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Prolog


Morgens aufzustehen war keine Qual an sich. Schlaftrunken nahm sie die Welt um sich herum kaum wahr. Das änderte sich jedoch sobald sie in den Spiegel blickte. Was sie da im Spiegel erblickte war keineswegs sie selbst. Es waren Fragmente ihrer selbst, wie ein Kaleidoskop.
Nachdenklich fuhr sie die Linien nach, die die einzelnen Glasfragmente voneinander trennten.
Langsam breitete sich eine dünne rote Linie zwischen den Sprüngen aus. Blut.
Nachdenklich betrachtete sie ihren Finger. Sie hatte sich geschnitten.
Im Waschbecken begannen sich erst kleine rote Seen, dann kleine Flüsse zu bilden.
Sie führte den Finger zu ihren Lippen und hinderte damit das Blut daran weitere Spuren auf den Waschbecken zu hinterlassen.
Als sie den Wasserhahn einschaltete und das eiskalte Wasser sich mit der dunkelroten Flüssigkeit mischte begann der Wecker im Nachbarraum zu klingeln.
Es war Zeit das Haus zu verlassen. Sie klatsche sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und eile in ihr Zimmer.
„Was zur Hölle ist hier los?“, hörte sie ihn schreien.
Er musste den Spiegel erblickt haben.

So leise wie es nur ging öffnete sie ihr Zimmerfenster und ließ vorsichtig ihre Tasche auf den Boden hinab. Als nächstes war sie dran.
„Du kommst jetzt sofort aus deinem Zimmer, Schlampe.“
Ihre Finger klammerten sich an das Fensterbrett.
Sie konnte hören wie er mit aller Gewalt an der Tür ruckelte. Zum Glück hatte sie abgeschlossen.
„Ich weiß das du da drin bist!“
Langsam ließ sie sich herabsinken. Es war so verdammt hoch, auch wenn es nur der erste Stock war. Mit einem plötzlichen Peng schwang die Tür auf. Er hatte es tatsächlich geschafft die Tür aufzubrechen. Allerhöchste Zeit loszulassen.
„Wo hast du das Geld versteckt!“
Sie fiel.
„Ich weiß das du es genommen hast. Ich werde dein verficktes Zimmer auseinander nehmen.“
Es tat so unglaublich weh. Sie war am Boden mit ihrer Tasche kollidiert.
Schnell humpelte sie um die nächste Ecke bevor er sie erblicken konnte.
Langsam begann sie sich zu entspannen. Bis auf die Straße würde er ihr nicht folgen.
„Jenny.“
Sie schreckte auf.
„Oh hallo Jess, hab dich nicht gesehen.“
„Hab ich mir schon gedacht.“
Wir umarmten uns.
„Gibt es wieder Ärger?“
Ich nickte.
„Du kannst bei mir wohnen, dass weißt du doch.“
„Ja klar. Aber das ist alles etwas komplizierter als du denkst.“
„Also ich würde meinen Ex nicht bei mir wohnen lassen. Erst recht nicht wenn er sich so aufführt wie deiner.“
„Du weißt wie er früher war. Es ist einfach so viel passiert.“
„Genug mit den Ausreden. Heute schläfst du auf jeden Fall bei mir und wir machen uns einen schönen Abend.“.
Jessica klang ziemlich besorgt.
„Ja. Ok,“ gab ich nach.

Zwei Monate später

Jedes mal wenn er seinen Mund öffnet keimt in mir der Wunsch mir etwas anzutun. Ich beginne mir vorzustellen wie ich mit einem Messer langsam in mein Fleisch schneide oder wie ich mit meinen Kopf solange gegen die Wand schlage, bis meine Schädeldecke aufbricht. An guten Tagen werfe ich mich vor eine fahrende Bahn.

Wie kommt es, dass er so viel Macht über mich hat?

Der Selbsthass der in mir keimt wird immer unerträglicher. Meine Selbstbeherrschung kommt mir immer mehr abhanden. Ich bin kaum noch in der Lage meine Fantasien zu kontrollieren. Irgendwann werde ich...

Und da ist dieser Gedanke in meinem Kopf. Er läuft wie eine Endlosschleife. Immer. Permanent.

Ich wünschte ich wäre tot.

Ich wünschte ich wäre tot.

Ich wünschte ich wäre tot.

Morgen ist es so weit:

Morgen bringe ich mich um.

Ich bin wertlos.

Ich bin eine Zumutung für die Menschheit.

Das einzige was ich kann ist das Leben anderer zu zerstören.

Meine Familie ist zu nett um mir die Wahrheit zu sagen.

Es wäre besser wenn ich nicht existieren würde.

Alle denken so.

Ich bin bösartig.

Ich habe es nicht verdient zu leben.

Zu atmen.

Ich nehme anderen den Lebensraum weg.

Die Nahrung.

Es wäre besser wenn ich tot wäre.

Aber ich bin zu schwach um es selbst zu tun...

 

 

 

Ich wusste, dass es nicht das war was er sagte. Aber das einzige was ich hörte war: Bring dich doch einfach um. Wenn du tot bist dann sind alle deine Probleme gelöst. Bring dich doch endlich um.

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Tag der Veröffentlichung: 10.03.2013

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