Verwirrt sah ich mich um und stellte fest, dass ich mich in einen Wald befand. Das Letzte an das ich mich erinnern konnte war, das ich mich in einem Winkingermuseum befand und Artefakte bestaunt hatte. Nun stellte ich mir die Frage, wie in den Wald kam und warum ich mich nicht daran erinnern konnte. „ Das ist doch unmöglich.“, murmelte ich vor mich her, als mir der Satz eines Sehers wieder in den Sinn kam. Ich hätte wirklich nicht aus Spaß einfach bei einem Seher anrufen sollen. Er meinte, dass die Götter mich auserwählt hätten, dabei glaubte ich nicht an Götter oder an Gott. Ein Seufzen kam mir über die Lippen, bevor loslief. Es brachte mir nichts an Ort und Stelle zu bleiben, da ich Nahrung finden müsste. Zu meinem Glück befanden sich drei kleine Wasserflaschen in meinen Rucksack, den ich meistens trug, wenn ich unterwegs war. Alleine mit dem Wasser würde ich zwei bis drei Tage überleben können, doch nur, wenn die Tiere dies Waldes es so wollten. Ohne Waffe könnte ich mich gegen Wölfe oder Wildscheine wehre, sollte diese mich angreifen. Ich konnte es nicht genau sagen warum, aber mir war bewusst, das ich weit weg von Deutschland war. Mein Blick wanderte hinauf zu den Bäumen und ich überlegte, um welche Art es sich handeln könnte. In Erdkunde oder Bio war ich noch nie sonderlich gut gewesen, sodass ich nicht herausfand, in welchen Land ich mich aufhalten könnte. Ich unternahm nicht einmal den Versuch mit meinem Handy Hilfe zu suchen, in diesen dichten Wald würde ich sowieso keinen Empfang haben.
Eine Zeit lang wanderte ich durch die Gegend, bis meine Füße anfingen zu schmerzen. Bald würde die Nacht hereinbrechen und dann hätte ich ein großes Problem. Mir war bewusst, das ich ein Lager fürs Schlafen brauchte, sonst würde meine Überlebenschance weiter sinken. Je dunkler aus wurde, desto nervöser wurde ich. Erleichtert atmete ich aus, als eine Höhle in meinem Blickfeld kam. „ Hallo?“, rief ich und betrat die Felshöhle vorsichtig. Danke meiner Handytaschenlampe konnte ich erkennen, dass die Höhle tragen war. Sie war perfekt um ein Lager aufzuschlagen, zudem war der Eingang von draußen schwer sichtbar. Ich begab mich nach draußen, sammelte Feuerholz und trug dieses in die Höhle hinein. Nachdem ich das Holz auf dem Steinboden abgelegt hatte, sammelte ich einige Steine und forme aus einen Kreis. Dort hinein legte ich dünne, trockene Äste, davon schnitze ich einen leicht an, den ich mit den Streichhölzern anzündete. Diese hatte ich glücklicherweise in meinen Rucksack gefunden, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte, wie sie dort hineingekommen waren. Erst nachdem alle kleinen Holzstücke Feuer gefangen hatten, legte ich die größeren dazu. Erschöpft ließ ich mich am Feuer nieder und schloss die Augen. Ich war es nicht gewohnt stundenlang zu wandern und wollte nur noch schlafen, doch davor müsste ich etwas essen. Ich kramte in meinen Rucksack, wo ich einen Müsliriegel fand. Den hatte ich für Notfälle eingepackt, denn man konnte nie wissen. Langsam knabberte ich den Riegel bis zur Hälfte ab, bevor ich ihn zurück in den Rucksack steckte. Mein Hunger war zwar nicht ganz gestillt, aber das würde ich bis zum nächsten Morgen überstehen. Ich legte meinen Kopf auf dem Rucksack ab, den ich als Kopfkissen benutzte und schloss meine Augen. Innerlich hoffend, das ich die Nacht überlegte.
Das Gezwitscher der Vögel riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Meine Knochen knacksten als ich mich erhob, zudem hielt ich mir den Rücken vor Schmerz. Obwohl ich es angenommen hatte, war ich nicht ein einziges Mal in der Nacht aufgewacht, dabei besaß ich einen leichten Schlaf. „ Au.“, murmelte ich, rieb mir den Rücken und hoffte, dass die Schmerzen bald verschwanden. Ich zog meinen Rucksack auf, begutachte das erloschene Lagerfeuer und verließ danach die Höhle. Ein atemberaubender Anblick erstreckte sich vor mir. Der Tau glitzerte in Morgensonne, ließ den Wald magisch wirken. Mich fröstelte es, sodass ich meinen Mantel enger um mich schlang, bevor ich mich in Bewegung setzte. Mit meinen guten, alten Taschenmesser ritzte ich in einige Baumstämme Pfeile an, damit ich im Notfall den Rückweg zu meiner Höhle finden könnte. Summend lief ich umher, erschrak mich einige Male, als Hasen oder Eichhörnchen mir über den Weg liefen und wäre beinah von einer Nuss getroffen worden. Auch wenn sie ziemlich Gefährlich war, liebte ich die Natur. Es war beruhigen durch einen Wald zu laufen, außer man kämpfte ums Überleben. Das Glück stand auf meiner Seite, denn ich erreichte einen Fluss. Am Flussufer ließ ich mich auf die Knie sinken und nahm meine Brille ab. Ich wusch mir mein Gesicht mit dem kühlen Wasser und fühlte mich sogleich erfrischt. Nachdem ich meine Brille wieder aufgesetzt hatte, erkannte ich im Wasser einen Fisch, genau genommen einen Wildlachs. Dieser schwamm auf der Stelle, hielt sich dabei sehr nah am Ufer auf. Mir war bewusst, dass dies meine einzige Chance war, weshalb ich mich langsam erhob und einen langen Ast suchte. Zügig fand ich einen, spitze das eine Ende an, um ihn als Speer zu benutzen. „ Es tut mir leid.“, sprach ich, da ich den Fisch nicht töten wollte. Doch mir blieb keine Wahl, denn ich wollte überleben. Ich wand meinen Blick vom blutenden und zappelten Lachs ab, nachdem ich ihn aus dem Fluss gehoben hatte. Es schmerzte den Fisch so leiden zu sehen, weshalb ich beschloss ihn zu erlösen. Nachdem ich dies getan habe, wurde mir bewusst, das ich zum ersten Mal ein Lebewesen für Nahrung getötet habe. Es war kein schönes Gefühl, aber es notwendig gewesen. Ich zuckte mein Taschenmesser und fing an den Lachs auszunehmen, wobei ich mehrmals würgen musste. Meine Arbeit war getan, nachdem ich den Fisch mehrmals im Fluss ausgewaschen und gesäubert hatte. Erleichtert etwas zum Essen zu haben, begab ich mich zurück zur Höhle, wo ich erneut ein Feuer entzündete. Den ausgenommenen Lachs spießte ich auf einen Ast auf und hielt ihn über das Lagerfeuer. Es dauernde eine Weile, bis der Fisch durch war. Bevor ich den ersten Bissen nahm, pustete ich, damit ich mich verbrannte. Ich aß mich satt und trank eine meiner Wasserflaschen leer. Diese könnte ich im Fluss nachfüllen, auch wenn dies nicht die beste Lösung war. Mein Blick war starr auf das Feuer gerichtet, während ich gedanklich durchging, wie ich weiter machen sollte. Ich könnte nicht ewig in einer Höhle wohnen und mich von Fisch ernähren. Nach langen grübeln beschloss ich am nächsten Morgen die Umgebung weiterzuerforschen. Vielleicht stand das Glück erneut auf meiner Seite und ich würde ein Dorf finden oder höchstens andere Menschen.
Der nächste Morgen kam schnell und wie am Vortag schmerzte mein Rücken, als ich mich erhob. Mehrmals rieb ich mir den Rücken, bevor ich meine Sachen zusammen packte und meine Unterkunft verließ. Es war ein sonniger Tag. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen. Mein Gefühl sagte mir, das es ein guter Tag werden würde, weshalb ich loslief. Dabei achtete ich darauf, dass ich nicht den Weg nahm, der mich zum Fluss geführt hatte. Ich schwor mir, sobald ich wieder daheim wäre, dass ich mir einen Kompass kaufen würde. Überrascht blieb ich stehen, als Küstenland erreicht. Ich hatte nicht damit gerechnet so nah am Meer zu sein, doch es brachte viele Vorteile mit sich. Ich könnte andere Fische jagen oder Muscheln sammeln, auch könnte ich nach Schiffen Ausschau halten. Mit dem Entschluss die Küste zu erkunden, lief ich zu einer Bucht hinunter, die sich in der Nähe befand. Ruckartig blieb ich stehen, als ich erkannte, das etwas in der Ferne im Sand lag. Dieses etwas stellte sich als Mensch heraus, nachdem ich mich näher dran gewagt hatte. Der Mensch oder besser gesagt der Mann lag auf dem Bauch und rührte sich nicht. Ich hielt Ausschau, ob sich noch jemand anderes in der Nähe befand, doch konnte niemanden entdecken. „ Hallo? Brauchen sie Hilfe?“, sprach ich und bekam wie erwartet keine Antwort. Konnte es sich um eine Leiche handeln, die an die Küste gespült wurde? Um den heraus zu fanden, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und drehte den Unbekannten um. Ein Schrei verließ meine Kehle und ich landete auf meinen Hintern, als ich erkannte, wer da lag. Es handelte sich um niemand anderes als um Ivar den Knochenlosen.
Wie konnte dieser junger Mann, der vor mir im Sand lag, Ivar der Knochenlose sein? Vorsichtig beugte ich mich über den regungslosen Körper und berührte ihn mehrmals. Weder gab der Knochenlose einen Laut von sich, noch regte er sich. Um zu überprüfen, ob er noch lebte, drehte ich ihn auf den Rücken. Mit meinen Zeige- und Mittelfinger tastete ich den Hals nach einen Puls ab und fand schließlich auch einen. Erleichtert darüber, das vor mir keine Leiche lag, begann ich den Anderen nach Wunden abzusuchen. Lange musste ich nicht suchen, da mir der rot gefärbte Sand deutlich zeigte, dass der Knochenlose verletzt war. „ Da hattest du wirklich Glück gehabt.“, meinte ich zu dem Bewusstlosen, nachdem ich die Bauchwunde mit Wasser gesäubert hatte. Geschockt stellte ich fest, das sich in Wunde ein Holzstück befand, welches entfernt werden musste. Bevor ich dieses tun konnte, musste ich ihn in meine Höhle bringen. Dort war die Chance geringe, dass Dreck in die Verletzung kam. Suchend sah ich mich nach etwas um, das mir helfen könnte den Anderen zu transportieren. Minuten lang suchte ich erfolglos, sodass ich beschloss ihn zu tragen. Es würde mühsam werden und an meine Kräfte ziehen, aber ich konnte den Knochenlosen nicht zurücklassen. Ohne meine Hilfe würde er sterben. Dies konnte ich nicht zulassen, auf keinen Fall. „ Dann wollen wir doch mal in meine Höhle schleppen. Ich entschuldige mich jetzt schon mal dafür, solltest du meinetwegen Schmerzen haben.“, damit richtete ich Ivar auf, griff durch seine Arme hindurch und schleifte ihn aus der Bucht. Es war nicht einfach, was vor allem daran lag, das er als Mann mehr wog als ich, doch Aufgeben war für mich keine Option. „ Ich hoffe doch, das du mir eines Tages dafür dankst. Warum rede ich mit dir? Du bist bewusstlos und kannst mich nicht hören.“, sprach ich, als ich eine kleine Pause einlegte und erleichtert feststellte, das wir nicht mehr weit entfernt vom Wald waren. Viel Zeit würde mir nicht mehr bleiben, bis die Nacht anbrach. Ich musste mich beeilen, weshalb ich einmal tief ein und aus atmete, bevor ich den Anderen weiter schleifte.
Erschöpft ließ ich mich auf die Knie sinken, nachdem ich es tatsächlich geschafft hatte den Knochenlosen in meine Höhle zu bringen. Ich erhob mich, um ein Lagerfeuer anzuzünden, zog danach meinen Mantel aus und legte Ivar darauf ab. Erneut reinigte ich die Bauchwunde mit Wasser, bevor ich mit meinen Taschenmesser versuchte das Holzstück zu entfernen. Meine Hand zitterte und meine Atmung beschleunigte sich, als ich das warme Blut auf meiner Haut spürte. „ Beruhigt dich verdammt nochmal!“, schimpfte ich mit mir selbst und versuchte mich zu beruhigen. Es dauerte Minuten, bis ich das Holzstück herausgeholt hatte. Ich konnte es selbst nicht fassen, das ich es geschafft hatte. Mir schoss die Röte ins Gesicht, nachdem mir bewusst wurde, dass ich ihn oben rum ausziehen musste, um seine Wunde zu verbinden. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, bevor ich begann den Anderen zu entkleiden. „ Fuck.“, entkam es mir, als ich den Oberkörper vom Knochenlosen erblickte. Mit meinen Fingern fuhr ich über seine Haut, die mit Kratzern übersät war. Woher sie wohl stammten? Mein Blick wanderte weiter zu der Wunde, die ich noch verbinden musste. Mit meinem Messer schnitt ich Stoff von seinen zerfetzten Mantel, die ich als Verband benutzte. Nachdem Ivars Wunde versorgt war, könnte ich mir eine Pause und setzte mich ans Feuer. Der Tag war anstrengend und ich spürte, wie mein Körper nach ruhe und vor allem nach schlaf verlangte. Nachdem ich mich hingelegt hatte, benutzte ich meinen Rucksack erneut als Kopfkissen. Ich spürte den Steinboden deutlicher als vorher, was daran lag, das ich meinen Mantel nicht trug. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis ich ins Land der Träume abdriftete.
Verschlafen richtete ich mich auf, nachdem ein Geräusch mich aus meinem Traum gerissen hatte. Suchend sah ich mich um, bis mein Blick bei Ivar hängen blieb, der sich aufgerichtet hatte. Sekunden später war ich hellwach, erhob mich und begab mich zum Anderen, der so auf mich Aufmerksam wurde. Kopfschüttelnd zwang ich ihn sich wieder hinzulegen, da ich nicht wollte, das seine Wunde erneut anfing zu bluten. Ich beugte mich über ihn und lächelte, als sich unsere Blicke trafen. Wie ich erkannte blieb sein Blick nach einem kurzen Moment an meiner Weltenbaum-Kette hängen, die ich trug. Schnell griff ich nach seine Hand, als er das Schmuckstück berühren wollte. Der Knochenlose sprach zu mir, doch wie erwartet, verstand ich ihn nicht. „ Verzeih, ich verstehe dich nicht.“, gab ich von mir, damit er wusste, das ich seine Sprach nicht verstand. Erneut lächelte ich, bevor ich mich erhob und aus meinem Rucksack einer der Wasserflaschen heraus holte. Diese öffnete ich, kehrte zum Anderen zurück und setzte die Flasche an seiner Lippe an. Ivar sah mich an, schien skeptisch zu sein, doch trank nach kurzen zögern. Ich schloss die leere Trinkflasche, legte sie zurück in den Rucksack. Deutlich spürte ich den Blick vom Knochenlosen auf mir, nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte. „Nicht, das solltest du lassen.“, meinte ich zu ihm, als er sich an den Bauch fassten wollte. Ivar sah abermals zu mir, richtete sich dabei auf, worüber ich innerlich nur den Kopf schütteln konnte. Warum verstand er nicht, dass er liegen bleiben soll? Die Wunde war noch lange nicht verheilt und es würde auch seine Zeit brachen, bis es so wäre. Leicht legte ich meinen Kopf schief, woraufhin sich der Andere wieder hinlegte. Ich tat ihm gleich, legte mich hin und schloss die Augen. Angst, das er mir etwas antun könnte, verspürte ich zu meiner Verwunderung keine. Stattdessen hörte ich dem Knistern des Feuers zu und schlief erneut ein.
Dunkel und kalt wurde ich den Ort beschreiben, an den ich mich befand. Um mich herum herrschte Dunkelheit, sodass nur das Plätschern mir verriet, das sich Wasser in der Nähe befinden musste. „ Hallo? Hört mich jemand?“, rief ich in voller Panik, in der Hoffnung jemand würde mich hören. Doch ich hoffte vergebens, wie ich nach Minuten feststellte. So stand ich da, wagte es nicht mich zu bewegen, bis ich ein weiteres Plätschern vernahm. Jemand oder etwas kam auf mich zu. Ein Schrei verließ meine Kehle, als etwas über meinen Kopf hinweg flog. Einen Augenblick später stellte sich dieses etwas als Raben heraus, was ich am Krächzen erkennen konnte, welches ertönt war. „ Dein Schicksal ist besiegelt worden.“, vernahm ich eine männliche Stimme, die so nah und doch so fern klang.
Es dauerte einen Moment, bis verstand, dass ich geträumt hatte. Verschlafen richtete ich mich auf und erschrak mich, als ich Ivar erblickte. Der Heide war an mich herangekrochen, sodass wir uns beinah berührten. Ich fasste mir ans Herz, spürte wie wild es schlug. Erst als es sich beruhigt hatte, blickte ich fragend zum Anderen. Ivar sah mir einige Sekunden in die Augen, bevor er in die Richtung meines Rucksacks nickte. Ich verstand, holte eine der Flaschen heraus und reichte ihm diese. Belustigt stellte ich fest, das der Knochenlose Probleme hatte sie zu öffnen, weshalb ich dies für ihn tat. Nachdem er getrunken hatte, zwang ich ihn sich hinzulegen, da ich mir die Wunde ansehen wollte. Erleichtert stellte ich fest, dass sie besser als am Vortag aussah. Zufrieden verband ich die Bauchwunde neu, bevor ich zu meinen Patienten sah. Dieser richtete sich leicht auf und nickte in meine Richtung. Fragend sah ich ihn an, verstand nicht, was er wollte. Erneut nickte der Knochenlose und diesmal verstand ich. „ Katharina.“, sprach ich meinen Namen aus. Der Heide sprach etwas und ich nahm an, das es sein Name war. Zwar wusste ich diesen, aber auf seiner Sprache konnte ich ihn nicht aussprechen. Ich versuchte es trotzdem und scheiterte. Zu meiner Verwunderung wiederholte er seinen Namen, den ich erneut versuchte auszusprechen. Minuten verstrichen, bis ich es einigermaßen hinbekam. „ Ivar.“, sagte ich und sah den diesen nicken. Glücklich darüber, dass ich es geschafft habe, lächelte ich. Abermals nickte er mir zu, diesmal verstand ich sofort, was er von mir wollte. „ Katharina.“ „ Kata-“ „K-a-t-h-a-r-i-n-a.“, buchstabierte ich langsam. Und sehe da, er konnte ihn aussprechen, wenn auch mit einem starken Dialekt. Es verwunderte mich, das Ivar mich nicht als Bedrohung ansah. Scheinbar lag es daran, weil ich mich um ihn gekümmert hatte. Ich erhob mich, nachdem mein Magen sich bemerkbar gemacht hatte. Es war Zeit Essen für uns zu jagen und um mich ein wenig zu waschen. Gerade als ich meinen Rucksack aufsetzen wollte, vernahm ich im Augenwinkel eine Bewegung. Schnell begab ich mich zum Heiden, als dieser begann zu mir zu kriechen. Mit meinen Händen versuchte ich ihm zu erklären, das er liegen bleiben sollte, scheiterte aber. Noch nie zuvor hatte ich es mit so einen dickköpfigen Menschen zu tun, als mit ihm. Ich begab mich geschlagen und verließ mit dem Knochenlosen die Höhle. Draußen herrschte wie am Vortag schönes Wetter, sodass wir ohne Probleme den Pfeilen folgen konnten, die uns zum Fluss führte. Dort angekommen kniete ich mich hin, legte ich meine Brille neben mir im Gras ab und wusch mein Gesicht. Das kühle Wasser erfrischte, zudem fühlte ich mich dadurch wacher. Ich griff neben mir, wollte meine Brille wieder aufsetzten und fühlte, dass sie nicht mehr da war. Verschwommen erkannte ich, das Ivar sie hatte. Mit einem Murren machte ich diesen auf mich Aufmerksam und winkte vor meinem Gesicht herum, damit er verstand, dass ich meine Brille wieder bräuchte. Tatsächlich bekam ich sie wieder und zog sie sogleich an. Der Andere sagte etwas zu mir, woraufhin ich ihn fragend ansah. Wie es scheint, hat er vergessen, dass ich ihn nicht verstand. Statt ihm eine Antwort zu geben, suchte ich einen Ast, um diesen anzuspitzen. Da ich nicht wusste, wann der Andere zuletzt gegessen hatte, jagte ich die doppelte Menge Nahrung. Die gefangene Fische nahm ich aus, bevor ich sie säuberte, wobei der Knochenlose mich ganz genau beobachtete. Einen Augenblick später wurde mir bewusst, das er mein Taschenmesser musterte, weshalb ich es ihm hinhielt. Mit einem Nicken signalisierte ich ihm, das es für mich in Ordnung war, das er es kurz nahm. Während der Heide mein Messer begutachtete, füllte ich frisches Wasser in die Flaschen. Nachdem dies erledigt war, begaben wir uns zurück zur Höhle.
Vorwort:
Hey,
Ich habe heute Geburtstag und kam leider nicht wirklich zum schreiben ^^''
Auf jeden Fall werde ich dieses Kapitel nochmals aktualisieren!
Zudem möchte ich anmerken, das ich ein wenig von der Serie abweichen werde.
Diese FF spielt etwa ab Staffel 4!
Habt ihr das Ende von Vikings gesehen? Wie fandet ihr es so? Ich muss ehrlich sein, ich bin ein wenig enttäuscht, zudem habe ich nun zwei Enden für diese FF im Kopf....
Soll ich beide schreiben?
GlG BlackEpona
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Tage vergingen und langsam gewöhnte ich mich daran, in der Wildnis zu leben. Einfach war es nicht, vor allem das tägliche Jagen, wobei mir Ivar mittlerweile half. Der Heide wusste wie man Fallen stellte, sodass es einmal sogar Hase zum Abendessen gab. Das Ausnehmen und häuten von dem Kleintier hatte ich ganz alleine den Knochenlosen überlassen. Nie zuvor hatte ich Hase gegessen, aber um zu Überleben tat man so einiges. Lieber aß ich Fisch, wie diesen, den ich über das Lagerfeuer hielt. Ivar saß neben mir und sah mir dabei zu. Zu meinem Erstaunen verstanden wir uns recht gut, dafür das wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Uns beide war bewusst, das unsere Chance zu überleben höher war, wenn wir zu zweit waren. „ Katharina.“, sprach der Andere, weshalb ich zu ihm sah. Ivar hielt einen etwas dickeren Ast in der Hand und es dauerte einige Sekunden, bis ich verstand, was er von mir wollte. Ich kramte mein Taschenmesser aus der Hosentasche heraus und hielt es ihm hin. Keinen Augenblick später fing der Heide an zu schnitzen. Schnitzen war ein guter Zeitvertreib, wie ich selbst auch festgestellt hatte. Wir saßen noch einige Minuten da, bis das Essen fertig gebraten war. Am Morgen hatte das Glück nicht auf unserer Seite gestanden, sodass wir nur einen Fisch gefangen hatten. Dennoch konnten wir zufrieden sein, das wir etwas zum Essen hatten. Nachdem wir gegessen hatten, erhob ich mich, da ich Ivar den Ort zeigen wollte, wo ich ihn gefunden hatte. Vielleicht erkannte er den Ort wieder und könnte uns zu einem Dorf in der Nähe führen. Der Heide blickte zu mir hinauf, als ich meinen Rucksack anzog. Es signalisierte ihm, das wir die Höhle verlassen würden. Damit niemand unser Versteck fand, löschte ich das Feuer mit Erde, bevor ich mich nach draußen begab. Erst als der Knochenlose neben mir war, lief ich los. Den Weg zur Küste hatte ich mir einigermaßen gemerkt, sodass wir uns kaum verlaufen würden.
Nach gefühlten Stunden hatten wir unser Ziel erreicht und freudig zeigte ich in die Richtung der Bucht, worauf der Andere mich fragend ansah. Nochmals deutete ich auf die Bucht, um ihn zum Verstehen zu geben, dass wir dort hingehen würden. Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, setzte ich mich in Bewegung. Tief atmete ich die Küstenluft ein und aus, schloss für einen Moment meine Augen. Nur zu gerne würde ich wissen, in welchen Land ich mich befand. Ob ich dies eines Tages herausfinden würde? „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen, weshalb ich mich nach Ivar umsah. Diesen entdeckte ich einige Meter von mir entfernt und lief zu ihm. „ Was ist denn?“, stellte ich die Frage, worauf er in Richtung Meer nickte. Wenige Sekunde lang fragte ich mich, woher er wusste, dass ich eine Frage gestellt hatte, bevor ich zum Meer blickte. Meine Augen weiteten sich, als ich Schiffe erblickte, Wikinger Schiffer um genau zu sein. Ivar der Knochenlose schien sich zu freuen und mir wurde schlagartig bewusst warum. Diese Schiffe gehörten zu seinem Clan. Panik stieg in mir auf, als mir der Gedanke kam, dass sie mich umbringen könnten. Der Heide brauchte mich nicht mehr und als Sklavin wollte ich nicht enden. Ich nutzte es aus, das Ivar auf die Schiffe fixiert war und trat den Rückzug an. Langsam schritt ich zurück, bis ich die Bucht verlassen hatte, danach rannte ich los. Zurückkehren zum Versteck konnte ich nicht, dort würden sie mich als Erstes vermuten. Für einen kurzen Augenblick blieb ich stehen und überlegte meine nächsten Schritte. Ich erschrak mich und stolperte zurück, als eine Axt mich nur knapp verfehlte. Die Waffe blieb in einen Baum stecken, welcher sich in meiner befand. Panisch blickte ich in die Richtung, woher die Axt geflogen gekommen war und erblickte Ivar mit seinem Vater. Ragnar trug seinen Sohn auf den Rücken und musterte mich. „ Katharina.“, rief der Knochenlose und grinste mich an. Der Heide winkte mich zu sich, dennoch blieb ich auf der Stelle stehen. Vater und Sohn sprachen miteinander, während ich überlegte, wie ich unbemerkt flüchten könnte. Sofort wurde ich nervös, als Regnar Lothbrok auf mich zukam. Mir wurde bewusst, das es kein Entkommen gab. Der Ältere sprach in einer anderen Sprache zu mir, dennoch verstand ich ihn nicht. Wollten sie so testen, ob ich eine Feindin in Wahrheit war? „ Tut mir leid, ich verstehe sie nicht.“, sprach ich zu Ragnar. Bestimmt wünschte sich diese im Moment das Athelstan noch lebte, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Mönch meine Sprache gesprochen hätte war hoch. „ Katharina.“, sprach Ivar erneut meinen Namen aus, winkte mich wieder zu sich. Diesmal schritt ich auf ihn und Ragnar zu, sodass uns noch weniger Zentimeter trennten. Vater und Sohn sprachen abermals miteinander, wobei ihr Blick auf mir Blick. Auf einmal drehte sich der Ältere um und Ivar zeigte mir mit einem Nicken, das ich ihnen folgen sollte. Da ich keine andere Wahl hatte, folgte ich ihnen zurück zur Küste. Nervös blieb ich mit etwas Abstand von den anderen Heiden stehen, die mich mit ihren Blicken regelrecht durchbohrten. Floki trat auf mich zu, musterte mich mit kritischem Blick, bevor er seine Hand nach mir ausstreckte. Der Schiffbauer griff ins Leere, dank meinen Reflexen. Floki wand sich zu Ragnar, welcher seinen Sohn auf einen der Langschiffe absetzte. Einen Wimpernschlag später starrte mich der Nordmann an, wahrscheinlich hatte er erfahren, dass ich sie von nun an begleiten würde. „ Katharina!“, rief der Knochenlose meinen Namen so laut, sodass erneut alle Blicke auf mir lagen. Ich lief am Schiffbauer vorbei und beeilte mich aufs Langschiff zu kommen. Ivar klopfte neben mich, damit ich verstand, dass ich neben ihm Platz nehmen sollte. Dies tat ich auch, nachdem ich meinen Rucksack abgenommen hatte. Der Heide grinste mich an, wollte mir scheinbar somit versichern, dass mir nichts passieren würde. So wirklich wollte ich dies nicht glauben, wusste ich doch, dass sie Sklavenhandel betrieben. Nachdem Ragnar das Signal gegeben hatte, legten die Schiffe von der Küste ab. Für mich war es das erste Mal auf einem Schiff, was ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen. Ich spürte das die Mannschaft mir nicht vertraute und mich wahrscheinlich sogar als eine Feindin ansah. Mir war bewusst, dass ich nur dank Ragnar nicht gefesselt war. Sein Wort war Gesetz. Das Langschiff wankte leicht hin und her, zudem spürte ich jede Welle, gegen die wir stießen. Wo wir hinsegeln und wie lange wir dafür brauchen würden? Darauf würde ich wohl erst eine Antwort bekommen, wenn wir unser Ziel erreicht hatten. Mein Blick wanderte zum Horizont, wo langsam die Sonne unterging. Eher dunkler es wurde, desto mehr sank die Temperatur. Damit ich weniger fror, schloss ich meinen Mantel. Zu meiner Verwunderung kam Floki auf uns zu und gab Ivar ein Fell. Der Schiffbauer mochte mich nicht, was mich nicht überraschte. Bestimmt nahm er an, dass ich eine Christin bin. Ich schenkte dem Schiffbauer keine weitere Beachtung, sondern schloss meine Augen. Das hin und her schwanken machte mich schläfrig.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich verschlafen um. Warum befand ich mich auf einem Schiff? Es dauerte einen Moment, bis mir wieder einfiel, was am Vortag geschehen war. Als ich mich richtig aufrichten wollte, bemerkte ich, das Ivar gegen mich lehnte und schlief. Das Fell war über uns beide ausgebreitet, schützte uns so vor der Kälte. Ich kuschelte mich mehr ins Fell und sah mich nochmals um. Ragnars Blick traf meinen und ich stellte mir die Frage, wie lange er uns bereits beobachtete. Der Nordmann wusste, dass ich anders war, denn alleine mein Aussehen verriet dies. Bestimmt wollte er mein Geheimnis herausfinden, das Problem dabei war nur, das ich ihre Sprache nicht sprach. So konnte ich keiner seiner Fragen beantworten, selbst wenn ich es gewollt hätte. Eine Bewegung von Ivar riss mich aus den Gedanken, weshalb ich zu dem Heide sah. Der Knochenlose regte sich und öffnete langsam seine Augen. Unsere Blicke trafen sich und ich konnte nicht anders als zu Lächeln, als er mich verschlafen ansah. Es dauerte nur weniger Sekunden, bis er richtig wach war und sich richtig hinsetzte. Ich tat ihm gleich, achtete dabei darauf, das das Fell nicht hinunterrutschte. Außerdem überprüfte ich, ob meine Kette sich noch um meinen Hals befand. Ich war erleichtert, dass keiner von ihnen sie mir abgenommen hatte. Sogar mit Gewalt würde ich sie verteidigen, selbst wenn es mein Leben kosten würde. Deutlich spürte ich den Blick vom Knochenlosen auf mir, weshalb ich zu ihm sah. Er nickte in die Richtung meines Rucksacks und es dauerte einen Moment, bis ich verstand, dass er eine der Trinkflaschen möchte. Ich griff meinen Rucksack, öffnete diesen und holte eine Flasche heraus. Diese öffnete ich, bevor ich sie weiter an dem Anderen reichte. Nachdem Ivar ein wenig getrunken hatte, verschloss ich die Wasserflasche wieder und legte sie zurück. Von einem der Männer bekamen wir Trockenfleisch, was ich erstmal begutachtete, bevor ich daran knabberte. Sonderlich gut schmeckte es nicht, dennoch aß ich es auf. Eins wusste ich, ich würde mich an das Essen der Nordmänner nie gewöhnen. Ihre Speisen waren ungewöhnlich und verursachten bei mir Brechreiz. Alleine der Gedanke das Hirn eines Schweines zu essen, ließ mich würgen. Ich müsste mir wohl mein Essen selber kochen, wenn sie es mir erlaubten, sonst würde ich keinen Bissen zu mir nehmen. Eine Bewegung riss mich aus den Gedanken, Ragnar kam auf uns zu. Der Ältere ging vor uns in die Hocke und redete mit seinem Sohn. Da ich kein Wort verstand, blickte ich aufs Meer und beobachtete es. Welche Fischarten wohl darin lebten? Wenn ich richtig lag, musste es etwa Neunhundert nach Christus sein. Die hieß wiederum, das einige Tierarten noch nicht ausgestorben waren. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen, wand mich zu Ivar. Leicht legte ich meinem Kopf schief und sah ihn fragend an. Der Knochenlose griff nach meiner Kette, zeigte sie seinen Vater, ohne sie mir zu entreißen. Er wusste, dass sie mir wichtig war. Wollte er seinen Vater die Kette zeigen, damit dieser sieht, dass ich keine Christin bin? Immerhin trug ich den Lebensbaum, statt ein Kreuz. Nachdem Ragnar meine Kette begutachtet hatte, geschah nichts mehr. Eine Weile saß ich neben Ivar und langweilte mich, bis mir etwas einfiel. Ohne das jemand es mitbekam, kramte ich mein Handy aus meiner Manteltasche heraus und öffnete Minecraft, was ich auch offline spielen konnte. Es hatte damals eine Weile gedauert, bis das offline spielen geklappt hatte, da ich einiges umändern musste. Sogleich spielte ich los, nachdem ich die App geöffnet hatte und war froh so der Langeweile zu entkommen. Lange blieb es nicht unbemerkt, das ich etwas machte, denn es dauerte nicht lange, denn Ivar nahm mir mein Handy aus den Händen. Skeptisch schaute er sich das Smartphone an, worüber ich beinah gelacht hätte. Irgendwie war es niedlich, das er es nicht kannte. Ich beschloss ihm zu erklären, was ich gemacht hatte und zeigte ihm, wie man spielte. Mit großen Augen starrte der Knochenlose auf das Display, während ich ihm zeigte, wie die Welt von Minecraft aussah. Ein Glück für mich, das er es nicht sofort über Bord geworfen hatte.
Tage verstrichen, bis ich eines Morgens durch Gebrüll geweckt wurde. Verschlafen richtete ich mich auf, streckte mich und weckte somit unabsichtlich Ivar auf. Floki gesellte sich zu uns, erzählte etwas und ging dann wieder. Fragend sah ich den Knochenlosen an und bemerkte, das er sich zu freuen schien. Doch aus was? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, erhob ich mich und lief zum Mast. Nun wusste ich, warum Ivar sich freute, wir hatten Kattegat erreicht. Statt ich mich zu freuen, stieg Panik in mir auf. Was würde mit mir geschehen, sobald wir das Festland erreicht hatten? Würden sie mich einsperren oder sogar als Sklavin verkaufen? Um ehrlich zu sein, wollte ich nicht darüber nachdenken, was mit mir geschehen wird. Wie aus dem Nichts erschien Ragnar neben mir, sodass ich zusammen zuckte. Er sieht mich an, zeigte nach vorne und legt eine Hand auf meine Schulter, sofort versteife ich mich, zwang mich trotzdem zu einem Lächeln. Nachdem seine Hand verschwunden war, kehrte ich zu Ivar zurück. Bei dem Anderen angekommen, nahm ich meinen Rucksack und drückte diesen gegen meine Brust. Dann kam der Moment, wo die Langschiffe anlegten. Zögerlich erhob ich mich und stieg aus dem Boot, wartete auf Ivar. Dieser wurde von Floki aus dem Schiff getragen. Es herrschte für mich so ein durcheinander, das ich die Beiden recht schnell aus den Augen verlor. Verloren stand ich, drückte den Rucksack fester an mich und sah mich um. „ Katharina!“, hörte ich den Knochenlosen meine Namen rufen und folge seine Stimme. Sonderlich schwer war es nicht ihn und den Schiffbauer zu finden, denn die Dorfbewohner gingen zur Seite. Ich folgte ihnen ins Langhaus und blieb beim Eingang stehen, da ich mich mehr als nur Fehl am Platz fühlte. Ivar wurde auf einen der Stühle abgesetzt und sogleich kam seine Mutter. Aslaug umarmte ihren Sohn und ich erkannte sofort, das sie sehr erleichtert ist ihn zu sehen. Ich beschloss mich zurückzuziehen, als Ubbe, Hvitserk und Sigurd erscheinen. Mein Vorhaben wird aber zunichtegemacht, als sich eine Hand auf meinen Rücken legte und ich ins Innere geschoben werde. Sekunden später liegt der Blick von Aslaug auf mir, der mich regelrecht durchbohrt. Die Königin spricht zu mir, antworten kann ich ihr nicht. Darüber war sie nicht erfreut, bis Ivar sich zu seiner Mutter wand und etwas sprach. Erst als Ragnar an mir vorbeilief, wurde mir bewusst, dass er derjenige war, der mich hinein ins Langhaus geschoben hatte. Aslaug scheint rasend vor Wut zu sein, denn es sah so aus, als würde sie mit Ragnar streiten. Ich schenkte ihnen keine Beachtung mehr, sondern sah mich um. Entdeckte zwei Sklavinnen, die mich ansahen und tuschelten. Bestimmt fragten sie sich, warum ich solch eine Kleidung trug. Plötzlich nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr und erkannte Sigurd, der auf mich zukam. Statt zurückzuweichen, bleib ich auf der Stelle stehen. Sigurd hob seine Hand, strich meine Haare nach hinten und nahm meine Kette in die Hand. Bevor er sich mir wegnehmen konnte, schritt ich zurück. Um Abstand zwischen ihm und mir zu bringen, begab ich mich zu Ivar. Bei ihm und seinen Vater fühlte ich mich höchstens sicher. Abermals fühlte ich die Blicke der Anderen auf mir, nachdem Ragnar Lothbrok gesprochen hatte. Ein wenig zuckte ich zusammen, als ich von Ubbe gezwungen werde mich neben seinen Bruder zu setzen. Hvitserk setzt sich mir gegenüber, grinste mich an, zuckte aber im nächsten Moment zusammen. Nun grinste ich, denn ich hatte in unter dem Tisch gegen das Bein getreten. Mir war bewusst, das dies mein Leben kosten könnte, doch ich wollte ihnen sagen, dass ich nicht alles hinnahm. Eine Bedienstete kam, stellte einen Krug vor mir ab und suchte dann das weite. Wie gerne würde ich ihr gleich tun. Es war unangenehm mit Ragnas Söhnen an einen Tisch zu sitzen, denn ihr Blick lag auf mir. Zögerlich hob ich den Krug, trank einen Schluck und bereute es sofort. Es handelte bei dem Getränk eindeutig um Met. Ich verzog das Gesicht, stellte den Krug auf den Tisch und schob ihn von mir weg. Hvitserk lachte auf, genauso wie Ubbe. Schön das sie sich über mich amüsieren konnten. Zu meiner Verwunderung setzten sich Ragnar und Aslaug ebenfalls an den Tisch, den Grund dafür fand ich zügig heraus, denn es wurde Essen gebracht. Doch statt etwas zu essen, rührte ich nichts an, was nicht unbemerkt blieb. Der Knochenlose zeigte auf die verschiedene Speisen, bot mir an, mich zu bedienen, doch ich schüttelte den Kopf. Frösche, Hühnerfüße, Herz, Leber, Lunge, alles, was ich nicht aß und auch nicht essen würde. Ivar winkte auf einmal eine Sklavin zu sich und sprach mit dieser. Die blonde Frau ging wieder und kam ein wenig später einem gebratenen Oktopus wieder, welcher genau vor meiner Nase abgestellt wurde. Sehe an, der Heide hatte verstanden, dass ich ihre Speisen nicht anrühren würde. Ich nahm mein Taschenmesser und begann den Oktopus kleinzuschneiden, bevor anfing zu essen. Auf Dauer könnte ich mich nicht davon ernähren, weshalb ich mir vornahm am nächsten Tag mein Essen selbst zu kochen. So saß ich da, aß mein Essen auf und hörte ihnen beim Unterhalten zu, auch wenn ich kein einziges Wort verstand. Dies brauchte ich auch nicht, denn an der Tonlage erkannte ich, ob jemand wütend war oder nicht. Bestimmt sprachen sie auch über mich und was sie mit mir anstellen sollen. Wie es schien, stand ich zurzeit unter Ragnas und Ivars Schutz. Doch für wie lange?
Die Nacht brach an und ich war den letzten Stunden nicht von der Seite des Knochenlosen gewichen. Seine Brüder sahen mich öfters zu mir, was mir ein ungutes Gefühl bescherte. Bei Ivar wusste ich, das er mich nicht anrühren würde, bei seinen Brüdern sah das anders aus. Alleine Hvitserks Grinsen verriet mir dies. „ Ivar.“, sprach ich leise, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen. Fragend wurde ich angesehen und ich sah fragend zurück. Zum Glück verstanden wir uns auch ohne Worte, den der Heide zeigte auf sich. Erleichtert atmete ich aus, denn nun wusste ich, wo ich die Nacht verbringen würde. Ich vertraute ihm, sodass ich ihm folgte, als er in eine bestimmte richtig kroch. Der Knochenlose führte mich in einen Raum, wo ein einzelnes Bett stand. Er hievte sich aufs Bett und sah mich an. Kurz schenkte ich ihm ein Lächeln, bevor ich meinen Rucksack in einer der Ecken des Raumes abstellte und mir meinen Mantel abstreifte. Danach zog ich meine Schuhe aus und stellte diese vor dem Bett ab, wobei ich genau beobachtet wurde. Ich lächelte erneut, bevor ich mich hinlegte und mich zu deckte. Es war eine Weile her, das ich in einen richtigem Bett gelegen hatte, sodass es nicht lange dauerte, bis ich einschlief.
