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1. Kapitel

Erik

 

Lautstarke Musik schlug mir entgegen, als ich das Haus betrat. Schon kamen mir erste Zweifel, was ich hier überhaupt wollte. Es war immerhin eine Party bei Laura von Fichtenstein, dem reichsten und arrogantesten Mädchen unserer Schule. Aber mitgeschleppt hatte mich Tobias, ein guter Freund von mir, der unbedingt näheren Kontakt suchen wollte zu seiner Angebeteten Candy. Seit Wochen hörte ich nur noch Candy hier und Candy da, also hatte ich mich erbarmt mitzugehen. Dabei kannte ich hier kaum jemanden und die, die mich kannten, gingen mir aus dem Weg. Wer wollte schon mit Erik Küster abhängen, ich war - völlig ohne Grund- ein absolutes No-Go.

Dabei war ich weder ein Streber noch ein Nerd, einzig meine feuerroten Haare machten mich zur Kuriosität.

Tobias eilte voraus, ließ mich mehr oder weniger einfach stehen, um Candy zu suchen. Mir war es egal. Ich wollte eh nicht lange bleiben und wenn Tobias Candy endlich bekommen würde, wäre mir das nur recht.

 

Ich bahnte mir einen Weg durch die vielen Leute - Wer waren die nur alle? - um mir an der Bar einen Drink zu genehmigen. Heute musste ich nicht fahren, ich würde bei Tobias übernachten, der hier in der Nähe wohnte.

Diese Gegend war das Schickimicki-Viertel der Stadt, hier wohnten nur Leute mit reichen Eltern, wie zum Beispiel Laura und Tobias. Ich wohnte ein ganzes Stück weiter weg, bei den Normalsterblichen und war damit vollauf zufrieden.

 

Ich bestellte mir einen Cocktail und sah den tanzenden zu. Heimlich beobachtete ich die Kerle, die sich auf der Tanzfläche bewegten, besah mir ihre Muskeln und freute mich über die vielen engen Jeanshosen.

Keiner außer Tobias und meiner Mutter wusste, dass ich schwul war und vorerst konnte es ruhig so bleiben. Mich wollte doch hier eh keiner, also konnte mein Outing getrost bis zum Studium warten.

Ich überlegte, ob ich auch tanzen sollte, aber vorher brauchte ich auf jeden Fall noch etwas zu trinken.

 

 

Jannik

 

„Hey!“ Bevor ich die Stimme erkannte, fiel mir ihre Besitzerin auch schon um den Hals. „Jannik, Süßer, ich dachte schon du kommst nicht mehr“ schmollte Laura, die eindeutig schon angetrunken war und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Jetzt bin ich ja da“ stellte ich nüchtern fest und schob sie auf Armeslänge weg. Zwar hatte Laura richtig große Brüste und tolle lange Haare, aber ich kann es einfach nicht haben, wenn Mädchen sich so völlig zukleistern. Ich stehe mehr auf den natürlichen Typ.

Jetzt kam auch schon Nick auf mich zu, mein bester Freund, gefolgt von Kai und Jonas, meinen weniger guten Freunden. Die beiden waren mir einfach ein bisschen zu dämlich.

„Jannik Mann, voll geil, dass du auch da bist jetzt“ stellte Kai fest und hob die Hand zum High Five. Natürlich schlug ich ein, dann zogen sie mich schon zur Bar.

Da war nicht viel los, ein paar Mädchen flirteten - wie klischeehaft - mit dem Barkeeper und Erik der Feuerkopf stand - wie üblich- alleine herum.

 

„Hey Feuerkopf, trink einen mit!“ grölte Jonas belustigt und ließ uns allen einen Wodka pur ausschenken. War das jetzt echt sein Ernst? „Auf Ex oder nie wieder Sex!“ lachte Kai und stürzte sein Glas hinunter. Ich warf einen zweifelnden Blick zu Nick, der sein Glas aber auch schon geleert hatte. Nur der Rotschopf hielt seinen Wodka noch in der Hand, wie ich. „Na schön“ ergab ich mich in mein Schicksal und synchron leerten wir unsere Gläser.

Dann bestellte Kai Jacky Cola für uns alle. 

2. Kapitel

Erik

 

Was mir zuerst auffiel, waren meine Kopfschmerzen. Gott, wie viel hatte ich getrunken?

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich zu Tobias gekommen war, aber es blieb mir ein Rätsel. Vermutlich hatte Tobias mich getragen oder zumindest gestützt. Ich tastete herum, dann berührten meine Finger etwas Warmes. Was war das?

Schlagartig wurde mir klar, dass ich nackte Haut berührte und ich fragte mich, seit wann Tobias mich in seinem Bett schlafen ließ, sonst schlief ich immer auf der Couch.

 

Die nächste Erkenntnis ließ nicht lange auf sich warten: Ich war nackt.

 

Völlig nackt! Ich trug keinen Fetzen Stoff mehr an meinem Körper. Was zur Hölle…

Ich schlug die Augen auf. Es war verdammt hell, aber der Raum, den ich schemenheft erkannte, kam mir irgendwie falsch vor. Warum war das Fenster so riesig? Langsam konnte ich eine komplette Fensterfront erkennen. Irgendetwas war hier falsch. Das konnte nicht Tobias Zimmer sein.

Aber wer lag dann neben mir? Ich schnellte herum und sah blonde Haare und nackte muskulöse Schultern. Blond. Tobias war nicht blond, Tobias Mutter war Portugiesin und das sah man auch ihrem Kind.

Wer war das dann? Und wie kam ich hierher? Jetzt, wo sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich mich genauer um. Eine Playstation, ein Flachbildschirm, ein Zimmer genau so überdimensional wie das Fenster und genau so luxuriös wie Laura von Fichtensteins Haus.

Vorsichtig beugte ich mich über den fremden Kerl. Hatte ich etwa…?

