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Prolog



INHALT


Prolog
Aller Anfang
Erste Bilanz
Die Venus und andere Göttinnen
Visit X, Tag der offenen »Tür« und andere Optionen
Keine Freunde unter Feindinnen
My dirty hobby
Eine zweite Zwischenbilanz
Ein Home – eine Page
Dirk – Talkshows – und andere Katastrophen
Das erste Usertreffen
RTL – Talk bei Natascha Zuraw
»Happy Hour« - Der haarige Pornodreh
Anal total
Der Autobahnskandal
Freunde unter Feinden 1
Brust OP
TV und Zwischenbericht
MTV Zuschauer Cribs
Freunde unter Feinden 2
Schicksalsschlag
Meli goes Musicclip
Gangbang
Freunde unter Feinden 3
Wild Germany – die Entwicklung des Pornos
Der Geschlechtsvollzieher
Hobbyhure
Videos – Von Laufhäusern und Kunstkacke
Deine geilen Nachbarn
Pornoweekend
Freunde unter Feinden 4
Porno-Ping-Pong
RTL Extra »Hinter den Kulissen« der Venus 2010
Stefan Raab
Zwischenbilanz 2010/11
Die scharf gekochte Luxusschlampe
Venus 2011
Meli goes SAT 1 »Focus TV«
My dirty secrets
Meli goes Serie »Die Casting Agentur« Sport 1
2012


