Cover

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Vorwort:

 

Ich hoffe Ivar ist nicht zu sehr oc geworden ^^''

 

Falls doch, lasst es mich bitte wissen.

 

LG BlackEpona

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Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war die Stimme meines Vaters, der meinen Namen schrie und die eisige Kälte des Wassers. Danach herrschte Dunkelheit, bis ich das Knistern eines Feuers vernahm. Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte eine Höhlendecke. Obwohl mein Körper sich taub anfühlte, richtete ich mich auf. Sekunden später durchfuhr ein Schmerz meine Bauchregion, sodass mir ein Zischen entkam. Ich nahm eine Bewegung im Augenwinkel wahr, sah wie eine junge Frau auf mich zukam. Sie kniete sich zu mir hinunter, legte ihre Hände auf meinen Brustkorb und zwang mich wieder hinzulegen. Statt mich zu wehren, starrte ich die Unbekannte an. Solch eine Kleidung, die sie trug, hatte ich in meinen ganzen Leben noch nie zuvor gesehen. Woher stammte sie? Was war das für ein schwarzes Ding, das sie im Gesicht trug? Unsere Blicke trafen sich, ihre blauen Augen, ähnelten die von Vater. Die junge Frau schenkte mir ein Lächeln und ich spürte, das mein Herz für einen Moment aussetzte. Ich unterbrach den Blickkontakt und erkannte stattdessen, das sie eine silberne Kette mit einem Anhänger trug. Sofort erkannte ich den Baum wieder, den sie als Anhänger trug. Als ich nach der Kette greifen wollte, hielt sie mich auf, indem sie nach meiner Hand griff. „ Wer bist du?", stellte ich ihr die Frage, doch aus ihrem Mund kamen Wörter, die ich nicht verstand. Sie sprach eine andere Sprache als ich. Wenn sie keine von uns war, warum hatte sie mich gerettet? Erneut schenkte sie mir ein Lächeln, bevor sie sich erhob und zu einem schwarzen Ding lief. Dieses Ding öffnete sie, holte ein Gefäß heraus und kam zurück zu mir. Sie hielt mir das Gefäß an die Lippen und ich konnte spüren, wie kalt dieses war. Erneut trafen sich unsere Blicke, bevor ich mich leicht aufrichtete und aus dem Gefäß trank. Kühles Wasser lief meiner Kehle hinunter, erst da bemerkte ich wie durstig ich gewesen war. Die Unbekannte erhob sich, ging zurück zu dem Ding, bevor sie erneut neben mich setzte. Ich ließ meine Hände zu meinem Bauch wandern, als ihrer Stimme ertönte. An ihren Blick erkannte ich, dass sie nicht darüber erfreut war, dass ich mir an den Bauch gefasst hatte. Schmerz durchfuhr mich, als ich mich aufrichtete. Sie legte daraufhin ihren Kopf schief, woraufhin ich beschloss mich wieder hinzulegen. Die Frau schien keine Gefahr für mich zu sein, auch konnte ich keine Waffe bei ihr erkennen. Verwirrt blickte ich der Unbekannte, als sie sich in meiner Nähe schlafen legte. Vorsichtig legte ich mich auf die Seite, beobachtete sie beim Schlafen. Warum half sie mir? Darüber sollte ich mir später Gedanken machen, zuerst musste ich herausfinden, was mit Vater und den Anderen geschehen ist. Ich beschloss am nächsten Tag mehr darüber herauszufinden und schlief kurz darauf ein.

 

Als ich erwachte war das Feuer erloschen und es war kühler in der Höhle geworden. Vorsichtig richtete ich mich auf, verspürte an meiner Bauchregion im Gegensatz zum Vortag einen leichten Schmerz. Mein Blick wanderte zu der jungen Frau und stellte fest, dass sie noch schlief. Sie hatte sich auf der Seite gelegt und die Beine angezogen. So leise wie möglich kroch ich zu ihr hinüber, lehnte mich über sie und vernahm ihre Stimme. War sie erwacht? Einen Augenblick später wurde mir bewusst, das sie im Schlaf sprach. Zeit verging, bis die Unbekannte ihre Augen öffnete und im nächsten Moment erschrak, als sie mich erblickte. Unsere Gesichter waren nur ein wenig voneinander entfernt. Ich blickte ihr in die Augen und erkannte in diese, das sie sich fragte, was ich von ihr wollte. Mit einem Nicken zeigte ich auf das schwarze Ding, woraus sie das Gefäß mit Wasser geholt hatte. Die Frau schien zu verstehen, denn sie öffnete das Ding und hielt mir das Gefäß entgegen. Dieses nahm ich an, versuchte es zu öffnen, doch es gelang mir nicht. Sie nahm mir das Gefäß wieder ab, wobei sich unsere Hände berührten. Ihre waren so kalt wie der Schnee. Erneut nahm ich das Wassergefäß an und trank daraus. Nachdem ich dies getan hatte, gab ich es ihr zurück. Sie legte es zurück in das schwarze Ding, bevor sie mich zwang mich hinzulegen. Die junge Frau rieb kurz ihre Hände aneinander, danach schob sie mein Hemd hoch. Ich blickte hinab und erkannte einen blutgetränkten Verband an meiner linken Bauchseite. Daher stammen die Schmerzen, etwas musste mich durchbohrt haben, als wir Schiffbruch erlitten hatten. Ihre Hände waren weniger kalt, als sie den Verband löste und dabei meine Haut leicht berührte. Sie schien mit der Heilung meiner Wunde zufrieden zu sein, denn sie verband sie wieder. Ich stützte mich auf meine Arme ab, bekam somit ihre Aufmerksamkeit und nickte sie an. Fragend sah sie mich an, legte dabei ihren Kopf leicht schief, weshalb ich erneut nickte. „ Katharina.“ „ Ivar.“, sprach meinen Namen aus und hörte wie sie versuchte ihn auszusprechen. „ Ivar.“, wiederholte ich, mit dem Unterschied, das ich langsamer sprach. Sie versuchte es eine Weile, bis sie es schaffte. „ Ivar“, ihre Stimme klang so sanft, als sie meinen Namen aussprach. Nun musste ich ihren Namen lernen, was schwieriger war als ich angenommen hatte. Sie schien zu verstehen, dass ich Schwierigkeiten hatte, denn sie half mir. „ Katharina.“ „ Kata-“ „K-a-t-h-a-r-i-n-a.“ „ Katharina.“, sagte ich und wurde nicht erneut verbessert. Dennoch war mir bewusst, dass ich ihren Namen noch üben müsste. Katharina erhob sich, begab sich zu dem schwarzen Ding und trug es am Rücken. Ich verstand, dass sie die Höhle verlassen wollte und kroch zu ihr. Als sie dies bemerkte, kam sie sogleich auf mich zu und versuchte mich dazu zu bringen, das ich mich wieder hinlegte. Ein Seufzen entkam ihr, nachdem sie verstanden hatte, dass sie mich nicht dazu bringen könnte. Wir begaben uns nach draußen und vor einen kurzen Moment hielt ich mir eine Hand vor die Augen, da mich die Sonne blendete. Meine Augen gewöhnten sich zügig ins Tageslicht, weshalb ich zu Katharina blickte und sie musterte. Sie besaß beinah pechschwarzes Haar, welches im Sonnenlicht dunkelbraun leuchtete. Auch erkannte ich, dass sie zierliche Gestalt besaß und beinah die Größe meiner Mutter besaß. Ich kroch neben Katharina her, als diese sich in Bewegung setzte. Im Gegensatz zu meiner Brüder, lief sie nicht voraus, sondern blieb an meiner Seite. Nach einer Weile erreichten wir einen Fluss, wo Katharina sich ins Gras kniete. Sie nahm das schwarze Ding aus ihrem Gesicht und legte es neben sich. Sogleich griff ich danach, während sie sich ihr Gesicht wusch. Das Ding bestand aus Metall und als ich hindurchsah, war alles verschwommen. Ein Murren ertönte neben mir, weshalb ich zu der jungen Frau sah. Katharina winkte mir ihrer Hand vor ihrem Gesicht auf und ab, bis es mir klar wurde. Wie es schien, konnte sie ohne das Ding nichts sehen. Sobald sie unsere Sprache erlernt hatte, würde ich sie fragen, was das Ding war. Nachdem sie das Ding wieder angezogen hatte, blickten wir uns an. „ Sobald wir meinen Vater gefunden haben, werde ich dich nach Kattegat bringen.“, sprach ich zu ihr, obwohl mir bewusst war, dass sie mich nicht verstand.

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Vorwort:

Erstmal ein großes Dankeschön an meine fleißigen Review Schreibe, ihr seid klasse!

Ich bin mit diesem Kapitel nicht ganz zufrieden, da ich  es immer wieder  schnell nach der Arbeit  weiter geschrieben habe. Vielleicht schreibe ich es am Sonntag um.
Wie findet ihr es so?

Nun, ich will euch nicht weiter aufhalten, viel Spaß beim Lesen!

LG BlackEpona

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Katharina beobachtete mich nicht mehr, sondern sah sich um, bevor sie einen Ast in die Hand nahm. Diesen schnitzte sie an der Spitze an und jagte damit Fische, die im Fluss schwammen. Zu meinem Erstaunen konnte sie dies sehr gut, genauso wie das Ausnehmen der Fische. Meine Aufmerksamkeit bekam das Messer, welches sie dafür benutzt. Ich erkannte sofort auf den ersten Blick, des es sich von den Messern unterschied, die ich kannte. Die junge Frau schien meinen Blick bemerkt zu haben, da sie es mir hinhielt und nickte, als ich für einen kurzen Moment zögerte. Ich nahm das Messer entgegen, musterte es und fuhr mit meinen Fingern über die Klinge. Es war gut geschliffen, sodass man leicht jemanden damit töten könnte. Lange bekam das Messer nicht meine Aufmerksamkeit, da ich mein Blick erneut zu Katharina wandern ließ. Diese füllte frisches Wasser in die Gefäße und es schien mir so, als sei sie in Gedanken versunken. Leise summte sie vor sich hin und erhob sich, nachdem sie ihre Arbeit erledigt hatte. Die Braunhaarige lächelte mich an, bevor sie in Richtung Wald nickte. Sofort verstand ich, dass sie zurück zur Höhle wollte, was anscheinend ihr Versteck war. Eine Frage stellte ich mir, wie kam es dazu, das sie dort lebte?

Nächte vergingen und jeder Tag glich dem Anderen. Ich half beim Jagen, stellte Fallen auf, womit wir Hasen fingen. Diese wiederum musste ich ausnehmen, denn wie ich festgestellt hatte, weigerte sich Katharina diese Arbeit erledigen. Wo bestand der Unterschied zwischen einen Fisch auszunehmen oder einen Hasen? Aus beiden floss Blut und war als Nahrung geeignet. Dennoch übernahm ich dies für sie, warum ich so handelte, wusste ich selbst nicht einmal. Lag es daran, das ich anfing Katharina zu mögen? Die meiste Zeit verbrachte ich nämlich damit sie zu beobachten und wurde daraufhin von ihr angelächelt. Außer Mutter hatte dies noch nie eine Frau getan. Für alle anderen Frauen war ich der Krüppel. Eine Bewegung neben mir riss mich aus den Gedanken, die Braunhaarige war näher an mich heran gerutscht. Wir saßen am Feuer, während Katharina einen Fisch über diesem hielt. Die Götter standen am heutigen Tag nicht aus unserer Seite, sodass die Jagt nicht sonderlich erfolgreich gewesen war. Mehr als einen Fisch hatten wir nicht gefangen, er würde kaum für uns beide reichen. „ Katharina.“, sprach ich ihren Namen aus und bekam so ihrer Aufmerksamkeit, nachdem ich einen dicken Ast in die Hand genommen hatte. Die junge Frau verstand, was ich von ihr wollte, händigte mir ihr Messer aus. Sogleich fing ich an zu schnitzen, wartete darauf, dass der Fisch zu Ende gebraten war. Eine Weile verging, bis Katharina mir eine Hälfte des Fisches gab. Nachdem wir aufgegessen hatten, erhob sie sich und ich blickte zu ihr hinauf, als sie das schwarze Ding anzog. Normalerweise tat sie dies nur, wenn wir die Höhle verließen. Bevor wir gingen, löschte sie das Feuer mit einer Handvoll Erde. Somit würde niemand auf unser Versteck aufmerksam werden. Nachdem wir uns nach draußen begeben hatten, schlug Katharina sogleich eine bestimmte Richtung ein. Wir würden uns nicht zum Fluss begeben, das wurde mir schnell bewusst. Wohin wollte mich die Frau führen?

Nach eine Weile erreichten wir den Ort, wo Katharina mich hingeführt hatte. Wir hatten ein Küstengebiet erreicht, welches unbesiedelt war. Fragend sah ich die junge Frau an, als diese in die Richtung einer Bucht zeigte. Abermals zeigte sie dort hin, bevor sie vorauslief. Ich wartete einen Moment ab, erst dann folgte ich ihr und spürte kurz darauf Sand unter meinen Händen. Die Braunhaarige war in der Nähe des Wassers stehen geblieben, hatte sie Augen geschlossen und atmete tief ein. Mein Blick wanderte zum Wasser, als ich Schiffe in der Ferne erkannte. Das Zeichen auf dem Segel erkannte ich sogleich, es gehörte zu meinem Clan. „ Katharina.“, sprach ich, sodass ich ihre Aufmerksamkeit bekam. Sie sah sich suchend nach mir um und kam auf mich zu, nachdem sie mich entdeckt hatte. Ich vernahm ihre Stimme und nahm an, dass sie mich fragte, warum ich sie gerufen hatte. Es sah so aus, als hätte sie die Schiffe noch nicht bemerkt, weshalb ich Richtung Wasser nickte. Mein Blick wanderte zurück zu den Schiffen, die in unsere Richtung segelten. Befand sich Vater unter ihnen? Wenn dies so wäre, würden die Götter wieder auf unsere Seite sein. Nach einem kurzen Moment legten die Langschiffe an und ich konnte Glück kaum fassen. „ Vater!“, rief ich, als diesen erblickte. Gemeinsam mit Floki lief er auf mich zu. „ Ivar, wie ich sehe, lebst du.“ „ Dies habe ich ihr zu verdanken.“ „ Ihr?“, stellte Vater die Frage, weshalb ich zu Katharina sah. Stellte jedoch fest, das diese verschwunden war. Ich war so sehr auf die Schiffe fixiert gewesen, sodass ich nicht bemerkt hatte, wie sie gegangen war. „ Eine junge Frau. Sie hat mich gesund gepflegt, als ich verletzt war. Sie muss zurück zur Höhle gelaufen sein, die war als Versteck benutzen. Ich will sie mit nach Kattegat nehmen, Vater.“, erklärte ich und würde kein Nein akzeptieren. Vater wusste dies, weshalb er mich huckepack nahm und Floki befiel auf uns zu warten. „ Erzähl mir mehr, über die Frau.“ „ Ihr Name ist Katharina. Sie ist ungewöhnlich, Vater. Ich bin mir nicht sicher, ob sie eine Heilerin ist. Sie hat meine Wunden versorgt, erträgt aber nicht immer den Anblick von Blut. Ah, da vorne ist sie!“, meinte ich, als ich Katharina entdeckte. Sie hatte uns nicht bemerkt und schien in Gedanken zu sein. Ein Grinsen bildete sich auf mein Gesicht, bevor ich nach der Axt meines Vaters griff. Diese warf ich und sah erfreut dabei zu, wie sich die Braunhaarige erschrak, als die Waffe kurz vor ihr im Baum einschlug. Panisch blickte sie sich um, bis sie uns erblickte. „ Katharina!“, rief ich, grinste und winkte sie zu uns. Verwundert stellte ich fest, dass sie dies nicht nachkam. „ Kann sie uns verstehen?“ „ Sie versteht uns nicht, Vater. Ich kann dir nicht sagen, welche Sprach sie spricht.“, erklärte ich, woraufhin mein Vater auf Katharina zulief. Ich erkannte deutlich, dass sie nervös wurde, was ich verstehen konnte. Mein Vater war ein Fremder für sie. Er sprach mit einer anderen Sprache zu der jungen Frau, doch es schien mir so, als würde Katharina diese ebenfalls nicht sprechen. „ Katharina.“, sprach ich und winkte sie erneut zu uns. Diesmal kam sie es nach und blieb kurz vor uns stehen. „ Ich will sie mit nach Kattegat nehmen.“ „ Wenn du das willst, wirst du auch für ihre kommenden Taten verantwortlich sein.“ „ Das werde ich, Vater.“, erklärte ich ihm und blickte dabei zu der jungen Frau. Vater drehte sich um, weshalb ich der Braunhaarigen mit einem Nicken signalisierte, das sie uns folgen soll. Mehrmals blickte ich nach hinten, um zu schauen, ob sie uns noch folgte. Wir kehrten zur Bucht zurück, wo die Mannschaft auf uns wartete. Vater brachte mich auf eines der Langschiffe, wo ich Platz nahm, bevor ich nach Katharina suchte. Mein Blick wanderte umher, bis ich sie bei Floki entdecken konnte. Sie wich vor ihm zurück und kam zügig zu mir, nachdem ich sie gerufen hatte. Ich spürte das die Blicke der Mannschaft sie nervös werden ließ, weshalb ich neben mir aufs Holz klopfte. Sie verstand und setzte sich brav neben mich. Es erstaunt mich immer wieder, das sie ohne zu zögern meine Nähe suchte. „ Wir segeln los!“, vernahm ich Vaters Stimme, spürte wie das Schiff zu schwanken, begann.


Die Sonne senkte sich und ich konnte fühlen wie es kälter wurde. Ich spürte wie Katharina leicht zitterte, weshalb ich zu Floki blickte. Der Schiffbauer blickte mich fragend an, sodass ich für einen Moment zu den Fellen sah, die vor ihm lagen. Floki griff nach einem, erhob sich und kam auf uns zu. Er sprach nicht mit mir, was mich verwunderte, sondern übergab mir das Fell. Es dauerte bis mir bewusst wurde, das es an Katharina lag. „ Sie ist keine Christin, Floki.“ „ Sag mir, Ivar. Woher willst du das wissen? Sie spricht nicht unsere Sprache. Sie glaubt an einen falschen Gott.“, gab er von sich, begab sich danach zurück an seinen Platz. Er hatte nicht unrecht, sie glaubte nicht an unsere Götter. Mein Blick wanderte zu der Frau und erstaunt stellte ich fest, dass sie eingeschlafen war. Zügig breitete ich das Fell über uns aus und spürte wie Katharinas Kopf auf meiner Schulter landete. Ich lehnte meinen gegen ihren und schloss meine Augen. Warum fühlte ich mich bei ihr so anders? 

 

 

Das Schwangen verriet mir, das wir uns noch auf dem Schiff befanden. Ich spürte die Wärme, die von Katharinas Körper ausging und des Felles. Langsam öffnete meine Augen und blickte zu der jungen Frau, woraufhin sich unsere Blicke trafen. Erneut begann mein Herz schneller zu schlagen, als sie lächelte. Ich schluckte, wand den Blick ab und setzte mich gerade hin. Katharina tat mir gleich, sodass das Fell verrutschte. Eine Bewegung im Augenwinkel ließ mich zu der Braunhaarigen blicken, sie fasste nach ihrer Kette und Erleichterung spiegelte sich in ihrem Gesicht ab. Hatte sie angenommen, wir würden ihr den Schmuck entreißen? Ihr war nicht bewusst, das ich dies nicht zulassen würde. Die Kette jemanden gehören, der ihr wichtig war, mein Gefühl sagte es mir. Katharina sah zu mir, sodass ich mich ertappt fühlte und schnell in die Richtung des schwarzen Ding nickte, das sie immer bei sich trug. Keinen Moment später griff sie danach, holte das Gefäß mit Wasser hinaus und hielt es mir entgegen. Ohne Probleme konnte ich aus diesem trinken, denn sie hatte es bereits für mich geöffnet. Kühles Wasser floss meine Kehle hinunter, stillte den Durst, den ich vorher nicht wahrgenommen hatte. „ Prinz.“, sprach mich einer der Männer meines Vaters an, übergab mir die doppelte Menge Trockenfleisch als sonst. Ein Steifen hielt ich Katharina entgegen, die es nach einem kurzen Zögern annahm. Mit vorsichtig begann sie daran zu kauen, es schien ihr nicht sonderlich zu schmecken. Sobald wir meine Heimat Kattegat erreicht hätten, würde sie sich an unseren Speisen satt essen. Ich richtete mein Blick nach vorne, als ich Schritte vernehme und erblickte Vater. Er ging vor uns in die Hocke, sah kurz Katharina an, bevor seine Augen zu mir wandern. „ Ivar, wir werden bald unsere Heimat erreichen. Bist du dir sicher, dass sie dort in Sicherheit wäre? Floki erzählte sie sei eine Christin.“ „ Dies entspricht nicht der Wahrheit, Vater. Sie ist keine Christin, sehe ihre Kette an. Sie glaubt an unsere Götter. Katharina.“, sprach ich, sodass die Braunhaarige zu mir blickte. Ich streckte meine Hand nach dem Schmuckstück aus, griff nach diesem und zeigte es meinen Vater. Die Kette mit dem Lebensbaum bewies, dass die junge Frau keine Christin sein konnte. Sie glaubte an unsere Götter, an Odin, an Thor. Katharina war nicht unsere Feindin. Vater nickte mir zu, erhob sich und ließ uns alleine. Eine Weile saßen wir da, bis die Braunhaarige aus ihrem Gewand holte. Dieses Ding, sowas hatte noch nie zuvor gesehen. Etwas bewegte sich darauf, weshalb ich mich entschied es mir genauer anzuschauen. Ich nahm es Katharinas aus den Händen, sodass diese anfing mir zu sagen, was ich tun sollte. Sobald sie unsere Sprache beherrschen würde, würde ich sie fragen, was dieses Ding ist.

