Piccolo der kleine Weihnachtsbaum
Tief in einem kleinen Wald, weit ab von der nächsten Stadt, wurde vor einiger Zeit eine kleine Weihnachtsbaumplantage angelegt. All diese heranwachsenden Tannen wurden gezüchtet damit aus ihnen im laufe der Zeit, grosse, starke Weihachsbäume entstehen.
Seit dem sie gepflanzt wurden, war schon eine ganze Weile vergangen. Man konnte zusehen wie sie fast täglich grösser und stärker wurden, denn der Förster hegte und pflegte sie. Düngte sie und sprach sogar ab und zu mit ihnen in der Hoffnung dass sie schneller zu wunderschönen Weihnachtsbäumen heranwuchsen. Man brauchte keine grosse Vorstellungskraft um zu wissen, dass in nicht mehr all zu langer Zeit, die meisten von ihnen, mächtige stolze Weihnachtstannen werden würden.
Es fing an zu schneien und war dabei eisig kalt. Wie Puderzucker, deckten die Schneeflocken die heranwachsenden Christbäume zu und verliehen ihnen einen besonderen Zauber.
Bald war es soweit dass sie gefällt werden konnten, um für das Fest der Liebe hergerichtet zu werden .
Die noch leicht pubertierenden Bäume verstanden sich meistens sehr gut. So gut dass ihnen doch alles mögliche an Blödsinn einfiel.
Zum Beispiel, dass sie oft die Vögel ärgerten, die sich arglos auf ihre Äste setzten, In dem sie einen Niesanfall vortäuschten, durch das die Vögel erschreckten und panisch verstört,laut kreischend, weg flogen.
Solche Situationen lösten bei den meisten Bäumen ein lautes Gelächter aus. Selbst die ganz grossen Tannen, die in der Nähe standen, konnten sich über die Streiche der heranwachsenden Baumkinder, immer wieder köstlich amüsieren.
Doch da gab es auch zwei angehenden Christbäume die noch nicht ganz so gross gewachsen waren. Sie waren auch wunderschön, doch ihr Körperbau wies nicht so wuchtige Züge auf. Dadurch dass sie weniger Äste hatten, wirkten sie eher zierlich.
Oft war das der Anlass für die andern Bäume,die sich meistens langweilten weil sie nur herumstehen konnten, die beiden zierlichen Baumgestalten bloss zu stellen, und sich lustig über sie zu machen.
Es wurde den beiden Kleinen immer wieder gesagt, sie würden demnächst sowieso vom Förster aussortiert und als Brennholz verarbeitet werden. Denn sie behaupteten, für die weniger wuchtige Pflanzen hätten die Menschen zum Fest der Liebe keine Verwendung.
Dem war natürlich nicht so, doch die beiden kleinen Bäume glaubten ihnen das, und hatten jedes mal grosse Panik, wenn der Förster sich der Plantage näherte um nach ihnen zu sehen.
Eines Nachts, alle angehenden Weihnachtsbäume schliefen. der Schnee rieselte leise und sanft auf die Äste. Es verschaffte den Nadel ein wohliges Gefühl auf ihrem noch weichen Nadelkleid, so ähnlich wie ein leichtes Kitzeln.
Von weitem hörte man schwere Schritte, die auf sie zukamen. Die grösseren Bäume schliefen so tief, und schnarchten zum Teil sogar, dass es ihnen unmöglich war, die Schritte zu hören. Doch die beiden Zierlichen Freunde schreckten sofort aus ihrem leichten Schlaf.
Diese Nacht war Dunkler als all die Nächte zuvor. Zumindest erschien es den kleinen ängstlichen Bäumchen so, zumal sie nicht mehr einschlafen konnten und nun hell wach waren. Leise tuschelten sie mit einander, und versuchten sich gegenseitig Mut zu machen, denn sie hörten wie sich die schweren Schritte ihnen immer mehr näherten.
