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© Alle Rechte für die Texte und Bilder liegen einzig bei der Autorin selbst und dem Verlag. Vervielfältigungen und Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung
der Autorin “Ellas-Welt”!
Erscheinungsdatum: September.2010
Cover: gezeichnet von Ellas-Welt
Bilder: gezeichnet von Ellas-Welt
Texte: by © Ellas-Welt
Lektorat: Isolde K.
Ellas-Welt
Klappentext: Ellas-Welt
Eine junge Frau geht bekümmert eine Straße hinunter. Sie seufzt und fühlt sich so schwer beim laufen. Sie ist voller Trauer und Leid und kann kaum an sich halten. Ihre kleine Stadt, in der sie lebt, kommt ihr auf einmal so unglaublich fremd vor. Sie will bloß noch weg. Ziellos irrt sie umher und findet keinen Trost, als sie plötzlich eine in die Jahre gekommene obdachlose Frau anspricht, die mit einer Aldi-Tüte voller Habseligkeiten in einem Häusereingang sitzt.
Ich beobachte die Szene und weiß, die junge Frau bin ich:
„Mädchen, was machst du hier. In dieser Gegend hast du nichts zu suchen. Geh nach Hause.“
„Ich habe kein Zuhause mehr.“
Die Frau nimmt meine Hand und da durchfährt sie ein Sturm an Gefühlen und das Schicksal schlägt zu in der alten Dame.
„Mädchen, ich bin nun schon so lange auf der Straße und habe so viele Menschen kommen und gehen sehen. Ich habe keine Verwandten mehr, was meine Situation nicht leichter macht. Aber lass dir von so einem Weib sagen, dass du etwas ganz besonderes an dir hast.“
„Ja ich weiß, ich hab kein Leben mehr und bin allein.“
„Nein, Quatsch, du trägst den Splitter der Engel in dir und du solltest nach ihnen suchen.“
Ich höre erst gar nicht hin und tue das ganze als unsinnig ab. „Ach veralbern sie mich bitte nicht, ich bin schon völlig fertig und dann so was noch. So ein Blödsinn.“
„Kein Blödsinn, glaub an die Magie, die Engel werden dich finden und zu sich rufen. Du musst zu ihnen gehen. In dir lebt ein Teil von ihnen.“
„Ja, ja… alles klar, ich werd sehen, was sich so ergibt, aber eins ist sicher, seitdem mein Freund starb, verfluche ich die Engel. Der, der ihn holte, soll in der Hölle schmoren.“
„Sag so was nicht, sie können nichts fürs Schicksal, und es war seine Bestimmung, von dir zu gehen.“
„Was soll das für eine Bestimmung sein, die mir das liebste, was ich im Leben hatte, nimmt und nur verdammte Einsamkeit und Trauer zurück lässt?“
„Du wirst wieder glücklich werden, glaub mir. Ich spüre das, geh zu den Engeln.“
Ich lege der Frau 5 Euro hin und gehe einige hundert Meter weiter, drehe ich mich nachdenklich um und grüble nun doch über die Worte. Der Häusereingang ist leer und weit und breit keine Spur von der Alten. Ich frage mich zwar, wo sie so schnell hin ist, laufe aber rasch weiter und gerate mitten in eine Straße, in der dicke Rauchschwaden aus dem Hinterhof eines Abbruchhauses kommen. Ich gehe hinein und sehe, wie ein Bagger eine alte Mauer einreißt. Merkwürdiger Weise fühle ich mich magisch angezogen von dieser alten Villa und gehe todesmutig immer tiefer in das alte Haus. Ich laufe eine knarrende Treppe hinauf und Staub fliegt mir von draußen entgegen. Ich komme einen Gang, an dem Ornament-tapeten sind, und als ich ihn entlang gehe, leuchten Schritt für Schritt die Lampen automatisch auf. Ich denke darüber nach, dass es auch sein kann, dass es hier Bewegungsmelder gibt und komme an eine Holztür, die mein Interesse weckt. Die Magie und mein Herzschlag werden immer schneller und ich greife an die Klinke. In dem Moment geht knarrend die Tür auf und im Innenraum entzünden sich mehrere Kerzenleuchter, die auf dem Boden stehen. Ich stehe inmitten eines Spiegelsaals. Und hinter mir fällt die Tür zu. Als ich panisch an die Klinke fasse, ist sie verschlossen. Hier drin gibt es kein Fenster, nur lauter Spiegel, aus denen mich mein dummes Gesicht ansieht. Ich gerate immer mehr in Panik, aber