Ich erwachte als die Braunhaarige neben mich aufrichtete. Den Grund dafür erkannte ich schnell, die Mannschaft brüllte und schien sich zu freuen. Floki kam auf uns zu, grinste mich an. „ Wir erreichen gleich Kattegat.“, hörte ich den Schiffbauer sprechen, sodass ich schnell aufrichtete. Ich würde Mutter wiedersehen. Katharina erhob sich, weshalb ich ihr nachblickte. „ Du magst sie.“, vernahm ich Flokis Stimme, welcher an Stelle von der jungen Frau neben mir saß. „ Sie ist eine Christin, Ivar. Die Götter haben es mir verraten. Die Götter irren sich niemals.“ „ Was haben dir die Götter noch verraten?“ „ An ihren Händen wird bald Blut kleben. Wir sollten dies verhindern.“ ,, Ich verdankte ihr mein Leben, Floki. Sie steht unter Vaters Schutz.“ ,, Ragnar hatte schon immer eine Vorliebe für Christen.“, sprach er, während sein Blick nach vorne gerichtet war. Ich tat ihm gleich, erkannte das Vater neben der Braunhaarigen stand. Seine Hand lag auf ihrer Schulter, was mich verwunderte. Es schien mir so, als wüsste Vater wer sie war. Nachdem er sie alleine gelassen hatte, kehrte Katharina zu mir zurück. Sie nahm das schwarze Ding, drückte es gegen ihre Brust und keinen Moment später legten wir an. Von Floki wurde ich Huckepack genommen, bevor wir das Schiff verließen. Der Schiffbauer lief den Steg entlang und schlug die Richtung zum Langhaus ein. „ Floki, warte.“, meinte ich, als ich bemerkte das die Braunhaarige nicht hinter uns war. Der Ältere blieb stehen, sodass ich mich umschauen konnte. „ Katharina!“, rief ich ihren Namen, nachdem ich sie entdeckt hatte. Mit schnellen Schritten kam sie auf uns zu, drückte das Ding noch fester gegen sich. Sie verspürte Angst. Floki lief weiter zum Langhaus, setzte mich auf einen Stuhl an der Tafel ab, nachdem wir es erreicht hatten. „ Ivar.“, vernahm ich die Stimme meiner Mutter. Sah wie sie auf mich zugelaufen kam und mich in den Arm nahm. „ Mutter.“ „ Ich bin erleichtert, das du wohlbehalten zurückgekehrt bist.“, sprach sie, bevor sie lächelte. Mein Blick wanderte zu meinen Brüdern, als diese sich zu uns gesellten. Mir war bewusst, dass sie gehofft hatten, dass ich sterben würde, besonders Sigurd. Sie hatten nur kurz meine Aufmerksamkeit, da Vater Katharina in unsere Richtung schob. Die Braunhaarige sah nervös sich um und ich nahm an, dass sie jeden Moment flüchten würde. „ Wer bist du, Mädchen?, fragte Mutter, doch bekam wie erwartet keine Antwort. „ Das ist Katharina, sie hat mein Leben gerettet. Sie versteht uns nicht, daher kann sie dir nicht antworten.“, erklärte ich ihr, woraufhin sie sich an Vater wand. „ Du lässt es zu, das unser Sohn von einer Christin gerettet wird? Und besitzt dann noch die Frechheit sie mitzubringen!“, meinte Mutter und gerade als ich ihr erklären wollte, das Katharina keine Christin war, stand diese neben mir. Ich blickte zu ihr hinauf, erkannte das sie angespannt war und stur nach vorne blickte. Wut stieg in mir auf, als ich Sigurd erkannte, der an der Stelle stand, wo die Braunhaarige sich vorher befunden hatte. Wenn er sie berührt hatte, würde er sterben. „ Sie hat unseren Sohn das Leben gerettet und sich um ihn gekümmert. Sie wird so lang bleiben, wie sie es möchte.“, vernahm ich Vaters Stimme. Keinen Moment später umrundete Ubbe die Tafel, legte Katharina eine Hand auf die Schulter und zwang sie auf einen der Stühle Platz zu nehmen. Hvitserk setzte sich uns Gegenüber, grinste sie an, was mir nicht gefiel. Verwundert sah ich, wie mein Bruder zusammen zuckte. Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, brachte eine Sklavin einen Krug Met vor Katharina ab. Diese hob zögerlich den Krug, setzte ihn an ihren Lippen und trank. Sie verzog das Gesicht, stellte Met zurück und schob ihn von sich. Meine Brüder lachten, während sich meine Eltern an die Tafel setzten. Die Sklavinnen brachten das Essen und stellten es ab. Als ich nach diesem greifen wollte, bemerkte ich, dass Katharina nichts anrührte. Ich winkte eine Sklavin herbei, die sogleich zu mir kam. „ Bring ihr etwas anders.“, befahl ich ihr, woraufhin sie nickte und verschwand. Es dauerte nicht lange, bis vor der Braunhaarigen ein gekochter Oktopus abgestellt wurde. Mit ihrem Messer schnitt sie diesen klein, bevor sie begann zu essen.


Als die Nacht einbrach, saßen wir weiterhin an der Tafel. Langsam trank ich mein Met, sah zu meinen Brüdern, die Katharina musterten. Mir gefielen ihre Blicke nicht, da ich wusste, was sie bedeuteten. In den Augen meiner Brüder war ich kein richtiger Mann, sondern nur ein Krüppel. „ Ivar.“, vernahm ich leise meinen Namen, weshalb ich meinen Kopf nach rechts drehte. Fragend sah ich die Braunhaarige an und erkannte in ihre Augen, dass sie mir selbst eine Frage stellen wollte. Sie wollte wissen, wo sie die Nacht verbrachte. Katharina schien erleichtert zu sein, nachdem auf mich selbst gezeigt hatte. Ich beschloss, dass wir schlafen legten, sollten, weil ich es ihr ansah, das sie müde war. Nachdem ich mich vom Stuhl gehievt hatte, kroch ich in die Richtung meines Bettes. Auch ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass Katharina mir folgte. Ich schob die Tür auf, kroch zum Bett und hievte mich darauf. Danach blickte ich zu der Braunhaarigen, welche mich anlächelte. Sie stellte das schwarze Ding ab, zog ihrem Mantel und ihre Schuhe aus, bevor sie sich in mein Bett legte. Bei all dies beobachtete ich sie und stellte mir die Frage, ob sie mich irgendwann für einen meiner Brüder verlassen würde. Erst als ich mir sicher war, dass sie schlief, legte ich mich zu ihr. Vorsichtig strich ich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht, bevor ich meine Hand zurückzog, als mir bewusst wurde, was ich tat.

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Langsam schlug ich meine Augen auf, als ich die Schritte vernahm. „ Was willst du, Hvitserk?“, stellte ich meinen Bruder die Frage, als dieser vor dem Bett stehen blieb und auf mich hinab sah. „ Ich wollte nur sehen, ob mein Bruder es geschafft hat, eine Frau in sein Bett zu bekommen. Wie ich sehe, nicht.“, sprach er zu mir, weshalb ich mich aufrichtete und mich umsah. Katharina befand sich nicht im Schlafgemach. Ich hatte nicht bemerkt, wie sie gegangen war. Mit meiner Hand fuhr ich über ihre Bettseite und fühlte, das diese noch leicht warm war. Die Braunhaarige konnte noch nicht lange weg sein. „ Wie du dich doch täuscht, Bruder.“, meinte ich und hievte mich aus dem Bett. Mir gefiel es nicht, das Katharina alleine herumlief. Ein anderer Mann könnte auf sie Aufmerksam werden oder einer meiner Brüder. Allein der Gedanke, das jemand anderes als ich die junge Frau berühren könnte, ließ mich rasend vor Wut werden. Ich kroch nach draußen und sah mich suchend um.
Katharina kannte sich hier nicht aus, sodass ich annahm, das sie sich in der Nähe befinden musste. Trotzdem beschloss ich sie zuerst beim Hafen zu suchen, es war der einzige Ort, den sie außer dem Langhaus kennen konnte. So kroch ich den Weg entlang, der zum Hafen führte und hielt Ausschau nach der Braunhaarigen. Es würde leicht sein sie zu finden, ihre Kleidung unterschied sich von unserer. Mein Blick wanderte zum Steg, wo ich Vater und Katharina erblickte. Die Braunhaarige hielt ein Lamm in den Armen, welches sie streichelte und ließ es hinunter, als es begann zu zappeln. Es lief an mir vorbei, während ich dem Steg entlang kroch. „ Ivar.“, sprach Katharina, nachdem sie mich bemerkt hatte und lächelte mich an. Sogleich verschwand die Wut in mir, was mich selbst erstaunte. „Vater.“ „ Ivar, du solltest dafür sorgen, dass sie an deiner Seite bleibt. Ihr ist Kattegat fremd und nicht alle sehen sie als eine von uns an.“ „ Das werde ich, Vater. Ich werde schon dafür sorgen, dass niemand ihr zu nah kommt.“, erklärte ich und blickte zu der jungen Frau hinauf. Ihr Blick war aufs Wasser gerichtet, zudem schien sie in Gedanken versunken zu sein. „ Katharina.“, kaum hatte ich ihren Namen ausgesprochen, sah sie zu mir hinab. Mit einem Nicken signalisierte ich ihr, das sie mir folgen sollte, was sie auch machte. Ich hatte beschlossen, dass sie wissen sollte, wo sich die Hütte von Floki und Helga befand. Nicht immer könnte ich in Katharinas Nähe sein, sodass, wenn sie in Gefahr sein sollte, sie den Schiffbauer aufsuchen könnte. Nach eine Weile erreichten wir die Hütte, die etwas entfernt von Kattegat lag. Ohne zu klopfen, öffnete ich die Türe und hievte mich auf einer der Kisten, die herumstanden. „ Floki, Helga.“, begrüßte ich diese, während sich Katharina sich neben mich stellte. Helga kam auf uns zu, nahm die Hände der Braunhaarigen in ihre und lächelte. „ Wie lautet dein Name?“, fragte sie die junge Frau und blickte danach zu mir, als sie keine Antwort bekam. „ Das ist Katharina. Sie spricht unsere Sprache nicht.“, erklärte ich ihr, bevor ich zu Floki blickte. Sein Blick lag auf der Braunhaarigen, die den Stuhl annahm, den Helga ihr angeboten hatte. „ Du bringst eine Christin in meine Hütte?“ „ Sie ist keine Christin, Floki. Sie glaubt an unsere Götter.“ „ Das weißt du woher? Hast du nicht gemeint, sie spricht nicht unsere Sprache?“ „ Habe ich, dennoch weiß ich, dass sie keine Christin ist.“ „ Du nimmst sie in Schutz, weil du sie magst oder täusche ich mich?“, fragte der Schiffbauer und erhob sich, bevor er zu Katharina schritt. Erst da bemerkte ich, das diese angefangen hatte etwas zu schnitzen. Mir war bereits aufgefallen, dass sie es machte, wenn sie annahm, dass niemand sie beachtete. Floki nahm ihr die Figur ab und übergab diese mir. Ich begutachtete die kleine Rabenfigur, die die Braunhaarige in einen kurzen Moment geschnitzt hatte. Schritte ertönten und ich sah zu Katharina hinauf, als sie sich erneut neben mich stellte. Auf einmal fing der Schiffbauer an zu lachen, weshalb ich zu ihm sah. „ Du brauchst mir keine Antwort mir zu geben, Ivar.“, meinte er zu mir, bevor er seine Frau bat uns Met zu bringen. „ Für Katharina nur Wasser.“, sprach ich schnell, wusste ich doch, das die junge Frau das Met nicht anrühren würde. „ Sie trinkt kein Met?“ „ Nein, trinkt sie nicht.“, erklärte ich der Älteren, die daraufhin nickte und sich nach draußen begab. Wahrscheinlich holte sie frisches Wasser aus dem Fluss. „ Sag Ivar, wie denkt deine Mutter über sie?“ „ Das könnte ich dir verraten, nachdem ich mit ihr geredet habe. Möchtest du nicht lieber wissen, was mein Vater über sie denkt?“, stellte ich die Frage, sodass Floki seinen Kopf zur Seite drehte. Gerade als er zum Sprechen ansetzten, wollte, kehrte Helga mit einem Becher Wasser zurück. Diesem reichte sie Katharina, die daraufhin lächelte. „ Die Arme, sie ist so dünn. Sie muss schreckliche Angst haben, hier in Kattegat zu leben.“, hörte ich die Ältere sagen und ihr nur teilweise zustimmen. Mir war es bereits selbst aufgefallen, das die Braunhaarige ungewöhnlich dünn war, doch bei dem, was sie aß, war das nicht verwunderlich. Ich bezweifelte stark, dass Katharina Angst hatte. Niemand der dies hätte, würde alleine herumlaufen.


Am Abend kehrten Katharina und ich zurück ins Langhaus, wo Mutter bereits auf uns wartete. Sie winkte eine Sklavin herbei, was mich verwunderte. „ Bringt sie in ihr Schlafgemach.“, befahl sie, woraufhin die Braunhaarige weggeführt wurde. Ich sah zu Mutter hinauf, bevor ich mich auf einen Stuhl hievte. „ Ivar, mir wurde zugetragen, das diese Christin mit dir ein Bett teilt.“ „ Katharina ist keine Christin. Sie glaubt an unsere Götter, Mutter.“ „ Ist es wahr, das ihr euch das Bett teilt?“ „ Es entspricht der Wahrheit. Wir teilen uns ein Bett. Sei unbesorgt Mutter, ich rühre sie nicht an.“ „ Sollte sie dir lästig werden, wird sie eine Sklavin.“, sprach Mutter und legte ihre Hand auf meine. Liebevoll strich sie darüber. „ Ivar, mein Junge. Diese Christin, sie versucht dein Vertrauen zu gewinnen, um nicht als Sklavin zu enden. Sie mag dich nicht. Alles, was sie macht, dient dazu.“, hörte ich sie sagen und geriet ins Zweifeln. Hatte Mutter mit dem, was sie sagte recht? Ich wand den Blick von Mutter ab, sah stattdessen zur Tafelplatte. Wollte nicht wahrhaben, dass sie möglicherweise mit Katharina recht hatte. „ Ich bin müde, Mutter.“, meinte ich, hievte mich vom Stuhl und kroch in mein Schlafgemach. Zu meiner Verwunderung fand ich dort die Braunhaarige schlafend vor und legte mich zu ihr.

 

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„ Was willst du, Hvitserk?“, stellte ich meinen Bruder die Frage, als er bereits wie am Vortag in mein Schlafgemach kam. Sein Blick wanderte zu Katharina, die schlafend unter den Fellen lag. „ Wie ich sehe, hast du mich nicht angelogen, Bruder. Ich muss gestehen, ich bin überrascht. Eine Frau legt sich freiwillig zu meinen verkrüppelten Bruder. Sag mir, wie gut ist sie?“, wurde ich gefragt und verstand, auf was er da anspielte. Es gefiel mir nicht. Katharina gehörte mir alleine, ich würde sie nicht mit meinen Brüdern teilen. „ Wenn du sie anfasst, bringe ich dich um.“ „ Wie schade, du willst nicht teilen. Laut Mutter musst du das aber, Ivar. Außer-“, Hvitserk brach ab, als ihn ein Kissen ins Gesicht traf. Katharina hatte sich leicht aufgerichtet, sah in die Richtung meines Bruders und murmelte etwas. Sie drehte sich zu mir und alleine an ihren Blick erkannte ich, dass sie noch im Halbschlaf war. „ Du störst uns, Bruder.“, sprach ich und beobachtete die Braunhaarige dabei, wie sie aus dem Bett stieg. Hvitserk beachtete mich nicht mehr, sondern ließ seinen Blick über Katharinas Körper schweifen. Sie schien es zu bemerken, da sie auf meinen Bruder zulief und hinausschob. Kopfschüttelnd schloss sie die Türe, bevor sie begann sich um zuziehen. „ Katharina.“, sprach ich, sodass die Braunhaarige zu mir blickte. Fragend sah die junge Frau mich an, bis sie verstand, was ich von ihr wollte. Katharina griff nach meinem Gewand, brachte es zu mir. Schnell zog ich mich an, hievte mich aus dem Bett und kroch auf die Braunhaarige zu. Diese schenkte mir ein Lächeln, bevor sie zur Tür lief. Sie wartete bis ich zu ihr gekrochen war, erst dann öffnete sie die Türe. Gemeinsam begaben wir uns zur Tafel, wo Mutter saß und die Sklavinnen Befehle, gab. Mein Blick wanderte zu der Braunhaarige, als dieser zögerte sich an den Tisch zu setzen. Erst als Hvitserk sich zu uns gesellte, setzte sich Katharina neben mir. Die Sklavinnen brachten das Essen und schenkten uns Met ein, doch bei der Braunhaarigen hatten sie Schwierigkeiten. Die junge Frau wollte sich nicht bedienen lassen, goss sich selbst Wasser in den Krug ein. „ Was denkst du, Bruder, ob sie mal eine Sklavin gewesen war?“, wurde ich von Hvitserk gefragt, der danach seinen Krug an den Mund führte und trank. Es machte nicht den Eindruck das Katharina einst eine Sklavin gewesen war, es schien eher so, als möchte sie alles selbst machen. „ Nein, ich nahm an, sie sei eine Heilerin.“ „ Eine Heilerin?“ „ Hast du vergessen, das sie mein Leben gerettet hat, Bruder? Sie hat meine Wunde versorgt, also muss sie eine Heilerin sein.“, erklärte ich ihm, biss vom Fleisch ab und schluckte dieses mit Met hinunter. Ich sah zu Mutter, wusste das sie es nicht guthieß, das Katharina bei uns saß. Ihre Worte kamen mir wieder in den Sinn, dass die junge Frau es nur vorgab mich zu mögen. Fester umklammerte ich meinen Krug, blickte auf die Tafelplatte. „ Ivar?“, vernahm ich die Stimme der Braunhaarigen, sodass ich zu ihr sah. Ich konnte Besorgnis in ihren Augen ablesen, sie hatte es bemerkt. Ich lockerte meinen Griff um den Krug, nahm noch einen Schluck vom Met.

 

 

Tage vergingen und mir fiel auf, dass Katharina weniger schüchtern war, auch wenn sie gemieden wurde. Mir war bewusst, das es meinetwegen war. Als Krüppel wurde ich gemieden, nicht selten von Frauen. Die einzigen die meine Nähe suchten, waren Mutter und Katharina. Letztere befand sich meistens an meiner Seite und schlief in meinem Schlafgemach. Ich hatte mich an ihrer Nähe gewöhnt, vor allem an ihrer Wärme, wenn sie Nachts neben mir lag. Diese junge Frau verwirrte mich, ließ mich Sachen hinterfragen, die ich immer für richtig hielt. Doch konnte ich Mutters Worte nicht vergessen, ließen mich zweifeln. „ Ivar.“, sprach Vater und riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah zu ihm für einen Moment hinauf, bevor ich mein Blick nach vorne aufs Wasser richtete. Wie so oft saß ich am Hafen und wartete darauf, dass Katharina mich aufsuchte. „ Vater.“ „ Wo ist Katharina?“ „ Laut den Sklavinnen nimmt sie ein Bad. Sag, warum hast du mich aufgesucht?“ „ Wo du bist, ist auch sie. Meistens jedenfalls.“ „ Vater, mir scheint es, als wüsstest du, wer Katharina ist. Sag es mir!“ „ Geduld, Ivar. Eines Tages wirst du es erfahren. Bis dahin sorge dafür, das sie an deiner Seit bleibt.“, damit drehte sich Vater um und ließ mich alleine. Für einen Moment sah ich ihm nach, verstand den Sinn seiner Wörter nicht. Warum sollte ich dafür Sorgen, das die junge Frau mich nicht verlässt?

 

 

 

Am Abend saßen wir an der Tafel, als ein Mäh ertönte. Sogleich sah ich zum Ende Tafelplatte und konnte Vater erkennen. Er trug ein Lamm auf den Arm, welches mir bekannt vorkam. Dann erhob sich Katharina, nahm Vater das Tier ab und streichelte es. Sie sprach mit sanfter Stimme, bevor sie sich zu uns umdrehte. Fragend legte die Braunhaarige ihren Kopf leicht schief, eine Gewohnheit, die sie öfters machte. Ein weiteres Mäh ertönte vom Lamm, woraufhin Katharina das Langhaus verließ. Mir war sofort bewusst, welchen Ort sie aufsuchen würde, sodass ich beschloss ihr zu folgen. „ Ivar, bleib sitzen.“, ertönte Mutters Stimme, sodass ich innehielt. An ihrer Tonlage erkannte ich, dass es keine Bitte gewesen war. Mein Blick wanderte von ihr zu Vater, er nickte mir zu. „ Sei unbesorgt Mutter, ich werde gleich zurück sein.“, damit hievte ich mich vom Stuhl und kroch zum Stall, der sich in der Nähe des Langhauses befand. Wut stieg in mir auf, als mir bewusst wurde, welche Macht Katharina über mich besaß. Ich kroch in den Stall hinein, wo ich die Braunhaarige mit den Schafen erblickte. „ Glaubst du etwa, ich bemerke es nicht!?“, schrie ich die junge Frau an, woraufhin die Tiere schnell davon ließen. Katharina schien unbeeindruckt zu sein, denn sie blieb an ruhig stehen. „ Mutter hat recht, du bist nicht mehr als ein Weib, das mein Vertrauen gewinnen will! Ich sollte dich zur Sklavin machen!“, schrie ich Katharina an und sah wie sie vor mir hin die Hocke ging. Ihre sanfte Stimme ertönte, sie redete ruhig und sah mir dabei direkt in die Augen. Die Braunhaarige lehnte sich nach vorne, küsste mich auf die Stirn. Jegliche Wut in mir Verschwand, als ich ihr Lächeln sah und mir wurde bewusst, das ich ihr Unrecht getan hatte. Nicht nur ich, sondern auch Mutter. 

 

 

 

Gemeinsam saßen wir in der Früh mit Mutter an der Tafel und aßen. Katharina hatten ihren gewohnten Platz neben eingenommen, sodass ich spüren konnte, das sie unruhig war. Genauso wie ich, sahen meine Brüder zu ihr, bis Mutters Stimme ertönte. „ Ihr solltet einer Christin nicht eurer Aufmerksamkeit schenken.“, sprach sie zu uns. Sogleich wand ich den Blick von der Braunhaarigen ab, bis ich Vater im Augenwinkel wahrnahm. Er legte Katharina eine Hand auf die Schulter, woraufhin sie versteift da saß. An ihren Augen konnte ich ablesen, wie unangenehm es ihr war. „ Meine Söhne, wir werden heute gemeinsam trainieren. Verständlich kommt sie mit.“, erklärte uns Vater, weshalb sich meine Brüder erhoben. Ubbe kam auf mich zu und nahm mich huckepack. Unsere Trainingslager befand sich außerhalb von Kattegat, in einen der dichten Wälder. Wir würden ein wenig unterwegs sein, bis wir ihn erreichten. Mein Blick wanderte zu Katharina, die ruhig neben uns herlief. Es blieb nicht unbemerkt, denn Ubbe fing an zu sprechen. „ Du kennst sie von am besten, Ivar. Denkst du, sie kann mit uns mithalten?“ „ Ich habe sie noch nicht kämpfen sehen.“, erklärte ich ihm, spürte dabei Vaters Blick für einen Moment auf uns. Er wusste, ob die Braunhaarige Kampferfahrungen hatte, verschwieg uns dies allerdings.

 

 

Wir erreichten das Trainingslager, wo Ubbe mich auf einen Baumstumpf niederließ. Ich nahm mir Pfeil und Borgen, während Hvitserk begann gegen Sigurd zu kämpfen. Bevor ich den ersten Pfeil verschoss, ging ich sicher, dass Katharina mir zusah. Sie sollte sehen, wie gut ich damit umgehen konnte. „ Sehe an, mein Bruder will eine Frau beeindrucken.“ „ Sei leise, Ubbe“, meinte ich und hörte den Älteren lachen. Ein Schnauben entkam mir, bevor ich den Bogen spannte. Wie erwartet traf ich mein Ziel in der Mitte. Eine Bewegung ließ mich zur Seite sehen, Vater schob Katharina in unsere Richtung. Die junge Frau blieb neben mir stehen, hielt Pfeil und Bogen in den Händen. Vater zeigte nach vorne, woraufhin Katharina den Bogen spannte. Sie traf genau in die Mitte, erstaunt darüber sah ich zu ihr, erkannte wie sie den Bogen ein zweites Mal spannte. Erneut traf sie in die Mitte, genauso wie beim dritten und vierten. Wie konnte dies möglich sein? Weder ich noch meine Brüder konnten dies. Mit leuchteten Augen sah Katharina mich an, während ich kein Wort herausbekam. Ubbe reichte ihr eine Axt, wollte sehen, ob sie damit umgehen konnte. Ich sah wie sie die Waffe warf, doch es schien, als sei diese zu schwer für sie. Die Axt blieb nicht weit entfernt im Boden stecken, trotzdem schien die junge Frau sich darüber zu freuen. „ Sie ist schwach.“, vernahm ich Sigurds Stimme, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. „ Ich bin mir sicher, sie würde dich im Kampf besiegen, Bruder.“ „ Sie ist keine Schildmaid und zudem würde sich besser als Sklavin eignen.“ „ Sie wird niemals eine Sklavin sein.“, gab ich von mir, was Sigurd zu verwundern schien.

