Cover

Weiß!
Schneeweiß!
Und eine unglaubliche Stille.
Die saubere Luft war eisig und es bildete sich jedes mal eine Wolke beim ausatmen.
Die Sonne glitzert auf den unberührten Schneeweiten. Die kleinen Kristalle und Diamanten leuchteten in tausend Farben auf den Bäumen, in den Sträuchern und auf den Wiesen.
Meine Schritte würden die ersten und auch einzigen in dieser weiten Gegend sein. Mein kleines Häuschen liegt ein wenig ab vom Dorf, man muss durch einen kleinen Wald wandern und eine Brücke passieren um dort hin zu gelangen. Mir war das egal, hier draußen habe ich meine Ruhe. Im Sommer bekomme ich oft Besuch von Verwandten, aber im Winter wagt sich keiner raus hier. Ich habe gerne Menschen um mich, aber noch viel lieber habe ich die Natur mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und Tieren – und ihrer unglaublichen Weite. Die Weite ist das schönste hier draußen.
Das Geräusch hinterm Haus nahm ich nicht war.

Kapitel 1

„Butter, zwei mal Milch … Erdbeermarmelade und Kartoffeln. Ach ja und noch ein halbes Brot. Das war`s.“
Das war die kurze Bestellung bei Vivi, der Inhaberin des kleinen Bio-Laden´s, auch der einzige Lebensmittelladen im Dorf. Die nächst größere Stadt war gut eine Stunde mit Auto erreichbar. Vivi war eine ältere Dame, die täglich mit Blümchen-Schürze und grauer Strickjacke bekleidet hinter ihrer Theke stand. Die grauen Haare versuchte sie provisorisch unter einem karierten Tuch zu verstecken. Alles in allem sah sie aus wie eine liebe etwas verkorkste Oma.
„Ach Liebes, es soll in den nächsten Tagen noch mehr schneien. Bleib doch lieber hier bei uns. Amanda hat extra für dich ein Zimmer reserviert.- Hier ist es sicherer.“
Das war Vivi, sie sah alle und gerade jüngere Frauen, die allein im Wald wohnten als unbeholfen und hilfebedürftig an. Ihre jetzige Kunden war daher ihr Lieblingsopfer. Obwohl Vivi wusste das Mia nie ins Dorf ziehen würde, versuchte sie es dennoch immer wieder gern um dann enttäuscht festzustellen das es keinen Zweck hatte.
„Nur weil es jetzt kälter wird, verziehe ich mich doch nicht aus meinem Heim. Das solltest du doch eigentlich wissen.“
Vivi sah Mia leicht zerknirscht an, sie war den Widerspruch von ihren eigenen Kindern gewöhnt, aber diese könnten selbst auf sich aufpassen.
Das Mia allein und ohne Ehemann im Wald wohnte, wurmte Vivi und auch Amanda, Vivis beste Freundin, besonders. Gerade in den kommenden Monaten sollte lieber kein Mensch draußen im Wald allein sein. Vivi und Amanda hatte Mia schon unzählige unerwünschte Dates verschafft, alles um sie aus dem Wald zu locken. Doch bis her hatten sie kein Glück mit ihren Verkupplungsversuchen. Auch ohne die Beiden hatte Mia schon genug zu tun.
Sie war kein hochgewachsenes Top-Model, mit einer Größe von 1,70 gehörte sie eher zu dem Durchschnitt. Die schlanke, feminine Figur hatte sie von ihrer Mutter, aber im Gegensatz zu ihr hatte Mia noch dazu ein paar Muskeln auf die sie im Notfall zurück greifen konnte. Ihr blondes wildes Haar versuchte sie meinst in einem Pferdeschwanz zu zähmen. Ihre Erscheinung und ihr Auftreten unterschied sie von den anderen Dorfmädchen, und dies bemerkten gerade männlichen Bewohner des kleinen Dörfchens. Kleine Püppchen die alles taten was die Männerwelt von ihnen verlangte gab es hier genug, nur Mia gehörte zu dieser Sorte nicht.
Mia´s Eltern waren vor Jahren hierher mit ihr in den Urlaub gefahren, zurück fahren mussten sie alleine.
„Ich bleibe in meinem Haus. Bitte schreib die Sachen auf.“
Vivi ließ nicht locker, das tat sie nie, aber die Geschichte mit der sie jetzt wieder anfing, fand Mia bei den Haaren herbei gezogen.
„Der alte Joe, der mit der Werkstatt, hat erzählt das er wieder diese merkwürdigen Kreaturen gesehen hat. Sie kommen jedes mal näher an die Häuser ran. Die Viecher fressen Menschen. Und sie sind immer in Gruppen unterwegs. Im Sommer verziehen sie sich wieder in den Wald, aber jetzt im Winter...Nimm dich in Acht! Du wohnst da so allein, es könnte dir keiner zur Hilfe kommen wenn was passiert.“
Nun erschien ein bekanntes Grinsen auf Vivis Gesicht.
„Oder frag Martin, den hübschen Sohn von dem alten Joe, ob er dich begleitet. Er ist sehr angetan von dir ...“
Mia verdrehte die Augen und verließ den Laden auf den schnellsten Weg um das Kichern von Vivi auszublenden.
Die Geschichte mit den Kreaturen war natürlich jedem bekannt, sie ist schon Jahre alt. Den Kindern wird damit Angst gemacht, dass wenn sie nicht auf Essen oder unartig sind, die großen Hunde kommen und sie fressen. Bei manchen sind es Hunde, bei anderen Wölfe und bei wieder anderen waren es nur Raubtiere oder Kreaturen. Sie sollen in den Wäldern leben und Wild jagen, manchmal aber auch Menschen. Manche Dorfbewohner sind fest davon überzeugt welche gesehen zu haben, alle Beschreibungen sind anders. Das Einzige was immer gleich beschrieben wird, sind die intelligenten braunen Augen. Sonst kommt von ganz groß bis ganz klein oder zottiges bis glattes Fell alles vor.
Vor einigen Monaten ist ein Mann, ein Tourist aus Polen verschwunden. Er war allein in den Wäldern unterwegs, die Dorfbewohner behaupten das die „Waldbewohner“ sich ihn geholt haben. Er war ein komischer Kauz, sehr eigen und nannte sich selber „Beschützer“. Es wurde vermutet das er einfach ohne Abmeldung gefahren war, den die Suchen der Polizei hatte nichts ergeben, weder Taschen noch ähnliches, als ob er nie da gewesen wäre.
Für Mia waren dies nur Ammenmärchen und nichts weiter.