Langsam öffnete ich meine Augen, richtete mich auf und tastete nach meiner Brille, um diese anzuziehen. Mein Blick wanderte zur einzigen Lichtquelle im Raum, eine kleine Kerze, die vor sich herflackerte. Eine kurze Bewegung ließ mich nach rechts sehen, wo ich Ivar erblickte. Der Heide schlief und hatte sein Gesicht zu mir gedreht. Ivar murmelte etwas in seiner Sprache, als ich ihm durchs Haar fuhr. Wie friedlich er beim Schlafen aussah. Ganz vorsichtig schwang ich meine Beine über das Bett, hob meine Schuhe hoch und schlich mich aus dem Langhaus. Ans Schlafen konnte ich nicht mehr denken, weshalb ich beschloss mich in Kattegat umzusehen. Im Freien angekommen erkannte ich, das es noch recht früh am Morgen war. Einzelne Menschen liefen umher, beachten mich nicht und gingen ihrer Arbeit nach. Ich war froh darüber, denn ich mochte ihre Gestarre nicht. Ich zog mir meine Schuhe an, bevor ich ziellos umherlief. Tiere liefen umher und ein Schmunzeln huschte mir übers Gesicht, als mir ein Lamm folgte. Ein Mäh entkam dem kleinen Ding, sodass ich mich zu diesem hinunterbeugte und es hochnahm. Das Lamm zappelte für einen Moment, blieb aber dann ruhig. Ich streichelte es, als ich in Richtung Steg lief. Zu meiner linken, wie zu meiner rechten waren Fischer, die mit Netzen Fischer ans Land zogen. Am Ende des Stegs blieb ich stehen, bestaunte die Landschaft vor mir. Niemals in meinen Leben hatte ich geahnt solch eine Aussicht bestaunen zu dürfen. Ruckartig drehte ich mich um, als Schritte ertönten und erblickte Ragnar. Der König gesellte sich zu mir, beobachtete mich dabei, wie ich das Lamm streichelte. So standen wir da, sprachen kein Wort miteinander und dennoch erfand ich die Stille nicht als unangenehm. Ich vertraute dem Älteren, er würde mir kein Leid antun. Ragnar war bewusst, dass ich anders war, anders als sie. Natürlich war ich genauso wie sie ein Mensch, doch aus einer anderen Zeitspanne. Das Lamm in meinen Armen begann erneut zu zappeln. „ Du möchtest wohl zurück zu deiner Mutter. Dann kehre zurück zu ihr.“, damit ließ ich das kleine Ding hinunter. Sofort rannte das Lamm über den Steg und an Ivar vorbei, der zu uns gekrochen kam. „ Ivar.“, sprach ich und schenkte dem Knochenlosen ein Lächeln. Zu meiner Verwunderung schien Ivar wütend zu sein, doch seine Laune verbesserte sich, nachdem er bei uns angekommen ist. Vater und Sohn sprachen miteinander, während ich die Blicke der Bewohner auf uns spürte. Verwunderlich war es nicht, denn Ragnar war der König. „ Katharina.“, vernahm ich auf einmal meinen Namen und blickte zum Knochenlosen hinab. Mit einer Kopfbewegung signalisierte er mir, das ich ihm folgen sollte. Mit einem Nicken zeigte ich dem Heiden, das ich verstanden hatte und folgte ihm. Es war erstaunlich welche Ausdauer Ivar beim kriechen hatte, aber es verwunderte mich nicht. Nach einige Zeit erreichten wir eine Hütte, die ein wenig außerhalb von Kattegat lag. Ohne zu klopfen, schob der Knochenlose die Tür auf, was ich niemals getan hätte. Mir wurde von meiner Mutter beigebracht Anstand zu haben, auch gegenüber unverschämten Menschen. Ich schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich neben Ivar stellte, der sich auf eine Kiste gehievt hatte. Mit einem Lächeln begrüßte ich Floki und dessen Frau Helga. Ersterer war eindeutig nicht erfreut mich zu sehen, dies erkannte ich an seinen Blick. Helga stattdessen kam auf mich zu, nahm meine Hände in ihre und lächelte mich an. Sie sprach mich an, bevor ihr Blick zu Ivar wanderte, als ich nicht antworte. Ich vernahm meinem Namen und wusste, dass der Knochenlose ihr gerade erklärte, das ich ihre Sprache nicht sprach. Die Ältere bot mir einen Stuhl an, den ich dankbar annahm. Aus Gewohnheit überschlug ich meine Beine und faltete meine Hände. Sofort spürte ich ihre Blicke auf mir, denn in ihrer Zeit war sowas ungewöhnlich. Nur für einen kurzen Moment hatten sie meine Aufmerksamkeit, da ich mein Taschenmesser aus meiner Hosentasche holte und ein kleines Holzstück nahm, welches neben mir auf dem Tisch lag. Ohne groß zu überlegen begann ich eine Rabenfigur zu schnitzen. Aus Langeweile hatte ich vor Jahren mit dem Schnitzen angefangen. Mittlerweile konnte ich es recht gut, nur bei größeren Figuren hatte ich meine Probleme. Der Schiffbauer und Ivar besaßen eine starke Freundschaft, das hatte ich schnell herausgefunden. Leise vor mich her summend schnitzte ich die Rabenfigur, als diese mir aus der Hand genommen wird. Als ich aufblicke erkannte ich den Schiffbauer, der die Figur begutachtete, bevor er sie Ivar in die Hand drückte. Nachdem ich das Messer zurück in meine Hosentasche gesteckt hatte, erhob ich mich. Kurz richtete ich meine Kleidung, bevor ich mich wieder neben dem Knochenlosen stellte. Dieser blickte zu mir hinauf, hielt dabei meine Rabenfigur weiterhin fest. Plötzlich fing Floki an zu lachen, was mich verwunderte. Stimmte etwas nicht?
Tage verstrichen und langsam begann ich mich an mein neues Leben zu gewöhnen. Nur an eins wollte ich mich nicht gewöhnen, nämlich bedient zu werden. Ich war alt genug und besaß zwei gesunde Beine, doch nicht einmal selbst mir konnte ich mir Wasser, da ich Met ablehnte, einschenken. Dass ich dies nicht mochte zeigte ich deutlich, dennoch musste ich mich fügen. Hvitserk lachte jedes Mal, wenn er meinen Gesichtsausdruck sah, nachdem ich bedient wurde. Ich hatte das Glück, das Ivars Brüder mich in Ruhe ließen. Nicht selten spürte ich ihre Blicke auf mir, welche ich versuchte zu ignorieren. Den Grund weshalb sie es taten hatte ich zügig herausgefunden, es lag an ihren jüngsten Bruder. Die meiste Zeit verbrachte ich an der Seite des Knochenlosen, da ich diesem am meisten vertraute. Auch das wir uns ein Schlafgemach teilten war äußert ungewöhnlich, denn dieses Recht hätte nur seine Geliebte. So wie ich mitbekommen hatte, mieden die meisten Frauen Ivar, was ich wiederum nicht verstand. Wahrscheinlich war er in ihren Augen der Krüppelsohn des Königs. Ich wurde ebenfalls gemieden, wie ich schnell herausgefunden hatte. Die Leute zeigten auf mich, beobachten mich mich kritischen Blick und gingen mir aus dem Weg. Stören tat es mir nicht, denn ich habe bereits früher andere Menschen gemieden. Selbst in meiner Zeit war ich anders gewesen, als andere. Eine Tatsache, die wohl für immer so bleiben würde.
Wir saßen am Tisch und aßen zu Abend, als ein Mäh ertönte. Sogleich sahen wir alle zum Ende des Tisches, wo Ragnar mit einem Lamm auf dem Arm hineinkam. Ich erkannte das Kleine sofort, erhob mich und nahm es dem Älteren ab. „ Wo hast du dich denn dieses Mal herumgetrieben?“, fragte ich das kleine Ding, welches seinen Kopf an mir rieb. Wie es sich freut mich zu sehen. Während ich das Lamm streichelte, drehte ich mich zu den Anderen um. Sie beobachteten mich dabei, weshalb ich meinen Kopf leicht schief legte. Was war so besonders daran, das ich ein Lamm streichelte? Ein erneutes Mäh ertönte und ich beschloss das Kleine zurück zu seiner Mutter zu bringen. Ich verließ das Langhaus und begab mich zu einem der Ställe, wo sich die Schafe befanden. Dort ließ ich das kleine Ding hinunter, bevor ich mich auf eine Stelle mich sauberen Heu setzte. Sekunden später kamen einige Schafe auf mich zu, die ich anfing zu streicheln. Ich mochte Tiere schon immer, da sie, im Gegensatz zu Menschen, einen nicht verraten konnten. Tieren blieben einem Treu, wenn man sie gut behandelte. „ Ihr seid aber alle sehr verschmust, dafür das ihr Schafe seid.“, meinte ich lachend, als ich ein Geräusch vernahm. Einen Augenblick später kam Ivar in den Stall gekrochen. Sogleich spürte ich, das er wütend war, was er oft war, seitdem wir Kattegat erreicht hatten. Woran das wohl lag? Fragend sah ich den Nordmann an, welcher anfing mich anzuschreien, sodass die Tiere das Weite suchten. Mich stattdessen erstaunte es, da er bislang sowas nicht getan hatte. Ich wartete bis er fertig ist, bevor ich zu ihm lief und in die Hocke ging. „ Ivar, selbst wenn du mich anschreist verstehe ich kein einziges Wort von dem, was du sagst. Ich spreche eurer Sprache nicht. Ich weiß nicht, warum du wütend auf mich bist, aber mich anzuschreien kann keine Lösung sein.“, sprach ich mit fester Stimme und blickte dem Anderen dabei in die Augen. Bevor er reagieren konnte, lehnte ich mich nach vorne und küsste ihn auf die Stirn. Kurz schenkte ich dem Knochenlosen noch ein Lächeln, bevor ich mich erhob und beschloss schlafen zu gehen.
Der nächste Morgen kam schnell und als ich mich an den Frühstückstisch setzte, spürte ich sowas, das etwas nicht stimmte. Ragnas Söhne sahen in meine Richtung, auch als ihre Mutter sich an den Tisch setzte. Aslaug sprach etwas, sodass die Blicke auf mir verschwanden. Erleichtert darüber atmete ich aus, verspannte mich Sekunden später, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte. Ich blickte zu der Person und erkannte Ragnar. Der Ältere ließ seine Hand weiterhin auf meine Schulter, während er mit seinen Söhnen sprach. Deutlich spürte ich den hasserfüllten Blick der Königin auf mir und wünschte mir ganz woanders zu sein. Es war kein Geheimnis das Aslaug mich nicht ausstehen konnte, ich konnte es in ihren Augen sehen. Wahrscheinlich hasste sie mich sogar mehr als Lagertha, wenn das überhaupt möglich war. Die Hand des Königs verschwand, als Ubbe, Hvitserk und Sigurd sich erheben. Ich tat ihnen gleich, erhob mich und wartete darauf das Ubbe Ivar huckepack nahm. Zu Sechst machten wir uns auf den Weg in einen der umliegenden Wälder, die sich in der Umgebung befanden. Zu meinem Erstaunen befand sich dort ein Trainingsplatz, sowie auch Waffen. Ich erkannte Schwerter, Äxte und Bögen. Ivar wurde auf einen Baumstamm abgesetzt, der sich in der Mitte befand. Damit sie mich aus versehen trafen, stellte ich mich am Rande des Platzes und sah ihnen zu. Hvitserk kämpfte gegen Sigurd, während Ubbe mit Ivar Bogenschießen übt. Ragnar stellte sich neben mich, sah seinen Söhnen ebenfalls zu. Zeit verging, als ich im Augenwinkel wahrnahm, wie der König nach Pfeil und Bogen griff. Beides bekam ich in die Hände gedrückt, weshalb ich den Älteren fragend ansah. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinen Rücken und keinen Augenblick später wurde ich zu Ivar geschoben. Der Knochenlose hielt in seiner Bewegung inne, nachdem ich neben ihm zum Stehen gekommen war. Ragnar zeigt nach vorne, genauer gesagt auf eine Zielscheibe. Ich verstand sofort, weshalb ich einen Pfeil nahm und den Bogen spannte. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich die Mitte anzielte und schoss. Perplex starrte ich den Pfeil, der genau die Mitte getroffen hatte. Es folgten zwei weitere Pfeile, die ebenfalls die Mitte trafen. Voller freute, sah ich zu Ivar, der mich aus geweiteten Augen ansah. Mein Blick wanderte zu Ubbe, als dieser mir eine Axt hinhielt. Ich legte den Boden und die restlichen Pfeile auf den Boden ab, bevor ich die Waffe annahm. Die Axt war schwerer als gedacht und wie erwartet traf ich nicht einmal die Zielscheibe. Trotzdem freute ich mich, dass ich sie überhaupt werfen konnte. Sigurd sagte etwas und keinen Augenblick später wurde Ivar wütend, die Brüder stritten sich. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Hvitserk kam auf mich zu, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir liefen zurück nach Kattegat und die Hand des Heiden ließ meine los. Stattdessen legte er sie mir in den Rücken und ich spürte wie sie immer weiter nach unten wanderte. Empört sah ich ihn an, bevor ich auf seine Hand schlug, die er mit einem Grinsen im Gesicht zurückzog. Interessant, Hvitserk sah mich als Beute an. Aber an mir würde er seine Zähne ausbeißen, nie würde ich ihn an mich heranlassen. Eine Stimme ertönte hinter uns, sodass wir uns umdrehten. Niemand anders als Aslaug stand einige Meter von uns entfernt. Sie sprach zu ihrem Sohn, der Abstand von mir nahm. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, als Dienerinnen auf mich zukamen. Diese führten mich zurück ins Langhaus, wo sie anfingen meine Haare zu flechten. Auch wurde ich gezwungen mich auszuziehen, was mir unangenehm war. Die Frauen starrten mich an, weshalb ich mir ein Fell nahm und für meinen Körper hielt. Zwar hatte ich noch meine Unterwäsche an, aber ihr starren ließ mich erröten. Zu meinem Glück schien sich eine zusammen zu reißen und half mir ein Kleid anzuziehen. Es unterschied sich deutlich von ihren Kleidern, sodass ich die Vermutung hatte, das Ragnar seine Finger im Spiel hatte. Die Dienerinnen verschwanden und ich beschloss mich in mein und Ivars Schlafgemach zurückzuziehen. So wollte ich keinen unter die Augen treten.
Vorwort:
Ich möchte diese Storys einmal aus Ivars Sicht und aus der einer anderen Person noch schreiben. Hättet ihr Interesse sowas zu lesen?
LG
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Vorsichtig zündete ich die Kerzen an, die mir von einer Dienerin gebracht wurden und verteilte sie im Zimmer, welches ich seit dem Morgen nicht mehr verlassen hatte. Auch nach Stunden hatte ich mich nicht an mein neues Gewand gewöhnt, rückte es immer wieder zurecht. An der Brust war es zu eng und an der Taille zu weit. Mit einem Seufzen begab ich mich zum Bett, ließ mich dort am Rand nieder. Das Kerzenlicht bewirkte eine romantische Stimmung im Zimmer und ließ mein Gewand noch edler wirken. Mit einem Knarzen öffnete sich die Türe und Ivar kroch hinein. Ich blieb weiterhin auf dem Bett sitzen, als sein Blick auf mir fiel. Der Heide öffnete den Mund, sah mich aus großen Augen an und bewegte sich keinen Meter mehr. Ich lächelte verlegen und spürte wie meine Wangen warm wurden. „ Katharina.“, hauchte der Knochenlosen meinen Namen, bevor er seinen Blick von mir abwand. Ivar kroch zurück zur Türe, schloss diese und kam erneute auf mich zu. Er hievte sich aufs Bett, bevor mir signalisierte, dass ich mich erheben sollte. Ich tat dies, stand somit vor dem Heiden, welcher mich musterte. Zügig richtete ich das Kleid in der Hoffnung, das Ivar nicht bemerkt hatte, das es mir obenrum zu klein war. Nervös fing ich an mit ein paar losen Haarsträhnen zu spielen, die mir im Gesicht hingen. Der Knochenlose starrte mich nur an, sodass Stille im Raum herrschte. Minuten verstrichen, bis ich den Mut fand und mich direkt vor Ivar stellte. „ Ivar.“, sprach ich seinen Namen aus, spürte keinen Augenblick später seine Hände auf meiner Taille. Sekunden später wurde ich wieder losgelassen und sah wie Ivar sich mit dem Oberkörper nach hinten fallen ließ. Perplex sah ich ihn an, bevor ich den Kopf schüttelte und beschloss mich für die Nacht umzuziehen. Dafür begab ich mich in eine Ecke des Raumes, die weniger beleuchtet war. Deutlich würde ich den Blick des Heiden auf mir, als das Gewand von meinem Körper glitt. Ich griff nach einem schwarzen Nachthemd, welches mir zu groß war. Danach drehte ich mich zu Ivar um, stellte erstaunt fest, das dieser bereits unter den Fellen lag. Schnell pustete ich die Hälfte der Kerzen aus, bevor ich mich zum Knochenlosen legte. Es dauerte nicht lange, bis wir beide einschliefen.
„ Katharina.“, hörte ich eine tiefe Stimme meinen Namen flüstern. Verschlafen richtete ich mich auf, doch außer Dunkelheit erkannte ich nichts. Für einem Moment nahm ich an, ich hätte mich getäuscht, als ich erneut meinen Namen vernahm. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett, um Ivar nicht aufzuwecken. Auf Zehenspitzen schlich ich mich hinaus ins Freie, spürte wie meine Füße den kalten Erdboden berührten. „ Katharina.“, ertönte die Stimme, sodass ich mich umsah, doch außer ein paar Wachen konnte ich niemanden entdecken. Plötzlich erkannte ich im Augenwinkel einen Schatten und blickte Sekunden später in ein rotes Augenpaar. Mir stockte der Atem, als ich erkannte, zu wem sie gehörten. Ein pechschwarzer Wolf stand einige Meter von mir entfernt und starrte mich an. Ich wusste nicht warum, aber als der Wolf sich in Bewegung setzte, folgte ich ihm. Weder die Wachen noch jemand anderes nahm mich wahr, als ich durch Dorf schritt, bevor ich dieses verließ. Der Wolf führte mich zu einem Waldstück, welches an Kattegat grenzte. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich mühelos dem Wesen folgen konnte. Wir erreichten eine Lichtung, die durch das Licht des Mondes mystisch wirkte. „ Warte!“, rief ich und streckte meine Hand aus, als der Wolf im Unterholz verschwand. Ein Schrei verließ meine Kehle, als etwas über meinen Kopf hinweg flog. Ruckartig drehte ich mich um, wollte aus dem Wald flüchten, als ich eine Gestalt erblickte. Langsam trat sie ins Mondlicht und stellte sich als Mann heraus. „ Wer sind sie?“, fragte ich ängstlich und bereute es dem Wolf gefolgt zu sein. „ Katharina.“ „ Woher kennen sie meinen Namen?!“, schrie ich ihn an und trat zurück. Meine Augen weiteten sich, als zwei Raben erschienen und auf den Schultern des Mannes Platz nahmen. Ich schluckte, spürte wie mein Herzschlag sich beschleunigte, als ich den Fremden erkannte. „ Odin.“, hauchte ich, schritt abermals vor Ehrfurcht zurück. Das Erscheinungsbild des Mannes veränderte und die wahre Gestalt vom Einäugigen stand vor mir. War ich seinetwegen in diese Zeit gelandet? Die Raben krächzten, erhoben in die Luft und flogen über meinen Kopf hinweg. Ich sah ihnen nach und als ich mein Blick wieder nach vorne richtete, war Odin verschwunden. Mit einem Zischen fasste ich mir an dem Kopf, als ich starke Kopfschmerzen bekam. Bevor alles um mich herum schwarz wurde, spürte ich wie auf den Waldboden aufkam.
Verwirrt richtete ich mich auf, stellte dabei fest, das ich im Bett lag. Hatte ich alles nur geträumt? Mein Blick wanderte zur linken Bettseite, die leer war. Ivar musste bereits aufgestanden zu sein. Ich schlug das Fell zur Seite, bevor ich mich erhob und zum Fenster schritt. Die Sonne schien und ich vernahm die Stimmen der Händler, die auf dem Markt ihrer Waren verkauften. Wie lange hatte ich geschlafen? Es schien Mittag zu sein, dabei war ich eine Frühaufsteherin. Ich beschloss dem auf dem Grund zu gehen, zog das Kleid vom Vortag an und verließ den Raum. Mir kam eine Dienerin entgegen, die ruckartig stehen blieb, nachdem sie mich erblickt hatte. Sie sprach etwas, bevor sie kehrt, machte und regelrecht davon rannte. Sogleich folgte ich der jungen Frau, wollte wissen, warum sie so reagiert hatte. Ihr Ziel war Aslaug gewesen, welche sich mit ihren Söhnen unterhielt. Perplex blieb ich stehen, sah wie die Dienerin mit der Königin sprach, die daraufhin in meine Richtung blickte. Deutlich spürte ich nicht nur ihr Blick, sondern auch denen von ihren Söhnen. Ich verstand nicht was los war und das sah man mir scheinbar auch an, denn Aslaug trat auf mich zu. Wie so oft durchbohrte ihr Blick mich regelrecht, sodass ich es bereute nicht im Zimmer geblieben zu sein. Dort hätte ich weiterhin meine Ruhe gehabt. Die Königin sprach zu Ubbe, welcher daraufhin ebenfalls auf mich zukam. Er legte eine Hand auf meinen Rücken, schob mich mit sanftem Druck nach vorne. Fragend blickte ich den Heiden an, der mir kurz ein Lächeln schenkte, bevor er mich ganz auf dem Langhaus schob. Für einen Moment blickte ich nach hinten, sah das seine Brüder uns folgten. Wir liefen quer durch Kattegat, bis wir eine Hütte erreichten, die leicht heruntergekommen war. Augenblicklich zuckte ich zusammen, nachdem ich hineingeschoben wurde. Eine einzelne Person saß an einen Tisch und ich hatte sofort erkannte, das es sich dabei um einen Seher handelte. Alleine die verschiedenen Knochenstücke auf dem Tisch hatten ihn verraten. Der Seher winkte mich zu sich und erst nach kurzen zögern, stellte ich mich vor ihm hin. Ich verstand nicht, was das ganze sollte, zudem vertraute ich Seher nicht wirklich. Nicht nachdem was der letzte zu mir gesagt hatte. Der Mann packte plötzlich meine Hand und leckte die Handinnenfläche ab. Angeekelt verzog ich mein Gesicht und versuchte nicht zu würgen. Ich wollte nicht wissen, wo die Zunge des Sehers schon überall gewesen war, lieber würde ich mir meine Hand abhacken. Der Seher sprach zu mir, doch wie bei den Anderen verstand ich kein Wort. Stattdessen spürte ich die Blicke der Brüder, sie sich regelrecht in meinen Rücken bohrten. Ich drehte mich zu ihnen um, erkannte das sie mich wie das achte Weltwunder anstarrten. Was hatte der Seher gesprochen, weshalb sie so reagierten? Mir wurde das alles zu blöd, weshalb ich Hvitserk mit meiner unbeschmutzten Hand zur Seite schob und die Hütte verließ. Zügig suchte ich das Langhaus auf, da ich meine Hände mit Met reinigen wollte, dafür was der Alkohol zumindest gut. Diesen fand ich auch recht schnell, sodass ich meine Hände sauber waschen konnte. „ Katharina!“, hörte ich Ivar meinen Namen rufen, gerade als ich mich auf Weg ins Zimmer machen wollte. Sekunden später erblickte ich den Knochenlosen, der sich auf einen der Stühle hievte, die im Langhaus verteilt standen. Ivar winkte mich zu sich und für einen Moment überlegte ich, ob ich nicht einfach ins Zimmer gehen wollte. Der Heide nahm mein Zögern nicht gut auf, denn sein Gesicht verfinsterte sich. Ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen, nahm meine Brille ab und fuhr mir durchs Gesicht. Für sowas hatte ich gerade keinen Nerv, da die Kopfschmerzen zurückgekehrt waren. Ivar schien zu bemerken, das ich Schmerzen hatte, denn er rief erneut meinen Namen.
Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, weshalb ich beschloss einen Ort aufzusuchen, wo ich meine Ruhe hätte. „ Katharina!“, hörte ich Ivar rufen, als ich das Langhaus verließ. Mein Weg führte mich zum Stall, der außer ein paar Schafen leer war. Diese beachten mich nicht, sondern aßen weiter ihr Futter. Ich nahm etwas von dem frischen Heu, verteilte dies auf den Boden und legte mich hin, bevor ich meine Augen schloss. Lange hatte ich nicht mehr solch eine Ruhe in mir gehabt, wie in diesem Moment. Langsam verschwanden die Kopfschmerzen, stattdessen wurde ich schläfrig. Bevor ich in einen festen Schlaf abdriften konnte, vernahm ich, wie die Stalltür geöffnet wurde. Auch ohne meine Augen zu öffnen, wusste ich, wer da hineinkam, da keine Schritte ertönt waren. „ Katharina.“, vernahm ich die Stimme des Knochenlosen, doch antwortete nicht. Stattdessen ließ ich meine Augen weiterhin geschlossen und blieb ruhig liegen. Ich zuckte nicht einmal zusammen, als ich spürte, das er mir einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Ob noch jemand außer mir wusste, das Ivar eine sanfte Seite besaß? Das Heu unter mir bewegte sich leicht, sodass ich annahm, das der Knochenlose sich neben mich gelegt hatte. Stille kehrte ein, da selbst die Schafe aufgehört hatten Geräusche von sich zugeben. Einige Minuten verstrichen, als Schritte ertönten. Leicht richtete ich mich auf, als die Stalltür aufgerissen wurde und erblickte Hvitserk. Dieser Grinste mich an, sprach zu seinem Bruder und ließ sich neben mich ins Heu fallen. Erneut wurde das Tor geöffnet und zu meiner Verwunderung gesellten sich die Ubbe und Sigurd sich zu uns. So lagen wir zu fünft da und starrten die Decke an. Die Brüder unterhielten sich, wobei öfters mein Name fiel und erneut wünschte ich mir, ihrer Sprache zu verstehen. Plötzlich ertönte ein Mäh und ich spürte ein leichtes Gewicht auf mir. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als ich das Lamm erkannte, welches mir öfters folgte. Ich erhob meine Hand und strich dem kleinen Ding durch das Fell. Mir war bewusst, dass ich dabei beobachtet wurde, doch es war mir egal. Fest schlug ich Hvitserk auf die Hand, als dieser das Lamm von mir hinunter heben wollte. Ich richtete mich auf, knuddelte das kleine Ding durch. Ein Mäh ertönte, als ich dem Kleinen auf den Kopf küsste. Es war so niedlich, dennoch wusste ich, dass ich es nicht behalten konnte. „ Du bist so süß.“, sprach ich zum Lamm, welches sich an mich drückte. Ich hielt inne, als ein unbekannter Mann in den Stall kam. Der Unbekannte sprach zu den Brüdern, die sich daraufhin erhoben und mich alleine ließen. Verwirrt darüber erhob ich mich ebenfalls, während ich das Lamm weiterhin festhielt. „ Was denkst du, warum sie gegangen sind?“, stellte ich dem kleinen Ding die Frage, knuddelte es nochmals, bevor ich es hinunter ließ. Zügig entfernte ich das Heu von meinem Kleid und richtete es. Danach verließ ich den Tierstall und wanderte durch Kattegat. Mein Weg führte mich zum Markt, wo sich die meisten Bewohner aufhielten. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie ein junges Mädchen Schwierigkeiten mit dem Aufheben einer Kiste hatte, weshalb ich beschloss ihr zu helfen. Das Mädchen schritte ängstlich zurück, als ich auf sie zukam. Ich schenkte ihr ein Lächeln, bevor ich die Kiste hochhob und sie auf den Karren abstellte. Als danke, dass ich ihr geholfen hatte, schenkte mir das Mädchen einen Apfel. Diese kleine Geste brachte mich zum Lächeln, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Leicht süßlich schmeckte die Frucht, als ich von dieser abbiss. Während ich dem Apfel aß, sah ich mich genauer in Kattegat um. Ich konnte mir nicht vorstellen für immer dort zu leben, diese Menschen hatten andere Ansichten wie ich. Früher oder später würden sie dadurch meine Feinde werden. Meine Gedanken wanderten zur Königin, die alle Christen unter der Erde sehen wollte. Niemand, vor allem Aslaug durfte erfahren, das ich getauft war. Niemals dürfte ich ein Kreuz an meinen Körper tragen, es würde mein Tod bedeuten. Zum Glück hatte ich nicht meine Kreuz-Ohrringe an den Tag getragen, als ich in diese Zeit gekommen war. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als mir Bilder in den Kopf kamen, wie ich starb. Um auf andere Gedanken zu kommen, lief ich zum Hafen, wo neue Händler ankamen. Mein Blick wanderte zu einem Händler, der neue Sklaven brachte. Es würde noch circa tausend Jahre dauern, bis die Sklaverei abgeschafft werden würde. Ein weiterer Grund, warum ich nicht in Kattegat bleiben wollte, dort war sowas normal, aber das war es nicht. Sklaverei war grausam, niemand sollte Gegenstand behandelt werden.
Die nächsten Stunden verbrachte ich am Hafen, beobachtete die Menschen bei ihrer Arbeit und dachte nach, ob ich eines Tages auch als Sklavin enden würde. Ich wartete bis die meisten Bewohner sich in ihren Hütten zurückgezogen haben, bevor ich einen der Stege entlang lief. Mein Blick war aufs Wasser gerichtet, auch als bemerkte das jemand auf mich zukam. Im Augenwinkel erkannte ich, das es sich bei Person um Ivar handelte. Wahrscheinlich hatte der Heide mich gesucht, nachdem er mich nicht in unseren Raum gefunden hatte. „ Mir ist durchaus bewusst, das du kein Wort verstehst, was ich sage. Dennoch habe ich das Bedürfnis mit jemanden zu reden und dieser jemand bist du. Weißt du, ich frage ständig, warum du mich damals nicht umgebracht hast. Liegt es daran, das ich dir das Leben gerettet habe oder gibt es einen anderen Grund? Wahrscheinlich wirst du mir dies niemals beantworten, auch wenn ich eure Sprache sprechen würde. Verstehen kann ich dies jedenfalls, jeder hat Geheimnisse. Auch frage ich mich, warum ich nicht zur Sklavin wurde. Ich weiß, dass deine Mutter mich hasst und sie mich am liebsten verkaufen würde. Alleine ihr Blick verriet dies. Sie mag es nicht, das ich in deiner Nähe bin. Ich bin ehrlich, am liebsten würde ich Kattegat verlassen. Nun, ich denke ich habe genügend geredet, wir sollten ins Bett.“, sprach ich, drehte mich um und verließ den Steg. Das Glück stand auf meine Seite, denn ich begegnete niemandem auf den Weg zu meinen und Ivars Raum. Dort angekommen begann ich mich umzuziehen, doch ich hielt dabei inne, als ich eine Schüssel mit Meeresfrüchten bemerkte. Nun erklärte es sich, warum der Knochenlose mich gesucht hatte. Zügig zog ich mich weiter um, setzte mich danach auf Bett und begutachte die Meeresfrüchte. „ Ivar.“, sprach ich dessen Namen aus, als der Heide hineinkam und sich neben mich setzte. Ich hielt Ivar eins der Meeresfrüchte entgegen, woraufhin dieser seinen Mund öffnete. Sofort verstand ich was er wollte und legte es ihm in den Mund, danach begann ich den Rest zu essen, wobei der Knochenlosen mir zusah. Genüsslich verspeiste ich ein Meeresgetier nach dem Anderen. Nachdem ich satt war, stellte ich die Schüssel auf den Boden ab und ließ mich nach hinten fallen. Ivar tat mir gleich und ich sah verwundert zu ihm, als er begann zu sprechen. So lagen da, erzählten uns gegenseitig Sachen, obwohl wir kein Wort vom anderen verstanden. Es tat gut einfach zu mit jemanden zu sprechen und zu wissen, das dieser einem vertraute. Ivar und ich verband wirklich eine merkwürdige Freundschaft.
Zitternd stand ich am Steg, sah der Sonne dabei zu, wie sie aufging. Es war noch früh am Morgen, sodass nur wenige Personen sich am Hafen befanden. So langsam schien es, als würden sie mich akzeptieren, denn sie nickten mir als Begrüßung zu. „ Kalt.“, murmelte ich, rieb meine Hände gegeneinander und bereute es kein Fell mitgenommen zu haben. Als ich ein Plätschern vernahm, sah ich zu den Fischern, die die Fangnetze einholten. Ich beschloss ihnen zu helfen, auch wenn ich dafür ins kalte Wasser müsste. Bevor ich ihnen half, rückte ich meine Brille zurecht. Nur dank ihr erkannten mich die Leute, da ich die einzige war und bleiben würde. Würde die Brille zu Bruch gehen, hätte ich ein großes Problem, weshalb ich sie wie mein größter Schatz beschützte. Statt dem Kleid trug ich meine normale Kleidung, in der ich mich wohlfühlte. Die Fische hielten mich nicht auf, als ich ihnen zur Hilfe eilte und die Netze mit ans Land zogen. Auch half ich beim Sortieren der Fische und schmiss zu kleine zurück ins Wasser. Verlegen nahm ich einen Fisch von einem jungen Mann an, der mich anlächelte. Fluchtartig drehte sich der junge Mann um und suchte das weiter, was mich verwirrt. Den Grund warum er dies getan hatte fand ich schnell heraus, denn ich hörte jemanden meinen Namen rufen. Perplex starrte ich Ubbe und Hvitserk an, die auf mich zukamen. Ubbe nahm mir den Fisch ab, gab diesem einen Händler, bevor er mich an der Hand nahm und loslief. Zu dritt begaben wir uns in den Wald, wo sich der Trainingsplatz befand. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, was sie von mir wollten. Ich sollte mit ihnen trainieren.
Ein Zischen entkam mir, als ich die vielen kleinen Wunden mit Wasser säuberte, die ich mir beim Training zugezogen hatte. Ubbe hatte Rücksicht auf mich genommen, sein Bruder dafür nicht. Hvitserk hatte jede Chance genutzt, um mich zu verletzen. Mir war bewusst, das er dies nur getan hatte, um mir klar zu machen, das ihrer Feinde auch keine Rücksicht nehmen würden. „ Au.“, wimmerte ich, als ich eine tiefere Wunde säuberte. Mein ganzer Körper schmerzte, zudem war er mit blauen Flecken übersät. Nur mein Gesicht war verschont geblieben. Erneut fuhr ich mit einem Lappen über die Verletzungen, als Ivar in das Zimmer gekrochen kam. Seine Augen weiteten sich, als er mich erblickte und kroch zügig auf mich. Der Knochenlose sprach etwas und alleine an seiner Stimmlage erkannte ich, das er wütend war. Ich schüttelte den Kopf, signalisierte ihm somit, das es schon in Ordnung ist. Kurz schenkte ich ihm ein Lächeln, bevor ich die Wunden weiter säuberte. Nur am Rande nahm ich wahr, wie der Heide mich wieder alleine ließ, worüber ich nur die Augen verdrehen konnte. Abermals entkam mir ein Zischen, als ich mich erhob, um die Schüssel mit dem rötlichen Wasser wegzubringen. Dazu kam ich nicht, denn zwei Dienerinnen kamen in den Raum. Mir fiel sofort auf, dass sie sich ähneln, weshalb ich annahm, dass sie Schwestern waren. Ich wurde gezwungen mich auf Bett zu sitzen und verstand einen Augenblick später das Ivar sie zu mir geschickt haben musste. Die Frauen begannen meine Wunden erneut zu säubern und zu verbinden, was mir unangenehm war. Am liebsten hätte ich mich aus dem Staub gemacht, als der Knochenlose mit seiner Mutter zurückkehrte. Die Königin sprach zu den Dienerinnen, die Verängstigt schienen. Was ich verstehen konnte, Aslaug konnte einem Angst einjagen. Ich verzog das Gesicht, als eine Kräutersalbe auf die etwas tiefere Verletzung verteilt wurde. Es brannte, aber es war auszuhalten. Besser so, als würde sie sich entzünden. Sowas bedeutet in dieser Zeit den Tod.
Dunkelheit umgab mich, als ich meine Augen öffnete. Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst wurde, dass es Mitten in der Nacht sein musste. Ich spürte die Wärme, die von Ivars Körper ausging und stellte fest, das dieser einen Arm um mich gelegt hatte. In der letzten Zeit geschah es öfters, das er meine körperliche Nähe in der Nacht suchte. Der Knochenlose genoss meine Gesellschaft, wusste er doch, dass ich ihn nicht wie die anderen Frauen als Krüppel ansah. Für mich war er einfach nur Ivar. Bereits öfters habe ich mir die Frage gestellt, als was der Heide mich ansah. Als eine Sklavin oder doch als eine gute Freundin? Eine Antwort darauf, würde ich erst erhalten, wenn ich ihre Sprache gelernt hatte. Doch wie sollte ich diese erlernen, wenn niemand mir dabei half? Ivar und ich verstanden uns auch ohne Wort, sodass, wenn ich etwas Bestimmtes wollte, ihn nur anschauen musste. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich Schritte vernahm. Vorsichtig richtete ich mich ein wenig auf und konzentrierte mich auf das Geräusch. Die Schritte kamen näher, sodass ich nervös wurde. „ Ivar.“, flüsterte ich, während ich diesen an der Schulter rüttelte. Es dauerte kurz, bis der Heide sich regte. Da sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte, erkannte ich wie Ivar sich aufrichtete. Deutlich spürte ich wie sein Körper sich anspannte, nachdem er ebenfalls die Schritte vernommen hatte. Obwohl ich wusste, das es dumm war, stieg ich aus dem Bett, um nachzuschauen, wer da draußen herumschlich. Ganz langsam öffnete ich die Tür und erschrak mich im nächsten Moment. Niemand anderes als Hvitserk stand vor mir, hielt eine Kerze in der Hand und grinste mich an. Wütend schlug ich ihm gegen den Arm, was ihn zu überraschen schien. Mit einem Schnauben drehte ich mich um, ging zurück zum Bett und legte mich zu Ivar. Dieser sprach mit seinem Bruder, schien ebenfalls wütend auf zu sein. Wie kam Hvitserk auch auf die dumme Idee Nachts herumzuwandern und das vor allem vor unserem Schlafgemach? Ich beschloss den Brüdern keine Beachtung mehr zu schenken, schloss meine Augen, kuschelte mich an den Knochenlosen und verfiel kurz darauf in einen traumlosen Schlaf.
Ein Murren entkam mir, als Ivar begann sich aufzurichten. Verschlafen tat ich ihm gleich, rieb meine Augen und nach meiner Brille tastete. Nachdem ich diese aufgesetzt hatte, erhob ich mich. Meine Knochen knacksten, als ich mich streckte und versuchte so die Müdigkeit aus meinem Körper zu vertreiben. Gerade als ich mich umzog, kam Ubbe herein und sprach etwas. Peinlich berührt blickte ich zum Boden, nachdem mein Magen geknurrt hatte. Ubbe lachte auf, schenkte mir kurz ein Lächeln, bevor er wieder zu seinem Bruder sah. Ich beschloss sie alleine zu lassen und stattdessen zu Frühstücken. Leise vor mich her summend suchte ich mir etwas zum Essen, blieb aber ruckartig stehen, nachdem ich Aslaug erblickt hatte. Die Königin hasste mich mit jeden Tag mehr und ich wusste warum, sie wollte Ivar nur ungern teilen. Außer ihr war ich die einzige Frau im Leben des Knochenlosen, die ihn verstand. Leicht verneigte ich mich vor der Älteren, bevor ich schnell an ihr vorbeihuschte. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich unwohl. Mir war der Appetit vergangen, weshalb ich beschloss nach den Schafen zu sehen. Es war angenehm frisch, als ich das Langhaus verließ und beobachtete für einen Moment die Bewohner. Plötzlich spürte ich etwas an meinem Bein und blickte hinab. „ Wo kommst du denn hier?“, stellte ich dem Lamm die Frage. Ich hob es hoch, stellte dabei fest, dass es gewachsen war. Bald könnte ich es nicht mehr so einfach hochheben, darüber war ich mir bewusst. „ Dann bringen wir doch mal zurück, nicht das du bereits vermisst wirst.“, damit machte ich mich auf den Weg zum Stall. Dort angekommen ließ ich das Lamm hinunter, bevor ich begann neues Heu zu verteilen. Hielt aber damit inne, da ich mich beobachtet fühlte. Suchend sah ich mich um und entdeckte Ragnar. Der Ältere lehnte gegen einen Pfosten, hatte die Arme verschränkt und durchbohrte mich regelrecht mit seinem Blick. Leicht legte ich meinen Kopf schief, sah den König fragend an. Als dieser nichts von sich gab, machte ich mit meiner Beschäftigung weiter. Angst verspürte ich keine, wusste ich doch, das Ragnar mir niemals etwas antun würde. Ich vertraute ihm, so wie seinen Sohn vertraute. Auch als sich der Ältere in Bewegung setzte, blieb ich ruhig. Ragnar blieb direkt vor mir stehen, streckte seine Hand aus und griff nach meiner Kette. Schon einmal hatte er sie begutachtet, genauso wie damals würde er sie mir nicht vom Hals reißen. Ihm war bewusst, das sie mir wichtig war. Der König ließ meine Kette sinken, hob stattdessen das Lamm hoch und streichelte es. Mein Blick wanderte hinaus, nachdem ich Ivars Stimme vernommen hatte. Kurz schenkte ich dem Älteren ein Lächeln, bevor ich den Stall verließ. Auf mein Gehör war verlass, denn nur wenige Meter entfernt von mir, erkannte ich Floki und Ivar. Der Knochenlose saß auf einen Baumstumpf und blickte zu mir, als ich zu ihnen lief. Mit einem Nicken begrüßte ich den Schiffbauer, der über mein Erscheinen nicht erfreut war. Wahrscheinlich hatte er dieselbe Meinung über mich, wie Aslaug. Dass ich eine Christin sei und somit den Tod verdiente. Ich blickte zu Ivar hinab, als diese mir Trockenfleisch hinhielt. Mit einem Lächeln bedankte ich mich bei ihm, nahm das Fleisch entgegen und begann auf diesem herumzukauen. Satt würde ich davon nicht werden, aber es würde meinen Hunger vor einige Stunden stillen. Obwohl ich eine weile, mich in Kattegat befand, hatte ich mich nicht eins Essen gewöhnt. Ich vermisste es Speisen wie Pizza oder Nudeln zu essen. Floki sprach zum Knochenlosen, sodass dieser zu mir hinauf sah. Sekunden später ertönte das Lachen des Schiffbauers. Perplex stand ich da und stellte mir die Frage, was das eben gewesen war. Wie ich erkennen konnte, starrte Ivar stur nach vorne, mied mich anzusehen. Ich zuckte mit den Schultern, bevor ich weiter aß.
