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Was kauft der solvente Zeitgenosse, dem selbst die teuersten Luxus-Accessoires der Welt nur noch ein gelangweiltes Gähnen entlocken und der sich nicht nur mit imposanten Depotauszügen vom Rest im Club der Superreichen unterscheiden möchte? Wenn also selbst Yachten, Flugzeuge, Luxus-Automobile und atemberaubende Immobilien zu den eher selbstverständlichen Annehmlichkeiten des Alltags gehören, aber keinen nachhaltigen Einfluss auf das Statusempfinden mehr ausüben? Die Palette an absoluten Luxus-Highlights ist seit ein paar Jahren um eine Alternative reicher: Die britischen Blackwood-Destillers bieten ihrer zahlungskräftigen Kundschaft einen Wodka für nicht weniger als 788.000 Euro an. Pro Flasche, wohlgemerkt. Obwohl der Begriff „Flasche“ in diesem Zusammenhang reichlich profan anmutet, kommt der teuerste Wodka der Welt doch in wertvollen Flakons zur anspruchsvollen Klientel. Der Edel-Branntwein selbst wird durch reinen Diamantenstaub gefiltert. In der Flasche schwimmen ebenfalls Diamanten, aber auch Goldstücke und Swarowski-Steine werden dem Nobel-Wodka auf Wunsch beigegeben. Nicht von ungefähr trägt dieser Korn für Milliardäre den Namen Diva Wodka.



Falls Sie sich als genußorientierter Mensch mit diesen Diven einlassen möchten, müssen Sie allerdings nicht unbedingt den Gegenwert eines freistehenden Hauses in bester Lage investieren. Wer auf Edelsteine und Diamantstaub-Filtrierung verzichten kann, bekommt ein Fläschen Diva Wodka schon für deutlich weniger als 100 Euro. Das Ultra-Premium-Segment freilich beginnt erst ab etwa 3000 Euro aufwärts.

Ein „Underperformer“ steigt auf

Dabei war Wodka – um im Jargon der Börsianer zu sprechen – lange Zeit ein ausgesprochener Underperformer. Weniger galant ausgedrückt: Viele Jahre stand der Getreideschnaps aus dem Osten im Ruf, eher der schnellen Herbeiführung eines veritablen Rauschzustandes als dem kultivierten Trinkgenuss zu dienen. Sogar in der Politik spielte der meist geschmacksneutrale Branntwein eine wichtige, aber nicht immer rühmliche Rolle. Im so genannten Kalten Krieg, als sich die beiden großen Militärblöcke waffenstarrend gegenüberstanden, wurde der Wodka (auf Deutsch: „Wässerchen“) instrumentalisiert. Als die sowjetische Armee im Jahr 1979 in Afghanistan einmarschierte, riefen konservative amerikanische Politiker den Westen auf, wenn überhaupt, dann fortan nur noch finnischen Wodka zu trinken.

Falls Sie zu den regelmäßigen Beobachtern von Märkten und Barregalen gehören, haben Sie sicher längst festgestellt, dass Wodka inzwischen zu den Blue chips unter den Drinks zählt. Andere Spirituosen sind dem Auf und Ab der Moden unterworfen, der Getreidebrand aber steht konstant ganz weit oben in der Gunst der Freunde hochprozentigen Genusses. Anders ausgedrückt: Wodka ist ein langlebiger Zeit-Geist. Und so kann es nicht verwundern, dass immer neue Marken in immer extravaganteren Designer-Flaschen, ständig neue Aromen und Luxus-Brände auf den Markt kommen, deren absurde Preise allein schon ausreichen, selbst Besserverdiener ins finanzielle Delirium zu stürzen.

