Ich möchte mich hier noch einmal ausdrücklich bedanken....
... bei meiner Betaleserin ( für das Lektorat und die emotionale Unterstützung )
... bei meinem Freund ( der mir Schokolade mitgebracht hat )
... bei allen, die mir so fleißig Kommentare geschrieben haben ( für die riesige Motivation!!! )
... und bei allen Herzchengebern ( für die ständig wachsende Zahl unter meiner Geschichte )
DANKE !!!
So und jetzt wünsche ich euch viel Spaß, legt Tatüs bereit ... :P
Ich stürme aus dem Stadion, vorbei am wartenden Mannschaftsbus, der uns alle nach Hause gefahren hätte.
Der ist jetzt ganz sicher keine Option für mich. Ich renne stattdessen die Straße herunter, vorbei an einigen Fans, die früher gegangen sind.
Ich renne Richtung Stadtgrenze, sie ist nicht weit und dahinter erstrecken sich weite Felder und Wald. Genau das Richtige für mich.
Sobald ich weg bin von den ganzen Autos, dem Lärm, den Fans, den Straßen, fühle ich mich besser.
Aber … was heißt besser, ich fühle mich immer noch furchtbar. Simon will mich nicht, hat nicht auf mein Geständnis reagiert.
Ich schiebe mit den Füßen einen Stein über den Weg und schieße ihn dann so weit ich kann über ein trockenes Feld. Mit den Augen verfolge ich die Flugbahn. Der Stein fliegt hoch, hoch und immer höher und stürzt dann schneller ab, als ich schauen kann, bis er auf den Boden kracht und eine kleine Staubwolke aufwirbelt. Wie metaphorisch.
Wie ich da so stehe, kommt plötzlich wieder der Frust in mir hoch, wegen des miserablen Spiels, das ich abgeliefert habe, wegen der langen letzten sechs Monate, in denen ich auf etwas gehofft habe, das nie realistisch war.
„Argh!“ Ich schreie, bis mir die Luft ausgeht und mein Hals wehtut, dann renne ich ohne nachzudenken wieder los. Meine Muskeln brennen, denn nach dem Spiel sind alle Kraftreserven aufgebraucht - aber genau das will ich jetzt spüren.
Der brennende Schmerz in meinem Körper verdrängt den in meinem Herzen.
Sicher ist das ein glatter Bruch - da in meiner Brust, oder noch wahrscheinlicher: So eine richtig komplizierte Fraktur, die nie wieder heilen wird.
Wieder sehe ich eine Schlagzeile vor mir: „Davin Lexis, gestorben an gebrochenem Herzen.“
Aber das stimmt nicht, dieses gebrochene Herz gehört nicht Davin, sondern Dennis. Ich bin Dennis, der Dennis, der sich so unglücklich in diesen tollen Mann verliebt hat, der ihn nicht haben will.
Ich bin inzwischen im Wald, trete wahllos gegen Bäume und Felsen und langsam wird es dunkel - schließlich ist es erst Januar.
Ich fluche und renne, schaffe es aber nicht diese Qualen loszuwerden und auf einmal rutscht mein Fuß ab und ich überschlage mich, plötzlich ist da eine Böschung, die ich hinab stürze und mit einem dumpfen Schlag bleibe ich unten liegen.
Alle Luft entweicht aus meiner Lunge und ich huste, alles dreht sich und Adrenalin pulsiert durch meine Blutbahnen. Ich keuche, drehe mich mit einem Aufstöhnen um. Wo ist meine Staubwolke, denke ich noch, dann ist es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung und ich breche in Tränen aus.
Eine ganze Weile bleibe ich so liegen, mitten im Wald und im Dreck und heule.
Irgendwann versiegen die Tränen, ihr bekomme wieder Luft und raffe mich auf.
Dabei stelle ich beunruhigt fest, dass mein rechter Fuß ziemlich wehtut.
Ich fluche leise und trete den Rückweg an. Hm, wenn ich jetzt noch wüsste, wie ich wieder in die Stadt komme…
Ich gehe eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich wieder auf den Waldweg stoße, von dem ich vorhin kam. Mein Fuß tut nach jedem Auftreten mehr weh und schließlich humple ich über die Stadtgrenze.
Ich lasse mich fallen und bestelle ein Taxi.
Der Taxifahrer ist ganz und gar nicht erfreut über mein verdrecktes Äußeres, lässt mich aber gegen einen Aufpreis einsteigen. Es ist nicht weit bis zu mir, aber sogar während dieser kurzen Zeitspanne hätte ich zweimal fast wieder angefangen zu heulen.
Ich reiße mich zusammen, bis wir endlich da sind und ich ins Haus humpeln kann.
Wie konnte ich nur so blöd sein, einfach quer durch den Wald zu rennen? Ich schlurfe direkt ins Schlafzimmer und ziehe mich aus, dabei bemerke ich alarmiert, dass mein rechter Fuß ziemlich rot ist und anschwillt.
Was habe ich da nur wieder angestellt? Ich weiß, dass ich jetzt eigentlich zu einem Arzt gehen sollte, aber dafür habe ich heute nicht mehr die Kraft. Benommen lasse ich mich in meine Kissen sinken und schlafe fast sofort sein.
Ich erwache mit einem bitteren Geschmack im Mund und einem pochenden Schmerz in meinem Fuß.
Verdammt, das fühlt sich nach etwas Ernstem an. Ich bleibe noch eine Weile liegen, versuche in Ruhe über gestern nachzudenken. Zu all dem Frust und der Wut von gestern mischen sich jetzt noch zwei andere Gefühle.
Erleichterung, weil ich Simon endlich gesagt habe, wie es um meine Gefühle steht - und Schuldbewusstsein, weil ich Simon in diese ganze blöde Situation mit hineingezogen habe.
Ich seufze und greife nach dem Handy, rufe meinen Physiotherapeuten an.
Drei Stunden später im Krankenhaus steht fest: Mein Mittelfußknochen ist angebrochen.
Als ich berichte, wie das passiert ist, schaut mich mein Physiotherapeut ziemlich sauer an, so nach dem Motto: Erst das Spiel verhunzen und dann noch so blöd sein und sich den Fuß brechen. So ein Vollidiot.
Aber ich sehe es genau so. Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Das war's jedenfalls für mich in dieser Saison, auch dass Hossenbach mich nicht weiter ausleihen wird, ist für mich glasklar.
Die nächsten Tage verbringe ich im Bett, mit eingegipstem Fuß. Ich stecke in einem Tief, aus dem mich nicht einmal Fotos von Simon herausholen können. Ich würde gerne mit jemandem reden, also versuche ich Ben anzurufen, aber der geht nicht dran.
Kochen ist eine Plage, also bestelle ich ständig Pizza. Jeden Tag kommt der Physiotherapeut kurz vorbei und schaut nach mir, aber er verschwindet auch immer schnell wieder.
Sonntags und am folgenden Samstag schaue ich mir live das Spiel von Hossenbach an, sie gewinnen beide Male und haben damit endgültig den Klassenerhalt geschafft. Glück gehabt.
Noch vier Spiele in dieser Saison, dann wird wieder ein Jahr vorbei sein.
Inzwischen bin ich meinen Gips los, bekomme nur jeden Tag ein neues Tape.
Bald kann ich wieder normal laufen, aber eigentlich ist mir das völlig egal.
Ich will nicht mehr Davin sein.
Es ist Mittwoch - Mitte Februar, als es vormittags um halb zwölf unerwartet an der Tür klingelt. Ich liege noch nackt im Bett, ziehe mir also schnell ein T-Shirt und eine Hose über und öffne.
Draußen steht Simon.
Mir fällt die Kinnlade herunter und eine Flut von Fragen und Gefühlen jagt durch meinen Körper. Meine Hände werden feucht.
„Hallo Dennis“, begrüßt Simon mich, als wäre nie etwas passiert.
„Kann ich hereinkommen?“
Ich nicke perplex, trete einen Schritt zurück. Simon geht ins Wohnzimmer und bleibt dort mitten im Raum stehen, knetet ständig seine Finger.
„Was willst du?“, frage ich kühl - bloß nicht die Fassung verlieren.
Simon holt tief Luft, zögert, endlich sagt er: „Ich wollte … ich wollte dich fragen…“ Er stockt.
„Ich wollte nachsehen, wie es dir geht.“ Ich seufze. Dafür ist er hergekommen?
„Mein Fuß tut nicht mehr weh, ich muss nur noch das Tape tragen.“
Andere Teile von mir tun aber immer noch weh.
Simon nickt langsam. „Gut, dann … mache ich mir keine Sorgen mehr… ähm … wie ist das denn eigentlich passiert?“ Ganz dünnes Eis, Simon.
„Ich bin einen Abhang 'runter gefallen, nach dem Spiel“, erkläre ich knapp und Simon errötet. Er denkt wohl auch gerade an unser kleines … Gespräch.
„Okay … dann verschwinde ich wohl mal wieder.“ Simon wendet sich abrupt ab und geht schnell auf die Tür zu.
Mein Herz würde jetzt wohl klopfen, aber es ist ja leider kaputt.
Ich stehe immer noch am selben Fleck, bis ich die Haustür zufallen höre.
Das Geräusch lässt mich zusammenfahren und ich eile zum Fenster, sehe wie Simon in sein Auto steigt. Ich warte darauf, dass er losfährt, aber nichts passiert. Was macht er denn? Die Sonne spiegelt sich in der Scheibe, so dass ich leider nichts erkennen kann.
Bitte, komm zurück…
Auf einmal öffnet sich die hintere Autotür und ein kleines blondes Mädchen springt heraus. Das muss Marie sein! Interessiert lehne ich mich vor, sehe zu wie sie zum Haus rennt und -
es klingelt an der Tür. Ich fahre auf, sehe wie Simon aussteigt und seiner Tochter zur Tür folgt. So schnell ich mit meinem verletzten Fuß rennen kann, stürme ich zur Haustür und reiße sie auf. Auf der Türschwelle steht Marie, die mich entschlossen anschaut.
Jetzt kommt auch Simon bei uns an, zieht seine Tochter am Arm.
„Marie, wir fahren.“ „Nein.“ Sie schüttelt den Kopf und macht sich los.
„Du bist Dennis, oder?“, will sie wissen und ich nicke perplex.
„Papa wollte dich fragen, ob du heute zum Essen kommen willst, aber er hat sich nicht getraut.“
Simons Wangen werden dunkelrot und er wendet sich ab und reibt sich mit der Hand über die Augen.
Mein verletztes Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Zum Essen kommen?
„Ich … ich soll eigentlich nicht aus dem Haus“, murmle ich, aber die Kleine nimmt einfach meine Hand und zieht daran. „Bitte, Dennis!“ Sie schaut mich mit großen, hoffnungsvollen Augen an und ich nicke wie automatisch. „Okay, ich komme mit.“
Simon hinter seiner Tochter zuckt zusammen und geht ohne ein weiteres Wort zum Auto.
„Was hat er denn?“, flüstere ich, während ich ihm wehmütig hinterher schaue.
Marie drückt meine Hand.
„Papa hat dich lieb.“ Mein Mund klappt auf.
Schnell schnappe ich mir meinen Haustürschlüssel und lasse mich von Marie zum Auto ziehen.
Papa hat dich lieb? Soll das etwa heißen …Soll das etwa heißen, dass Simon mich mag?
Ich steige neben Marie auf die Rückbank des Autos, denn die Kleine lässt meine Hand nicht eine Sekunde los. Unsicher halte ich ihre kleine Hand fest, treffe kurz Simons Blick im Rückspiegel. Er sieht... panisch aus. Bevor ich mir darauf einen Reim machen kann, fahren wir auch schon los.
