„Wann kommst du den endlich Kässi?“ rief ich.
Oh, ich sollte mich noch vorstellen: Ich heiße Elisabeth, bin 16 Jahre alt und ziemlich groß gewachsen… ich glaube letztens waren es 1,83 m. Wie auch immer, ich wohne bei meiner Mutter in Nürnberg. Meine Eltern sind geschieden, als „Entschuldigung“ haben sie mir damals ein Pferd gekauft...Sein Name ist Infinity, aber ihr werdet in dieser Geschichte noch sehr viel über ihn und mich erfahren ;)
„Ich komme ja schon, darf ich mir nicht einmal die Schuhe richtig zubinden?“ gab Katharina, meine beste Freundin, genervt zurück.
„Nein, sonst kommen wir zu spät zu meinem Treffen mit Burc.“ Burc war und ist mein Schwarm seit der achten Klasse. Mittlerweile bin ich in der zehnten Klasse und kann seinem Anblick noch immer nicht widerstehen. Meinen Freundinnen versicherte ich zwar immer, dass ich ihn nicht mehr süß fände, doch in Wirklichkeit fand ich ihn weiterhin zum hinreißend.
Burc war groß, hatte braune Augen und dunkelbraune, wuschelige, etwas längere, Haare und wenn er lächelte schmolz ich dahin, wie ein Vanille-Eis in der prallen Sonne.
Wie soll man sagen, es war kein richtiges Treffen zwischen mir und ihm, sondern ich wusste, dass er jeden zweiten Nachmittag mit seinen Freunden, auf dem LKW-Parkplatz bei uns in der Nähe skaten war.
Ich hatte mich nämlich bis dahin nicht getraut ihn anzusprechen. Er ging auf die gleiche Schule wie ich, nur hatte er letztes Jahr seinen Abschluss. Katharina geht hingegen auf ein reines Mädchen-Gymnasium und hatte schon einige Freunde. Um genau zu sein, ich hatte noch keinen einzigen Freund, das lag wahrscheinlich daran, dass ich einfach zu schüchtern bin.
Wenn mich mal Jungs ansprechen, kommt so ein Schrott aus meinem Mund, dass ich mich nach dem Gespräch selbst Ohrfeigen könnte.
Endlich war Kässi fertig und wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und fuhren los. Ich malte mir schon die schönsten Szenen aus, die passieren könnten wenn wir beim Parkplatz sind.
Wie es der liebe Gott wollte passierte etwas, war so unglaublich peinlich war, dass selbst Prinz Harry hätte nicht mithalten können.
Kaum waren wir angekommen, nahm das Unglück seinen Lauf. Drüben am Streukasten stand Burc mit seinen Freunden und sie unterhielten sich. Plötzlich fingen sie an zu lachen und es konnte nicht über mich sein da mir ja bis dahin noch nichts Komisches passiert war. Also ging ich entschlossenen Schrittes auf die Fahrradständer, auf der anderen Seite des Parkplatzes zu und stellte mein Rad ab.
„Elli, warte mal kurz, ich habe einen meiner Ohrringe verloren!“ rief Kässi mir nach.
Blöd wie ich war lief ich mit meinem Blick auf dem Boden gerichtet weiter und übersah eine Straßenlaterne und lief voll dagegen. Jetzt lachten Burc und seine Freunde wieder und diesmal war ich mir sicher, dass ich der Grund ihres Freudenausbruches war. Ich rannte so schnell es ging zu meinem Fahrrad zurück und trat so kräftig wie ich konnte in die Pedale.
-Nur weg-, dachte ich, sonst… so etwas Peinliches konnte auch nur mir passieren.
„Elli, warte doch mal!“ Es war Katharina, sie muss mir nach meinem überstürzten Aufbruch wohl sofort gefolgt sein. Ich hielt an und wartete auf sie.
„Was war den los?“ fragte sie.
„Sag bloß du hast nicht bemerkt, dass ich gegen die Straßenlaterne gelaufen bin, weil ich deinen bescheuerten Ohrring mitgesucht habe und wie es nicht anders hat sein können, haben es Burc und seine Kumpels natürlich gesehen und sofort losgeprustet“, sagte ich.
„Tut mir ja leid, dass ich es nicht mitbekommen habe, aber ich war so damit beschäftigt meinen Ohrring zu finden, dass ich selbst nicht bemerkte, dass ich mit meinem Knie durch die Hundekacke geschleift bin.“ Sie sah auf ihr verschmutztes Knie und dann auf mich, denn jetzt musste ich anfangen zu lachen.
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„Hey, das ist gar nicht lustig!“ schmollte Kässi, doch dann musste auch sie lachen.
Nachdem wir uns ausgelacht hatten, fuhren wir zu mir nach Hause und Katharina lieh sich eine Jeans von mir die ihr, wie zu erwarten, viel zu groß war.
Katharina war ein schlankes, großes und attraktives Mädchen in meinem Alter. Sie hatte
honigblonde, schulterlange Haare, die sie meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden trug.
Katharina war 7 bis 8 cm kleiner als ich und wir kannten uns schon seit der Krabbelgruppe.
An diesem Tag blieb sie noch 2 Stunden bei mir und ging dann nach Hause zu ihrer Mutter.
