig fülliger, aber dennoch schlank. Ihre Augen waren smaragdgrün, nicht kobaltblau. Sie war von ihrer ganzen Art her anders als Nike. Sterne waren feinfühlig. Das konnte man von Felicitas nicht gerade behaupten.
Cameron dachte den ganzen Tag über diese Dinge nach. Er war froh als es wieder Nacht war. So konnten sie weiter reiten. Endlich! Doch sie kamen nicht weit. Ein Sandsturm kam auf. Und in diesem Teil der Wüste war der eher kalt als warm. Schon nach zwei Stunden mussten sie sich wieder eine Zuflucht suchen. Pferde und Elfen wollten aus dieser Wüste raus. Sie wurden langsam unruhig und ihre Vorräte gingen zu Ende. Sandstürme konnten Tage dauern. Sie konnten es sich nicht leisten so lange zu warten.
Corentin ließ sich bei seiner Wache neben ihn nieder. „Werden wir lange hier verweilen?“
„Wir müssen den Sandsturm abwarten.“, erklärte Cameron. „Dann kann ich entscheiden. Sollte er erst kurz vor
Morgengrauen enden, müssen wir noch einen weiteren Tag hier ausharren. Die nächste Höhle liegt etwa zehn Kilometer von hier entfernt.“
„Das sind keine guten Neuigkeiten.“, fand Corentin. „Die Elfen sind diese Wüste Leid.“
„Einen Tag noch. Höchstens. Sandstürme kommen eigentlich nur ein mal in zehn Tagen. Wir haben eben Pech.“ Cameron schwieg eine Weile und ging seinen eigenen Gedanken nach. Felicitas schlief in der Höhle. Liebte er sie wirklich? Manchmal bezweifelte er das. Vielleicht war sie doch nur ein Zeitvertreib? An allem hatte sie etwas aus zu setzten. Das ging ihm allmählich auf die Nerven. Nike war so anders gewesen. Aber sie war tot und er musste ohne sie weiterleben. Daran musste er sich immer wieder erinnern.
Auch dieser Tag neigte sich dem Ende. Der Sandsturm ließ Gott sei Dank nach. In der nächsten Nacht ließen sie die Wüste endlich hinter sich. Die Elfen wuschen sich am Bach hinter der Wüste und füllten ihre Flaschen auf. Cameron ließ sie nicht schlafen. Sie mussten weiter. Einen weiteren Tag ritten sie über Wiesen und Feldern. Nur nachts schliefen sie. Nach zwei Tagen erreichten sie endlich das Sternenschloss. Es leuchtete vom weiten im goldenen Licht.
- Setz dein Vertrauen in Eisen und Stein
Eisen und Stein werden immer die wahren Freunde sein -
Alte Zwergenweisheit
Mathilda
Mathilda und Theodora ritten zu den Zwergen. Ihr Weg führte über grüne Wiesen und holprige Steine. Für Elfenpferde war das kein Problem. Mathilda war froh, dass sie zu den Zwergen ritten. Durch die Sternenwüste, wie sie von vielen genannt wurde, hätte sie nicht reiten wollen. Sie wusste, dass es wichtig war zu den Zwergen zu reiten. Sie brauchten ihre Unterstützung. Mathilda zweifelte nicht daran, dass sie die auch bekommen würden. Die Zwerge waren ein freundliches Pack und ihre Magie war unglaublich stark. Sie kamen gerade in den Wald. Wenn sie aus diesem Wald wieder rauskommen würden, würden sie zu den Bergen der Zwerge gelangen. Doch der Zwergenwald war berüchtigt für seine Gefahren. Es hieß wilde Zwerge würden darin wohnen. Sie waren gefährlich. Ihre Freunde waren die Tiere des Waldes. Sie waren genau so gefährlich wie die Zwerge selbst.
„Wir sollten nicht durch diesen Wald reiten.“, maulte Theodora. „Wir hätten gar nicht erst hier her kommen sollen.“
„Thea, jetzt halt einfach mal den Rand.“, wies Mathilda ihre Gefährtin an. Sie war einfach genervt von ihr. Seit sie aufgebrochen waren, meckerte sie in einer Tour. Das machte keinen guten Eindruck auf die restlichen Ritter und Ritterinnen. Theodora sollte ein Vorbild für sie sein.
„Wir werden jetzt in diesen Wald reiten. Ohne Widerrede. Wir werden die Zwerge um Hilfe bitten.“ Mathilda sagte dies ganz ruhig. Doch sie fühlte sich aufgewühlt. Ein mal hatte Mathilda den Zwergenkönig Alrick zu Gesicht bekommen. Er war eine eindrucksvolle Gestalt. Seine Frau Lickla ebenfalls. Sie waren der Krone würdig. Mathilda erwartete von ihnen nur positives. Sie wusste, dass man sich auf sie verlassen konnte.
Mathilda ging voran. Sie betrat den Wald. Zunächst ritt sie noch auf ihrem Pferd, doch das wurde zunehmend schwerer. Der Wald wurde immer dichter. Sie musste absteigen und ihr Pferd an den Zügeln führen. Das machte es schwieriger voran zu kommen. Der Weg war uneben und überall waren Bäume. Mathilda hörte irgendwann Stimmen und es waren keine Elfenstimmen. Sie ahnte, dass es einer
der wilden Zwerge sein musste. Sie gebot den anderen anzuhalten. Theodora erschien neben ihr.
„Was ist denn los?“
„Scht...“, zischte Mathilda. „Hör doch selbst.“
Theodora machte große Augen. „Wilde Zwerge! Ich hab doch gesagt, wir sollten diesen Wald nicht betreten.“
„Scht.“, zischte Mathilda erneut. „Leise.“
Plötzlich erschien der Zwerg auf der Lichtung. Er war kleiner als ein normaler Zwerg. Sein Haar war rot, lang und wellig. Aber er trug es offen. Seine Augen waren grün. Er trug ein grünes Hemd und eine blaue Hose. Seine Füße waren nackt. Verwirrt sah er sie an.
„Waste wollte ihr in meine Gebiet?“, fragte er misstrauisch. Er hatte einen fürchterlichen Akzent.
„Wir müssen zu den Bergen der Zwerge. Wir müssen mit dem König etwas besprechen.“, erklärte Mathilda ihm.
„Und waste müsset ihr besprechen?“, wollte der Zwerg wissen. Für Mathildas Geschmack war er viel zu neugierig.
„Das geht nur mich und den König was an.“, beharrte Mathilda.
„Naja. Ich will mal nicht so sein. Iche lasse euche jetzte mal durch. Ihr kommt bestimmte eh nicht lebend aus diesem Walde.“, beschloss der Zwerg gnädig und verschwand dann.
Mathilda schüttelte mit dem Kopf. Was für ein blöder Zwerg. Hoffentlich bereitete er ihnen keine Probleme mehr.
Mathilda setzte den Weg fort. Jedes Rascheln der Bäume ließ sie aufblicken. Doch kein Zwerg war mehr zu sehen. Vermutlich hatten selbst die wilden Zwerge Respekt vor ihrem König.
Vier weitere Tage gingen sie durch den Wald. Am fünften Tag hatten sie das Ende fast erreicht. Doch dann kam Sturm auf. Dabei brauchten sie doch jetzt gar nicht mehr so viel bis zum Ausgang. Theodora war in den letzten Tagen ungewöhnlich still gewesen. Jetzt machte sie sich natürlich wieder bemerkbar. „Siehst du, der Wald war eine blöde Idee.“, beschwerte sie sich.
„Sturm kann überall aufziehen. Das hat nichts mit dem Wald zu tun.“, erklärte Mathilda ihr.
„Und was machen wir jetzt?“, wollte Theodora wissen.
„Wir suchen uns eine Höhle.“, beschloss Mathilda. Doch das war schwieriger als sie gedacht hatte. Höhlen gab es nicht überall. Sie mussten vom Weg ab um eine zu finden. Gott sei Dank hatte Mathilda einen guten Orientierungssinn.
In der Höhle trafen sie auf den zweiten wilden Zwerg. Aber er war geselliger und hatte nicht so einen grausamen Akzent wie der erste. Sein Name war Kropp. Er hatte lange,
schwarze Haare, die er offen trug. Sie hingen ihm wild über die Schultern. Einen Bart hatte er nicht. Er sah merkwürdig aus, aber er war nett. Mathilda und Theodora durften bei ihm essen. Den übrigen Reitern gab er am Rand der Höhle etwas zu essen. Mathilda erfuhr von ihm, dass die wilden Zwerge zum größten Teil alleine seien und deswegen vielleicht ein wenig unmenschlicher. Sie seien Gesellschaft eben nicht gewohnt. Doch deswegen waren sie nicht unhöflich.
Mathilda entschied diesen Zwerg von ihrem Vorhaben zu erzählen. Vielleicht würde er ja mit in den Krieg ziehen. Kropp war total begeistert von der Idee und stimmte sofort zu. Er erklärte sich auch bereit sie zu dem König zu bringen. Die wilden Zwerge waren allerdings nicht so gut auf den König zu sprechen. Sie waren nicht direkt mit ihm befeindet, aber sie mieden ihn. Der König hatte eine schlechte Meinung von ihnen. Mathilda versprach ihrerseits ein gutes Wort für sie einzulegen.
Theodora blieb die meiste Zeit still. Nur hin und wieder brummte sie vor sich hin. Mathilda und Kropp beachteten sie nicht besonders.
Am nächsten Tag führte Kropp sie aus dem Wald heraus. Mathilda musste zugeben, dass sie wohl länger dazu
gebraucht hätte.
Als sie aus dem Wald traten, sahen sie lauter Berge mit Regenbögen. Kropp erklärte die Regenbogen seien die Eingänge zu den Zwergenhöhlen. Der größte Regenbogen gehörte dem König. Also gingen sie darauf zu. Mathilda fand, dass die Berge mit ihren Regenbögen schon beeindruckend aussahen.
- Es heißt, dass wir Könige auf Erden die Ebenbilder Gottes seien.
Ich habe mich daraufhin in dem Spiegel betrachtet.
Sehr schmeichelhaft für den lieben Gott ist das nicht. -
Friedrich II. der Große
Alrick
König Alrick empfing Mathilda, Theodora und Kropp in seinem Thronsaal. Mathilda hatte Theodora geraten lieber nichts zu sagen. Alle drei verbeugten sich vor dem König.
„Seid gegrüßt, König Alrick. Ich bringe Kunde vom Krieg.“, verkündete Mathilda. „König Ronar und Königin Majenna wollen uns angreifen.“ Sie erzählte kurz warum der König und die Königin das taten. Dann fuhr sie fort. „König Tiljan und König Tedren bitten Euch um Eure Hilfe. Wir Elfen allein sind zu Wenige. Wir brauchen Eure Unterstützung.“
„Ihr wollt unsere Hilfe, weil ihr es alleine nicht schafft? Habe ich das richtig verstanden?“, fragte König Alrick.
„Nicht nur deswegen.“, ergänzte Mathilda jetzt. „Auch euer Land ist in Gefahr. Wenn sie uns besiegt haben
werden sie nicht aufhören zu kämpfen.“
Der König überlegte kurz. „Das ist wohl wahr. Also ist auch unser Land in Gefahr.“
Der König sah beeindruckend aus. Sein rotes, langes Haar war in drei dicken Zöpfen geflochten. Er hatte ein rundes Gesicht und grüne Augen. Sein Körper war klein und etwas dicker. Er trug ein Leinenhemd und einen Kettenrock aus purem Gold.
„Ich muss das erst mit meinen Leuten besprechen. Ich kann darüber nicht sofort entscheiden.“
Nun sah Alrick zu dem wilden Zwerg. „Was will er hier?“
„Er möchte uns im Krieg unterstützen. Vielleicht könnte er noch mehr wilde Zwerge überreden.“, erklärte Mathilda.
„Ich werde mich auch darüber mit meinen Leuten beraten. Heute Abend lade ich Euch zu einem Festessen ein.“, entschied Alrick.
Mathilda nickte. „Das ist sehr großzügig von Euch. Darf ich fragen, wann ich mit Eurer Entscheidung rechnen kann? Es eilt ein wenig.“
„Morgen Mittag nach dem Essen.“, entschied der König. Noch ein mal dankte Mathilda dem König. Dann verließ sie mit Kropp und Theodora den Raum.
Das Abendessen des Königs war ein Festmahl. Es gab zwei Wildschweine, jede Menge Obst, Gemüse und lauter gesundes Zeug. Zum Trinken gab es Fruchtsäfte und natürlich Honigwein. Mathilda, Theodora und Kropp saßen dem Zwergenkönig gegenüber. Im Hintergrund lief leise Harfenmusik.
Der Festsaal des Königs war groß und die Wände waren aus braunen Lehm. Sehr ungewöhnlich war die Höhle. An der Decke hing ein Kronenleuchter aus echtem Gold. Lange Tischreihen zierten den Raum. Ganz vorne war eine Art Bühne, auf denen silberne Throne standen.
