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Silberzunge

 

 Als Kind habe ich mich immer unter den Tisch versteckt, sobald es angefangen hatte zu gewittern. Je älter ich wurde, desto weniger Angst hatte ich dafür. Wusste ich doch mittlerweile, ich sicher war, solang ich mich drinnen befand. „ Thor scheint sehr wütend zu sein.“, murmelte ich vor mich hin, nahm einen Schluck meines Tees und starrte hinaus. Der Regen prasselt gegen die Fensterscheibe und Donner ertönte erneut. Es sah nicht so aus, als würde das Gewitter bald aufhören, weshalb ich beschloss mich schlafen zu legen. Ich begab mich in die Küche, wo ich meine leere Tasse in die Spülmaschine stellte, bevor ich sicher ging, dass alles verschlossen war. Gerade als ich mein Schlafzimmer betreten wollte, vernahm ich einen dumpfen Schlag, so als wäre etwas auf dem Boden gefallen. Im ernsten Moment bekam ich es mit der Angst, doch sie verschwand so schnell wie sie gekommen wart. Es wäre nicht das erste Mal, dass etwas in meiner Wohnung von alleine hinunterfällt. Dies war auch der Grund, warum ich mit völliger Ruhe mein Schlafzimmer betrat. Ruckartig blieb ich stehen, als ich gewisse Person auf dem Boden liegen sah, die ich eine längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Wie war er hier hergekommen und was suchte er auf der Erde?„ L-Loki?“, fragte ich zögerlich und trat auf den Gott zu, welcher begann sich zu bewegen. Gedanklich überlegte ich, ob ich Tony kontaktieren sollte, verwarf aber den Gedanken zügig, nachdem mir meine Worte wieder in den Sinn gekommen waren. Ich hatte Loki angeboten zu mir zukommen, sollte er Hilfe benötigen, wie es schien, bräuchte er sie auch. „ Loki, was suchst du hier? Brauchst du Hilfe?“, stellte ich ihm die Fragen, doch bekam keine Antwort darauf. Vorsichtig näherte ich mich dem Gott, welcher sich langsam aufrichtete, bis er kniete. Mein Blick fiel auf die Blutflecken, die sich auf dem perlmutweißen Teppich befanden. Meine Vermutung war richtig, er befand sich hier, weil er meine Hilfe benötigte. Ich kniete mich zu ihm hinunter und streckte meine Hand nach ihm aus, als er diese ergriff. Sogleich zuckte ich aufgrund der Berührung zusammen und erstarrte im nächsten Moment, nachdem der Gott seinen Kopf gehoben hatte. Mein Blick lag stur auf die dicken schwarzen Fäden, mit denen sein Mund zugenäht worden war. Sie hatten ihm den Mund zugenäht. „ W-Wer war das? Vergiss die Frage. Komm, wir müssen die Fäden entfernen.“, erklärte ich ihm, nahm seine Hände in meine und zog ihn mit einem Ruck auf seine Beine. Es beunruhigte mich sehr, dass er sich so anders benahm, als das letzte Mal. Loki nahm unter Widerspruch meine Hilfe an und wehrte sich nicht einmal, als ich ihn ins Badezimmer führte. Mit sanftem Druck auf seine Schultern zwang ich ihn sich auf den Badewannenrand zu setzten. Danach öffnete ich einen der vielen kleinen Schränken und holte den Erste-Hilfe-Kasten hinaus. Ich öffnete diesen, holte Handschuhe und eine kleine Schere hinaus, die ich zum Entfernen der Fäden bräuchte. Mein Blick wanderte zum Schwarzhaarigen, welcher mit aller Kraft versuchte aufrecht sitzen zu bleiben. Bei seinem Anblick blutete mir das Herz. Natürlich hatte er einige Schlimme getan, dennoch musste man ihn dafür nicht den Mund zunähen. Ich griff nach einem der vielen schwarzen Handtücher und hielt es Loki entgegen. „ Das brauchst du, sobald ich die Fäden entfernt habe. Du musst es auf die Wunden drücken. Es tut mir leid, aber das hier wird wahrscheinlich sehr schmerzhaft sein. Ich versuche so schnell wie möglich fertig zu werden.“, sprach ich, während ich mir die Handschuhe überstreifte und die Schere nahm. Vorsichtig setzte ich diese an den ersten Faden an und sah nochmals in Lokis Augen, woraufhin ich ein leichtes Nicken als Bestätigung bekam. Nochmals atmete ich tief ein und aus, bevor ich den ersten Faden durchschnitt. Ein Wimmern entkam ihn, zudem schien er starke Schmerzen zu haben. Am liebsten hätte ich mich beeilt, doch dies konnte ich nicht, da ich keinen Fehler machen wollte.

 

 

 

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich alle Fäden durchschnitten und entfernt hatte. Kaum war ich zurückgetreten, presste sich der Gott das Handtuch an den Mund. Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Schmerzen er gehabt haben musste, als man ihm den Mund zugenäht hatte. Wer bitte schön kam auf solch eine grausame Idee? Am liebsten hätte ich ihm diese Frage gestellt, wusste aber, dass dies in diesem Moment unangebracht wäre. Zügig legte ich die Schere zurück und streifte mir die Handschuhe ab, bevor ich mich zu Loki wand. „ Du solltest dich ausruhen und vielleicht ein wenig schlafen, wenn es die Schmerzen zulassen. Soll ich dich zurück ins Schlafzimmer führen?“, fragte ich ihn und bei ein Kopfschütteln als Antwort. Es war gut, dass er mir mittlerweile antwortete. Ich sah dem Schwarzhaarigen nach, nachdem dieser das Badezimmer verlassen hatte und wusste, dass er Ruhe bräuchte. Deshalb beschloss ich in die Küche zu gehen und mir nochmals einen Tee zu machen. Erst als ich nach einer der vielen Tassen greifen wollte, bemerkte ich wie stark meine Hände zitterten. „ Beruhige dich.“, sprach ich zu mir selbst und stützte mich auf dem Tresen ab. Es würde weder ihm noch mir helfen, wenn ich nicht zur Ruhe kommen würde, zudem verwirrte es mich, dass er mein Angebot wirklich angenommen hatte. Mir war bewusst , dass Loki dafür über seinen Schatten gesprungen war, sonst hätte er niemals meine Hilfe angenommen. Ich musste um jeden Preis herausfinden, was genau geschehen war. Ein Donner riss mich aus den Gedanken und ließ mich zum Fenster schauen. Nun überraschte es mich nicht mehr, warum Thor so wütend war. Loki war aus Asgard abgehauen, verständlich bei dieser Art von Folter. Erneut ertönte Donner, diesmal lauter als zuvor und ließ mich zusammen zucken. Ich wusste nicht einmal selbst warum, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich nach dem Gott sehen musste. Leise öffnete ich die Türe zu meinem Schlafzimmer und erkannte, dass der Schwarzhaarige in meinem Bett eingeschlafen war. Sein Gesicht war zu mir gedreht, sodass ich die blutende Wunden an seinem Mund erkennen konnte. Das aber war nicht das einzige, das ich erkennen konnte. Statt seiner Rüstung trug Loki eine einfache schwarze Hose und ein dunkelgrünes Hemd. Würde ich nicht wissen, wer er ist, würde ich annehmen, dass er ein ganz normaler junger Mann wäre. Mit einem Lächeln schloss ich die Türe wieder und begab mich ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch legte. Es würde noch eine lange Nacht werden.