Wie gesagt, am Anfang war der Wodka ein „Underperformer“ – ein ziemlicher Fusel, mit dem kriegsführende Zaren ihrem trinkenden Volk das Geld aus der Tasche zogen. Man könnte mit Fug und Recht behaupten: Das Trinken von Wodka war aufgrund des staatlichen Monopols und der auf der Spirituose lastenden Steuern zunächst eine äußerst perfide Zwangsabgabe. Perfide nicht nur, weil das investierte Geld natürlich nicht zurückgezahlt wurde, sondern weil zahlreiche Menschen ihre gezwungenermaßen patriotischen Trinkgelage oft mit gesundheitlichen Schäden oder gar mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Zum Wodkatrinken geprügelt

Iwan den Schecklichen kennen Sie aus den Geschichtsbüchern. Aber wussten Sie, dass er im 16. Jahrhundert rund um Moskau die ersten primitiven Wirtshäuser aus der Taufe heben ließ? Allerdings weniger, um seinen Untertanen ein paar entspannende Stunden in geselliger Runde zu gönnen. Der eigentliche Grund war die bedrohliche Ebbe im Staatsetat. Die Kriege des Zaren und sein aufwändiger Polizeiapparat hatten gewaltige Summen verschlungen. Also belegte der Herrscher den Wodka mit einer direkten Steuer und ließ besagte Wirtshäuser – „Kabaks“ genannt – gründen. In der Mitte dieser meist stinkenden und unhygienischen Kabaks stand ein Wodka-Fass, aus dem sich die Gäste bedienten. Manche kamen freiwillig, um sich einen Rausch anzutrinken, andere wurden gezwungen. Wer sich hartnäckig weigerte, auf das Wohl seiner Majestät anzustoßen und dessen Steuerquellen sprudeln zu lassen, musste mit der Prügelstrafe rechnen. Und wer gar beim Schwarzbrennen erwischt wurde, in dessen Haut mochte keiner stecken.

Als Folge der Oktoberrevolution verboten die Bolschewisten die Produktion und den Verkauf von Wodka, nachdem sie zuvor die Schnapskammer des gestürzten Zaren geplündert hatten. Die Folgen dieser dekretierten Nüchternheit alarmierten die neuen Herrscher schon sehr bald: Allein im Jahr 1922 gab es nicht weniger als eine halbe Million Anzeigen wegen illegalen Schnapsbrennens. Niemand hatte eine Vorstellung davon, wie hoch die Dunkelziffer war. Im Jahr 1925 sah sich die Kommunistische Partei zum Handeln gezwungen. Das Verbot der Wodka-Herstellung wurde aufgehoben, und schon drei Jahre später machte der staatliche Alkoholhandel bereits wieder zwölf Prozent der Staatseinnahmen aus. Wann immer die Kreml-Herren versuchten, den Wodka-Handel und damit den bisweilen exzessiven Konsum der Menschen zu drosseln, war der Fehlschlag programmiert. Als Michail Gorbatschow 1985 zum Generalsekretär des Politbüros gewählt wurde, unterschrieb er als eine seiner ersten Amtshandlungen einen Erlass, der eine deutliche Verringerung der Wodka- und Weinproduktion zum Inhalt hatte. Gut gemeint – zumindest mit Blick auf die Volksgesundheit. Aber fatal in den Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Geld, das die Russen nicht mehr in den Konsum (nicht zuletzt Wodka) investieren konnten, floss auf die Sparbücher. Nur kaufen konnten sich die Bürger von ihrem Ersparten aufgrund der Knappheit an Waren nicht viel. Als dann im Jahr 1992 die Preise freigegeben wurden, explodierte die Inflation auf atemberaubende 2000 Prozent. Und während die Einnahmen aus der Wodka-Steuer wegbrachen, rutschte auch der Ölpreis in den Keller. Die Sowjetunion schlitterte geradewegs in den Staatsbankrott. Das rote Riesenreich zerbrach, die Wodka-Gesetze wurden gelockert, und mit Boris Jelzin kam wieder ein trinkfreudiger Verehrer des „Wässerchens“ an die Macht.