Tief im innersten hatten sie Angst,dass es der Förster sein könnte, der sie nun ohne Aufsehen zu erregen entsorgte, und sie dann endgültig zu Brennholz verarbeiten würde. Unmerklich für die Umwelt, zitterten sie heftig, und schüttelten damit die Meiste der Schneelast von sich, so dass die Äste wieder leichter wurden und weniger herunter hingen.
Eine grosse düstere Gestalt, die sie nur als dunkler Schatten erkennen konnten, kam nun auf die beiden kleinen Bäume zu. Ohne lange zu fackeln, nahm er seine Schaufel, die er bisher auf der Schulter über seinem dunklen langen Mantel trug, und grub schnell und intensiv in den hart gefrorenen Boden hinein, und hob einen der kleinen Bäume samt Wurzeln vorsichtig aus. Dieser schrie laut und panisch, doch keiner ausser seinem kleinen zarten Freund konnte ihn hören. Dieser aber wiederum konnte ihm nicht helfen, denn sie waren zu weit von einander entfernt als dass sie sich hätten festhalten können.
So konnte der Fremde weiter machen, bis der kleine ängstliche Baum völlig entwurzelt war. Er steckte ihn vorsichtig in einen mitgebrachten grossen Sack aus Leine, band dann die Enden des Sackes über der Baumspitze mit einem Seil zu, schleuderte den Sack über die Schulter, und stapfte wieder mit schweren Schritten aus dem Wald.
Piccolo, der kleine zierliche Baum der noch verängstigt übrig blieb, von den beiden Aussenseitern, sah der Dunkeln Gestalt hinterher. Er hatte dabei dicke Tränen in den Augen, die ihm nun über den Stamm liefen, da aber gleich einfroren aufgrund dieser vorhandenen Kälte. Sie hinterliessen wie winzige Kristalle auf seinem rauen Stamm.
Einerseits war er erschreckt darüber was eben vorgefallen war, zu dem hatte er Angst um seinen kleinen Freund. Ihm wurde zusätzlich bewusst dass er ihn nun nie wieder sehen würde, das machte ihn zutiefst traurig. Doch gleichzeitig war er erleichtert dass der düstere Fremde nicht ihn ausgegraben hatte. Seine Gefühle spielten Achterbahn, und er konnte sie nicht so richtig einordnen. Wie sollte er sich nun behaupten können gegen all die grösseren Nadelbäume, die ihn bis jetzt immer nur ausgelacht hatten weil er zierlich war.
Langsam wurde es hell, und Piccolos Plantagenkameraden erwachten aus ihrem Tiefschlaf. Sofort entdeckten sie dass einer der beiden kleinen Bäume fehlten. Ohne lange nachzudenken, sprudelten sie mit Hohn und Spott heraus. Der eine meinte lachend, bestimmt sei dieser kleine Baum nun schon in einem Kamin verbrannt worden und würden nun dem Menschen die Füsse wärmen. Alle andern lachten schadenfroh über den Spruch.
Ausser dem keine Tannenbaum,der sich nun verkroch so gut er konnte und sich dadurch noch kleiner machte als er sonst schon war. Wie ein kleines Häufchen Elend stand er nun geknickt in seiner Ecke. Ängstlich machte er sich Gedanken darüber, wie das alles nun Enden würde für ihn. Insgeheim hoffte er, ganz schnell zu wachsen und bis Weihnachten und so richtig gross und stark zu werden. Doch er wusste nicht, dass in einem Tag schon Weinachten war.
Es blieb nicht mehr viel Zeit für Lästereien, denn von Weitem hörte man den Förster an stapfen, in Begleitung eines fremden Mannes. Alle Bäume waren nun still und lauschten den Schritten der näher kommenden Männern, die sich Lautstark unterhielten über die Bäume. Der Förster pries jeden Baum an, indem er die Vorzüge von jedem Einzelnen preis gab. Es dauerte nicht lange bis der fremde Mann sich entschieden hatte, und einen der grösseren Bäume auswählte.