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Vorwort:
Bitte nicht wundern, warum das Kapitel so kurz ist, am Freitag werde ich weiter schreiben :D


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„ Du wusstest, das Katharina eine Bogenschützin ist. Warum hast du nicht erzählt, Vater?“, stellte ich ihm die Frage, während er mich Huckepack zurück zum Langhaus trug. Meine Brüder und Katharina befinden sich bereits dort. „ Wenn ich es dir erzählt hätte, hättest du angenommen, das es Wahr wäre?“, wurde mir die Gegenfrage gestellt, die mich zum Nachdenken brachte. Katharina machte nicht den Eindruck, als würde sie eine Schildmaid sein, sondern eine Heilerin. „ Nein, hätte ich nicht. Ist dies der Grund, warum ich dafür sorgen soll, dass sie an meiner Seite bleibt? Ich brauche niemanden, der mich beschützt, Vater.“ „ Sie soll dich nicht beschützen, Ivar.“ „ Dann verstehe ich nicht, warum sie bei mir bleiben soll.“ „ Eines Tages wirst du es erfahren.“, hörte ich ihn sagen und schwieg. Mir war bewusst, dass Vater keiner meiner Fragen bezüglich Katharina beantworten würde. Doch wenn er es tat, dann in Rätsel. Ein Schnauben entkam mir, weshalb Vater über seine Schulter zu mir sah. „ Sei nicht verärgert, Ivar. Ich kann dir dabei nicht helfen, du musst es selbst herausfinden.“ „ Dann sag mir wie, Vater!“ „ Indem-“ „ Indem ich dafür sorge, das sie an meiner Seite bleibt. Schon klar.“

 

Mit einem Schnauben griff ich nach dem Krug mit Met, welcher mir von einer Sklavin gebracht wurde. „ Warum so wütend, Bruder?“, hörte ich Hvitserk sagen, als dieser sich zu mir an die Tafel setzte. Genauso wie ich, bekam er einen Krug überreicht und ich konnte sehen, wie er der Sklavin etwas zuflüsterte. Ich wand meinen Blick ab, hörte meinen Bruder lachen. „ Eifersüchtig, das ich bei Frauen besser ankomme, als du?“ „ An deiner Stelle, würde ich den Mund halten, Bruder.“, sprach ich zu ihm und trank ein Schluck Met. Hvitserk griff nach einen der Äpfel, die auf der Tafel lagen und biss davon ab. Nur kurz hatte ich seine Aufmerksamkeit, da die Sklavin zurückkehrte. Ich beschloss mein Schlafgemach aufzusuchen, wo ich auch Katharina vermutete. Die junge Frau hatte ich den Morgen nicht mehr gesehen, doch sorgen machte ich mir keine. Nicht nachdem ich gesehen habe, wie sie mit Pfeil und Bogen umgehen konnte. Mit einem Knarzen öffnete ich die Türe, kroch in mein Schlafgemach hinein. Sprachlos hielt ich in meine Bewegung inne, als ich die Braunhaarige blickte. Ihre Haare waren zu einem Zopf geflochten, zudem trug sie ein enganliegendes Kleid. Im Schein der Kerzen glich sie einer Göttin. Ihre Wangen nahmen eine rötliche Farbe an, nachdem sie mich angelächelte. „ Katharina.“, hauchte ich ihre Namen. Mehr als diesen bekam ich nicht heraus, was auch nicht Nötig war, verstand sie doch unsere Sprache nicht. Ich schluckte, wand den Blick ab und beschloss die Türe zu schließen. Niemand außer ich sollte sie vorerst so sehen. Nachdem die Tür geschlossen war, kroch ich aufs Bett zu, direkt zu ihr. Hievte mich neben ihr, bevor ich ihr signalisierte, das sie sich erheben sollte. Katharina kam dies nach, erhob sich und zupfte am Kleid herum. Versuchte so zu verbergen, dass ihr das Kleid obenrum zu klein war, doch es war mir bereits aufgefallen. Die Braunhaarige fing an mit ein paar losen Haarsträhnen zu spielen, die ihr im Gesicht hingen. Merkte sie nicht, welche Wirkung sie im Moment auf mich hatte? Erneut ließ ich meinen Blick über ihren Körper wandern, der sonst unter Stoffen versteckt waren. Die junge Frau schritt auf mich zu, bis sie direkt vor mir stand. „ Ivar.“, sprach sie meinen Namen aus, weshalb ich meine Hände auf ihre Taille legte. Ich spürte wie das Verlangen nach ihr in mir immer größer wurde, bevor ich diesem nach gab, ließ ich mit nach hinten aufs Bett fallen. Leicht richtete ich auf, als ich bemerkte, wie die Braunhaarige sich in eine der Ecke begab und sich umzog. Schluckend ließ ich mich erneut auf den Rücken fallen, versuchte dem Verlangen nicht nachzugeben.

 

Die Stimme einer Sklavin riss mich aus dem Schlaf und als ich mich aufrichtete, erkannte ich, dass Katharina nicht neben mir lag. Mein Blick wanderte zu dem Weib, welches unsicher vor dem Bett stand. „ Prinz Ivar, eure Mutter schickt mich, um euch zu wecken. Sie erwartet euch an der Tafel.“, gab sie von sich, verließ danach zügig das Schlafgemach. Wenn meine Mutter eine Sklavin schickt, um mich zu wecken, verhieß dies meistens nichts Gutes. Deshalb beeilte ich mich an die Tafel zu kommen, wo Mutter und meine Brüder saßen. „ Mutter.“, meinte ich, hievte mich auf einen der Stühle und sah für einen Moment zu ihr. Zu meiner Verwunderung schwieg sie, doch dann vernahm ich die Stimme meines Bruders. „ Es ist ein seltener Anblick geworden dich alleine zu sehen, Bruder.“, sagte Ubbe zu mir, sah währenddessen zu den Platz neben mir, der leer war. Statt zu Antworten griff ich nach dem Essen und grinste. Danach sprachen meine Brüder über unser gestriges Training, wobei sie bewusst Katharina aus ließen. Mutter mochte es nicht, wenn wir über die junge Frau sprachen. „ Wir sollten aufbrechen. Kommst du mit, Ivar?“, wurde ich von Hvitserk gefragt, gab als Antwort ein Nicken. „ Seit am Mittag zurück.“ „ Ja, Mutter.“, antworteten wir Mutter gleichzeitig. Wir verließen das Langhaus, als Sigurd ruckartig stehen blieb. Fragend sah ich zu diesem hinauf, bis ich seinen Blick folgte. Mitten in der Menschenmenge stand ein pechschwarzer Wolf mit leuchten roten Augen. 

,, Brüder, seht ihr ihn auch?“, vernahm ich die Stimme von Ubbe, weshalb ich nickte. Mehr brachte ich nicht zu stande. Rot glühende Augen blickte in meine, ließen mich erschaudern. Niemand nahm den Wolf außer uns Wahr, so als würde er nur in unseren Verstand existieren. Das Tier heulte auf, drehte sich um und verschwand in der Menschenmenge. „ Wir sollten ihn folgen.“, sprach ich zu meinen Brüdern, die mir zustimmen. Schnell ließ ich mich von Ubbe huckepack nehmen, bevor wir dem Wolf folgen, welcher immer wieder vor unseren Augen auftauchte. Er führte uns hinaus aus Kattegat und hinein in die Wälder. Mein Blick wanderte hinauf zu den Bäumen, wo Raben auf uns hinab sahen. „ Glaubt ihr, wir haben die Götter erzürnt?“, fragte Sigurd, während er sich umsah. Gerade als ich zum Sprechen ansetzten wollte, ertönte erneut das Wolfgeheule und der Wolf erschien zwischen den Bäumen. Er blickte zu uns, bevor er uns weiter führte. Wir betraten eine Lichtung, wo eine Frau regungslos im Gras lag. Ich wurde von meinem Bruder hinunter gelassen, als wir bei ihr ankamen. „ Katharina.“, meinte ich, als ich diese erkannte und rüttelte sie an der Schulter. Sie reagierte nicht und war kalt wie Eis. Hatte sie die ganze Nacht hier gelegen? Wenn dies so war, was hatte sie im Wald zu suchen? „ Ob sie flüchten wollte?“, stellte Sigurd die Frage, welcher in die Hocke gegangen war. „ Ivar, du kennst sie am besten von uns. Was denkst du?“ „ Ich denke nicht, das sie fluchten wollte. Es muss einen anderen Grund geben.“, erklärte ich, strich der jungen Frau einige Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Körper schien nicht verletzt, somit konnte ich einen Angriff auf sie ausschließen. Wir blickten auf, nachdem das Krächzen der Raben ertönte. „ Glaubt ihr, sie hat den Wolf zu uns geschickt?“, fragte Hvitserk auf einmal, sodass wir zu Katharina sahen. Diese lag immer noch regungslos vor uns und machte nicht den Anschein, als wurde sie bald erwachen. „ Wir sollten sie zum Seher bringen, sobald sie erwacht ist.“

 

Zwei Nächte waren vergangen und Katharina war bislang nicht erwacht. Laut den Heilern war ihr Körper unverletzt, weshalb ich nicht verstand, warum sie noch schlief. Mutter war erfreut darüber und wollte nichts davon hören, das ein Wolf mit roten Augen uns zu der jungen Frau geführt hatte. Vater stattdessen hatte sich sehr dafür Interessiert und meinte danach, das wir bald den Seher aufsuchen sollten. Dies hatten wir vor, doch dafür müsste die Braunhaarige erst erwachen. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Stimme einer Sklavin ertönte, die nach Mutter rief. „ Meine Königin! Sie ist erwacht!“, kaum hatte sie dies Ausgesprochen, erschien Katharina. Sie trug das Kleid, welches sie am Abend vor ihrem Verschwinden getragen hatte. Fester umklammerte ich meinen Krug, als ich sah, wie meine Brüder sie anstarrten. Schnell sah ich zu Mutter, als sie zu Katharina trat. „ Ubbe, bringe sie zum Seher.“ „ Jawohl, Mutter.“, damit erhob sich mein Bruder, begab sich zu der Braunhaarigen und legte seine Hand auf ihren Rücken. Wut stieg in mir auf, er sollte sie nicht berühren und schon gar nicht anlächeln. Er schob sie hinaus aus dem Langhaus, sodass ich beschloss ihnen zu folgen. Die Hütte des Sehers lag versteckt, sodass ein Fremder sie nicht auf Anhieb entdeckte. Ich kroch in diese hinein, während Sigurd die Tür hinter uns verschloss, niemand außer uns sollte erfahren, welche Prophezeiung Katharina bekommen würde. Diese stand versteift da und zögerte einen Moment, bevor sie zum Seher lief, der sie zu sich winkte. Er griff nach ihrer Hand und leckte sie ab, was mich verwirrte. Sollte sie dies nicht bei ihm tun? „ Odin selbst schickte sie zu uns.“, kaum hatte der Seher dies ausgesprochen, sah ich geschockt zu der Braunhaarigen. Odin selbst schickte sie zu uns? Wollte Vater deshalb das sie an meiner Seite bleibt, weil der Allvater sie auserwählt hat? Katharina drehte sich zu uns um, sie war eindeutig verwirrt, verstand sie doch unsere Sprache nicht. Auf einmal setzte sie sich in Bewegung, schob Hvitserk zur Seite und verließ die Hütte. Ich wollte ihr sogleich nach, als erneut die Stimme des Sehers ertönte. „ Eine Göttin bestimmt selbst ihren Weg.“

 

 

Mein Blick wanderte zum Seher, als mir der Sinn seines Satzes bewusst wurde. Katharina soll eine Göttin sein. Doch war sie es? Wollte Vater deshalb, das sie an meiner Seite bleibt? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort bekommen würde. Weder von Katharina, noch von Vater. Mir wurde bewusst, dass ich es selbst herausfinden musste. Wie ich es mir vorgenommen hatte, machte ich mich auf die Suche nach der Braunhaarigen. Zuerst kroch ich zum Hafen, doch dort fand ich sie nicht vor, weshalb ich das Langhaus aufsuchte. „ Katharina!“, rief ich ihren Namen und erkannte, wie sie stehen blieb. Die junge Frau drehte sich zu mir um, während ich mich auf einen der Stühle hievte. Ich winkte Katharina zu mir, doch dann bemerkte ich, dass sie zögerte. Auch fiel mir auf, dass sie blasse geworden war. Mit Besorgnis sah ich, wie sie das schwarze Ding aus ihrem Gesicht nahm und mit der Hand über dieses fuhr. „ Katharina.“, meinte ich, wie zuvor kam sie nicht auf mich zu. Stattdessen drehte sie sich um und verließ das Langhaus. „ Katharina!“, rief ich sie, bevor ich beschloss ihr zu Folgen. Ihr Verhalten war unüblich für sie, kam sie doch zu mir, wenn ich dies verlangte. Gerade als ich mich vom Stuhl hinunter hieven wollte, erschien Mutter. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. „ Mutter.“ „ Was hat der Seher über sie gesagt?“, wurde ich gefragt und zögerte mit meiner Antwort. Ich wusste nicht einmal selbst, warum. „ Er sagte, das Odin sie uns geschickt hat und das sie eine Göttin sei.“ „ Sie ist Christin und keine Göttin. Der Seher muss sich geirrt haben. Mache dir nicht so viele Gedanken darüber. Sie ist nicht mehr, als eine gewöhnliche Frau.“, versuchte sie zu mir erklären. Mutter hatte nicht damit, Katharina war mehr als nur eine gewöhnliche Frau. Eines Tages würde Mutter dies auch erkennen. „ Sag mir, wo hält sich unser angebliche Göttin auf.“ „ Katharina ist im Stall.“, antwortete ich, obwohl ich dies nur vermutete. Entweder befand die Braunhaarige sich dort oder am Hafen. Bevor Mutter darauf etwas erwidern konnte, hievte ich mich vom Stuhl hinunter und kroch in Richtung Stall. Dort angekommen öffnete ich das Tor und erblickte die junge Frau, die mit geschlossenen Augen im Heu lag. „ Katharina.“, sprach ich ihren Namen, um zu schauen, ob sie schlief. Dies war der Fall, weshalb ich so leise wie möglich zu ihr kroch. Sanft strich ich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor ich mich zu ihr legte. Stille herrschte und meine Gedanken wanderten immer wieder zu der Braunhaarigen. Ich verstand nicht, warum Mutter sie weiterhin als Christin ansah, wenn sogar der Seher behauptete, dass sie eine Göttin von uns sei. Schritte ertönten, weshalb ich mich aufrichtete und im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Katharina dies ebenfalls tat. Hvitserk kam hinein, grinste und legte sich zu uns. Erneut ertönten Schritte und meine restlichen Brüder gesellten sich zu uns. Mutter muss ihnen verraten haben, dass wir uns hier befanden. „ Was denkt ihr Brüder, ob der Seher die Wahrheit gesprochen hat?“ „ Er könnte sie geirrt haben. Sie macht nicht dein Eindruck eine Göttin zu sein.“, meinte Sigurd, worüber Ubbe den Kopf schüttelte. „ Der Sehe hat sich bislang nie geirrt. Es würde auch Vaters Interesse an ihr erklären.“ „ Du hast es ebenfalls bemerkt?“, stellte ich dem Älteren die Frage, da ich angenommen hatte, dass niemand außer mir es aufgefallen war. „ Vater beobachtet sie, vor allem, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid.“ „ Vater weiß über Katharina Bescheid und es uns verheimlicht.“ „ Warum so verwundert? Er hat uns für Jahre in Stich gelassen und uns vieles verschwiegen.“, gab Hvitserk von sich. „ Ihr Name ist Katharina?“ „ So vergesslich, Sigurd?“ „ Er ist schwer auszusprechen. Woher kannst du ihn?“ „ Durch sie. Nachdem ich in der Höhle erwacht war, versorgte sie mich und brachte mir ihren Namen bei. So wie ich ihr meinen.“, erklärte ich und dachte daran zurück, wie ich Katharina kennengelernt hatte. Ein Mäh ertönte und riss mich aus meiner Erinnerung. Ein Lamm kletterte auf den Bauch von Katharina, legte sich dort hin. Die junge Frau hob ihre Hand und strich dem Tier durch das Fell. Auch schlug sie Hvitserk auf die Hand, als dieser das Lamm hochheben wollte. Katharina richtete sich auf, drückte das Jungtier an sich und küsste diesem auf den Kopf. Sie sprach zu diesem, während sie es weiterhin streichelte. Damit hörte sie auf, als ein Bauer in den Stall kam. „ Meine Prinzen, euer Vater will euch sehen.“, hörte ich den Mann sagen und machte mich gemeinsam mit meinen Brüdern auf den Weg zu Vater. Das war die Braunhaarige alleine zurück im Stall ließen bereitete mir keine Sorgen, sie würde sich noch lange dort aufhalten. Mir war aufgefallen, dass sie Tiere anderen Menschen vorzog.

 

 

„ Vater.“, begrüßten wir diesen, nachdem wir ihn im Wald gefunden hatte. Vater lehnte gegen einen der großen Bäume und blickte zu uns. „ Meine Söhne im kommenden Frühling werde ich nach England segeln. Es wäre mir eine große Freude, wenn ihr mich begleiten würdet.“ „ Wir werden hier bleiben. Kattegat hat sich in den Jahren, wo du fort warst verändert, Vater. Hvisterk und Sigurd sehen dies genauso.“ „ Und du, Ivar? Hast du die gleiche Meinung wie deine Brüder?“ „ Ich komme mit.“, erklärte ich Vater, der nicht verwundert darüber schien. Über unseren Vater hatten ich und meine Brüder andere Ansichten. Im Gegensatz zu mir, fanden sie, dass er uns in Stich gelassen hatte. „ Das habe ich bereits erwartet und es freut mich, das du mit segeln wirst, Ivar.“ „ Vater, ich will noch mit dir über Katharina reden.“ „ Wie ich gehört habe, habt ihr sie zum Seher gebracht. Ihr müsst selbst entscheiden, ob ihr sie als Göttin ansehen wollt.“, damit ließ Vater uns alleine. Wie erwartet würde er uns nicht die Wahrheit erzählen. „ Kommst du, Ivar?“ „ Ich werde noch hier blieben. Geht ohne mich.“, sprach ich zu meinen Brüdern, da ich Nachdenken wollte. Es musste doch eine Möglichkeit geben, herauszufinden, ob Katharina eine Göttin war. Dafür könnte ich später noch eine Lösung finden, zuerst müsste ich die Braunhaarige dazu bringen, mit nach England zu segeln. Auch wenn sie mir und Vater scheinbar vertraute, würde sie kein Schiff betreten.

 

Bis zum Anbruch der Nacht, saß ich unter den Baum und war in Gedanken versunken gewesen. Eine Lösung hatte ich nicht gefunden, doch bis zum Frühling würde ich eine haben. Die Wachen nickten mir zu, als ich Kattegat erreichte. Die meisten Menschen waren in ihren Hütten, sodass ich von weiten erkennen konnte, das Katharina am Steg stand. Ich kroch zu ihr und obwohl sie nicht zu mir hinab blickte, wusste ich, dass sie mich wahrgenommen hatte. Und dann fing sie an zu sprechen, auch wenn ich sie nicht verstand. Ihre sanfte Stimme hatte wie sonst auch, eine beruhige Wirkung auf mich. Nachdem die Braunhaarige verstummt war, drehte sie sich um und lief den Steg entlang. Sogleich folgte ich ihr, wusste ich doch, das sie mein Schlafgemach aufsuchen würde. Manchmal war Katharina vorhersehbar, aber nur manchmal. Oft missachtete sie unsere Regeln, setzte ihren Willen durch. Sie war eine starke Frau, auch wenn äußerlich eher einem zierlichen Mädchen glich. Verwundert sah ich zu Katharina, als ich in mein Schlafgemach kroch. Eine der Sklavinnen musste ihr eine Schüssel mit Meerestieren gebraucht zu haben. „ Ivar.“, sagte sie, nachdem ich neben ihr Platz genommen hatte. Sie nahm ein Stück Tintenfisch aus der Schüssel heraus und hielt mir dieses hin, woraufhin ich meinen Mund öffnete. Wie erwartet verstand sie und schob mir das Stück in den Mund. Während ich dieses kaute, begann sie ebenfalls zu essen. Eine Weile saßen wir so da, bis sie die leere Schüssel auf den Boden abstelle und sich nach hinten fallen ließ. Ich tat ihr gleich und fing an zu reden. „ Der Seher sprach Odin selbst hätte dich zu uns geschickt und das du eine Göttin seist. Vater kennt die Antwort, doch er schweigt, während Mutter dies nicht glaubt. Von Ubbe weiß ich, das der Seher sich bislang nicht geirrt hat. Ich würde dich fragen, ob es Wahr ist, doch sprichst du unsere Sprache nicht. Es wäre von Vorteil, wenn du sie beherrschen würdest, wenn wir nach England segeln. Wenn wir dich aufs Schiff bekommen würden. Bestimmt würdest du annehmen, das wir dich als Sklavin verkauft haben und deshalb dich zum Schiff bringen wollen.“, erzählte ich ihr und war verwundert, als sie erneut anfing zu sprechen. So lagen, war da und lauschten die Stimme des jeweils anderen.

-6-

 

„ Diese Christin soll eine Göttin sein?“ „ Laut dem Seher. Er meinte Odin selbst, hätte sie zu uns geschickt.“ „ Und dies glaubst du?“ „ Es würde erklären, warum Vater Interesse an ihr zeigt.“ „ Dein Vater hatte bereits immer eine Vorliebe für Christen.“, meinte Floki zu mir, obwohl mir dies bewusst war. Mutter hatte es mir oft genug erzählt, das Vater einst einen Christen als Freund hatte. „ Dies tut nichts zu Sache, es geht darum, ob der Seher Wahrheit gesprochen hat. Ob Katharina eine Göttin von uns ist. Ich muss dafür sorgen, das sie an meiner Seite bleibt.“, erklärte ich dem Schiffbauer und erkannte, das er dies nicht nachverfolgen konnte. Er kannte die Braunhaarige kaum, vor allem mochte er sie nicht. Auf einmal fing Floki an zu grinsen. „ Du willst wissen, ob sie eine Göttin ist? Dann töte sie.“ „ Ich soll sie töten?“ „ Götter können nicht sterben. Schlitze ihr den Hals auf. Wenn sie es überlebt, ist seine eine Göttin. Sollte sie sterben, dann ist es nicht schlimm.“ „ Vater würde nicht zulassen, das ich sie töte.“ „ Du meinst, du könntest es nicht. Mir ist es aufgefallen, das du sie sehr magst, Ivar. Du bekommst von ihr die Aufmerksamkeit, die ein Krüppel sonst bekommt.“ „ Rede nicht so einen Unsinn. Ich bin der Sohn von Ragnar Lothbrok, wenn ich Aufmerksamkeit will, bekomme ich sie.“ „ Ist das so? Würde es dich nicht stören, wenn sie deinen Brüdern mehr Aufmerksamkeit als dir gibt?“ „ Dafür das du sie hasst, willst du nur über sie reden.“ „ Du wolltest mir doch erzählen, das sie eine Göttin sei.“, und damit hatte der Ältere recht. Mit Mutter konnte ich darüber nicht reden, genauso wie mit Vater. Floki war der Einzige, der mich ein wenig verstand. Schon als Kind, war er es, der für mich dagewesen war, außer Mutter. Für meine Brüder war ich nur ein Krüppel, mehr nicht. „ Nicht nur deshalb habe ich dich aufgesucht, Floki. Im Frühling werde ich mit meinem Vater nach England segeln. Ich habe gehofft du kommst mit.“, erklärte ich dem Anderen, doch sah nur, wie er mit dem Kopf schüttelte. Er würde nicht mit nach England segeln. Ich konnte dies durchaus verstehen und war deshalb nicht wütend auf den Schiffbauer. Es war seine Entscheidung und er hatte sie getroffen.

