Williams die Birne, sucht ein Zu hause
Wie jeden Morgen ging die Sonne auf und strahlte auf die, noch mit Tau bedeckten Bäume nieder. Kitzelte sie mit ihren Strahlen, aus ihrem Tiefschlaf. Da es schon Spätsommer war, wurden diesmal auch die daran hängenden Früchte davon betroffen. Heute traf es ganz besonders die Birnen vom Birnbaum James, der schon fast überlastet war mit so vielen Birnen. Die meisten Früchte empfanden es als angenehm, von den Sonnenstrahlen wach gekitzelt zu werden und wurden schon mit einem fröhlichen kichern, wach. Doch da gab’s natürlich auch die Grummelbirnen, die meckerten, weil sie gerne noch etwas länger in ihrem Reifeschlaf verweilen hätten wollen. Da war zum Beispiel Säuerling die Meckerbirne. Dieser hatte an allem was auszusetzen was nicht gerade so lief, wie er s sich vorgestellt hatte. Seine Schale war Rau, und wies trotzdem er noch lange nicht ausgereift war, spröde risse auf. Natürlich hätte er nie zugegeben, dass ihm das trifft, dennoch im tiefsten Innern, beschäftigte es ihn.
So auch diesen Morgen. Während die meisten andern Birnen fröhlich lachen weil die Sonnenstrahlen sie kitzelten, schrie dieser rau mit geballter Stimme, den Sonnenstrahl an, der ihn geweckt hatte: "Wie kannst du nur so unsensiebel sein, und mich aus unserem Tiefschlaf holen, ohne Vorwarnung!" Lächelnd erwiderte ihm, der eine Sonnenstrahl: "Du bist doch einen Aufgeweckte Birne, du weisst doch dass du durch uns Strahlen, viel schneller reif wirst. Es ist unsere Bestimmung dich und die andern Früchte zum reifen zu bringen, du weisst doch, durch den Regen werden viele Birne faul bevor sie jemals reif werden hätten können." Dem hatte Säuerling nichts mehr entgegen zu setzen. Im Prinzip hatte der Sonnenstrahl recht. Doch anstatt es zuzugeben, grummelte er nur unzufrieden vor sich hin. Andernfalls hätte er unter Umständen noch das Ansehen, der andern Birnen verlieren können.
Macho die Kampfbirne fühlte sich durch das Gemäcker von Säuerling, gestört, und versuchte mit aller Kraft, mit diesem, Streit an zu zetteln. Provokant machte sich die grüne, noch relativ klein gewachsene Birne, breit und stellte sich vor Säuerling: "Was machst du für einen unendlichen Lärm am Morgen früh!" Brüllte er. Dabei quietschte seine Stimme unkontrolliert in allen möglichen Tonarten, so wie es halt bei Halbwüchsigen Birnen der Fall war. Ohne zu merken wie er sich anhöre brüllte er weiter: "Willst du dich mit mir anlege? Komm her Junge, ich zeig dir schon, wer hier das sagen hat." Säuerling aber, fand die ganze Sache eher lustig und trotzdem dass er eigentlich die Grummelbirne war,lachte er rauh"Du kleines Würstchen, willst dich mit mir anlegen?" Sein lachen wurde dabei immer grober, und intensiver. Vor allem als er merkte dass sein Gegenüber dabei vor lauter Wut, rot anlief. Rau lachend sagte er weiter:" Wenn du so weiter machst wirst du rot wie ein Apfel, möglicherweise hast du den Baum verfehlt, und wärst eigentlich nur einen von diesen kleinen roten Mostäpfeln die nebenan am Baum hängen." Macho platzte fast vor Wut, wusse allerdings nichts mehr zu erwidern, und liess sich nun in seiner ganzen Röte vollkommen hängen. Zufrieden lehten sich nun Säuerling zurück. Einmal mehr, hatte er sich im Duell mit Macho, beweisen können.
Solois die depressive Birne, hatte sich die ganze Unterhaltung von Weitem, mit angehört, und war nun wieder völlig am Boden zerstört. Wieso mussten sich Birnen immer wieder, solchen Machtkämpfchen aussetzen. War das Leben nicht schon so, traurig genug? Allein die Tatsache, dass sie als Birnen dazu bestimmt waren, gegessen zu werden, trieb ihn, in einen tiefe Depression. Doch das hier war einfach zu viel! Mit viel Anlauf baumelte er an seinem Stiel, er wollte ein für alle Mal, seinem Bienendasein ein Ende setzen. Doch da dieser noch nicht mal annähernd reif war, liess der Stiel es nicht zu, dass er sich vom Baum löste. Hysterisch weinte er, und war hilflos seiner Situation ausgeliefert. Wie hatte er es nur verdient, zu so einem scheusslichen Leben gezwungen zu werden?
Williams der trotz des Kitzeln s der Sonnenstrahlen, immer noch halb verschlafen war, sah Solois, entsetzt an, als er an diesem entdeckte, dass sein Gesicht mal wieder Tränen-überflutet war.
Williams, war in einer gewissen Weise, der Anführer der am Baum hängenden Birnen. Er versuchte immer, so gut es ging, Ruhe, Frieden und Zusammenhalt unter den Birnen zu vermitteln. Doch heute Morgen, war er schlicht weg noch nicht fit genug, um sich um die ganzen andern Birnen kümmern zu können. Vorsichtig fragte er Solois nun :" Wieso weinst du denn nun schon wieder?" Mit tränenverschmiertem Gesicht, sah ihn dieser nun an, schluchzte dabei leise vor sich hin, und wimmerte :" Es reicht noch nicht, dass wir zum Essen verurteilt sind, jetzt werden die Birnen auf unserem Baum sogar böse und gewalttätig. " Laut weinte er weiter, schrumpfelte schon fast vor lauter Traurigkeit. Kleinere Dellen waren schon in seiner sonst, eigentlich recht weichen Haut, zu sehen. "Wie wärs, wenn wir, nachdem wir reif genug sind, und vom Baum fallen, alle gemeinsam auf eine Reise gehen? vermutlich hätten wir wo Anders, eine viel bessere Zukunft. Ich habe von einer Elster gehört, dass es gar nicht so weit von hier entfernt, einen Ort gibt, wo Birnen Könige sind, und wo alle anderen Früchte ihnen dienen müssen. Da möchte ich hin gehen. Bestimmt würdest auch du, an diesem Ort eine Bestimmung finden." Das erste Mal, seit Williams Solois kannte, sah er ihn sogar leicht lächeln. Auch wenn die Tränen noch an seinen Wangen hingen, sah dieser nun auf einmal, wirklich hübsch aus.
Williams war nun ganz besonders stolz auf sich, immerhin hatte er es hin gekriegt dass die depressive Birne ein erstes Mal ein lächeln auf dem Gesicht hatte. Solois aber, seiner seits, fühlte sich unheimlich komisch. Lächeln, das war eine Empfindung, die ein ungewohntes Gefühl in seiner Magengegend auslöste. Es kribbelte da sogar ganz leicht. Doch wusste er nicht wirklich, wie er das alles einordnen sollte. Traurig sein und Weinen war doch das Gefühl, wo ihm bis jetzt bekannt war, und in dem er sich wieder fand.Was er nun aber Grade empfand, war fremd und doch irgendwo schön.
Schwubi, die Birne die dauernd verwirrt war, sah nun Solois im Tiefsten verwirrt an, natürlich hatte er die Unterhaltung zwischen Williams und ihm nicht mitgekriegt, weil er in Gedanken meist woanders war. Doch jetzt wo er sah, wie Solois ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, wurde er Aufmerksam auf ihn. Doch irgendwie konnte er es nicht einordnen. Wie konnte es sein dass die gleiche Frucht, die eben noch weinend an seinem Stiel hing, nun auf einmal ein lächeln auf seinem Gesicht hatte? Das kam ihm alles, ziemlich suspekt vor. Da gabs doch nicht etwa eine Birne, die Andere umkrempeln konnte? Hatte er nun schon wieder etwas nicht mitgekriegt? Doch selbst wenn s so gewesen wäre, war es gut so wie es jetzt war. Breit grinste Schwubi verwirrt vor sich hin, und hing schon wieder seinen eigenen Gedanken nach, die wohl nie jemand ergründen würde.
James merkte, wie seine Früchten sich friedlich der Sonne hingaben, was ihm auch wieder ein gewisses Wohlgefühl auslöste. Denn jedes mal wenn sich seine Früchte stritten, piekste ihn dieses heftig. Leider hatte er nicht die Gabe, die Bienensprache zu verstehen, denn dann wäre wohl einiges einfacher gewesen. Es gab zwar durchaus Birnenbäume die ihre Früchte verstanden, doch James war leider nicht so sprach gewandt. Vielleicht könnte man sogar sagen, er war halt nicht sonderlich intelligent. Was aber in dem Fall keinen störte. Immerhin trug er jedes Jahr von neuem, viele, gesunde Früchte. Für ihn als Baum war das wohl das Wichtigste. Da gab es andere, weit aus intelligentere Bäume in seiner Umgebung, die nicht halb so viele Früchte trugen, und vermutlich insgeheim neidisch waren. Doch da James nicht wirklich persönlich nahm, schafften es die andern Bäume nicht, mit ihm zu streiten.
Melissa versprach eine ganz besondere Birne zu werden. Keiner wusste so genau, wie es zustande gekommen war, aber sie war eine Mischung zwischen einer Birne und einem Apfel. Ihre Form war wie bei jeder Birne, doch ihre Haut war viel feiner, und ihre Farbe war jetzt schon eher mit einem Apfel zu vergleichen. Heute, hing sie wieder, wie fast jeden Tag, singend am Baum, und genoss die Sonnenstrahlen, die sie erwärmten. Insgesamt konnte man sagen, dass sie meistens gut gelaunt, und fröhlich war. Obwohl man den Äpfeln nachsagte, dass sie aggressiver waren, konnte man an ihr von diesem Wesenszug nichts erkennen. Manche Birnen munkelten, das sich die Aggression von Melissa wohl erst dann wirklich bemerkbar machte, wenn sie ausgewachsen waren. Doch weder Williams noch die Meisten anderen Birnen, konnten sich das vorstellen. Säuerling, stand dem kleinen Früchtchen doch etwas skeptisch gegenüber. Vielleicht konnte es ja sein, dass sie doch von einem Tag auf den andern, anfing böse zu werden. Es reichte doch schon dass Macho streitsüchtig war. Was wäre, wenn das Birnenfräulein auf einmal damit anfing, und dazu, wie es weibliche Früchte so an sich haben, anfing zu Zicken? Damit wäre Säuerling wohl nicht klar gekommen. Deswegen verhielt er sich Melissa gegenüber eher zurückhaltend. Das ging schon so weit, dass er nicht mal mit ihr redete. Natürlich übersah er trotzdem nicht, dass sie von Tag zu Tag schöner wurde. Insgeheim war er von ihrer Schönheit sogar fasziniert, wie die meisten anderen Birnen auch. Williams wiederum behandelte sie so als wäre sie aus Glas. Er hielt immer ein wachsames Auge auf sie. Hätte sich jemand getraut, bösartig gegen sie zu äußern, oder sie gar anzugreifen, wäre er wohl aus seiner Haut gefahren. Hätte denjenigen zurecht gewiesene, oder sogar, James so gekitzelt dass dieser mit dem besagten Ast um sich schlug, und die böse Birne damit abwarf, ohne es zu wissen.
Keine auf diesem Baum lebende Birne, hätte sich jemals ernsthaft mit Williams angelegt, denn sie wussten, dass er in einer gewissen Art, ihr Anführer war. Dass er genau wusste wie man welches Problem aus der Welt schaffte, und der auch fähig war, Birnen die sich nicht einordnen konnte, auszuschließen.
Der Tag war hell und freundlich. Die Vögel die sich auf James nieder gelassen hatten, zwitscherten fröhlich vor sich hin. Die Jüngeren unter ihnen spielten fangen, und die Birnen beobachteten sie bei dem fröhlichen treiben.
Schmetterlinge und Bienen, besuchten sie auch regelmäßig und gaben ihnen damit Abwechslung in jeder Form. Es gab Bienen mit denen die einen der Früchte gut befreundet waren. Da kam schon das eine, oder andere Gespräch zu Stande. Williams war unter den Bienen besonders beliebt, weil er jetzt schon, obwohl auch er noch lange nicht reif war, einen süssen Duft von sich gab. Möglicherweise entstand dieser, dadurch, dass er ihm beim bescheinen von Sonnenstrahlen, immer so schnell warm wurde. Er schwitzte deswegen immer ziemlich schnell. Doch zum Glück machte ihm das nichts aus.
Nun kam wieder eine der Bienen angeflogen, schwirrte erst hektisch um Williams herum, setzte sich dann aber auf ihn und erzählte ihm dass der Nachbarbaum schon einige Birnen hatte fallen lassen, die vermutlich jetzt schon reif waren. Solois der dem Gespräch gebannt gelauscht hatte, fing nun leise wieder an zu weinen, und murmelte dabei vor sich hin : "Bald wird es bei uns auch soweit sein, dann werden wir gegessen." Ängstlich sah er dabei zu Williams hoch, der einen Ast höher hing. Williams hörte zwar die depremierenden Aussage von Solois, aber unterhielt sich zuerst fertig mit der Biene, die ihm immer noch haargenau jedes Detail des Falles der Nachbarbirne erzählte. Von ihr erfuhr er dabei, dass diese eine Birne direkt auf die asphaltierte Strasse gefallen sei, und sie dabei viele Beulen abgekriegt hatte. Zu dem sei ein dreistes Auto sogar drüber gefahren. So dass diese arme Birne, sein Leben auf der Strasse lassen musste. Eben so erwähnte die Biene aber auch, die übrigens Summer hiess. Dass sie, und ihres gleichen, sich riesig darüber freuten, weil sie nun sehr viel Saft schlürfen konnten, ohne dabei in der Birne bohren zu müssen.
Selbst Williams, der sonst nicht so leicht zu erschüttern war, wurde durch diese Aussage völlig aus der Bahn geworfen, liess es sich aber nicht anmerken. Schliesslich hätte er mit einer falschen Reaktion, die ganzen restlichen Birnen in Unruhe versetzen können. Allein die Vorstellung, dass sich Bienen in seinen Körper bohren könnten, um an seinen Saft zu kommen, liess ihn er schaudern.
Sobald Summer wieder weiter geflogen war, sah Williams unsicher nach Unten. Hatten seine Birnen, auch diese Gefahr, die auf sie lauterte? Nachdem er sich länger umgesehen hatte, kam ein beruhigendes Lächeln über sein Gesicht. Keine, Strasse, nicht einmal einen Weg, führten zu James. In dem Punkt hatten seine Fruchtfreunde und er, wohl absolutes Glück gehabt. Nur die Tatsache dass Bienen zu ihren Feinden werden konnte, machte ihm insgeheim Angst. Mit aller mentalen Kraft die er hatte, überlegte er, wie man dieses Problem beheben konnte.
Solois war immer noch am Weinen, und steigerte sich voll, in die Problematik hinein. Offensichtlich hatte er wohl, den letzten Teil des Gesprächs nicht mehr mitgekriegt, denn er weinte und schrie dabei immer wieder :" Ich will nicht wie die Nachbarbirne, zermatscht auf der Strasse enden." Seine Augen waren überschwemmt von Tränen, so dass er rein gar nichts mehr sehen konnte. Melissa war nun auch etwas betrübt. Weniger weil sie Angst hatte, sie könnte von einem Auto überfahren werden, sondern doch eher, weil ihr die Birne des Nachbarbaums, die sie nicht persönlich gekannt hatte, einfach nur leid tat. Doch als sie Solois ins Gesicht sah, und bemerkte wie er wieder versuchte sich aus lauter Panik von James zu lösen, fing sie sanfter, ruhiger Stimme an, auf ihn einzureden : "Keine Sorge Solois, uns kann das nicht passieren, denn wenn du genau nach unten siehst, weißt du doch ganz genau, dass uns so was nicht passieren kann. Unter uns ist ganz viel hohes Gras. Es wird uns sanft auffangen, so dass wir nicht einmal die kleinste Beule abkriegen werden. " Ängstlich sah nun die depressive Birne nach unten. Lange musterte sie jeden Zentimeter des unter ihnen liegenden Bodens. "Du hast recht meine Süsse." Sagte er nach langem begutachten der Wiese. "Wir haben richtig Glück. Doch was ist wenn ein Traktor über uns fährt?" Wieder war er in seinem vollen Element, am Weinen. "Das wird nicht passieren" Sagte nun Melissa weiter, mit sanfter Stimme. " James hat so viele dicke Äste, da konnte nicht einmal der kleinste Traktor durch. Wir werden doch von James geschützt." Solois nickten Melissa zu, und weinte nun vor lauter Rührung, weil der Baum auf dem sie wohnten, sie schützte.
Williams hatte während sich die andern Birnen unterhielten, die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie man das Problem mit den Bienen lösen konnte. Immerhin waren sie doch im Moment noch seine Freunde. Möglicherweise konnte man mit ihnen reden. Vielleicht waren sie ja auch nur so gierig wenn es um andere Früchte ging. Doch war war, wenn dem nicht so war? Dieses Risiko konnte Williams nicht eingehen. Schliesslich fühlte er sich gegenüber den andern Birnen, verantwortlich.