Der junge Mann bewegte den Kopf leicht zur Seite und ich erkannte ihn. Das war Jannik Kairel! Einer der Angesagten und Beliebtesten in der Schule. Das genaue Gegenteil zu mir. Wir waren doch gestern zusammen an der Bar gewesen, daran erinnerte ich mich noch. Seine Freunde hatten mich überredet, mit ihnen zu trinken. Das war so überraschend und neu für mich gewesen, dass ich mitgetrunken hatte. War wohl ein Fehler gewesen.

 

Mir fiel auf, dass meine Kleidung von gestern Abend auf dem Weg von der Tür zum Bett verteilt war und andere Kleider noch dazu.

Das war ja mal sehr verdächtig. Verdammt! Konnte es sein, dass ich etwas mit Jannik Kairel gehabt hatte und mich jetzt nicht mehr erinnerte?

 

Ich befühlte reflexartig mein Gesäß. Ja, das könnte hinkommen. Aber das durfte doch nicht wahr sein! Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern, doch der gestrige Abend war ein einziger Blackout für mich.

 

 

Jannik

 

Ich wachte mit einem komischen Geschmack im Mund auf. Mein Kopf brummte und ich beschloss sofort eine Kopfschmerztablette zu nehmen. Ich richtete mich auf und öffnete die Augen.

Und blinzelte. In meinem Bett war noch jemand.

Erik. Erik der Feuerkopf, in meinem Zimmer. In meinem Bett. Nackt. Was war passiert?

Er starrte mich genau so verwirrt und fragend an wie ich ihn und dann kamen die Erinnerungen zurück. Der Wodka. Das viele Mixzeug. Erik, der zufällig an der Bar gesessen hatte.

Warum hatte ich so viel getrunken? Ich erinnerte mich, wie er nach seinem Freund Tobias gesucht hatte, der weg gewesen war. Warum hatte ich ihm angeboten mit zu mir zu kommen?

 

Und dann traf es mich. Auf dem Heimweg. Wir waren zu mir gelaufen, als Erik stolperte und ich ihn mehr oder weniger auffing. Er war plötzlich so nahe gewesen, aber…. ich hatte ihn geküsst.

Ihn mitten auf der Straße auf den Mund geküsst. Wieso? Und danach...nun, Erik hatte nichts getan um mich davon abzuhalten, ihn in meinem Zimmer auszuziehen und… ich warf einen schnellen Blick neben das Bett. Was ich sah, bestätigte meine Erinnerungen. Ein benutztes Kondom. Mein Gleitgel.

Wir hatten Sex gehabt. Ich hatte Sex mit Erik Küster. Dem Feuerkopf. Der jetzt immer noch stumm in meinem Bett saß. Und auf einmal hatte ich Lust, ihn noch einmal zu küssen.

 

Stopp! Ich stand schnell auf und wankte ins Bad, wobei ich das Kondom und das Gel mit dem Fuß unters Bett schob. Ich warf eine Tablette ein und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Trotzdem blieb es real. Ich hatte mit einem Kerl geschlafen! Ich! Obwohl ich nicht.... nicht schwul war.

Fuck... Was machte ich jetzt? Ob er sich wohl erinnerte? Was wenn ja? Was sollte ich sagen? Hoffentlich wusste er nichts mehr.

 

Ich straffte die Schultern und ging zurück ins Schlafzimmer. Erik stand mitten im Raum, hatte Unterwäsche und Jeans wieder angezogen und starrte mich still an. „Kannst du nicht reden?“ fuhr ich ihn gereizt an und er zuckte zusammen. „Doch klar“ murmelte er und sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Er konnte ja nichts dafür. Oder zumindest nicht mehr als ich.

„Guten Morgen“ fügte ich deswegen in einem netteren Ton hinzu und er gab dasselbe zurück.

Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich immer noch nackt war. Schnell ging ich zum Schrank und zog mir etwas über.

 

„Warum habe ich heute Nacht hier geschlafen?“ kam es von hinten und ich horchte auf.

„Tobias war wohl schon weg und du warst völlig betrunken“ antwortete ich, was ja auch stimmte.

„Oh. Und… ähm, ich meine…hast du mich ausgezogen?“ Ich stockte. Er erinnerte sich wohl nicht, Gott sei dank, aber wie sollte ich diese eindeutigen Zeichen erklären?

„Du wolltest unbedingt nackt schlafen.“ Das wäre mir so was von egal gewesen, aber er glaubte es anscheinend. „Sorry“ hörte ich es leise und drehte mich zu ihm um. Er war rot. Irgendwie sah das süß aus an ihm. Seine flammend roten Haare standen in alle Richtungen ab und er biss sich verlegen auf die Unterlippe.

„Willst du auch 'ne Kopfschmerztablette?“ fragte ich, um mich und ihn abzulenken und er nickte. Ganz der fürsorgliche Gastgeber brachte ich ihm eine und er verschwand ins Bad.

Ich ließ mich aufs Bett fallen. Wie konnte das passieren? Diese Frage ließ mich einfach nicht los. So betrunken wie er war ich nicht gewesen, sonst hätte ich keinen hochbekommen, also musste ich es gewollt haben. Sehr gewollt haben. Scheiße.

 

3. Kapitel

Erik

 

Ich sah zu, dass ich so schnell wie möglich raus kam. Ich bedankte mich bei Jannik noch für die Schlafgelegenheit und die Hilfe, dann verabschiedete ich mich. Draußen vor der Tür stellte ich fest, dass Jannik nicht weit weg von Laura wohnte, aber zumindest ein kleines Stück näher bei mir.

Auf dem Rückweg kreisten meine Gedanken um die letzte Nacht. Hatte ich die Zeichen falsch gedeutet? War da gar nichts gewesen zwischen mir und Jannik?

Ich wünschte so sehr, wir hätten wirklich Sex gehabt und ich würde mich daran erinnern. Janniks nackter Körper hatte verdammt gut ausgesehen, als er in seinem Zimmer herum gelaufen war und er hatte eine sehr angenehme Stimme. Wie er wohl stöhnte?

