Cover

EINS

Es war der dreizehnte Oktober, ein Freitag - am späten Nachmittag.

 

Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel - saß die Lederjacke richtig? Schmunzelnd drehte mich ein wenig und zupfte die Ärmel zurecht. Ja, ich konnte mich sehen lassen.

Ich griff nach meinem überdimensionalen Schlüsselbund und verließ gut gelaunt meinen Palast. Auf dem Weg nach oben schloss ich jeden Durchgang und jede Tür dreimal hinter mir ab. Sicher war sicher.

 

Siebzehn Minuten später trat ich - in einem der vielen Parks meiner Lieblingsstadt - hinter einigen hohen Bäumen hervor. Eine laue Brise wehte angenehm in mein Gesicht.

Es war ein warmer Herbstabend und fröhlich meine Hände reibend machte ich mich auf in die Innenstadt.

 

Ich war gerade dabei eine am Straßenrand parkende Harley für eine kleine Spritztour kurzzuschließen, als direkt vor mir plötzlich ein Wunder die Straße überquerte.

 

Mein Gehirn setzte für einige Sekunden aus. Das Wunder vor mir war ein Mann und dieser Mann war eindeutig unbeschreiblich - wenn nicht sogar vollkommen.

Ohne dass ich es wollte, klappte mein Mund auf und gebannt verfolgte ich, wie er in einem Hauseingang verschwand.

 

Ein erschrockenes Blinzeln brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Wow, was war das denn gewesen?

Wie hypnotisiert steuerte ich das Haus an, in dem das Objekt meiner Begierde verschwunden war.

Auf dem Klingelschild standen ein Josef Fromm, ein Gabriel Seligmann und ein Johannes Engel. Ungläubig starrte ich auf die Namen.

Was war das denn für ein Haus? Angewidert schüttelte ich mich. Und hinter einem von diesen Namen steckte dieser umwerfende Typ?

 

Mittlerweile fragte ich mich, ob der Kerl wirklich so perfekt gewesen war oder ob mir meine Fantasie da einen Streich gespielt hatte.

Ich würde mich also noch einmal überzeugen.

 

Mit einem meiner Schlüssel öffnete ich die Haustür und trat in ein enges Treppenhaus.

In welche Wohnung war der junge Mann wohl verschwunden?

 

Die erste Wohnungstür wirkte auf mich extrem unsympathisch, klinisch sauber und nicht dekoriert. Auf dem Klingelschild stand Josef Fromm. Nein, ein Josef war das nicht gewesen, oder?

Im zweiten Stock sah es schon besser aus, ein Paar Turnschuhe standen auf der Fußmatte und an der Tür hing … Oh nein, nicht gut, an der Tür hing ein Blumenkranz mit einem Kruzifix in der Mitte. Bitte lass es nicht diese Tür sein, flehte ich im Stillen und stieg weiter hinauf in den dritten Stock. Sofort wusste ich, dass ich hier richtig war. Der Eingang zu dieser Wohnung wirkte sauber, aber dennoch geschmackvoll und einladend und das Beste: Nirgends hing ein Kreuz.

Auf dem Klingelschild stand „Johannes Engel“.

 

Vorsichtig lauschte ich an dem hellen Holz der Wohnungstür. Alles war still, also öffnete ich mir und trat ein.

Die Wohnung war ebenso geschmackvoll wie die Tür, aber dafür sehr chaotisch. Das gefiel mir, unordentliche Menschen mochte ich schon immer lieber als die peniblen und organisierten.

Der offene Durchgang zu meiner Rechten führte offenbar ins Wohnzimmer, aber ein Blick bestätigte mir, dass es menschenleer war - ebenso wie die angrenzende Küche. Blieben noch Schlafzimmer und Bad. Ich grinste, denn ich wusste genau was mir lieber wäre.

 

Als ich ein paar Schritte gegangen war, hörte ich plötzlich Wasserrauschen und folgte - jetzt plötzlich angespannt - dem Geräusch. So leise wie möglich öffnete ich die Tür zum Bad und spähte hinein.

Mein Gehirn fiel in Schockstarre und mein Sekundärgehirn füllte sich mit Blut.

Unter der Dusche stand der Mann, den ich suchte.

 

Sein nackter Körper glänzte vor Nässe und schon die von hier aus zu sehende Rückseite wirkte höchst anziehend auf mich.

Den musste ich einfach haben.

 

Schnell zog ich mich zurück - bevor ich noch auf dumme Gedanken kam - und verließ die Wohnung wieder.

 

Unten auf der Straße angekommen richtete ich mich auf eine längere Wartezeit ein. Ich knackte statt der Harley nun den Porsche, der auf der gegenüberliegende Straßenseite stand und legte den Fahrersitz so weit wie möglich zurück.

So würde es sich ein paar Stunden aushalten lassen, notfalls auch die ganze Nacht.

Ganz so lange dauerte es aber nicht, denn schon nach zwei Stunden öffnete sich die Haustür und mein Traumprinz trat heraus.

 

Mit schnellen Schritten ging er die Straße hinunter und ich sprang eilig aus meinem Porsche und folgte ihm unauffällig.

 

Seine Haare waren jetzt im trockenen Zustand eindeutig hellblond und mit Haargel in Form gebracht. Ohne Frage war er ein komplett anderer Typ als ich. Besah man sich zum Beispiel unsere Kleidung, konnte man den Kontrast zwischen meiner Lederjacke und seinem blauen Hemd nicht abstreiten, von meinen schwarzen Haaren gar nicht erst zu reden. Über dem Arm trug er eine Jacke und sein Hintern kam in der hellen Jeans sehr gut zur Geltung. Er gefiel mir, die Art wie er ging und sein schlanker, aber gut proportionierter Körper.