 


Mein Blick wanderte zu Ubbe und Hvitserk, als diese sich zu mir an die Tafel setzten. Eine Sklavin erschien und füllte sogleich die Krüger mit Met auf, bevor sie wieder verschwand. Auf einmal sahen meine Brüder zu mir, weshalb ich den Krug sank, den ich an meine Lippen führen wollte. „ Wollt ihr was von mir?“ „ Sie wird begehrt“ „ Wer?“ „ Katharina.“, sprach Hvitserk, grinste und hob seinen Krug an. Ich spürte wie mein Körper sich anspannte, als mir der Gedanke kam, dass jemand anderes als ich, die junge Frau berührt haben könnte. „ Woher nimmt ihr die Annehme? Ihr könnt euch auch täuschen.“ „ Wir haben Katharina heute früh bei den Fischern, sie hat ihnen geholfen. Sie fängt an sich hier wohlzufühlen. Es überrascht mich, das du nicht wüsstest, wo sie sich aufhielt.“ „ Dabei sind ihr meistens gemeinsam unterwegs. Ich bin immer noch verwundert, wie eine angebliche Göttin dich und vorziehen kann.“, gab Hvitserk von sich, bevor er in einen Apfel biss. Ich sah für einen kurzen Moment zu ihm und beschloss ihn nicht mehr zu beachten, stattdessen wand ich mich Ubbe zu. Dieser verstand, fing erneut an zu erklären. „ Der Junge eines Fischers lächelte sie an, schenkte ihr sogar einen Fisch. Ich kann verstehen, warum er versuchte sie zu um werben, Katharina ist charmant, auch wenn sie unsere Sprache nicht spricht.“ „ Fass sie an und ich töte dich.“ „ Sei unbesorgt, Bruder. Ich habe nicht die Absicht mit ihr das Bett zu teilen. Mir kommt es so vor, als wolle sie dies auch nicht.“, hörte ich den Älteren sagen, doch wusste, dass er log. Seit der Seher uns verraten hatte, dass die Braunhaarige eine Göttin sei, suchten meine Brüder ihre Nähe. Besonders Hvitserk, der üblich schnell Erfolg hatte. Doch bei Katharina sah dies anders aus. Sie ging nicht darauf ein. „ Es ist spät, meine Brüder und ich bin müde.“, damit hievte ich mich vom Stuhl und kroch in die Richtung meines Schlafgemach. Ich stieß die Tür und erblickte keinen Moment später Katharina. Ihre Haut hatte sich an einigen Stellen bläulich verfärbt, zudem befanden sich mehrere kleinere Verletzungen auf dieser. Die Braunhaarige hielt inne, als sie mich erblickte. Schnell kroch ich auf sie zu, ließ meinen Blick erneut über ihren Körper wandern. „ Wer war das?!Wer hat dich angefasst!?“, fragte ich wütend, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht antworten könnte. Katharina schüttelte den Kopf, bevor sie mich anlächelte. Ich verstand, dass sie mir damit sagen wollte, das alles in Ordnung sei, doch das war es nicht. Jemand hatte seine Hand an sie gelegt und würde dafür sterben. Wütend kroch ich aus dem Schlafgemach, sah mich suchend nach einer Sklavin um, bis ich eine fand. „ Sklavin, hole eine Heilerin und führe sie in mein Schlafgemach!“ „ Jawohl, mein Prinz.“, sprach sie zu mir und lief mit zügig davon. Gerade als ich zurück zu Katharina wollte, ertönte Mutters Stimme. „ Ivar, mein Junge. Warum rufst du nach der Heilerin? Hast du dich verletzt?“ „ Nicht ich, sondern Katharina. Ihr Körper weist Wunden auf.“ „ Wenn sie verletzlich ist, ist das ein Zeichen, das sie keine Göttin ist.“, versuchte sie mir zu erklären. Als ich zum Sprechen ansetzten wollte, erschien die Heilerin, welche in der Begleitung ihrer jüngere Schwester war. „ Prinz Ivar, ihr habt nach mir gerufen?“ „ Die Frau in meinem Schlafgemach ist verletzt. Versorgt ihre Wunden.“, befahl ich den Frauen, die daraufhin verschwanden. Ich beschloss zurück in mein Schlafgemach zu kehren, wobei mich Mutter begleitete. Als wir dort eintrafen, wurde Katharina bereits von der Heilerin und deren Schwester versorgt. Sofort erkannte ich, dass es der jungen Frau unangenehm war. Sie mochte es nicht, von den Geschwistern berührt zu werden. „ Sorgt dafür, das ihre Wunden heilen.“, meinte Mutter auf einmal, weshalb ich zu ihr hinauf sah. Es überraschte mich, das sie der Heilerin dies befahl. Mein Blick wanderte zu Katharinas, als ich ihre Stimme vernahm. Hilfesuchend sah die junge Frau zu mir, hoffte das ich die Heilerin fort schicken würde. Was ich nicht tat, denn die Wunden mussten versorgt werden.

 

 

Vorsichtig legte ich meinen Arm um Katharina, zog diese somit näher an mich. Der Duft von verschiedenen Kräuter lag in der Luft, ließen mich dennoch nicht schläfrig werden. Meine Gedanken kreisten zu sehr um die junge Frau, die vor wenigen Momenten eingeschlafen war. Die bläulichen Stellen an ihren Körper waren heller geworden, doch ich wusste, dass es dauern wird, bis sie verschwanden. Genauso wie die Wunden auf ihren Körper.

-7-

 

„ Ivar.“, vernahm ich meinen Namen, spürte wie jemand an meiner Schulter rüttelte. Langsam öffnete ich meine Augen und richtete mich auf. Ich blickte nach rechts, wo ich Katharina vermutete, welche mich geweckt haben musste. Warum war sie mitten in der Nacht wach? Diese Frage wurde mir schnell beantwortet, als ich Schritte vernahm. Jemand war auf den Weg zu uns. Leicht senkte sich das Bett, als die Braunhaarige dieses verließ. Ich vermutete das sie nachschauen wollte, wer da kam. Katharina erschrak sich, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Verwundert sah ich zu Hvitserk, welcher da stand und eine Kerze hielt. Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich sah, wie die Braunhaarige meinem Bruder gegen den Arm schlug. Mit einem Schnauben wand sie sich ab, bevor sie sich zu mir ins Bett legte. „ Was hast du hier zu suchen, Bruder?“ „ Ich wollte sehen, ob unsere Göttin erneut Nachts unterwegs ist. Du bemerkst es nicht, wenn sie verschwindet.“, erklärte er mir und grinste für einen Moment. Ich wusste, das dies nicht der wahre Grund war, doch beschloss ihn nicht darauf anzusprechen. Meine Aufmerksamkeit bekam Katharina, die ihre Augen geschlossen und sich an mich gelegt hatte. „ Das ist sie nicht, daher kannst du verschwinden und uns alleine lassen.“, sprach ich zum Älteren. Doch statt mein Schlafgemach zu verlassen, setzte sich Hvitserk sich auf dem Stuhl, der neben dem Bett stand. Sein Blick wanderte zu der jungen Frau, die schlief. „ Mutter hasst sie. Wäre Vater nicht hier, würde sie eine Sklavin sein. Eine hübsche Sklavin.“ „ Sie wäre niemals eine Sklavin geworden.“ „ Weil du es nicht zugelassen hättest. Du bist ihr verfallen, Bruder. Sie könnte alles von dir verlangen und du würdest es tun. Ich muss gestehen, ich beneide dich, dass du alleine ihr Aufmerksamkeit hast.“ „Du redest Unsinn. Lass uns nun alleine.“, meinte ich zu ihm und legte mich hin. 

 

 

 Langsam richtete ich mich auf, bedacht darauf die Braunhaarige nicht zu wecken. Ein Murren ertönte neben mir und ich erkannte, wie Katharina sich verschlafen aufrichtete. Sie rieb sich die Augen, bevor sich nach dem schwarzen Ding griff, welches sie immer im Gesicht trug. Ich beobachtete sie dabei, wie sie das Bett verließ und begann sich umzuziehen. Mein Blick wanderte zur Tür, als dieser sich öffnete. Ubbe kam herein, sodass ich mich fragte, warum meine Brüder andauernd mein Schlafgemach aufsuchten. ,, Mutter schickt mich. Sie möchte dich sehen, Ivar.“, sprach der Ältere, danach sah er zur Braunhaarigen. Ihr Magenknurren war zu hören, weshalb Ubbe lachte. Ich erkannte das es ihr unangenehm war und hätte meinen Bruder am liebsten getötet, als ich sah, dass er sie anlächelte. „ Du solltest dafür sorgen, dass sie mehr isst.“, sagte Ubbe zu mir und trat einen Schritt zur Seite, damit Katharina das Schlafgemach verlassen konnte. „ Mutter schickt dich? Warum hat sie keiner Sklavin zu mir geschickt?“ „ Diese Frage musst du ihr selbst stellen, Bruder.“, damit ließ er mich alleine. Kurz fuhr ich mir durch die Haare, bevor ich mich aus dem Bett hievte, um mich anzuziehen. Ich sollte Mutter nicht warten lassen, dies mochte sie nicht. Nachdem ich dies getan hatte, kroch ich aus meinem Schlafgemach und traf einen Moment später auf Mutter. „ Ivar, mein Junge. Warum hat das so lange gedauert?“ „ Verzeih Mutter. Katharina und ich sind erst erwacht.“ „ Ivar, du solltest nicht so oft in ihrer Nähe sein. Deshalb habe ich Floki gebeten den heutigen Tag mit dir zu verbringen.“, erklärte sie mir. Ich beschloss ihr nicht zu widersprechen, sondern begab mich nach draußen, wo ich auf den Schiffbauer traf. „ Floki.“, begrüßte ich diesen und blickte zu ihm hinauf. „ Es ist ein seltener Anblick geworden, dich alleine zu sehen.“ „ Katharina isst, deshalb bin ich alleine.“ „ Ragnar war bei mir gewesen.“ „ Weshalb hat er dich aufgesucht?“ „ Er meinte, dass ich diese Christin akzeptieren müsste, da sie an deiner Seite bleiben wird.“ , erzählte er mir, während ich mich auf einen Baumstumpf hievte. Floki nahm gegenüber von mir Platz, reichte mir ein wenig Trockenfleisch. Dieses nahm ich an und aß davon. „ Wie ich gehört habe, sucht Ragnar Männer, die mit euch segeln. Wie viele sind es bislang?“ „ Eine Handvoll. Vater denkt, dass es so bleiben wird.“ „ Und du glaubst, es sei für die Christin sicher, mit euch zu segeln? Sie könnte euch verraten, sobald ihr England erreicht. Lass sie hier, ich bin mir sicher, deine Brüder werden sich um sie kümmern.“ „ Katharina wird uns nicht verraten. Ich werde sie zwingen, wenn sie nicht freiwillig mit segeln möchte. Sie nicht bei meinen Brüdern bleiben.“, meinte ich zu ihm, sah wie er an mir vorbeisah. Den Grund dafür erkannte ich schnell, denn Katharina kam auf uns. Sie nickte dem Schiffbauer zu und nahm das Trockenfleisch an, welches ich ihr entgegenhielt. Als Dank schenkte sie mir ein Lächeln und ich spürte wie mein Herz schneller begann zu schlagen. „ Sie ist ziemlich hübsch.“, vernahm ich Flokis Stimme, weshalb ich erneut zu der Braunhaarige hinauf blickte. Es stimmte, Katharina war eine Schönheit. Ihre beinah schwarzen Haare war ein starker Kontrast zu ihrer schneeweißen Haut. Ich schluckte, bevor ich meinen Blick abwand. Ich vernahm Flokis Lachen, was ich unkommentiert ließ. Stattdessen biss ich abermals vom Trockenfleisch an. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie die junge Frau sich neben mir auf den Boden niederließ. „ Du magst sie, Ivar.“ „ Halt den Mund.“ „ Helga mag sie auch. Verstehen kann ich dies nicht.“ „ Ihr hattet einst eine Tochter, nicht wahr? Überlegt, dass sie Katharina als Tochterersatz ansieht?“, stellte ich die Frage, spürte das der Ältere über dieses Thema nicht weiter sprechen wollte. 

 

 

 Für eine Weile saßen wir da, bis Helga erschien. „ Ihr könnt sie doch nicht auf den Boden sitzen lassen.“, sprach sie zu uns, bevor sie sich zu Katharina hinunter kniete. Hilfesuchend sah die Braunhaarige zu mir, wusste sie doch nicht, wie sie reagieren sollte. „ Sie wird nicht daran sterben, Helga.“ „ Aber Floki, der Boden ist kalt, sie könnte sie erkälten. Armes Ding, sie ist immer noch so dünn. Bekommt sie kein essen? Komm, ich habe eine Suppe gekocht.“ „ Helga.“, versuchte der Schiffbauer, doch scheiterte. Über das Verhalten seiner Frau konnte ich nur innerlich den Kopf schütteln. „ Ivar.“, vernahm ich meinen Namen, sah deshalb zu Katharina. Ich nickte ihr zu, damit sie verstand, dass es in Ordnung war. Die Braunhaarige erhob sich, ließ sich von der Älteren an der Hand nehmen. „ Ich werde mitkommen.“, meinte ich zu Helga, die mir zu nickte. Nicht das ihr nicht vertraute, doch Katharina konnte unsere Sprache nicht. Floki folgte uns nicht, wusste ich doch warum. Er wollte nicht länger als nötig in der Nähe von der Braunhaarigen sein. Wir begaben uns zu der Hütte, wo uns Helga jeweils eine Schüssel Suppe in die Hände drückte. Mein Blick wanderte zu der jungen Frau, die skeptisch ihr Essen ansah. Zögerlich tauchte sie den Löffel in die Suppe und führte diesen danach in ihre Lippen. Deutlich erkannte ich, dass es ihr nicht schmeckte. Desto verwunderte war ich, als sie trotzdem die Suppe weiter aß. „ Ivar, du musst darauf achten, dass sie mehr ist.“ „ Das werde ich, sei unbesorgt.“, sprach ich, bevor ich selbst begann zu essen. Helga nahm sich selbst eine Schüssel und setzte sich zu uns. „ Sie ist so ein hübsches Mädchen. Stimmt es, was erzählt wird, das sie eine Göttin ist?“ „ Der Seher meinte, Odin selbst hätte sie zu uns geführt. Ich kann nicht sagen, ob sie eine Göttin ist.“ „ Viele nehmen es an. Über sie wird nur gutes gesprochen. Es hießt, sie hilft den Fischern und den Händen, auch wenn sie eine Fremde ist. Floki erzählte mir, sie sei eine Christin.“ „ Sie ist keine, bislang habe ich sie auch nicht beten sehen, dennoch bin ich mir sicher, dass sie an unsere Götter glaubt.“ „ Floki hat recht, du magst sie. Mir scheint es, als seist du glücklicher.“, hörte ich die Ältere sagen und überlegte, ob es stimmte. War ich glücklicher, seit Katharina an meiner Seite war? 

 

 

„ Sigurd ist krank, die Heiler sagen er wird die kommende Nacht nicht überleben.“, erklärte mir Ubbe, als ich mich zu ihm und Hvitserk an die Tafel setzte. „ Wo ist Mutter?“ „ Sie ist bei ihm, genauso wie Vater. Uns ist bewusst, dass ihr euch nicht ausstehen könnt, aber er ist auch dein Bruder. Du solltest dich von ihm verabschieden, Ivar.“, meinte er zu mir. Wussten wir doch alle, wie sehr ich Sigurd hasste. Es herrschte Stille, als wir begannen zu essen. Selbst die Sklavinnen unterhielten sich nicht wie gewöhnlich. Schritte ertönten und auch ohne aufzusehen, wusste ich, wer sich zu uns gesellte. „ Ivar.“, vernahm ich die Stimme von Katharina und blickte zu ihr hinauf. Die Braunhaarige zeigte auf Sigurds Platz, welche leer war. Wie sollte ich ihr erklären, das einer meiner Brüder sterben würde? Auf einmal erhob sich Ubbe, begab sich zu Katharina und führte sie weg, wahrscheinlich zu Sigurd. „ Was denkst du, Ivar? Wird Sigurd sterben?“ „ Wenn die Heiler nichts unternehmen können, wird er es.“ „ Das Schicksal unseres Bruders liegt in den Händen der Götter.“, sprach Hvitserk, bevor er weiter aß. Das Leben von Sigurd lag in den Händen der Götter. Meine Gedanken wanderten zu Katharina, die laut dem Seher eine Göttin sein sollte. Könnte sie Sigurd heilen? Meine Aufmerksamkeit bekam Ubbe, welcher zurückkehrte. Er setzte sich auf seinen Platz, trank einen Schluck Met, bevor er begann zu sprechen. „ Sie wird ihm heilen.“ „ Wer?“ „ Unser Bruder meint Katharina.“, erklärte ich Hvitserk, der es nicht verstanden hatte. „ Woher willst du das wissen, das sie Sigurd heilen wird?“ „ Ich erkannte es an ihren Blick. Sie kann unseren Bruder nicht sterben lassen.“, damit hatte Ubbe recht. Die junge Frau würde nicht zusehen, wie Sigurd starb. So war Katharina nicht. Sie half jeden, selbst den Sklaven. Ich sah zur Seite, als die Braunhaare neben mich Platz nahm. Das Essen rührte sie nicht an, sie war in Gedanken versunken.

 

Ich war keineswegs verwundert darüber, das die Bettseite neben mir leer war, als ich erwachte. Katharina musste das Schlafgemach in der Nacht verlassen haben. Sofort wusste ich, wo sie sich aufhielt. Meine Finger vergruben sich in den Fellen, als Wut in mir aufstieg. Wieso wollte sie ihn heilen, wenn doch wusste, dass er mich demütigte? Sollte Sigurd an der Krankheit sterben, würde er nicht nach Valhalla gelangen. So schnell wie die Wut gekommen war, verschwand sie wieder. Konnte ich doch nicht auf die junge Frau wütend sein. Sie tat, was sie für richtig hielt. Für einen Moment fuhr ich mir über Gesicht, bevor ich mich aus dem Bett hievte, um mein Schlafgemach zu verlassen. Es verwunderte mich, das ich niemanden antraf, als ich durch das Langhaus kroch. Weder traf ich Mutter an, noch die Sklaven. Als ich hinaus ins Freie kriechen wollte, vernahm ich ein Geräusch. Jemand war an der Feuerstelle. Ich beschloss nachzusehen, wer sich dort aufhielt und begab mich auf den Weg dort hin. Nach einem kurzen Moment hatte ich die Stelle erreicht und erblickte Katharina, welche sich zu mir umgedreht hatte. Die Braunhaarige saß auf einen Hocke, sodass ich ihr gleich tat. Der Geruch von Suppe hing in der Luft, sodass ich annahm, das sie diese gekocht haben musste. Warum übernahm sie diese Arbeit, wenn wir Sklavin dafür hatten? Es würde eine weitere unbeantwortete Frage bleiben. Über dem Feuer hing ein Topf und dem sich, wie ich erkennen konnte, ein Huhn befand. Dieses nahm Katharina heraus und begann es zu zerkleinern. Nachdem sie dies getan hatte, schmiss sie es mit Rüben zurück in die Suppe. Nach einer Weiler erhob sich die Braunhaarige, holte zwei Schüsseln und füllte diese auf. Eine davon übergab sie mir, bevor sie die Feuerstelle verließ. Einen Moment lang sah ich ihr nach, bevor ich begann die Suppe zu essen. Sie schmeckte gut und zeigte das Katharina kochen konnte. „ Hier bist du, Bruder. Wir haben dich gesucht.“, hörte ich Hvitserk sagen, der mit Ubbe auf mich zukam. Der Ältere holte zwei weitere Hocke und stellte diese neben mich ab. „ Hat Katharina sie gekocht?“ „ Das hat sie.“ „ Das hatte sie mit dem Huhn vor.“, meinte Ubbe, bevor er sich von der Suppe nahm. „ Sie war bei euch?“ „ Sie trug den Huhn in den Händen. Ubbe hat es für sie geschlachtet, sie hat ihm als Dank auf die Wange geküsst.“, meinte Hvitserk zu mir und grinste. Ich schwieg und beschloss weiter zu essen. Meine Brüder setzten sich hin, sahen wie ich ins Feuer. „ Du hast Sigurd nicht aufgesucht, Ivar. Erkläre uns weshalb.“ „ Sagtest du nicht, das Katharina ihn heilen wird, Bruder? Warum sollte ich ihn aufsuchen?“, stellte ich die Frage, erkannte im Augenwinkel wie die junge Frau zurückkehrte. Sogleich füllte Ubbe eine weitere Schüssel und hielt diese Katharina entgegen. Diese nahm sie an, bevor sie sich neben mich setzte und ebenfalls anfing die Suppe zu essen.

 

 

Wir hatten Katharina alleine bei der Feuerstelle zurückgelassen, als wir hörten, wie Sklavinnen sich darüber unterhielten, das Sigurd am Leben sei. Wir suchten Mutter auf, die an der Tafel saß. „ Mutter, wir haben gehört, Sigurd lebt.“ „ Vom wem?“ „ Die Sklavinnen unterhalten sich darüber.“ „ Euer Bruder wurde von einer Christin geheilt.“, erklärte sie uns und war nicht erfreut darüber. Nicht verwunderlich, verabscheute sie doch Katharina. Alles, was die Braunhaarige tun würde, würde in ihren Augen schlecht sein. „ Du hattest recht, Bruder. Sie hat ihn geheilt.“, meinte Hvitserk zu Ubbe, sodass Mutter zu ihm sah. Ich hievte mich auf den Stuhl neben ihr, winkte eine Sklavin herbei und ließ meinen Krug mit Met füllen. Ich trank daraus, bevor ich mich an Mutter wand. „ Weiß Vater davon?“ „ Euer Vater meinte, dass er es gewusst hatte, das diese Christin Sigurd heilen würde. Sie sei eine Göttin.“ „ Wenn es so wäre, Mutter?“ „ Lasst mich mit eurem Bruder alleine.“, damit schickte sie Ubbe und Hvitserk weg. Ich ahnte, worüber Mutter mit mir sprechen wollte. Erneut trink ich einen Schluck Met, bevor ich anfing zu sprechen. „ Du willst mit mir über Katharina reden?“ „ Ivar, mein Junge. Diese Christin hat deinen Vater auf ihre Seite gezogen und deine Brüder. Lass sie uns als Sklavin verkaufen, sie ist hübsch. Wir würden schnell einen Käufer für sie finden.“ „ Sie wird keine Sklavin, Mutter. Sie bleibt an meiner Seite.“, sprach ich und sah Mutter in die Augen. Sie verstand nicht, dass Katharina an meiner Seite gehörte, so wie es Vater sagte.