Gezielt setzte der Förster die Axt an, die er bis an hin auf seinen Schultern trug. Die Plangagenkameraden hörten nun die lauten schmerzvollen schreie des, gut ausehenden Baumes und erschrecken fürchterlich. Der Förster fällte den auserwählten Christbaum gekonnt. Jeder Axt schlag traf an der richtigen Stelle. Bis der Wunderschöne angehende Weihnachtsbaum umfiel. Und da weinend liegen blieb. Keiner seiner Kameraden konnte verstehen was grade vor sich ging, aber jeder seiner Schreie ging ihnen durch Mark und Stamm. Vor Schrecken erstarrten sie.
Mit Leichtigkeit wickelte nun der Förster, den gefällten Bau in ein grünes . grobmaschiges Netz ein und übergab ihn dem Fremden. Die beiden Menschen gingen nun wieder mit Schweren Schritten von Dannen. Übrig blieben all die zurückgelassenen angehenden Weihnachtsbäume.
Es war erstaunlich ruhig, denn nun wurde den meisten Nadelbäumen bewusst, dass ihnen irgendwann das gleiche Schicksal blühte.
Bis An hin dachten sie alle noch, dass man sie ausgraben würde, so wie der Schattenmensch es in der letzten Nacht mit der kleinen Tanne getan hatte.
Stunden vergingen, in denen keiner der anwesenden Bäume nur einen kleinen Laut von sich gaben. Viel zu sehr waren sie noch mit dem Vorfall an diese Morgen beschäftigt. Manche zweifelten sogar daran, ob es gut war, dass sie so schön und gross gewachsen waren.
Auch Piccolo war sehr unsicher und ängstlich. Vielleicht wäre es ja besser gewesen, er wäre heute Nacht von dem Schattenmann ausgegraben worden. Er hatte den Eindruck gewonnen, dass der Förster noch nicht einmal bemerkt hatte, dass ihm ein Baum fehlte.
Nun nachdem schon einige Stunden vergangen waren, hörten die Plantagenbewohner wieder schwere Schritte auf sie zu kommen. Alle waren immer noch erstarrt vor Angst und Schreck. Es konnte schliesslich jeden von ihnen treffen. Das war ihnen an diesem Morgen bewusst geworden.
Wieder kam der bärtige Förster mit einem Fremden an. Und wie zuvor versuchte der Waldhüter seinem Kunden die Vorzüge der verschiedenen Nadelbäume anzupreisen. Doch der zierliche Fremde hörte gar nicht richtig hin, denn sein Blick war nur auf Piccolo fixiert. Ungeduldig zeigte er mit dem Zeigefinger auf ihn, und sagte er soll ihm doch bitte den hier ausgraben.
Ohne grosse Worte zu verlieren, grub der Förstern nun mit seiner Schaufel durch den tief gefrorenen Boden und befreite Piccolos Wurzeln gekonnt von der Erde die ihm bis an hin den Halt gab, und ihn mit dem Boden der Plantage verband. Vorsichtig, ohne zu zögern packte er nun die Wurzeln des kleinen Baumes in Leine ein, schnürte diese um seinen Stamm und übergab ihn dem fremden, zierlichen Mann. Der kleine Baum gab trotz seiner Furcht und Panik, keinen Laut von sich.
Die beiden Herren wechselten noch einige Worte, und liefen in verschiedene Richtungen, weg von der Plantage.
Nun musste der kleine Nadelbaum mit seinen Angstgefühlen und dem Schrecken fertig werden. Immer noch konnte er nicht begreifen dass es diesmal ausgerechnet ihn getroffen hatte. Die Ungewissheit was nun mit ihm passieren würde, verstärkte seine Gefühle zusätzlich.
Von weitem hörte er noch seine Plantagenkameraden, die ihm alles gute wünschten. Trotz seiner inneren Belkemmung, war er gerührt davon, dass sie ihn mit Respekt und Ehre verabschiedeten, denn es war das erste mal dass sie taktvoll mit ihm umgingen.