Der Fußmarsch nach Hause war lang und mit den Einkäufen noch länger, aber die Blöße jemand um Hilfe zu bitten wollte Mia sich nicht geben. Es war Mittag, sie hatte gerade mal die Hälfte des Weges geschafft und ihr war warm. Die Sonne schien auf den Schnee und in der dicken Klamottenschicht wurde ihr so richtig heiß. Sie hatte von ihrer Mutter gelernt sich nach dem Zwiebelmuster-Modell anzuziehen: Top, Langarm-Shirt, Pulli, Strickjacke und Winterjacke. Bei den Hosen sah das ganze nicht anderes aus, im Moment bereute Mia es aber sich so angezogen zu haben, es war einfach zu dick.
In Gedanken was man den als erstes ausziehen könnte und auch am schnellsten, ohne das die Kälte doch wieder Überhand gewinnen würde, überhörte sie beinahe das leise Knacken vor ihr im Gebüsch. Als Tochter eines Hobbyjägers wusste Mia das sie lieber still stehen bleiben und keinen Mucks machen sollte. Es könnte ein Wildschwein oder auch nur ein Fuchs sein. Oder aber auch.... Die Gedanken überschlugen sich. Was wenn Vivi und die anderen doch recht hatten? Mit einem weiteren Knacken stürmten zwei Hasenkinder auf den Trampelpfad. Sie waren so mit Spielen beschäftigt, das sie die erschrockene und kreidebleiche Mia nicht bemerkten. Als der erste Schreck halbwegs verdaut war setzte Mia im Eilschritt ihren Marsch fort, sie wollt so schnell wie möglich nach Hause.

Die braunen Augen ihres heutigen zottigen Beobachters verfolgten sie bei jedem Schritt.
Fast hätten die Hasenkinder ihn verraten.