Am nächsten Tag trafen wir uns wieder und gingen gemeinsam zum Reitstall. Es war ein wunderschöner Samstagmorgen im Winter. Gestern, als wir uns trennten, lag noch kein Schnee, doch heute Nacht schien Frau Holle ihre Betten ausgeschüttelt zu haben, denn auf den Straßen, Wiesen und Feldern lag Schnee, es sah so aus als hätte jemand Puderzucker über sie gestreut. Auf der Straße und auf dem Gehsteig hatten einige Frühaufsteher bereits Spuren hinterlassen, denn der Schnee war niedergefahren- und getreten und schon etwas dreckig.
Katharina und ich hatten unsere Pferde in einem Reitstall in Pillenreuth stehen. Als wir dort ankamen freute ich mich schon wahnsinnig auf unseren Ausritt und ich merkte, dass es auch
Katharina kaum erwarten konnte in den Sattel zu steigen.
Im Stall wieherte mir „Infinity“ schon aufgeregt entgegen. „Infinity“ war mein Pferd, ein 10-jähriger Oldenburger Wallach. Er hatte nussbraunes Fell und seine Mähne und sein Schweif waren kohlrabenschwarz. Er war bis zu seinem Widerrist (da wird das Stockmaß eines Pferdes gemessen), genauso groß wie ich. Ich liebte große Pferde. „Infinity“ hatte ich, von meinen Eltern, zu meinem zwölften Geburtstag, geschenkt bekommen.
Katharina hingegen hatte eine wunderschöne fuchsfarbene, kleine Quarterhorse-Stute, mit dem Namen „Jac’s Little Lena“.
„Sag mal Kässi, würde es dir etwas ausmachen, wenn Jassi auch auf unserem Ausritt mit käme?“ fragte ich.
„Ich habe sie gerade mit ihrer Muter in die Hofeinfahrt biegen sehen.“, sagte ich.
„Nein, natürlich nicht, sie ist ja neu hier im Stall und es wäre besser, wenn wir sie ein bisschen unter unsere Fittiche nehmen würden.“ sagte Kässi.
„Ok, ich geh ihr mal entgegen und frage sie, ob sie Lust hätte mitzukommen. Kannst du solange auf Infinity aufpassen? Er soll still stehen bleiben, denn er hat sich angewöhnt mit den Hufen zu Scharren, wenn ich kurz weggehe und das ist auf die Zeit nicht gut für seine Hufe.“ bat ich Kässi.
„Ja klar, mach ich“ antwortete sie.
Ich lief durch die Stallgasse auf den Hof hinaus und gegenüber, in das zweite Stallgebäude, wo Jasmins Pferd „New York“ stand. New York war ein prächtiger, mittelgroßer Friesen Wallach. Er war Kohlrabenschwarz ohne ein einziges Abzeichen und hatte einen üppigen schwarzen Behang.
„Hallo Jassi, wie geht es dir denn heute?“ rief ich ihr zu.
„Ach, ganz gut. Und dir?“ antwortete sie.
„Bei diesem wunderschönen Wintermorgen… natürlich prächtig! Hast du vielleicht Lust mit Katharina und mir auszureiten? Wir wollen hoch zum Kanal und dann über die lange Galoppstrecke am Waldrand wieder zurück“ erklärte ich ihr.
„Ja klar, gerne komme ich mit. Ich sattle nur schnell New York. Treffen wir uns dann auf dem Hof?“ freute sie sich.
„Jap, wir kommen auch gleich“ sagte ich und machte mich auf den Weg zu Kässi.
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Als ich zurück ging überlegte ich, ob ich mir das Stirnband anziehen sollte oder nicht, denn es sah wärmer aus als es war. Ich kam zu dem Entschluss es doch anzuziehen, denn lieber schwitze ich, als an den Ohren zu erfrieren
.
Wieder zurück bei „Infinity“ merkte ich wie gut ich es hatte. „Wer brauchte schon Jungs? Schließlich hatte ich „Infinity“ und alle meine Freundinnen“, dachte ich mir.
„Na mein Großer, hast du heute gut geschlafen? Ich hoffe du bist fit genug, um später mit mir am Waldrand entlang zu fetzen“ sagt ich zu meinem Pferd. „Infinity“ gab ein zuversichtliches Schnauben zurück und wieherte laut auf.
„Das nehme ich dann mal als Ja“ sagte ich zu ihm und musste schmunzeln.
Als die Pferde fertig gesattelt und getrenst waren, führten wir sie auf den Hof hinaus.
„Ich komme gleich!“ rief uns Jassi zu.
„Irgend so ein Witzbold hat alle Trensen vertauscht“ sagt sie.
„Kein Problem, wir können warten“ rief ich zurück.
„Weißt du eigentlich schon das Neueste?“ fragte mich Kässi.
„Nein, was denn?“ antwortete ich.
„Ich habe es von Claudia gehört. Kannst du dich an die große Box ganz hinten im Stall-gebäude, wo unsere Pferde stehen, erinnern?“ erzählte Kässi.
„Ja, natürlich. Was ist mit der?“ sagte ich.
„Da stand doch im letzten Jahr nie ein Pferd drin, weil sie so teuer in der Miete ist. Jetzt ist dort ein Pferd untergebracht“ gab sie zum Besten.
„Echt cool, die Miete für diese Box ist verdammt hoch. Miekesch, der neue Stallbursche hat gesagt, dass die Miete für diese Box, zwischen 800 und 900 Euro, pro Monat, liegt und ich dachte immer unsere Boxen sind verdammt teuer, da sie pro Monat 600 Euro kosten“ sagte ich.
„Ja, aber das ist noch nicht alles, Claudia hat auch gesagt, dass das Pferd, das in dieser Box
steht, einem Jungen zwischen 16 und 17 Jahren gehört“ erzählte Kässi weiter.