 

 

 

Wann genau ich eingeschlafen war, konnte ich nicht sagen, aber als ich erwachte, spürte ich gefühlt jeden einzelnen Knochen in meinem Körper. Diese knacksten als ich mich erhob und streckte. Nachdem ich meine Morgenroutine erledigt hatte, beschloss ich Frühstück zu machen. Vielleicht würde der Gott etwas essen, obwohl ich das nicht annahm. Wahrscheinlicher war, dass er starke Schmerzen hatte. Ich hielt in meiner Bewegung inne, als ich vernahm, wie die Türe meines Schlafzimmers geöffnet wurde. Nackte Füße liefen über das Parkett und hielten hinter mir an. „ Guten Morgen, Loki.“, damit drehte ich mich zu diesem um. Sogleich fiel mein Blick auf die Wunden, die um seinem Mund verteilt waren. Warum waren sie nicht geheilt? Wozu hatte er seine Magie, wenn er sie nicht benutzte? Kaum hatte ich dies gedacht, wurde es mir bewusst, er besaß sie nicht mehr. „ Möchtest du was essen oder lieber nur etwas trinken?“ „ Trinken.“, vernahm ich seine kratzige Stimme und goss ihm ein Glas kalten Tee ein. Sogleich nahm er es an und trank es mit einem Zug aus. „ Loki, was ist geschehen? Wer hat dir dies angetan?“, stelle ich ihm die Frage, doch er schwieg. Ich verstand dies und legte meine Hand auf seine, welche eiskalt war. Der Schwarzhaarige versuchte seine Hand wegzuziehen, doch dies ließ ich nicht zu. „ Deine Magie wurde dir genommen, nicht wahr? Weiß Thor davon?“, kaum hatte ich den Namen seines Bruders ausgesprochen, zuckte Loki kaum merklich zusammen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass der Donnergott von dem ganzen wusste und schwor mir, dass ich Thor irgendwann meine Meinung sagen würde. „ Sei unbesorgt, du kannst hier bleiben, solang du möchtest.“

 

 

Es fühlte sich ungewohnt an, mit Loki auf der Couch zu sitzen und die Nachrichten zu schauen. Der Gott nippte immer wieder an seinen kalten Waldbeeretee und starrte den Fernseher an. Ich hatte beschlossen, ihn erstmal nicht mehr darauf anzusprechen, was geschehen war. Früher oder später würde er es mir erzählen, da war ich sicher. Am meisten verwunderte es mich, dass Loki sich ganz anders verhielt, als sonst. Was war in Asgard geschehen? Gewiss hatte der Schwarzhaarige eine Strafe von Odin erhalten und musste diese auch hinnehmen. Loki hatte versucht, die Erde einzunehmen, das war Fakt. Niemand außer mir schien ihm dies bislang verziehen zu haben. Dies war auch der Grund gewesen, warum ich ihn damals das Angebot gemacht hatte. Tony würde mich bestimmt als dumm und naiv betiteln, wenn er es wüsste. Ich blickte zum Älteren, als dieser seine Tasse auf dem Glastisch abstellte. „ Hast du starke Schmerzen?“ „ Ich bin ein Gott un-“ „ Dennoch kannst du Schmerzen haben und ich sehe es dir an, dass du welche hast. Abstreiten bringt bei mir nichts. Ich werde dir gleich eine Schmerztablette geben und danach säubern wir die Wunden. Nicht dass sie sich noch entzünden.“, damit erhob ich mich und begab mich zum schwarzen Sideboard, wo ich eine kleine Tasche mit Tabletten herausholte. Zügig suchte ich die passende Tablette heraus und hielt diese Loki hin, nachdem ich vor ihm stand. „ Schlucke sie am besten mit Tee hinunter, sollte dies nicht klappen, hole dir Wasser aus der Küche.“ „ Du nimmst an, dass ich schwach sei, Mensch.“ „ Wann habe ich dies behauptet? Ich kann mich nicht daran erinnern. Also würdest du jetzt bitte die Tablette nehmen.“, meinte ich und sah zufrieden dabei zu, wie er das Schmerzmittel schluckte. Danach erhob er sich, sah mich wütend an und lief in Richtung Badezimmer. Über sein Verhalten konnte ich nur den Kopf schütteln, aber war froh darüber, dass er sich wieder ein wenig anders benahm. Bevor ich ihm folgte, machte ich einen kleinen Abstecher in die Küche, wo ich Gummihandschuhe unter der Spüle hinaus holte. Diese streifte ich mir über, als ich ins Bad lief, wo der Gott bereits auf Badewannenrand saß. „ Wenn es in Ordnung für dich ist, würde ich mir die Wunden erstmal ansehen.“ „Mache was du willst, Mensch.“ „ Mein Name ist Katharina und das weißt du auch. Sag mir übrigens Bescheid, wenn es zu stark schmerzt, dann höre ich sofort auf. Mhm, sie sind zwar noch nicht ganz verheilt, aber es sieht auf jeden Fall besser aus als gestern Abend.“, erklärte ich ihm, nahm einen nassen Waschlappen und säuberte damit vorsichtig die kleinen Wunden. Kaum merklich zuckte der Schwarzhaarige zusammen, was verständlich war. Gerade als ich nach der Zinksalbe greifen wollte, klingelte es. Loki erstarrte und sah mich aus großen Augen an. „ Sei leise und bleibe hier drin.“, meinte ich und verließ das Badezimmer. Erneut klingelte es, weshalb ich zügig die Wohnungstüre öffnete. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als die Avengers sah. Sie dürften auf keinen Fall bemerken, dass Loki sich bei mir befand. „ Was sucht ihr denn hier? Verzeiht, ich habe nicht mit euch gerechnet, kommt rein.“, damit trat ich zur Seite, sodass sie meine Wohnung betreten konnte. Es beunruhigte mich, dass Thor ebenfalls dabei war, denn er könnte vielleicht spüren, dass sein Bruder hier ist. Schnell schloss ich die Türe, bevor ich zu meinen Freunden ins Wohnzimmer lief. „ Darf ich euch etwas zum Trinken anbieten?“ „ Warum trägst du Handschuhe?“, stellte Tony mir die Frage, weshalb ich auf meine Hände sah. Ich hätte vergessen, sie auszuziehen, als ich das Badezimmer verlassen hatte. „ Ich bin gerade dabei das Badezimmer zu putzen und so schütze ich meine Fingernägel vor dem Abbrechen. Also warum seid ihr hier? Ist etwas Schlimmes passiert?“ „ Loki ist geflüchtet.“, hörte ich den Donnergott sagen und blickte zu ihm. Fragend sah ich ihn an, obwohl ich ganz genau wusste, wo sein Bruder sich aufhielt. „ Wie er ist geflüchtet und warum seid ihr dann bei mir? Soll ich euch wieder dabei helfen, gegen ihn zu kämpfen?“ „ Ihr habt euch sehr gut verstanden, deshalb-“ „ Deshalb nimmt ihr an, dass er bei mir wäre. Ist er aber nicht und ich wüsste auch nicht, warum er ausgerechnet bei mir auftauchen sollte. Klar, wir haben uns damals ein wenig unterhalten, aber das war es auch schon gewesen.“, log ich und fühlte mich schrecklich dabei sie anzulügen, doch mir blieb keine andere Wahl.

 

 

