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Prolog

Meine Atmung verlangsamte sich, als ich mich am Rand eines der vielen Häuser niederließ. Kalte Luft streifte meine Haut dort, wo sie nicht von Stoff bedeckt war und ließ mich frösteln. Mit hoher Wahrscheinlichkeit, würde ich mir eine Grippe einfangen, doch nur an der frischen Luft, konnte ich klar denken. In der letzten Zeit schwirrte ein gewisses Mädchen in meinen Kopf herum, das neu in meine Klasse gekommen war. Ihr Name lautete Cataleya Schmidt und wie ihr Nachname schon verriet, stammte sie aus Deutschland. Es hatte mich verwundert, dass sie mich wie ein ganz normaler Mensch behandelt, bis ich den Grund dafür herausgefunden hatte. Obwohl meine Mitschülerin Interesse an Mode besaß, ich hatte aus Zufall einmal ihre Skizzen gesehen, wusste sie nicht, wer ich bin. Mein Herz pochte wie wild, wenn ich an ihre azurblauen Augen dachte und ließ mich dahin schmelzen. Mir war bewusst, was dies bedeute, auch wenn ich versuchte mir einzureden, dass dies nicht so war. Für mich gab es bislang nur ein Mädchen, das solch eine Reaktion in mir auslöste, nämlich Ladybug. Frustriert fuhr ich mir durchs Haar, bevor ich mich nach hinten fallen ließ und alle Gliedmaßen ausstreckte. „ Was soll ich bloß tun?“, stellte ich mir selbst die Frage, während mein Blick über die Sterne am Himmelszelt wanderte. Schlussendlich kam ich zu dem Entschluss, einfach auf mein Herz zu hören.

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,, Adrien, ich will Camembert. Steh auf!'', weckte mich eine nervende Stimme, die nur einem gehören konnte, nämlich Plagg. Jeden Morgen das Gleiche, mit ihm, wollte er doch seinen heiß geliebten Camembert zum Frühstück haben. Für mich unverständlich, er war ein Kater, wie konnte er diesen stinkenden Käse lieben? ,, Adrien!'' ,, Einen Moment noch. Hier, hast du ihn.'' ,, Wurde aber auch Zeit.'', damit nahm mein Kwami den Käse an und verschlang ihn sogleich. Manchmal, aber nur auch manchmal, verfluchte ich Plagg für seine Käse Sucht. Doch nur mit seiner Hilfe konnte ich mich in Cat Noir verwandeln und wenn auch nur für einen kurzen Moment Freiheit erlangen. Ungewollt entkam mir ein Seufzen über die Lippen, sodass ich Plaggs Blick auf mir spüren konnte. Dankbar darüber, dass er mich nicht darauf ansprach, schlug ich die Decke zur Seite, bevor ich das Bett verließ. Zügig lief ich zum Schrank, suchte mir passend Kleidung für den Tag heraus und begab mich mit dieser ins Badezimmer. Dort ankommen, legte ich meine Begleitung auf einen Hocker ab und blickte in den Spiegel. Zu meinem Leidwesen sah man mir meine nächtlichen Rundgänge an, sodass ich beschloss meine Augenringe nach dem Duschen mit Make-up zu überdecken. Frisch geduscht und angezogen saß ich mit meinem Handy in der Hand auf der Couch und wartete darauf, zur Schule gefahren zu werden. Gelangweilt sah ich mir die Bilder vom letzten Schulfest an, welche Nino mir geschickt hatte, bis ich Cataleya auf einen entdeckte. Die Schwarzhaarige befand sich im Hintergrund, sodass ich näher heranzoomen musste, um sie besser erkennen zu können. Meine Mitschülerin trug einen schwarzen Kapuzenpullover, welcher ihr viel zu groß war, zudem eine dunkelblaue Jeanshose, sowie ebenfalls schwarze Chucks. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie ebenfalls auf dem Fest gewesen war, befand sie sich nicht auf dem Gruppenfoto. „ Wer ist das?“, hörte ich Plagg fragen, welcher neben mir schwebte und auf mein Handy starrte. „ Eine Mitschülerin.“, sprach ich und erhob mich schnell, nachdem ich Nathalie nach mir rufen gehört hatte.