Aus seinen grossen Augen kullerten ihm dicke Tränen über seinen rauen Stamm und froren da wieder fest. Nun würde er seine Kameraden nie wieder sehen. Gleichzeitig war seine Unsicherheit gross, denn er wusste nicht was seine Zukunft noch bringen würde.
Eine ganze Weile dauerte nun der Weg bis in die Stadt. Dieses Holpern das Piccolo erlebte, durch die Schritten des Menschen der ihn trug, liessen ihn leichte Übelkeitsgefühle verspüren. Und er wusste nicht ob er sich übergeben musste.
Doch zum ersten mal sah nun der zierliche Baum die vielen bunten Lichter die aus der Stadt widerspiegelten. Für kurze Zeit vergass er sogar seine Angst und Übelkeit bei dem Anblick, die für ihn atemberaubend war. All diese Lichterketten die die Häuser beleuchteten, die Strassen die trotz der Kälte, durch die vielen Lichter, wärme ausstrahlten.
Nach längerem hinsehen, konnte er sogar die Sterne erkennen. Sie vermittelten ihm ein wohliges Gefühl der Geborgenheit und der Heimat.
Schon war seine Angstgefühle nicht mehr ganz so gross. Verwirrte Emotionen durchfluteten seinen Bauch, die er nicht einordnen konnte. So viel Schönheit hatte er noch nie gesehen.
Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er eigentlich bis jetzt noch nicht viel von der Welt sehen konnte, und bis an hin sein leben doch ziemlich eintönig war.
Nun blieb der Mann, der ihn die ganze Zeit getragen hatte stehen vor einem schönen, beleuchteten kleinen Haus. Vorsichtig stellte er den kleinen Baum auf den Boden und öffnete dann leise die Türe.
Piccolos Wurzeln spürten durch das Leinentuch, den eisig kalten Boden. Sofort fing er heftig an zu frieren.
Immer noch wusste er nicht was mit ihm nun geschehen würde. Seine Gefühle waren eine Mischung aus Panik, Angst und Freude. Aber bevor er seine Emotionen ordnen konnte, wurde er von dem Mann schon wieder hochgehoben und behutsam ins Haus getragen. Durch die Wohnungstüre roch der kleine Baum ein Wohlriechender Duft den er aber nicht definieren konnte, weil er ihn vorher noch nie gerochen hatte, der ihm aber zusätzlich eine Empfindung der Wohltat gab.
Er wurde in einen warmen Raum gebracht der ziemlich dunkel war. Langsam wich die Angst der Freude, doch wusste er nicht genau wieso das so war. Es fühlte sich an wie Vertrauen, doch woher das kam konnte er nicht ergründen.
Nun wurde er behutsam auf einen Tisch gelegt. Der Mann aber, der ihn auserwählt hatte, hantierte mit Dingen die der kleine Baum nicht kannte. Er sah nur dass dieser unter Anderem auch Erde in die Hände nahm. Gespannt beobachtete Piccolo nun jeden Handgriff den sein neuer Herr tätigte.
Etwas später, löste er die Schnur die um den Stamm des kleinen Baumes gewickelt war, und nahm das Leinentuch von seinen Wurzeln. Dann setzte er die Wurzeln des kleinen Baumes, sachte in einen Topf in dem schon Erde war, und deckte den Rest der Wurzeln vorsichtig zu mit weiterer Erde. Dann drückte er diese Fest, damit der kleine Christbaum seinen Halt in der Erde finden konnte.
Piccolo musste lachen, weil die weiche Erde zwischen seinen Wurzeln kitzelte. Jetzt spätestens war ihm klar, dass sein Eindruck richtig war, und er nun keine Angst mehr haben musste.
Nachdem diese Prozedur beendet war, fühlte sich der kleine Tannenbaum so gut wie noch nie. Die Erde roch besonders frisch, und vermittelte ihm damit ein Glücksgefühl.