„WOW! Das ist ja echt der Hammer, ein Junge hier?“ rief ich aus.
„Jap, und er soll richtig gut aussehen“ gab sie zurück.
„Oh, Mist!“ meinte ich
„Was ist denn?“ fragte Kässi
„Ich habe mein Handy auf „ Infinity’s“ Putzkasten liegen lassen. Kannst mal schnell meine Zügel halten?“ sagte ich.
„Ja klar“ meinte Kässi
Ich übergab Kässi die Zügel und rannte zurück in den Stall. Als ich mein Handy geholt hatte ging ich nicht sofort zurück zu den anderen, sondern machte einen Umweg zu der Luxus-Box. Als ich mich der Box näherte, schaute mir ein edler, großer Pferdekopf mit einer hübschen Blesse entgegen. Ich stand vor der Box und las neugierig das Boxenschild. Das Pferd hieß
“A Principle Investment“ und war ein 1.80m Hannoveraner Hengst. Ich strich ihm über die
Nüstern und war erstaunt wie seidig sein Fell war. Plötzlich hörte ich Schritte im Schnee die eilig näher kamen. Ich zog meine Kapuze hoch und drehte mich rasch um. Ich war auf halbem
Weg der Stallgasse, da hörte ich eine Jungenstimme und dann eine Mädchenstimme und drehte mich neugierig um, wünschte mir aber sogleich es nicht getan zu haben. Da stand doch tatsächlich ein Junge, der niemand geringeres als Burc war. Er hatte Vanessa, die Oberzicke aus unserer Schule, im Arm und küsste sie. Mir kamen die Tränen und ich rannte den Rest der Stallgasse entlang, damit er mich nicht erkannte.
Bei den anderen angekommen sah ich, dass Jassi auch schon fertig war, ich nahm Kässi Infinity’s Zügel ab und wir stiegen auf unsere Pferde.
„Was ist denn mit dir los? Warum weinst du denn?“ fragte mich Kässi.
„Ach nichts, meine Augen sind bloß so trocken und tränen die ganze Zeit“ log ich.
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In Wirklichkeit hatte ich das Gefühl, dass jemand mein Herz aus meiner Brust gerissen hätte und vor meinen Augen ins Feuer geschmissen. Katharina schaute mich zwar ungläubig an doch hakte, Gott sei Dank, nicht weiter nach.
Wir ritten durch den Torbogen hinaus auf die Straße und bogen wenig später nach links in einem Wiesenweg ab, der zum Kanal führte. Es war vollkommen still. Man hörte nur das Knirschen der Pferdehufe im Schnee und das Knarren von Jasmins neuem Sattel.
Plötzlich fing Kässi an zu lachen und rief: „Leute, seht ihr das Gestrüpp mit dem Schnee,
da hinten? Ich dachte für einen Moment, als würde dort ein alter Mann mit langem weißen Bart und weißen Haaren stehen, der uns gefährlich anstarrt.“
Jasmin und ich schauten zu dem Gebüsch, doch wir konnten nichts entdecken.
„Hast du zu viele Gruselfilme geschaut?“ neckte Jasmin sie. „Ich kann da jedenfalls nichts erkennen.“
„Ich auch nicht“ pflichtete ich ihr bei. Doch als wir an dem Gestrüpp vorbei ritten blieb „Infinity“ stehen und warf den Kopf.
„Was hast du denn?“ fragte ich ihn. „Da ist doch nichts wovor du dich fürchten musst“, sagte ich.
Er warf noch ein paar mal heftig den Kopf und rollte mit den Augen, ging aber dann wieder weiter. Ich drehte mich noch einmal um und sah zu dem Gebüsch, da lief es mir eiskalt den Rücken hinunter, denn da sah ich auch einen alten Mann und er sah keineswegs freundlich aus.
„Was hatte „ Infinity“ denn gerade?“ fragte mich Jasmin.
„Ich habe keine Ahnung, es kann sein, dass er etwas gesehen hat, was wir nicht gesehen haben“ gab ich zurück.
„Ja, vielleicht hat er auch den bösen alten Mann gesehen“ witzelte Kässi.
Doch mir war gerade nicht nach lachen zumute. Ich blickte mich noch einmal um, um zu sehen ob der Mann uns gefolgt war, doch das war er nicht. Es sah alles friedlich wie immer aus. Ich ließ „ Infinity“ in einen langsamen Trab fallen um bei den anderen aufzuschließen und fühlte mich dabei schon viel sicherer.
Nach kurzer Zeit kamen wir oben am Kanal an, er war mit Eisschollen durchzogen und es war kein Mensch und kein Tier weit und breit zu sehen.
„Mann ist das schön hier“ sagte Kässi ganz begeistert.
„Ja, da hast du recht, wir können sehr stolz sein in so einem schönen Stadtteil zu wohnen,“ gab ich zurück .
Katharina wohnte in Weiherhaus und ich in Pillenreuth. Das sind zwei kleine Stadtteile in Nürnberg. Sie lagen am Rande der Stadt und man konnte schon fast sagen, dass wir auf dem Lande lebten. Weiherhaus und Pillenreuth grenzten aneinander, denn Katharina wohnte nur eine Straße von mir entfernt. Jasmin dagegen musste da schon etwas weiter fahren, sie wohnte mit ihrem älteren Bruder bei ihren Eltern, in Schniegling, das war ungefähr 20 Minuten Auto-fahrt von uns entfernt.
Der Weg am Kanal entlang war, wenn kein Schnee lag, eine super schöne, lange Galopp-strecke, doch bei Schnee konnte man nur traben, denn es bestand die Gefahr zum Abrutschen.
