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When you’re gone…



Der kalte Regen prasselte von dem dunklen Himmel.
Der große Vollmond thronte königlich zwischen all den kleinen Sternchen.
Ein Blitz durchzuckte den Himmel und für eine Sekunde wurde alles in weißes Licht getaucht. Keine Menschen treiben sich bei diesem Wetter draußen herum.
Und doch standen zwei Menschen sich gegenüber auf einer Lichtung.
Die eine Seite dieser Lichtung war erhellt von einer Laterne, die so hell schien wie die Sonne selbst.
Die Andere war nur so in Dunkel getaucht, dass sie sogar der dunklen Nacht Konkurrenz machte.
Tag und Nacht
Sonne und Mond
Licht und Dunkelheit
Gut und Böse
Ein Mädchen und ein Junge



* * *



„Du wirst mich hassen…Versprich es mir!“ verlangte Er.
„Niemals!“ widersprach Sie und schüttelte heftig ihre langen, von Regen durchnässten, schokoladenfarbenen Locken
Sie machte einen vorsichtigen Schritt in Seine Richtung, doch Er wich zurück.
„Geh, Mariana, geh. Es ist hier gefährlich!“ zischte Er
Sie hörte nicht auf ihn.
Wie im Trance bewegte sie sich auf ihn zu.
„Mariana! Geh! Hau ab! Du darfst nicht hierhin! Du stirbst wegen mir!“ schrie er panisch
Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf
„Nein, Damian…nein…Ich sterbe ohne dich…“ flüsterte sie
Der Junge fuhr sich seufzend mit der Hand durch sein schwarzes, nasses Haar.
Seine dunklen Onyxaugen trafen auf ihre unschuldigen Himmelsblauen.
„Damian…ich habe alles für dich aufgegeben! Ich habe meine Freunde verraten, mein Land, meine Eltern, meine Königin…Nur für dich! Nur wegen dir, steh ich nun absolut allein da! Verlass mich nicht auch noch!“ flehte sie
Er schwieg.
„Meine Flügel, Damian!“ rief sie verzweifelt „Sogar sie musste ich weggeben! Ich kann nicht mehr fliegen! Meine Kräfte schwinden! Ich sterbe ohne dich! Hilf mir, bitte!“
Plötzlich bewegte sich der Junge. Er schnellte auf sie zu.
Sobald er sich näherte, fing das Laternenlicht an gefährlich zu flackern. Es versuchte die arme, kleine Elfe zu warnen. Ein Schatten nähert sich, eine reine Inkarnation des Bösen nähert sich dem Licht! Doch die Elfe wollte sich von der Laterne nicht erschrecken lassen.
Fast schon erfreut, beobachtete sie wie ihr Geliebter sich ihr nähert.
Plötzlich durchzuckte sie ein unglaublicher, unbeschreiblicher Schmerz.
Benebelt sah sie runter und ihre Augen weiteten sich kurz.
Er hielt sie fest in seinen Armen. Doch das war nicht das, was sie erschreckte. Ein langes, schmales Schwert steckte direkt in ihrem Herz.
Sie hob den Kopf und sah Ihn an.
Wäre sie ein Mensch, würde sie nun sicherlich tot sein.
„Hass mich!“ forderte er sie abermals auf „Bitte, Mariana, hass mich!“
Langsam hob sie ihre zarten, schmalen Arme und berührte seine leichenblasse Haut mit ihren Fingerspitzen. Sie hob sich leicht hoch.
„Niemals!“ wiederholte sie und versiegelte ihre Lippen mit seinen.
Vorsichtig küsste sie seinen eiskalten Mund, während ihre Lebensenergie schwand und eine zuerst blaue Blutlache unter ihr bildete. Langsam wurde ihr Blut immer rötlicher, bis es menschliche Farbe angenommen hatte.
Langsam lief ein Tröpfchen Blut aus ihrem Mund und hinterließ eine weinrote Spur auf ihrem Kinn.
Dann lösten sich ihre Lippen von seinen und ihr Körper wurde schlaff.
Sekundenlang war es still. Die Laterne flackerte ein letztes Mal in Takte ihres Herzens und dann wurde die Lichtung in Dunkelheit getaucht.
Keuchend drückte der Junge seinen Kopf gegen ihr Schlüsselbein und silberne Tränen liefen von seinen Wangen.
„Meine kleine Elfe…“ hauchte er „es tut mir Leid…“

* * *



Ihr Grab, die dunklen Blumen, das tote Lächeln auf ihrem Gesicht.
Er spürte förmlich ihre Stimme, die ihm sagte, dass sie ihn immer lieben würde, während er das Mädchen, das sich in einem kleinen Kanu immer weiter von der Küste entfernte. Von der Küste, von den Menschen und den Elfen, von den Schatten, von allem Bösen, von ihm…
Doch wird sie immer in seinem Herzen hausen….Immer!
Eine Welle nach der Anderen schlug gegen das Kanu.
Dann sah er wie eine Welle über das Kanu herfiel und es zu Grunde ging.
„Es tut mir Leid, Mariana…“
Zwei Geschöpfe, so verschieden, konnten nicht zusammenleben. Gut und Böse waren nun mal Gegensätze. Wenn du eine böse Seele liebst und selbst eine Gute bist, wird es nicht lange dauern, bis du deinen Geliebten tötest, egal ob gewollt oder ungewollt.
Aber wenn du dich beherrschen kannst…wirst du früher oder später selbst umgebracht von deinem Liebsten…
Sich opfern oder von der Hand des Liebhabers sterben?
Willst du wirklich dein wertvolles Leben einfach so hergeben?
Denn danach gibt es auch kein Erlösen.
Danach leidest du.
Immer.
Ewig.
Alleine.

The End

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Annie Inspiriert von ihrem Buch "Schmetterlingsstaub"

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