Bereits als ich erwachte, spürte ich, das etwas nicht stimmte. Die letzten Tage waren ohne Vorkommnisse vergangen, was ungewohnt für mich war. Mir war bewusst, das Ragnar dafür gesorgt hatte. Ihm war nicht entgangen, das seine Frau mich verachtete. Leicht schüttelte ich den Kopf, richtete mich auf und nahm mir vor, weniger über das Thema Ragar und Aslaug zu denken. Es tat mir nicht gut. Verwundert stellte ich fest, dass die Bettseite neben mir leer war. Ivar musste schon eine Weile fort sein, denn das Fell neben mir war kalt. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, etwas war geschehen. Zügig stand ich auf, zog mich um und lief umher. Nach kurzer Suche fand ich Ivar, Ubbe und Hvitserk, die stumm am Tisch saßen und frühstückten. Sigurd fehlte, genauso wie die Königin. „ Ivar.“, sprach ich, bekam so dessen Aufmerksamkeit. Ich zeigte auf Sigurds leeren Platz, um ihm zu verstehen zu geben, das ich mich fragte, wo sein Bruder sei. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Ubbe sich erhob und auf mich zukam. Er nickte mir zu und ich verstand sofort, dass ich ihm folgen sollte, was ich auch tat. Der Heide führte mich zu einem anderen Raum, wo ich Aslaug und Sigurd erblickte. Letztere lag im Bett und hatte die Augen geschlossen. Sofort erkannte ich, dass es nicht gut für ihn aussah, denn er war ziemlich blass und hatte Fieber. Sein Körper versuchte sich dagegen zu wehren. Nun verstand ich auch, warum die Stimmung so bedrückt war. In dieser Zeit konnte selbst ein einfaches Fieber den Tod bedeuten. Ich beschloss die Königin mit ihrem Sohn alleine zu lassen und kehrte zurück zur Tafel. Wie gewohnt setzte ich mich neben den Knochenlosen, doch rührte das Essen vor mir nicht an. Auch wenn ich Sigurd eher gemieden hatte und somit ihn kaum kannte, war ich um ihn besorgt.
Mein Blick wanderte zu Ivar, welcher ruhig neben mir lag und schlief. Seit Stunden lag ich wach im Bett und fragte mich, ob Sigurd noch lebte. Es fühlte sich merkwürdig an zu wissen, das jemand, der nur wenige Meter entfernt in einem Zimmer lag, jeden Moment sterben könnte. „ Verdammt.“, murmelte ich, stieg vorsichtig aus dem Bett und öffnete so leise wie möglich meinen Rucksack und nahm Schmerztabletten heraus. Ich drückte einer der Tabletten aus der Verpackung heraus, bevor ich eine der Kerzen nahm und den Raum verließ. Auf Zehenspitzen schlich ich mich zu Sigurd, wo ich verwundert feststellte, das Aslaug nicht bei ihrem Sohn war. Hatte sie ihn schon aufgegeben? Wenn dies so wäre, wäre sie keine gute Mutter. „ Dann wollen wir dir mal helfen.“, flüsterte ich, bevor ich weitere Kerzen im Raum anzündete. Der Heide wirkte im Kerzenlicht noch blasse, was mich beunruhigte. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich danach auf wesentliche. Zu meinem Glück fand ich einen Krug mit frischen Wasser, welcher in einer der Ecken stand. Die Wikinger hatten es nicht so mit der Ordnung, wie ich festgestellt hatte. Sie legten meistens Dinge nicht an den Platz zurück, wo sie eigentlich hingehörten. Kopfschüttelnd hob ich den Krug auf, begab mich damit zum Kranken. „ Sigurd.“, flüsterte ich, in der Hoffnung dieser würde erwachen. Langsam öffnete der Andere die Augen, doch ich konnte sofort erkennen, dass er mich nicht wirklich wahrnahm. „ Ich werde dir jetzt etwas in den Mund legen. Du musst es schlucken. Keine Angst, dir wird nichts geschehen.“, erklärte ich ihm, obwohl mir bewusst war, dass er mich nicht verstand. Langsam drückte ich ihm die Tablette gegen die Lippen, sodass er sie in den Mund nahm. Danach hielt ich ihm den Krug entgegen, stützte seinen Kopf ein wenig und sah erleichtert zu, wie er das Wasser trank. Der Nordmann ließ sich zurückfallen und schloss seine Augen wieder. Vorsichtig strich ich ihm die nassen Strähnen aus dem Gesicht, bevor ich schloss ihm Wadenwickel zu machen, um das Fieber weiter zu sinken. Das Glück stand erneut auf meine Seite, denn ich fand zügig alles dafür. Ich schlug die Felle zur Seite, tunkte Tücher ins Wasser und verteilte diese auf der den Waden. Nachdem ich dies getan hatte, deckte ich den Heiden wieder zu und setzte mich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Es würde eine lange Nacht werden.
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Nachwort:
Hättet ihr an Katharinas Stelle Sigurd auch geholfen?
Bin gespannt auf eure Antworten ^^
Es war eine lange und anstrengende Nacht gewesen, sodass jede einzelne Faser in meinen Körper sich noch Ruhe sehnte. Nur zu gern hätte ich zurück ins Bett gelegt und den Schlaf nachgeholt, der mir fehlte. Mein Blick fiel auf Sigurd, welcher noch schlief. Es würde noch eine Weile dauern, bis er erwachen würde. Das Fieber war gesunken, trotzdem war der Heide noch lange nicht über den Berg. Er müsste sich die nächsten Tage schonen und sollte im Bett liegen bleiben. Mein Rücken schmerzte als ich mich erhob, weshalb ich mir diesen rieb. Stunden lang auf einen Holzstuhl zu sitzen war nicht zum Empfehlen. Abermals strich ich Sigurd Strähnen aus dem Gesicht, bevor ich beschloss ihm einen Tee zu machen. Im Langhaus müssten sich irgendwo getrocknete Kräuter oder Früchte befinden. Leise begab ich mich aus dem Raum und wünschte mit einem Nicken einer Dienerin einen guten Morgen, als diese mir entgegenkam. Nach einer kurzen Suche fand ich die Küche, die auch die Speisekammer war. Die Dienerinnen verneigten sich leicht, nachdem sie mich bemerkt haben, was mir wiederum unangenehm war. Ich wollte nicht als etwas Besonderes behandelt werden, weshalb ich mir vornahm ihr Verhalten zu ignorieren. Stattdessen suchte ich nach dem, wofür ich hierhergekommen war. Lange dauerte es nicht, bis ich einige getrocknete Beeren fand, die verwenden konnte. Diese ließ ich in einen Becher fallen, bevor ich heißes Wasser hineingoss. Mit dem Tee in den Händen begab ich mich zu Sigurd zurück, welcher mittlerweile erwacht war. Der Nordmann hatte sich leicht aufgesetzte, blickte zuerst mich und dann den Becher an, den ich hielt. Ich schenkte ihm ein Lächeln, war erleichtert, dass es ihm besser ging und stellte mich neben das Bett. Gerade als ich ihm den Tee reichen wollte, erschien die Königin. Reflexartig trat ich zur Seite, als Aslaug zu ihrem Sohn eilt. Deutlich konnte ich Verwunderung in ihren Augen ablesen, sie hatte nicht damit das Sigurd die Nacht überleben würde. Schlagartig wurde mir bewusst, das die Ältere darauf gehofft hatte, das ihr Sohn starb. Mutter und Sohn hatten kein gutes Verhältnis zueinander, was ich nur bedauern konnte. Ich selbst kam nicht drumherum an meiner Mutter zu denken, die immer liebevoll zu mir gewesen war, selbst wenn ich etwas angestellt hatte. Nie hatte sie mich verurteilt, sondern bei allem unterstützt, was ich getan hatte. Ich konnte nur ahnen, wie sehr sie darunter litt, dass ich verschwunden und wahrscheinlich für Tod erklärt worden war. Schnell schüttelte ich den Kopf, wollte über dieses Thema nicht mehr nachdenken und schritt auf Aslaug zu. Fragend sah diese mich an, weshalb ich ihr als Antwort den Tee hinhielt. Sie zögerte für einen Augenblick, nahm aber dann den Becher an. Damit sie verstand, dass ihr Sohn den Tee trinken sollte, nickte ich in seine Richtung, bevor ich das Zimmer verließ. Kaum schloss die Türe hinter mir, knurrte mein Magen. Seit Stunden hatte ich weder Wasser noch Nahrung zu mir genommen, deshalb beschloss ich eine Hühnersuppe zu kochen. Diese könnte Sigurd ebenfalls zu sich nehmen. Während ich mich nach draußen begab, stellte ich mich die Frage, woher ich ein Huhn bekam. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Aslaug wartete doch nur darauf, das ich eine Straftat begann, um mich loszuwerden. Minuten lang überlegte ich, was ich tun sollte, bevor ich beschloss es zu riskieren. Eine andere Option gab es nicht, da ich niemandem Fragen konnte. Ganz vorsichtig lief ich auf ein Huhn zu, welches sich in der Nähe des Langhaus befand und mich noch nicht wahrgenommen hatte. „ Hab ich dich!“, meinte ich, hielt das Tier eine Armlänge von mir entfernt, als es mit den Flügeln flatterte. Sekunden verstrichen, bis es beruhigt hatte. „ Glaube mir, es wird dir mehr weh tun als mir.“, sprach ich, strich dem Huhn über die Federn und hielt nach einer Person Ausschau, die das Tier für mich schlachten könnte. Zu meinem Glück erblickte ich recht schnell Ubbe und Hvitserk, die sich unterhielten. Kurz pfiff ich, um ihrer Aufmerksamkeit zu bekommen, bevor ich zu ihnen lief. Fragend sahen sie mich an, weshalb ich ihnen das Tier hinhielt. Mehrmals hielt ich ihnen das Huhn entgegen, bis Ubbe zu verstehen schien. Er nehm es mir ab, ging und kehrte nach einigen Minuten wieder zurück. Der Heide hatte die Federn entfernt, zudem hatte er es ausgenommen. Als Dank küsste ich ihm auf die Wange, nahm ihm das Fleisch ab und begab mich zurück ins Langhaus. Mein Ziel war die Küche, wo ich zu meinem Glück niemanden mehr vorfand. Die anderen Frauen waren gegangen, hatten aber das Feuer brennen lassen. Ich hing einen Topf darüber, denn ich vorher mit Wasser gefüllt hatte. Danach begutachtete ich das ausgenommene Tier, stellte fest das Ubbe jegliches Blut weggewaschen haben musste, da ich keines mehr entdecken konnte. Ganz vorsichtig legte ich das Huhn ins Wasser, bevor ich mich nach Gemüse umsah. Es dauerte einen Augenblick, bis ich unter einen Korb ein paar Rüben fand. Auch wenn es nur wenige waren, waren sie besser als nichts. Für mich war es nicht schwierig ein Messer zu finden, da diese überall in der Küche herumlagen. So langsam wie möglich wusch ich die Rüben, entfernte den ganzen Dreck von ihnen und schnitt sie zu würfeln. Mein Blick wanderte zur Suppe, die eine Weile vor sich her köcheln musste, bevor ich das Gemüse dazu geben könnte.
Ruckartig drehte ich mich um, als ich hörte, wie jemand in die Küche kam. Es war mehr als eine Stunde vergangen und ich hatte nicht damit gerechnet, das jemand mich noch aufsuchen würde. Dieser jemand war niemand anderes als Ivar, welcher sich auf einen Hocker hievte, der neben mir stand. Deutlich spürte ich seinen Blick auf mich, wusste das er sich die Frage stellte, warum ich kochte. Bestimmt ergab es für ihn keinen Sinn, da es in Kattegat mehr als genügend Sklaven dafür gab. Dabei musste ihm doch bewusst sein, das ich mochte, wenn andere meine Arbeit erledigten. Der Knochenlose beobachtete mich dabei, wie ich das Huhn herausnahm und anfing es zu zerkleinern, bevor ich es zurück mit den Rüben in die Suppe fallen ließ. Weitere Minuten vergingen, in denen wir einfach nur neben einander saßen. Als ich der Meinung war, das die Suppe fertig sei, erhob ich mich. Ich füllte zwei Schüsseln mit der Suppe, gab eine davon dem Heiden, bevor ich mich auf den Weg zu seinem Bruder machte. Auf der Stelle blieb ich stehen, nachdem ich Ragnar und Aslaug erblickt hatte, die bei Sigurd waren. Ich lächelte den König kurz an, lief zum Bett und drückte Sigurd die Schüssel in die Hände. Auch ihm schenkte ich ein Lächeln, wobei ich die Blicke seiner Eltern auf mich spürte. Für einen Moment blieb ich noch im Zimmer, um sicherzugehen, dass die Suppe auch aufgegessen wurde. Erst als Sigurd die Schüssel an seinen Mund ansetzte, verließ ich den Raum wieder. Perplex blieb ich in der Küche stehen, als ich sah, das Ivars restliche Brüder ebenfalls von der Suppe aßen. Um Halbkreis saßen sie da und blickten mich an, nachdem sie mich bemerkt hatten. Ubbe füllte eine weitere Schüssel mit Suppe, hielt mir diese entgegen. Dankbar nahm ich diese an, setzte mich zwischen den Brüdern und begann zu essen. Die Suppe schmeckte sehr gut, auch wenn sie sehr einfach zubereitet war. Eine Weile saßen wir da, bis die Brüder mich alleine zurücklassen und ich feststellte, das von der Hühnersuppe nichts übrig geblieben ist. Auf einer gewissen Weise machte es mich stolz, das es ihnen so gut geschmeckt hatte. Ich reinigte die Schüsseln, den Topf und das Messer, bevor ich einen weiteren Tee für Sigurd machte. Mir war bewusst, das die Wikinger am liebsten Met tranken, doch dieses würde ihm im Moment nur schaden. Vorsichtig späte ich in den Raum hinein und betrat diesen, nachdem ich weder Ragnar noch dessen Frau entdecken konnte. Nach meiner Meinung war ich Aslaug bereits zu oft an diesen Tag begegnet und ich konnte auf ein erneutes aufeinander treffen verzichten. „ Sigurd.“, sprach ich, lief auf diesem zu und überreichte ihm den Tee. Verwundert stellte ich fest, das er ohne zu zögern den Becher annahm und daraus trank. Er schien so, als würde er mir vollkommen vertrauen. Lange blieb ich bei Sigurd nicht, wusste ich doch das Ivar es nicht gutheißen würde, wenn ich längere Zeit bei seinem Bruder bleiben würde. Es war kein Geheimnis, das die Zwei sich nicht ausstehen konnten und sich bei jeder Gelegenheit stritten. Und da heißt es, Blut sei dicker als Wasser.
Der restliche Tag verging schnell und als ich am Abend ins Schlafgemach kam, schlief der Knochenlose bereits. Bislang war es selten vorgekommen, das er vor mir im Bett lag. Ivar sah so friedlich aus, wenn er schlief, aber ich wusste, dass er auch eine andere Seite hatte. Eine gewissenlose Seite, die ohne zu zögern töten und foltern würde. Ich hoffte, das ich sie nie zu Angesicht bekommen würde. Zwar konnte ich den Heiden mittlerweile gut einschätzen, doch seine Wutausbrüche konnte ich nicht vorhersehen. So leise wie möglich zog ich mich um, stieg ins Bett und breitete die Felldecke über mich aus, bevor ich meine Brille neben das Bett legte. Keinen Augenblick später spürte ich, wie Ivar seinen Arm um mich legte, sodass ich diesem ins Gesicht sah. Seine Augen waren geschlossen und seine Atmung ging regelmäßig, er schlief noch. Konnte es sein, der er dies unbewusst im Schlaf machte? „ Ach Ivar.“, gab ich von mir, bevor ich mich an diesen kuschelte.
Verschlafen richtete ich mich auf, rieb mir meine Augen und erkannte verschwommen, das jemand vor dem Bett stand. Zügig zog ich meine Brille auf, erblickte Ubbe, welcher mich geweckt haben musste. Mein Blick wanderte nach links, doch der Knochenlose lag nicht mehr neben mir. Ich hatte nicht einmal mitbekommen das dieser das Bett verlassen hatte, dafür hatte ich zu tief und fest geschlafen. „ Katharina.“, hörte ich den Heiden meinen Namen sagen, sodass ich zu ihm sah. Er winkte mich zu sich und ich verstand auf der Stelle, was er von mir wollte. Ich sollte ihm folgen, dafür müsste ich mich aber erst anziehen. Mich überraschte es, das der Nordmann sich umdrehte, während ich dies machte. Nachdem ich etwas anderes trug, hielt Ubbe mir seine Hand hin. Für einen Moment zögerte ich, bevor ich meine Hand in seine legte. Ich wurde nach draußen geführt, wo ich Ragnar und die restlichen Brüder erblickte. Fassungslos starrte ich Sigurd an, welcher neben Hvitserk stand. Sogleich verschränkte ich die Arme, schüttelte den Kopf und konnte es nicht glauben. Dieser Depp sollte im Bett liegen und sich ausruhen, stattdessen lief er umher. Dies machte meine ganze Mühe zunichte, dafür hatte ich nicht die ganze Nacht an seinem Bett verbracht. Jeder bemerkte, das es mir nicht recht war, das Sigurd durch Kattegat wanderte. Am liebsten hätte ich ihnen erklärt, was mir nicht passte, doch noch immer konnte ich ihre Sprache nicht. Ragnar sprach etwas, woraufhin der Kranke wütend zu mir blickte. Ich erwiderte den Blick und zeigte somit deutlich, das ich mich von ihm nicht einschüchtern ließ. Sekunden später wurden wir zwei zurück ins Langhaus geschickt, worüber ich mich nur teilweise freuen konnte. Zwar hatte ich so gesehen gewonnen, doch mir war bewusst, das Sigurd es mir übel nahm. Während der Heide sich an die Tafel setzte und sich bedienen ließ, machte ich mir mein Frühstück selbst. Für mich gab es Rührei, dieses Gericht hatte ich lange nicht mehr gegessen. Ich setzte mich den Heiden gegenüber, aß brav mein Rührei auf und wusste, dass ich dabei beobachtet wurde. Meine Gedanken wanderten zu Ivar und ich stellte mir die Frage, was er wohl gerade im Moment machte. Übte er erneut mit dem Bogen? Eine Antwort würde ich wohl nie bekommen.
Nach eine Weile erhob sich Sigurd und verschwand, wohin wusste nur er. Ich beschloss sitzen zu bleiben, genoss die Ruhe und sah den Dienerinnen bei ihrer Arbeit zu. Was anderes zu tun hatte ich nicht, auch hatte ich nicht das Verlangen durch Kattegat zu laufen. Nervös blickte ich mich um, als ich das Gefühl bekam beobachtet zu werden, doch konnte niemand entdecken. Hatte ich es mir nur eingebildet?
Auch wenn ich Kattegat wahrscheinlich nie als meine Heimat ansehen würde, liebte ich es am Hafen zu stehen. Unter den Fischern war ich bereits bekannt, sodass sie mich grüßten, wenn sie mich erblickten. Im Allgemeinen hatte ich ein gutes Ansehen bei den Bewohnern, was an mein sanftes Gemüt lag. Ich respektierte jeden, selbst die Sklaven, die wie Ware behandelt wurden. Nur zu gerne würde ich mich mit ihnen unterhalten, mehr über ihre Kultur erfahren. Alles, was ich über die Wikinger wusste, hatte ich mir angelesen. „ Katharina.“, hörte ich Ivar meinen Namen sagen und sah mich suchend um. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich den Knochenlosen erblickte, welche zu mir kroch. Wie es schien, war das Training bereits vorbei. Ivar nickte in eine bestimmte Richtung, bevor er loskroch. Ich verstand auf der Stelle, dass ich ihm folgten sollte, was auch tat. Nach ein paar Minuten erreichten wir die Hütte von Floki und Helga. Die Ältere umarmte mich, schenkte mir ein Lächeln als Begrüßung. Helga mochte mich, behandelte mich wie ihre Tochter, was mir oft unangenehm war. Dankbar nahm ich die Schüssel mit der Suppe an, nachdem ich auf einen der Stühle gesetzt hatte. Während ich ein wenig von der Suppe aß, flechtet Helga meine Haare. Ich hielt sie nicht auf, da es sie glücklich machte. Einige Male spürte ich den Blick vom Schiffbauer auf mir, welcher sich mit Ivar unterhielt. Mir war bewusst, das Floki mich weiterhin als Christin ansah und mich am liebsten Tod sehen würde. Solang Ragnar und Ivar sich in meine Nähe befanden, musste ich mir darum keine Sorgen machen. Dennoch wusste ich, dass ich vorsichtig sein musste. An jeder Ecke könnte ein Auftragsmörder stehen und mich umbringen. Dies war auch der Grund, warum ich mir fest vorgenommen hatte zu lernen, wie ich mich richtig verteidigen konnte. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich am Bein berührt wurde und sah hinab. Eine Hand lag auf meinen Oberschenkel und ich erkannte sofort, das sie Ivar gehörte. Mein Blick wanderte zum Heiden, doch dieser unterhielt sich weiterhin. Hatte er es unbewusst getan? Für einen Augenblick überlegte ich, seine Hand hinunter zu schieben, ließ es aber dann sein. Stattdessen legte ich meine auf seine und verschränkte unsere Finger miteinander. Warum ich dies tat, wusste ich selbst nicht einmal, aber es fühlte sich richtig in diesen Moment an.
Erst als die Nacht anbrach, verließen wir die Hütte und begaben uns zurück zum Langhaus. In unseren Raum angekommen, hievte sich Ivar aus Bett, während ich weitere Kerzen anzündete. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen, drehte mich zum Heiden um, welcher mich zu sich winkte. Ich zögerte einen Moment, bevor ich seiner Aufforderung nachkam. Ich griff nach seiner Hand, lächelte und fragte mich, was er wohl gerade dachte. Es war einer dieser Momente, wo ich den Knochenlosen nicht einschätzen konnte. Nur er alleine wusste, was seine nächsten Taten waren. Es verging eine Weile, wo Ivar mich einfach nur anblickte, bis ich fand, dass wir uns schlafen legten sollten. Ich trat zurück und legte mich stattdessen ins Bett. Dass ich mich für die Nacht nicht umgezogen hatte, störte mich nicht wirklich, hatte ich dies doch zu oft getan. Ivar tat mir gleich, legte sich hin und schloss die Augen. Minuten verstrichen, bevor ich mich vorsichtig aufrichtete. Der Knochenlose schlief zu meinem Glück bereits, sodass er nicht mitbekam, wie ich den Raum verließ. Wie erwartet hielt mich niemand auf, als ich das Langhaus verließ. Draußen liefen nur eine Handvoll Dorfbewohner und Wachen herum, trotzdem hielt ich meine Umgebung genau im Auge, als ich zum Steg lief. Kühler Wand streifte mein Gesicht, sodass ich meine Augen schloss und tief einatmete. Der Hafen war unbewusst ein Rückzugsort für mich geworden, auch wenn er tagsüber gut besucht war. Schritte ertönten hinter mir, doch ich unterdrückte den Drang mich umzudrehen. Stattdessen öffnete ich meine Augen und wartete was passieren würde. Die Person blieb neben mir stehen und ich konnte die Wärmer einer Fackel spüren. Am Ende gewann meine Neugier, weshalb ich mich zu der Person umdrehte. Ich war nicht besonders überrascht, als ich Ragnar erblickte. Der König schien genauso wie ich Nachts durchs Kattegat zu wandern. „ Katharina.“, hörte ich Ragnar zum ersten Mal meinen Namen sagen, weshalb mir ein Schauer über den Rücken lief. Fragend sah ich den Älteren an und keinen Augenblick später drehte diese sich um und lief den Steg entlang. Ich verstand, was er mit damit sagen wollte, sodass ich mich ebenfalls in Bewegung setzte und ihm folgte. Zügig hatte ich ihn eingeholt und lief nebem ihm her, auch als wir Kattegat verließen. Angst verspürte ich keine, als wir den Wald mit dem Trainingsplatz betraten, doch ich ahnte, weshalb er mich dort hinführte. Meine Vorahnung bestätigte sich, als der König weitere Fackeln entzündete, die auf dem Platz verteilt standen. Er wollte mich trainieren, ohne das jemand davon etwas mitbekam. Ragnar warf mir ein Schwert vor die Füße, welches ich sogleich aufhob. Sekunden später wurde ich schon angegriffen.
Außer Atmen lag ich im feuchten Gras und spürte jeden einzelnen Knochen in meinen Körper. Wie erwartet hatte Ragnar keine Rücksicht auf mich genommen, was auch gut so war. Meine Feinde würden dies nämlich ebenfalls. Erneut wies mein Körper einige kleine Wunden auf, die bald behandelt werden müssten. Dankend nahm ich die Hand an, die der König mir entgegenhielt und ließ mich auf die Beine ziehen. Ich klopfte mir den Dreck so gut wie es ging von der Kleidung, überreichte dem Anderen das Schwert und wollte nur noch ins Bett. Man musste mir ansehen, das ich beinah schon im Stehen einschlief. Deshalb war ich froh darüber, als wir zurück nach Kattegat liefen. Mit einem Nicken bedankte ich bei Ragnar fürs Training, bevor ich mein und Ivars Schlafgemach aufsuchte. Erleichtert stellte ich fest, dass der Knochenlose weiterhin schlief. Ganz vorsichtig legte ich mich zu ihm, deckte mich zu und schloss meine Augen.
Ich erwachte aus einem traumlosen Schlaf, als ich spürte, dass jemand über meine Wange strich. Langsam öffnete ich meine Augen und erkannte Ivar. Auch ohne meine Brille hatte ich ihn erkannt, da er mir ziemlich nah war. Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel, dass er die Wunde auf meiner Wange entdeckt haben musste. Statt mich aufzurichten, blieb ich liegen und ruhte mich aus. Der Knochenlose sprach etwas, bevor er das Bett verließ. Mir war dies recht, weshalb ich mich mehr in die Felle kuschelte und meine Augen schloss. Lange blieb ich nicht alleine, denn Hvitserk kam hinein. Der Nordmann entriss mir die Felle, grinste mich an, sodass in mir den Drang aufkam ihn zu schlagen. Murrend erhob ich mich, als ich gezwungen werde das Bett zu verlassen. Keinen Augenblick später nahm Hvitserk mich an der Hand und zog mich hinter sich her. Deutlich spürte ich den Blick der Dienerinnen auf uns, als wir an ihnen vorbeiliefen. Bestimmt stellten sie sich dieselbe Frage wie ich, nämlich wo der Heide mich hinbringen würde. Ich ahnte bereits, wo er mich hinführen würde, als wir Kattegat verließen. Ein Seufzen entkam mir, denn ich war vom vorherigen Training noch erschöpft. Wusste aber, dass er darauf keine Rücksicht nehmen würde. Niemand außer Ivar und Ubbe taten dies. In den Augen der Anderen sollte ich eine Schildmaid werden, was in mir den Verdacht bestärkte, das ich den Knochenlosen beschützen sollte. Es war nicht so, als könnte Ivar sich nicht selbst verteidigen, doch richtig kämpfen würde er nie können. Perplex starrte ich Hvitserk an, nachdem ich in diesen beinah hineingelaufen wäre. Es dauerte einige Sekunden, bis ich erkannte, das wir unser Ziel erreicht hatten. Wie es sein Vater schon getan hatte, warf mir der Nordmann ein Schwert von den Füßen. Warum konnten sie es mir nicht einfach entgegenhalten? Kopfschüttelnd hob ich die Waffe auf, was den Anderen zum Grinsen brachte.
Hvitserk lachen hallte in meinen Ohren wieder, während ich auf dem Boden lag und mich fragte, wie viele neue Wunden sich auf meinen Körper befanden. Ich sah zum Heiden, als dieser mir seine Hand anbot, die ich dankbar annahm. Leicht legte ich meinen Kopf schief, als ich angegrinst wurde und fand mich im nächsten Moment auf dem Waldboden wieder. Wie zuvor vernahm ich sein Lachen, sodass ich beschloss Rache zu nehmen. So schnell konnte der Sohn von Ragnar nicht reagieren, sprang ich auf, warf ihn ins Gras und setzte mich provokant auf ihn drauf. Nun grinste ich und sah in das verwunderte Gesicht von Hvitserk. Er hatte nicht damit gerechnet, das ich mich Rächen würde. Wie du mir, ich so dir. Mit voller Kraft boxte ich den Anderen auf die Brust, bevor ich mich erhob. Klopfte mir den Dreck von der Kleidung, wusste das ich sie bald waschen müsste. Ohne auf den Nordmann zu warten, lief ich zurück um meine Wunden zu versorgen.
Die nächsten Tage verliefen alle gleich, frühs wurde ich von Ubbe oder Hvitserk trainiert und abends half mir Ivar meine Wunden zu reinigen. Ich hatte mich mittlerweile ans Training gewöhnt, sodass auch mein Körper weniger erschöpft war. Verwundert sah ich die blonde Dienerin an, als diese den Raum betrat. Eigentlich hatte ich mit meinen Trainingspartnern gerechnet. Mein Blick wanderte zu dem Kleid, welches sie in den Händen hielt und mir wurde sofort bewusst, das es für mich bestimmt war. Mein Gefühl sagte mir, das etwas Großes anstand, da nur dies erklären würde, weshalb ich ein neues Kleid bekam. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei der Blonden, nachdem sie das Gewand auf das Bett abgelegt hatte. Es war schlicht gehalten und auch die Farben passten, denn ich bevorzugte dunkle Farben. Mit meinen Fingen fuhr ich den Stoff entlang, bevor ich mich entschied mich umzuziehen. Ich richtete es mehrmals, strich es glatt und verließ danach das Schlafgemach. Je näher ich der Tafel kam, desto stärker wurde das Gefühl, das etwas nicht stimmte. „ Ivar.“, sprach ich, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen, setzte mich im selben Moment zwischen ihm und Sigurd. Der Knochenlose musterte mich und sah mir danach in die Augen. Sekunden später fühlte ich seine Hand auf meinen Oberschenkel, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte, bevor ich nach vorne blickte. Uns gegenüber saßen Ubbe und Hvitserk, die bereits aßen. Vorne saß wie immer Aslaug und wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon lange unter der Erde. Gerade als ich nach dem gebratenen Oktopus greifen wollte, erschien Ragnar. Er sprach zu seiner Familie, weshalb ich ihm keine Beachtung schenkte, sondern begann zu essen. Ich erschrak mich, als Sigurd neben mir sich ruckartig erhob, sodass der Stuhl umkippte. Fluchtartig verließ er das Langhaus, weshalb ich ihm nachsah, als ich spürte wie Ivars Finger sich in mein Gewand und Haut vergruben. Besorgt sah ich zu ihm, erkannte das er stur auf die Tafelplatte sah und versuchte seine nicht auszurasten. Ich zuckte zusammen, als die Königin begann ihren Mann anzuschreien. Hilfesuchend sah ich zu Ubbe, hoffte das er mir irgendwie erklären konnte, was geschehen war. Sekunden lang sahen wir uns in die Augen, bis er ebenfalls den Kopf senkte. Eine Frage tauchte immer wieder in meinen Kopf auf. Was hatte Ragnar gesprochen?
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Nun meine werten Leser/innen, was denkt, ihr hat Ragnar zu seiner Familie gesagt?
Ihr könnt nun entscheiden, ob ihr es aus Katharinas Sicht oder aus Ivars Sicht erfahren möchtet.
LG BlackEpona
Die Nacht brach heran und wie gewohnt folgte ich Ivar zu unserem Schlafgemach. Der Heide hatte seit Stunden kein Wort gesprochen, zudem mied Blick- und Körperkontakt, was bislang nie vorgekommen war. Es bestärkte nur das ungute Gefühl in mir. Mir war bewusst, dass mir nicht viel Zeit, denn der Knochenlose war wie eine tickende Zeitbombe. Lange würde es nicht mehr dauern, bis er einen weiteren Wutausbruch bekommt. Ich zuckte zusammen, nachdem Ivar hinter sich die Tür zugeworfen hatte, sodass ich vor dem Raum stand. Ein Seufzen entkam mir, bevor ich mich umdrehte und beschloss den Heiden bis zum nächsten Morgen alleine zu lassen. Doch nun stellte sich mir die Frage, wo ich schlafen sollte. Eins stand fest, ich würde nicht bei einem seiner Brüder schlafen, besonders nicht bei Hvitserk. Auch den Stall konnte ich ausschließen, waren am Abend doch zu viele Tiere dort drin. Zu Floki und Helga konnte ich ebenfalls nicht, ersterer würde dies niemals zulassen. So blieb mir nur eine Wahl, draußen im Freien schlafen. Mit zügigen Schritten verließ ich das Langhaus und schlug den Weg zu den Wäldern ein. Die Wahrscheinlichkeit das ich in Kattegat umgebracht werde, war aus meiner Sicht höher, als in der Wildnis. Die Wachen ließen mich ziehen, ohne auch nur ein Versuch zu unternehmen mich aufzuhalten. Mir war dies recht, hatten sie doch die Anweisung mich in Ruhe zu lassen. Eine Fackel die ich in der linken Hand hielt, erhellte mir den Weg, der mich zum Trainingsplatz führte. Als ich mein Ziel erreicht hatte, zündete ich die restlichen Fackeln an, bevor ich ein paar Felle nahm, die ich ins Gras legte. Zum Glück hatte ich die letzten Tage einiges auf den Trainingsplatz gebracht, sodass es mir an nichts fehlte. Obwohl es nicht nötig war, zündete ich ein Lagerfeuer an, welches sich in Nähe meines Schlafplatzes befand. Erst nachdem ich mich versichert hatte, das alles in Ordnung war, legte ich mich hin. Ich breitete eins der größeren Felle über mich aus und schloss meine Augen.
,, Katharina.“, vernahm ich eine tiefe Stimme, die meinen Namen rief und fand mich wie schon einst in Dunkelheit wieder. Plätschern ertönte, als ich der Stimme folgte, die mich rief. Nach wenigen Schritten erkannte ich in der Ferne eine alte Eiche und vernahm das Krächzen von Raben. Angst verspürte ich keine, als ich ihr näher kam. Die Raben flogen davon, flogen über meinen Kopf hinweg und verschwanden in der Dunkelheit. „ Katharina.“, hörte ich erneut meinen Namen, sah wie ein alter Mann hinter der Eiche hervorkam. Ich erkannte ihn sofort. Es handelte sich um Odin. „ Ist das ein Traum?“, stellte ich die Frage, schritt näher an den Allvater heran. Wusste ich doch, dass vom ihm keine Gefahr aus ging. Wie erwartet bekam ich keine Antwort, stattdessen spürte ich, wie die Temperatur sank. Wölkchen bildeten sich, als ich ausatmete und mein Körper fing an zu zittern. Ich schloss meine Augen und als ich sie wieder aufschlug, erstarrte ich. Ein Wolf stand über mir, flechte die Zähne und knurrte. Es dauerte Sekunden, bis mir bewusst wurde, dass ich mich nicht mehr in meinen Traum befand. Der Wolf knurrte erneut, weshalb ich langsam meine linke Hand hob. Zu schnelle Bewegungen könnten meinen Tod bedeuten, sodass ich mich mehrmals gedanklich ermahnen musste, nicht in Panik zu geraten. Vorsichtig begann ich über das Fell des Wolfes zu streicheln und stellte erleichtert fest, das das Tier sich entspannte. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als der Wolf sich auf mich legte und zahm wie ein Lamm wurde. Minuten vergingen, bis ich das Tier wieder erkannte, nachdem ich es mir genauso angeschaut hatte. Es war der gleiche Wolf wie damals. Warum tauchte er auf, wenn ich Odin begegnete? Plötzlich erhob sich der Wolf und schwand im nächsten Augenblick im Wald. Verwirrt darüber richtete ich mich aus, sah dem Tier nach. „ Katharina!“, hörte ich Ivar nach mir rufen und sah wie dieser zu mir gekrochen kam. An seinen Blick erkannte ich, das er erleichtert war mich zu sehen. Hatte er sich Sorgen um mich gemacht? Hinter den Knochenlose erschienen Ubbe und Hvitserk, die ebenfalls auf mich zukamen. „ Katharina.“ „ Ja?“, fragte ich auf ihre Sprache, sodass sie mich verwundert ansahen. Ich lächelte und schüttel den Kopf, als Ivar sprach. Außer Ja und Nein konnte ich kein Wort von ihnen verstehen oder sprechen. Die Brüder verstanden dies zügig, sodass wir uns auf den Weg nach Kattegat machen.
In den nächsten Tagen verliefen sehr ruhig, was mich sehr verwunderte und mir war aufgefallen, das Sigurd sich kaum blicken ließ. Normalerweise sah ich den Nordmann öfters, da er keine Gelegenheit ausließ sich mit Ivar zu streiten. Da sich die Anderen normal verhielten, nahm ich nicht an, das erneut erkrankt war. Es konnte nur daran liegen, was Ragnar gesprochen hatte, anders konnte ich es mir nicht erklären. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte und erblickte Helga. Die Ältere lächelte mich an, nahm mich an der Hand und führte mich zu ihrer und Flokis Hütte. Zu meinem Glück befand sich der Schiffbauer nicht dort, sondern ging wahrscheinlich seiner Arbeit nach. Helga führte mich zu einem Webstuhl, zeigte mir, wie ich vorgehen sollte. Ich merkte mir jeden Schritt und bekam es auf Anhieb hin, trotzdem blieb die Blonde neben mir stehen. Sie sah mir zu und strich mir mehrmals über den Rücken, so als wollte sie mich Loben. Mir war das unangenehm, dennoch ließ ich es zu. Nach ein paar Minuten ließ Helga mich alleine, weshalb ich eine kurze Pause machte und mir selbst die Frage stellte, ob ich mir das Leben als Hausfrau vorstellen konnte. Ich wusste sofort die Antwort darauf, so ein Leben wie die Blonde es führte, wäre nichts für mich. Dankbar nahm ich den Becher an, den die Ältere mir entgegenhielt und nahm einen Schluck vom kühlen Wasser. Wir sahen zur Tür, als diese sich öffnete und zu meiner Verwunderung kam Ragnar hinein. Er sprach zu Helga, bevor er zu mir blickte. „ Katharina.“, sagte er und blickte mir in die Augen. Ich verstand, dass ich mit ihm gehen sollte, weshalb ich mich erhob. Wir verließen die Hütte und begaben uns zum Langhaus. Zu meiner Verwunderung war dieses wie leer gefegt. Ragnar setzte sich auf seinen Thron und winkte mich zu sich. „ Setz dich.“, kaum hatte er dies ausgesprochen, erstarrte ich. Es dauerte, bis ich verstand, das er mit mir auf Althochdeutsch gesprochen hatte. Ich selbst hatte es gelernt, als ich mich für die Entstehung meiner Muttersprache interessiert hatte. Mit der Aussprache hatte ich noch so meine Probleme, aber ich war mir sicher, das Ragnar mich trotzdem verstehen würde. „ Mein König, das ist der Thron eurer Gemahlin. Es steht mir nicht zu, dort Platz zu nehmen.“ „ Setz dich, Katharina.“, sprach er mit Nachdruck, weshalb ich nachgab. Ich setzte mich auf Aslaugs Thron, fühlte mich sogleich unwohl und konnte nur hoffen, das die Ältere mich nicht sehen würde. „ Du bist verwundert, warum ich deine Sprache spreche.“ „ Ich muss gestehen, ich habe es nicht geahnt. Dürfte ich ihnen eine Frage stellen?“, stellte ich ihm die Frage und bekam als Antwort ein Nicken. „ Was haben sie vor Tagen verkündigt?" „ Das du einen meiner Söhne heiraten wirst.“
Vorwort: BITTE LESEN!!!
Mir ist bewusst, das gleiche viele denken, wie konnte sie nur ihn auswählen!?
Bestimmt werden euch einige diese FF deswegen nicht weiter lesen, darüber bin ich mir durchaus bewusst. Aber ich habe mir schon was dabei gedacht, als ich diesen Charakter ausgewählt habe.
Einige ( mit den ich privat geschrieben habe) wissen auch weshalb ich so entschieden habe und freuen sich trotzdem auf die nächsten Kapitel.
Ja, ich weiß das ihr diesen Charakter nicht ausstehen könnt, aber ich hinterfrage immer, wie ein Charakter so geworden ist.