Ich ritt an die Spitze der kleinen Reitergruppe und trieb „Infinity“ zu einem schnellen Trab an, die anderen folgten uns. Ich genoss es den kühlen Wind an meinen Wangen zu spüren und den zugefrorenen Kanal neben dran zu haben. Wir trabten noch ein ganzes Stück, es war das was ich in letzter Zeit so vermisst hatte. Durch den Schnee zu traben und „Infinity“ unter mir zu spüren. Es war ein unglaubliches Gefühl mit den schwungvollen und gleichmäßigen
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Bewegungen von „ Infinity“ mitzugehen. Wir ritten noch ein ganzes Stück den Kanal entlang,
dann bogen wir rechts ab und mussten einen asphaltierten Weg hinunter. Unten angekommen lenkten wir unsere Pferde wieder nach rechts, wir hielten sie weiterhin rechts, denn ein Stück weiter hinten kam ein Feldweg, der perfekt zum Galoppieren war, und das im Sommer so wie auch im Winter. Auf diesem Weg konnten wir die Energie die sich in unseren Pferden aufbaute förmlich spüren, es war als ob man auf einem Pulverfass saß, das gleich explodierte. Doch wir hielten unsere Pferde noch kurz im Schritt, denn es kann gefährlich werden wenn man sein Pferd nicht mehr unter Kontrolle hat. Dann war es endlich soweit.
Ich ließ „Infinity“ in den Trab fallen und trieb ihn dann zum Galopp an. Der Schnee staubte und die Galoppsprünge von „Infinity“ waren so raumgreifend wie noch nie. Leider war der Spaß viel zu schnell wieder vorbei und ich musste „Infinity“ in den Trab und dann in den Schritt durchparieren.
„Mann, war das ein Spaß!“ keuchte Kässi noch ganz außer Atem.
„Ja, bloß leider zu kurz“, jammerte Jassi.
„Sind eure Pferde auch so schön galoppiert?“ fragte ich.
„Ja, New York hat schon lange keine so weite Galoppsprünge mehr gemacht“ sagte Jassi.
„Lena ist auch sehr schön vorwärts galoppiert“, entgegnete mir Kässi.
„Das sollten wir jetzt öfters machen. Findet ihr nicht auch?“ fragte ich begeistert in die Runde.
„Ja, wir könnten ja dreimal in der Woche etwas ausmachen und zusammen ausreiten“ schlug ich vor.
„Au ja, denn mit euch auszureiten macht tausendmal mehr Spaß, als alleine“ sagte Jassi.
Als wir wieder im Reiterhof angekommen sind, stiegen wir ab und führten unsere Pferde in den Stall um sie anzubinden und abzusatteln.
„Du hast dir vorhin das neue Pferd angeschaut, stimmt’s“, fragte mich Kässi.
„Ja habe ich“, sagte ich kleinlaut.
„Was ist es denn für eins und wie heißt es?“ bohrte sie weiter
„Er ist ein schwarzer Hannoveraner Hengst mit einer wunderschönen weißen Blesse und heißt „A Principle Investment“, er ist echt ein Prachtkerl“, schwärmte ich.
Infinity stampfte mit seinem Huf auf.
„Ja ja, du bist natürlich viel besser“, sagte ich zu ihm.
„Und warum hattest du vorhin Tränen in den Augen? Ich glaube dir nämlich nicht, dass du nur trockene Augen hattest. Ich kenne dich lange genug um zu wissen, dass es etwas Schlimmeres war“, ließ Kässi nicht locker.
„Ok Ok, rate mal wem das Pferd gehört? Einem Jungen…ja, und rate mal welchem“, sagte ich aufgeregt.
„Keine Ahnung, aber du wirst es mir sicher gleich sagen“, murmelte sie vor sich hin.
„Er gehört Burc“, sprudelte es aus mir heraus.
„Burc… das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ rief Kässi.
„Doch, als ich bei dem Pferd war habe ich Schritte gehört und bin sofort geflüchtet und als ich mich umdrehte stand Burc vor der Box und hat Vanessa geküsst“, berichtete ich ihr.
„Mit D E R Vanessa?“ fragte Kässi ungläubig.
„Ja, mit D E R Vanessa“, gab ich zurück.
Kässi musste die neuen Informationen erst einmal verdauen, denn wir sprachen während des
Absattelns kein Wort mehr. Plötzlich hörte ich hinter mir eine SEHR bekannte Jungenstimme.
„Hey, ich kenne mich hier noch nicht so gut aus, wo ist denn das Huffett?“ fragte er.
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Ich erstarrte und auch Kässi hielt in ihrer Bewegung inne, und schaute ganz verdutzt. Ich drehte mich langsam um und schaute genau in Burc’s wunderschöne, rehbraune Augen.
„Wo ist denn nun das Huffett?“, fragte er noch einmal.
Ich brachte kein Wort heraus. Er redete doch tatsächlich mit mir….
„Ähhmm, dort drüben“, hob meine Hand und deutete in Richtung Sattelkammer
„Ach nee, dass es in der Sattelkammer ist, da wäre ich auch noch drauf gekommen, aber wo in der Sattelkammer?“, fragte er gelangweilt.
„In dem alten Bauernschrank, auf der linken Seite…“, gab ich zurück.
Ich war noch immer ganz überrumpelt.
„Danke. Übrigens wie heißt dein Pferd?“ fragte Burc ganz cool, als ob es ganz normal wäre, dass er mit mir redete…mit MIR!!!