 

Wir betraten eine enge Seitengasse und ich versuchte möglichst unauffällig hinter ihm zu bleiben. Mein Zielobjekt folgte einem mir nur zu bekannten Weg und ich drückte die Daumen, dass er ins „Highlife“ gehen würde. Dieser spezielle Club war zwar offiziell eine ganz normale Nachtbar, aber inoffiziell Treffpunkt für alle homosexuellen Paare der Stadt.

Tatsächlich wandte er sich an der nächsten Kreuzung wie erhofft nach links und betrat eine Straße, die lediglich zum Club und zu einigen leeren Fabrikgebäuden führte.

 

Gerade wollte ich - innerlich schon jubelnd - hinter ihm auf die Straße treten, als er auf einmal stehen blieb. Ich erstarrte ebenfalls mitten in meiner Bewegung und wich dann hastig zurück. Um die Ecke lugend beobachtete ich wie Johannes die Jacke anzog, die er über dem Arm getragen hatte und sich die Kapuze über sein helles Haar strich.

Was sollte das denn? Mit nun verhülltem Haar und Gesicht setzte er seinen Weg fort und betrat wenige Augenblicke später das „Highlife“.

 

Ich folgte Johannes in den Club und fühlte mich sofort heimisch. Hier war ich schon oft gewesen, vor allem in den anliegenden Darkrooms. Die heutige Gesellschaft war wirklich viel angenehmer als die verklemmten Spießer der vergangenen Jahrzehnte.

Ich schaute mich interessiert um und entdeckte meinen kleinen verschämten Engel dann an der Bar, wo er nervös auf einem Barhocker herumrutschte.

 

Der Kleine war wirklich eine Augenweide - meine Jeans wurden schon enger, während ich ihn lediglich beobachtete.

Warum er sich wohl verhüllte? Schämte er sich für sein Äußeres, oder wollte er nicht erkannt werden?

Aber ich war nicht hier um mir den Kopf zu zerbrechen oder ihn nur anzusehen, also drängte ich mich durch die Menge und setzte mich wie selbstverständlich neben ihn.

Sein Geruch war leicht würzig und nicht zu aufdringlich, also genau mein Geschmack. An diesem Kerl stimmte einfach alles. Es war Zeit für den ersten Schritt.

 

 

ZWEI

 

„Darf ich dir etwas ausgeben?“

 

Ich wandte den Kopf zu der tiefen Stimme neben mir und zuckte instinktiv zusammen.

 

So einen düsteren Kerl hatte ich selten zuvor gesehen. Seine schwarze Lederkluft war mit silbernen Nieten besetzt und seine Haare waren rabenschwarz und kunstvoll zerzaust, allerdings schimmerten sie rötlich im künstlichen Licht des Clubs.

Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, einerseits lächelte er einladend, andererseits wirkte er irgendwie aggressiv. Warum sprach er mich an? Hatte er mich etwa erkannt? Hastig zog ich mir die Kapuze tiefer ins Gesicht. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, dass der Fremde mich intensiv musterte und siedendheiß fiel mir seine Frage wieder ein.

„Ähm klar“, war aber alles, was mir dazu einfiel und der Fremde winkte den Barkeeper heran.

„Was möchtest du?“ Ich zuckte die Schultern. Kannte ich diesen Typen vielleicht von irgendwo her? Es war doch eine bescheuerte Idee gewesen, hierher zu kommen.

 

Ich biss mir nervös auf die Lippe. „Das gleiche wie du?“ Der Mann grinste anzüglich. „Sicher?“ Zum Barkeeper gewandt bestellte er zwei Bier. Ich nutzte die Gelegenheit um ihn genauer zu betrachten. Auf seiner Lederjacke war hinten ein brennender Drudenfuß abgebildet. Mir wurde flau im Magen. Was für einer Sekte gehörte dieser komische Kauz wohl an? Und viel wichtiger: Warum flirtete er überhaupt mit mir?

 

Gerade als ich überlegte doch einen Rückzieher zu machen, wandte sich der Fremde mir wieder zu und stellte zwei Bierkrüge auf den Tresen.

„Prost!“

Ich stieß mit zitternden Händen mit ihm an, schaffte es aber nicht dem Blick aus seinen dunklen Augen standzuhalten. Meine Kapuze war etwas nach hinten gerutscht und ich hatte immer mehr Angst, dass mich irgendjemand erkannte.

 

Vielleicht sollte ich einfach gehen? Allerdings, nachdem mir dieser Typ das Bier ausgeben hatte wäre das wohl mehr als unhöflich und ärgern wollte ich den Mann ganz bestimmt nicht. Ich war mir sicher, dass er im Stehen mindestens einen Kopf größer war als ich und sein Kreuz war auch wesentlich breiter als meines. Verflucht. Meine Hände wurden feucht, aber ich klammerte mich tapfer an meinem Bier fest.

 

„Wartest du auf jemanden?“ Seine tiefe Stimme klang freundlich. Hastig schüttelte ich den Kopf. Auf wen sollte einer wie ich denn warten? Der Fremde nickte verständnisvoll. „Du bist also alleine hier. Wie heißt du, wenn ich fragen darf?“ Trotz seines beunruhigenden Äußeren fühlte ich mich geschmeichelt. So viel Aufmerksamkeit bekam ich sonst nie. Aber wollte ich das? Vor mir saß schließlich… ein Mann.

