Cover

Die große Einschulungsfeier




Der Sommer war fast vorbei.
Die Kindergartenzeit von Elsa ging langsam dem Ende zu und sie sollte noch in diesem Jahr in die Schule kommen.
Es war kurz vor der Einschulung.
Ich freute mich riesig auf die Schule. Endlich war ich ein Schulkind. Zu Ronis Einschulung waren ein paar Gäste da.
Nun wollten wir auch zu meiner Einschulung mit ein paar Gästen und Freunden feiern.
Omi Emmi war schon eine ganze Weile wieder hier, denn wenn bei uns irgendetwas gefeiert wurde, gehörte sie dazu.
Sie werkelte mit Mami in der Küche, es gab noch viel vorzubereiten. So sollte auch was alkoholisches für die Erwachsenen gereicht werden.
Omi meinte, man kann doch einen Kirschlikör machen und Mami war auch gleich damit einverstanden.
So wurden Kirschen aus dem Keller geholt und eingelegt. Die standen nun erst einmal einen Tag in der Speisekammer, bevor sie weiter verarbeitet wurden.
Am nächsten Tag wollte ich, Elsa das Vorschulkind, mit helfen die Flüssigkeit von den Kirschen in Flaschen zu füllen. Aber Omi Emmi schimpfte gleich: „Es ist keine Arbeit für Kinder, geh spielen!“
Da ich mich nicht nochmals ausschimpfen lassen wollte, versuchte ich den Rückzug anzutreten. Omi hatte eben beim Einfüllen der Flaschen etwas daneben geschüttet. Aber bevor ich die Küche verlasse, werde ich erst mal noch kosten, was das für ein Getränk sein soll.
Wenn die Erwachsenen das trinken, bekommen wir Kinder nichts mehr davon ab.
Da muss ich schon mal vorher probieren und Omi Emmi dann sagen, sie soll für uns was zur Seite stellen, damit wir auch feiern können.
Ich ging wieder zum Tisch und versuchte die daneben verschüttete Flüssigkeit mit dem Finger zum Kosten auf zu nehmen. Es klappte.
Bevor Omi schimpfen konnte, dass ich immer noch in der Küche bin, leckte ich den Finger ab und verschwand aus der Küche.
Iiii pfui, das schmeckt ja ekelig, das braucht Oma nicht weg zu stellen, das trinkt meine Schwester auch nicht.
Nun war der ersehnte Tag da.
Die Sonne schien und kein Wölkchen war am Himmel zusehen.
Ich hatte mein neues rot geblümtes Kleid und ein paar schicke braune Halbschuhe angezogen. Mit einer wunderschöne Schultasche auf dem Rücken und passend dazu die Brottasche fühlte ich mich jetzt wie ein Schulkind. So ging ich mit Mami und Papi voller Stolz durch unserem kleinen Ort, der Strasse entlang bis zur Schule. Während der Feierlichkeiten erhielt ich eine große Zuckertüte. Die war so groß, dass ich sie gerade zum Fotografieren halten konnte. Danach musste die Zuckertüte mein Papi nach Hause tragen. Unterwegs wurden wir dann mehrmals gefragt: „Na wer ist denn unser neues Schulkind?” Aber mein Papa nahm es mit Humor und erzählte jedem „unsere grosse Tochter.”
Zu Hause wieder angekommen, waren schon die ersten Gäste da und die Feierei ging weiter, bis in den Abendstunden.
Am nächsten Tag, es war Sonntag, ging es ans Aufräumen.
Ich sollte die stehen gebliebenen Kirschen, die nicht mehr gebraucht wurden, auf den Kompost bringen. Da lagen nun die schönen Kirschen.

