Einleitung:
Die folgende Kurzgeschichte ist zum Vortragen auf Geburtstagen oder sonstigen Feierlichkeiten. Ich bin mir ganz sicher, dass der Ein- oder Andere lachen muss. Wahrscheinlich hatte der Verfasser, oder die Verfasserin selber so viel Humor, dass sie oder er es alleine schon beim Schreiben mussten! Jedenfalls kommt "Das Mariele von Henderdupfing" eigentlich immer sehr gut an. Vor allem bei denen, die schwäbisch können oder verstehen. Aber es gibt, so viel ich weiß, ähnliche Texte in anderen Bundesländern, in dem jeweiligen Dialekt. Sie ähneln sich alle irgendwie. Habe ich schon gehört. Der Text ging ja auch so "von Hand zu Hand", immer weiter. Jeder wollte ihn für einen anderen Geburtstag oder sonstige Feier haben. Und keiner kennt oder weiß eigentlich den Autor.
Komisch?
Ps: Habe beim schreiben des Textes auch ein wenig länger gebraucht! Obwohl ich selbst ein Schwabe bin. Der Text ist halt schon etwas schwieriger...
Also, viel Spaß beim Lesen. Lasst Euch ruhig genügend Zeit dazu.
Mariele von Henderdupfing(a)
Grüß Gott; I ben´s Mariele von Henderdupfing.
I möcht Euch erzähla, wia mir´s am erschta Dag en dr Stadt ganga isch. Mir send drhoim 10 Kender gwä ond wo i aus dr Schul komma be, hat mei Vadder g´sagt:
"Mariele, jetzt sucha mr dr a Stell en dr Stadt, weil mr do net soviel schaffa muaß - ond drfür viel z´essa griagt."
Bald hanne a Stell kett, em a Pfarrhaus.
I han mei Köfferle packt ben en d Flecka nei ganga, han noch´m Bahhof g´frogt, weil i mir a Billetle kaufa han wella.
Am Schalter hot mr der Beamte g´sagt, des hoißt net Billetle, sondern Fahrkarte ond no hot mi der freche Denger glei g´frogt:
"Wohin möchten Sie reisen?" (Ha, des goht doch den nex a). Na, han´e oifach g´sagt, i will noch Heilbronn, der braucht doch net wissa, dass i noch Stuttgart will. Jetzt frogt dr me:
"Mit Zuschlag oder ohne?"
I han me b´sonna ond no g´sagt: "Halt mit", (i woiß au net, was besser isch).
Jetzt isch mei Zug komma. I han me neigsetzt ond han mrs recht gmüatlich gmacht ond ben bis Stuttgart g´fahra. Wia i do so in dem Abteil romhock, fliagt do so a ganz großa Muck uff mei Nos. Grad han e se wella wegjaga, do fällt mei Blick uff des Schild "Bremsen nicht berühren!" Schnell hanne mei Hand wieder z´rückzoga ond han se halt sitza lassa - bis Stuttgart. Moi hat des g´kitzelt!
Mit a´ma ganz g´schwollana Zenka ben i en Stuttgart ausg´schtiega. Kaum ben i aus dem Zug g´schtiega stoht da ganz groß "Ge-leise", schnell hanne meine g´nagelte Stiefel auszoga ond ben schtrempfich zom Ausgang g´laufa. Kommt mr a ganz feine Dame entgega, mit a´ma gloina Bua an dr Hand - der hot mi vielleicht ausglacht, dem han´e aber glei oina g´schmiert (schliaßlich han i jo mit Zuschlag zahlt); des hot dui Frau jo net wissa kenna - Mensch hot sich dui vielleicht uffgregt!
Wia i zu dem Bahhof nausgang, hots ganz arg g´regnet. A bißle Geld han e kett, do kauf dr en Schirm han e denkt. A vornehms Gschäft war des, als der Mo mi g´frogt hot:
"Was wünschen die Dame?" -
"En Schirm will i!" -
"Bitte ersten Stock."
No ben i halt wieder ganga, wenn i do erscht en Stock kaufa muaß, dass e au en Schirm griag - des isch mr scho z´domm! No han´e so überlegt, dass i jetzt a Geld g´spart han und deshalb ens Kino gang a ko. I han en Schutzmann g´frogt, wo´s Kino wär - secht der: "Grad aus", wenn i scho amol ens Kino will, no isch´s grad aus. Jetzt ben i halt ens Theater ganga, lauft do oiner uff mi zua, "Opernglas gefällig" - wo i doch liaber aus em Krüagle drenk. Kaum hanne den Schrecka überwonda g´hett, kommt scho wieder oiner der schreit:
"Pro-gramm, 10 Pfg." - Mensch des bei meiner Figur, des ko i jo gar net zahla (pro Gramm 10 Pfg.). Na han e me halt so neigschmuggelt. Wo des Theater aus war, han´e g´merkt, dass mei Geldbeutel fehlt. - Do ben i aber verschrocka! Han des glei em a Schutzmo g´meldet, der hot me g´frogt, wo i denn den Geldbeutel g´hett hätt. Ha am a sichera Platz han e dem g´sagt, en meiner Hos drenn.
"Ja, dann merken Sie doch, wenn da jemand rummacht."
"Ha scho", (han e g´sagt) - "aber i han denkt, der hot ehrliche Absichta".
No ben i schnell zu meine Pfarresleit ganga.
Bei dene ben i 7 Johr g´wäh. Über meim Bett isch a Bild g´hängt, do isch druff g´schtanda:
"Der Herr kommt jeden Abend zu Dir."
Mensch, älles war verloga, en dene ganze 7 Johr isch net oin Obend dr Herr Pfarrer zu mir komma. Do kennet dr amol wieder seha - au Pfarrersleit lüaget - ond wia!
Texte: Alle Rechte vorbehalten, sie liegen beim Autor.D. h. dieser Text ist nicht von mir. Verfasser muss ein Schwabe sein, wahrscheinlich ist er es noch immer (hoffentlich)! 2009
Bildmaterialien: Titelbild aus dem Internet (Bahnhof Geislingen)
Tag der Veröffentlichung: 21.10.2009
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