Auch Säuerling hatte das ganze Gespräch mit Summer, mitbekommen. Er wandte sich damit an Macho :" Ich wusste doch, dass wir keine Zukunft haben. Die Welt ist schlecht, und wir gehören zum untersten Glied der Nahrungskette. Ich werde mein Problem auf meine Weise lösen. Wenn ich unzufrieden bin, werde ich Sauer, das wiederum bedeutet, dass mich keiner essen will. Somit ich wohl der einzige bin, der überleben wird." "Würde dir wohl so passen. Auch ich werde überleben. Jeden Tag mach ich mein Krafttraining, damit ich mich wehren kann, wenn es soweit ist. Sieh dir nur mal meine Muskeln an. " Angeberisch machte er sich nun wieder breit vor Säuerling. Dieser lachte ihn aber aus :" Nicht du hast viele Muskeln, sondern nur dein Stiel. Das bedeutet doch dass du einer der Letzten sein wirst, der reif wird." Immer noch lachte Säuerling düster. "Aus
sauren Birnen, wird doch nur sauren Most gemacht. Mal ehrlich, ich ziehe es vor, von einem Menschen genüsslich gegessen zu werden, als Sauer in einer Mostpresse zu landen, und zu Saft verarbeitet zu werden." Nun lachte Macho, immer noch mit der Tonschwankung in seiner Stimme, die man nicht definieren konnte. "Ausser dem wird mir nichts, aber auch rein gar nichts passieren, da ich die stärkste Birne der Welt werde." Säuerling erkannte dass an der Most presse was Wahres dran war, und wehrte sich nun nicht mehr weiter. Es würde sowieso alles so kommen, wie es kommen musste. Vielleicht hatte Macho doch recht, und er musste aufhören, alles so negativ zu sehen.
William war in der Zwischenzeit eine geniale Idee gekommen. Wenn es wirklich so war, dass die Bienen auf sie los kamen, wenn sie mal alle reif waren, dann gabs nur eine Möglichkeit, wie man das vermeiden konnte. Sobald es dunkel wurde, und die Bienen sich schlafen gelegt hatten, hatte er vor seinen Bienenfreunden, die auf James wohnten, seinen Vorschlag zu unterbreiten. Der Tag neigte sich schon langsam dem Abend zu, was für Williams bedeutete, dass er sein Geheimnis, nicht mehr so lange für sich behalten musste. Auf keinen Fall, wollte er dass die Bienen, etwas von seinem Plan mitkriegten. Wer weiss, wie sie darauf reagierten. Auch wenn sie im Moment noch ihre Freunde waren, soviel Williams wusste, waren bei Tieren die Instinkte doch stärker als ihr Wille.
Es dämmerte nun langsam, und die Vögel, die ihr Zu hause auf James gefunden hatten, machten sich bereit ihr Nachtquartier einzunehmen. Sie blähten sich leicht auf, damit ihnen, in der kühle der Spätsommernacht nicht kalt wurde.
Alles um sie herum wurde leise, als die Dunkelheit eintraf. Manche Birnen waren auch schon in einen tiefen Schlaf verfallen. Doch Williams Freunde waren alle noch wach. Es war eigenartig, denn auch sie schliefen sonst, wenn es dunkel wurde, schnell ein. Vermutlich merkten sie im Unterbewusstsein, dass Williams ihnen noch etwas wichtiges zu sagen hatte.
Jetzt wo die Stille, die Welt beherrschte, räusperte sich die Anführerbirne : "Freunde " Sagte er schon fast flüsternd, damit er keinen stört. " Nachdem ich heute von Summer die Geschichte von einer Nachbarbiren erfahren habe, die ein tragisches Ende genommen hat, hab ich mir überlegt, dass ich mit jedem Mittel verhindern will, dass uns so etwas wieder fährt. Auf keinen Fall möchte ich mit erleben, oder zusehen müssen wie einem von euch so etwas passiert. Geschweige denn, dass Bienen oder sonstige Insekten löcher in einen von uns graben, um an unseren süssen Saft zu gelangen. " Während er diesen Satz aussprach wurde ihm ganz Anders. Was wohl seine Freunde auch mitbekommen hatten. Solois fing sofort wieder an zu weinen, doch Melissa beruhigte ihn sofort wieder mit dem Worten "Williams ist doch gar noch nicht fertig. Bestimmt hat er eine Idee, sonst hätte er wohl das Thema nicht aufgegriffen. Beruhige dich wieder und hör ihm aufmerksam weiter zu." Solois Nickte und unterdrückte sein Weinen.
"Also ich habe mir folgendes überlegt." Fuhr nun Williams fort. "Es ist doch schon beinahe Herbst. Oft sind da diese heftigen Stürme, wie wir sie die letzten Tage schon öfters hatten. Im Normalfall haben wir uns da immer besonders fest an die Äste von James geklammert, damit wir auf keinen Fall herunter fallen. Doch solange wir noch nicht ganz reif sind, interessieren sich weder die Bienen, noch der Bauer für uns. Es wäre unsere Chance, wenn wir uns beim nächsten Sturm einfach fallen lassen würden. Euch ist doch bekannt dass mit letztens Frau Elster erzählt hat von dem Land, wo alle Birnen Könige sind. So lange wir noch nicht reif genug sind für die Ernte, haben wir die Möglichkeit, uns dahin zu begeben, und da ein glückliches Birnendasein zu führen. Säuerling, dafür musst du nicht einmal Sauer sein, denn da wird dich keiner kosten wollen. Alle werden dich da nur bedienen, und all deine Wünsche werden in Erfüllung gehen."
Alle Freunde von Williams fanden seine Idee gut, und sogar Solois freute sich riesig auf die Reise in das gelobte Land. Nur Melissa hing traurig an ihrem Ast. Schliesslich konnte sie nicht mitgehen, da sie nicht einmal eine ganze Birne war, nur eine Halbe. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie sich als etwas Besonderes gefühlt, doch jetzt gerade fühlte sie sich als Halbwertig. Wollten sie ihre Freunde wirklich alleine hier ihrem Schicksal ausgesetzt lassen? Bestimmt würde man sie in dem Land sowieso nicht so annehmen können wie sie war. Betrübt starrte sie nun auf den Boden. Sie musste sich wohl damit abfinden, dass sie nur für die Menschen, und für die Insekten etwas besonderes sein würde. Vielleicht einfach nur als besondere Köstlichkeit zum essen.
Williams betrachtete das Verhalten von Melissa schon die ganze Zeit. Daran hatte er bis jetzt nicht gedacht, aber bei ihrem Gesichtsausdruck war ihm vollkommen bewusst, was in ihren Gedanken vorging. Bestimmt konnte er auch dafür eine Lösung finden. Mit weicher Stimme sprach er auf Melissa ein :" Mach dir bloß keine Sorgen meine Süsse. Auch für dich werden wir eine Lösung finden. Eins ist ganz klar, und ich glaube da sind wir uns alle Einig. Wir werden dich auf keinen Fall allein hier zurück lassen. Du bist zwar keine ganze Birne, aber ich glaube mir stimmen Alle hier zu, wenn ich sage, du gehörst zu uns." Alle ausser Säuerling, stimmten Williams zu. Doch die griesgrämige Birne murrte nur leise vor sich hin, was aber zum Glück Keinem von ihnen auffiel, nicht mal Melissa.
Williams war überzeugt davon, dass in dem Birnenland, wo sie hin wollten, auch ein Platz für Melissa war. Wenn dem nicht so war, war er bereit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, dafür zu kämpfen.Er gab das hier vor versammelten Birnen bekannt. Macho der sonst eigentlich nur auf sich bedacht war, stimmte Williams da aber vollkommen zu. Auch er war bereit für die süsse Halbbirene zu kämpfen, schliesslich war er stark, und hatte auch so was wie einen gesunden Beschützer Instinkt. Melissa war von dem Einsatz der beiden Birnenmänner völlig Beeindruckt, aber ganz besonders von Macho, war sie Überrascht. Nie hätte sie gedacht, dass dieser sich jemals für sie einsetzen würde. Gemeinsam hatten nun alle Birnenfreunde beschlossen, dass sie sich beim nächsten Sturm nicht mehr fest klammern würden, an ihren Ast, sondern sich vom Wind losreissen liessen. Es war allen klar, dass das ihre einzige Chance sein würde. Insgeheim freuten sie sich alle, sogar Solois, insgeheim auf den nächsten Sturm. Denn danach waren sie das erste mal in ihrem kurzen Birnendasein, frei.
Der Sturm liess nicht lange auf sich warten. Mitten in der folgenden Nacht, riss der Sturm alle Früchte aus ihrem Tiefschlaf. Ihnen schien dieser Sturm heftiger denn je, zu sein. Der Regen prasselte rücksichtslos auf sie nieder, und der Wind wehte in ungebremstem Masse. Laut schrie Williams dazwischen : " Jetzt ist unsere Chance, lasst euch einfach vom Wind treiben, euch kann nicht viel passieren, denn das Gras ist hoch und weich. Dennoch brauchte es für jede der Birnen einen gewissen Mut, den Ast einfach los zu lassen. Immerhin wusste keiner von ihnen, was ihn beim Fall genau erwarten würde.
Wie sich ganz schnell herausstellte war Melissa die Mutigste von ihnen allen. Bei der ersten, folgenden Windböhe liess sie los, und wehte mit dem Sturm ins hohe, weiche Gras, das frisch und wohltuend roch. "Juhuuuuuu." jubelte sie. "Das war richtig lustig. Schade dass ich das nicht nochmals erleben darf. Habt keine Angst, es macht einen riesen Spass, und tut überhaupt nicht weh." Mit ihrer Aussage Motivierte sie Williams, der das ebenfalls genießen wollte. Wenn die kleine süsse Halbbirne keine Angst und keinen Schrecken davon trug, da konnte es doch nur lustig sein. Beim nächsten Windstoss liess er sich fallen. Auch er jubelte, allerdings schon in der Luft. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass loslassen so viel Spass machen konnte. Freudig fiel er ins weiche Gras. Kugelte sich da noch einige Male um sich selbst, und lachte dabei heftig. "Das machte noch viel mehr Spass, als ich s mir hätte vorstellen können." Jubelte er. Schwubi war zwar auch jetzt etwas verwirrt, aber wollte sich den Spass nicht entgehen lassen, zeitgleich mit Solois, in der nächsten Windböhe, liessen sie sich fallen. Da aber Solois etwas kräftiger gebaut war als Schwubi, prallten sie leicht zusammen. Solois erschreckte heftig und wollte schon anfangen zu weinen, doch da die verwirrte Birne nur lachte, weil ja auch nicht wirklich etwas schlimmes passiert war, liess sich Solois weiter treiben, und musste sich das lachen nun auch verkneifen. Irgendwie war sogar der leichte Zusammenprall in der Luft lustig, Beide kamen unversehrt und ohne Beule im weichen Gras an. Sogar die sonst Depressive Birne konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Es war ihr erstes Lachen, seit sie existierte. Aber irgendwie tat ihr dieses gut. Die verwirrte Birne hingegen, wurde im Gras noch mehrmals gedreht, wodurch sie verwirrt liegen blieb, und sich erst wieder neu orientieren musste. Säuerling wollte natürlich nicht der Letzte sein, der sich fallen lies. Also setzte er zum Loslassen an bevor die Windböhe kam. Um so weiter wurde er von den andern, weg geweht. Doch selbst die sonst eher unzufriedene Biren, musste bei diesem Erlebnis sich sehr zusammen reissen, um nicht laut los zu lachen. Knapp schaffte ers, ohne dass die Andern mitbekamen, welchen Spass er dabei hatte. Selbst an der Landung gab es nichts für ihn zu meckern. Doch für Macho war das alles nicht so einfach. Was war, wenn er sich beim Sturz eine Muskelzerrung holte? Er war doch immer extrem stolz auf seine Muskeln gewesen. Diese hatte er auch vor zu behalten. Er hatte doch noch so viel Kämpfe zu bestehen. Jetzt war es wichtig, dass er diese Mutprobe bestehen konnte. Es wäre ihm höchst peinlich gewesen, wenn seine Freunde denken würden, er ist feige. In Wirklichkeit aber hatte er unendliche Angst vor der nächsten Windböhe. Im zusammen hang mit dem heftigen Regen, war das Unterfangen noch viel gefährlicher. Da war nicht nur die starke Flugangst die er hatte, zu dem wusste doch jede Birne, dass sie durch den Regen, der sie nass machte, eine Birne leicht zu faulen droht. Diesem Riesiko musste er sich jetzt aussetzen. Andernfalls wären sie möglicherweise ohne ihn los gezogen, ins gelobte Birnenland. Allein zum essen fühlte er sich doch nicht geboren. Seine Beine zitterten beim Gedanken an die nächste Windböhe. Jetzt musste er sich beweisen. Ein Windstoss, er liess los, und schrie dabei wie ein kleines Mädchen das von der Schaukel gefallen war. Die anderen Birnen konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Selbst der depressive Solois, lachte heftig, und konnte sich kaum noch wieder beruhigen.
Weich landete Macho im Hohen Gras. Ohne das Gelächter der Andern zu bemerken, tastete er sich erst mal selber ab, um zu sehen ob an ihm alles noch heile ist. Erleichtert entspannte er sich, nachdem er sich selber die Frage beantwortet hatte, und sah, dass mit ihm alles in Ordnung ist. Jetzt musste er selber lachen, weil ihm bewusst wurde, dass er sich viel zu viele Gedanken gemacht hatte über den Fall, und er wohl doch ängstlicher war, als er gedacht hatte. Es war nicht einmal halb so schlimm gewesen, wie er sichs vorgestellt hatte. Eigentlich, wenn er sichs genau überlegte, war der Fall sogar richtig lustig gewesen. Heimlich schämte er sich dafür. dass er geschriehen hatte. Was nun wohl die Andern von ihm dachte? Doch bestimmt waren sie so sehr mit sich beschäftigt, dass sie es nicht mitgekriegt hatten.
Williams der Anführer, meldete sich nun laut zu Wort: " Wie mir scheint, habt ihr den Fall vom Baum gut überstanden. Ich schlage aber vor, dass wir uns alle ganz nahe an James Stamm Begeben, bis der Sturm vorbei ist, damit wir nicht noch mehr Nass werden. Wäre verheerend, wenn jetzt gerade wo wir unsere Freiheit erlangt haben, einer von uns anfangen würde zu faulen. Am Stamm von James finden wir den nötigen Schutz bis der Sturm vorbei ist. In der Zeit sollten wir uns alle noch etwas ausruhen, wir haben eine lange Reise vor uns. Die Birnenfreunde stimmten ihm alle zu, rollten sich an den Baumstamm heran, und versuchten sich zu entspannen.
Säuerling, der sowieso die komische Angewohnheit hatte, alles in Frage zu stellen, machte sich statt dessen aber seine Gedanken. Wusste Williams wirklich was er tat? War ihm bewusst welchen Weg sie gehen mussten? Oder führte er sie ins Nichts? War die Geschichte mit dem Birnenland, nur ein Gerücht an dem nichts, dran war, oder war sie Wirklichkeit? Woher wollte Williams die ganzen Informationen haben? All diese Fragen schossen wie Gewehrschüsse durch seinen Kopf, doch keine von ihnen, konnte er wirklich beantworten. Unsicher betrachtete er Williams, der die Augen geschlossen hielt, und offensichtlich schlief. Wie konnte er nur so ruhig schlafen, nachdem er doch wusste was sie für einen langen, vermutlich anstrengenden, gefahren reichen Weg vor sich hatten. Möglicherweise sogar mit dem Ergebnis, nie am Ziel an zu kommen. Vor lauter denken, schlief nun auch Säuerling ein.