-8-

 

Mein Blick lag auf Sigurd, welcher Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten. Er war blasser als sonst, wie mir aufgefallen war. Gesund war er keinesfalls. Darum wunderte es mich, das er darauf bestimmt, mit zum Trainieren zu kommen. „ Wo bleibt, Ubbe?“, stellte Hvitserk die Frage, da seine Geduld sich dem Ende zuneigte. „ Er holt Katharina.“, sprach Vater, weshalb ich zu ihm aufsah. Ich verstand nicht, warum Ubbe die Braunhaarige wecken sollte. Was wollte Vater damit erreichen? Schritte ertönten und Wut stieg in mir auf, als ich erkannte, dass mein Bruder die Hand von Katharina hielt. Die junge Frau beachtete mich nicht, sondern sah zu Sigurd. Sie verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. Katharina war nicht damit einverstanden, das er außerhalb des Bettes war. „ Sigurd, du wirst hier bleiben.“, ertönte die Stimme von Vater. Sigurd sah wütend zu der Braunhaarigen, die sich nicht einschüchtern ließ. In diesen Moment war ich Stolz auf Katharina. Zu meinem Bedauern musste sie mit meinem Bruder zurück ins Langhaus. „ Sollten wir sie bei Sigurd lassen?“ „ Katharina weiß wie sie sich verteidigen muss.“, antwortete ich Hvitserk, bevor ich mich von Ubbe huckepack nehmen ließ. Unser Training stand an und diesmal würde sogar Vater mit trainieren. Bald würden wir nach England segeln, wo ich beweisen könnte, dass ich mehr war, als ein Krüppel. „ Du nimmst erneut Pfeil und Bogen?“, wurde ich von Ubbe gefragt und somit aus den Gedanken gerissen. „ Ja, das werde ich.“ „ Du willst besser werden, als Katharina. Nicht wahr?“ „ Wollen wir nicht alle, stärker werden?“ „ Unterhaltet ihr euch über Katharina? Wie schade, das sie bei Sigurd bleiben musste. Ich hätte ihr gerne gezeigt, wie ein richtiger Mann kämpfen kann.“ „ Sie hätte dich besiegt, Hvitserk.“ „ Hat sie bislang nicht.“, meinte er zu mir. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, was er damit andeutete. Hvitserk hatte mit der Braunhaarigen trainiert. „ Du hast ihr die Wunden zugefügt.“ „ Ich habe sie trainiert. Mit Pfeil und Bogen kann sie umgehen, mit dem Schwert nicht. Ubbe kann dies bezeugen.“ „ Ihr habt sie trainiert, ohne es mir zu sagen!“ „ Beruhige dich, Ivar.“, vernahm ich Vaters Stimme. Wie sollte ich mich beruhigen, wenn meine Brüder für Katharinas Verletzungen verantwortlich waren? Was hatten sie der jungen Frau noch angetan, von dem ich nichts ahnte? Eine Antwort darauf könnte ich nur von Katharina bekommen. Selbst wenn sie es wollte, sie könnte es mir nicht erzählen, beherrschte sie unsere Sprache noch nicht. Der Grund dafür war Mutter, sie verbot uns, der Braunhaarigen unsere Sprache beizubringen. Wir widersprachen ihr nicht, da bislang es kein Problem darstellte, das Katharina uns nicht verstand. Erneut wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Ubbe mich auf dem Baumstumpf absetzte. Wir hatten unser Trainingslager erreicht, ohne das ich es mitbekommen hatte. Mein Bruder brachte mir Pfeil und Bogen, bevor er nach einem Schwert griff und gegen Hvitserk kämpfte. Ich stattdessen spannte den Bogen und zielte auf den Ziegenkopf, der auf einen Pfahl aufgespießt war. Mit einem Schnauben ließ ich den Bogen sinken, nachdem der Pfeil im nächsten Baum stecken geblieben war. „ Du bist nicht konzentriert, Ivar. Liegt es an Katharina?“, fragte mich Vater, der auf mich zugekommen war. Für einen Moment überlegte ich, schüttelte dann den Kopf. „ Es liegt nicht an sie.“ „ Du bist wütend auf deine Brüder, vor allem auf Hvitserk.“ „ Er hat nicht das Recht sie zu verletzen.“ „ Sie muss das Kämpfen mit dem Schwert erlernen, auch als Göttin. Deine Brüder helfen ihr dabei.“, versuchte er mir zu erklären. Mir war bewusst, das die junge Frau erlernen musste, wie sie mit dem Schwert umzugehen hatte. Dennoch störte es mich, das meine Brüder dies übernahmen. Hvitserk wollte Katharina, auch wenn sie ihn abwies. „ Du solltest das Training für heute beenden, Ivar.“ „ Ja, Vater.“, damit hievte ich mich vom Baumstumpf und kroch los. Wütend blickte ich zurück zum Trainingslager, wo ich erkennen konnte, dass meine Brüder sich zu Vater gesellten. Sie unterhielten sich, worüber verstand ich nicht, dafür war ich bereits zu weit entfernt. Ich wand meinen Blick ab und überlegte stattdessen, wo ich die Braunhaarige auffinden könnte. Wahrscheinlich befand sie sich erneut am Hafen oder im Stall.

 

 

Wie ich es vermutet hatte, befand sich Katharina am Hafen und beobachtete die Fischer bei ihrer Arbeit. „ Katharina.“, rief ich ihren nahmen und sah wie sie sich suchend umsah. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, nachdem sie mich entdeckt hatte. Ich nickte in eine bestimmte Richtung, damit sie verstand, dass sie mir folgen sollte. Was sie auch machte. Wir erreichten Flokis und Helgas Hütte und sogleich würde Katharina von der Älteren umarmt. Auch bekam sie eine Suppe gereicht, die sie annahm. Ich dagegen lehnte ab, setzte mich neben der Braunhaarigen und sah zum Schiffbauer. „ Warum suchst du mich auf, Ivar?“ „ Ich war unkonzentriert beim Training.“ „ Hat sie dich abgelenkt?“ „ Katharina war im Langhaus.“ „ Ivar, es wird erzählt, sie hätte Sigurd geheilt.“ „ Das hat sie. Laut den Heiler sollte er sterben, nur dank ihr, lebt er noch.“ „ Du bist nicht erfreut darüber.“ „ Bald werden alle wissen, das sie eine Göttin ist.“ „ Wolltest du das nicht? Das wir sie als Göttin ansehen.“, sprach Floki zu mir, sah dabei für einen Moment zu Katharina. „ Mutter sieht nicht als Göttin an. Sie bot mir an, Katharina als Sklavin zu verkaufen.“ „ Du hast es abgelehnt, nicht wahr? Sie wäre eine hübsche Sklavin geworden.“ „ Sie wird keine Sklavin.“, sprach ich und legte meine Hand auf Katharinas Oberschenkel ab. Ich sah zu der jungen Frau, als ich spürte, wie sie ihre Hand auf meine legte und unsere Finger miteinander verschränkte. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich schluckte, bevor ich nach vorne blickte. „ Mutter muss es akzeptieren, das Katharina an meiner Seite bleiben wird. Mir ist bewusst, dass sie sie weiterhin als Christin ansehen wird. Genauso wie du. Nicht so wie Vater, er sieht sie als Göttin an. Wahrscheinlich hat er dies von Anfang an.“

 

 

Wir blieben bis die Nacht anbrach, bei Floki und Helga, bevor wir zum Langhaus zurückkehrten. Sogleich zündete Katharina die Kerzen an, nachdem wir mein Schlafgemach erreicht hatten. Während sie dies machte, hievte ich mich auf Bett und beobachtete sie dabei. „ Katharina.“, sprach ich ihren Namen aus, sodass sie sich zu mir umdrehte. Ich winkte sie zu mir und sah, wie sie für einen Moment zögerte. Die Braunhaarige kam auf mich, nahm meine Hand und lächelte. Die Götter hatten an den Tag des Schiffbruchs auf meiner Seite gestanden, denn sie hatten Katharina zu mir geführt. Ein Leben ohne Katharina konnte ich mir nicht vorstellen. Sie akzeptierte mich so, wie ich war. Auf einmal trat sie zurück und legte sich hin. Ich tat ihr gleich und schloss meine Augen.

 

 

 

Als ich erwachte, lag Katharina ruhig neben mir und schlief noch. Es kam nicht häufig vor, das ich sie beim Schlafen beobachten konnte. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, strich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht. Ich hielt in meiner Bewegung inne, nachdem ich die Schnittwunde an ihre Wange entdeckt hatte. Katharina musste das Schlafgemach in der Nacht verlassen haben. Sanft strich ich ihr über die Wunde und weckte sie somit unabsichtlich auf. Langsam öffnete sie ihre Augen und blickte mich an. Sie griff nicht wie sonst nach dem schwarzen Ding, sondern blieb weiterhin ruhig liegen. „ Ruhe dich aus.“, sprach ich zu ihr, obwohl mir bewusst war, dass sie mich nicht verstand. Ich hievte mich aus dem Bett und kroch aus mein Schlafgemach hinaus. Im Flur traf ich auf Hvitserk, der auf mich hinab sah. „ Bruder, wo hast du unsere Göttin gelassen? Ich wollte mit ihr trainieren.“, sagte er, was mich verwunderte. Wenn er und Ubbe nicht mit ihr in der Nacht trainiert hat, wer dann? „ Lass sie schlafen.“, damit kroch ich am Älteren vorbei. Ich setzte mich zu Mutter an die Tafel und ließ mich von einer Sklavin Met einschenken, als es mir auffiel. Mutter unterhielt sich mit mir nicht. „ Mutter, habe ich dich verstimmt?“ „ Mir ist nicht entgangen, wie du diese Christin ansiehst, Ivar.“ „ Ich verstehe nicht, Mutter.“ „ Du liebst sie.“, kaum hatte sie dies ausgesprochen, hatte ich das Gefühl mein Herz würde für einen Moment aufhören zu schlagen. Ich stellte den Krug ab, den ich in der Hand gehalten hatte, bevor ich zu Mutter blickte. „ Mutter, ich-“ „ Wage es nicht, mich zu belügen, Ivar.“, meinte sie zu mir, sodass ich beschloss zu schweigen. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Mutter sich erhob und ging. Hatte sie recht und ich liebte Katharina?

 

 

Erst am Abend kehrte ich in mein Schlafgemach zurück, wo ich die junge Frau vorfand, die abermals ihre Wunden reinigte. Sogleich erkannte ich, das ihr Körper neue aufwies. Hvitserk hatte mit ihr Trainiert, obwohl er meine Zustimmung nicht dafür gehabt hatte. Ich kroch auf die Braunhaarige zu, welcher mich anlächelte. „ Ivar.“, vernahm ich meinen Namen, als ich nach dem Stück Stoff griff, mit dem sie ihre Wunden reinigte. Diesen tunkte ich in die Schüssel voller Wasser, bevor ich damit über ihre Wunde am Unterarm fuhr. Mir war bewusst, dass in den nächsten Tagen noch weitere Wunden an ihren Körper folgen würden.

 

Sanft fuhr ich mit meinen Fingern über die makellose, schneeweiße Haut, die einst von Wunden übersät war. Keine Narbe war zurückgeblieben, obwohl es so sein sollte. Ein Lachen erklang, als ich Katharina über den Bauch fuhr. „ Ivar.“, vernahm ich ihre Stimme, wusste das sie mich damit aufforderte aufzuhören. Mir war bewusst, dass sie mich dazu zwingen könnte, wenn sie wollte. Ubbe und Hvitserk hatten mir erzählt, das sie besser im Schwertkampf geworden war und sogar gewann. Ich zog meine Hand zurück, beobachtete die Braunhaarige dabei, wie sie ihren Oberkörper mit einer Kräutersalbe einschmierte. Notwendig war dies keinesfalls, trotzdem tat sie es. Hatte sie sich ebenfalls an den Duft der Kräuter gewöhnt? Eine leise Melodie ertönte, das Zeichen für mich, das Katharina in Gedanken versunken war. Es würde einen Moment dauern, bis sie mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenken würde. Für mich war dies ein Vorteil, konnte ich sie so besser mustern. Mir war nicht entgangen, das ihr Aussehen sich verändert hatte, seit sie bei uns war. Ihr Haar war länger geworden, sodass sie es öfters in einen Zopf trug, zudem war sie dünner geworden. Auch trug die junge Frau vermehrt Kleider, wie ich festgestellt hatte. Diese unterschieden sich meistens von unseren, sodass Katharina unter den Menschen von Kattegat stark auffiel. Auch zog sie damit die Aufmerksamkeit anderer Männer auf sich, vor allem, wenn sie sich am Hafen aufhielt. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Braunhaarige sich erhob. Sie strich ihr Gewand glatt, welches sie wieder angezogen hatte, bevor sie zu mir hinab blickte. „ Ivar.“, sprach sie und nickte in Richtung Türe. Sogleich verstand ich und nickte ihr zu. Gemeinsam verließen wir mein Schlafgemach und begaben uns zur Tafel. Nachdem die Sklavinnen uns bemerkt hatten, schenkten sie uns Met und Wasser ein. Katharina saß wie gewohnt neben mir und schnitt einen Apfel klein. Zwar achtete ich darauf, das sie mehr aß, doch zwingen dazu konnte ich sie nicht. Abermals beobachtete ich die junge Frau, da ich einen Entschluss getroffen hatte. Ich würde sie zu meiner Frau nehmen. Ich wollte dies Mutter mitteilen, wenn wir gemeinsam an der Tafel saßen. Mir war bewusst, dass sie es zunächst nicht akzeptieren würde, doch ich würde meinen Willen bekommen. Bei Vater machte ich mir weniger Gedanken darüber, er würde der Hochzeit zustimmen. Mein Blick wanderte von der Braunhaarigen zu Ubbe, als dieser sich zu uns setzte. Dieser nahm das Apfelstück an, das Katharina ihm hinhielt. „ Warum suchst du uns auf, Bruder?“ „ Vater kam zu mir, er meinte, das ihr Training vorerst beendet sei. Ich sollte es dir mitteilen. Wie sehen ihre Wunden aus?“ „ Warum interessiert es dich? Willst du ihr neue zufügen?“ „ Ich bin nicht Hvitserk, Ivar. Ich achte darauf, dass sie noch steht, wenn sie das Trainingslager verlässt.“, sprach er und ließ sich von einer Sklavin Met einschenken. 

 

 

 Gemeinsam saß ich mit Mutter und meinen Brüdern an der Tafel, als ich meinen Namen vernahm. Ich blickte auf und erkannte Katharina, die sich zwischen mich und Sigurd setzte. Sie trug ein neues Gewand, welches ihren Körper betonte. Warum trug sie solch ein Kleid? 

Unsere Blicke trafen sich, nachdem ich sie gemustert hatte. Langsam ließ ich meine Hand auf ihren Oberschenkel wandern und wie damals, ließ sie dies zu. Sie lächelte, bevor sie nach vorne zu meinen Brüdern sah. Auf einmal hielt die Braunhaarige inne, als sie nach ihrem Essen greifen wollte. Den Grund dafür erfuhr ich sogleich, Vater gesellte sich zu uns. Er stellte sich neben Mutter hin und blickte uns an. „ Ich habe einen Entschluss gefasst. Sigurd, du wirst Katharina als Dank, dass sich dich geheilt hat, zu Frau nehmen.“, sprach Vater, was mich erstarren ließ. Katharina sollte meine Frau werden und nicht die meines Bruders! Meine Finger vergruben sich fest in den Stoff des Kleides. „ Keiner meiner Söhne wird diese Christin zur Frau nehmen!“, schrie Mutter Vater an, doch er würde seinen Willen durchsetzen. Sigurd würde Katharina heiraten. Ich spürte wie die junge Frau ihr Hand auf meine legte und versuchte meine Finger aus dem Stoff zu lösen. Es gelang ihr nicht. Hätte sie Sigurd nicht geheilt, müsste sie ihn nicht als Mann nehmen. Mir wurde bewusst, dass sie mich verlassen würde. Eine Weile saßen wir an der Tafel, bis es Abend wurde und ich meinen Griff löste. Ich hievte mich vom Stuhl und kroch in die Richtung meines Schlafgemaches. Hinter mir ertönten Schritte, die Braunhaarige folgte mir. Damit sie verstand, dass ich alleine sein wollte, schmiss ich die Tür hinter mir zu, nachdem ich in mein Schlafgemach gekrochen war. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, bevor ich auf den Boden einschlug. Sigurd würde die Frau heiraten, die ich liebte. Ich würde Katharina an meinen verhassten Bruder verlieren. Das würde ich nicht akzeptieren. Mit dem Entschluss am nächsten Tag mit Vater zu sprechen, legte ich mich schlafen. 

 

 Als ich erwachte, stellte ich fest, das die Bettseite neben mir leer war. Es bereitete mir keine Sorge, erwachte Katharina meistens früher. Ich griff nach frischer Kleidung, zog mich um und kroch aus dem Schlafgemach. Im Flur traf ich auf meine Brüder, die sich unterhielten. Sie hörten auf zu sprechen, als sie mich bemerkten. Ubbe sah auf mich herab und an seinen Blick erkannte ich, das etwas passiert war. „ Wollt ihr mir erzählen, was passiert ist?“ „ Hat Katharina die Nacht bei dir gelegen?“, wurde mir die Frage gestellt, die mich verwirrte. Wussten sie doch, dass die junge Frau jeden Abend bei mir lag. „ Das hat sie.“ „ Bist du dir sicher, Ivar?“ „ Warum stellst du mir die Frage?“ „ Eine Sklavin hat beobachtet, wie Katharina gestern das Langhaus verlassen hat. Niemand hat sie danach mehr gesehen.“ „ Sie ist wahrscheinlich bei Floki und Helga.“ „ Dort waren wir. Katharina war nicht dort. Sie ist weder beim Hafen, noch im Stall. Selbst bei Sigurd war sie nicht.“ „ Wir haben die Fischer gefragt, doch auch die haben sie seit gestern nicht mehr gesehen.“, meinte Hvitserk, was mich beunruhigte. Die Wahrscheinlichkeit das die junge Frau die Nacht nicht in Kattegat verbracht hatte, war hoch. „ Sie lag nicht die Nacht bei mir.“ „ Denkt ihr, sie ahnt, dass sie Sigurd heiraten muss?“ „ Sie kann unsere Sprache nicht, Hvitserk. Habt ihr Vater gefragt, ob er weiß, wo Katharina sich aufhält.“ „ Das haben wir, doch auch er, konnte uns keine Antwort geben. Ivar, du kennst sie von uns allen am besten. Wo könnte sie hingegangen sein?“, wurde mir die Frage gestellt, weshalb ich alle Orte im Kopf durchging, die die Braunhaarige kannte. „ Das Trainingslager. Habt ihr dort nach ihr gesucht?“ „ Du nimmst an, sie ist dort?“ „ Wenn sie nicht am Hafen oder im Stall ist, kann sie nur dort sein. Ihr habt sie oft genug dort hingeführt, sie muss den Weg kennen.“, erklärte ich ihnen, bevor ich mich von Ubbe huckepack nehmen ließ. Zügig verlassen wir zuerst das Langhaus und dann die Siedlung. Raben flogen über unsere Köpfe hinweg, als wir den Wald betraten. Es erinnerte mich an den Tag, wo uns der schwarze Wolf zu Katharina geführt hatte. Ich ließ mich vom Älteren auf den Waldboden, als wir dem Trainingslager näher kamen. „ Katharina!“, rief ich, nachdem ich diese entdeckt hatte. Sie war unverletzt, was mich erleichterte. Die Braunhaarige hatte tatsächlich die Nacht über im Wald verbracht. „ Katharina.“ „ Ja?“, sprach sie, was mich verwunderte. Sie hatte in unsere Sprache gesprochen. „ Du verstehst uns?“, stellte ich ihr die Frage, doch bekam als Antwort ein Kopfschütteln und ein Lächeln. Das konnte nur bedeuten, das sie langsam unsere Sprache erlernte. Wie lange würde es dauern, bis sie uns verstehen könnte? „ Wir sollten zurück.“

 

 Ich suchte Vater auf, während Katharina ein Bad nahm. So konnte ich mir sicher sein, das sie sich noch in meinem Schlafgemach befand, wenn ich zurückkehrte. Meinen Vater fand ich in Schmiede vor, er ließ seine Axt schärfen. „ Ivar, ich nehme an, du möchtest mit mir reden.“ „ Vater, ich verstehe nicht. Warum er? Warum soll er Katharina zur Frau nehmen?“ „ Sigurd steht in ihrer Schuld.“ „ Wie ich. Sie hat mir ebenfalls das Leben gerettet.“ „ Eines Tages wirst du es verstehen, Ivar. Mir ist bewusst, dass dir der Gedanke missfällt, das Sigurd Katharina heiraten wird. Sie unbesorgt, er wird sie gut behandeln.“, erklärte der Ältere mir und ich verstand, dass ich nichts mehr tun konnte. Sigurd würde Katharina zu Frau nehmen, so wie Vater wollte. Mein Bruder würde sich Vater nicht widersetzen, dies würde er sich nicht trauen. „ Du machst dir Sorgen darüber, das sie nicht an deiner Seite bleibt, Ivar.“ „ Wie sollte sie es, wenn sie die Frau meines Bruders wird.“, meinte ich und kroch aus der Schmiede hinaus. Für einen Moment überlegt ich mit Floki darüber zu sprechen und diesen aufzusuchen, doch ließ das sein. Stattdessen kehrte ich zurück in mein Schlafgemach, wo ich Katharina erblickte, die weiterhin ein Bad nahm. Wie ich erkennen konnte, hatte sie die Augen geschlossen. „ Katharina.“, sprach ich, woraufhin die Angesprochene zu mir blickte. Sie lächelte mich, bevor sie die Andeutung machte sich zu erheben. Ich verstand und wand meinen Blick von ihr ab. Einen Moment später vernahm ich das Rascheln von Stoff, sodass ich zu Katharina sah. Das weiße Leinenkleid schmiegte sich an ihren Körper, ließ sie verführerisch wirken. Ich schluckt und wand meinen Blick erneut ab. Das Verlangen nach ihr wurde größer. 

 

 Mit einem Schnauben schob ich die Tür zu Flokis und Helgas Hütte auf und kroch hinein. Der Schiffbauer hielt in seiner Arbeit inne, blickte zu mir und signalisierte mir mit einer Handbewegung, das ich mich setzten sollte. Dies tat ich und fuhr mir durch die Haare. „ Du bist gekommen, um mit mir über die kommende Hochzeit von deinem Bruder und dieser Christin zu sprechen.“ „ Ich verstehe es nicht, Floki. Warum hat Vater so entschieden? Sigurd kennt Katharina nicht, nicht so wie ich. Er weiß nicht, das sie Tiere liebt oder das sie eine Melodie summt, wenn sie in Gedanken ist. Mein Bruder hat sie nicht verdient.“ „ Nicht so wie du, nicht wahr? Du liebst diese Christin, Ivar. Natürlich hasst du deinen Bruder dafür, dass er sie heiraten darf.“ „ Am Tag als mein Vater es verkündigte, wollte ich allen mitteilen, das ich Katharina zu meiner Frau machen möchte. Ich meide sie, um nicht dem Verlangen nachzugeben, sie zu meinen zu machen.“ 

 

-9-

 

Aus meinem Versteck aus, beobachtete ich Ubbe dabei, wie er Katharina unsere Sprache beibringen wollte. Jedes Mal, wenn die junge Frau ein Wort richtig ausgesprochen hatte, lächelte mein Bruder sie an. Es war offensichtlich, das er sie umwarb. Dabei sollte sie Sigurds Frau werden. Als die Beiden den Weg zu den Ställen einschlugen, verließ ich mein Versteck und kroch ihnen entgegen. Es überraschte mich, das Ubbe mich nicht ansprach, nachdem er mich erblickt hatte. „ Du kannst gehen, Bruder. Ich werde ihr unsere Sprache beibringen.“ „ Vater sagte, das ich diese Aufgabe übernehmen soll.“ „ Es interessiert mich nicht, was Vater zu dir gesagt hat.“, meinte ich zu dem Älteren und wusste, das er es Vater erzählen würde. Sollte er es doch, mir interessierte es nicht. „ Katharina.“, sprach ich und hievte mich auf einer der Kisten, die herumstanden. Danach winkte ich die Braunhaarige zu mir, die auf mich zukam, nachdem sie Ubbe ein Lächeln geschenkt hatte. Nachdem mein Bruder uns alleine gelassen hatte, klopfte ich neben mir auf die Kiste. Katharina verstand und setzte sich neben mich. „ Mal sehen, wie schnell du lernst.“, sprach ich zu ihr und holte aus der Kiste einen Apfel hervor. „ Apfel.“, hörte ich die junge Frau sagen, doch sie betonte es falsch. „ Apfel, Katharina.“ „ Apfel.“, wiederholte sie. Ich war zufrieden und hielt ihr als Belohnung die Frucht hin. Die Braunhaarige nahm den Apfel an und biss hinein. Mein Blick fiel auf ihre Lippen, die durch den Fruchtsaft leicht glänzten. Wären ihre Lippen so weich, wie sie aussahen? „ Ivar?“, vernahm ich meinen Namen und bemerkte, dass Katharina mich fragend ansah. Ihr war aufgefallen, das ich sie angestarrt hatte. Auf einmal zeigte sie nach vorne, auf eine der Hütte. Es dauerte kurz, bis ich verstand. „ Hütte.“ „ Hütte“ „ Hütte.“, wiederholte ich langsamer. Katharina betonte falsch und es würde noch eine Weile dauern, bis sie unsere Sprache richtig erlernt hätte. Nachdem die Braunhaarige den Apfel aufgegessen hatte, sprang sie von der Kiste hinunter und streckte sich, danach sah sie zu mir. „ Ivar.“, meinte sie, als ich weiterhin sitzen blieb. Es kam selten vor, das Katharina ungeduldig wurde. Meistens geschah dies, wenn sie unbedingt ihren Willen durchsetzen wollte. Einen Moment wartete ich noch, bevor ich von der Kiste hinunter hievte. Wir begaben uns zu den Ställen, wo die Schafe und Ziegen auf die Frau zukamen, nachdem sie diese entdeckt hatte. Katharinas Augen funkelten, als sie sich zu den Tieren hinunter kniete. Verwunderlich war es keineswegs, dass selbst die Tiere die junge Frau vergötterten. Katharina behandelte sie gut und versorgte sie oft, vor allem die Schafe. Auf einmal klopfte die Braunhaarige neben sich aufs Heu, bevor sie zu mir sah. Ich verstand und setzte mich zu ihr, bevor ich begann ihr neue Wörter beizubringen.

