Cover

DANKE

 

 

 

 

 

 

 

An meine Betaleserin catwoman, ohne dich wären hier einige Fehlerchen mehr drin :)

 

Danke auch an alle, die diese Geschichte lesen und vor allem an diejenigen, die mir einen Kommentar dalassen.

 

Und jetzt ... viel Spaß :P

 

 

VORHANG AUF FÜR MEIN LEBEN

„Und wir freuen uns heute bei uns begrüßen zu dürfen, Davin Lexis!“

Das bin ich. Davin Lexis, mein Künstlername seit ich siebzehn war und das erste Mal in der Bundesliga spielen durfte. Mein richtiger Name ist Dennis. Dennis Lemberg.

 

Ich betrete das Fernsehstudio. Heute bin ich zu einem Interview eingeladen, weil mein derzeitiger Verein - der FC Mairus - gerade mehrere große Siege in Folge hatte und ich daran nicht ganz unbeteiligt war.

 

Der Moderator kommt lächelnd auf mich zu. „Hallo Davin, ich darf doch Davin sagen oder?“ Ich nicke und lächle mechanisch zurück. „Natürlich.“ Wir setzen uns auf die Couch.

„Davin, in den letzten fünf Spielen haben sie ganze sechs Tore geschossen. War das Glück oder Können?“ Ich seufze innerlich. Was für eine blöde Frage.

„Ich denke, um ein Tor zu schießen braucht man beides. Natürlich muss man auf ein gewisses Können zurückgreifen, aber ohne meine Mannschaft und ohne ein bisschen Glück hätte ich diese Tore nicht geschossen. Wir haben einfach gut harmoniert.“ Standardantwort.

„Wie kommen sie mit ihrem Trainer Michael Janson zurecht?“ Was erwarten die, was ich darauf antworte? „Sehr gut, er ist zwar streng, aber das muss ein guter Trainer auch sein.“ Standardantwort Nummer zwei.

„Es geht das Gerücht um, er würde den FC Mairus nach dieser Saison verlassen, um sich in den Ruhestand zu begeben, ist daran etwas Wahres?“ Oh ja, das steht schon eine Weile fest.

Aber das werde ich ihm dem Presse-Fuzzi ganz sicher nicht auf die Nase binden.

 

„Davon weiß ich nichts.“ Standardantwort Nummer drei.

 

Er stellt noch einige weitere blöde Fragen, als letztes die, vor der ich Bammel hatte.

„Die Presse hat vor wenigen Tagen berichtet, dass sie aus der gemeinsamen Wohnung mit ihrer Freundin Lena Sommer ausgezogen sind, nach Mairus.

Haben sie sich tatsächlich getrennt oder war der Umzug beruflich?“ Gerne würde ich ihm erzählen, dass Lena mich für eine ihrer Affären verlassen und rausgeworfen hat, aber ich bin kein gemeiner Mensch. „Wir haben uns getrennt, mehr werde ich dazu nicht sagen.“

Natürlich ist der Moderator enttäuscht, aber er hakt nicht nach.

„Dann bedanke ich mich für das Interview Davin und wünsche ihnen noch eine erfolgreiche weitere Saison.“

 

Endlich geschafft. Nach dem Interview fahre ich nach Hause. In meine neue Wohnung. Natürlich ist eine eigene Wohnung für mich finanziell kein Problem, aber die Trennung von Lena beschäftigt mich doch.

Es lief schon lange nicht mehr rund zwischen uns. Wir haben ständig gestritten und hatten praktisch keinen Sex mehr. Aber ich dachte eigentlich immer, wir wären trotzdem noch ein gutes Team…

Ich fand es furchtbar, sie als Freundin und vor allem als beste Freundin zu verlieren, sie war wirklich nett und fürsorglich, früher… Inzwischen frage ich mich, ob ich sie wirklich geliebt habe. Natürlich war sie etwas Besonderes für mich, aber das waren meine Eltern und meine Schwester auch. Obwohl, meine Schwester vielleicht nicht.

Liebte ich Lena? Vermutlich eher weniger. Mir ging es nach der Trennung nicht sonderlich schlecht, ehrlich gesagt. Ich fühlte mich gut.

 

Ich fahre heim und gehe direkt ins Bett. Morgen früh habe ich Training.

 

Der Tag beginnt hart. Zweistündiges Joggen direkt nach dem sehr spärlichen Frühstück, heute alleine. Profifußballer zu sein ist echt ein harter Job. Wenn wir zusammen laufen, ist es einfacher, aber heute fängt jeder für sich an.

Nach dieser ersten Einheit gehe völlig erschöpft unter die Dusche.

Das kühle Wasser tut gut, ich bleibe etwas länger als nötig unter dem kalten Strahl.

 

 

Während ich mich schnell wasche, denke ich wieder an Lena, meine Ex-Freundin,.

Ich versuche mich an unseren letzten Sex zu erinnern.

Unseren letzten Kuss. Beides ist lange her. Fast genau so lange her, ist diese andere Geschichte. Als ich Lena mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt habe. Nackt.

Andere Männer hätten sich vielleicht dazugelegt, aber ich war schockiert. Homosexualität war in meinem Elternhaus nicht gut geheißen worden. Schon oft hatte ich selbst über dieses Thema nachgedacht. Im Gegensatz zu meinem Vater fand ich es prinzipiell nicht schlimm, wenn Frauen mit anderen Frauen zusammen waren. Und ich würde es wohl auch nicht furchtbar schrecklich finden einen anderen Mann zu küssen … oder doch?

Fast schon etwas beschämt stelle ich mir einen Kuss mit einem meiner Freunde vor. Vielleicht mit Leo, aus meiner Mannschaft.

 

Ich stelle mir vor, wie sich ein solcher Kuss wohl von einem Kuss von Lena unterscheiden würde.

Wäre es kratzig? Intensiver? Lena war beim küssen immer sehr schüchtern gewesen. Wäre es mit Leo anders? Gedankenverloren streichen meine Finger über meine Körpermitte und ich seufze. Wann habe ich mir eigentlich das letzte Mal…? Auch das ist ewig her. Beim ständigen Training, früh ins Bett und früh raus, ständig auf Achse, bleibt einfach nie Zeit dafür. Oder die richtige Stimmung. Auch jetzt nicht, ich muss in einer halben Stunde auf dem Platz stehen. Also schalte ich frustriert das Wasser aus und mache mich fertig.

 

Leo begrüßt mich als erstes, als ich auf dem Rasen trete und ich werde rot, beim Gedanken an meine Fantasien von vorhin. Er sieht aber auch gut aus, durchtrainiert wie wir alle, dunkelhäutig, groß und mit kantigen Gesichtszügen.

Gemeinsam mit den anderen warten wir auf den Trainer. Dabei sehe ich Leo immer wieder von der Seite her an. Wie verhält sich eigentlich ein Mann beim Küssen? Und wie klären eigentlich Homosexuelle, wer oben liegt und wer beim Küssen führt? Ob Leo wohl unten liegen würde…? Entschlossen beende ich mein Kopfkino, das ist hier auf dem Platz ja wohl nicht angebracht.

 

Endlich kommt unser Trainer Michael Janson, der uns noch bis ans Ende der Saison trainieren wird. Joggen und Taktik stehen auf dem Programm und der Vormittag vergeht wie im Flug.

Wir immer essen wir gemeinsam zu Mittag. Die anderen Spieler albern herum, ich hingegen bin heute nachdenklich gestimmt.

Die Trennung von Lena beschäftigt mich. Warum habe ich nur nie gemerkt, dass ich diese Frau gar nicht wirklich liebe? Warum habe ich die Beziehung nicht selbst beendet?

 

Was soll ich jetzt machen? Ich könnte mal wieder raus gehen, abends und … aber nein, keine Vergnügungsstreifzüge während der Saison.

 

Nach dem Mittagessen geht’s zum Physiotherapeuten, dann noch mal Training. Als wir später alle gemeinsam unter der Dusche stehen, gehen mir schon wieder merkwürdige Dinge durch den Kopf. Ich will endlich Antworten auf meine Fragen. Wie küsst ein Mann? Wer liegt unten?

Würde ich…?

 

Während der nächsten Wochen fällt es mir beim Duschen schwer, mich zusammenzureißen.

Warum schaue ich seit neuestem anderen Kerlen auf den Hintern? Seit wann interessiert mich, wie Leos Schwanz aussieht?

 

Ich halte es nicht mehr aus. An meinem nächsten freien Samstagabend - wir hatten nachmittags ein Spiel, ein Unentschieden - nutze ich die Gelegenheit und fahre in eine der umliegenden Großstädte, um in einen Club zu gehen.

Schnell fällt mir eine hübsche junge Frau ins Auge, also lade ich sie auf ein Getränk ein. Zu meinem Vergnügen erkennt sie mich nicht, deswegen stelle ich mich als Dennis vor.

 

Sie heißt Hanna Koslig und arbeitet, wie ich schnell erfahre, in einer Drogerie.

Wir flirten, sie geht ganz schön ran und bald liegt mein Arm beim Tanzen auf ihrer Hüfte. Irritierend finde ich den Kerl, der an der Bar sitzt und uns scheinbar beobachtet. Ich frage Hanna ob sie ihn kennt, sie verneint.

Er ist etwa in meinem Alter und starrt mich die ganze Zeit an, grinst, wenn sich unsere Blicke treffen. Vielleicht ein etwas merkwürdiger Fan?

Hanna zieht meine Aufmerksamkeit allerdings schnell wieder auf sich. Irgendwann schmiegt sie sich an mich und ich küsse sie. Rollen klar verteilt, ich küsse, sie erwidert den Kuss.

Führt bei Schwulen einfach der, der anfängt?

Später will sie tatsächlich noch mit zu mir und ich sage zu. Als wir in meine Wohnung kommen küsst sie mich heftig und beginnt mir mein Hemd auszuziehen. Als sie meine ganzen Fußballsachen sieht - meine Schuhe, mein Trikot, die ganzen Poster an den Wänden - stutzt sie aber kurz. „Du bist ein ganz schöner Fußballfan, was?“

 

Ich lache. „Kann man so sagen.“ „Wo spielst du?“ fragt sie nach und ich antworte wahrheitsgemäß.

Sie reißt die Augen auf.

„Beim echten FC Mairus?“ Ich grinse und nicke. Hanna küsst mich weiter, dann will sie es aber doch genau wissen. „Warte mal Dennis. Du bist doch nicht so ein berühmter Fußballprofi oder?“ „Mein Künstlername ist Davin Lexis“ meine ich lässig und sie erstarrt. „Davin Lexis? Du verarscht mich doch oder?“

Lachend verneine ich. „Ich mache grad mit Davin Lexis rum?“ Achselzucken. „Geil“ kommentiert sie und kommt dann ziemlich schnell zur Sache.