Ein leises Summen weckte Williams aus seinem Tiefschlaf. Ein winziges Kribbeln machte ihm bewusst dass er Wach war. Langsam öffnete er seine Augen. Summer lachte ihm entgegen. "Na Kumpel, hat es dich nun doch erwischt?" grinste er ihn an. "Der Sturm heute Nacht war wohl doch zu heftig." Noch nicht mit allen Sinnen wach, nickte die Anführerbirne nur leicht, und gab sich noch dem Rest seiner Träume hin. "Es ist Morgen, und die Sonne scheint." Redete die Biene nun weiter auf ihn ein. Nun konnte er nicht mehr schlafen. "Guten Morgen Summer." Sagte er noch Motivationslos. "Du, sag mal." redete er weiter in leisem, fast schläfrigem Ton "Hast du auch schon vom Birnenland gehört?" Heftig nickte die Biene. "Ich war da sogar schon einmal. Aber die Birnen haben mich aus dem Land vertrieben. Sie schmissen mit allen möglichen Gegenständen nach mir, so dass ich das Weite suchte. Immerhin hätte mich diese Aktion das Leben kosten können. Ich hab noch nie sonst, so wütende Birnen gesehen. Sie sagten, ich würde sie nur alle durchbohren wollen. Dabei rochen die doch alle so lecker, und ihr süsslicher Geruch zog mich Magisch an. Wenn es aber um mein Leben geht, hört der Spass auf. "Wo befindet sich denn dieses Land?" fragte nun Williams unsicher. Er wollte sich wiederum nicht vorstellen was Bienen mit gesunden, ausgereiften Birnen machen würden. "So weit von hier ist das gar nicht, wenn ich hin fliegen würde, bräuchte ich nicht einmal einen ganzen Morgen dafür. Aber wieso willst du das alles wissen? Du hast doch nicht etwa vor, dahin zu gehen?" Trotzdem dass Williams, Summer es eigentlich nicht verraten wollte, war es ihm zu wieder, zu lügen, deswegen sagte er: "Doch genau da will ich hin. Denn da liegt meine Zukunft. Stell dir doch einmal vor, wenn du nur dazu geboren worden wärst, um gegessen zu werden. Das würde dir doch bestimmt auch nicht gefallen." Die Biene nickte "So weit hab ich noch nie nachgedacht. Aber du hast recht. Es würde mir vollkommen Angst machen. Mir macht schon der Gedanke Angst, dass die Menschen meinen Honig klauen könnten. Dabei ist mein Leben davon nicht einmal wirklich bedroht. Wenn ich mir aber vorstelle, man würde mich abbeissen, zerkauen, und einfach nur herunterschlucken, doch, das würde mir auf jeden Fall Angst machen." Die Anführerbirne hätte nie gedacht dass Summer so viel Verständnis haben würde. Jetzt war er doch froh, dass er der Biene sein Vorhaben unterbreitet hatte. "Wärst du denn bereit dazu, uns den Weg dahin zu zeigen?" Fragte ihn Williams nun unsicher. Die Biene überlegte kurz. Dann antwortete sie :" Heute Morgen, hab ich nichts wichtiges zu tun, so dass ich dir den Weg bis zu einem gewissen Stück zeigen kann, doch dann musst du selber alleine weiter gehen. Ich nehme stark an, dass du als Birne, ohne Füsse, dich auf dem Weg rollen willst." Williams nickte. "Es bleibt uns nichts anderes übrig." "Na gut, dann lass uns aufbrechen." Schlug ihm die Biene vor. Nun schrie die Anführerbirne ohne Vorwarnung: " Freunde! Aufwachen! Es ist Abmarsch!" Aufgeschreckt sahen ihn nun seine Freunde an, die alle bis eben noch am schlafen waren. Säuerling meckerte schon gleich wieder los. "Du weisst doch bestimmt nicht einmal wohin die Reise geht, lass uns wenigstens ausschlafen." Die anderen Birnen rollten alle zu Williams hin. "Keine Sorge mein lieber Freund." Antworte der Anführer ruhig. "Summer wird uns den Weg weisen, damit Wir keine Zeit mit suchen verbringen müssen." Erst jetzt war der Biene bewusst, dass sie Williams nicht allein leiten sollte. Doch durch die neue Erkenntnis, die sie hatte, machte ihr dies nun gar nichts aus. Murrend rollten sich nun auch Säuerling zu den Andern hin. "So, mir nach ihr lieben Birnen." gab die Biene nun den Ton an. "Ich werde einige Meter fliegen, mich hinsetzen und auf euch warten. Auch wenn das etwas anstrengend ist für mich, ich tus gerne für euch." Während des ganzen Redens, strahlte Summer, und fühlte sich wie der Retter der Nation. Macho passte das zwar nicht ganz, aber er wollte nicht weiter die Zeit heraus zögern. Endlich ging die Reise los. Die freundliche Biene flog einige Meter, setzte sich ab, und wartete bis sich die Birnenfreunde heran gerollt hatten. Dabei achtete sie aber weniger darauf, ob das nur Wiese, Acker oder Sumpf war. Schliesslich war sie diese Strecke noch nie gelaufen. Langsam kamen die Birnen rollend voran. Jede noch so kurze Strecke war absolut anstrengend für sie. Am allermeisten litt Melissa. Ihre Haut war ganz besonders Empfindlich, und wurde dem entsprechend auch viel schneller schmutzig. Williams hingegen, fand die Reise wieder seines Erwartens ziemlich lustig, und das rollen machte ihm absolut Spass. Deswegen war er der Schnellste von Allen. Natürlich nahm er Rücksicht auf die Andern, und wartete geduldig bis die letzte Birne da war, bevor er weiter ging. Ihm war bewusst geworden, dass er allein wohl um einiges schneller gewesen wäre. Doch für ihn war klar. Freunde würde man nie im Stich lassen. Schubi kam jedes mal ziemlich schnell, aber von den schnellen Drehungen auch sehr verwirrt an. Dabei lachte er jedes mal ziemlich beängstigend laut. Macho unser Muskel protz kam jedes mal schweissgebadet an. Denn obwohl er noch nicht wirklich gross war, hatte er dennoch doch am ehesten schon die Endform einer Birne, dadurch wurde die Reise für ihn um einiges anstrengender, als für die Andern. Wenn er Ausnahmsweise mal schneller war als Melissa, hätte er sich doch nicht die Blöße gegeben auf sie zu warte, denn immer noch hatte er den komischen Drang, ihr etwas beweisen zu wollen. Summer der das Rollen der Birnen von oben betrachten konnte, musste immer wieder darüber lachen, denn in der Tat, es sah eigenartig aus, wenn die Birnen schon fast in Scharen, unförmig dahin rollten. Solois War dabei wohl der, der sich von allen Andern am meisten im Dreck gewühlt hatte. Wenn die Biene es nicht besser gewusst hätte. hätte er glatt vermuten können, es hätte sich eine Kartoffel zu den Birnen gesellt. Als sie nun schon zum dritten Mal anhielten, und Williams Solois beim Rollen zusah, musste er laut lachen. Dieser war wirklich so schmutzig, wie eine Kartoffel, die man frisch aus dem Boden gezogen hatte. Solois der dies bemerkte, fiel laut an zu Weinen. Schon wieder fühlte er sich ausgelacht. Da er gerade durch einen Acker rollte, blieb nun noch mehr Dreck an ihm hängen. Doch nach der Ankunft des betreffenden Punktes, konnte Williams ihn beruhigen. Er zeigte ihm seine Dreckschicht, und sagte ihm: "Du siehst zwar wirklich aus wie eine Kartoffel, aber durch den vielen Dreck um dich herum, wird deine Haut doch viel mehr verschont, als die unsrige es tut. Sei doch einfach stolz drauf." Dies wurde der depressiven Birne sofort, nach der Aussage seines Freundes klar. Von nun an genoss er es noch mehr, sich im Dreck zu rollen. Vielleicht waren ja dessen Vorfahren Schweinchen gewesen. Zumindest hätte man das ohne weiteres denken können, wenn man ihm beim Rollen zusah. Langsam wurde es Mittag. Nach Williams Meinung zu urteilen, waren sie doch schon ganz schön weit gekommen. Doch Summer behauptete da eher etwas anderes. "Wenn ihr so weiter macht, braucht ihr mindestens eine Woche, um bis ans besagte Ziel zu gelangen. Aber ihr wisst, ich kann euch jetzt nicht mehr weiter führen. Ich wünsche euch auf jeden Fall noch eine gute Reise. Passt gut auf euch auf. Vielleicht sehen wir uns noch einmal wieder." Ohne eine lange Verabschiedungszehne, flog nun die Biene davon. Hilflos sahen nun die anderen Birnen,Williams an. "Wie soll es nun weiter gehen?" Fragten sie wie im Chor, ganz verzweifelt. "Nicht verzweifeln. Wir finden schon einen Weg, heute noch in unserem gelobten Land an zu kommen." Voller Zuversicht sah er seine Freunde dabei an. "Doch bevor wir weiter wandern, sollten wir uns eine kurze Pause gönnen. Unsere Haut ist nicht unendlich Strapazierfähig. Bestimmt tut es ihr gut wenn sie sich etwas ausruhen kann." In Wahrheit, wusste die Anführerbirne aber nur nicht wie es nun weiter gehen sollte. Er hatte zwar das Ziel vor Augen, doch wusste er noch nicht im geringsten, wie er das heute noch erreichen sollte. Angestrengt dachte er darüber nach. Hätten sie doch Beine gehabt, um so vieles einfacher wäre die ganze Reise verlaufen. Alle um sie herum hatten Beine, sogar die Würmer die grade in dem Moment an ihnen vorbei krochen. Nach Aussen durfte er nichts von seinen Schwierigkeiten zeigen, denn immerhin war er der Anführer. All seine Freunde glaubten an ihn. Wenn er ihnen seine Schwierigkeiten nun Preis gegeben hätte, hätte er gleichzeitig damit, ihre ganze Illusion zerstört. Auch wenn Williams nicht unbedingt viel Lebenserfahrung aufweisen konnte, irgendwie glaubte er daran, dass er s schaffen konnte, sich und seine Freunde unversehrt in das gelobte Land zu bringen. Zum Glück hatte Summer heute Morgen von dem Land erzählt, so dass nun Keiner, seiner Birnenkameraden mehr daran zweifelte. Jetzt war es wichtig die Ruhe zu bewahren. Während er überlegte, lief ein Ameisenregiment an ihm vorbei. Ohne lange zu zögern, sprach er den Anführer davon an :"Entschuldigung, wenn ich dich aufhalte. Ich hab gehört, ihr Ameisen sollte ganz besonders stark sein. Stimmt das?" Etwas unfreundlich, mit militärischem Ton gab diese nun Antwort: "Ja, wir sind die stärksten Lebewesen auf dieser Welt. Wir sind zwar klein, aber stark wie kein Anderer." Williams räusperte sich, gerade wo der Ameisengeneral seine Truppe wieder in Gang bringen wollte, sprach er weiter:" Weisst du wo das Birnenland ist?" Der sture General nickte nur. "Könntet ihr uns bis dahin mitnehmen? Wenn ihr doch so stark seit, sollte es für euch doch ein Leichtes sein, uns Birnen dahin zu tragen." "Wir müssen nicht mehr ganz so weit gehen, um in unseren Ameisenhaufen zu gelangen, aber es wäre bestimmte ein gutes Training für uns Ameisen, wenn wir euch bis dahin tragen würden." Bei dieser Aussage war sein Ton wieder höchst unfreundlich und militärisch. Dennoch, der Inhalt gefiel Williams. So konnten die Birnen ihre Haut schonen, und waren gleichzeitig ihrem Ziel ein ganzes Stück näher.
Ohne weiter zu fragen, befahl nun der Ameisenanführer seine Truppe, all die Birnen auf ihren Rücken zu laden, und in Gemeinsamer Arbeit, diese bis zu ihrem Zu hause zu tragen. Erstaunt beobachteten die Birnen, wie sie auf die Rücken der Ameisen geladen wurden. Bei jeder Bewegung die nun die Ameisen machten, kribbelte es sie leicht an ihrer empfindlichen Schale. So kam es, dass Solois, Macho, Säuerling, Melissa, Schwubi und Williams bei dem Transport immer wieder ins kichern verfielen. Immer wieder brüllte der General: " Ruhe!" Doch die Birnen konnten sich kaum halten vor lachten. Natürlich nahmen sie sich, so gut es ging zusammen, schliesslich wollten sie doch an ihr Ziel gelangen ohne dass der General befahl sie unterwegs abzusetzen. Es war schon sehr erstaunlich, wie schnell diese kleinen Wesen voran kamen. Denn schon nach kurzer Zeit kamen sie am Ameisenhaufen an. Laut brüllte nun der Ameisenführer wieder :" Abladen, und abtreten!" Erstaunlich vorsichtig wurden die Birnen auf den Boden gelegt, der etwas sandig war. Nun sagte der Ameisengeneral :" Ich hoffe wir konnten euch behilflich sein. Wir Ameisen haben den Grundsatz, all Zeit bereit zu sein für eine gute Tat. Bis zum Birnenland ist es keine weite Strecke mehr, ihr müsst einfach nur geradeaus laufen, dann wird es ganz leicht werden für euch. Vor allem weil von jetzt an, alles Berg ab geht." Mit diesen Worten drehte er sich um und verliess die Birnenfreunde. Erstaunt sah Melissa Williams an. "Du bist einfach der Grösste. Als Summer ging, dachte ich schon, du hättest nun keine Idee mehr wie wir weiter kommen würden. Aber wollte nicht die Andern damit aufwiegeln, und meine, wie sich jetzt heraus stellte, falsche Vermutung Preis geben." Dabei sah sie ihm tief in die Augen, so dass es Williams richtig warm ums Herz wurde. Ihre Augen waren einfach zauberhaft. Am liebsten wäre er nun zu ihr hin gerollt und hätte sie geküsst, aber das traute er sich nicht. Zum Glück war ihm gerade noch rechtzeitig der Gedanke mit den Ameisen gekommen. wie wäre er sonst jetzt da gestanden. Bestimmt hätte ihn Melissa jetzt nicht mehr so toll gefunden, wenn das nicht geklappt hätte. Doch er hatte sich nicht einmal bei dem Ameisen bedanken können. Viel zu schnell waren sie weg gegangen. Gerne hätte er sich bei ihnen revanchiert, doch nun war es wohl zu spät. Freundlich forderte er nun seine Freunde auf, sich den Hügel herunter rollen zu lassen. Säuerling aber weigerte sich strickt. "Niemals riskiere ich kurz vor meinem Ziel mein Leben. Was wäre wenn da irgendwo ein grosser Stein war, und ich voller Wucht auf ihn rolle? Ich würde bestimmt in viele Teile zerplatzen, und bremsen könnte ich da auch unmöglich. Wir wären doch alle der Geschwindigkeit hilflos ausgesetzt. Bestimmt wolltest du uns vor rollen lassen, und erst am Schluss hinterher kommen, um sicher zu gehen dass da kein Stein ist." Böse starrte Säuerling seinen Anführer an. Voller Entsetzen starre Williams zurück. Wie konnte ihm sein Birnenkumpel nur solche Unterstellungen machen. Nun mischte sich Macho auch noch in die ganze Unterhaltung mit ein: "Glaubst du echt, ich würde es zulassen, dass meine wundervollen, hart an trainierten Muskeln, von einem Stein zersplittert würde, oder ich gar zermatscht werden könnte?" Offensichtlich war dieser nun genauso aufgebracht. Solois fing an zu weinen :" Wir werden doch sowieso alle zermatscht. Nun haben wir keine Möglichkeit mehr in das Gelobte Land zu kommen. Doch wenn wir doch sowieso keine Chance haben, ich springe als erster, mein Leben hat doch so keinen Sinn mehr." Gerade noch bevor Solois sprang, konnte Williams ihn zurückziehen indem er seinen Stiel mit dem von der depressiven Birne verkeilte. "Gut, ich gebe zu, an die Steine hab ich nicht gedacht" sagte die Anführerbirne. "Doch bestimmt finden wir einen anderen Weg, ins Birnenland."
Während sich die andern Birnen ernsthaft über das Problem unterhielten, hatte sich Schwubi von der Truppe entfernt. Er rollte bis fast hin zum Abgrund, blieb da stehen und war ausnahmsweise mal nicht verwirrt. Laut Jubelte er:" Juhuuuuu, ich sehe das Birnenland. " Seine Freunde reagierten nicht grossartig auf sein Jubeln. Eigentlich vermuteten sie, dass er auch diesmal wieder verwirrt ist, und achteten gar nicht weiter drauf. Nur Melissa eilte so schnell sie konnte zu ihrem sonst so verwirrten Freund. Tatsächlich, auch sie sah das Birnenland vor sich. Es war gross und glitzerte. Das Stadttor hatte die Form einer Birne und die vielen kleinen Paläste, sahen ebenfalls alle birnenförmig aus. Mit grossen Augen, konnte sie es am Anfang gar nicht fassen. Doch sobald sie sich wieder gefasst hatte, jubelte sie mit Schwubi zusammen:"Juhuuuuuu. Es ist wunderschön. Da will ich hin. Wir sind so nahe am Ziel." Nun eilten die restlichen Birnen auch zu dem Beiden hin, und konnten das Birnenparadies in voller Pracht erleben. Selbst die kleinen Wölkchen die über dem Land hingen, waren Birnenförmig. Es war eine Wahre Pracht.Schnell vergaßen Alle ihre Sorgen, und bewunderten nur das Land, das Ziel ihrer Reise.
Und doch, der Abgrund der noch zwischen ihnen, und dem Land war, war sehr steil, und sehr gefährlich. Dennoch hatten die sechs Freunde wieder neuen Mut gefasst. Strahlend betrachtete Williams dieses unbeschreiblich schöne Land. Es musste doch eine Möglichkeit geben, unbeschadet zu den Toren zu kommen. Lange überlegte er. Es fing schon an zu dämmern, und der Birnenanführer hatte immer noch keine Idee, wie er das Problem lösen könnte. Nachts so im Freien, war es auch als unreife Birne nicht ungefährlich. Schliesslich waren da noch die Tiere die Nacht aktiv waren, und die lange nicht so wählerisch sein würden wie es Bienen, Würmer ,Ameisen und Vögel waren. Auf keinen Fall wollte er sich und seine Freunde diesem Risiko aussetzen. Bestimmt wären sie ein gefundenes Fressen gewesen für einen Igel, der hungrig war, oder für andere Tiere dieser Gattung. "So sieht man sich wieder." Hörte Williams nun eine krächzige Stimme neben sich. Erschrocken, fiel er fast den Hügel hinunter, aber konnte sich zum Glück im hohen Gras noch festhalten. Schnell drehte er sich nun um und sah die Elster vor ihm stehen, die ihm vor einigen Tagen noch von diesem Birnenland erzählt hatte. "Hast dir wohl meine Worte zu Herzen genommen." Krächzte sie freundlich weiter. "Ich hätte aber nicht gedacht, dass du und deine Freunde es schafft hierher zu kommen." Bei dem ganzen Wortschwall den sie von sich liess, konnte man ganz klar erkennen, dass sie sehr stolz auf ihn war. "Ja, ich hab mir jedes deiner Worte zu Herzen genommen, und nun sind wir schon fast am Ziel. Doch wie sollen wir diesen Abgrund überwinden? Da unten liegen bestimmt viele Steine, und würden wir uns da hinunter rollen lassen, könnten uns die Steine zermatschen, oder zerteilen. Ich überlege schon die ganze Zeit, wie wir den restlichen Teil noch schaffen sollten." Krächzig lachte nun der Vogel. Williams regte sich heimlich ziemlich darüber auf, denn es hörte sich so an als ob die Elster sie auslachen würde. Doch nach ganz kurzer Zeit stellte sich eher das Gegenteil heraus: " Wenn ich euch dabei helfen kann, tue ich das gerne, schliesslich sind wir Freunde. Es ist doch ganz einfach. Ich nehme deinen Stiel in den Schnabel und fliege dich bis vor die Tore des Birnenlandes." Erfreut sah er nun seinen Vogelfreund an, und nickte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. "Das wäre wirklich lieb von dir. Doch wenn du das tust, dann bitte ich dich, meine Freunde ebenfalls dahin zu begleiten." "Na sicher, tue ich das. Wo denkst du denn hin. Es ist mir klar, dass du deine Freunde hier nicht zurück lassen würdest." Voller Freude hüpfte Williams durch das hohe Gras vor Freude. "Wir müssen uns aber beeilen. Es wird schon bald dunkel. Im Dunkeln fliege ich nicht, weil ich da nichts mehr sehe. Schliesslich muss ich bevor es dunkel wird, noch Nachhause fliegen." Vorsichtig, schnappte sich der Vogel den Stiel von Macho, und hob ihn behutsam hoch. Macho der so sehr auf das Land fixiert war, wusste nicht was mit ihm geschah. Die ganze Unterhaltung zwischen seinem Kumpel und der Elster hatte er nicht mitgekriegt, doch er wusste dass der Vogel ein Freund von Williams war, und versuchte diesmal tapfer zu sein. Mit aller Kraft klammerte er sich an den Schnabel des Vogels. Dafür hatte er doch so lange trainiert, um einen besonders starken Stiel zu kriegen. Dennoch musste er sich Mühe geben, um nicht wie ein Mädchen zu kreischen. Nach einem kurzen Flug, wurde er nun vor dem riesigen Tor des Birnenlandes behutsam abgesetzt.
