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Von Dunst und Schatten kommen wir

…er vergisst einfach

 

In Geschichten gibt es immer Bösewichte und Helden, Helden, die am Ende obsiegen und die Welt retten.

Immer ein Happy End!

Doch was ist wenn es keine Helden gibt, wenn die Welt nicht gerettet werden wollte, wenn es nichts gab das hätte gerettet werden können. Was, wenn die Welt und alle die auf ihr kriechen zu den Bösewichten gehören wollen?

Geschichten sind einfach nur Geschichten, doch was ist mit der Realität, was ist mit der echten Welt, mit unserer Welt, mit deiner Welt?

Keine bunten Farben, keine Happy Ends, keine Helden, nichts wofür es sich zu kämpfen lohnt ausser für sich selbst, weder echte liebe noch Hoffnung.

Denn wo in den Geschichten Hoffnung steht, steht in unserer Welt Gleichgültigkeit. Hoffnung ist etwas das man von anderen geschenkt bekommt, etwas das man anderen schenken kann. Hoffnung ist etwas das verbindet, etwas das nur gemeinsam mit anderen kreiert werden kann.

Doch unsere Welt ist selbstsüchtig, grausam, wahrhaft Böse, nicht einsam, nur krankhaft widerwärtig. Mütter die ihre Kinder zu ihrem eigenen Vorteil verkaufen. Geschwister die sich gegenseitig ermorden für materielle Dinge oder auch nur aus einer kranken Laune heraus. Die Reichen und Mächtigen, die schwächere wie alte Schachfiguren auf einem goldenen Brett herumschubsen und opfern wenn es ihnen gefällt. Oder die schwachen und armen selbst, die sich nur um sich sorgen, alles rücksichtslos umrennen, für ein bisschen von gar nichts.

Das ist die Welt in der wir leben, grau, kalt und frei von Bindungen, frei von echten Gefühlen. Eine Welt in der es nur einen „Nächsten“ gibt, wenn er dich eigennützig ausbeuten will. Oder umgekehrt.

Jeder Tag gleicht dem anderen aufs Haar. Tage voller Intrigen, voller Qual und Tod. Und du steckst mitten drin, unterscheidest dich in nichts von den anderen. Lebst nur zur selbst Bereicherung, nur für dich selbst. Ein anderes Ziel hast du nicht, brauchst du nicht, denn alles was zählt bist du, nur du!

Und du lebst auf diese Weise deine Zeit, Tage, Monate, Jahre.

Und dann kommt auf einmal ein Tag, der anders ist als all die anderen zuvor, dieser Tag verändert dich, dein Leben, er verändert deine Welt.

Denn du trafst einen Menschen der dich aus dem grau begleitet, dich zu einem neuen, besseren Menschen macht und dir die strahlende, farbenfrohe Welt zeigt die du zuvor nicht sehen konntest. Jemand der dein einziges Ziel im Leben wird, liebe, Freude, süsser schmerz begleiten dich fortan, machen dich zu dem besten, was du jemals sein kannst, über alle Grenzen und Regeln hinweg. Gemeinsam mit diesem Menschen begibst du dich auf eine Reise auf der jeder Tag dein schönster ist, auf der jeder Tag der kostbarste ist, endlos wertvoll!

Du lernst das Leben kennen, das echte leben und merkst dass du fliegen kannst. Alles ergibt einen süssen Sinn und fühlt sich an wie eine warme immerwährende schützende Umarmung. Du bist endlich Zuhause!

Diesen Traum lebst du lange genug um voll und ganz darin zu versinken und dann kommt die Welt in der du zuvor gekrochen bist, die Welt die du lange hinter dir gelassen hast, längst vergessen, kracht mit gewaltiger Macht gegen deinen realen Traum, deine wahre Geschichte und erinnert dich in voller Grausamkeit daran, wo du herkommst! Erinnert dich daran das sie stets in deinem Schatten gelauert hat und das du ihr nicht entkommen kannst, niemals, den, Hoffnung ist eine Illusion die sie selbst geschaffen hat, um dich zu zerstören.

Und von einem Moment auf den anderen, hast du diesen einen besonderen, unglaublich wertvollen Menschen nicht mehr und du siehst machtlos zu wie die Farben verblassen, wie alles was Sinn ergab in tausende Scherben zerbricht wie die sanfte Umarmung sich löst und dich allein lässt und wie der saftige Boden unter deinen Füssen aufreisst und das kalte grau das darunter lauert ihre dürren toten Arme nach dir ausstreckt um dich in den unendlichen Abgrund zurück zu ziehen aus dem du einst entkommen konntest.

Der Schmerz und die Trauer lähmen dich, machen dich handlungsunfähig und lassen dich nicht denken, nur deine Augen scheinen noch zu funktionieren, denn alles was du siehst ist das Gesicht des Menschen den du gerade verloren hast, starr, blutig, tot, doch du fühlst es nicht, gar nichts!

Dieses Bild brennt sich in dein Fleisch, kettet dich an etwas das zwischen den Farben und dem endlosen Grau liegt.

Es vergeht Zeit, wie viel weisst du nicht, eine Ewigkeit, nur ein Moment, es spielt keine Rolle.