Daher kann ich euch nur raten, diese FF trotzdem weiter zu lesen.
Danke das ich eure Aufmerksamkeit hatte.
LG Black Epona
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„ Wie bitte?“, fragte ich nach, da ich hoffte mich verhört zu haben. Ich sollte einen von Ragnars Söhnen heiraten?! „ Du wirst einen meiner Söhne heiraten.“ „ Wen?“ „ Sigurd.“ „ Sigurd!?“, meinte ich geschockt und war fassungslos. Warum sollte ich ausgerechnet diesen heiraten? Nun erklärte sich auch die Reaktionen der Brüder, vor allem, warum Ivar mich nicht in unseren Schlafgemach haben wollte. „ D-Dürfte ich erfahren, warum?“ „ Du hast ihm das Leben gerettet. Er steht in deine Schuld.“ „ Verzeiht, aber das ist kein Grund für eine Heirat. Sigurd verachtet mich.“, erklärte ich Ragnar, in der Hoffnung er würde seine Entscheidung rückgängig machen. Doch als er mir in die Augen sah, verschwand diese. Ich müsste Sigurd heiraten, gegen meinen Willen. „ Wann wird die Hochzeit stattfinden?“ „ Im Winter.“ „Im Winter? Ich nahm an, Hochzeiten werden im Sommer abgehalten.“ „ Im Frühjahr werde ich nach England segeln. Ivar begleitet mich.“ „ Erlaubt mir, euch ebenfalls zu begleiten. Ich kenne England.“ „ Floki hatte mit seiner Annahme recht.“ „ Nein, ich bin keine Christin, nicht mehr. Ich habe aufgehört an Götter zu glauben.“ „ Es liegt an Ivar, deshalb möchtest du mitsegeln.“ „ Ich muss gestehen, ich mag ihn. Er hätte damals mein Leben ein Ende bereiten könnten, doch er tat es nicht. Gewiss ist er anders als seine Brüder, doch dies macht ihn besonders. Er muss noch lernen, seine Schwächen zu seinen Stärken zu machen. Es wird ein mühsamer Weg sein.“ „ Ich wusste, das du eine besondere Frau bist, Katharina. Sigurd wird dies noch zu spüren bekommen.“ „ Habe ich nun eurer Erlaubnis euch zu begleiten?“ „ Auch ohne meine Zustimmung würdest du mitkommen.“ „ Da habt ihr nicht unrecht. Eine Bitte hätte ich noch.“ „ Welche?“ „ Ich möchte eure Sprache erlernen.“ „ Ubbe wird dir unsere Sprache beibringen.“ „ Gut. Wäre es Hvitserk würde ich diesen wahrscheinlich sonst erwürgen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, vernahm ich das Lachen von Ragnar.
Nach meinem Gespräch mit Ragnar konnte ich verstehen, warum Sigurd meine Gegenwart mied. Aber nicht nur er tat dies, sondern auch Ivar, wenn auch weniger. Der Knochenlose verschwand öfters und tauchte erst nach Stunden wieder auf. Wo er sich in dieser Zeit aufhielt, war mir ungewiss. Aber ich nahm stark an, das er sich bei Floki aufhielt und über meine und Sigurds baldige Hochzeit zu sprechen. Ich hatte keinen weiteren Versuch unternommen, den König umzustimmen, wusste ich doch, dass es nichts bringen würde. Ragnar war stur, sehr sogar. Er bekam seinen Willen, vor allem, weil er der König war. Immer noch war ich fassungslos darüber, das ich einen Mann heiraten sollte, welchen ich nicht liebte. Zudem hasste der Heide mich, bis aufs Blut. Es würde mich nicht wundern, wenn wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen würden. Mit einem Seufzen legte ich den Stoff zur Seite, den ich für mein Hochzeitsgewand verwenden wollte. Ich schloss meine Augen, öffnete diese allerdings nach wenigen Sekunden wieder, als jemand klopfte. „ Ja?“, rief ich und erkannte wie Ubbe in den Raum hinein trat. Der Nordmann schenkte mir ein kurzes Lächeln, bevor er mir seine Hand hinhielt. Es dauerte einen Augenblick, bis mir klar wurde, dass sein Vater mit ihm geredet haben musste. Ubbe war hier, um mich zu Unterrichten. Ich erhob mich, nahm seine Hand an und ließ mich nach draußen führen. Wir liefen zum Hafen, den Ort, wo ich mich am meisten aufhielt. Der Heide blieb vor einen der Fischer stehen, nahm diesem einen Fisch ab, bevor er sich zu mir umdrehte. Er sprach und ich versuchte sogleich das Wort zu wiederholen. Mir wurde bewusst, dass es noch lange dauernd würde, bis ich ihre Sprache könnte. Im Gegensatz zu seinen Brüdernbesaß Ubbe Geduld, sodass es ihm nichts ausmachte, wenn ich ein Wort nicht auf Anhieb nachsprachen konnte.
Nachdem wir durch den Hafenbereich gelaufen waren, schlugen wir den Weg zu den Ställen ein. Doch bevor wir diese erreichten, begegneten wir Ivar. Der Knochenlose war überrascht, mich mit seinem älteren Bruder zu sehen, dies konnte ich in seinen Augen erkennen. Die Brüder sprachen miteinander, während ich mich umsah, da ich mich beobachtet fühlte. „ Katharina.“, sprach Ivar, weshalb ich zu ihm hinab sah. Zu meiner Verwunderung hievte er sich auf die nächst beste Kiste und winkte mich zu sich. Schnell schenkte Ubbe noch ein Lächeln, bevor ich zu seinem Bruder lief. Nahm neben den Heiden Platz, nachdem er neben sich auf die Kiste geklopft hatte. Er sprach zu mir und es dauerte kurz, bis ich verstand, dass er nun mein Lehrer sein würde. Wie aus dem Nichts holte der Knochenlose einen Apfel hervor. Was er nicht wusste war, das Ubbe mir bereits das Wort beigebracht hatte. „ Apfel.“, sprach ich und wusste, dass ich einen starken Dialekt haben musste. „ Apfel, Katharina.“ „ Apfel.“, wiederholte ich, doch dieses Mal betonte ich das Wort ein wenig anders. Ivar war zufrieden damit, denn er nickte mir zu und reichte mir den Apfel.
„ M-Morgen.“, begrüßte ich Hvitserk, als ich am Tisch Platz nahm. Der Heide sah mich verdutzt an, was mich zum Grinsen brachte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell ihre Sprache erlernen würde. Hvitserk sprach zu mir, doch leider viel zu schnell, sodass ich kein einziges Wort verstand. Hilfesuchend sah ich zu Ivar, welcher anfing zu sprechen. Nur kurz hatten die Beiden meine Aufmerksamkeit, denn Sigurd gesellte sich zu uns. Zu meiner Verwunderung setzte diese sich neben mich, Sekunden später verstummte der Knochenlose und versteift sich. Ich griff unter dem Tisch nach seiner Hand, verschränkte unsere Finger miteinander. Es herrschte eine unangenehme Stille am Tisch, weshalb ich beschloss etwas dagegen zu tun. „ Apfel.“, sagte ich zu Hvitserk und bekam das gewünschte Obst gereicht. Aus meiner Hosentasche holte ich mein Messer heraus, bevor ich begann den Apfel kleinzuschneiden. Verteilte die Stücke an die Brüder und war erstaunt darüber, dass sogar Sigurd sie annahm. Hatte er sich etwa schon damit abgefunden mich heiraten zu müssen?
Summend machte ich mich auf den Weg zum Trainingsplatz, um meine Fähigkeiten mit Pfeil und Bogen zu verbessern. Das mich niemand begleitete störte mich nicht im geringsten. Ich genoss es seit langen meine Ruhe zu haben. Eine kühle Brise ließ die Blätter rascheln, als ich den Wald betrat. Mit jedem Tag der verging, sank die Temperatur. Der Winter wurde bald kommen, was wiederum hieß, das meine Hochzeit näher rückte.
Abermals traf der Pfeil sein Ziel, blieb in der Mitte der Zielscheibe stecken. Seit gefühlten Stunden trainierte ich bereits und hatte das Gefühl nicht besser zu werden, auch wenn ich das Ziel traf. Gerade als ich den Pfeil herausziehen wollte, vernahm ich ein Knacksen hinter mir. Reflexartig spannte ich meinen Bogen und schoss auf die Person, die hinter einen der Bäume hervorkam. Gerade noch rechtzeitig trat Sigurd zur Seite, da sonst der Pfeil ihn am Hals getroffen hätte. Ich ließ den Bogen sinken, bevor ich auf den Heiden zutrat. „ Wollte nicht.“, sprach ich zu ihm, damit er verstand, dass ich nicht absichtlich abschießen. Sigurd sprach zu mir, leider zu schnell, sodass ich kein Wort verstand. Er schien von selbst zu bemerken, denn er verstummte wenige Sekunden später. Perplex blickte ich meinen zukünftigen Mann nach, als dieser zu einer der Kisten lief, die auf den Trainingsplatz standen. Sigurd nahm zwei Schwerter heraus, kehrte zu mir zurück und hielt mir eins davon hin. Es dauerte einige Sekunden, bis ich verstand, dass ich gegen ihn antreten sollte. Der Nordmann wusste genau, das ich mit dem Schwert nicht kämpfen konnte und er somit bereits gewonnen hatte. Verwundert sah mein zukünftiger Mann mich an, als er einen Angriff von mir abblocken musste. Grinsend sah ich ihn an, so leicht würde ich es ihm nicht machen. Stahl traf auf Stahl, nachdem ich seinen Angriff abblockte und spürte wie ich leicht nach hinten geschoben wurde. Natürlich war Sigurd stärker als ich, hatte er doch mehr Erfahrungen im Schwertkampf. So dauerte es nicht lange, bis ich verlor und auf meinen Hintern landete. Das Schwert war neben mir ins Gras gefallen, weshalb ich es nicht mehr beachtete. Meine ganze Aufmerksamkeit galt Sigurd, der vor mir stand. An seinen Blick erkannte ich, das er nicht überrascht war gewonnen zu haben. Doch diesen Sieg würde ich ihn nicht gönnen. Schnell erhob ich mich und warf den Heiden, genauso wie einst seinen Bruder, auf den Waldboden. Mit einem Grinsen im Gesicht saß ich auf Sigurd, sah diesem direkt in die Augen. „ Gewonnen.“, meinte ich zu dem Anderen und wollte mich erheben, als ich mich auf den Rücken wiederfand. Perplex sah ich zum Nordmann, der sich über mich befand. Leicht legte ich meinen Kopf schief, als ich bemerkte, das Sigurd in Gedanken verloren war. Sofort stellte ich mir die Frage, worüber er nach dachte. Minuten verstrichen, in denen wir unsere Position nicht veränderten. „ Sigurd?“, gab ich von mir, da mein Rücken anfing zu schmerzen. Auf einen Waldboden zu liegen war keineswegs angenehm. Der Heide blickte mir in die Augen, bevor er sich zu mir hinunterbeugte und unsere Lippen miteinander versiegelte. Versteift lag ich da, konnte nicht glauben, dass er mich küsste. „ Nein.“, brachte ich hervor, nachdem ich den Kuss gelöst hatte und trat Sigurd von mir hinunter. Ein Lachen ertönte und geschockt erkannte ich, das Hvitserk etwas von uns entfernt gegen einen Baum lehnte. Er hatte gesehen, wie sein Bruder mich geküsst hatte. Deutlich spürte ich wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Zügig erhob ich mich, griff nach den zwei Schwertern und hielt Hvitserk eins hin. Der Heide verstand, nahm es an und griff mich an. Ich kannte sein Kampfstil, sodass ich die Chance bekam ihn in den Bauch zu treten. Hvitserk hielt sich diesen und schien stolz auf mich zu sein. „ Gut.“, vernahm ich seine Stimme und ließ meine Waffe sinken, nachdem ich eine Bewegung im Augenwinkel wahrgenommen hatte. Ubbe und Ivar gesellten sich zu uns. „ Katharina.“ „ Ja, Ivar?“ „ Komme her.“, sprach er langsam zu mir und winkte mich zu sich. Bevor ich den Knochenlosen erreichten konnte, wuschelte mir Ubbe durchs Haar, als er an mir vorbeilief. Erst nachdem ich ihm einen bösen Blick zugeworfen hatte, lief ich zu Ivar. Setzte mich zu ihm ins Gras und nahm dankbar das Stück Trockenfleisch an. Mein Blick lag auf seine Brüder, die sich unterhielten. Ich wurde nervös, denn Hvitserk könnte Ubbe erzählen, was er gesehen hatte. Eine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich wusste das der Knochenlose bemerkt hatte, das etwas nicht stimmte. Wie erwartet sah Ivar mich fragend an, doch ich schüttelte nur den Kopf, nachdem ich zu ihm geblickt hatte. Ich könnte ihm nicht erzählen, das meinen ersten Kuss an Sigurd verloren hatte.
„ Sollten gehen.“, meinte ich zu den Brüdern, als die Sonne begann unterzugehen. Die Temperatur sank mit jeder gefühlten Minute immer mehr. „ Kalt.“, murmelte ich, wusste das die Brüder es trotzdem gehört haben mussten. Ich verfluchte mich selbst, meinen Mantel nicht mitgenommen zu haben und wollte so schnell wie möglich zurück ins Langhaus. Erleichter erkannte ich, wie Ragnars Söhne die Waffen zurück in die Kisten legten und danach auf mich zukamen. „ Wir gehen.“ , erklärte mir Ivar, während er zu mir hinauf sah. Mit einem Nicken signalisierte ich, das ich verstanden hatte und setzte mich in Bewegung. Lange dauerte es nicht, bis wir in Kattegat waren und das Langhaus erreichten. Gerade als ich die Richtung vom Schlafgemach einschlug, griff jemand nach meinem Handgelenk. Dieser jemand war niemand anderes als Sigurd, wie ich feststellte. Der Heide sprach zu Ivar, woraufhin dieser wütend wurde. Ich verstand nicht was los war, denn sie sprachen zu schnell. Besorgt sah ich zum Knochenlosen, welcher begonnen hatte zu schreien, was Aslaug anlockte. Sie sprach ein Machtwort, dies erkannte ich daran, das Ivar verstummte. Er versuchte seine Wut zu unterdrücken, schnaube und kroch davon. Fragend blickte ich zu Ubbe und Hvitserk, hoffte das sie mir erklären würden, was gerade passiert war. Ein ungutes Gefühl bereitete sich in mir auf, als mein zukünftiger Mann mich hinter sich herzog. Und dann verstand ich, was los war. Sigurd wollte das ich bei ihm schlafe. Unsicher blieb ich in seinem Schlafgemach stehen, nachdem wir dort angekommen war. Der Raum war mir fremd, war ich doch meistens nur in der Küche, der Halle und in Ivars Zimmer. „ Zu schnell.“, meinte ich und erklärte den Nordmann so, dass er langsamer reden sollte, so wie es sein Bruder machte. „ Du solltest dich umziehen.“ „ Nein.“, damit schritt ich zurück, während ich den Kopf schüttelte. Ich würde mich auf keinen Fall vor ihm umziehen. Der Heide war verärgert darüber, wie ich erkennen konnte, doch sagen tat er nichts mehr dazu. Stattdessen legte er sich ins Bett und beachtete mich nicht mehr. Sein Verhalten verwirrte mich. Erst wollte er, dass ich bei ihm schlafe und dann ignoriert er mich. Hatte er dies nur getan, um Ivar zu ärgern? Wenn ja, warum hatte er mich dann geküsst? Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht. Ein Seufzen entkam mir, bevor ich beschloss mich ebenfalls schlafen zu legen. Ich lief zum Bett, schlug die Felle zur Seite und legte mich so weit wie möglich an den Bettrand hin. „ Gute Nacht.“, wünschte ich dem Anderen und schloss meine Augen.
Mit einem Lächeln begrüßte ich am nächsten Morgen Ubbe, als dieser mir über den Weg lief. Zum Glück besaß ich eine innere Uhr, sodass ich meistens früh ausstand. So hatte Sigurd nicht mitbekommen, wie ich den Raum verlassen hatte. „ Morgen, Katharina.“ „ Heute lernen?“ „ Richtig. Du solltest langsam lernen, länger Sätze zu sprechen.“ „ Ist schwierig.“, erklärte ich ihm und nahm die Hand an, die er mir hinhielt. Merkwürdigerweise hielt mich der Heide immer an der Hand, wenn wir gemeinsam und vor allem alleine durch Kattegat liefen. Dabei würde ich bald seinen Bruder heiraten, wenn auch nicht widerwillig. Warum er dies tat, wusste nur er selbst. Auf einer anderen Seite war es gut so, denn ich kannte mich nicht wirklich aus. Noch oft verlor ich die Orientierung und stand wie bestellt und nicht abgeholt in der Menschenmenge herum. Vielleicht lag es daran, das ich mich nicht an Kattegat gewöhnen wollte. Sah ich dieses noch immer nicht als meine neue Heimat an.
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„ Es schneit!“ „ Katharina!“, vernahm ich noch Ivars Stimme, während ich nach draußen rannte. Über Nacht hatte es geschneit und Kattegat in Weiß gehüllt. Schneeflocken fielen von Himmel hinab und schmolzen auf meine Haut. „ Du benimmst dich wie ein Kind.“, sprach mein bester Freund zu mir, weshalb ich mich zu diesem umdrehte. Der Knochenlose kroch auf mich zu, blickte zu mir hinauf. „ Ich freue mich nur, das es schneit. Du kannst das nicht verstehen, du bist kein Winterkind.“ „ Winterkind?“ „ Kinder die im Winter geboren worden sind und deshalb die Kälter lieben.“ „ Wie viele Winter hast du erlebt?“ „Dreiundzwanzig. Genug geredet, lass uns einen Schneemann bauen!“, gab ich von mir, bevor ich damit begann. Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht, als ich den Heiden hinter mir schnauben hörte. Seitdem ich ihre Sprache einigermaßen beherrsche, sprach ich und Ivar gefühlte vierundzwanzig Stunden miteinander. Zwar musste der Knochenlose noch selten mir Wörter vorsagen, aber mit jeden Tag wurde ich besser. Dies bekam auch Hvitserk zu spüren, welche regelmäßig meine Redekunst zu spüren bekam. Das Verhältnis zu den Brüdern war besser geworden, nur bei Sigurd nicht. Mein zukünftiger Mann hatte keine weiteren Annäherungsversuche unternommen und beobachtete mich meistens aus sicherer Entfernung. So wie auch heute. „ Ivar, beachte ihn nicht.“ „ Er beobachtet dich, Katharina.“ „ Das ist mir bewusst, aber was soll ich dagegen unternehmen. Ihm es verbieten? Sobald ich seine Frau bin, kann er dies jede Minute machen.“ „ Du machst es wieder.“ „ Bitte verzeih mir, ich vergesse andauernd, dass ihr die Bedeutung von einigen Wörter nicht wissen könnt. Es ist nicht so leicht, sie zu umschreiben. Zurück zu deinem Bruder und das er mich beobachtet. Solang er mich nicht angreift, können wir nichts machen. Du hast doch deinen Vater gehört, wir sollen uns nicht über die kommende Hochzeit beschweren. Immer noch fragte ich mich, was Ragnar sich dabei gedacht hat.“ „ Diese Frage stelle ich mir ebenfalls. Auch warum du dich nicht geweigert hast.“ „ Ragnar widersprechen? Ich hänge an meinen Leben.“, erklärte ich ihm und zeigte Stolz meinen fertigen Schneemann. Der Knochenlose schüttelte den Kopf, was mich zum Schmollen brachte. „ Mein Vater respektiert dich. Du hast der Hochzeit zugestimmt.“ „ Ivar, bitte. Dein Vater will das ich Sigurd heirate. Denkst du wirklich, er hätte ein Nein akzeptiert? Das hätte er nicht, zudem vermute ich, dass dein Bruder mittlerweile heiraten will.“ „ Woher nimmst du das an?“ „ Erzähl dies bitte niemanden, aber Sigurd hat mich geküsst.“, antwortete ich und blickte zu meinen besten Freund hinab. Um ihn zu beruhigen, ging ich in die Hocke und strich ihm über den Rücken. Es musste schwer für Ivar sein, das ich Sigurd heirate. Hassten die Beiden doch gegenseitig bis aufs Blut. „ Ivar, schau mich an.“, sprach ich mit sanfter Stimme, sodass der Knochenlose meiner Aufforderung nachkam. „ Egal was geschehen sollte, ich werde an deiner Seite bleiben. Ich werde mit dir und deinen Vater nach England segeln. Mir ist bewusst, das Sigurd mir dies verbieten könnte, da er zu diesem Zeitpunkt bereits mein Mann sein wird. Doch auch dies wird mich nicht aufhalten, dich zu begleiten. Ich weiß, das dies verrückt ist, vor allem, weil ich keine Kampferfahrungen besitze und somit ein leichtes Ziel bin.“, erklärte ich ihm, während wir uns in die Augen sahen. Leicht Lächelte der Knochenlose, streckt seine Hand aus und legte sie mir auf die Wange. „ Warum?“ „ Warum was?“ „ Warum willst du an meiner Seite bleiben? Ich bin ein Krüppel.“ „ Sag sowas nicht. Du bist kein Krüppel, Ivar. Höre nicht auf die Anderen, vor allem nicht auf Sigurd. Du musst lernen ihn nicht zu beachten. Er liebt es dich wütend zu sehen.“, sprach ich und konnte erkennen, wie Ivars Augen leuchteten. Plötzlich ertönten Schritte, weshalb ich meinen Blick nach vorne richtete und erkannte Sigurd, der auf uns zu kam. Schnell erhob ich mich, bevor ich mich gerade hinstellte. „ Ich will mit Katharina reden, alleine.“ „ Das-“ „ Ivar, bitte. Es schon in Ordnung. Wir können am Hafen reden, dort sollten wir ungestört sein. Wartest du hier, Ivar? Wenn ja, kannst du so lang einen zweiten Schneemann bauen. Mal sehen, ob er besser ist als meiner.“, gab ich von mir und spürte den Blick des Knochenlosen auf mir, als ich mich mit seinem Bruder zum Hafen begab. Wir liefen einen der Stege entlang, wo wir am Ende stehen blieben. „ Worüber willst du mit mir reden?“ „ Vater meinte, ich sollte dies dir bereits geben.“, damit holte Sigurd einen Armreif hervor. Sanft griff der Heide nach meinem Arm, legte mir das Schmuckstück an. Ein handelte sich um einen schlichten silbernen Knotenarmreif, wie ich erkennen konnte. „ Die Hochzeit wird morgen stattfinden.“, hörte ich ihn sagen und nickte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ mich der Nordmann stehen. Ich blickte ihm nicht nach, sondern musste erst die Information verarbeiten, die ich bekommen hatte. Bereits morgen würde ich Sigurds Frau sein und somit auch das Bett mit ihm teilen müssen. Mit schnellen Schritten begab ich mich zu meinen besten Freund zurück, der wie erwartet keinen Schneemann gebaut hat. Sein Blick fiel sofort auf den Armreif, den ich am linken Handgelenk trug. „ Morgen werde ich die Frau deines Bruders sein. Ivar, was soll ich tun?“ „ Du wolltest meinen Vater nicht widersprechen.“ „ Das meine ich doch nicht, ich bin noch Jungfrau.“ „ Das bedeutet?“ „ Ivar, ich bin unberührt!“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, weiteten sich die Augen des Knochenlosen. Damit hatte er eindeutig nicht gerechnet. „ Du hast mit keinem Mann das Bett geteilt?“ „ Wie gesagt, ich bin noch unberührt. Verstehst du, deshalb kann ich mich nicht zu Sigurd legen. Ich bin unerfahren. Wir müssen uns etwas überlegen?“ „ Wir?“ „ Natürlich wir! Du als mein bester Freund musst mir helfen! Es reicht mir schon, das Sigurd mir meinen ersten Kuss gestohlen hat. Meine Jungfräulichkeit bekommt er nicht so schnell. Also?“ „ Es gibt etwas entfernt von hier eine alte Hütte. Sie ist seit vielen Winter verlassen. Du könntest dort nach der Hochzeit die Nacht verbringen.“ „ Klingt gut, doch wie soll mich unbemerkt davon schleichen?“
Tiefer ließ ich mich ins warme Wasser gleiten, spürte wie meine Muskeln sich lockerten. Ein Seufzen entkam meine Lippen, nachdem ich meinen Augen geschlossen hatte. In wenigen Stunden würde ich in meinem Brautkleid vor Sigurd stehen und diesen heiraten. Mein Leben würde sich auf Anhieb verändern. Ich öffnete meine Augen, blickte zum Knotenarmreif, den ich am linken Handgelenk trug. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich über das leicht erwärmte Metall, während ich mich fragte, ob die Ehe mit Sigurd zum Scheitern verurteilt war. Wir liebten uns nicht, doch mittlerweile vertrugen wir uns höchstens. Meine Gedanken wanderten zu dem Kuss, meinen ersten Kuss. Er war sanft gewesen, obwohl ich versteift am Waldboden gelegen hatte. Das Hvitserk den Kuss zwischen mir und Sigurd gesehen hatte, brachte mich heute noch in Verlegenheit. Da mittlerweile auch Ivar darüber Bescheid wusste, fand ich gut. Hatte ich es ihm doch zu lange verheimlicht. Ein Klopfen ertönte, sodass ich in Richtung Tür blickte. Eine Dienerin kam herein, legte mein Hochzeitgewand auf dem Bett ab, bevor sie sich verbeugte und den Raum wieder verließ. Ich hatte alle Dienerinnen fort geschickt, als sie meine Haut vom Dreck frei schrubben wollten. Selbst beim Anziehen wollte ich keine Hilfe bekommen, war ich doch alt genug, um dies zu können. Vorsichtig erhob ich mich und stieg aus der Holzwanne heraus. Griff nach dem leichten, dünnen Leinenkleid, welches über einen Stuhl hing und zog es an. Durch das Wasser klebte es wie eine zweite Haut an mir, dennoch fühlte es sich keineswegs unangenehm an. Unterließ Fußabdrücke als ich zum Bett schritt. Ich blickte auf mein Hochzeitkleid hinab, welches ich selbst angefertigt hatte. Mehr als nur einmal hatte ich mir dabei in den Finger gestochen, war ich doch dünnere und vor allem andere Nadeln gewohnt. Es unterschied sich von den herkömmlichen Kleidern, die Wikinger bei Hochzeiten trugen. Ein schulterfreies weißes Kleid, welches an den Ärmel ebenfalls weißes Fell besaß. Alles kam mir wie ein Traum vor, doch es war keiner. Ich würde an einem Freitag, am Tag von Frigga, der Göttin der Ehe, heiraten. So wie der Brauch es pflegte, nur mit dem Unterschied, dass es Winter war. Somit würde die Hochzeit nicht im Freien stattfinden. Einigen Minuten verstrichen, bevor ich das Leinenkleid wieder auszog und nach meinen Hochzeitsgewand griff. Zufrieden stellte ich fest, dass ich gute Arbeit geleistet hatte und klopfte mir gedanklich selbst auf die Schulter. Meine Haare ließ ich offen und als Schmuck, trug ich die Lebensbaumkette, wie dem Armreif. Dezent schminkte ich mit dem Wenigen, was mir zu Verfügung stand. „ Katharina?“, vernahm ich Ivars Stimme nach mir rufen, als ich abermals mein Kleid glatt strich. Ich amtete einmal tief ein und aus, bevor ich zur Tür lief, um dieser zu öffnen. Sogleich kroch der Knochenlose hinein und wand sich erst zu mir um, nachdem er die Mitte des Raumes erreicht hatte. Seine Augen weiteten sich, nachdem er mich erblickt hatte. „ Wie sehe ich aus?“, fragte ich verlegen und spürte deutlich, wie ich errötete. Ivars intensiver Blick war ungewohnt. „ Ivar?“ „ Wie eine Göttin.“, hauchte er, sodass ich es beinah nicht verstanden hätte. Der Heide schluckte, erst danach wand er seinen Blick ab. Gerade als ich darauf etwas erwidern wollte, kam Hvitserk hinein. Dieser blieb ruckartig stehen, als er mich sah. Er öffnete den Mund, schloss diesem aber wieder. „ Sehe ich so schlimm aus? Das du keine Worte dafür findest, Hvitserk?“ „ Du siehst wie eine Göttin aus.“ „ Ivar meinte dies ebenfalls. Ich bin mir da nicht so sicher. Weshalb hast du uns aufgesucht?“ „ Ivar hat von eurem Plan erzählt.“ „ Du hast es ihm erzählt?“, fragte ich Ivar, da ich nicht glauben konnte, dass er ausgerechnet Hvitserk in unseren Plan eingeweiht hatte. „ Er wird Sigurd ablenken.“ „ Ach, wird er das. Wenn das so ist, dann hoffe ich für dich Hvitserk, dass du das auch schaffst.“, meinte ich zu diesem, bevor ich mich aufs Bett setzte. Die Brüder taten mir gleich, was mich ein wenig verwundert. „ Wann beginnt die Hochzeit?“ „ Bald.“ „ Ich muss gestehen, das ich ziemlich nervös bin.“
„ Ich schaff das. Ich schaff das.“, murmelte ich vor mich hin, während ich von den Brüdern in die Halle geführt wurde. In wenigen Minuten würde ich die Frau von Sigurd sein und meine Pflichten als Ehefrau antreten müssen. Ich war sichtlich erstaunt, als ich die Halle betrat, da sich viele Menschen in dieser aufhielten. „ Was geschieht jetzt?“ „ Wir suchen Sigurd, er müsste bei Ubbe sein.“, erklärte Hvitserk mir, während er sich umsah. Dies tat ich ebenfalls und es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis ich meinen zukünftigen Mann entdeckte. Sigurd stand ziemlich am Rande und unterhielt sich mit Ubbe. Doch statt zu ihnen zu gehen, blieb ich weiterhin stehen. „ Ivar, bevor ich deinen Bruder heirate, will ich dir nochmals sagen, dass ich an deiner Seite bleiben werde. Komme was wolle.“, sagte ich zu meinen besten Freund und schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich mich in Bewegung setzte. Nun gab es kein zurück mehr. Langsam schritt ich auf Sigurd zu, welcher mit den Rücken zu mir gewandt war. Dafür bemerkte Ubbe mich, grinste und deutete in meine Richtung. Sigurd drehte sich zu mir um und erstarrte. Sanft lächelte ich ihn an, während ich mir die Frage stellte, ob er ebenfalls nervös war. Ubbe schob seinen Bruder zur Seite, der mich weiterhin anstarrte. „ Du siehst wie eine Göttin aus, Katharina.“ „ Das haben Ivar und Hvitserk ebenfalls schon gesagt. Ich bin mir dabei nicht so sicher, ob man mich mit einer Göttin vergleichen kann. Wenn es in Ordnung wäre, würde ich gerne alleine mit Sigurd sprechen.“ „ Gewiss. Viel Glück, Bruder.“, damit wurden wir alleine lassen. Ich trat einen weiteren Schritt auf den Nordmann zu und ließ meinen Blick über seinen Körper gleiten. Sofort erkannte ich, dass er ebenfalls neue Kleidung trug, ein grün-goldenes Gewand. Ich streckte meine Hand aus, fuhr mit meinen Fingerspitzen über den Stoff seines Gewandes. „ Ich frage mich seit heute früh, ob du ebenfalls so nervös bist wie ich.“, sprach ich und sah ihm in die Augen. Sigurd schluckte, bevor er seine Stimme wieder fand. „ Meine Brüder sprechen die Wahrheit, du gleicht einer Göttin. Komm die Zeremonie beginnt.“, vernahm ich seine Stimme und spürte wie er nach meiner Hand griff. Ich nickte nur und sah mich nach Ivar um, doch konnte diesen nicht finden. Wo befand er sich nur? Lange konnte darüber nicht nachdenken, denn eine Ziege wurde in die Halle gebracht. Mir war bewusst, dass sie als Opfer diente, weshalb ich den Blick abwand. Ein Priester würde ihr die Kehle durchschneiden und das Blut in eine Schale fließen lassen. Solche Opfer bei Hochzeiten waren für sie normal, für mich waren sie grausam. Zu meinem Glück war die Opfergabe zügig vorbei, sodass ich von Sigurd zum Horgr geführt wurde. Der Priester tunkte Fichtenzweige in die Schaler voller Blut, mit welchen wir besprenkelt wurden. Ich wartete darauf, das Sigurd das Schwert seiner Ahnen präsentieren würde, doch dies tat er nicht und da wurde es mir bewusst. Er konnte dies nicht, weil ich keine Familie besaß, nicht in dieser Zeit. Dies war auch der Grund, warum die Zeremonie anders verlief, als ich in Bücher gelesen hatte. Somit gab es keine Ringe, die eigentlich ein fester und wichtiger Bestandteil waren. Mein Blick wanderte zu Sigurds linken Handgelenk, wo ich erkennen konnte, das einen zweiten Armreif trug. Schlagartig wurde mir bewusst, das Ragnar uns gestern bereits unsere Eide geschworen lassen hatte. Immer mehr wurde mir bewusst, dass der König damit etwas plante. Nur musste ich herausfinden was und wusste das dies nicht einfach werden würde, denn Ragnar würde schweigen. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mir ein Krug entgegengehalten wurde, welcher mit Met gefüllt war. Auch wenn ich keinen trank, musste ich einen Schluck davon trinken und einen für ihre Götter übrig lassen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich den Krug den Priester übergeben, bevor ich von Sigurd in einen Kuss gezogen wurde. Sekunden später löste er den Kuss wieder, sodass wir uns in die Augen schauen konnte. Plötzlich erschienen Ubbe und Hvitserk, klopften jeweils meinen Mann auf die Schulter, bevor sie losrannten. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand. Das Brautrennen hatte begonnen. Sie rannten aus der Halle heraus, sodass ich beschloss mich auf die Suche nach Ivar zu begeben. Gerade als ich loslaufen wollte, nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr und erkannte zu meinem Erstaunen Björn, welcher auf mich zuschritt. „ Ich nehme an, du bist die geheimnisvolle Frau, von der mein Vater sprach.“ „ Könnte möglich sein, Björn. Verzeih, ich habe mich nicht vorgestellt. Katharina mein Name.“ „ Es überrascht mich, das du einen meiner Brüder geheiratet hast. Es sah nicht aus, als-“ „ Würden Sigurd und ich uns nicht lieben? Das tun wir auch nicht. Ragnar hat uns dazu gezwungen. Wir haben uns damit abgefunden, konnten wir ihm doch nicht widersprechen.“ „ Meinen Vater zu widersprechen wäre durchaus naiv.“ „ Wie wahr. Es hat mich gefreut dich kennenzulernen, Björn. Bitte verzeih, doch ich suche jemanden.“, damit ließ ich den Älteren stehen und hielt Ausschau nach dem Knochenlosen. Zu meiner Verwunderung konnte ich weder ihn, noch Aslaug oder Ragnar finden. Lachend kamen die Brüder in die Halle gerannt, bekamen so meine Aufmerksamkeit. Ubbe ließ sich von einer Dienerin zwei Krüge bringen, drückte davon einen Sigurd in die Hände. „ Auf meinen Bruder und seine wunderschöne Frau. Skål !“ „ Skål!“, riefen die Gäste und tranken. Mein Blick wanderte von der Menge zu Hvitserk, als dieser auf mich zukam. „ Ivar wartet.“, wurde mir ins Ohr geflüstert und ich nickte dem Heiden zu. Abermals blickte ich zu meinem Ehemann, um sicherzugehen, das diese mein Verschwinden nicht bemerkten würde. Erst nachdem niemand mehr mir Beachtung schenkte, schlich ich mich ins Freie hinaus. Leichter Schneefall war eingetreten, ließen Kattegat beinah magisch wirken. Für einen Moment stand ich da, bis ich den Weg einschlug, der mich zur Hütte führen würde. Zu meiner Verwunderung traf ich keine Menschenseele an, Kattegat wirkte wie ausgestorben. Mich störte dies keinesfalls, half es mir doch, unbemerkt zu Ivar zu gelangen. Ich war gespannt, was der Knochenlose für mich in der Hütte vorbereitet hatte. Der Heide hatte mir versprochen das ich meine Hochzeitsnacht auch ohne Sigurd genießen würde. Leicht außer Atmen erreichte ich mein Ziel und stellte sicher, das niemand mir gefolgt war, bevor ich die Hütte betrat. Mir stockte der Amten, als ich die vielen Felle und Kerzen erblickte, die verteilt waren. „ Ivar?“, fragte ich in die Hütte hinein, schloss währenddessen die Türe hinter mir. Suchend sah ich mich nach dem Knochenlosen um, doch statt ihm entdeckte ich einen Tisch, der mit verschiedenen Speisen gedeckt war. Ich schritt zu diesem und griff nach einer Traube. Diese schob ich mir in den Mund, als ich ein Geräusch hinter mir vernahm. Sogleich drehte ich mich um und erblickte meinen besten Freund. „ Hier ist es wunderschön, Ivar. Du willst mich doch nicht verführen oder?“ „ Wenn es so wäre?“ „ Hast du versagt. Ich sehe hier weder Katzen noch Bücher. Lass uns was essen, ich habe den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen.“, meinte ich zu ihm, nahm die Schüssel mit den Trauben und lief zu den Fellen, wo ich mich niederließ. Der Heide kam herangekrochen, setzte sich neben mich hin. „ Warum warst du nicht da gewesen? Ich habe dich gesucht.“ „ Es wäre zu auffällig gewesen, wenn wir gemeinsam verschwunden wären.“ „ Du hättest mir ruhig vorher Bescheid geben können.“, gab ich schmollend von mir, bevor ich mir eine weitere Traube in den Mund schob. Danach hielt ich dem Anderen die Schüssel hin, damit er sich ebenfalls eine nehmen konnte. „ Stellst du dir auch die Frage, warum dein Vater so entscheiden hat? Warum musste ich Sigurd heiraten?“ „ Diese Frage habe ich Vater gestellt, doch er gab mir keine Antwort darauf.“ „ Genauso wie bei mir. Dein Vater muss sich etwas dabei gedacht haben, doch was? Wahrscheinlich werden wir niemals eine Antwort auf diese Frage bekommen. In den Moment, wo ich deinen Bruder am Altar gegenüber stand, glaube ich in seinen Augen gesehen zu haben, dass er die Hochzeit wirklich wollte. Es kommt mir so unwirklich vor, das ich mit deinem Bruder verheiratet bin, dabei wollte ich dies niemals.“ „ Du wolltest nicht heiraten?“ „ Nein, wollte ich nicht. Ich will auch keine Kinder bekommen, ich kann es mir nicht vorstellen eine Mutter zu sein. Dennoch ist mir bewusst, das Sigurd eines Tages Kinder haben möchte. Was denkst du darüber?“ „ Er sollte Stolz sein, solch eine Göttin wie dich, als Frau zu haben.“ „ Göttin? Ivar, was redest du denn da? Ich bin vieles, aber keine Göttin.“, sprach ich, schlug ihm leicht gegen die Schulter, was ihn zum Grinsen brachte. Ich war froh, so einen guten Freund wie Ivar gefunden zu haben. Unsere Freundschaft würde viele schlechte Zeiten überstehen, dies wusste ich. „ Ich beneide ihn.“, hörte ich den Knochenlosen auf einmal sagen, weshalb ich zu ihm blickte. „ Wen?“ „ Sigurd.“ „ Weil er geheiratet hat? Ich bin mir sicher, eines Tages wirst du auch heiraten.“ „ Keine Frau würde einen Krüppel heiraten.“ „ Warum nennst du dich immer so. Du bist viel mehr als ein Krüppel, Ivar. Die Menschen werden dies eines Tages sehen.“ „ Woher nimmst du die Annahme, Katharina? Verrate es mir.“ „ Deine Schicksalsfäden wurden bereits gesponnen.“
Sonnenstrahlen bannten sich ihren Weg durch die leicht verbogenen Holzbretter, welcher benutzt wurden, um das Fenster zu vernageln. Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite, bedacht darauf Ivar nicht zu wecken. Wir hatten uns noch lange unterhalten, vor allem über Sigurd. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass dieser nun mein Ehemann war. Ich sah zu meinen besten Freund, als dieser begann sich zu bewegen. „ Morgen, Ivar. Ich hoffe doch, ich habe dich nicht geweckt.“ „ Hast du nicht.“ „ Da bin ich erleichtert. Wir sollten zurück ins Langhaus kehren.“ „ Du solltest dich vorher umziehen. Dort drüben in der Truhe ist ein Kleid für dich.“ „ Du hast an alles gedacht, Ivar.“, damit erhob ich mich und lief zur Truhe. Diese öffnete und erstarrte, nachdem ich das Kleid herausgenommen hatte.