meine Neugierde siegt. Als ich an eine Wand vors Glas trete, verschwindet mein Ebenbild und eine Silhouette erscheint, die eines jungen Mannes. Er hat seltsame Verwachsungen am Rücken und dreht sich um. Dabei entfalten sich seine Flügel und er winkt mir zu. Ich fühle mich angezogen von ihm und will bei ihm sein, doch der Spiegel trennt uns beide. Ich weine bitterlich, als er in der Weite seiner dunklen Welt verschwindet. Ich fasse an die Scheibe und sie gibt nach. Ein Strudel aus Licht umgibt mich und ich werde ins Innere gezogen. Im Lichtkegel, in dem ich fliege, falle ich in einen tiefen Schlaf und träume von meinen Eltern, meinem Bruder und meinem allerliebsten Schatz. Es ist alles so friedlich in dem Traum und so wundersam schön, dass ich schwärme und seufze in mir drin. Mein Vater reicht mir die Hand und als ich sie ergreife, wache ich schreckhaft auf. Ich liege auf weißem Marmorboden und bin in einem Zimmer. Als ich aufstehe und meine Flügel zusammenfalte, fasse ich das alles gar nicht. Ich strecke mich und die Schwingen entfalten sich in voller Pracht. Ich schwebe zum Fenster und schiebe die Gardine beiseite. Vor mir ist ein Balkon und grelle Sonne blendet in meinen frischen Augen. Junge unverbrauchte Augen schauen über das Gitter in die Tiefe und können nicht fassen, was sie sehen. Ich fliege los, ohne auch nur einen Blick nach hinten zu richten und bin inmitten eines Stadttreibens gelandet. Hoch über meinem Kopf fliegen die weißen Engel, wie ich es einer bin, umher. Und erst jetzt, nach dem ich auf dem Markt gelandet bin, weiß ich dass ich dazu gehöre und alles anders ist. Es ist eine völlig neue Welt und ich habe das Geschenk bekommen, ein Teil davon zu sein. Ich weiß nur nicht, ob ich das alles so will und möchte. In mir ist es mulmig, denn ich traue dem Frieden nicht und sollte auch nicht getäuscht werden. Ich sehe einen schwarzen Flügel um eine Häuserecke verschwinden und ahne, dass es der Engel vom Spiegelbild sein könnte. Ich will hinterher laufen und als ich losrenne gerate ich in eine finstere Gasse mit schwarz magischen Läden und höchst eigenartigen Gestalten. Eine faltige Alte mit Hakennase hält mich am Arm und quatscht mich lallend an.
„Oh, was haben wir denn da? So ein Glückstag. Sag Mädchen, hast du Durst?“
„Äh nein, lassen sie mich los. Gefälligst sofort!“
„Komm trink das!“
Als ich gerade der Hexe das Fläschchen aus der Hand schlagen will, zerrt mich ein grober Arm weg und legt sich mit der Alten an.
Ich denk mir bloß verstört, dass die genauso aussieht, wie in den gruseligsten Märchen und die riechen dort bestimmt genauso scheußlich. Ich schüttle mich und der schwarze Retter spricht mit der Grässlichen.
„Morell, such dir ein anderes Opfer, die Kleine gehört mir.“
„Ich will gerade widersprechen und plustere mich innerlich auf, als er mich anspricht und seine Stimme wie eine Melodie klingt. Gleich besänftigt von der männlich tiefen Stimme lasse ich die Hexe stehen und laufe eilig am Arm gepackt hinterher. Was bleibt mir auch anderes übrig.
„Komm jetzt, schnell. Wir müssen hier lang.“
Sprich weiter, oh lieblicher schwarzer Engel. Ich tanze zu deinen Worten… denke ich.
Mehrere düstre Gassen weiter steigen wir in ein verlassenes abgewracktes Haus durchs offene Fenster ein und verschanzen uns darin. Im Innern ist es spartanisch eingerichtet, aber sehr gemütlich für meine Begriffe. Es liegt eine Matratze auf dem Boden und einen Stuhl gibt’s auch. Ich nehme aber die Matratze und setze mich. Er zündet eine Lampe an, die mich an eine Camping-Gaslampe erinnert und legt mir eine Decke um meine frierenden Schultern. Ich zittere am ganzen Körper. Jetzt erst spüre ich, wie kalt diese Welt ist und der junge Engel sieht so makellos schön aus. Er hat zwar schwarze Flügel und ich weiße, aber ich finde das ergänzt sich gut.
Er spricht abermals zu mir.
