In meiner ersten Ausgabe möchte ich euch einen Einblick in eines meiner Bilder verschaffen und euch inspirieren und ermutigen, selbst ein wenig kreativ zu werden. Es geht weniger um das gemalte Motiv, sondern viel mehr um die kostengünstige Herstellung einer Grundlage für Eure kreativen Ideen aus einfachen Mitteln.
In dieser Ausgabe möchte ich euch zeigen, dass alte Zeitungen künstlerisch sehr gut verwertbar sind, zum Beispiel für alte Rahmen, die nicht mehr ganz stabil sind oder Euch einfach nicht gefallen. Das gleiche gilt für das olle Bild im Rahmen. Solltet ihr euch vom Flohmarkt ein Bild mit Rahmen besorgen, dann achtet darauf, dass das Bild nicht auf einer Leinwand, sondern auf einer Hartfaserplatte (Schrankrückwand) gemalt wurde. Es ist gut, wenn ihr gleich einen Rahmen mit einem passenden Malgrund besorgt.
Das Endprodukt sieht bei mir so aus:
Titel: "Der Ausstieg!"
Größe: 140cm X 50 cm
Material:
Im nächsten Kapitel möchte ich Euch Schritt für Schritt erklären und zeigen, wie man einen alten Rahmen mit alten Zeitungen und oben genannten Mitteln erneuert.
Habt ihr ein richtig olles Teil aus dem Flohmarkt gefunden? Dann können wir loslegen!
Ihr braucht:
Zuerst mischt ihr euch in der Schüssel Tapetenkleister mit Wasser und fügt gleich Acrylbinder hinzu. Die Menge des Acrylbindemittels sollte in etwa ein Drittel der Wassermenge betragen. Dann trennt ihr das Bild vom Rahmen und stellt den Rahmen gegen eine Tischkante, vorausgesetzt er ist groß genug. Mit einem Handfeger könnt ihr nun Staub und Spinnweben entfernen. Bei Rahmen, die zu instabil sind, könnt ihr an den Ecken dünnes Holz oder dicke Pappe tackern.
Als nächstes bereitet ihr euch eure Zeitung vor. Ihr könnt die Zeitung in unterschiedlich große Streifen reißen oder in Stücke, wie ihr wollt. Nur sollten sie nicht allzu klein oder allzu groß sein. Mit der Zeit findet ihr den idealen Maß heraus. Ich bevorzuge Zeitungsstreifen.
Wenn das Tapetenkleister-Gemisch die richtige Konsistenz hat, nehmt ihr ein zerrissenes Zeitungsstück, tunkt es in das Gemisch und "tapeziert" damit den Rahmen. Achtet darauf, dass sich die Zeitung schön in die Kanten und Ecken legt, dazu könnt ihr hervorragend den breiten Malerpinsel benutzen. Bedenkt, dass sich die Zeitung zusammenzieht, wenn sie trocknet, also lasst ein wenig "Spielraum". Knifflig wird es an den vier Ecken; da müsst ihr euch einfach ausprobieren und Geduld bewahren ;-)
Wenn ihr mit dem Rahmen fertig seid, macht ihr euch gleich an den Malgrund ran. Ihr tapeziert nun die Hartfaserplatte - beidseitig - kreuz und quer mit Zeitungsausschnitten. Ach ja, beim Malgrund lässt ihr die eine Seite erst trocknen, dann beginnt ihr die andere Seite zu "tapezieren".
Für gewöhnlich sind Malgrund und Rahmen am nächsten Tag vollständig trocken.
Der nächste Schritt besteht daraus, beides mit weiß zu lasieren. Das heißt, weiße Acrylfarbe etwas mit Wasser verdünnen, so, dass man die Zeitung, bei genauem Hinsehen, noch erkennen kann - ihr entscheidet, wie dünn die Farbe sein soll. Natürlich könnt ihr auch eine andere Farbe nehmen, aber dann solltet ihr schon ziemlich genau wissen, was ihr draus machen wollt.
WIESO wir die Farbe nicht gleich zum Tapetenkleister hinzu gemischt haben: die Dicke der Lasierung ist schwerer abzuschätzen. Damit meine ich, wieviel von der Zeitung durchscheinen soll. Wenn ihr es aber nicht so genau nehmt, könnt ihr natürlich, statt des Acrylbindemittels, Acrylfarbe zum Tapetenkleister mischen.
Bei mir sah das Ergebnis so aus:
Mal das Ganze auf einem Blick:
Am nächsten Tag setzt ihr den Malgrund in den Rahmen. Mit kleinen Nägeln befestigt ihr den Malgrund, aber haut die Nägel seitlich in den Rahmen, so dass sie ca. einen halben cm rausragen und die Hartfaserplatte stützen (also, nicht auf die Platte, sonst schauen die Nägelchen vorne raus und es ist auch nicht stabil).
Das Ganze sollte dann folgendermaßen aussehen:
Nochmal im Detail:
Und die Rückseite schaut dann so aus:
Nun mischen wir uns wieder Tapetenkleister mit Bindemittel und fixieren mit Zeitungsstreifen den Rand, sodass keine Nägelchen mehr zu sehen sind, aber auch zur zusätzlichen Stabilisierung:
Ich habe zu spät entdeckt, dass bei mir zwischen Rahmen und Malgrund (wir sind immer noch an der Rückseite) eine Lücke besteht. Um dem Ganzen einen noch besseren Halt zu geben, habe ich Zeitungsstreifen gerollt und die Lücken damit gestopft, wie man dem folgenden Foto entnehmen kann. Ihr solltet nicht vergessen, dennoch einen Streifen Zeitung drüber zu kleben:
Zu guter Letzt habe ich auch die Rückseite mit weißer Acrylfarbe lasiert:
Fertig ist der Rahmen mit dem Malgrund. Eine tolle - vor allem günstige! - Grundlage für kreative Ideen!