Die Fahrt über schweigen wir, nur Marie summt hin und wieder ein Lied im Radio mit. Überhaupt scheint sie bester Laune zu sein, schlenkert mit den Füßen und lächelt mich immer wieder an.
Schließlich hält Simon den Wagen vor einem kleinen Reihenhaus an. Es ist schlicht, unterscheidet sich aber von den Nachbarhäusern, da lauter kleine, bunte Holzfiguren um die Haustür herumstehen.
Marie und ich steigen aus, immer noch Hand in Hand und Simon öffnet uns ohne zu sprechen die Tür.
„Papa kocht heute für mich Lasagne!“, trällert Marie und zieht mich ins Haus. Direkt das erste Zimmer scheint das Wohnzimmer zu sein und Marie wirft sich jauchzend auf die Couch. „Und du darfst mitessen.“ Sie grinst mich an. Ich werfe einen Blick auf Simon, der immer noch in der Haustür steht und uns unverwandt anschaut.
„Papa, du wolltest Dennis doch noch etwas sagen!“, ruft Marie, wobei sie das letzte Wort in die Länge zieht.
Simon wirft ihr einen kurzen Blick zu und seufzt. „Noch vor dem Essen?“, will er wissen und die Kleine setzt sich auf und scheint zu überlegen. „Erst machst du Essen und wenn die Lasagne im Backofen ist, dann redest du mit Dennis.“
Dieser Plan scheint ihr zu gefallen und Simon seufzt, nickt und verschwindet in der Küche.
Marie strahlt mich an. „Magst du mal mein Zimmer sehen?“
Ein Lächeln huscht auf mein Gesicht, als ich Marie eine Treppe nach oben folge. Dieses Kind ist Balsam für mein geschundenes Herz.
Die Treppe endet an einer einzigen Tür und grinsend stelle ich fest, dass Marie wohl das gesamte Obergeschoss für sich hat.
Als ich eintrete muss ich kurz blinzeln. Das ist das unmädchenhafteste Zimmer, das ich je gesehen habe und trotzdem erfüllt es alle Klischees.
Die Wände sind weiß, mit roten Mustern und Schnörkeln. Der Bettbezug, Teppiche und Couch sind rosa.
In einer Ecke steht ein Puppenbett und Wendy-Zeitschriften liegen auf dem Boden. So weit zu den Klischees.
Das Kopfkissen allerdings sieht aus wie ein riesiger Fußball und überall an den Wänden hängen Fußballposter.
Ich erkenne Simon, als jungen Mann und ein Bild vom FC Mairus-Logo. Und … das da hinten an der Wand … ich sehe noch einmal genau hin, aber mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht. Da hinten an der Wand hängt ein Fanposter von mir.
Marie hüpft vor mir auf einem Teppich auf und ab. „Schau mal Dennis!“ Sie hält mir einen Fußball hin, auf dem mehrere Unterschriften sind. „Machst du mir da deine auch drauf?“
Sie blinzelt mich von unten herauf an und streckt mir einen Edding hin.
Ich muss unwillkürlich lachen.
„Hast du mich deswegen hier hoch geschleppt?“, frage ich sie neckend und sie kichert.
Ich knie mich hin und schreibe ordentlich meine Unterschrift auf den Ball. Marie strahlt.
Beim Aufstehen bemerke ich schmunzelnd, dass alle Puppen in Sichtweite Fußballtrikots tragen.
Marie zeigt mir noch stolz ihre Fußball-Sammelbilder-Alben und ihre Puppenküche, dann steht Simon plötzlich in der Tür. Marie springt auf. „Dennis hat meinen Ball unterschrieben!“, jauchzt sie und Simon wuschelt ihr durch die Haare. „Redet ihr jetzt miteinander?“, will sie dann wissen und ich stehe schnell auf. „Machen wir.“
Langsam folge ich Simon die Treppe hinunter. Die entspannte Stimmung bleibt mit Marie oben im Zimmer und meine Nervosität und meine Angst kommen schlagartig zurück. Der einzige Grund warum ich nicht das Weite suche, sind Maries geflüsterte Worte: „Papa hat dich lieb.“
Simon öffnet eine Tür, die vom Wohnzimmer wegführt und ich betrete das, was wohl Simons Arbeitszimmer ist.
Er bietet mir einen Stuhl an, aber ich schüttle den Kopf. Ich will reden, nicht sitzen.
Erwartungsvoll schaue ich Simon an. Hier in diesem Zimmer, ohne Presse und andere Spieler kommen mir meine vielen Ängste auf einmal belanglos vor.
„Dennis…“, fängt Simon an. „ Ich … ich habe Marie versprochen, dass ich dir etwas Bestimmtes sage und das werde ich jetzt auch tun.“ Ich schweige, warte darauf, dass er weiter spricht.
„Ich habe dir das bisher nicht gesagt, weil … nun zuerst weil ich Angst hatte und weil du …
na ja, eine Freundin hast. Als du mir da neulich … als du mir gesagt hast …
Gott ich kann das nicht!“
Simon sinkt auf einem Stuhl zusammen und vergräbt das Gesicht in seinen Armen.
Dennis … flüstert in mir eine Stimme. Jetzt oder nie.
Ich trete entschlossen zu Simon und knie mich neben ihn auf den Boden. Sanft lege ich meine Hand auf seinen Kopf und streiche ihm durch die Haare. Entsetzt bemerke ich, dass es Simon am ganzen Körper schüttelt und jetzt höre ich auch das unterdrückte Schluchzen.
Verdammt, warum weint er denn jetzt? „Simon? Was ist denn?“
Simon sagt etwas, aber ich verstehe ihn nicht. „Simon, was hast du gesagt? Komm, schau mich an.“
Langsam hebt er den Kopf, seine Wangen sind tränennass und er schaut verschämt auf meine Brust.
„Am Samstag… als du mir das gesagt hast … da klang es, als würdest du mich dafür hassen.“
Die Worte kommen unsicher und gepresst aus seinem Mund und mich überläuft es eiskalt.
„Dich hassen? Simon ich hasse dich nicht, wie kommst du darauf?“ Ich schreie fast, ich habe Panik, weil Simon weint und ich weiß, dass ich daran schuld bin!
„Du …“, er schnieft, setzt neu an. „Ich habe deine Karriere zerstört und deine Beziehung und es klang, als wärst du sauer wegen deiner … Gefühle.“
Ich schüttle heftig den Kopf. Was habe ich nur getan? „Simon. Warum hast du nicht einfach das verstanden, was ich gesagt habe? Ich habe dir gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe und genau das habe ich auch gemeint!“
Simon schluckt, versucht ruhiger zu atmen und ich lege ihm meine Hände auf die Arme.
„Ich war in dem Moment nur sauer, weil du dachtest, ich hätte absichtlich so schlecht gespielt und ich war verzweifelt und wütend auf mich selbst.“
„Dennis…“ Simons Stimme bebt immer noch. „Weißt du, du warst so schnell weg, ich war … geschockt, du… überleg doch mal! Zuerst knallst du mir hin, dass du verliebt bist, was schon gereicht hätte, um mich zu schocken. Dann sagst du mir, dass dein Schwarm ein Mann ist, ein Wunder, dass ich nach der Info überhaupt noch aufnahmefähig war. Und als Krönung erzählst du mir, dass dein Schwarm dein Chef ist und ich denke du redest von Rainer! Weißt du wie durcheinander und verzweifelt ich in dem Moment war?“
Ich werde rot. Simon hat sich in Rage geredet, seine Stimme klingt jetzt fester.
„Zu dem Zeitpunkt war ich praktisch unfähig, irgendwie zu reagieren und in diesem Zustand höre ich diesen Satz: „Ich rede von dir!“
Und danach erwartest du, dass ich innerhalb von einer Minute etwas dazu sagen kann? Als ich wieder einigermaßen klar im Kopf war, warst du weg, auf und davon! Ich bin dir nachgerannt, hab' dich gesucht, aber keiner konnte mir sagen wo du bist!“
Schuldbewusst beiße ich mir auf die Lippe. Ich war ja so ein Idiot.
„Und… Was solltest du mir jetzt sagen?“ Ich frage, obwohl ich die Antwort schon weiß.
Papa hat dich lieb.
„Dennis … ich … ich will dich auch.“
Sein Blick trifft auf meinen und der Kloß in meinem Hals verabschiedet sich. Ich stehe auf, ziehe dabei Simon mit hoch. Vorsichtig lege ich meine Hände an sein Gesicht und seinen Hals und Simon legt seine Hände an meine Hüfte.
Gerade will ich die Augen schließen und ihn küssen, als Simon noch einmal Luft holt.
„Dennis… eine Frage noch. Ist das … unser erster Kuss?“ Ich räuspere mich verlegen, mein Atem geht stoßweise und ich beiße mir entschuldigend grinsend auf die Lippe. „Ähm... nein?“
„Ha!“ Simon schaut mich triumphierend an. „Ich wusste es! Ich wusste, dass du es warst!“
Ich lächle. „An was erinnerst du dich denn?“
Simon schmunzelt. „An eine sehr geile Knutscherei. Aber nicht mehr an die Person hinter den Lippen.“ Ich nicke langsam. „Dann frischen wir das jetzt auf?“ Simon zieht mich als Antwort dicht an sich und endlich berühren sich unsere Lippen, treffen endlich wieder aufeinander. Mein Körper fährt von null auf 180 hoch in einer halben Sekunde und begierig erkunde ich Simons Mund mit meiner Zunge, seinen Körper mit meinen Händen.
Simon stöhnt leise auf, seine Hände gleiten unter mein T-Shirt und greifen fest nach meiner nackten Haut.
Simon schmeckt perfekt, viel besser als bei unserem ersten Kuss nach dem ganzen Alkohol und mit zittrigen Knien versuche ich so viel wie möglich von ihm aufzusaugen.
Auf einmal öffnet sich die Tür. „Papa, die Eieruhr summt schon - ups!“ Marie steht in der Tür, sieht uns und kichert. „Papa, der Dennis soll doch jetzt Lasagne essen!“
Simon bricht in ein befreites Lachen aus und ich lasse mich anstecken. Brav entfernt der Papa seine Hände aus dem T-Shirt vom Dennis und dann gehen Papa, Marie und der Dennis in die Küche, wo der Papa eine leicht angeschwärzte Lasagne aus dem Backofen holt.
Trotz des Brandschadens schmeckt die Lasagne sehr gut und das Beste daran ist der Koch, der mich während des Essens die ganze Zeit anstrahlt.
Marie sieht höchst zufrieden mit sich selbst aus. Nachdem sie ihren Teller gründlich sauber geleckt hat, schaut sie mich neugierig an. „Hat Papa dir jetzt gesagt, dass er dich lieb hat?“
Ich nicke grinsend. „Hat er.“
„Und du hast Papa auch lieb, ja?“ Wieder nicke ich. „Ja, ich hab' deinen Papa auch lieb.“
Marie nickt mit ernstem Gesicht, dann strahlt sie wieder. „Fein, dann gehe ich jetzt Wendy gucken!“ Sie springt auf und verschwindet im Wohnzimmer. Simon starrt ihr mit offenem Mund hinterher. „Dieses Kind … ich glaub ich unterschätze sie durchgehend.“
Ich lächele. „Was denn?“ Simon schüttelt verwirrt den Kopf. „Ich … vor ein paar Wochen hatte ich Frauenbesuch hier. Und damit Marie uns nicht … stört, habe ich ihr Wendy angeschaltet.