Erleichtert atmete ich aus, nachdem meine Freunde gegangen waren, nachdem ich ihnen nochmals versichert hatte, dass Loki nicht bei mir wäre. In ihren Augen war er eine große Bedrohung für die Erden, wobei sie nicht ganz falsch lagen. Er hatte Menschen umgebracht und bereute dies nicht, doch auch er hatte eine zweite Chance verdient. Schnell trank ich noch einen Schluck Wasser, bevor ich zurück zum Gott ging. Nachdem ich die Badezimmertüre geöffnet hatte, stellte ich fast, dass Loki nicht mehr da war. Er konnte auf keinen Fall das Bad verlassen haben, weshalb ich mich sah und kurz darauf ihn hinter der Türe fand. Loki saß auf dem Boden, hatte die Beine angezogen und versuchte sich zu klein wie möglich zu machen. Ich verstand nicht, warum er solche Angst hatte, Thor würde ihn beschützen. Mir stockte der Atem, als mir ein schlimmer Verdacht kam. Thor musste dabei gewesen sein oder hatte sogar selbst ihm den Mund zugenäht. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich mich neben den Gott setzte. Dieser zuckte zusammen, als ich eine Hand auf seinen Rücken legte und begann auf und ab zu streichen. „ Sie sind weg und werden nicht wieder kommen. Ich habe ihnen erzählt, dass ich keine Ahnung hätte, wo du bist. Loki, ich weiß, es wird dir nicht gefallen, doch wir müssen dein Aussehen verändern. Ich werde nachher Haarfarbe und Kontaktlinsen besorgen. Möchtest du eine bestimmte Farbe haben?“, stellte ich ihm zum Schluss die Frage, doch wie erwartet bekam ich keine Antwort. So saßen wir einige Minuten da, bis ich sicher sein konnte, dass der Schwarzhaarige sich beruhigt hatte. Langsam erhob ich mich, da ich mich umziehen wollte, bevor ich die Wohnung verließ. Zu meiner Verwunderung erhob sich Loki ebenfalls und verließ das Badezimmer. Ich wusste nicht, ob ich mir Sorgen machen oder mich darüber freuen sollte. Da ich dem Älteren das Gefühl geben wollte, dass ich ihm vertraute, sah ich nicht nach, wohin er gegangen war. Eins wusste ich nämlich, er würde die Wohnung nicht verlassen. Zügig begab ich mich in mein Zimmer, öffnete den Kleiderschrank und nahm ein hellblaues, schulterfreies Kleid hinaus, dazu zog ich weiße Sneaker an. „ Du kannst dir ruhig etwas aus dem Kühlschrank nehmen, wenn du möchtest. Später gehe ich dann nochmals richtig einkaufen. Sollte etwas sein, kannst du mich anrufen, meine Nummer liegt neben dem Telefon. Ich nehme an, du weißt wie man es benutzt.“, damit verabschiedete ich mich und verließ die Wohnung. Vielleicht war es auch gut, dass der Gott für eine bestimmte Zeit alleine war.

 

Nachdenklich stand ich vor dem Regal mit den Haarfarben und überlegte, welche Loki am besten stehen würde. Gewiss, seine schwarzen Haare standen ihm, doch jeder Avenger würde ihn dadurch sofort erkennen, vor allem Thor. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir erneut der Gedanke kam, dass der Donnergott vielleicht seinem Bruder den Mund zugenäht hatte. Leicht schüttelte ich den Kopf, riss mich somit aus den Gedanken, bevor ich rote und blonde Haarfarben in den Korb zu den braunen Kontaktlinsen legte. Ich hatte beschlossen, seine Haare blond zu färben, zudem sie ein wenig kürzer zu schneiden. Niemand würde annehmen, dass Loki sowas freiwillig zulassen würde und das war genau das, was wir wollten. Wie der Gott wohl darauf reagieren wird, wenn er erfährt, was ich alles mit ihm vorhatte? Bestimmt wäre er nicht erfreut darüber. Plötzlich spürte ich mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren, sodass ich es in die Hand nahm und erkannte, dass jemand mich anrief. „ Hallo?“ „ Bringe Tee mit.“, vernahm ich Lokis Stimme, was mich schmunzeln ließ. Der Gott hatte es tatsächlich geschafft, mich anzurufen. „ Das kann ich machen, hast du einen bestimmten Tee im Sinn? Wenn du mich fragst, ich denke, dir würde Grün- oder Schwarztee schmecken. Hast du noch einen Wunsch?“ „ Beeile dich.“, damit legte er auf, dennoch konnte ich an seiner Stimme erkennen, dass er Angst hatte. Ich beschloss mich zu beeilen, weshalb ich zügig zur Kasse lief und bezahlte, nachdem ich alles gefunden hatte. Kaum hatte ich das Geschäft verlassen, tauschte ich in der Menschenmasse unter. Ich liebte es nicht beachtet zu werden, denn so hatte ich meine Ruhe. Im Gegensatz zu Anderen stand ich nicht gerne im Mittelpunkt oder bezeichnete mich als Heldin. Natürlich gehörte ich zu den Avengers, doch lehnte ich jegliche Missionen ab. Das einzige, was ich wollte war ein relativ normales Leben zu führen und glücklich zu sein, so wie fast jeder. Lächelnd sah ich zu dem Haus, indem sich meine Wohnung befand. „ Guten Morgen, Miss Davies.“, begrüßte ich die ältere Dame und hielt ihr die Tür auf, sodass sie das Treppenhaus betreten konnte. Miss Davies ging auf die Achtzig zu und war für jedem im Haus sowas wie eine Großmutter. „ Vielen Dank, Liebes.“ „ Das ist doch selbst verständlich. Wie geht es ihnen?“ „ Gut, danke der Nachfrage. Ich habe Kuchen gebacken, komm doch nachher vorbei.“ „ Vielen Dank für das Angebot, Miss Davies. Wäre es für sie in Ordnung, wenn ich einen Freund mitbringen würde? Er macht gerade Urlaub hier in New York.“ „ Du kannst deinen Freund sehr gerne mitbringen, Liebes.“ „ Dann kommen wir so gegen Nachmittag vorbei. Bis nachher Miss Davies.“, damit verabschiedete ich mich bei dieser und winkte ihr zu, als sie ihre Wohnung betrat.

 


Nachdem ich die restlichen Stufen hinter mich gebracht hatte, kramte ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel und schloss die Türe auf. Diese schloss ich hinter mir zu, nachdem ich die Wohnung betreten hatte. „ Loki?“, rief ich und lief ins Wohnzimmer, wo ich den Gott aber nicht vorfand. Auch fand ich ihn weder in der Küche noch im Badezimmer vor, sodass er sich nur noch in meinem Schlafzimmer aufhalten konnte. Als ich dieses betrat, saß der Schwarzhaarige auf meinem Bett und las ein Buch. „ Ich habe es selbst geschrieben, wie findest du es?“, stellte ich ihm die Frage, woraufhin er zu mir blickte. Der Gott klappte das Buch zur Seite, legte es auf dem Bett ab und überkreuzte seine Arme. „ Sie können mit denen aus Asgard nicht mithalten.“ ,, Natürlich kann man sie nicht vergleichen, sie stammten aus verschiedenen Welten, zudem habe ich dieses Buch selbst geschrieben. Wie es scheint ist es aber für dich interessant, sonst würdest du es nicht lesen. Genug geredet, wir müssen unsere Haare färben. Bevor ich es vergesse, wir gehen später zu Miss Davies und essen dort Kuchen. Sei unbesorgt, sie wohnt ihr im Haus und ist eine ältere Dame. Ich bin mir sicher, du wirst sie mögen.“, meinte zum Gott und schenkte ihm ein Lächeln. Sogleich erkannte ich, dass er mit dem Letzten nicht einverstanden war, was verständlich war. Er war ein Gesuchter und sollte bei einer ihm fremdem Frau Kuchen essen. „ Du kannst mir vertrauen, Loki. Miss Davies ist eine sehr nette ältere Dame und sie kann sehr gut backen.“ „ Ihr Menschen seid naiv.“ „ Wenn du das meinst. Jetzt komm, ich schneide dir noch deine Haare kürzer, bevor ich sie dir blond färbe.“, damit lief ich zum Bett, packte den Älteren am Arm und zog ihn einfach ins Badezimmer. Dort gab ich ihm ein Handtuch, welches er sich um die Schulter legen sollte, während ich eine Schere und die Haarfarben holte. Ich war keineswegs darüber verwundert, dass Loki bereits auf dem Badewannenrand saß und das Handtuch über seine Schulten lag. „ Ich werde dir als Erstes die Haare schneiden, danach färbe ich sie. Ist das in Ordnung?“ „ Es scheint mir so, als hätte ich derzeit keine andere Wahl.“ „ Leider nicht, ich glaube, es gibt da draußen zu viele Menschen, die dich mit schwarzen Haaren kennen.“, erklärte ich ihm und nahm einen Kamm in die Hand. Damit kämmte ich seine Haare, bevor ich ein Teil hochstecke und begann sie kürzer zu schneiden. Leise summte ich vor mich hier, während sich in der Badewanne und auf dem Boden Haare sammelten. Erst als ich zufrieden war, legte ich die Schere und den Kamm zur Seite. Nun besaß der Gott eine Kurzhaarfriseur, die ihm ziemlich gut stand. „ Ich werde dir jetzt deine Haare färben.“, informierte ich Loki und begann die Farbe zusammenzumischen. Danach zog ich die Plastikhandschuhe an und nahm erneut den Kamm in die Hand, um die Farbe besser verteilen zu können. Ich begann bei den Spitzen und arbeitete mich nach oben durch. Zu meiner Verwunderung saß der Ältere ruhig da und ließ alles über sich ergehen.