Auch Alricks Frau Lickla saß neben ihm. Eigentlich waren selbst Zwergenfrauen robust, doch Lickla sah zierlich aus. Ihre blonden, langen Haare trug sie offen und sie hatte leicht milchige Haut. Sie trug ein lilafarbenes Sommerkleid. Sie sah ungewöhnlich aus für eine Zwergin, aber sehr hübsch. „
Ihr seid von weit hergereist.“, eröffnete Alrick das Gespräch. „Ihr gehört zu Tiljans Ritter?“
„Nein, wir sind von Tedrens Rittern. Tiljans Bruder.“, antwortete Mathilda.
„Ah, König Tedren. Ich kenne ihn, aber ich habe ihn lange nicht mehr gesehen. Wie geht es ihm?“, fragte König Alrick.
„Gut.“, antwortete Mathilda. „Er ist schon zu seinem Bruder geritten. Dort wird der Krieg voraussichtlich beginnen.“
Alrick nickte. "Tedren ist ein großer Mann. Mit ihm werden viele Krieger in den Krieg ziehen. Aber diesen Kriegern muss klar sein, dass viele dieser Krieger nicht zurück kommen werden. Selbst mit unserer Hilfe könnte es schwierig werden. Auch wenn unsere Magie stark ist.“
„Das ist richtig. Unsere Krieger sind sich dessen bewusst. Doch sie wollen kämpfen. Sie sind ehrgeizig.“, erklärte Mathilda. „Außerdem seid Ihr nicht die Einzigen, die wir um Hilfe bitten.“
„Wen bittet ihr denn noch um Hilfe?“, wollte der König wissen.
Mathilda lächelte. „Die Sterne. Prinz Corentin und die Ritterin Lilien sowie Fürst Cameron und Fürstin Felicitas sind ins verborgene Land geritten.“
„Natürlich!“ Alrick begriff. „Die Sterne. Wen sonst hätte König Tedren um Hilfe bitten können? Vor allem, weil Fürst Cameron unter seinen Rittern verweilt.“
„Richtig.“ Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Alle wussten, dass Cameron mit den Sternen befreundet war. Es war ein logischer Zug von König Tedren gewesen sie um Hilfe zu bitten. Cameron kannte den Weg am besten. Niemanden sonst
hätte Tedren seinen Sohn anvertraut. Noch lange unterhielt sich Mathilda mit König Alrick. Sie berichtete ihm, was es neues unter den Elfen gab. König Alrick erzählte ihr im Gegenzug viel über das Zwergenleben.
Alrick lag in seinem Bett. Seine Königin schlief neben ihm. Schon allein wegen ihr musste Alrick den Plan der Elfen eigentlich zustimmen. Sie war ein wunderbares Geschöpf. Lickla war einzigartig. Ihretwegen lohnte es sich zu kämpfen. Und der Krieg sollte nicht erst in die Berge der Zwerge gelangen. Lieber führte Alrick Krieg im Elfenland. Alrick musste auch an seine Kinder denken. Corla war erst 5 und Miron 10 Jahre alt. Miron würde bald auch schon Krieger sein. Doch noch musste Alrick ihn und Corla beschützen. Er würde all das in der Versammlung morgen besprechen. Vielleicht war es auch gut, wenn zumindest Mathilda bei der Versammlung anwesend war. Alrick ging noch lange diesen Gedanken nach. Dann schlief er unruhig ein.
Am Mittag fand dann die Versammlung statt. Die Regenbögen waren nicht der einzige Wege zu den Zwergenhöhlen. Unterhalb der Erde führten Tunnel von Zwergenhöhle zu Zwergenhöhle. So kamen sie in den Versammlungssaal.
Er war aus dem gleichen Material wie der Thronsaal. Zwei Tischreihen wurden gegenübergestellt, Methaplanwände aufgestellt. Bilder von Landkarten aus der ganzen magischen Welt hingen an den Wänden. Mathilda fand das beeindruckend.
Viele Zwerge waren zu der Versammlung gekommen. Es war schon was Besonderes, wenn der König die anderen Zwerge dazu einlud. Das zumindest hatte Kropp erzählt. Auch er war zu der Versammlung eingeladen. Wohl das erste mal in seinem Leben. Alrick stand auf dem Podest und sprach zu den versammelten Kriegern.
„Liebe Mitbürger. Den Elfen steht ein Krieg bevor. König Tedren und Fürst Tiljan bitten uns um Hilfe. Wenn ihr jetzt denkt, dass euch das nichts angeht, liegt ihr falsch. Auch uns geht der Krieg etwas an. Die Elfen Majenna und Ronar sind unsere Feinde. Wenn sie mit dem Elfenland durch sind, bekriegen sie uns. Ist es dann nicht besser, wenn wir im Elfenland kämpfen, und unser Land nicht vom Krieg gezeichnet ist?“ Alrick machte eine Pause, um seine Ansprache besser wirken zu lassen.
Mathilda fand Alricks Rede nicht gut. Der Grund, warum die Zwerge kämpfen sollten, verstärkte nicht gerade das Band zwischen Elfen und Zwergen. Die Zwerge waren da
anscheinend anderer Ansicht. Die Meisten jubelten nach seiner Rede. „Seid ihr dafür, dass wir den Elfen helfen?“, donnerte Alrick. Nacheinander sah er seine Männer an.
„Ja!“, riefen die Männer im Chor.
Mathilda lächelte. Wenigstens halfen sie ihnen.
„Gut.“, nickte Alrick zufrieden. „Nun gibt es noch etwas anderes zu besprechen. Wie ihr sicher wisst, gibt es in dem Zwergenwald auch wilde Zwerge. Sie gehören irgendwie zu Niemanden. Einer von ihnen hat sich aber dennoch bereit erklärt mit uns in den Krieg zu ziehen. Er will auch die anderen wilden Zwerge fragen, ob sie uns unterstützen wollen.“
In der Halle wurde es schlagartig still. Niemand sprach. Kropp rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
„Wollt ihr zulassen, dass wilde Zwerge mit uns in den Krieg ziehen?“, fragte Alrick seine Männer dann. „Vielleicht würden sie ja dann wieder mehr zu uns gehören.“
Mathilda bemerkte die Hoffnung in Alricks Stimme.
Erst zögernd, aber dann immer lauter riefen die Zwerge: „Ja.“
Mathilda lächelte. Die Zwerge würden sie unterstützen.
- Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht.
Doch es ist die Nacht, die uns allen zu den Sternen erhebt.-
Khalil Gibran
Lilien
Das Sternenschloss kam endlich in Sicht und es war so wunderschön. Lilien war von Anfang an begeistert davon. Es leuchtete in einer goldenen Pracht und wirkte einfach traumhaft. Auf gewisse Weise fühlte sich Lilien, als wäre sie nach langer Zeit nach Hause gekommen. Es war merkwürdig. Sie konnte es sich nicht erklären.
Unbemerkt tritt Cameron neben sie. Als er sie ansprach zuckte sie leicht zusammen.
"Ich weiß wie das Schloss einen verzaubern kann. Die Sterne sind wunderbare Wesen unserer Welt. Egal was sie dir sagen, glaub mir, ich wünschte du hättest es von mir gehört."
Verwirrt sah Lilien ihn an. "Wie meinst du das?"
"Noch verstehst du es nicht, das ist mir klar. Aber bald.
Das verspreche ich dir."
Damit ging er auf das Schloss zu und Corentin und Lilien folgten ihm. Die Ritter blieben zurück. Die Sterne würden nicht alle in ihrem Schloss dulden.
Erst jetzt fiel Lilien wieder das Geheimnis ein, dass Corentin erwähnte. Hatte es womöglich mit Cameron oder mit den Sternen zu tun?
Man kam nur über eine Brücke zum Schloss. Dazwischen lag ein tiefer Burggraben. Die Brücke sah schlicht aus, doch auf ihr funkelten tausende von Sternen. Ein großes Tor verzirrt mit ebenfalls leuchtenden Sternen trennten sie von dem Inneren des Schlosses.
Als Lilien auf die Brücke trat fing auch sie an zu leuchten. Zwar nur blass, aber sie leuchtete. Verwundert sah sie an sich herab.
"Was ist das?", fragte sie niemand Bestimmten. "Was ist hier los?"
"Die Sterne werden es dir erklären.", versicherte ihr Cameron und ging voran. Lilien wunderte sich, dass Fürstin Felicitias mit den Rittern zurück geblieben ist. Sie ließ Carmeron doch sonst nie allein.
Vor dem Tor blieb Cameron stehen und zeichnete eine Art Stern auf das Tor. Es dauerte eine Weile, aber dann öffnete
sich das Tor.
Im Schloss lag ein langer Flur mit Nachtblauen Wänden und Decken vor ihnen. Auch hier funkelten die Sterne. Sie waren einfach überall und Lillien fing noch heller an zu leuchten.
Eine Stimme kam von überall und nirgends und fragte glockenhell: "Wer betritt unser Heim? Hier kam seit Jahren Niemand mehr her."
"Hallo Fionn. Bist du nun also König?", rief Cameron in die leere Halle. Er schien amüsiert zu sein.
"Cam?", fragte Fionn überrascht. "Was machst du hier?"
"Ist eine lange Geschichte.", winkte Cameron ab. "Wo ist Ismalyn?"
"Er ist ins Licht gegangen. Vor ein paar Tagen.", antwortete Fionn. "Cassandras Tot hat er nicht verkraftet."
"Tiljan hat gar nicht erwähnt, dass es so schlimm um sie steht.", bemerkte Cameron.
"Das sollte er auch nicht."
"Können wir nun endlich von Angesicht zu Angesicht miteinander reden?", fragte Cameron. Er wirkte etwas genervt.
"Nur wenn du mir sagst wen du da bei dir hast.", bemerkte Fionn.
"Prinz Corentin von Loreoll und seine Kriegerin Lilien.",
erzählte Cameron unbeeindruckt.
Lilien sah Cameron verwundert an. Seine Kriegerin? Das war wohl nen Scherz.
"Nun gut. Du sagst die Wahrheit." Das war keine Frage.
"Natürlich". Cameron klang entrüstet.
"Du weißt wo du lang musst, oder?", fragte Fionn nur.
"Ja."
"Dann freu ich mich dich gleich zu sehen."
Dann war es wieder still in der Halle.
"Was bedeutet es für uns, wenn Ismalyn nicht mehr da ist?", wollte Corentin besorgt wissen. Lilien wünschte seine Hand halten zu können, aber sie traute sich nicht obwohl nur Cameron dabei ist.
"Keine Sorge. Fionn wird uns folgen." Cameron klang sich hundertprozentig sicher.
"Wieso?" Corentin nicht.
"Wenn du mir das Reden überlässt wirst du dir dessen auch sicher sein können."
Sie folgten Cameron den Sternengang entlang. Es folgten weitere Gänge und einige Treppen bergauf.
"Das ganze Schloss ist von innen so. So fühlen sie sich am wohlsten.", erklärte Cameron.
"Ich fühle mich auch wohl.", bemerkte Lilien. "Irgendwie als gehöre ich hierher."
Cameron grinste sie nur glücklich an was sie noch mehr verwirrte.
Nach gefühlten 10 weiteren Gängen und Stockwerken öffnete Cameron nun endlich eine Tür und
Lilien konnte nicht glauben was für ein prachtvoller Raum dahinter verborgen war. Golden zierten die Wände den Saal und die Sonne schein durch die Fenster. Das Gold glänzte Richtig. Der Raum war fast leer bis auf zwei glänzende Throne auf einem hohen Podest.
Der männliche Stern musste Fionn sein und die Frau daneben vermutlich seine Königin. Fionn wirkte wahrhaft königlich. Er war groß, recht muskulös, hatte goldene recht lange Haare und ausdrucksvolle braune Augen. Er trug ein langes Gewand in himmelsblau und wie sollte es anders sein, mit Sternen verzirrt.
Die Frau war rothaarig und die Haare fielen ihr lang und offen über die Schulter. Sie hatte ein zierliches Gesicht und ihre Haut wirkte fast wie Prozelan. Sie war schmal, wirkte aber trotzdem kräftig. Sie trug ein Kleid in den gleichen Farben wie das Gewand ihres Mannes.
Fionn stand auf als er die Gruppe bemerkte und kam auf
sie zu. Sofort umarmte er Cameron herzlich.
"Es ist so schön dich wiederzusehen. Es ist viel zu lange her." Wenn sich der König freute schien er von innen heraus zu leuchten. "Du kennst meine Königin Leyna?"
"Natürlich. Hallo Leyna. Schön dich an Fionns Seite zu sehen.", begrüßte Cameron Leyna nachdem er sich von Fionn gelöst hatte. Nun stand auch Leyna auf und kam zu ihnen. Auch sie begrüßte Cameron mit einer Umarmung. Vom Nahen wirkte sie noch schöner. Lilien wusste, dass sie eine gewisse natürliche Schönheit an sich hatte, aber das war nichts im Vergleich zu Leyna.