Ich hab das nur zweimal gemacht, ehrlich!“ Ich lache. „Dein Kind hat dich durchschaut, Simon und uns beide auch.“
Dann stutze ich. „Moment, du hattest vor ein paar Wochen Frauenbesuch?“ Simon wird rot. „Tut mir leid, Dennis, ich wollte mich nur … ablenken und auf andere Gedanken bringen.“ Ich winke ab. „Schon gut, ich hab das auch versucht.“
„Apropos…“ Simon wird ernst. „Was ist eigentlich mit deiner Freundin?“ Ich gebe ein unbestimmtes Seufzen von mir. „Hat sich seit Weihnachten nicht mehr gemeldet und ich glaube auch nicht, dass da noch was kommt.“
„Ah gut.“ Jetzt ist Simon erleichtert. Ich grinse ihn an. „Wie lange geht denn so eine Folge von Wendy?“
Wir schleichen uns ins Wohnzimmer, wo Marie auf dem Sofa sitzt und laut die Titelmusik von Wendy zu hören ist.
Simon nimmt meine Hand und zieht mich zu einer anderen Tür, die -weg vom Wohnzimmer- in sein Schlafzimmer führt. Er schließt hinter uns ab und sofort ziehe ich ihn wieder an mich, schnappe gierig nach seinen Lippen und keuche, als seine Hände wieder nach meiner nackten Haut suchen. Schnell fliegt mein T-Shirt zu Boden, aber Simon zögert, seines abzustreifen.
Ich kann mir denken, warum.
„Ich habe dich schon nackt gesehen Simon, ich liebe dein Tattoo und die Narben sind mir so was von egal. Und … der Rest von dir gefällt mir auch sehr gut.“ Meine Worte zaubern wieder ein Lächeln in Simons Gesicht und schon geht es weiter, sein T-Shirt fällt zu Boden.
Simon öffnet den Knopf meiner Hose und erstarrt. Schlagartig fällt mir ein, dass ich ja keine Unterwäsche trage. „Tut mir leid, du hast mich vorhin aus dem Bett geklingelt“, grinse ich und mache mich jetzt meinerseits an Simons Knopf zu schaffen.
Halbnackt lassen wir uns aufs Bett fallen, vor allem wegen - wie Simon sagt - meines „kaputten“ Fußes. Aber liegend gefällt mir Simon auch, schnell habe ich mit meinen Lippen seinen Mund verlassen und erkunde jetzt seinen Hals.
Er stöhnt leise, während ich seinen Bauch und seine Brust mit Küssen bedecke, dabei auch keinen Millimeter seines Tattoos auslasse. Vorsichtig streiche ich an dem Tattoo nach unten, bis zu der Stelle, an der das Tattoo in die Narbe übergeht. „Tut das weh?“ flüstere ich und er schüttelt den Kopf. „Überhaupt nicht … ist eher gefühlstaub an der Seite.“
Ich nicke bedächtig, fahre an seiner anderen Seite nach unten, bis an den Bund seiner Unterwäsche.
Sanft lasse ich meine Lippen über seinen Bauch gleiten, dabei schiebe ich den störenden Stoff Zentimeter für Zentimeter nach unten. Simon keucht, als ich dabei seine Erektion freilege und grinsend bemerke ich die Röte in seinem Gesicht.
„Na, wie lange ist dein letzter Blowjob her, Simon?“, raune ich und sein Schwanz zuckt ein wenig unter meiner Hand. „Fast ein Jahr, schätze ich“, keucht Simon und ohne zu Zögern beginne ich an ihm zu saugen und zu lecken.
Mein letztes Mal mit Ben dürfte auch schon vier, fünf Monate her sein, aber das war nichts gegen diesen Moment.
Oh ja, ich hab es echt nötig. Immer fester sauge ich Simons Schwanz in meinen Mund, genieße die samtweiche Haut über dem prall gefüllten Schwellkörper.
Mein eigener Schwanz hat sich inzwischen aus meiner geöffneten Hose befreit und ich greife kurzerhand nach unten und werde den restlichen Stoff los.
Nach einer Weile entlasse ich Simon aus meinem Mund und rutsche wieder zu ihm hoch, fange seine Lippen und seine Zunge ein und stöhne heftig in den Kuss, als sich unsere Erektionen berühren.
Ich kämpfe mit meiner Selbstbeherrschung, ich will gerade nichts anderes als endlich mit Simon zu schlafen, aber ich will auch nichts überstürzen.
„Wie weit willst du jetzt gehen?“, keuche ich, denn wenn ich jetzt nicht frage, komme ich und dann war es das erst einmal.
„So weit wie du mit mir gehen willst“, stöhnt Simon und auf einmal stellt sich mir die Frage, ob er denn schon einmal…
„Simon…“ Meine Stimme ist leise, ein Flüstern.
„Hattest du denn schon mal… na ja, du weißt schon.“ Er grinst und greift zärtlich in meine Haare.
„Ob ich schon mal was mit einem anderen Mann hatte? Ja allerdings, aber es ist ewig her, noch vor … noch vor Marie.“
Diese Information überrascht mich. „Du hattest was mit einem anderen Mann, während du noch … na ja, während du noch Fußball gespielt hast?“
Sein Gesicht wird ernst. „Nicht wirklich. Sobald ich … na ja sobald ich in der Bundesliga unter Vertrag war, habe ich damit aufgehört. Und dann habe ich sowieso Johanna kennen gelernt und sie geheiratet. Ich bin bi, Dennis, aber ich habe es nie wieder mit einem Mann probiert, du kannst dir ja vorstellen, warum.“
Ich nicke langsam, dann beuge ich mich über ihn und küsse ihn sanft. „Danke, dass du mir diese Chance gibst.“
Ein Lachen kommt aus Simons Kehle. „Du glaubst, das wäre eine bewusste Entscheidung gewesen? Vergiss es! Das war mehr … ein Schlag gegen den Kopf. Ich habe dich gesehen und wusste sofort, dass du genau mein Typ bist. Nachdem ich dich auch noch besser kannte… konnte ich kaum noch an etwas anderes denken. “
Ich strahle ihn an. Genau wie bei mir… wir hätten schon viel früher hier liegen können. Apropos…
„Um zum Thema zurückzukommen…“, murmle ich, „wie weit möchtest du denn jetzt also gehen?“ Er grinst. „Was hältst du davon, wenn ich meine Babysitterin anrufe, damit sie sich heute Abend um Marie kümmert und ich dich dann besuchen komme?“ Ich schmunzle.
„Besser als Wendy, was?“
Ich lasse mein Becken aufreizend an seinem reiben. Ein Keuchen kommt über seine Lippen und wir hören auf zu reden und küssen uns wieder, ausgehungert und leidenschaftlich.
Irgendwann dreht Simon mich auf den Rücken, greift zwischen uns und lässt uns beide in seine Faust stoßen. Dabei küsst er mich, meinen Hals, meine Schultern und endlich stöhne ich laut auf, eine Hitzewelle treibt sich durch meinen Körper und ich komme auf meinen Bauch, Simon stößt noch ein paar Mal zu, dann kommt auch er, sein Sperma mischt sich mit meinem und er lässt sich schwer atmend neben mich fallen.
„Wow, das habe ich gebraucht“, keucht Simon. Seine Hand sucht nach meiner und ich halte sie fest.
Wir bleiben eine Weile liegen, dann nimmt Simon ein Taschentuch und beseitigt vorsichtig unsere Spuren. „Ich werde mal gleich die Frau Dechs anrufen und sie für heute Abend einbestellen“, flüstert er und grinst dreckig. „Ich komme dann gegen acht zu dir, ist das okay?“
Ich küsse ihn zur Antwort, berühre noch einmal seine Brust und seinen Bauch. Er fühlt sich toll an, genau wie ich mir das vorgestellt hatte.
Simon ruft übers Handy seine Kinderfrau an und schnell ist unser Date für heute Abend geklärt.
Wir kuscheln noch eine ganze Weile. Es ist absolut heilsam für mein demoliertes Herz, so mit Simon hier zu liegen.
Irgendwann ziehen wir uns wieder an, gehen uns waschen und schauen danach, was Marie so treibt. Sie sitzt immer noch vor dem Fernseher und schaut Wendy. Als wir eintreten grinst sie uns an. „Wollt ihr jetzt mit Wendy gucken?“
Simon streicht ihr zärtlich durch die Haare und teilt ihr mit, dass sie heute Abend mit Frau Dechs alleine sein wird.
„Besuchst du den Dennis?“, will sie wissen und wir nicken grinsend. „Dann ist das okay.“
Marie wendet sich wieder Wendy zu. Simon tippt sie an. „Du hast jetzt genug Wendy geschaut, findest du nicht?“ „Och…“ Marie schmollt, schaltet aber den Fernseher aus. „Spielt ihr dann was mit mir?“ Simon schaut mich fragend an und ich zucke mit den Schultern.
Ich bin dabei.
Ich bleibe den ganzen Nachmittag bei Simon zuhause, schaue ihm beim Kicken mit seiner Tochter zu und mein Herz erblüht nach und nach in alter Frische. Wobei… in alter Frische trifft es nicht ganz. Ich bin mir sicher, dass mein Herz sich noch nie so gut gefühlt hat wie hier, bei Simon und Marie.
Um halb acht kommt Frau Dechs, eine ältere gutmütige Frau mit Lachfältchen und Blumenkleid.
Marie freut sich sie zu sehen und wenige Minuten später sind Simon und ich auf dem Weg zu mir. Simon spricht nicht während der Fahrt, aber ich sehe wieder seine Finger trommeln.
Ich bin hochgradig nervös. Ich fahre gerade mit Simon zu mir, um endlich Sex mit ihm zu haben, eine Sache, auf die ich schon so lange warte und hoffe.
Nachdenklich schaue ich den Mann auf dem Fahrersitz an und seufze. Von hier aus sieht man keine seiner Narben, aber ich weiß genau, dass sie da sind, genau wie ich weiß, was er in seinem Leben schon durchgemacht hat.
Meine Finger kribbeln, nur zu gerne würde ich ihn jetzt berühren und ich freue mich unheimlich, dass ich gleich alle meine Träume umsetzen darf.
Kaum in meiner Wohnung angekommen, ziehe ich Simon an mich, sauge zärtlich an seiner Unterlippe und taste mit meinen Händen seinen Körper ab.
Simon stöhnt leise, greift unter mein Shirt und streicht über meine Seiten, eine Hand gleitet über meinen Bauch zu meiner Brustwarze und ich zucke zusammen, als er sie sanft zwischen seinen Fingern einfängt.
Ganz langsam führe ich Simon durch den Flur, bemüht ihn zu nichts zu drängen und ihm alle Zeit der Welt zu lassen.
Im Schlafzimmer zieht mich Simon dann allerdings mit einem Ruck aufs Bett, kommt über mir zu liegen und reibt stöhnend sein Becken an meinem.
Ich keuche auf, fasse mit meinen Händen an Simons Hintern und verstärke den Druck zwischen uns. Mein Schwanz zeichnet sich deutlich durch meine Jeans ab und schnell werde ich meine Klamotten los, bis ich nackt unter Simon liege. Alle Geduld ist vergessen, meine Gedanken kreisen nur noch um das Eine und offenbar geht es Simon genau so.
Schnell hat auch er seine Kleidung abgestreift und völlig nackt wälzen wir uns in den Laken.
Es ist eine leidenschaftliche Knutscherei, ich kann nicht genug bekommen von Simon und seinen Küssen und ich will ihn endlich tief in mir spüren.
Ich angle nach Kondomen und Gleitgel, die ich irgendwo in meinen Schubladen habe und werde schon nach kurzer Zeit fündig.