Anscheinend turnt sie Sex mit Fußballstars an.

 

Nach unserer Nummer liegen wir noch eine Weile im Bett und aus irgendeinem Grund erlaube ich ihr zum Frühstück zu bleiben. Schließlich hat sie mir eben meinen ersten Sex seit Monaten beschert und er war nicht mal schlecht.

 

Sonntagnachmittag habe ich dann aber eine Teambesprechung und Hanna verabschiedet sich.

Ich gebe ihr meine Handynummer und sie verspricht sich wieder zu melden.

Tatsächlich sehen wir uns schon nach einer Woche wieder, wieder haben wir Sex und wieder bleibt sie zum Frühstück.

Während des nächsten Monats beginnt Hanna unter der Woche anzurufen und mir über den Tag hinweg kleine SMS zu schicken.

Es ist angenehm, aber ich weiß nicht, was ich von der Sache halten soll.

 

Inzwischen sind einige Wochen vergangen, Hanna übernachtet immer öfter bei mir und wir essen dann zusammen und haben fast jedes Mal Sex.

 

An ihrem Geburtstag - kurz vor Saisonende - lade ich sie zum Essen in einem schicken Restaurant ein. Nach dem Hauptgang frage ich sie, ob sie meine feste Freundin sein möchte.

Sie grinst, als ich das frage. „Dennis, wir sind schon längst ein Paar.“ Ich werde rot, wieso wusste ich davon gar nichts? Wir bestellen Nachtisch - ich und meine feste Freundin.

 

Am Tag darauf habe ich wieder Training, die letzten Spiele stehen an, es geht um einen der vorderen Plätze. Wenn wir alles gewinnen, werden wir vierter.

 

Es ist merkwürdig, jetzt mit Hanna in einer festen Beziehung zu sein, mittlerweile ist sie mehr oder weniger ganz bei mir eingezogen und komischerweise haben wir seit dem weniger Sex als vorher.

Werde ich etwa unattraktiv, wenn man mich zu oft sieht?

 

Die Saison endet frustrierend, wir verlieren das letzte Spiel, werden nur fünfter.

Dementsprechend gibt es keine großen Partys, nur eine Abschiedsfeier für unseren jetzt Ex-Trainer Michael Janson, der jetzt offiziell ausgestiegen ist, um in den Ruhestand zu gehen.

 

SOMMERLOCH

In der folgenden Sommerpause beginnt mir zuhause die Decke auf den Kopf zu fallen, Hanna hat ebenfalls Urlaub und ist einfach viel zu oft da.

Klar, das ist ihr gutes Recht als meine feste Freundin und ich mag sie ja auch sehr, aber muss sie vierundzwanzig Stunden am Tag bei mir sein…?

 

An einem Freitagabend wird es mir zuviel und ich gehe aus - alleine.

Ich besuche einen Club, denselben in dem ich Hanna kennen gelernt habe.

Direkt steuere ich die Bar an, jetzt in der Trainingspause darf ich endlich einmal mehr Alkohol trinken als ein, zwei Bier nach einem Sieg.

Zu meiner Überraschung ist der junge Mann von damals wieder da, ich erkenne ihn, weil er mich wieder genauso amüsiert anschaut, wie das letzte Mal. Nach einer Weile kommt er zu mir herüber, setzt sich neben mich.

 

„Hey“, sagt er und ich frage mich, ob er mich kennt - mich als Davin kennt, meine ich.

„Hey.“ Sein Blick gleitet über mein Hemd, bis zu meiner Hand. Dann lächelt er.

„Ich bin Ben, darf ich dir einen ausgeben?“

Meine Augenbrauen rutschen ein Stück nach oben, ich nicke aber.

„Ich bin Dennis“, gebe ich zurück und seine Miene regt sich nicht - wohl noch jemand, der sich nicht für Fußball interessiert.

Wir trinken ein paar Gläser zusammen, mal zahlt er, mal zahle ich. Eigentlich ist es mir egal, ich kann es mir leisten, aber auch er sieht nicht gerade wie ein armer Schlucker aus.

 

So langsam spüre ich den Alkohol, mein Körper fühlt sich warm an und ich bin aufgedreht, lache viel lauter als sonst und rede über meine Kindheit.

 

Es wird immer später und irgendwann beschließen wir, noch auf einen Absacker zu Ben zu fahren. Der Taxifahrer ist genervt, will uns erst nicht mitnehmen, aber Ben steckt ihm etwas zu.

Als wir an der genannten Adresse ankommen, bekomme selbst ich große Augen. Das ist kein Haus, das ist eine Villa.

Arm in Arm schwanken Ben und ich die Auffahrt hoch, es ist kühl geworden und ich will schnell nach drinnen.

 

In der Küche schenkt uns Ben Whisky ein und wir setzen uns im Wohnzimmer auf ein großes Sofa.

 

Wir hören Musik und ich frage Ben, warum er sich so ein großes Haus leisten kann.

Ben zuckt die Schultern, er hätte geerbt, Geld und Familienbetrieb, deswegen könne er sich soviel Urlaub nehmen wie er will.

Er lacht, fragt mich, ob bei mir zuhause jemand auf mich wartet.

Ich nicke, erzähle von Hanna, dass sie mich genervt hat und dann stelle ich Ben die entscheidende Frage. Wie klären Schwule, wer beim Sex unten liegt?

Wie klären Schwule, wer beim Küssen führt?

Und - eine ganz neue Frage - woran merkt man, dass man auf Männer steht?

 

Ben schaut mich aus großen Augen an, schwankt leicht auf dem Sofa hin und her.

Dann erscheint ein Grinsen auf seinem Gesicht.

„Woher weißt du, dass ich schwul bin?“, lallt er und ich erstarre.

Ben ist schwul?

Ich zögere, eigentlich ist das doch gut, Ben kann mir alles erklären. „Also, wie klärt ihr's?“, hake ich nach, der Raum schwingt sachte von links nach rechts und zurück. Ich blinzle.

„Gefühl“, sagt Ben. Ist er näher gekommen? „Gefühl?“ Ich verstehe nichts.

„Küss mich“, befiehlt er, „dann weißt du's.“ Meine Augen werden groß.

Plötzlich finde ich die Idee lustig, ich lache. „Ich bin nich' schwul“ grinse ich, boxe Ben gegen den Arm.

„Is' doch egal, küss mich“, beharrt er. Seine Lippen sind rot, ziehen meinen Blick an. Warum eigentlich nicht?

 

Ich beuge mich vor, behutsam, denn alles um mich herum dreht sich.

„Aber nich' lang“, stelle ich klar, dann berührt mein Mund seinen.

 

Es fühlt sich gut an, weich und gleichzeitig kratzig und wie Ben gesagt hat, spüre ich sofort, dass Ben sich jetzt von mir führen lässt. Gefühl.

Ich ziehe ihn näher zu mir, öffne den Mund, um seine Zunge einzulassen.

Wir küssen uns immer intensiver, bis wir das Gleichgewicht verlieren und vom Sofa rutschen. „Ups“, keucht Ben, der unter mir zum Liegen kommt.

Aufmerksam schaue ich ihn an. Er sieht toll aus. Ich beuge mich hinunter und küsse ihn erneut. Küsse ihn wieder, wieder und wieder und irgendwann schlafen wir nebeneinander auf dem Teppich ein.

 

 

Ich erwache mit schmerzendem Nacken und brummendem Kopf. Was ist los? Habe ich das Training verschlafen?

Ich setze mich auf, über mir liegt eine Decke und neben mir… neben mir steht ein Sofa. Liege ich etwa auf dem Boden?

Ich reibe mir die Augen und schaue mich um. Dann fällt mir wieder ein wo ich bin, ich bin bei Ben zuhause. Wir waren zusammen in der Bar, dann bei ihm und… schlagartig bin ich wach. Ich erinnere mich an etwas, was gar nicht sein kann. Oder?

Habe ich tatsächlich einen wildfremden Mann geküsst?

 

In dem Moment kommt Ben zur Tür herein und lächelt mich an.

„Ah, du bist wach. Ich hab Frühstück gemacht und du kannst auch eine Aspirin haben.“

Er setzt sich neben mir aufs Sofa und ich rapple mich auf, setze mich zu ihm und sehe Frühstück auf dem kleinen Beistelltisch stehen.

Dankbar nehme ich die Tablette, esse dann etwas. Ben isst auch, still, genau wie ich.

Irgendwann breche ich das Schweigen.

„Du Ben…“ Er schaut auf. „Haben wir ... ich meine… gestern Abend…“ Ben grinst mich an.

„Wir haben geknutscht, ja.“

Mir fällt die Kinnlade herunter.

„Schockt dich das?“, fragt er und wird dann plötzlich ernst. „Also, ein bisschen tut's mir leid, wegen deiner Freundin, aber du warst einfach viel zu süß und ich konnte nicht widerstehen, vor allem als du mich diese ganzen Sachen gefragt hast.“ Er zwinkert, aber bei seinen Worten fällt mir siedendheiß Hanna ein. Mist, ich sollte sie vielleicht mal anrufen.

„Warte mal kurz“, sage ich und krame mein Handy hervor. Schnell wähle ich und es dauert nicht lange, bis sie abhebt.

 

Ich erkläre ihr kurz, dass ich bei einem Bekannten übernachtet habe, trotzdem ist sie sauer.

Als ich auflege, schaut Ben mich mitleidig an. „Deswegen habe ich keine Freundin“, stellt er fest, „die sind immer dermaßen anhänglich.“

Ich muss zugeben, dass da etwas Wahres dran ist, sage es aber nicht laut.

„Darf ich dir noch etwas zeigen?“, fragt Ben nach einer Weile, sein Blick ist lauernd.

Zögernd nicke ich, was will er jetzt wohl? Hat dieses Zeigen etwas mit der Schwulensache zu tun?

Ben rutscht näher zu mir, sanft berühren seine Lippen mein Ohr. Ich presse die Lippen aufeinander, eigentlich sollte ich jetzt gehen, aber fremdgegangen bin ich sowieso schon, also warum soll ich es nicht noch ein wenig mehr genießen…?

Bens Mund streicht über meinen Hals, seine Hand gleitet unter mein Hemd.

Gott, was wird das?

Jetzt wandern Bens Lippen wieder zu meinen, er küsst mich sanft, dann leidenschaftlich.

Ich stöhne, dieses Mal hat eindeutig er die Führung, aber es gefällt mir.

„Geh mit mir Duschen“, flüstert er an meinem Mund und seine Worte kommen nur langsam in meinem Verstand an. Duschen? Nackt? Mit ihm… zusammen?

„Bitte…“ Das leise Flehen in seiner Stimme lässt mir das Blut in die Körpermitte laufen und nur zu gerne würde ich nachgeben.