 

 

Es war früh am Morgen, als wir uns zur Tafel begaben, wo Hvitserk alleine saß. „ M-Morgen.“, sprach Katharina zu meinem Bruder, der verwundert darüber war. „ Du kannst unsere Sprache?“, fragte er sie, doch bekam er keine Antwort. Hilfesuchend sah die Braunhaarige zu mir, weshalb ich beschloss dem Älteren zu erklären, was er falsch gemacht hatte. „ Du musst langsamer sprechen, Bruder. Sie lernt unsere Sprache noch und versteht nicht alles. Wir-“, ich brauch ab, als ich im Augenwinkel erkannte, wie Sigurd sich zu uns gesellte. Er wagte es sich neben Katharina zu setzen, sodass Wut in mir aufstieg. Mein Bruder sollte sich von ihr fernhalten, auch wenn sie seine Frau werden sollte. Katharina griff unter dem Tisch nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Sie spürte, wenn meine Stimmung sich veränderte. Es herrschte eine Weile Stille, bis die junge Frau nach einem Apfel verlangte. Hvitserk hielt ihr einen entgegen und ich konnte erkennen, wie die Braunhaarige ihr Messer hervorholte. Nachdem sie damit dem Apfel klein geschnitten hatte, gab sie mir und meinen Brüdern jeweils ein Stück davon. Deutlich spürte ich den Blick von Hvitserk auf uns, der sich von einer blonden Sklavin Met einschenken ließ.

 

Ein kühler Windhauch streifte mein Gesicht, als ich hinab auf Kattegat blickte. Die Tage wurden kürzer und die Nächte länger. Bald würde der erste Schnee fallen und meine Heimat in Weiß hüllen. Ich ersehnte diesen Tag nicht herbei, denn im Winter würde Sigurd Katharina zu seiner Frau nehmen. „ Ivar.", vernahm ich eine Stimme meinen Namen rufen und erblickte einen Moment später Katharina. Die Art, wie meinen Namen aussprach, ließ mein Blut in Wallung geraden. Sie ahnte nicht, dass ich sie begehrte, wie noch keine Frau vor ihr. Während die Braunhaarige auf mich zutrat, ließ ich meinen Blick über ihren Körper schweifen. Sogleich erkannte ich, das sei ein neues Kleid trug, welches ihre Weiblichkeit schmeichelte.

 

 

 

 Sogleich erkannte ich, das sei ein neues Kleid trug, welches ihre Weiblichkeit schmeichelte

 

 

 „Hier bist du, ich habe dich in ganz Kattegat gesucht.", sprach sie, wobei man ihren Akzent stark heraushörte. „Weshalb suchst du mich auf?", stellte ich ihr die Frage, blickte zu ihr hinauf. Erst da bemerkte ich die Felle, die sie bei sich trug. Eins davon, breitete sie auf dem Felsen aus, bevor sie sich zu mir setzte. Die junge Frau legte mir ein Fell um die Schultern, bevor sie das Gleiche bei sich tat. „Dein Vater sucht dich. Er meint, es geht um den Frühling." „Frühling.", korrigierte ich sie sogleich. Ihre Aussprache hatte sich verbessert, dennoch hatte sie ihre Schwierigkeit mit unserer Sprache. „Frühling. Verzeih, es ist nicht leicht, eurer Sprache zu erlernen.", erklärte sie, lehnte sich an mich. Ihr Kopf legte sie auf meiner linken Schulter ab, sodass ich mein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Der Duft von Kiefer und Lavendel umhüllte die junge Frau. Sie musste erneut einer der Salben benutzt haben, bevor sie mich aufgesucht hatte. Katharina nahm mittlerweile ihr Training sehr ernst, vor allem, weil wir bald nach England segeln würden. „ Bald werden wir mit Vater nach England segeln. Sag Katharina, verspürst du Angst?" „ Nein, verspüre ich nicht. Ich habe dafür trainiert, um mit euch nach England segeln zu dürfen. Wie ich gehört habe, wird eine kleine Mannschaft mit uns segeln.", sprach Katharina und blickte zu mir. Mein Herz schlug wie wild, als ihr Lächeln sah. Mein Bruder konnte den Göttern dankbar sein, das er solch eine Frau wie sie heiraten darf.

 

*Timeskip*

 

„ Es schneit!" „ Katharina!", rief ich ihren Namen, als sie hinaus aus dem Langhaus rannte. Ich schüttelte mit dem Kopf, hievte mich vom Stuhl hinunter und kroch nach draußen. Kattegat war in Weiß gehüllt, es hatte über die Nacht geschneit. Schneeflocken fielen vom Himmel, verfingen sich im Haar der jungen Frau. „ Du benimmst du wie ein Kind."; sprach ich und sah zu ihr hinauf. „ Ich freue mich nur, das es schneit. Du kannst das nicht verstehen, du bist kein Winterkind." „ Winterkind?" „ Kinder die im Winter geboren worden sind und deshalb die Kälter lieben." „ Wie viele Winter hast du erlebt?" „Dreiundzwanzig. Genug geredet, lass uns einen Schneemann bauen!", sprach sie voller Freude und begann Schnee zu sammeln. Ein Schnauben entkam mir, was sie wiederum zum Schmunzeln brachte. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und erkannte Sigurd. Sein Blick war auf die junge Frau gerichtet, er beobachtete sie. „ Ivar, beachte ihn nicht." „ Er beobachtet dich, Katharina." „ Das ist mir bewusst, aber was soll ich dagegen unternehmen. Ihm es verbieten? Sobald ich seine Frau bin, kann er dies jede Minute machen." „ Du machst es wieder." „ Bitte verzeih mir, ich vergesse andauernd, dass ihr die Bedeutung von einigen Wörter nicht wissen könnt. Es ist nicht so leicht, sie zu umschreiben. Zurück zu deinem Bruder und das er mich beobachtet. Solang er mich nicht angreift, können wir nichts machen. Du hast doch deinen Vater gehört, wir sollen uns nicht über die kommende Hochzeit beschweren. Immer noch fragte ich mich, was Ragnar sich dabei gedacht hat." „ Diese Frage stelle ich mir ebenfalls. Auch warum du dich nicht geweigert hast." „ Ragnar widersprechen? Ich hänge an meinen Leben.", erklärte sie mir und zeigte mir das Ding aus Schnee, was sie gebaut hatte. Ich schüttelte darüber den Kopf, sie benahm sich sehr kindlich. „ Mein Vater respektiert dich. Du hast der Hochzeit zugestimmt." „ Ivar, bitte. Dein Vater will das ich Sigurd heirate. Denkst du wirklich, er hätte ein Nein akzeptiert? Das hätte er nicht, zudem vermute ich, dass dein Bruder mittlerweile heiraten will." „ Woher nimmst du das an?" „ Erzähl dies bitte niemanden, aber Sigurd hat mich geküsst.", hörte ich die Braunhaarige sagen und senkte meinen Kopf. Er hatte sie geküsst, obwohl alleine mir dies zustand. Wut stieg in mir auf, wie auch das Verlangen Sigurd umzubringen. Katharina kniete sich zu mir hinunter und strich mir über den Rücken. „ Ivar, schau mich an.", sprach sie mit sanfter Stimme, weshalb ich ihrer Aufforderung nachkam. „ Egal was geschehen sollte, ich werde an deiner Seite bleiben. Ich werde mit dir und deinen Vater nach England segeln. Mir ist bewusst, das Sigurd mir dies verbieten könnte, da er zu diesem Zeitpunkt bereits mein Mann sein wird. Doch auch dies wird mich nicht aufhalten, dich zu begleiten. Ich weiß, das dies verrückt ist, vor allem, weil ich keine Kampferfahrungen besitze und somit ein leichtes Ziel bin.", erklärte sie mir, während wir uns in die Augen sahen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als mir bewusst wurde, dass sie auch nach ihrer Hochzeit mit meinem Bruder an meiner Seite bleiben würde. Ich streckte meine Hand aus und strich ihr sanft über die Wange. „ Warum?" „ Warum was?" „ Warum willst du an meiner Seite bleiben? Ich bin ein Krüppel." „ Sag sowas nicht. Du bist kein Krüppel, Ivar. Höre nicht auf die Anderen, vor allem nicht auf Sigurd. Du musst lernen ihn nicht zu beachten. Er liebt es dich wütend zu sehen.", ihre Stimme klang ernst als sie dies aussprach. Katharina war die Richtige, sie gehörte an meiner Seite. Schritte ertönten und ich erkannte wie mein Bruder näher kam. Schnell erhob sich die junge Frau und strich ihr Kleid glatt. „ Ich will mit Katharina reden, alleine." „ Das-" „ Ivar, bitte. Es schon in Ordnung. Wir können am Hafen reden, dort sollten wir ungestört sein. Wartest du hier, Ivar? Wenn ja, kannst du so lang einen zweiten Schneemann bauen. Mal sehen, ob er besser ist als meiner.", meinte die Braunhaarige, versuchte somit ein Streit zwischen mir und Sigurd zu verhindern. Ich sah ihnen nach, als sie sich zum Hafen begaben.

 

Eine Weile verging, bis Katharina zurückkehrte. An ihrem linken Handgelenk befand sich ein silberner Knotenarmreif, wie ich erkennen konnte. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sigurd muss ihr diesen gegeben haben. „ Morgen werde ich die Frau deines Bruders sein. Ivar, was soll ich tun?" „ Du wolltest meinen Vater nicht widersprechen." „ Das meine ich doch nicht, ich bin noch Jungfrau." „ Das bedeutet?" „ Ivar, ich bin unberührt!". Für einen Moment dachte ich mich verhört zu haben. Katharina sollte noch unberührt sein? Dies konnte ich mir nicht vorstellen, nicht bei ihrer Schönheit. „ Du hast mit keinem Mann das Bett geteilt?" „ Wie gesagt, ich bin noch unberührt. Verstehst du, deshalb kann ich mich nicht zu Sigurd legen. Ich bin unerfahren. Wir müssen uns etwas überlegen?" „ Wir?" „ Natürlich wir! Du als mein bester Freund musst mir helfen! Es reicht mir schon, das Sigurd mir meinen ersten Kuss gestohlen hat. Meine Jungfräulichkeit bekommt er nicht so schnell. Also?" „ Es gibt etwas entfernt von hier eine alte Hütte. Sie ist seit vielen Winter verlassen. Du könntest dort nach der Hochzeit die Nacht verbringen." „ Klingt gut, doch wie soll mich unbemerkt davon schleichen?" „ Sei unbesorgt, ich werde dafür sorgen, dass du ungesehen entkommen kannst.", meinte ich und grinste frech, als sich ein Plan in meinen Kopf formte. Mir war bewusst, dass ich diesen nicht alleine durchführen könnte. Hvitserk müsste eingeweiht werden. „ Suche Helga auf, erzähle ihr von deiner morgigen Hochzeit." „ Gehört dies bereits zu deinen Plan? Meinetwegen, ich werde Helga aufsuchen. Bis heute Abend, Ivar.", damit lief die junge Frau los. Ich wartete einen Moment, bis ich meinen Bruder aufsuchte. Hvitserk zu finden war nicht schwer, hielt er sich doch öfters bei den Sklavinnen auf. Dort konnte er seine Gelüste stillen.

 

 

Sowie mein Bruder, als auch die nackte Sklavin, die auf seinen Schoß saß, zuckten zusammen, nachdem ich in die Hütte gekrochen kam. Ich beachtete sie nicht, sondern hievte mich auf einer der vielen Kisten, die herumstanden. Das Rascheln von Stoff war zu vernehmen, bevor die Sklavin hinausrannte. Mein Blick wanderte zu Hvitserk, welcher über meine Anwesenheit nicht erfreut war. „ Gibt es einen Grund, warum du mich aufsuchst, Bruder?“ „ Durchaus. Morgen wird unser Bruder Katharina zu Frau nehmen. Du musst dafür sorgen, dass er nicht mitbekommt, wie Katharina sich davon schleicht.“ „ Sag mir, weshalb sollte ich dies machen? Was würde es mir bringen?“ „ Eine Göttin würde in deiner Schuld stehen, Bruder.“ „ Klingt verlockend. Sag mir, weshalb möchte sich Katharina davon schleichen?“ „ Den Grund dafür musst du nicht wissen. Wirst du es machen?“ „ Das werde ich. Weiß Mutter davon, das morgen die Hochzeit stattfindet?“ „ Ich nehme an, Vater hat es ihr mitgeteilt.“ „ Du scheinst nicht erfreut darüber zu sein, das unser Bruder Katharina heiratet. Ich muss gestehen, ich würde sie auch als Frau nehmen. Sie ist eine Schönheit und soll die schönste Frau in Kattegat sein. Viele Begehren sie, doch legt sie sich nur zu dir. Wie schade, das dies ab Morgen vorbei sein wird.“, sprach der Ältere und grinste mich frech an. Wie sehr sich Hvitserk doch täuschte. Katharina würde auch nach ihrer Hochzeit mit Sigurd an meiner Seite bleiben.

 

 

Der nächste Morgengrauen kam viel zu früh und am Abend würde die Frau, die ich liebte, mit meinem verhassten Bruder verheiratet sein. Ich kroch in die Richtung meines Schlafgemachs, wo sich die Braunhaarige bis zur Zeremonie aufhalten würde. „ Katharina!“, rief ich ihren Namen, um ihr somit mitzuteilen, das ich es sein würde, der hineinkam. Zu meiner Verwunderung wurde mir die Tür geöffnet, sodass ich annahm, das einer der Sklavinnen sich bei der jungen Frau befand. Ich kroch bis in die Mitte meines Schlafgemachs, bevor ich mich umdrehte. Es war keine Sklavin gewesen, die mir die Tür geöffnet hatte, sondern Katharina. Sie trug ein schulterfreies weißes Kleid, welches an den Ärmel weißes Fell besaß. Sie glich einer Göttin. Frigga selbst, könnte mit ihrer Schönheit nicht mithalten. Deutlich erkannte ich, wie sie errötete. Erweckte in mir das Verlangen, sie zu meinem zu machen. „ Wie sehe ich aus?“ „ Wie eine Göttin.“, hauchte ich, schluckte und wand meinen Blick ab. Vater und Mutter würden es nicht gutheißen, wenn ich meinen Verlangen nachgeben würde. Katharina war nicht meine Frau, noch nicht. Mein Blick wanderte zu der Braunhaarigen zu meinem Bruder, als dieser hineinkam. Hvitserk blieb ruckartig stehen, nachdem Katharina erblickt hatte. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder.  „ Sehe ich so schlimm aus? Dass du keine Worte dafür findest, Hvitserk?“ „ Du siehst wie eine Göttin aus.“ „ Ivar meinte dies ebenfalls. Ich bin mir da nicht so sicher. Weshalb hast du uns aufgesucht?“ „ Ivar hat von eurem Plan erzählt.“ „ Du hast es ihm erzählt?“, wurde ich gefragt und nickte. „ Er wird Sigurd ablenken.“ „ Ach, wird er das. Wenn das so ist, dann hoffe ich für dich Hvitserk, dass du das auch schaffst.“, meinte sie, bevor sie sich auf das Bett setzte. Wir taten ihr gleich, was sie zu verwundern schien. „ Wann beginnt die Hochzeit?“ „ Bald.“ „ Ich muss gestehen, das ich ziemlich nervös bin.“, gestand sie uns, während sie begann mit ihrem Haar zu spielen. Ein Zeichen, das sie nicht gelogen hatte. Es war verständlich, das sie nervös war, würde sie doch bald heiraten.

 

 

„ Ich schaff das. Ich schaff das.“, hörte ich Katharina flüstern, als wir sie in die Halle führten. Viele Menschen waren erschienen, um zu sehen, wie mein Bruder eine Göttin heiratete. „ Was geschieht jetzt?“ „ Wir suchen Sigurd, er müsste bei Ubbe sein.“, erklärte Hvitserk ihr, weshalb mich umsah. Es dauerte einen Moment, bis ich meine Brüder entdeckte. Sigurd stand mit dem Rücken zu uns und unterhielt sich mit Ubbe. „ Ivar, bevor ich deinen Bruder heirate, will ich dir nochmals sagen, dass ich an deiner Seite bleiben werde. Komme was wolle.“, sprach die junge Frau und lächelte mich an. Danach lief sie los, was für mich das Zeichen war. Ich würde nicht mitansehen, wie Sigurd die Frau heiratete, die ich liebte. Stattdessen begab ich mich zu der Hütte, die uns als Versteck diente. Langsam schob ich die Tür und kroch hinein. Hvitserk hatte sein Wort gehalten und uns Felle, sowie auch Essen besorgt. Bis zum morgigen Tag würde es ausreichen.  Ein Knarzen ertönte, als die Tür langsam geöffnet wurde. „ Ivar?“, vernahm ich Katharinas Stimme, nachdem diese in die Hütte hinein gekommen war. Ihr weißes Gewand war mit dem Blut des Opfertieres befleckt, dennoch glich sie weiterhin einer Göttin. Suchend sah sie sich um, bevor sie zum Tisch lief und nach den Trauben griff. Eine davon schob sie sich in den Mund und drehte sich zu mir, als ich zu ihr kroch. „ Hier ist es wunderschön, Ivar. Du willst mich doch nicht verführen oder?“ „ Wenn es so wäre?“ „ Hast du versagt. Ich sehe hier weder Katzen noch Bücher. Lass uns was essen, ich habe den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen.“, sprach Katharina zu mir, nahm die Schüssel mit den Trauben und lief zu den Fellen, wo sie sich hinsetzte. Es verwunderte mich keineswegs, das sie es nicht Ernst genommen hatte. Die Braunhaarige bemerkte nicht, wenn jemand sie begehrte. Ich schüttelte den Kopf, bevor ich zu ihr kroch und mich setzte.  „ Warum warst du nicht da gewesen? Ich habe dich gesucht.“ „ Es wäre zu auffällig gewesen, wenn wir gemeinsam verschwunden wären.“ „ Du hättest mir ruhig vorher Bescheid geben können.“, meinte sie schmollend und schob sie eine weitere Traube in den Mund. Mein Blick fiel auf ihre Lippen, welche von dem Saft der Trauben leicht glänzten. Ich verdrängte das Verlangen sie zu küssen, würde sie es doch nicht zulassen. Katharina war nun die Frau meines Bruders und würde ihre Pflichten ernst nehmen. So war sie nun mal. Ich nahm mir eine Traube, nachdem die Braunhaarige mir die Schüssel hingehalten hatte. „ Stellst du dir auch die Frage, warum dein Vater so entscheiden hat? Warum musste ich Sigurd heiraten?“ „ Diese Frage habe ich Vater gestellt, doch er gab mir keine Antwort darauf.“ „ Genauso wie bei mir. Dein Vater muss sich etwas dabei gedacht haben, doch was? Wahrscheinlich werden wir niemals eine Antwort auf diese Frage bekommen. In den Moment, wo ich deinen Bruder am Altar gegenüber stand, glaube ich in seinen Augen gesehen zu haben, dass er die Hochzeit wirklich wollte. Es kommt mir so unwirklich vor, das ich mit deinem Bruder verheiratet bin, dabei wollte ich dies niemals.“ „ Du wolltest nicht heiraten?“ „ Nein, wollte ich nicht. Ich will auch keine Kinder bekommen, ich kann es mir nicht vorstellen eine Mutter zu sein. Dennoch ist mir bewusst, das Sigurd eines Tages Kinder haben möchte. Was denkst du darüber?“ „ Er sollte Stolz sein, solch eine Göttin wie dich, als Frau zu haben.“ „ Göttin? Ivar, was redest du denn da? Ich bin vieles, aber keine Göttin.“, und damit schlug sie mir leicht gegen die Schulter, was mich zum Grinsen brachte. Eines Tages würde sie akzeptieren müssen, das sie eine Göttin ist. „ Ich beneide ihn.“ „ Wen?“ „ Sigurd.“ „ Weil er geheiratet hat? Ich bin mir sicher, eines Tages wirst du auch heiraten.“ „ Keine Frau würde einen Krüppel heiraten.“ „ Warum nennst du dich immer so. Du bist viel mehr als ein Krüppel, Ivar. Die Menschen werden dies eines Tages sehen.“ „ Woher nimmst du die Annahme, Katharina? Verrate es mir.“ „ Deine Schicksalsfäden wurden bereits gesponnen.“, hörte ich Katharina sagen, weshalb ich zu ihr sah. Ihre Stimme war ein wenig tiefer gewesen als sonst. Sie wusste, wie mein Schicksal aussah. Ich streckte meine Hand aus und strich ihr einzelne Strähnen aus dem Gesicht.

 

 

Langsam öffnete ich meine Augen und begann mich zu bewegen. „ Morgen, Ivar. Ich hoffe doch, ich habe dich nicht geweckt.“ „ Hast du nicht.“ „ Da bin ich erleichtert. Wir sollten zurück ins Langhaus kehren.“ „ Du solltest dich vorher umziehen. Dort drüben in der Truhe ist ein Kleid für dich.“ „ Du hast an alles gedacht, Ivar.“, meinte die Braunhaarige, erhob sich und lief zur Truhe. Diese öffnete sie und erstarrte. „ Ivar, dieses Kleid.“ „ Gefällt es dir nicht?“ „ Es ist wunderschön, doch weshalb?“ „ Eine Göttin muss sich unterschieden können vom gewöhnlichen Volk.“ „ Abermals nennst du mich eine Göttin. Muss ich das verstehen?“ „ Du solltest dich umziehen.“ „ Das sollte ich. Findest du dennoch nicht, das dieses Kleid ein wenig zu sehr an einer Dänin erinnert?“, stellte sie mir die Frage, während sie begann sich umzuziehen. Ich ließ meinen Blick über ihren Körper schweifen und stellte mir vor, wie ich sie nahm. „ Wir können.“, sprach Katharina, sodass ich mehrmals blinzelte. Ohne das ich es bemerkt hatte, war die junge Frau näher gekommen. „ Wir sollten los, bevor deine Mutter uns suchen lässt, Ivar.“, womit sie recht hatte. Mutter würde uns suchen lassen, würden nicht bis zum Mittag zurück im Langhaus sein.