 

Zuhause angekommen rief ich Tobias an. Mein bester Freund hatte offenbar kein sehr schlechtes Gewissen, weil er gestern ohne mich gegangen war. Er war bei Candy gewesen. Wenigstens etwas. Ich ließ ihn erzählen, dann, als er sich erneut entschuldigte und fragte, wie ich eigentlich dann heimgekommen war, erzählte ich ihm von Jannik.

Tobias war völlig überrascht, aber im Gegensatz zu mir überzeugt, dass Jannik und ich gevögelt hatten. Diese Neuigkeit schien ihn in Hochstimmung zu versetzen, ich erinnerte ihn, dass Jannik in diesem Fall entweder auch einen Blackout hatte oder den Sex leugnen wollte. Aber was ich inzwischen am alleremeisten glaubte: es war gar nichts gewesen.

 

 

Jannik

 

Den ganzen Tag geisterte Erik in meinem Kopf herum. Mein erstes Mal mit einem Kerl, mit dem Feuerkopf.

Und er wusste nichts davon. Eigentlich war es mir grade recht, niemand sollte davon erfahren und so war mein Geheimnis am sichersten. Doch… Ein kleiner Teil von mir wollte unbedingt mehr. Wollte zu Erik rennen und ihn erneut küssen, ihn berühren und ihn so stöhnen hören wie gestern. Gut, dass das Zimmer meiner Eltern am anderen Ende des Hauses lag.

Morgen Abend sollte schon wieder eine Party sein. Ob Erik da wohl auch wieder wäre? Eigentlich unwahrscheinlich, es war eine kleinere Feier, bei Lena, einer etwas jüngeren Schülerin, nur wenige Leute kamen. Ich ging nur wegen Kai hin. Lena und Kai waren so etwas wie Sexfreunde, sie führten keine Beziehung, aber sie vögelten ständig.

 

Es würde sicher lustig werden.

 

Abends, als ich wieder im Bett lag, kam mir Erik schon wieder in den Sinn. Sein Körper, meinem recht ähnlich, aber irgendwie anmutiger und gleichzeitig hart, ließ mich keinen Schlaf finden. Schließlich verschaffte ich mir mithilfe meiner Hand etwas Erleichterung, denn der Gedanke an Erik schickte mir alles Blut in meine Körpermitte.

 

Endlich schlief ich ein und träumte von einem nackten, männlichen Körper, der unter mir bebte.

 

 

Gut, dass Ferien waren, so konnte ich bis um elf ausschlafen und bei einem gemütlichen Frühstück und einer anschließenden Joggingeinheit Erik aus meinen Gedanken vertreiben.

 

Abends machte ich mich schick und um Punkt 21 Uhr holte Nick mich ab. Lena wohnte in einem anderen Viertel, das Haus war nicht so protzig wie Lauras oder auch unseres, aber gemütlich. Es waren schon ein paar Leute da und ich genehmigte mir ein paar Bierchen.

 

Lena informierte uns, dass ihr Cousin gerade Pizza holte, also gab es auch noch etwas zu essen, sehr gut. Ich hatte wenig zu Mittag gegessen und langsam Hunger. Wir alberten herum, hörten laut Musik und ich trank noch ein weiteres Bier. Dann klingelte es und Lena rief „Pizza!“ aus dem Flur. Und auf einmal stand er da, Pizzakartons im Arm und die roten Haare so chaotisch wie immer. Erik. Ich war völlig perplex, während die anderen begannen die Pizza zu verteilen. Warum war er hier? Dann begriff ich, Lena war wohl Eriks Cousine.

Ganz einfach. Mein Herz klopfte, warum auch immer, plötzlich schneller und war es hier drin nicht plötzlich wärmer geworden? Die anderen Gäste schienen nicht überrascht, Erik zu sehen, sie aßen alle ganz vergnügt.

Eilig schloss ich mich an, vertilgte auch ein paar Stücke Pizza, während ich versuchte Erik nicht allzu oft anzuschauen.

 

 

Erik

 

Beinahe hatte ich damit gerechnet, Jannik hier zu treffen, aber seine Anwesenheit brachte mich trotzdem dazu etwas schneller zu atmen. Warum war mir vorher nie aufgefallen, dass er so viel besser als die anderen Jungs aussah?

Ich gab mir Mühe nicht rot zu werden, aber die Frage, ob tatsächlich etwas zwischen uns passiert war, ließ mich nicht los.

 

 

Jannik

 

Nach einer Weile kamen ein paar Leute auf die Idee Flaschendrehen zu spielen, wie früher, als wir alle noch mitten in der Pubertät steckten. Dieser Einfall wurde mit großer Begeisterung aufgenommen und schon saßen wir im Kreis, mit einer leeren Flasche zwischen uns.

Kai hatte ein Programm auf dem Handy, dass die Fragen und Pflichten verkündete. Es war total blödsinnig, aber lustig.

Ich musste einen Schnaps trinken, den mir Jonas mit verbundenen Augen einflößte und Nathalie Sergert musste mir mit dem Zähnen einen Schuh aufmachen.

Wir hatten alle Spaß.

Erik kam nur einmal dran und musste die Frage beantworten, ob er schon einmal 69 gehabt hätte. Er wurde knallrot und verneinte. Ich wurde ebenfalls rot, weil ich es mir sofort mit ihm vorstellte.

Dann war ich erneut dran. Die Aufgabe: Ein Kuss. Mit Zunge, zwei Minuten. Ich lachte, was war schon ein läppischer Kuss. Ich hatte inzwischen schon einige Shots getrunken und fühlte mich angenehm gelöst. Dann hielt die Flasche bei Erik an.

Ich erstarrte. Warum hatte ich nicht daran gedacht, dass das passieren könnte?

„Das mache ich nicht“ wehrte ich mich, aber der „Küssen, Küssen“-Chor hatte schon eingesetzt. Zweifelnd schaute ich zu Erik. Sollte ich wirklich…?