„Öhhmmm, mein Pferd heißt „Infinity“ antwortete ich knapp.
„Cooler Name…, erinnert mich an den Song <<Infinity 2008>>, das war echt ein cooler Song“, und fing an zu singen.
Ich war erstaunt und begeistert, er war ja ein echtes Gesangstalent!!
„Wow, du kannst ja echt super gut singen“, sagte ich.
„Ach Quatsch, ich habe eine Fünf in Musik“, sagte er lachend.
„Na und, dann ist euer Musiklehrer eben taub“, gab ich lachend zurück.
„Danke für das Kompliment. Sag mal bist du nicht die, die gestern gegen die Laterne gelaufen ist?“, fragte er und musste grinsen.
Oh Mann, warum musste er sich daran erinnern? Warum konnte ich nicht alles ungeschehen machen?
„Ja die bin ich“, gab ich zu und wurde rot wie ein Feuermelder.
Burc holte das Huffett und ging in Richtung seiner Box.
Nachdem wir die Pferde abgesattelt, getrocknet, geputzt und gestriegelt hatten, gingen wir zusammen nach Hause.
„Mann, oh Mann, was war das denn gerade“ sprach ich vor mich hin
„Was“, wollte Kässi wissen.
„Na, Burc hat M I C H angesprochen!!!“, sagte ich noch ganz aufgeregt.
„Ja, ich habe erst auch gedacht du täuscht dich vielleicht, doch ER ist es wirklich“, gab sie zurück.
„Natürlich ist er es „wirklich“. Mädel ich beobachte den Typen schon seit drei Jahren und da
denkst du ich könnte mich verschaut haben?“, sagte ich fassungslos.
„Ja, ja ist ja gut. Ich dachte nur, dass Burc gar nicht so aussieht als würde er reiten“, meinte Kässi.
„Ja, da wäre nicht mal ich draufgekommen und hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte“, sagte ich lachend.
Wir verabschiedeten uns und jede ging ihres Weges nach Hause. Zuhause, rief ich sofort Franzi an, um ihr davon zu erzählen. Franzi war eine sehr gute Freundin von mir. Ihr erzählte ich so gut wie alles. Wir telefonierten ungefähr 2 Stunden, dann musste sie auflegen, denn sie wollte noch in den Reitstall zu „Angelo“. Angelo war ein braun gescheckter Pinto-Wallach. Er gehörte zwar nicht ihr, aber sie kümmerte sich um ihn. Er war wirklich ein ganz süßes
Pferd.
Am nächsten Tag traf ich mich mit Kässi in der Stadt, zum Shopping. Wir wollten uns etwas Schönes zum Anziehen kaufen, da mein Geburtstag bevorstand. Ich wollte eine große Party, in einem Partyraum, schmeißen und musste dafür, natürlich, Klasse aussehen.
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Kässi hatte mir versprochen, beim Outfit, zu helfen. Angekommen bei Krämer & Co. waren wir fest davon überzeugt die perfekte Hose für mich zu finden. Sie sollte Hellgrau sein und eine Röhrenjeans, doch nicht zu eng. Sie musste etwas länger sein, denn ich wollte hohe
Schuhe dazu anziehen. Nach einer halben Stunde hatten wir endlich die richtige Hose gefunden und nahmen sie mit.
„Sag mal, hast du vor heute noch zum Aldi-Parkplatz zu gehen?“, fragte mich Kässi.
„Eigentlich schon, denn ich muss ungedingt wissen, ob Burc mich heute auch wieder erkennt, ich hoffe nur, dass mir nicht wieder etwas peinliches passiert“, gab ich zurück.
„Es wird dir schon nichts peinliches passieren“, sagte Kässi zuversichtlich.
Doch ich war mir da nicht ganz sicher.
Am ende des Shoppingtages hatten wir, für mich, ein superstylisches Outfit zusammen- gestellt und gekauft.. Eine hellgraue Röhrenjeans, eine blauweiß karierte längere Bluse, ein weißes Top für darunter und schwarze Schuhe von s’Oliver, mit 10 cm Absatz, Ich war richtig stolz auf mein neues Outfit und freute mich schon auf meine Geburtstagsfeier.
Zuhause angekommen wollte meine Mutter sofort wissen, was ich denn eingekauft hätte. Ich machte eine kleine Modenschau für sie, auch wenn ich keine Modellmaße habe. Ihr gefielen die Sachen sehr gut, auch die Schuhe fand sie Klasse.
Abends traf ich mich mit Kässi am Aldi-Parkplatz. Ich wollte schon wieder gehen, weil Burc und seine Freunde nicht da waren. Doch wir blieben und unterhielten uns über Gott und die Welt, als plötzlich Burc mit seinen Freunden im Schlepptau, auftauchten. Das Bleiben hatte sich gelohnt. Erst bemerkte er uns gar nicht, doch dann sah er uns mitten in einem seiner Skateboard-Jumps, verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Schnauze. Wir mussten lachen,
doch ich konnte mir vorstellen, dass das für Burc sehr peinlich war. Ich war nur froh, dass mir
heute nichts unangenehmes passiert war. Auf einmal bekam ich Mitleid mit Burc und wollte ihm zur Hilfe eilen, er stand aber sofort wieder auf und tat so als wäre nichts geschehen. Er lächelte uns zu und ich hörte, vor Freude, die Engelein singen. Er war doch so was von süß…
ich sollte ihn zukünftig Adonis nennen.