Ich drücke Simon beides in die Hand, woraufhin er mich nervös anschaut. „Was soll ich denn damit?“, will er wissen und ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Na was wohl? Wollten wir nicht … Sex haben?“ Ich grinse ihn zweideutig an. „Du…“, Simon sieht verwirrt aus. „Du willst, dass ich dich…?“ Jetzt bin auch ich durcheinander. Was gibt es denn daran nicht zu verstehen? „Ich will dass du mich nimmst, ja.“ Das war doch extrem eindeutig und absolut glasklar.
Simon klappt der Unterkiefer herunter. „Du lässt mich dich von mir toppen?“ Wie bitte? Toppen? Was redet er denn jetzt schon wieder? Vor lauter Verwirrung beginnt meine Erektion schon nachzulassen. „Was meinst du mit toppen?“
Meine alte Frage fällt mir wieder ein. Wer entscheidet bei zwei Schwulen, wer oben liegt?
Scheint tatsächlich nicht so einfach zu sein.
Simon räuspert sich verlegen.
„Toppen bedeutet, dass jemand einen anderen… also… wenn ich dich toppe, dann lässt du mich… na ja, der Top ist derjenige, der oben liegt.“
Seine Worte sickern durch meine Ohren in meinen Kopf, torkeln eine Weile herum und sortieren sich schließlich zu der Erkenntnis.
Simon hat nicht erwartet, dass ich mich von ihm vögeln lassen würde.
Ich lache auf, drücke meinem Traummann einen Kuss auf die Lippen.
„Ja Simon, ich will, dass du mich toppst.“
Fasziniert sehe ich zu, wie Simon sich auf die Lippe beißt, offensichtlich nervös.
„Hast du das noch nie gemacht?“, will ich wissen und er schüttelt heftig den Kopf. „Ich bin immer … ich war immer passiv.“
Ich grinse ihn an. „Ich war bis jetzt immer aktiv, sollen wir es doch anders herum versuchen?“
Mensch, wie kann Sex nur so kompliziert sein? Simon lächelt und küsst mich. „Entscheiden wir das doch spontan“, flüstert er und zieht mich zu einem leidenschaftlichen Kuss an sich.
Schließlich entscheiden wir uns überhaupt nicht, sondern probieren einfach beide Varianten aus. Ich muss zugeben: Mit Simon ist einfach jede Art von Sex geil.
Nach unserem ersten gemeinsamen Mal liegen Simon und ich noch lange zusammen im Bett.
Mit einem warmen Gefühl im Bauch erinnere ich mich an die letzten Stunden. Zuerst Simons Liebesgeständnis in seinem Arbeitszimmer, das Spielen mit seiner Tochter Marie, dann die Fahrt bis zu meinem Haus…
Ein leises Stöhnen entkommt mir, als ich an das denke, was danach passiert ist.
Simons Unsicherheit, wer denn jetzt wen „toppen“ dürfe, unser leidenschaftlicher Sex.
Ich erinnere mich an Simons Finger überall auf meiner Haut und auch in mir, an das Gefühl des Ausgefülltseins und an den leichten Schmerz dabei.
Allerdings erinnere ich mich auch an die Lust, die ich dabei verspürt habe und an die tiefe Verbundenheit mit meinem Simon. Lächelnd denke ich auch daran zurück, wie Simon sich unter meinen Fingern gewunden hat, an seinen Blick, als ich ganz langsam und vorsichtig in ihn eingedrungen bin.
Immer noch könnte ich nicht sagen, was mir besser gefallen hat.
Mit der Zeit weichen die Euphorie und die glückliche Stimmung allerdings einigen unangenehmeren Gedanken.
Ich seufze leise, als ich Simon neben mir anschaue. So glücklich wie mit ihm und Marie war ich vermutlich noch nie, aber wie soll das denn weitergehen?
Um kurz nach elf spricht Simon meine Gedanken aus.
„Dennis… was machen wir jetzt?“
Ich kuschle mich dichter an ihn und sauge seinen Duft ein. Von diesem Mann werde ich wohl nie genug bekommen.
„Viele Möglichkeiten haben wir nicht“, stelle ich nüchtern fest und zähle diese auch gleich auf.
„Entweder wir kündigen beide und suchen uns neue Jobs oder wir outen uns und werden gefeuert oder wir halten alles geheim oder … oder wir fangen gar nicht erst etwas miteinander an.“
Bei meinen letzten Worten werde ich ganz leise, denn daran will ich nicht einmal denken.
Simon drückt meine Hand. „Das letzte kommt schon mal nicht in Frage.“
„Gut.“ Die Erleichterung ist mir wohl anzusehen, denn Simon gibt mir einen zärtlichen Kuss und fügt hinzu: „Dich gebe ich so schnell nicht mehr her.“
Noch einmal wäge ich die anderen Möglichkeiten gegeneinander ab. Outing in der Bundesliga… keine gute Idee. Vor allem sollte man nicht ausgerechnet etwas mit dem Trainer anfangen.
Kündigen… eigentlich keine schlechte Idee, aber Simon hat noch eine Karriere als Trainer vor sich, im Gegensatz zu mir, meine ist wohl bald vorbei.
„Sollen wir uns erst einmal geheim treffen?“, schlägt Simon nach einer Weile vor, wobei er mich nicht anschaut, sondern an die Decke starrt.
Ich seufze tief, drücke seine Hand und bekunde meine Zustimmung mit einem undefinierbaren Geräusch.
Das wird eine ganz schöne Herausforderung werden.
Das Ende der Saison geht an mir weitestgehend unbemerkt vorbei.
Beim SV Hossenbach sitze ich nach meinem Katastrophenspiel nur noch auf der Ersatzbank, wobei das natürlich auch an meinem Trainingsrückstand liegt.
Mein Fuß ist inzwischen aber verheilt und die Sommerpause rückt näher.
Beinahe jeden Abend fahre ich zu Simon nach Hause und besuche ihn und Marie.
Manchmal kommt Simon danach noch mit zu mir, manchmal legen wir einfach Wendy ein.
Über Nacht bleibt Simon selten, da er Marie nur ungern allein lässt.
Es ist sehr schwer für mich, Simon jeden Abend gehen zu lassen und in meine einsame Wohnung zurückzukehren. Hanna hat sich nicht mehr gemeldet und ich sehe unsere Beziehung als beendet an.
Damit ich nicht ganz in Einsamkeit versinke, rufe ich kurz nach dem Ende der Saison mal wieder bei Ben an.
„Hallo, hier ist Ben?“, meldet er sich und ich muss unwillkürlich lächeln.
„Hallo, hier ist Dennis“, gebe ich zurück. „Dennis!“ Ben freut sich wohl ziemlich von mir zu hören.
Wir tauschen ein paar Floskeln aus, dann komme ich zum Punkt.
„Ben, du weißt doch noch, wie ich dir von Simon erzählt habe, oder?“
Das Lachen, das auf diese Frage folgt, deutet an, dass Ben sich vor allem an unseren Sex nach diesem Gespräch erinnert.
„Ja, was ist mit ihm?“ Ich hole tief Luft und sage dann ganz schnell: „Sin'jetzheimlichz'sammen.“
Kurze Pause. „Wie bitte?“ Noch einmal hole ich Luft und bemühe mich dieses Mal langsamer zu sprechen. „Wir sind jetzt heimlich zusammen.“
„Ihr seid…“ Ben klingt überfordert. „Ihr seid… heimlich… er ist doch noch dein Trainer, oder?“ Ich nuschle irgendetwas in den Hörer und Ben stößt einen tiefen Seufzer aus. „Gott, Dennis… ich meine, ich freue mich natürlich für dich! Aber… da riskiert ihr beide ganz schön viel, oder?“
Ja, damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.
„Ben, ich liebe ihn.“ Ein langes Schweigen folgt dieser Aussage, bis Ben sich nervös räuspert.
„Dennis, dann lass ihn nie wieder gehen.“ Ich lächle. „Das wollte ich hören.“
Wir reden noch eine Weile über anderes, Ben erzählt mir von seinem Schatz und ich erzähle ein bisschen mehr von Simon.
Nach dem Telefonat fühle ich mich ermutigt und habe sogar ein ganz kleines bisschen Hoffnung.
Diese schwindet allerdings schnell wieder und spätestens nach einem Blick auf meinen Kalender mache ich mir wieder Sorgen. Das Training beim FC Mairus wird bald wieder beginnen und dann werden Simon und ich in der Öffentlichkeit miteinander klar kommen müssen. Wie soll ich das schaffen, all meine Liebe und Zuneigung für Simon zu verstecken, jetzt wo ich weiß, dass er meine Gefühle erwidert?
Es ist inzwischen fast Abend und ich mache mich fertig für meinen Besuch bei der Pergus-Familie.
Schnell schlüpfe ich in T-Shirt und Hose, werfe noch einen schnellen Blick in den Spiegel und fahre los zu Simon.
Ich klingle gut gelaunt und Simon öffnet die Tür. Sofort bemerke ich, dass etwas nicht stimmt und ich runzle die Stirn. Simon versucht mir wohl mit den Augen etwas zu sagen, als plötzlich jemand hinter ihn tritt. Felix! Verdammt. Mein Co-Trainer schaut mich verwirrt an. „Hallo Davin, was machst du denn hier?“ Scheiße! Was sage ich denn jetzt?
„Ähm“, sage ich und schaue hilflos zu Simon. Der steht da wie erstarrt, aber Felix wartet auf eine Antwort.
„Ich…“ In dem Moment kommt auch Marie an die Tür.
„Hallo Dennis“, ruft sie fröhlich, „kommst du wieder zum spielen?“ Danke, Marie.
„Ja klar, ich bin gleich bei dir“, lächle ich sie an und werfe Simon einen viel sagenden Blick zu. „Ich habe in letzter Zeit manchmal auf Simons Tochter aufgepasst“, werde ich nun meine Ausrede los und Felix scheint dies erst einmal zu glauben, auch wenn er mich immer noch verwundert anschaut. Simon erwacht wieder zum Leben und begrüßt mich, danach dreht er sich um und bringt Felix zurück ins Arbeitszimmer, während ich zu Marie in den Garten gehe.
„Was will der Felix denn hier?“, frage ich sie beiläufig und sie zuckt die Schultern. „Trainingsplanung hat Papa gesagt… er hat versucht dich anzurufen, aber du bist nicht dran gegangen.“
Verdammt. Mein Handy liegt schon den ganzen Tag neben meinem Bett, wo ich es nicht wirklich beachtet habe. Mist, verdammter. Was Felix jetzt wohl denkt? Ein Spieler, der die Tochter seines Trainers babysittet?
Wobei, mir ist alles recht, solange er nur nicht auf die Wahrheit kommt.
Eine Stunde später verabschiedet sich Felix von Simon und auch von mir und ich mache drei Kreuze, als die Haustür sich endlich hinter meinem Co-Trainer schließt.
Simon kommt zu mir und Marie in den Garten, rauft sich die Haare und lehnt sich geschafft gegen den Türrahmen.
„Das war ganz schön knapp“, stellt er fest. „Das kannst du laut sagen.“ Ich seufze und kicke den Fußball wieder zurück zu Marie, die ihn in das kleine Tor schießt.
„Hoffentlich ahnt er nichts…“ Simon runzelt die Stirn. „Wie soll er denn auf die Idee kommen, wir beide könnten ein Paar sein? Das ist doch viel zu abgedreht, oder?“
Seine Worte treffen mich, aber sie sind leider wahr.
Ein Bundesligaspieler in einer Beziehung mit seinem Trainer? Klingt wie ein schwules Märchen.
Ein paar Wochen bleiben noch für mich und Simon, aber schon bald rückt das erste Training der neuen Saison im Kalender immer näher.
Schließlich ist es soweit: Am Sonntagabend lege ich mir meine Trainingssachen für den Montagmorgen zurecht und rufe Simon noch einmal als meinen Freund an.
„Hallo Dennis“, höre ich seine vertraute Stimme.
„Ich kann das nicht, Simon!“ Ohne eine Begrüßung platzt meine größte Sorge aus mir heraus.
„Ich kann nicht mehr so tun, als würde ich dich nicht lieben. Wahrscheinlich merken alle sofort was da läuft.“
Ein tiefes Seufzen dringt an mein Ohr, ich warte ab. „Dennis, glaubst du nicht, dass mir das genau so schwer fallen wird wie dir?“
Es ist zum verrückt werden. Wie soll ich denn morgen bitte nicht über Simon herfallen? Er wird vermutlich umwerfend aussehen und beim duschen…
„Vor welchen Momenten hast du am meisten Angst?“, unterbricht Simon meine Gedanken, als hätte er sie gelesen.
Ich erröte, gut, dass er das jetzt nicht sieht.
„Vorm Duschen“, murmle ich und höre ein leises Lachen. „Oh ja, da ist ja schon öfter etwas schief gelaufen, nicht wahr?“
Oh Gott, er hat es also bemerkt.
„Pass auf Dennis, wir machen das so. Ich werde in Zukunft in der Schiedsrichterdusche duschen gehen, dann haben wir damit schon mal kein Problem. Du hältst dich möglichst fern von mir und ich bemühe mich, dass ich dich so oft wie möglich in Felix' Trainingsgruppe stecke. In Ordnung?“ Ich schlucke schwer. Das klingt nach heftigem Simon-Entzug, aber es ist wohl am besten so.
„Ist in Ordnung“, murmle ich kleinlaut. Ich vermisse Simon. Wir haben uns den ganzen Tag nicht gesehen und gestern nur sehr kurz.
Ich will ihn möglichst schnell wieder spüren und im Arm halten.
Morgens wache ich früh auf. Ich nutze die Zeit, um mir vor dem Training über ein paar Dinge klar zu werden. Erstens: Ja, ich liebe meinen Trainer.
Zweitens, keiner darf davon etwas mitbekommen, also muss ich Dennis so weit wie möglich abschalten und nur Davin sein.
Ich frisiere mich ziemlich lange, was angesichts der morgendlichen Jogging-Runde absolut unnötig ist. Trotzdem mache ich es, immerhin treffe ich gleich meinen Freund.
Simon.
Es ist gerade acht Uhr, als ich auf den Platz trete. Die anderen Spieler reagieren merkwürdig auf mich, grüßen mich weniger freundlich als sonst. Oder bilde ich mir das ein? Könnte natürlich auch mit meiner Überreaktion während des letzten Spieles zu tun haben.
Simon lässt sich Zeit, erst zehn nach acht höre ich wieder einen Wagen auf den Parkplatz fahren.
Ich drehe mich zum Tor und sehe Felix und Simon Seite an Seite hereinkommen. Gott, wie ich diesen Mann liebe.
Egal was er tut, was er trägt oder wie er gerade gelaunt ist - seine Faszination auf mich bleibt stets vorhanden.
Meine Gedanken schweifen ab zum letzten Freitagabend und mein Blick huscht zu Simons Mund, denn genau dieser hat mich an diesem Abend verwöhnt.
Ich seufze, als ich daran denke wie diese Lippen immer wieder über meinen Schaft geglitten sind, wie Simon meinen Schwanz ganz tief in seinen Rachen gesaugt hat…
Mein Blut sackt ab und schlagartig lande ich wieder in der Realität. Verdammt Dennis! Reiß dich zusammen, du bist Davin, Profifußballer und du hast jetzt Training, nur Training und nichts anderes!
Ich wende meinen Blick von Simon ab und schaue andere Spieler an, Felix, den Rasen, die Tribünen, nur nicht Simon.
Simons kurze Ansprache geht völlig an mir vorbei, ich erwache erst wieder, als wir loslaufen.
Die Bewegung tut mir gut, ich halte den Blick auf meine Füße gerichtet, konzentriere mich auf meine Atmung. Einatmen … ausatmen … einatmen … ausatmen.
Einen Fuß setze ich vor den anderen, immer wieder und wieder.
Ich erreiche als einer der ersten das Stadion und eile sofort unter die Dusche. Hier halte ich mich möglichst lange auf, tue so, als müsste ich mein Duschgel suchen.
Simon muss hier irgendwo in der Nähe sein und mein Gedanke schweift zu den Wassertropfen, die sicher gerade über Simons nackte Haut perlen, von seinen dunklen Haaren, über seine Schultern, seinen Bauch bis zu seinem … - Stopp!
Ich stoße einen leisen Fluch aus. Meine Lust auf Simon bleibt unverändert stark, egal wie oft wir miteinander schlafen.
Trotzdem schaffe ich es irgendwie, den Tag zu überstehen, ohne meinem Trainer auffällig oft auf den Hintern zu schauen.
Abends fahre ich nach dem Training nach Hause, dusche schnell und warte dann hibbelig auf das Klingeln an der Tür.
Kaum höre ich den erwünschten Laut, schon springe ich auch schon auf und eile in den Flur.
In der Tür steht Simon. Kurz erstarre ich, sauge sein Bild endlich so lange und so auffällig in mich auf wie ich will, dann packe ihn seine Hand und ziehe ihn ins Haus.
Die Tür fällt ins Schloss, aber das bekomme ich kaum mehr mit. Meine Lippen suchen ausgehungert nach denen von Simon und schon spüre ich seine Hände auf meinem Körper.
Keuchend lassen wir uns zu Boden sinken, schaffen es nicht einmal mehr ins Schlafzimmer.
Ungestüm zerre ich Simon das Hemd über den Kopf, denn Knöpfe aufzumachen ist momentan nicht im Bereich des Möglichen.
Gierig suche ich seine nackte Haut, finde schnell einen seiner Nippel und lasse ihn mir durch die Finger gleiten.
Simon hat es offenbar genau so nötig wie ich, zerrt nun seinerseits an meinem T-Shirt und ich lasse es achtlos neben uns auf den Boden fallen.
Wir liegen jetzt aufeinander, Simon über mir und seine nackte Brust an meiner zu spüren schickt Schauer durch meinen ganzen Körper.
Seine Lippen finden immer wieder meine und unsere Zungen umkreisen einander.
Meine Hände wandern ruhelos über Simons Rücken, seine Schultern und seine Arme.
„Ich will dich“, stöhnt er über mir und diese Worte lassen meine Erektion schmerzhaft gegen meinen Gürtel drücken.
Warum trage ich überhaupt einen Gürtel? Der ist doch nur unnötig störend!
Also entledige ich mich auch von diesem und wo ich gerade dabei bin streife ich auch gleich meine Hose ab.
„Schlafzimmer?“, keucht Simon und ich nicke nur, stehe unsicher auf und eile ihm voraus durch den Flur.
Auf dem Weg entfernen wir unsere restlichen Klamotten, so dass wir uns schließlich nackt auf mein Bett fallen lassen.
Simons Finger tasten über meinen Hintern und finden schnell mein Loch, entlocken mir ein unterdrücktes Stöhnen.
Ich krame mit zitternden Fingern nach Gleitgel und einem dieser verfluchten Kondome und drücke beides Simon in die Hand. Im Gegensatz zu unserem ersten Mal weiß er dieses Mal was ich von ihm will und befeuchtet sich zwei Finger, lässt diese ohne Umschweife in mich eindringen.
Ich keuche, drehe mich auf den Bauch und spüre wieder Simons Finger durch meinen Muskelring gleiten.
Mein Schwanz unter mir ist steinhart und mein Atem geht stoßweise.
„Nimm mich, bitte!“
Ich kann nicht mehr warten, ich will Simon in mir haben, sonst komme ich jetzt und sofort.
Die Finger verschwinden, ich höre ein Rascheln und noch einmal das Klacken der Gleitgeltube, dann drängt sich Simons Eichel gegen mein Loch und rutscht ein kleines Stück hinein. Ich keuche auf und beiße schnell in mein Kissen. Ja, es tut weh, aber es ist auch ziemlich geil. „Soll ich aufhören?“, höre ich Simons besorgte Stimme und schüttle heftig den Kopf. „Bloß nicht“, nuschle ich ins Kissen und mit einer vorsichtigen Bewegung gleitet Simon tiefer in mich, ich spüre den vertrauten Druck, den Schmerz und dann… Ah!
Simon streift meinen gewissen Punkt und sofort bin ich Wachs in seinen Händen.
Ich strecke mich Simon entgegen und er fängt an sich in mir zu bewegen, gleitet immer wieder hinein und hinaus und wird dabei immer schneller und härter.
Mein Stöhnen wird vom Kissen gedämpft, aber Simons Keuchen kann ich hören und das macht mich extrem an.
Die Stöße werden noch härter und unkontrollierter und auf einmal bemerke ich, wie mein Orgasmus mich packt und mitreißt, ich versinke in einem Strudel aus Glück und Lust und nur Simon ist bei mir, so dicht wie nur möglich.
Im Nebel bemerke ich, dass auch er aufstöhnt und schließlich auf mich niedersinkt.
Entkräftet versuche ich wieder zu Atem zu kommen und auf einmal dämmert mir etwas.
„Simon…“, flüsterte ich. Er brummt, soll wohl so viel heißen wie: Was gibt’s denn, mein Liebling?
„Du … du hast meinen Schwanz eben gar nicht berührt“, stammle ich und ich spüre Simon auf mir beben. Lacht der etwa? „Ja, und?“
Ich erröte. „Ich bin aber trotzdem gekommen.“
Warme Lippen streifen meinen Nacken und meinen Hals. „Ich weiß, was ist daran so schlimm?“
Ich gebe keine Antwort, denn ich bin immer noch fassungslos. Nie hätte ich gedacht, dass mir das möglich wäre, zu kommen ohne meinen Schwanz anzufassen. Aber andererseits… es war ja Simon, dessen Schwanz da in meinem Hintern war, da ist das doch eigentlich nicht verwunderlich, oder?
Wir kuscheln ausgiebig, dann säubern wir uns notdürftig und essen noch etwas.
Die Stimmung ist entspannt, gelöst. Sex bewirkt eben Wunder.
Leider kann Simon nicht lange bleiben, morgen früh ist wieder Training und er muss sich ja auch um Marie kümmern.
Seufzend verabschiede ich ihn und stehle mir an der Tür noch einen langen Kuss.
Der muss bis morgen Abend ausreichen.
Die nächsten Wochen sind die reinste Qual. Fast alle Tage verlaufen nach dem gleichen Schema: Morgens und nachmittags im Training ignoriere ich Simon so gut wie ich kann, leide wie ein Hund und sabbere bei jedem unanständigen Gedanken, der mir durch den Kopf geht. Abends besucht mich Simon - oder ich ihn - und wir fallen übereinander her. Danach müssen wir uns meist viel zu schnell wieder trennen.
Kurz gesagt: Es ist die Hölle.
Die Stunden, in denen Simon bei mir ist sind mein persönliches Paradies, auch die Zeit, die wir zusammen mit Marie verbringen macht mich glücklich, aber der Rest des Tages?
Eine Woche vor dem ersten Spiel der Saison vergesse ich meine Sporttasche im Stadion und fahre nach dem Training noch einmal zurück.
Ich ärgere mich, denn eigentlich erwarte ich Besuch von Simon, aber ich brauche meine Sachen, weil sich unter anderem auch mein Handy in dieser Tasche befindet.
Hastig parke ich und eile hinein.