Nun wurde er immer mutiger, und stand stolz, kerzengerade in seinem Topf, so dass man seine ganze Pracht der Nadel äste sehen konnte. Der restliche Schnee der auf seinen Ästen lag, schmelzte langsam dahin, und tropfte von seinen Ästen bis sie schliesslich wieder trocken waren.
Der zierliche Mann verliess nun den dunklen Raum und liess Piccolo darin zurück. Glücklich entspannte sich nun der kleine Nadelbaum, und verfiel in einen tiefen Schlaf der Geborgenheit und erwachte erst wieder, als der zierliche Besitzer des Hauses wieder den Raum betrat. Wie lange der angehende Christbaum geschlafen hatte, wusste er nicht, aber er fühlte sich vollkommen ausgeruht und zufrieden.
Mit bedacht hob nun der nette Mann den Topf mit dem frisch eingepflanzen Bäumchen, und trug dieses in einen grossen, geräumigen, schön eingerichteten Raum,und stellte diesen auf einen Tisch der wunderbar mit Kerzen, Nüssen, Mandarinen, Keksen und sonstigen Leckereien bedeckt war. Um den Tisch standen viele wohlgeformte Stühle, denen Piccolo aber noch keine Bedeutung beimessen konnte.
Aus einem Nebenzimmer, kam eine Frau schon fast schwebenden schrittes in den Raum. Unter ihrem arm trug sie eine Kiste aus Holz, die sie dann auf den Tisch stellte, direkt neben den kleinen Weihnachtsbaum.
Voller Neugierde beobachtete dieser nun, wie sie die Kiste öffnete und ganz viele bunte, und glitzernde Dinge aus ihr zog. Vor Spannung hatte er vergessen, dass er noch vor wenigen Stunden in Angst und Panik war. Mittlerweile voller Zuversicht betrachtete er weiter das Geschehen um ihn herum.
Die Frau fing nun leise an zu singen, während sie die Kerzenständer an seine Äste klipste. Dieses klipsen war für ihn ziemlich unangenehm und fühlte sich wie kneifen an, doch es war wohl kein Vergleich mit dem was seine Freunde auf der Plantage erleiden mussten. Diese sanfte singende Stimme gab ihm eine wohlige Geborgenheit die er sich nicht erklären konnte. Nun nahm sie schöne glitzernde Kugeln in allen möglichen Farben und hängte sie immer noch singend, an seine Äste. Piccolo spürte wie seine Nadelbaumarme schwerer wurden, aber es störte ihn nicht. Im Gegenteil, je mehr von diesem Schmuck an ihm hing, um so schöner fand er sich. Als die Frau die Lametta aus der Kiste nahm und ihn damit schmückte, musst der kleine Baum nun laut Lachen, weil diese ihn so sehr Kitzelte dass er nicht anders Konnte. Zum Glück konnten die Menschen das alles nicht hören.
Zum Krönenden Abschluss bekam er noch eine Sternspitze auf seinen Obersten Gipfel, in Form eines Sternes. Nun fühlte er sich wie ein König. Seinen Lachanfall hatte er überwunden und stand nun voller Stolz und Ehre in seinem Topf und versuchte möglichst gross und wichtig zu wirken .
Der Mann eilte nun auch hinzu mit vielen Geschenken die er sachte unter den wunderschönen geschmückten Baum legte. Dann lächelte er seine Frau liebevoll an und sagte zu ihr: „er ist wirklich wunderschön, unser kleiner Christbaum.“ sie lächelte zurück und nickte ihn zufrieden an. Piccolo platzte fast vor Stolz. Doch er wusste noch nicht dass es in wenigen Stunden noch viel schöner werden würde.
Nun verliessen die beiden Menschen den Raum, von weitem konnte man die Frau noch singen hören.