 

 

 

Während Loki die Einwirkzeit abwartete, färbte ich mir meine Haare, wobei ich beobachtet wurde. „ Erzähl mir, warum ihr Menschen eure Haarfarbe ändert.“ „ Wir möchten unser Äußeres verschönern oder möchten uns einfach nur verändern. Für dich muss das bestimmt unverständlich sein. Bevor ich es vergesse, wenn wir nachher zu Miss Davies gehen, darfst du deine Kontaktlinsen nicht vergessen. Farbige Kontaktlinsen ändern deine Augenfarbe und das ohne Magie. Du wirst dir wohl angewöhnen müssen, erstmal ohne sie auszukommen. Wenn du sie wieder hast, kannst du deine Haare zurück färben, also wenn dies möglich ist.“, sprach ich und streifte mir die Handschuhe ab, nachdem ich die Farbe auf meinem ganzen Haar verteilt hatte. Es verwunderte mich selbst, dass ich so gut mit dem Gott auskam, welcher noch vor wenigen Monaten meinen Tod gewollt hatte. Mein Blick wanderte vom Waschbecken zu Loki, welcher mittlerweile zum Boden blickte. Ungewollt entkam mir ein Seufzen über meine Lippen, bevor ich zu ihm lief und in die Hocke ging. „ Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, sie werden dich hier nicht finden. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich zurück nach Asgard bringen. Du bist hier sicher.“, versuchte ich ihm zu erklären und schenkte ihm ein Lächeln. Dies schien den Gott wiederum zu verwundern, sodass ich annahm, dass er nicht oft angelächelt wurde. Ich erhob mich wieder und erkannte, dass es Zeit war seine Haare zu waschen. „ Ich denke, es ist genug Zeit vergangen, wir können bei dir die Farbe herauswaschen. Möchtest du das selbst machen?“, stellte ich ihm die Frage und bekam als Antwort ein Nicken. Loki erhob sich, beugte sich über die Badewanne und fing an, die Haarfarbe raus zu waschen. Dies dauerte nicht lange, sodass ich ihm nach nicht einmal fünf Minuten ein Handtuch hinhielt, welches er annahm. Der Gott legte es sich um die Schultern, während ich den Föhn einsteckte und begann seine Haare zu föhnen. Schnell erkannte ich, dass er nun erdbeerblonde Haare besaß, die ihm sehr gut standen. „ Es ist besser geworden, als ich erwartet habe. Wie gefällt es dir?“ „ Es ist ungewohnt.“ „ Das ist verständlich, aber glaube mir, du wirst dich sehr schnell daran gewöhnen. Möchtest du schon mal ins Wohnzimmer gehen? Ich würde dann nachkommen, sobald ich die Farbe herausgewaschen haben. Das wäre so in circa fünfzehn Minuten.“, erklärte ich, woraufhin er das Badezimmer verließ. Zu meiner Verwunderung schloss er nicht die Türe hinter sich, sodass ich kurz darauf den Fernseher hören konnte. Es war schön, dass Loki sich langsam damit anfreundete bei mir zu wohnen. Vielleicht könnte Loki sich auch daran gewöhnen hier auf der Erde zu leben, zurück nach Asgard konnte er nicht mehr. Sonst würde er erneut gefoltert werden und dies konnte ich auf keinen Fall zulassen. Ich hatte ihm versprochen ihm zu helfen und ich würde mein Versprechen einhalten, auch wenn ich dafür meine Freunde erneut anlügen müsste. Leicht schüttelte ich den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen, zudem müsste ich meine Haare auswaschen.


Nachdem ich dies erledigt hatte, föhnte ich mir meine Haare und erkannte, dass sie nur einen rötlichen Schimmer bekommen hatten. Dies hatte den Grund, dass ich die Farbe zu früh ausgewaschen hatte, dennoch fand ich es schön. Nachdem ich meine Haare trocken waren, räumte ich zügig auf und begab mich zum Gott, welcher in aller Ruhe auf meiner Couch saß. „ Na, was schaust du dir an? Oh, du schaust dir eine Doku über die Erde an.“ „ Es ist faszinerent, wie ihr Menschen versucht euren jämmlichen Planeten zu retten.“ „ Jämmerlich? Darf ich dich erinnern, dass du versuchst, hast diesen Planeten zu übernehmen. Also so jämmerlich kann er dann nicht sein.“, sprach ich und setze mich neben Loki hin, welcher mich daraufhin ansah. Er sah mich nun mit braunen Augen an, was mich erstaunte. Der Gott hatte es tatsächlich geschafft, ohne Probleme die Kontaktlinsen einzusetzen. „ Es ist ungewohnt, dich so zu sehen.“ „ Gewöhn dich nicht daran.“ ,, So schlimm ist es nicht, außerdem wirst du dich auch schnell daran gewöhnen. Vergiss aber nicht, die Kontaktlinsen später wieder rauszunehmen. Komm, lass uns zu Miss Davies gehen. Sie freut sich bestimmt, dass wir ein wenig früher kommen. Ach ja, bevor ich es vergesse. Sie besitzt einen schwarzen Kater, der ist ziemlich verschmust. Sei also unbesorgt, er wird dich nicht kratzen.“, damit erhob ich mich, griff nach der Hand des Blonden und zog ihn hinter mir her. Im Flur griff ich noch schnell nach den Schlüsseln, bevor wir die Wohnung verließen. Zwar hatten wir den Fernseher angelassen, doch dieser würde nach einiger Zeit selbst ausgehen. Wir liefen die Stufen hinunter, als mir auffiel, dass zwar keine Schuhe, aber dafür schwarze Socken trug. Gedanklich machte ich mir eine Notiz, ihm Schuhe und Kleidung zu kaufen. Nach nicht einmal einer Minute blieben wir vor der Tür von Miss Davies stehen, doch bevor ich klingelte, sah ich zum Älteren. „ Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich bin da. Wenn was sein sollte, greife nach meiner Hand.“, meinte ich und drückte im nächsten Moment die Klingel. Es dauerte kurz, bis uns die Tür geöffnet wurde und die ältere Dame anlächelte. „ Ihr kommt gerade richtig, der Tisch ist bereits gedeckt.“, sprach Miss Davies und ließ uns hinein. Ich lief uns Wohnzimmer, wo ein kleiner Holztisch mit vier Stühlen stand und setzte mich hin. Loki welcher mir gefolgt war, tat mir gleich und schien ein wenig angespannt zu sein. Dies war verständlich, er kannte die Dame nicht und vertraute ihr auch nicht somit. Erst als Miss Davies sich zu uns gesetzt hatte, griff ich nach der geblümten Teekanne und schenkte jedem von uns Früchtetee ein. „ Liebes, möchtest du mir deinen Freund vorstellen. Es kommt selten vor, dass es hier im Haus ein neues Gesicht gibt.“ „ Dies ist Thomas Sharpe, er kommt aus England. Ich habe ihn auf einer meiner vielen Reisen kennengelernt und wir sind gute Freunde geworden. Nicht wahr, Thomas?“ „ Gewiss sind wir das.“, log Loki und ich wusste, dass er mit dem neuen Namen nicht ganz einverstanden war. Der Ältere hatte aber nur kurz meine Aufmerksamkeit, da Miss Davies Kater Crow eingelaufen kam. Der schwarze Kater besaß nur ein Auge, kam aber damit sehr gut zurecht. Crow miaute, bevor er auf den Schoß vom Gott sprang. Ein Schmunzeln erschien auf meinem Gesicht, als ich sah, dass Loki gegen den Drang kämpfte den Kater nicht hinunterzuschmeißen. „ Er scheint dich zu mögen, Thomas. Sei unbesorgt, Crow will nur schmusen. Oh, ich habe die Kekse vergessen.“, damit erhob sich die Ältere und lief in die Küche. Ich dagegen, streckte meine Hand aus und begann dem Kater durch Fell zu streichen. „ Es ist alles gut, du kannst dich entspannen. Schau, selbst Crow mag dich. Du kannst ihn ruhig streicheln.“, erklärte ich und war verwundert darüber, dass Loki meinen Rat nachkam. Sanft strich er über das Fell, was zur Folge hatte, dass Crow anfing zu schnurren. Die schwarze Samtpfote schmiegte ihren Kopf gegen seine und genoss die Streicheleinheit sehr. „ Sie scheinen ein Katzenfreund zu sein, Thomas. Bedienen sie sich ruhig, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, sie essen mir nichts weg.“ ,, Miss Davies, möchten sie vielleicht Thomas erzählen, wie sie nach New York gekommen sind.“ „ Sehr gerne, ich zog mit meinen Mann-“, weiter hörte ich ihr nicht zu, da ich die Geschichte auswendig konnte. Lächelnd sah ich da, bis mir etwas auffiel. Loki besaß noch die Wunden an seinem Mund, welcher deutlich sichtbar sein müssten. Eigentlich hätte die ältere Dame uns bereits darauf ansprechen müssen, doch das hatte sich nicht. Unauffällig sah ich zum Gott und stellte fest, dass die Wunden verschwunden waren. Doch wie konnte dies sein? Loki hatte seine Magie verloren und so schnell konnten Wunden nicht verheilen. Etwas stimmt nicht und ich müsste herausfinden was.