Ich wurde in die Mitte geschoben, auf den Rotschopf zu. Alle lachten und grölten.

Na gut, ein Kuss war ja nichts. Entschlossen legte ich meine Hand in seinen Nacken und drückte meine Lippen auf seine. Bildete ich mir das ein, oder hatte er eben ganz leise gestöhnt? Mein Blut begann in meinen Ohren zu rauschen und machte sich auf den Weg nach unten, als sich Eriks Lippen öffneten und unsere Zungen sich berührten.

Fuck, das war geil. Ich küsste ihn gieriger, vergaß völlig, dass da noch andere waren und jetzt spürte ich seine Finger an meinem Gesicht. Ich trat näher an ihn heran, so dass sich unsere Körper berührten und registrierte irgendwo in meinem Unterbewusstsein, dass sich sein harter Schwanz gegen meinen drückte.

Die Augen hatte ich geschlossen, die Anfeuerungsrufe blendete ich völlig aus, nur er und ich zählten, seine Lippen, seine Zunge.

Dann löste er sich von mir.

 

„Vier Minuten zwanzig!“ rief jemand und ich zuckte zusammen. Was hatte ich gemacht?

Ich sah Erik vor mir stehen, der dunkelrot angelaufen war und ich spürte, dass ich ähnlich aussah. Um uns herum wurde anzüglich gepfiffen und ein Mädchen rief lachend: „Wollt ihr ein Zimmer?“ Ich wurde wütend. Was wussten die schon? Dann wurde mir klar, dass ich mich gerade so gut wie geoutet hatte, ich musste etwas tun.

 

„Ich weiß eben, was eine gute Show ist!“ fiel ich in das Lachen ein und legte Erik kumpelhaft den Arm um die Schulter. „Das macht uns keiner nach!“ Ich hoffte inständig, dass meine Jeans verbarg, wie es wirklich um mich stand.

Die anderen beruhigten sich und wir setzten uns wieder. Die nächste Runde begann.

Gott. Was war das eben gewesen?

4. Kapitel

Erik

 

Ich konnte es nicht fassen. Jannik hatte mich geküsst. Und wie! So küsst kein heterosexueller Mann einen anderen Kerl. Außerdem hatte ich seine Erregung an meiner gespürt und er hatte nicht den leisesten Versuch unternommen, den Kuss zu unterbrechen. Mir war es verdammt schwer gefallen, mich von ihm zu lösen. Aber es hatte sein müssen. Über vier Minuten, Gott, es war mir vorgekommen wie eine. Oder doch eher wie zehn?

Jannik war eindeutig schwul, auch wenn er es sicher nicht zugeben wollte. Und jetzt wusste er auch sicher dass ich es war. Natürlich war mir schon lange klar, dass ich auf Männer stand, aber ich wollte nicht, dass die ganze Schule das erfuhr. Hoffentlich hielt Jannik die Klappe.

Das Spiel ging wie gehabt weiter, ich musste mit Lena Walzer tanzen, außerdem fragten sie mich, ob ich schon mal einen Jungen geküsst hatte. Haha, die Antwort auf diese Frage hatte sich dann wohl erledigt.

 

Aber vor diesem Kuss… Was wäre da die Antwort gewesen? Hatte Jannik mich schon vorgestern Nacht geküsst?

 

 

Jannik

 

Ich verabschiedete mich früh. Ich konnte nicht länger mit Erik im selbem Raum bleiben.

Dieser Junge trieb mich in den Wahnsinn. Mein Bett kam mir auf einmal zu groß vor ohne ihn, ich wollte ihn unbedingt hier haben, aber er erinnerte sich ja nicht einmal an das, was zwischen uns gewesen war. Der Kuss allerdings... Daran erinnerten wir uns beide, ich mich für meinen Teil mit einem Kribbeln im Bauch.

Wie sollte ich mit diesen merkwürdigen neuen Gefühlen jetzt bloß umgehen?

 

Am nächsten Tag hing ich nur bei mir zuhause rum, trainierte, hörte Musik, lud mir ein paar sinnlose Videos runter.

Mein Handy hatte ich ausgeschaltet, ich wollte mit niemandem reden. Das war ungewöhnlich für mich.

 

Nachmittags stand dann Nick vor meiner Tür. Ich gab mich geschlagen und ließ ihn rein.

„Hallo Jannik, sag mal, wieso hast du eigentlich dein Handy aus?“, war seine erste Frage.

„Wollte meine Ruhe“ klärte ich ihn auf und trotz der eindeutigen Aufforderung zu gehen, setzte er sich auf mein Bett. Hier hatte auch Erik gesessen… 

„Ich wollte dir was zeigen, Lena hat gestern Abend ein Foto von dir und dem Feuerkopf gemacht.“

Sofort hatte er meine Aufmerksamkeit. Ein Foto? Gott, was würde man darauf sehen?

 

Er hielt mir sein Handy hin und ich starrte auf den Bildschirm. Da waren wir, Erik und ich, eng aneinander gedrückt und heftig knutschend. Mir wurde heiß.

„Hat die das Bild rumgeschickt oder wie?“

Nick schmunzelte. „Nein, sie wollte nur dass du und Erik es bekommen. Du, sag mal, willst du mir nicht irgendetwas erzählen? Der Kleine hat doch letztens bei dir übernachtet oder?“

Ich wurde rot. Sollte ich ihm etwa die Wahrheit sagen? Wie würde er reagieren? „Ja hat er, er war ja betrunken“ wich ich aus, um Zeit zu gewinnen.

„Jannik, jeder Idiot hat gesehen, dass dir der Kuss gefallen hat.“ Ich erstarrte. War es so offensichtlich gewesen? „Echt jetzt? Scheiße!“

„Du streitest es ja nicht mal ab.“ Verdammt. „Und noch was: Erik hat es auch gefallen und zwar mindestens so sehr wie dir.“ Das war doch mal eine brauchbare Information.

