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Eine Geschichte die mich prägte

Es ist schon viele Jahre her, dennoch muss ich oft daran denken wie ungerecht es doch manches mal das Leben meinte.
Ich mit meinen Freunden waren gerade 9 Jahre alt. Wir waren, mit mir, fünf Unzertrennliche, wir gingen jeden Tag zusammen zur Schule, halfen uns bei den Hausarbeiten, wurden zusammen Ministranten und teilten uns jede Stunde des Tages.
Wir bastelten und hielten uns, an schönen Wettertagen, immer im Freien auf. Da hatten wir, in sichtweite unsere Wohnungen, ein Baumlager und am Lechufer hatten wir uns in den Büschen uneinsehbare Lager gebaut.
Wir hatten direkt hinter dem Haus eine große Wiese, auf der wir Fußball spielen durften und auf der Anderen Seite des Hauses war ein großer Spielplatz mit Rutsche, Kettenschaukeln, Rundlauf und Sandkasten.
Uns fehlte eigentlich nichts. Es gab aber auch eine andere Gruppe von Jungs, die mochten wir nicht und sie mochten uns nicht, wir waren für sie zu nieder angesiedelt.
Unsere Eltern waren beschäftigt in der Fabrik, schwere Arbeit mussten sie dort verrichten und die Eltern von der anderen Gruppe, waren Angestellte oder bei der Stadt Beschäftigte.
Nun, uns waren sie egal, wir waren ein eingeschworener Haufen, der erst zerbrach, nachdem einzelne von uns heirateten.

Diese Einleitung halte ich für nötig, um die Geschichte, die mich veränderte, verstehen zu können.
Nach der Schule trafen wir uns, da es ein sehr heißer Tag war am Lech, der ja keine 50 Meter hinter dem Haus vorbei floss, wir wollten baden gehen.
Wir hatten schon die Badehosen an und liefen Barfuss über die Wiese. Da sahen wir die andere Gruppe, wie sie es ganz wichtig hatten und versuchten etwas in der Wiese zu fangen.
Neugierig und wissend, dass sie richtige Tierquäler sind, gingen wir zu ihnen.
Wir taten uninteressiert, trotzdem sahen wir aufmerksam zu, was da vor sich ging.
Da entdeckten wir ein kleines Marmeladenglas, in dem schon zwei kleine Eidechsen eingesperrt waren, dieses Glas hatten sie in die pralle Sonne, auf ein Blechgaragendach gestellt und das konnten wir natürlich nicht zulassen.
So forderten wir sie auf, diese armen Geschöpfe sofort wieder freizulassen.
Kann sich natürlich jeder vorstellen, das wir da wenig Erfolg hatten, so kam Stufe zwei unserer Befreiungsaktion, zum Einsatz, man schubste den Bewacher von dem Blechdach und versuchte das Glas zu erreichen. Klar kam es unausweichlich zu einer Rauferei, wo wir beinahe den Kürzeren zogen, da wir auch die Kleineren waren, aber ich wurde so wütend, dass ich gar nicht merkte, wie mir einer die volle Faust ins Gesicht schlug, ich sah nicht das Blut aus der Nase tropfen, ich wurde zur Furie und schlug einfach brutal zurück, bis die Anderen erschrocken oder aus sonstigen Gründen die Flucht ergriffen, uns aber mit Konsequenzen drohten.
Das war uns egal, wir waren die Sieger und wir ließen die kleinen Eidechsen am Lech frei, da es dort schön kühl und feucht für sie war, vorher mussten wir sie sogar noch aufpäppeln, mit feuchten Grasbüscheln, bis sie endlich zwischen den Steinen Zuflucht suchten.