 

 

„ Du musst unbedingt den Zitronenkuchen probieren, Thomas. Das Rezept stammt von meiner Großmutter.“, erzählte Miss Davies und sah dabei zu Loki, welcher immer noch den Kater auf dem Schoß hatte. Es hatte eine gute Stunde gebraucht, bis der Gott sich entspannt hatte. Sein ganzes Verhalten hatte sich auf einen Schlag verändern, nachdem die ältere Dame angefangen hatte über ihr Leben zu sprechen. Für mich schien es so, als würde er sich an etwas erinnern. Entspannt saß er da, streichelte Crow und hielt mit der anderen Hand meine fest. Ich wusste nicht warum er dies machte, doch ich es ließ zu. Vielleicht brauchte er einfach den Körperkontakt, um sich sicher zu fühlen. „ Miss Davies, ich denke Thomas würde gerne später etwas vom Kuchen probieren. Am liebsten würden wir noch etwas bleiben, leider müssen wir noch einkaufen gehen. Thomas Koffer ist leider abhanden gekommen.“ „ Oh, das ist schrecklich. Wartet, ich müsste noch etwas von meinen Mann haben.“ „ Das ist nicht nötig, Miss Davies.“, sprach ich, doch da war die ältere Dame bereits aufgestanden und lief in einen anderen Raum. Ich blickte zu Loki, welcher mit dem Schultern zuckte. Crow miaute, streckte sich kurz und sprang danach von seinen Schoß hinunter. „ Crow scheint dich wirklich zu mögen, selbst bei mir bleibt er niemals so lange liegen. Wie geht es dir?, stellte ich dem Älteren die Frage, woraufhin dieser zu mir sah. Loki öffnete den Mund, wollte sprechen, doch wurde von Miss Davies unterbrochen, welche zurück kam. Sie hielt dem Gott einen schwarzen Stoffbeutel entgegen, welchen er erst annehm, nachdem ich ihm zugenickt hatte. „ Vielen Dank, Miss Davies.“, bedankte sich Loki bei ihr, was mich lächeln ließ.

 

Wir hatten uns noch ein wenig mit Miss Davies unterhalten, bevor wir beschlossen zurück in meine Wohnung zu gehen. Während ich die Tür aufschloss, hielt Loki den Stoffbeutel und die zwei Kuchenstücke, die wir mitbekommen hatten. „ Stelle bitte die Kuchenstücke in die Küche. Ich werde solang das Bett neu beziehen.“, sprach ich und sah wie der Gott in die Küche lief. Ich wollte nicht, dass er dabei war, wenn ich das Bett neu bezog. Ohne das er es bemerkte, wollte ich alles entfernen, was Blutflecken aufwies. Als erstes ließ ich die Rolläden hinunter, nachdem ich mein Schlafzimmer betreten hatte, da die Sonne bereits untergegangen war und schaltete das Licht an. Mein Blick schweifte durch den Raum und es dauerte nicht lange, bis ich die ersten Blutflecken auf dem Teppisch entdeckte. Diesen sollte ich sogleich ein und legte diesen in den Wäschekorb, genauso wie die Bettbezüge. Zum Glück bin ich auf alles vorbereitet, sodass ich das Bett neu beziehen konnte. Gerade als ich fertig wurden, betrat Loki den Raum und mir stockte der Atem. Der Gott war komplett in schwarz gekleidet. Ein schwarzer Anzug mit einem ebenfalls schwarzen Hemd. Selbst die Schuhe und die Krawatte besaßen diese Farbe. Loki sah heiß aus und mich würde es nicht wundern, wenn er ein Playboy werden würde.

Vertrauen

 

Loki trat auf mich zu und blieb weniger Zentimeter vor mir stehen. Sein Blick wanderte von mir zum Bett. „ Du hast es neu bezogen.“ „ Das habe ich, ich dachte, es sei besser so. Wenn es für dich in Ordnung wäre, würde ich heute ebenfalls hier schlafen.“, sprach ich, woraufhin er wieder zu mir blickte. Zu meiner Verwunderung nickte der Gott mir zu, was mich lächeln ließ. „ Wollen wir noch einen Film schauen, bevor wir ins Bett gehen? Ich habe eine große DVD Sammlung. Du darfst dir sogar einen Film aussuchen.“, erklärte ich ihm, nahm seine Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Vor dem schwarzen Regal blieben wir stehen und voller Stolz zeigte ich dem Blondhaarigen meine Sammlung. „ Du kannst dir einen Film aussuchen, ich werde uns so lang Popcorn und Tee machen. Wenn du dich nicht entscheiden kannst, rufe einfach nach mir.“, und damit begab ich mich in die Küche. Dort angekommen suchte ich aus einem der Schränke die Popcorntüte heraus, welche ich in die Mikrowelle legte, bevor ich diese einschaltete. Während unser Snack aufpopte, stellte ich den Wasserkocher für unseren Tee auf. Meine Gedanken schweiften zügig zu Loki zurück. Er schien langsam aufzutauen und sich an seine Situation zu gewöhnen. Beinah kam es mir so vor, als wäre er glücklich bei mir zu sein. Das Piepen der Mikrowelle riss mich aus den Gedanken, sodass ich vorsichtig die heiße Verpackung hinausnahm. Ich öffnete diese und schüttete das fertige Popcorn in eine Schüssel, die auf dem Tresen stand. Nachdem ich die leere Verpackung in den Müll geschmissen hatte, nahm ich zwei Tassen aus dem Schrank hinaus, genauso wie zwei Teebeutel. Ich nahm den Wasserkocher und goss das heiße Wasser in die Tassen hinein. Der Duft von roten Früchten hing in der Luft, auch als mit den Getränken die Küche verließ. Loki stand weiterhin vor dem Regal und sah sich eine DVD nach der Anderen an. „ Hast du schon etwas gefunden?“, fragte ich ihn und stellte die Tassen auf dem kleinen Tisch vor der Couch ab. „ Ihr Menschen habt einen merkwürdigen Geschmack.“ „ Dies ist mein Geschmack, Loki. Ich bevorzuge diese Filme, da sie mir gefallen.“ „ Du hast einen merkwürdigen Geschmack.“, sprach der Gott, was mich schmunzeln ließ, bevor ich das Popcorn holte.