„Mein Engelchen, warum bist du in diesen Raum gegangen?“
„Ich fühlte mich von dem Haus angezogen.“
„Genau das ist es, der Splitter den du als Geburtsfehler in dir trägst. Den du eigentlich gar nicht haben dürftest, er hat uns gefunden und wir brauchen deine Hilfe. Der Prinz im Schloss ist sehr krank. Er isst nichts und wirkt ständig wie benommen. Ich weiß, dass es dir in deiner Welt auch nicht gut ging und vielleicht kannst du ihm helfen. Mit deinen Erfahrungen vielleicht auch.“
„Ich kleines Mensch… äh junger Engel, ich weiß gar nicht wie ich das machen soll. Ich traue mich dort nicht hin.“
„Sag mir, wo du gelandet bist!“
„In einem hellen Zimmer mit Marmor-fußboden hoch über der Stadt.“
„Na sieh mal an, dann warst du bereits im Schloss. Hilf uns bitte, wir haben Angst um unseren nächsten der Thronfolge.“
„Okay, aber ich bin mir unsicher ob ich ihn von seinem Kummer erlösen kann.“
Er sieht mir in die Augen und seine eisblauen strahlenden Augen blicken mich liebevoll an.
Er streicht mir durch meine langen blonden Haare und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich will mehr in diesem Moment und umarme ihn übermütig fordernd. Er lässt es geschehen und gibt mir einen weiteren sanften Kuss auf die Nasenspitze.
„Mein kleiner Engel, bleib bitte bei uns und hilf uns.“
Mir ist gar nicht nach antworten und so nutze ich die Nähe, die er mir gibt und gebe ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Ich erbebe unter seinen starken Händen, die mich umarmen und will ihm nah sein, ganz nah. Er schließt die wunderschönen Augen und unsere Lippen berühren sich zart. Er haucht mir einen Kuss auf meinen Mund und ich erwidere leidenschaftlich. Er liebkost meinen Rücken und ich bin im Rausch gefangen. Plötzlich fährt er hoch und starrt mich an.
„Was machen wir hier? Wir müssen los. Komm mit.“
Verstört wendet er sich nervös von mir ab und steigt auf den Fenstersims. Seine Flügel spiegeln seine Anspannung wieder und klappen auf und zu. Kurz darauf verschwindet er in der Luft und ruft mich zu sich. Ich klettere hoch und breite meine Schwingen aus. Wenige Momente später fliegen wir hoch über den Dächern der Stadt. Ich schaue mich interessiert und mit weiblicher Neugierde gesegnet um.
„Wo fliegen wir hin?“
„Zur Ältesten der Stadt. Sie kennt den Prinzen am besten mit seinen Symptomen.“
Ich gehorche widerstandslos und folge ihm. Dennoch finde ich es oberdoof, dass wir so unsanft rausgerissen wurden.
Wir landen am Fuße des Schlosses im Garten und gehen zu einer Felssteinhütte am Ende des Schlossgartens. Dampf steigt aus dem Schornstein empor und ich höre jemanden singen. Es klingt unbeholfen und unschön, aber ich lasse mich mal überraschen.
Als der schwarze Engel an die Holztür klopft, verstummt die Stimme im Innern und ich höre Getrippel. Als sie aufgeht, traue ich meinen Augen kaum. Eine Zwergendame öffnet sie.
„Ach du bist es, kommt doch beide rein. Wer ist diese reizende Begleitung?“
„Ich heiße Jenny.“
„Ach, dann bist du wohl noch ganz frisch hier, was?“
Ich verstehe nicht und sehe sie ungläubig an.
„Bei uns gibt es mystische Engelnamen, du musst erst noch getauft werden. Du hast einen Menschennamen.“
Ich begreife es nicht ganz, nicke aber lächelnd.
„Was führt euch an so einem schönen Tage gerade zu mir?“
„Solltet ihr nicht am See sein, bei den anderen? Sie treffen sich heute dort und machen Picknick.“
„Nein, wir kommen wegen dem Prinzen, er ist krank, das habe ich ihr erzählt und du sollst ihr beschreiben, was ihm fehlt.“
„Er ist, seitdem er seinen Avatar in der Menschenwelt verloren hat, nicht mehr er selbst. Er könnte sich problemlos einen neuen suchen, aber er ist in großer Trauer und isst nichts mehr und spricht nicht mehr. Mit niemanden.“
„Was ist ein Avatar?“
„Die Engel aus dem Königshaus können durch Patenschaften in Menschenkörper übergehen und für begrenzte Zeit in ihnen leben. Sie sind dann in Trance, doch sein Körper ist tot und seitdem ist er in tiefer Verzweiflung. Warum, weiß keiner.“
„Och danke, du kannst es viel besser erklären. Kommt ich bring euch zu ihm, aber erstmal stärkt euch.“
Sie reicht meinem Begleiter einen Becher Blut und mir eine Kräuterteemischung, die herrlich duftet.