Piccolo war voller Begeisterung über seine Schönheit die er nun durch die Dekoration hatte. Erschrocken zuckte er zusammen, als er auf einmal eine raue stimme sagen hörte:“ du hast es ja gut, ich wäre auch lieber ein Christentum geworden.“ verunsichert sah nun der kleine Baum um sich, konnte aber niemanden erkennen. Leicht verunsichert dachte er, er hätte wohl grade leicht vor sich hin geträumt. Doch dann hörte er schon wieder die gleiche raue Stimme die ihm sagte: „hier ich stehe neben dir. ich bin die Kiste. Wir haben uns zwar im Wald nie kennengelernt, aber ich bin ja auch schon ziemlich alt. Mein Name ist Morf.“ ungläubig sah nun der kleine Weihnachtsbaum zu der Kiste hinüber und erkannte dass diese wirklich mit ihm redete. Etwas unsicher sagte er:“ hallo, ich bin Piccolo. Ich weiss noch nicht genau was grade mit mir passiert, aber ich finde es schön.“
Nun erklärt ihm Morf dass die Menschen an Weihnachten jedes Jahr einen Nadelbaum schmücken, und mit ihm dann das Fest der Liebe feiern. Die Kiste war noch nicht fertig mit seiner Ausführung, da meldete sich eine weitere Stimme, die tief aber weich war: „hallo, ich bin Hack der Tisch. Ich stehe schon jahrelang in diesem Raum, und hab alle möglichen Jahreszeiten erlebt. Auch ich war einmal ein Nadelbaum, doch aus mir wurde ein Tisch gemacht. Ich bin zwar praktisch für die Menschen, aber sie haben mir die ganze Schönheit der Natur genommen. Du kleiner Piccolo hast viel Glück gehabt, denn du wurdest nicht entwurzelt und darfst nach dem Weihnachtsfest weiter wachsen. Bestimmt wirst du noch viele Feste der Liebe erleben dürfen ohne deine Schönheit dabei zu verlieren. Darum beneide ich dich etwas.“ erstaunt sah der kleine Baum nun um sich und wunderte sich darüber dass diese unscheinbaren Gegenstände reden konnten. Noch mehr erstaunt war er darüber, dass sie mit ihm redeten. Nun meldeten sich auch die Stühle zu Wort, und quasselten wild durch einander, so dass man kein Wort verstehen konnte. Zu dem hatten sie alle sehr aufdringliche Stimmen.
Hack fing ohne Vorwarnung laut an zu lachen, dann sagte er:“ ach ihr Stühle seid euch sowieso nie einig. Lasst euch doch gegenseitig endlich ausreden, dann kann man euch verstehen.“ immer noch war ein kleines Schmunzeln von ihm zu hören.
Auf einen Schlag trat ruhe ein, denn die Frau erschien nun wieder singend im Raum. Ihr folgten zwei lachende Kinder, die es kaum erwarten konnten, mit ihren Eltern Weihnachten zu feiern. Vor lauter Ungeduld sprangen sie wild durch die Gegend, und schubsten versehentlich Stühle durch den Raum, durch ihre Aufregung. Einen strengen Blick von der Mutter genügte um die Kleinen wieder zur ruhe zu bringen. Sie gab ihnen Anweisungen sich in der Kälte auszutoben, bevor das Weihnachtsfest begann. Kaum hatte sie es ausgesprochen, rannten die Kinder zur Tür so dass man ihr Lachen und Kreischen kaum noch hören konnte. So kehrte wieder Ruhe ein, in dem wundervoll geschmückten Raum. Die Frau ging ebenfalls singend durch die Tür. Schon waren Piccolo und seine Gefährten wieder ganz alleine. Während des ganzen Treibens das von Piccolo beobachtet wurde, schossen ihm viele Fragen in den Kopf, die er nun dem netten Tisch stellen wollte: „duhu Hack? Du bist doch nun schon so viele Jahre hier. Kannst du mir bitte erklären was genau Weihnachten ist und wie das gefeiert wird?