 

„Gott was soll ich jetzt nur machen?“ stieß ich verzweifelt aus und ließ mich zu Nick aufs Bett fallen. „Kopf hoch, das wird schon“ tröstete er mich und ich war wahnsinnig erleichtert, dass er meine Zuneigung zu Erik so einfach hinnahm.

„Erik erinnert sich an nichts, was neulich Nacht passiert ist“ sagte ich leise. Nick zog eine Augenbraue hoch. „Was ist denn passiert?“ „Frag bloß nicht.“ „Ah.“ Nick schien verstanden zu haben und seufzte.

„Du solltest es ihm sagen.“ Jetzt lachte ich auf. „Das ist doch wohl bescheuert, ich kann doch nicht zu ihm hingehen und sagen, hey wir haben neulich übrigens gevögelt, nur damit du es weißt.“ Nick grinste und ich wurde tiefrot, als mir bewusst wurde, was ich eben gesagt hatte. Er ging zum Glück darüber hinweg. „Du hast Recht, das ist Blödsinn… Ich schau mal ob mir was einfällt. Und jetzt gib mir mal dein Handy, ich schick dir das Bild rüber.“

 

Abends lag ich im Bett und starrte auf das kleine Foto. Es sah verdammt sinnlich aus, wie Erik sich an mich presste und wir uns so küssten…

 

Nick hatte angekündigt morgen noch einmal vorbei zu schauen. Ich war verdammt froh, dass ihn meine neue Vorliebe nicht störte, immerhin war er mein bester Freund. 

5. Kapitel

Jannik

 

Der nächste Tag begann schon mal scheiße. Ich hatte von Erik geträumt und einen feuchten Traum gehabt. Na super. Ich warf meine Bettdecke in die Wäsche und duschte gründlich und kalt, um den Kopf freizukriegen.

  

Danach machte ich ein paar Hausaufgaben, die wir über die Ferien aufbekommen hatten.

Irgendwann klingelte es und froh einen Grund zu haben, mit dem Schulzeug aufzuhören, ging ich zur Tür.

„Hallo Nick“ rief ich schwungvoll, aber das Lächeln in meinem Gesicht gefror, als ich Erik vor mir stehen sah.

„Tut mir leid, ich bin nicht Nick“ sagte er unsicher. Ich brachte nichts weiter heraus, also ließ ich den kleinen Feuerkopf erst mal rein.

In meinem Zimmer angekommen, kamen eine Menge Erinnerungen in mir hoch und von seinen roten Wangen schloss ich, dass er auch daran dachte.

„Also, warum sollte ich herkommen?“ wollte Erik dann wissen. Ich schaute ihn verwirrt an. „Wie meinst du? Wer hat gesagt, dass du herkommen sollst?“ Jetzt sah er genau so verwirrt aus wie ich.

„Na du, du hast mir doch gestern geschrieben, dass ich gegen elf vorbei kommen soll.“

Was zum Henker war hier los? Dann fiel es mir ein. Nick!

 

 

Erik

 

Jetzt stand ich also hier, in Janniks Zimmer, aber alles lief völlig anders als in meinen Vorstellungen gestern Abend.

Hatte er diese SMS etwa nicht selbst geschrieben? „Also…in einer halben Stunde fährt wieder ein Bus zurück, vielleicht fahr ich einfach mit dem.“ Das stimmte. Und es gab mir einen guten Grund, noch ein wenig hier zu bleiben. „Oh, ok.“ Jannik schien von dieser Idee nicht gerade begeistert. “Willst du etwas trinken?” fügte er dann hinzu, wohl um höflich zu sein.

„Nein, danke.“

Wer hatte nur diese SMS geschickt? Wer wollte, dass ich hier war?

 

Er ließ sich aufs Bett fallen und ich setzte mich auf die Kante.

„Was stand denn in der SMS?“ wollte er wissen und ich errötete schon wieder.

„Dass ich gegen elf kommen soll und dass du mir etwas sagen möchtest.“ Natürlich hatte ich gehofft, dass er mit mir über den Kuss sprechen wollte. Oder über die Fotos, die mir nachts den Schlaf raubten. „Und dass ich nicht zurück schreiben soll, weil dein Nachrichteneingang gerade nicht funktioniert.“ Jannik schnaubte. „Die SMS hat Nick geschrieben“ klärte er mich auf. „Er war gestern hier, um… um mir dieses Foto zu zeigen und da hatte er kurz mein Handy.“

Oh, das erklärte natürlich einiges. „Warum hat er das gemacht?“ Jetzt wurde Jannik rot. „Er wollte, dass ich dir etwas sage“ gab er zu.

„Dann los, ich bin ganz Ohr“ forderte ich ihn mutig auf und drückte heimlich beide Daumen.

„Es ist… also es ist wegen neulich Nacht“ fing Jannik an, was mich sofort aufhorchen ließ. Wollte er mir jetzt etwa sagen, was da wirklich passiert war? „Nick findet, es ist dein Recht zufahren was passiert ist, also… in der Nacht, hab ich dich mit zu mir genommen, weil du betrunken warst und dann haben wir… Gott, wir hatten Sex, okay?“

 

Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wir hatten also wirklich Sex gehabt?

 

„Aber das geht niemanden was an, verstanden?“ Janniks Tonfall war eindeutig drohend und ich nickte schnell. „Ich werd' s schon keinem sagen“ versicherte ich hastig. „Und… das Bild“ fuhr er zögernd fort, „hat Lena das noch anderen Leuten geschickt?“

Ich überlegte. „Nur mir und dir, beziehungsweise Nick denke ich... Aber warum redest du eigentlich immer nur von einem Bild? Ich habe bestimmt fünf oder sechs…“ Genau sechs. Und jedes einzelne davon könnte ich auswendig beschreiben.

Jannik sah überrascht aus. „Kann ich die sehen?“ Er will sich die Bilder mit mir anschauen? Die Bilder, die mich gestern Abend in den Wahnsinn getrieben haben?