Als Nächstes möchte ich euch zeigen, wie ich mein Motiv erstellt und umgesetzt habe... und danach habe ich auch schon ein paar Tipps & Ideen für diejenigen, die nicht figürlich malen können oder wollen.
Es spielt keine Rolle, wie gut man malen kann oder nicht, eine Motiv-Vorlage ist immer gut und sinnvoll!
Da es einfacher ist, sich selbst als Model zu nehmen (man weiß ja ungefähr, welche Haltung und welchen Ausdruck man will), haben die meisten Bilder von mir mich als Vorlage. Diesmal wollte ich jedoch mir etwas Spannenderes ausdenken, so kam ich auf die Idee, mein Gesicht zu spiegeln.
Ich zeige es euch. Das Folgende ist das Originalfoto:
Nach dem ich über ein Bildbearbeitungsprogramm die rechte Hälfte gespiegelt habe, kam das dabei raus (übrigens ist das die "weibliche Hälfte"):
Und die linke Hälfte sieht so aus (die "männliche Hälfte"):
Das waren meine Gesichtsvorlagen. Da dieses Foto, aber, schon ein paar Jährchen älter ist und ich eine Ganzkörpervorlage brauchte, habe ich es ergänzt. Im Grunde wusste ich schon, dass ich eine Figur malen wollte, die aus dem Bilderrahmen aussteigt.
Das Oberteil hatte ich nicht mehr, aber ich hatte einen anderen gestreiften Pulli. Also zog ich ihn mir an und fotografierte mich per Selbstauslöser in der erwünschten Pose. War nicht einfach, denn ich hatte nur einen imaginären Bilderrahmen. Nach zwei, drei Versuchen hatte ich eine kleine Auswahl.
Im Bildbearbeitungsprogramm setzte ich mir die Puzzleteile zusammen. Der Rahmen ist provisorisch leicht zu erstellen. So sah meine ganze Vorlage dann aus:
Wie ihr sehen könnt, habe ich nicht so einen schicken Rock ;-)
Im nächsten Kapitel geht es ans Eingemachte.
Bevor ich das Motiv auf den Malgrund übertragen habe, habe ich natürlich eine ganz genaue Skizze davon gemacht:
Zugegeben, es ist keine 1:1 Umsetzung, aber die Vorlage sollte ja auch nicht mehr als eine Inspiration sein. Also seid nicht zu streng mit euch. Vielleicht kann man aber doch erkennen, dass ich die "weibliche" Spiegelung für die Figur gewählt habe. Im Medallion ist dann die "männliche Hälfte".
Bei der Übertragung auf den Malgrund (der ja nicht so leicht zu ersetzen ist, da er schon im Rahmen fest fixiert ist), musste ich die Proportionen gut abwägen. Wenn ich falsch ansetze, ist das ganze Bild im Arsch, weil ich sonst den Fuß nicht auf die untere Leiste des Rahmens bekomme (oder es ist zu viel Platz). Daher habe ich bei meiner Skizze den restlichen Teil des Beines hinzugefügt.
Alles in Allem war es mir recht gut gelungen und das kam bei raus; übrigens habe ich mit einem Bleistift (3B/9B) die Vorzeichnung gezeichnet:
Ein detailierteres Foto:
Nach dem die Vorzeichnung mit Bleistift angefertigt wurde, habe ich mit schwarzer Acrylfarbe nachgezogen bzw. ausgemalt und die Schattierung verfeinert:
Im Folgenden seht ihr mich mit dem Bild:
Inspiriert von einer Zeile aus einem Song, den ich fast durchweg beim Malen dieses Bildes gehört hatte, kam der Satz hinzu: "I don't know... why?" Aber ich werde! war mein Antrieb, so ergänzte ich mit: "I will!"
Damit ihr wisst, wovon ich rede, hier ein Foto:
Anschließend machte ich mich ans Medallion ran. Auf dem folgenden Foto kann man am Hintergrund schön die durchschimmernde Zeitung erkennen:
Last but not Least, die Signierung:
Zum Abschluß wird das Ganze mit Eiweiß lasiert. Eiweiß vom Eigelb trennen und mit einer Gabel oder einem Schneebesen zu einer einheitlichen Masse schlagen. Es ist günstig und ergibt einen schönen, matten Glanz! Keine Sorge, da verfault und stinkt nix - die alten Meister haben Eier als Bindemittel ihrer Farben benutzt ;-)
Hier noch einmal das ganze Bild:
Nun, wie versprochen, kommen im nächsten Kapitel ein paar Tipps & Ideen.
Im Folgenden ein paar Vorschläge, wie ihr so einen Rahmen inkl. bearbeiteten Malgrund noch benutzen könnt:
Ganz toll sieht bestimmt ein Mischmasch aus all diesen Ideen aus... und Platz sparend wäre es auch noch, da man Spiegel, Pinnwand, Arffimation (am besten gleich neben dem Spiegel) und ein Ornament für's Auge in einem hat.
Viel Spaß beim Experimentieren und ich hoffe, ich konnte euch ein wenig inspirieren!
Copyright Text und Fotos/Bilder by Rejule Bilici
Kontakt:
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Im Web:
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Texte: Rejule Bilici
Bildmaterialien: Rejule Bilici
Tag der Veröffentlichung: 10.12.2013
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