„ Ivar, dieses Kleid.“ „ Gefällt es dir nicht?“ „ Es ist wunderschön, doch weshalb?“ „ Eine Göttin muss sich unterschieden können vom gewöhnlichen Volk.“ „ Abermals nennst du mich eine Göttin. Muss ich das verstehen?“ „ Du solltest dich umziehen.“ „ Das sollte ich. Findest du dennoch nicht, das dieses Kleid ein wenig zu sehr an einer Dänin erinnert?“, fragte ich, während ich mich umzog. Mein Hochzeitsgewand konnte ich in kein zweites Mal anziehen, die Blutflecken könnte ich nicht herauswaschen. Nachdem ich mein neues Gewand glatt gestrichen hatte, wand ich mich zum Heiden. „ Wir können.“
Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus, je näher wir dem Langhaus kamen. Etwas würde geschehen, da war ich mir sicher. Und ich sollte Recht behalten, denn kaum betraten wir das Langhaus kam Sigurd auf uns zu. Hinter ihm, konnte ich seine Eltern und seine Brüder erkennen. „ Wo warst du gewesen!?“ „ Bei Ivar.“ „ Hört, meine Frau legt sich lieber zu einem Krüppel, als zu mir!“ „ Nenne ihn nicht einen Krüppel!“ „ Du legst dich zu meinem Bruder!“, schrie mein Mann mich an und es dauerte einen Augenblick, bis ich verstand. Er nahm an, das ich mit Ivar geschlafen hätte. Schlagartig wurde mir bewusst, dass sie alle dies annahmen. Der Knochenlose musste sie nie aufgeklärt haben, das nicht mehr als Freunde sind. Wütend wand ich mich zu Ivar, der zu mir hinauf sah. „ Du hast sie im Glauben gelassen, das ich mit dir schlafe! Wie konntest du nur!? Und jetzt zu dir, Sigurd! Ich war nur aus einem einzigen Grund bei Ivar. Ich hatte Angst vor unsere Hochzeitsnacht, soll ich dir verraten warum? Ich bin noch unberührt! Damals als du mich im Wald geküsst hast, das war mein erster Kuss gewesen!“, meinte ich zu Sigurd, drehte mich um und verließ das Langhaus. Mit zügigem Schritttempo lief ich durch Kattegat, bis ich auf ein Bauernpaar traf, welches ihre Tiere versorgte. Ich beschloss ihnen zu helfen, denn dies würde mir helfen, mich abzureagieren. Dankbar nahmen sie meine Hilfe an, sodass ich einen Moment später die Schweine fütterte. Das dabei mein Kleid schmutzig wurde, blendete ich aus. „ Wie süß du doch bist.“, meinte ich zu einem Ferkel und kniete mich hinunter, um es zu streicheln. Ein Seufzen kam mir über die Lippen, als ich an Sigurd und Ivar denken musste. Ich konnte meinen Mann durchaus verstehen, dennoch hätte er so nicht reagieren müssen und von meinem besten Freund war ich enttäuscht. Er hatte sie darüber aufklären müssen, dass wir nur Freunde sind. „ Habe ich dich gefunden, Katharina.“, vernahm ich die Stimme von Ubbe, weshalb ich mich erhob. Der Ältere kletterte über den niedrigen Zaun, bevor er vor mir zum Stehen kam. „ Weshalb suchst du mich auf?“ „Ich will mit dir über Sigurd reden.“ „ Du nimmst deine Pflicht als größer Bruder sehr ernst, Ubbe.“ „ Wir haben alle nicht erwartet, das du noch unberührt bist. Ivar hat uns glauben lassen, das du seine Geliebte bist.“ „ Weshalb hattet ihr es angenommen?“ „ Zuvor hatte sich keine Frau freiwillig zu meinem Bruder gelegt.“ „ Ivar und ich haben uns daran gewöhnt, nebeneinander zu liegen. Wir sind Freunde, mehr nicht.“ „ Beantworte mir die Frage, Katharina. Weshalb hast du vor Sigurd Angst?“ „ Nicht direkt vor ihm, sondern mit ihm zu schlafen. Wie gesagt, ich bin unberührt, somit unerfahren. Er dagegen hatte viele Frauen und versuche es nicht einmal ihn in Schutz zu nehmen. Ich habe Augen im Kopf und habe gesehen, wie oft er mit Dienerinnen verschwunden ist.“ „ Du solltest dich mit Sigurd aussprechen, da du seine Frau bist, hast du Pflichten ihm gegenüber.“ „ Das ist mir bewusst, Ubbe. Doch euch allen müsste bewusst sein, das ich anders bin. Im Frühling werde ich gemeinsam mit deinem Vater und Ivar nach England segeln.“ „ Sigurd wird es dir nicht erlauben, Katharina.“ „ Selbst wenn er es mir verbietet, werde ich es tun. Ich habe Ivar geschworen an seiner Seite zu bleiben, ich halte meine Versprechen.“ Wie vermutet fand ich meinen Ehemann auf dem Trainingsplatz vor, obwohl alles mit Schnee bedeckt war. Mit einem Schwert schlug er immer wieder auf ein unbewegliches Ziel ein. „ Dir ist bewusst, das dein Gegner aus Stroh besteht?“, stellte ich ihm die Frage, während ich auf ihn zuschritt. Sogleich hielt Sigurd inne und blickte zu mir. „ Ubbe war bei mir gewesen. Er meinte, wir sollten uns aussprechen. Ich stimme ihm da zu, wir sollten reden. Auch wenn wir verheiratet sind, werde ich an Ivars Seite bleiben. Dies kannst du nicht ändern, Sigurd. Er ist dein Bruder, er wird immer ein Teil von deinen Leben sein. Mir ist bewusst, dass ihr niemals miteinander auskommen werdet, dies verlange ich auch nicht. Sei nicht wütend auf ihn, ich bat ihn um Hilfe, zudem war Hvisterk ebenfalls eingeweiht. Angst habe ich keine vor dir, es ist nur so, das ich angst vor dem ersten Mal habe. Im Gegensatz zu dir habe ich keine Erfahrungen.“ „ Dabei liegst du in Nacht bei meinem Bruder. Ich werde dich nicht zwingen, dich zu mir zu legen, Katharina. Mir gefällt es nicht, das Ivar in deiner Nähe ist. Du bist meine Frau.“, damit beugte sich der Heide zu mir hinunter und küsste mich.
* Timeskip*
„ Du wirst nicht mit meinem Vater und Bruder segeln.“, sprach Sigurd zu mir, weshalb mir ein Seufzen entkam. Ich hatte geahnt, dass er damit nicht einverstanden sein würde. Vielleicht hatte Ivar recht gehabt und ich hätte es meinen Ehemann früher sagen sollen. „ Sigurd, mir ist bewusst, dass du als mein Mann mir dies verbieten kannst. Doch dir musste bewusst sein, das dies mich nicht aufhalten wird. Ich werde mit deinem Vater und Ivar segeln. Meine Entscheidung habe ich vor unsere Hochzeit getroffen und ich werde sie nicht ändern. Stört es dich, das dein Vater dabei ist?“ „ Es ist nicht Vater, sondern Ivar. Er ist immer in deiner Nähe.“ „ Darüber haben wir gesprochen, Sigurd. Ivar ist dein Bruder und mein bester Freund. Er ist ein Teil von unseren Leben, auch wenn bei dir unfreiwillig.“ „ Verspreche mir, das du zu mir zurückkehren wirst, Katharina.“ „ Das werde ich.“, damit zog ich meinen Mann in einen sanften Kuss. Nach einigen Sekunden lösten wir diesen wieder, stand doch ein Abschied für eine ungewisse Zeit an. Mein Blick wanderte zu dem Langschiff, welches nach England segeln würde. Ragnars Mannschaft lud Proviant für die Reise ein, sowie auch Waffen. Mein Gefühl sagte mir, das wir sie nicht brauchen würden. Nicht für diese Reise. „ Sigurd, ich gebe dir die Erlaubnis dich zu anderen Frauen zu legen. Mir ist bewusst, dass ihr Männer gewisser Bedürfnisse habt, die ich dir derzeit nicht erfüllen kann. Es ist in Ordnung für mich.“ „ Katharina, ich-“ „ Katharina!“, wurde mein Ehemann von Ivar unterbrochen, welcher mich rief. Der Knochenlose kroch auf uns zu und beachtete seinen Bruder nicht. „ Wir brechen auf, Katharina.“ „ Verstehe. Wie eben gesagt, du hast meine Erlaubnis.“, damit küsste ich Sigurd kurz, bevor ich meinen besten Freund zunickte. Wir begaben uns in Richtung Langschiff, doch kurz davor blieb ich stehen. „ Stell deine Frage, Ivar.“ „ Von welcher Erlaubnis hast du gesprochen?“ „ Ich habe deinen Bruder die Erlaubnis gegeben, das er sich zu anderen Frauen legen darf.“, antwortete ich und sah zum Heiden hinab, bevor ich ihm ein Lächeln schenkte. „ Du nimmst an, das er sich zu anderen Frauen legt?“ „ Das nehme ich nicht an, ich weiß es, daher habe ich ihm die Erlaubnis gegeben. Reden wir nicht mehr darüber.“, meine ich und nahm dankbar die Hand vom König an, welcher mir aufs Schiff half. Mit einem guten Gewissen konnte ich nach England segeln, hatte ich doch alles erledigt, was ich mir vorgenommen hatte. Meinen Rucksack hatte ich in eine Truhe gelegt und im Wald vergraben. Wusste ich doch nicht, was mich erwarten würde, wenn ich zurückkehrte. Ich stand neben dem Mast und blickte zum Steg, als wir die Segel setzten. Zu meiner Verwunderung, erkannte ich nicht nur meinen Mann, sondern auch Ubbe, Hvitserk, Floki und Helga. „Bereut du es?“, hörte ich den Knochenlosen frage, drehte mich zu diesem um. Als Antwort schüttelte ich den Kopf. „ Nein, ich bereue es nicht. Ich habe dir mein Wort gegeben an deiner Seite zu bleiben, Ivar.“ „ Setz dich zu mir.“, sprach er, weshalb ich mich zu ihm setzte. Der Heide nahm meine Hand in seine und verschränkte unsere Finger miteinander. Leicht lehnte ich mich gegen ihn und schloss meine Augen. „Aufgeregt, Ivar?“ „ Bin ich nicht. Wie sieht es bei dir aus?“ „ Ja, ich bin aufgeregt. Wir segeln ins Ungewisse. Wir können nicht wissen, was uns in England erwartet.“ „ Sei unbesorgt, die Götter sind auf unsere Seite.“ „ Eure Götter, Ivar. Ich habe aufgehört an Götter zu glauben.“
Panisch schnappte ich nach Luft, als ich auftauchte. „ IVAR!“, schrie ich und vernahm die Schreie der Besatzung. Erneut ging ich unter und konnte mich zurück an die Oberfläche kämpfen. Meine Umgebung erkannte ich nur verschwommen, trug ich doch meine Brille nicht. Diese hatte ich in einer der Hüfttaschen gelegt, als die Nacht angebrochen war. „ Katharina!“, hörte ich den meinen besten Freund nach mir rufen. Ich spürte wie mir das eiskalte Wasser langsam die Kräfte raubte, lange wurde ich nicht mehr durchhalten. Dieser schreckliche Sturm hatte uns überrascht und das Langschiff zum Kentern gebracht. „ Katharina!“, vernahm ich erneut Ivars Stimme und wollte ihm antworten, doch hatte keine Kraft mehr dafür. Schlagartig wurde mir bewusst, das ich mein Versprechen an Ivar und Sigurd nicht einhalten könnte, wenn ich jetzt sterben würde. Doch das wollte ich nicht, ich wollte leben. „ Das wirst du, kleiner Vogel.“, vernahm ich eine unbekannte Stimme, bevor alles um mich herum schwarz wurde.
Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte mehrmals, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Vorsichtig richtete ich mich auf und fühlte den Sand unter meinen Händen. Ein Zischen entkam mir, als ich den Versuch unternahm aufzustehen. Weshalb ich beschloss erstmal sitzen zu bleiben. Ich holte aus meiner Hüfttasche meine Brille heraus, die alles unbeschadet überstanden hatte. Erst nachdem ich sie aufgesetzt hatte, erkannte ich die viele Schiffsteile, die um mich herum lagen. Wir hatten Schiffbruch erlitten. „ Ivar! Ragnar!“, rief ich, doch bekam keine Antwort. Was war mit dem Anderen geschehen und vor allem, lebten sie noch? Dies konnte ich nur herausfinden, wenn ich mich auf die Suche nach ihnen begab. Erneut unternahm ich den Versuch aufzustehen und diesmal klappte es. Meine Kleidung klebte wie eine zweite Haut an mir, war sie doch noch nicht getrocknet. Als ich mich in Bewegung setzte wollte, um die Küste abzusuchen, erkannte ich in der Ferne Männer, die auf mich zuritten. Flucht war keine Option, da sie mich sonst umbringen würden. Einer der Männer stieg von seinem Schimmel ab, als sie mich erreicht hatten. Er sprach zu mir und packte mich grob am Arm, trotzdem wehrte ich mich nicht. Wusste ich doch, wer er war. Eine falsche Bewegung könnte meinen Tod bedeuten. Der Mann war nicht zufrieden, dass ich ihm nicht antwortete, dies konnte ich deutlich sehen. Ich wurde an einen der Soldaten weiter gereicht, der mich zwang mich auf sein Pferd zu steigen, bevor er sich hinter mir setzte. Nur weil sie mich nicht gleich töteten, hieß es nicht, das sie es nicht später tun würden. Ich beschloss freundlich gegenüber ihnen zu bleiben, hing doch mein Leben davon ab. Es war kein weiter Weg von der Küste zu einer Festung, wie ich es nannte. Mir blieb keine Zeit diese zu begutachten, da ich zügig nach drinnen geführt wurde. Wir betraten einen Saal, wo ein älterer Herr auf einen Thron saß. Er unterhielt sich mit dem Mann, der mich grob gepackt hatte, bevor er auf mich zutrat. „ Willkommen, dürfte ich mich ihnen vorstellen. Mein Name lautet König Egbert von Wessex. Dürfte ich Ihren Namen erfahren.“ „ Mein Name lautet Katharina, eure Majestät.“ „ Nun Katharina, was habt ihr an der Küste gesucht?“ „ Ich segelte mit Ragnar Lothbrok und einer seiner Söhne nach England, als wir Schiffbruch erlitten.“ „ Ragnar? Er ist zurück? Lebt er?“ „ Dies ist mir unbekannt, eure Majestät. Ich wurde ihnen getrennt, bevor ich die Küste erreicht hatte.“, sprach ich, sah wie Egbert mit einer Handbewegung alle hinausschickte. Erst als wir alleine waren, schritt er weiter auf mich zu. „ Sie scheinen keine Heidin zu sein, Katharina.“ „ Sie haben recht, ich bin keine Heidin. Ich komme aus dem Frankreich und wurde christlich getauft.“ „ Wie sind sie zu den Heiden gekommen?“ „ Ich rettete den jüngsten Sohn von Ragnar Lothbrok, woraufhin ich nach Kattegat gebracht wurde.“ „ Verstehe. Nun Katharina, wissen sie was Ragnar nach England führt?“ „ Ragnar Lothbrok ist ein sehr schweigsamer Mann geworden, eure Majestät. Dürfte ich euch die Frage stellen, was ihr mit mir vorhabt?“ „Seien sie unbesorgt, sie sind vorerst mein Gast.“, bekam ich die Antwort, mit der ich zufrieden war. König Egbert rief Zofen herbei, die mich einmal quer durch die Festung führten. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei den Zofen, nachdem wir den Raum betreten hatten. Erst nachdem die Tür zugefallen war, spürte ich wie verspannt ich gewesen war. Ruckartig drehte ich mich um, als die Tür sich hinter mir sich öffnete. Eine der Zofen kam herein und legte ein weißes, langes Kleid auf dem Bett ab, danach trat sie auf mich zu.
Ich verstand, das sie mir beim Umziehen helfen wollte und ließ dies zu. War ich doch froh, endlich aus der nassen Kleidung zu kommen. Nachdem ich das Kleid angezogen hatte, begann die Zofe mein Haar zu flechten, was ich ebenfalls zuließ. Ich griff nach meiner Kette und stellte mir die Frage, ob Ivar noch lebte. Wenn dies so war, wo hielt er sich auf? Suchte er nach mir? Fragen auf die ich womöglich keine Antwort bekommen würde. Nachdem mein Haar geflochten war, wurde ich erneut alleine gelassen. Einen Moment wartete ich noch, bis ich zu einem der Fenster lief und hinausblickte. „ Ivar, wo bist du bloß?“
Als die Sonne begann unterzugehen, wurde ich von zwei Soldaten in Saal geführt, wo diesmal ein großer, gedeckte Tisch stand. „ Ah, Katharina. Setzen sie sich zu uns und essen sie.“, sagte der König, zeigte auf den Platz rechts neben sich. Mein Blick wanderte von Egbert zu dem den drei Personen, die ebenfalls am Tisch saßen. Einmal dieser Mann, der mich grob gepackt hatte, eine Frau und ein Kind. Ich tat was von mir verlangt wurde und nahm platz. Schnell legte ich meine Hand über den Becher, als eine Dienerin diesen mit Wein füllen wollte. „ Seien sie unbesorgt, der Wein ist nicht vergiftet.“ „ Dies war nicht meine Annehme. Ich trinke keinen Wein oder Met, ich bevorzuge Wasser.“, erklärte ich dem Älteren, woraufhin mir Wasser gebracht wurde. Zögerlich begann ich zu Essen und bemerkte erst da, das ich den ganzen Tag nichts zu mir genommen hatte. „ Katharina, ich habe vergessen ihnen meinen Sohn Aethelwolf, seine Frau Judith und meinen Enkel Alfred vorzustellen. Sie werden mit uns Speisen.“, sprach Egbert, weshalb ich nickte. Lächelnd sah ich zu Alfred, da dieser mich gemustert hat. Schnell sah der Jüngere auf sein Essen, nachdem er bemerkt hatte, dass ich ihn ansah. „ Ein reizender Junge. Er wird eines Tages ein großer König werden.“
Vorwort:
Die Special Kapitel haben nichts mit der Hauptstory zu tun.
Ihr könnt mir gerne schreiben, wenn ihr weitere davon haben wollt.
Viel Spaß beim Lesen!
LG BlackEpona
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„ Einen Moment. Du möchtest meine Sprache erlernen?“ „ Korrekt. Ich will deine Sprache erlernen, Katharina.“ „ Warum habe ich das Gefühl, das du dies aus einen bestimmten Grund willst.“, sprach ich zu meinen besten Freund und sah hinab auf Kattegat. Ivar und ich saßen gemeinsam nebeneinander auf einer der vielen Klippen, genossen jeweils die Gesellschaft des Anderen. „ Bekomme ich eine Antwort?“ „ Meine Bruder müssen nicht wissen, worüber wir uns unterhalten.“ „ Ich verstehe. Du willst, das wir uns auch unter Feinde unterhalten können, ohne das diese mitbekommen worüber. Gut, ich lerne dich meiner Sprache. Sei dir bewusst, dass es schwierig werden wird. Du wirst auch das Lesen und Schreiben von mir erlernen. Worüber deine Mutter nicht erfreut sein wird,Ivar.“ „ Sollte sie es erfahren.“, hörte ich den Knochenlosen sprechen, woraufhin ich den Kopf schüttelte. Mir war bewusst, das ich als Sklavin enden würde, sollte Aslaug erfahren, das ich ihrem Sohn Lesen und Schreiben beibrachte. „ Wann möchtest du beginnen, zu lernen?“ „ Sofort.“ „ Sofort? Bist du dir sicher?“ „ Das bin ich, Katharina. Ich lerne schnell.“ „ Das bezweifle ich nicht, doch ich kenne dich. Du wirst nicht lange für dich behalten können, dass du meine Sprache erlernst. Vor allem nicht, wenn Sigurd dich provoziert. Komm Ivar, wir beide wissen doch, das er es liebt, dies zu tun. Beachte ihn nicht mehr, dann müssen die Dienerinnen nicht mir den Met vom Boden wischen.“ „ Ich hasse ihn.“ „ Du hasst ihn nicht, er ist dein Bruder. Lass uns nicht mehr über ihn sprechen, sondern, wie du am besten meine Sprache erlernst.“ „ So wie du unsere.“, bekam ich die Antwort, mit der ich etwas anfangen konnte. Erst würde der Knochenlose auf Deutsch zu sprechen, bevor ich ihm das Schreiben und zu letzte das Lesen beibringen würde. Mein Blick wanderte zum Heiden, als er seine Hand auf meine legte. Ivar machte dies in der letzten Zeit öfters, wie mir aufgefallen war. „ Wie sprichst du meinen Namen auf deiner Sprache aus?“ „ Ivar.“ „ Ab heute sprichst du mich so an.“ „ Wie du möchtest, Ivar.“, meinte ich und sprach seinen Namen auf Deutsch aus. Der Knochenlose verschränkte unsere Finger miteinander, was mich zum Lächeln brachte. „ Was möchtest du als Erstes erlernen?“
Ivar war ein guter Schüler und lernte zügig auf Deutsch zu sprechen, auch wenn mit einem starken Akzent. Dennoch musste ich mir jedes Mal ein Lachen verkneifen, wenn er ein Wort nicht richtig aussprechen konnte. „Schmetterling, Ivar. Es heißt Schmetterling. Aber das ist heute nicht unser Thema. Heute möchte ich dir das Schreiben beibringen.“, erklärte ich dem Heiden und hob die Schüssel mit der weißen Farbe hoch. Diese stellte ich vor Ivar ab, bevor ich mich neben ihn auf den Waldboden setzte. Wir hatten uns einen Platz gesucht, wo wir ungestört waren. Ich tunkte meinen linken Zeigefinger in die Farbe, bevor ich ein A auf ein Holzbrett schrieb. „ Das ist ein A. Versuche es zu schreiben.“, erklärte ich dem Anderen, sah wie er ebenfalls mit dem linken Zeigefinger ein A schrieb. „ Du musst es mit dem rechten Finger machen.“ „ Du benutzt den linken.“ „ Ich bin Linkshänder, Ivar. Ist dir das noch nicht aufgefallen?“ „Linkshänder?“ „ Beim Schneiden vom Fleisch halte ich das Messer in der linken Hand, im Gegensatz zu dir. Ich bin nutzte meine linke Hand mehr, als die rechte. Du machst dies umgekehrt, also bist du ein Rechtshänder.“, versuchte ich ihn zu erklären, während ich den Buchstaben B malte. Im Augenwinkel erkannte ich wie mein bester Freund nickte, sodass ich in meiner Arbeit weiter machte. Ich schrieb einmal das ganze Alphabet auf das Holzbrett. „ Wann bringst du mir das Lesen bei?“ „ Eins nach dem Anderen, Ivar. Übermut tut selten gut.“ „ Was ist das?“ „ Was ist was?“ „ Diese Sätze.“ „ Du meinst Sprichwörter. Das erkläre ich dir eines Tages. Genug darüber geredet, übe lieber weiter, sonst erlernst du niemals das Schreiben.“ „ Sag mir Katharina, wozu muss ich dies erlernen?“ „ Es wird dir eines Tages von nützen sein, glaube mir.“
Gemeinsam saß ich mit Hvitserk an der Tafel und unterhielt mich mit diesem. Mit dem Älteren konnte ich mich über belanglose Dinge unterhalten, was mir gut tat. Der Heide hatte bereits öfters versucht mich in sein Bett zu bekommen, doch scheiterte jedes Mal. Ich hatte kein Interesse an ihn oder an einen seiner Brüder. „Katharina!“, hörte ich Ivar nach mir rufen, weshalb ich mich suchend nach diesem umsah. Verwundert stellte ich fest, das mein bester Freund aufgebracht war, sodass ich mir die Frage stellte, wer diesmal daran Schuld war. „ Ivar, was ist denn?“, fragte ich ihn, nachdem er sich zu uns gesetzte hatte. Der Blick des Knochenlosen lag auf Hvitserk, welcher sein Met trank. „ Du wirst Hvitserk nicht mehr alleine treffen. Hast du mich verstanden, Katharina?“, sprach mein bester Freund auf Deutsch, was mich verwirrte. Perplex sah ich ihn an, konnte nicht verstehen, warum er sowas von mir verlangte. „ Das ist nicht dein Ernst oder?“ „ Wenn es so wäre?“ „ Dann verstehe ich nicht warum. Er ist doch dein Bruder. Warte, liegt es daran, weil er versucht, dass ich mich zu ihm ins Bett lege? Ivar, du müsstest doch wissen, dass ich nicht machen würde.“ „ Könnt ihr aufhören auf eine andere Sprache zu sprechen?“, wurden wir von Hvitserk gefragt, der seinen Bruder anblickte. Bislang hatte der Knochenlose allen verschwiegen, das er meine Muttersprache beherrscht. „ Einen Moment, Hvitserk. Ich muss noch etwas mit deinem Bruder klären.“ „ Wir müssen nichts klären, Katharina. Du wirst ihn nicht mehr alleine treffen, auch nicht Ubbe oder Sigurd.“ „ Jetzt machst du dich lächerlich, Ivar. Langsam kommt es mir so vor, als seist du eifersüchtig.“, gab ich von mir, woraufhin der Knochenlose nichts erwiderte. Sekunden später wurde mir bewusst, das er wirklich auf seinen Bruder eifersüchtig war, deshalb wand ich mich an diesen. „ Hvitserk, lass uns bitte für einen Moment alleine.“ „ Warum sollte ich?“ „ Hvitserk, bitte!“, meinte ich zu dem Heiden, der uns daraufhin alleine ließ. Ich sah zu Ivar, setzte mich anders hin und nahm seine Hände in meine. Deutlich spürte ich, wie er sich beruhigte. „ Du brauchst auf deine Brüder nicht eifersüchtig zu sein, Ivar. Auch brauchst du keine Angst zu haben, ich sie dir vorziehe. Es ist ganz natürlich, das man den Drang hat, sich auch mit anderen Personen zu unterhalten. Und damit es klar ist, ich würde niemals mich zu einen deiner Brüder legen. Wenn wir gerade dabei sind, Sachen klarzustellen. Du musst aufhören dich selbst, als Krüppel zu bezeichnen, Ivar. Du bist mehr als das!“ „ Sag mir, warum machst du das?“ „ Wir sind Freunde.“ „ Nein.“ „ Nein?“ „ Wir sind keine Freunde.“ „ Ivar, was-“ „ Ich liebe dich, Katharina.“
Mein Blick lag auf die Soldaten, die im Innenhof trainierten. Auch aus der Ferne konnte ich Aethelwolf erkennen. Der Ältere sah mich als Bedrohung an und ließ mich dies auch spüren. Ich verabscheute ihn zutiefst, so er mich. Glücklicherweise war sein Vater anders und sah mich Gast an. Mir war bewusst, das dies nur daran lag, das ich Ragnar persönlich kannte. Ein Seufzen entkam mir, bevor ich meinen Blick abwant und von der Fensterbank erhob. Seit Tagen befand ich mich in dem Gemach, welches mir zugeteilt wurde und durfte es nicht verlassen. Den Grund dafür kannte nur alleine König Egbert. Doch ich musste entkommen, um herauszufinden, ob Ragnar und Ivar noch lebten. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen bei den Gedanken, das mein bester Freund Tod sein könnte. Ich wurde es meinen Gedanken gerissen, als Schritte ertönten. Jemand war auf den Weg zu mir. Keinen Moment später wurde die Tür geöffnet und zwei Soldaten betraten mein Gemach. Tränen bildeten sich in meinen Augen, als sah, das sie Ivar schleppten und diesen auf einen der Stühle absetzten. „ Ivar!“, damit fiel ich dem Heiden um den Hals und drückte ihn fest an mich. Er lebte und schien sogar unverletzt zu sein. Ivar erwiderte die Umarmung und drückte mich fester an sich. Im Augenwinkel nahm ich wahr, die die beiden Männer verschwanden. Es verwunderte mich, das sie uns alleine ließen, doch beschweren darüber tat ich mich nicht. „ Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich euch nicht an der Küste vorfand. Wo ist dein Vater?“ „ König Egbert hält ihn gefangen. Haben sie dir etwas angetan?“ „ Sei unbesorgt, mir geht es gut. König Egbert hat dafür gesorgt, das niemand mich anfasst.“, erklärte ich ihm und trat zurück, nachdem ich die Umarmung gelöst hatte. „ Du weinst.“ „ Das sind Freudentränen, Ivar. Du weißt nicht, wie glücklich ich bin, doch wiederzusehen. Ich hatte das schlimmste angenommen.“ „ Erzähl, wie bist du hier gekommen?“ „ Aethewolf, Egberts Sohn fand mich an der Küste und nahm mich gefangen. Sie brachten mich hierher, wollten herausfinden, was ich hier suchte. Ich erzählte ihnen, dass wir Schiffbruch erlitten haben und ich nicht wüsste, wo ihr seid oder ob ihr noch lebt. Nachdem ich König Egbert erzählt habe, das ich Ragnar kenne, wurde ich wie ein Gast behandelt. Nun, ein wenig. Seit Tagen darf ich nicht mehr hinaus und bin hier eingesperrt. Für mich ist das wie Folter. Genug geredet, du hast doch bestimmt Hunger.“, meinte ich zum Knochenlosen und holte das Essen vom Tisch, welches mir vor Stunden gebracht wurde. Angst das dieses vergiftet war, hatte ich keine. Auch wenn ich es nicht sollte, vertraute ich dem König auf eine gewisse Weise. „ Ich habe keinen hunger, Katharina.“, damit lehnte Ivar das Essen ab, worüber ich innerlich den Kopf schüttelte. „ Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen um deinen Vater machst, dennoch musst du etwas essen, Ivar.“, damit überreichte ich ihm eine Brotscheibe, während ich selbst an einer knabberte. Nachdem der Heide sie angenommen hatte, setzte ich mich neben ihn auf den Boden. „ Vater wusste es.“, hörte ich meinen besten Freund sagen und blickte fragend zu diesem hinauf. „ Vater wusste, das du überlebt hast.“ „ Und woher wusste er es?“ „ Weil du eine Göttin bist, Katharina.“ „ Ich bin keine Göttin, Ivar. Warum sagt ihr das immer wieder?“, stellte ich ihm die Frage, während ich mit dem Kopf schüttelte. Nur weil ich anders war, als sie, bin ich noch lange keine eine Göttin. Damit der Knochenlose verstand, das ich über dieses Thema nicht sprechen wollte, erhob ich mich und lief zum Fenster. „ König Egbert lässt seine Männer seit heute früh trainieren, genauso wie seinen Sohn. Es wird Krieg geben, das spüre ich. Wir müssen dies verhindern, Ivar.“ „ Meine Brüder und ich werden uns an alle rechnen, die Vater etwas angetan haben.“ „ Dies ist mir bewusst, dennoch denkst du wirklich das dies die Lösung ist? Krieg ist niemals eine Lösung. Derzeit können wir nichts machen, weil wir in diesem Gemach eingesperrt sind, aber danach können wir es. Du musst Ruhe bewahren, auch wenn es dir schwerfällt. Jede falsche Entscheidung könnte unser Leben beenden.“, kaum hatte ich zu Ende gesprochen, kommen erneut zwei Männer herein. Sie beachteten Ivar nicht, sondern traten auf mich zu. „ Fasst sie nicht an!“, rief Ivar aufgebracht und wollte sich von Stuhl hinunter hieven. „ Beruhige dich, Ivar. Ich denke, sie wollen mich zum König bringen. Sei unbesorgt.“, meinte ich, als ich hinaus geführt wurde.
Nicht wie erwartet brachten die Männer mich zum König, sondern führten mich hinunter zum Kerker. Je näher wir diesem kamen, desto nervöser wurde ich. Hatte ich Unrecht gehabt und sie würden mich nun foltern? Wir blieben vor einer Holztür stehen, bevor einer der Männer diese öffnete und ich hineingeschoben wurde. „ Ragnar.“, flüsterte ich, nachdem ich diesen erblickt hatte. Einst war er der König von Kattegat gewesen, doch nun war er nichts weiter als ein Mann in Ketten. Mit wenigen Schritten war ich dem Heiden, welcher sich erhoben hatte. „ Meine Zeit ist gekommen, Katharina. König Egbert wird mich an König Aelle ausliefern. Dieser wird mich zum Tod verurteilen. König Egbert erlaubte mir eine letzte Person zu sehen, bevor er mich ausliefert.“ „ Ragnar, ich verstehe nicht. Warum ich? Ivar ist eurer Sohn, ihr solltet euch jetzt mit ihm unterhalten und nicht mit mir.“ „ Und du eine Göttin, Katharina. Mir ist bewusst, dass du dies erst noch erkennen musst. Du musst mir eins Versprechen, beschütze meine Söhne.“, sprach er und drückte mir einen Armreif in die linke Hand. Bei diesem handelte es sich um seinen, wie ich erkannte. Fassungslos starrte ich den Älteren an, bevor ich nickte. „ Ihr habt mein Wort, Ragnar. Ich werde eure Söhne beschützen, selbst wenn es mein Leben kosten sollte.“, sprach ich und spürte wie mir die Tränen kamen. Schritte ertönten, es war Zeit zu gehen. Dieselben Männer wie zuvor kamen herein und begleiteten mich zurück zu meinen Gemach. Dort wartete der Knochenlose auf mich und mir wurde bewusst, dass ich es ihm erzählen müsste. Er als Ragnars Sohn, hatte ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren. „ Katharinas, was-“ „ Es tut mir so leid, Ivar.“, gab ich von mir, bevor ich auf ihn zutrat. Ivars Blick fiel auf den Armreif seines Vaters, welchen ich nun am linken Handgelenk trug. Er schien zu verstehen, den er ballte seine Hände zu Fäusten und senkte den Kopf. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und nahm ihn in den Arm. „ König Egbert wird deinen Vater an König Aelle ausliefern. Dieser wird ihn hinrichten. Wir können nichts mehr für deinen Vater machen. Seine Schicksalsfäden sind bereits gesponnen.“
Am Abend wurden wir zu König Egbert gebracht, welcher mit uns Speisen wollte. Mir war bewusst, dass er uns damit verhöhnte. Ich blickte zu Ivar, welcher neben mir saß und dabei war nach einen der Messer zu greifen. Um zu verhindern, das Blut floss, legte ich meine Hand auf seine. Der Heide musste verstehen, das Egberts Tod auch unseren bedeuten würde. „ König Ebert, darf ich ihnen eine Frage stellen?“ „ Ihr könnt dies tun, Katharina.“ „ Was habt ihr mit uns vor, nachdem ihr Ragnar ausgeliefert habt?“ „ Ihr dürft zurück in eure Heimat, wenn es euch beliebt, Katharina.“, sprach der Ältere und sah mich dabei an. Sogleich verstand ich, was er damit andeuten wollte. Wenn ich wollte, könnte ich in England bleiben und dies wahrscheinlich für immer. Doch selbst, wenn ich dies wollte, könnte ich es nicht. Ich hatte Ragnar mein Wort gegeben, das ich seine Söhne beschütze. „ Wann dürfen wir zurück nach Kattegat segeln?“ „ Ihr könnt morgen aufbrechen, wenn es eurer Wünsch ist. Ein paar meiner Männer werden euch begleiten.“ „ Es ist sehr großzügig von ihnen, das sie uns ihre Männer zu Seite stellen, mein König.“, meinte ich und spürte, wie mein bester Freund sich verkrampfte. Der einzige Grund, warum er noch nichts gesprochen hatte, war ich. Ein falsches Wort und wir würden getrennt werden. „ Ivar, du tust mir weh.“; flüsterte ich zu dem Knochenlosen, als dieser meine Hand zu fest drückte. Es vergingen Sekunden, bis der Druck weniger wurde. Mein Blick wanderte zu Judith und Alfred, als diese sich zu uns an den Tisch setzten. Zu meiner Missgunst erschien Aethelwolf ebenfalls. „ Vater, was hat der Sohn von Ragnar Lothbrok hier zu suchen? Er sollte mit seinem Vater im Kerker sein.“, kaum hatte Aethelwolf dies ausgesprochen, hielt ich Ivar dem Mund zu. Natürlich wollte der Heide meine Hand entfernen, doch ich ließ dies nicht zu. „ Aethelwolf, sie sind unsere Gäste.“ „ Wir sollten sie ebenfalls an König Aelle ausliefern, damit dieser Krüppel zusehen kann, wie-“ „ Nennen sie ihn nicht so!“, sprach ich und erhob mich. Der Engländer hatte unbewusst eine Grenze überschritten, die er nicht überschreiten sollte. „ Sollten sie ihn erneut so nenne, werden sie es bereuen. König Egbert, bitte entschuldigen Sie uns. Es ist spät und morgen wird es ein anstrengender Tag für uns werden. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe.“, damit signalisierte ich meinen besten Freund, das wir in unser Gemach zurückkehren werden.
„ König Egbert, ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft. Möge Gott mit ihnen sein.“, sprach ich zu dem Älteren und verbeugte mich leicht, danach wanderte mein Blick zu Alfred. Mir war bewusst, dass er eines Tages zum König gekrönt werden würde. Ob er dann unser Freund oder Feind sein würde, stand noch in den Sternen. Ich schenkte dem Jüngeren an Lächeln und drehte mich danach zu Ivar. Dieser saß auf einem Karren und blickte mich an. Erneut lächelte ich, bevor ich mich neben meinen besten Freund niederließ. Keinen Moment später setzte sich der Karren in Bewegung und ich fühlte mich beobachtet. Ich blickte hinauf und erkannte Ragnar an einen der Fenster. Sein Blick lag auf mir und ich wusste, das ich ihn zum letzten Mal sah. Ivar bekam von dem Ganzen nichts mit, hatte er doch seinen Kopf gesenkt. Erst nachdem ich nach seiner Hand greifen wollte, bemerkte ich, dass er eine Holzfigur hielt. Woher hatte er sie hier? Als er auf den Karren gehoben wurde, hatte er sie noch nicht gehabt. Ich blickte nicht zurück, als wir den Hof von König Egbert verließen. Mein Gefühl sagte mir, das ich dorthin noch einmal zurückkehren würde. Wann und weshalb würde sich zeigen. „ Ivar.“, sprach ich, als wir der Küste näher kamen. Der Knochenlose sah zu mir und sofort erkannte ich, das bereits am Planen war, wie er seinen Vater befreien könnte. „ Du solltest darüber noch nicht nachdenken. Wir sind noch lange nicht in Kattegat und können nicht wissen, ob wir dort ankommen werden.“ „ Du nimmst an, sie werden uns umbringen?“ „ Nein, das werden sie nicht. König Egbert wird sein Wort halten.“ „ Woher willst du das wissen?“ „ Halte mich für verrückt, doch ich vertraue ihm. Hätte er uns töten wollen, wären wir bereits Tod. Ich bin nicht dumm, Ivar. Ich habe durchaus bemerkt, das König Egbert mehr Interesse an mir gezeigt hat, als er sollte.“ „ Wenn er dich angefasst hätte, dann-“ „ Dann was? Er ist der König, Ivar. Egal was er von mir verlangt hätte, ich hätte mich gefügt, solang es unser Überleben gesichert hätte.“, erklärte ich ihm. Deutlich konnte ich erkennen, das Ivar mit dem nicht zufrieden war, was ich von mir gegeben hatte. Eigentlich war es seine Aufgabe mich zu beschützen und nicht umgekehrt. „ Wenn ich kein Krüppel wäre-“ „ Du bist kein Krüppel, Ivar. Wie oft muss ich dir das noch sagen, bis du es verstehst? Verzeih, ich unterbreche dich andauernd.“
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis Kattegat erreichten. Augenscheinlich hatte sich nichts verändert, doch mein Gefühl sagte mir, das es nicht so war. Etwas war anders. Ich erhob mich und lief zum Bug. Wir waren bereits entdeckt worden, sodass sich eine kleine Menschenansammlung sich am Hafen befand, als wir anlegten. Ruckartig blieb ich am Steg stehen, nachdem ich Lagertha entdeckt hatte. Warum war sie hier? Es dauerte einen Moment, bis es mir bewusst wurde. Sie war nun die Königin von Kattegat. Dies konnte nur eins bedeuten, Aslaug war Tod. Es sollte mich freuen, doch es tat es nicht, stattdessen fühlte ich Mitleid mit ihr. Sie starb, ohne nochmals ihren geliebten Sohn zu sehen. Sowas musste schrecklich sein. „ Lasst uns durch!“, vernahm ich die Stimme von Ubbe und war erleichtert, als ich diesen und meinen Mann erblickte. Die Brüder blieben stehen, nachdem sie mich erblickt hatten. „ Katharina.“, hörte ich Sigurd flüstern, so als sei er überrascht mich zu sehen. Mit wenigen Schritten war ich bei meinem Ehemann und umarmte diesen. „ Ihr wisst nicht, wie froh ich bin, dass es euch gut geht!“, sprach ich zu ihnen, bevor ich zurücktrat. Nun hatten sie einen freien Blick auf ihren Bruder und begaben sich zu diesen. Sie hoben ihn aus dem Schiff und sah wie sie eine bestimmte Richtung einschlugen. Ich wollte ihnen nach, als eine Schildmaid sich mir in den Weg stellte. „Königin Lagertha erwartet euch im Langhaus.“, sagte sie und sogleich bekam ich ein ungutes Gefühl, dennoch nickte ich. Eine andere Wahl als mich ins Langhaus zu begeben hatte ich nicht. Ich war keineswegs verwundert darüber, dass die Schildmaid mich dorthin begleitet. „ Königin Lagertha.“, begrüßte ich diese und verneigte mich leicht. Die Ältere schritt auf mich zu und blieb wenige Zentimeter vor mir stehen. „ Ich habe gehört, du seist mit diesem Sigurd verheiratet.“ „ Das bin ich. Im letzten Winter zwang mich Ragnar einen seiner Söhne zu heiraten. Wenn ihr mich entschuldigt, ich möchte zu meinem Mann und seine Brüder.“, damit drehte ich mich um und verließ das Langhaus. Suchend sah ich mich um, hatte ich doch keine Ahnung, wo ich hinmusste. Doch das Glück stand auf meiner Seite, denn eine der Dienerinnen verriet mir, zur welche Hütte ich müsste. Als diese betrat, drehten sich die Brüder zu mir um. Mein Blick fiel auf Ivars linke Hand, von welcher Blut hinuntertropfte. „ Ivar, du blutest.“, sprach ich und holte zügig einen Verband und eine Schüssel Wasser. Als ich seine Hand öffnete, kam die Holzfigur zum Vorschein. Keinen Augenblick später wurde mir bewusst, was passiert war. Sie hatten es ihm gesagt. Ohne ein Wort zu sagen, versorgte ich seine Hand. „ Wo warst du gewesen?“, wurde ich gefragt, als ich die Schüssel wegräumte. „ Lagertha wollte mich sehen. Seid unbesorgt, sie hat mich nur eine Frage gestellt.“ „ Was wollte sie von dir wissen?“ „ Ob es wahr ist, das ich mit Sigurd verheiratet bin. Mehr wollte sie nicht wissen. Ihr seht sie als Gefahr an, nicht wahr?“ „ Du nicht?“ „ Doch, aber ich weiß, wann man es belassen soll. Mir ist bewusst, dass ihr Rache wollt, weil sie eure Mutter umgebracht hat. Seid euch eins bewusst, ich werde euch nicht dabei unterstützen.“, erklärte ich den Brüdern, bevor es mir auffiel. Hvitserk fehlte. Er war auch nicht beim Hafen gewesen, als wir angekommen waren. „ Hvitserk segelt mit Björn.“, sprach Ubbe auf einmal, so als hätte er meine Gedanken gelesen.