Erst jetzt widmete sich Fionn den anderen Besuchern und als er bei Lilien ankam riss er die Augen weit auf und sah Cameron fragend an. "Ist sie das?"
"Ja, das ist sie."
Lilien schaute verständnislos zwischen den beiden hin und her.
"Du hast sie mitgebracht? Weißt du wie gefährlich das ist? Es war sowieso schon ein unnötiges Risiko in ihrer Nähe zu bleiben.", warf Fionn ihm scheinbar aufgebracht vor.
"Fionn, ich hatte keine Wahl. König Tedren selbst bzw. sein Bruder Tiljan hat es angeordnet.", verteidigte sich Cameron.
"Was geht hier eigentlich vor?", wollte Lilien jetzt wissen.
"Na immerhin daran hast du dich gehalten.", seufzte Fionn.
"Komm Liebes! Wir müssen uns unterhalten."
- Die Menschen haben vor einer Wahrheit mehr Angst als vor einer Lüge.-
Ernst Ferstl
Lilien
Der König der Sterne führte Lilien in einen privaten Leseraum mit Kamin. Nur sie beide allein. Lilien wünschte sich wenigstens Corentin wäre dabei. Lilien war es etwas unangenehm mit einem ganz Fremden allein in einem Raum zu sitzen, aber irgendwie kam er ihr auch merkwürdig verraut vor.
"Du bist bei einer Pflegefamilie aufgewachsen?", erkundigte sich Fionn bei ihr.
"Ja. Ich kam dort hin als ich noch ein Baby war."
Fionn nickte als wüsste er mehr darüber. "Du weißt nichts von deinen richtigen Eltern? Hast du je versucht sie zu finden?"
"Nein auf beide Fragen. Ich weiß nur, dass meine Magie nicht von meinen Pflegeeltern kommt."
"Wieso hast du nie versucht deine Eltern zu finden?"
Wieso fragte sie ein Fremder solche Sachen? Eigentlich sprach sie nicht gerne über das Thema.
"Ich weiß nicht. Ich hatte trotzdem ein schönes Leben. Wenn ich bei ihnen gelebt hätte, hätte ich vielleicht nie meinen besten Freund kennen gelernt."
"Er scheint dir viel zu bedeuten." Es war keine Frage sondern eine Feststellung.
"Ja."
"Ok. Hör zu. Die Sache ist die. Ich weiß alles über deine Eltern. Allerdings kann ich dir nur was über deine Mutter erzählen. Dein Vater muss dir seine Geschichte selbst erzählen."
Konnte sie diesem unbekannten Stern glauben? Sie wusste nicht viel von den Sternen, aber Cameron sprach nur gut von ihnen. Dann erst drang zu ihr durch was Fionn ihr da gerade mitgeteilt hatte.
"Mein Vater lebt?"
"Ja, das tut er. Deine Mutter allerdings nicht. Sie starb bei deiner Geburt." Er klang unglaublich traurig.
"Oh!" Lilien wusste nicht was sie fühlen sollte. Sie hatte ihre Mutter nie gekannt und dennoch fühlte sie sich auf seltsame Weise mit ihr verbunden.
"Wer war sie?", wollte Lilien wissen.
"Sie war ein Stern."
"Ich bin ein Stern?" Das konnte Lilien nicht glauben und doch wusste sie tief in ihrem Inneren, dass das stimmte.
"Zur Hälfte, ja. Deine Mutter war eine tolle Frau. Sie war selbst für einen Stern aussergewöhnlich sanft. Selten verlassen die Sterne unser Schloss, aber wenn sie es tun dann hat es einen Grund. Deine Mutter hatte einen. Sie wollte mit deinem Vater zusammen leben und sie wusste, dass das hier nichts ging. Aber die Welt ausserhalb des Schlosses war nicht für sie. Du kamst noch unterwegs zu deinem und ihrem neuen zu Hause auf die Welt und sie bei deiner Geburt ums Leben.", erzählte Fionn ihr.
Lilien wusste nicht was sie sagen sollte. Sie kam gar nicht von Loreoll? Vielleicht war sie mitten in der Wüste geboren und deshalb wirkte sie so vertraut auf sie.
"Deine Mutter war meine Schwester.", fuhr Fionn fort. "Sie war einzigartig und sehr beliebt. Du hast viele Eigenschaften von ihr."
"Du kennst mich doch gar nicht.", wunderte Lilien sich. Wie konnte er das nach so kurzer Zeit behaupten?
"Das stimmt.", lenkte er ein. "Aber ich kannte sie. Wir standen uns sehr nahe. Und ich sehe viel von ihr in dir."
Lilien war immer noch nicht wirklich überzeugt davon.
Dann dachte sie erst darüber nach was Fionn ihr gerade gesagt hatte. "Dann bist du mein Onkel?"
"Ja und du bist eine Prinzessin, genau wie deine Mutter eine war."
Lilien machte große Augen. Sie konnte nicht glauben was sie da hörte. Plötzlich war sie nicht mehr nur eine einfache Bürgerin. Sie war adelig. Das bedeutete Corentin und sie hatten eine richtige Chance. Das entlockte ihr ein breites Grinsen.
"Du freust dich.", stellte Fionn fest.
"Ja, ich bin adelig. Das kann ich kaum glauben." Lilien musste noch mehr grinsen und sie leuchtete immer heller von innen heraus. Doch dann fiel ihr noch etwas ein und ihr Grinsen und ihr Licht verschwand. "Was ist mit meinem Vater?"
"Das sollte er dir selbst sagen.", fand Fionn.
"Er lebt?" Lilien wusste nicht so recht was sie davon halten sollte.
"Ja und er ist hier.", antwortete Fionn und beobachtete Lilien ganz genau.
"Er ist auch ein Stern?", fragte Lilien verwundert.
"Nein." Mehr sagte Fionn da nicht zu. "Ich denke du solltest hier warten. Ich werde nach ihm schicken."
Damit stand Fionn auf, nickte ihr kurz zu und verschwand. Lilien blieb allein zurück. Aber wenn ihr Vater kein Stern war dann musste er doch einer der Ritter sein, oder? Oder war hier noch ein Elf zu Besuch? Wie wahrscheinlich war das? Dann fiel ihr noch was ein. Cameron war schon lange ein Freund der Sterne. Konnte er ihr Vater sein? Lilien wagte es nicht zu hoffen. Und da war noch Felicitas. Das machte doch alles keinen Sinn...
Doch als die Tür sich öffnete kam wirklich Cameron in den Raum und Lilien starrte ihn an. Sie konnte einfach nicht anders.
Cameron
Cameron war nervös. Seine Tochter würde nun erfahren, dass er sie weggegeben hatte. Wie würde sie reagieren? Er setzte sich zu ihr auf den nachtblauen Sessel ihr gegenüber.
"Du?", fragte Lilien gleich.
"Was ich?", fragte Cameron zurück.
"Fionn meinte er würde meinen Vater holen und du kamst durch die Tür. Bist du mein Vater?"
Jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen. "Ja."
Lilien nickte als hätte sie sich das jetzt schon selbst
gedacht.
"Also bin ich jetzt adelig?", fragte sie.
"Durch und durch.", bestätigte Cameron ihr.
"Wieso hast du nie was gesagt?" Es klang nicht vorwurfsvoll, aber ein wenig enttäuscht.
"Weil ich nicht durfte. Nike durfte mit mir fortgehen. Aber für den Fall, dass unser Kind später ohne Eltern aufwachsen würde mussten wir das Versprechen geben, dass nur ein Stern dir die Wahrheit über dich sagen durfte. Ich hab dich fortgegeben, weil ich egoistisch war, aber auch weil es nicht anders ging. Ich lernte kurz nach deiner Mutter Felicitas kennen und wir wurden ein Paar, doch sie dultete dich nicht. Sie mochte sowieso nichts was die Aufmerksamkeit von dir ablenkte. Ich hätte mich vermutlich von ihr getrennt, wenn ich gewusst hätte wie ich dich alleine aufziehen könnte, aber damals schien mir das unmöglich. Also hab ich dich weggegeben. Ich bereue es immer noch. Später durfte ich dir nicht sagen wer ich bin. Nicht ohne die Einwilligung der Sterne."
"Aber warst du nach meiner Geburt denn nicht mehr bei den Sternen?" Lilien verstand das alles noch immer nicht ganz. Sie wusste endlich wer ihre Eltern waren. Hatte sie eine Chance einen richtigen Vater zu haben? War sie sauer
auf ihn, weil er sie weggegeben hatte? Sie wusste gar nichts mehr. Sie musste unbedingt mit Corentin reden, aber ihr Vater hatte ihr dennoch noch einiges zu erklären.
"Ich war noch einmal dort, aber sie willigten nicht ein dir die Wahrheit zu sagen. Du warst 5 Jahre alt und sie sagten du seist noch zu klein und würdest es nicht verstehen und außerhalb der Sterne seits du sicherer. Ich wäre vermutlich auch nicht zu ihnen zurück gekommen, wenn der Krieg nicht wäre."
Cameron klang sehr als würde er das alles bedauern. Wie konnte sie ihm da böse sein? Er hatte ja selbst genug gelitten.
"Was ist mit Felicitas? Sie wird mich jetzt auch nicht akzeptieren.", bemerkte Lilien. Felicitas mochte sie nicht und hatte sie nie gemocht und jetzt wusste Lilien auch warum.
"Ich weiß. Ich muss mir darüber klar werden was ich wirklich will. Ich bin mir nicht sicher ob sie das ist. Eigentlich geht sie mir eher auf die Nerven."
"Sie wird Ärger machen, wenn du dich von dir trennst. Beim Rittertounier hast du von ihr voller Liebe gesprochen."
"Ich weiß, aber sie war schon immer ein schwieriger Mensch. Sie war schon immer anstrengend und Nike konnte sie nie gerecht werden.
Ausserdem ist es meine Aufgabe dich zu beschützen, wenn du es zulässt. Du bist mir wichtiger als irgendjemand sonst. Selbst wichtiger als Felicitas und das weiß sie auch. Deswegen war sie immer eifersüchtig auf dich. Aber du bist Nikes Kind und du bist mein Kind. Felicitas wusste, dass ich Nike nie wirklich vergessen konnte und das wurmte sie noch mehr."
"Ich glaub da hast du dich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht."
"Ja kann sein.", gab Cameron zu. "Aber ich wenn sie sagt ich muss mich zwischen einen von euch entscheiden - und das wird sie, da bin ich mir sicher - wirst das du sein."
Cameron sah sie richtig liebevoll an und Lilien konnte nicht anders als ihn auch zu lieben. Er war in ihrer Nähe geblieben obwohl er sie weggegeben hatte und Felicitas das bestimmt nicht gewollt hatte. Sie war ihm wichtig und sie hatte sich schon immer mit ihm verbunden gefühlt. Er war nicht nur bei dem Rittertounier nett gewesen, sondern schon immer. Oh Gott! Das Rittertounier!
"Also hast du mich nur gewinnen lassen, weil ich deine Tochter bin?"
"Nein." Cameron schüttelte mit dem Kopf. "Ich hab dich nicht gewinnen lassen. Du hast mich wirklich besiegt. Ich
war unvorsichtig. Du hast dir den Sieg verdient gehabt. Nicht nur ich war ein guter Krieger, auch Nike konnte kämpfen und wie! Du hast es im Blut."
"Und wie soll ich dich jetzt nennen?", erkundigte sich Lilien weiter.
"Du kannst gerne weiter Cameron zu mir sagen. Ich erwarte nicht, dass du Vater oder ähnliches sagst.
"Ich werde mich schon dran gewöhnen. An den Gedanken, dass ich einen Vater habe und dass du das bist meine ich.", versprach Lilien.
"Ich weiß." Cameron grinste erleichtert. Sie standen beide gleichzeitig auf und dann umarmte er zum ersten mal in deinem Leben seine Tochter.
"Du und Corentin, ihr werdet gut zusammen passen.", pflüsterte er ihr noch ins Ohr und Lilien lächelte glücklich. Endlich wusste sie wer sie wirklich war. Cameron hatte das immer gewollt. Er hatte gespürt wie sehr ihr es zu schaffen machte, dass sie es nicht wusste.
- Meine Frau sagt immer: Finde den richtigen Moment um Abschied zu nehmen.
Aber wann ist der richtige Moment?-
Günter Jauch
Alrick
König Alrick hatte schon viele Kriege geführt, doch dieser machte ihm Angst. Es war bestimmt die größte seiner Schlachten. Seine Familie würde er hier im Zwergenland zurück lassen und mit ihnen ein paar vertrauenswürdige Wachen. Er wollte Lickla und seinen Kindern nicht der Gefahr aussetzen. Es würden ja schließlich auch nicht alle Zwerge mitgehen. Es gab noch andere Zwergenreiche, nicht nur seins. Ein paar der Zwerge die bereit zum Krieg waren würden zunächst ausreiten um die Zwergenanführer zu benachrichten und um Hilfe zu bitten. Viele wussten nichts von diesen andren Zwerge, nur König Alricks Reich war es bekannt.
