I used to think one day we'd tell the story of us
I used to know my place
It was the spot next to you
Now I'm searching the room for an empty seat
Cause lately I don't even know what page you're on
Der Raum lag im Dunkeln. Kein einziger Lichtstrahl drang durch die Jalousie. Nur eine kleine Glühbirne flackerte nervös über uns. Genauso hatte ich es in Erinnerung.
Nichts hatte sich verändert. Es war so, als wäre hier die Zeit stehen geblieben.
Und ein Teil von mir hoffte, dass es wahr wäre. Dass die Zeit stehen geblieben war.
Dass ich wieder sieben, drei, fünf, zwölf Jahre alt war.
Das alles okay war.
„Und, was machen wir mit dir?“ Wie ein kleiner Lufthauch streiften die Wörter mein Gesicht. Einzelne Buchstaben flatterten nervös.
Und dann drang die Bedeutung des Satzes in mich hinein.
Wie eine Blume, die aus dem Boden wuchs, drangen Erinnerungen hoch und ich zog den Kopf ein.
Nicht schon wieder. Nicht schon wieder. Nicht schon wieder.
Erschrocken sah ich ihm in die Augen. Sie waren kalt. Kalt wie der erste Novembertag.
Sie waren so kalt, dass ich wusste, wo ich sie gesehen hatte.
Dieser Satz war so erbarmungslos. Er würde mich verschlingen. Mich auffressen.
Mich verbrennen.
Ich hatte es so oft gesehen und gehört. Dieser Satz stach wie ein Schwarm Mücken auf mich ein.
Immer und immer und immer wieder.
Es gab kein Entkommen.
Der Satz war mein Schatten gewesen.
Der Satz war Spucke im Gesicht gewesen.
Der Satz war mein Leben
gewesen.
Ich schloss schnell die Augen. Das alles spielte keine Rolle mehr.
Nichts
spielte mehr eine Rolle.
Ich hatte mein Todesurteil bereits unterschrieben.
Und doch war es so richtig gewesen wie der Tau am Morgen.
Ich hatte keine andere Chance. Keine andere Wahl.
Aber als ich in die kalten Augen sah, die mich seelenlos anstarrten, wusste ich, dass ich mich gerade selbst umgebracht hatte.
Ich hatte mich selber fallen gelassen.
Denn ich hätte anders
handeln können.
Ich hätte weiterhin so tun können, als wäre alles in Ordnung, als ob es mir egal wäre, als ob ihre Worte mich nicht verletzten.
Ich hätte einfach aufgeben können.
Die Stille war flüssige Dunkelheit im Raum. Man konnte sie schmecken, riechen, fühlen.
So sah ich mein inneres.
Es war leer und aufgebraucht.
Ich hatte meine Kraft und meinen Ehrgeiz verloren.
Das Ziel, das all die Jahre in mir gekämpft hatte, hatte ich erreicht. Ich hatte nicht mehr, woran ich mich halten konnte.
Ich hatte mich getraut, von der Klippe zu springen und ins bodenlose zu fallen.
Ich hatte in der Luft losgelassen.
Aber ich hatte den Boden noch nicht erreicht.
„Was hast du dir dabei nur gedacht?“ Die Stimme klang…nett, verständnisvoll.
Mein Schutzschild fuhr hoch. Ich blendete alles aus. Ich vertraute nicht mehr. Ich war generell nicht bereit, irgendwem
zu trauen.
„Emma, wie konnte es so weit kommen?“ Gute Frage. Ich starrte ihn an. Denn genau das fragte ich mich auch jeden Tag. Tag für Tag wachte ich mit derselben Frage auf. Aber ich hatte die Antwort nie gefunden. „Emma? Wie konnte es so weit kommen?“, wiederholte er die Frage.
Ich schloss wieder die Augen und konnte nur mit Mühe die Tränen, die wie Regen langsam anfingen zu tropfen, unterdrücken. Ich ging zurück in die Vergangenheit, ging zurück in jene Zeiten, um mich zu erinnern.
Ich konnte nichts dagegen unternehmen. Ich ging zurück in diese Zeit, um alles zu verändern. Eine Träne stahl sich durch meine Wimpern.
Oh, darling, never grow up
Just stay this little
Es war der Sommer, in dem Josy und ich acht wurden, und es zum ersten Mal wieder regnete.
Es war der 6. August, als die Straße nach Sommerregen roch und Josy und ich kreischend in unseren quietschpinken Gummistiefel auf die Straße liefen.
Wir tanzten, sangen und kreischten, bis unsere Haare und unsere Kleider völlig durchnässt waren. In diesem Moment gehörte die Welt uns. Für einen Augenblick regierten zwei Prinzessinnen die Welt.