Als sich nach einiger Zeit einige seiner Freunde wieder verzogen, hatten auch wir vor zu gehen, doch Burc kam auf uns zu.
„Hey, ihr seid doch die vom Reitstall, oder?“ fragte er uns lässig.
Ich konnte leider nicht antworten und lächelte nur vor mich hin, er musste denken ich sei bescheuert…. Gott sei Dank übernahm Kässi das Antworten.
„Ja, die sind wir. Wir haben übrigens auch Namen!“ bemerkte sie.
„Das ist mir schon klar, und wie heißt ihr denn?“ gab er zurück.
„Das ist Elisabeth, ich glaube sie ist im Moment ein wenig neben der Rolle“, sagte sie, denn ich stand immer noch da und sabberte vor mich hin. Ich meine bei dem Anblick, ihr müsst mich doch verstehen!!
„Und ich bin die Katharina, oder einfach Kässi“, sie grinste und sah etwas irritiert zu mir herüber.
„Mich kannst du einfach Elli nennen…“, WOW, ich hatte meine Sprache wieder gefunden und mich entschlossen meinen Speichel lieber bei mir zu behalten.
„Übrigens, du hast ein super tolles Pferd, hat mir Elli erzählt“, schwärmte Kässi.
„Wann kommt ihr denn wieder in den Stall?“, diese Frage kam von Burc.
„Ich denke, vielleicht kommen wir heute Abend, so um acht Uhr, noch mal schnell im Stall vorbei“, antwortete Kässi bevor ich etwas sagen konnte.
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„Ok, dann gehe ich auch in den Reitstall. Habt ihr Lust demnächst mal mit mir auszureiten?“, fragte Burc.
„Ja, liebend gerne“, sagte ich, bevor es Kässi tun konnte.
„Übrigens, ich bin gar nicht so komisch wie es aussieht, ich bin nur manchmal etwas irritiert Adonis…ähh… Burc“ meinte ich. Mann, war das mal wieder peinlich…
„Woher weißt du wie ich heiße!“, fragte er mich.
„Ähhh… du hast deinen Namen doch vorhin genannt, oder?“, gab ich zur Antwort.
„Na hab ich ned… aber ist ja egal, ich weiß ja jetzt auch wie du heißt“, gab er zurück.
Er lächelte mich an, und ich war mir total sicher, dass dieses Lächeln nur mir galt. Es war ein wunderschönes, warmes Lächeln.
„Wie alt bist du eigentlich“, fragte ich ihn bevor er gehen konnte.
„Ich bin Fünfzehn, und du?“ sagte Burc.
„Ich bin Dreizehn“, gab ich zurück und war stolz auf mich ohne zu Stottern mit ihm geredet zu haben.
Er drehte sich um, sagte Tschüss und ging. In diesem Moment dachte ich, wenn er sich jetzt noch mal umdreht, hatte ich ihn auf mich aufmerksam gemacht, und er drehte sich tatsächlich um und lächelte mir zu.
Kässi und ich fuhren mit den Rädern nach Hause und zogen schnell unsere Stallsachen an. Ich lächelte die ganze Zeit, meine Mutter fragte mich was ich denn hatte, aber ich sagte nur „muss man denn immer einen Anlass haben um glücklich zu sein!!“ Daraufhin hat sie nicht weiter gefragt.
Ich ging fröhlich und singend aus dem Haus. Ich war so durcheinander, dass ich vergaß meinen Fahrradständer hochzustellen, ich stieg auf mein Rad und …ohjeh…, nach ein paar Meter weiter haute es mich mit meinem Rad um, aber nicht mal das konnte meine gute Laune trüben. Ich stand auf, stellte den Ständer hoch und fuhr mit einem Lächeln auf den Lippen los. „Mann, was war das für ein schöner Tag, dudai. dudai, Mann war das ein schöner Tag, duda, duda, dai.“ Das sang ich fröhlich vor mich hin.
Als ich am Stall ankam stellte ich mein Fahrrad neben das von Kässi und sperrte es ab. Hüpfend ging ich in den Stall und erstarrte. Ich hätte fast wieder geheult, konnte mich aber gerade noch beherrschen. Da standen mal wieder Burc und Vanessa, in der Stallgasse und küssten sich. Ich ging tapfer auf die beiden zu und wortlos an ihnen vorbei.
„Hey, da bist du ja“, sagte Burc. Ich blieb stehen und drehte mich um.
„Kässi lässt ausrichten, sie ist in der Springhalle und muss schnell etwas helfen. Das hier ist Vanessa, ich denke ihr könntet vielleicht Freundinnen werden, dann habe ich wenigstens schon drei weibliche Fans, die mir bei einem Turnier zujubeln.“, das sagte er doch tatsächlich großkotzig zu mir.
„Hey, ich denke du liebst nur mich, Hasenzähnchen?“, sagte Vanessa und sie klang sehr beleidigt.
„Das tue ich doch auch, Mäusepfötchen“, gab Burc halbherzig zurück und Vanessa war zufrieden.
Als sie wegschaute, formte Burc mit seinen Lippen ein stilles „Hilfe“ und musste grinsen.
„Hey, Vanessa!“, rief ich und sie zuckte zusammen.
„Was ist denn“, gab sie genervt zurück.
„Wie geht es dir denn heute, meine beste Freundin?“, sagte ich so laut, dass es beinahe geschrieen war.
„Du musst mich nicht so anschreien, ich bin doch nicht taub!“, gab sie wütend zurück.
„Entschuldigung Vanessa!“, rief ich wieder zurück und musste grinsen.