Lickla wollte natürlich gerne mitkommen, aber Alrick hatte ihr versichert, dass er sich dann nur Sorgen um sie machen würde und wiederstrebend stimmte sie zu
zu bleiben. Vielleicht war es nicht ganz fair von ihm, aber er wollte sie in Sicherheit wissen.
Mathilda hatte zum Aufbruch gedrängt und so hatte Alrick zugestimmt am nächsten Morgen aufzubrechen. Kropp war inzwischen schon in den wilden Wald zurückgegangen um die wilden Zwerge um Unterstützung zu beten. Alrick hatte Bedenken deswegen. Er glaubte nicht daran, dass viele der Zwerge ihm folgen würden. Vielleicht ein paar wenige. Aber wenn sie sich als loyal erwiesen war Alrick bereit Verhandlungen mit ihnen aufzunehmen. Ihn hatten die wilden Zwerge schon immer beunruhigt.
Den letzten Abend vor dem Aufbruch verbrachte Alrick nicht mit den anderen Zwergen sondern im Rahmen seiner Familie in seiner Höhle. Corla und Miron tobten ausgelassen heraum während Lickla und er gemütlich auf dem Sofa saßen.
"Mir gefällt es nicht, dass du mit in den Krieg ziehst.", gab Lickla gerade zu bedenken. "Du solltest hier bleiben und die restlichen Zwerge schützen."
"Die anderen Zwerge würden nicht ohne mich gehen, das weißt du genau.", sagte Alrick. "Und es ist wichtig, dass wir alle gehen. Davon hängt vielleicht ab ob unser Land verschont bleibt oder nicht."
"Und wenn Majenna und Ronar uns in Ruhe gelassen hätten, wenn wir nicht gehen würden."
Alrick seufzte. "Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Nicht wenn es stimmt, dass Ronar schwarze Magie benutzt."
"Es gefällt mir trotzdem nicht.", beharrte Lickla nun.
"Mir auch nicht.", gab Alrick zu. "Aber ich hab keine andere Wahl. "Wir dürfen nicht riskieren, dass unser schönes Reich vom Krieg zerstört wird und so haben wir wenigstens genug Krieger zum kämpfen. Müssten wir am Ende gegen sie kämpfen und das allein hätten wir keine Chance."
"Du hast ja Recht.", seufzte Lickla.
"Ich werde auf mich aufpassen.", versprach Alrick und gab Lickla einen zarten Kuss auf die Wange. Er wusste wieso Lickla Bedenken hatte. In den letzten großen Kampf war ihr Vater ums Leben gekommen. Sie wollte nicht auch noch ihn verlieren. Aber Alrick musste einfach daran glauben, dass alles gut gehen würde. Auch wenn er es besser wusste. Es war nicht garantiert, dass er zurück kam. Aber das konnte er Lickla schlecht sagen. Dann würde er erst gar nicht gehen können und dann wäre ihr Reich sowieso verloren. Das verstand Liclka. Nur deswegen ließ sie ihn gehen.
Mathilda
Mathilda hatte schlecht geschlafen. Sie konnte den Krieg kaum erwarten, aber sie hatte auch Angst davor. Sie kämpfte gerne bei den Rittertounieren, aber in einem richtigen Krieg war sie noch nicht dabei gewesen. Damals war sie zu jung dafür gewesen. Viele würden den Tot finden und selbst wenn die Sterne ihnen noch helfen sollten konnte ein Sieg nicht garantiert werden. Doch die Magie der Zwerge war stark und die der Sterne sowieso. Vielleicht reichte es ja doch.
Theodora hatte auch unruhig geschlafen. Mathilda wusste nicht wieso. Eigenltich kannte sie sie kaum und obwohl Theodora oft mürrisch war hatte Mahtilda die jüngere Kriegerin ins Herz geschlossen. Sie hatte irgendwie was verletzliches an sich. Irgendwann wollte Mathilda ihre Geschichte hören.
Mathilda selbst hatte ein recht einfaches Leben gehabt und wenn sie nicht in die Rittergilde gekommen wäre, wäre sie wohl heute nur Hausfrau und Mutter. Ihre Eltern hatten es nicht gut geheißen, dass Mathilda zur Rittergilde wollte, aber nach Kaniels Tot hatte sie keinen anderen Mann mehr gewollt. Sie war in der Rittergilde, doch sollte sie sich doch
noch mal verlieben wäre das ja kein Hindernis. So aber musste sie nicht unbedingt heiraten. In dieser Welt heirateten die Mädchen meist jung. Mathilda war 80 Jahre auf dieser Welt und das war hier eher mittelalt.
Alrick hatte seine Armee auf der großen Wiese vor den Regenbogenhügeln versammelt. Sie waren bereit zum Aufbruch.
"Meine lieben Zwerge, ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid und unserem Aufbruch zugestimmt habt. Ich hoffe ein paar wilde Zwerge werden sich uns auch anschließen. Dieser Krieg wird hart werden, aber er ist nötig um unser Land zu retten. Es ist wichtig, dass wir aufbrechen und unseren Verbündeten zur Hilfe kommen und dass wir überhaupt Verbündete haben. Einige von euch werden nicht zurück kommen. Das muss euch bewusst sein. Wenn ihr damit leben könnt dann bin ich froh euch an meiner Seite zu wissen. Ihr seid tapfere Zwerge. Ich will auch gar nicht große Reden schwingen. Wir sollten aufbrechen."
Alrick ritt als erster voran in den wilden Wald hinein und seine Männer sowie Mathilda und Theodoroa folgten ihm. Was würde sie wohl erwarten?
-Die Liebe ist der Blick in die Seele-
Simone Weil
Lilien
Als Lilien zurück in die große Halle kam unterhielt Corentin sich gerade angeregt mit Fionn. Leyna bemerkte sie als erstes. "Ah ihr seid zurück."
Fionn und Corentin drehten sich zu ihnen um und Lilien konnte sich nicht zurück halten. Sie lief zu Corentin und fiel ihm übermütig in die Arme. Corentin wirkte überrascht, aber er erwiederte ihre Umarmung trotzdem.
"Huch, was ist denn mit dir los?", fragte er lachend. Sie liebte sein Lächeln so sehr.
"Können wir ungestört reden?", bat Lilien ihn.
"Ihr könnt wieder ins Kaminzimmer gehen. Du kennst ja den Weg bereits.", schlug Fionn vor.
"Danke. Das ist großartig." Lilien strahlte richtig, nahm Corentins Hand und zog ihn mit sich.
"Was ist denn los? Ist was passiert?" Corentin schien verwirrt zu sein.
Doch Lilien hatte sich vorgenommen ihm nichts zu verraten bis sie ganz allein waren. Sie wollte es ausnutzen, ihm die Neuigkeiten zu erzählen und seine Reakton darauf ganz allein für sich haben.
Im Kaminzimmer setzte sie sich neben Corentin auf das nachtblaue Sofa.
"Du machst es ja spannend."
Lilien sagte nichts sondern umarmte ihn nur ganz fest und sah ihm dann tief in die Augen. Sie würde ihn jetzt am liebsten küssen, wollte es so sehr, aber sie traute es sich nicht. Sie war sich immer noch nicht sicher was genau er fühlte. Immerhin hatte er mal gesagt Frauen würden ihn nicht interessieren. Aber an seiner Reaktion würde sie merken ob sie sich eingebildet hatte, dass da was zwischen ihnen sein könnte oder nicht.
"Ich habe Neuigkeiten, Cory. Wunderbare Neuigkeiten."
"Okay." sagte Corentin gedehnt. Ahnte er schon was das für Neuigkeiten waren oder wusste er es sogar? Worüber hatte er sich mit Fionn unterhalten oder hatte gar Cameron ihm etwas erzählt als sie hier mit Fionn allein war?
"Meine Mutter war ein Stern und das nicht irgendeiner. Sie war Fionns Schwester.", erzählte sie ihm dann endlich.
"Du bist also ein Stern?", fragte Corentin verblüfft der
wohl noch nicht alles ganz verstanden hatte. Die komplette Bedeutung dessen was sie gesagt hatte schien er noch nicht begriffen zu haben.
"Zur Hälfte.", bestätigte sie und wartete, dass auch Corentin begriff was das bedeutet.
"Moment.", meinte er dann. "Sagtest du sie war Fionns Schwester?"
Lilien nickte stumm.
"Dann lebt sie nicht mehr?"
Lilien schüttelte den Kopf. Darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Das hier sollte ein glücklicher Moment sein.
"Das tut mir Leid." Corentin strich ihr sanft über den Arm.
"Cory du hast es noch nicht verstanden, oder?", fragte Lilien dann, weil sie es langsam nicht mehr aushalten konnte.
"Was verstanden?"
Lilien seufzte. "Meine Mutter war eine Prinzessin. Das heißt ich bin adelig und ich bin ein Stern. Zur Hälfte. Na ja adelig bin ich ganz. Mein Vater ist ein Fürst, aber er ist ein Elf."
Corentin machte große Augen. "Du bist adelig?"
"Sagte ich doch gerade, oder?"
"Aber das heißt ja...." Er schüttelte mit dem Kopf als könnte er es nicht ganz glauben. Am liebsten hätte Lilien
seine schwarzen Haare berührt die zwar kurz waren für einen Elfen, aber trotzdem gerade wild in allen Richtungen abstanden. "Heißt das du und ich... Das ist möglich?"
"Ja, genau das heißt es.", strahlte Lilien
Und nun endlich umarmte Corentin sie und hielt sie ganz fest. Dann löste er sich etwas von ihr und strich ihr ihr blondes Haar aus der Stirn. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
"Ich liebe dich.", gestand Corentin ihr schlicht. "Ich liebe dich schon seit ich dich kenne, aber ich durfte nicht."
Liliens Herz klopfte schneller und sie strahlte und leuchtete voller Glück von innen heraus. Und dann küssten sie sich. Erst ganz zart und dann immer leidenschaftlicher. Lilien konnte es kaum glauben. Sie küsste Corentin wirklich. Endlich! Sie hatte sich nicht geirrt. Als sie sich wieder voneinander lösten und Corentin ihr Gesicht streichtelte sagte sie glücklich. "Ich liebe dich auch."
-Frage lieber den Praktiker als einen Gelehrten.-
Aus dem Arabischen.
Cameron
Cameron und Fionn saßen allein im Versammlungsraum der Sterne. Cameron hatte den Raum schon immer mit am beeindruckensten gefunden. Auch hier waren die Wände nachtblau mit Sternen, aber die Sterne blinkten sogar und so sahen sie aus als seien sie wirklich echt. Vielleicht waren sie das sogar, denn es gab bei den Sternen eine Legende die erzählte, dass die Sterne die sich nicht ganz von ihren Liebsten trennen wollten hier im Versammlungsraum zurückkehrten um sie zu beobachten oder sogar mit ihnen zu kommunizieren. Das galt übrigens auch bei Kriesen für die obersten Sterne. Die Sterne hatten ihre eigene Sprache die Cameron nicht mal ansatzweise verstand oder wiedergeben konnte.
Die goldenen Stühle seien aus Sternenlicht gemacht, hieß es und so wirkte es auch. Sie schienen zu leuchten.
"Bist du nur wegen deiner Tochter hier? Denn dann hättest du sie nicht herbringen dürfen. Das weißt du, oder?"
"Ja, aber es ist nicht nur Lilien weswegen ich hier bin. König Tedren von Loreoll und Fürst Tiljan von Levingson brauchen eure Hilfe. Sie stehen kurz vor einem Krieg. Vielleicht hat er sogar schon begonnen. Du erinnerst dich noch an Majenna und Ronar?", erzählte Cameron.
"Oh ja und ob." Die Sterne hegten einen heftigen Groll auf die beiden nachdem sie unerlaubt zu den Sternen gelangen wollten, weil sie die ersten sein wollten, die dies schafften. Sie waren jung und unerfahren. Sonst hätten sie gewusst, dass das von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
"Sie wollen die Könige angreifen, weil sie unsinnigerweise glauben sie würden ihnen Land stehlen. Unser ursprünglicher Plan sah aus, dass Corentin Ismalyn überzeugen sollte, aber Ismalyn ist nicht mehr da und ich stehe dir näher als sonst einer meiner Gefährten."
"Wieso sollte Corentin ihn überzeugen und nicht du?", wollte Fionn wissen.
"Weil Corentin der eigentliche Anführer unserer Gruppe ist und Tiljan sich sicher war, dass er der einzige sein könnte dem Ismalyn folgen würde. Corentin ist noch kein König, aber
obwohl er noch jung ist, ist er oft schon sehr weise. Er war es der die Idee hatte die Sterne und die Zwerge um Hilfe zu rufen bevor Tiljan selbst oder ich darauf kamen."