Ben steht auf und zieht mich mit hoch, küsst mich noch einmal, wobei er sich aufreizend an mir reibt.

Fuck, ich kann seinen steifen Schwanz durch seine Jeans spüren. Und ich bin mindestens genau so erregt wie er.

Als Ben sich umdreht und durch die Tür verschwindet folge ich ihm zögerlich.

Im Gang liegt das T-Shirt auf dem Boden, das Ben eben noch getragen hat und ich schlucke schwer.

Ich folge der Spur aus Jeans und Socken und in der nächsten offenen Tür liegt Bens Unterwäsche, ich höre wie Wasser eingeschaltet wird und es rauscht und plätschert.

Ich zerbeiße mir die Lippe, dann streife ich mir schnell meine eigenen Kleider ab, bevor mich der Mut wieder verlässt.

Ich betrete das Bad. Die Dusche ist offenbar in einer Nische weiter hinten im Raum und mit klopfendem Herzen nähere ich mich der Trennwand und schaue um die Ecke.

 

Die Dusche ist riesig, sie bietet sogar Sitzflächen, es gibt zwei Düsen und ein Fußbad.

Aber das Wichtigste: Da steht Ben, nackt unter dem fließenden Wasser, er wendet mir den Rücken zu und scheint völlig entspannt.

Ich atme noch einmal tief durch und trete zu ihm.

 

Erste Wassertropfen treffen auf meine nackte Brust. Mein Blick wandert nach unten, Bens Hintern ist fest und hat … genau die richtige Form.

Meine Hand schwebt kurz über Bens Schulter, dann berühre ich ihn und sehe fasziniert, wie sich in Sekundenschnelle eine Gänsehaut über seinen Rücken ausbreitet.

 

Ich lasse meine Finger an Ben hinunter gleiten, der erschauert und sich dann zu mir umdreht. Seine Augen fixieren mich, fesseln meinen Blick und ich bin derjenige, der den Augenkontakt bricht. Ich habe mich nicht unter Kontrolle, ich muss einfach nach unten schauen. Bens Schwanz steht hart von seinem Körper ab und ich keuche leise auf. Er greift nach meinem Arm, zieht mich sanft an sich. Ich stöhne, als sich unsere Glieder berühren und presse mich noch dichter an Ben. Oh ja, das gefällt mir.

Und mein Gefühl sagt mir: Ben hat hier das Sagen, aber nur solang ich das möchte. Ein sehr gutes Gefühl.

 

Unsere Küsse werden heftiger, fast schon ausgehungert sauge ich an seinen Lippen, umkreise seine Zunge mit meiner, lasse mich von ihm verführen. Ihm. Einem Mann.

 

Immer stärker reibt er sich an mir, ich mich an ihm und ich versuche so viel wie möglich von seinem Körper zu spüren.

Seine Hände gleiten über meinen Hintern, greifen fest zu und seine Zunge gleitet über mein Schlüsselbein. Ich keuche, lasse mich von ihm gegen die Wand drängen und die ist nicht einmal kalt, sondern offenbar beheizt. Ben stöhnt inzwischen genau so laut wie ich und greift zwischen uns, umfasst meinen Schwanz und seinen und beginnt uns zu reiben.

 

Seine Finger, seine Zunge, sein Schwanz - einfach sein ganzer Körper- treiben mich in den Wahnsinn. Ich lasse den Kopf gegen die Wand fallen und keuche meinen Orgasmus heraus. Ich bekomme verschwommen mit, wie Ben sich Halt suchend an mir fest hält und mit mir zusammen kommt. Er zieht mich zu der Sitzfläche und wir lassen uns um Atem ringend darauf sinken.

 

Ben schaltet das Wasser ab, beugt sich dann wieder zu mir, um mich zu küssen. Ich seufze wohlig.

MÄNNERSACHE

Eine Stunde später sitze ich im Taxi nach Hause. Noch immer kann ich kaum glauben, was ich gerade getan habe. Es ist halb zwölf, Hanna wird zuhause gerade überlegen was wir zu Mittag essen und ich wäre normalerweise Joggen oder würde irgendetwas aufräumen.

Aber heute ... heute war ich bei Ben. Ich versuche mir klar zu machen, dass ich wohl tatsächlich nicht nur auf Frauen, sondern auch auf Männer stehe und frage mich, wie ich das sechsundzwanzig Jahre lang nicht bemerken konnte.

 

Die Erinnerung an die Geschehnisse unter der Dusche bringt mich völlig durcheinander, auch weiß ich nicht, wie ich zukünftig damit umgehen soll.

 

Als ich zuhause ankomme, ist Hanna ziemlich sauer, will wissen wo ich war, bei wem und was wir gemacht haben. Ich erzähle ihr die halbe Wahrheit, dass ich noch bei einem Bekannten war und dann da eingeschlafen bin. Sie ist ganz offensichtlich immer noch wütend, sagt aber nichts.

 

Der Rest meines „Urlaubs“ ist nicht mehr wirklich entspannend. Ständig streite ich mich mit Hanna, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten. Noch dazu geht mir Ben, beziehungsweise Männer allgemein, nicht mehr aus dem Kopf. Heimlich google ich im Internet nach Seiten, in denen über Homosexualität geschrieben wird, lese Bücher über das Thema und schaue mir sogar ein paar Filme an, in denen Männer mit anderen Männern Sex haben.

 

Ein paar dieser Filmchen lassen mich ganz und gar nicht kalt und nicht nur einmal wandern meine Finger wie von selbst an meinen Schwanz, während ich sie mir anschaue.

 

 

 

Endlich ist es dann soweit. Nach der Sommerpause wird die nächste Saison losgehen und morgen steht das erste Training an.

 

Ich bin ein wenig besorgt. Nach den Ereignissen in den letzten Wochen und der Sache mit Ben mache ich mir Gedanken über das gemeinsame Duschen. Leo hat zum Glück den Verein gewechselt, aber trotzdem haben meine Mannschaftskameraden fast allesamt durchtrainierte und ansehnliche Männerkörper, auf die mein Körper ja seit neustem ganz eindeutig reagiert.

 

Ich beschließe vorerst einfach in Rekordzeit kalt zu duschen und mich dabei nicht umzuschauen.

 

Hanna war an diesem Wochenende bei einer Freundin und so stehe ich am Montagmorgen alleine auf.

Schnell finde ich in die gewohnte Routine und stehe pünktlich um acht auf dem Platz. Ich bin gespannt, nachdem unser Trainer Michael Janson in den Ruhestand gewechselt ist bekommen wir einen neuen Trainer, Simon Pergus.

Bis letztes Jahr hat er einen Drittligisten trainiert, wurde jetzt aber vom FC Mairus abgeworben.

Wie alle anderen Spieler auch, habe ich mich natürlich ein wenig über ihn informiert, er ist wohl noch sehr jung und genauso unbekannt.

Persönlich getroffen habe ich ihn noch nie, einige meinen aber, er wäre recht sympathisch.

Der Co-Trainer wird der gleiche bleiben wie davor, aber der kommt erst in drei Wochen wieder zu uns und bis dahin…

 

Ich begrüße Oliver und Lukas - zwei andere Stammspieler - per Handschlag. Wir warten. Nach und nach trudeln auch die anderen ein, nur unser neuer Trainer fehlt noch. Gerade will ich Lukas fragen, wo er wohl bleibt, als der in die Richtung hinter mir zeigt. Ich drehe mich um. Das muss er sein. Vom anderen Ende des Feldes her kommt ein Mann im Trainingsanzug auf uns zu, neugierig sehen wir alle ihm entgegen. Als er nahe genug heran ist, um Einzelheiten zu erkennen, schlucke ich erst mal. Dieser Mann ist verdammt heiß.

 Simon Pergus. Er grinst entschuldigend, dann steht er vor uns. „Morgen, tut mir leid dass ich gleich am ersten Tag zu spät bin, an der Tankstelle hat's länger gedauert.“

Wir sagen alle ebenfalls „Morgen“, bis auf mich. Mein Hals ist zugeschnürt und ich starre den Typen an.

Er ist braungebrannt, hat beinahe schwarze Haare und ein anbetungswürdiges Lächeln.

Der ist garantiert keine zehn Jahre älter als ich.

 

„Also, ich nehme an ihr wisst, wer ich bin, ich bin Simon Pergus, euer neuer Trainer. Bis letztes Jahr war ich beim TSG Sandheim, jetzt bin ich hier. Ich habe selber Fußball gespielt bis ich vierundzwanzig war, dann hatte ich einen schweren Autounfall und bin aufs Trainieren umgestiegen, jetzt bin ich einunddreißig und ich freue mich schon auf die Saison mit euch.“

 

Während er das alles sagt, starre ich ihn immer noch an.

Einunddreißig! Ich bin inzwischen sechsundzwanzig, das heißt mein neuer Trainer ist gerade mal fünf Jahre älter! Immer noch kann ich meinen Blick nicht abwenden und dabei fällt mir plötzlich etwas auf. Simon Pergus hat eine Narbe im Gesicht, im Schatten ist sie nicht zu sehen, aber wenn er den Kopf bewegt und Licht darauf fällt...

Ich versuche mich zusammenzureißen, nicht weiter in dieses Gesicht zu schauen, da schubst mich Oliver von der Seite an. Ach richtig, ich bin ja jetzt vorläufig Mannschaftskapitän.

„Hallo Herr Pergus“, begrüße ich ihn stockend - es fühlt sich komisch an, jemanden zu siezen der kaum älter ist als ich.

„Ich bin Davin Lexis, vorübergehend Mannschaftskapitän und soll sie hier jetzt stellvertretend für alle willkommen heißen.“ Ich räuspere mich und strecke ihm die Hand hin. Er lacht, greift nach meiner Hand und drückt sie kurz. Sie ist warm und sein Händedruck ist fest. Einen Moment lang meine ich, seinen Geruch wahrzunehmen, aber schon ist der Moment wieder vorbei. Er wendet sich wieder an alle.

„Ihr könnt ruhig Simon zu mir sagen, sonst komme ich mir albern vor. Gehen wir erst mal 'ne Runde joggen. Zeigt ihr mir eure Strecke?“

 

Wir laufen in gemächlichem Tempo los, die übliche Route, vier Runden normalerweise, für eine brauchen wir zwischen zwanzig und dreißig Minuten.

Erstaunt sehe ich, dass Simon mit uns mit läuft, auch als wir die zweite und die dritte Runde angehen.

Bilde ich mir das ein, oder humpelt er ganz leicht…?

 

Als wir nach der vierten Runde im Stadion auslaufen, dämmert mir plötzlich etwas.

Simon ist alle vier Runden mit uns gelaufen, das heißt er muss genau so duschen wie wir.