Ein Huhn, das sich irgendwie aus dem Hühnerstall befreit hatte, lief zum Kompost und pickte an den Kirschen herum. Da es dem Huhn anscheinend schmeckte, ließ ich es zufrieden und scheuchte es nicht wieder in den Stall. Ich machte die Stalltür auf, damit die anderen Hühner auch alle von den leckeren Kirschen picken konnten.
Im nu waren alle Hühner am Komposthaufen und fraßen sich satt. Sie wussten auch gleich, wohin sie laufen mussten um an Futter zu kommen. So feierten unsere Hühner einen Tag später auch mit.
Ach war das eine Freude, wie das liebe Federvieh scharrte und gackerte. Ich ließ sie machen und ging wieder in die Wohnung und dachte nicht mehr an die Hühner.
Am Abend ging Oma auf den Hof und wollte die Hühner im Stall einsperren, damit sie schlafen können. Sie war kaum draußen, da hörte man den ersten Schrei. Mami, Papi, Roni und ich stürzten auf den Hof, denn jeder dachte, unserer Oma Emmi ist etwas passiert.
Wir waren noch nicht ganz draußen, da hörten wir noch ein Schrei. Auf dem Hof angekommen, bot sich uns ein schreckliches Bild.
Die Hühner lagen verstreut, vom Kompost, den Hühnerstall, bis zum Hof. Sie sahen alle aus, als wären sie tot.
Omi weinte ganz entsetzlich und meinte immer wieder „die armen Hühner, so viele können wir gar nicht essen.“ Sie sammelte ihre geliebten Hühner wieder ein und legte sie in den Hühnerstall.
Papi sah sich die Hühner noch mal genauer an, nahm unsere Omi Emmi in den Arm und sagte zu ihr: „Weine nicht, deine Hühner sind nicht tot, sie sind nur jämmerlich betrunken.“
Das konnte Omi nun gar nicht begreifen. Papa zeigte auf die Kirschen, die überall herumlagen.
Da mussten nun alle lachen. Auch Omi lachte mit und alle waren froh, dass das Federvieh noch lebte.
Am nächsten Morgen, nach dem Aufstehen, mussten wir erst einmal gucken, was die Hühner machten. Unsere Omi strahlte wieder, denn alle liefen wieder munter im Stall umher. Einige kippten zwar noch zur Seite, weil der „König Alkohol” noch sein Unwesen trieb, aber sie gackerten, scharrten, fraßen und nahmen Wasser zu sich, es ging ihnen wieder gut.
Als wir wieder in die Wohnung gehen wollten, nahm mich mein Papi zur Seite und sagte zu mir, so dass es keiner hören konnte: „Das nächste Mal machst du die Tür nicht wieder auf. Die Hühner dürfen draußen nicht herumlaufen, wenn Schnapskirschen auf dem Kompost sind. Wir wollen doch nicht, dass unsere Oma vom Schlag getroffen wird,“ grinste mich an und wir gingen hinter den Anderen her.
Die Tür zum Hühnerstall ließ ich nie wieder auf.
So nahm die Geschichte noch ein glückliches Ende und ich konnte am ersten Schultag von unserem besonderen Erlebnis vor der ganzen Klasse berichten, wie wir gefeiert haben.

Milchschleuder




In unserem kleinen Ort Gruben-Gold hatte auch sonntags der Milchladen geöffnet, weil die Frischmilch ja nicht schlecht werden sollte.
So gingen jeden Sonntagmorgen entweder Roni oder ich, das Schulkind Elsa, Milch holen. Denn als Kinder tranken wir sehr viel Vollmilch.
Diesen Sonntag war ich an der Reihe. Omi Emmi gab mir die 2 Liter-Milchkanne und Geld passend, 1,36 DM für einmal vollmachen bitte in die Hand.
Ich zog langsam los.
Es dauerte eine Weile, bis ich am Milchgeschäft war.
So hatte ich Zeit meine braune Emaillekanne mal vorwärts und mal rückwärts zu schlenkern. Ein anderes Mal drehte ich sie mit dem gesamten Arm vorwärts und rückwärts, meine gymnastischen Übungen waren verblüffend und ich staunte selbst wie gut ich diese Technik beherrschte. Die ich schon ein paar Mal geübt hatte , denn ich hatte es bei den größeren Kindern gesehen, die auch sonntags Milch holten.
Nun war ich endlich am Milchladen angekommen.
Es stand eine entsetzlich lange Schlange davor. Ich musste mich also ganz hinten anstellen.
Nach mir kam noch ein Junge. Es war Dieter, ein Schulkamerad, dieser ging mit mir in die erste Klasse. Wir schwatzten bis wir an der Reihe waren, so verging die Zeit recht schnell.
Als ich aus dem Milchgeschäft wieder raus kam stand Dieter noch davor und wartete auf mich.
In der Zwischenzeit sind noch einige Kinder, die wir beide kannten am Milchlädchen eingetroffen und hatten sich in der Schlange angestellt.
Wartet auf uns, wir gehen dann gemeinsam nach Hause. So warteten Dieter und ich auf die Anderen.
Als wir ein paar Schritte vom Milchladen entfernt waren zeigte uns ein Junge wie gut er die Milchkanne gefüllt hin und her schleudern kann.
Dieter und ich sahen uns das eine Weile an und mein Schulkamerad meinte dann: „Das kann ich auch.“ Er probierte es, ein zweites und ein drittes Mal. Dann war er ganz stolz auf sein Können und sagte: „So Elsa jetzt bist du an der Reihe.“
Na gut, da ich es ja schon ein paar Mal geübt hatte, tat ich ihm den Gefallen.
Ich drehte meine Milchkanne einmal vorwärts und einmal rückwärts. Ach war ich stolz auf mich, dass ich mich nicht blamiert hatte.
Nun gingen wir weiter nach Hause.
Am nächsten Sonntag musste ich auch wieder Milch holen, weil meine grosse Schwester Roni erkältet war und ihre Halsschmerzen mit einem dicken Schal im Bett auskurieren musste.
So blieb mir nichts weiter übrig als das Amt diesen Sonntag wieder zu übernehmen.
Als ich meine Milch in der Kanne hatte und diesmal allein nach Hause ging, weil kein Kind den selben Weg hatte, fing ich wieder an aus langer Weile meine Kanne zu schleudern.
Plötzlich rutschte mir der Kannengriff aus der Hand und die große braune Emaillekanne purzelte auf die Erde. Nun lag sie auf dem Bürgersteig.
Da ich aber schnell reagiert hatte, war nicht die ganze Milch ausgelaufen, so konnte ich noch etwas „retten.“
Hm, die Emaille war abgeplatzt und eine grosse Beule zierte jetzt an der Seite die Kanne.
So hatte ich nun auch noch einen Zeugen, der von dem Unfall berichten konnte.
Oh je, das wird ein Spektakel geben.
Ich kam nach Hause und gab Omi die Milch. Als sie die Kanne hoch nahm merkte sie schon, dass nicht so viel Milch darin war, wie ich holen sollte.
Sie sah mich an und fragte nur: „Und?”
Ich erzählte ihr was passiert ist.
„Zur Strafe gehst du jetzt noch einmal los und holst noch mal Milch,“ drückte mir die sauber gemachte Kanne und Geld in die Hand und ich machte mich abermals auf den Weg.
Die Verkäuferin im Milchlädchen sah mich an und meinte nur: „Ist das deine Milch, die vor dem Laden liegt? So was, kommt von so was.“
Sie gab mir die gefüllte Kanne und ich wollte gleich ganz schnell nach Hause eilen.
Dann traf ich doch noch eine Schulfreundin, die auch Milch holen sollte.
Wir unterhielten uns und sie fragte mich, ob ich auch schon einmal meine Milchkanne geschlenkert habe.
Sie hätte es auch schon einmal gemacht, aber es ist nichts passiert.
Ich erzählte ihr natürlich nicht, dass ich heute schon das zweite Mal unterwegs bin um Milch zu holen.
Von dem Unglück mit der Kanne wollte ich mit ihr nicht sprechen, weil sie mich sonst ausgelacht hätte und es der ganzen Schulklasse sagen würde.
Ich verabschiedete mich ganz schnell von ihr und sagte: „Ich muss schnell nach Hause, Oma wartet auf die Milch.“
Ich wollte nicht riskieren, dass mir die Milch noch einmal an diesem Tage auf die Straße läuft.
Es war das letzte Mal, egal was die anderen sagen, ich schleuderte meine Milchkanne nicht wieder.
Dieser Tag war mir eine große Lehre.