Zu Hause angekommen, brauchte die immer noch leicht zitternde Mia erstmal einen heißen Tee auf den Häschenschreck, nach dem Tee wartete die Arbeit auf sie. Ihren Job konnte Mia von zu Hause aus machen. Es war ihr Traumberuf, bei dem sie in ihrem kleinen Wäldchen bleiben konnte, alles was wichtig war konnte sie von hier aus organisieren. Sie war bei einer Immobilienfirma angestellt, neue Mieter stellten Anforderungen an eine Wohnung und Mia war daran diese umzusetzen, natürlich nur auf dem Blatt. Sie fand es sehr interessant aus den Interessen und Hobbys eines Mieters eine neue Wohnung zu kreieren.
Mit einem neuen Tee und einer warmen Decke verzog Mia sich in die schönste Ecke des Hauses. Es war nur ein kleines in waldgrün gehaltenes Zimmer mit einem gemütlichen Sessel. Der Blick von diesem Sessel zeigten den ganzen Wald, eine Wand war komplett verglast so das kein Stück Mauer den Blick trübte. Hier an diesem Ort kamen ihr die meisten Ideen, mehr Ideen als irgendwo sonst.
Für den späten Nachmittag stand eine Sitzung mit Mia´s Chef an, Frank hatte einen neuen Kunden an Land gezogen. Innerlich bettete Mia das es nicht wieder so ein Schnösel war wie beim letzten mal. Es war ein eingebildeter alter Sack gewesen.
„Sie dürfen sich auch ein Zimmer einrichten, wenn sie mich dann mal besuchen kommen.“
Der Mann verursachte ihr Übelkeit, Mia hatte den Auftrag nur mit hängen und würgen abgeschlossen. Kurz nach 17.00 Uhr, es war schon extrem dunkel und sie hatte vergeblich versucht Schnee zu schippen, wurde Mia in die Konferenz gerufen.
„Hi Mia, Darling, wie ist das Wetter da draußen?“
Auf dem Bildschirm tauchte eine gut gelaunte und bekannte Person auf. Frank war nicht nur ihr Chef sondern auch ein Freund. Sie konnte mit ihm über alles reden. Er war ziemlich groß gewachsen und wirkte zum Teil etwas unbeholfen, dies täuschte aber, er war auf sein Gebiet ein Genie. Im aushandeln von Verträgen war er ungeschlagen.
„Hier schneit es wie blöde.“
Er quittierte dies mit einem Lächeln und kam zum eigentlichen Thema der heutigen Sitzung, das freundschaftliche Gespräch kam bei ihm meist im Anschluss.
„Also, ich habe da einen schwierigen Kunden … und er will nur dich. Er hat ausdrücklich darum gebeten, sonst geht er zur Konkurrenz … und das wollen wir ja nicht. Aber ich glaube auch das du genau die richtige bist für diesen Job. Du bist...“
Mit einem seufzen unterbracht Mia Frank, es ist nicht so seine Art um den heißen Brei zu reden und wenn er es tat, war es nicht gut.
„Frank, was ist los? Ist er wieder so ein Arsch, das du glaubst ich spring gleich ab?“
Seinem Gesichtsausdruck war an zu sehen das er sich seinen Antwort genau überlegte.
„ Arsch würde ich nicht direkt sagen.“
Er stocherte verlegen mit der Gabel in einem Kuchenstück was vor ihm stand.
„Es geht um viel Geld, um sehr viel Geld. Wenn der erste Auftrag gut läuft erwartet uns eine richtige Auftragsserie.“
Es ging immer um sehr viel Geld, aber dieser Kunde schien ihm wirklich wichtig zu sein.
„Ok, schick mir die Liste mit seinen Wünschen, ich mach es.“
Frank wurde sichtlich rot, er schien leicht nervös. Das war bei ihm sehr selten und wirklich beunruhigend. Was war das für ein Mann der den sonst furchtlosen Frank so zitterig machte?
„ Also... also... ich habe keine Liste.“
Das irritierte Mia noch mehr, wie sollte sie etwas entwerfen wenn sie gar nichts über diesen Kunden wusste. Die Wahrscheinlichkeit das es ihm dann gefiel war nicht sehr groß, jeder hatte bekanntlich seinen eigenen Geschmack.
„Also er möchte selber mit dir in Kontakt treten. Über eine Konferenzschaltung und Kontaktpersonen die deinen Arbeit überwachen...“
Frank wusste wie Mia darüber dachte und es fiel ihm daher umso schwerer in Richtung Bildschirm zu schauen. Mia wollte keine Überwachung, und der Vorschlag mit Kontaktpersonen war ungewöhnlich. Sie arbeitete lieber allein und für sich.
„Um was für ein Objekt geht es genau?“
Mia war von Natur sehr neugierig, was ihr irgendwann zum Verhängnis werden könnte. Sie wollte wissen was hinter der ganzen Geheimniskämmerei steckte. War der ominöse Kunde ein Gangster, Ölscheich oder vielleicht ein geheimer Agent?
„Ich weiss nicht um welches Objekt es sich handelt.“
Frank schwieg und suchte nach Worten.
„Er sagt es mir erst wenn du zugesagt hast. Er will deine Zusage vertraglich.“
Mia´s Bauchgefühl sagte ihr das sie ganz schnell „Nein“ sagen sollte, sie rang noch mit ihren Vorsätzen, aber die Neugier war stärker.
„Gut, ich mache es. Schick mir die Verträge zu.“
Frank fiel hörbar ein Stein vom Herzen und sein Gesicht hellte sich bei ihrer Zusage freudig auf.
„Du bist ein Schatz. Ich leite alles schnellstmöglich in die Wege. Bis später.“
Und damit hatte Frank die Verbindung schnellstmöglich abgebrochen. Hatte er Angst das Mia doch noch nein sagen könnte?
Das aushandeln und übersenden der Verträge konnte jetzt noch ein paar Tage dauern, daher machte sich Mia an ihr Lieblingsprojekt, die Gestaltung ihres eigenen Wunschhauses. In ihrer Fantasie renovierte sie gerade die Küche, bei der Farbe war sie sich noch nicht ganz sicher.