"Du hälst viel vom ihm, oder?"; stellte Fionn fest.
"Ja, er ist durch und durch gut und er liebt meine Tochter wirklich. Wenn ich gewusst hätte, dass für sie keine Chance besteht, zusammen zu kommen, ausser wenn sie die Wahrheit über sich erfährt, dann wäre ich mit ihr zu euch gekommen um euch zu bitten es ihr zu erzählen."
"Das kann ich durchaus verstehen. Das wäre ja auch ein guter Grund gewesen. Ich weiß noch wie schwierig das damals bei dir und Nike war und jetzt passiert es wieder. Ein Elf und ein Stern."
"Halbstern.", verbesserte Cameron seinen Freund.
"Richtig.", nickte dieser. "Liebst du Felicitias?"
Cameron hatte damit gerechnet, dass das Gespräch irgendwann auf sie kam, aber es war ihm nicht recht, dass sie vom eigentlichen Thema abkam. Deswegen wich er der Frage erst mal aus.
"Was ist? Wirst du uns mit den Sternen folgen und uns helfen?"
Fionn sah ihn wissend an. "Wenn es sein muss. Ich werde
mit den Sternen sprechen müssen. Sie zeigen sich nicht gern und die wenigsten waren schon mal draußen in der Welt. Sie haben keinen Grund Krieg für euch zu führen."
"Nein, nicht wirklich. Aber wer weiß. Nach uns könnten sie die Zwerge angreifen und danach vielleicht euch.", gab Cameron zu Bedenken.
"Das würden sie nicht wagen.", donnerte Fionn. Cameron hatte ihn selten so wütend erlebt.
"Das kannst du nicht wissen. Ausserdem ist eine von euch da draußen und du weißt, dass sie nicht irgendein dahergelaufener Stern ist. Sie könnte einst Königin sein. Würden die Sterne für ihre Königin kämpfen?"
"Glaubst du das im Ernst?", fragte Fionn ungläubig. "Deine Tochter würde niemals zustimmen Königin zu werden. Nicht wenn Corentin ihr nicht folgen kann und du weißt das ist unmöglich. Ausserdem hat er später selbst ein Land zu regieren und sie wird mit ihm zusammen im Elfenland regieren da bin ich sicher."
"Es gibt noch eine andere Möglichkeit.", warf Cameron ein. "Was wenn die beiden dazu bestimmt sind das Land der Sterne und der Elfen zu vereinen? Ihr müsst euch nicht in eurem Schloss verkriechen. Wir könnten zusammen leben. Ich weiß davor fürchtet ihr euch seit Jahren. Aber mit den
beiden wäre es möglich. Mit Lilien wäre es möglich."
Fionn machte große Augen. Daran hatte er offenbar noch gar nicht gedacht. Cameron nutzte seine Chance und fragte nun noch einmal. "Also, werden die Sterne mit uns kommen, was denkst du?"
"Ja. Wir dürfen Corentin und Lilien noch nichts von unserer Idee erzählen und auch den Sternen sollten wir nichts sagen. Ich könnte ihnen die Version von der Prinzessin Lilien erzählen. Aber da ist noch etwas was du wissen solltest. Ich werde nicht mitkommen. Du wirst die Sterne anführen müssen. Nur dir werden sie folgen."
"Wieso kannst du nicht mitkommen?", fragte Cameorn verwundert.
"Man sieht es Leyna nicht an, aber sie ist schwanger. Ich kann sie jetzt unmöglich allein lassen."
"Das verstehe ich. Also müsste Lilien gar keine Königin werden?"
"Nein. Wenn das Kind gesund geboren wird könnte es der nächste Herrscher werden und die Zusammenlegung der Sterne und Elfen könnte noch dauern."
Cameron seufzte. Er wusste, dass Fionn das lieber wäre, aber ihm selbst gefiel die andere Version besser. Sterne und Elfen endlich vereint.
Natürlich hatte Fionn seine Frage von vorhin nicht vergessen. "Also was ist das mit dir und Felicitas?"
"Ich weiß es nicht, aber wenn ich mich entscheiden muss, dann werde ich mich diesmal für meine Tochter entscheiden. Für Nike.", sagte Cameron mit absoluter Bestimmtheit.
"Das wird Felicitas aber nicht gefallen.", gab auch Fionn zu bedenken.
"Nein, aber das ist mir egal. Meine Tochter war mir schon immer das Wichtigste auf der Welt und tief im Inneren weiß Felicitas auch. Sie weiß auch, dass ich Nike nicht vergessen hab."
"Und du weißt hoffentlich, dass es ok ist, wenn du jemand anderen hast als Nike. Wenn auch vielleicht nicht gerade Felicitas. Es gibt sicherlich bessere Frauen bei euch in Loreoll.", erinnerte Fionn ihn.
"Ja mag sein." Cameron wirkte nachdenklich. Er dachte da an eine Bestimmte, aber er hatte es sich einfach gemacht und Felicitas genommen. Das bereute er ebenfalls, aber jetzt konnte er es nicht mehr ändern. Er würde mit Felicitas reden müssen. Da führte kein Weg dran vorbei.
"Ich werde morgen mit den Sternen sprechen.", versprach Fionn. "Aber jetzt ist es spät. Wir sollten schlafen gehen."
"Ja, morgen wird ein langer Tag.", stimmte Cameron ihm zu. Sie verließen den Versammlungsraum. Cameron fragte sich ob er diesen Raum je wieder betreten würde.
-Noch sind wir zwar keine gefährdete Art,
aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden.-
Douglas Adams
Tiljan
Tiljan war verzweifelt. Er hatte teilweise Recht gehabt. Der Krieg war auf seinem Land angefangen. Ronars Reiter waren dort eingedrungen und hatten Häuser in Brand gesteckt, egal ob Leute da drin waren oder nicht. Jetzt befanden sie sich auf der Wiese oberhalb der Regenwasserfälle und ihnen standen mehr Krieger gegenüber als sie zu bieten hatten. Ronar und Majenna waren aber bisher nicht dabei gewesen. Jetzt sorgte sich Tiljan, dass sie noch woanders angegriffen hatten.
Tiljan kämpfte mit seinem Schwert. Das konnte er am besten. Wie viele tote Männer und Frauen hier schon lagen. Das war einfach nur traurig. Tiljan hatte damit gerechnet ein paar Tage mehr Zeit zu haben. Er hatte nicht alle retten können die nicht bereit waren zu kämpfen. Viele wurden
evakuiert. Auch um sie machte sich Tiljan Sorgen. Wohin würden sie gehen?
Wann würden sie Versterkung bekommen? Würden Mahtilda und Theodora bald mit den Zwergen zu ihnen stoßen und was ist mit den Sternen? Doch Tiljan hatte nicht groß Zeit nachzudenken. Er kämpfte unerbittlich weiter. Dabei wurde es bald dunkel und er war erschöpft, so erschöpft. Offenbar hatte sich nicht nur Ronar in schwarze Magie geübt. Auch andere Magier hatte er dazu verleitet. Einige waren unter die Kämpfenden. Und wenn sie diese anwendeten waren immer Tote dabei. Wenn nicht bald Verstärkung kam war alles verloren. Spät in der Nacht gab es meist einige Stunden Ruhe. Dann konnten die gegenseitigen Parteien ihre Toten vom Feld schaffen. Das dauerte meist fast die ganze Ruhephase über. Tiljan hatte bisher kaum Schlaf bekommen.
Einmal hatte er Tedren gesehen. Auch sein Bruder sah ziemlich mitgenommen aus. Er hatte zahlreiche Wunden gehabt und Tiljan hatte nicht erkennen können ob sie harmlos waren oder nicht. Aber immerhin hatte er noch gelebt.
Auf einmal blies ein Horn und die Gegenseite zog sich zurück. Tiljan war weiterhin wachsam, doch wenn es nicht unbedingt sein musste griff er nicht an. Er war nicht scharf
auf diesen Krieg. Natürlich wusste er, dass er die Chance hätte nutzten müssen und dass dieser Rückzug nichts Gutes bedeuten konnte, aber dennoch war er dankbar für eine kleine Pause. Er brauchte Wasser und vielleicht bekam er sogar ein wenig Schlaf.
Auch er führte seine übrig gebliebenen Reiter zusammen. Er erschrak wie wenig es nur noch waren. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebten. Als er Tedren unter seinen Kriegern erkannte war er sehr erleichtert. Tedren wirkte erschöpft und vielleicht auch um Jahre gealtert, aber immerhin lebte er noch. Tiljan selbst hatte kaum mehr als ein paar Macken abgekriegt, aber trotzdem war er so unendlich erschöpft und auch seinen Kriegern sah man die Erschöpfung an.
"Was hat das zu bedeuten?", erkundigte sich Tedren bei seinem Bruder.
"Ich weiß es nicht. Sie führen irgendwas im Schilde. Das kann nichts Gutes bedeuten.", befürchtete Tiljan. Sie waren jetzt ein wenig abseits von den anderen.
"Wenn nicht bald unsere Verstärkung kommt haben wir keine Chance.", beschwerte sich Tedren. "Dieser Krieg ist so was von sinnlos. Das hätte nicht sein müssen."
"Nein, hätte es nicht.", stimmte Tiljan ihm zu.
Plötzlich ertönte das zweite Mal ein Horn und dann entdeckte Tiljan in der Ferne die ersten Leute. Es waren kleine Leute. Die Zwerge, wurde ihm klar. Ein drittes mal erklang ein Horn und Mathilda und Theodora kamen zusammen mit König Alrick auf sie zugeritten. Tiljan war unglaublich erleichtet. Die erste Verstärkung war da. Die Elfen waren edle Wesen, aber die Magie der Zwerge war viel stärker.
Endlich waren die drei Reiter bei ihnen und Tiljan lächelte zum ersten mal seit Tagen. "Seid mir gegrüßt. Ich danke euch für eure Unterstützung. Ich bin froh, dass ihr so zahlreich gekommen seid."
"Tiljan. Es ist so schön dich wieder zu sehen, wenn auch unter so traurigen Umständen. Es ist lange her.", begrüßte ihn unterdessen Alrick.
Tiljan nickte. "Zu lange. "Ihr kennt meinen Bruder Tedren?"
"Selbstverständlich." Jetzt sah der Zwerg auch Tedren an. "Es ist auch schön Euch wieder zu sehen."
"Die Freude ist ganz meinerseits. Vermutlich freu ich mich mehr als Ihr euch."
"Ihr seht erschöpft aus. Ihr solltet euch eine Weile ausruhen. Wir übernehmen das jetzt. Kommt dazu, wenn ihr soweit seit.", bot Alrick ihnen an.
"Das würden wir gern, aber sie sind zu viele. Wenn wir bleiben haben wir mehr Chancen.", wiedersprach Tiljan ihm.
"Ganz wie ihr wollt." Alrick zuckte mit den Achseln. "Also auf in den Kampf." Und so ritten diesmal die Zwerge voran.
- Wir alle müssen das Leben meistern, Aber die einzige Art es zu meistern, besteht darin, zu lieben. -
Georges Bernanos
Corentin
Corentin konne es immer noch nicht glauben. Lilien war wirklich adelig. Wie lange hatte er sich das gewünscht.
Noch unglaublicher war, dass Cameron ihr Vater war. Nachdem Cameron Felicitas erzählt hatte was im Schloss passiert war während sie gewartet hatte war diese immer wütender geworden und hatte Cameron Dinge an den Kopf geworfen die Corentin lieber nicht so genau wieder geben wollte. Es waren jedenfalls heftige Dinge gewesen. Corentin war sich ziemlich sichergewesen, dass es jetzt aus zwischen den beiden war, aber Felicitas hatte ihn überrascht. Sie hatte verlangt, dass Cameron sich für immer von Lilien losreißen sollte, aber das wollte Cameron natürlich am allerwenigsten. Er hat ihr gesagt, dass er sie nicht mehr will und er sich auf jeden Fall für Lilien entscheiden würde.
Felicitas war noch wütender geworden, aber sie hatte
ihn nur gewarnt: "Das wirst du noch bereuen."
Dann hatte sie wortlos ihr Pferd gewendet und war ganz allein davon geritten. Cameron hatte sie nicht aufgehalten. Corentin war sich ziemlich sicher, dass sie sich nun Majenna und Ronar anschließen würde und verbittert bis zum Schluss gegen sie kämpfen würde, aber das war Corentin Recht. Er hatte Felicitas nie gemocht und nicht verstanden was Cameron an ihr fand.
Nun zogen sie wieder durch die Wüste und Corentin ritt zusamen mit Lilien voran, Cameron hinter ihnen. Lilien sah sehr majestetisch aus und schien sich sehr wohl in ihrer Rolle zu fühlen. Ihr Leben lang schien sie eine einfache Bürgerin zu sein, aber plötzlich war sie königlich. Corentin wusste sehr wohl, dass sie vor allem dadurch selbstbewusster wurde, weil es endlich für sie eine Möglichkeit gab zusammen zu sein. Er hatte sie schon immer geglaubt, dass sie sehr stark war, aber dieser Besuch bei den Sternen hatte sie nun noch stärker gemacht. Corentin war stolz auf sie. Mal wieder...