Doch irgendwann Arbeitet dein Gehirn wieder, die Ketten lösen sich, das Bild längst nicht mehr klar. Du siehst dich um doch was du siehst, kennst du nicht, grau, warum ist alles so grau? Leer, wieso bin ich so leer? Schmerzen, woher stammt dieser pulsierende schmerz der dich fortwährend sticht?

Du stehst auf, schwach, mühsam, aber du stehst und gehst einen schritt, dann sprichst du aus was dir wie ein Klos im Hals auf der Zunge liegt: Ein Name! Dieser eine Name!!

Erst flüsternd, dann bestimmter und dann schreist du ihn laut aus, lauter als du jemals irgendetwas geschrien hast. Immer und immer wieder bis du ihn nur noch husten kannst und der bleierne Geschmack von Blut in der Luft hängt.

Dann Realisierst du wider, alles, stück für stück aber rasend schnell, Bild um Bild, jedes Detail und das grau wird schärfer, greller bis es sich wie die Sonne in deine Augen brennt und mit Millionen von Nadeln voller Wiederhacken in dein Fleisch einsticht.

Das ist der Moment in dem du stirbst!

Doch stirbst du nicht gänzlich, nein, das wäre das Happy End. Es wäre eine Geschichte!

In dieser Welt stirbst du gerade genug, dass alles um dich herum transparent wird und verschwimmt. Gerade genug das durch deine Adern statt Blut quälend giftiges Lava rinnt. Gerade genug um dich Sekunde um Sekunde tausende Tode fühlen zu lassen, jedoch gewährt sie dir diese nicht. Sie lässt dich gerade genug sterben, um dir zuzusehen wie du kläglich verreckst, verzweifelt nach Erlösung flehend, dem Gnadenstoss.

Denn was Verzweiflung ist, das weisst du jetzt, besser als jeder andere. Du hast von der verbotenen Frucht gegessen! Eine Frucht die die Welt niemandem gönnt!

Dreimal springst du, das erste Mal von einem beliebigen Dach, dann von einer Brücke und schliesslich eine dreissig Meter hohe Felsenklippe hinunter. Deine Knochen zerschreddern, dein Fleisch wird in Fetzen gerissen deine Organe zerquetschen zu Brei und dennoch lässt sie dich nicht gehen. Du bist absolut machtlos! Die Hölle ist nichts das nach dem Tod kommt, sie ist bereits da, überall.

Und wann du schliesslich das dritte Mal wieder die Augen öffnest bist du bereits soweit das du keine Trauer und keinen Schmerz mehr fühlst. Du bist nicht mal mehr leer, nein, ganz im Gegenteil, alles was du bist und warst ist weg, für immer weg, es hat Platz gemacht für Hass, abgrundtiefer alles verschlingender Hass.

Und du gibst dich ihm voll und ganz hin den du merkst endlich warum du nicht gehen kannst, nicht gehen willst. Er ist dein schlimmster Fluch weil er dich an die Welt fesselt, weit über die Grenzen der physischen Möglichkeiten des menschlichen Organismus hinaus und dennoch ist er dein bester Freund. Weil er dir alles nimmt was dich je fühlen liess. Er nimmt dich mit in eine andere Welt!

Niemals grau, niemals bunt. Sie ist von klarstem weiss, durchzogen von schwarzem und rotem Dunst. Und in ihr hast du nichts ausser einem Ziel, eine Aufgabe, eine letzte Sache.

So gehst du in dieser Welt, einen Schritt nach dem anderen auf dein Ziel zu. Du tust was getan werden muss auf dieser letzten Reise und hackst dich mit Zähnen und Nägel durch alles was deinen Pfad kreuzt, während alles nur dumpf an dir vorbei zieht, in vollkommener stille, in makellosem weissem Licht das rote und schwarze schatten wirft, den deine Augen sind starr auf das Ende gerichtet.

Irgendwann stehst du davor, vor dem Ende des Pfades, am Ziel. Wie lange es gedauert hat weisst du nicht, was es gekostet hat weisst du nicht, was du fühlst weisst du nicht, denn alles ist tonlos, alles ist rein und weiss.

Also tust du weswegen du diese Reise begonnen hast, bis das weiss langsam verschwimmt und der rote und schwarze Dunst immer dichter wird. Bis er alles eingehüllt hat und wild um sich greift, dich vollkommen durchdringt und umherwirbelt bis du deine Augen von deinem Ziel abwendest.

Dann, wann du deinen blutüberströmten Körper siehst, wenn du die Verwesung und den frischen Tod riechst, wenn du zurückblickst und den grausam verstümmelten Leichnam des Vollstreckers der grauen Welt siehst wird dir klar was du getan hast. Dir wird klar warum du es getan hast, du beginnst wieder zu fühlen, die siehst die bunte und die graue Welt wider, alles ist zurück. Doch wie du in der Blutlache liegst und weinst merkst du das dennoch alles anders ist als vorher. Die Liebe, Hoffnung, Verzweiflung die du fühlst ist bedeutungslos, ein Gefühl das du kennst, ja, spürst, aber nicht fühlst. Die Farben strahlen doch sie wirken schwarz-weiss. Die liebevolle Umarmung sie ist warm, doch wärmen kann sie nicht.

Die Rache hat keine Erlösung gebracht, das Leben und der Tod, bedeutungslos!

Was macht jemand dann…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für alle, denn jeder hat mal etwas verloren, nicht wahr?

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