 

Je näher wir dem Langhaus kamen, desto unruhiger wurde Katharina. Sie begann mit ihren Haaren zu spielen und strich mehrmals ihr Gewand glatt. Als wir uns nach drinnen begaben, erkannte ich, dass Mutter, Vater und meine Brüder an der Tafel saßen. Sigurd sprang von seinem Stuhl auf, nachdem er uns erblickt hatte. „ Wo warst du gewesen!?“ „ Bei Ivar.“ „ Hört, meine Frau legt sich lieber zu einem Krüppel, als zu mir!“ „ Nenne ihn nicht einen Krüppel!“ „ Du legst dich zu meinem Bruder!“, schrie mein Bruder seine Frau an. Es dauerte einen Moment, bis Katharina sich zu mir wand. Alleine ihr Blick verriet mir, das sie wütend war. „ Du hast sie im Glauben gelassen, das ich mit dir schlafe! Wie konntest du nur!? Und jetzt zu dir, Sigurd! Ich war nur aus einem einzigen Grund bei Ivar. Ich hatte Angst vor unsere Hochzeitsnacht, soll ich dir verraten warum? Ich bin noch unberührt! Damals als du mich im Wald geküsst hast, das war mein erster Kuss gewesen!“, damit drehte sich die junge Frau um und verließ das Langhaus. Es war falsch von mir gewesen, alle im Glauben zu lassen, das sie meine Geliebte sei. Dennoch war es notwendig gewesen, Hvitserk hätte sie sich genommen. Ich blickte Sigurd, der weiterhin auf der Stelle stand. An seinem Gesicht konnte ich erkennen, das er sehr verwundert darüber war, das seine Frau noch unberührt war. Einen kurzen Augenblick beobachtete ich ihn noch, bevor ich zur Tafel kroch und mich auf einen der freien Stühle hievte. Zu meiner Verwunderung erhob sich Ubbe, blickte mich an und verließ danach das Langhaus. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Sigurd ebenfalls ging. Ich winkte eine Sklavin herbei und ließ mir Met einschenken. „ Stimmt etwas nicht, Bruder?“, stellte ich Hvitserk die Frage, bevor ich einen Schluck trank. Er hatte nur kurz meine Aufmerksamkeit, denn Vater trat auf mich zu. Alleine an seinen Blick erkannte ich, dass er mit mir reden wollte.

 

 

„ Ivar, du hast den Zorn einer Göttin auf dich gezogen.“ „ Dies sehe ich nicht so, Vater. Katharina hegt keinen Zorn gegen mich.“, erklärte ich ihm, während wir uns nach draußen begaben. Ich blickte zu Vater hinauf, als ich seinen Blick spürte. Er war mit dem, was ich gesprochen hatte nicht zufrieden. „ Du solltest sie um Vergebung bitten und ihr erklären, warum du so gehandelt hast.“ „ Ich soll sie um Vergebung bitten? Erkläre mir weshalb.“ „ Du hast ihr Vertrauen ausgenutzt, Ivar.“ „ Das habe ich, doch es war notwendig gewesen. Niemand hat das recht sie anzufassen. Indem ich meine Brüder im Glauben ließ, wir hätten das Bett geteilt, habe ich sie davor bewahrt.“ „ Sie ist die Frau deines Bruders, Ivar. Du musst dies akzeptieren.“, sprach Vater zu mir, bevor er mich alleine ließ. Ein Schnauben entkam mir, als ich an seine Worte dachte. Ich musste nicht akzeptieren, dass Katharina die Frau von Sigurd war. Sie gehörte an meiner Seite und eines Tages würde es auch so sein. „ Unser Bruder ist ziemlich wütend auf dich.“, vernahm ich die Stimme von Hvitserk, welcher auf mich zukam. „ Ist das so?“ „ Du hast uns alle getäuscht, auch Mutter. Erkläre warum?“ „ Du begehrst sie, Bruder.“ „ Genauso wie du. Du kannst es nicht leugnen, du begehrst von uns allen am meisten. Wie oft wolltest du sie bereits zu deinen machen?“ „ Halt den Mund, Hvitserk.“ „ Ubbe hat sich auf die Suche nach Katharina gemacht. Ob er sie wohl findet? Was denkst du?“ „ Sie wird einen Ort aufsuchen, wo wir sie nicht vermuten. Ubbe wird sie nur finden können, wenn sie gefunden werden möchte.“ „ Dann wird unser Bruder wohl keinen Erfolg haben.“, meinte der Ältere zu mir, doch damit hatte er unrecht. Ubbe würde Katharina finden, denn ich war mir sicher, dass sie Kattegat nicht verlassen hatte. Ich beachtete Hvitserk nicht mehr, sondern kroch in Richtung Hafen. Die Braunhaarige würde diesen noch aufsuchen, weshalb ich beschloss dort auf sie zu warten. Zu meinem Bedauern traf ich Björn dort an, welcher sogleich auf mich zukam. „ Es wird erzählt, dass die Frau von Sigurd eine Göttin sei. Sind die Erzählungen wahr?“ „ Warum suchst du mich auf? Du könntest Vater fragen.“ „ Vater befindet sich nicht oft ihrer Nähe, nicht so wie du.“ „ Woher willst du das wissen, das ich mich oft in ihrer Nähe aufhalte?“ „ Floki und Vater haben es mir erzählt. Beantworte meine Frage, Ivar. Ist diese Frau eine Göttin?“ „ Viele nehmen es an, genauso wie Vater. Du musst selbst entscheiden, ob du sie als eine Göttin ansiehst.“, beantwortete ich seine Frage. Ich sah dem Älteren nach, als diese verschwand. Mir gefiel sein Interesse an Katharina nicht. Es kam mir vor, als wollte er sie für sich gewinnen. Verstehen konnte ich dies, wollte doch jeder Mann solch eine Frau wie die Braunhaarige an seiner Seite haben. Nicht nur das sie einer Göttin glich, sie besaß auch viel Wissen und konnte geschickt mit Waffen umgehen. Niemand wollte sie als Feindin haben, durchaus verständlich.

 

 

Ich sollte Recht behalten, denn nach einer Weile tauchte Katharina am Hafen auf. Sogleich kam sie auf mich zu, nachdem sie mich erblickt hatte. „ Wo warst du gewesen?“ „ Ich war bei Sigurd gewesen, nachdem Ubbe bei mir gewesen war. Wir haben uns ausgesprochen, dies hatte mir Ubbe geraten. Ihr könnt euch freuen, solch einen großen Bruder zu haben. Er nimmt diese Pflicht sehr ernst. Ivar, wir müssen auch reden. Ich fühle mich von dir hintergangen. Du hast alle im Glauben gelassen, ich wäre deine Geliebte. Erkläre mir, warum.“ „ Um dich zu schützen.“ „ Um mich zu schützen? Vor wem?“ „ Vor meinen Brüdern. Sie begehren dich, so wie viele Männer.“ „ Mir ist bewusst, dass du es gut gemeint hast, dennoch war es falsch gewesen. Nun erklärt es sich auch, warum Hvitserk so oft zu uns kam. Er wollte Beweise, ob du die Wahrheit gesprochen hattest. Ivar, verspreche mir, das du keine Unwahrheiten über uns verbreitetest.“ „ Gut, ich verspreche es dir.“ „ Das freut mich.“, sprach Katharina und lächelte mich an. Wie ich es Vater gesagt hatte, hegte die Braunhaarige keinen Zorn gegen mich. Ich konnte anstellen, was ich wollte, Katharina würde mir verzeihen.

 

-10-

 

„ Ivar! Ivar!“, hörte ich meine Mutter nach mir rufen und sah einen Moment später, wie sie zum Hafen kam. Suchend blickte sie sich um, da sie mich nicht entdeckte. „ Mutter.“, sprach ich, sodass sie sich zu mir umdrehte. Sogleich erkannte ich, dass sie erleichtert war, mich zu sehen. „ Du darfst nicht gehen.“ „ Wie meinst du das, Mutter?“ „ Es wird ein Sturm geben und alles wird in großen Unheil enden.“, sprach sie, während sie zu mir lief. „ Hast du das gesehen?“ „ Ja, das habe ich gesehen. Du wirst ertrinken, das habe ich gesehen. Du darft nicht-“ „ Sag mir nicht, was ich tun soll. Mutter, mein ganzes Leben lang, hast du mich erdrückt mit deiner Liebe. Du hast mir immer so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Warum? Warum Ivar? Weil ich ein Krüppel bin. Armer Ivar. Und der arme Ivar hat endlich die Gelegenheit den Göttern zu beweisen, wozu er imstande ist. Ich werde nicht zulassen, dass du mir dies verwehrst.“ „ Du wirst sterben, Ivar.“ „ Wenn ich sterbe, sterbe ich. Mutter, ich liebe dich.“, erklärte ich ihr und erkannte, das sie weinte. „ Aber nur ein Tag mit Vater, ein Mann sein, das ist mehr wert, als ein Leben voller Mitleid.“ „ Dann geh.“, hörte ich Mutter sagen, bevor ich spürte, wie sie mir aufs Haar küsste. Danach ging sie und ließ mich alleine zurück. Ich blickte ihr nach, bis sie in der Menschenmenge verschwand, bevor ich meinen Blick über den Hafen schweifen ließ. Nicht weit entfernt stand Katharina und unterhielt sich mit Sigurd. Bewusst hatte ich meiner Mutter den wahren Grund verschwiegen, weshalb ich mit Vater nach England segeln würde. Nur dort könnte ich Katharina beweisen, dass ich mehr als ein Krüppel bin. Dennoch war mir bewusst, dass es schwierig werden würde, die Braunhaarige zu meiner Frau zu machen. Sie liebte meinen Bruder. Ihn zu beseitigen wäre das einfachste, doch Katharina wüsste, dass ich es gewesen wäre. Es ist bekannt, das ich Sigurd hasse. Selbst Vater würde wissen, das sein Tod mein Verschulden wäre. Ich wand meinen Blick von den Zwei ab, als Katharina meinen Bruder küsste. Sie hatte sich von ihm verabschiedet, obwohl sie nicht seine Erlaubnis hatte mit uns zu segeln. Katharina gehörte zu den Frauen, die bekamen, was sie wollten. „ Katharina!“, rief ich ihren Namen, während ich zu ihr kroch. Sogleich drehte sich die Braunhaarige in meine Richtung. „ Wir brechen auf, Katharina.“ „ Verstehe. Wie eben gesagt, du hast meine Erlaubnis.“, damit küsste sie Sigurd, bevor sie mir zunickte. Ich schwieg, statt ihr die Frage zu stellen, welche Erlaubnis sie ihm gegeben hatte. Wir begaben uns zum Langschiff, doch bevor wir dieses erreichten, blieb die Braunhaarige stehen. „ Stell deine Frage, Ivar.“ „ Von welcher Erlaubnis hast du gesprochen?“ „ Ich habe deinen Bruder die Erlaubnis gegeben, das er sich zu anderen Frauen legen darf.“, erklärte Katharina und lächelte. „ Du nimmst an, das er sich zu anderen Frauen legt?“ „ Das nehme ich nicht an, ich weiß es, daher habe ich ihm die Erlaubnis gegeben. Reden wir nicht mehr darüber.“, sprach sie, bevor sie die Hand von Vater annahm, welcher ihr aufs Schiff half. Es verwunderte mich, das Katharina so über Sigurd dachte, da sie ihn liebte. Mein Bruder wäre dumm, sollte er sich tatsächlich zu anderen Frauen legen. Ich blickte zu Vater hinauf, als dieser huckepack nahm und aufs Schiff trug. Nachdem er mich abgesetzt hatte, ließ ich meinen Blick umherschweifen, bis ich Katharina entdeckt hatte. Diese stand neben dem Mast und sah zum Steg, nachdem wir die Segel gesetzt hatten. „ Bereut du es?“, stellte ich ihr die Frage, weshalb sie sich zu mir umdrehte und mit dem Kopf schüttelte. „ Nein, ich bereue es nicht. Ich habe dir mein Wort gegeben an deiner Seite zu bleiben, Ivar.“ „ Setz dich zu mir.“, meinte ich, sodass die Braunhaarige dies nachkam. Ich griff nach ihrer Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Leicht lehnte sie sich gegen mich und ich erkannte, das sie ihre Augen geschlossen hatte. „Aufgeregt, Ivar?“ „ Bin ich nicht. Wie sieht es bei dir aus?“ „ Ja, ich bin aufgeregt. Wir segeln ins Ungewisse. Wir können nicht wissen, was uns in England erwartet.“ „ Sei unbesorgt, die Götter sind auf unsere Seite.“ „ Eure Götter, Ivar. Ich habe aufgehört an Götter zu glauben.“

 

 

„ IVAR!“, hörte ich Katharina meinen Namen schreien. Ich blickte auf die stürmische See hinaus, versuchte die Braunhaarige zu entdecken, doch die Wellen waren zu hoch. „ Katharina!“, rief ich und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Ich konnte Katharina nicht verlieren, ich brauchte sie an meiner Seite. „ Katharina!“, schrie ich ihren Namen, in der Hoffnung, dass sie mir darauf antworten würde.

 

Wir hatten erlebt, dies würde mir bewusst, als Vater mich an die Küste zog. Deutlich vernahm ich das Rauschen der Wellen und roch die salzige Luft. Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte die Sonne. Suchend sah ich mich um, bis ich Vater entdeckt hatte. Mit meinem Arm schlug ich ihm leicht gegen das Bein, bis er begann sich zu bewegen. Vater richtete sich auf. „ Was siehst du?", stellte ich ihm die Frage. „ Ich sehe keines, von unseren Schiffen." „ Mutter hatte recht." „ Beinah.", hörte ich ihn sagen, bevor er sich zu mir hinunterbeugte, um mich ein wenig aufzurichten. Ich folgte seinem Blick und erkannte die Mannschaft, die sich ein wenig von uns entfernt befanden. Es waren nur weniger, aber auch sie hatten überlebt. Vater setzte sich neben mich, während ich liegen blieb. Meine Finger vergruben sich im Sand, als mir eins bewusst wurde. Katharina konnte den Sturm nicht überlebt haben. Hatte Mutter ihr Schicksal anstatt meines gesehen? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als unsere Männer näher kamen. Erneut erhob sich Vater, weshalb ich zu ihm sah. Er half mir mich aufzurichten, bevor er mich Huckepack nahm. Sogleich ließ ich meinen Blick über die Küste schweifen, in der Hoffnung mit Katharinas Tod falsch gelegen zu haben, doch ich konnte die Braunhaarige nirgends erblicken. Vater brauchte mich zu einer Höhle, wo er mich absetzte, bevor er mir ein Messer gab. Dieses nahm ich an und versteckte es hinter meiner Weste. „ Welche Waffen haben wir noch?", stellte er der Mannschaft, nachdem diese sich an der Küste umgesehen hatte. Einer der Männer hielt eine Axt hoch. „ Also Vater, was werden wir nun tun?" „ Das ist eine sehr gute Frage. Uns steht hier nichts Gutes hervor. Was wollt ihr als Nächstes machen?", meinte einer und sah dabei zu uns. „ Das weiß ich noch nicht." „ Dann sollte euch bald etwas einfallen. Denn das alles ist eure Schuld. Ihr wolltet nach England. Soweit wir wissen, sind nur noch wir diese handvoll Krieger übrig." „ Was ist aus euren Rachefeldzug geworden, Ragnar Lothbrok? All eure Krieger liegen auf dem Meeresgrund zu freute der Fische.", meinte der Mann, welcher die Axt hielt, woraufhin Vater sich erhob. Er lief ein wenig, bevor er stehen blieb. „ Ihr solltet euch erst einmal ein wenig aufwärmen.", hörte ich ihn sagen. Ich nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich den Blick senkte.

 

Ich kroch über Gestein, als einer der Männer runter flüsterte. Sogleich hielt ich inne und duckte mich. Das Traben von Pferden war zu hören, sowie die Stimme eines Mannes. Sie ritten an uns vorbei, ohne uns wahrzunehmen. Keinen Moment später erhoben sich alle und liefen los. „ Weiter.", sprach Vater, als die Scheine an meinem Bein begann sich zu lösen. „ Vergiss dieses Ding und kriech einfach." „ Damit kann ich gehen, wie jeder andere Mann.", meinte ich, worauf Vater mich packte und auf den Bauch drückte. „ Lass mich!" „ Ich werde nicht den ganzen Tag herumstehen und dir zusehen, wie du versuchst wie jeder Andere zu sein. Das wirst du nie sein.", sprach er, während die Schiene an meinem Bein weiter löste. „ Ich bin wie jeder Andere!", versuchte ich ihm zu erklären und nahm im Augenwinkel war, wie er etwas wegwarf. Einen Moment später wurde ich auf den Rücken gedreht. Vater sah mich an. „ Nein, bist du nicht und sobald du das erkannt hast, kannst du wahre Größe erlangen. Und nun kriech!", befahl er mir, weshalb ich machte, was er von mir verlangte. Ich war wütend auf ihn und das war ihm bewusst. Erneut packte mich Vater und zog mich, damit wir schneller vorankamen. Es dauerte einen Moment, bis wir die Mannschaft eingeholt hatten. Meinetwegen kamen wir nur langsam voran, obwohl wir das Küstengebiet zügig verlassen müssten. „ Kriech schneller.", vernahm ich Vaters Stimme, dennoch kam seinen Befehl nicht nach.

 

„ Jetzt müssen wir den Krüppel tragen.", hörte ich einen der Männer sagen, als ich dabei war einen Stoff in Fetzen zureisen. Obwohl ich ihnen den Rücken zugewandt hatte, wusste ich, dass sie zu mir blickten. Ich hatte bereits ihre Blicke gespürt, als sie eine Trage für mich gebaut hatten. So hatte es Vater ihnen befohlen, nachdem wir angehalten hatten. Auf einmal kniete Vater vor mir und band meine Beine zusammen, weshalb ich zu ihm sah. „ Für dieses Unheil, geben sie dir die Schuld." „ Ich weiß.", meinte er, woraufhin ich anfing zu lachen. „ Worüber lachst du?", wurde mir die Frage gestellt, während ich mich auf die Trage hievte. „ Der große Ragnar Lothbrok kümmert sich wie eine Dienerin um einen Krüppel." „ Nennst du sie auch so? Eine Dienerin?" „ Wen?" „ Katharina.", kaum hatte Vater ihren Namen ausgesprochen, versteifte ich mich. Alleine ihren Namen zu hören schmerzte. Mein einziger Trost war, dass sie nun in Valhalla mit den Göttern speiste. „ Nein, ich habe sie nicht so genannt. Sie war mehr als nur eine Dienerin.“ „ Du spricht von ihr, als sei sie Tod. Woher nimmst du die Annehme, dass dies so sei?“ „ Sie antwortete nicht mehr, als ich sie gerufen hatte.“ „ Dann verrate ich dir etwas, eine Göttin kann nicht sterben.“, erklärte Vater mir und erhob sich.


Zwei Männer trugen mich durch den Wald, während einer mit Vater sprach. Auf einmal blieben wir stehen, nachdem wir Gesang vernommen hatten. Zügig verstecken wir uns hinter Bäume und warteten ab. Erst wurde die weibliche Stimme lauter, doch dann immer leiser. Wir kamen hinter den Bäumen hervor und beschlossen eine Rast zu machen. Vater und ich entfernten uns von den Anderen und suchten einen nicht zu steilen Abhang auf, welcher sich ein wenig entfernt vom Wald befand. Nachdem wir uns gesetzt hatten, fing Vater an zu sprechen. „ Diese Soldaten müssen die Trümmer bereits entdeckt haben. Sie werden nach uns suchen. Und wenn sie uns finden, sehen wir aus wie ein paar übrig gebliebene Krieger. Dennoch werden sie uns als Gefahr ansehen, du kannst dir vorstellen, was sie mit uns machen werden.“ „ Und glaubst du, dass es uns gelingt ein Schiff zu stehlen?“ „ Ich habe nicht vor, wieder heimzukehren. Du wirst mit Katharina zurück nach Kattegat kehren.“ „ Sag mir, Vater. Woher weißt du, dass ich sie suchen werde?“ „ Weil du sie liebst. Ich habe gesehen, wie du sie ansiehst, Ivar. Du würdest alles für sie machen.“ „ Dann sag mir, warum musste sie Sigurd heiraten, wenn du gewusst hast, dass ich sie liebe? Ich wollte sie zu meiner Frau machen.“ „ Weil die Götter es so bestimmt haben. Doch es gibt wichtigeres zu bereden, Ivar. Wir können nicht mehr länger mit unseren Freunden durch die Wälder ziehen.“ „ Was meinst du damit?“ „ Es gibt nur noch uns beide.“ „ Uns beide? Du meinst einen alten Mann und einen Krüppel?“ „ Ja.“, sprach Vater und mir wurde bewusst, dass er damit meinte. Wir müssten die Anderen umbringen, um nicht entdeckt zu werden. „ Wann werden wir es machen?“ „ Heute Abend.“

 

 

Es war ruhig im Wald, als Vater und ich begannen den Plan durchzuführen. Niemand ahnte etwas, daher schliefen alle ruhig. Mein Blick wanderte zu Vater, welcher begann den Männern die Kehle durchzuschneiden. Ich machte dies ebenfalls und kroch von einer Person zur anderen. „ Was willst du, Krüppel?“, hörte ich einen von ihnen sagen, weshalb ich ihn mit meiner Axt tötete. Dies machte ich mit zwei anderen Männern, bevor ich von einem der Frauen angegriffen wurde. Ich blockte ihren Angriff ab und brachte sie zum Fall. Sie hatte keine Chance gegen mich, sodass sie nur weniger Augenblicke später Tod war. Die zweite Frau war durch den Lärm erwacht und versuchte davonzukriechen. „ Ivar, du musst mich nicht umbringen. Weil du das hier haben kannst.“, sprach sie und versuchte mich zu küssen. Wut stieg in mir auf, weshalb ich ihr ein Schwert in die Brust stieß. Nur eine Frau dürfte mich küssen und dies wäre Katharina. „ Wir müssen weiter.“, sagte Vater zu mir, weshalb ich nickte und mich von ihm Huckepack nahmen ließ. Der Ältere hatte nur für einen Moment meine Aufmerksamkeit, da meine Gedanken erneut zu Katharina schweiften. Wenn Vater recht hatte, würde ich sie und mit ihr zurück nach Kattegat segeln. Doch wie sollte es danach weiter gehen? Eins war mir bewusst, ich wollte nicht länger mitansehen, dass sie die Frau meines Bruders war. Töten könnte ich Sigurd nicht, das würde Katharina mir niemals verzeihen. Zudem wollte ich nicht den Zorn einer Göttin auf mich ziehen, nur Odin selbst wüsste, was sie mit mir anstellen würde.


