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Probeweise Schluss?!

„Lass und auf Probe Schluss machen“, sagte er plötzlich.

Wir saßen gerade bei einem mittelmäßigen Italiener vor halb aufgegessener Pizza, als er seine Hand auf die meine legte und diese Bombe platzen ließ.

Beinahe hätte ich nur fassungslos ein undamenhaftes „Häh?“ herausgebracht, doch ich riss mich zusammen. Ich war zwar nicht ganz sicher, was er mir damit sagen wollte, doch die Worte Schluss machen gehörten in meiner Vorstellung nicht zu einem gelungenen romantischen Abend.

Für die Selbstbeherrschung, mit der ich das Stück Pizza in meinem Mund zu Ende kaute, ihm langsam meine Hand entzog und mich höflich: „Wie meinst du das?“ erkundigte, hätte ich einen Oskar verdient.

„Nun ja.“ Er zögerte. Anscheinend war meine mangelnde Begeisterung so offensichtlich, dass sie nicht einmal ihm entging. Doch er ließ sich davon nicht von seiner Idee abbringen. „Wir legen eine Beziehungspause ein, sagen wir mal für drei bis sechs Monate, treffen andere Leute, sehen, ob wir jemand anderen finden.“

„Und wenn nicht“, sagte ich langsam, als mir endlich dämmerte, worauf er eigentlich hinaus wollte, „dann machen wir einfach da weiter, wo wir jetzt aufhören?“

„Genau.“ Er nickte zufrieden und sah mich erwartungsvoll an.

Ich starrte zurück. Ich weiß nicht, was mich mehr aus der Fassung brachte: sein Vorschlag an sich oder die Tatsache, dass ich überhaupt darüber nachdachte. Nicht ernsthaft natürlich, nur so, als eine theoretische Möglichkeit. Immerhin war er kein übler Kerl und ich war einigermaßen verliebt in ihn. Gewesen. Bis vor fünf Minuten.

Nein, ich schüttelte innerlich den Kopf. So verzweifelt war ich noch nicht. Wenn irgendwo der Richtige auf mich warten sollte, dann würde ich ihn finden. Dafür brauchte ich kein Fangnetz einer Möglicherweise-Geht-so-Beziehung.

Ich erhob mich. „Lass es uns lieber gleich ganz beenden“, sagte ich kühl und ging davon. Jetzt war es an ihm, mir fassungslos hinterher zu starren. Aber das war mir egal. Das Kapitel Manuel war für mich nun also auch abgeschlossen.

 

Nur abends im Bett, als ich nach Monaten wieder einen Kornsack in der Mikrowelle für meine Füße heiß gemacht hatte, anstatt sie unter einen warmen Männerkörper zu schieben, kamen mir kurz Zweifel. Doch ich schob sie entschieden beiseite. Der Kornsack war herrlich heiß und er würde mir nie vorschlagen, sich vorübergehend von mir zu trennen. Und wenn doch, so könnte ich mir am nächsten Morgen problemlos einen neuen, viel besseren besorgen.

Impressum

Texte: Elvira Zeißler
Bildmaterialien: www.morguefile.com
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2013

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