Bald würden sie in Levingson ankommen, doch was würde sie erwarten? Wie weit war der Krieg schon voran geschritten? Waren die Zwerge schon da?
Lilien beobachtete ihn und fragte ihn dann: "Woran denkst du?"
"An die ganze Situation, an uns...." Er zuckte mit den Achseln.
"An den Krieg meinst du?", wollte Lilien wissen.
"Ja schon.", nickte Corentin. "Das beschäftigt mich. Ich wünschte du würdest nicht mitkämpfen."
"Cory, du weißt, dass das nicht geht. So sehr ich auch mit dir zusammen sein will... Wenn wir wirklich eine Chance haben werde ich irgendwann die Königin dieses Landes sein und dann will ich mich nicht wie die armen Bürger verstecken. Ich will für die Bürger kämpfen." Lilien sagte das voller Leidenschaft und ihre glockenhelle Stimme wurde immer aufgeregter.
Corentin seufzte. "Das weiß ich noch. Aber ich werde mir so unglaublich viele Sorgen machen, wenn du da draußen bist..."
"Und was glaubst du wie es mir geht?" Lilien sah ihn jetzt von der Seite aus an. "Mal ehrlich Cory, glaubst du mir geht es nicht so mit dir? Du bist immerhin auch da draußen." Sie überlegte eine Weile und sah ihn überlegen an. "Ok. Ich werde mich zurückziehen und nicht kämpfen, wenn du dich mir anschließt und auch nicht kämpfst."
Corentin sah sie traurig an. "Du weißt, dass das nicht geht. Ich bin der zukünftige König des Landes und auch wenn der Kampf zu Beginn noch nicht bei uns statt findet kann ich mich nicht einfach verstecken."
"Siehst du.", stellte Lilien zufrieden fest. "Wir stecken da beide drin. Wir können da beide nicht kneifen."
"Du schon.", versuchte Corentin es noch ein mal.
"Du weißt das werde ich nicht tun, Cory. Entweder wir kämpfen gemeinsam oder wir ziehen uns beide gemeinsam zurück. Ohne dich werde ich nicht gehen."
Corentin sah sie voller Liebe an. Sie war eine Kriegerin durch und durch und würde sich verteigen können, aber er konnte nicht anders... Er musste sich einfach Sorgen machen und das würde ihn ablenken. Sie würde dem gewachsen sein, aber würde er das auch sein? Er würde es lernen müssen. So sah jetzt sein Leben aus. Also gab er nach.
"Also gut. Ich kann dich offenbar nicht umstimmen. Dann kämpfen wir also beide."
"Danke, Cory." Ihr Blick den sie ihm zuwarf strahlte ihre ganze Liebe zu ihn aus. "Ich weiß wie schwer dir das fällt." Ihre sanften Augen sahen ihn bedauernd an. Er wusste, dass sie sich manchmal wünschte sie wären beide nur bürgerlich, aber sie waren eben beide königlich und dazu
mussten sie jetzt auch stehen. Sie würden da zusammen durch müssen.
Cameron
Auch Cameron dachte an Felicitas. Auch er war sicher, dass sie sich nun Majenna und Ronar anschließen würde und vermutlich auch aus der Rittergilde austreten würde. Nun, letzteres wäre nicht weiter schlimm, ersteres schon. Viele wussten nicht, dass sie eine unglaublich begabte Magierin war. Das war auch der Grund wieso er sie die ganze Zeit an seiner Seite geduldet hatte. Weil er sie nicht als Feindin wollte. Sein Herz hatte er ihr jedenfalls nicht geschenkt. Der Abschied war ihm leicht gefallen.
Nun beobachtete er seine Tochter die majestetisch an Corentins Seite ritt. Die Sterne waren ihr bedingungslos gefolgt, auch wenn Fionn nicht dabei war. Ihr und nicht Cameron. Das wusste Cameron. Da bildete er sich nichts ein, aber das war auch gut so. Er war stolz wie seine Tochter mit all dem umging. Die Erkenntnis über ihre wahre Herkunft hatte sie vermutlich ziemlich geschockt. Dennoch trug sie ihr Erbe mit Stolz und Cameron wusste, dass dies Corentin zu verdanken war. Wäre er nicht an Liliens Seite wäre sie wohl
nicht so locker damit umgegangen. Aber so hatte all das nur einen Vorteil für sie beide. Sie konnten endlich zusammen sein.
Cameron lächelte trotz der traurigen Umstände die die Wahrheit ans Licht brachten. Endlich wusste Lilien wer sie war. Insgeheim hatte Cameron immer versucht sie zu beschützen. Vielleicht hatte sie nie verstanden wieso gerade er so freundlich zu ihr gewesen war, aber jetzt verstand sie es bestimmt. Was sie wohl jetzt über ihn dachte? Er war nicht noch einmal mit ihr allein gewesen. Fionn wollte, dass sie so schnell wie möglich aufbrachen und sie wollte die verbliebene Zeit natürlich so viel wie möglich mit Corentin verbringen. Cameron hatte es ihr gegönnt. Sie musste in ihrem Leben bisher immerin auch seinetwegen ziemlich viel zurück stecken. Jetzt war das vorbei und wenn alle den Krieg gut überstanden wäre sie frei und glücklich. Eines Tages würde er sich ausführlich mit ihr unterhalten müssen.
Cameron lenkte seine Gedanken auf andere Dinge. Der Krieg! Sie kamen ihrem Ziel immer näher. Sie waren schon kurz vor Levingson. Lange würde es nicht mehr dauern bis sie auf die Kämpfenden staßen. Er wurde immer nervöser. Krieg hatte ihn schon immer nervös gemacht. Er lebte schon ein paar Jahrhunderte und hatte schon einige erlebt.
-Wir haben weder ewige Verbündete, noch ewige Feinde.
Wir haben nur dauerhafte Interessen.-
Gaius Julius Caesar
Tiljan
Sie kämpften also weiter, aber diesmal mit den Zwergen. Es hieß die Magie der Zwerge seien stark, aber tatsächlich konnten nur die mächtigsten Zwerge wirklich mit Magie umgehen und das waren die Anführer. Mittlerweile waren zwei weitere Zwergentrupps dazu gekommen. Sie waren nicht groß, aber besser als gar nichts. Alrick hatte schon mit allen Tricks gearbeitet. Die Erde erbenben lassen, Den Wind aufziehen lassen usw. Allerdings schadete das leider auch beiden Seiten, nicht nur ihren Feinden.
Anderseits waren die Zwergen trotz dass sie so klein waren gute Kämpfer. Sie hatten schon zahlreiche Kämpfer in den Tot geschlagen. Tiljan trauerte um diese Krieger. Sie konnten in Prinzip nichts für den Krieg. Ronar und Majenna waren daran Schuld und sie waren bisher immer noch nicht aufgetaucht. Das beunruhigte ihn. Die Anführer sollten auch
zu einem Kampf kommen. Besonders wenn sie ihn angezettelt hatten.
Die Sterne waren bisher immer noch nicht da. War was schief gelaufen? Würden sie ihnen nicht zur Hilfe kommen? Wenn Ismalyn abgelehnt hatte wären sie verloren. Doch noch als er den Gedanken zu Ende brachte sah er helle Lichter am Abendhimmel. Sie waren noch sehr weit weg, doch diese Lichter konnten nur von den Sternen kommen. Tiljan atmete erleichtert auf.
Auch die anderen Krieger bemerkten die Lichter und sofort riefen die Gegner: "Rückzug!"
Sie waren zwar immer noch leicht in der Überzahl, aber auch merklich weniger geworden. Vielleicht würde ihnen die Ankunft der Sterne eine kleine Pause verschaffen. Tiljan war jetzt mehr als erschöpft und er wusste selber, dass er nicht mehr darüber nachdachte was er tat. Er funktionierte nur noch. Er wusste selbst nicht mehr woher er die Kraft nahm.
Corentin
Als sie näher kamen sah Corentin, dass Tiljan und seine Männer sich gerade zurück zogen. Es war fast mitten
in der Nacht und die Sterne erleuchteten den Himmel. Corentin wusste nicht genau wie viele Männer Tiljan am Anfang des Kampfes gehabt hatte, aber es waren sicherlich schon viel weniger jetzt. Das sah selbst sein relativ ungeschultes Auge. Allerdings waren die Zwerge schon bei ihnen. Zumindest das war gut.
Tiljan ritt ihnen entgegen und es tat gut seinen Onkel wieder zu sehen. Wo wohl sein Vater war? Ihn sah er nicht. Die anderen Männer blieben oben auf dem Hügel, Absatz der großen Wiese die jetzt fast menschenleer war. Nur die Toten sind zurückgelbieben. Es sah wüst aus und es würde nicht lange dauern bis die Raben kamen. An einer Seite waren die Toten aufgereiht. Also hatten wohl beide Seiten die Möglichkeit gehabt dann und wann ihre Toten vom Schlachtfeld zu räumen. Wollten die Krieger der Gegenseite überhaupt diesen Krieg oder waren es nur Ronar und Majenna die sie dazu zwangen?
Tiljan stieg vom Pferd als er sie erreicht hatte und Corentin ebenfalls. Die beiden umarten sich.
"Ihr seid gekommen.", strahlte Tiljan.
"Ja, natürlich. Aber wir haben traurige Neuigkeiten. Ismalyn ist ins Licht gegangen. Der neue König der Sterne ist Fionn."
"Das sind in der Tat traurige Neuigkeiten. Ismalyns Tot schmerzt mich, aber Fionn ist ein großer Mann. Er wird ein guter König sein. Ist er hier?" Tiljan sah sich suchend um.
"Nein, er blieb im Schloss. Seine Frau ist schwanger und er wollte sie nicht allein lassen.", erklärte Corentin.
Tiljan nickte. "Das ist verständlich, aber wem folgen die Sterne dann? Ohne ihren König oder ihrer Königin verlassen die Sterne doch nicht das Schloss. Eigentlich verlassen sie es so gut wie gar nicht."
Nun trat Lilien vor, die fast so hell strahlte wie das Mondlicht. Sternenlicht glitzerte auf ihrer Haut.
"Sie folgen mir.", antwortete sie.
Nun bekam Tiljan große Augen. "Dir? Aber warum?" Natürlich verstand er es nicht. Er kannte ja auch nicht die wahre Geschichte. Dabei hatte er gewusst, dass sie anders war und dass Cameron etwas über sie wusste was die anderen nicht wussten.
"Ich bin die Tochter von Nike. Ich denke du weißt, dass sie Fionns Schwester war. Also bin ich die Prinzessin der Sterne." Lilian sagte das mit solcher Überzeugung und stolz, dass Corentins Herz leicht stolperte. Sie konnte aber auch Stolz darauf sein.
Nun begriff auch Tiljan die wahre Tragweite dessen
was Lilian ihm da gerade erzählt hatte. "Aber dann bist du ja Cams Tocher."
"Allerdings. Die bin ich.", nickte Lilien.
Cam hatte ihm einst von seiner Verbindung von Nike erzählt, aber Tiljan hatte nicht gewusst, dass aus dieser Verbindung ein Kind entstanden ist. Als er damals mit Nike nach Loeroll wollte war Tiljan gerade in Levingston. Erst hinterher hatte er gewisse Gerüchte gehört. Das zumindest vermutete Corentin.
Nun trat auch Cameron zu der kleinen Gruppe und umarmte seinen alten Freund. "Ich konnte es dir nicht erzählen. Die Sterne erlaubten es nicht."
"Das versteh ich.", sagte Tiljan nun.
"Wie sieht es bei euch aus?", wollte Cameron wissen.
"Na ja ohne die Zwerge sehe es wohl schlechter aus.", bemerkte Tiljan. "Wir kämpfen seit ca. einer Woche mit nur kurz gegönnten Pausen die sich wohl auch unsere Gegner nicht verwehren konnten. Nachts schlafen wir meist ein paar Stunden nachdem wir die Toten geholt haben. Vor zwei Tagen kamen dann die Zwerge zu uns und vor einem Tag zwei weitere Zwergentrupps. Majenna und Ronar halten sich bis jetzt feige zurück."
"Wer weiß ob sie überhaupt kommen.?" Corentin glaubte
es eigentlich nicht. Sonst wären sie doch schon längst da.
"Vielleicht wenn es völlig aussichtslos für sie wird.", überlegte Tiljan. "Entweder sie rufen dann ihre Truppen zurück oder sie kämpfen mit."
"Ja vielleicht.", stimmte Corentin zu. "Wo ist eigentlich mein Vater?"
"Ich weiß es nicht." Tiljan sah traurig aus. "Ich hab ihn schon eine Weile nicht gesehen, aber es geht ihm bestimmt gut."
Lilien trat zu ihm und nahm still Corentins Hand. Corentin drückte sie. Tiljan verlor kein Wort darüber, er lächelte nur.
"Gab es Gefangene?" Corentin wollte eigentlich nicht wissen ob sein Vater eventuell gefangen wurde, aber er musste es wissen.
"Keine Ahnung. Wenn dann hab ich nichts davon mitbekommen und bei deinem Vater hätte ich es sicherlich mitbekommen."
Corentin nickte automatisch, aber er hatte nicht viel Hoffnung. Entweder war sein Vater gefangen genommen oder er war tot, aber die Toten würden sie erst überprüfen können, wenn der Krieg vorüber war. Hoffentlich waren
die anderen in Levingson in Sicherheit.
-Die Vernunft ist grausam, das Herz ist besser.-
Johann Wolfgang von Goethe
Corentin
Es war sehr ruhig an diesem kalten Morgen. Als würde die Welt still stehen und wissen, dass ein Kampf bevorstand. Corentin war nervös. Er ist noch nie in einem richtigen Kampf gewesen. Würde er heute sterben? Das wäre ein verdammt schlechtes Timing, jetzt wo er endlich mit Lilien zusammen sein durfte. Er würde alles dafür tun was er konnte, damit sie beide diesen Tag überlebten.
Ihre Gegner kamen langsam auf das Kampfeld und auch Tiljan ritt nun voran. Sie stellten sich alle in einer Reihe auf, die Zwerge zuerst, dann die Sterne und dann die Elfen. Die Gegenseite stand ebenfalls ordentlich in der Reihe und blies ins Horn. Auch Tiljan blies ins Horn.
Sie liefen aufeinander zu und schon begann der Kampf. Corentin parierte Schwerter, unzählige Male. Hier ein Hieb, da ein Hieb und dort ein Hieb. Es war laut vor lauter Geschrei und Kämpfen. Zwerge huschten durch die Menge
hindurch, ihre Größe war hier von Vorteil, weil sie so ziemlich unbemerkt blieben. Die Sterne leuchteten taghell in der Menge.
Alrick
Alrick kämpfte weiter. Die ganze Zeit schon. Mit der Hilfe der Sterne wurden die Feinde ängstlicher. Unerbittlich setzte Alrick seine Magie ein. Er schleuderte Blitze auf die Gegner und hoffte dabei auch wirklich ihre Gegner zu treffen und nicht ihre Verbündeten. Manchmal war es schwer diesen Unterschied zu erkennen. Zwergenmagie war eine sehr feinfühlige Sache. Gerade schleuderte Alrick mit der Kraft seiner Magie einen großen Stein durch die Gegend und auf einen Mann mit goldenem Haar. Alrick hatte ihn noch nie gesehen. Er fiel sofort auf den Boden. Ein anderes Mal benutzte er seine Magie um das Wasser der nahen Regenwasserfälle zu benutzen und ihm zu Eigen zu machen. Er schleuderte Wasser auf einen Gegner und mit Hilfe seiner Gedanken ertrank er. Alrick benutzte diese Magie nicht sehr gern, aber bei einem Krieg konnte er es sich kaum erlauben darüber nachzudenken.
Ihre Feinde wurden zwar ängstlicher, aber auch sie
waren stark. Ein paar der Magier unter ihnen verstanden sogar etwas von ihrem Fach. Auch sie konnten teilweise das Wetter verändern wie es ihnen passte oder sie benutzen ihre Magie ähnlich wie Alrick um schwere Dinge die in der Nähe waren zu benutzen. Einer beherrschte sogar die Sprache der Tiere und lockte einen Fuchs heran. Das sonst so scheue Tier biss einen ihrer Verbündeten und fügte ihm so eine tiefe Wunde zu. Danach war es ein leichtes für den Magier ihn zu besiegen.
Die Sterne hatten ihre ganz eigene Magie. Allein ihr Licht reichte aus um die Gegner zu blenden und zu verwirren. Sie benutzten meist ihre Gedanken um ihre Magie zum Einsatz zu bringen. Sie berührten die Gegner kaum.
Alrick hoffte, dass bald das Ende des Krieges kam. Obwohl er froh war, dass er doch nur in Levingson geführt wurde, befürchtete er, dass sobald sie hier die meisten besiegt hatten weiterziehen würden und Loreoll angreifen würden. Die Stadt war der ganze Stolz des Elfenlandes und Alrick kämpfte sowohl um sein Land zu schützen als auch um Loreoll zu verteidigen. Es wäre sehr tragisch, wenn die Stadt fallen würde. Doch zunächst wäre wohl Levingson dran und die Bewohner die nicht fliehen konnten. Er wunderte sich sowieso wieso ihre Feinde sich darauf einließen
ihre Gegner hier auf einem Schlachtfeld anzugreifen und ihnen sogar Ruhepausen zu gönnen. Vielleicht waren die Krieger gar nicht so sehr auf einen Kampf aus und das ließ Alrick hoffen, dass sie doch gewinnen könnten.
Lilien
Lilien kämpfte mit den Sternen. Ihr hell erleuchtets Licht blendete nur ihre Gegner. Die Sterne beherrschten die Magie so gut, dass sie es so einrichten konnten, dass ihre Freunde uneingeschrenkt sehen konnten, aber nicht von ihrem Licht geblendet werden. Sie hatten ausserdem den Tag in Nacht verwandelt und den Himmel verdunkelt.
Das Schlachtfeld war laut, so laut. Lilien kämpfte sich durch. So viele Leichen lagen schon am Boden. Sie selbst schwang ihr Schwert aus Sternenschimmer. Die Schwärter der Sterne waren etwas besonderes. Sie war schnell wie der Blitz. Sie berührte ihre Feinde nicht mal wirklich und schon vielen sie zu Boden. Lilian musste manchmal nur denken was sie wollte. Sie brauchte es nicht mal tun. Der Kampf dauerte lange und Corentin hatte sie schon länger nicht mehr gesehen. Hoffentlich ging es ihn gut. Da ertönte plötzlich ein Horn und Lilien zog sich zusammen mit den
anderen zurück. Hoffentlich war dieser Kampf bald zu Ende...
-Die Wahrheit kann auch eine Keule sein, mit der man andere erschlägt.-
Anatole France
Mathilda
Mathilda hatte vor zwei Jahren herausgefunden, dass ihre Eltern nicht ihre richtigen Eltern waren sondern ihre leiblichen Eltern andere waren. Sie hatte auch herausgefunden wer ihr richtiger Vater war und kurz vor dem Rittertounier noch mal mit ihm geredet. Sie erinnerte sich jetzt wieder an das Gespräch mit ihm. Bei den Kämpfen war es ihr wieder eingefallen.
Sie hatte ihn gefragt ob er seiner Frau endlich von ihr erzählt hatte. Damals hatte er sie verstoßen, weil ich Mathilda sein uneheliches Kind war. Mathildas Mutter war eine Fee namens Audrey. Mathilda hatte sie nie gesehen, fragte sich aber ob sie die war die das Rittertounier modorierte. Man nannte sie zwar "Die zauberhafte Elfe Audrey", aber sie konnte ja trotzdem eine Fee sein.
Ronar hatte sonst keine Kinder, aber Mathilda
akzeptierete er nicht. Sie war nicht direkt sauer auf ihn, sie verachtete ihn nur. Er war so feige und jetzt tauchte er nicht mal bei den Kämpfen auf. Und so was wollte König sein?
Mathilda wusste was sie zu tun hatte. Sobald er zu den Kämpfen kam würde sie ihn töten, dann würde sie Majenna erzählen, dass er ihr Vater war und anschließend Königin werden. Denn Majenna war nur durch Heirat Königin geworden. Mathilda aber wäre durch Blut rechtmäßige Königin. Ob unehelich oder nicht spielte dabei keine Rolle.
Sie würde einen König brauchen sobald Ronar vernichtet war. Das war ihr klar. Klar hatte sie sich auch überlegt Cameron zu heiraten, denn er war allein und ein Fürst. Er musste sich nur von Felicitas trennen und das hätte er sicherlich getan, wenn sie ihn darum gebeten hätte. Aber ihr Herz schlug seit einiger Zeit für einen Anderen. Einen einfachen Krieger. Letzten Sommer lernte sie ihn bei den Lerntounieren kennen und die beiden verbrachten den Sommer viel Zeit miteinander. Mathilda verliebte sich in ihn. Sie wusste nicht genau was er eigentlich für sie empfand, aber sie wollte versuchen ihn für sich zu gewinnen. Egal ob er nicht adelig war. Das war ihr nicht wichtig und da ihr Vater nicht mehr leben würde, konnte sie ihre eigenen
Enstscheidungen treffen. Niemand konnte ihr dann vorschreiben einen Adeligen zu wählen und sie war sich ziemlich sicher, dass Fürst Cameron sie unterstützen würde. Steffen war ein von ihm sehr geschätzter Soldat in seiner Truppe. Er musste nur überleben und Ronar musste sterben. Dafür musste er dieser aber erst mal auftauchen.
Steffen war der erste Mann seit Kaniel für den sie sich interessierte. Sie hatte zwar geschoren nur zu heiraten, wenn sie musste, aber wenn sie Königin wurde blieb ihr wohl nichts anderes übrig.
Hibbelig wartete Mathilda im Schatten auf ihren Einsatz und beobachtete den Kampf. Zunächst hatte sie mitgekämpft, aber als Ronar nach einige Zeit immer noch nicht auftauchte zog sie sich zurück. Das Risiko war ihr zu groß. Ronar sollte durch ihre Hand sterben.
Die Sterne hatten ganze Arbeit geleistet. Durch ihre mächtige Magie hatten sie schon viele Feinde niedergestreckt. Ihre Feinde zogen sich mal wieder langsam zurück. Dann endlich erklang das Horn auf das sie so lange gewartet hatte. Ronars Armee kam. Sie ging wieder zurück auf das Schlachtfeld und kämpfte sich bis zu Fürst Cameron durch. Er sah sie kommen und hatte gerade etwas Freiraum
für ein Gespräch. Auch wenn er nebenbei noch ein wenig kämpfte. Die meisten hatten sich doch erst mal zurück gezogen.
"Es ist so weit.", erzählte sie Cameron. "Ronar gehört mir." Er war der Einzige der wusste wer Ronar wirklich war.
"Bist du dir sicher, dass du das tun willst?", fragte Cameron sie nicht zum ersten mal.
Ja.", sagte Mathilda bestimmt. "Ronar war immer mein Feind und nie mein Vater."
Cameron seufzte. Ihm gefiel die Sache ganz und gar nicht, stimmte aber zu. "Also gut, dann geb ich dir Rückendeckung."
Mathilda wusste, dass immer noch die Gefahr bestand, dass er durch die Hand eines Anderen starb. Aber das musste sie verhindern. Um jeden Preis. Sie wusste nicht ob sie als Königin akzeptiert werden würde, wenn sie ihn nicht selbst umbrachte. Es war ein kluger Schlachtzug gewesen Cameron die ganze Geschichte anzuvertrauen. Sie wusste, dass man ihr vermutlich nicht trauen würde, besonders nicht Majenna. Sie hätte das ja auch frei erfinden können. Aber Cameron vertrauten sehr viele und auf sein Wort hörten die Elfen.
Dieses mal stellten sie sich in Reihe und Glied auf und
Cameron und sie ritten voraus um kurz mit Ronar und Majenna zu reden. Mathilda hatte schon lange einen Plan wie sie die Sache beenden wollte. Hoffentlich machte Ronar da mit.
"Dies wird also der letzte Kampf. Einer von uns wird sterben.", erklärte Ronar Cameron in einem Ton als sei er ein kleiner Junge der von nichts ne Ahnung hatte.
Das machte Mathilda wütend. Bevor Cameron antworten konnte wiedersprach sie ihm. "Nein, ich habe eine bessere Idee. Einen Zweikampf. Wenn du gewinnst kannst du das haben was du möchtest. Wenn wir gewinnen lässt uns dein Volk für alle Zeit in Frieden."
"Und gegen wen soll ich bitte kämpfen?", höhnte der dunkle König.
"Gegen mich.", erwiederte sie voller Stolz und fügte noch hinzu. "Vater!"
"Was? Moment mal, was war das gerade?", fragte Majenna verwirrt.
"Du hast schon richtig gehört. Ronar ist mein Vater. Er hat es dir die ganze Zeit verschwiegen.", erklärte sie ihr.
"Und wer soll deine Mutter sein?", fragte sie nicht gerade überzeugt.
"Eine Fee Namens Audrey.", antwortete Mathilda.
"Sie sagt die Wahrheit, Majenna.", sagte Cameron dann.
"Ich werde diesen Zweikampf niemals zulassen.", entschied Majenna dann. Offenbar wusste sie was für sie auf dem Spiel stand.
"Nur leider ist es nicht an dir diese Entscheidung zu treffen. Nur Ronar allein kann das.", Cameron sah Majenna voller Verachtung an und Mathilda sehr sorgenvoll.
"Und du glaubst du kannst gegen mich gewinnen?" Ronar lachte Mathilda aus. "Na gut, versuchen wir es. Vielleicht lass ich dich ja sogar leben, wenn ich gewinne."
Laut rief er dann. "Alle die zu mir gehören sollen sich zurück ziehen. Hier wird ein Zweikampf gefordert. Die Regeln sind wie folgt. Gekämpft wird nur mit Schwert und ohne Magie."
Damit konnte Mathilda leben. Das Schlachtfeld wurde schnell geräumt und Mathilda und Ronar stellten sich gegenüber auf.
"Also los, kleines Mädchen. Zeig was du drauf hast.", triezte er sie.
Zunächst umkreisten sie sich langsam, dann griff Ronar mit ein paar schnellen Schwerthieben an während Mathilda zurückweichen musste und sogar einen Kratzer abbekam.
Der König war gut, keine Frage. Aber sie war besser. Da war sie sich sicher. Sie musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Erst ließ sie ihn weiter vordringen und er traf Mathilda mit einigen Schwerthieben. Nach kürzester Zeit hatte sie mehr als nur eine Stichwunde und er so gut wie gar keine. Aber sie wurde wütend und somit auch stärker. Dann wendete sich das Blatt. Er wurde unaufmerksamer und das nutzte Mathilda aus. Sie traf ihn einmal am Arm und einmal am Bein. So kämpten sie unerbittlich weiter bis Mathilda fast schon am Boden lag und nicht mehr konnte. Aber dann plötzlich ließ er eine Lücke zu die Mathilda nur recht war. Sie traf ihn mit ihrem Silberschwert am Bauch wo es richtig weh tat. Er lag am Boden und blitzschnell stand sie über ihn und hielt ihm das Schwert an die Kehle. Sie konnte es nicht fassen, aber sie hatte gewonnen und der Krieg war zu Ende.
"Na los, stich zu.", forderte er sie auf.
"Nein, ich lasse dich am Leben.", entschied sie. "Nehmt ihn gefangen."
Mehrere Männer kamen an und schnappten sich den ehemaligen König. Mathilda konnte nicht fassen wie schnell das alles gegangen war. Sie hatte geglaubt ewig kämpfen zu müssen und vielleicht sogar sterben zu müssen, aber sie
hatte gewonnen. Sie hatte wirklich gewonnen.
-An den Frieden denken heißt an die Kinder denken-
Michail Gorbatschow
Lilien
Eine weitere Feier stand bevor. Diesmal ein Königsfest. Corentin und Lilian wollten so schnell wie möglich heiraten und nach der Zeremonie sollte Mathilda zur Königin von Kelkson gekrönt werden. In einer Woche sollte es so weit sein und die Vorbereitungen waren in vollen Gange. Lilien war so furchtbar aufgeregt. Ihr Kindheitstraum würde endlich wahr werden.
Ronar saß im Verließ und Majenna, die sich schließlich selbst getötet hatte, wurde verbannt. Mathilda sollte Frieden bringen. Lilien hatte die Frau schon immer gemocht, aber sie hätte nie geahnt, dass sie Ronars Tochter war. Das war eine große Überraschung gewesen. Aber so war der Frieden wenigstens schneller gekommen als alle gehofft hatten.
Seit bekannt geworden war, dass Lilien adelig war wohnte sie im Schloss und wurde sogar von König Tedren
zwangsweise gedulet. Jetzt konnte er nichts mehr gegen ihre Liebe zu Corentin sagen. Corentin und sie hatten mehr Zeit verbracht denn je, aber die Hochzeitsvorbereitungen hatten Lilien auch voll eingespannt.
Tiljan blieb mit seiner Familie vorerst in der Stadt. Zumindest bist das Königsfest vorbei war.
Liliens Vater war wieder allein. Lilien und er hatten viel nachzuholen und sie musste sich erst noch daran gewöhnen, dass sie ihn Vater nennen konnte. Ihren Adoptivvater hatte sie von Anfang an beim Vornamen genannt. Deswegen hatte sie das Wort vorher noch nie benutzt. Cameron würde sie zum Altar führen worauf sie sehr stolz war. Sie hatte Cameron schon immer sehr gemocht und er wäre auch so ihre erste Wahl gewesen.
Djana half ihr super. Sie war sowieso total begeistert, wenn es darum ging Feste vorzubereiten und freute sich helfen zu können. Sie liebte es zu dekorieren und für die Hochzeit ihres Sohnes machte sie das natürlich besonders gern. Lilien mochte Djana gern. Sie passte zu dem manchmal so griesgrämigen und abweisenden Tedren. Sie war sein Gegenpol. Lilien glaubte, dass er ohne sie überhaupt nicht mit Menschen umgehen konnte.
Tedrens Bruder Tiljan war da ja total anders. Er war so
offen und witzig. Man musste ihn einfach lieben. Schon wo sie ihn beim Rittertounier kennen gelernt hatte, hatte sie gewusst, dass sie sich total gut mit ihm verstehen würde.
Lilien nahm sich von den ein wenig Auszeit von den Vorbereitungen, wandte sich von den weißen Tauben die Djana gebastelt hatte und jetzt im großen Ballsaal aufhängte ab und verließ den Raum ganz. Sie ging nach draußen in den großen Garten und genoss die Sonne auf ihren Wangen. Sie freute sich als Corentin zu ihr kam. Heute war er ganz in weiß gekleidet und sah so unglaublich gut aus. Seine grünblauen Augen leuchteten richtig. Es war schön ihn mal richtig glücklich und gelöst zu erleben.
"Hey.", begrüßte er Lilien und nahm ihre Hand. "Ist heute nicht ein schöner Tag?"
"Allerdings.", stimmte Lilien ihm zu. "Und jetzt wo du da bist ist er perfekt."
Corentin schenkte ihr sein schönstes Lächeln und fragte sie. "Hast du Lust spazieren zu gehen?"
Lilien seufzte tief. "Ich würde gern, aber ich kann nicht verlangen, dass deine Mutter sich allein um die Hochzeitsvorbereitung kümmert."
Corentin nickte und streichelte ihr über die Wange. "Ich könnte helfen, weißt du. Ich hätte Lust ein bisschen mit zu
dekorieren."
Jetzt grinste Lilien. "Ach Cory, du weißt ich hätte nichts dagegen, aber ich befürchte deine Mutter würde das niemals dulden."
Djana war sehr altmodisch eingestellt. Um die Hochzeitsorbereitungen kümmerten sich die Frauen. Die Männer hatten andere Aufgaben.
"Aber wir sehen uns nachher noch, oder?", fragte Corentin sie hoffnungsvoll.
"Selbstverständlich." Lilien freute sich schon. "Ganz legal mit Corentin allein zu sein war richtig toll.
"Wie wäre es bei Sonnenuntergang am See?", schlug er vor.
"Gern. Ich werde da sein.", versrpach Lilien.
Nach der ganzen Arbeit (Sie hatten den Saal fertig dekoriert mit den Tauben und roten Herzchen die sie überall aufgehängt hatten, sowie die Tische aufgestellt und Platz gelassen zum Tanzen) nahm Lilien ein ausgiebiges Bad, stylte ihre Haare und zog ein hellrosa Kleid an. Sie lief barfuß zum See wo Corentin schon auf sie wartete.
Mein Corentin, mein süßer lieber Corentin. , schoss es ihr durch den Kopf. Auf ewig mein.
Stolz erfüllte sie bei seinem Anblick. Mit ihm zusammen
konnte sie alles erreichen was sie wollte. Das hatte sie im Gefühl.
Lachend lief sie auf ihn zu. Er fing sie ebenfalls lachend auf und küsste sie dann wild. So stürmisch kannte sie ihn gar nicht, aber die Seite gefiel ihr an ihm. Sie setzten sich zusammen an den See. Er hatte Limettenwein organisiert den sie jetzt tranken. Er schlang seinen freien Arm um ihre Schulter und sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
"Solche Abende können wir uns jetzt öfter gönnen.", bemerkte Corentin glücklich.
"Na das hoffe ich doch."
"Weißt du von diesem Augenblick hab ich immer geträumt.", erzählte er.
"Genau von diesem Augenblick meinst du?" Lilien grinste ihn schelmisch an.
"Auch, aber auch, dass wir so frei zusammen sein können ohne Sorgen und ohne Angst entdeckt zu werden." Er sah ihr tief in die Augen und in Liliens Bauch tanzten die Schmetterlinge. Wie immer wenn sie ihn ansah.
"Zumindest die Sorgen werden teilweise wieder kommen.", befürchtete Lilien.
"Ja schon, aber andere Sorgen.", stimmte Corentin ihr zu.
Mit der Zeit ging die Sonne unter und Corentin und Lilien
genossen diesen Anblick. Dann stellten sie ihre Gläser ab, küssten sich immer wieder zärtlich, zogen sich aus und schliefen miteinander. Sie wussten noch nicht, dass an diesem Abend ihr erstes Kind gezeugt werden sollte.
Sie lagen danach einfach lange glücklich und erschöpft auf der Wiese und genossen ihre Zweisamkeit. Sie schmiedeten Zunkunftspläne und was sie verändern oder lassen wollten, wenn sie ein mal das Königspaar waren. Doch das hatte noch Zeit. Sie redeten über die Sterne und ihre Zukunft und über alles mögliche andere was sie bedenken mussten. Aber im Grunde war das einer der schönsten und freisten Abenden die sie je miteinander verbringen sollten.
- ca. 400 Jahre später-
Tiljan
400 Jahre sind eine Menge Zeit. Ich habe viel erlebt. Corentin und Lilien haben ein glückliches Leben geführt und letztendlch drei Kinder gekriegt. Die zwei Jungen Renn und Lim und das Mädchen Corly. Corly sieht aus wie ihre Mutter und war absolut goldig. Mittlerweile sind sie natürlich schon erwachsen und haben selbst Kinder, aber ich kann mich noch gut daran erinnern wie süß sie als Kinder waren. Besonders Renn erinnert mich total an Corentin. Er ist so sanft und bescheiden und schützt die die er liebt. Lim hat mehr von seiner Mutter geerbt, aber auch er hat Eigenschaften von seinem Vater. Die Art wie er sich bewegt - Corentin!, Die Art wie er lächelt - "Corentin! und vor allem seine Klugheit hat er absolut von Corentin geerbt.
Corentin und Lilien sind vor ca. 100 Jahren zu den Sternen gegangen und dort geblieben. Renn ist jetzt zusammen mit seiner Königin Isanna der König vom ehemaligen Loreoll (was momentan Loraun heißt).
Ich vermisse Corentin und Lilien sehr. Die Sterne haben sich eines Tages doch wieder zurück gezogen und seitdem hab ich keinen Stern mehr gesehen. Vielleicht sind sie alle in den Himmel gezogen.
Auch die Zwerge zeigen sich nur noch sehr selten. Das Reich der Zwerge kann kein Anderer mehr erreichen. Es ist in Nebel gehüllt.
Elfen gibt es noch vereinzelnt, aber weiter verbreitet sind nun die Zauberfeen. Einige davon leben sogar in der Menschenwelt. Auch ich bin nun Lehrer der Zauberfeen in der Menschenwelt. Die Feen mit ganz besonderen Fähigkeiten kommen zu ihrem Schutz zu uns. Zumindest eine Weile. Cameron hat mich begleitet. Er ist ein ziemlich guter Lehrer in Geschichte.
Lilien und Corentins Kinder sind noch immer irgendwo da draußen. Ihre Kinder hab ich hin und wieder getroffen.
Mein Bruder Tedren und seine Frau Djana sind an einer schweren Pest vor ca. 200 Jahren gestorben. Selbst viele Elfen konnten sich vor dieser Pest nicht schützen. Auch nicht mit Magie.
Damals war Tedren gefangen genommen und wir haben ihn ein paar Jahre nicht zu Gesicht bekommen, aber als er wieder kam war ich froh, dass er lebte. Und auch Corentin
und Djana waren auch sehr froh darüber.
Mathilda ist Königin von Kelkson geworden und hat ihren Steffen geheiratet. Sie ist eine gute und gerechte Königin. Sie hat eine Tochter die 20 Jahre alt ist. Ihr Name ist Carlina. Es gibt Gerüchte, dass sie noch Kontakte zu dem Zwergenkönig Alrick haben soll. Ich weiß nicht ob das stimmt.
Alrick ist kurz nach dem Krieg mit seinen Männern zurück ins Zwergenreich geritten. Er hat einige Verluste erlitten und wir haben danach nur noch selten was von ihm gehört.
Die Zeit verändert die Dinge, doch unsere eigene Geschichte bleibt gleich. Sie wird nur weiter geschrieben.
Ein neues Zeitalter bricht heran und neue Helden werden geboren, aber die Alten werde ich sicher nie vergessen.
-Ende-
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme diesem Buch einem ganz besonderen Menschen.
Ich werde dich in Erinnerung behalten...