Kapitel 2

Timo saß geduldig vor der großen Fensterscheibe, Mia war vor zwei Stunden tief und fest in ihrem Sessel eingeschlafen, das Notebook immer noch auf dem Schoß. Heute war er dran mit Wache schieben, er machte es gern. Mia war in seinen Augen eine attraktive Frau und er schaute ihr gern beim schlafen oder herum werkeln zu.
Aber sie war Tabu!
Keiner aus dem Rudel dürfte sich ihr zeigen, geschweige denn noch mit ihr Reden. Sie stand seit einem Jahr unter ständiger Bewachung, quasi ein Sonderstatus. Keinem anderen Menschen wurde so viel Aufmerksamkeit zuteil wie ihr. Im letzten Monat hatte Vivi die Wachen sogar verdoppeln lassen, nur wenige Rudelmitglieder wussten warum das so war. Timo gehörte nicht zu den Wissenden. Ein lautes heulen durchbrach die Stille und Timo´s Gedanken. „Er ist wieder da.“
Der kleine zottige Wolf saß mit dem Schwanz wackelnd im Schnee. Gleich würde er kommen. Seit über acht Monate wartete er auf den Augenblick, das der Alba wieder kehren und ihn zu einem vollwertigen Rudelmitglied machen würde. Und nun ist er wieder da. Mit seinen 16 Jahren war Timo noch kein ausgewachsener Wolf, er hatte sich der Aufgabe Mia zu bewachen gestellt und für alle zufriedenstellend gelöst. Somit hatte er seine Prüfung zum Erwachsen werden geschafft.
Der kleine dunkelbraune Wolf starrte gebannt Richtung Waldrand und wartete auf jede auch nur so kleine Bewegung. Die Minuten strichen dahin und Timo wurde zu sehnst nervöser, es war lange her das er dem Alba gegenüberstand.
Aus der Dunkelheit kam eine riesenhafte, weiße Gestalt in seine Richtung. Da war er. Der große und schneeweiße Wolf schritt auf ihn zu. Timo nahm eine gerad Haltung ein und bellte dem Wolf entgegen.
„Ich habe gehört das du deine Aufgabe sehr zufriedenstellend erfüllt hast. Ich bin stolz auf dich.“
Timo war froh das er in Wolfsgestalt war und der Alba seine rot glühenden Wangen unter dem Fell nicht sehen konnte. Die Worte des Rudelanführers machten Timo glücklich und stolz.
„Ja, ich habe alles so gemacht wie du es von mir gewünscht hast.“
„Gut, dann geh jetzt nach Hause, die Wache werde ich für dich übernehmen und über deine Aufnahme sprechen wir morgen.“
Timo wedelte begeistert mit dem Schwanz und rannte in die Dunkelheit hinein, das musste er jetzt unbedingt und ganz schnell seiner Mutter erzählen.
Der weiße Wolf ging unterdessen ins Haus.

