Hinter einem windschiefen Jägerzaun, da steht ein kleines Häuschen aus Backstein gemauert mit einem roten Ziegeldach. Die blauen Fensterrahmen und die blau gestrichene Haustür sind Efeu umrankt. Man erreicht die Haustür über einen schmalen, unregelmäßigen mit roten Steinplatten gepflasterten Weg, der durch eine mit bunten Wildblumen bestückte Wiese führt.
Das Häuschen hat nicht viele Räume. Der größte Raum im Erdgeschoss ist die Wohnküche, in der ein offener Kamin zum Feuermachen einlädt. Ein Arbeitszimmer mit Regalen voller Bücher und ein Gäste-WC belegen das restliche Erdgeschoss. Im oberen Geschoss liegen zwei kleine Schlafzimmer und ein geräumiges Bad.
Im Garten spenden bei Sonnenschein Laub- und Obstbäume kühlenden Schatten. Direkt am Haus gibt es eine große Holzveranda auf der Blumenkübel und Gartenmöbel zum Verweilen einladen.
Irgendwer hat ein hölzernes Windspiel in einen der Bäume gehängt und wenn man auf der Veranda sitzt und die Augen schließt, hört man nichts weiter als das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Insekten und den Klang des Windspiels. Und wenn man sehr konzentriert lauscht, dann hört man, wenn man Glück hat, in der Ferne das leise Rauschen des Meeres.
Hier auf dieser Veranda hinter dem Backsteinhäuschen, da sitze ich bei einbrechender Dämmerung. Auf dem Tisch vor mir flackert sanft ein Windlicht, daneben liegt ein Buch und in der Hand halte ich ein Glas trockenen Merlot. Neben mir auf den Holzdielen schläft mein Hund. Ich genieße die Stille, die nur von den harmonischen Geräuschen der Natur unterbrochen wird. In dieser Einsamkeit komme ich zur Ruhe. Ich spüre, wie die Entspannung von meinem ganzen Körper Besitzt ergreift. Die hochgezogenen, angespannten Schultern sinken locker herab und die Muskeln beginnen, sich auszuruhen und wohl zu fühlen. Die Unmuts- und Sorgenfalten in meinem Gesicht glätten sich und ein äußerlich kaum wahrnehmbares Lächeln lässt mein Gesicht glücklich leuchten.
Hier, in diesem Häuschen, in diesem Garten, in dieser göttlichen Natur komme ich zur Ruhe und finde meinen Frieden. Hier begegne ich meinen tief vergrabenen Ich.
Später dann kommst du dazu, mein geliebter Mann. Hand in Hand durchqueren wir gemeinsam unseren Garten,neben uns hüpft in aufgeregter Vorfreude der Hund. Durch ein leise quietschendes Gartentor verlassen wir unseren Traumgarten und laufen dann durch eine Vordünenlandschaft, die an die raue Nordseeküste Dänemarks erinnert. Schmale, sandige Wege führen uns durch ein hügeliges, Dünengras bewachsenes Gebiet und immer lauter hören wir das an und abschwellende Rauschen des Meeres. Irgendwann steigt uns auch der salzig-herbe Duft des Ozeans ins Bewusstsein. Ein sanfter Wind streichelt unsere Haut und wir fühlen uns eins mit uns und der Natur.
Dann liegt es vor uns - das Meer mit seinen Wellen und Wogen in dunkelblau und grün. Vorgelagert der weiche, gelbe Sand, noch warm von der Tagessonne. Wir legen uns in ihm nieder und schauen hinauf in den dunkelblauschwarzen Himmel, der vereinzelt erleuchtet wird durch die Abendsterne. Ich bin glücklich!
Das sind Minuten des Glücks und der Zufriedenheit. Ich weiß, dass ich diese Traumwelt bald wieder verlassen werde, heimkehren muss und will zu meinen Kindern, zu meinem realen, chaotischen, schnellen Leben, das oft voller Hektik und Termine steckt. Aber manchmal,da brauche ich die Vorstellung, es gäbe diesen Ort, an den ich - manchmal allein, manchmal mit meinem Mann, Zuflucht suchen könnte um Kraft für die Realität zu tanken.
Eigentlich wünsche ich jedem Menschen so einen Rückzugsort in eine Traumwelt!
Texte: Susanne Wolters
Bildmaterialien: Alexandra H. / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2012
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