Obwohl ich alles unternahm, gelang es mir nicht Ivar aufzumuntern. Zu tief war er in Trauer um seine Eltern versunken und das Verlangen nach Rache wurde, stärke in ihm. „ Es wird kein gutes Ende nehmen.“, sprach ich, während mein Blick weiterhin nach draußen gerichtet war. Ivar hatte die Hütte bereits vor Stunden verlassen und war bislang nicht zurückgekehrt. „ Was meinst du?“, könnte ich meinen Mann vernehmen, welcher hinter mir an der Feuerstelle saß. „ Eure Rache an Lagertha. Das wird nicht gut enden, Sigurd. Mein Gefühl sagt mir das. Willst du ebenfalls Rache nehmen?“ „ Nein.“ „ Gut.“, meinte ich und vernahm kurz darauf Schritte. Ich drehte mich vom Fenster weg, als ich Hände an meiner Hüfte spürte. „ Hat er dich berührt?“ „ Das hat niemand, sei unbesorgt. Ich würde niemals freiwillig mit einem anderen Mann das Bett teilen.“, sprach ich, bevor ich den Heiden in einen Kuss zog. Nach einem Moment löste ich diesen wieder und lächelte. Gerade als Sigurd etwas sprechen wollte, ertönten Schritte, weshalb ich Abstand von meinem Mann nahm. Wer auch zu uns kommen würde, er sollte nicht denken, dass er uns gestört hatte. Dann öffnete sich die Tür und Hvitserk trat hinein. Sogleich fiel ich diesem um den Hals und drückte mich an ihn. „ Du weiß nicht, wie froh ich bin dich zu sehen, Hvitserk. Geht es dir gut?“ „ Bruder, du musst aufpassen, das ich deine Frau zu meinen mache.“, damit begrüßte Hvitserk seinen Bruder, bevor er die Umarmung erwiderte. Erneut ertönten Schritte und diesmal kam Ubbe herein, welcher Ivar huckepack trug. Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst wurde, das etwas geschehen war. „ Was habt ihr gemacht? Sagt es mir!“ „ Sie haben versucht Lagertha umzubringen.“, bekam ich die Antwort von Hvitserk und erstarrte. Ich wollte nicht wahrhaben, das sie es wirklich versucht hatten. „ Ihr habt was? Habt ihr nur einen Moment nachgedacht, welche Konsequenzen dies für uns hat!? Wie es scheint nicht!“ „ Katharina-“ „ Halt den Mund, Ivar! Ich kann es nicht fassen!“, schrie ich sie an. Keiner der Brüder hielt mich auf, als ich die Hütte verließ. Mir war bewusst, das Lagertha Ubbe und Ivar bestrafen würde, was ich nicht zulassen konnte. Ich wusste, was ich zu tun hatte, weshalb ich das Langhaus aufsuchte. Die Königin von Kattegat saß auf ihren Thron und unterhielt sich. Sie bemerkte mich erst, als ich mit etwas Abstand vor ihr stehen blieb. „Königin Lagertha, bitte verzeiht die Störung. Ich habe erfahren, was Ubbe und Ivar getan haben. Ich möchte mich in ihren Namen bei ihnen entschuldigen. Mir ist bewusst, dass sie sie dennoch bestrafen werden, deshalb bin ich hier. Ich nehme ihre Strafe auf mich.“, sprach ich und es schien mir so, als sie Lagertha darüber verwundert. Die Ältere erhob sich, bevor sie auf mich zutrat. „ Weshalb willst du ihre Bestrafung auf dich nehmen?“ „ Ich habe Ragnar geschworen seine Söhne zu beschützen, selbst wenn es mein Leben kosten sollte.“, erklärte ich ihr, woraufhin sie überrascht schien. „ Wenn das so ist, wirst du ihre Strafen bekommen.“ „ Die wäre?“ „ Du wirst ausgepeitscht.“, hörte ich sie sagen und nickte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie eine Schildmaid verschwand und wusste, was dies bedeutete. Ich begann die Schnüre an meinem Kleid zu öffnen, damit ich meinen Rücken frei machen konnte. Nachdem ich dies getan hatte, streifte ich den Stoff bis zur Hüfte ab und strich meine Haare nach vorne. Danach kniete ich mich hin und schloss meine Augen. Angst verspürte ich keine, auch wenn ich sollte, da es die Bestrafung schmerzhaft sein würde. Schritte kamen näher und Sekunden später verspürte ich einen Schmerz. Immer wieder traf die Peitsche auf meinen Rücken, trotzdem verließ kein Laut meine Lippen. Minuten vergingen, bis es vorbei war. Ich erhob mich und fühlte wie Blut meinen Rücken hinab floss. „ Königin Lagertha.“, damit verneigte ich mich, bevor ich mich anzog und das Langhaus verließ. Mein Rücken schmerzte fürchterlich, doch ich ließ mir nicht anmerken, das ich ausgepeitscht wurde.
Die Brüder blickten zu mir, nachdem ich in die Hütte getreten war. Hvitserk grinste mich an und klopfte auf den Stuhl neben sich. „ Setz dich zu uns, Katharina.“, meinte der Heide, was mich verwunderte. Ich überlegte einen Moment, bis ich mich zwischen meinen Mann und Hvitserk setzte. Keiner von ihnen hatte meine Verletzungen bislang wahrgenommen, worüber ich sehr dankbar war. Dies lag sehr wahrscheinlich daran, das ich ein dunkles Kleid trug, sodass die Blutflecken kaum auffielen. Auf einmal legte sich eine Hand auf meinen Rücken und ich wusste, das Blut nun an dieser klebte. So schnell wie die Hand gekommen war, verschwand sie wieder. Mein Blick wanderte zu Hvitserk, welcher geschockt seine blutverschmierte Hand ansah. „ Woher kommt das Blut?“, hörte ich den Knochenlosen fragen, doch antwortete nicht. Dann erhob sich Sigurd und bevor ich reagieren konnte, riss er mein Kleid von hinten auf. „ Katharina, wer hat dir das angetan?“ „ Was ist los, Bruder?“, fragte Ubbe und erhob sich. Mein Blick wanderte zu meinen besten Freund, welcher sich vom Stuhl hinunter hievte. Den Grund dafür wusste ich, er wollte sich ebenfalls meinen Rücken ansehen. „ Wer hat dir das angetan? Sag es!“ „ Das ist nicht wichtig, Ivar.“ „ Hast du schmerzen?“, wurde ich von Ubbe gefragt und schüttelte den Kopf. Ich log sie bewusst an, da ich wollte, das sie sich noch mehr Sorgen um mich machten. Deutlich spürte ich die Blicke der Brüder auf mich, als ich mich erhob. Das einzige, was ich in diesen Moment wollte, war meine Ruhe, weshalb ich beschloss die Hütte zu verlassen. Daran hinderte mich Sigurd, indem er mich am Arm packte. „ Du gehst nirgendwo hin, bevor du uns nicht gesagt hast, woher die Verletzungen stammen!“ „ Lass mich los, Sigurd!“ „ Katharina, sag uns doch, wer dir das angetan hat.“ „ Ihr wollt es also wirklich wissen? Gut! Ich habe die Strafe von euch auf mich genommen!“ „ Was?“ „ Mir war bewusst, das Lagertha Ubbe und Ivar bestrafen würde. Deshalb habe ich sie aufgesucht und die Strafe auf mich genommen. Ich wurde ausgepeitscht, daher stammen die Verletzungen.“ „ Warum hast du das gemacht?“ „ Ich habe euren Vater versprochen euch zu beschützen und das werde ich.“, damit riss ich mich los und lief in Richtung Hafen. Dort wollte ich meinen Wunden säubern, doch dann fiel mir ein, dass ich dies nicht alleine könnte. Deshalb änderte ich meinen Plan und suchte Helga auf. Leicht klopfte ich gehen die Holztür, welcher kurz darauf geöffnet wurde. Ich lächelte die Ältere an und schritt zurück, als sie mich umarmen wollte. Verwirrt sah Helga mich an. „ Verzeih, ich habe Verletzungen am Rücken. Kann ich sie hier versorgen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, nahm mich die Ältere an der Hand und führte mich hinein.
Kaum hatte ich die Hütte betreten, zwang mich Helga mich hinzusetzen. Während die Ältere Verbandszeug und Wasser holte, wanderte mein Blick auf Floki, welcher etwas entfernt von mir saß. Er trank aus seinem Krug und beobachtete mich. Der Schiffbauer hatte nur für einen Moment meine Aufmerksamkeit, da seine Frau zurückkehrte. „ Darf ich deine Verletzungen sehen?“, wurde ich von Helga gefragt, weshalb ich ihr meinen Rücken zudrehte. Ein Scheppern ertönte, verriet mir somit, dass sie die Wasserschüssel fallen gelassen hatte. „ Katharina, wer hat dir das angetan?“ „ Ubbe und Ivar wollten Lagertha töten, ihr Plan ging nicht auf. Ich habe ihre Strafe auf mich genommen und wurde ausgepeitscht.“ „ Floki, hole mir Moos aus dem Wald.“, befahl Helga ihren Mann, während ich ihre Hände auf meinen Rücken spüren konnte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie sich der Ältere erhob und die Hütte verließ. „ Hast du schmerzen?“ „ Ich habe keine Schmerzen, Helga. Bitte mache dir keine Sorgen um mich.“, meine ich und log sie bewusst an. Ich wollte nicht, das sie sich noch mehr Sorgen um machte. Als die Ältere darauf etwas erwidern wollte, öffnete sich die Tür. Doch statt Floki kam Ivar hineingekrochen, was mich sehr verwunderte. Mein beste Freund schien erleichtert zu sein, nachdem er mich erblickt hatte. „ Was willst du hier, Ivar?“ , stellte ich ihm die Frage, während er sich auf eine Kiste hievte, welche in meiner Nähe stand. „ Hast du schmerzen?“ „ Wie ich es eben bereits Helga gesagt habe, ich habe keine Schmerzen. Beantwortest du nun meine Frage?“ „ Du hättest die Strafe nicht auf dich nehmen müssen.“ „ Gut, du musst meine Frage nicht beantworten.“, meinte ich zum Knochenlosen, bevor ich meine Augen schloss. Helga hatte begonnen meine Wunden zu reinigen. Es brannte, doch der Schmerz war auszuhalten. „ Du hast Schmerzen.“ „ Ich hatte bereits schlimmere schmerzen, Ivar.“, erklärte ich ihm, obwohl ich wusste, dass er mit dieser Antwort nicht zufrieden war. Der Heide erwiderte darauf nichts, sondern schwieg. Mir wir dies recht, wollte ich doch nicht weiter über dieses Thema reden. Stattdessen öffnete ich meine und griff nach seiner Hand.
Nachdem Helga meine Wunden gesäubert und verbunden hatte, hielt sie mir eine Schüssel mit Suppe hin, welche ich dankbar annahm. „ Du bist so dünn, Katharina. Schaut ihr nicht, das sie genügend isst?“, wand sich die Ältere an Ivar, was mich zum Schmunzeln brachte. Natürlich achteten die Brüder darauf, dass ich genug aß, doch sie konnten mich nicht zum Essen zwingen. Mir war selbst aufgefallen, dass ich weniger aß. Aber ich nahm an, das es an ihren Speisen lag. Mit denen konnte ich mich einfach nicht anfreunden. „ Sei unbesorgt wegen meinem Gewicht, Helga. Ich war schon immer sehr zierlich.“, erklärte ich und stellte die leere Schüssel neben den Stuhl ab, bevor ich mich erhob. Mein bester Freund verstand und hievte sich von der Kiste hinunter. Ich drehte mich zu Helga um, nahm ihre Hände in meine und lächelte. „ Vielen Dank für die Suppe, sie hat gut geschmeckt und danke, dass du meine Wunden versorgt hast.“ „ Ihr könnte Floki und mich immer aufsuchen, sollte etwas sein.“ „ Das werden wir. Pass auf dich auf, Helga.“, damit verließ ich die Hütte. Auch ohne mich umzudrehen, wusste ich das Ivar mir folgte. Noch immer konnte ich nicht fassen, was er und Ubbe getan hatten. Es war nicht so, als könnte ich sie nicht verstehen, doch Rache war im Moment keine Lösung. Lagertha war die Königin von Kattegat und konnte uns somit hinrichten lassen, wenn sie es wollte. Warum verstanden die Brüder nicht, in welcher Gefahr wir uns befanden? „ Ivar, wir müssen reden.“, damit blieb ich stehen und wand mich zum Knochenlosen um. Dieser blickte zu mir hinauf und schien zu ahnen, worüber ich mit ihm sprechen möchte. „ Das was du und Ubbe getan habt, war falsch. Ja, Lagertha hat eure Mutter getötet, doch ihr könnt dies nicht ungeschehen machen. Natürlich wollt ihr Rache nehmen, das kann ich durchaus verstehen. Aber sag mir, für welchen Preis? Es würden nur noch mehr sterben, denn Björn würde sich rächen. Auch wenn es schwer für dich ist, vergiss deine Rache. Manchmal muss man das kleinere Übel nehmen, um das größere zu vermeiden. Ich habe dies getan, indem ich eure Strafe auf mich genommen hatte. Daher hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und verhalte dich wie ein Mann.“, damit ließ ich den Heiden stehen und begab mich zurück zu unserer Hütte. Dort fand ich zu meiner Verwunderung Hvitserk, welcher sein Schwert polierte. Er blickte auf, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. „ Wo sind Ubbe und Sigurd?“ „ Meine Brüder suchen nach dir.“ „ Verstehe.“, meinte ich, lief zum Heiden und setzte mich neben ihn. „ Du hättest nicht ihre Bestrafung auf dich nehmen müssen, Katharina.“ „ Hvitserk, ich habe euren Vater versprochen euch zu beschützen und ich werde dieses Versprechen auch einhalten. Ihr müsst das akzeptieren.“, sprach ich, lehnte mich gegen den Anderen und schloss meine Augen.
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, lag mein Mann neben mir und ein Fell war über mich ausgebreitet. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah mich um. Ragnars Söhne lagen um mich herum verteilt und schliefen. Wie tief muss mein Schlaf gewesen sein, sodass ich nicht mitbekommen hatte, wie sie zurückgekehrt waren? Sanft strich ich Sigurd ein paar Strähnen aus dem Gesicht, bevor ich aus dem Bett stieg. Auf Zehenspitzen schlich ich mich hinaus und erkannte, dass es noch recht früh am morgen war. Mein Rücken schmerzte, als ich mich gegen die Hüttenwand lehnte. Ich schloss meine Augen und ließ meine Gedanken zu meinen Mann und seine Brüder wandern. Bald würden sie in die Schlacht ziehen, um ihren Vater zu befreien. Sie würden dies nicht schaffen, dies sagte mir mein Gefühl. Doch wie konnte ich sie dazu Übereden ihre Rache zu vergessen? Ein Seufzen entkam mir, als mir bewusst wurde, das dies unmöglich war. Bald würden sie nach England segeln und mich alleine zurück in Kattegat lassen. Ich zuckte zusammen, als eine Hand sich auf meine Schulter legte und öffnete meine Augen. „ Du hast mich erschreckt, Ubbe.“ „ Dies war nicht meine Absicht gewesen, Katharina. Warum bist du hier draußen?“ „ Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte an die frische Luft.“ „ Hast du noch schmerzen?“, wurde ich gefragt, als der Ältere sich neben mich setzte. Für einen Moment überlegte ich ihn anzulügen, doch entschied mich dagegen. „ Habe ich, doch ich werde es aushalten. Ich hatte schon schlimmere Schmerzen gehabt.“ „ Das hat uns Ivar bereits erzählt.“ „ Hat er das? Das verwundert mich.“ „ Du hättest das nicht machen müssen, Katharina.“ „ Ich erwähne es gerne nochmal, ich habe euren Vater versprochen euch zu beschützen. Das werde ich auch, Ubbe. Ihr kennt mich mittlerweile, ich halte meine Versprechen.“ „ Dann müssen wir dafür sorgen, das du uns nicht beschützen musst.“, sprach er, was mich zum Schmunzeln brachte, doch dann wurde ich wieder ernst. „ Eine Frage hätte ich an dich, Ubbe. Siehst du mich als Göttin an?“, fragte ich den Heiden und sah zu ihm. Der Ältere war sichtlich darüber überrascht, das ich ihm solch eine Frage stellte. Er zögerte mit seiner Antwort, weshalb ich abermals anfing zu sprechen. „ Dein Vater hat mich eine Göttin genannt. Ich verstehe nicht, warum er mich als solch eine ansieht.“ „ Erinnerst du dich an den Tag zurück, wo wir dich zum Seher gebracht haben?“ „ Wie könnte ich diesen Tag vergessen. Ich fand es eklig, als er meine Hand abgeleckt hat. Doch was hat das damit zu tun, das dein Vater mich als Göttin ansieht?“ „ Der Seher sprach, das Odin selbst dich zu uns geschickt hat und das du als Göttin deinen Weg selbst bestimmst.“ „ Deshalb habe ich ihn gesehen.“, murmelte ich vor mich hin, trotzdem hatte Ubbe es gehört. „ Wenn hast du gesehen?“ „ Ihr habt mich doch damals im Wald gefunden, nicht wahr? Nun, ich war einen Wolf gefolgt und dann habe ich ihn gesehen.“ „ Wen?“ „ Odin.“
Ubbe sah mich geschockt an und bevor er etwas darauf erwidern konnte, öffnete sich die Türe. Sogleich wurde mir eins bewusst, sie hatten uns belauscht. Mir missfiel dies, doch ändern daran konnte ich nichts mehr. „ Hat man euch nicht beigebracht, das man andere Leute nicht belauschen soll?“ „ Du hast Odin gesehen?“, stellte Ivar mir die Gegenfrage, nachdem er aus der Hütte gekrochen war. „ Nun, das denke ich zumindest. Auch wenn es so sein sollte, machte mich dies noch lange nicht zu einer Göttin.“, versuchte ich ihnen zu erklären, wusste aber innerlich, das es Sinnlos war. Ich lehnte mich gegen meinen Mann, nachdem dieser sich neben mich gesetzt und einen Arm um mich gelegt hatte. „ Katharina.“, hörte ich Ubbe meinen Namen sagen, weshalb ich zu ihm blickte. „ Seit wir dich zum ersten Mal erblickt haben, stelle ich mir immer wieder dieselbe Frage. Wo kommst du her?“ „ Erläutere dies genauer, Ubbe.“ „ Deine Sprechweise unterscheidet sich selbst von der der Christen, daher nehme ich die Annahme, du stammst nicht aus dem Frankenreich.“ „ Deine Annahme ist falsch, Ubbe. Ich stamme aus dem Frankenreich, genau genommen aus Unterfranken.“ „ Dann hatte Floki recht, du bist eine Christin.“, meinte Ivar darauf, woraufhin ich den Kopf schüttelte. „ Eine Christin bin ich nicht mehr, ich habe aufgehört an Götter zu glauben und das vor vielen Jahren.“, erklärte ich ihnen und sah, dass sie sehr verwundert über meine Aussage waren. Wenn sie nur wüssten, das ich nicht einmal aus ihrer Zeit kommen würden. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „ Nun sagt mir, bin ich für euch immer noch eine Göttin oder eine normale Frau?“, stellte ich ihnen die Frage, doch die Brüder schwiegen. Es verwunderte mich keineswegs, das sie mir nicht antworteten. Wie ihr Vater sahen sie mich als eine Göttin an. Ich müsste einen Weg finden, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Doch wie sollte ich dies anstellen? „ Wir müssen nach England, um Vater zu befreien.“, sprach Ivar auf einmal und wechselte somit das Thema. Mir war dies Recht. „ Hat Björn schon verkündet, wann die Schiffe bereit sind?“ „ Das hat er noch nicht, meine Brüder.“ „ Es ist ohnehin schon zu spät.“ „ Wie meinst du das, Katharina?“ „ Euer Vater lebt nicht mehr.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, war die Stimmung angespannt. „ Woher nimmst du die Annahme?“ „ Ragnar wollte sterben, deshalb war er nach England gesegelt. Er wusste, das König Egbert ihn ausliefern würde. Eurer Vater hatte alles geplant, er wusste wie es enden würde. Dies war der Grund, warum er mir seinen Armreif gab und mich schwören ließ, das ich euch mit meinen Leben beschützte.“ „ Dafür das du meinst keine Göttin zu sein, hörst du dich wie eine an.“, meinte Hvitserk zu mir, worüber ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Im nächsten Moment erstarrte ich, als ich vor Ragnar erblickte. Es war sein jüngeres Ich, wie ich recht schnell erkannte. Er schenkte mir ein Lächeln, bevor er wieder verschwand. Erneut schüttelte ich den Kopf, stellte mir die Frage, ob ich es mir wegen des Schlafmangel eingebildet hatte. Unauffällig sah ich mich um, niemand außer mir schien Ragnar bemerkt zu haben. War er wirklich nur eine Einbildung gewesen?
Eine Zeit lang saßen wir draußen, bis mir auffiel, dass die Brüder eingeschlafen waren. Statt sie zu wecken, ließ ich sie schlafen und genoss die Ruhe. Lange hielt diese nicht an, denn Schritte ertönten. Einen Moment später erschien Björn in meinem Blickfeld. Dieser ging in die Hocke, nachdem er mich erreicht hatte. „ Wie geht es dir?“ „ Es schmerzt noch ein wenig. Ich denke in den nächsten Tagen, wird der Schmerz verschwunden sein. Darf ich die Frage stellen, warum du uns aufgesucht hast?“ „ Meine Mutter hat mir erzählt, das du die Strafe auf dich genommen hast.“ „ Das habe ich.“ „ Sie will dich sehen.“, kaum hatte der Ältere dies ausgesprochen, erhob ich mich vorsichtig. Angst verspürte ich keine, denn Björn würde mich im Notfall beschützen, dies wusste ich. „ Gut, dann lass uns gehen.“ „ Du hast keine Angst, das dies ein Hinterhalt ist?“ „ Ich vertraue dir, Björn, daher verspüre ich keine Angst. Außerdem wenn deine Mutter mich beseitigen hätte wollen, hätte sie es längst. Du weißt nicht zufällig, warum sie mich sehen will?“ „ Das kann ich dir nicht sagen, sie hat es mir nicht verraten.“ „ Verstehe.“, meinte ich zum Anderen und ließ mir nicht anmerken, wie nervös ich in Wahrheit war. Es konnte nichts gutes Bedeuten, wenn Lagertha mich sehen wollte. Hatten die Brüder erneut etwas angestellt, ohne mich darüber zu informieren? „ Mutter, ich bringe Katharina.“, sprach Björn, nachdem wir das Langhaus betreten hatten. Sogleich kamen die Königin und Astrid auf uns zu. Ich lächelte und verneigte mich leicht, als Begrüßung. „ Ich danke dir und du kannst nun gehen.“, damit schickte Lagertha ihren Sohn fort, was mich beunruhigte. Mit einer Handbewegung signalisierte mir die Königin, das ich mich setzen sollte, was ich nachkam. Sogleich wurde mir von einer Dienerin ein Krug mit Wasser gebracht, denn ich zwar dankbar annahm, doch daraus trinken würde ich nicht. „ Bestimmt stellst du dir die Frage, warum ich Björn geschickt habe dich zu mir zu bringen.“ „ Die Frage stelle ich mir durchaus. Dürfte ich nun erfahren, warum sie mich sehen wollen?“ „ Bist du es nicht leid, die Frau von Sigurd zu sein?“ „ Ich muss gestehen, am Anfang gefiel mir der Gedanke nicht, seine Frau zu sein, doch ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Warum stellt ihr mir diese Frage?“ „ Es wird erzählt, du seist eine Göttin. Warum sollte eine Göttin mit einem von Ragnars Söhnen verheiratet sein? Wenn du möchtest, kann ich dich mit jeden anderen Mann in Kattegat verheiraten.“ „ Ich weiß es zu schätzen, dass sie mir dies anbieten, aber ich liebe Sigurd. Er ist mein Mann und ich seine Frau, daher überlasse ich ihm die Entscheidung. Sprechen Sie mit Sigurd.“, damit erhob ich mich und verließ das Langhaus, ohne zurückzublicken.
Es nieselte leicht, als ich die Hütte erreichte und beschloss deshalb ein Bad zu nehmen. Zudem müsste ich meine Wunden erneut reinigen, um zu verhindern, dass diese sich entzündeten. Sollte dies eintreten, hätte ich ein großes Problem. „ Ich sollte darüber nicht nachdenken.“, murmelte ich vor mich hin, als ich mein Zuhause betrat. Zu meiner Verwunderung befanden sich die Brüder nicht in der Hütte. Nur die Feuerstelle verriet mir, dass sie noch nicht lange weg sein konnten. Suchten sie mich etwa erneut? Ich müsste mit ihnen reden, das sie sich weniger Sorgen um mich machen sollten. Auch wenn es nicht so aussah, konnte ich auf mich selbst aufpassen. Erst denken und dann sprechen, half sehr dabei. Ich begann alles für mein Bad vorzubereiten und machte mir so lang Gedanken mein Versprechen, welches ich Ragnar gegeben hatte. Es würde nicht einfach werden, dies einzuhalten, vor allem, weil Ivar den Tod seiner Mutter rächen wollte. Ubbe verstand langsam, dass Rache keine Lösung war, nicht im Gegensatz zu seinem Bruder. Sobald sie den Tod ihres Vaters gerächt hatten, müsste ich ein ernstes Wort mit meinem besten Freund reden. Ein Seufzen entkam mir, als ich mich ins warme Wasser gleiten ließ. Zwar brannten meine Verletzung dabei, doch dies ignorierte ich einfach. Ich zog meine Beine an, bevor ich meinen Kopf darauf ablegte und meine Augen schloss. Ich lauschte dem Geräusch des Regens, während meine Gedanken zu den Worten des Sehers schweiften. Laut seiner Aussage sollte ich eine Göttin sein, die Odin nach Kattegat geführt hatte. Natürlich stellte ich mir die Frage, warum er dies tat, gab es doch keinen Grund dafür oder? Wusste er, woher ich wirklich kam und sah mich deshalb als eine Göttin an? Wenn ich nur wüsste, wo sich der Seher aufhielt, dann würde ich ihn aufsuchen. Ein Knarzen riss mich aus den Gedanken, weshalb ich aufsah, nachdem ich meine Brille aufgesetzt hatte. „ Wo seid ihr gewesen?“ „ Wir haben mit Björn geredet.“, bekam ich die Antwort von Ubbe und nickte. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Ivar in meine Richtung gekrochen kam. Ich drehte mich ein wenig um und hielt schützend meine Hände vor meine Brüste. Bevor mein bester Freund mich erreichen konnte, kam Sigurd auf mich zu und küsste mich. „ Wie geht es dir?“ „ Soweit ganz gut. Ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen. Könntest du bitte nach meinen Wunden sehen? Ich möchte gerne wissen, ob sie gut verheilen.“, sprach ich zu meinem Mann, der meiner Bitte sofort nachkam. Für einen Moment zuckte ich zusammen, als er eine der Wunden berührte. „ Darf ich erfahren, worüber ihr mit Björn gesprochen habt.“ „ Über die kommende Schlacht und wann wir lossegeln werden. Er sieht sich als Anführer an.“ „ Er ist auch der Älteste von euch, Ivar. Du darfst auch nicht vergessen, das er mehr Erfahrungen hat.“, erklärte ich und spürte wie mein Mann anfing meine Rücken zu waschen. Es war das erste Mal, das Sigurd mich auf solch einer Weise berührte. Deutlich spürte ich, wie seine Finger über meine Seiten strichen und weiter nach unten wandern. „ Wie sehen die Wunden aus?“ „ Sie verheilen.“ „ Gut, könnt ihr euch bitte wegdrehen, ich will aus der Wanne.“ „ Du kannst dich gerne erheben, Katharina. Du bist nicht die erste Frau, die wir nackt sehen.“, sprach Hvitserk und grinste, bis Ubbe ihn auf den Hinterkopf schlug. „ Sie ist meine Frau, Hvitserk.“ „ Als ob ich das nicht wüsste, Bruder. Aber sag mir, wer will nicht den Körper einer Göttin sehen?“ „ Ihr wollt also meinen Körper sehen? Meinetwegen.“, und damit erhob ich mich. Langsam ließ ich meine Hände sinken und schämte mich nicht dafür entblößt vor den Brüdern zu stehen. „ Sag mir, Hvitserk. Besitze ich den Körper einer Göttin oder gleich meiner den einer normalen Frau?“, stellte ich den Heiden die Frage, welche mich aus geweiteten Augen anstarrte. Bei seinen Brüdern sah dies nicht anders, auch sie starrten mich an. Grinsend stieg ich aus der Wanne, bevor ich ein schwarzes Hemd vom Boden aufhob, welches ich anzog. „ Bekomme ich eine Antwort?“ „ Du bist wirklich noch unberührt?“ „ Das bin ich. Ist das so unwahrscheinlich?“ „ Wie kannst du dieser Göttin widerstehen, Bruder?“, wurde mein Mann gefragt, während ich mich an die Feuerstelle setzte. Keinen Moment später hievte sich Ivar auf den freien Platz neben mir. Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich einen Holzblock ins Feuer warf. Dankbar nahm ich das Fell an, welches Ubbe mir brachte und legte es auf meinen Schoß ab. „ Darf ich euch die Frage stellen, wie genau habt ihr vor euren Vater zu rächen?“ „ Wir werden König Egbert und König Aelle töten.“ „ Das ist eurer Plan? Ihr wollte zwei Könige umbringen. Und dann? Was denkt ihr passiert danach? König Egbert hat einen Sohn und Enkel. Denkt ihr nicht, sie würden sie rächen?“ „ Dann töten wir sie halt auch.“ „ Ivar, jemanden umzubringen kann nicht immer die Lösung sein. Ich denke, wir sollten mit König Egbert sprechen. Wir dürfen nicht vergessen, dass er mich als Gast und nicht als Feindin behandelt hat.“, sprach ich und erkannte sogleich, das der Knochenlose mit meinem Vorschlag nicht einverstanden war. Er würde erst zufrieden sein, wenn du zwei Könige tot wären. Meine Aufmerksamkeit bekamen die restlichen Brüder, als diese sich ebenfalls an die Feuerstelle setzten. „ Eine Frage hätte ich noch an euch, wo befindet sich der Seher?“ „ Du willst den Seher aufsuchen?“ „ Das habe ich vor. Ich möchte ihn fragen, warum er erzählt, dass ich eine Göttin sei. Es ergibt für mich keinen Sinn. Könnt ihr das verstehen?“ „ Durchaus können wir das, Katharina. Du kannst den Seher aufsuchen, wenn wir unseren Vater gerächt haben.“, meinte Ubbe zu mir und wusste, dass er log. Sie würden mich nicht zum Seher bringen, niemand würde dass. Den Grund dafür würde ich wahrscheinlich nie erfahren. Ich beschloss ihn nicht darauf anzusprechen, sondern mit Ragnars Söhnen weiter über die kommende Schlacht zu sprechen. „ Wie lange wird es dauern, bis unsere Verbundene Kattegat erreichen werden, Ubbe?“ „ Eine Weile noch. Woher weißt du von unseren Verbundene?“ „ Die Frage kann ich dir leicht beantworten. Ihr seid auf Ruhm aus. Wer würde es sich da entgehen lassen, in eine Schlacht zu kämpfen?“
Tage später befand ich mich am Hafen, um Fisch fürs Mittagessen zu kaufen, als ein Hornruf ertönte. Sogleich ließ ich mein Blick zum Meer schweifen, wo ich Schiffe erblickte. Unsere Verbundene wurden in wenigen Momenten eintreffen. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen und keinen Moment später trat Björn neben mir. Ich schenkte dem Heiden ein Lächeln, bevor ich hinaus auf Meer sah. „ Wie geht es dir?“ „ Die Wunden verheilen sehr gut, sodass ich nur noch selten schmerzen verspüre. Diese Schiffe, das sind unsere Verbundene, nicht wahr?“ „ Das sind sie.“ „ Darf ich erfahren, wer alles nach Kattegat kommt?“ „ König Harald, sowie auch Jarls“ „ Verstehe.“ „ Wirst du mit uns segeln?“ „ Das habe ich vor, aber es ist ungewiss, ob das Einverständnis deiner Brüder bekomme. Ich habe keine Kampferfahrung, auch wenn ich mit Pfeil und Bogen umgehen kann.“ „ Mir wurde bereits erzählt, dass du mit dem Bogen umgehen kannst.“ „Sagen wir es so, ich treffe mein Ziel. Wenn du mich entschuldigst, ich muss das Mittagessen vorbereiten.“, damit drehte ich mich um und verließ den Hafenbereich. Weit entfernen davon konnte ich mich nicht, denn ich traf auf meinen Mann. Mir fiel sogleich auf, das er wütend war. „ Ihr habt euch erneut gestritten. Sigurd, ihr müsst damit aufhören. Irgendwann bringt ihr euch gegenseitig um und ich möchte weder dich noch Ivar verlieren. Worüber ging es diesmal?“ „ Über Vater und Mutter.“ „ ich verstehe. Du solltest, wenn Ivar in der Nähe ist nicht darüber sprechen. Er hat den Tod eurer Eltern noch nicht verkraftet. Darum bitte ich dich, versuche dich nicht mit ihm zu streiten.“ „ Ich werde es versuchen, Katharina.“ „ Danke.“, sprach ich und küsste den Heiden kurz. Für einen Moment sah ich meinen Ehemann nach, als dieser Richtung Hafen lief, bevor ich beschloss meinen besten Freund aufzusuchen. Mit ihm zu sprechen war wichtiger als jede Aufgabe, die ich zu erledigen hatte. Derzeit gab es nur einen Ort, wo er sich regelmäßig aufhielt, nämlich die Schmiede.
Wie erwartet befand sich der Knochenlose dort und hielt mit seiner Arbeit inne, als er mich erblickte. Mit verschränkten Armen stand ich vor ihm und schüttelte den Kopf. „ Er hat es dir erzählt.“ „ Das hat er nicht, Ivar. Ich bemerke, wenn mein Mann wütend ist, der Grund dafür ist meistens derselbe. Ihr habt euch gestritten. Hast du ihn auch bedroht?“ „ Er hat schlecht über Mutter geredet un-“ „ Hast du ihn bedroht oder nicht?“, stellte ich ihm die Frage, woraufhin er seinen Kopf wegdrehte. Von ihm würde ich keine Antwort bekommen, doch von jemand anderes bestimmt. „ Schmied, erzählt mir was zwischen meinen Mann und Ivar vorgefallen ist.“ „ Sie haben sich gestritten. Ich habe eingegriffen, als er seine Axt benutzen wollte, um euren Mann die Kehle aufzuschlitzen.“ „ Ivar!“ „ Er hat es nicht anders verdient!“ „ Bei Odin, ihr seid keine Kinder mehr! Benimmt euch endlich wie Männer und hört auf zu streiten. So ein Verhalten hätte Ragnar niemals geduldet!“, und Ivar wusste, dass ich damit recht hatte. Ein Seufzen verließ meine Lippen, woraufhin der Heide zu mir sah. „ Was soll ich bloß mit euch machen? Mir ist bewusst, dass ihr euch nicht ausstehen könnt, Ivar. Dennoch möchte ich dich bitte, das du versuchst dich nicht mehr mit Sigurd zu streiten. Ich möchte, nein ich will mich nicht zwischen euch beiden entscheiden müssen. Verstehst du das?“ „ Liebst du ihn?“, wurde mir die Frage gestellt, mit welcher ich nicht gerechnet hatte. Ich öffnete meinen Mund, wollte zu Antwort ansetzten, schloss ihn aber wieder. Was fühlte ich für Sigurd? Natürlich war er mein Mann und fühlte mich in seiner Nähe wohl, doch so fühlte ich mich auch in Ivars Nähe. „ Sag mir, warum möchtest du dies wissen, Ivar?“ „ Es interessiert mich.“ „ Wenn es so ist, ich kann es dir nicht sagen, ob ich ihn liebe. Ich war noch nie verliebt, doch lass uns nicht mehr darüber sprechen. Versprech mir, das du versuchst in seiner Gegenwart ruhig zu sein.“ „ Gut, ich werde es versuchen.“ „ Danke.“, damit beugte ich mich hinunter und küsste meinen besten Freund auf die Wange. Ich schenkte dem Heiden noch kurz ein Lächeln, bevor ich die Schmiede verließ. Es würde sich zeigen, ob Ivar sein Versprechen mir gegenüber einhalten wird. Ich konnte nur hoffen, das dies so war.
„ Du möchtest uns nicht begleiten?“ „ Nein, ich werde hier in der Hütte bleiben. Ich mag keine Feste, zudem bin ich mir sicher, dass ich unerwünscht bin.“, erklärte ich den Brüdern und nahm auf einen der Stühle platzt. An ihren Blicken erkannte ich, dass sie nicht damit einverstanden mit meiner Entscheidung waren. Ich konnte dies durchaus verstehen, war ich doch ihre Schwachstelle. „ Ihr braucht euch keine Sorgen um mich machen und nun geht.“, damit schickte ich sie hinaus, sodass ich alleine war. Danach erhob ich mich und lief zu einer großen Truhe, welche neben dem Bett stand. Diese öffnete ich, griff hinein und zog ein rosafarbenes Kleid hinaus.
Mit einem Schmunzeln strich ich über den weichen Stoff, bevor ich das Kleid auf das Bett legte und begann mich auszuziehen. Meine ausgezogene Kleidung faltete ich zusammen und legte sie in die Truhe. Danach griff ich nach dem Kleid, streifte es mir über und strich es glatt. Ich war gespannt darauf, wie mein Mann und seine Brüder reagieren würden, wenn sie mich erblickten. Würden sie mich anstarren oder sogar zurück zur Hütte schicken? Mir war nicht entgangen, dass die Brüder mit jeden Tag der verging sich vorsichtiger verhielten. Sie wussten, dass wir nicht in Sicherheit waren und das dieses Fest eine Falle sein könnte, dennoch war es keine Option gewesen, dort nicht aufzutauchen. Dies war auch der Grund gewesen, warum ich die Brüder als Erstes zum Fest geschickt hatte. Sollte es tatsächlich eine Falle sein, könnte ich ihnen helfen. Zügig zog ich mir meine Sandalen an und fuhr mich durchs Haar, bevor ich die Hütte verließ. Bereits vom weiten konnte ich die Feier vernehmen und atmete erleichtert aus. Wie es schien, handelte es sich nicht um eine Falle, wie ich erst angenommen hatte. Niemand nahm mich wahr, als ich das Langhaus betrat. Waren sie doch alle zu sehr mit feiern und trinken beschäftigt. Ich ließ meinen Blick umherschweifen, bis ich Lagertha entdeckte. Diese saß auf ihren Thron, trank und unterhielt sich mit Astrid. Doch dann drehte sie ihren Kopf in meine Richtung, sodass sich unsere Blicke trafen. Leicht verneigte ich mich, bevor ich mich auf die Suche nach den Brüdern machte. Kurz darauf entdeckte ich Ivar, welcher auf einen Stuhl saß und die Leute um sich herum beobachtete. Ohne das der Heide es bemerkte, stellte ich mich neben ihn hin. „ Es gehört sich nicht, andere zu beobachten, Ivar.“, sprach ich und sah wie er zusammen zuckte, bevor er sich zu mir umwand. Der Knochenlose öffnete seinen Mund, als wollte, er zum Sprechen ansetzten, bevor er ihn wieder schloss. Sein Blick glich dem damals, als er mich in meinen Hochzeitsgewand erblickt hatte. „ Ivar, alles in Ordnung?“ „ Woher hast du das Kleid?“ „ Das habe ich selbst genäht. Lass uns das Thema wechseln, wo sind deine Brüder?“, stellte ich ihm die Frage, woraufhin er in eine bestimmte Richtung nickte. Nicht weit von uns entfernt standen seine restlichen Brüder und unterhielten sich mit zwei Männern. „ Das ist König Harald und sein Bruder Halfdan.“ „ Verstehe. Nun denn, dann sollte ich den König in Kattegat willkommen heißen.“, damit setzte ich mich in Bewegung. Erneut nahm ich niemand wahr, was mich ein wenig verwunderte. Mit meinen rosafarbiges Kleid stach ich förmlich aus der Menge heraus. Zügig strich ich mein Kleid glatt, bevor ich neben meinen Mann zum Stehen kam. Sekunden später fühlte ich bereits die Blicke der Männer auf mir, was mich zum Schmunzeln brachte.