Er wird doch nicht…

 

Geschockt sehe ich, wie Oliver im Umkleideraum verschwindet und Simon ihm inmitten einiger anderer Spieler folgt. Ich bin der letzte draußen und zerbeiße mir nervös die Unterlippe.

Ich kann da doch nicht rein gehen und ihm beim Duschen zusehen…? Fuck, schon bei dem Gedanken schießt mir das Blut nach unten. Schließlich überwinde ich mich, ich muss ja duschen, also gehe ich entschlossen nach drinnen. Schon aus der leeren Umkleide heraus höre ich Lukas lachen und die Stimmen einiger anderer ebenfalls.

Schnell streife ich meine Klamotten ab und nehme mein Duschgel und mein Handtuch.

 

Mein Herz rast, ich öffne die Tür zu den Duschräumen, deponiere mein Handtuch und gehe um die Ecke.

Mein Blick fällt sofort auf ihn. Sein Körper ist ebenso gebräunt wie sein Gesicht, sein Rücken muskulös und…tätowiert. Ein großes verschlungenes Tattoo erstreckt sich über seine rechte Schulter, schlängelt sich über seinen Rücken… Ich zucke leicht zusammen, als ich eine weitere Narbe sehe, in die das Tattoo kunstvoll übergeht und die sich von seiner rechten Hüfte seitlich bis zum Knie zieht. Sie mindert seine Wirkung auf mich aber kein bisschen, denn im Ganzen sieht es einfach… wahnsinnig erotisch aus.

 

Dann erst wird mir klar wo Simon steht, direkt neben meiner Dusche, an Leos altem Platz.

Ich beginne zu hyperventillieren, gehe aber entschlossen auf ihn zu und stelle mein Duschgel in die Ablage.

Er schaut kurz zu mir, lächelt, schaut wieder weg.

Mein Herz rast. Ich will diesen Mann. Zwar kenne ich ihn kaum, aber mit jedem Blick auf sein Tattoo und seine Muskeln verlangt mein Körper mehr nach ihm. Zum Glück ist er leicht von mir abgewendet, so dass ich seinen Schwanz nicht sehe. Gott, wenn es anders wäre würde ich…

Geschockt stelle ich fest, dass mir das Blut in die Mitte fließt, meinen Schwanz immer mehr aufrichtet.

 

Fuck, bitte, bitte lass das niemanden bemerken!

Ich stelle kaltes Wasser an, eiskaltes und obwohl mir beinahe das Herz stehen bleibt, erfüllt es seinen Zweck. Die Erektion klingt ab und erleichtert stelle ich den Hahn auf eine erträglichere Temperatur. Ich versuche angestrengt, nicht noch einmal zu Simon zu schauen und endlich wird das Wasser neben mir abgedreht.

 

Als ich das nächste Mal zur Seite schaue ist er weg. Glück gehabt, Dennis.

 

Der Rest des Tages vergeht quälend langsam. Bis zum Mittagessen besprechen wir unsere Spieltaktik und ich bekomme kaum ein Wort mit, obwohl ich die ganze Zeit an Simons Lippen hänge. Leider nicht im wahrsten Sinne des Wortes.

Nachmittags ist dann richtiges Training angesagt und ich bin einfach nur fertig, als wir abends Schluss machen. Simon verabschiedet sich recht schnell, anscheinend hat er noch etwas vor. Hoffentlich kein Date mit einer Frau…

 

Ich verstehe nicht, was mit mir los ist. Klar, seit neuestem finde ich Männer sehr interessant, aber so heftig wie heute war es noch nie. Simon hat offenbar eine Seite in mir angestoßen, die ich vorher noch nicht kannte. Natürlich habe ich schon viele Frauen begehrt, Lena, Hanna und andere. Auch Ben wollte ich, aber nicht halb so glühend und unbedingt wie meinen neuen Trainer. Fuck.

 

Die Woche verläuft katastrophal. Nicht nur, dass ich im Training nichts mitbekomme, ich spiele auch noch grottig und das fällt Simon ganz sicher auf. Und nicht nur ihm, mehrere meiner Mannschaftskameraden haben nachgefragt, ob bei mir alles in Ordnung ist.

Natürlich erzähle ich niemandem die Wahrheit.

 

Beim Duschen trödle ich meist absichtlich, damit Simon schon fertig ist, wenn ich komme oder ich renne als erster hinein und dusche innerhalb weniger Minuten.

Auch dafür ernte ich irritierte Blicke.

 

Als endlich der Sonntag kommt, wache ich viel zu früh auf, Hanna schläft noch tief und fest und mein Kopf rast. Ich habe von Simon geträumt und von Ben und das alles lässt mein Kopfkino einen Porno nach dem anderen abspielen.

Dass ich darin mit Simon die Hauptrollen spiele, versteht sich wohl von selbst.

 

Ich stehe auf, ziehe Trainingssachen an und gehe Joggen. Eigentlich müsste ich heute laut Trainingsplan nur eine Stunde laufen, aber es wird zehn Uhr, bis ich völlig ausgelaugt wieder vor meiner Haustür stehe.

Hanna ist inzwischen wach, hat Frühstück gemacht und begrüßt mich mit einem Kuss.

Ob sie heute ausnahmsweise mal gut gelaunt ist?

 

Der Rest des Vormittags verläuft absolut ereignislos, ebenso das Mittagessen und die weiteren Stunden. Ich sitze gerade am Schreibtisch und hefte Kontoauszüge ab, als Hanna sich plötzlich von hinten an meine Schultern schmiegt.

 

Ich halte in meiner Bewegung inne, Hanna küsst sanft mein Ohr und ich wende mich zu ihr und küsse sie.

Aber das scheint nicht alles zu sein, was sie jetzt möchte, denn sie setzt sich auf meinen Schoß und umarmt mich, während sie mich inniger küsst.

Gott, es kommt selten genug vor, dass Hanna in dieser Stimmung ist, vor allem in letzter Zeit, aber warum ausgerechnet heute?

 

Ich erwidere ihre Umarmung und sie seufzt leise, beginnt ihre Bluse aufzuknöpfen und zögernd helfe ich ihr dabei.

Natürlich finde ich Hanna schön und was sie tut macht mich an, aber meine Gedanken sind heute bei jemand ganz anderem. Simon. Als ich an ihn denke, wird mir warm und ein Stöhnen entkommt mir. Hanna bezieht das natürlich auf sich und zieht mich zum Bett.

Leise Schuldgefühle kommen in mir auf, wegen Ben, wegen Simon und ich beschließe Hanna jetzt nicht zu enttäuschen.

 

Ich nehme mir Zeit, küsse und streichle sie und ziehe uns beide langsam aus. Hanna zupft ein Kondom aus einer Schublade und streift es mir über. Vorsichtig dringe ich in sie ein und es fühlt sich gut an.

Sie stöhnt lustvoll auf, ich beuge mich vor und küsse sie, schließe die Augen und in meinem Kopf erscheint ein Bild von Simon, der mich küsst.

 

Ich gebe auf, lasse die Fantasie zu und sofort klopft mein Herz schneller, ich stoße härter zu und Hanna unter mir krallt sich in meinen Rücken, aber ich blende sie aus. In meiner Vorstellung liegt Simon unter mir, reibt sich an mir und küsst mich, während er tief und wohlig stöhnt.

 

Als Hannas Keuchen immer lauter wird und sie sich unter mir heftig windet, gebe ich auch mir selbst den Rest und kann gerade noch verhindern, dass mir Simons Name über die Lippen kommt.

 

Außer Atem ziehe ich mich mitsamt Kondom aus Hanna zurück und lasse mich neben sie fallen.

Sie küsst mich wieder und kuschelt sich an mich und ich fühle mich, als hätte ich sie wieder betrogen.

 

Dann kommt mir wieder meine alte Frage in den Sinn. Wer bestimmt eigentlich, wer beim Sex zwischen Männern unten liegt?

In den gewissen Filmen ist es meist ziemlich einfach, einer ist groß, einer klein und der Kleine liegt unten, fertig.

 

Aber bei Simon und mir? Wir sind fast gleichgroß, er ist zwar älter, aber ich bin trainierter, er ist auf der anderen Seite praktisch mein Chef, hätte er dann nicht logischerweise das Sagen?

 

Apropos Chef… da Simon mein Trainer ist, darf da sowieso nichts laufen. Schlagartig wird mir klar, dass nicht nur ich, sondern vor allem Simon seinen Job verlieren würde, falls man uns beide miteinander erwischt. Und ein Skandal wäre es noch dazu.

 

Ich bleibe noch eine Weile mit Hanna im Bett liegen, sie scheint zufrieden zu sein und darüber bin ich ziemlich erleichtert.

ABGELENKT

Der nächste Tag kommt schnell und pünktlich um acht stehe ich auf dem Platz. Alles ist wie immer - das heißt, wie die ganze letzte Woche.

Simon taucht auf, ich bekomme Herzrasen, wir gehen joggen, ich schaue ihm auf den Hintern, wir gehen duschen, ich sehe zu, dass ich nicht mit Simon gemeinsam im Raum bin.

 

Danach haben wir wieder eine taktische Theorieeinheit, bei der ich nichts mitbekomme und dann schon Mittagsimbiss.

 

Ich bekomme die Krise. Seit Simon da ist, bin ich ein furchtbarer Fußballer, unaufmerksam, unkonzentriert und unzuverlässig. Noch ist nicht entschieden, wer dieses Jahr Kapitän wird, aber ich bin sicher, dass ich die Binde nicht behalten werde, wenn ich so weitermache.

 

Nachmittags machen wir Lauftraining, üben Zweikämpfe und gehen verschiedene Positionen auf dem Platz durch. Danach machen wir ein kurzes Spiel, sechs gegen sechs.

Ich bin erst in der zweiten Runde dran und schaue so lange Simon zu, wie er Kommandos gibt, lobt, tadelt und auf der Seitenlinie auf und ab geht. Inzwischen bin ich mir sicher, dass er wirklich humpelt, sein rechtes Bein scheint nicht ganz in Ordnung zu sein und auf seiner rechten Seite sind ja auch die Narbe mit dem geilen Tattoo und die Narbe in seinem Gesicht.

Muss ein heftiger Autounfall gewesen sein.

 

Ich laufe ein bisschen auf und ab, um mich warm zu halten und als ich schließlich dran bin, versuche ich so konzentriert wie möglich zu sein. Ich spiele im Sturm und da kommt es schließlich darauf an, jede Chance zu erkennen und zu nutzen.

 

Das Spiel läuft gut, ich blende Simon so weit wie möglich aus und schieße sogar ein Tor.

Wir jubeln und schon geht es weiter.

Ich strenge mich an, versuche jeden Zweikampf zu gewinnen und jeden Pass zu bekommen.