Er bedankte sich kurz bei dem netten Vogel, und war mächtig stolz auf sich. Immerhin hatte keiner bemerkt dass er unglaubliche Angst hatte bei dem Flug. Mit grossen Augen starrte er auf das riesige Birnenförmige Tor. Noch nie in seinem Leben, hatte Macho ein so wundervolles Tor gesehen. Gut, wenn er es sich recht überlegte, hatte er überhaupt noch nie ein Stadttor gesehen. Aber bestimmt war das hier, das schönste auf der ganzen Welt. Seine Blicke konnten sich nicht mehr davon lösen. Bei so viel Schönheit vergaß er die ganze Umwelt um ihn herum.
In der Zeit flog die Elster zurück zu ihren anderen Freunden, setzte sich da auf den Boden und atmete etwas schwer. Seine erste Fracht hatte sie zwar erfolgreich ans Ziel gebracht, dennoch war die Birne schwerer gewesen, als sie sie eingeschätzt hatte. Nachdem sie sich kurz ausgeruht hatte, nahm sie nun den zweiten Flug in Angriff. Behutsam nahm sie nun den Stiel von Schwubi in den Schnabel, klemmte ihn fest ein und erhob sich mit ihm in die Lüfte. Die verpeilte Birne, hatte bis dahin noch nicht einmal den Vogel wahr genommen. Laut schrie er aus tiefster Kehle:" Hilfe, ich werde entführt!" Seine Birnenfreunde, die noch auf dem Hügel standen, lachten laut. Williams versuchte ihm zu erklären dass die Elster ihnen helfen würde, doch dieser hörte das nicht, zappelte mit allem ihm zur Verfügung stehende, und schrie dabei laut. Der Vogel hatte grosse Mühe, ihn festhalten zu können. Um ein Haar, hätte er die Birne fallen lassen. Da dieser seinen Schnabel nicht öffnen konnte, weil er damit den Stiel festhielt, konnte er ihr gar nichts erklären. Mit Mühe und Not, flog er die widerspenstige Birne ebenfalls bis vor s Tor. Da setzte er ihn ab, und atmete so heftig, dass man b einahe darum bangen musste, dass diesem nächstens die Luft ausging. Nun war Macho auch geistig wieder anwesend. Er lachte und sagte der verpeilten Birne:" Das hier ist doch die Elster, unser Freund. Sie hat uns geholfen, damit wir es schaffen ins gelobte Birnenland zu kommen." Erst jetzt betrachtete Schwubi den Vogel näher, und fing nun auch an zu lachen. Dann entschuldigte er sich für seine Wehr, und lief leicht rot an, vor Scham. Die Elster musste nun wirklich lachen und sagte dann:" In all den Jahren, habe ich noch nie, eine Birne so schnell reifen sehen. Doch im Moment siehst du eher aus wie ein reifer Apfel." Schwubi und Macho lachten laut mit. Die Elster flog nun wieder hinüber zu den anderen Freunden, und suchte nun eine neue Möglichkeit die Birnen zu transportieren. Schliesslich wollte er nicht, dass einer von ihnen etwas passieren würde. Ohne sich zu setzen, um krallte sie mit ihren Füssen vorsichtig die zarte Gestand von Melissa, und flog mit ihr, ohne weiter Zwischenfälle an s Stadttor, legte sie sanft auf den Boden und flog zurück. Wie es nun schien, war diese Methode, viel einfacher, als wenn sie den Stiel in den Schnabel nahm. Ohne ausruhen zu müssen, krallte sie sich Säuerling. Wie immer konnte er sich nicht freuen sondern meckerte während des Fluges:" Wenn du mich fallen lässt, kannst du etwas erleben!" Drohte er der Elster. Doch sie wusste, wie alle anderen Birnen auch, dass er einfach einmal mehr Angst hatte, und so eine Möglichkeit gefunden hat, es zu verbergen. Deswegen nahm sie ihm diese Aussage nicht übel. Als nächster war Solois dran. Wie schon bei den Vorgängern, um krallte sie seinen Körper. Als sie nun hoch in der Luft waren, schrie dieser voller Todessehnsucht: "Jetzt, lass mich fallen!" Die Elster konnte aber nichts verstehen, da ihr gerade der Wind durch die Ohren pfiff. Als sie ihn dann behutsam vor dem Stadttor nieder liess, war er doch froh, dass sie nicht auf sein Schreien reagiert hatte. Ohne weitere Zwischenfälle holte sie nun als Letzten Williams ab. Ruhte sich dann kurz bei ihren Freunden aus. Alle bedankten sich noch einmal herzlich bei dem gutmütigen Vogel. Nun verabschiedeten sie sich alle innig von ihm. Immerhin hatte er ihr unlösbares Problem gelöst. "Wenn wir dir irgendwann einmal helfen können, lass es uns wissen. Wir tun das gerne, wenn wir können." Sagte Williams nun im Namen von Allen. Seine Begleiter nickten heftig. Nun flog die Elster davon, und während sie schon im Flug war, winkte sie mit dem einen Flügel immer wieder ihren Birnenfreunden. Es war durchaus möglich, dass er sie nie wieder sehen würde. Gerne hätte er sie in die Stadt hinein geflogen, doch irgend etwas sagte ihm, dass dies für ihn gefährlich hätte werden können. Der Vogel dachte nicht weiter darüber nach, und begab sich in sein trautes Heim.
Da standen sie nun, die sechs Freunde. Sie waren am Ziel angekommen. Doch wie öffnete sich nun dieses Tor?
Immer noch fasziniert, starrten sie es an. Es war so gewaltig gross, und von einer unsagbaren Schönheit, dass keiner von ihnen eine Ton von sich gab. Es war schon beinahe dunkel geworden als Williams als erster wieder zu Wort kam :" Nun sind wir da." Zaghaft klopfte er ans Tor. Keine Antwort erfolgte. Nun klopfte er etwas heftiger. Nichts rührte sich.
Melissa die etwas mutiger war, klopfte heftig dagegen und schrie dabei laut mit ihrer süssen Stimme :" Hallo, ist hier jemand?" Da immer noch nichts passierte, erwiderte sie es immer wieder. Jedes mal etwas lauter und heftiger.
Laut quitschend, ging nun das Tor einen Spalt auf, und eine grosse, gut gebaute, reife Birne trat zu Ihnen. Wider ihrer Erwartung, war diese nicht sehr erfreut, sie zu sehen. "Was stört ihr unsere Ruhe?" Fragte diese ziemlich unfreundlich. "Hallo, ich bin Williams. Meine Freunde und ich, haben den weiten Weg hier her angetreten, um bei euch ein neues Leben anfangen zu können." Ziemlich böse, hörte sich das lachen an, das die ausgereifte Birne nun von sich gab. "Ihr seit doch alle noch grün hinter den Ohren. Zu dieser Stadt hat nur Zugang, wer schon reif ist. Nur wer dann noch unversehrt ankommt vor unseren Toren, darf eintreten und sein Leben mit uns verbringen. Doch da ihr alle noch unreif seit, müsst ihr vor dem Tor verharren bis ihr so weit seit. Falls euch in dieser Zeit etwas zustösst, werdet ihr es wohl nicht schaffen, bei uns zu leben. Keiner von uns beschützt Birnen die vor unserem Land leben. Wenn ich euch so ansehe, schätze ich, dass ihr noch ein, bis zwei Tage warten müsst bis ihr reif seit. Du da, du würdest es knapp schaffen, unser Land jetzt schon zu betreten." Er zeigte dabei auf Solois. Dieser sagte aber klar und deutlich :" Ich werde dieses Land nur betreten, wenn meine Freunde mit kommen können. Sie gehören mittlerweile zu mir, und sind schon fast ein Teil von mir." Die erwachsene Birne schüttelte kurz den Kopf und sagte :" Gut. Es ist deine Entscheidung, aber falls etwas sein sollte, brauchst nur nach mir zu rufen. Ich bin der Stadttorwächter und heisse Matschi. Für alle andern kann ich leider noch nichts tun. So sind unsere Gesetze." Mit diesen Worten verschwand er wieder hinter dem Riesigen Tor, das sich sofort schloss. So hatten sich die Freunde das allerdings nicht vorgestellt. Ziemlich enttäuscht sassen sie nun vor dem grossen, geschlossenen Tor. "Was machen wir nun?" Fragte Melissa unsicher. Macho, die Kampfbirne schlug vor :" Wir stürmen das Tor. Auch wenn wir noch nicht ausgereift sind, sind wir dennoch Birnen, und haben ein Recht da zu leben." Während er redete, steigerte er sich immer mehr in die Wut hinein, die offensichtlich in ihm brodelte.
Schwubi der sich bildlich vorstellte wie sie, als kleine, unausgereifte Birne nun gegen das Tor laufen, und sich Beulen dabei schlagen, musste nun laut lachen. Alle Anderen, fanden die Situation aber nicht so lustig. Mittlerweile war es schon dunkel, und ziemlich kalt geworden. zumindest war es viel kälter, als sich es die sechs Freunde gewohnt waren. Melissa, die sich mittlerweile etwas umgesehen hatte, fand ganz in der nähe des Tors, eine kleine Höhle. Bestimmt war es darin ziemlich eng, wenn sie da alle unter kommen mussten. Doch immerhin wären sie nicht ungeschützt der Witterung und den wilden Tieren ausgesetzt gewesen. Sofort rollte sie zu Williams und machte ihn darauf aufmerksam. Dieser fand die Idee toll, und wies die andern Birnen an, sich mit ihm zusammen in dieser Höhle nieder zu lassen. Ohne Widerspruch folgten sie dem Birnenführer. Es blieb ihnen sowieso kaum eine andere Möglichkeit übrig. Wie schon erwartet, lagen sie nun eng neben einander. Keiner ausser Williams, der zu äusserst am Eingang lag, hatte die Möglichkeit, sich grossartig zu bewegen. Doch eigentlich machte es niemandem von ihnen wirklich etwas aus, denn die Hauptsache war doch, dass sie geschützt waren, und nicht frieren mussten. So legten sie sich nun zur Ruhe. Trotz der Enttäuschung, hatten sie das Bewusstsein, dass wenn sie reif waren, sie in dieses wundervolle Land eintreten konnten, und sich da ein schönes Leben machen zu können. Manchmal musste man sich im Leben etwas gedulden. Doch keiner wusste das so genau wie es die Birnen und andere Früchte wissen. Nur die geduldigen Früchte, schaffen es reif zu werden. Alle andern werden schon vorher vom Winde verweht oder gar mit Würmern befallen.
Der Morgen graute, doch Williams war nicht mehr zum Schlafen zumute. In ihm war eine Mischung von Verwirrtheit, Enttäuschung und Freude. So unruhig wie die letzte Nacht, hatte er wohl noch nie geschlafen. Immer wieder fragte er sich, ob sie es schaffen würden, reif zu werden, und dabei gesund zu bleiben. Es hatten ihn tief beeindruckt wie Solois, der doch die ganze Zeit, wo sie noch auf dem Baum gelebt hatten, doch nur an sich gedacht hatte, und sich immer wieder bemitleidete, nun so klar zu ihnen stand. Genau von ihm hätte er es am wenigsten erwartet, dass dieser so reagiert. Heimlich war er stolz auf ihn. Insgeheim hoffte er, dass dieser seine depressive Phase überwunden hatte. Doch wie konnte er nur übersehen dass einer von seinen Freunden nun schon reif war? Das wiederum gab ihm zu denken. War er doch kein guter Anführer gewesen? In Gedanken versunken rollte er durch die nähere Umgebung. Zerrissen zwischen Faszination und Selbstvorwürfen. Er hätte sich auf jeden Fall, vorher besser informieren sollen. Doch nun war es schon zu spät. Es gab nichts mehr, was er hätte rückgängig machen können. Was war wenn einer von ihnen doch noch angegriffen würde? Dann würde er sich wohl sein Leben lang Vorwürfe machen und könnte nicht mehr in Ruhe und Frieden leben.
Unerwartet stand nun plötzlich Melissa vor ihm. Vor lauter Gedanken, bemerkte er sie am Anfang gar nicht. "Guten Morgen." Strahlte sie ihn freundlich an. Leicht zusammen schreckend blieb er stehen. Sah in ihre strahlenden Augen, und vergass für einen kurzen Augenblick seine ganzen Sorgen. Sie redete fröhlich weiter :" Hast du gestern gesehen dass Matschi, Beine und Arme hat?" Erstaunt sah Williams sie nun an. Es war ihm wirklich nicht aufgefallen. Unsicher schüttelte er den Kopf. "Ich glaube wenn wir reif sind dann kriegen wir auch Arme und Beine." Strahlte sie ihn weiter an. "Kann sein. Doch ich würde nicht damit rechnen. Vielleicht haben ja nur Torwächter Arme und Beine." Doch Melissa liess sich nicht von der Vorstellung abbringen.
Plötzlich starrte sie ihn an wie vom Blitz getroffen. "Wow!" sagte sie nach einer Weile. Immer noch war Williams nicht bewusst, was sie ihm sagen wollte. Verwirrt sah er sie an. "Du bist reif!" Sie starrte ihn immer weiter, fasziniert an. Nun sah Williams an sich herunter. Er konnte nichts außerordentliches an sich feststellen, ausser, dass seine haut wohl etwas gelber war, als gestern noch. "Ach was. Ich bin vielleicht etwas reifer als gestern, aber das bist du doch auch." Beruhigte er sie. Bestimmt hatte sie Angst, er würde nun hinter den Toren der Stadt verschwinden. Doch er hatte in dem Bezug die gleiche Einstellung wie Solois. Dies vermittelte er ihr jetzt in vollem Masse. "Komm her." rief sie ihn. "Hier ist eine Pfütze, in der kannst du dich spiegeln." Williams rollte ganz nahe an sie heran. Erwartungslos sah er in die Pfütze. Das Spiegelbild dass sich ihm bot, liess ihn zum staunen bringen. Tatsächlich, er sah richtig erwachsen aus. Sein vor einigen Tagen, noch unförmiger Körper, hatte eine elegante Birnenform. Heimlich machte ihn sein Aussehen stolz. Ja doch, er sah wirklich toll aus. Immer wieder starrte er noch ungläubig in diese Pfütze. Aus ihm war eine stattliche Birne geworden. "Du hast recht." Stammelte er nach einer Weile. Doch du weisst, es ändert nichts an meiner Einstellung.
Ihm fiel allerdings auf, dass Melissa ihn nun immer wieder sehr lieb ansah. In einer ganz anderen Weise als bisher. Sie wirkte leicht verliebt, und noch viel schöner, als er sie bis jetzt in Erinnerung hatte. Jetzt wo er sie genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass sie viel weiblichere Züge im Gesicht hatte, als noch vor einigen Tagen. Und dennoch hatte sie etwas sanftes, schon fast kindliches an sich. Nun fiel ihm auf, dass sie einen Hauch, des Charmes eines Apfels hatte. Es war bekannt, dass Apfeldamen doch viel liebenswerter erschienen als Birnendamen. Vielleicht lags bei Melissa aber an der Mischung, denn so eine süsse Frucht, hatte er noch nie gesehen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie wohl auch reif war. Ungläubig starrte er sie lange an, und löcherte sie fast mit seinen Blicken. Sie wiederum wusste nicht warum er sie nun auf einmal so eigenartig ansah. "Was guckst du so eigenartig?" fragte sie, und grinste dabei frech. "Mir ist rade eben bewusst geworden, dass du auch reif bist." Stotterte er. Um den Satz auszusprechen brauchte er mindestens fünf Anläufe. Verlegen sah er sie weiter an und stotterte weiter :" Du bist wunderschön." Verschmitzt grinste sie, und meinte. Das sagst du doch jetzt nur, weil du zu einer stattlichen Birne geworden bist. Er hatte seine Stimme wieder voll im Griff, als er sagte :" Nein, sieh in die Pfütze, dann weisst du s." Erst jetzt betrachtete sich auch Melissa in der Pfütze, und staunte selber über ihr Aussehen. Sie bekam leicht rote Wangen, die ihr allerdings so richtig standen, und ihre Schönheit noch mehr zum Vorschein brachte. Darauf wechselten die beiden, lange, intensive Blicke. Wäre jemand daneben gestanden, hätte er mit eindeutiger Sicherheit sagen können, dass sich die Beiden in einander verliebt hatten. Doch die zwei, merkten das zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das einzige was sie sicher wussten war, dass sie sich gegenseitig anzogen.