 

 

Nach langen hin und her hatte Loki sich für Herr der Ringe entschieden, was mich überrascht hatte. Zusammen saßen wir auf meiner Couch und sahen uns den Film an. Während ich das Popcorn aß, trank der Ältere ab und zu an seinen Tee. Loki war regelrecht fasziniert von Herr der Ringe, sodass ich ahnte, dass wir die restlichen Filme in den nächsten Tagen schauen würden. Es freute mich sehr, dass ihm der Film gefiel, obwohl er das meiste auf der Erde verabscheute. Mein Blick wanderte vom Fernseher zum Älteren, als dieser seine Tasse auf dem Tisch abstellte. Keinen Moment später spürte ich einen Arm um mich und wurde näher zum Gott gezogen. Perplex sah ich zu Loki, welcher nur dem Film Beachtung schenkte. Leicht legte ich meinen Kopf schief, zuckte mit den Schultern und schmiegte mich an den Älteren. Die ganze Situation war absurd, wenn man bedachte, dass Loki und ich Feinde gewesen waren. Ich hatte gegen ihn gekämpft und zu seiner Niederlage beigetragen. „ Worüber denkst du nach?“, vernahm ich die Stimme des Gottes und war darüber verwundert, dass er bemerkt hatte, dass ich den Film nicht mehr verfolgte. „Darüber, dass wir mal Feinde waren.“ „ Das sind wir weiterhin, Mensch.“ „ Natürlich.“, meinte ich sarkastisch und sah wie Lokis Mundwinkel zuckten. Langsam wurde er wieder zu dem Gott, von dem Thor uns erzählt hatte. Die Zeit würde zeigen, ob sein Charakter sich durch diesen grauenvollen Vorfall verändert hatte. Innerlich hoffte ich, dass dies nicht der Fall wäre, denn ich mochte Loki so, wie er war. Würden Tony und die Anderen dies wissen, würden sie mich als verrückt abstempeln. „ Du denkst zu viel nach.“ „ Ist mir bewusst, aber auf einer Seite ist es so absurd, dass wir hier sitzen. Übrigens, du bist für einen Eisriesen sehr warm.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, versteifte sich der Ältere. Schlagartig wurde mir bewusst, dass Thor ihm nicht erzählt hatte, dass wir über ihn Bescheid wussten. Ich spürte, dass Loki flüchten wollte, weshalb ich mich mehr an ihn schmiegte. Vielleicht würde ihm meine Nähe guttun und ihn von seinen Vorhaben abhalten. „ Thor hat uns erzählt, was du bist. Zu deiner Information, mir ist egal, was du bist. Für mich bist du einfach nur Loki.“, erklärte ich mit ruhiger Stimme. Es dauerte einen Moment, bis der Blondhaarige sich entspannte und den Film weiter schaute. Das Loki auf mein Gesagte nichts antwortete, fand ich nicht schlimm, denn seine Körpersprache sagte alles. Er war über meine Worte dankbar.

 

 

 

„ Wie fandest du den Film?“ „ Ihr Menschen habt eine blühende Fantasie.“ „ Das nehme ich mal als Kompliment.“, gab ich von mir, als ich die Schüssel und die Tassen in die Küche trug. Nachdem ich das dreckige Geschirr in die Spüle gestellt hatten, begab ich mich ins Bad, um mich Bett fertig zu machen. Loki tat mir nach wenige Minuten gleich und trat ins Schlafzimmer, als ich die Bettdecke zur Seite schlug. Der Gott trug einen dunkelblauen Schlafanzug, welcher ihm, wie ich feststellte, ein wenig zu groß war. Auch bemerkte ich, dass Loki erschöpft aussah. Für ihn musste das Ganze nicht einfach sein und er musste vieles verarbeiten. „ Ich werde auf der Fensterseite schlafen, wenn es für dich in Ordnung ist. Bevor ich vergesse, morgen habe ich frei, wir können also ausschlafen.“ „ Du arbeitest?“ „ Warum so verwundert?“ „ Du gehörst zu den Avengers.“ „ Dies ist richtig, aber ich gehe auf keine Missionen. Ich möchte keine Menschen verletzen oder töten. Wie du dir vorstellen kannst, waren nicht alle von meiner Entscheidung begeistert. Lass uns nicht mehr darüber sprechen. Es ist spät, wir sollten schlafen.“, sprach ich, nahm seine Hände in meine und führte ihn zum Bett. Gemeinsam legten wir uns hin und erst als ich mir sicher war, dass Loki nicht aufstehen würde, schaltete ich das Licht aus. Doch kaum hatte ich dies getan, wurde der Gott unruhig, weshalb ich die Lampe wieder einschaltete. Ich richtete mich auf und wand mich zum Älteren. Er hatte sich auf die Seite gedreht, sodass er mich nicht ansehen musste. Ein Seufzen entkam mir, bevor ich meine Beine aus dem Bett schwang und aufstand. „ Bin gleich wieder da.“, informierte ich Loki und verließ den Raum. Im Wohnzimmer angekommen, öffnete ich die Schublade vom Sideboard und holte mein altes Nachtlicht in Form einer Ente heraus. Wenn ich richtig lag, dann hatte der Gott im Dunkeln Angst. Verständlich, wahrscheinlich war es die meiste Zeit im Verließ dunkel gewesen. Mir wurde bewusst, dass Loki nach einem weiten Weg vor sich hatte, bevor er wieder er selbst war. Kurz überprüfte ich, ob das Nachtlicht noch ging, bevor ich zurück in mein Schlafzimmer kehrte. Da die Steckdose sich auf der Seite des Gottes lag, lief ich auf die andere Seite des Raumes. Gerade als ich das kleine Gerät einstecken wollte, fiel mir auf, dass der Blondhaarige bereits eingeschlafen war. Einen Moment lang überlegte ich, bevor ich das Nachtlicht in die Steckdose steckte und einschaltete. Danach deckte ich Loki richtig zu und legte mich ebenfalls schlafen.

 

 