 

Plötzlich stoße ich mit voller Wucht mit jemandem zusammen und gehe zu Boden, mir wird schwarz vor Augen und ich bleibe wie betäubt liegen. „Davin!“, höre ich Stimmen, manche rufen auch „Lexis!“ Hände berühren mich, schütteln mich.

Dann eine Stimme, die ich sofort erkenne. „Geht mal von ihm weg, Jungs.“ Ich öffne blinzelnd die Augen, alles ist auf einmal viel zu hell.

 

Ein Arm schiebt sich unter meine Schultern, drückt mich in eine etwas aufrechtere Haltung.

Es ist Simon. Ich versuche ihn zu sehen, immer noch an seinen Arm gelehnt und ich höre seine Stimme ganz dicht an meinem Ohr. „Geht es dir gut, Dennis?“

Dennis? So nennt mich doch hier niemand.

 

„Hörst du mich?“ Ich reiße mich zusammen. „Ich hör' dich, Simon“, bringe ich zustande und um mich herum geht wieder das Gemurmel los. „Ist dir schwindlig?“ will Simon jetzt wissen und ich nicke, was sich als Fehler entpuppt, denn jetzt dreht sich alles noch mehr und mein linkes Bein fühlt sich auch nicht gut an.

„Ist sonst irgendwas verletzt? Hast du dir was gezerrt?“

 

Ich schlucke, verdammt warum musste das jetzt passieren? Mit wem bin ich da eigentlich zusammengestoßen? Ich weiß nur noch, dass ich einen Ellenbogen gegen den Kopf bekommen habe, aber nicht mehr wessen Arm es war.

„Na komm, ich bring dich in den Ruheraum“, sagt Simon sanft und stützt mich weiter, so dass ich mich stabiler aufsetzen kann. „Lukas, hilfst du mir mal kurz?“ ruft Simon nach hinten, aber ich widerspreche. „Geht schon“ murmle ich mit zusammengebissenen Zähnen. Das gibt sicher eine fette Beule.

Simon zieht mich hoch, erst stehe ich unsicher - mein Knöchel schmerzt ziemlich - aber schließlich beruhigt sich mein Umfeld und ich kann mein Gleichgewicht halten.

 

Arm in Arm mit Simon humple ich über den Platz Richtung Kabinen - jetzt humple ich wohl mehr als er - und plötzlich wird mir klar, dass Simon mir noch nie so nah war.

„Das wird schon wieder“, beruhigt er mich, „ich vermute mal, dass du nur eine leichte  Gehirnerschütterung hast.“

Unser Physiotherapeut kommt uns entgegen und ich erwarte, dass mich Simon an ihn übergibt, aber er geht einfach mit mir weiter. Mein Herz klopft, eigentlich könnte ich schon wieder alleine laufen, aber es ist ein gutes Gefühl, sich von Simon stützen zu lassen.

Bevor wir ins Gebäude gehen, gibt Simon noch zwei, drei Anweisungen an die übrigen Spieler, warm halten und so, dann sind wir drin.

Simon bugsiert mich zu einer Liege im Ruheraum und ich lasse mich darauf sinken.

Trotzdem hat Simon weiterhin eine Hand auf meiner Schulter.

Er schaut mir ins Gesicht. „Ist es jetzt besser?“ Ich bejahe, kann ihm aber kaum in die Augen sehen. Warum sieht er nur so gut aus?

„Tut noch irgendetwas weh?“, fragt er mich mit ruhiger Stimme und ich zögere.

„Mein linkes Bein fühlt sich nicht gut an“, gebe ich dann zu, „ich glaube, ich hab mir den Wadenmuskel gezerrt.“

Der Physiotherapeut kommt herein, redet kurz mit Simon.

Danach verschwindet er auch schon wieder, um Kühlpacks und Tape zu holen.

Ich seufze innerlich. Gleich wird Simon wieder verschwinden und dann war es das mit der Nähe. Auf einmal spüre ich seine freie Hand an meinem Bein. Mir schießt die Röte ins Gesicht, bei den sanften Berührungen seiner Finger komme ich ganz schnell auf andere Gedanken.

„Ist dir schlecht, Dennis?“, fragt Simon mich wie nebenbei und wieder wundere ich mich, warum er mich eigentlich Dennis nennt.

Seine Nähe und seine Hand an meiner Wade sind inzwischen deutlich zu viel für mich und ich spüre entsetzt, wie mein Blut absackt und die sowieso schon enge Trainingshose liegt plötzlich gefährlich dicht an meiner Mitte an.

Ich schließe panisch die Augen, versuche an etwas anderes zu denken.

Simon versteht dieses Verhalten wohl falsch, denn er streicht mir aufmunternd über den Kopf. „Na komm, das wird ja wieder, in ein paar Tagen bist du wieder fit.“

 

Ich beiße mir auf die Lippe, und drücke meine Fingernägel in meine Handballen, ich darf jetzt keinen Ständer bekommen!

Auf einmal sind seine Hände von meinem Körper verschwunden und Simon räuspert sich.

„Ich … muss dann mal wieder raus, Torben kommt ja gleich und schaut nach dir.“ Ich öffne die Augen und sehe wie Simon sich abwendet und den Raum verlässt. Dann schaue ich nach unten und sehe das Zelt, das mein Schwanz in meiner Hose gebaut hat und ich fluche geschockt auf. „Fuck!“

 

Das hat Simon definitiv bemerkt.

 

Bis der Physiotherapeut - Torben - wieder auftaucht, ist meine Erektion längst abgeklungen.

Er tastet wie Simon mein Bein ab, schiebt sogar mein Hosenbein hoch, aber bei ihm regt sich rein gar nichts in meiner Körpermitte. Er diagnostiziert ebenfalls eine leichte Zerrung und eine Gehirnerschütterung, verschnürt danach fachmännisch meine Wade mit Tape und gibt mir einen Kühlbeutel für meinen brummenden Kopf. Mit der Anweisung noch eine Weile liegen zu bleiben lässt er mich allein.

 

Ich fühle mich furchtbar. Nicht wegen meinem Kopf oder meinem Bein, sondern wegen Simon. Natürlich war es ein tolles Gefühl, so von ihm berührt und behandelt zu werden, aber warum zur Hölle musste mein Körper nur so darauf reagieren? Simon hat die Erektion todsicher bemerkt und ist deswegen auch so plötzlich gegangen.

Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken und nie wieder aufgetaucht. Wie soll ich Simon jetzt je wieder ins Gesicht sehen?

Denn, dass meine Erregung von seiner Berührung gekommen ist, ist ja wohl ebenfalls offensichtlich.

 

Wenig später kommt mein Mitspieler Oliver herein. Er ist offenbar derjenige, mit dem ich zusammengestoßen bin und er entschuldigt sich mehrmals bei mir.

Natürlich mache ich ihm keinen Vorwurf, es ist ja nicht seine Schuld, dass ich in ihn hineingelaufen bin, sondern meine. Alles ist meine Schuld. Wegen meiner blöden Schwärmerei für Simon gefährde ich nicht nur meine Karriere, sondern auch noch meine Gesundheit und die meiner Mitspieler.

 

 

Ich versichere Oliver noch einmal, dass ich ihm keinen Vorwurf mache und schon ist er wieder weg und ich wieder allein.

Was soll ich jetzt nur machen? So etwas wie vorhin darf mir nicht noch einmal passieren.

Ich muss ich mich irgendwie in den Griff bekommen, damit meine Lust nicht so mit mir durchgehen kann.

Und plötzlich habe ich die Idee. Ben! Wir haben zwar kaum Kontakt gehabt, seit unserer gemeinsamen Nacht, aber er hat mir angeboten, mich wieder mit ihm zu treffen. Vielleicht ist das die Lösung. Vielleicht legt sich die Sache mit Simon, wenn ich stattdessen mit Ben Sex habe.

Und mit „Sex“ meine ich auch Sex. Ich will mit einem Mann schlafen, ob oben oder unten, das ist mir inzwischen auch egal.

 

Ich will wissen, wie es ist.

 

Als ich später von Torben entlassen werde, sind die anderen schon weg.

Ich humple übers Feld zum Tor und erstarre. An meinem Auto lehnt Simon und wartet offenbar auf mich.

 

Ich nähere mich vorsichtig, verstehe die Welt nicht, warum steht Simon an meinem Auto?

„Hallo Dennis“, lächelt er mich an, aber sein Lächeln wirkt unsicher.

Was ist hier nur los?

„Ich wollte dir anbieten dich heimzufahren, mit der Zerrung und der Gehirnerschütterung darfst du nicht Autofahren, eigentlich solltest du nicht einmal laufen.“

 

Mir wird sofort klar, dass er recht hat, daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich zucke verlegen die Schultern. „Wenn es dir keine Umstände macht…“ Jetzt erst frage ich mich, wo Simon eigentlich wohnt.

„Überhaupt nicht, ich habe Zeit und außerdem wohne ich auch in der Stadt.“

Hm. Simon weiß offenbar wo ich wohne. Warum wohl?

 

Schweigend gehen wir zusammen zu seinem Auto und ich steige ein. Meins kann ruhig hier stehen bleiben, das hole ich bei Gelegenheit ab.

Simon schaltet leise Musik an, bevor er losfährt und ich erkenne das Lied schon an den ersten Takten. Es ist eine alte Band, die ich aber auch sehr gerne höre.

Ich lehne mich gegen meinen Sitz, versuche nicht an Simons Körper neben mir zu denken und hoffe, dass ich die Fahrt ohne weitere Peinlichkeiten überstehe.

 

„Wir geht es dir jetzt?“, höre ich seine Stimme neben mir. „Besser“, antworte ich kurz und wage einen Blick zu ihm herüber. Seine Finger trommeln unruhig im Rhythmus der Musik aufs Lenkrad.

Wir fahren einige weitere Minuten, dann bricht Simon wieder das Schweigen.

„Kann ich dich etwas Persönliches fragen, Dennis?“ Mein Herz beginnt wie wild zu rasen, er will doch hoffentlich nicht über vorhin reden.

Ich gebe ein undefinierbares Geräusch von mir, das „ja“ bedeuten soll.

Er zögert kurz, fragt dann: „Hast du in letzter Zeit… irgendwelche… private oder persönliche Probleme?“ Ich zucke zusammen. Wieso fragt er das? Er fährt sanft fort.

 

„Nimm das bitte nicht als Tadel, Dennis, aber mir ist aufgefallen, dass du nicht richtig bei der Sache bist in dieser Saison und ich weiß von deinem alten Trainer, dass das früher anders war. Er hat dich sehr gelobt und mir dich auch als Kapitän empfohlen.“

 

Ich fluche innerlich. Es ist ihm tatsächlich aufgefallen.

„Fühlst du dich noch wohl in der Mannschaft?“ Was? „Ja natürlich“, sage ich schnell, überlege krampfhaft was ich ihm erzählen soll.