Prolog

Der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee zog durch meine Wohnung und ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
»Schade, dass die anderen krank sind«, meinte Nora.
Ich nickte. Erst vor Kurzem hatte es sich eingebürgert, dass wir vier Mädels uns nach dem Sportkurs noch zu einem Kaffee zusammensetzten. Die Gastgeberschaft ging reihum und jeder konnte sich erst einmal dreimal verwöhnen lassen, bevor die Runde wieder bei ihm landete.
»Ich glaube, in Wirklichkeit waren sie heute nur zu faul zum Sport.« Lachend öffnete ich die Tüten und ignorierte dabei das Ziehen in meinen Armen. Morgen würde ich Muskelkater an Stellen bekommen, von denen ich bis eben nicht einmal gewusst hatte, dass dort überhaupt Muskeln waren. Ich rieb mir über die schmerzenden Stellen und stellte das Gebäck auf den Tisch.
Noch während ich mich fragte, wer das ganze Zeug essen sollte und begonnen hatte, den Kaffee umzufüllen, schrillte das Telefon.
»Verflixt.« Ohne griffbereiten Untersetzer konnte ich die Kanne nicht absetzen.
»Dafür gibt es ja Anrufbeantworter«, meinte Nora, deutete aber an, sie könne auch abnehmen. Ich schüttelte den Kopf. Recht hatte sie.
Tatsächlich sprang die Maschine schon nach dem zweiten Klingeln an.
»Hi Meli. Ich habe gerade gehört, dass es wegen deines Drehs auf der Autobahn zu einem Auffahrunfall gekommen ist«, scholl es durch das Wohnzimmer. Mit einem Satz war ich am Telefon und hatte den Hörer am Ohr.
»Hi, Michaela«, begrüßte ich meine Schwiegermutter.
»Vier Tote, Meli!«
»Welche Autobahn, welcher Dreh und welcher Auffahrunfall?«
»Na, der Dreh von dir und Klaus an der A4.«
»Das ist schon ein halbes Jahr her und es ist weder jemand gestorben, noch hat es einen Unfall gegeben«, beruhigte ich sie. Dabei überlegte ich schon, was ich meiner Freundin sagen konnte, die mich mit großen Augen ansah.
»Aber im Internet heißt es ...«
»Ehrlich?«
Ich schaltete den Computerbildschirm ein und griff nach der Tastatur. Im nächsten Moment hielt ich inne. Wenn ich die zeitgleich angegebenen Daten eingeben würde und der Artikel erschien, gab es kein Zurück mehr. Neugierde und Rationalität stritten in mir um die Oberhand. Schließlich gelang mir ein Kompromiss zwischen den beiden und ich schrieb die angegebene Internetadresse auf einen Zettel.
»Und es ist wirklich nichts passiert?«
»Nein Michaela. Alles im grünen Bereich.« Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Meine Schwiegermutter war so süß. Als wenn ich ihr vier Tote verschweigen könnte! Ich hatte es ja nicht einmal geschafft, meinen Job zu verheimlichen.
»Kein Unfall, keine Toten«, vergewisserte sie sich noch einmal.
»Kein Unfall, keine Toten, nicht einmal Verletzte – wenn man von einem Splitter in meinem Finger absieht.«
»Dann bin ich ja beruhigt.«
»Ich auch.«
»Vielleicht solltest du diese Berichterstatter verklagen.«
Ich grinste ins Telefon. Bestimmt nicht. Eigentlich müsste ich ihnen sogar Geld zahlen. Einen Unfall und dann auch noch mit vier Toten … bessere Publicity für lau konnte ich doch gar nicht bekommen.
»Sehen wir uns später?«
»Ja, sicher. Wie immer.«
»Dann bis nachher!«
Kaum hatte sie aufgelegt und ich mich umgedreht, schrillte das Telefon abermals. Ich warf einen letzte Blick auf das absolut aufgeregte Gesicht meiner Freundin – sie schien vor Spannung zu platzen – bevor ich abnahm.
»Ja?«
»Hi, Schatz. Hast du dich in letzter Zeit mal im Internet gegoogelt?«
»Deine Ma war schneller: Vier nicht-gestorbene Tote beim nicht-geschehenen Unfall bei meinem schon-längst-vergangenen-Dreh.«
»Och Männo.«
»Hehe ...«
»Dann sehen wir uns heute Abend, liebe dich.«
»Ich dich auch.«
Ich legte auf und drehte mich mit angehaltener Luft an. Wenn Nora schon vor Spannung platzte, dann ich erst recht. Denn mir fiel keine Ausrede ein. Nicht eine einzige.
»Also?«
»Was also?« Ich setzte mich an den Tisch und schloss meine Hände um die Kaffeetasse.
»Was für ein Dreh?«
Ich atmete tief ein. Was gleich kommen würde, konnte ich mir lebhaft vorstellen. Nur zu gut erinnerte ich mich daran, wie die letzte neue Bekannte reagiert hatte, als sie von meiner Arbeit erfahren hatte. Aber ich war kein Freund von großen Drumherum-Gerede und wer mich nicht so akzeptierte, wie ich war, konnte mir gestohlen bleiben. Und »zu mir«, dazu zählte eben auch mein Job. Das hatte ich bisher immer so gehalten und damit war ich stets gut gefahren.
»Ich bin CamGirl und drehe auch Erotikclips.«
Einen Moment lang sah mich Nora mit großen Augen an. Ich hielt den Ausdruck auf ihrem Gesicht für Erschrecken – bis sie endlich ihre Stimme wiederfand. »Cool.«
»Cool?« Ich hatte mit vielem gerechnet. Mit Zweifel, Vorurteilen, Anschuldigungen und sogar mit einer Freundschaftsaufkündigung, so wie es Tanja getan hatte. Aber mit cool?
»Ja, sicher. Also … irgendwie zumindest.« Sie sah mich von der Seite an und jetzt schlichen sich doch Zweifel in ihre Miene. Aber auch Neugierde. »Aber du bist glücklich?«
»Ja.«
»Und David weiß es?«
Jetzt musste ich lachen. »Natürlich.«
Sie sah erleichtert aus. Ein Umstand, der mich ebenfalls sehr erleichterte.
»Also sind alle eingeweiht?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Da gab es nicht viel zum Einweihen. Es ist mein Job, ich liebe ihn. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Aber du musst zugeben, dass es … anders ist«, sie biss in einen Keks und schüttelte den Kopf. Dann lachte sie. »Vier Tote … wow … du musst ja eine Wirkung haben.«
Sie lachte leise und ansteckend. Es tat gut. Zwar reagierten die meisten Menschen positiv auf meinen Job – oder zumindest nicht negativ. Aber gebranntes Kind scheute eben doch das Feuer und Tanjas Reaktion hatte im ersten Moment schon wehgetan. Schließlich war ich ja kein anderer Mensch geworden und mit mir ins Bett gehen musste sie ja auch nicht.
»Erzähl mal: Was machst du? Und wo? Und was ist mit deiner Familie, deinem Mann? Wer guckt das? Und du drehst mit anderen? Und die Autobahn?«
»Das sind ganz schön viele Fragen auf einmal.«
»Dann erzähl von vorne.« Nora lehnte sich gespannt nach vorne und sah auf die Uhr. »Wir haben Zeit.«
»Von vorne?« Oh wow, da kam sogar ich ins Grübeln, obwohl es meine eigene Vergangenheit war.
»Jedes kleine Detail«, bestätigte sie.
»Also … im Anfang schuf Gott Himmel«, zitierte ich, »und ...«
Nora knurrte leise und ich entschied mich dafür, vielleicht doch nicht ganz am Anfang anzufangen – nur an meinem.


Aller Anfang

Ich stand auf und holte unter Noras wachsamem Blick den Laptop zum Küchentisch und gab die Internetadresse ein, die meine Schwiegermutter mir eben genannt hatte. Doch statt sofort auf die Adresse zu gelangen, öffnete sich ein Fenster auf der Seite.
»Blödes Pop-up«, motzte Nora.
»Nein, eigentlich genau das Richtige«, widersprach ich.

Denn genau damit hatte nämlich alles angefangen. Zumindest meine Karriere als Erotikdarstellerin. Aber darauf komme ich später zurück.
Eigentlich hatte ich nämlich nie vorgehabt, eine Erotikdarstellerin, Sexikone oder dergleichen zu werden. Ich bin nicht eines Tages aufgestanden und habe mir gedacht: Hei, wow. Heute ist mir danach, die neue Gina Wilde zu werden. Und »Bock Ficken« habe ich irgendwie auch.

Impressum

Texte: Elysion Books
Bildmaterialien: Elysion Books
Lektorat: Maren Frank
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2012

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