Kaum war ich aus der Limousine gestiegen, kam mir Nino entgegen und begrüßte mich. Wie glücklich ich doch war, ihn als meinen besten Freund bezeichnen zu dürfen. „ Sag mal, trägst du Make-up?“, stellte er mir die Frage, nachdem er vor mir zum Stehen gekommen war und musterte mich. Mir war dies unangenehm, da auch andere dadurch zu uns sahen. „ Ich habe nach der Schule noch ein Fotoshooting.“, log ich, wobei ich mich schlecht fühlte. Nino war mein Freund, ich sollte ihn nicht anlügen, doch es musste sein. Ich konnte ihm nicht verraten, dass ich Cat Noir war und beinah die ganze Nacht von Dach zum Dach gesprungen war, weil ich mir über meine Gefühle nicht im Klaren war. „ Schon wieder? Das wäre bereits das fünfte Mal in dieser Woche. Du hast ja kaum noch Freizeit!“, meinte der Braunhaarige, woraufhin ich ihn gedanklich zustimmte. Natürlich besaß ich kaum Freizeit, ich war ein Model und musste nebenbei für die Schule lernen. „ Du solltest wirklich mit deinem Vater darüber sprechen.“ „ Das habe ich bereits versucht.“, erklärte ich, während wir uns auf dem Weg zum Klassenzimmer machten, wollten wir doch nicht zu spät kommen. Doch kaum hatte ich den Raum betreten, sagte mir mein Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Unauffällig sah ich mich um, bevor ich mich auf meinen Platz niederließ. „ Stimmt etwas nicht, Kumpel?“, fragte Nino mich und setzte sich währenddessen neben mich. Gerade als ich auf seine Frage antworten wollte, betrat Madam Bustier das Klassenzimmer, sodass es schlagartig still wurde. Wie immer ging sie die Anwesenheitsliste durch, als Marinette hereingestürmt kam. Mal wieder war sie zu spät. Mit einer Entschuldigung begab sich die Blauhaarige auf ihren Platz, sodass Madam Bustier fortfahren konnte. „ Cataleya Schmidt?“ „ Madam, Cataleya ist nicht da.“, vernahm ich die Stimme von Alya, welche hinter meinem besten Freund saß. Schlagartig wurde mir bewusst, warum ich dieses Gefühl gehabt hatte. Normalerweise war die Schwarzhaarige die Erste, die das Klassenzimmer betrat und begrüßte uns eigentlich mit einem sanften, schüchternen Lächeln. Nun stellte ich mir die Frage, weshalb meine Mitschülerin nicht im Unterricht war. War sie krank oder ist sogar etwas Schlimmeres passiert? Um dies herauszufinden, müsste ich die Schwarzhaarige aufsuchen, doch dies war unmöglich. Erstens würde mein Vater dies niemals zulassen, zweitens war mir unbekannt, wo sie wohnte. Genau genommen wusste dies niemand, außer vielleicht der Rektor. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich über meine Mitschülerin nichts wusste, außer ihren Namen und das sie sich für Mode interessierte. Sie war wirklich ein Mysterium für sich.

 