Nun war es Zeit, zurück zur Höhle zu gehen, denn mittlerweile war sie Sonne schon heftig am Scheinen. Als sie aber da an gerollt waren, hörten sie, wie sich die anderen Birnen unterhielten. Im Gegensatz zu sonst, gab es heute Morgen keine Machtspielchen zwischen Macho und Säuerling. Im Gegenteil, sie alberten zusammen herum, wie wenn sie seit Ewigkeiten die besten Freunde wären. Auch Solois und Schwubi, beteiligten sich lebhaft an dem Gespräch. Bis jetzt war den beiden Neuankömmlingen noch nicht bewusst, worum es ging, aber beide waren erfreut, dass die Unterhaltung locker, und ohne Konkurrenz war. Nur ungern unterbrach Williams dieses Gespräch, doch er tat es. Schliesslich brauchten die anderen Birnen die Sonne, damit sie ganz schnell reif werden konnten. "Kommt meine Freunde. Setzt euch an die Sonne. Sie scheint so herrlich, es wäre eine Schande, den Tag am Schatten zu verbringen." Forderte er sie nun freundlich auf. Wie es schien, musste dieser Tag einfach gut werden.
Ohne Wiederworte, rollten sich nun eine Birne nach der anderen an die Sonne. Machten sich da breit und unterhielten sich weiter angeregt. Wie sich jetzt herausstellte, ging es um die Wolken. Keiner wusste so genau ob sie lebten, oder nur ein Objekt waren, so wie zum Beispiel Traktoren, die keinen Schmerz verspüren konnten. Dies wiederum wussten sie von einem der Spatzen, die sich immer auf James getummelt hatten. Derjenige der ihnen das erzählt hatte, war wohl einmal gegen einen Traktor geflogen, und hatte sich da beinahe den Flügel gebrochen. Doch der Traktor hatte sich weder entschuldigt, noch hatte er ein schmerzverzerrtes Gesicht.
Keinem der anderen Freunde war aufgefallen, dass Williams und Melissa nun auch reif waren. Viel zu sehr waren sie mit der Unterhaltung beschäftigt.
Erstaunt bemerkte Williams nach einer gewissen Zeit, dass Schwubi wohl auch schon reif war. Vorsichtig schubste er Melissa an, und flüsterte ihr seine neuen Erkenntnisse zu. Schliesslich wollten er die Anderen nicht bei ihrer Unterhaltung stören. Melissa erkannte es daraufhin sofort und jubelte leise vor sich hin. Flüsterte dann Williams leise zu :"Nun haben wir s schon bald geschafft." "Ja." Freute ich Williams mit ihr. "Doch Macho und Säuerling, sehen doch etwas unreif aus." Sie lachten beide leise. Es war offensichtlich, dass sie sich gut verstanden. Es war bestimmt mehr als das, doch den Rest mussten sie erst mal erkennen, und sich damit auseinander setzen. Heute war einfach alles so neu. Es war ihnen beiden ziemlich unbegreiflich, wie man sich so lange über Wolken unterhalten konnte. Da diese ihnen doch sowieso keine Antwort gaben, würden sie wohl dieses Geheimnis nie lüften können.
Ohne Vorwarnung schrie nun Macho laut und erfreut auf. "Schwubi, du bist reif!" Dabei lachte er laut und freundlich. Es war nicht zu übersehen, dass er sich unheimlich freute. Nun starrten die restlichen Freunde Schwubi an, er fühlte sich wie ausgestellt. Melissa und Williams mussten auch lachen. Die ganze Situation gerade, war einfach lustig.
Schwubi aber, um abzulenken von sich, deutete auf Williams und Melissa. "Seht bloss, die sind auch Reif." Die beiden lachten aber immer noch. Schliesslich wussten sie es doch schon. "Nun liegt es an uns, Kumpel, dass wir auch noch reif werden." Sagte Säuerling zu Macho und lächelte dabei säuerlich. Schnell rollten sie sich auf den Fleck Erde, wo die Sonne im Moment am meisten drauf schien. Williams bezweifelte aber heimlich, dass Macho so schnell reif wurde. Er war immer noch ziemlich klein und unförmig. Doch sagte er nichts dazu, um ihn nicht zu entmutigen.
Dem Tor, das sie gestern noch so toll fanden, schenkten sie heute keinerlei Beachtung. Für sie alle war es klar, dass sie den Torwächter erst riefen, wenn sie alle reif genug waren. Doch wenn sie Macho betrachteten, konnte es sich noch um einige Tage handeln, bis der grosse Augenblick kam.
Die Sonne stand hoch über ihnen am Himmel, deswegen war ihnen klar, es war Mittag. Zufrieden, liessen sie sich diese auf den Bauch scheinen. Die Atmosphäre war entspannt wie noch nie zuvor. Von Weitem, hören sie ein lautes Summen herannahen, beachteten es aber nicht weiter. Erst als die riesige Hummel vor ihnen herum flog, und dabei brummte :"Lecker." Gerieten die Freunde in Panik. Nervös flog diese nun um Melissa herum, und versuchte sich auf sie zu setzen. Sie schüttelte sich mit allen Kräften, doch die Hummel schaffte es immer wieder kurz, sich auf sie zu setzen. Jedes mal wenn sie versuchte zu einem Biss an ihr, anzusetzen, musste sie wieder fliegen, weil Melissa sich so heftig wehrte. "Du bist aber ein widerspenstiges Ding." Summte die Hummel, und lachte dabei. "Ich mag wilde Biester." Williams der anfangs etwas unsicher dem ganzen Treiben zusah, entschloss sich nun, ihr zu helfen. Voller Wucht versuchte er immer wieder, mit seinem Stiel auf die Hummel einzustechen. Doch da er in so was keine Übung hatte, traf er immer daneben. Die Hummel machte sich nichts weiter daraus. Irgendwie war das wohl eine Abwechslung für sie. Immer wieder lachte sie mit ihrer tiefen Stimme und versuchte es auf s Neue. Die anderen Birnenfreunde wussten beim besten Willen nicht, wie sie Melissa hätten helfen können. Hilflos beobachteten sie das Treiben, mit der Hoffnung, dass sie Hummel irgendwann müde werden würde, und dann aufgab. Doch leider machte die stürmische Hummel immer weiter, und je länger das Treiben ging, um so mehr schien es ihr Spass zu machen. Melissa war schon leicht ermüdet, auch wenn sie nicht aufgab, reagierte sie schon nicht mehr ganz so schnell. Auch Williams wurde langsam müde. Trotzdem er schon so oft ausgeholt hatte, hatte er bis jetzt nicht ein einziges mal getroffen. Das depremierte ihn ganz schön. Dennoch gab er nicht auf. Unverhofft hörte er von Weitem eine ihm bekannte Stimme. Im Moment konnte er sie noch nicht wirklich einordnen, aber er wusste, es ist ein Freund. Die Stimme rief :"Haltet durch, ich bin gleich bei euch." Melissa schaffte es kaum noch, sich zu wehren, und auch Williams war nun am Ende seiner Kräfte. Da lag ein grosser Schatten über ihnen. Die Hummel hörte plötzlich auf mit lachen und suchte schnellstens das Weite. Dann sass der Schatten neben ihen. Es war die Elster. Wie es schien, ist sie gerade noch rechtzeitig erschienen. "Danke du liebe Elster. Sagte Melissa, die völlig außer Atem war. "Du hast mir grade das Leben gerettet." "Ich hab das doch gern gemacht." Antwortete sie freundlich. "Du bist aber wunderschön geworden." Fügte sie nun hinzu. "Es wäre ein Jammer gewesen, wenn diese dicke, hässliche Hummel dich angebissen hätte." Nun rollte auch Williams zum Vogel hin und bedankte sich bei ihm. Die anderen Birnenfreunde jubelten laut vor Freude und Erleichterung. "Ich werde heute Nachmittag immer wieder ein Auge auf euch werfen, damit euch nichts passiert. Doch sagt mal, wieso sonnt ihr euch vor dem Tor, und nicht hinter ihm? Da wärt ihr doch in Sicherheit." Williams erzählte ihm nun, was gestern Abend noch vorgefallen war. Und dass sie alle erst eingelassen würden, wenn sie reif wären. Die Elster verstand zwar die Logik dieser Bedingungen nicht, aber versprach, heute immer wieder vorbei zu kommen und auf sie anzupassen. Dann verabschiedete sie sich von ihren sechs Freunden, und flog wieder weiter.
Nachdem sich Melissa und ihre Freunde von dem Schrecken erholt hatten, entspannten sie sich nun langsam wieder. Doch nun wurde ihnen langsam bewusst, wie gefährlich eine reife Birne doch lebte. Angestrengt dachten sie darüber nach, wie sie sich in Zukunft vor solchen Angriffen schützen konnten. Auch wenn ihnen bewusst war, dass sie sich nie vor allen Angriffen schützen konnten, wollten sie wenigstens eine kleine Sicherheit haben. Sie konnten nicht immer darauf gehen, dass gerade in dem Moment, in dem sie einer Gefahr ausgesetzt waren, die Elster vorbei flog, oder sonst einer ihrer Freunde. Bei der ganzen Unterhaltung die sie nun führten, wurde Williams bewusst, dass jetzt wo die meisten von ihnen Reif waren, Summer wohl auch kein Freund mehr von ihnen war. Bestimmt war er genauso gierig auf ihren Saft, wie die Hummel eben es war. Selbst Macho, der bis eben, immer davon erzählte wie toll er doch kämpfen konnte, und wie viel Muskeln er hatte, wurde wohl nun der Ernst der Lage bewusst. Vermutlich wurde ihm jetzt sogar klar, dass all sein trainieren umsonst war. Trotzdem dass sie sich alle wirklich sehr bemühten, eine Lösung für ihr Problem zu finden, fiel ihnen nichts effektives ein. Langsam verliess sie der Mut. Konnte es wirklich sein, dass sie es bis vor die Pforten des gelobten Birnenlands geschafft hatten, um im Endeffekt kurz vor ihrem Ziel verspeist zu werden?Mitten in all den Gedanken und Gesprächen, stand nun die Elster wieder neben Williams. Freundlich sagte sie zu ihm :" Mach dir keine Gedanken. Nun sind doch alle ausser Macho reif. So wie ich das einschätze, wird er bis es dunkel wird, auch noch seine Reife erlangen." Erstaunt sah Williams seinen Vogelfreund an. Dann glitt sein Blick zu Säuerling. Tatsächlich, auch er war nun schon reif. Oder zumindest an der Grenze dahin. Dann schweifte sein Blick weiter zu Macho. Auch dieser hatte schon ziemlich viel Farbe auf seiner Haut, im Vergleich zu heute morgen. Doch seine Form, war noch nicht wirklich die, einer Birne. Als ob der Vogel die Gedanken von Williams lesen konnte, sagte er beruhigend zu ihm :" Nicht alle Birnen, erlangen die gleiche Form. Macho sieht halt etwas anders aus, aber ich bin mir sicher dass der Pförtner des Birnenlandes, die gleiche Ansicht hat wie ich. Bestimmt kennt er das auch von anderen, reifen Birnen. Bis heute Abend werde ich auf euch aufpassen. So wie es scheint, seit ihr bis heute Abend alle reif genug, um in euer Land einzutreten."
Dankbar sah Williams nun seinen Freund an. "Danke. Du bist ein richtiger Freund." Sagte er aus tiefstem Herzen. Der Vogel krächzte nur freundlich, sagte aber nichts weiter dazu.
Langsam verschwand die Sonne hinter den umliegenden Hügeln. Melissa bewunderte den Sonnenuntergang. Die Elster verabschiedete sich von ihren Freunden um wie jeden Abend, nach hause zu fliegen. Ohne dass sie irgend etwas getan hätten, öffnete sich plötzlich das riesige Tor. Mit strammem Schritt, kam der Torwächter Matschi zu ihnen. Ohne ein Wort zu verlieren begutachtete er jeder der Birnen einzeln. Sie fühlten sich wie ein Stück Fleisch, das beim Metzger liegt, und der Kunde noch nicht sicher ist, ob er s kaufen will, oder nicht. betonungslos sagte er :" Meiner Meinung nach, seit ihr alle nun reif. Doch die Dame können wir leider nicht in unserem Land aufnehmen." Verwirrt sehen ihn die Birnenmänner an. Er kam ihren Fragen zuvor und redete weiter :" Anscheinend habt ihr s, noch nicht bemerkt, aber das ist keine echte Birne. Ich weiss zwar nicht genau, was für eine Mischung sie ist, aber ich weiss auf jeden Fall, dass sie keine reinrassige Birne ist. Alles was keine Birne ist, wird in diesem Land nicht geduldet." Genau so streng wie er redete, war auch sein Blick. Jetzt erst fiel Williams auf, dass Matschi wirklich echte Beine und Arme hatte. Mit diesen fuchtelte er nun wild herum.
Unsicher sahen sich nun die Freunde an, während Melissa den Tränen nahe war.
Williams nahm nach dem ersten Schock, allem Mut zusammen und sagte in klarem, unerbittlichen Ton :"Sie gehört seit sie klein ist zu uns, ist auf unserem Birnenbaum mit uns aufgewachsen, wir tun keinen Schritt ohne sie." Schief sah der Torwächter ihn von der Seite an. Überlegte kurz und sagte dann nicht mehr in ganz so hartem Ton :"Dann muss ich mich wohl geirrt haben. Die Natur hat eben auch ihre Launen. Es tut mir Leid mein Fräulein, es war nicht meine Absicht sie zu beleidigen. Nun tretet ein bevor es ganz dunkel wird." Mit einer höflichen Geste bat er die Freunde, durch das Tor zu treten. Voller Freude folgten sie ihm.
Sobald die sechs Freunde eingetreten waren, schloss sich das Tor wieder. Den Anblick den sie im Inneren erwartete, machte sie völlig sprachlos. Überall wo sie hinsahen leuchteten viele bunte Lichter. Wenn man diese genauer betrachtete, waren das alles leuchtenden Birnen. Diese schienen mit ihrer Aufgabe glücklich zu sein, so dachten sich die Freunde, sonst würden sie wohl kaum so leuchten. Es gab viele verschiedene Birnen, die durch die Stadt liefen und sangen. Melissa schubste Williams leicht an :"Siehst du, ich hab dir doch gesagt, die haben alle Arme und Beine." der Birnenanführer nickte nur stumm und staunte weiter. Die Häuser die da standen, waren alle Binenförmig. Mitten im Getümmel der fröhlichen Birnen, entdeckten sie einen Birnenmarkt. Da wurden viele tolle Dinge verkauft wie zum Beispiel Spielzeuge für Birnen, Kleidungsstücke für Birnen und sogar Taschen für die modere Birnenfrau. Bevor sie sich weiter umsehen konnten, kam Matschi zu ihnen hin und führte sie in ein grosses, nahe gelegenes Gebäude, das genauso Birnenförmig war die alle Anderen Häuser auch, nur einfach viel grösser. Vor dem Eingang des grossen Hauses stand eine in eine goldene Rüstung gekleidete Birne. "Dass hier ist eine Sichheitsbirnte." Klärte Matschi die Neuankömmlinge auf. Diese Staunten darüber, dass eine einzelne Birne so toll glänzen konnte, wussten aber nicht wirklich etwas anzufangen mit der Aussage, Sicherheitsbirne.
Im Riesigen Raum, den sie jetzt betraten, stand mitten drin eine komische Maschine. Keiner der Freunde wusste so genau, was das war. Doch sie waren an ihrem Ziel angekommen. Alles Andere würden sie bestimmt noch lernen. Eine Birne mit einer Brille auf der Nase, und etwas angegrauten Haaren um den Stiel, empfing sie freundlich :" Herzlich willkommen im Birnenland." Sagte er nett, und Herzlich. "Ich bin der Professor. Vor vielen Jahren habe ich diese Maschine hier entwickelt. Dank ihr, haben alle Birnen im ganzen Land, ausser den Glühbirnen, Arme und Beine. Dank denen wir Birnen auch ein normales Leben führen können, wie alle anderen Lebewesen auch." Melissa freute sich wie ein kleines Apfelmädchen, und rollte genauso Wild durch die Gegend vor Freude. Nur mit viel Mühe, konnte Williams sie stoppen. Der Professor sah Melissa etwas eigenartig an, sprach dann aber mit ruhiger Stimme weiter. Die Glühbirnen, sind die Birnen die Böses getan haben, deswegen müssen sie bis zu ihrem Ende, leuchten. So ist es uns möglich, eine friedliche Birnenwelt zu schaffen. Aber ihr werdet jetzt alle erst einmal einzeln in meine Maschine gesteckt. Diese wird ergründen ob ihr wirklich lieb seit. Wer diesen Test nicht besteht, wird direkt zur Glühbirne weiter verarbeitet. Wer aber den Test besteht, der bekommt Arme, Beine, Hände und Füsse. Ängstlich sahen Williams und Melissa einander an. Ihre Blicke glitten dann zu Macho und Säuerling. Insgeheim hofften sie, dass diese Maschine sie alle als lieb empfinden würde. Als erster bat der Professor Williams, in die Maschine einzutreten. Dieser nahm allen Mut zusammen und trat ein, während all seine Freunde draußen um ihm Bangten.
Im Inneren der Maschine war es dunkel. Viele bunte Lichter umkreisten ihn. Die Anführerbirne empfand den Aufenthalt da drin als äusserst angenehm. Musik untermauerte die fröhlichen Lichteffekte. Nach sehr kurzer Zeit, bimmelte eine leise Glocke, und liess ihn in einen kurzen, intensiven Schlaf verfallen. Als er kurz darauf wieder wach wurde, hatte er Arme und Beine, Hände und Füsse. Es war ein angenehmes Gefühl, Gehen zu können ohne rollen zu müssen. Strahlend kam er aus der Maschine gelaufen und umarmte mit seinen neuen Armen direkt seine Melissa. Überwältigt sah sie ihn an. "Ich hab es dir gesagt." strahlte sie ihn an. "War es schlimm in der Maschine ?" Fragte sie ihn neugierig. Williams schüttelte heftig den Kopf. "Nein, im Gegenteil. Es ist super angenehm. Ich glaube wir haben hier alle nichts zu befürchten. Da sind viele toller bunte Lichter, und eine angenehme Melodie, und dann macht man ein kurzes Schläfchen, und wacht darauf mit Armen und Beinen auf." Nun freute sich Melissa schon, bis sie dran kam.