 

„Ich heiße Johannes. Johannes Engel.“ „Johannes … Engel?“ Der Fremde räusperte sich mit einem Schmunzeln. „Freut mich. Ich bin Lu… Lucius.“

DREI

 

Gerade wollte ich Johannes eine Hand reichen, als mich plötzlich ein grelles Licht blendete. Die Luft um mich herum veränderte sich und ich fand mich im nächsten Moment auf einer Waldlichtung wieder.

Genervt verdrehte ich die Augen. Diesen Ort kannte ich, es war einer seiner Lieblingsorte.

 

„Was glaubst du eigentlich, was du da treibst?“ Ich drehte mich um. Hinter mir saß ein Mann auf einem Stein. Er trug ein weißes Gewand und hinter ihm flimmerte die Luft.

„Raphael“, begrüßte ich meinen alten Bekannten. „Was soll das hier? Muss dein Boss sich eigentlich immer in meine Angelegenheiten einmischen?“ Der Mann auf dem Stein lächelte sein schönstes Engelslächeln. „Mein Boss, wie du ihn nennst, macht sich nur Sorgen. Ich soll dir von ihm ausrichten, dass du aufpassen solltest, wo du deine Finger hin steckst.“ Meine Finger? Ich lachte hämisch. „Ich werde meine Finger nirgends hin stecken, wo ihn das etwas anginge.“

Raphael schüttelte ernst den Kopf. „Johannes ist keiner von deinen, das hast du doch schon bemerkt. Du weißt, was der Name Johannes bedeutet, oder? Es bedeutet …“ Hastig winkte ich ab. „Schon gut, ich weiß Bescheid. Musst es mir nicht unter die Nase reiben.“

 

An Raphaels Stelle würde ich jetzt süffisant grinsen, aber Häme oder Überheblichkeit lagen nicht in seiner Natur.

Stattdessen versuchte er es mal wieder über die sanfte Tour.

„Weißt du, für Johannes ist eine Priesterweihe vorgesehen und falls er sich dagegen entscheiden sollte, haben wir schon jemanden für ihn gefunden. Zerstör das nicht.“

 

Jetzt klappte mir aber tatsächlich die Kinnlade herunter. „What the fuck?“, fluchte ich und ging ein paar Schritte auf Raphael zu. „Du kannst deinem Chef ausrichten, dass er diese ewige Kuppelei lassen soll, das ist viel eher mein Stil! Zum Kuppeln muss man in die Offensive, aber dafür ist er sich ja zu fein. Und eine Laufbahn in der … in eurem Saftladen könnt ihr euch sowieso abschreiben, der Kerl sitzt grade in einem Gayclub, ich glaube nicht, dass er an euren spießigen Regeln Interesse hat. “

 

Raphael seufzte mitfühlend. Verdammt, wie mir diese ewige Sanftheit auf die Nerven ging!

Schnaubend fuhr ich fort. „Wer ist es denn, wenn ich fragen darf? Die örtliche Gemeindereferentin? Die Tochter des Messners? Die Religionslehrerin? Die sind doch alle nicht sein Fall und das wisst ihr genau!“

 

„Es ist sein Nachbar, Gabriel Seligmann.“ Jetzt platzte mir der Kragen. „Was soll eigentlich diese ganze Rumspielerei mit den Namen? Engel, Seligmann und ein Fromm wohnt auch noch in dem Haus. Das ist doch getürkt.“

Dann erst dämmerte mir, was Raphael gerade gesagt hatte. „Moment - Gabriel? Das ist ein Kerl?“

Das erste Mal schien Raphael sich ein wenig unwohl zu fühlen. Die Angelegenheit war ihm offensichtlich peinlich. „Naja, er hat inzwischen eingesehen, dass diese Sache mit nur Männlein und Weiblein nicht immer so gut funktioniert. Also kriegt jetzt jeder das, was er will.“

 

Diese Worte lösen einen heftigen Lachanfall in mir aus. „Inzwischen eingesehen? Das ging ja schnell, so nach hunderttausend Jahren! Vor ein paar Jahrzehnten hieß es noch, ich kann die ganzen Schwulen und Lesben haben und jetzt wollt ihr selber Homopärchen kuppeln? Das ist doch lachhaft.“

 

Raphael schienen die Worte zu fehlen und er schaute flehend nach oben. „Sag doch auch mal was, bitte!“

Ich verdrehte gegen meinen Willen amüsiert die Augen. Klar, wenn Raffi nicht weiter wusste musste der Chef selber ran.

 

„Reiß dich einfach zusammen, Lucius.“ Diese Worte schienen aus einer der Wolken über uns gekommen zu sein, aber ehe ich antworten konnte, war die Lichtung verschwunden und ich saß wieder in der Bar.

 

Wow, das war doch tatsächlich eine Art sarkastische Belustigung gewesen. Der Herr war eben doch allmächtig.

 

Ich blinzelte kurz und schaute in Johannes verdutztes Gesicht. War ich weggetreten gewesen?

Hoffentlich nicht, sonst hielt er mich noch für geistesgestört.

 

Ich hielt ihm wie geplant meine Hand hin. Johannes runzelte die Stirn. „Oh entschuldige!“ Verflucht. Das war die linke Hand gewesen. Schnell zog ich sie zurück und hielt ihm die rechte hin, die er zögernd ergriff. Sein Händedruck war vorsichtig und kein bisschen fest oder selbstbewusst.

 

So würde das mit dem Kuppeln doch nie klappen. Klar, Johannes war ein echter Traumprinz, aber gerade deswegen würde ihn dieser Gabriel wohl niemals anzusprechen und wenn Johannes so schüchtern war, wie ich ihn einschätzte, dann würde dieser auch nie den ersten Schritt machen. Es war immer das Gleiche mit diesen frommen, zurückhaltenden Typen, die er so mochte.