Auf dem Weg zum Designer-Produkt

Soviel zum Underperformer von einst. Wenn Sie sich aber heute in den Bars und Spirituosenfachgeschäften umsehen, entdecken Sie eine wahre Phalanx von Wodkas. Das facettenreiche Spektrum reicht von eher einfachen Bränden für den normalen Geldbeutel über aromatisierte Wodkas bis hin zu den schon erwähnten Luxusprodukten. Und natürlich kommt der Wodka von heute nicht mehr in primitiven Literflaschen aus weißem Glas daher, sondern in edlen Designer-Gefäßen. Diese verwandeln die Wodka-Regale in den Fachgeschäften oder einschlägigen Bars fast schon in kleinere Galerien. Nicht nur die Sortenvielfalt überrascht, sondern auch die Provenienzen. Wodkas aus Russland, Polen, Finnland, Dänemark und Schweden gehören zum Standardrepertoire. Aber wussten Sie, dass sogar in den Niederlanden Wodka gebrannt wird? Von wegen nur Jenever. Einer der erfolgreichsten Wodkas (Grey Goose) kommt aus Frankreich, der Heimat von Cognac, Armagnac und Calvados. Überdies wird der Getreidebrand in Deutschland, der Schweiz, in Großbritannien, Norwegen, Österreich und in den USA hergestellt. Hätten Sie gedacht, dass in den Vereinigten Staaten im Jahr 2007 über 140 Edel-Wodkas auf dem Markt waren?

Wenn Sie nicht selbst bereits zum Kreis der überzeugten Wodka-Freunde zählen, dürften Sie sich fragen, wie diese Spirituose den Aufstieg vom staatlich verordneten Rauschmittel für die Unter- und Mittelschicht zum noblen, international geschätzten Kult-Drink schaffen konnte – ganz gleich, ob pur genossen oder als Bestandteil eines Cocktails. Die Gründe sind schnell ausgemacht:
Ø Wodka profitiert vom Zusammenwachsen Europas – er ist die paneuropäische Spirituose schlechthin.
Ø Neue Aromen und Herstellungsverfahren verleihen der einst überwiegend „neutralen“ Spirituose eine Vielzahl interessanter Geschmacksvarianten.
Ø Wodka profitiert vom Boom der Mixgetränke und ist geschätzter Bestandteil hervorragender Cocktails.
Ø Mit teuren Edel-Wodkas bedienen die Brennereien den internationalen Luxustrend und den Wunsch arrivierter Genießer, sich von der breiten Masse zu differenzieren.


Das Produktionsverfahren

Schauen wir nun nach den „inneren Werten“ der Spirituose. Europa mag in weiten Teilen zwar eine gemeinsame Währung haben, aber – glücklicherweise – nicht einen einheitlichen Geschmack. Zur Herstellung von Wodka verwenden die Brennereien in den führenden Produktionsländern unterschiedliche Rohstoffe. Früher galt Wodka vielfach als Kartoffelschnaps, doch abgesehen von einigen kleineren Destillerien spielt die Bodenknolle als Basis zur Wodka-Produktion jetzt nur noch eine Nebenrolle. Heute kommt überwiegend Getreide zum Einsatz. Und ähnlich wie beim Whisk(e)y entscheidet die Getreideart in hohem Maße über den Geschmack des Endprodukts. Ob nun Weizen, Roggen, Gerste oder Mais verwendet werden, hängt naturgemäß von der Verfügbarkeit der Getreideart in den betreffenden Ländern ab. Längst ordnen Wodka-Connaisseurs den Herkunftsländern ganz besondere Geschmacksnuancen zu. In Polen und zum Teil in Russland ist Roggen die traditionelle Basis zur Wodka-Produktion. Daraus resultiert der weiche, fast schon ein wenig liebliche Geschmack dieser Branntweine, den viele Freunde dieser Spirituose so schätzen. Bei nicht wenigen Genießern kommt deshalb nichts anderes als Roggen-Wodka in die Gläser.