„ Woher wissen wir, dass wir in die richtige Richtung gehen, Vater?“ „ Alle Wege führen zum König.“ „ Haha, das klingt gut, aber ich bezweifle, dass es wahr ist.“, meinte ich und vernahm im nächsten Augenblick eine fremde Stimme. Vater reagierte schnell und begab sich mit mir ins Gestrüpp. Er drückte mich auf den Boden und keinen Moment später ritten Soldaten an uns vorbei. Wir setzten uns auf und ich begann zu sprechen. „ Ich wette, du bereust es, dass du mich mitgenommen hast oder? Und ich wette, du bereust es, mich nicht nach meiner Geburt umgebracht hast, so wie du es wolltest.“ „ Nur wenn du anfängst zu reden.“, damit hielt er mir ein Stück Trockenfleisch hin. Dieses nahm ich an und biss sogleich davon ab. „ Ich dachte, dass deine Beine dich schwach machen würden und nicht über lebst. Ich habe mich getäuscht. Deine Beine haben dir stärker verliehen. Eine Stärke, die nicht einmal deine Brüder haben. Du bist wie ein Tauber, der viel besser sehen kann, als irgendjemand anders. Wärst du kein Krüppel, dann wärst du nicht der besondere Junge, der du jetzt bist.“ „ Das ist wohl das erste Mal, dass du zugibst, dass du dich getäuscht hast.“ „ Das werde ich nie wieder tun. Erfreu dich dran.“

 

„ Wir sind am Ziel.“, sprach Vater und ließ mich hinab, weshalb ich mich an einen Karren lehnte. „ Wenn wir da drin sind, werden sie uns trennen. Wenn du schlau bist, wird dir nichts geschehen. Wenn es mir möglich ist, suche ich dich.“ „ Ich weiß, was ich tun muss. Du hast mich aus einem Grund hier hergebracht.“ „ Was gleich sie mir antun werden, verhalte dich wie ein Krüppel, dann glauben sie, dass du keine Gefahr für sie bist.“ „ Und was werden sie dir antun?“, stellte ich die Frage, doch bekam von Vater keine Antwort darauf. Stattdessen holte er aus meiner Feste das Messer hervor und steckte es in das Heu, mit dem der Karren beladen war. „ Also werde ich sehen, wie sie dir weh tun, das könnte mir gefallen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, nahm Vater mein Gesicht in seine Hände und küsste meine Stirn, danach erhob er sich. Ich kroch neben ihm her, während wir dem Hof immer näher kamen. „ Bogenschützen!“ , rief einer der Wachen, nachdem sie uns entdeckt hatten. Vater hob seine Hände, zeigte somit, dass er unbewaffnet war. Sie öffneten das Tor und einige Männer kamen hinausgeritten. Sogleich umzingelte sie uns. „ Wer bist du?“ „ Mein Sohn und ich sind gekommen, um einen guten Freund zu besuchen, König Egbert. Wir sind alte Freunde. Wir haben eine lange Reise hinter uns und mein armer Sohn ist hungrig und durstig. Zweifellos wird eurer König erfahren wollen, dass wir hier sind.“ „ Der König ist nicht hier.“ „ Dennoch will er gewiss hören wollen, dass ein guter Freund behandelt wurde wie ein Freund.“ „ Sie dürfen eintreten.“, sprach einer der Wachen, sodass ein Soldat sich von seinem Pferd schwang, mich packte und wie ein nasser Sack über sein Pferd legte. Ich sah zu Vater, welcher mir zunickte, bevor wir in den Innenhof geführt wurden. Die Engländer sahen uns voller Furcht an und ich war mir sicher, dass einige Vater wiedererkannt haben. Meine Aufmerksamkeit bekam ein Mann, welcher auf uns zuschritt. „ Das ist Ragnar Lothbrok. Der König der Nordmänner. Ergreift ihn!“, daraufhin wurde Vater von den Soldaten gepackt und geschlagen wurden. Wut stieg in mir auf und ich schwor mir sie alle umzubringen. Vater hatte recht behalten, sie hatten uns getrennt. Ich war in einen kleinen Raum gebracht worden, der außer einem Tisch und zwei Stühle nichts besaß. Das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich einsam, war doch sonst Katharina an meiner Seite gewesen. Vielleicht waren Vaters Worte wahr und sie lebte noch. Bereits vor langer Zeit hatte ich mir eingestanden, dass ich sie liebte, auch wenn sie die Frau meines verhassten Bruders war. Ich verstand bis heute nicht Vaters Entscheidung, obwohl er mir versucht hatte, sie zu erklären.

 

 

Der nächste Tag brach an, als zwei Männer in den Raum hineinkamen, mich packten und den Gang entlang zogen. Bei einer der vielen Holztüren blieben sie stehen, bevor einer der Männer diese öffnete und wir den Raum betraten. Mein Blick wanderte sogleich zu der jungen Frau am Fenster, welcher sich zu uns umdrehte. Mir stockte der Atem, es handelte sich um Katharina. Sie lebte, Vater hatte recht behalten. Kaum war ich auf einen der Stühle gehievt worden, schlang die Frau, die ich liebte, ihre Arme um meinen Hals. „ Ivar!“, vernahm ich meinem Namen und drückte die Braunhaarige fester an mich. „ Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich euch nicht an der Küste vorfand. Wo ist dein Vater?“ „ König Egbert hält ihn gefangen. Haben sie dir etwas angetan?“ „ Sei unbesorgt, mir geht es gut. König Egbert hat dafür gesorgt, dass niemand mich anfasst.“, erklärte Katharina mir und trat einen Schritt zurück. Dies gab mir die Möglichkeit sie für einen Moment zu mustern, sie glich einer Göttin, doch auch bemerkte ich etwas anderes. „ Du weinst.“ „ Das sind Freudentränen, Ivar. Du weißt nicht, wie glücklich ich bin, doch wiederzusehen. Ich hatte das schlimmste angenommen.“ „ Erzähl, wie bist du hier gekommen?“ „ Aethewolf, Egberts Sohn fand mich an der Küste und nahm mich gefangen. Sie brachten mich hierher, wollten herausfinden, was ich hier suchte. Ich erzählte ihnen, dass wir Schiffbruch erlitten haben und ich nicht wüsste, wo ihr seid oder ob ihr noch lebt. Nachdem ich König Egbert erzählt habe, dass ich Ragnar kenne, wurde ich wie ein Gast behandelt. Nun, ein wenig. Seit Tagen darf ich nicht mehr hinaus und bin hier eingesperrt. Für mich ist das wie Folter. Genug geredet, du hast doch bestimmt Hunger.“, sprach Katharina und lief zum Tisch hinüber, wo sie etwas Brot holte. „ Ich habe keinen Hunger, Katharina.“  „ Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen um deinen Vater machst, dennoch musst du etwas essen, Ivar.“, damit hielt sie mir eine Brotscheibe entgegen, die ich widerwillig annahm und sah, wie die Braunhaarige sich auf den Boden setzte. „ Vater wusste es.“, meinte ich, woraufhin sie fragend zu mir hinauf sah. „ Vater wusste, dass du überlebt hast.“ „ Und woher wusste er es?“ „ Weil du eine Göttin bist, Katharina.“ „ Ich bin keine Göttin, Ivar. Warum sagt ihr das immer wieder?“, stellte sie mir die Frage, die ich ihr nicht beantworten konnte. Vater sprach immer davon, dass sie eine Göttin war. „ König Egbert lässt seine Männer seit heute früh trainieren, genauso wie seinen Sohn. Es wird Krieg geben, das spüre ich. Wir müssen dies verhindern, Ivar.“ „ Meine Brüder und ich werden uns an alle rechnen, die Vater etwas angetan haben.“ „ Dies ist mir bewusst, dennoch denkst du wirklich, dass dies die Lösung ist? Krieg ist niemals eine Lösung. Derzeit können wir nichts machen, weil wir in diesem Gemach eingesperrt sind, aber danach können wir es. Du musst Ruhe bewahren, auch wenn es dir schwerfällt. Jede falsche Entscheidung könnte unser Leben beenden.“, versuchte sie mir zu erklären, als sich die Tür öffnete und die zwei Männer von vorhin den Raum betraten. „ Fasst sie nicht an!“ „ Beruhige dich, Ivar. Ich denke, sie wollen mich zum König bringen. Sei unbesorgt.“, sagte die Braunhaarige zu mir, versuchte mich somit zu beruhigen, bevor sie mit den Männern mit ging.

 

 

Es dauerte eine Weile, bis Katharina zurückkehrte, doch kaum war sie eingetreten, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte. „ Katharinas, was-“ „ Es tut mir so leid, Ivar.“, sprach sie und trat auf mich zu. Mein Blick wanderte zu dem weiteren Armreif, den sie am linken Handgelenk trug. Ich ballt meine Hände zu Fäusten und senkte den Kopf, nachdem ich ihn wieder erkannt hatte. Er hatte Vater gehört. Katharina nahm mich in den Arm und strich mir durchs Haar. „ König Egbert wird deinen Vater an König Aelle ausliefern. Dieser wird ihn hinrichten. Wir können nichts mehr für deinen Vater machen. Seine Schicksalsfäden sind bereits gesponnen.“   „ Ich werde sie alle töten.“ „ Ich weiß, aber es ist noch nicht die Zeit dafür gekommen. In der Ruhe liegt die Kraft, Ivar.“

-11-

 

Mir war es ein Rätsel, woher Katharina über die Schicksalsfäden meines Vaters Bescheid wusste, aber eins war mir bewusst. Sie würde mich niemals anlügen. Alleine der Armreif, den sie trug, bewies mir dies. „ Ivar, wir sind nicht außer Gefahr. Mir ist bewusst, dass dies schwer für dich sein muss, aber ich bitte dich, benehme dich. Wir sind weiterhin Gefangene, auch wenn es derzeit nicht so aussieht.“ „ Ich werde sie alle töten, Katharina!“ „ Das ist nicht richtig, nicht alle werden die Schuld an dem Tod deines Vaters haben, Ivar. Hier leben Kinder, unschuldige Kinder. Ich kann deinen Zorn verstehen, doch dein Vater ist bereit dafür, nach Valhalla zu gehen.“, sprach sie, schenkte mir ein Lächeln und legte ihre Hände auf meine. Dies zeigte Wirkung, da ich mich langsam beruhigte. Die Braunhaarige lehnte sich nach vorne und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie erneut mich anlächelte. „ Da gibt es noch etwas, Ivar. Ich nehme an, dass wir mit dem König speisen werden und vielleicht auch mit seiner Familie. Du musst mir versprechen, dass du nichts Unüberlegtes machst. Versprichst du es mir?“ „ Ich werde es versuchen.“, meinte ich zu ihr, obwohl ich diese Christen am liebsten Tod sehen konnte. Ich verstand nicht, warum Katharina versuchte jeden zu retten, selbst wenn es sich dabei um Christen handelte. Sie haben einen falschen Glauben und sollten dafür sterben. Es dauerte einen Moment, bis es mir bewusst wurde. Mein Vater und die Braunhaarige hatten in dieser Sache dieselbe Meinung. Hatte er deshalb sie ausgewählt? Eine weitere Frage, auf die ich womöglich niemals eine Antwort bekommen würde. „ Über was denkst du nach?“ „ Woher willst du wissen, dass ich über etwas nachdenke?“ „ Du bist mein bester Freund, Ivar. Ich bemerke es, wenn du über etwas nachdenkst. Wenn du dir Gedanken darüber machst, wie wir wieder nach Kattegat kommen, mache dir keine Sorgen darüber. Ich bin mir sicher, dass König Egbert uns gehen lässt, dafür hat dein Vater gesorgt.“

Als der Abend anbrach, saßen wir mit König Egbert an einer Tafel. Er verhöhnten uns damit, weshalb ich zum Messer greifen wollte, doch bevor ich es erreichen konnte, hielt Katharina mich davon ab, indem sie ihre Hand auf meine legte. Sie würde es nicht zulassen, dass ich auch nur einen dieser Christen Schaden zufügen würde. „ König Ebert, darf ich ihnen eine Frage stellen?“, fragte die Braunhaarige plötzlich und hielt meine Hand weiterhin fest. „ Ihr könnt dies tun, Katharina.“ „ Was habt ihr mit uns vor, nachdem ihr Ragnar ausgeliefert habt?“ „ Ihr dürft zurück in eure Heimat, wenn es euch beliebt, Katharina.“, sprach der Ältere und verstand sogleich, was er damit andeutete. Er wollte, dass Katharina in England blieb, doch dies würde ich niemals zulassen. Sie gehörte nicht an seine Seite. „ Wann dürfen wir zurück nach Kattegat segeln?“ „ Ihr könnt morgen aufbrechen, wenn es eurer Wünsch ist. Ein paar meiner Männer werden euch begleiten.“ „ Es ist sehr großzügig von ihnen, dass sie uns ihre Männer zu Seite stellen, mein König.“, sprach Katharina, während ich mich verkrampfte. Ich verstand nicht, warum sie so freundlich mit ihm umging, obwohl wir seine Gefangene waren. „ Ivar, du tust mir weh.“, flüsterte sie mir zu und erst da bemerkte ich, wie stark mein Griff um ihre Hand geworden war. Ungewollt hatte ich ihr Schmerzen zugefügt, weshalb ich den Druck verringerte. Kaum hatte ich dies getan, erschienen drei weitere Personen, die sich zu uns an den Tisch setzten. Einen von ihnen erkannte ich sofort, es handelte sich dabei um Aethelwolf. Dieser hatte Vater gefangen nehmen lassen, sodass sich erneut Wut in mir aufstieg, doch dann erinnerte ich mich an Katharinas Worte. Würde ich mich nicht benehmen, könnte dies Konsequenzen für uns haben. „ Vater, was hat der Sohn von Ragnar Lothbrok hier zu suchen? Er sollte mit seinem Vater im Kerker sein.“, kaum hatte der Christ dies ausgesprochen, hielt Katharina mir den Mund zu, sodass ich darauf nichts erwidern konnte. Sogleich versuchte ich ihre Hand von meinem Mund zubekommen, doch dies war nicht von Erfolg gekrönt. „ Aethelwolf, sie sind unsere Gäste.“ „ Wir sollten sie ebenfalls an König Aelle ausliefern, damit dieser Krüppel zusehen kann, wie-“ „ Nennen sie ihn nicht so!“, rief Katharina plötzlich und erhob sich, was nicht nur mich zu verwundern schien. „ Sollten sie ihn erneut so nenne, werden sie es bereuen. König Egbert, bitte entschuldigen Sie uns. Es ist spät und morgen wird es ein anstrengender Tag für uns werden. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe.“, damit signalisierte sie mir, dass wir zurück in unser Gemach gehen würden. Mir war dies Recht konnte ich die Anwesenheit dieser Christen nicht mehr länger ertragen. Mutter hatte recht, man sollte sie alle töten oder als Sklaven verkaufen.


Nachdem wir unser Gemach erreicht hatten, drehte sich Katharina zu mir um. „ Verzeih, ich habe uns in Gefahr gebracht.“ „ Das hast du nicht, zudem haben diese Christen nicht das Recht so über uns zu sprechen! Wir sollten König Egbert zum Blutadler machen!“ „ Ivar, ich will sowas niemals mehr von dir hören!“, schimpfte die Braunhaarige mit mir und verschränkte ihre Arme. Warum verstand sie nicht, dass die Christen unsere Feinde waren? Mit einem Schnauben wand ich meinen Kopf ab, bevor ich zum Bett kroch und mich auf dieses hievte. Langsam kam die Frau, die ich liebte, auf mich zu und nahm mein Gesicht in ihre Hände. „ Warum hast du die Christen so sehr, Ivar? Sie sind genauso Menschen wie wir, der einzige Unterschied ist, dass sie an Gott und Jesus glauben. Auch sie haben das Recht darauf zu leben.“ „ Sie halten uns gefangen, Katharina! Wie kannst du sie in Schutz nehmen?!“ „ Weil ich so erzogen würde. Du kannst mich ruhig naiv nennen, Ivar.“, erklärte sie mir und schritt dabei zurück. Als ich auf das Gesagte etwas erwidern wollte, klopfte jemand gegen die Holztür. Katharina drehte sich um, lief zur Türe und öffnete diese. „ Der König will euch sehen, Lady Katharina.“ „ Ich verstehe. Sei unbesorgt, ich werde bald zurück sein.“, und damit ging sie mit der Wache mit, somit war ich alleine. Mir gefiel es nicht, dass König Egbert mit ihr sprechen wollte. Mir war keineswegs entgangen, wie dieser Katharina angesehen hatte. Verständlich, die Braunhaarige war eine Schönheit, beinah jeder Mann begehrte sie, unter anderen auch ich. Immer wieder musste ich den Drang unterdrücken, sie zu meinem zu machen. Soweit ich wusste, hatte mein Bruder sich noch nicht zu ihr gelegt, obwohl sie seine Frau ist. Erneut klopfte es und holte mich somit aus meinen Gedanken. Keinen Augenblick später kam ein Junge mit einer Wache herein, welche ein Schachbrett mit sich trug. Ich verstand sofort, als die Wache den Stuhl und danach den Tisch zum Bett trug, sodass der Junge sich zu mir setzten konnte. Nachdem das Schachbrett aufgebaut war, begannen wir zu Spielen.

Mir entkam ein Schnaufen, als ich sah, wie Katharina sich mit König Egbert unterhielt, während ich auf dem Karren saß, welcher uns zu einem Hafen bringen sollte. Mein Blick wanderte zu dem Jungen, als dieser auf mich zukam und mir etwas entgegenhielt. Dieses etwas stellte sich als eine der Schachfiguren auf, weshalb ich sie annahm, danach ging der Junge wieder. „ König Egbert, ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft. Möge Gott mit ihnen sein.“, hörte ich Katharina sagen und sah wie sie sich leicht verbeugte, obwohl sie dies nicht sollte. Es dauerte einen Moment, bis die Braunhaarige sich zu mir umdrehte und mir ein Lächeln schenkte, bevor sie sich zu mir setzte. Ich senkte den Kopf, als der Karren sich in Bewegung setzte und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich versagt hatte. Weder konnte ich meinen Vater, noch Katharina beschützen. Mein Vater saß in einer Zelle und wurde von den Christen gefoltert. Er musste so schnell wie möglich bereit werden und dafür brauchten wir einen Plan. „ Ivar.“, sprach meine heimliche Liebe, weshalb ich meinen Kopf erhob und zu ihr blickte. „ Du solltest darüber noch nicht nachdenken. Wir sind noch lange nicht in Kattegat und können nicht wissen, ob wir dort ankommen werden.“ „ Du nimmst an, sie werden uns umbringen?“ „ Nein, das werden sie nicht. König Egbert wird sein Wort halten.“ „ Woher willst du das wissen?“ „ Halte mich für verrückt, doch ich vertraue ihm. Hätte er uns töten wollen, wären wir bereits Tod. Ich bin nicht dumm, Ivar. Ich habe durchaus bemerkt, dass König Egbert mehr Interesse an mir gezeigt hat, als er sollte.“ „ Wenn er dich angefasst hätte, dann-“ „ Dann was? Er ist der König, Ivar. Egal was er von mir verlangt hätte, ich hätte mich gefügt, solang es unser Überleben gesichert hätte.“ „ Wenn ich kein Krüppel wäre-“ „ Du bist kein Krüppel, Ivar. Wie oft muss ich dir das noch sagen, bis du es verstehst? Verzeih, ich unterbreche dich andauernd.“

 

Näher rückte die Frau, die ich liebte an mich, weshalb ich meinen Arm um sie legte und mein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Der süßliche Duft von Blumen stieg mir in die Nase und ich hörte Katharina leise lachen. Unabsichtlich war ich an ihren Bauch gekommen, wo sie kitzlig war, dennoch ließ ich meine Hand dort liegen. „ Wie lange wir wohl noch segeln werden?“ „ Es wird noch dauern, bis wir Kattegat erreichen.“, erklärte ich ihr und ließ mein Blick über das Schiff schweifen. Ausgerechnet Christen mussten uns zurück in unsere Heimat bringen und verhöhnten uns damit, womit Katharina weniger zu stören schien. „ Du musst dich entspannen, Ivar.“, hörte ich die Braunhaarige sagen und spürte wie sie ihre Hand auf meine legte. „ Sie verhöhnen uns.“ „ Und selbst wenn sie das machen, müssen wir das hinnehmen. Sehe es positiv, sie bringen uns zurück nach Kattegat. Sie hätten dies nicht machen müssen.“ „ Warum hast du das Angebot von König Egbert nicht angekommen?“ „ Weil ihr meine Familie seid, Ivar. Ich könnte euch niemals verlassen und werde ich auch nicht. Kannst du dich nicht an das Versprechen erinnern, welches ich dir gegeben habe?“ „ Das kann ich.“, meinte ich zu ihr und wollte mich nicht an den Tag zurückerinnern. Es schmerzte zu sehr, dass ich sie ausgerechnet an Sigurd verloren hatte. Ich werde wohl niemals erfahren, was sich Vater dabei gedacht hat, sie meinen verhassten Bruder zu geben. „ Wann wir wohl Kattegat erreichen werden?“, wechselte Katharina das Thema, womit ich einverstanden war. „ Bald.“ „ Das hoffe ich, bislang habe ich keine guten Erfahrungen mit Seefahrten gemacht.“, hörte ich sie sagen und verstärkte meinen Griff um sie. Ich wollte sie auf keinen Fall erneut verlieren.

 

Wir hatten Kattegat beinah erreicht, als Katharina sich erhob und zum Bug lief. Mir entging dabei nicht, wie diese Christen ihr nachsahen und schnaubte. Es war verwunderlich, die Braunhaarige war wunderschön. Ich konnte eine kleine Menschenansammlung erkennen, nachdem wir angelegt hatten und keinen Moment später hatte Katharina das Schiff verlassen. „ Lass uns durch!“, vernahm ich die Stimme von Ubbe. Zu meinem Leidwesen, konnte ich nicht genau erkennen, was danach geschah, da einige Soldaten im Weg standen. Es dauerte einen Moment, bis Ubbe gemeinsam mit Sigurd erschien, beide hievten mich aus dem Schiff und liefen den Steg entlang. „ Wartet, Katharina ist nicht bei uns.“ „ Sie wird nachkommen.“, meinte Ubbe zu mir, bevor meine Brüder mich zu einer Hütte brachten, was mich wiederum verwirrte. Warum brachten sie mich nicht zu Mutter ins Langhaus? Ich versuchte hinter mich zu sehen, um sicherzugehen, dass Katharina uns auch wirklich folgte, doch es gelang mir nicht. Stattdessen war ich gezwungen nach vorne zu sehen, bis wir eine Hütte erreicht hatten, die war auch betraten. Meine Brüder setzten mich auf einen Stuhl ab und während Ubbe ebenfalls Platz nahm, stelle sich Sigurd etwas entfernt von mir hin. „ Wo ist unser Vater?“, stellte er mir die Frage, doch statt ihm zu antworten trank ich erstmal einen Schluck Met. „ Wo ist Ragnar?“, wurde ich nun von Ubbe gefragt und ich wusste, dass ich ihnen alles erzählen musste. „ König Egbert hat ihn an König Aelle ausgeliefert, er wusste, dass er ihn umbringen würde.“ „ Warum hat er ihn ausgeliefert?“ „ Das ist nicht mehr wichtig. Unser Vater lebt wahrscheinlich nicht mehr und wir werden ihn rächen müssen. Das ist nun wichtig.“, meinte ich und sah, wie Ubbe immer wieder zu Sigurd schaute. Dieser kam auf einmal näher, sodass ich ein ungutes Gefühl bekam. „ Wir müssen dir etwas sagen.“ „ Ubbe?“, doch von diesem bekam ich keine Antwort, weshalb Sigurd erneut anfing zu sprechen. „ Mutter ist Tod.“, kaum hatte er dies ausgesprochen, nahm ich an, mich verhört zu haben. Ich sah zu Ubbe, da ich es nicht wahrhaben wollte. „ Es ist wahr, Lagertha war es. Lagertha ist jetzt Königin von Kattegat und Mutter ist Tod.“, hörte ich ihn sagen und nahm die Holzfigur in meine linke Hand und drückte sie so fest, dass ich blutete. Nein, Mutter durfte nicht tod sein, nicht sie. Plötzlich öffnete sich die Türe, sodass wir uns alle zu dieser umdrehten. Katharina kam hinein und sogleich wanderte ihr Blick zu meiner Hand. „ Ivar, du blutest.“, meinte sie, schloss die Türe hinter sich und holte einen Verband, sowie einen eine Schüssel Wasser. Nachdem sie beides auf den Tisch gestellt hatte, öffnete sie sanft meine Hand. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie die Holzfigur, stellte diese zur Seite und begann meine Hand verbinden, nachdem sie diese gereinigt hatte. „ Wo warst du gewesen?“, fragte ich Katharina, als sie die Schüssel wegräumte. „ Lagertha wollte mich sehen. Seid unbesorgt, sie hat mich nur eine Frage gestellt.“ „ Was wollte sie von dir wissen?“ „ Ob es wahr ist, dass ich mit Sigurd verheiratet bin. Mehr wollte sie nicht wissen. Ihr seht sie als Gefahr an, nicht wahr?“ „ Du nicht?“ „ Doch, aber ich weiß, wann man es belassen soll. Mir ist bewusst, dass ihr Rache wollt, weil sie eure Mutter umgebracht hat. Seid euch eins bewusst, ich werde euch nicht dabei unterstützen.“, meinte die Frau meines Bruders und ich erkannte an ihre Stimme, dass sie es ernst meinte. Warum verstand sie nicht, dass Lagertha eine Gefahr für uns alle war?

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Tag der Veröffentlichung: 05.04.2021

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