Und was war das mit der Kirchenlaufbahn gewesen? War Johannes etwa einer von diesen spießigen Theologen?

Ich hoffte schwer, dass es nicht so war. Ein Zölibat konnte ich jetzt wirklich nicht brauchen.

 

 

VIER

 

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Lucius immer näher rückte. Als wir das Bier geleert hatten, saß er fast direkt neben mir. Ich konnte mir nicht helfen, aber dieses Verhalten machte mich neugierig. Meine Entscheidung, hierher zu kommen kam mir gar nicht mehr so abwegig vor.

Jetzt legte Lucius seine Hand auf dem Tresen neben meine und langsam aber sicher überkreuzte er unsere Finger.

Nervös schluckte ich meine Aufregung herunter und ließ zu, dass er meine Hand in seine nahm.

Während er sanft über meine Fingerknöchel strich, beugte er sich zu mir und ich spürte seinen Atem an meiner Wange.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr verführerisch bist?“, hauchte er an meinem Ohr und ich bekam sofort Gänsehaut auf den Armen.

„Wie bitte?“ Sanft berührten seine Lippen mein Ohrläppchen, was mir Schauer über den ganzen Körper jagte. Natürlich hatte mir das noch nie jemand gesagt und schon gar kein Kerl! Lucius griff nach meiner Kapuze und strich sie zurück.

 

„Du hast mich doch sehr gut verstanden. Du bist der erotischste Mann hier in diesem Raum.“

Oha. Das war jetzt … verwirrend. Ich schluckte nervös und lief dunkelrot an.

„Und auch draußen können dir sicher nicht viele das Wasser reichen.“ Mit diesen Worten lehnte Lucius sich wieder zurück und zwinkerte mir zu.

Oh Gott, das war definitiv eine Anmache gewesen.

Ich warf nervöse Blicke um mich, hoffentlich erkannte mich hier niemand!

Was sollte ich jetzt tun? Gut, ich war ja hergekommen, um endlich eine Erfahrung mit einem Mann zu machen, aber …

Andererseits … diese dunklen Augen vor mir waren schon sehr erotisch und der Rest war ja auch nicht zu verachten.

Was sollte ich jetzt bloß sagen?

„Danke“, stotterte ich schließlich und hätte mir am liebsten selbst den Mund zugehalten.

Was war das denn für eine dämliche Reaktion? Lucius schien es aber nicht zu stören, denn er griff sanft mit seiner Hand nach meinem Kinn. Mein Herz pochte inzwischen hart gegen meine Rippen, diese schmeichelnden Worte und die Berührungen ließen mich meine Angst vor Lucius vergessen.

 

„Willst du tanzen?“ Ich nickte wie hypnotisiert und Lucius zog mich auf die Tanzfläche.

Ich hatte mich immer für einen ganz passablen Tänzer gehalten, aber neben Lucius fühlte ich mich irgendwie fehl Platz. Seine rhythmischen und lasziven Bewegungen ließen meinen Mund ganz trocken werden.

Immer näher kamen wir uns, bis Lucius plötzlich innehielt und seine Hand sanft in meinen Nacken legte.

 

„Darf ich dich küssen?“ Der Blick, den er mir zu diesen Worten schenkte, machte mich völlig unfähig dem eigentlich völlig Fremden zu widerstehen. Ich nickte, wobei ich wie gebannt auf Lucius Lippen starrte.

Dieser kam jetzt ganz dicht an mich heran, die Hand immer noch in meinem Nacken und legte schließlich seine Lippen auf meinen Mund.

 

Es war der sanfteste und gleichzeitig erotischste Kuss, den ich jemals hatte. Meine Jeans hatte eine nicht zu versteckende Beule, als wir uns schließlich lösten. Mein erster, richtiger Kuss mit einem Mann…

 

„Ich wohne um die Ecke“, bot ich etwas atemlos an und überraschte mich wohl am meisten selbst damit.

Lucius schmunzelte und küsste mich noch einmal. Danach standen wir auf und verließen den Club. Ich konnte kaum glauben, was ich da tat, ich brachte einen Wildfremden in meine Wohnung, noch dazu einen Fremden, der mir eigentlich mehr als unheimlich war.

 

Wir schwiegen auf dem kurzen Fußweg zu meiner Wohnung, aber ich schaute mir Lucius mehrmals von der Seite an. Er war tatsächlich größer als ich und selbstbewusster sah er auch aus. Oh mein Gott, was machte ich hier nur… sollte ich wirklich mein gesamtes Leben, mein Studium und meinen Glauben in Frage stellen, nur für … Sex?

Ich schloss mit nervösen Fingern die Haustür auf und zog Lucius die drei Stockwerke zu meiner Wohnung hoch. Als wir im zweiten Stock waren, siegte schließlich der Mut der Verzweiflung. Hinter dieser Tür befand sich der Grund für meinen verzweifelten Gang in den Club - Gabriel.

Ich seufzte. Die Entscheidung war gefallen. Ich würde es versuchen, würde endlich meinen Fantasien nachgeben und vielleicht würde es mir ja tatsächlich gefallen.

 

FÜNF

 

Grinsend bemerkte ich, wie eilig mich Johannes an der Tür von Gabriel Seligmann vorbeizog. Er hatte eindeutig Interesse an seinem Nachbarn, aber direkt an ihn heran traute er sich wohl nicht. War mir aber egal, ich hatte keine Probleme damit, für Johannes den Notnagel zu spielen, Hauptsache ich durfte ihn am Ende tatsächlich nageln.

Und wer weiß? Vielleicht konnte ich sogar ein wenig nachhelfen, damit Johannes sich endlich traute, seinen Schwarm anzusprechen.