Simon scheint sich bei diesem Gespräch ebenso unwohl zu fühlen. „Weißt du…“ fängt er an, fährt dann stockend fort. „ Ich will dich nicht unter Druck setzen Dennis. Aber wenn du… also es wäre unfair … den anderen gegenüber, dich in dieser Verfassung spielen zu lassen, obwohl einige sich im Training gerade besser anstellen.“

 

Autsch. Das aus Simons Mund zu hören, hat wehgetan. Aber ich weiß, dass er Recht hat. Profifußball ist kein Kindergarten, hier zählt Leistung, nicht der Ruf.

 

„Ich schaue, dass ich das in den Griff bekomme“, verspreche ich leise und er nickt.

„Nimm das bitte nicht persönlich“, bittet er mich dann noch, „du weißt, dass ich dich gut leiden kann und ich würde dich auch gern als Kapitän spielen lassen.“

 

Ich seufze innerlich. Als wir vor meinem Haus anhalten - ohne dass ich ihm irgendwie gesagt hätte, wo er lang muss - steige ich beinahe bedauernd aus. „Bleib morgen im Bett, ich schicke dir Torben vorbei“, sagt Simon noch und ich bedanke mich fürs Heimfahren.

 

Hanna kommt aus der Tür und schaut irritiert zwischen mir und dem fremden Auto hin und her. Ich verabschiede mich von Simon und er fährt weg - jedoch nicht ohne Hanna einen prüfenden Blick zuzuwerfen.

Ich gehe auf meine Freundin zu, sage Hallo und sie folgt mir ins Haus.

Nach einigen Worten zu meinem Unfall steckt sie mich ins Bett.

BESORGT

Die nächsten drei Tage verbringe ich größtenteils im Bett, schone brav mein Bein und ertrage alle Symptome meiner Gehirnerschütterung, wie Übelkeit und Schwindel. Torben kommt vorbei und fährt mich zum Röntgen ins Krankenhaus, dort bestätigt sich noch einmal die Diagnose und ich bekomme noch mehr Bettruhe verordnet.

 

Am Freitag bin ich wieder soweit fit und Hanna fährt mich morgens ins Training, damit ich auch mein Auto wieder heim bekomme.

Mit einem flatterigen Gefühl im Bauch - das nicht von der Gehirnerschütterung kommt -, trete ich durch das Tor. Ich habe die Zeit gut erwischt und komme pünktlich zur Teambesprechung.

Als ich hereinkomme, trifft mein Blick zuerst auf Simon, der vor einer riesigen Grafik steht.

Er schenkt mir ein schwaches Lächeln, dann sind schon die anderen da, um mir auf die Schultern zu klopfen.

„Hey Davin“ - „Hallo Kumpel“ - „Hi Dennis.“

Manchmal weiß ich selbst nicht mehr, ob ich Davin bin, oder Dennis.

 

Wir setzen uns, Simon fährt mit seiner Erklärung fort. Er wirkt mitgenommen, bringt nicht den Elan auf, den er sonst an den Tag legt. Ist etwas mit ihm nicht in Ordnung?

Die ganzen sechzig Minuten über schaue ich Simon an, selbst seine schwarzen Haare sind heute irgendwie… kraftlos und seine ganze Gestik ist weniger schwungvoll.

Er erzählt uns irgendetwas über Konterspiel, aber trotz seiner Ermahnung am Montag passe ich wieder nicht auf.

Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir Sorgen um meinen Simon.

 

In der folgenden Mittagspause ist er noch stiller und ich kann es kaum mit ansehen. Irgendetwas stimmt nicht und nach dem Essen schnappe ich ihn mir und ziehe ihn in einen Seitengang. „Simon“, sage ich eindringlich und lasse seinen Arm dabei nicht los.

„Du hast mich am Montag gefragt, ob mit mir etwas nicht stimmt und heute bist du derjenige, mit dem etwas nicht in Ordnung ist. Sag mir was los ist, kann ich dir irgendwie helfen?“

Simon seufzt schwer und lässt sich gegen die Wand sinken. „Ich…“ Seine Stimme klingt belegt.

„Meine kleine Tochter ist krank und ich kann mir in diesem scheiß Job nicht einfach so frei nehmen.“

Er räuspert sich und beißt sich auf die Lippe. Ich registriere nur langsam, was er gerade gesagt hat.

„Du ... du hast eine Tochter?“

Er nickt und ich bin mir fast sicher, dass sich da eine Träne in sein Auge schleicht.

„Sie ist letzten Samstag sieben geworden…“ - Seine Stimme bricht weg und einem Impuls folgend ziehe ich ihn in eine Umarmung. Er lässt den Kopf gegen meine Schulter sinken und erwidert die Umarmung beinahe verzweifelt. „Ihre Mutter ist bei dem … bei dem Autounfall gestorben“, flüstert er und mir wird sofort klar, dass die letzten Jahre für Simon sicher nicht leicht waren.

Ich halte ihn weiter fest. Jetzt bin ich es, der ihm über die Haare streicht, sie sind weich und es fühlt sich sehr gut an, meine Finger hindurch gleiten zu lassen.

Trotzdem kommt jetzt gerade keine Lust in mir hoch, ich will Simon einfach nur trösten und ihn wieder lächeln sehen.

 

„Was hat deine Tochter denn?“, frage ich behutsam und er seufzt wieder. „Windpocken. Sie ist nur am Weinen und die Pflegemutter ist jetzt schon seit gestern Morgen da und weicht ihr nicht von der Seite und … und ich muss arbeiten.“ Noch immer hält er sich an mir fest und mir läuft ein Schauer nach dem anderen über den Rücken. Angestrengt suche ich nach den richtigen Worten.

 

„Na komm, Simon. Windpocken gehen vorbei, ich hatte das als Kind auch und das vergeht so schnell wieder, wie es kommt. Wenn du heute heim kommst, lächelt sie dich bestimmt schon wieder an.“

Ich drücke ihn noch einmal und lasse ihn dann los. Er blinzelt ein paar Mal, räuspert sich und strafft dann die Schultern.

„Okay … ich sollte mich jetzt wohl … zusammenreißen. Danke, Dennis.“ Er lächelt mich schwach an und jetzt in diesem Moment würde ich nichts lieber tun, als ihn ganz sanft und behutsam zu küssen.

Aber natürlich tue ich es nicht, sondern drücke noch mal kurz seine Schulter, bevor wir hinausgehen auf den Platz.

 

Heute trainiere ich nicht mit, sondern gehe mit Torben auf ein anderes Feld und mache Übungen, die mein gezerrtes Bein nicht zu sehr belasten.

 

Hier muss ich mich zum Glück nicht weiter konzentrieren und kann in aller Ruhe über Simon nachdenken.

Dass Simon eine Tochter hat… damit hätte ich nie gerechnet und es weist mir sehr klar auf, dass ich - abgesehen von den offensichtlichen Gründen - keine Chance bei Simon habe.

Denn diese Tochter hat er von einer Frau, einer Frau, mit der er eine Familie gründen wollte und die jetzt tot ist.

Eine wirklich tragische Geschichte, seine Frau in so jungen Jahren bei einem Autounfall zu verlieren.

Ich frage mich, wer wohl gefahren ist. Hoffentlich nicht Simon, diese Schuldgefühle wünsche ich ihm nicht.

 

Innerlich liste ich die Punkte auf, die mich von einer Beziehung oder auch nur einer Liaison mit Simon trennen.

 

Erstens: Hanna. Ich bin schließlich schon in einer Beziehung und es ist ja nicht so, dass ich Hanna nicht mehr mögen würde.

Zweitens: Simon ist mein Trainer und als solcher darf er keine Affären mit einem seiner Spieler anfangen.

Drittens: Ich bin Fußballer und schwule Fußballer sind in Deutschland ungefähr so beliebt wie Vegetarier in einer Metzgerei.

Viertens: Simon ist heterosexuell und hat sogar schon ein Kind.

Alles in allem eine niederschmetternde Bilanz.

 

Ich seufze und erinnere mich wehmütig an die Umarmung von gerade eben.

Meine Blamage von Montag scheint Simon nicht weiter abgeschreckt zu haben und diese Tatsache erleichtert mich ungemein.

 

Wo ich gerade an Montag denke, kommt mir auch mein Vorhaben wieder in den Sinn, Ben anzurufen und Sex mit ihm zu haben.

Mir wird ziemlich heiß bei dem Gedanken, obwohl ich gerade Sit-Ups mache.

Allerdings… eigentlich hätte ich viel lieber Sex mit Simon.

Meine Grübelei wird irgendwann von Torben beendet, der unser Training für heute als erledigt erklärt und mich zum Zuschauen zu den anderen schickt.

Schon vom Tor aus sehe ich meinen Trainer am Feldrand stehen und mit zwei Spielern diskutieren. Offensichtlich haben sie irgendeinen Mist gebaut, denn Simon wirkt ziemlich wütend.

 

Ich gehe auf die anderen Spieler zu und Lukas erklärt mir im Flüsterton, dass die beiden beim sechs gegen sechs-Spiel angefangen haben zu schubsen und zu pöbeln. Ein Blick genügt und ich stelle fest, dass es unsere beiden Neuen sind, beide noch nicht einmal volljährig und noch nicht lange im Geschäft.

Armer Simon, heute bleibt ihm aber auch nichts erspart. Ich setze mich auf die Bank und verfolge das restliche Training. Immer wieder wandert mein Blick zu meinem bedauernswerten Traummann und ich muss mir eingestehen, dass mich sein Körper immer noch fasziniert.

Seine gebräunte Haut, die feine Narbe im Gesicht, die schwarzen Haare, das kantige Gesicht.

Sein Lächeln bekomme ich heute leider nicht zusehen, aber der Gedanke daran reicht auch schon aus, um Herzflattern zu bekommen. Ich habe mich wohl bis über beide Ohren verknallt.

 

Später fahre ich mit meinem eigenen Auto nach Hause und überlege dabei, was ich jetzt machen soll. Ben anrufen, Hanna eine neue Chance geben, aus der Mannschaft aussteigen, weiter von Simon träumen?

  

Der Samstag beginnt mit einem kurzen Besuch im Krankenhaus.

Ich lasse mich noch einmal röntgen und mir bestätigen, dass ich ab nächsten Montag wieder fit fürs normale Training bin.

Eigentlich ärgerlich, ausgerechnet jetzt verletzt gewesen zu sein, denn am Sonntag - also morgen - haben wir unser erstes Spiel und ich bin nicht dabei.

Andererseits, so musste Simon wenigstens nicht überlegen, ob er mich überhaupt spielen lässt, bei meiner miserablen Leistung zurzeit.