“ bereitwillig fing der Tisch nun an zu antworten:“ Vor vielen Jahren, als ich noch ganz neu war, feierten die Hausbesitzerin und ihr Mann gemeinsam in Ruhe und Frieden das Fest der Liebe. Sie setzten sich um den Weihnachtsbaum, der ebenfalls wie du, in einem grossen Topf stand und genauso wie du jetzt geschmückt wurde und viele Kerzen auf seinen Ästen trug. Dieser Christbaum hiess John und war nicht so zart wie du. Zuerst las die Frau eine Geschichte vor, die anscheinend für die Menschen wichtig ist. Dann sangen sie und assen dann gemütlich in trauter Zweisamkeit auf mir.“
Durch die Ausführung von Hack schossen dem kleinen Christbaum noch viel mehr fragen durch den Kopf die er sofort und ungeduldig äusserte: „was ist denn aus John geworden?“ war seine erste Frage. Spontan antwortete einer der Stühle mit piepsender Stimme: „ John wurde zu gross für diesen Raum, er wohnt nun im Garten und hat ein wunderschönes da sein unter Freiem Himmel. Manchmal hören wir ihn sogar singen.“
der kleine Weihnachtsbaum freute sich, denn wenn es dem grossen John so ergangen war, würde ihm diese Zukunft bestimmt auch zukommen wenn er richtig gross wurde. Erst bedankte er sich bei dem Stuhl der ihm geantwortet hatte höflich.doch er wollte noch mehr wissen:“ ich möchte noch mehr über diese Geschichte wissen, und wieso liegen da Geschenke? „
nun meldete sich Morf zu Wort:“ die Geschenke sind symbolisch für das Geschenk das die Menschen durch den Erlöser bekommen haben. Ich weiss es nur weil mich die Familie letztes Jahr vergessen hat in die Rumpelkammer zurück zu stellen. Es war ein wunderschönes Bild mit all den Lichtern, Kerzen und dem glitzernden Schmuck. Ich hab die Ehre, das ganze Jahr durch, diesen Schmuck in mir verstaut zu haben. Das macht mich mächtig Stolz. Ich hoffe dieses Jahr darf ich auch dabei sein wenn die Feier los geht.“ nun meldete sich der Tisch wieder: „ Jeder von uns ist auf seine weise wichtig und Wertvoll, ob es nun ein Stuhl oder ein Tisch oder eine Kiste ist. Keiner von uns ist Nutzlos, aber du wirst sehen mein kleiner Freund, du bist der Wichtigste von uns, auch wenn man dich nur einmal im Jahr schmückt, denn du bist für die Menschen der Inbegriff von Liebe, Freude und Zusammengehörigkeit.“
Piccolo fühlte sich wie ein König, obwohl er gar noch nicht genau wusste was ihn wirklich erwartete.
Die Stühle erzählten Geschichten über ihre Erlebnisse die sie an Weihnachten hier erfahren durften. Doch wie schon zuvor redeten sie wieder wild durcheinander, so dass man kein Wort verstand. Der kleine Nadelbaum fand diese Situation so lustig dass er laut lachen musste, und dabei der ganze Schmuck auf seinen Ästen zitterte. „halt*“ rief der Tisch. „Wenn du nun weiter lachst fällt der ganze Schmuck von dir. Du solltest deinen Status in Ehren halten. Sei nicht quirlig, und nimm Haltung an“ sofort versuchte sich Piccolo zu beherrschen. So dass er wieder ruhig und wunderschön in stolzer Haltung da stand.