In der Umkleide sind meine Sachen schnell gefunden und ich will gerade wieder verschwinden, als sich auf dem Gang eine Tür öffnet und Simon heraustritt, mit nassen Haaren und nur mit einer Trainingshose bekleidet. Ich erstarre und auch er bleibt überrumpelt stehen.
„Was machst du hier?“, stößt Simon schließlich aus und ich bringe nur ein „Tasche vergessen“ zu Stande.
Wie hypnotisiert starre ich auf einen Wassertropfen, der von Simons Haaren auf seine Schulter gefallen ist und jetzt seine Brust hinunter rollt.
Das Tattoo hebt sich im hellen Licht klar von Simons gebräunter Haut ab und ehe ich es mich versehe, bin ich bei ihm, lege meine Arme um ihn und presse meine Lippen auf seine. Meine Tasche lasse ich einfach fallen, vergessen ist alles um mich herum. Simon versucht halbherzig mich von sich zu schieben, erwidert meinen Kuss aber schließlich. Stöhnend greife ich in seine nassen Haare und auch Simon berührt mich, greift wieder einmal nach meiner Taille und dem Bund meiner Jeans.
Plötzlich dringen Schritte an mein Ohr und erschrocken springe ich von Simon weg, ein Stück zurück. Mein Blick huscht den Gang entlang und mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.
Felix steht im Gang und schaut verwirrt über meine am Boden liegende Tasche, unsere erhitzten Gesichter und die Wasserflecken auf meinem Shirt, passend zu Simons nassen Haaren. Keiner von uns bewegt sich oder sagt ein Wort. Ertappt laufe ich rot an und Felix regt sich schließlich als erstes.
„Könnt ihr mir mal erklären, was da zwischen euch beiden läuft?“
Seine Worte dringen in meine Ohren, aber ich kann nichts mit ihnen anfangen. Benommen starre ich meinen Co-Trainer an und höre noch wie Simon sich verlegen räuspert.
„Und jetzt erzählt mir nicht noch mal was von wegen Babysitten.“ Felix Stimme klingt streng, aber nicht wütend.
Mein Atem geht noch schneller, als eben während unserer Knutscherei.
Er weiß es, schießt es durch meinen Kopf, aber wie soll ich denn jetzt darauf reagieren?
Simon räuspert sich noch einmal und sagt dann: „Ich würde jetzt gerne sagen: Es ist nicht das, wonach es aussieht, aber das wäre wohl eine Lüge.“
Felix Augenbrauen heben sich und sein Blick fixiert Simon.
„Das heißt, ihr beide … also … ihr seid …“ Offenbar weiß er nicht, wie er die Sache formulieren soll.
„Wir sind zusammen“, stellt Simon klar und greift nach meiner Hand. Fassungslos starre ich ihn an. Felix scheint genau so überrascht zu sein wie ich. „Ihr seid zusammen? Simon! Weißt du, was du da sagst?“
Simon holt tief Luft. „Ja, weiß ich. Und ich weiß auch, dass du mit einem Wort darüber an die Öffentlichkeit Dennis Karriere zerstören kannst. Aber ich bitte dich, rede mit niemandem darüber, behalte es für dich.“
Ich bin immer noch wie benommen. Meine Karriere? Meine Karriere ist spätestens in fünf, sechs Jahren doch sowieso vorbei, es geht doch hier um Simons Karriere!
Felix seufzt tief. „Ich mag dich, Simon“, sagt er schließlich gerade heraus. „Und ich will dir nicht schaden, Dennis sowie so nicht.“ Dennis? Seit wann bin ich „Dennis“ für meinen Co-Trainer?
Felix fährt fort. „Es stört mich nicht, dass ihr schwul seid. Aber … Simon. Du bist Dennis Trainer. Ich weiß, er ist volljährig, aber du weißt, dass das trotzdem nicht ganz legal ist.“
Simon neben mir beißt sich verlegen auf die Lippe, ich drücke sanft seine Hand.
„Es… es ging nicht anders“, murmelt Simon nach einer Weile und Felix kommt näher, legt ihm eine Hand auf die Schulter. Ich habe das Gefühl, Felix macht sich hauptsächlich Sorgen um uns.
„Von mir erfährt niemand etwas“, stellt er klar und ich atme erleichtert auf.
Felix schaut noch einmal von Simon zu mir und fügt hinzu: „Vielleicht wäre es besser, wenn Dennis den Verein wechseln würde.“
Simon fängt meinen Blick ein. „Dein Vertrag geht noch ein paar Jahre, oder?“
Ich nicke, schaffe es dann aber endlich etwas zu sagen. „Wechseln geht immer, wenn man nur will.“
Meine beiden Trainer schauen sich an. „Bis Ende August könnten wir ihn noch schieben“, überlegt Felix, wirft noch einmal einen Blick zu mir.
„Würdest du das wollen? Es könnte sein, dass du dadurch schlechter verdienst.“
Ich stoße abfällig die Luft aus. „Das ist mir ziemlich egal, Hauptsache ich muss nicht zu weit weg.“
„Gut, dann überlegen wir uns das morgen“, meint Felix zu Simon und setzt seinen Weg nach draußen fort. „Schönen Abend euch beiden.“
Damit verschwindet er um die Ecke und lässt Simon und mich völlig erstaunt zurück.
„Träume ich oder ist das gerade wirklich passiert?“, fragt Simon, aber ich bin mir selbst nicht ganz sicher.
„Stört es dich eigentlich, dass wir illegal sind?“, will er dann wissen und ich muss unwillkürlich grinsen. „Ich würde dich auch wollen, wenn es der DFB verboten hätte“, stelle ich klar und küsse ihn. Er hat immer noch feuchte Haare und ich dehne den Kuss noch ein wenig länger aus. Simon seufzt. „Lass uns zu dir fahren.“
Bei mir zuhause beenden wir erst einmal, was wir im Stadion begonnen haben, bis wir am Ende schwer atmend im Bett liegen.
Wir küssen uns noch einige Male und schließlich spreche ich das vorhin geschehene an.
„Glaubst du, Felix behält es wirklich für sich?“
Simons Miene wird ernst. „Denke schon. Aber wir müssen vorsichtiger sein.
Willst du wirklich den Verein wechseln?“
Ich überlege noch einmal kurz, komme aber zum gleichen Schluss wie vorhin.
„Das wäre wohl das Beste.“
Gesagt, getan. Simon und Felix setzen sich gleich am nächsten Tag zusammen und überlegen, welcher Verein an mir vielleicht Interesse hätte.
Ganz ehrlich, Prostitution ist nichts gegen Profifußball, hier wird genau so mit Menschen gehandelt, wie im Rotlichtmilieu. Nur dass die Preise wesentlich höher sind.
Es ist Samstag und ich hatte mich eigentlich auf ein schönes Wochenende mit Simon gefreut, stattdessen bekommen wir auch am Sonntag Besuch von Felix und der Menschenhandel geht weiter.
Schließlich bekommen wir ein Angebot von der Eintracht Rheiningen, die sehr gerne einen neuen Spieler einkaufen würden.
Der Haken: Rheiningen spielt in der zweiten Liga, das bedeutet wesentlich weniger Gehalt für mich. Aber das ist es mir wert, wenn Simon und ich dann legal sind, nehme ich dieses finanzielle Häkchen in Kauf.
Leider kommt alles ganz anders als gedacht.
Ich bin gerade beim Umzugskartons packen, als es an der Tür klingelt.
Es ist Dienstagvormittag und ich rechne mit einem Briefträger oder einem Zeugen Jehovas.
Als ich aber die Tür öffne, steht da mein Simon, das Gesicht tränennass und fällt mir ohne große Worte um den Hals.
Ich bin völlig baff und registriere erst nach einigen Sekunden die zerknitterte Zeitung zwischen Simons Fingern.
„Es tut mir so leid, Dennis“, schluchzt Simon an meiner Schulter, aber ich weiß ja nicht einmal worum es geht. Etwas überfordert bringe ich Simon nach drinnen, platziere ihn erst mal auf dem Sofa.
Simon versucht etwas zu sagen, bekommt aber keinen klaren Satz zu Stande und drückt mir schließlich kommentarlos die Zeitung in die Hand.
Ich werfe einen Blick auf die Titelseite und sofort läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
„Schwule Affäre beim FC Mairus! Bundesligatrainer Simon Pergus vergreift sich an Starspieler Davin Lexis.“
Mein Mund klappt auf, während ich auf die Fotos starre, die unter der Schlagzeile collagiert wurden. Bilder, auf denen Simon mich küsst, offensichtlich bei ihm zuhause im Garten.
Wo kommen diese Fotos her? Da muss irgendein Dreckschwein von einem Reporter über den Gartenzaun fotografiert haben!
Schnell überfliege ich den Artikel.
„Starfußballer Davin Lexis hat offenbar seit mehreren Woche eine Affäre mit seinem Trainer Simon Pergus. Unseren Quellen zufolge geht der junge Davin (26) seit einigen Wochen bei seinem Trainer ein und aus. Der einunddreißigjährige Simon Pergus ist seit letzter Saison Davins Chef und steht damit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem jungen Schutzbefohlenen. Wir sind schockiert, wie dieses Verhältnis von Simon Pergus ausgenutzt wurde. Vermutlich rettete Davin Lexis mit dieser Affäre seine Stellung in der Mannschaft, nach einigen Patzern in der letzten Saison.
Ob auch andere Spieler in die Sache verwickelt sind, ist noch unklar, fest steht aber, dass Davin Lexis Homosexualität jeden von uns überrascht. Aber man weiß ja: Stille Wasser sind tief.“
Mein Körper reagiert auf diese Anschuldigungen mit heftigen Magenkrämpfen und eilig haste ich ins Bad und übergebe mich mit heftigem Würgen und tränenden Augen.
Ermattet bleibe ich danach auf den Fliesen sitzen und versuche wieder Luft zu bekommen.
Mein Blick huscht wieder zu der Zeitung, die neben mir auf dem Boden liegt und wieder verkrampft sich mein Magen. Schon die Schlagzeile „Simon Pergus vergreift sich an Starspieler Davin Lexis“, verursacht mir Übelkeit. Als hätte Simon mich vergewaltigt oder missbraucht! Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt, verdammt!
Nach einer Weile kommt Simon mit roten Augen ins Bad geschlichen und setzt sich neben mich auf den Boden.
„Das sind solche Arschlöcher“, stoße ich aus und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals.
Simon streicht mir beruhigend über den Kopf, aber das hilft gerade nicht wirklich.
Alles ist jetzt zerstört, meine Karriere, Simons Karriere, unsere Beziehung, mein Ruf, Simons Job, einfach mein ganzes Leben.
Am meisten ärgert mich die Unterstellung, Simon hätte mich erpresst und mich missbraucht. Dabei ist diese ganze Sache doch von mir ausgegangen, ich war ja schließlich derjenige, der Simon betrunken geküsst hat.
Und dann diese „Davin Lexis“- Scheiße, als hätte ich keinen normalen Namen.
„Es tut mir so leid“, flüstert Simon an meinen Haaren und sofort höre ich auf zu heulen und packe ihn am Arm. „Dir braucht gar nichts leid tun!“, sage ich scharf und schüttle ihn.