„Okay…“ sagte ich langsam und zog mein Handy aus der Hosentasche. Er rückte näher und bei mir fing es schon wieder an zu kribbeln, vor allem, weil ich jetzt wusste, dass sein Schwanz tatsächlich schon Bekanntschaft mit meinem Hintern gemacht hatte.

 

Ich öffnete das erste Foto. Es ist ganz vom Anfang, unsere Körper berühren sich noch nicht, aber trotzdem beschleunigte sich mein Herzschlag.

Auf dem zweiten stehen wir noch enger zusammen, Jannik hat die Augen geschlossen und sieht eindeutig aus, als würde es ihm gefallen. Ich bemerkte wie er neben mir herumrutscht, offenbar nervös.

Das dritte Bild ist ähnlich, nur dass meine Hände jetzt auf seinem Gesicht liegen. Das vierte und das fünfte sind fast gleich, aber trotzdem erotisch und ich war schon wieder rot.

Und dann kam es, mein Lieblingsbild. Wie würde er reagieren? Ich öffnete es und schaute sofort auf die Wölbung in Janniks Jeans, die eindeutig zu erkennen ist. Er zog scharf die Luft ein, versuchte es dann zu vertuschen, indem er sich räusperte.

Die Luft zwischen uns schien zu knistern, als ich leise sagte: „Das war das letzte.“ Ich steckte mein Handy ein und begegnete dann seinem Blick. Gott, ich wollte ihn so gern küssen… Vorsichtig beugte ich mich näher zu ihm, er reagierte nicht. Ich war verdammt unsicher und nervös, trotzdem überbrückte ich den letzten Abstand und legte meine Lippen auf seine. Ich hörte wie er aufkeuchte und spürte seine weichen vollen Lippen, dann war er plötzlich weg.

„Was soll das, verdammt?“ hörte ich ihn fluchen, er stand auf einmal ein Stück entfernt von mir und schaute mich wütend an. „Der Kuss gestern war nur wegen dem blöden Spiel und neulich nachts war ich betrunken!“

Seine Worte taten weh, ich bekam keine Antwort heraus.

„Hau einfach ab, Feuerkopf.“ Seine Stimme klang kalt und er öffnete die Zimmertür. Ich stand wie automatisch auf und wankte zur Tür. Was soll das jetzt? Ohne mich umzudrehen verließ ich das Haus und lief zu Bushaltestelle.

Jannik war so ein Arschloch.

 

6. Kapitel

Jannik

 

Als ich die Haustür zufallen hörte, konnte ich kaum glauben, was ich gerade getan hatte. Schnell stürzte ich zum Fenster und schaute hinaus. Da lief er. Eilig und mit gesenktem Kopf. Verdammt.

Ich konnte mir einfach nicht eingestehen, was ich auf dem Foto gesehen hatte. Ich hatte eindeutig eine Erektion, nur wegen dem Kuss mit Erik. Von einem bloßen Kuss!

Ich weiß, ich hätte ihn nicht wegstoßen sollen, aber warum musste er mich auch noch einmal küssen?

 

Ich schlug hart gegen die Wand, danach taten meine Knöchel weh, aber das hatte ich wohl verdient. Ich wusste, dass Eriks Bus erst in einer viertel Stunde fuhr und kurzentschlossen rannte ich die Treppe hinunter und Erik hinterher. Vor der letzten Ecke hielt ich an und spähte um eine Hauswand. Da saß er. Erik, wie ein Häuflein Elend und wartete auf den Bus. So ein Mist. Und daran war ich schuld. Ich wollte schon zu ihm laufen, aber dann zögerte ich. Was sollte ich denn sagen? Tut mir leid wegen vorhin Erik, du hast ja recht ich bin schwul und ich stehe auf dich?

Nein, das ging nicht. Ich ließ mich gegen die Wand sinken und seufzte.

Ausgerechnet Erik, Erik der Feuerkopf, den niemand in der Schule leiden konnte. Wie sollte denn das funktionieren?

Alle würden über mich lachen, selbst wenn ich nur mit ihm herumhängen würde. Und wenn wir… uns zum Beispiel küssen würden? Wer von meinen Freunden würde dann noch mit mir reden wollen? Von meinen Eltern ganz zu schweigen. Nein, ich musste Erik einfach vergessen. Ich warf noch einen letzten vorsichtigen Blick um die Ecke... und traf seinen Blick.

 

Scheiße! Wie von der Tarantel gestochen flüchtete ich, rannte zurück zu mir nach Hause und in mein Zimmer. Wie peinlich war das denn? Erik hatte mich gesehen, wie ich ihn beobachtete!

Ich schnappte mir meine Hanteln und warf mich auf dem Boden. Ich trainierte bis mir alles wehtat, aber Erik verschwand nicht aus meinem Kopf.

 

Erik

 

Als ich im Bus nach Hause saß, schwirrte mir der Kopf. Das war eindeutig Jannik gewesen, da hinter der Mauer. Warum war er mir nachgelaufen? Und warum hatte er sich dann versteckt?

Und warum war ich ihm dann nicht nachgelaufen? Ganz einfach. Weil er mich weggeschickt hatte.

Ich wollte nicht noch einmal von ihm verletzt werden, ich wusste viel zu gut, dass ich mich in ihn verliebt hatte und dass das niemals klappen würde.

 

Die nächsten Tage waren lang, sehr lang. Ich hatte außer Lernen nicht viel zu tun und die Schule begann erst wieder in einer Woche.

Noch nie hatte ich mir gewünscht, dass die Ferien schnell vorbeigehen würden, aber jetzt war es so.

Ich wollte Jannik wieder sehen, auch wenn es schmerzhaft sein würde.

Also tat ich alles um die Zeit totzuschlagen, schlief morgens ewig lange, duschte ständig, lernte, ging joggen, chattete mit Tobias (der nur von Candy sprach) und half sogar meiner Mutter in der Küche.