 

Vor Johannes Wohnungstür hielt ich ihn noch einmal am Arm fest. „Johannes“, flüsterte ich leise und er sah aus hellen, aufmerksamen Augen zu mir auf. „Ja?“ Ich holte tief Luft, jetzt wurde es interessant. „Ich kann nicht die ganze Nacht bleiben, ist das in Ordnung?“ Johannes schaute mich fragend an. „Du meinst, du kannst nicht zum Frühstück bleiben?“ Ich nickte und meine Eroberung zuckte mit den Schultern. „Ist okay.“

 

Wow, das war doch mal eine gute Einstellung. Mit neuem Schwung folgte ich Johannes in seine Wohnung. Natürlich ließ ich mir nicht anmerken, dass ich schon einmal hier gewesen war, sondern sah mich aufmerksam um. Johannes führte mich direkt ins Schlafzimmer, den einzigen Raum, den ich noch nicht gesehen hatte.

 

Ich runzelte die Stirn. In diesem Zimmer sollte ich Sex haben? Hellbeige gestrichene Wände umschlossen ein großes Bett, einen Schreibtisch und einige Schränke. Alles war in hellen Holztönen gehalten und wirkte geradezu brav. Ich schnappte mir Johannes und küsste ihn und schon kam mir eine im wahrsten Sinne des Wortes zündende Idee.

 

Sanft bugsierte ich Johannes zum Bett und befahl ihm die Augen zu schließen.

Ich griff in meine Hosentasche und schon nach wenigen Sekunden hatte ich mehrere Kerzen aus ihr heraus befördert.

Ich verteilte sie auf allen freien Oberflächen und zündete sie mit einer Berührung meiner Finger an. Danach ließ ich die Jalousien herunter, bis kein Licht der Straßenlaternen mehr hereinkam und schaltete das Deckenlicht aus. Jetzt erhellte nur noch das flackernde Kerzenlicht den Raum. Das war viel mehr nach meinem Geschmack. Gerade wollte ich ans Bett treten, als mir plötzlich ein dickes Buch mit einem Kreuz ins Auge fiel, das auf einem Stuhl lag. Oh nein, das kannte ich. Ich zog meine Lederjacke aus und legte sie darüber.

Jetzt war ich soweit.

 

SECHS

 

Als ich die Augen wieder öffnete, sah mein Schlafzimmer wie verwandelt aus.

Von überall her leuchteten Kerzen und hüllten den Raum in erotisches Dämmerlicht.

Lucius kam zu mir aufs Bett. Er hatte die Lederjacke abgelegt und trug jetzt ein enges graues T-Shirt, das seine Muskeln gut zur Geltung brachte. Er sah fantastisch aus, so viel besser als jeder der Pornodarsteller in meinen sorgsam verborgenen Filmchen. Ich biss mir nervös auf die Lippen. Hiervon träumte ich schon seit ich vierzehn war und meinen besten Freund Samu heimlich beim Duschen beobachtete.

 

Lucius und ich lagen jetzt nebeneinander auf der weichen Matratze und er zog mich zu einem innigen Kuss zu sich, der schnell wilder und leidenschaftlicher wurde.

Unsere Zungen streiften sich und langsam aber sicher sackte mein Blut abwärts.

Plötzlich drehte sich Lucius, so dass er nun über mir war, wobei er sich rasch das T-Shirt über den Kopf streifte.

Mir entkam ein leises Stöhnen, so perfekt definiert waren seinen Muskeln. Unter seinem linken Schlüsselbein hatte er eine Tätowierung und ich kniff die Augen zusammen, um etwas zu erkennen.

„DCL…X…VI?“, las ich stockend vor und Lucius über mir erstarrte mitten in der Bewegung. „Was?“ Ich strich mit dem Finger über die dünnen schwarzen Ziffern. “Na, dein Tattoo. Ist das eine römische Zahl?“ Lucius blinzelte, schaute mir aber nicht in die Augen. „Oh, ja. Das hab ich schon ewig.“ Damit beugte er sich zu mir hinunter, um mit seiner Zunge meinen Hals zu erkunden.

Lucius war schon irgendwie merkwürdig, aber seine Fähigkeiten sprachen für sich. Seine Lippen lösten einen Schauer nach dem anderen auf meiner Haut aus und sein Oberkörper fühlte sich unter meinen Händen genau richtig an.

 

Seine Finger suchten jetzt nach meinen Hemdknöpfen und ich kam ihm bereitwillig zu Hilfe. Kaum waren alle Knöpfe offen, streifte ich das lästige Kleidungsstück ab und Lucius ging lückenlos zu meinem Gürtel über. Immer wenn seine Hände dabei die Beule in meiner Jeans streiften, zuckte meine steife Erektion. Da hatte ich viel zu lange niemanden mehr

heran gelassen. Blöde Schüchternheit und blöde Verliebtheit. Und … ja, blödes, spießiges Studium.

 

Aber das hier würde ich genießen, das hatte ich mir geschworen. Kurz schweiften meine Gedanken zu Gabriel ab, der wohl gerade nur wenige Meter entfernt im Stockwerk unter uns war, aber Lucius nahm meine Aufmerksamkeit sofort wieder in Beschlag, indem er meine Jeans mit einem Ruck nach unten zog. Grinsend befreite er mich aus den Hosenbeinen,

sodass ich schließlich nur in Unterwäsche vor ihm lag.

 

Seine Finger streiften über meine Oberschenkel und brachten meine Eier dazu, sich dicht an meinen Körper zu drängen.