In den westlichen Ländern und teilweise in Russland wird jedoch häufig Weizen als Grundstoff verwendet – so zum Beispiel in Schweden. Die Finnen hingegen setzen überwiegend auf Gerste. Das bekannteste Beispiel für Gersten-Wodka dürfte der finnische Marktführer „Finlandia“ sein. Der Grey Goose Wodka schließlich, dessen kreativer Erfinder durch den geschickten Verkauf seiner hochprozentigen Innovation inzwischen zum Milliardär avancierte, besteht aus verschiedenen Getreidesorten.

Der weitere Produktionsvorgang unterscheidet sich kaum von dem anderer Brände. Das Getreide wird zunächst zerkleinert und in heißem Wasser erhitzt. In dieser Phase wird die Stärke im Korn freigesetzt und durch die hinzugegebenen Enzyme in Zucker aufgespalten. Der dadurch entstehenden Maische fügt man Gärhefe hinzu, die den entscheidenden Prozess auslöst: Beim Gärvorgang wird der Zucker in der Maische in Alkohol umgewandelt. Das Resultat bleibt indessen etwas „schwachbrüstig“. Der Alkoholgehalt entspricht jetzt mit maximal neun bis zehn Prozentvolumen dem eines leichten Weißweines. Nun beginnt die Arbeit der Brennmeister: Die Maische wird langsam erhitzt, der Alkohol verdampft und steigt nach oben. Nach dem Abkühlen verflüssigt er sich wieder. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt, um die Qualität des Produkts zu optimieren. Früher vollzog sich diese Prozedur in Brennblasen. Die Destillation erfolgte chargenweise. Einige kleinere, aber renommierte Brennereien bedienen sich nach wie vor dieses aufwändigen Verfahrens. Die Regel ist heute jedoch der kontinuierliche Brennvorgang, das heißt, die Destillation muss nicht unterbrochen werden, was sich im Vergleich zur Brennblase zumindest als wirtschaftlicher erweist.

Das Destillat kann einen Alkoholgehalt von bis zu 96 Prozent aufweisen. Es wird anschließend mit Wasser verdünnt und auf Trinkstärke herabgesetzt. Was dann als Endprodukt den Verbraucher erreicht, hat rund 40 Prozentvolumen Alkohol. Innerhalb der EU, wo bekanntlich nichts dem Zufall überlassen bleibt, was man irgendwie regulieren könnte, muss der Alkoholgehalt mindestens bei 37,5 Prozentvolumen liegen.

Zurück zum Brennvorgang: Um den für klassische Wodkas charakteristischen neutralen Geschmack zu erreichen, wird das Destillat gefiltert. Hierzu eignen sich Aktivkohlefilter ebenso wie Milcheiweiß (zum Beispiel beim russischen Parliament Wodka), elektrische Verfahren und eben der erwähnte Einsatz von Diamantenstaub als Ausdruck von ultimativer Snobiety.

Traditionelle Freunde des Wodkas lieben ihn so, wie er ist: klar, farblos, mit sehr dezenten Geschmacksaromen. Rein gar nichts soll das „Wässerchen“ trüben. Jenseits der Puristen haben indessen die Lifestyle-Apologeten diese Spirituose entdeckt und schwören auf aromatisierte Varianten. Egal, ob Zitronen-, Limonen- oder Apfelgeschmack – die großen Brennereien erfüllen nahezu jeden Wunsch. Die Kunst besteht darin, durch die Zugabe von Fruchtessenzen den sehr feinen Getreidegeschmack nicht zu beeinträchtigen. Im Idealfall runden diese Aromen den Geschmack des Wodkas ab.

Das Timing

Moskau gilt als eine der teuersten Städte der Welt. Kein Wunder, denn in keiner anderen Metropole leben so viele Millionäre und Milliardäre wie in der russischen Kapitale. Hinzu kommt ein wachsender Mittelstand. Das deutsche Consulting-Unternehmen BBE (Köln) schätzt, dass derzeit rund 100.000 Einwohner Moskaus zum Kreis der Luxuskonsumenten zählen – auch wenn sich im Zeichen der Finanzkrise diese Zahl mittlerweile halbiert haben dürfte. Wer sich aber in den Restaurants, Cafés und Bars rund um den Kreml umschaut, macht eine bemerkenswerte Feststellung, die allen Klischees zu widersprechen scheint. Der (neu)reiche Russe delektiert sich vor allem an Champagner oder an Mineralwässern (sofern sie teuer sind). Von einem Trend zu sprechen, wäre gleichwohl übertrieben, denn nach wie vor schätzen die Moskowiter selbstverständlich ihr „Wässerchen“ ganz besonders. Der Großraum Moskau weist denn auch den höchsten Wodka-Konsum in Russland auf.