Das Geräusch von Donner riss mich aus dem Schlaf und ich brauchte einen wenig, bis ich realisierte, dass es gewitterte. Langsam richtete ich mich auf, rieb mir die Augen und sah in Richtung Fenster. Der Regen prasselte gegen die Rollläden und es sah so aus, als würde es noch lange nicht aufhören zu regnen. Mein Blick fiel auf meinen Radiowecker, welcher mir mitteilte, dass es kurz nach drei Uhr Nachts war. Plötzlich nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel war und mein Hirn brauchte einige Sekunden, bis mir wieder einfiel, dass Loki auf der anderen Bettseite lag. Mir zerriss es beinah das Herz, als ich sah, wie der Gott auf dem Bett saß und starrte auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand. Langsam streckte ich meine Hand aus, griff nach seiner, um so seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „ Thor scheint mal wieder schlechte Laune zu haben. Sei unbesorgt, er wird dich hier nicht finden. Niemand weiß, dass du hier bist.“, versuchte ich ihm zu erklären, als plötzlich mein Handy anfing zu klingeln. Wer bitte schön rief mich um diese Uhrzeit an?  „ Ich hoffe es gibt einen guten Grund, mich um diese Stunde anzurufen.“ „ Den gibt es, Kleines. Thor meint, dass er gespürt hat, dass Loki sich hier in New York aufhält.“, vernahm ich Tonys Stimme, bevor ich zum Gott blickte. Dieser saß angespannt auf meinem Bett, weshalb ich ihm mit meiner freien Hand über den Rücken strich. „ Ist er sich sicher? Ich glaube nämlich nicht, dass Loki sich hier aufhalten würde. Er ist hier bekannt und fast jeder würde ihn wiedererkennen.“ „ Er ist fest der Meinung, dass er ihn gespürt hat. Ich schicke Happy zu dir, damit er dich abholt.“ „ Weshalb?“ „ Thor lässt sich nicht beruhigen.“, damit legte Tony auf und mir entkam ungewollt ein Seufzen über die Lippen. Nachdem ich mein Handy zur Seite gelegt hatte, blickte ich erneut zu Loki. Dieser fing langsam an sich zu entspannen und ich war mir sicher, dass er nicht alles vom Gespräch mitbekommen hatte. „ Loki, wie kann es sein, dass Thor dich gespürt hat? Ich dachte, deine Magie wäre verschwunden?“ „ Für kurze Momente kehrt sie zurück.“ „ Verstehe, deshalb sind die Wunden an deinen Mund verschwunden. Konnte er dich deshalb spüren?“ „ Nein, dafür war meine Magie zu schwach.“, erklärte er mir, doch ich wusste, dass er mir nicht die ganze Wahrheit sagte. Dennoch war ich mir sicher, dass er keine Magie mehr besaß, da er sonst nicht bei mir bleiben würde. Gerade als ich beschlossen hatte ihn darauf anzusprechen, klingelte es. Ich sprang regelrecht aus dem Bett und begab mich zur Wohnungstüre, um diese zu öffnen. „ Hallo Happy, schön dich zu sehen, wenn auch um diese Uhrzeit. Ich muss mich noch schnell umziehen, warte bitte einen Moment.“ „ Beeilen Sie sich bitte, das Wetter wird immer schlimmer.“, hörte ich den Älteren sagen, während ich die Tür anlehnte. Zügig begab ich mich zurück in mein Schlafzimmer und blieb perplex stehen. Loki hatte bereits Kleidung für mich herausgelegt und schien wieder ein wenig er selbst zu sein. Auf meiner Seite des Bettes lag eine dunkelgrüne Rüschenbluse, sowie eine schwarze, enganliegende Jeanshose. „ Danke fürs herauslegen. Ich versuche so schnell wie möglich zurück zu sein. Du kannst dir währenddessen ruhig Tee oder was zu essen machen.“, teilte ich ihm mit, während ich mich umzog. Dass ich dabei für einen Augenblick nur in Unterwäsche vor dem Blonden stand, blendete ich gekonnt aus. Nachdem ich fertig angezogen war, schenkte ich Loki noch ein Lächeln, bevor ich zu Happy ging, welcher brav gewartet hatte. „ Können.“, meinte ich und klimperte mit dem Wohnungsschlüssel, um diese Aussage zu unterstreichen. Happy nickte mir zu und nachdem ich die Türe hinter mir zugezogen hatte, begaben wir uns nach draußen. Es regnete in Strömen und es sah nicht so aus, als würde es bald damit aufhören. Thor musste wirklich wütend sein und das nicht so wenig. Zügig stiegen wir ein und nachdem ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, fuhr Happy vorsichtig los.

 

 


Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir den Stark Tower erreicht hatten. „ Danke fürs fahren, Happy.“, bedankte ich mich bei diesem, als ich ausstieg und auf den Fahrstuhl zulief. Dieser öffnete sich von selbst, worüber ich keineswegs überrascht war. Tony musste immer mit seiner Technik angeben, was mich zum Schmunzeln brachte. Donner ertönte als ich den Fahrstuhl betrat und ließ mich zusammen zucken. Nun verstand ich, warum Tony ausgerechnet mich angerufen hatte. Bereits damals konnte ich den Donnergott gut beruhigen, wenn er aufgebracht gewesen war. „ Auf in den Kampf.“, murmelte ich, nachdem der Fahrstuhl mit einem Ruck stehen bleiben war und die Türen sich geöffnet hatten. Alle Blicke lagen auf mir, als ich zu Thor lief und vor ihm stehen blieb. „ Thor, kannst du dich bitte beruhigen? New York wird bald überschwemmt, wenn du so weiter machst.“ „ Verzeiht Lady Katharina, aber Loki-“ „ Hält sich bestimmt nicht hier in New York auf. Warum sollte er sich hier überhaupt aufhalten? Und nein, er hat mich nicht aufgesucht oder sonst was.“ „ Ich habe seine Magie gespürt!“ „ Und warum hast du sie dann erst jetzt gespürt?“, stellte ich ihm die Frage, obwohl ich die Antwort bereits kannte. Meine Frage hatte Thor aus dem Konzept gebracht, da es plötzlich nur noch leicht nieselte. Der Gott schwieg, was ich nicht hinnehmen wollte. Ich wusste, was er Loki angetan hatte und er würde dafür noch seine Predigt bekommen. „ Thor.“ „ Ihm würde die Magie genommen.“ „ Wie ihm würde die Magie genommen?“ „ Es war eine von seinen Strafen, man nahm ihm die Magie.“ „ Wenn ihm die Magie genommen würde, wie du sagst, wie konntest du sie dann spüren? Zudem, wie konnte er dann aus Asgard fliehen?“ „ Mutter half ihm.“, bekam ich die Antwort, mit der ich nicht gerechnet hatte, doch nun ergab einiges Sinn. Lokis Magie kam zurück, wenn auch sehr langsam, obwohl sie ihm genommen worden war. Den Grund dafür müsste ich noch herausfinden, doch ich wusste, dass seine Mutter Frigga die Antwort kannte. „ Mutter sprach auch von dir.“, riss mich Thors Stimme aus den Gedanken. Perplex sah ich ihn an und konnte seinen Worten nicht wirklich Glauben schenken. „ Du musst dich irren, Thor.“ „ Nein, sie hat von dir gesprochen. Ich habe nicht alles gehört, aber deinen Namen.“ „ Du hast ihn bestimmt ihr gegenüber mal erwähnt.“ „ Das habe ich nicht.“, meinte er und mir wurde bewusst, dass ich vorsichtig sein musste. Wahrscheinlich hatte Loki seiner Mutter von mir erzählt. Deutlich spürte ich die Blicke der Anderen auf mir und unterdrückte den Drang, die Flucht zu ergreifen. „ Oh nein, du denkst, ich hätte etwas mit Lokis Flucht zu tun. Darf ich bemerken, dass ich weder Magie besitze, noch deine Mutter kenne.“, und damit beschloss ich den Tower zu verlassen. Weit kam ich nicht, denn nach wenigen Schritten wurde ich am Arm gepackt. Der Donnergott hielt mich eisern fest, sodass es schmerzte. „ Du tust mir weh, Thor.“ „ Verzeiht Lady Katharina, doch ich muss Loki finden.“ „ Er besitzt keine Magie, was soll er da schon anstellen. Moment mal, warum nennst du ihn nicht mehr deinen Bruder?“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, schwieg der Gott erneut. Auf einmal kam Steve auf uns zu und löste Thors Griff, worüber ich sehr dankbar war. Ich rieb mir über die Stelle, wo langsam ein blauer Fleck entstand, bevor ich zu Thor sah. „ Ich denke, es wäre besser, wenn du zurück nach Asgard gehst. Loki besitzt laut deiner Aussage keine Magie mehr, also stellte er derzeit auch wahrscheinlich keine Gefahr dar. Außerdem will ich, dass du aufhörst mich zu beschuldigen, dass ich etwas mit dem Verschwinden von deinem Bruder zu tun habe!“, gab ich aufgebracht von mir und verließ danach endlich den Tower.

 