Jetzt zog Lucius seinerseits seine dunkle Jeans aus, sodass er auch nur noch in Unterwäsche über mir kniete.

Puh, das würde sicher kein Blümchensex werden, das sagte mir das versaute Grinsen in Lucius Gesicht ganz eindeutig.

„Dreh dich für mich um, Süßer …“ Umdrehen? Okay …? Nervös rollte ich mich auf den Bauch. Hoffentlich würde er mir nicht wehtun. Meine Erektion war vor Nervosität schon am erschlaffen, als ich plötzlich eine feuchte Zunge an meiner Wirbelsäule spürte.

 

Eine Gänsehaut folgte der feuchten Spur bis zu meiner Hüfte hinunter. Ich schluckte schwer vor Aufregung, als Lucius meine Unterwäsche über meinen Hintern streifte und sie schließlich zu Boden fallen ließ.

Meine Finger zitterten und ich verbiss mich nervös in meinem Kissen. Plötzlich tropfte etwas Warmes auf mein Steißbein. War das … Speichel? Die Flüssigkeit bewegte sich träge und wanderte zwischen meinen Backen nach unten bis zu meinem … oha. Ich zuckte zusammen, als ein Finger der nassen Spur folgte und schließlich einen leichten Druck gegen meinen Muskelring ausübte.

 

Jetzt konnte ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken - vor allem weil Lucius Lippen sich zusätzlich wieder an meiner Wirbelsäule zu schaffen machten.

 

Ich zerfloss beinahe unter diesen Zärtlichkeiten und als Lucius seinen Finger schließlich durch seine Zunge ersetzte, war es völlig um mich geschehen.

 

Das hatte definitiv noch niemand bei mir gemacht. Lucius Zunge drängte sich immer fester gegen meinen Eingang und meine Beine waren inzwischen bis zum Anschlag gespreizt, fest blockiert von Lucius Ellenbogen. Gott, wenn das meine Kommilitonen wüssten … aber halt, die ging das hier nichts an, das war allein meine Sache.

 

Ich keuchte, Lucius Hände lagen fest auf meinen Backen, seine Nägel gruben sich in meine Haut, aber dieser milde Schmerz machte mich nur noch mehr an - ein irritierendes Gefühl für mich.

 

Irgendwann wollte ich nichts anderes mehr, als endlich von Lucius ausgefüllt zu werden. Mein Loch war so entspannt wie nie zuvor, denn Lucius hatte immer wieder mit seinen Fingern nachgeholfen.

 

Trotzdem hörte er nicht auf mich zu dehnen und ich konnte mir nicht erklären warum. „Lucius“, stöhnte ich deswegen und seine Zunge verließ für einen Moment meinen Eingang. „Ja?“ „Bitte …“ Ich biss mir auf die Lippen, mehr konnte ich einfach nicht sagen. „Bitte, was?“ Oh Mann, Lucius wusste doch sicher, was ich wollte! Mein erstes Mal mit einem Mann.

„Bitte schlaf mit mir …“ Meine Worte waren leise, kaum zu verstehen. Lucius Finger glitten wieder in mich. Ich keuchte auf. „Was willst du, Süßer? Ich verstehe dich so schlecht …“

Ich errötete bis in die Haarspitzen. „Schlaf mit mir, bitte“, wiederholte ich etwas lauter. Lucius nahm einen Finger dazu und stupste gegen meine Prostata. Obwohl ich dieses mal laut gesprochen hatte, blieb Lucius unnachgiebig. „Das ist mir zu ungenau, Johannes. Sag mir genau, was du willst, ohne diese soften Umschreibungen. Vor mir musst du dich nicht schämen.“

Ich glaubte fast, ein Grinsen aus seiner Stimme zu hören. Mit hochrotem Kopf formulierte ich meine Bitte neu. „Lucius, bitte … ich … ich will deinen Schwanz in mir spüren …“

„Meinen harten Schwanz? Tief in deinem feuchten Loch, ja?“ Lucius Stimme war tief und brachte eine ganz neue Seite in mir zum Klingen.

 

„Ja …“ Meine Antwort klang schon wie ein Flehen und endlich wurde ich erhört. „Gut, dann dreh dich um.“

Lucius zog seine Finger aus meinem Loch und ich gehorchte.

Als ich wieder auf dem Rücken lag, streifte Lucius gerade seine Unterwäsche ab und ich erstarrte mitten in der Bewegung zur Nachttischschublade.

Erstens hatte Lucius - woher auch immer - schon ein Kondom in der Hand, und zweitens war der voll erigierte Schwanz in seiner Hand ein absolutes Prachtexemplar. Schon schlugen wieder meine Komplexe zu, denn so groß war meiner nicht. Würde dieses Teil überhaupt in mich rein passen? Ich schluckte und mein Adamsapfel hüpfte.

 

Lucius kniete sich vor mich und griff nach meinen Beinen. Ich winkelte sie nervös an und schaute in Lucius erhitztes Gesicht. Das Kerzenlicht gab seinen Zügen etwas Düsteres, Geheimnisvolles. Seine dunklen Haare schimmerten rot.

 

In dem Moment, als seine Eichel meinen Muskelring durchdrang, konnte ich ein lautes Stöhnen nicht unterdrücken. Die Schmerzen waren minimal, was in mir jetzt vor allem dominierte, war die grenzenlose Lust.

Lucius Gesicht sah hochkonzentriert aus, er biss sich auf die Lippen und drang weiter in mich vor. Ich konnte ihm ansehen, dass es ihm in mir gefiel.