Der Sandmann




In dem Haus in dem wir jetzt wohnen, lebt über uns noch ein älteres Ehepaar, die Familie Boch.
Es sind liebe, nette Leute und haben auch immer ein offenes Ohr für uns Kinder und mögen uns sehr. Ihre eigene Tochter wohnt sehr weit weg, sie ist schon erwachsen und kommt auch selten zu Besuch.
So hat die Familie Boch uns erlaubt, Omi und Opi zu ihnen zu sagen.
Seit ein paar Wochen haben sie einen Fernseher.
Wir durften uns dieses Gerät schon einmal ansehen.
Es war schon erstaunlich, wie damals über die Mattscheibe die ersten Bilder in schwarz/weiss flimmerten.
Bei uns gab es nur ein Radio, da hörten wir abends, immer vor dem Schlafen gehen den Sandmann.
Aber wenn man ihn sehen kann, das ist schon toll.
Jetzt wussten wir Kinder endlich wie der Sandmann wirklich aussieht und wie er den Schlafsand auf der ganzen Welt verbreitet.
Eines Tages saßen Roni und ich im Hof auf der Treppe und unterhielten uns über den Sandmann. „Schade, dass wir noch keinen Fernseh haben. Wenn wir einen Fernseher hätten, dann könnten wir jeden Abend den Sandmann sehen, aber wir haben ja keinen.“
Das Gespräch muss wohl Opa Boch mitgehört haben.
Ein paar Tage später kam Opi Boch zu uns runter.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: elanhop
Bildmaterialien: elanhop
Tag der Veröffentlichung: 27.03.2012
ISBN: 978-3-86479-447-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Geh dein Leben Schritt für Schritt, geh nicht alleine und nimm Freunde mit. Und rutschst du aus, bleib ja nicht liegen, denn wer nicht kämpft, kann auch nicht siegen! Ihre elanhop Diese Geschichte ist frei erfunden. Alle Namen, handelnden Personen, Orte und Begebenheiten entspringen der Fantasie des Autors. Jede Ähnlichkeit mit real lebenden oder toten Personen, Ereignissen oder Schauplätzen wäre völlig unbeabsichtigt und reiner Zufall.

Nächste Seite
Seite 1 /