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Auch Burc musste sich zurückhalten, um nicht laut loszuprusten, er merkte genau, dass ich wollte, dass sie sich verarscht fühlt.
Am nächsten Tag, nach dem Aufstehen, stand ich vor meinem Schrank und überlegte was ich in die Schule anziehen sollte, denn ich wollte mich für Burc hübsch machen.
Sollte ich den weißen Pulli mit der dunkelblauen Jeans anziehen, oder doch lieber die schwarze Jeans, den grünen Pulli und die grauen Stiefel? Ich entschied mich für das Letztere.
An der Bushaltestelle wartete ich auf meine Freundin Bine, die mal wieder spät dran war. Gerade noch rechtzeitig in der Schule angekommen, ging ich sofort in den Mathe-Unterricht.
Als ich saß fiel mir plötzlich ein, dass ich meine Hausaufgaben, während ich frühstückte, noch mal durchsehen wollte und mein Heft, versehentlich auf dem Wohnzimmertisch liegen ließ.
Das war natürlich wieder mal typisch für mich…, meistens wenn ich die Hausaufgaben gemacht hatte, ließ ich sie irgendwo liegen. Warum half es nichts, dem Lehrer einfach zu sagen, dass man sie gemacht hat? Natürlich, weil Lehrer zu der Sorte Mensch gehören, die immer alles schwarz auf weiß sehen mussten, und unsere Mathe-Lehrerin verstand es ausgezeichnet einem ein schlechtes Gewissen einzureden. Na ja, das musste ich für meine
Vergesslichkeit über mich ergehen lassen, ansonsten überstand ich die Schulstunden, an diesem Tag, relativ unbeschadet und war froh, als die Schulschlussklingel laut ertönte.
Im Schulbus träumte ich schon von einem schönen langen Ausritt mit „Infinity“, denn das sonnige Winterwetter lud direkt dazu ein. Endlich hielt der Bus an der Haltestelle wo ich aussteigen musste…“ jetzt schnell nach Hause, Essen, Hausaufgabe machen und dann sofort ab, in den Reitstall“, sagte ich zu mir.
Oma wartete schon mir ihren leckeren Pfannkuchen, das war ja schon ein perfekter Start in den Nachmittag. Während der Hausi’s dachte ich mir „dass die Lehrer, an einem so schönen Tag, immer so viel aufgeben mussten.“
Dann war es soweit, ich nahm mein Fahrrad und trat kräftig in die Pedale und freute mich, als ich das Dach der Reithalle erkennen konnte. Gleich würde ich „Infinity“ sehen und endlich
hören, was ich schon den ganzen Morgen vermisst hatte. Das laute Wiehern der Pferde und das zufriedene schnauben „Infinyt’s“.
Auf dem Hof angekommen, lehnte ich meinen Drahtesel gegen die große Eiche, die auf dem Hofplatz stand. Da kam mir dann auch schon Kässi aufgeregt entgegen. Schon von weitem konnte ich ihr breites Grinsen sehen und ihre Augen strahlten mit der, heute so wunder-schönen Sonne, um die Wette.
„Was ist den mit dir los?“ fragte ich sie aufgeregt.
„Es ist… ach ich bin ja so glücklich!!!“ Kässi’s Worte überschlugen sich.
„Ich habe einen Brief von meiner Oma, aus Island, bekommen. Sie schreibt, dass sie sich freuen würde, wenn ich in den Sommerferien mit Lena zu ihr komme. Du weißt ja, dass ich sie sehr lange nicht gesehen habe.“ Sie beendete ihren Satz völlig außer Atem.
„Das hört sich ja super an! Aber was soll ich in den Sommerferien machen, wenn du nicht da bist?“ sagte ich.
Ich freute mich ehrlich für „Kässi“, aber es wird bestimmt langweilig, ohne sie.
„Du findest bestimmt jemanden. Denk doch erst mal an Burc… vielleicht wird das ja was mit euch beiden, und es ist ja erst in den Sommerferien.“ Kässi versuchte mich aufzumuntern.
„Ja, also wenn ich an Burc denke, kommt mir die Sache schon etwas besser vor“, sagte ich.
Wir mussten lachen, und schlenderten zum Stall.
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„Hallo mein Hübscher“, ich trat an „Infinity’s“ Box und bewunderte ihn, wie ich es immer machte. Es kam ein freundliches Schnauben zurück.
„Das ist schön, dann hole ich dich mal raus. Wir wollen heute noch einen wunderschönen Schneeausritt machen“, sagte ich zu ihm.
„Infinity“ schnaubte ein zweites Mal, wieherte und scharrte mit dem Huf.
„Das war aber sehr deutlich“ sagte ich.
Ich zuckte zusammen, denn ich hatte nicht bemerkt, dass Vanessa hinter mir stand.
„Ach hallo, was machst du denn im Stall?“ fragte ich sie in einem etwas unfreundlichen Ton.
„Ich warte auf Burc, er wollte mir heute die Gegend zeigen“, gab sie zurück.
„Per Fahrrad, bei diesem Wetter…, das ist keine so gute Idee!“ sagte ich leicht sarkastisch.
Ich wusste nicht so recht, ob es die Eifersucht war, die das aus mir sprach.
„Wieso Fahrrad?“ Vanessa starrte mich fassungslos an.
„Er gibt mit „Investment“, und er nimmt sich eine Stute vom Hof“, antwortete sie.
Ich dachte ich hörte nicht recht.
„Du und Reiten?“ sagte ich und blickte sie irritiert an.