Langsam öffnete ich meine Wohnungstüre, nachdem ich von Happy wieder nach Hause gefahren wurde. „ Bin wieder da!“, rief ich, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Keinen Augenblick erschien Loki in meinem Sichtfeld und ich wusste, dass er froh war, dass ich zurückgekommen war. Lächelnd nahm ich den Älteren in den Arm, spürte dabei wie er sich anspannte, bevor er zögerlich die Umarmung erwiderte. Ich wusste nicht einmal selbst, warum ich dies tat. Es fühlte sich einfach nur richtig im Moment an. Eine Weile standen wir da, bis ich die Umarmung löste. „ Thor ist fest im Glauben, dass du dich hier aufhältst und dass ich etwas mit deinem Verschwinden aus Asgard zu tun habe.“ „ Wie kommt er auf den Gedanken, dass ich mir von einem Mensch helfen lasse.“, hörte ich den Gott sagen und schmunzelte. Es war schön, dass manchmal sein altes Verhalten zum Vorschein kam. „ Weil du mit deiner Mutter über mich gesprochen hast.“, kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, weiteten sich seine Pupillen. Loki trat einen Schritt zurück und sah zur Seite, er fühlte sich ertappt. Es stimmte mich glücklich, dass ausgerechnet ich sowas miterleben dürfte. „ Es stimmt also, du hast mit deiner Mutter über mich gesprochen. Thor hat vorhin gemeint, dass er gehört hatte, wie eure Mutter meinen Namen erwähnt hatte. Dies ist auch der Grund, warum er denkt, dass ich bei deiner Flucht geholfen habe. Loki, was hast du deiner Mutter erzählt?“, stellte ich die Frage, doch bekam vom Blondhaarigen keine Antwort. Mir wurde bewusst, dass er mir noch nicht wirklich vertraute, was für mich verständlich war. Loki wurde oft belogen, vor allem von Odin. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schmerzhaft es für ihn gewesen sein musste, als er die Wahrheit über seine Herkunft erfahren hatte. „ Du musst es mir nicht erzählen, wenn du dies nicht möchtest. Ich kann verstehen, dass du mir nicht vertraust und es für mich in Ordnung.“, meinte ich, schenkte ihm ein Lächeln und beschloss ins Bett zu gehen. Nach einigen Schritten wurde sanft meine Hand gepackt, sodass ich stehen blieb. Fragend sah ich zum Älteren, verstand nicht, warum er meine Hand genommen hatte. „ Warum machst du das alles für mich? Ich habe dich damals verletzt und versucht, deine Freunde zu töten.“ „ Weil ich verstehen kann, warum du so gehandelt hast. Du hast dich verletzt gefühlt, nachdem du die Wahrheit über deine Herkunft erfahren hast. Ich nehme an, dass Odin es dir erzählt haben muss, da deine Mutter es auf eine andere Weise gemacht hätte. Jeder hat eine zweite Chance verdient, auch du, Loki. Natürlich kannst du nicht ungeschehen machen, was du getan hast, doch du selbst kannst dafür sorgen, dass sowas nicht mehr geschieht. Wir alle können unser Schicksal ändern, wenn wir es wollen.“ „ Ich erzählte ihr, dass du mir helfen würdest.“, sprach der Gott plötzlich, sodass ich nicht verstand, was er damit meinte. Mein Gehirn brauchte einen Moment, um das Gesagte zu verarbeiten. Er hatte die Frage beantwortet und somit war es aufgeklärt, woher Frigga meinen Namen kannte. Sie wusste ihn tatsächlich von ihm.


Ruhig schlief Loki auf seiner Seite des Bettes und es schien so, als würde er auch die nächste Zeit erstmal nicht erwachen. Ich ließ meinen Blick von ihm zu meinem Handy wandern, welches mir anzeigte, dass es noch recht früh an Morgen war. Bereits am Vortag hatte ich einen Entschluss gefasst, ich würde nach Asgard reisen, um mit Frigga zu sprechen. Loki könnte sich nicht für immer bei mir verstecken, früher oder später würde die Wahrheit ans Licht kommen. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett, um den Anderen nicht zu wecken und begab mich ins Wohnzimmer. Dort nahm ich Haustelefon in die Hand und wählte die Nummer von Tony. Dieser hatte bestimmt die ganze Nacht durchgemacht und würde so erst in circa zwei bis drei Stunden schlafen gehen. Es dauerte einen Moment, bis ich Tonys Stimme vernahm. „ Hast du mal auf die Uhr geschaut, Kleines?“ „ Das habe ich durchaus. Ich rufe dich an, weil ich eine Idee habe, wie wir herausfinden, ob Thor die Wahrheit sagt. Ich reise nach Asgard.“ „ Du willst was?“ „ Nach Asgard reisen. Ich möchte mit Thors Mutter sprechen, vielleicht verrät sie mir, wo Loki sich aufhält. Egal ob sie es macht oder nicht, Thor würde mich danach in Ruhe lassen. Ich habe nämlich Besseres zu tun, als mir dauernd anzuhören, dass ich mit Lokis Verschwinden zu tun habe. Sehe es so, Thor ist für eine bestimmte Zeit nicht da und kann somit auch keine weiteren Gewitter auslösen.“ „ Gut, ich werde ihn darüber informieren, dass du nach Asgard willst.“ „ Danke und da wäre noch etwas. Gehe endlich ins Bett.“, meinte ich und hörte Tony noch etwas murmeln, was ich aber nicht verstand. Nachdem ich aufgelegt hatte, vernahm ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte einen noch etwas verschlafenen Gott. „ Guten Morgen, Loki. Ich hoffe doch, ich habe dich nicht geweckt. Sollte dies der Fall sein, dann tut es mir leid.“ „ Mit wem hast du gesprochen?“ „ Mit Tony, ich habe ihn von meinem Plan erzählt. Ich werde nach Asgard reisen un-“ „ Auf keinen Fall!“, schrie der Blondhaarige, sodass ich zusammen zuckte. Mit wenigen Schritten befand sich der Ältere vor mir und packte mich an meinem Hemd. „ Schlage dir diese dumme Idee aus dem Kopf! Du wirst nicht nach Asgard gehen!“ „ Immer mit der Ruhe und könntest du mich bitte loslassen? Gut, dann halt nicht. Mein Plan ist es, mit deiner Mutter zu sprechen. Loki, wir wissen beide, dass es nicht immer so weiter gehen kann. Wir müssen für deine Freiheit kämpfen und daher ist es am besten, wenn ich mit deiner Mutter spreche. Sie kann uns vielleicht helfen, zudem wäre Thor für einige Zeit hier nicht auf der Erde.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und griff nach seinen Händen. Sein Wutausbruch hatte mich überrascht, hatte ich doch damit nicht gerechnet. Ihm gefiel meinen Plan nicht, doch wir hatten keine andere Wahl. Ich musste mit seiner Mutter sprechen, nur sie alleine könnte uns helfen. Ganz langsam löste ich seine Finger von meinem Hemd und erkannte das seine Hände zitterten. Schlagartig wurde mir bewusst, warum er so reagiert hatte. „ Mir wird in Asgard nichts geschehen, sei unbesorgt. Thor nimmt zwar an, dass ich etwas mit deinem Verschwinden etwas zu tun habe, aber er würde mir niemals etwas antun.“

 

 

Es waren Tage vergangen, seitdem ich beschlossen hatte, mit Thor nach Asgard zu reisen. Der Donnergott hatte meinen Plan sogleich zugestimmt und schien sich sehr zu freuen, mir seine Heimat zu zeigen. „ Die Lebensmittel sind im Kühlschrank, du kannst ruhig damit kochen. Du weißt mittlerweile, wie der Herd funktioniert. Ich werde dir auf für einen Notfall Geld da lassen, falls was sein sollte und gehe zu Miss Davies. Sie wird dir helfen. Sei unbesorgt, es wird alles gut werden.“, erklärte ich Loki mit aller Ruhe. Auch wenn der Gott versuchte es sich nicht anmerken zulassen, bemerkte ich wie nervös er war. Er würde für einige Zeit alleine in meine Wohnung leben und sogar meinen Job nachgehen. Es hatte ein wenig gedauert, bis er damit einverstanden war. Loki liebte Bücher, also würde er keine Schwierigkeiten damit haben welche zu verkaufen. „ Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, Loki. Es wird alles gut werden, da bin ich mir sicher. Wie bereits gesagt, wenn etwas sein sollte, gehe zu Miss Davies. Sie weiß vieles und liebt es, Besuch zu bekommen.“ „ Ich weiß wie man überlebt, Mensch.“, gab der Ältere von sich, weshalb ich die Augen vertrete. Aus mir unbegreiflichen Gründen weigerte Loki sich, mich bei meinem Namen zu nennen. Nur wenn Miss Davies in der Nähe war, nannte er mich Katharina. „ Gut, ich werde dann mal gehen. Happy müsste nämlich jeden Augenblick kommen. Bis bald, Loki.“, damit schnappte ich mir meinen Rucksack und öffnete die Wohnungstüre. „ Sei vorsichtig.“, vernahm ich leise die Stimme des Gottes, als ich dabei war, die Tür hinter mir zu schließen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Harte Schale, weicher Kern.

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Tag der Veröffentlichung: 21.07.2022

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