Der Professor bat als nächstes Solois in die Maschine einzutreten. Gespannt warteten all seine Freunde, bis er wieder heraus kam. Vor lauter Aufregung waren sie ziemlich unruhig. Der Professor betrachtete die Birnenfreunde gespannt, und musste immer wieder zwischendurch schmunzeln. Er war sich sicher, dass sie alle den Maschinentest bestehen würden. Selten hatte er so freundliche Birnen erlebt, die so sehr auf einander aufpassten. Während sie warteten erklärte ihnen nun der Professor :"Nur bei reifen Birnen, geht es, ihnen Arme und Beine wachsen zu lassen. Deswegen hat der Birnensenat bestimmt, dass nur ausgereifte Birnen in unser Land einreisen dürfen." Jetzt war den Freunden klar, wieso sie gestern nicht eingelassen wurden. Endlich bekam das ganze Verhalten hier eine kleine Logik.
Lachend, mit zwei Beinen und zwei Armen kam nun Solois aus der Maschine heraus gerannt. "Ich kann gehen!" freute er sich und hüpfte wie ein wild gewordenes Reh durch die Gegend. Jetzt bekamen auch Säuerling und Macho wieder Mut. Wenn es beim Solois der doch immer so depressiv war, geklappt hatte, mussten sie bestimmt auch nicht Bangen, das ihnen etwas zustoßen würde in der Maschine.
Der Professor sprach nun Macho direkt an :" Nun bist du dran. Ich merke schon, du bist unsicher. Aber glaub mir, du hast nichts zu befürchten." Zaghaft betrat nun Macho die kleine unförmige Birne, die ihm noch ungeheure Maschine. In der Zeit während dieser abwesend war, klatschten Solois und Williams immer wieder mit den Händen ein. Sie konnten es kaum fassen, dass sie nun wirklich Arme, Füsse, Hände und Beine hatten. Diese Freude sprang auf die Anderen über. Selbst der sonst eher Ernste Professor strahlte. Er hatte schon viele Birnen gesehen, die mit Armen und Beinen aus seiner Erfindung heraus gekommen waren, doch noch nie hatte er so viel Freude erlebt, wie bei diesen Freunden. Ihm war durchaus bewusst, dass Birnen eigentlich keine Rudelfrüchte waren. Doch bei diesen Birnenfreunden hier, widerlegte sich irgendwie seine These. Er fand es aber erfreulich. Bis jetzt war er s nur gewohnt, dass jede Birne für sich selber lebte, und möglichst wenig Kontakt mit den Anderen hatte. Den meisten war es ziemlich egal, wie es den anderen Birnen dabei ging. Diese neue Erfahrung bereicherte ihn.
Die kleine unförmige Birne kam singend und tanzend aus dem grossen Etwas heraus und fing laut an zu jubeln:"Yeah, ich habs geschafft!" Seine Freunde jubelten mit ihm, und hatten dabei freudige Gesichter. Auch bei Schwubi und Säuerling verlief die Prozedur ohne weitere Zwischenfälle. Doch auffallend war bei der ganzen Sache, dass selbst Säuerling der doch vorher mehrheitlich skeptisch und unzufrieden war, voller Freude aus der Maschine heraus kam. Nun kam Melissa dran. Auch sie freute sich unheimlich, nun endlich Arme und Beine zu kriegen. Mit diesem Gedanken trat sie in das Innere der Maschine vom Professor. Ihre ganzen Freunde, feierten, und jubelten, weil sie so glücklich darüber waren, nie wieder rollen zu müssen, Arme und Beine zu haben und nun richtig Leben zu können, ohne immer auf die Hilfe der Andern Lebewesen angewiesen zu sein. Es dauerte sehr lange, und Melissa war immer noch in dieser Maschine. Langsam wurde Williams unruhig. Er trat von einem Bein auf das Andere. Hoffentlich ging auch bei ihr alles glatt. Je länger das Ganze dauerte, um so unsicherer wurde er. Plötzlich löste die Maschine einen lauten Alarm aus. Der Professor runzelte die Stirn. Es konnte doch nicht sein, dass ausgerechnet die Süsseste aller Birnen, böse war. Von aussen fing die Maschine nun an rot zu blinken. Keiner der Freunde hatte eine Ahnung was nun passierte. Nur eins war klar, es bedeutete nichts gutes. Mit Falten auf der Stirn, betrat der Professor nun selbst die Maschine. Die Birnenjungs waren sehr aufgeregt und hatten alle Angst um Melissa. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Lange warteten sie. Ihre Hoffnung dass Melissa heile wieder heraus kam, schwand von Minute zu Minute. Jede Minute erschien für die Birnenfreunde besonders lange. Doch da, endlich kam auch Melissa und der Professor aus der Maschine heraus. Auch sie hatte zwei Arme, zwei Beine, Hände und Füsse wie ihre Freunde auch. Lachend und Kopfschüttelnd ging der Professor an ihrer Seite. "Alles in Ordnung bei dir?" fragten die draussen wartenden, gleichzeitig, wie im Chor. Etwas benommen lächelte sie "Ja, es ist alles in Ordnung." Doch irgend etwas war da doch nicht richtig gelaufen. Bevor Melissa anfangen konnte zu erzählen, stellte sich der Professor vor sie :" Das hab ich noch nie erlebt. Ich glaub ich muss meine Maschine überholen. Das arme Mädchen hatte auf einmal drei Arme und drei Beine. Ich frage mich nur wieso. Wenn ich nicht wüsste, dass Matschi nur Vollblut Birnen in unser Land lässt, hätte ich glatt behauptet, sie müsste ein Mischling sein. Falls dem so gewesen wäre, wäre sie hier der Höchststrafe ausgesetzt gewesen. Die ist hier, zu Schnaps verarbeitet zu werden. Nur gut dass sich diesmal nur die Maschine getäuscht hat. Diese junge Dame hat gar nichts von einem bösen Mischling." Einer nach dem Andern, ihrer Birnenfreunde, bekamen Schweissausbrüche. Zum Glück hatte keiner etwas gemerkt. "Am aller schlimmsten, sind die Birnen - Äpfel Mischlinge. Sie mogeln sich oft unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in unser Land hinein. Sie sind höchst aggressiv, und man sollte ihnen nicht trauen. Sie sind die, die hier im Lande die meisten Tumulte auslösen. Doch früher oder später fliegen sie alle auf. Ihr wisst doch wie sehr Birnen und Äpfel verfeindet sind. Die Äpfel wollten mit aller Macht dieses Land einnehmen. Schon seit Jahrzehnten kämpfen wir mit ihnen. Doch wie es scheint geben sie nicht auf." Der Professor unterbrach seinen Redeschwall. Entschuldigte sich, und sagte dann zu Melissa : "Es tut mir Leid, dass ich sie falsch verdächtigt habe. Ich bin froh dass die Maschine sich diesmal geirrt hatte. Nun hab ich endlich wieder etwas zu tun. Seit vielen Jahren hat meine Maschine nicht ein einziges Mal versagt. Wenn du ein Mischling gewesen wärst, hätte sie dich enttarnt. Bitte verzeih mir. Jetzt muss ich mich meiner Maschine widmen, und sie wieder neu in Schwung bringen, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert." Beschämt führte er nun die stumm gewordenen Freunde zur Türe, verabschiedete sich von ihnen, und widmete sich voll seiner Maschine.
Erleichtert schritten nun die sechs Freunde mitten auf den Marktplatz. Obwohl hier alles nach wie vor schön aussah, empfanden sie es doch nicht mehr ganz so schön wie eben noch. Ihre Gedanken kreisten sich um die Vorstellung, was passiert wäre, wenn Melissa enttarnt worden wäre. Williams machte sich ganz besondere Vorwürfe. Er hatte Melissa doch versprochen, dass ihr nichts passieren würde, und dass sie zu ihnen gehören würde. Nun wäre um ein Haar alles schief gelaufen. Er war sich nicht einmal sicher, ob er unter solchen Umständen hier in diesem Land bleiben wollte.
Melissa war froh, dass ihr nichts weiter passiert war, doch sie sah sich nun die fröhlich leuchtenden Glühbirnen genauer an. Mit dem Wissen was sie jetzt hatte, wurde sie bei dem Anblick traurig. Vielleicht waren sogar ihresgleichen da eingeschraubt. Verdonnert ein Leben lang zu leuchten. Sie zu befreien war unmöglich, denn Strom, der durch die Glühbirnen floss, war nicht gut für ihre Haut, es konnten Wunden entstehen. Wer weiss was dann mit ihnen allen passieren hätte können. Waren die Glühbirnen wirklich so böse? Oder passten sie nur nicht in die ach so heile Birnenwelt hinein?
Eine goldene Birne näherte sich ihnen, und forderte sie freundlich auf, ihr zu folgen. Die Freunde, die bis jetzt alle noch in ihren eigenen Gedanken vertieft waren, wurden nun zurück in die Realität geholt. "Ich hoffe euch gefällt unser Land. Ich zeige euch nun euer Haus. Es ist nichts besonderes, aber ihr werdet sehen, im laufe der Zeit werdet ihr euch auch eins, dieser wundervollen Paläste bauen lassen können. Bis dahin müsst ihr mit eurem neuen bescheidenen Heim Vorliebe nehmen." Nicht weit vom Eingang entfernt, zeigte ihnen die Sicherheitsbirne ein kleines, freundliches, birnenförmiges Häuschen. "Tretet ruhig und ungehemmt ein, es wird eures sein, bis ihr euren kleinen Palast gebaut habt." Die Sicherheitsbirne blieb lächelnd vor der Türe stehen. Wenn ihr einen Wunsch habt, oder irgend etwas wissen wollt, hier hat es eine Klingel. Wenn ihr darauf drückt, wird jemand erscheinen und euch bei was immer ihr braucht, Hilfe leisten. Nun wünsche ich euch eine geruhsame Nacht." Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihnen.
Neugierig sahen sich nun die Freunde in dem kleinen, aber sympathischen Häuschen um. Hier hatten sie viel mehr Platz, als sie es jemals zuvor, auf James hatten. Dabei empfanden sie da schon, sie hätten viel Platz. In einer kleinen Ecke standen sechs kleine Bettchen. Sie waren genau so bemessen, dass sich eine Birne darin wohlig ausbreiten konnte, ohne Angst haben zu müssen, aus ihm heraus zu fallen. Die sechs Freunde waren so müde von dem anstrengenden Tag, dass sie sich kurz darauf auf machten, und sich in die Bettchen legten und da ohne dass sie Zeit hatten, nachzudenken, entspannt einschliefen.
Schon am frühen Morgen, erwachte Melissa mit einem unguten Gefühl im Bauch. Dieses Land war wohl doch nicht das, was sie sich alle erträumt hatten. Immer wieder musste sie daran denken, was mit manchen Birnen, oder Mischlingen passierte. Sie konnte sich nicht vorstellen, genau in diesem Land, ihr restliches Leben zu verbringen. Auch wenn sie keine Lust hatte, gegessen zu werden, war ihr im Herzen, wohler bei diesem Gedanken, als in einer Welt zu leben, die von Rassismus und Bereicherung auf Kosten andere, geprägt war. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bettchen hin und her. Sie hätte gerne eine gute Lösung für das ganze Problem gefunden, aber ihr fiel nichts wirklich Sinnvolles ein.
Williams öffnete die Augen. Die Sonne lachte direkt in sein Bett, da er direkt neben dem Fenster sein schlief. Ein wunderschöner Tag erwartete ihn heute, wie es schien. Doch heimlich zerbrach auch er sich den Kopf darüber, wie das Leben hier weiter gehen sollte. Früher oder Später würden sie entdecken, dass Melissa keine Vollblutbirne war. Auf keinen Fall wollte er das riskieren. An die Konsequenzen die dadurch entstehen konnten, wollte er schon gar nicht erst nachdenken. Dafür war ihm Melissa einfach zu wertvoll. Während er in Gedanken versunken war, entdeckte er auf einmal, dass Melissa, die ganz am andern Ende des Raumes lag, auch wach war. Voller Freude stand er auf, und durchquerte den Raum. Setzte sich dann zu der Habbirne an s Bett und begrüsste sie mit einem freundlichen Guten Morgen. Auch sie strahlte unverkennbar als sie ihn sah. Einladend hielt sie ihre Bettdecke hoch, und forderte ihn auf, sich mit unter die Decke zu kuscheln. Ohne lange zu zögern, folgte er ihrer Einladung. So lagen sie nun glücklich, neben einander im Bett. Doch keiner traute sich ein Wort zu sagen, sie hatten beide Angst, sie könnten mit jedem Wort die Harmonie, die gerade zwischen ihnen bestand, zerstören.
Erst nach eine ganzen Weile, sprach Melissa das aus, was Williams eigentlich auch dachte: „Ich habe mir Gedanken gemacht über dieses Land hier. Obwohl wir mit offenen Armen empfangen wurden, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich hier leben möchte. Diese Art von Versklavung der Birnen, die nicht ihrer Norm entsprechen, macht mir Angst. Genauso wie die Tatsache dass Meinesgleichen zu Schnaps verarbeitet werden. Ich glaube kaum dass ich in diesem Land je Glücklich werden könnte.“ Ohne lange nachdenken zu müssen, stimmte Williams ihr zu „Mir geht es genauso. Doch bestimmt finden wir eine Lösung für unser Problem.“ Zweifelnd sah Melissa Williams an. Doch eigentlich wusste sie, dass er ihr bis jetzt nie etwas versprochen hatte, ohne es halten zu können. Deswegen hatte sie keinen Grund an seiner Aussage zu zweifeln.
Nach einer längeren Pause, sagte Williams, ohne weiter auf dieses Thema ein zu gehen: „Komm wir betätigen mal diese Klingel. Vielleicht bringt uns dann jemand Frühstück. Ich hab noch nie in meinem ganzen Leben gefrühstückt, aber bestimmt ist es toll zu frühstücken.“ Melissa fand die Idee gut, auch wenn sie nicht genau wusste was das ist, hatte sie genauso wie Williams auch, von den Vögeln auf dem Baum, und den Insekten gehört dass sie am Morgen immer frühstücken. Nun war es an der Zeit, es selber auch auszutesten.
Immer noch etwas verschlafen, setzten sie sich an den Tisch und betätigten die Klingel. Nach kurzer Zeit erschien in der Türe einen schon etwas schrumpeliger Apfel. „Ihr habt mich gerufen?“ unsicher verbeugte er sich vor ihnen. Dann stellte er sich vor: „ Ich bin Lars, eure Diener.“ Verwundert und leicht entsetzt, sahen ihn die beiden, am Tisch sitzenden an. „Wieso bist du eigentlich hier? Du bist doch ein Apfel.“ Stotterte Melissa unsicher. „Als ich noch ganz jung war, hab ich mich hier her verlaufen, eigentlich wollte ich ins Apfelland auswandern, denn ich hatte Angst, vor den Menschen, die die Absicht hatten, mich zu essen. Doch leider hat mir ein bösartiger Schmetterling den falschen Weg gezeigt. Seit dem bin ich hier gefangen als Diener.“ Mehr wollte der faltige Apfel nicht dazu sagen. Nun wurde Williams aktiv. Voller Wut sagte er:“ Wie können die nur so böse sein! Auch Äpfel haben doch ein Recht auf ein normales Leben.“ Melissa pflichtete der Birne mit einem heftigen Nicken bei. Lars wurde nun Tomatenrot. So etwas tolles hatte er, seit er in diesem Land war, noch nie gehört. Bis jetzt haben ihn alle nur wie ein Sklave behandelt. Die Aussage von Williams aber, rührte ihn zu tiefst. Er war den Tränen nahe. Gab es wirklich Birnen, die sozial dachten? Die nicht nur über Äpfel ab lästerten und behaupteten sie sind aggressiv? All diese Fragen schossen nun Lars durch den Kopf. Er war so richtig verwirrt.
Williams aber war noch lange nicht zu ende mit seinen Aussagen. Nur so zwischendurch überlegte er wie er seinem Ärger Luft machen konnte, ohne dass der Apfel sich davon angegriffen fühlt. Seines Erachtens hatte Lars schon lange genug gelitten. „Komm setz dich zu uns, dann unterhalten wir uns über die ganzen Probleme, die du offensichtlich hier in diesem Land hast.“ Verlegen setzte sich der faltige Apfel auf den gegenüberliegenden Stuhl und wusste gar noch nicht genau wie er anfangen sollte. „Also als ich hier ankam, wurde ich von Matschi gleich eingezogen, und zum Dienst beauftragt. Er schenkte mir zwar Arme und Beine, aber nur damit ich richtig arbeiten kann. Der Professor hat eigens dafür eine Maschine für Äpfel gebaut. Die steht im Keller, so dass die Birnen die hier wohnen, denken wir seine schon so zur Welt gekommen. Was bei vielen eures Gleichen, Neid auslöst. Zu dem haben die Führungskräfte in diesem Land das Gerücht in die Welt gesetzt, jeder Apfel sei von Natur aus aggressiv. Deswegen werden wir von den Birnen so streng und unerbittlich behandelt. Doch in Wahrheit gibt es bei uns, genau wie bei euch auch, gute und böse Äpfel. Leider will das keine der ansässigen Birnen hier wahr haben. Ich merke schon, ihr seit neu hier, denn sonst hättet ihr bestimmt ihre Einstellung schon übernommen. Ich bin glücklich, dass ich euch dienen darf. Meine Hoffnung ist es, dass ihr eure Einstellung nicht ändert.“ Lars war ausser Atem. Schon seit Jahren, hatte er nicht mehr so viel geredet wie jetzt.
Betroffen kratzte sich Williams am Kopf, und sah dabei schon fast verzweifelt zu Melissa hinüber. Nach einer Pause, in der alle schwiegen, fragte nun Williams etwas unbeholfen: „Gibt es denn eine Möglichkeit, diesen Zustand zu ändern?“ Lars schüttelte traurig den Kopf. „Wer hier wohnt, hat nie wieder die Möglichkeit das Land zu verlassen. Es gibt nur dieses eine Tor, doch das wird sehr streng bewacht von Matschi und seinen Leuten.“ „Doch selbst wenn wir einen Weg aus dem Land heraus finden würden, hätten wir keine Möglichkeiten, da zu leben wo Äpfel und Birnen gemeinsam friedlich leben könnten.“ Warf Melissa nun ihre Gedanken in Worte gefasst, mit in die Unterhaltung mit ein. Traurig nickte Williams. „Doch.“ Sagte nun der schrumpelige Apfel. „Nicht weit von hier, gibt es ein ganz winziges Land. Es ist verborgen in einer Waldlichtung, und für die Meisten unerreichbar. Doch da wohnen Birnen, Mischbirnen und Äpfel. Es sind die, die es geschafft haben, zu flüchten, bevor sie ins Land eingezogen wurden. Es ist ein ganz winziges Land, das von den Äpfeln, aus dem Apfelland und den Birnen aus dem Birnenland gehasst wird. Immer wieder versuchen die beiden Länder, dieses kleine Land zu zerstören, weil ihnen nicht gefällt dass sich da Birnen und Äpfel vereint haben. Das wäre mein Land, hätte ich die Möglichkeit zu fliehen.“ Wieder atmete der Apfel schwer. Offensichtlich war er sich’s nicht mehr gewohnt, zu reden.
„Genau da sollten wir hin.“ Beschloss nun Williams. Solois der mittlerweile auch wach war, und die ganze Zeit den dreien aufmerksam zugehört hatte, rief nun voller Überzeugung: „Ja, das ist unser Land, da wollen wir hin.“ Erschrocken sahen ihn nun die drei an. Doch kaum erblickten sie wer da sprach, mussten Williams und Melissa lachen. Freundlich forderten sie ihn auf, sich ebenfalls an den Tisch zu setzen. Ohne zu zögern stand nun die oft depressive Birne auf, und setzte sich an den grossen Tisch. Freundlich streckte er dem Apfel die Hand entgegen „ich bin Solois und gehöre wie Williams und Melissa zu dieser Truppe hier. Von uns gibt es noch drei.“ Er zeigte auf die schlafenden Birnen in ihren Bettchen. „Die gehören auch zu uns, und haben die gleiche Einstellung wie wir.“ Lars war überwältigt. Bis jetzt hatte er noch nie erlebt, dass es Birnen gab, die zusammen hielten. Ihm wurde von Klein an eingeredet dass Birnen unsozial sind, und keine Rudelfrüchte sind. Doch was er jetzt gerade erlebte, zeigte ihm, dass auch diese Aussage falsch war.
„Freut mich.“ Sagte er verlegen. „Ich bin Lars, euer Diener.“ Allein dass sich jemand Diener nennt, brachte Solois zum lachen. Doch gegen Aussen verkniff er s sich. „Wir brauchen einen Plan.“ Schlug er nun den am Tisch sitzenden vor. Williams knabberte vor Nachdenken an seinen Fingernägeln. „Wir müssen ausbrechen.“ Schlug er nun seinen Freunden vor. „Bestimmt gibt es einen Weg aus diesem Land hinaus zu kommen. Denn hier zu leben kann ich mir nicht vorstellen. Selbstverständlich nehmen wir Lars mit falls er das will.“ Schon wieder wurde der faltige Apfel Tomaten rot. Noch nie hatte er so nette Birnen erlebt.
Ohne einen Ton zu sagen, setzten sich nun auch Macho und Schwubi an den Tisch. Offensichtlich waren sie durch die Unterhaltung wach geworden. Verschlafen sahen sie in die Runde. Sie waren noch nicht fähig, sich zu artikulieren. Ihre Freunde, die es merkten, sagten ebenfalls nichts.
Williams sah Lars direkt ins Gesicht. „Du kennst dich hier im Land doch aus?“ Der Apfel nickte. „Dann finden wir bestimmt einen Weg, aus diesem Land zu fliehen.“ Meinte Williams mit beruhigender Stimme. Leise schlich nun auch Säuerling , leicht verschlafen zum Tisch und setzte sich hin. Etwas mürrisch sagte er :“Guten Morgen.“ Die schon in der Runde sitzenden, erwiderten sein guten Morgen genauso emotions los. In Gedanken waren sie alle schon dabei, die Lösung für eine Flucht zu suchen. Nicht einmal der schrumpelige Apfel sagte ein Wort. Auch er war in Gedanken versunken.
Auf einmal fingen seine Augen an zu leuchten. „Ich hab s. Die Werkstatt vom Professor wird mit Wasser aus dem Bach, ausserhalb der Statt, angetrieben. Er hatte sich zu seinen Anfangszeiten ein eigenes Stromwerk gebaut. Grosse Rohre verbinden die Stadt unterirdisch mit dem Bach. Oft habe ich den Professor schon dabei beobachtet wie er die Treppe herunter ging, und in den Rohren verschwand. Wenn er da durchgehen kann ohne dass ihm etwas passierte, da können wir das doch auch.“ Begeistert wurde bei der Erklärung, seine Stimme immer emotionaler. „Wenn ihr wollt, kann ich euch jetzt gleich dahin führen.“ Jubelte er schon fast vor lauter Freude. „Nein.“ Sagte nun Williams ruhig, in vernünftigem Ton. „Erst wenn es dunkel wird, werden wir uns das alles ansehen. Doch was mich im Moment noch mehr interessiert, ist dieses Land, in dem Birnen und Äpfel friedlich zusammen wohnen. Ich möchte erst genau wissen wo wir dieses Land finden, und ob wir überhaupt eine Möglichkeit haben, dahin zu gelangen.“ Man konnte Lars ansehen, wie er sich Gedanken darüber machte, denn seine schon runzelige Stirn, wies nun noch mehr Falten auf als vorhin noch. „Ah, ich erinnere mich woher ich das weiss. Habe einmal per Zufall mitgekriegt wie Matschi mit den Goldenen Birnen darüber redeten. Damals ging es wohl darum, dass die Birnen in nächster Zeit wieder einen Angriff gegen das kleine Land starten wollten. Ich erinnere mich noch genau daran, wie der Stadtwächter sich darüber aufregte, dass der Birnensenat nicht genug schnell handelte. Das ist jetzt aber sicher schon einen Monat her. Damals erzählte Matschi ebenfalls, dass der Wald ganz hier in der Nähe war, und dass sich darin seltsame Dinge abspielen. Er ging sogar so weit, dass er zugab dass er sich nicht trauen würde, allein in diesen Wald zu gehen. Er war sich aber unsicher ob nun die Bewohner des kleinen Landes, also die Aufständischen Äpfel und Birnen, oder jemand anders, für diese Unruhe sorgte.“ Nun mussten alle die am Tisch sassen, lachen. Der sonst so mutige Torwächter hatte als unheimlich Angst vor dem Wald. Das war schon einmal gut, zu wissen.
Die Freunde, hatten alle keine Angst vor dem Wald, eher von dem Wespen und Bienen, die im Wald hätten leben können. Doch bis jetzt hatten sie alles überstanden, sie würden auch diesen schwierigen Wald überwinden, da waren sie sich einig. „Wenn das wirklich nicht weit entfernt ist, schlage ich Vor dass wir heute Nacht, wenn alle schlafen, versuchen aus der Stadt heraus zu flüchten, möglichst unbemerkt, und im Schutz der Dunkelheit, zu dem Land der Aufständischen zu gelangen. Bestimmt würden sie uns mit offenen Armen empfangen. Schliesslich waren wir jetzt sogar mit einem Vollblutapfel unterwegs.“ Gab Williams seine Gedanken zum Besten. Der noch hab verschlafene Säuerling, verstand noch nicht so ganz worum es ging, deswegen knurrte er nur leise vor sich hin. Nachdenken war in diesem Moment noch nicht so sein Ding. Viel zu spät war er eingeschlafen.
„Wer ist dafür, dass wir es heute Nacht versuchen? Hebt bitte die Hand.“ Ausnahmslos alle, hoben die Hand, selbst der Apfel, der noch nicht so genau was ihn erwarten würde, wenn die Birnen vom Land, ihn erwischten, war bereit, das Risiko einzugehen. „Gut.“ Sagte nun Williams, dann sollten wir uns heute möglichst unauffällig verhalten. Lars, du wirst dich so verhalten wie immer, damit keinen Verdacht aufkommt. Wir werden uns heute wie die anderen Birnen, arrogant gegen dich verhalten in Öffentlichkeit, so dass die Bevölkerung dieses Landes denken, wir sind genau wie sie. Schliesslich wollen wir nichts riskieren.“ Wie selbstverständlich nickten alle. Lars stand auf, und ging seine Pflicht nach, indem er den Birnen das Frühstück servierte. Die Birnenfreunde ihrerseits versuchten das erste mal zu essen. Es war ein eigenartiges Gefühl, und sie fühlten sich nicht wirklich wohl dabei. Wie es üblich war, unterhielten sie sich über alles Mögliche. Lachten und verhielten sich so unbeschwert wie es ihnen nur möglich war.
Die goldige Birne vom Abend zuvor, stand auf einmal in der Türe. Stürmisch klopfte er an, und Lars, der Apfeldiener öffnete ihm freundlich die Tür. Die Goldene Birne trat ein, begrüsste die Freunde und fragte ob sie gut geschlafen hätten, und sich wohl fühlten in ihrem neuen Zu hause. Macho der manchmal leicht stürmisch und unüberlegt handelte, hätte ihm um ein Haar gesagt, dass er sich in diesem Land nicht wohl fühlte, doch Williams fiel ihm einfach ins Wort und meinte: „Ja danke, es ist nett hier.“ Zufrieden grinste die goldene Birne. „Gut, dann kann ich wieder gehen. Es gehört zu meinen Pflichten, Neuankömmlinge zu besuchen, um zu erfahren ob sie in dieses Land passen. Bei euch hatte ich gestern Abend schon keinen Zweifel, dass ihr gut in unser Land passt. Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Tag. Wenn ihr Fragen habt, fragt den Apfel hier, der weiss wo man einkaufen kann, und was dieses Land alles anzubieten hat.“ Damit lief er, ohne abzuwarten, ob sich die Andern verabschieden, grinsend aus der Türe. Ohne weiter ein Wort über den seltsamen Besuch, zu verlieren, redeten sie weiter. Williams kam dieser Besuch gerade zwar seltsam vor, doch jetzt durfte er sich bloss nichts anmerken lassen. Dieses Frühstück machte die ganze Gruppe ganz schön müde, so beschlossen sie, sich noch ein Stündchen hin zulegen. Der Apfel räumte in dieser Zeit die Wohnung auf und machte die üblichen Hausarbeiten, wie er s sich gewohnt war. Aber die Birnenfreunde waren vom Frühstück so sehr träge, dass sie bis zur Dämmerung schliefen. Lars langweilte sich in dieser Zeit. Er war sich gewohnt schnell und effektiv zu arbeiten. Doch nun hatte er Unmengen von Zeit. Gelangweilt staubte er die nicht verstaubten Möbel ab. Immer im gleichen Ton, summte er ein Lied, das bei ihm wohl etwas anderes klang, als es in Wirklichkeit.
Plötzlich, es war schon fast wieder dunkel, ging ein unendlich lauter Alarm los, und riss die Freunde aus dem Schlaf. Lars zuckte zusammen. Das hatte alles nichts Gutes zu bedeuten. Vor dem Haus standen viele goldene Birnen. Es wirkte so als ob sie sich alle Sicherheitsbirnen vor der Türe versammelt hätten. „Schnell!“ schrie nun Lars. „Ab durchs Fenster. Es scheint so als ob uns jemand verraten hat.“ Erst jetzt fiel Williams auf, dass da ein kleines unscheinbares Fenster genau über dem Esstisch war, das wohl schon die ganze Zeit offen gestanden hatte. Lars riss das Schlafzimmerfenster auf, und trieb die Freunde an, aus diesem zu steigen. Nun musste alles sehr schnell gehen.
Die Freunde beeilten sich. Einer nach dem Andern, kletterten sie flink wie ein Eichhörnchen, aus dem Fenster. Dafür dass sie noch nicht lange Arme und Beine hatten, bewegten sie sich doch sehr schnell. Innerhalb kürzester Zeit standen nun die Freunde vor dem Haus, und liessen sich von Lars, durch Hinterwege, die wohl die meisten der Bewohner nicht kannten, zu dem besagten Ort bringen, das wohl ausser dem Professor, kaum jemand kannte.
Schnell kletterten sie ohne sich umzusehen ins riesige Rohr. Dabei sagte keiner ein Wort. Schweißperlen liefen ihnen über die Stirn. Einerseits wegen der Hektik, aber nicht zuletzt auch wegen der grossen Angst, die sie alle hatten.
Im Dunkeln des Rohres, mussten sie sich voran tasten. Jeder hielt die Hand des andern, so dass sie eine lange Reihe bildeten. Trotz der Angst, wusste nun jeder, dass er nicht allein war in seiner Panik. Das gab ihnen Kraft. Lars war der Vorderste von allen, denn er kannte den Weg schon. Zaghaft tastete er sich im Dunkeln voran, setzte einen Fuss vor den Andern, damit er nicht ausrutschte. Der Boden war ziemlich feucht und rutschig.
Die Zeit, die sie durch dieses Rohr liefen, erschien ihnen eine Ewigkeit zu dauern. Beruhigend war für sie nur, dass sie keinen Ton, und Lärm hörten von den Sicherheitsbirnen. Es schien so als hätten sie ihre Spur verloren. Sonst wären sie sicher schon lange hinterher gehetzt. Das zumindest war die Hoffnung der sieben Freunde. immer noch traute sich keiner von ihnen, einen Ton von sich zu geben.
Endlich sah der Schrumpelige Apfel, das Ende des Tunnels. Draussen war es noch nicht ganz dunkel, deswegen konnte er die Umrisse des Lichtes gut erkennen. Schneller ging er voran, und stürzte schon fast auf den Ausgang zu. Ohne weiteren Zwischenfall, erreichten sie die Wiese, zu der das Rohr geführt hatte. Erst jetzt merkten sie wie gut hier die Luft war, und wie stickig es im Rohr gewesen ist. Dich das gehörte jetzt der Vergangenheit an. Nun waren sie in Freiheit. Als erster jubelte Lars laut: „Juhu, wir haben s geschafft. Wir sind frei!“ nun trauten sich auch die anderen Freunde mit zu jubeln. Dabei wurden sie ziemlich laut. Williams hüpfte durch die Wiese wie ein wild gewordenes Reh. Melissa sah ihm, im halbdunklen dabei zu, und musste laut und erleichtert lachen. Schwubi rief die ganze zeit nur „Yeah wir haben’s geschafft!“ jeder drückte seine Freude anders aus. Es war ein Bild für die Götter.
Plötzlich merkte Williams, wie ihm jemand auf die Schulte tippte. Erschrocken drehte er sich um. Direkt sah er nun ins Gesicht vom Professor. Die Anführerbirne brach vor Schreck fast zusammen. War die Fluch umsonst gewesen?
Entspannt grinste der Professor, Williams an. „Keine Sorge, ich verrate euch nicht. Ihr seit die Ersten die diesen Weg gefunden habt. Allein für diese Genialität müsstet ihr belohnt werden. Nicht einmal der Birnensenat, hat eine Ahnung von dieser Höhle. Ich werde sie sicher nicht preisgeben, um euch zu verraten. Zu dem habe ich noch nie erlebt dass Birnen so sehr zusammen halten, und sich sogar von einem Apfel führen lassen. Ihr habt meinen vollen Respekt. Doch nehmt euch in Acht. Eine Biene, war heute Nachmittag beim Senat, und hat da um Audienz gebeten. Sie hat ihm erzählt, das nette Fräulein“ dabei zeigte er auf Melissa „sei nur eine Halbbirne. Daraufhin dieser die Sicherheitsbirnen losgeschickt hat. Ihr habt es gerade noch rechtzeitig geschafft, das Land zu verlassen. Vermutlich habt ihr Recht, und die Welt ist nicht so schwarz weiss, wie sie die Bewohner dieses Landes sehen. Wie mir gerade jetzt wieder klar wird, muss auch dieser Apfel nett sein, sonst hätte er euch bestimmt nicht geholfen.“ Er holte tief Luft und redete dann weiter. „Oft am Abend, wenn es langsam ruhig wird weil die Insekten schlafen, nehme ich mir eine Auszeit und setzte mich hier an den Fluss. Ich glaub ausser Matschi, bin ich die einzige Birne in diesem Land, die auch die andere Seite der Mauer kennt. Ohne dies wäre ich wohl schon lange verrückt geworden.“ Andächtig hörten ihm die sieben Freunde zu. „Meiner Ansicht nach, könnte man auch in Frieden leben, ohne dass man sich Äpfel und Halbbirnen als Sklaven holt. Schliesslich sind das auch Lebewesen, und haben genauso ein Recht auf Leben wie wir alle auch.“ Lars nickte nun heftig, so dass sich seine Falten im Gesicht immer wieder verschoben. Das wiederum sah ziemlich lustig aus. Der Professor musste lachen. „Vielleicht sollte ich euch auf der Reise die ihr vor euch habt begleiten. Doch ich bin auch nicht mehr die jüngste Birne, weit würde ich bestimmt nicht kommen, mit meinen dünnen, müden Beinen.“ Nun wurde Williams wieder aktiv. „Wenn du willst, kannst du uns gerne begleiten. Soviel ich weiss, wird unsere Reise nicht so weit gehen. Ausserdem können wir dich stützen, wenn du nicht mehr gehen kannst, oder wir besorgen dir einen Wanderstock.“ Seine Freunde stimmten ihm dabei zu. Jeder von ihnen war bereit, dem Professor bei zu stehen, wenn dieser müde wurde auf der Reise. „Wohin habt ihr denn vor zu gehen?“ fragte der Professor nun neugierig. „Im Wald soll s ein kleines Land geben von Rebellen, in dem wohl Birnen und Äpfel friedlich zusammen leben. Da genau wollen wir hin.“ Sagte nun Williams, mit einem breiten grinsen auf dem Gesicht. „Ja, ich weiss sogar wo es ist.“ Erwiderte der Professor. „Doch damit würden wir uns direkt gegen das Birnenland verfeinden. Ich weiss nicht ob das sinnvoll ist.“ Williams sprach weiter: „Ja das ist uns bekannt. Doch können wir doch nicht zu einem Land halten, das Rassen diskriminiert, und nicht jede Frucht so nehmen kann, wie sie einfach ist. Stell dir mal vor du wärst eine Pflaume. Das ist doch dann nicht deine Schuld, denn du bist als Pflaume geboren. Wieso sollte man dich jetzt versklaven nur weil du eine Pflaume bist?“ Die Argumente von Williams leuchteten dem Professor ein, und er stimmte ihm zu. So hatte er s bis jetzt noch nie betrachtet. Die Anführerbirne sprach weiter „Genau deswegen kämpfen wir gegen diese Art von Ungerechtigkeit an. Ob wir uns nun verfeinden mit dem Birnenland oder nicht, das ist weniger Wichtig, als dass die Grundsätze stimmen.“ Wieder nickte der Alte Birnenmann ihm zu. „Gut, ich komme mit.“ Beschloss er. „Doch es wird nicht einfach sein, durch den Wald zu kommen. In diesem Wald leben viele Geister von Seelen, gequälter Früchte. Der Weg zu dem Land ist nicht weit, aber sehr gefährlich. Grade nachts werden die Geister aktiv. Wir müssen damit rechnen, dass der Eine oder Andere, die Reise nicht übersteht. Doch ich bin dafür dass wir es versuchen.“ Eingeschüchtert sahen ihn nun die Freunde an. Sie wussten nicht was sie erwartete. Doch da meldete sich Lars zu Wort: „Ich war zwar noch nie in diesem Wald, aber ich hab gehört, dass die Geister nur die Früchte angreifen, die eine unreine Seele haben.“ Wieder nickte die Professorbirne. „Dem ist auch so. Apfel du hast recht, eigentlich kann uns gar nichts passieren, denn wir sind nicht böse.“ Einer nach dem Andern liess nun ein seufzen der Erleichterung, über ihre Lippen kommen. „Na dann brechen wir mal auf.“ Schlug nun Macho ungeduldig vor. „Ich zeige euch den Weg.“ Beschoss der Professor. Mit langsamen Schritten lief er nun auf den vor ihnen liegenden, grossen Wald zu. Trotzdem dass die Freunde nun eigentlich wussten, dass ihnen nichts passieren konnte, waren sie doch alle etwas unsicher, was passieren würde. Was war, wenn die Aussage des Professors doch nicht ganz stimmte?
Es war schon dunkel, als sie nun vor dem Eingang des Waldes standen. Ängstlich betrachteten sie ihn von Aussen. Er schien nicht anders auszusehen, als all die anderen Wälder, die sie bis jetzt gesehen hatten. Nachdem sich der Professor kurz ausgeruht hatte, schritt er furchtlos voran, und die Freunde folgten ihm. Am liebsten wären sie Gelaufen um schneller da zu sein, ohne Zwischenfälle. Doch der Birnenprofessor ging langsam und behutsam durch den Dunkeln Wald. Niemand traute sich, einen Ton von sich zu geben. Leise und Wortlos liefen sie hinter ihm her.
Im Wald selber war keinen Ton zu hören. Es war schon fast unheimlich, weil alles so ruhig war. So liefen sie sicher eine Stunde durch das Dunkel. Plötzlich hörten sie ein lautes Geräusch. Ihnen blieb das Herz fast stehen. War das jetzt einer dieser Geister von denen sie gesprochen hatten? Aus dem Gebüsch erschien einen Halbapfel. Dreist stellte er sich vor die Freunde. „Hallo. Ich bin Safti. Kann es sein, dass ihr in unser Land einreisen wollt?“ man konnte sein Gesicht nicht genau erkennen, aber dem Ton zu entnehmen grinste er dabei.
Mutig trat Williams vor den Professor. „Ja, wir sind Freunde, und suchen das Land der Rebellen.“ Nun lachte der Halbapfel laut auf. „Ja da seit ihr richtig hier, kommt, ich führe euch ins Land. Fröhlich schritt er voran, ohne sich um zu drehen, und zu sehen ob die Freunde mit seinem Schritt mithalten konnte. Lars und der Birnenprofessor, keuchten laut und heftig. Sie hatten Mühe, mit der Geschwindigkeit von Safti mit zu halten. Doch Melissa bemerkte es, und Wartete geduldig bis die zwei alten Herren soweit waren. Sie machte sich keine Sorgen, dass sie die andern verlieren könnte. Als dann die beiden alten Männer nicht mehr weiter kamen schrie sie laut. „Hey, wartet mal bitte, unsere zwei Veteranen kommen sonst nicht mit.“ Safti blieb stehen und lachte laut. Es war nicht zu übersehen, dass er sich in diesem Wald pudelwohl fühlte, und keinerlei Angst hatte vor irgendwelchen Geistern. Dadurch lockerte er die ganze Stimmung der unsicheren Freunde.
Nach einer kurzen Pause, in der sich Williams, Safti, Schwubi, Macho und Säuerling angefreundet hatten, liefen sie nun direkt auf das Land der rebellischen Früchte zu. Von Aussen betrachtet, sah es nicht besonders aufregend aus. Da waren keine Glühbirnen die alles hell beleuchteten, nur viele Kerzchen, die ihnen den Weg leuchteten. In der Dunkelheit konnten sie erkennen, dass rund um das Land keine Mauern standen. Das einzige was das Land abgrenzte waren grosse, fein gesponnene Netze. Ohne aufgefordert zu werden, erklärte nun Safti den angekommenen Freunden: „Die Netze dienen, um uns vor den Bienen, Mücken und anderen Insekten fern zu halten. Ihr wisst doch, wie sehr sie uns reife Früchtchen begehren.“ Wieder lachte er unbefangen dabei. „Hier darf jeder so sein wie er eben ist. Wir machen keine Unterschiede zwischen verschiedenen Früchten. Es gibt sogar Feigen und Pflaumen die bei uns wohnen. Doch sie sind alle nett und hilfsbereit.“ Lars konnte sein Glück noch nicht richtig fassen. Er hätte nie gedacht dass er in seinem hohen Alter, dieser Wunsch, den er schon so lange hatte, erfüllen würde.
Neugierig sahen sich die Freunde nun um. Erstaunt entdeckten sie, dass auch in diesem Land die Früchte alle, Arme und Beine hatten. Nur der Professor war davon nicht überrascht. Heimlich hatte er damals die Formel der Maschine, einem von den Begründern dieses Landes, mitgegeben. Schliesslich fand er, sie hätten auch ein Recht auf Arme und Beine.
Safti zeigte ihnen alles was ihm als wichtig erschien. Die Häuser waren alle unterschiedlich gebaut. Sie hatten aber nicht eine bestimmte Fruchtform, doch man konnte genau erkennen, dass jedes Haus jemandem anders gehörte. „Jeder der hier wohnt, hat sein Haus selber gebaut.“ Sagte Safti nun stolz. „Unsere Regierung ist das Volk. Jeder der hier wohnt, hat mit zu bestimmen was passiert. Doch wir haben einen Landes ältesten. Dieser hilft uns, damit wir immer die klügsten Entscheide fällen. Wenn eine Entscheidung ansteht, treffen sich alle auf dem Marktplatz und beraten darüber, was am Sinnvollsten ist. Da ihr noch kein Haus habt, bekommt ihr für den Notfall, und damit ihr in der Nacht nicht friert, ein grosses Zelt. Ihr werdet wohl etwas zusammenrücken müssen. Es ist nicht üblich, dass so viele Früchte auf einmal, hier ankommen. Doch natürlich seit ihr hier herzlich willkommen.“ Neugierig sahen sich die Freunde um. Dieses Land war viel weniger prunkvoll, als das Birnenland. Doch die Bewohner waren viel herzlicher. Da gab es Früchte, die laut singend durch die Gassen und Strassen des Landes gingen. Kleine, unreife Früchte die mit dem Skateboard über s Gelände rasten, und dabei laut lachten. Es war alles so frei wie ihnen schien. Auch der Professor war vollkommen überwältigt von dieser Herzlichkeit. Safti unterbrach ihre Gedanken indem er sagte: „Kommt ich bringe euch zu unserem Ältesten.“ Jetzt konnten sie genau erkennen wie er auch bei diesem Satz wieder ein breites grinsen auf seinem Gesicht hatte. Nach wenigen Schritten gelangten sie zu einem kleinen, bescheidenen Häuschen. Es wirkte schlicht und freundlich. Ohne anzuklopfen trat der junge Halbapfel ein, rief nach dem Ältesten. Dieser sass gelassen in seinem Schaukelstuhl, und rauchte eine Pfeife. Auf den ersten Blick erkannte man, dass er weder eine Birne noch ein Apfel war. Doch so genau konnte man gar nicht definieren, welche Frucht er verkörperte. Vielleicht lag es an den vielen grauen Haaren, die ihm über s Gesicht gewachsen waren. Dennoch wirkte er freundlich und geduldig. Freundlich bat er die Neuankömmlinge, platz zu nehmen. Ohne zu zögern, gingen sie seiner Aufforderung nach und setzten sich auf den langen Baumstamm der wohl als Sitzfläche gedacht war. Safti setzte sich ebenfalls hin. Er wollte sich nicht entgehen lassen, zu hören was der Landesführer zu sagen hatte.
„Seit herzlich willkommen in unserem bescheidenen Land.“ Sagte dieser gemütlich. „Bevor ihr euch hier nieder lasst, solltet ihr wohl die wichtigsten Grundsätze von unserer Bevölkerung kennen.“ Gemütlich zog er an seiner Pfeife und blies den Rauch aus. „Das wichtigste ist uns, dass wir Jeden so nehmen wie er ist. Keiner sollte wegen seiner Art oder seinem Aussehen ausgestoßen werden. Doch wie ich sehe, habt ihr wohl diese Grundsätze schon selber.“ Amüsiert grinste er, als er in ihre gespannten Gesichter sah. „Das einzige was hier nicht toleriert wird ist, wenn jemand Streit sucht, oder von Grund auf böse ist. Auch da hab ich bei euch keine Befürchtung, denn wie ich sehe seit ihr unbeschadet durch den Wald gekommen. Die Geister der gequälten Früchte greifen nur böse Früchte an. Oder die Früchte die mit unfreundlicher Absicht durch diesen Wald schreiten. Da ihr aber nicht einmal einen Kratzer abgekriegt habt, weiss ich dass ihr hier richtig seit.“ Die erste Nacht müsst ihr in einem Zelt verbringen. Ab morgen werden wir euch allen mithelfen, damit auch ihr euer eigenes Heim haben könnte. Wir gehen nach dem Motto, gemeinsam sind wir stark. Egal welche Schwierigkeiten es gibt, wir halten alle zusammen.“ Somit hatte der Alte Fruchtmann seine wichtigsten Punkte zur Sprache gebracht, und war nun wieder ruhig. Die Kerze auf seinem Tisch, erleuchtete den Raum so hell, dass jeder das Gesicht des Andren genau erkennen konnte.
Plötzlich stand der Professor aufgeregt auf. „Du bist doch Georg?“ sagte er voller Freude. Nun stand der Alte Mann auf, kam dem Professor etwas näher und betrachtete ihn genau. „Ach du bist der Professor.“ Lachte er nun begeistert. „Es freut mich, dass du nun doch noch zu der Einsicht gekommen bist, dass du in unserem Land besser aufgehoben bist.“ Der Professor freute sich immer noch als er sagte. „Allein hätte ich mich nie getraut zu euch zu kommen, denn ich bin doch nur eine alter, schon fast verdorrte Birne.“ Die alten Männer nahmen sich in die Arme und lachten immer noch. Bevor sie nun anfingen von den alten Zeiten zu reden, klärte der Professor seine Freunde auf: „Das ist Derjenige, dem ich damals die Formel gegeben habe, damit auch seine Früchte laufen können. Er ist damals aus dem Birnenland geflüchtet, weil er eine Halbaprikose ist, und von den Birnen deswegen verfolgt wurde. Sein Vater war eine Birne, aber er hat ihn schon als er noch ganz klein war, im Stich gelassen, um es sich im Birnenland gut gehen zu lassen.“ „Ich freue mich wirklich dass du hier bist Professor. Bei uns kannst du all dein Wissen erforschen und ertesten ohne dass dir Jemand dazwischen funkt. Aber komm alter Freund, du darfst hier bei mir wohnen. Meine Frau wird sich sicher auch über deinen Besuch freuen. Ich hab ihr so viel von dir erzählt.“ Dieses Angebot nahm der Professor gerne an. Denn er war nicht mehr der Jüngste, und konnte sich gut vorstellen, dass wenn er im Zelt auf dem Boden schlafen musste, er wohl am nächsten Tag gehörige Rückenschmerzen hatte.
Safti stand nun entschlossen auf, und bat die sieben Freunde ihm zu folgen. Freundlich verabschiedeten sie sich vor Georg und dem Professor und folgten Safti. Dieser zeigte ihnen ein Zelt, das fast in Mitte des Landes, ganz in der nähe vom Marktplatz stand. Es war nicht sonderlich gross, aber sah von Aussen sehr nett aus. Eine lachend Kirsche kullerte ihnen entgegen. Trotz des Lachens, grüsste sie freundlich und kullerte fröhlich weiter. Den Freunden gefiel das Land immer besser, weil hier alles so ungezwungen war, und so fröhlich.
„Kommt, tretet ein.“ Forderte sie nun der Halbapfel auf, nachdem er den Eingangsschlitz des Zeltes geöffnet hatte. Neugierig traten sie nun alle ein. Immer noch, waren die Freunde ruhig. Es war alles so neu und überwältigend für sie. Begeistert entdeckten sie, dass das Zelt mehrere Trennwände hatte. Sie waren zwar nur aus Stoff, doch immerhin, konnte jeder der Freunde da seine Privatsphäre haben. In jedem dieser Abteilungen stand eine weich aussehende Matratze. Lars, der richtig geschafft war von dem ganzen Tag und der Reise, hätte sich am liebsten gleich hingelegt, und sich ausgeruht. Safti, der sehr aufmerksam war, schien die Gedanken des faltigen Apfels, lesen zu können. Grinsend sagte er zu ihm: „Leg dich ruhig hin, das wird dein Zimmer sein, bis dein Häuschen steht. Fühle dich einfach wie Zu hause.“ Nun sah er in die Runde und sagte weiter, „das gilt auch für euch Andere.“ Der alte Apfel liess sich das nicht zweimal sagen. Freundlich sagte er gute Nacht, und verschwand dann in seinem Abteil. Auch die Anderen Freunde waren müde. Es war ein spannender, und aufregender Tag gewesen. Doch nun war es Zeit sich zurück zu ziehen. Alle wünschten sich gegenseitig eine gute Nacht und Jeder von ihnen verschwand in einem dieser Abteile. Nur Williams und Melissa blieben übrig. Sie waren zwar beide auch müde, doch sie wollten noch nicht schlafen. Melissa hatte das Bedürfnis mit jemandem über das erlebte zu reden, und Williams hatte das Bedürfnis bei Melissa zu sein. Melissa fragte nun den Birnenanführer schüchtern, ob er Lust hätte sich mit ihr auf ihre Matratze zu setzen, und noch etwas zu reden. Begeistert setzte er sich neben die süsse Birnenmischung, und suchte ihre nähe. Sie aber kuschelte sich bei Williams ein und redete über ihre Empfindungen die sie hatte an diesem Tag. „ Es war einfach aufregend heute. Immer wieder, so zwischendurch hatte ich Angst es könnte etwas schief laufen. Doch irgendwie wurde ich immer wieder ruhig wenn ich daran dachte, dass du bei uns bist. Ich wusste genau, du würdest uns nie im Stich lassen.“ Verlegen sah Williams seine Melissa an. Sie aber war so sehr gerührt von diesem Gesichtsausdruck dass sie ihn ohne zögern küsste. Die sonst so starke Birne, wurde schwach, und errötete dabei. Er wusste nicht wie er sich jetzt verhalten sollte. Das einzige was er mit Bestimmtheit wusste, war, dass es schön war, ihre Lippen zu spüren. Unsicher erwiderte er ihre Kuss. Dann zog er sich schüchtern zurück. Er wusste nicht so genau, ob er sie hätte küssen dürfen oder nicht. Die Halbbirnenlady schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln und kuschelte sich wieder bei ihm ein. Nun redeten sie unbefangen weiter über das gemeinsam erlebte und schliefen irgendwann glücklich, Arm in Arm ein. Die ganze Nacht, blieben sie in dieser Position, eingekuschelt und erwachten am Morgen erst wieder, als es schon hell war, und ihre Freunde schon an den Tisch gesetzt hatten und munter mit einander redeten und lachten. Verliebt sahen sich Williams und Melissa an. Von diesem Moment an wollten sie Glücklich und ohne Ärger, in diesem Land leben. Das hatten sie in dem Augenblick beschlossen.
Solois, Macho, Säuerling, Schwubi und Lars freuten sich unheimlich mit den Zweien, und hofften auf eine baldige Hochzeit der zwei liebenswerten Früchten.
Tag der Veröffentlichung: 04.01.2010
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