 

Und dann war endlich Sonntag. Ich suchte mir meine Klamotten für den nächsten Morgen heraus und ging früh ins Bett. Aber schlafen konnte ich nicht. Jannik ließ mich einfach nicht los, ich war so aufgeregt ihn wieder zu sehen, dass ich hellwach da lag.

 

 

7. Kapitel

 Morgens fühlte ich mich als wäre ich gar nicht im Bett gewesen. Ich war müde bis zum Umfallen und konnte mich nur durch eine kalte Dusche dazu bringen die Augen offen zu halten.

 

Zügig zog ich mich an und erwischte trotzdem nur knapp den Bus zur Schule.

Als ich den Pausenhof betrat, fühlte ich mich auf einmal wie auf einem Minenfeld. Wo war Jannik wohl? War er schon da? Wie würde er reagieren, wenn er mich sah?

 

Aber ich begegnete ihm nicht und nicht einmal Tobias erbarmte sich mit mir zu sprechen - ich sah ihn mit seiner Angebeteten Candy die Treppe hoch gehen.

Als ich im Unterricht saß, konnte ich mich kaum konzentrieren und in den Pausen drückte ich mich auf dem Gang herum.

Endlich, in der großen Pause sah ich Jannik im Gang auf mich zukommen, zusammen mit einigen seiner Freunde.

„Hallo Feuerkopf“ grinste einer von ihnen und schon waren sie an mir vorbei. Jannik hatte nicht einmal zu mir her gesehen.

Mit einem Knoten im Magen blieb ich stehen und schaute ihnen nach.

 

Jannik

 

Ich war den ganzen Morgen über schon nervös gewesen, hatte mir verschiedene Szenen ausgemalt, in denen ich Erik irgendwo alleine traf und mich bei ihm entschuldigen konnte. Aber natürlich lief es nicht so. Er lief mir auf dem Gang über den Weg und ich konnte überhaupt nichts sagen, weil Nick und Kai dabei waren.

 

Er sah ziemlich verloren aus, als ich ihn so aus dem Augenwinkel ansah.

Vielleicht hätte ich mich doch noch einmal melden sollen? Aber wozu? Ich hatte ja beschlossen, dass es nicht funktionieren würde.

Immer wieder jedoch kamen mir Zweifel. Ich wollte einfach dass es funktionierte, ich wollte ihn wieder küssen und nicht so tun müssen, als wäre es nur ein dummer Witz.

Ich wollte es mir nicht eingestehen und doch kam der Gedanke immer wieder: Jannik Kairel ist schwul.

Ob Erik wohl schon längere Zeit schwul war? Hatte er etwa vor mir schon einmal einen Mann im Bett gehabt? Bloß nicht daran denken.

Die ganze Woche über plagten mich Sehnsüchte und schlechtes Gewissen und am Freitag traf ich meinen Entschluss. Ich würde zu Erik fahren und mit ihm reden. Über Lena brachte ich in Erfahrung wo er wohnte. Dabei geriet mein Entschluss schon fast wieder ins Wanken, weil sie mich viel zu wissend angrinste.

Am Samstagmorgen stand ich dann vor seiner Tür. Die Gegend war mir ziemlich unbekannt, das Haus ein kleines schmales Reihenhaus, unscheinbar und langweilig.

Ich atmete tief ein und drückte die Klingel.

 

Es öffnete eine kleine Frau, vermutlich Eriks Mutter, mit ebenso knallroten Haaren wie Erik. Sie lächelte mich freundlich an.

„Ja?“ Ich schluckte. Was würde sie wohl sagen, wenn sie wüsste dass ich ihren Sohn gevögelt hatte?

„Hallo, ich bin Jannik, ich wollte mit Erik reden bitte“ erklärte ich höflich. Ich bemerkte wie ihr Blick über mein zugegebenermaßen unnötig teueres Hemd und meine Rolex glitt, wahrscheinlich dachte sie: Was will so einer denn von Erik.

Aber sie winkte mich herein und teilte mir mit, dass Erik in seinem Zimmer sei.

Ich stieg eine enge Treppe hinauf, bis es nicht mehr weiter ging, anscheinend wohnte Erik direkt unterm Dach. Ich atmete tief durch und klopfte. 

8. Kapitel

Erik

 

Ich lag im Bett und hörte Musik, als es an der Tür klopfte. In der Erwartung meiner Mutter rief ich „Herein“ und setzte mich auf.

Ich wäre fast vom Bett gefallen, denn  niemand anderes als Jannik trat unsicher in mein Zimmer.

„Was willst du denn hier?“ rutschte es mir heraus und er biss sich nervös auf die Lippe. Sein Blick schweifte quer durch mein Zimmer und ich versuchte nicht an die herumliegende Wäsche und das Chaos zu denken.

„Ich, ähm, wollte“ fing er an und stockte. „Ich wollte mich bei dir… also… ich wollte mich entschuldigen, dafür dass ich dich neulich rausgeworfen habe.“

Mir blieb die Sprache weg. Jannik wollte sich bei mir entschuldigen?

Er druckste weiter herum. „Und auch dafür, dass ich mich erst jetzt melde und dass ich gesagt habe dass… also.. dass das mit uns…“ Ich horchte auf, was kam jetzt?

 

„Dass ich gesagt habe, es würde mir mit dir nicht gefallen.“ Er sah jetzt erleichtert aus, als hätte er sich etwas von der Seele geredet, was ihn vorher belastete.

Ich brachte immer noch kein Wort heraus. Er schwieg jetzt auch. „Dann, ähm.. geh ich mal wieder“ sagte er schließlich leise und wandte sich zur Tür. Aber endlich erwachte ich aus meiner Starre.

 

„Jannik warte!“ rief ich und sprang auf. Er drehte sich wieder zu mir um und ohne nachzudenken fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn. Er stieß mit dem Rücken gegen die Tür, anscheinend völlig überrumpelt, aber dann legte er die Arme fest um meine Taille und erwiderte den Kuss heftig.