Doch nun zum Timing: Wann trinkt der kultivierte Genießer seinen Wodka? Wer bei russischen Gastgebern nachfragt, erhält eine eindeutige Antwort – so klar wie das „Wässerchen“ selbst: Wodka trinkt man nur, wenn es einen Anlass gibt. Wer Wodka ohne Anlass trinkt, ist zumindest alkoholgefährdet. Klingt nachvollziehbar. Aber welche Anlässe bieten sich an? Die Antwort auf diese Nachfrage ist eher pragmatisch denn prinzipientreu: „Wodka wird nur getrunken, wenn es einen Grund dafür gibt. Hat man eine Flasche Wodka im Kühlschrank, findet sich immer ein Grund“.

Doch bleiben wir einen Moment auf kritischer Distanz zum „Wässerchen“: Viele von Ihnen haben in den vergangenen Jahren sicher in der Presse und im Fernsehen die Reportagen über die exzessiven Trinkgewohnheiten vieler Russen verfolgt: Menschen fahren tagelang mit der Eisenbahn durch nicht enden wollende Landschaften und trinken Wodka aus Wassergläsern bis zum Vollrausch. Genau das meinen wir nicht, wenn wir von kultiviertem und verantwortungsbewusstem Trinken sprechen. Jenseits solcher Exzesse gibt es aber selbstverständlich in Russland eine Wodka-Kultur. So ist das „Wässerchen“ ein unverzichtbarer Bestandteil eines Festmahls. Meist wird dazu ein Glas Wasser oder ein Bier gereicht (andere Alkoholika sind in diesem Zusammenhang tabu). Oft trinkt man das Glas Wodka in einem Zug, der Connaisseur zieht jedoch den Genuss Schluck für Schluck vor. Ausschlaggebend ist aber immer, welche Vorgaben der Gastgeber macht.

Wird der Wodka außerhalb einer Hauptmahlzeit getrunken – zum Beispiel nach Feierabend mit Freunden – gibt es dazu kleine Häppchen. Zu den Klassikern gehören natürlich Kaviar-Blinis mit Sauerrahm. Daneben sind Heringe, Käse, hartgekochte Eier und scharfe Würstchen ideale Begleiter zum Wodka-Genuss.

Der Westen mag Cocktails

In den westlichen Ländern wird Wodka in erster Linie als Basisspirituose für Cocktails geschätzt. Die populäre US-Fernsehreihe „Sex & the City“ machte den Getreidebrand in dieser Hinsicht noch populärer – vor allem den „Cosmopolitan“.

In Skandinavien wird Wodka üblicherweise mit Säften gemischt – Wodka pur bleibt meist nur den Feiertagen vorbehalten. Und in Polen, einem Land, das für sich immerhin reklamiert, den ersten Wodka gebrannt zu haben, wird auf alles Neue angestoßen. Und bekanntlich hält das Leben fast täglich irgendwelche Neuerungen parat.

Aber nicht nur das wann, auch das wie ist wichtig: Feine Wodkas genießt man gut gekühlt, aber nicht eisgekühlt. Das heißt, die normale Kühlschrank-Temperatur reicht aus. Dann kommen die sehr dezenten Aromen dieser Spirituose voll zur Geltung. Wodka sollte aus kleinen Gläsern mit geringem Durchmesser (Stamper) genossen werden. Geeignet erscheinen darüber hinaus schlanke Gläser mit Stiel (zum Beispiel Sherry-Gläser).