„ Ich möchte sie auf Kattegat willkommen heißen, König Harald. Verzeiht, ich habe mich ihnen nicht vorstellt. Mein Name lautet Katharina, ich bin Sigurds Frau.“, sprach ich zum König und hielt ihm meine Hand entgegen. Ich war keineswegs überrascht darüber, als der Ältere nach meiner Hand griff und meinen Handrücken küsste. Mein Blick wanderte zu Halfdan, welcher mich regelrecht anstarrte. „ Und das muss ihr Bruder Halfdan sein. Auch sie heiße ich in Kattegat Willkommen.“ „ Ihr seid wunderschön, Katharina.“ „ Vielen Dank für das Kompliment, König Harald. Dürfte ich erfahren, über welches Thema ihr euch unterhaltet habt?“ „ Wir haben über die kommende Schlacht gesprochen.“, informierte mich Björn. „ Werden sie ebenfalls in die Schlacht ziehen, Katharina?“ „ Sehr wahrscheinlich, wenn es mir erlaubt wird. Sie müssen wissen, mein Mann und seine Brüder sind sehr beschützerich geworden. Ah, Ivar. Möchtest du dich zu uns gesellen?“, fragte ich meinen besten Freund, als dieser zu uns gekrochen kam. An seinen Blick erkannte ich, dass es ihm nicht gefiel, dass ich mich mit dem König unterhielt. Nachdem Ivar bei uns angekommen war, unterhielten sich die Männer. Ich stattdessen blickte mich im Langhaus um, bis ich auf einmal Ragnar erblickte. Doch dies konnte nicht, war er doch in England. Auf einmal fühlte ich mich unwohl, weshalb ich beschloss an die frische Luft zu gehen. „ Wenn ihr mich sucht, ich bin draußen.“, damit drehte ich mich um und verließ mit zügigen Schritten das Langhaus. Draußen angekommen, atmete ich mehrmals tief ein und aus.
Eine Weile stand ich vor dem Langhaus, bevor ich beschloss mich wieder nach drinnen zu bewegen. Doch gerade als ich mich umdrehten, wollte, erschienen vor mir zwei fremde Männer. „ Kann ich euch helfen?“, stellte ich höflich die Frage. Eine Antwort bekam ich nicht, stattdessen packte mich einer der Männer und hielt mir den Mund zu, bevor ich nach Hilfe schreien konnte. Panik stieg in mir auf, als mir ein schlimmer Verdacht kam. Dieser bestätigte sich, da mir ein Messer an den Hals gehalten wurde. Diese fremden Männer wollten meinen Körper und sie würden diesen sich mit Gewalt holen. Kampflos wollte ich nicht aufgeben, weshalb ich begann mich zu wehren. Ich wurde vom Langhaus fortgezerrt und hoffte innerlich, das jemand mein Verschwinden bemerkte, bevor sie mich schänden würden. Meine Hoffnung wurde immer kleine, je mehr wir uns von der Feier entfernten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir eine Hütte, wo ich hineingestoßen wurde. Durch den Schwung landete ich auf den Boden und wurde auf diesen gedrückt, als ich mich erheben wollte. „ Fasst mich nicht an!“, schrie ich, woraufhin mir erneut der Mund zugehalten wurde. Mein Körper versteifte sich und ich war kurz davor zu beten, dass jemand mir zu Hilfe kam. Wenn es einen Gott gab, warum ließ er es zu, dass diese Männer wahrscheinlich ungeschoren davon kommen? Der Gestank von Alkohol stieg mir in die Nase, nachdem einer sich zu mir hinunterbeugte. Diese zwei Fremden widerten mich an, sodass ich ihnen einen qualvollen Tod wünschte. Mit aller Kraft unterdrückte ich die Tränen, als ich spürte, wie die Hand des Mannes begann mein Kleid hochzuschieben. Auf einmal hielt der Fremde in seine Bewegung inne, bevor er zur Seite kippte. Mir steckte der Atem, als ich den Grund dafür sah. Eine Axt steckte in seinen Rücken. Lange Gedanken darüber konnte ich mir keine machen, da ein Schrei ertönte. Der andere Fremde fiel Tod auf den Boden. Erleichtert atmete ich aus und schloss meine Augen. „ Geht es ihnen gut?“, vernahm ich eine Stimme, die ich wieder erkannte. Ich öffnete meine Augen, richtete mich auf und erblickte König Harald. Dieser half mir auf und erst da bemerkte ich, wie sehr ich zitterte. „ Mir geht es gut.“, meinte ich, bevor ich mein Kleid richtete. „ Wären sie nicht kommen, dann hätten diese Männer mich geschändet.“ „ Dies könnten sie nicht mehr.“, sprach der König, während sein Blick zu den Leichnamen wanderte. Mein Blick war stattdessen nach vorne zur Tür gerichtet, da ich gehen wollte. Zu meinem Glück bemerkte der Ältere dies schnell, sodass wir gemeinsam die Hütte verließen und zurück zum Langhaus kehrten. Dort kamen uns sogleich Björn, Halfdan und Ubbe entgegen. „ Was ist passiert?“ „ Zwei Männer wollten mich schänden. König Harald hat mich davor bewahrt.“, klärte ich sie auf, bevor ich an ihnen vorbeilief. Ich suchte Ivar und fand diesen auch zügig. Der Knochenlose bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. „ Ich will zurück zur Hütte. Begleitest du mich?“ „ Was ist passiert?“ „ Das erkläre ich dir auf den Weg.“ „ Gut, ich komme mit dir.“, damit hievte sich Ivar vom Stuhl. Gemeinsam verließen wir das Langhaus und je mehr wir uns davon entfernten, desto besser fühlte ich mich. Ich war dem Heiden dankbar dafür, dass er mich nicht dazu drängte es ihm zu erzählen. Mir war es nicht entgangen, dass er sich anders in meiner Gegenwart verhielt. Doch darüber konnte ich später Gedanken machen. „ Zwei Männer wollten mich schänden. Wäre König Harald nicht erschienen, dann wäre es ihnen gelungen. Er hat sie umgebracht, leider nicht so qualvoll, wie ich es mir für sie gewünscht habe.“, erzählte ich Ivar und war erstaunt darüber, wie monoton ich dabei klang. Hatte ich das Erlebte bereits verarbeitet, obwohl es erst vor wenigen Augenblicke geschehen war? Mein Blick wanderte hinab zu meinen besten Freund, bevor ich in die Hocke ging. „ Ivar, schau mich an. Es ist nicht deine Schuld.“ „ Woher weißt du, was ich denke?“ „ Mittlerweile kenne ich dich sehr gut und kann erahnen, was du denkst. Keiner von uns hätte gedacht, dass sowas passieren würde.“ „ Wenn ich mit dir gegangen wäre-“ „ Hätte nichts daran geändert. Weder du noch ich führen Waffen mit uns. Wie hätten wir uns wären sollen? Und das hat nichts damit zu tun, dass du derzeit deine Beine nicht wirklich benutzen kannst. Ich bin mir sicher, nicht einmal einer deiner Brüder hätte es verändern könnten. Genug davon geredet, lass uns zurück zur Hütte kehren.“
Langsam ließ ich meinen Kopf auf Ivars Schulter sinken und zog das Fell enger um mich. Wir beide sahen an der Feuerstelle und starrten ins Feuer, worüber ein Topf mit Wasser für meinen Tee hing. „ Ich werde es verhindern.“, ertönte auf einmal Ivars Stimme und durchbrach somit die Stille. „ Was meinst du?“ „ Das jemand dich anfasst.“ „ Es werden noch viele Menschen mich anfassen, vor allem dein Bruder.“ „ Mein Bruder hat dich nicht verdient.“ „ Ivar, bitte. Du musst endlich akzeptieren, dass Sigurd mein Mann ist.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, würde die Tür geöffnet und Sigurd kam hinein. Mit zügigen Schritten kam er auf mich zu und zog mich hoch. „ Ubbe hat mir erzählt, was geschehen ist. Geht es dir gut?“ „ Sei unbesorgt, mir geht es gut. König Harald konnte verhindern, dass sie mich schänden. Wie ich es bereits zu Ivar gesagt habe, gebe dir nicht die Schuld daran. Niemand konnte es vorhersehen, was diese Fremde vorhatten. Wo sind Ubbe und Hvitserk?“ „ Sie werden bald nachkommen.“ „ Verstehe.“, sprach ich, küsste meinen Mann und schenkte ihm ein Lächeln. Mir war bewusst, das das Thema mit den zwei Männern noch lange nicht vorüber war, obwohl ich damit bereits abgeschlossen hatte. „ Möchtet ihr auch einen Tee?“, stellte ich den Brüdern die Frage, während ich das heiße Wasser in meine Tasse goss. Wie erwartet verneinen die Beiden, da sie kein Tee tranken. Es war mir nicht entgegen, dass ich die einzige war, die dieses Getränk gerne trank. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sie die Tür erneut öffnete. Ubbe und Hvitserk kamen herein und kamen auf mich zu. „ Wie geht es dir, Katharina?“ „ Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Wechseln wir das Thema. Hat Björn bekannt gegeben, wann wir nach England segeln?“ „ In einigen Tagen segeln wir los. Du solltest hier bleiben, Katharina. Wir sehen dass alle so.“ „ Ist das so? Also ich sehe das anders. Ich werde mit segeln, auch wenn ihr das nicht gutheißt.“ „ Ubbe hat recht, du solltest hier bleiben.“, meinte der Knochenlose auf einmal, weshalb ich zu ihm sah. Es kam selten vor, dass Ivar seinen Bruder zustimmte. „ Darf ich den Grund erfahren, warum ihr meint, dass ich hier bleiben soll?“ „ Du bist meine Frau und dir könnte etwas zustoßen.“ „ Das ist nicht dein Ernst, Sigurd? Weil ich deine Frau bin, soll ich hier bleiben?“ „ Was Sigurd damit sagen wollte war, dass du unsere Schwachstelle bist. Auch hast du keine Erfahrungen.“ „ Ich fasse es nicht, ihr nimmt an, ich sei schwach.“ „ Nun-“ „ Ein Wort nach, Hvitserk und du lernst mich kennen. Ich werde mit Björn darüber sprechen, bekomme ich seine Erlaubnis, werde ich mitsegeln.“
„ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen und öffnete meine Augen. Verschlafen richtete ich mich auf, tastete nach meiner Brille und setzte diese auf. Zu meiner Verwunderung stand Björn vor dem Bett und blickte auf mich herab. „ Ubbe meinte, du wolltest mit mir sprechen?“ „ Das stimmt. Bitte warte einen Moment, ich ziehe mich zügig um.“, sprach ich und stieg aus dem Bett. Der Heide begab sich nach draußen, während ich ein Kleid aus einer der vielen Holztruhen zog. Mein einfaches Leinenhemd fiel zum Boden, bevor ich mir das Gewand überstreifte und in meine Schuhe schlüpfte. Danach begab ich nach draußen, wo der Ältere bereits auf mich wartete. „ Ubbe erwähnte, dass du mit uns segeln möchtest.“ „ Das ist korrekt. Leider möchten deine Brüder dies nicht. Sie sind der Meinung, ich wäre hier in Kattegat sicherer.“ „ Ich kann durchaus verstehen, warum sie so denken.Sie machen sich Sorgen um dich.“ „ Das brauchen sie nicht. Ich kann kämpfen, wenn auch nur mit Pfeil und Bogen.“ „ Ich denke, dass es nicht daran liegt.“ „ Erläutere dies, Björn.“ „ Wir alle mögen dich, Katharina. Einige mehr als sie sollten. Es wäre ein großer Verlust dich zu verlieren. Die meisten hier sehen dich als eine Göttin an, die unser Land beschützt.“ „ Wenn ich es richtig heraushöre, möchtest du ebenfalls, dass ich hier bleibe.“ „ Meine Mutter wird dies ebenfalls, sie hofft auf deiner Unterstützung beim Volk.“ „ Deine Mutter möchte mich lieber auf einen Scheiterhaufen brennen sehen. Ich erkenne, wenn jemand mich verachtet. Der einzige Grund warum ich noch lebe ist, dass ich Sigurds Frau bin.“ „ Du siehst meine Mutter als Feindin an.“ „ Deine Mutter sieht mich als Bedrohung für Kattegat an. Ihr ist bewusst, das viele mich als Königin haben wollen. Ein Wort von ihr und ihr Leben wäre in Gefahr. Du kennst mich mittlerweile ein wenig, Björn. Ich strebe nicht an eine Königin zu werden.“ „ Mir ist nicht entgangen, dass du nicht nach Macht strebst.“ „ Soll ich dir verraten warum? Macht ist etwas sehr Gefährliches. Sie zieht die Bösen an und verdirbt die Guten. Ich habe nie um Macht gebeten. Macht ist nur für diejenige bestimmt, die bereit sind sich tief zu beugen, um sie aufzuheben.“, sprach ich zu dem Älteren und sah ihm dabei in die Augen. Ein Moment verging, bis ich anfing zu lächeln und nach vorne blickte, nachdem ich etwas in Augenwinkel wahrgenommen hatte. Halfdan kam auf uns zu. „ Es ist schön sie zu sehen, Halfdan. Können wir ihnen helfen?“ „ Mein Bruder möchte euch sehen, Katharina.“ „ Dürfte ich das Anliegen erfahren?“ „ Er möchte mit euch sprechen.“ „ Verstehe. Ich werde dich später aufsuchen, Björn.“, erklärte ich und lief mit Halfdan zu, als ich meinen Namen vernahm. Ich blieb stehen und drehte mich zum Älteren um. „ Du hast meine Erlaubnis mit nach England zu segeln.“ „ Vielen Dank, Björn. Ich weiß das zu schätzen.“, bedankte ich mich bei dem Anderen und schenkte ihm ein Lächeln.
Zusammen mit Halfdan betrat ich die Hütte, welcher er und sein Bruder zu Verfügung bekommen hatte. Mein Blick wanderte durch den Raum, wo ich Sklavin wie auch Wachen entdecken konnte. Mir war bewusst, dass ich mir keinen Fehler erlauben dürfte, weshalb ich mich zur Tafel begab, wo König Harald saß. „ Katharina, schön das sie gekommen sind. Setzen Sie sich und speisen sie mit mir und meinen Bruder. Wir schätzen die Gesellschaft einer schönen Frau.“ „ König Harald, eurer Bruder meinte, ihr wollt mit mir sprechen.“, meinte ich und setzte mich links vom König hin. Ich schüttelte mit dem Kopf, als eine Sklavin mir Met einschenken wollte. Die junge Frau verschwand, nachdem ich ihr mitgeteilt hatte, dass ich nur Wasser trinken würde, danach wand ich mich erneut an König Harald. „ Worüber wollen sie mit mir sprechen?“ „ Die Leute erzählen, sie seien eine Göttin. Entspricht dies der Wahrheit?“ „ Mir sind die Erzählungen über mich nicht fremd und meine Antwort darauf bleibt immer dieselbe. Es sind Lügen. Ich bin keine Göttin, auch wenn einige mich als eine ansehen. Wolltet ihr darüber mit mir sprechen?“ „ Unter anderen. Erzählt mir, wie ihr die Frau von Sigurd wurdet.“ „ Nachdem ich Ivar das Leben geredet hatte, wurde ich nach Kattegat gebracht. Aslaug wollte mich als Sklavin verkaufen, doch Ragnar und Ivar verhinderten dies. Ich blieb an Ivars Seite, da ich ihm vertraute und ihre noch nicht erlernt hatte. Eines Tages dann wurde Sigurd Krank, die Heile meinten er würde sterben. Sie gaben ihm noch eine Nacht, doch ich heilte ihn. Ragnar fand das Sigurd in meiner Schuld stand und das er diese begleichen muss. So wurden Sigurd und ich zur Heirat gezwungen und gingen im letzten Winter den Bund der Ehe ein.“, erzähle ich ihnen, während ich meine rechte Hand auf den Armreif legte, den ich von meinem Mann bekommen hatte. Der König und sein Bruder waren sichtlich überrascht. Dies konnte ich durchaus verstehen. Sigurd und ich machten nämlich nicht den Eindruck, als würden wir zur Ehe gezwungen. „ Vielen Dank.“, bedankte ich mich bei der Sklavin, nachdem diese mir einen Krug mit Wasser vor mir abgestellt hatte. Sogleich griff ich danach und trank einen Schluck, wobei ich die Blicke der Brüder auf mir spürte. „ Möchten sie noch etwas wissen?“ „ Viele wollen sie als Königin von Kattegat sehen. Würden sie das gerne sein?“ „ Ich möchte keine Königin sein. Das einzige, was ich möchte ist Ragnars Söhne Glücklich zu sehen. Zudem denke ich das Sigurd auch kein König sein möchte, daher mache ich mir keine Gedanken darüber.“ „ Und wenn ein anderer Mann sie zu seiner Königin machen möchte?“ „ Dann muss er sich eine andere Frau auswählen. Ich liebe meinen Mann und ich werde bei ihm bleiben, bis der Tod uns trennt. Ich danke für eure Gastfreundschaft, denn ich sollte zurück zu meinem Mann und seine Brüder.“, damit erhob ich mich, verneigte mich leicht und verließ die Hütte.
Verwundert blieb ich stehen, nachdem ich die Söhne Ragnars erblickt hatte. Es schien mir so, als hätten sie auf mich gewartet. „ Darf ich fragen, warum ihr dort steht?“ „ Was wollte König Harald von dir?“, stellte Ivar mir die Frage, weshalb ich zu ihm sah. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand. „ Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, er wollte nur mit mir sprechen.“ „ Worüber habt ihr gesprochen?“ „ König Harald wollte wissen, ob es wahr ist, dass ich eine Göttin bin. Natürlich habe ich ihm erklärt, dass ich es nicht bin. Ihr könnt euch beruhigen.“, sprach ich zu ihnen und schlug den Weg zu unserer Hütte ein. Weit kam ich nicht, da Ubbe nach meinem Arm griff und mich so zum Stehen zwang. „ Es wäre besser, wenn du König Harald meiden würdest, Katharina. Er zeigt deutlich sein Interesse an dir.“ „ Das sagt ihr bei jeden Mann, der sich in meiner Nähe aufhält.“, meinte ich und musste an den Tag zurückdenken, wo ich mit Ivar am Hafen gestanden hatte. Damals hatte der Knochenlose gemeint, dass seine Brüder, sowie auch andere Männer, Interesse an mir gezeigt hätten. Noch heute bin ich anderer Meinung darüber, da es nichts Besonderes an mir gab. Ich bin eine normale junge Frau, die in Ruhe Leben möchte. Mir kam es so vor, als würde dies niemand verstehen. Natürlich war dies eine andere Zeit und Kultur, dennoch müssten sie ebenfalls ein ruhiges Leben führen wollen. „ Gut, ich werde versuchen mich weniger in König Harald Nähe zu befinden. Bedenkt aber, dass wenn er mich zu sich ruft, dass ich dies nachkommen werde. Wir dürfen ihn nicht als Verbündeten verlieren.“, versuchte ich ihnen zu erklären. Wir konnten es uns nicht erlauben König Harald, als Feind zu haben. Nachdem die Brüder sich beruhigt hatten, begaben wir uns zurück zur Hütte, wo ich begann eine Suppe für uns zu kochen. Leise summte ich vor mich hin, während ich das Gemüse schnitt. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie mein bester Freund neben mir Platz nahm. „ Du hast mit Björn gesprochen.“ „ Das habe ich und ich habe seine Erlaubnis bekommen, mit nach England zu segeln. Ihr müsst dies akzeptieren.“ „ Wie konntest du ihn überreden?“ „ Dies habe ich. Er gab mir von sich aus die Erlaubnis. Björn unterschätzt mich nicht, nicht so wie ihr.“ „ Wir Sorgen um deine Sicherheit, Katharina.“, hörte ich Ubbe hinter mir sagen und schmunzelte. Irgendwie war es auf einer Seite ziemlich niedlich, dass sie sich solche Sorgen um mich machten.
Stimmen waren das erste, was ich vernahm, weshalb ich nach meiner Brille tastete, bevor ich mich aufrichtete. Ich ließ meinen Blick durch die Hütte wandern und entdeckte Ivar, welcher sich mit Helga unterhielt. Sogleich stellte ich mir die Frage, warum die Ältere sich hier befand. War etwas geschehen? Um dies herauszufinden, stieg ich aus dem Bett und lief auf die Beiden zu. Es dauerte einen Moment, bis sie mich bemerkten. „ Katharina, wie geht es dir?“ „ Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“ „ Du wirst Helga heute bei ihren Aufgaben unterstützen.“, hörte ich den Heiden sagen, weshalb ich zu ihm hinab blickte. Verwundert stand ich einen Augenblick da, bevor es mir bewusst wurde. Mein Mann und seine Brüder halfen mir dabei, dem König zu meiden, indem sie mir Arbeit besorgten. So könnte ich Harald meiden, ohne das es jemand bemerkte. „ Ich freue mich dir helfen zu können, Helga. Nun denn, wir sollten uns an die Arbeit machen.“, meinte ich, griff nach der Hand der Älteren und zog sie aus der Hütte hinaus. Ich freute mich darauf zu arbeiten, da ich mich sonst den ganzen Tag drinnen aufhalten würde. Da ich schon eine Ahnung hatte, welche Arbeit ich erledigen müsste, lief ich in Richtung Dorfmitte. Dort befand sich eine Holzhütte, wo Kleidung genäht wurde. Als ich diese gemeinsam mit Helga betrat, hielten die anderen Frauen in ihrer Arbeit inne. Ich schenkte ihnen als Begrüßung ein Lächeln, bevor ich mich zu der Älteren umwand. „ Dann mal an die Arbeit.“, sprach ich und suchte mir als erstes Nadel und Faden heraus. Nachdem ich beides gefunden hatte, nahm ich Stoff und begann diesen zu Recht zuschneiden. Während ich dies machte, summte ich leise vor mich her. Danach begann ich mit dem Nähen, wobei ich mir öfters in den Finger stach. „ Für wen soll das Gewand sein?“, vernahm ich Helgas Stimme, weshalb ich aufblickte. Ohne das ich es mitbekommen hatte, war die Ältere näher gekommen. „ Das Gewand soll für mich sein. Ich werde es tragen, wenn ich mit nach England segeln. Wenn wir dabei sind, wirst ebenfalls mit segeln?“ „ Das werde ich.“ „ Das freut mich.“ „ Bist du dir sicher, dass du mit nach England segeln möchtest? Nicht das dir etwas passiert?“ „ Sei unbesorgt, Helga. Mein Mann und seine Brüder werden mich beschützen, wenn etwas geschehen sollte.“, sprach ich zu ihr und versuchte sie damit zu beruhigen. Mir war bewusst, dass sie mich als ihre Tochter ansah und mich nicht verlieren konnte.
„ Au.“, murmelte ich, als ich erneut in den Finger stach. Noch wenige Stiche und mein Gewand wäre fertig genäht. „ Du wirst eine gute Mutter sein, Katharina.“, vernahm ich Helgas Stimme und blickte auf. Mir war nicht aufgefallen, das sie auf mich zugekommen war. „ Danke für das Kompliment, Helga. Darf ich fragen, woran du das erkennst?“ „ Du kümmerst dich um Andere und das mit hingab. Deine Mutter muss dir viel beigebracht haben.“, kaum hatte die Ältere dies ausgesprochen, hielt ich in meiner Arbeit inne. Meine Mutter, an sie hatte ich lange nicht mehr gedacht, war doch so vieles geschehen. Ich hielt die Tränen zurück, als mir bewusst wurde, dass ich sie wahrscheinlich nie mehr sehen würde. „ Das hat sie. Ich verdanke meiner Mutter so viel, sie hat mich unterstützt, so gut sie konnte. Zurück zum Thema. Ich kann mir nicht vorstellen eine Mutter zu sein.“, erklärte ich, während ich die letzten Stiche machte. In dem Moment, wo Helga etwas darauf erwidern wollte, erschien unerwartet Sigurd in der Hütte. Zügig legte ich mein Gewand zur Seite, erhob mich und lief zu meinem Mann. „ Sigurd, was ist geschehen?“ „ Du hast die Wahrheit gesprochen, mein Vater ist Tod. Odin hat mich aufgesucht.“, sprach er und war mit dem Geschehende überfordert. Mich beunruhigte es, dass mein Ehemann Odin gesehen haben sollte. Hatte Odin seine Brüder ebenfalls aufgesucht? Wenn dies so wäre, müsste ich so schnell wie möglich Ivar aufsuchen. „ Wir sollten zurück zur Hütte.“, meinte ich, griff nach Sigurds Hand und verabschiedete mich mit einem Nicken von Helga. Verwundert stellte ich fest, dass es regnete, nachdem wir die Hütte verlassen hatte. In wenigen Sekunden waren wir von Kopf bis Fuß durchnässt, was uns keineswegs störte. Ich blickte zu meinen Ehemann und wusste genau, wie er sich im Moment fühlte.
Nach einer Weile erreichten wir die Hütte und wie ich bereits vermutet hatte, warteten dort seine Brüder auf uns. Sogleich erhob sich Ubbe, den ich mit einem Handzeichen zum Schweigen brachte, als er sprechen wollte. „ Ich nehme an, ihr habt Odin ebenfalls gesehen und wisst nun, dass euer Vater Tod ist. Mir ist bewusst, dass ihr Rache wollt und das ist verständlich, dennoch tut Übermut selten gut. Wir sollten mit bedacht vorgehen.“, erklärte ich ihnen, obwohl mir bewusst war, dass sie es nicht so sehen würden. Für sie zählte nur noch eins, nämlich Rache. Ich strich mir einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor ich mich ans Feuer neben Ivar setzte. „ Wir werden Vater rächen, König Aelle wird dafür mit seinen Leben bezahlen.“ „ Das ist mir bewusst, Ivar. Es ist verständlich, dass ihr den Tod von eurem Vater rächen wollt. Diese bekommt ihr, sobald wir in England sind, dennoch sollten wir, wie ich es eben bereits gesagt habe, nichts überstürzen. Natürlich wird dies für euch nicht einfach sein, dennoch bitte ich euch, es zu versuchen.“ „ Hast du Odin auch gesehen?“, wurde mir die Frage von Hvitserk gestellt, welche ich mit einem Kopfschütteln beantworte. Für einen kurzen Augenblick schenkte ich den Brüdern ein Lächeln, bevor ich mich erhob, um mich umzuziehen. Meine nasse Kleidung klebte wie eine zweite Haut an mir, was unangenehm war. Deutlich spürte ich ihre Blicke auf mir, nachdem ich ihnen den Rücken zugewandt und mich aus meiner Kleidung befreit hatte. Diese hing ich über einem Seil, damit sie trocknen konnte, bevor ich mir ein einfaches Leinenhemd überstreifte. „ Mir ist es unangenehm, wenn ihr mich beim Umziehen beobachtet, auch wenn ihr meinen Körper bereits gesehen habt.“, meinte ich zu den Brüdern, als ich mich wieder zu ihnen setzte. Dankbar nahm ich das Fell an, welches Sigurd mir entgegenhielt und wickelte mich in diesen ein. Dennoch fror ich ein wenig und rückte näher ans Feuer, was nicht unbemerkt blieb. Ich war ein wenig überrascht darüber, dass sie mich nicht darauf ansprachen, doch stören tat mich dies keineswegs. „ Hat Björn bereits verkündet, wann genau wir lossegeln wollen?“ „ In drei Tagen segeln wir los.“ „ Verstanden.“ „ Katharina, du bist sicher, dass du mit segeln möchtest?“ „ Das bin ich. Ich kann mittlerweile gut mit dem Schwert umgehen und kenne mich einigermaßen in England aus. Zudem habe ich die Erlaubnis von Björn bekommen und möchte ihn nicht enttäuschen. Und es gibt einen weiteren Grund, wer sonst soll auf euch achten? Dies kann nur ich, deshalb segel ich mit. Ihr dürft nicht vergessen, dass ich euren Vater versprochen habe, euch zu beschützen.“ „ Du musst uns nicht beschützen, Katharina.“ „ Das habe ich gesehen, als ihr Lagertha umbringen wolltet.“ „ Du hättest die Strafe nicht auf dich nehmen müssen.“, gab Ivar von sich, worüber ich innerlich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Ihre Strafe wäre schlimmer ausgefallen, als ausgepeitscht zu werden.
Es war recht früh am Morgen, als ich erwachte. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett, bedacht darauf, die Söhne Ragnars nicht zu wecken. So leise wie möglich verließ ich die Hütte, nachdem ich mich umgezogen hatte. Kühle Luft streifte mein Gesicht, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Es war noch ziemlich ruhig in Kattegat, sodass ich in aller Ruhe durch dieses laufen konnte. Ich befand mich in der Nähe des Hafens, als Halfdan in meinem Blickfeld erschien. Dieser blieb sogleich stehen, nachdem er mich bemerkt hatte. „ Sie sind ziemlich früh unterwegs, Halfdan. Müssen sie etwas für ihren Bruder erledigen?“, stellte ich ihm die Frage und trat auf ihn zu, wobei mir nicht entging, wie er mich musterte. Es war erstaunlich, wie schnell Männer an einer Frau interessiert waren, sobald diese anders als der Rest war. „ Ich soll Björn Eisenseite zu meinem Bruder bringen. Sie können mich gerne begleiten, ich schätze die Gesellschaft einer schönen Frau.“ „ Sie schmeicheln mir, Halfdan. Nun denn, wir sollten uns zu Björn begeben.“, meinte ich und hackte mich bei dem Älteren ein, welches dies zuließ. Mir war bewusst, dass ich in diesen Moment mit dem Feuer spielte, doch es war notwendig. Ich musste mir zuverlässige Verbündete beschaffen, um meinen Mann und seine Brüder zu beschützen. Dazu war mir jedes Mittel recht. Meine Feinde sollten vor mir erzittern und mich fürchten. Nur so könnte ich mein Versprechen gegenüber Ragnar einhalten. Perplex blinzelte ich einige Male, da wir, ohne dass ich mitbekommen hatte, bei Björn angekommen waren. Halfdan klopfte gegen das Holz, woraufhin der Blondhaarige herauskam. „ Björn Eisenseite, ich soll euch zu meinem Bruder bringen.“ „ Wenn es in Ordnung wäre, würde ich mitkommen. Bekomme ich deine Erlaubnis, Björn?“, stellte ich dem Älteren die Frage und bekam als Antwort ein Nicken. Ihm war bewusst, dass ich auch ohne seine Erlaubnis mitgekommen wäre. Auch wenn ich es nicht mochte, dass ich eine Göttin genannt wurde, half es mir öfters das zu bekommen, was ich wollte. Wir liefen einige Meter, bevor Björn mich am Arm packte und mich zu sich zog, sodass wir hinter Halfdan befanden. „ Katharina, ich denke du solltest darüber nachdenken, ob du mit zu König Harald kommen möchtest. Zudem denke ich, dass meine Brüder dies nicht gutheißen werden.“ „ Das ist mir bewusst, dennoch werde ich mitkommen. Wir brauchen sie als unsere Verbündene und mir ist nicht natürlich nicht entgangen, dass sie Interesse an mir zeigen.“ „ Du musst vorsichtig sein, Katharina.“ „ Das werde ich, Björn. Mache dir keine Sorgen.“, flüsterte ich zu diesem und löse seine Hand von meinem Arm.
Es dauerte nicht lange, bis wir bei der Hütte ankamen, wo König Harald untergekommen war. Zügig strich ich mein Kleid glatt und richtete meine Haare, bevor wir uns nach drinnen begaben. „ Bruder, ich bringe dir Björn Eisenseite und die Göttin.“, kaum hatte Halfdan dies ausgesprochen, blickte der König zu mir. Ich schenkte ihm ein Lächeln und verneigte mich leicht. „ Setzt euch bitte. Darf ich erfahren, warum eine Göttin mich aufsucht?“ „ Bitte nennen Sie mich Katharina, ich bin vieles, aber keine Göttin. Ich habe euren Bruder beim Hafen getroffen und beschlossen ihn zu begleiten. Da wären wir nun. Lassen Sie sich nicht von mir stören.“, meinte ich, setzte mich hin und bekam von einer Dienerin einen Becher Wasser gereicht. Ich trank einen Schluck und beobachtete die Männer, wie sie sich unterhalten. Sie sprachen über die kommende Schlacht und was sie mit König Aelle und anstellen wollen. Mich interessierte nicht, was mit diesem Mann geschah, bei König Egbert sah dies anders aus, ich würde nicht zulassen, dass sie ihn umbrachten. Er hatte nur das getan, was er für richtig hielt, genauso wie Ragnar es immer gemacht hatte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als jemand mich an der Schulter berührte. Dieser jemand war niemand anderes als Björn. „ Wir sollten gehen, Katharina.“ „ Ich werde noch eine Weile hier blieben, sei unbesorgt. Solltest du deine Brüder sehen, sage ihnen bitte, wo ich mich befinde.“ „ Bist du dir sicher?“ „ Das bin ich. Du kannst ruhig gehen. Ich bin mir sicher, dass weder König Harald noch sein Bruder mehr etwas antun werden.“ „ Wie könnten wir solch eine Schönheit verletzten.“, sprach Harald und musterte mich dabei. Björn schien nicht einverstanden zu sein, dass ich bleiben wollte, dennoch verließ er die Barake. Zu meiner Verwunderung begleitete Halfdan ihn, sodass ich mit dem König alleine war. Dieser setzte sich keinen Moment später zu mir an den Tisch. „ Mir scheint es so, als wollten sie mir eine Frage stellen. Fragen sie ruhig.“ „ Willst du meine Königin werden?“
Vorwort:
Ja, es geht endlich weiter, ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Ihr könnt gerne ein Kommentar dalassen, wenn ihr wollt :D
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Mit solch einer direkten Frage hatte ich nicht gerechnet. Natürlich war mir bewusst gewesen, dass König Harald Interesse an mir zeigte, was ich ausgenutzt hatte. Dass er mich allerdings als seine Königin haben wollte, war mir fremd gewesen. „ Ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass sie mich als ihre Königin haben wollen, doch ich muss das Angebot ablehnen. Sie müssen verstehen, dass ich Ragnar geschworen habe, auf seine Söhne zu achten. Im Gegensatz zu Anderen hallte ich meine Versprechen ein und selbst, wenn es meinen Tod bedeuten würde.“ „ Dies kann ich durchaus verstehen, dennoch finde ich es sehr schade. Sie sind eine schöne und starke junge Frau, Katharina.“ „ Vielen Dank, König Harald. Lassen wir dieses Thema ruhen und sprechen über die kommende Schlacht. Was werden sie machen, sobald diese gewonnen ist?“, stellte ich dem Älteren die Frage und trank einen Schluck. Bewusst wechselte ich das Thema, denn König Harald war mit meiner Entscheidung nicht zufrieden gewesen, dies hatte ich an seinen Blick erkannt. Gerade als der König etwas darauf erwidern wollte, kam sein Bruder hinein und setzte sich zu uns an den Tisch. „ Halfdan, schön, dass sie sich wieder zu uns gesellen. Ich habe gerade ihren Bruder gefragt, was ihr nach der Schlacht vorhabt.“, sprach ich, doch wurde nicht beachtet. Halfdan flüsterte seinen Bruder etwas ins Ohr, während ihre Blicke auf mir lagen. „ Wie es scheint, werdet ihr erwartet, Katharina. Ich denke, wir sollten das Gespräch ein anderes Mal weiter führen.“ „ Ich verstehe. Nun denn, danke fürs angenehme Gespräch, König Harald.“, damit erhob ich mich, verbeugte mich leicht und verließ die Hütte. Ein Schmunzeln erschien auf meinem Gesicht, als ich erkannte, wer auf mich wartete. „ Woher wusstest du, dass ich mich hier aufhalte, Ivar? Ich nehme an, nicht von Björn.“ „ Es war offensichtlich, dass du zu König Harald gehen würdest.“ „ Ach, war es das? Nun, der König und ich hatten ein interessantes Gespräch.“ „ Worüber habt ihr gesprochen?“ „ Über die kommende Schlacht, zudem wollte ich wissen, was sie danach vorhaben.“ „ Du machst dir Sorgen, das brauchst du nicht. Odin steht auf unsere Seite.“ „ Und genau das bereitet mir Sorgen.“ „ Wie meinst du das?“, wurde ich gefragt, doch ich gab ihn keine Antwort darauf. Unsere Schicksalsfäden waren bereits gesponnen und es würde eine Herausforderung sein, sie zu ändern. Ivar könnte mir dabei nicht helfen, er würde uns nur zu unserem frühzeitigen Tod führen. „ Eines Tages wirst du es verstehen.“, sprach ich zu dem Heiden, welcher als Antwort schnaubte. Mir stattdessen entkam ein Seufzen, bevor ich mich zu ihm hinunter kniete. „ Das war nicht böse gemeint, Ivar. Glaube mir, es ist selbst für mich schwer, alles zu verstehen. Jeder hier sieht mich mehr oder weniger als Göttin, dabei wissen sie, dass ich das nicht möchte. Ich muss Entscheidungen treffen, die ich nicht will und zu guter Letzt, habe ich euren Vater ein Versprechen gegeben. In der letzten Zeit stelle ich mir ein und dieselbe Frage, warum hat Odin so entschieden? Jeder beneidet mich, weil Odin mich angeblich mich zu euch geschickt hat, doch niemand sieht mein wahres Ich. Weißt du, wie schwierig es ist, Frieden zu wahren? Statt mir dabei zu helfen, erschwert ihr mir dies.“ „ Warum hast du dies nie uns gegenüber erwähnt?“ „ Es hätte nichts geändert, ich kann eure Persönlichkeit nicht ändern.“, damit erhob ich mich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ ich meinen besten Freund stehen. Ich musste meine Gedanken erstmal sortieren, weshalb ich beschloss den Wald aufzusuchen.