„Du kannst doch nichts dafür! Gib dir doch nicht selbst auch noch die Schuld!“
Simon schaut mich nur stumm an und ich sehe genau, dass er sich riesige Vorwürfe macht. Also reiße ich mich zusammen und ziehe ihn in die Küche, schenke uns beiden erst einmal einen Schnaps ein. Danach fühle ich mich besser und schaue mir noch einmal die Fotos in der Zeitung an. „Das war vor ein paar Tagen“, stelle ich fest, während ich mir die Bilder ansehe, „der Typ muss sich hinter dem Apfelbaum versteckt und über den Zaun fotografiert haben.“
Simon schnaubt. „Diese verdammten Paparazzi.“
Bestimmt knülle ich die Zeitung zusammen und werfe sie durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
Ich setze mich dicht neben Simon und lege ihm den Arm um. „Du weißt doch, dass ich das hier genau so sehr wollte wie du, wenn nicht sogar noch mehr. Du hast dich nicht an mir vergriffen, das war alles freiwillig.“
Er antwortet nicht, also fahre ich fort. „Außerdem bist du gerade einmal fünf Jahre älter als ich, das ist doch total in Ordnung für eine Beziehung.“
Simon schaut mich zweifelnd an. „Tu doch nicht so, als ob dir die Sache egal wäre.“
Da hat er natürlich Recht. Schon beim bloßen Gedanken an die möglichen Reaktionen auf unser unfreiwilliges Outing wird mir ganz anders.
Plötzlich klingelt es an der Tür und ich öffne ungewohnt vorsichtig. Draußen steht Felix, der einen kurzen Blick auf mein verheultes Gesicht wirft, seufzt und mich dann in den Arm nimmt.
Total perplex lasse ich diese tröstende Geste geschehen, bleibe starr stehen, bis Felix mich loslässt und einen Blick in die Wohnung wirft. „Simon ist bei dir, oder?“
Ich nicke nur und zeige Richtung Küche.
Felix geht mir voraus und wir finden Simon zusammengesunken am Küchentisch sitzen.
Ohne große Worte klopft Felix seinem Chef auf die Schultern und setzt sich zu ihm.
„Na komm, Kopf hoch, das wird schon wieder.“
Simon schnaubt, aber es klingt mehr wie ein Schluchzen. „Du warst doch dabei vorhin“, flüstert er, ohne den Kopf zu heben und ich schaue Felix fragend an.
„Was war denn?“ Felix seufzt, fasst schließlich kurz den bisherigen Morgen zusammen.
Simon und Felix seien an diesem Morgen gemeinsam beim Stadion angekommen, das zu diesem Zeitpunkt schon von Journalisten und Schaulustigen belagert gewesen sei. Simon, der bis dahin noch gar nichts von dem Artikel gewusst hätte, wurde wohl sehr abrupt mit der neusten Schlagzeile konfrontiert.
Da die Klatschreporter mehrere Ausgaben dieser Zeitung dabei hatten, wären auch alle Spieler schnell über die Lage informiert gewesen und hätten dementsprechend geschockte Gesichter gemacht. Nachdem einige Zaungäste in wüste Gesänge ausgebrochen waren, hätte sich Simon ins Auto gesetzt und wäre verschwunden.
Felix erzählt auch kurz, was danach passierte.
Die Reporter seien auf ihn und die Spieler eingestürmt, um sich noch ein paar brandheiße Informationen zu beschaffen, während die schaulustige Menge weitere Sprechchöre angestimmt hätte.
„Ich hab dann die Spieler nach Hause geschickt, bin ins Auto gestiegen und hergefahren“, schließt Felix seinen Bericht.
Ich starre ihn geschockt an. Simon schnieft noch einmal und hebt den Kopf. „Die haben mir alles Mögliche vorgeworfen, ich wäre pervers und hätte meine Position ausgenutzt und noch viel schlimmere Sachen…“ Schnell stehe ich auf und gehe zu Simon, knie mich neben ihn und lege den Arm um seine Taille.
„Du weißt doch, dass das nicht stimmt“, wiederhole ich meine Worte von vorhin, aber Simon ist immer noch total fertig. „Wie haben denn die anderen reagiert?“, frage ich Felix und meine damit meine Mannschaftskameraden. Er seufzt. „Ein paar waren natürlich vor allem pikiert, aber Lukas zum Beispiel hat dich verteidigt, Simon.“
Simon ist aber auch mit diesen Worten nicht zu trösten, weswegen wir alle drei in deprimiertem Schweigen versinken.
Nach einigen Minuten klingelt es wieder an der Haustür.
Ich öffne und finde mich sofort in einer engen Umarmung wieder, erkenne schließlich Ben, der mich immer noch festhält und mir den Rücken tätschelt.
Kaum lässt er mich los, bricht ein Redeschwall aus ihm heraus.
„Dennis, du tust mir ja so leid, diese Reporter sind echt das Letzte, wie geht es dir? Wann hast du es erfahren, ist Simon bei dir? Das ist echt scheiße, dass das jetzt alles herausgekommen ist, kann man euch irgendwie helfen?“
Ich schlucke, zeige nur zur Küche und krächze: „Simon ist da.“
Ben drückt mich noch einmal kurz und eilt in gewiesene Richtung.
„Simon, schön dass ich dich auch einmal kennen lerne, ich darf doch „Du“ sagen, oder?“
Ben schüttelt dem perplexen Simon die Hand und lässt sich neben ihm auf einen Stuhl sinken. „Ihr beiden tut mir so leid, ich hätte euch wirklich gewünscht, dass euer Outing anders abläuft.“
Bens Blick wandert zu Felix. „Und wer sind sie?“ Schnell mische ich mich ein. „Ben, das ist Felix, mein Co-Trainer. Felix, das ist Ben, ein guter Freund von mir.“
„Sind sie auch schwul?“, will Ben wissen und treibt Felix doch glatt die Röte auf die Wangen. „Nein, ich bin verheiratet“, stellt er klar und Ben zuckt die Schultern. „Das muss auch nichts heißen. Also, Dennis. Was wollt ihr denn jetzt machen?“
Auf diese Frage weiß ich definitiv keine Antwort, aber Felix anscheinend schon. „Ich würde vorschlagen, ihr macht eine offizielle Pressemitteilung und stellt die Sache klar, bevor das Ganze hochgeschaukelt wird.“
Der Vorschlag klingt vernünftig und Felix leitet alles Nötige in die Wege.
Noch nie hatte ich so viel Angst vor eine Pressekonferenz.
Bis heute habe ich Journalisten immer als nervig, aber nie als Furcht einflößend empfunden, zwar konnte ich Reporter noch nie sonderlich leiden, aber so gehasst habe ich sie noch nie.
Simon und ich haben beschlossen, uns den hungrigen Hyänen gemeinsam entgegenzustellen, also treten wir noch am selben Abend um Punkt acht Uhr durch die Tür in den Pressesaal unseres Vereins.
Sofort bricht der Lärm los, die Reporter schreien durcheinander, während Simon und ich an die Mikrofone treten. Ich bin eigentlich schon am Ende mit den Nerven, den ganzen Tag über wurden Simon und ich von Reportern belagert, ständig wurde geklingelt, manche riefen durch die Fenster und klopften gegen die Scheiben. Hoffentlich würden die sich zurückziehen, wenn wir uns öffentlich dazu geäußert hatten.
Wir warten, bis wieder Ruhe einkehrt und schließlich beginnt Simon mit seiner Erklärung.
„Ich bin nicht hier, um abzustreiten, was durch die heute Morgen veröffentlichten Fotos schon bewiesen ist. Ja, ich führe eine Beziehung mit Dennis Lemberg. Ja, wir sind schon seit einigen Wochen zusammen und ja, wir sind beide bisexuell.
Ich bereue nicht, dass ich diesen Mann liebe und auch nicht, dass wir zusammen sind.
Eigentlich bin ich froh, dass wir uns jetzt nicht mehr verstecken müssen.
Allerdings streite ich entschieden ab, dass ich auch mit anderen meiner Spieler eine Affäre habe, meine Gefühle beschränken sich gänzlich auf Dennis und diese ist auch meine erste homosexuelle Beziehung.“
Ich greife nach Simons Hand und spreche nun selbst.
„Ich möchte noch einiges hinzufügen.
Erstens möchte ich klarstellen, dass Simon Pergus seine Position als Trainer in unserer Beziehung niemals ausgenutzt hat.
Er hat mich weder missbraucht noch erpresst, ich stehe hier nur aufgrund meiner eigenen Entscheidungen und aufgrund meiner Gefühle für diesen Mann.
Ich kann auch bestätigen, dass Simon mit keinem meiner Mannschaftskameraden eine Affäre hat.
Ich habe Simon in unserer Beziehung nie als meinen Trainer gesehen, sondern nur als Menschen, wir haben unseren Beruf und unser Privatleben immer getrennt.“
Mein Mund ist ziemlich trocken, aber ich schaffe meine kleine Rede ohne zu stocken oder mich zu verhaspeln.
Simon schaut mich kurz an, sagt dann das Entscheidende.
„Ich möchte an dieser Stelle meinen Rücktritt von meinem Trainer-Amt beim FC Mairus bekannt geben, ich weiß, ich hätte keine Beziehung mit einem meiner Spieler beginnen dürfen, aber manchmal ist man nicht Herr seiner eigenen Gefühle.
Vorerst wird mein Co-Trainer Felix Trein meinen Platz einnehmen, weitere Entscheidungen wird der Vorstand treffen.“
Nach diesen Worten habe ich einen dicken Kloß im Hals. Genau davor hatte ich immer Angst, davor, dass Simon wegen mir seinen Job verliert.
Ich schlucke und gebe danach ebenfalls meinen Rücktritt bekannt, der im Vorfeld von Felix und dem Vorstand genehmigt wurde.
An diesem Tag mit Simon ist mir nämlich klar geworden, dass Fußball nicht mehr mein wichtigster Traum ist.
Davin steht nicht mehr im Vordergrund, sondern Dennis und vor allem Simon.
Das ist mein neuer Traum und wenn ich dafür meinen Job verliere, dann ist es ebenso.
Simon ist es wert.
„Dennis? Bist du schon da?“
Ich stehe in der Küche, zwei Monate nach unserem unfreiwilligen Outing.
„Ja, hier in der Küche“, rufe ich zurück und kurz darauf erscheint Simon in der Küchentür, seine Tochter Marie im Schlepptau und ein strahlendes Lächeln im Gesicht.
„Hallo Schatz.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen, während Marie ihren Schulranzen unter den Tisch schiebt.
„Was gibt's denn Leckeres heute?“
Simon schaut mir neugierig über die Schulter. Heute habe ich gekocht, denn Simon war bei einem Vorstellungsgespräch und hat auf dem Heimweg Marie von der Schule abgeholt.
„Nudelauflauf“, erkläre ich und trage die Auflaufform zum Tisch, an dem Marie schon Platz genommen hat.
Beim Essen werfe ich Simon immer wieder neugierige Blicke zu, aber er sagt nichts.
Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Simon hat sich in den letzten Wochen für mehrere Stellen im Bereich Physiotherapie beworben, da er diesen Beruf in seiner Jugend gelernt hat.
Mich persönlich hat dieses Detail aus Simons Vergangenheit nicht überrascht, denn Simon hat tatsächlich sehr geschickte Hände…
Heute hatte er ein Vorstellungsgespräch und ich bin extrem neugierig auf die Ergebnisse.
Die meisten Arbeitgeber hatten bis jetzt ziemliche Hemmungen Simon einzustellen, einerseits weil er so bekannt ist, andererseits wegen unseres kleinen Skandals.
Tatsächlich ging unser Fall durch alle Zeitungen. Ein Profifußballer und ein Bundesligatrainer - eine unmögliche Kombination.
Simon und ich haben uns so weit wie möglich abgeschottet, trotzdem wurden wir ständig von Fans, Journalisten und Vollidioten belagert. Alle wollten wissen, wie genau das mit uns lief, einige kamen nur um uns mitzuteilen, dass sie Homosexualität grundsätzlich ablehnen.
Gut, so nett haben die das natürlich nicht formuliert.
Unsere Reaktion? Schweigen.