Mir blieb fast die Luft weg, so ausgehungert presste er seine Lippen auf meine. Unsere Zungen stießen aneinander, er zog mich dicht an sich und ich spürte wie sich seine Erregung gegen mich drückte. Ich stöhnte auf, strich über seinen Rücken und zog ihn schließlich mit mir zum Bett.

Er folgte mir bereitwillig und zog sich im Gehen das Hemd über den Kopf.

Ich war etwas überfordert, plötzlich seinen nackten Oberkörper vor mir zu haben und ließ mich von ihm auf den Rücken legen. Er zog mir gleich auch noch das T-Shirt aus und küsste mich dann wieder.

 

Ich schmolz unter ihm, seine nackte Brust berührte jetzt meine und sein Becken rieb an meinem. Verdammt, war das geil. Jannik begann an meinem Ohr zu lecken und zu knabbern und seine Hand glitt über meine Nippel. Seine Zunge wanderte an meinen Hals und meine Schulter und plötzlich spürte ich wie mich mein Orgasmus überrollte und ich in meiner Jeans kam. Hitze strömte durch meinen Körper und meine Haut kribbelte. Mir entwich ein Aufkeuchen und Jannik sah mich verunsichert an.

 

Ich wurde knallrot. „Bist du grade…?“ Jannik sprach nicht weiter und ich vergrub mein Gesicht verschämt an seinem Hals. „Hey, das spricht doch nur für mich“ beruhigte mich Jannik, aber ich hörte das Grinsen in seiner Stimme. Es war Zeit für einen Gegenangriff.

 

Jannik

 

Erik war tatsächlich gekommen. Nur durch meine Küsse und meine Finger an seiner Brust. So leicht hatte ich noch kein Mädchen zum Orgasmus gebracht.

Ich küsste Eriks Wange, da er sein Gesicht immer noch abgewendet hatte.

Dann aber drehte er mich plötzlich herum und küsste mich, jetzt über mir.

Ich spürte ein angenehmes Kribbeln, als er begann meinen Hals zu lecken und mit seinen Fingern am Bund meiner Jeans herum zu fummeln. Ich stöhhnte auf, denn seine Hand lag plötzlich an meinem Schwanz und seine Lippen saugten an meinem Nippel.

Ich schloss die Augen und vergrub eine Hand in seinem Haar. Ich spürte, wie er immer weiter an mir herunter wanderte und konnte kaum glauben, was er da tat.

Schließlich hatte sein Mund sein Ziel erreicht und mein Kopf schaltete ab. Gott, er konnte das verdammt gut.

Ich krallte meine andere Hand ins Laken und versuchte nicht ebenso grob seine Haare zu packen.

Irgendwann konnte ich nicht mehr und stöhnend kam ich in seinem Mund. Er schluckte ohne mit der Wimper zu zucken und kam danach wieder zu mir herauf. Ich war total fertig. Erik, der Langweiler, Erik den niemand mochte, hatte mich so in Ekstase versetzt.

Ich strich zärtlich durch seine roten Haare. Wir küssten uns und der Geschmack bewies mir, was eben passiert war.

„Ich hab dich so vermisst in den Ferien“ flüsterte ich wahrheitsgemäß und er kuschelte sich enger an mich. „Ich dich auch“ hauchte er an meinem Ohr.

 

„Was machen wir jetzt?“ fragte ich nach einer Weile zögernd. Erik schaute mir in die Augen.

„Wie meinst du das?“ wollte er wissen. Ich biss mir auf die Lippen. „Naja, wissen deine Eltern, dass du schwul bist?“ Er seufzte. „Meine Mutter weiß es und mein Vater lebt seit Jahren im Ausland.“ Erik zögerte kurz. „Aber ich nehme an bei dir weiß niemand davon?“ Ich räusperte mich. „Nick weiß es“ wich ich seiner Frage aus, aber er hatte schon verstanden.

Resigniert rollte er sich von mir herunter. „Ich hätte eh nicht erwartet, dass du… ich meine dass wir beide, also du und ich… du weißt schon.“ Ich sah ihn aufmerksam an. „Du meinst ich würde sowieso nicht mit dir zusammen sein wollen? Woher willst du das wissen?“ Eriks Augen wurden groß und er schien verwirrt. „Ich dachte hier geht es nur um Sex?“ fragte er zögernd. Jetzt war ich verunsichert. „Geht es dir etwa nur darum?“ stellte ich die Gegenfrage und er sah erschrocken aus. „Nein natürlich nicht! Ich dachte nur weil du… na ja…“

Er hatte also von meinem Ruf gehört. Jannik der Weiberheld, der keine feste Beziehung wollte. „Bei dir ist es anders“ flüsterte ich ganz leise, fast schon hoffend, dass er es nicht hören würde. Aber er hatte es gehört. „Echt?“ Erik klang ungläubig. „Ich wäre auch gern mehr als ein Fick für dich“ sagte er dann, was mich zum Lächeln brachte. „Du erinnerst dich doch gar nicht an unseren Fick.“

Er lachte leise. „Ich kann es mir inzwischen lebhaft vorstellen.“

 

Dann wurde er wieder ernst. „Jannik, wir müssen es ja nicht jedem erzählen. Mir reicht es wenn meine Mutter es weiß und vielleicht noch Nick und Tobias. In der Schule muss es keiner wissen.“ Mein Herz begann zu klopfen. „Das wäre echt okay für dich?“ Er zuckte mit den Schultern. „Hauptsache ich höre nicht wieder wochenlang nichts von dir.“ Lächelnd zog ich ihn zu mir und küsste ihn noch einmal. „Dann sind wir jetzt zusammen?“ Erik lachte. „Unglaublich, aber ja.“

Impressum

Texte: Alle Texte stammen von mir ;)
Tag der Veröffentlichung: 21.02.2014

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An alle Herzchengeber und Kommentarschreiber :)

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