Das Unterholz knackste unter meinem Gewicht, als ich durch den Wald lief und meine Gedanken sortierte. Ruckartig blieb ich stehen, als ich hinter mir ein Geräusch vernahm. Für einen Moment versteifte sich mein Körper, bis er sich wieder entspannte, nachdem ich Ubbe entdeckt hatte. „ Du hast mich erschreckt, Ubbe.“ „ Das war nicht meine Absicht gewesen, Katharina. Was suchst du hier draußen?“ „ Diese Frage könnte ich dir ebenfalls stellen.“ „ Ich bin auf der Jagd und du?“ „ Ich wollte ein wenig alleine sein.“ „ Darf ich fragen, weshalb?“ „ Es ist schwer zu erklären, Ubbe. Eins kann ich dir versichern, Ivars Laune ist heute nicht beste.“ „ Verstehe. Ihr hattet einen Streit?“ „ Nein, wir hatten keinen Streit. Ich habe ihm eher Vorwürfe gemacht. Verzeih mir, aber ich möchte nicht darüber sprechen.“ „ Verständlich.“ „ Wie läuft es mit der Jagd?“ „ Konnte bislang nichts erlegen.“ „ Wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich dir gerne dabei helfen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, hielt der Ältere mir einen Pfeil und Bogen entgegen. Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht, bevor ich die Sachen annahm. Der Heide wusste, dass mich niemand im Bogenschießen schlagen konnte. „ Nun denn, lass uns auf die Jagd gehen.“, damit liefen wir weiter durch das Unterholz, bedacht darauf keine Geräusche von uns zu geben. Dann nahm ich plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel wahr, zog meinen Bogen und schoss einen Pfeil in diese Richtung. Ich ließ den Bogen sinken, sah zu Ubbe und nickte diesem zu. Gemeinsam begaben wir uns zu dem erlegten Tier, was sich als Reh herausstellte. Es war Tod, denn ich hatte direkt ins Herz getroffen. „ Gut getroffen, Katharina.“ „ Danke.“, sprach ich und schenkte ihm ein Lächeln. Ubbe erwiderte dies, bevor er sich hinunterbeugte und das Reh hochhob. „ Ist das dir nicht so schwer?“ „ Es geht, keine Sorge. Sigurd kann sich glücklich schätzen, dich als Frau zu haben. Du bist klug, hübsch und kannst kämpfen. Jeder Frau in Kattegat beneidet dich darum.“ „ Übertreibe nicht, Ubbe. Ich bin nicht besonders hübsch oder klug und was das mit dem Kämpfen angeht, ich muss noch viel lernen. Björn zum Beispiel hat viel mehr Erfahrungen im Kampf, als ich. Er könnte mich sehr leicht besiegen, genauso wie seine Mutter.“, erklärte ich ihm und blickte hinab zu Kattegat, nachdem wir den Wald verlassen hatte. Ich bekam das Gefühl, dass etwas passiert war, während wir jagen gewesen waren. „ Alles in Ordnung, Katharina?“ „ Alles in Ordnung, lass uns zügig zurück zur Hütte gehen. Deine Brüder warten bestimmt bereits auf uns.“
Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, denn als wir bei der Hütte antrafen, stand Hvitserk draußen und unterhielt sich mit Björn. Die Heiden blickten zu uns, nachdem sie uns bemerkt hatten. „ Du warst erfolgreich gewesen, Bruder.“ „ Katharina war erfolgreich gewesen, sie hat das Reh erlegt.“ „ Wir können später darüber sprechen, wie erfolgreich ich bei der Jagd war. Björn, ich nehme an, du besuchst uns nicht ohne Grund.“, meinte ich, während Ubbe das Reh auf den Boden ablegte. „ Wir werden morgen lossegeln. Deshalb muss ich dir die Frage stellen, ob du wirklich mitkommen möchtest, Katharina?“ „ Das werde ich, ich habe euren Vater mein Versprechen gegeben, euch zu beschützen. Wie soll ich dies anstellen, wenn ich nicht bei euch bin? Niemand wird mich umstimmen können, ich werde mit euch segeln.“ „ Das habe ich geahnt. Wir werden morgen früh lossegeln, schaut, dass ihr alles dabei habt.“, sprach der Ältere, bevor er uns alleine ließ. Deutlich spürte ich den Blick von den Brüdern auf mir, weshalb mir ungewollt ein Seufzen über die Lippen kam. „ Hvitserk, hast du Ivar gesehen?“ „ Er ist in der Hütte, weshalb?“ „ Ich nehme mal an, dass Sigurd unterwegs ist. Könnt ihr ihn bitte suchen? Ich denke, wir sollten uns nochmals zusammen setzten und über alles sprechen. Währenddessen könnte Ivar und ich das Reh zerlegen.“, erklärte ich ihnen und begab mich danach ins Innere der Hütte. Mein bester Freund saß mit dem Rücken zu mir, doch ich wusste, dass er mich wahrgenommen hatte. Innerlich schüttelte ich über sein Verhalten den Kopf, bevor auf ihn zulief und ihn von hinten umarmte. „ Verzeih mir mein Verhalten vorhin, ich bin in letzter Zeit sehr gestresst, auch wenn es nicht den Anschein macht.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, drehte sich der Schwarzhaarige zu mir um. Ivar sah mich aus großen Augen an, was mich verwunderte. Hatte ich etwas Falsches gesagt? „ Verzeihst du mir?“ „ Verzeihst du mir?“, stellte er mir dieselbe Frage, was mich noch mehr verwirrte. Gerade als ich ihn fragen wollte, was ich ihm verzeihen sollte, begann er zu sprechen. „ Du nimmst unsere Strafen auf dich. Du kümmerst dich um uns, wie als seist du unsere Mutter. Dabei solltest du dies nicht, du solltest das alles nicht. Warum nimmst du das alles auf dich?“ „ Ihr seid meine Familie, Ivar. Das seid ihr schon gewesen, bevor ich Sigurd geheiratet habe. Ihr seid die einzigen, die ich habe.“ „ Dabei bereiten wir dir nur Probleme. Ich habe nicht gemerkt, wie sehr dich das alles belastet.“ „ Ich war schon immer gut daran, Sachen zu verheimlichen, vor allem, bei Menschen, die ich kenne. Ich will keine Belastung für euch sein, Ivar. Aber lass uns nicht mehr darüber sprechen, draußen liegt ein Reh, welches wir zerlegen müssen. Kannst du es bitte ausnehmen? Dann würde ich alles waschen.“ „ Ubbe war erfolgreich gewesen?“ „ Ich war erfolgreich gewesen. Ich traf Ubbe im Wald und dann haben wir zusammen gejagt.“ „ Er dir den Bogen gegeben.“ „ Das hat er. Wir sollten jetzt wirklich das Reh zerlegen.“
Ich saß mit meinem besten Freund am Lagerfeuer, nachdem wir unsere Arbeit erledigt hatten. Gerade als ich einige Rüben fürs Abendessen klein schnitt, kamen Ubbe, Hitvitserk und Sigurd zurück. Mein Mann küsste mich als Begrüßung und setzte sich danach neben mich. „ Erzähl Katharina, wie hast du das Reh erlegt?“, wurde ich von Hvitserk gefragt, was mich zum Grinsen brachte. Schnell legte ich die Rüben, das Messer und den Topf zur Seite, bevor ich anfing zu erzählen. „ Ich traf auf Ubbe im Wald, als er meinte, dass er auf der Jagd sei. Ich bat ihn meine Hilfe an, wir liefen umher, als ich eine Bewegung im Augenwinkel wahrnahm. Mit einem gezielten Schoss ins Herz, erlegte ich das Reh.“ „ Ihr hättet sehen müssen, wie schnell sie den Bogen gezogen hat, ich selbst hatte das Reh nicht wahrgenommen.“ „ Du hast gegen eine Göttin verloren, Brüder.“ „ Hvitserk, bitte nenne mich nicht so. Wechseln wir das Thema, morgen ist es so weit, wir werden nach England segeln.“
Mein Blick wanderte zu meinem Mann und seine Brüder, welche ruhig schliefen. Im Gegensatz zu ihnen, konnte ich zügig einschlafen, dafür machte ich mir zu viele Sorgen. Was würde uns in England erwarten? Ein ungutes Gefühl bereitete sich in mir aus und ließ meine Sorgen noch stärker werden. Das war kein gutes Zeichen, etwas Schlimmes würde geschehen. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, bevor ich mich erhob und leise die Hütte verließ. In der Ferne konnte ich einige Wachen mit Fackeln erkennen, die durch Kattegat liefen. Mir war nicht entgangen, dass die Anzahl der Wachen in den letzten Tagen erhöht wurde. Verstehen könnte ich dies keineswegs, aber wie es schien, fühlte sich Lagertha durch irgendetwas oder irgendjemand bedroht. Auf einer Seite bewunderte diese Frau, sie hatte genauso wie ich viel durchgemacht und möchte nur diejenige beschützen, die ihr wichtig sind. Auf der anderen Seite konnte ich sie nicht leiden, da sie mich immer noch als Bedrohung für Kattegat sah. Ich war vieles, aber kein schlechter Mensch. Ungewollt entkam mir ein Seufzen über die Lippen, als ich daran denken musste, dass ich weiterhin als Göttin angesehen werde. Mein Körper zuckte zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ruckartig drehte ich mich um und konnte schemenhaft Sigurd erkennen. „ Du hast mich erschreckt.“, flüsterte ich, um die Anderen nicht zu wecken. „ Das war nicht meine Absicht gewesen. Warum schläfst du nicht?“ „ Diese Frage konnte ich dir ebenfalls stellen.“ „ Du lagst nicht mehr neben mir, dadurch bin ich aufgewacht. Ist alles in Ordnung?“ „ Ja, alles in Ordnung. Ich konnte nicht einschlafen, mehr nicht.“ „ Katharina, du-“ „ Du brauchs dir wirklich keine Sorgen machen, Sigurd. Es ist alles gut. Lass uns nach drinnen gehen, es wird langsam kalt.“, unterbrach ich ihn und wusste, dass mein Verhalten nicht richtig war. Ich es ihm erzählen sollen, doch das konnte ich nicht, es würde sich nur Sorgen um mich machen. Als wir die Hütte betraten, stellte ich fest, dass mittlerweile die Anderen ebenfalls erwacht waren. Ubbe hockte vor dem Feuer und warf einige Äste hinein. Der Ältere blickte zu seinem Bruder und mir, nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte. „ Wie ich sehe, hast du sie gefunden.“ „ Sie befand sich vor der Hütte.“, sprach Sigurd zu seinem Bruder und sah dabei für einen Moment zu mir. Schlagartig wurde mir bewusst, dass sie meinetwegen erwacht waren. „ Verzeiht, ich wollte euch nicht wecken.“ „ Das hast du nicht, Katharina. Du solltest dich schlafen legen.“, meinte Ubbe, weshalb ich beschloss seinen Rat nachzukommen. Vorsichtig ließ ich mich neben Ivar nieder, welcher sich als einziger noch im Bett befand. „ Warum warst du draußen? Hast du Odin wieder gesehen?“, wurde ich von meinem besten Freund gefragt und schüttelte leichte den Kopf, während ich ein Fell über mich legte. „ Nein, ich konnte schlafen, mache dir keine Sorgen.“, antworte ich ihm und erkannte an seinen Blick, dass er mir nicht glaubte.
Langsam öffnete ich meine Augen und richtete mich verschlafen auf. Dankbar nahm ich meine Brille an, die mir Ivar entgegenhielt und setzte sie auf. Schnell fuhr ich mir durch die Haare, bevor ich aus dem Bett stieg. Die Söhne Ragnars hatten bereits alles zusammen gepackt und schienen auf mich zu warten. „ Morgen. IBM ziehe mich zügig um und dann können wir los. Wenn ihr wollt, könnt ihr draußen warten.“, erklärte ich ihnen und sah, wie sie die Hütte verließen. Zügig schritt ich zu einer der Truhen zu, öffnete diese und holte mein Gewand heraus. Weder mein Mann, noch seine Brüder hatten es je zuvor gesehen. Ich freute mich bereits auf ihre Reaktion, wenn sie mich darin erblickten. Zügig zog ich mich um, flochte meine Haare und griff nach meinem Rucksack ([link href="https://www.pinterest.de/pin/311733605469958244/"]https://www.pinterest.de/pin/311733605469958244/[/link] & [link href="https://www.pinterest.de/pin/311733605469958237/"]https://www.pinterest.de/pin/311733605469958237/[/link] ). Bevor ich die Hütte verließ, überprüfte ich, ob ich alles dabei hätte. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich mein Handy erblickte. Noch gut konnte ich mich daran erinnern, wie ich gemeinsam mit Ivar Minecraft gespielt hatte, während wir nach Kattegat gesegelt waren. Der Heide hatte mich danach nie wieder auf das Handy angesprochen, wahrscheinlich hatte er es vergessen. „ Katharina?“ „ Komme schon.“, damit schloss ich den Rucksack, zog ihn an und verließ die Hütte. Die Blicke der Brüder wanderten zu mir, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. „ Wir können los. Habe ihr alles?“, stellte ich die Frage und schmunzelte. Gerade als ich mich auf den Weg zum Hafen machten wollte, vernahm ich die Stimme meines besten Freundes, weshalb ich mich zu ihm umdrehte. „ Woher hast du das Gewand?“ „ Habe selbst genäht. Warum seid ihr so verwundert darüber? Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir ein Gewand nähe. Bestimmt könnt ihr euch noch an das Kleid erinnern, welches ich beim Fest trug.“ „ Können wir.“, sprachen die Brüder gleichzeitig, was mich zum Kichern brachte.
Gemeinsam begaben wir uns zum Hafen, wo König Harald, dessen Bruder Halfdan und Björn auf uns wartete. Ivar begab sich zu meiner Verwunderung zu Floki und Helga. Er bekam meine ganze Aufmerksamkeit, was nicht unbemerkt blieb, denn Hvitserk stieß mir leicht in die Seite. „ Darf ich fragen, was das sollte?“ „ Du hast Ivar angestarrt, obwohl Sigurd dein Mann ist.“ „ Ich habe ihn beobachtet, das ist was anderes, zudem kann ich euch nicht einmal einen Moment alleine lassen, ohne das ihr was anstellt.“ „ So schlimm sind wir nicht.“, gab der Ältere von sich, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Gerade als ich etwas darauf erwidern wollte, kam mein bester Freund zurück. Fragend sah ich zum ihm, da sein Blick eindeutig auf mir lag. „ Du wirst zusammen mit Floki und Helga segeln.“ „ Weshalb?“ „ Frag nicht und gehe auf das Schiff.“, befahl mir der Heide, was mich schockierte. Ich verstand nicht, warum er sich so plötzlich benahm und zögerte einen Moment, bis ich seinen Befehl nachkam. Mit einem unguten Gefühl begab ich mich zu Helga und Floki, die dabei waren ihre Sachen aufs Schiff zu laden. Sobald die Ältere mich erblickt hatte, schenkte sie mir ein Lächeln, während ihr Mann mich nicht beachtete. „ Katharina, du siehst bezaubernd aus.“ „ Vielen Dank, Helga. Ivar meint, ich werde euch segeln. Kann ich euch beim Beladen helfen?“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, hörte ich Floki schnauben. Mir war bewusst, dass er mich immer noch nicht leiden konnte, da er annahm, dass ich eine Christin sei. Seine Meinung mir gegenüber würde sich wohl niemals ändern. Wie konnte man nur so stur sein? Obwohl, manchmal war ich nicht besser. „ Das brauchst du nicht, Katharina.“, erklärte Helga, weshalb ich Schiff betrat und dort mir einen Platz suchte. Kurz darauf legten wir bereits ab und als ich zum Steg blickte, erkannte ich Ragnar in der Menschenmenge. Er nickte mir zu, bevor er verschwand. Nun war ich mir sicher, dass ich ihn gesehen hatte. Es war nicht das Erste, dass dies geschehen war. Nach kurzem Überlegen beschloss ich den Anderen davon nichts zu erzählen. Ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen und England war meine einzige Chance, wo ich meine Ruhe hätte. Dies konnte ich nicht aufs Spiel setzten.
Mein Blick schweifte über das Meer und ließ mich unbewusst lächeln. Tage waren vergangen und genoss es nicht beachtet zu werden. Die Mannschaft schien sich nicht für mich zu interessieren, wollte Ivar deshalb, dass ich dieses Schiff nahm? Wenn dies der Fall wäre, müsste ich ihm danken. Zwar konnte ich ihm es zurufen, da die Schiffe nicht weit auseinander waren, aber dann die Aufmerksamkeit von den Anderen bekommen. „ Sie ist nicht unsere Tochter, Helga. Sie ist eine Christin, wir dürfen ihr nicht trauen.“, hörte ich den Schiffsbauer sagen und beschloss einzugreifen. Ich erhob mich und lief zum Älteren hinüber. „ Floki, es reicht. Mir ist bewusst, dass du mich nicht leiden kannst und mich als Christin ansiehst. Helga hat eine andere Meinung über mich, das darf sie auch. Jeder hat das Recht, eine eigene Meinung zu haben. Es kommt nicht darauf an, an welchen Gott oder an welche Götter man glaubt und dies ist meine Meinung.“, sprach ich zu ihm und sah ihm fest dabei in die Augen. So schnell konnte ich nicht reagieren, da hatte Floki meine Kette gepackt und sie abgerissen. „ GIB SIE ZURÜCK!“, schrie ich panisch, da es mein einziges Erinnerungsstück a meine Mutter war. Plötzlich grinste der Schiffsbauer mich an und warf meine Kette ins Meer. Ich zögerte keinen Moment und sprang hinterher. Immer tiefer versuchte ich zu tauchen, als ich das Schmuckstück nicht entdecken konnte. Mir war egal, ob ich sterben würde, für mich zählte nur die Kette, die einst mir meine Mutter geschenkt hatte. Langsam ging mir die Luft aus und ich schluckte aus Versehen Wasser. Meine Sicht verschwamm immer mehr, weshalb ich meine Augen schloss. Das Letzte, was ich wahrnahm, war eine Stimme. „ Sie unbesorgt, kleiner Vogel.“
„ Die neue blondhaarige Sklavin ist hübsch, findet ihr nicht? Habt ihr sie schon gehabt?“ „ Noch nicht, aber ich denke, sie kann mir nicht mehr lange widerstehen.“ „ Ihr wisst schon, dass ich noch hier bin?“, stellte Katharina die Frage und richtete sich dabei etwas auf. Ragnars Söhne und sie hatten sich an einem Ufer niedergelassen und lagen im Sand. „ Ich finde es sehr interessant, dass ihr mir mitteilen möchtet, welche Frau ihr schon gehabt hattet und welche noch nicht.“ „ Bei wie vielen Männern, hast du bereits gelegen?“, wurde die Braunhaarige von Hvitserk gefragt, welcher sie angrinste. Darüber konnte Katharina nur den Kopf schütteln, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „ Bei keinem, ich bin noch unberührt. Warum seht ihr mich so an?“ „ Nun, damit hat niemand von uns gerechnet. Wir nahmen an, du hättest bereits bei einem Mann gelegen.“ „ Bislang sah ich keinen Grund, sowas zu machen. Ich selbst finde es nicht schlimm, ich meine Ivar hat sich bislang auch zu keiner Frau gelegt. Das war nicht negativ gemeint.“, sprach sie zügig zu ihrem besten Freund, als dieser wütend zu ihr sah. Seine Wut verschwand so schnell, wie sie gekommen war, nachdem die Ältere ihn angelächelt hatte. „ Nun denn, ihr könnt euch weiter über Frauen unterhalten, ich werde zurück zur Hütte gehen und das Essen vorbereiten.“, damit erhob sich die Braunhaarige, klopfte sich den Sand von der Kleidung und machte sich auf den Weg. Sie bemerkte nicht, dass Ragnars Söhne ihr nachsahen. Kaum war Katharina aus ihrem Augenwinkel verschwunden, spürte Ivar die Blicke seiner Brüder auf sich. „ Du findest Katharina, hübsch, nicht wahr?“ „ Genauso wie ihr.“ „ Du solltest ihr zeigen, dass du Interesse an ihr hast, Ivar.“ „ Ich bin ein Krüppel, warum sollte sie Interesse an mir haben?“ „ Lass das sie nicht hören, dass du dich so genannt hast, sonst schlägt sie dir wieder auf den Hinterkopf.“, gab Sigurd von sich. Dieser kann sich noch sehr gut daran erinnern, wie Katharina ihn in den Magen geschlagen hatte, nachdem er Ivar als Krüppel betitelt hatte. Auch wenn es nicht so schien, konnte die Braunhaarige stark zuschlagen. „ Keine Sorge, Bruder. Wir werden dir damit helfen. Katharina ist eine Frau, es wird einfach sein, sie zu umwerben.“ „ Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Hvitserk, Katharina ist anders, als andere Frauen.“, meinte der Knochenlose und kroch danach davon. Er wollte mit seinen Brüdern nicht mehr über die Braunhaarige sprechen. Verwundert sah Katharina zu ihrem besten Freund, als dieser in die Hütte hinein gekrochen kam. Sie bemerkte gleich, dass etwas nicht stimmte. „ Alles in Ordnung? Warum bist du schon zurück?“, doch auf ihre Fragen bekam sie keine Antwort. Das beunruhigte die Ältere und nach kurzem Überlegen, beschloss sie Ivar nicht weiter anzusprechen. Stattdessen, hing sie den Topf mit der Suppe übers Feuer und verließ die Hütte. Mit einem Seufzen setzte sie sich ins Gras und wartete darauf, dass die Anderen zurückkamen. Lange musste sie nicht warten, denn nach wenigen Minuten konnte sie bereits Ubbe in der Ferne erkennen. „ Was habt ihr mit Ivar gemacht?“, so wurden die Söhne Ragnars begrüßt. Der Älteste brauchte einen Moment, bis er verstand. „ Wir haben nichts mit ihm gemacht, Katharina.“ „ Und warum redet er dann nicht mehr mit mir? Habe ihr ihn niedergemacht, weil er sich noch zu keiner Frau gelegt hat?“, stellte die Braunhaarige die Frage und sah dabei zu Sigurd. Dieser bemerkte dies und hob schützend die Hände. Ubbe ahnte, warum sein Bruder sich gegenüber Katharina verhielt, sodass er beschloss, der Jüngeren reinen Wein einzuschenken. „ Er weiß nicht, wie er dir zeigen soll, dass er Interesse an dir hat.“ „ W-Was?“ „ Unser Bruder mag dich.“ „ Natürlich, sonst wäre er nicht mein bester Freund.“ „ Er liebt dich, Katharina.“, kaum hatte Ubbe dies ausgesprochen, stand die Braunhaarige wie versteinert da. Mit einem Nicken signalisierte Ubbe seinen Brüdern, dass sie sich schon mal zur Hütte begeben sollte. Nachdem er mit der Jüngeren alleine war, legte er ihr seine Hand auf die Schulter. „ Katharina?“ „ E-Einen Moment, das kann nicht sein. Ivar kann mich nicht lieben, er ist mein bester Freund.“ „ Dennoch kann er dich lieben, er weiß nicht, wie er es zeigen soll.“ „ Warte, das würde heißen, dass er meinetwegen sich noch zu keiner Frau gelegt hat. Was machen wir jetzt, Ubbe?“ „ Liebst du, Ivar?“ „ Ich weiß es nicht, aber ich will, dass er glücklich ist. Gut, ich werde mit ihm meine ersten Erfahrungen machen. Ihr müsst mir aber dabei helfen!“ „ Ich wollte nicht, dass du dich dazu gezwungen fühlst, Katharina.“ „ Das fühle ich mich nicht, also hilfst du mir?“
Ivar war bewusst, dass sein Verhalten gegenüber Katharina falsch gewesen war. Er hatte deutlich gesehen, wie verletzt die Braunhaarige darüber war, dass er nicht mit ihr gesprochen hatte. Die Ältere ging ihm aus dem Weg, was dem Heiden nicht gefiel, denn dadurch hielt sich Katharina öfters bei seinen Brüdern auf. Ein Schnauben entkam dem Jüngeren, als er sah, wie seine heimliche Liebe mit Hvitserk und Sigurd die Hütte verließ. Deutlich spürte er den Blick von Ubbe auf sich, weshalb er zum Älteren sah. „ Du hast Katharina mit deinen Verhalten verletzt, Ivar.“ „ Das ist mir bewusst, du brauchst mich nicht darauf hinweisen!“, zischte der Knochenlose und sah keinen Moment später seinen Bruder verwirrt an, als dieser vor ihm in die Hocke ging. „ Was soll das?“ „ Ich werde dich jetzt Huckepack nehmen, denn Grund dafür erkläre ich dir später.“, sprach Ubbe zu seinem Bruder und nehm ihn Huckepack, bevor sie die Hütte verließen. Bewusst schlug der Ältere den längeren Weg zu ihrem Ziel ein, welches sich etwas Abseits von Kattegat befand. Ivar erkannte schnell, wo sein Bruder ihn hinbringen würde. Doch was wollten sie bei der Hütte? Der Knochenlose überlegte eine Weile und kam zum Entschluss, dass es etwas mit Katharina zu tun haben musste. „ Ich habe gesagt, dass es euch nichts angeht.“ „ Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Bruder.“ „ Ihr wollt, dass ich es Katharina sage, aber das werde ich nicht.“, kaum hatte der Jüngere dies ausgesprochen, fing Ubbe an zu Grinsen. Dieses wiederum konnte Ivar nicht sehen, da sein Bruder nach vorne blickte.
Nach einer Weile erreichten sie die Hütte, wo bereits Hvitserk und Sigurd warteten. Der zweit Älteste öffnete die Türe und grinste dabei. „ Viel Spaß, Bruder.“, hörte Ivar ihn sagen und schnaubte als Antwort. Das Innere der Hütte war verdunkelt worden, das einzige Licht brachten die vielen Kerzen, die verteilt worden waren. Ubbe lief bis zum Bett, welches sich am Ende befand und ließ den Jüngeren dort hinunter. Sein Bruder drehte sich um, verließ die Hütte und ließ ihn somit alleine. Aufmerksam sah der Heide sich um, bis ein Knarzen ertönte und die Tür geschlossen wurde. Eine in einen Umhang gehüllte Person kam langsam auf ihn zu, bevor sie die Kapuze hinunternahm. Der Jüngere war keineswegs überrascht darüber, Katharina zu erblicken. „ Ivar.“, sprach sie seinen Namen aus, nachdem sie vor ihm zum Stehen gekommen war. Die Braunhaarige schenkte ihm ein Lächeln und begann die Schleife ihres Umhangs zu lösen. Dieser glitt langsam zum Boden und legte schneeweiße Haut frei. Ivars Augen weiteten sich, als er die Situation verstand. Katharina ließ sich langsam auf seinen Schoß nieder, lehnte sich nach vorne und küsste ihn sanft. Sogleich erwiderte der Heide den Kuss und griff währenddessen nach einem der Felle, die neben ihnen legen. Sanft legte er es Katharina um die Schultern und löste den Kuss. „ Nicht.“, meinte er, als die Ältere Anzeichen machte, es wieder hinunterzunehmen. „ Ich verstehe nicht, bin ich nicht hübsch genug?“ „ Du gleichst einer Göttin, Katharina.“ „ Warum möchtest du dann nicht? Weil ich deine beste Freundin bin?“ „ Du bist mehr als das für mich, Katharina. Ich nehme an, das weißt du bereits.“ „ Ubbe hat es mir verraten, sei nicht wütend auf ihn. Er hat es mit guter Absicht getan. Nun sag mir, warum willst du mich nicht?“ „ Ich will dich nicht drängen, auch wenn du es mir nicht leicht machst. Wir können, wenn du möchtest, bis nach der Hochzeit warten.“ „ Hochzeit? Ivar, wovon sprichst du da? Zudem warten nur Christen bis nach der Hochzeit darauf.“ „ Du hast mal erwähnt, dass du eine Christin gewesen bist, bevor du an unsere Götter geglaubt hast.“ „ Es ist erstaunlich, was du dir alles merkst. Wenn ich es richtig auffasse, willst du mich heiraten. Deine Mutter wird das nicht hinnehmen, Ivar.“ „ Sie kann es mir nicht verbieten, zudem mag sie mich am meisten.“ „ Wie wahr. In Ordnung, ich werde deine Frau.“, und damit legte sie ihre Lippen auf seine.
Vorwort: Der Anfang dieses Kapitel kann ein wenig verwirrend sein, dennoch bitte ich euch einfach wie gewohnt weiter zu lesen.
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„ Ich sollte glücklich sein, doch das bin ich nicht. Ich habe einen Mann, der mich liebt und einen guten Freund, mit dem ich über alles sprechen kann. Die Dorfbewohner verehren mich und sehen mich als Göttin an. Jeder Andere würde darüber glücklich sein, warum bin ich das nicht?“, stellte die Frage und ließ meinen Blick von Kattegat zu Ragnar wandern, welcher neben mir saß. Der Ältere war um einiges junger und sein Aussehen ähnelte dem von Ubbe stark. „ Es ist ungewöhnlich, dass eine Göttin mir eine Frage stellt. Ich nahm an, ihr Götter wisst alles.“ „ Ich bin vieles, Ragnar, aber keine Göttin.“ „ Du kannst nicht leugnen, was du bist. Eines Tages wirst du es einsehen müssen.“ „ Dann muss ich allen beweisen, dass sie sich irren.“ „ Wie geht es meinen Söhnen?“, wechselte der Ältere das Thema, was mich ein wenig verwunderte, dennoch sagte ich dazu nichts. „ Es geht ihnen gut, doch trauern sie noch um dich. Sie dürsten nach Rache und segeln gemeinsam mit König Harald nach England, um dich zu rächen. Ubbe und Ivar hatten versucht, Lagertha zu töten, doch es gelang ihnen nicht. Ich nahm ihre Strafe auf mich, um sie zu beschützen, wie ich es dir versprochen habe.“ „ Es wird Zeit, Katharina.“ „ Es wird Zeit?“ „ Das sich unsere Wege erneut trennen, schließe deine Augen.“, vernahm ich seine Stimme und kam nach, was er von mir verlangte. Meine Augen waren geschlossen und meine Atmung war ruhig. Stille kehrte ein und als ich meine Augen nach wenigen Minuten wieder öffnete, fand ich mich in einem Raum wieder. Die Klippe, Kattegat und Ragnar waren verschwunden. Langsam richtete ich mich auf und ertastete meine Brille neben mir. Diese setzte ich sogleich auf und erkannte nun, wo ich mich genau befand. Es handelte sich um das Zimmer, das ich bereits damals bewohnt hatte, als ich Gast von König Egbert gewesen war. Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst wurde, was geschehen war. Ich war vom Schiff gesprungen, nachdem Floki meine Kette ins Meer geworden hatte. Erneut hatte die Stimme vernommen, die mich kleiner Vogel nannte. Wem gehörte sie und wie konnte ich überleben? Mir war bewusst, dass ich vorerst keine Antworten darauf bekommen würde. Ungewollt entkam mir ein Seufzen, bevor ich mich erhob und mich streckte, wobei meine Knochen knacksten. Mein Blick schweifte durch den Raum, bis ich ein Kleid entdeckte, welches über einem Stuhl hing. Es war eindeutig für mich bestimmt, weshalb ich beschloss mich umzuziehen ( https://www.pinterest.de/pin/311733605470044372 ). Ich schritt auf den Stuhl zu, während ich begann mein Gewand auszuziehen. Plötzlich nahm ich im Augenwinkel war, wie etwas zu Boden fiel. Ich blickte hinab und spürte, wie mir die Tränen kamen. Da lag sie, meine Kette. Mit zittriger Hand hob ich sie vorsichtig hoch und strich über den Lebensbaumanhänger. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass die Kette unbeschädigt war, obwohl der Schiffsbauer sie von meinem Hals gerissen hatte. Wie konnte dies sein?
Sanft strich ich den weißen Stoff glatt, als Schritte ertönten und sich die Tür öffnete. Die junge Frau blieb ruckartig stehen, nachdem sie mich erblickt hatte. Ich schenkte ihr ein Lächeln, um sie nicht zu verschrecken. Sie schien eine Magd zu sein, denn sie verbeugte sich. „ Ich würde gerne mit König Egbert sprechen, wenn dies möglich wäre.“ „ Ich werde dem König mitteilen, dass sie erwacht sind.“, damit verschwand sie und ließ mich alleine zurück. Nun hieß es warten, weshalb ich mich an das kleine Fenster stelle und hinaus auf den Innenhof blickte. Egberts Männer befanden sich dort, luden verschiedene Sachen auf Wägen. Mir war bewusst, was dies bedeutet, sie würden flüchten. Es war gut so, dass sie gehen würden, denn es war nur noch eine Frage der Zeit, wann die Anderen hier auftauchen würden. Ob sie annahmen, dass ich ertrunken bin? Immerhin war ich nicht mehr an die Oberfläche gekommen, nachdem ich vom Schiff gesprungen war. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand überlebte, der ins Meer gesprungen war, war fast Null. „ Es ist schön, dass sie erwacht sind, Katharina.“, vernahm ich eine Stimme und wurde aus meinen Gedanken gerissen. „ König Egbert, es ist schön sie nach eine so langen Zeit wiederzusehen. Ich danke ihnen für das schöne Kleid und eurer Gastfreundschaft. Darf ich erfahren, wie lange ich bereits hier bin?“ „ Man fand sie für zwei Tagen am Strand.“ „ Verstehe. Ich nehme an, sie wissen, was das bedeutet, dass ich hier bin. Ragnars Söhne sind auf dem Weg nach England. Ich bin mit ihnen gesegelt, bis zu einem bestimmten Vorfall. König Egbert, vertrauen sie mir, wenn sie hier bleiben, sterben sie.“ „ Das ist bewusst und ich danke ihnen für ihre Ehrlichkeit, Katharina. Es würde mich freuen, wenn sie mich in den Innenhof begleiten würden.“ „ Mich würde es freuen, sie nach draußen zu begleiten.“, sprach ich und verließ gemeinsam mit dem Älteren den Raum.
Deutlich spürte ich die Blicke auf mir, als wir den Innenhof betraten. Dies war nicht verwunderlich, sie wussten, woher ich kam und sahen mich als Feindin an. Ich konnte durchaus verstehen, warum sie mich als Gefahr ansahen. „ Sie erinnern sich bestimmt noch ein meinen Sohn, seiner Frau und meine Enkel?“ „ Gewiss kann ich mich noch an sie erinnern.“, sprach ich und lächelte sanft, als ich mich an Alfred erinnerte. Genau diesen erblickte ich gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Bruder. Etwas entfernt von ihnen stand Aethelwulf und übte mit dem Bogen. Diesen drückte er kurz darauf Alfred in die Hände und ich erkannte sogleich, dass der Jüngere in sowas keine Erfahrungen hatte. Er würde das Ziel nicht treffen, das verriet alleine seine Körperhaltung schon. Wie ich bereits vermutet hatte, traf Alfred nicht einmal die Zielscheibe. Ich überlegte einen Moment, bevor ich beschloss, ihm zu helfen. „ Verzeiht, dürfte ich?“, stellte ich ihm die Frage, nachdem ich an ihn herangetreten war. Der Jüngere zögerte einen Moment, bis er mir den Bogen aushändige, nachdem Egbert ihm mit einem Nicken die Erlaubnis gegeben hatte. Aethelwulf war nicht erfreut darüber, was keineswegs verwunderlich war. Er verachtete mich. „ Vater, wie kannst du dieser Heidin erl-“, der Ältere brach ab, als der Pfeil genau die Mitte traf. Ich nahm erneut einen Pfeil, spannte den Boden und traf erneut die Mitte. Ich ließ die Waffe sinken, bevor ich mich an Alfred wand. „ Ihr müsst an eure Körperhaltung arbeiten, zudem müsst ihr eurer Ziel fest im Blick haben. Gewiss sind bewegliche Ziele schwere zu treffen, doch mit Übung werdet ihr das bewältigen. Rücken gerade und atmete ruhig ein und aus. Erfasst eurer Ziel und schießt, wenn ihr bereit seit.“, erklärte ich dem Jüngeren, während ich ihm den Bogen zurückgab und meine Hand auf seinen Rücken legte, damit seine Haltung gerade war. „ Woher können sie das?“, wurde mir die Frage gestellt, was mich zum Schmunzeln brachte. „ Ich bin mit einem von Ragnars Söhnen verheiratet und sollte daher dies beherrschen. Es hilft einem beim Überleben. Sei unbesorgt, meine Ziele waren bislang Waldtiere und Zielscheiben gewesen.“
Am Abend befand ich mich wieder in meinem zugeteilten Gemach und saß auf dem Bettrand, während die Anderen aßen. Hunger verspürte ich keinen, auch wenn ich scheinbar seit Tagen nichts zu mir genommen hatte. Ein Klopfen ertönte, weshalb ich mich aufrichtete und die Tür öffnete. Bei der Person handelte es sich um die Magd, die bereits am Morgen mir unter die Augen getreten war. „ Guten Abend, ich bringe euch eurer Mahl.“, erklärte sie mir und betrat den Raum, nachdem ich zur Seite getreten war. Ich brachte es nicht über Herz ihr zu erklären, dass ich keinen Hunger verspürte und sie umsonst zu mir gekommen war. Zügig stellte sie meine Mahlzeit auf einen niedrigen Tisch ab, bevor sie sich zu mir umdrehte.„ Benötigen sie für die Nacht noch was?“ „ Nein, danke. Ich bin vollkommen zufrieden.“ „ Ich wünsche ihnen eine angenehme Nachtruhe.“ „ Dies wünsche ich ihnen auch.“, meinte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Nachdem die Magd das Zimmer verlassen hatte, schritt ich zum Tisch zu und griff nach dem Becher. Dieser war mit Wasser gefüllt, was ich sehr begrüßte. Sie konnten sich also daran erinnern, dass ich keinen Wein trank. Ich trank einen Schluck, bevor ich mich erneut auf das Bett setzte und nachdachte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Anderen England erreichen und in die Schlacht ziehen würden. Mir war bewusst, dass ich so gesehen auf der Seite des Feindes stand, zog ich doch ihre Kleider an und sprach normal mit ihnen. Kein Heide würde dies gutheißen oder verstehen. Es gab zwei Möglichkeiten, erstens ich blieb bis die Anderen hier eindringen würden oder ich ging, sobald ich hörte, dass sie England erreicht hatten. Was sollte ich bloß tun?
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, dass König Aelle die Schlacht verloren und grausam hingerichtet worden war. Vorerst war die Rache von Björn und seine Brüder gestillt worden, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen würden. Mein Blick wanderte zu der Türe, als ich ein leises Klopfen vernahm. „ Herein!", rief ich und sah keinen Moment später, wie eine ältere Dame den Raum betrat. „ Der König erwartet sie im Thronsaal. Gott sei mit ihnen.", sprach sie zu mir, weshalb ich mit einem Nicken ihr signalisierte, dass ich verstanden hatte. Es war also so weit. Ich beschloss das Kleid, welches ich an meinen Leib trug, durch meine Rüstung zu ersetzen. Im ersten Moment fühlte es sich ungewohnt an, sie wieder zu tragen. Ruhig stand ich mitten im Raum, schloss meine Augen und atmete einige Male tief ein und aus, bevor ich den Raum verließ. Meine Schritte hallten durch die Gänge, zeigten mir somit, dass die meisten der Bewohner bereits abgereist waren. Dies war nicht verwunderlich, würde es doch bald zur letzten '' Schlacht '' kommen. Ich konnte nur hoffen, dass König Egbert zur Vernunft gekommen ist und ebenfalls flieht. Würde er dies nicht, könnte ich nichts mehr für ihn machen. „ Ihr habt mich rufen lassen, König Egbert. Darf ich den Grund dafür erfahren?", stellte ich dem Älteren die Frage, nachdem ich den Thronsaal betreten hatte. Außer dem König befanden sich nur vier Soldaten im Saal, was mich nicht verwunderte. „ Sie haben bestimmt das mit König Aelle mitbekommen, Katharina." „ Das habe durchaus. Die Beschreibung seines Todes passt auf den Blutadler. Eine grausame Art zu sterben. Ich gebe euch einen Rat, flieht, solang es noch möglich ist. Solltet ihr hier blieb, bedeutet dies euer Tod." „ Ihr Sorgt euch um mein Wohlergehen?" „ Wenn es die Möglichkeit ergibt, dass ich Menschenleben retten kann, ergreife ich sie. Mir dabei unwichtig, ob Christ oder Heide. Wie ich sehe haben sie ihre Entscheidung endgültig beschlossen, dies muss ich akzeptieren. Auch sehe ich, dass diese Männer ihnen in den Tod folgen werden. Nun denn, wir sollten uns die Zeit vertreiben, bis es so weit ist."
So kam es, dass ich mit dem Älteren an einem Tisch saß und ein Brettspiel spielte. „ Sagen sie mir, Katharina, wie sind Ragnars Söhne?" „ Bestimmt kennen sie Björn, er ist der älteste und dies ist spürbar. Er will der Anführer sein, was verständlich ist, jeder möchte dies sein. Ubbe ist sehr klug und ähnelt seinen Vater, so erfinde ich es zumindest. Hvitserk muss noch viel lernen, auch wenn er im Kampf kaum zu besiegen ist. Mein Mann Sigurd verlässt sich meistens auf meinen Rat, was ich sehr schätze. Zu guter Letzt wäre da Ivar. Ich muss gestehen, ihn kann ich am wenigsten einschätzen. Ivar wird aufgrund seiner körperlichen Einschränkung unterschätzt, er ist sehr klug, dennoch benimmt er sich manchmal wie ein trotziges Kind. Es ist schwierig, auf Ragnars Söhne zu achten. Sie müssen wissen, ich habe Ragnar mein Wort gegeben, seine Söhne zu beschützen. Ich verstehe bis heute nicht, warum er mich dafür ausgewählt hat." „ Ihr seid eine junge und kluge Frau, Katharina. Ihr werdet bestimmt von vielen Männern begehrt." „ Sie schmeicheln mir, König Egbert.", sprach ich und vernahm von draußen Geräusche. Mein Gegenüber verstand ebenfalls recht zügig, was dies bedeutete. König Egbert hob sein Kelch, welcher mit Wein gefällt war und nahm davon ein Schluck. Die Kampfgeschreie und die Stimmen wurden lauter, sie kamen näher. Plötzlich erhob sich der Ältere und verließ den Thronsaal. Ich erhob mich und folgte ihm sogleich. Wir erreichten den Innenhof, wo sich Björn und die Anderen aufhielten. Sie bemerkten mich nicht, dafür aber König Egbert. Dieser lief durch die Menschenmenge, genau auf Björn und Ivar zu. „ Runter damit!", ruf der Älteste von Ragnars Söhnen, als einer der Männer den König mit Pfeil und Bogen erschießen wollte. Noch immer hatte keiner mich wahrgenommen. „ Das ist König Egbert.", erklärte Björn, als er auf den Älteren zulief. „ Ich befehle euch ihn zu verschonen.", hörte ich ihn sagen, was mich im ersten Moment verwunderte. Warum wollte Björn ihn verschonen? War seine Rache bereits gestillt worden nach König Aelles Tod? Mein Blick wanderte zu Ivar und ich erkannte sofort, dass er mit dem Befehl nicht einverstanden war. Er hatte sich äußerlich ein wenig verändert, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. „ Katharina!", rief eine weibliche Stimme plötzlich meinen Namen und riss mich somit aus den Gedanken. Sekunden später fand ich mich in einer Umarmung wieder und erkannte Helga, welche sich fest an mich drückte. Deutlich spürte ich die Blicke der Anderen auf mir, als ich die Umarmung der Älteren erwiderte. „ Es ist schön, dich wiederzusehen, Helga." „ Wir dachten, du seist Tod!", sprach sie und nahm mein Gesicht in ihre Hände, nachdem sie die Umarmung gelöst hatte. „ Geht es dir gut, Kind?" „ Sei unbesorgt, mir geht es gut. König Egbert hat mich wie ein Gast behandelt, es mir an nichts gefehlt." „ Katharina.", hörte ich Björn sagen und sah wie er auf uns zukam. Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich ihn in eine Umarmung zog. „ Es ist auch schön, dich wiederzusehen, Björn." „ Wir nahmen an, du seist ertrunken, Katharina." „ Das wäre ich wahrscheinlich, wenn nicht...Das erzähle ich euch ein anderes Mal. Wenn du mich entschuldigst, ich glaube, ich werde schon erwartet.", damit löste, ich die Umarmung und lief zu Ivar zu, welcher weiterhin in seinen Streitwagen saß. Auf diesen sprang ich hinauf, bevor ich meinen besten Freund in den Arm nahm. Sogleich drückte sich der Heide fest an mich, was mich lächeln ließ. „ Ich habe dich auch vermisst." „ Mache dies nie wieder!" „ Es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen um mich gemacht habt. Die Kette, die Floki ins Meer geworfen hatte, sie ist das Einzige, was ich noch von meiner Mutter habe. Ich hoffe, du verstehst, warum ich vom Schiff bringen musste.", versuchte ich ihm zu erklären. Mir war bewusst, dass Ivar gelitten haben musste, als ich nicht mehr aufgetaucht war. Erst verlor er seinen Vater, dann seine Mutter und dann hatte er angenommen auch noch seine beste Freundin verloren zu haben. Sanft strich ich Ivar durchs Haar, während ich mich suchend nach meinem Mann umsah. Doch weder sah ich ihn, noch Ubbe oder Hvitserk. Ich blicke hinab zu Ivar, welcher meine Berührung sichtlich genoss. Seine Arme waren immer noch fest um meinen Körper geschlungen, sodass ich mich nicht von der Stelle bewegen konnte. Mein Blick wanderte zu König Egbert, als dieser von Björn und einigen Männern fort gebracht wurde. „ Sigurd!", rief ich, als ich diesen plötzlich erblickte. Sogleich blieb mein Mann stehen, bevor er in meine Richtung sah. