Hineingeboren in ein Leben ohne Zukunft, genau so habe ich es mir immer vorgestellt. Wo ich geboren wurde, kann ich nicht mehr sagen. Erinnerungen schwinden, und gerade die Erinnerungen die für einen die Hölle waren. Mit einem gewissen Alter wurde ich von einer Familie mit mehreren Kindern adoptiert oder einfach aus meiner gewohnten Umgebung gerissen. Die Zeit war schwer für mich, da ich als Einzelgänger schon immer meinen Weg alleine bestritt. Ich bekam mehr als genug Futter von meiner Familie, jedoch schien dies eine Art Ausgleich für die ganzen Strapazen zu sein, die mir die Kinder zumuteten. Tagtäglich wurde an mir rumgezupft, am Schwanz gezogen, am Bauch wurde ich hochgehoben und man quetsche mir damit alle meine Organe. Ich fühlte mich schwer und kraftlos. Wenn ich dennoch versuchte mich zu wären und einer der kleinen meine Krallen zu spüren bekam, so wurde ich verscheucht und ignoriert, manchmal sogar geschlagen. Es tat weh und trotz allem wusste ich sonst nicht wohin. Freigang hatte ich, sogar einen sehr großen. Ein Dorf wo sich jeder kennt und wo auch jeder mich kannte. Immer wenn ich mich einsam und alleine gefühlt hatte und mal wieder von allen Seiten zuviel Aufmerksamkeit bekam, ging ich nach draußen, legte mich ins Gras und genoss die Sonne die mir langsam den runden Bauch wärmte. Durch mein Übergewicht fiel mir das rennen und das schnelle Geschick auf etwas zu reagieren sehr schwer. Daher kam ich oft mit blutenden Wunden nach Hause, für die anderen Kater und Katzen in meiner Umgebung war ich ein Opfer, und je mehr ich aß, desdo mehr merkte ich, dass sie Recht hatten. Die Menschen die mich kannten, gaben mir jedes Mal aufs neue zu verstehen, dass ich Fett und unwürdig sei. Das ich aber Gefühle hatte, das haben sie nie gemerkt, das ich manchmal geweint habe anscheinend auch nicht. Wozu hat das Leben denn einen Sinn wenn man niemanden hat der einen liebt. Oft habe ich mir gewünscht nicht mehr da zu sein, und nicht mehr Stark sein zu müssen. Wenn die Sonne besonders nah am Horizont stand, rannen mir die Schweißperlen nur so vom Fell. Unterschlupf und Schatten fand ich in einem wunderschönen Garten, viele Blumen und alles war so gepflegt und sauber, nicht so wie bei meiner Familie wo das Unkraut den Garten überwucherte! Im Schatten einer großen Trauerweide legte ich mich auf die Lauer und beobachtete die Menschen die für diese Schönheit und Reinheit zuständig gewesen waren. Ein älteres Ehepaar schon recht faltig und langsam zu Fuß, dennoch, sie kümmerten sich ganz alleine um Ihr Leben und anscheinend liebten sie sich auch, denn die Blicke die sie sich ab und zu zuwarfen als jeder einen anderen Teil des Gartens pflegte waren voll Gefühl und Hoffnung, voll Glaube und tiefer Emotion! Zu den Menschen selbst hatte ich kein Vertrauen mehr , aber dieses Ehepaar war anders. Als sie mich eines Tages erwischten wie ich hinter der Trauerweide mein Geschäft verrichtete, was nicht gerade der besonders gute Start der Annährung war, da bekam ich es mit der Angst zu tun. Immer wenn es so war, das Menschen sahen wie ich „Musste“ rannte man mir mit schreienden Worten hinterher, man jagte mich von überall Fort, mit Bällen, Stecken und anderen Dinge wurde nach mir geworfen, aber diese Leute in dem Garten, die sahen mir in die Augen, spürten meine Angst und versuchten mit leisen Schritten und besänftigten Worten Kontakt zu mir zu finden. Der Mann befahl seiner Frau schnell etwas Fleisch aus dem Kühlschrank und ein Schüsselchen Milch zu besorgen. „Für mich“ . Perplex und irritiert wusste ich nicht, ob ich nun wegrennen oder da bleiben sollte. Der Geruch des Fleisches was die Frau auf schnellen Schritten zu mir brachte ließ mir meine Entscheidung etwas leichter fallen
Ich aß, und währenddessen wurde ich gestreichelt. Ich hatte keine Angst, diesmal nicht! Ich fühlte mich endlich aufgehoben. Da von den beiden keiner wusste dass ich schon zu einer Familie gehörte, wurde ich freudig in ihr Haus eingeladen und blieb dort für immer. Zumindest solange bis der alte Herr eines Nachts verstarb! Tränen kullerten seiner Frau von der Wange, als sie ihn Morgens entdecke, auch mir fiel es schwer Abschied zu nehmen.
Eigentlich dachte ich es würde trotz allem alles so bleiben wie immer, aber die Frau wurde älter und Schwächer, irgendwann brauchte auch sie Hilfe und für mich schien kein Platz mehr zu sein!
Jedoch rechnete ich nicht damit eines Tages aus dem Schlaf heraus von einem Mann mit einem großen Käfig abgeholt und eingesperrt zu werden! Ein letztes Mal blickte ich meiner alten Dame in die Augen, sah ihre Träne und wurde in ein großes Auto verfrachtet. Ich hatte Angst und sah den Tod schon vor mir. Andere Katzen über und unter mir schrieen um ihr Leben, auch ich begann aus voller Kehle mitzuheulen. Es war Dunkel und ständig wurden wir von einer zur anderen Seite geschleudert. Wie lange ich in diesem Auto war, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß dass ich alles versucht habe dort wieder hinaus zu kommen, ohne Erfolg!
Als ich so schrie, schossen mir wutvolle Gedanken in den Kopf, „warum denn schon wieder,? war denn nicht alles gut?, Warum enttäuschen mich die Menschen immer aufs neue, selbst die, die ich liebte? Kann ich denn niemals irgendwo zu Hause sein? Für Immer? Nie wieder werde ich jemanden lieben! Nie wieder!
Tageslicht schoss plötzlich in meine Augen, die Tür des Autos hatte sich geöffnet und der Mann von vorhin war nicht mehr alleine, eine Frau an seiner Seite. Beide wollten uns bestimmt jetzt quälen und uns noch den letzten Saft Kraft aussaugen! Mit drei anderen Katzen wurde ich in eine Art kleinen Raum mit Futternäpfen und Kratzbäumen gestellt.
Ich, als die dickste von ihn fühlte mich jetzt noch unwohler. In ein Eck verkroch ich mich und blieb dort bis die Nacht hineinbrach. Es war kalt. Die anderen Katzen verstanden sich von Anfang an und kuschelten sich aneinander, so konnte man sich auch wärmen. Auf leisen Pfoten probierte ich mein Glück und versuchte mich an eine der drei anzulehnen, alle schreckten auf, schrieen mich an und scheuchten mich mit ihren Krallen in mein Eck zurück. Da ich mich nicht anders zu wären wusste Schrie ich ebenfalls aus voller Kehle, verschreckt zuckten die drei zurück und ließen mich in Ruhe. Morgens als das Futter in die Näpfe geschüttet wurde, fiel dem Mensch anscheinend auf, das ich mit den anderen nicht zurecht kam. In meinem Eck kauernd warf sie mir eine Decke über den Kopf und für einen Moment war ich blind. Sie packte mich und in voller Panik stieß ich meine Krallen in Ihre Hände, ein leises Au, ließ andeuten dass ich ihr weh tat, doch das war mir egal. Mein Herz hatte nun schon soviel mitgemacht da konnte ich einfach nicht anders. Als ich nach geschätzten zwei Minuten auf den Boden geworfen wurde und mich gleich ins erst beste neue Eck flüchtete wurde die Tür hinter mir wieder zugemacht und ich war alleine. Ganz alleine.
Tag der Veröffentlichung: 16.10.2011
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