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ANNA UND DER SCHWARZE MANN
 
W E R   H A T   A N G S T   V O R M
S C H W A R Z E N    M A N N ?


Wer kennt nicht dieses Kinderfangen-Spiel "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" Es müssen mindestens vier  bis zu zehn, zwölf Kinder daran teilnehmen. Einer ist der Fänger. Er ist dann der "Schwarze Mann". Und ruft zu der entgegenstehenden, entfernten Gruppe:
"Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" Und die Gruppe der Kinder schreit zurück: "Niemand!" Und der Fänger: "Und wenn er kommt?" "Dann laufen wir davon!" Oder: "Dann kommt er eben!" In diesem Augenblick rennt die Gruppe der Kinder alle auseinander, in Sicherheit, auf die andere Seite. Der Fänger versucht nun so viele wie möglich einzufangen, indem er sie am Arm oder an der Schulter mit den Händen berührt und festhält. Diese Gefangenen müssen dann dem "Schwarzen Mann" helfen in der nächsten Runde, beim Einfangen. Der Letzte, der übrig geblieben ist, hat gewonnen. Ist im neuen Spiel der "Schwarze Mann", der Fänger.

Anna fürchtete sich wieder einmal in ihrem Kinderzimmer, vor dem Schlafengehen. Manchmal schaute sie zaudernd unter ihrem Bett nach oder öffnete ihren Kleiderschrank, ob sich dort wohl ein Dämon oder sonstiges Unheimliche dort versteckt hatte. Aber natürlich war dort heute auch wieder nichts! Als sie alleine in ihrem Bett lag, zuckte sie vor jedem kleinsten Geräusch zusammen. Dabei war es bloß der Wind, der durch die Äste des großen Ahornbaums hinter dem Haus strich. Oder ein leises Knacken hie und da im Haus. Gut, dass sie wenigstens ihren Plüschhasen im Arm hielt. Sie verkroch sich immer tiefer unter ihre Decke. Warum sagte ihr Vater auch immer wieder drohend, wie so oft, dass gleich der "Schwarze Mann" käme, sie holen würde, wenn sie nicht mehr folgen und weiterhin so ihren kleinen Bruder Jonas ärgerte. Das hatte er schon so oft gesagt. Jedes Mal bekam sie mehr Furcht vor diesem gefährlichen, unheimlichen "Schwarzen Mann".
Sie neckte und ärgerte zwar ihren kleinen Bruder ab und zu. Es genügte allein schon das Polizeiauto, mit dem er gerade spielte, in die Hand zu nehmen, um es mit Schwung in die richtige Richtung zu schubsen.
Aber es war doch Spaß und er heulte eben dauernd, damit er auch noch mehr Aufmerksamkeit von den Eltern erhielt, denn er war ja erst zwei. Aber sie hatte ihren Bruder Jonas doch lieb und wollte eigentlich, meistens jedenfalls, mit ihm nur spielen.

Eines Tages hatten ihre Eltern miteinander einen fürchterlichen Streit. Ihr Vater war so arg wütend und brüllte die schlimmsten Beschimpfungen an seine Frau hin, dass Anna und Jonas es mit der Angst bekamen. Sie beschlossen, sich gemeinsam hinter die Couch im Wohnzimmer zu verkriechen und hielten sich dort ihre Ohren zu. Da geschah etwas sehr seltsames.
Die Haustüre sprang plötzlich von alleine, sperrangelweit auf!
Und unter dichten Nebel mit grellen Blitzen, stand da ein großer Mann, in einem dunklen, schwarzen, bodenlangen Mantel gehüllt da. Mit feurig glühenden roten Augen und zornigem Knurren, griff er nach dem Vater, hielt ihn fest an beiden Armen. Die Mutter kreischte entsetzt auf und lief schutzsuchend in die hinterste Ecke. Der Vater wusste gar nicht wie ihm geschah, denn die Sache ging so schnell vonstatten, dass Keiner eigentlich so richtig blickte, was da eben geschah. Der "Schwarze Mann " zerrte ihn nun rückwärts laufend, mit einem lauten Türknall hinter sich und dem Vater, nach draußen und blitzschnell bis in den nahen, tiefen Wald hinein. Der Nebel war augenblicklich mit ihnen verschwunden. Was dort weiter passierte, wusste auch keiner. Die Mutter blieb mit ihren zwei Kindern verängstigt, verstört zurück. Sie trösteten sich gegenseitig und umarmten sich. Anna meinte zu ihrer Mutter: "Jetzt hat der "Schwarze Mann" Papa geholt, weil er auch böse war!"
"Das gibt es doch alles gar nicht!" Kam von der Mutter als Antwort.

Die Mutter wollte bereits die Polizei informieren, über das merkwürdige Verschwinden ihres Mannes, als am nächsten Tag, es war bereits mittags, es an der Haustüre klingelte. Die Mutter öffnete und mit verschmutzter Kleidung, das Gesicht verdreckt und mit wild zerzausten Haaren, stand der Vater, zitternd am ganzen Körper, vor der Tür. Kleinlaut entschuldigte er sich bei seiner lieben Frau. Versprach vor allem den Kindern, besonders Anna, hoch und heilig, nie mehr wieder Drohungen über den "Schwarzen Mann" und dergleichen zu machen.

Wo war er so lange gewesen? Was war dort geschehen? Er wusste keine Antwort darauf. Er konnte sich an nichts mehr erinnern! Vielleicht war es auch gut so. Denn was man anderen wünscht oder ihnen dauernd androht, rächt sich irgendwann an einem selbst. Früher oder später... Glaubt es mir!

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Texte: Alle Rechte vorbehalten! Rechte liegen beim Autor. Keine unerlaubten Kopien, Auszüge und so weiter...März 2010
Bildmaterialien: TItelbild von mir.
Tag der Veröffentlichung: 27.03.2010

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