Wir legten uns müde in das feuchte Gras und beobachteten den Regenbogen, der sich scheinbar endlos über dem Himmel erstreckte.
Es war der 6. August, als Josy und ich unser Freundschaftskettchen tauschten.
An diesem Tag beschlossen wir nie erwachsen zu werden.
Wir würden nach Nimmerland zu Peter Pan fliegen und mit ihm
Abenteuer erleben.
Wir waren Kinder. Unser ganzes Leben lag wie ein Teppich ausgebreitet vor uns.
Wir mussten nur einen Schritt nach dem anderen machen.
Wir dachten, es würde einfach werden.
Aber so war es nicht.
Der Weg war voller Spucke, Schminke, Streit und Stress
Seht ihr? Wir hatten keine Ahnung.
Es war der 6. August, als ich dachte, dass nichts und niemand Josy und mich trennen könnte.
I took a chance, I took a shot
and you might think I'm bulletproof, but I'm not
Why do you have to make me feel small
so you can feel whole inside
I take a step back, let you go
told you I'm not bulletproof, now you know
You took a swing, I took it hard
and down here from the ground I see who you are
Der Herbst, in dem wir beide zwölf wurden, war unser letztes Jahr. Unser letztes Jahr als beste Freundinnen.
Im Nachhinein erschien es mir wie ein Traum. Wie ein kleine Illusion.
Ich versuchte, es vor mir wegzuschieben.
Zu denken, dass alles wieder okay werden konnte.
Aber irgendwann holt es dich ein.
Die Wellen des Erinnerns, des Schmerzes lecken an dir.
Sie quälen dich.
Sie ziehen dich immer wieder runter, um dir die nackte Wahrheit deines jämmerlichen Daseins vor Augen zu führen.
Aber irgendwann holen sich dich ein und ziehen dich wieder runter.
Und du hast keine Chance, wieder aufzutauchen.
Deswegen habe ich kein Detail vergraben. Keines.
Und ich werde nie den Tag vergessen, nie das Gesicht von Josy, den Moment, an dem sie sich von mir abwandte…um erwachsen zu werden. Das war der Tag, an dem ich endlich verstand, dass nichts für immer ist, dass ein Versprechen nichts gilt, das ein ‚für immer’ aus vielen ‚jetzt’ besteht. Das war der Tag, an dem ich fiel.
Ich hatte keine Chance, etwas mitzunehmen,
Nicht den Duft ihres Haares.
Nicht ihr Grübchen.
Oder ihre Freundschaft.
Es gab keine Vorwarnung.
Niemand sagte mir, dass es so weit kommen kann.
Niemand hielt mich auf und stellte sich mit einen Stoppschild vor mich.
Ich wurde einfach runtergeschubst.
Meine Knie waren aufgeschürft und rochen nach Abweisung, Kälte, Einsamkeit…und Tränen. Taubheit. Einsamkeit. Zurückgelassenhheit. All das spürte ich in der Blutlache. Erschrocken wachte ich aus meinem Koma auf. Ich war am Ende. „Emma“, hob er an, „warst du gut mit Josy befreundet?“ Ich würde es nicht überleben.
In meinen Haaren sah man den Dreck der Ersetzbarkeit und den Staub des Erwachsenwerdens.
Ich habe ihn nie wieder herausgekriegt.
Es war der 5. September, als Josephine mir sagte, sie müsse gehen, als sie sich bei den beliebtesten Mädchen unserer Schule einhackt, als sie nie einen Blick zurückwarf.
Ihre melodische Stimme, die wie ein Glockenspiel klang, verlor sich in dem Wind.
Und egal, wie sehr ich mich danach bemühte, es einzufangen, ich kriegte ihn nicht.
An diesem 5. September ging sie immer weiter fort ließ und mich zwischen all den fallenden Blättern zurück.
Das Rauschen der Blätter klang wie aufgeschlitzte Träume und blutende Zukunftspläne.
Jeden Schritt, den Josy tat, hinterließ Risse, Unkraut und Verwesung zurück.
Ich hatte ihr so lange nachgeblickt, bis ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte.
Meine Tränen schmeckten nach Verbitterung und Verstehen.
Meine Tränen hatten vor mir verstanden, dass ich blutend auf dem Boden lag und auf Josy wartete.
Dass sie vorbeikam, um mich zu retten.
Aber sie kam nicht.
Immer mehr Blut breitete sich um mich herum aus.
Ich lag auf dem Boden und wartete auf mein Ende. Ich sah Wolken vorbeiziehen, Erinnerungen und Träume.
Ich sah alles, was verschwunden war.
Ich stand da und hörte Josys Lachen.
Der Schlussstrich war perfekt; mit dem in der Sonne glänzenden Haar, mit dem wehenden blauen Schal, den ich ihr geschenkt hatte, verschwand sie aus meinem Leben. Einfach so.