Nun schwebte die Frau immer noch singend in den Raum, sie zündete die Kerzen die auf Piccolos Ästen befestigt waren an und betätigte danach das kleine Glöckchen das ebenfalls an einem seiner Äste hing. Ein sanfter heller Ton entwich nun dem kleinen Glöckchen. Aufgrund dessen erschien nun auch der Mann und die immer noch laut redenden und lachenden Kinder. Alle Menschen setzten sich nun auf die Stühle, wobei einer der Stühle leise aufstöhnte weil eins der Kinder schon fast auf ihn drauf hüpfte vor lauter Ungeduld. Ein Schmunzeln entwich dem kleinen Christbaum das natürlich die Menschen um ihn herum nicht mitbekam. Kaum merklich schubste Hack seinen neuen Freund. Piccolo verstand sofort die kleine Zurechtweisung seines Tisches und stand wieder stolz und brav an seinem Platz.
Die Kinder bewunderten den hell leuchtenden Christbaum.
Durch die Wärme die die Kerzen verursachten, bekam Piccolo Angst, doch bald überwand er sie, und stand wieder voller Stolz da. Bis jetzt wurde ihm immer eingebläut dass Feuer gefährlich sei, und er sich davon fern halten sollte so gut es ging.
Die Familie wurde nun ganz ruhig. Der Vater stimmte nun ein Lied an. Die Kinder und auch die Frau sangen feierlich mit, während die ganzen Möbel, Kisten und auch unser kleiner Weihnachtsbaum andächtig zuhörten. Schon jetzt konnte Piccolo die vielen Gefühle die über ihn kamen, nicht mehr einzäumen. Laut jubelte er los. Zum Glück konnten ihn nur die anderen Einrichtungsgegenstände hören. Daraufhin er von seinem Tischkameraden wieder einen kleinen Hieb verpasst kriegte.
Diese Stimmung die im Raum herrschte, war so besonders feierlich, dass die Luft schon fast knisterte vor Freude und Wohlgefühle.
Als das Lied zu Ende war, holte die Mutter ein Buch aus dem Regal und fing an laut die Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Gespannt hörten nun alle zu und wurden dabei ganz ruhig und zufrieden. Selbst die Kinder waren besonnen, mit einem leichten lächeln auf ihren Gesichtern. Laut las sie von dem Erlöser der für die Menschen zur Welt gekommen sei. Piccolo hörte auch aufmerksam zu, und schlussfolgerte, dass wohl dieser Tag gefeiert wurde, weil da der Erlöser Geboren war. Und dass er Friede auf Erden auslösen wollte. So dass alle Menschen glücklich sein konnten.
Als die Geschichte zu enden war, legte nun die Mutter das Buch zurück ins Regal, und näherte sich dem Christbaum. Bewundernd beachtete sie ihn. Jetzt merkte Piccolo dass auch die Kinder und der Vater ihn wieder mit Bewunderung betrachteten. Dies wiederum erfüllte ihn mit grossem Stolz. Die Steigerung darauf kam, als die Frau zu ihrem Mann sagte:“ du hast uns den aller schönsten Weihnachtsbaum ausgesucht. Er passt perfekt in unsere Familie.
Nun verteilte sie die Geschenke die unter ihm lagen. Die Kinder wurden unruhig, und zappelten ungeduldig auf ihren Stühlen, bis jeder von Ihnen ein Geschenk in der Hand hielt. Dann packte jeder sein Geschenk aus, und freute sich überschwänglich über den Inhalt. Die Kinder umarmten die Eltern stürmisch und bedankten sich. Danach sah der kleine Weihnachtsbaum wie die beiden Eltern sich in die Arme fielen und sich gegenseitig bedankten für ihre Geschenke. Ganz konnte Piccolo dieses Verhalten nicht verstehen. Dennoch fand er es schön und rührte ihn fast zu Tränen.
Anschliessend stimmten die Menschen nochmals ein Lied an, bei dem wieder die Feierlichkeit in der Luft zu spüren war. Sie Sangen laut und innig: stille Nacht heiligen Nacht ….
Piccolo war glücklich, und wusste nun dass er ein Zuhause für immer gefunden hatte.
Texte: Elvira Stella
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diese Geschichte widme ich all den Menschen die im Moment noch traurig sind und die schönheit von Weihnachten noch nicht richtig sehen können