Die Einstiegspreise
Das Spektrum der Aktien reicht bekanntlich von fast wertlosen Pennystocks mit mehr oder weniger starkem Wertsteigerungspotenzial bis hin zum Papier von Berkshire Hathaway des Multimulliardärs Warren Buffet, das als die wohl teuerste Aktie der Welt gilt. Bis zu 100.000 Euro mussten Anleger in der Vergangenheit zahlen - für eine einzige Aktie, wohlgemerkt. Nun werden Sie sich fragen, was dies alles mit Wodka zu tun hat? Nun, die Antwort ist einfach: Sie können beim Lebensmitteldiscounter eine Flasche Wodka zum Preis zwischen sechs und acht Euro erstehen. Eine Spirituose, die allenfalls für Mixgetränke geeignet erscheint. In diesem Fall entscheiden Sie sich gleichsam für „Pennystocks“. Oder aber Sie investieren in den eingangs bereits erwähnten Diva Wodka von den legendären Blackwood Destillers und zahlen einen hohen sechsstelligen Betrag. Natürlich bekommen Sie den Wodka der Diven auch deutlich günstiger. In diesem Fall befinden sich allerdings keine Diamanten in der Flasche, dafür aber farbenfrohe Swarowski-Steine. Wer den im wahrsten Sinne des Wortes goldenen Mittelweg präferiert, dem bleiben immerhin noch die Diva-Bouteillen mit kleinen Goldstückchen. Bei solchen Investitionen steht der kultivierte Spirituosensammler vor einem Dilemma: Von einer echten Chance auf Wertsteigerung darf wohl kaum ausgegangen werden, denn der Kreis jener, die sechsstellige Summen für eine Flasche Wodka zahlen, ist selbst im trink- und ausgabenfreudigen Russland extrem überschaubar. Bliebe die Alternative des Konsums. Doch Hand auf’s Herz: Brächten Sie es fertig, eine Flasche Wodka zum Preis einer Eigentumswohnung in sehr guter Lage zu trinken? Wohl kaum. Und deshalb sind Angebote dieser Art wohl er als publicityträchtige Trophäen anzusehen.

Blieben noch die „günstigeren“ Diva Wodkas – die mit den Swarowski-Steinen: Trotz seines hohen Preises ist dieser Getreidebrand schwer erhältlich. Falls Sie sich für diesen Wodka entscheiden, müssen Sie sich eventuell sogar auf eine Warteliste setzen lassen. Wahrer Luxus macht sich eben rar! Dafür bekommen Sie allerdings für Ihre Investition von Geld und Geduld eine Spirituose, die nach Ansicht von nüchternen Fachleuten zu den besten der Welt zählt. Bei den World Spirits Awards 2006 zeigten sich die Juroren bei der Degustation entzückt und gaben dem Diva Wodka 96 von 100 möglichen Punkten. Die Profi-Trinker schwärmten vom „klaren und fruchtigen Duft“ dieses Luxus-Wässerchens und zeigten sich beeindruckt von der Qualität des zur Herstellung gewählten Gletscherwassers und dem sehr dezenten Wachholder-Aroma des Wodkas.

Der Wodka der Diven (hinter dem tatsächlich eine Damen-Crew steht) habe den Juroren „den Kopf verdreht“, jubelten die Blackwood Destillers über den spektakulären Erfolg im Wettstreit der Top-Spirituosen.

Schauen wir uns die erschwinglicheren Marken an. Zu den Tops zählen Kenner zum Beispiel den Luxuswodka „Kristall 100“, der zum 100jährigen Jubiläum der Destillerie Minsk gebrannt wurde und für Preise zwischen etwa 80 und 120 Euro erhältlich ist. Die meisten anderen Luxuswodkas hingegen sind etwa für ein Viertel bis ein Drittel dieses Preises zu haben. Dazu zählt zum Beispiel der mit sechs Goldmedaillen ausgezeichnete Wodka „Kristall Etalon“ oder der Wodka „Chopin“, der als eines der besten, wenn nicht gar als das beste Wässerchen aus Polen gilt. Noblesse Oblige, immerhin gehört die Brennerei Polmos Siedlce, aus der das edle Produkt stammt, zum Luxuskonzern LVMH – und steht damit in einer Reihe mit so großen Marken wie Louis Vuitton und Moet Chandon. Preislich bewegt er sich mit knapp 35 Euro eher im Mittelfeld.