Zu meinem Leidwesen hatte ich tatsächlich noch ein Fotoshooting gehabt, sodass ich mich am Abend erschöpft ins Bett fallen ließ. Auch wenn es nicht so aussah, der Alltag eines Models war nicht leicht, auch wenn viele das annahmen. „ Adrien, ich will Camembert.“ „ Schon wieder? Du hattest doch erst vor einer halben Stunde ein Stück bekommen.“ „ Und?“ „ Hier.“, damit überreichte ich dem Kwami ein kleines Stück Camembert und wartete darauf, dass er dieses verspeiste, damit er mich verwandeln konnte. „ Was siehst du mich so an? Oh nein, du willst wieder die Nacht unsicher machen. Denkst du auch nur einmal an mich?“, beschwerte sich Plagg, während ich mich vom Bett erhob. ,, Plagg, verwandeln mich!'', sprach ich, bevor ich mich aus dem Anwesen heraus schlich. Elegant sprang und lief ich über die Dächer Paris, bis ich mich auf einem niederließ. Mit den Beinen baumelt, saß ich auf dem Rand eines Daches und genoss die frische Abendluft. Die Temperatur war um einige Grad gefallen, kündigte den ersten Schneefall an, der Paris in Weiß hüllen würde. Starker Wind zog auf, welche mich frösteln ließ, als er meine nackte Haut traf. Reflexartig griff ich nach dem grünen Etwas, das an mir vorbeigeflogen war und sich keinen Augenblick später als Schal herausstellte. Verwundert blickte ich auf diesen und stellte mir die Frage, woher er kam. Ich ließ meinen Blick umherwandern, bis ich meine Mitschülerin Cataleya erblickte, welche sich suchend umsah. Zügig erhob ich mich, nachdem mir bewusst wurde, dass der Schal mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr gehörte und sprang vom Dach hinunter. Die Schwarzhaarige erschrak sich, als ich einige Meter vor ihr landete und schritt ängstlich zurück. ,, Verzeihung my Lady, ich wollte sie nicht erschrecken, aber ich nehme an, dies gehört ihnen.'', erklärte ich, während ich ihr den Schal umlegte, wobei mir ihre gerötete Nase sogleich auffiel. Wie es schien, hatte meine Mitschülerin sich eine Erkältung zugezogen, da sie eine Tasche von der Apotheke trug. ,, Danke.'' ,, Nichts zu danken. Eine Lady sollte bei diesem Wetter warm angezogen sein.'' ,, Verzeihung, aber dürfte ich erfahren, wer ihr seid?“, wurde mir die Frage gestellt, mit welcher ich nicht gerechnet hatte. Konnte es wirklich sein, dass ihr nicht bekannt war, wer ich war? Es dauerte einen Augenblick, bis mir wieder einfiel, dass sie es nicht wissen konnte, befand sie sich doch erst seit kurzem in Paris. „Mein Name lautet Cat Noir. Darf ich auch ihren Namen erfahren, my Lady?'' ,, Cataleya.'', brachte die Schwarzhaarige hervor, bevor sie einige Male hustete. Besorgt sah ich zu, wie sie ihren Brustkorb dabei hielt, weshalb ich beschloss, sie nach ihrem Befinden zu fragen. „ Geht es ihnen gut, my Lady?“ „ Seid unbesorgt, mir geht es gut.“ „ Wenn sie es mir erlauben, würde ich sie gerne nach Hause begleiten, nicht dass ihnen etwas geschieht.“ „ Das ist nicht nötig, ich wohne gleich um die Ecke.“, versuchte Cataleya mein Angebot abzulehnen, doch ich ließ nicht locker. Es dauerte einige Minuten, bis ich die Schwarzhaarige überredet hatte, da ich eine Befürchtung hatte. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, da wir ihre Wohnung erst nach einem dreiviertelstündigen Fußmarsch erreichten. Mit einem Lächeln drehte sich meine Mitschülerin zu mir um, sodass mein Herz anfing schneller zu pochen. „ Vielen Dank, Cat Noir.“, und damit spürte ich etwas Weiches auf meiner Wange, bevor die Schwarzhaarige ins Haus verschwand. Wie versteinert stand ich da, bis mein Hirn verarbeitet hatte, was geschehen war. Cataleya hatte mir auf die Wange geküsst.

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 Zu meiner Verwunderung saß Cataleya am nächsten Morgen im Klassenzimmer, als ich dieses mit Nino betrat. Unauffällig ließ ich meinen Blick zu der Schwarzhaarige wandern und erkannte sogleich ihre gerötete Nase, sodass ich annahm, dass ihre Erkältung keineswegs verschwunden war. Nicht nur dies erkannte ich, sondern auch den grünen Schal von letzter Nacht. Mein Herz begann wie wild zu pochen, als ich daran denken musste, wie weich ihre Lippen sich auf meiner Haut angefühlt hatten. Deutlich spürte ich, wie langsam meine Wangen warm wurden, weshalb ich meinen Blick von meiner Mitschülerin abwand. „ Alles in Ordnung, Kumpel? Deine Wangen sind so rot.“, hörte ich meinen besten Freund fragen, woraufhin ich meinen Kopf zu ihm drehte. „ Mache dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“, gab ich von mir, bevor ich meinen Blick wieder zur Tafel wandern ließ, da der Unterricht jeden Moment beginnen würde. Diesem folgte ich kaum, bekam Cataleya doch immer wieder meine Aufmerksamkeit, sobald sie hustete. Für mich war es ein Rätsel, warum sie im Unterricht saß, anstatt daheim zu sein. Am liebsten hätte ich ihr diese Frage gestellt, wusste aber, dass sie mir darauf nicht antworten würde. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Nino mich an der Schulter berührte und bemerkte erst da, dass die Pause bereits angefangen hatte. ,, Pass doch auf!'', hörte ich Chloé sagen, sodass diese meine Aufmerksamkeit bekam und sah, wie sie auf Cataleya herab blickte. Die Schwarzhaarige kniete auf dem Boden und versuchte hastig Bücher und Blöcke zurück in ihre Tasche zu räumen. Keinen Moment später lief die Blondhaarige an unsere Mitschülerin vorbei, ohne ihren Ansatzweise helfen zu wollen. Mein Körper bewegte sich wie von selbst zu Cataleya, da ich ihr helfen wollte. Ich kniete mich zu ihr hinunter und griff nach einem schwarzen Buch, woraufhin sie zu mir sah. „ Sie müssen mir nicht helfen.“, konnte ich ihre kratzige Stimme hören, bevor sie hastig alles ein räumte und regelrecht vor mir flüchtete.

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Tag der Veröffentlichung: 13.08.2023

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