„Hast du denn keine Angst, dass du dir einen Fingernagel einreißt, oder womöglich der Reithelm deine Frisur kaputt macht?“ sagte ich spöttisch.
„Nein habe ich nicht! Und um deine Bedenken aus dem Weg zu räumen, ich kann sogar sehr gut reiten!“ schnauzte sie mich an, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
„Blöde Ziege!“ murmelte ich.
Ich legte „Infinity“ das Halfter an, führte ihn auf die Stallgasse und band ihn beidseitig an. In der Sattelkammer stieß ich auf Burc der gerade „Missy’s“ Sattel von der Halterung nahm.
„Hallo“, er klang gestresst.
„Hi, reitest du wohl heute auf „Missy“? ich war überrascht, denn eigentlich gehörte „Missy“ der Hofbesitzerin.
„Ja, ich habe Manuela schon gefragt“ antwortete er und sah mich an.
„Ach so, na dann viel Spaß!“ sagte ich leicht errötend.
„Ja, dir auch“. Er grinste mich an und verschwand dann Richtung „Missy’s“ Box.
Nachdem „Infinity“ fertig geputzt und gesattelt war, führte ich ihn auf den Hof. Dort wartete Kässi schon ungeduldig auf mich.
„Wo warst du denn so lange?“ fragte sie mich entnervt.
„Warum denn so genervt? Ist dir etwa auch Vanessa begegnet?“ fragte ich
„Ja, ist sie. Ich kann nicht glauben, dass diese Ziege reiten kann“ sagte sie und schaute mich an.
„Ich auch nicht. Los, die kann uns doch den Tag nicht verderben! Auf geht’s in die weiße Wildnis!“ meinte ich, stieg auf und trieb „Infinity“ an.
„Biegen wir zum Kanal ab?“ fragte mich Kässi.
„Nein, mich zieht es eher Richtung Wald. Außerdem gehen, bei diesem wunderbaren Wetter, bestimmt viele Leute Spazieren“ gab ich zurück und blickte flüchtig zu ihr hinüber.
„Du willst wohl etwas Dampf ablassen?“ sagte sie und grinste mich an.
„Nenne es wie du willst, ich will nur galoppieren „ gab ich mit einem schelmischen Grinsen zurück.
Kaum waren wir auf dem schneebedeckten Waldweg angekommen, trieb ich „Infinity“ zum Galopp an. Der Schnee staubte und ich jubelte, „was für ein zauberhafter Tag!“
Bald musste ich „Infinity“ wieder Zügeln, denn der weiche, moosige Waldweg ging in eine geteerte Straße über.
11 -
Als am nächsten Tag mein Wecker schälte, drehte ich mich nochmals auf die andere Seite.
Lust zum aufstehen hatte ich heute wirklich nicht, aber Gott sei dank war heute Freitag.
Also quälte ich mich aus dem Bett, schlurfte ins Bad und fing an mich zu waschen.
„Elisabeth?!? Bist du schon wach?“ ich hörte die Stimme meiner Mutter. „Ja!“ gab ich noch etwas müde von mir.
Nachdem ich die Treppe hinunter gestolpert war, kam ich noch etwas zerzaust in der Küche an.
„Nanu, hast du denn noch nicht ausgeschlafen?“ meine Mutter sah mich lächelnd an. „Nein,
die Nacht war viel zu kurz!“ gab ich leise zurück. Ich zog den Stuhl zurück und setzte mich
an den Tisch. Meine Mutter stellte mir einen Teller mit lecker riechenden Rührei vor mich. „Nun iss erstmal, dann wirst du etwas wacher.“ „Danke Mama, ich habe schon richtig Hunger!“
Nach dem ich die Schule einigermaßen gut überstanden hatte konnte ich es kaum erwarten zu Hause an zu kommen, meine Hausi‘s zu erledigen und mein Zimmer aufzuräumen, bis ich endlich zu Infinity konnte.
Nachdem ich mit allem fertig war und voller Vorfreude im Stall ankam wieherte mir Infinity zu, aber schaute nicht wie üblich über seine Boxentür. Als ich vor seiner Box stand sah ich warum.
Er lag völlig verschwitzt und belämmert in seiner Box und sah gar nicht gut aus.
So schnell ich konnte wählte ich die Nummer meines Tierarztes, Dr. Malus.
„Tierarztpraxis Dr. Malus, schönen guten Tag“ meldete sich nach wenigen Freizeichen eine männliche Stimme. „Hallo Dr. Malus. Hier ist Elisabeth, sie müssen schnell zu Infinity kommen, erliegt ganz teilnahmslos in seiner Box und schwitzt.“ antwortete ich hastig, den ich hatte eine Vorahnung was Infinity hatte, eine Kolik! „Guten Tag Elisabeth, das hört sich ja gar nicht gut an, ich werde so bald wie möglich da sein. Bis ich eintreffe, versuche Infinity dazu zu überreden aufzustehen. Dann gib ihm viel Wasser und laufe mit ihm auf dem Hof herum. Er darf sich auf keinen Fall hinlegen.“ gab mir Dr. Malus besorgt die Anweisungen. „Ja, in Ordnung. Bis gleich.“
sagte ich und betete dass der Arzt bald da wahr. „Bis gleich!“ schnaufte Dr. Malus und legte auf.
Texte: © Elisabeth Riess
Bildmaterialien: http://www.new-dream.de/image/wallpaper/natur/seen/see_31.jpg
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich Widme dieses Buch meiner besten Freundin Katharina...weil sie mich immer zum lachen bringt und sie da ist wenn man sie braucht :)