 

Schließlich stieß sein Becken gegen meines und er hielt kurz inne. „Du bist so heiß“, flüsterte er und zog sich gleichzeitig wieder etwas zurück. „Danke“, keuchte ich, aber das Wort ging in ein Stöhnen über, weil er mit einer schnellen Bewegung gegen meine Prostata stieß. Wow! Dieses Gefühl! So gut hätte ich mir das niemals vorzustellen gewagt.

 

Lucius begann jetzt sich immer härter und schneller zu bewegen, traf dabei auch immer wieder meine Prostata, sodass mein eigener Schwanz immer mehr tropfte und zuckte.

 

Ich krallte die Hände ins Laken und versuchte nicht all zu laut zu schreien - es musste ja nicht das ganze Haus mitgekommen, dass ich hier gerade mein erstes Mal mit einem Typen hatte - und noch dazu mit einem absoluten Könner.

Mein Puls beschleunigte sich aufs Maximum und auch Lucius über mir ließ sich immer mehr gehen. Plötzlich aber zog er sich zurück und griff nach meiner Seite. „Umdrehen“, keuchte er atemlos und ich befolgte seinen Wunsch sofort. Oder war es nicht eher ein Befehl?

Kaum kniete ich vor ihm, packte er meine Hüfte und stieß sich wieder in mich. Ich schrie auf, aber nicht vor Schmerz sondern vor Lust. Es hatte etwas animalisches, mich so von Lucius ficken zu lassen und die Stöße wurden noch härter. Mein Schwanz wippte mit jeder Bewegung und ich fühlte mich, als würde ich gleich explodieren.

 

Ich wollte schon nach mir greifen und mich zum Abschuss bringen, aber Lucius schob meine Hand zurück. „Du kannst auch so kommen, vertrau mir.“ Seine halb gestöhnten Worte schickten Schauer durch meinen Körper und er rieb jetzt ununterbrochen an meiner Prostata. Mein Kopf schaltete komplett ab, ich ließ mich fallen und tatsächlich spürte ich nach wenigen Augenblicken meinen Orgasmus auf mich zukommen. Mein Schwanz wurde steinhart und ich drückte mich Lucius instinktiv entgegen.

Mit einem letzten Aufbäumen keuchte ich laut auf und über meine geschlossenen Lider zuckten wilde Farbwirbel.

Mein Schwanz leerte sich über meiner Matratze und wie von ganz weit weg bekam ich mit, dass Lucius mit mir zusammen kam.

Nach einem letzten Stöhnen landete ich wieder in der Realität und schlug die Augen auf. Lucius zog sich gerade aus mir zurück und ließ auch meine Hüften los - den Druck seiner Hände spürte ich aber immer noch auf meiner Haut.

 

Ich sank zitternd aufs Bett, wobei ich mich wieder auf den Rücken drehte.

Lucius entsorgte das Kondom und kam dann zu mir, um mich sanft in den Arm zu nehmen.

Ich hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen. „Lucius …“, fing ich an, aber er legte mir den Finger auf die Lippen. „Schon gut, ich fand es auch toll.“

Ich lächelte glücklich und kuschelte mich an ihn. Lucius Körper glühte förmlich und so brauchten wir nicht einmal eine Decke. Mit einem Mal aber überkam mich Müdigkeit und obwohl ich versuchte meine Augen aufzuhalten, schlief ich nach wenigen Minuten ein.

 

 

SIEBEN

 

Mein Herz raste immer noch, als Johannes sich an mich kuschelte und langsam wegnickte.

Das war definitiv sehr guter Sex gewesen und es war fast schade, dass ich schon wieder gehen musste.

Aber - meine Pflichten warteten.

 

Nach einer Weile schlüpfte ich aus Johannes Armen und zog mich wieder an. Damit er nicht fror, legte ich ihm seine Decke über. Als Letztes schnappte ich mir meine Lederjacke und pustete die Kerzen im Raum aus. Ich wollte die Wohnung schon verlassen, als mir noch etwas einfiel.

 

Ich griff in meine Hosentasche und holte einen Bogen Papier und einen Kugelschreiber heraus.

Im Wohnzimmer schrieb ich folgende Worte:

 

 

Hallo Johannes, danke für diese Nacht. Sie war unvergleichlich heiß und ich werde oft daran zurückdenken.

 

Du bist wirklich ein verdammt erotischer und attraktiver Mann, Johannes. In den letzten Stunden habe ich den Eindruck gewonnen, dass du auch einen solchen Mann in deinem Leben hast und damit meine ich nicht mich.

 

Dazu kann ich nur sagen:

 

Dance with the devil & don't be shy.

 

Gruß, Lucius

 

Die letzten Worte unterstrich ich noch, um die Eindringlichkeit zu betonen, dann ließ ich den Brief auf dem Küchentisch liegen und machte mich davon.

 

Zurück im Park betrat ich mein Reich durch das versteckte Tor.

Nachdem ich alle sieben Treppen hinunter gestiegen war stand ich vor meinem Palast. Ich legte die Hand gegen das Portal und trat ein. Drinnen lief die Musikanlage. Ich lauschte kurz und schmunzelte - es war Heaven and Hell von Black Sabbath.

 

Ich summte die Melodie mit, während ich mich behaglich streckte und ging dann in mein Badezimmer.

Es war ein beinahe perfekter Abend gewesen, aber jetzt riefen mich meine Pflichten. Ich trat in den großen, höhlenähnlichen Raum mit dem Wasserfall und zog mich aus, um endlich wieder meine richtige Gestalt anzunehmen.

 

Die Musik war so laut, dass ich sie bis hierher deutlich hören konnte. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Well if it seems to be real, it's illusion ...” Oh ja, das war es. Meine Haut spannte sich und der Fußboden entfernte sich von meinen Augen. Natürlich war ich in meiner wahren Gestalt etwas größer, als in meiner menschlichen. Das Tattoo, das ich eigentlich vor Johannes hatte verstecken wollten dehnte sich nun über meine gesamte Brust aus.