Mia wachte in ihrem Bett auf, die Sonne schien durch das Fenster genau in ihr verschlafenes Gesicht.
War sie im Schlaf gewandelt? Vor ein paar Monaten hatte sie das öfter gemacht, doch dann war es ganz plötzlich vorbei. Sollte das jetzt wieder anfangen? Sie hatte gestern Nacht seit langen wieder diesen merkwürdigen Traum gehabt. Ein Traum von einem Mann, der der schönste und attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte, naja es war ein Traum.
Es schneite draußen und der Mann stand mit Oberkörper frei im Schnee, er hatte nur eine ausgewaschene Jeans an. Man konnte die Muskeln unter der gebräunten Haut arbeiten sehen. Sein maskulines Gesicht hatte viele harte Züge an sich, was ihn aber nur noch gefährlicher zu machen schien. Das schwarze Haar hing ihm in die wunderschönen schokoladenbraunen Augen. Als Mia blinzelte und sich die Augen reiben wollte stand an der Stelle des Mannes ein schneeweißer Wolf. Seit diesem Tagtraum, träume Mia eine Zeit lang jeden Abend von dem gefährlichen, mysteriösen Mann. Sie träume das er an ihrem Bett stünde und ihr bei schlafen zuschauen würde. Die Träume waren sehr real und Mia freute sich innerlich jeden Abend auf ihren Traum, doch vor ein paar Monaten hörte es auf, bis gestern Nacht.
War das ein Zeichen für etwas, oder warum fingen diese Träume genau jetzt wieder an?
Mia beschloss sich erstmal einen Cappuccino zu machen, sie wollte später darüber nachdenken.
War sie womöglich doch zu einsam hier draußen und sehnte sie sich so sehr nach einem Mann? Normalerweise waren diese gebräunten Bodybuilder nicht ihr Typ, aber der aus dem Traum...

„Es ist schön das du wieder da bist! Wie war die Jagt?“
Vivi umarmte Brain, er war zwar nicht ihr leiblicher Sohn, aber sie liebte ihn trotzdem abgöttisch.
Er war der Alba, er wurde schon so geboren. Man erkennt die jungen Rudelführer schon an ihrer Fellfarbe. Alba bedeutete weiß, weise und sicher.
„Gut, wir haben niemand verloren und Constanz wird sich nicht nochmal trauen uns anzugreifen. Wir sind wieder sicher.“
Brain blickte grimmig in sich hinein, er brauchte die Herausforderung und genoss es zu gewinnen. Aber der letzte Schlag von Constanz hatte ihn wirklich wütend gemacht, er hatte Frauen und Kinder verletzt. Und das konnte nicht ungestraft bleiben. Constanz´s Rudel war jetzt um ein paar gute Wächter ärmer, es war ein harter Kampf. Aber darüber wollte er jetzt nicht mit Vivi reden. In seiner Abwesenheit hatte sie die Leitung des Rudels übernommen. Sie war zwar schon alt, aber in ihr schlummerte ein guter, gerechter Geist. Er konnte ihr vertrauen und nur ein dominanter Wolf konnte in Abwesenheit des Alba`s das Rudel führen. Im Rudel selber hatte sich nichts verändert, aber er hatte sofort bemerkt das die Wachen bei Mia verdoppelt worden waren. Nur Vivi konnte das veranlasst haben, aber warum?
„Nach deinem Gesichtsausdruck kann ich erraten das du schon bei Mia warst.“
Brain nickte nur, er wollte endlich wissen was hier los war.
„Im Dorf sind letzten Monat drei Touristen angekommen, sie fragten alle Bewohner nach Mia und dem Wald aus. Dazu kommt das sich so ein komischer Investor hier breit machen will, er kauft viele Grundstücke. Mir kam das alles sehr ominös vor.“
Vivi machte eine Pause, sie wollte Brain erst mal kurz verdauen lassen bevor sie die Bombe platzen lies.
„Timo hat einen der Touristen mit einem Fernglas in Mia´s Haus spähen sehen.“
Der Stuhl fiel mit einem lauten Krachen zu Boden.
„Was?“ knurrte Brain
„Warum hast du nicht nach mir geschickt?“
Er wusste warum, die Sicherheit des Rudel´s ging vor.
Brain stampfte in Vivi´s kleiner Küche von einer Ecke in die andere.
Diese schaute leicht bedrückt rein, das was jetzt wieder kam gefiel Brain nicht. Er drückte sich jetzt schon seit über einem Jahr davor. Seit genau der Zeit in der Mia hierher gezogen war.
„Du weist was ich von der ganzen Geschichte halten. Wolf hin oder her! Wie lange willst du den noch bei ihr am Bett sitzen bis du ihr was sagst?“
Vivi verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich Brain in den Weg.
„Und du weist auch was ich davon halte … Um die Typen kümmere ich mich schon.“
Damit stapfte Brain zur Tür.
„Sie kann es wieder lernen.“
Das und ein lautes Knurren war das letzte was er von Vivi hörte. In Wolfsgestalt sprintete er Richtung Dorf, er wollte diese Touristen sehen, die sich zu weit in sein Gebiet rein wagten.