 

Ich komme wieder pünktlich zur Taktik-Besprechung, wo die Aufstellung für Sonntag durchgesprochen wird. Lukas wird für mich als Kapitän spielen und auch meine Spielerposition im Sturm ist neu besetzt.

 

Ich bin ein wenig neidisch, weil ich nicht dabei sein kann und dementsprechend schlecht gelaunt.

Simon scheint es aber besser zu gehen, er lächelt zwar nicht, aber seine schwungvolle Gestik ist zurück.

Ich höre mir brav alles an und lasse mich diesmal sogar nur hin und wieder von Simons Anwesenheit ablenken.

 

Nach dem Mittagsessen frage ich ihn leise nach seiner Tochter. Erst seufzt Simon, aber dann meint er, dass es ihr schon besser ginge. „Jetzt bist du erleichtert, was?“, vermute ich und er lächelt mich tatsächlich an. „Ja, allerdings.“ Er schweigt einen Moment, bis er unvermittelt fragt:

„Hast du eigentlich Kinder, Dennis?“ Die Frage überrascht mich, ich meine, ich bin gerade mal sechsundzwanzig Jahre alt, da hat man doch noch kein Kind, oder?

„Nein, habe ich nicht.“ Er scheint kurz zu überlegen, hakt schließlich nach.

„Aber, du hast doch eine Freundin, oder? Die Frau, die mit dir zusammen wohnt.“

Jetzt seufze ich. „Na ja, sie wohnt zwar eigentlich nicht wirklich bei mir, aber sie ist meine Freundin, ja.“

„Du klingst nicht begeistert.“ Seine Stimme ist ruhig, sachlich, aber seine Finger bewegen sich stetig, als wäre er nervös.

 

„Ach Gott…“ Ich zucke mit den Schultern. „Es läuft nicht so rund mit uns, ich bin irgendwie nicht der Typ für lange Beziehungen. Nach ein paar Monaten verlieren Frauen das Interesse an mir.“ Diese Aussage scheint Simon zu verwundern. „Wieso das denn? Warst du nicht auch mit dieser… Lena Sommer ziemlich lang zusammen? Es war in den Nachrichten.“

Aha, Simon liest Pressemiteilungen über mich? Ich komme nicht umhin, mich dadurch geschmeichelt zu fühlen und schlicht erkläre ich: „Ihr war am Ende ihre beste Freundin lieber als ich.“

Simon zieht eine Augenbraue hoch. „Meinst du das platonisch oder…“ Ich schnaube. „Nichts mit platonisch, ich hab die beiden im Bett miteinander erwischt. In meinem Bett übrigens.“

„Oh.“ Wir schweigen einen Moment lang, dann sagt er: „Für manche Männer wäre das ein in Erfüllung gegangener Traum.“ Ein bitteres Lachen entkommt mir. „Für mich ganz sicher nicht und außerdem hätten die beiden mich vermutlich nicht dabei haben wollen.“

 

Ich schaue auf die Uhr. „Wir sollten aufs Feld“ stelle ich fest und Simon springt erschrocken auf. Wieder einmal sind wir die letzten, die die Cafeteria verlassen.

 

 

Abends liege ich lange wach, Hanna ist da und wir haben mal wieder miteinander geschlafen.

Wieder ist mir dabei Simons Bild nicht aus dem Kopf gegangen und ich frage mich, wie Hanna reagieren würde, wenn sie mich mit Simon im Bett erwischen würde, so wie ich meine Ex Lena.

Wäre sie schockiert? Vermutlich. Angeekelt? Vermutlich auch. Vielleicht würde sie anfangen herumzuschreien, vielleicht würde sie auch einfach ihre Sachen packen und ausziehen.

Und ich? Wäre ich traurig, wenn sie gehen würde?

Ich versuche mir einzureden, dass es so wäre, aber die Wahrheit ist: Wenn ich statt ihrer Simon bekommen würde, dann würde ich ihr keine einzige Träne hinterher weinen.

Ich lausche ihren ruhigen Atemzügen und fühle mich wie ein ganz mieser und hinterhältiger Betrüger.

 

KOMPLIKATIONEN

Am Sonntag findet das erste Spiel statt, wir spielen gegen eine Mannschaft, die letztes Jahr noch zweite Liga gespielt hat, deswegen sind alle sehr optimistisch.

 

Ich sitze ganz vorne bei den Einwechselspielern und … beim Trainer. Simon.

Die Stimmung im Stadion ist gut, wir haben ein Heimspiel und die Plätze sind ausverkauft.

Vor dem Spiel, in der Kabine, gibt Simon letzte Anweisungen und ich stelle fest, dass er tatsächlich ein sehr guter Trainer ist. Hoffentlich gewinnen wir heute.

 

Nach dem Anpfiff geht es rund. Die ersten zwanzig Minuten finden praktisch nur in der gegnerischen Spielfeldhälfte statt und in der einundzwanzigsten Minute fällt dann das erste Tor. Ja!

 

Simon freut sich, die ganze Bank feiert und auf dem Platz herrscht euphorische Stimmung.

Zehn Minuten später folgt das zwei zu null.

Das Stadion tobt, abgesehen natürlich von den gegnerischen Fans, die toben höchstens vor Wut.

Wir halten uns gut bis zur Halbzeit und mit dem Stand von zwei Toren Führung gehen wir in die Pause.

In der Kabine wird schon gefeiert und Simon fordert alle zu Konzentration und Einsatz auf, schließlich ist noch eine Halbzeit zu spielen.

Ich kann nicht anders, ich starre ihn an. Er trägt Jeans und Hemd und sein Gesicht ist gerötet, sein Körper glüht praktisch und ich male mir aus wie es wäre, jetzt zu ihm zu gehen, ihn fest zu halten und leidenschaftlich meinen Mund auf seinen zu legen. Ein leises Stöhnen kommt über meine Lippen, aber niemand hört es.

 

Die zweite Halbzeit läuft genau so gut wie die erste. Obwohl die andere Mannschaft umgestellt hat, kommen sie nicht an unserer Abwehr vorbei, wir aber an ihrer. Das dritte Tor fällt in der 75. Minute und der Schütze - es ist einer der Neuen - schlägt vor Freude einen Salto. Angeber.

 

Die letzten fünfundzwanzig Minuten fiebern wir alle in höchster Anspannung mit, zwar kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen, aber die Atmosphäre im Stadion ist höchst aufgeheizt.

Als der Schlusspfiff kommt, rennen unsere Ersatzspieler auf den Platz und es gibt ein allgemeines Durcheinander.

Simon ist in ausgelassener Stimmung und eh ich mich versehe, hat er mich kurz an sich gedrückt. Mein Herzschlag wummert. Er fühlt sich so gut an, warm und fest und… männlich.

Nach der Feier auf dem Platz geht es in der Kabine weiter. Jemand schüttet mir Wasser über den Kopf und auf einmal fällt mir auch wieder ein, was jetzt kommt. Gemeinsame Dusche, herumalbern mit Wasser - Kabinenparty eben. Schon werde ich zu den Umkleiden gezogen und obwohl ich protestiere, werde ich meines T-Shirts entledigt und in die Duschen geschleift.

Eigentlich hätte ich mir das denken können. Als einer der ältesten Spieler, bin ich für viele eine Art Vorbild und auf jeder Feier bin ich mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit derjenige, der das erste Bier über den Kopf geleert bekommt.

Die anderen Ersatzspieler sind nicht dabei, die kommen wohl ungeschoren davon, aber ich bin jetzt schon pitschnass.

 

Es ist … merkwürdig, mit den anderen halbnackt in der Dusche zu sein.

Seit meiner Liaison mit Ben reagiere ich anders auf nackte Männerkörper und auch wenn ich eigentlich auf Simon fixiert bin…

Diese Situation kommt sicher in einigen schwulen Männerträumen vor: Mit einer Horde durchtrainierter junger Männer in einer Gemeinschaftsdusche feiern.

Schon wird mir heiß, obwohl die Anderen kaltes Wasser aufdrehen, aber die viele nackte Haut überall bringt mich fast um den Verstand, vor allem weil mich ständig jemand streift oder sich gegen mich drückt.

Als einige jetzt anfangen, sich ganz auszuziehen, bemühe ich mich, schleunigst hier raus zu kommen. Ich schleiche mich davon, ehe jemand mich zurückhalten kann und lasse mich dann patschnass in der Umkleide auf eine Bank fallen. Mein Puls rast, meine Wangen glühen und mein Schwanz ist halbsteif - aber zum Glück verbirgt meine Jeans diesen Zustand.

Ich gehe zu den Spinds, um mir meinen Trainingsanzug zu besorgen und treffe dort auf Simon, der offenbar telefoniert.

„Ja, genau, drei null, haben die Jungs super gemacht, oder?“

Ein Lächeln steht auf seinem Gesicht, noch hat er mich nicht bemerkt.

„Ich bin in ein paar Stunden zuhause, mein Schatz, hör schön auf die Frau Dechs und trink nicht so viel Cola, ja?“

Kurze Pause, dann: „Ich hab dich auch lieb, Marie.“

Simon legt auf und wendet sich um, erstarrt, als er mich halbnackt und triefend nass in der Tür stehen sieht. „War das deine Tochter?“ frage ich lächelnd und er zuckt zusammen.

„Äh ja, war sie, sie ruft oft nach meinen Spielen an.“

 

Er sieht mir nicht direkt in die Augen, fast habe ich den Eindruck, sein Blick würde an meinem Oberkörper hängen. Als ich zu meinem Spind gehe, dreht er sich hastig um und räumt weiter seine Sachen zusammen.

 

Ich schnappe mir meinen Trainingsanzug und ziehe mich um, genau darauf bedacht, dass Simon nicht sehen kann, dass mein Schwanz sich durch ihn schon wieder regt. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden und eine eigenartige Spannung liegt in der Luft.

 

Als ich fertig bin schnappe ich mir meine Tasche und haue ab, ich will nach Hause.

Ich verabschiede mich und Simon klingt enttäuscht, fragt sogar, warum ich nicht mit feiern gehen möchte.

„Ich will morgen fit fürs Training sein“, sage ich nur und gehe.

 

ERWISCHT

An diesem Abend rufe ich Ben an.

Er geht sofort ans Telefon und wirkt erfreut, als er meine Stimme hört.

„Hey Dennis, alles klar bei dir? Was gibt’s denn?“

Ich druckse herum, frage dann schließlich, ob ich vorbei kommen kann.

Ben lacht. „Klar kannst du vorbei kommen, für dich hab ich immer Zeit.“

Ich weiß nicht genau, was ich von Ben will, aber trotzdem bin ich hochgradig nervös, als ich mich dusche, frisch anziehe und von Hanna verabschiede. Sie ermahnt mich, dieses Mal nicht bei Ben einzuschlafen, schließlich hätte ich morgen Training.