Nach drei Tagen habe ich meine Wohnung gekündigt und bin mit all meinem Kram zu Simon gezogen. Marie war begeistert und wollte unbedingt, dass ich zu ihr ins Zimmer ziehen sollte, aber ich habe mich dann doch für Simons Schlafzimmer entschieden.
Die Paparazzi haben sich schnell wieder verzogen und inzwischen lassen uns die meisten in Ruhe. Unschön waren die vielen Hassbriefe, die ich und vor allem Simon bekommen haben.
Aber auch hier haben wir mittlerweile eine gute Lösung gefunden: Ungeöffnet wegwerfen.
Der Nudelauflauf ist gut geworden und nach dem Essen ziehe ich Simon in sein Arbeitszimmer. Marie kichert bloß und verzieht sich in den Garten.
„So, jetzt erzähl schon!“ Ungeduldig fasse ich meinen Liebling an den Armen und schüttle ihn ein bisschen. Simon grinst. „Sie wollen mich einstellen!“
Das sind ja mal gute Neuigkeiten! Ich falle Simon um den Hals. „Es stört sie nicht, dass du ein schwuler Skandaltrainer bist?“
Er schmunzelt und küsst mich. „Die Chefin ist eine Frau. Frauen mögen Schwule.“
„Ich mag dich auch.“ Lächelnd erwidere ich den Kuss.
Simon hat einen Job, ich kann es kaum glauben. Jetzt muss nur noch ich etwas mit meiner verkorksten Karriere anfangen. Leider sind ein mittelmäßiges Abitur und eine unrühmlich beendete Fußballerkarriere keine allzu guten Referenzen.
Aber: Noch habe ich genügend Geld auf dem Konto, um in aller Ruhe zu studieren und das habe ich auch vor. Aber jetzt ist erst einmal eine andere Sache dran.
Ohne zu zögern greife ich in Simons Haare und ziehe seine Lippen fester auf meinen Mund.
Er stöhnt leise auf und legt mir die Arme um die Taille. „Schlafzimmer“, murmelt er zwischen zwei Küssen.
„Wendy?“, frage ich leise, aber er schüttelt den Kopf. „Dauert nicht lange.“ Sein vielsagendes Grinsen lässt mich erröten.
Bestimmt zieht mich Simon ins Schlafzimmer und schließt vorsichtshalber ab. Begierig sucht er wieder nach meinen Lippen und nestelt dabei an meinen Hemdknöpfen herum.
Ich keuche auf, als seine Hände endlich meine nackte Haut erreichen und sich auf meine Brust legen.
Schnell öffne ich auch seine Hemdknöpfe und wo ich gerade dabei bin auch seinen Hosenknopf.
Ich dränge Simon zum Bett, bis er rücklings darauf fällt, dann entledige ich ihn mit schnellen Griffen der Hose und auch seiner Unterwäsche.
Simon beißt sich auf die Lippe, als ich ohne Umschweife meine Lippen auf seine Eichel lege.
Ich lasse ihn tief in meinen Mund gleiten, was Simon dann doch ein Stöhnen entlockt.
„Fuck, Dennis…“
Gekonnt verwöhne ich ihn, bis er beinahe kommt, entlasse ihn dann aus meinem Mund und ziehe mich selbst ganz aus.
Simon bleibt keuchend auf dem Bett liegen und überlässt es mir, das Gleitgel aus der Schublade zu holen.
Ich kann es kaum abwarten, aber trotzdem schiebe ich erst einen Finger in Simon, dann zwei.
Simon stöhnt leise auf. „Dennis, hör auf, sonst ist es gleich vorbei.“
Seine Worte machen meine Erektion nur noch härter und nur zu gern komme ich seinem Wunsch nach, streife mir ein Kondom über und setze vorsichtig meine Eichel an Simons Eingang.
Ich schaue ihm kurz in die Augen, dann dringe ich die ersten paar Zentimeter ein.
Es ist so eng, dass ich fast schon komme, aber ich reiße mich zusammen und nehme ein langsames Tempo auf. Simon unter mir keucht und kommt meinen Stößen entgegen, krallt seine Hände ins Laken.
Immer schneller werden wir, bis ich meine Hand um Simons Härte lege und ihn mit einigen gezielten Bewegungen zum Fliegen bringe.
Simons Gesicht und sein bebender Körper reichen völlig aus, um auch mich zum Orgasmus zu bringen und keuchend mache ich meine letzten Stöße, bevor ich auf Simon niedersinke.
„Wow… das war wirklich schnell“, flüstere ich heiser in sein Ohr und er lacht leise unter mir.
„Bei uns beiden ist das doch kein Wunder.“
Naja, wo er Recht hat, hat er Recht.
Den restlichen Tag verbringen wir ganz anständig, spielen mit Marie und machen uns einen Spaß daraus, die neue angekommene „Fanpost“ zu entsorgen.
Die Diskussionen, die unsere Beziehung ausgelöst hat, gehen uns nichts mehr an.
„Sollen schwule Fußballer mehr respektiert werden?“, lautet eine der neu aufgekommenen Fragen oder: „Wie lebt man als heimlich Homosexueller?“
Was mich persönlich mittlerweile interessiert, ist nur noch, dass es Simon und Marie gut geht, dass ich bald einen Studienplatz finde und dass Simon mich niemals verlässt.
Und diesen letzten Aspekt betreffend möchte ich bald ein klein wenig nachhelfen.
Aber zuerst muss ich mich noch einer anderen Herausforderung stellen und meine Eltern anrufen. Seit meinem Outing hatten wir keinen Kontakt, weil ich eine neue Adresse und eine neue Telefonnummer habe, aber ich werde mich wohl bald melden müssen.
Mit diesen beunruhigenden Gedanken lege ich mich an diesem Abend zu Simon ins Bett und kuschle mich an ihn. Es ist sehr schön, endlich zusammen mit ihm einschlafen und aufwachen zu können, das möchte ich bis an mein Lebensende so haben.
„Simon?“ Meine Hand sucht seine und ich halte sie fest. „Mhm?“ Er klingt schon ziemlich müde, aber das muss ich noch loswerden. „Besuchen wir am Wochenende meine Eltern?“
Überrascht dreht er sich zu mir um. „Sehr gerne. Traust du dich das denn?“ Ich zucke die Schultern. „Mit dir zusammen auf jeden Fall.“
Er gibt mir einen Kuss und streicht mir eine Haarsträhne aus den Augen.
„Wir schaffen das schon.“
Und er hat Recht. Am nächsten Tag rufe ich meine Eltern an und informiere sie über unseren Besuch am Samstag. Meine Mutter klingt etwas verkniffen, aber das legt sich sicher, wenn sie Simon erst einmal kennt.
Ich habe jedenfalls keine Angst, denn egal was meine Eltern sagen: Simon gehört mir und ich gebe ihn nicht mehr her.
Trotz meiner großspurigen Worte klopft mir das Herz bis zum Hals, als ich einige Tage später zusammen mit Simon vor der Haustür meiner Eltern stehe.
„Bereit?“ Seine Stimme ist leise und unsicher, aber er schaut mich entschlossen an. „Klar doch.“ Ich klingle und sofort höre ich Stimmen und Schritte im Haus. Meine Mutter öffnet.
„Hallo Dennis!“ Sie klingt fröhlich, aber sie umarmt mich nicht wie gewöhnlich, sondern tritt zurück um uns einzulassen. „Mama, das ist Simon“, stelle ich ihr meinen Freund vor und sie nickt langsam. „Hallo Simon. Kommt rein ihr beiden.“
Nervös folge ich ihr ins Wohnzimmer, wo - wie könnte es anders sein - mein Vater im Sessel sitzt. Als wir eintreten, steht er auf. „Hallo Dennis!“ Ich seufze innerlich. „Hallo Papa. Darf ich vorstellen, Simon, mein Freund.“ Mein Vater mustert Simon abschätzig, reicht ihm dann die Hand. „Ich bin Dennis Vater“, erklärt er unnötigerweise und Simon nickt. „Freut mich sie kennen zu lernen.“
Wir stehen alle etwas unbeholfen herum, bis meine Mutter uns das Sofa anbietet. Da sitzen wir dann, Simon und ich auf dem Sofa, mein Vater in seinem Sessel und meine Mutter auf dem Wohnzimmertisch.
„Also… stimmt das alles, was ihr in der Pressekonferenz gesagt habt?“ Meine Mutter fragt das lauernd, fast, als würde sie das Gegenteil annehmen. Ich seufze. „Natürlich! Simon und ich sind ein Paar, ganz normal, ohne Erpressung oder sonst irgendeine krumme Sache.“
Meine Eltern werfen sich einen Blick zu und meine Mutter räuspert sich verlegen. „Dann haben wir von dir wohl keine Enkelkinder zu erwarten, oder?“ Ich werde rot. Simon wirft mir einen schnellen Blick zu und antwortet an meiner Stelle. „Das nicht direkt, Frau Lemberg, aber ich habe eine Tochter.“
Meine Mutter sieht irritiert aus. „Sie haben eine Tochter? Wie denn das?“ Ich verdrehe die Augen. „Ganz einfach, er hat eine Frau geheiratet und sie gezeugt, ganz normal.“
Jetzt habe ich meine Eltern völlig verwirrt. „Aber… ihr seid doch…“ Ich lächle. „Schwul? Ja, aber nicht ausschließlich. Simons erste Ehe war mit einer Frau.“ Jetzt verzieht mein Vater das Gesicht. „Sie sind geschieden?“
Simon schüttelt den Kopf. „Genau genommen bin ich Witwer. Meine Frau ist bei einem Autounfall verunglückt und ich habe meine Tochter alleine groß gezogen. Sie ist jetzt gerade neun geworden.“
Ein kurzes Schweigen tritt ein. Ich habe das Gefühl, dass Simon sich mit dieser Geschichte gerade einige Sympathiepunkte eingefahren hat.
„Das tut mir sehr leid für sie“, sagt mein Vater schließlich und meine Mutter nickt.
„Also…“ Sie zögert. „Es ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig, dass du einen Freund mitbringst, Dennis. Aber wenn… nun ja, wenn ihr euch liebt, dann spricht wohl nichts dagegen.“
Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus und ich greife nach Simons Hand.
Mein Vater lächelt sogar ein bisschen.
„Wollt ihr nicht an Weihnachten vorbei kommen?“ Jetzt muss ich grinsen, auf diese Frage meiner Mutter hatte ich fast gewartet, immerhin ist inzwischen Mitte Oktober.
„Gerne, wenn wir auch zu dritt willkommen sind?“ Meine Eltern werfen sich einen Blick zu und nicken. „Wir freuen uns.“
So lernen meine Eltern am ersten Weihnachtsfeiertag diesen Jahres Simons Tochter Marie kennen. Ich muss zugeben, inzwischen betrachte ich mich als ihr zweiter Elternteil, also sind meine Eltern jetzt praktisch Oma und Opa.
Was Simon und ich am Heilig Abend getan haben? Also, zuerst gab es ein Weihnachtsessen, danach Geschenke. Wir hatten einen schön geschmückten Weihnachtsbaum und haben mit Marie all ihre neuen Spielsachen ausprobiert. Irgendwann haben wir Marie ins Bett gebracht und uns danach in aller Ruhe und mit all der weihnachtlichen Freude ins Schlafzimmer zurückgezogen.
Was wir dort gemacht haben, könnt ihr euch ja denken.
Texte: Die Texte sind von mir ;-)
Bildmaterialien: Der Fußballer ist von www.meinemarie.org, der Hintergrund und die Bearbeitungen sind von mir.
Lektorat: Catwoman (Danke :P)
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2014
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