DCLXVI - meine Lieblingszahl. 

 

Meine Haut nahm einen rötlichen Ton an und als ich mir durch die Haare strich, glitten meine Finger um die vertrauten Konturen meiner … - „Herr?“ Einer meiner Diener materialisierte sich vor mir und tippte mit dem Finger auf sein Handgelenk, um mich auf die fortgeschrittene Zeit hinzuweisen. Ja, es war schon nach zwölf, aber ich musste ja nicht immer pünktlich zur Geisterstunde da unten antanzen oder?

Immer noch bester Laune schlüpfte ich in meine zweite Lederkombi, die ich extra für meine eigentlichen Maße hatte schneidern lassen und verließ meine Räumlichkeiten, um meinen täglichen … nein, nächtlichen Rundgang zu beginnen. Im Gehen summte ich noch die letzten Verse dieses wunderbaren Songs.

 

“When you walk in golden halls ... it´s heaven and hell.”

 

EPILOG

 

Als Johannes am nächsten Morgen erwachte, kam ihm die vergangene Nacht wie ein Traum vor.

Erst seine Nacktheit, die Spuren auf dem Laken und die im Raum verteilten Kerzen bewiesen ihm, dass sein erotischer Besuch nicht seinen Träumen entsprungen war. Oh Gott. Johannes Atem beschleunigte sich, denn er wusste, was diese Nacht für ihn bedeutete.

 

Er war definitiv… homosexuell und er konnte es nicht mehr länger abstreiten.

 

Johannes schluckte schwer und wankte ins Bad, um zu duschen. Ein Blick in den Spiegel ließ ihn jedoch innehalten. Irgendwie sah er anders aus als sonst. Irgendwie … besser. Er konnte allerdings nicht sagen, was es war. Waren seine Augen klarer? Seine Haare verwegener zerzaust? Oder lag es einfach nur daran, dass er sich endlich eingestanden hatte, was er wirklich wollte?

Grübelnd stieg Johannes unter die Dusche und als er danach erfrischt ins Wohnzimmer trat, entdeckte er auf den Küchentisch ein Blatt Papier, das er nicht selbst dorthin gelegt hatte.

Mit gerunzelter Stirn hob er es auf und las und während die Worte langsam einen Sinn für ihn ergaben, wurden seine Augen immer größer.

 

Beim letzten Satz stockte er schließlich. „Dance with the devil…“ Ob Lucius damit ihre heiße Nacht meinte? „ And don´t be shy...“ Johannes errötete. Dieser Aufforderung würde er definitiv folgen. Er straffte die Schultern und holte ein frisches Blatt Papier und einen Stift.

 

Eine Stunde später stieg er die Haustreppe nach unten und heftete das nun nicht mehr leere Blatt an Gabriels Haustür. Auf dem hellen Papier stand nun:

 

„Hallo Gabriel. Seit deinem Einzug haben wir uns irgendwie nicht mehr richtig unterhalten. Willst du heute Abend vielleicht mit mir zusammen essen? Gruß, Johannes.“

 

Und als Johannes am Nachmittag seinen Müll nach unten bringen wollte, fand er an seiner eigenen Tür einen kleinen Post-It.

 

„Komm doch um halb acht nach unten. Ich hoffe du magst Pizza? Gruß, Gabriel.“

 

***

 

Zur gleichen Zeit saß Luciusan seinem Fernglas und sah seinem Schützling zu, wie er den Post-It freudestrahlend abzog, seine Lippen darauf presste und in seine Wohnung verschwand. Lucius freute sich schon darauf, Johannes beim Duschen zuzusehen, als es plötzlich hell in seinem Beobachtungszimmer wurde.

Er sah nach oben und verdrehte die Augen. Er stieg gerade eine nebelähnlich wabernde Wendeltreppe herunter und hob zum Gruß die Hand.

 

„Spionierst du etwa, Lucius?“

Der Angesprochene grinste und ließ spaßeshalber das Fernglas hinter ihm verschwinden.

„Ich doch nicht. Läuft aber gut, oder?“ Er grinste überlegen. „Natürlich. Aber dein Eingreifen wäre nicht nötig gewesen.“

Lucius lachte. „Das glaubst auch nur du. Ohne meine Hilfe hätte sich Johannes nie eingestanden, dass ihm ein heißer Kerl im Bett wichtiger ist, als seine ach so heilige Berufung.“ Lucius fügte diesem Satz ein provozierendes Grinsen hinzu, das mit einem Abwinken erwidert wurde. „Ist ja auch egal.“

 

Er zog nun seinerseits ein Fernglas aus dem Ärmel. Auf einen kurzen Blick folgte ein Nicken. „Ja, das scheint gut zu werden. Was hältst du von einer Runde Schach?“

 

Die nächsten Stunden verbrachten die Beiden mit einer ausgeklügelten Schachpartie und um Punkt halb acht schalteten sie Lucius Flachbildschirm an. Der richtige „Sender“ war schnell gefunden und Lucius zog grinsend noch eine Flasche edlen Whiskey aus seinem Ärmel.

 

 

Was die beiden aber in ihrer live Übertragung zu sehen bekamen, das ist eine ganz andere Geschichte und wird ein andermal erzählt.

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Texte sind von mir :)
Bildmaterialien: Cover by Haunted Hunter, dankeschön :)
Lektorat: Meine liebe Betaleserin.
Übersetzung: Ich nix Englisch.
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2014

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