Mia stand singend und summend unter der Dusche. Ihre Wanderung im Schlaf hatte sie schon vergessen. Das ganze Badezimmer war in Nebel eingehüllt und Mia suchte blind mit einer Hand nach ihrem kuschelweichen Frottee-Handtuch. Mit einem Finger hatte sie es gerade erreicht als ein lauter Schuss die friedliche Stille im Wald zerriss. Der Schreckensschrei war schnell verklungen und Mia schlüpfte in ihren Bademantel und wickelte sich das Handtuch um den Kopf.
Hier im Wald war jagen verboten, also warum wurde hier geschossen? Mit einem Satz war Mia durch die Küchentür ins frei gestolpert. Auf ihrer Veranda lag ein kleiner zottiger dunkelbrauner Wolf. Mia kniete neben den blutenden Tier und versuchte die Blutung zu stoppen. Die vier anderen Wölfe, darunter auch ein großer weißer, und das wegfahrende Auto bemerkte sie nicht mehr.
Auf allen Vieren zog Mia den kleinen Wolf in die warme Küche und drückte Küchentücher auf die Wunde. Nachdem die Blutung am Hinterbein nicht mehr ganz so stark war, holte sie Verbandszeug und verband ihn so gut wie möglich. Einen Tierarzt gab es in der Gegend nicht.
„Ich mach dir den Kamin an, und hole dir was zum saufen. Sterbe mir bloß nicht weg hier.“
Der kleine Wolf antwortete mit einem leisen winseln.

Hilflos musste Brain mit ansehen wie Mia den kleinen Timo in ihr Haus zog und versorgte.
Wie sollte er diesen Vorfall nur Timo´s Mutter erklären?
„Mac, Joe. Ihr folgt dem Auto. Ich will wissen wer das war. Greift sie noch nicht an.“
Die beiden stürmten dem Auto hinterher, sie und Luke, waren Brain´s treuste Wächter. Luke stand noch neben Brain und wartete auf seine Befehle.
„Luke, bleibe bitte hier und passe auf Mia auf. Der Anschlag galt auch ihr. Deine Wachsamkeit und schnelle ist unschlagbar. Ich werde mit Timo´s Mutter sprechen.“
Damit verschwand auch Brain in Wald bevor Luke etwas erwidern konnte.

Vor dem wärmenden Kamin schnarchte Timo vor sich hin. Die Blutung war gestoppt, nur der Blutverlust machte ihm noch etwas zu schaffen. Er war erschöpft, hatte aber keine Schmerzen mehr. Der Schuss war ein glatter Durchschuss gewesen und begann bereits wieder zu heilen.
Mia kümmerte sich rührend um ihren Patienten, sie hatte Decken auf dem Boden ausgebreitet worauf Timo jetzt schlief. Sie war dabei eine Art Abendessen für ihren Gast zuzubereiten, doch was fressen Wölfe? Sollte sie ihm wirklich rohes Fleisch anbieten? Sie entschied sich dagegen, vom Vortag war noch Kartoffelauflauf mit Hackfleisch übrig. Einen Versuch wollte Mia mit dem Auflauf wagen, wenn er das nicht wollte hatte sie als Alternative noch eine Leberwurststulle im Angebot. Durch den Geruch von Essbaren erwachte Timo aus seinem kleinen Schläfchen. Im knurrte der Magen, daher war er dankbar für den Auflauf und verputzte noch Nachtisch die Leberwurststulle. Mia war erstaunt darüber was so ein kleiner Wolf alles verdrücken konnte.

Dennoch konnte der kleine Wolf sie nicht von der Tatsache ablenken das da draußen jemand mit einem Gewehr herum lief und dieser jemand auf ihr Haus gezielt hatte. Vielleicht sollte sie doch noch in Dörfchen ziehen.


Kapitel 3

Fortsetzung folgt...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2010

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