Aus Sankt Petersburg, neben Moskau sicher die beeindruckendste Metropole des russischen Riesenreiches, kommt der Wodka Imperia, der ebenfalls zur Top-Liga gerechnet werden darf und für rund 50 Euro im Handel angeboten wird. Eine weitere russische Rarität ist der Wodka Kauffman Private Collection – ein limitierter Jahrgangs-Wodka zum Preis zwischen 180 und 200 Euro.

Neben den Klassikern aus Russland und Polen rückten in den vergangenen Jahren auch immer mehr Exoten in den Fokus der Connaisseurs. Viele Kenner schwören zum Beispiel auf Wodka aus Kasachstan. Für die Marke Snow Queen muss der Genießer zwischen 40 und 45 Euro investieren. Aber warum in die Ferne schweifen? Hoch im Kurs steht immerhin auch der sechsfach destillierte österreichische Wodka Purist mit seinem dezenten Geschmack nach Zitrone, Feige und Honig. Mit knapp 50 Euro gehört dieser Wodka preislich ebenfalls bereits zum gehobenen Mittelfeld. Die benachbarte Schweiz buhlt mit dem in rote Flaschen abgefüllten Xellent Wodka um die Gunst der Spirituosenfreunde und ist ein paar Euro günstiger als die Konkurrenz aus Österreich. Gäbe es freilich eine Art Hitliste der begehrtesten Wodkas, dürfte der Grey Goose aus Frankreich mit an der Spitze stehen. Die Provenienz dieses Produkts lässt nicht nur Wodka-Freunde anerkennend mit der Zunge schnalzen: Grey Goose wird im französischen Cognac hergestellt. Die fünffach destillierte Spirituose kostet im Handel rund 35 Euro.

Den vermutlich verrücktesten Wodka gibt es für knapp 30 Euro aus den USA. Jede Flasche des Skorppio Wodka enthält einen echten, essbaren mexikanischen Skorpion. Diese Tiere werden in einer Farm gezüchtet und sind angeblich frei von Giftstoffen. Das bestätigt zumindest die zuständige Handelskammer von Pismo Beach in Kalifornien. Allerdings empfiehlt es sich, den Stachel vor dem Verkehr zu entfernen.

Die gängigen QualitätsklassifizierungenGrundsätzlich gilt es, vier Qualitätsstufen zu unterscheiden:· Economy Wodka (vor allem als Basisspirituose für Mixgetränke geeignet)· Premium Wodka (für den puren Genuss)· Super Premium Wodka (Prestigespirituose, zur Aufbewahrung geeignet, Wertsteigerung möglich).Diese Klassifizierungen geben Ihnen als Käufer zwar eine grobe Orientierung, aussagekräftig jedoch sind sie nur bedingt, da in der Regel der Hersteller selbst die Einteilung in die verschiedenen Klassen vornimmt. Und deshalb darf sich so manche mittelmäßige Spirituose in einer extravaganten Designerflasche mit der Bezeichnung „Premium Wodka“ schmücken, obwohl der Inhalt eher für Cocktails geeignet erscheint


Die Haltedauer
Da Wodka einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Prozentvolumen aufweist, können Sie diese Spirituose in ungeöffneten Flaschen viele Jahre ohne Qualitätseinbuße lagern. Auch nach zehn Jahren haben Sie noch gute Chancen, sich an ihrem seinerzeitigen geistigen Investment delektieren zu können. Lagern Sie Wodka immer stehend bei Zimmertemperatur und vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung.




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Tag der Veröffentlichung: 18.03.2009

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