Sie hatte den Schal nie wieder angezogen. Nie wieder.
Ich sah schreiend, wie der Schal von dem Wind fortgetragen wurde.
Höher und höher.
Ich streckte meine Hand aus, um ihn zu fangen.
Aber ich lag in Ketten auf dem Boden.
Der Schal sah aus wie Blut im Meer.
Und da fing ich an zu weinen.
All das Schlechte war wieder weg und ich sah in sein Gesicht.
Es war aus Porzellan.
Es war eins Clownsgesicht.
Er würde mich töten. Mich quälen.
Seine Lippen verzogen sich und aus seinem Mund floss ein Fluss aus Silben, die verpackt als Messer meine Haut aufschlitzen sollten.
Ich hielt den Atem an. Wovor fürchtete ich mich eigentlich? Was konnte er mir schon antun, was mir noch nicht widerfahren war?
Ich war ein Gebilde aus Narben, Kratzern und Stichen.
Die einzelnen Silben schwebten vor meinen Augen, kurz davor mich zu töten.
„Nein, war ich nicht.“ Meine Stimme klang anders.
Meine Stimme durchwebt von Lügen.
„Bist du dir da sicher?“
Ich sah ihn an und hoffte dort etwas zu finden, was mir zeigen konnte, dass das Leben nicht nur aus Angst bestand.
Ich wollte wissen, ob man furchtlos sein konnte.
„Was meinen Sie damit?“
„Genau das, was ich sage, Emma“
„Was bedeutet für Sie befreundet? Was bedeutet für Sie Freundschaft?“
Ich meinte es ernst. Wie definierte mal Freundschaft? Hatte jeder eine andere Vorstellung davon, dass Freunde sein bedeuetete?
Wie wär’s, wenn wir hier kurz auf ‚stopp’ drücken und ich eine Analyse starte?
Ich denke, das ist wichtig.
Für euch.
Für mich.
Freundschaft- eine Analyse
Die Freundschaft geht auf einem zerbrechlichen Weg. Man weiß es doch, oder? Jeder weiß das. Die meisten Freundschaften halten nie ewig.
Also bitte, kommt mir bitte nicht mit euren ‚allerbesten Freundinnen für immer’.
Wer noch mit seiner besten Freundin aus dem Kindergarten befreundet ist, bitte die Hand heben.
Niemand? Gut. Dann bin ich nicht die einzige mit dem Problem.
Freundschaften sind schwierig. Schwieriger als irgendwelche Beziehungen. Bei Freundschfaten geht’s nicht um Blumen, Pralinen oder Treue.
Es geht ums füreinander da sein, immer auf der Seite seines Freundes stehen.
Man kämpft für eine Freundschaft. Und trotzdem- egal, wie viel Mühe man sich gibt, man braucht eine Prise Glück.
Glück und den Mut im richtigen Moment das richtige zu sagen?
Und wer hat denn schon?
Für mich gibt es keine Freundschaft. Nur einzelne Bekanntschaften.
Denn wer gibt sich schon die Mühe, um eine Freundschaft zu kämpfen?
Es war der erste Tag auf der weiterführenden Schule. Bestehend aus einer Hackordnung, die von dummen Hühnern, albernen Gockeln und angeberischen Fliegen bestand.
Ihr Gesumme und Gegackere machte den ganzen Schulalltag aus.
Ich hatte mich an Josys hand geklammert und wollte sie nie wieder loslassen. An diesem Tag war sie mein Hafen.
Sie hatte mir in die Augen geblickt und gelächelt.
„Wir stehen das zusammen durch, Emma, wir beide, Emma!“
„Emma? Emma? Emma, verdammt nochmla!“ Eine Hand schlug auf die Tischplatte und ich zuckte zusammen. Tausende und abertausende Elektrostöße zogen mich zurück in die Gegenwart. Ich hatte mir geschworen, die Vergangenheit loszulassen. Es war gefährlich, zu labge in der Vergangnehit zu leben.
Man musste eindach weiter machen.
„Emma, was ist bloß los mit dir?“ Er setzte sich auf die Schreubtischkante und sah mich an.
Ich senkte meinen Blick und knetete meine Hände.
Was wollte er hören? Hmm? Was für eine Antwort erwartete die Mischung aus Verlogenheit und Angepasstheit da?
Wer hörte gerne die Wahrheit? Die meisten würden sie nich mal sehen, wenn man sie ihnen ins Gesicht werfen würde.
„Was mit mir los ist?“ Meine Stimme klang dünn, wie brüchiges Eis.
*Fortsetzung folgt*
Texte: Songtexte von Taylor Swift
Tag der Veröffentlichung: 18.07.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle Josy's dieser Welt.
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