„Trink das, es wird dir gut tun, glaub mir.“
Ich setze die Tasse an und ein wohliger Duft steigt mir in die Nase.
„Weißt du Mädchen, hier ticken die Uhren anders, wenn hier ein Tag zu Ende geht, ist in der Menschenwelt ein Leben vorbei. Hier kommt einem die Zeit ewig vor, aber in der Menschenwelt ist sie so kostbar begrenzt.“
Jetzt erinnert die Alte mich an die Obdachlose und ich lächle matt. Das kann gar nicht sein. Ich schüttle in Gedanken versunken den Kopf und mein Engel wundert sich.
„Los, kommt, wir gehen.“
Wir laufen durch einen Rosengarten an einer Statue eines weißen Engels vorbei ins Schloss. Ich erkenne den Fußboden und bald sind wir an der Tür, die ins Schlafgemach des Prinzen führt. Die Zwergendame klopft laut an, aber kein Geräusch kommt aus dem Innern. Mir dreht sich gerade der Magen um und sie deutet auf die Klinke und flüstert, das sie draußen warten. Ich drücke die Klinke runter und betrete den Raum, den ich vor kurzer Zeit, als ich erwachte, schon mal gesehen habe.
„Auf dem Balkon finde ich schließlich den Engel. Ich klopfe ihm auf die Schulter und er dreht sich um. In dieser Sekunde trifft mich der Schlag. Ich erkenne meinen Freund in seinem Gesicht wieder und ringe nach Luft.“
Verweinte Augen schauen mich erstarrt an.
„Ich bin Jenny, erkennst du mich wieder? Gut, ich hatte rote Haare zu Lebzeiten, aber die Sommersprossen, die du so liebtest müsstest du doch erkennen?!“
Er wischt sich die Tränen vom Gesicht und fällt mir um den Hals. „Dass du zu mir gekommen bist, in meine Welt. Das ist das schönste Geschenk das mir die Dimensionen schenken können.“
„Ich habe immer an dich gedacht, ich liebe dich selbst über deinen Menschentod hinaus und hätte mir beinahe das Leben nehmen wollen, weil ich deinen Verlust nicht ertragen konnte.“
„Mach so was nicht, nicht wegen mir. Ich bin so froh, dass du da bist.“ Er hält mich fest umschlugen und drückt mich an sich. Ich höre sein Herz schlagen und denke nur daran, wie sehr ich es vermisst habe. Er blüht auf und weint mir auf die Schulter. „Ich habe dich so vermisst.“
In dem Augenblick denke ich an den schwarzen Engel, den ich geküsst habe und der vor der Tür auf uns wartet. Mir wird ganz bang und anders in mir drin.
„Ich muss dir was sagen, als ich meinen Beschützer traf, habe ich ihn geküsst, aber mehr war nicht.“
„Oh je, das ist ein schwarzer Engel und meine Leibwache, ich hoffe, wenn er das jetzt erfährt, dass er noch bei mir, bei uns, bleibt und uns beschützt.“
„Komm wir gehen zu ihm.“
Er nimmt mich an die Hand und öffnet die Tür. Und wie geht’s Ihnen?
Die beiden verneigen sich vor dem Prinzen und er strahlt mich an. Er nimmt meine Hand und spricht zu den beiden: „Deswegen war ich so verzweifelt, ich habe die größte Liebe meines Avatars verloren geglaubt und fühlte mich verbunden mit ihr, jetzt haben wir uns wieder, dank euch.“
Er nimmt seinen Wächter beiseite und redet ruhig und anmutig mit ihm „Gibst du sie mir? Ich bitte dich bei meiner Seele darum.“
„Alles was euch wichtig ist, ist auch mir wichtig, doch es bricht mir das Herz! Ich mag sie sehr und ich werde meine Traurigkeit runter schlucken. Mein Herr, ich stehe euch, und natürlich ab heute auch dir, zur Seite.“
„Wir müssen die Weihung vorbereiten, komm mit zu meinen Eltern, du wirst sie mögen.“
~*~
Ich bin geweiht in Tränen, Tränen der Zweisamkeit und ich werd auf ewig an deiner Seite stehen, ich bin deine Prinzessin und liebe dich bis die Nacht den Tag besiegt.
Meine Seele gehört dir und unserer Bestimmung.
~*~
„Ich werde sie für immer lieben, doch mein Herz ist gebrochen und die Splitter stechen in meine Seele, es schmerzt aber ich diene bis in meinen Tod den beiden! Meinen Segen habt ihr!“
„ENDE“
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2010
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