Da hat sie natürlich Recht und obwohl ich morgen früh aufstehen muss, will ich den Abend mit Ben verbringen.

Ich muss endlich aufhören, ständig nur das Eine im Kopf zu haben, vor allem an Sex mit Simon sollte ich nicht so oft denken und schon gar nicht so, dass er es merkt. Vielleicht kann mir Ben ja wirklich helfen, diese aufgestaute Lust loszuwerden.

 

Als Ben mir eine Stunde später die Tür öffnet, bleibt mir erst einmal der Mund offen stehen. Er trägt nur ein Handtuch um die Hüfte und seine Haare sind nass.

„Hallo Dennis“, lächelt er, bemerkt dann meinen Blick. „Tut mir leid, dass ich dich so empfange, aber du bist ein bisschen früh, warte mal kurz.“

Er öffnet mir die Tür zum Wohnzimmer und verschwindet selbst Richtung Bad.

Als ob mich das gestört hätte, so ein halbnackter Ben.

 

Ich warte nicht lange, dann kommt er in Boxershorts und T-Shirt zurück. Mir läuft, so ein bisschen, das Wasser im Mund zusammen, als ich ihn anschaue, so eng wie das Shirt an seinem Oberkörper anliegt… Ben holt uns etwas zu trinken und setzt sich dann zu mir.

„So Dennis, warum genau wolltest du mich denn unbedingt sehen?“

Ich verschlucke mich an meinem Wasser und werde rot.

„Ich… also… ich habe… ich habe ein kleines Problem und dachte…“

„Dass ich dir helfen kann?“ Ich nicke heftig. Er zuckt die Schultern. „Na, worum geht’s denn?“

Ich seufze. Wo soll ich denn da anfangen? Ben weiß ja noch nicht einmal, dass ich Fußball spiele.

 

„Ich… also... es geht um … na ja um diese Schwulensache.“

Hilflos druckse ich herum und bringe Ben damit zum Lachen. „Diese Schwulensache? Geht dir wohl nicht mehr aus dem Kopf, was?“

Ich erröte noch mehr und versuche mein Problem zu formulieren.

„Ich… Also es gibt da jemanden und…“ Ben grinst und schaut mich jetzt sehr interessiert an.

„Na ja er darf nicht merken, dass ich…“

„Er? Es ist also ein Mann, ja?“ Ich nicke. „Und du bist scharf auf ihn!“

Verlegen zerbeiße ich mir die Lippe. Ben schüttelt tadelnd den Kopf. „Ach komm, wo ist das Problem, füll ihn ab, mach mit ihm rum und bei deinem Aussehen will der nie wieder jemand anderen vögeln.“

Oha. Diese Worte sind Klartext, aber keine Möglichkeit für mich. „Ben, er darf es nicht merken, wir… wir dürfen nichts miteinander haben.“

Jetzt ist Ben noch aufmerksamer, beinahe gierig schaut er mich an und lehnt sich vor. „Etwa dein Bruder?“

„Was?“ „Der Freund deiner Schwester?“ Heftig schüttle ich den Kopf. „Er ist mein Trainer“, sage ich schnell, bevor er noch weitere Ideen ersinnt.

 

„Dein Trainer?“ Ben scheint fast enttäuscht. „Das ist doch kein Problem, Trainer hin oder her, das interessiert doch niemanden.“ Wenn das so einfach wäre…

„Ben … das interessiert jemanden. Kennst du Davin Lexis?“ Der vermeintliche Themawechsel verwirrt Ben ganz offensichtlich. „Den Fußballer?“ Ich nicke. „Ja klar, was ist mit dem?“

Ich seufze. „Ben, ich bin Davin Lexis.“

 

„Was?“ „Ich sagte, ich bin Davin Lexis. Ich spiele Profifußball.“

Jetzt habe ich es geschafft, dass Ben fassungslos der Mund aufklappt. „Du… du bist Davin Lexis? Aber… du heißt doch Dennis!“

„Dennis ist mein richtiger Name.“ „Oh Gott.“ Er lässt sich ins Sofa sinken und schlägt seine Hand gegen die Stirn.

„Und ich hab dich nicht erkannt!“ Ich grinse, dann fängt sich Ben langsam wieder. „Und du… Oh Gott, du stehst auf euren Trainer?“ Nicken. „Aber ist der nicht total alt?“ Heftiges Kopfschütteln. „Wir haben seit diesem Jahr einen neuen und der ist gerade mal dreißig! Und er ist einfach verboten heiß und ich … ich kann keinen graden Pass mehr spielen wenn er zuschaut.“

 

Eine kurze Pause entsteht, dann stellt Ben die entscheidende Frage. „Dennis. Wenn du auf euren Trainer stehst, was willst du dann von mir?“

Okay, jetzt wird es peinlich. „Ich will mit dir… also… na ja. Ich will Sex mit dir haben.“

Diese Worte lassen Ben noch einmal die Kinnlade herunterklappen. „Du willst Sex mit mir? Warum?“

Verzweifelt raufe ich mir die Haare. „Vielleicht hört es dann auf! Ich kann nur noch an Sex denken den ganzen Tag und wenn Simon mich anfasst, bekomme ich eine Erektion und wenn er mich anlächelt, kann ich nicht mehr gerade aus laufen.“

 

„Simon?“ Niedergeschlagen schaue ich auf

Ben seufzt. „Dennis… weißt du, ich würde wahnsinnig gern mit dir schlafen. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dein Problem sich deswegen in Luft auflöst.“

Ich schaue ihn genau an. Die Aussage, dass er gern mit mir schlafen würde, lässt mich ziemlich zittrig werden und kurz entschlossen stehe ich auf, gehe zu ihm und knie mich vor ihn hin.

Mit beiden Händen umfasse ich sein Gesicht und ziehe ihn in einen ausgehungerten Kuss.

 

Ben stöhnt, geht sofort auf mich ein und lässt meine Zunge zwischen seine Lippen gleiten.

Wieder knutschen wir eine gefühlte Ewigkeit und nach einer Weile zieht mich Ben zu sich aufs Sofa, streift mir mein Shirt über den Kopf und beginnt meine Nippel zu lecken und zu küssen.

Mein Körper glüht, eine Hitzewelle nach der anderen läuft zu meiner Körpermitte und lässt meinen Schwanz steinhart werden. Ben arbeitet sich zu meinem Ohr hoch und flüstert leise:

„Dennis… wenn ich mit dir schlafe, dann will ich dass du mich nimmst, nicht umgekehrt. Ich will nicht derjenige sein der dich… entjungfert, das traue ich mir nicht zu und außerdem sollte das dein Simon machen.“

Ich keuche auf, als seine Zunge mein Ohr verwöhnt und nicke dann. „Okay, ich bin dabei.“

 

Zehn Minuten später liegen wir nackt in Bens Bett. Sein Körper ist genau richtig zum anpacken und küssen, auch wenn mir ständig Simons Tattoo durch den Kopf geistert.

Ben hat mir Gleitgel und Kondome hingelegt und mit steigender Nervosität befeuchte ich meine Finger und lasse sie in Bens Spalte gleiten, während wir uns immer noch küssen.

Er zuckt merklich zusammen, als ich seinen Schließmuskel berühre, stöhnt dann lustvoll auf, als ich vorsichtig einen Finger in ihn schiebe.

 

Es fühlt sich merkwürdig an, sehr eng und warm, aber es ist ein gutes Gefühl.

Wir steigern uns auf zwei Finger… dann sogar drei. Mit Staunen stelle ich fest, dass Ben sich immer mehr für mich öffnet und das ganze Spiel offenbar sehr genießt, vor allem wenn ich einen bestimmten Punkt in ihm treffe. Irgendwann flüstert er mir „es reicht“, ins Ohr und mein Schwanz zuckt vor Vorfreude.

 

Behutsam bringe ich mich in Position, schaue Ben genau an, als ich meine Eichel gegen seinen Muskel drücke.

Das Kondom ist feucht und glatt und lässt mich ohne weiteres eindringen.

Ben keucht laut auf und ich halte sofort inne, gebe ihm Zeit, aber die will er gar nicht.

Fordernd bewegt er sein Becken und ich schiebe mich immer tiefer in ihn, bis es nicht mehr tiefer geht. Wow, das ist geil.

 

Mein Stöhnen wird lauter, unkontrollierter. Ich stütze mich mit den Händen neben Bens Schultern auf und beginne mich langsam zu bewegen. Bens Atem geht schnell und stoßweise, seine Augen sind geschlossen und er gibt mir zu verstehen, dass ich ihn härter nehmen soll.

Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, ich werde schneller, versuche den Punkt zu treffen und werde jedes Mal mit einem aufkeuchen belohnt, wenn es mir gelingt.

 

Ich höre auf zu denken und lasse mich einfach treiben, lasse mich von Ben mitreißen und als er sich plötzlich verengt und Sperma über seinen Bauch verteilt, bin ich auch schon längst fällig.

Mein Orgasmus ist so heftig und lang wie kaum einmal zuvor und zitternd lasse ich mich auf Bens bebenden Körper sinken, küsse ihn und bin nicht fähig irgendetwas zu sagen.

 

Eine ganze Weile liegen wir so da, dann ziehe ich mich zurück und befreie mich von dem Kondom.

„Danke“, sage ich leise und Ben lacht kurz auf. „Wofür bedankst du dich denn? Glaubst du, für mich war es nicht mindestens genau so geil, wie für dich?“

 

Ich grinse, gebe ihm einen Kuss. Ja, es war geil und ich bereue es nicht, hergekommen zu sein.

Wir bleiben noch eine Weile liegen, gehen dann zusammen - aber ganz brav - duschen.

„Heute kann ich leider nicht über Nacht bleiben“, entschuldige ich mich, „morgen früh ist wieder Training angesagt.“

Ben lacht. „Stimmt, ich habe ja gerade mit Davin Lexis gevögelt.“ Ich schüttle den Kopf. „Nein, hast du nicht. Du hast mit Dennis geschlafen, Davin ist nicht schwul.“

Er hört die Bitterkeit in meiner Stimme und legt mir eine Hand auf den Arm. „Deine Karriere dauert ja nicht ewig, Dennis und danach kannst du schlafen mit wem du willst.“

 

Ich nicke zweifelnd. Wenn das nur so einfach wäre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teil 2 folgt in Kürze, über Kommentare freue ich mich immer :)

Impressum

Texte: Text ist von mir :)
Bildmaterialien: Der Fußballer ist von www.meinemarie.org, der Hintergrund und die Bearbeitungen sind von mir.
Lektorat: Catwoman (Danke nochmal! :* )
Tag der Veröffentlichung: 19.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Homosexuellen, die im Rampenlicht stehen und ihre wahre Sexualität verstecken müssen.

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