Nächster Tag.
Wie immer trafen wir uns zum Schulgang, er führte uns durch den Spielplatz auf die andere Seite, keine 500 Meter weit zu unserer Schule. Auf dem Weg dorthin sahen wir schon zwei aus der anderen Gruppe, mit ihren Müttern stehen, sie schimpften auf uns und drohten uns nach, nannten mich einen Schläger und brutalen Burschen und meine Freunde seien keinen Deut besser.
Wir dachten die spinnen und gingen in unsere Klassenzimmer .
Wir waren in zwei verschiedenen Parallelklassen aufgeteilt, daher in getrennten Zimmern.
Etwas verspätet kam auch unser Schullehrer, man merkte ihm an, dass etwas aufregendes passiert sein musste, denn er baute sich direkt vor mir auf und forderte mich auf mich auch hinzustellen, ich saß direkt ganz vorne, vor dem Pult.
Ich wunderte mich nur, was los sei, aber stand natürlich erschrocken auf, ich war sehr folgsam und war kein Aufrührer, jedenfalls nie gegen Erwachsene.
Schon bekam ich ein Ohrfeige, die mich zurückwarf auf meinen Holzstuhl.
Der Schmerz war nicht groß, nur das Unverständnis, was mit mir geschah.
Gut ich war kein Heiliger, aber eine solche Ohrfeige, einfach so zu bekommen, da verstand ich die Welt nicht mehr.
Ich begann zu weinen, da brüllte mich der Lehrer an, so jetzt beginnt unser Tierquäler zu weinen, was konnten den die armen Tiere machen, als ihr sie in Gläsern der Hitze ausgesetzt hattet, gestern, ihr Tierquäler, dabei stürzte er sich auf meinen im gleichen Klassenzimmer anwesenden Freund und versuchte auch ihm eine Ohrfeige zu verabreichen, er war schlauer, er kroch unter die Bank, das machte den Lehrer wütend, er spuckte regelrecht vor Zorn und vor Gebrüll.
Jetzt begann ich aus meinem Schreck zu erwachen und schrie so laut ich konnte, dass es nicht so war, wir haben die Tiere gerettet, vor den Tierquälern und wir bekamen von denen dafür auch Prügel und er solle sich doch mal von unserer Seite erzählen lassen, was wirklich geschehen war.
Irgend wie bemerkte er, dass er vielleicht doch einen Fehler gemacht haben könnte und um sich zu beruhigen, verließ er das Klassenzimmer
Da begann natürlich ein Lärm, jeder schimpfte auf den Anderen, wir bekamen Unterstützung von den Einen, sie glaubten uns und wiederum andere glaubten der anderen Gruppe.
Man drohte uns mit Schlägen, man beschimpfte uns als Tierquäler und diese feigen Kerle logen, dass sich die Balken bogen.
Da ging die Türe wieder auf, der Lehrer kam herein und brachte die andern beiden Freunde von mir, aus der Parallelklasse mit, sie wurden von ihm regelrecht ins Zimmer geschubst.
So, erzählt mal, ihr beiden Bürschchen, was gestern passierte, am Lech.
Meine Freunde wussten von dem Vorfall noch nichts, der sich kurz vorher hier abspielte.
So erzählten sie die Geschichte, unbefangen und ehrlich, wie sie sich wirklich abspielte, sie stellten uns nicht als Retter dar, sie beschrieben nur, wie gemein die Tiere von den anderen behandelt wurden, sie erzählten wie wir regelrecht geschlagen wurden, bis wir uns wehrten.
Sie zeigten auf meine geschwollene Nase und das leicht eingefärbte Auge und erklärten, wie feige die andere Gruppe sich verhalten hatte.
Der Lehrer erkannte schon, dass er einen Fehler begangen hatte, aber er gab es nicht zu, von meinen Klassenkameraden glaubten uns jetzt immer mehr, dass wir die Guten waren und ich musste dazu noch einen Hinweis an den Herrn Lehrer geben.
Ich bemerkte nur, wenn die Geschichte sich so abgespielt hätte, wie die Anderen es erzählten, dann müssten sie doch das Glas noch haben oder wissen wo dieses ist, da sie es uns ja weggenommen hätten.
Ich meinte nur, dass wir morgen dieses Glas hier vorzeigen können, da wir es haben.
Na dann bringt es mal mit, tat er von oben herab.
Am nächsten Tag stellten wir das Glas auf sein Pult, einer aus der anderen Gruppe, also einer der Tierquäler, brachte in einer Plastiktüte auch etwas mit, er sollte es von seinen Eltern, dem Lehrer übergeben .
Das war sehr peinlich, denn als der Lehre das Präsent auspackte, war es ein Glas selbstgemachte Marmelade, in einem genau gleichen Glas, mit dem selben Deckel, wie er auch auf unserem Eidechsengefängnis war.
Ich tauschte nur einen kurzen Blick mit dem Lehrer, ich saß ja direkt vor ihm und ich sah ihm seine Erkenntnis an.
Er gab die Marmelade zurück und meinte nur, er als Beamter, dürfe keine Geschenke annehmen.
Aber er entschuldigte sich niemals bei mir und meinen Kameraden und das habe ich ihm nie verziehen.
Nur ich wusste, dass ich so nie werden wollte, so ungerecht, selbstherrlich und beeinflussbar.
Ich wollte so werden, so wie ich wurde und ich blieb immer gerecht..

Impressum

Texte: Copyright : K.-D.Langner
Tag der Veröffentlichung: 15.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meine guten Schullehrern, von denen nur noch wenige eben dürften.

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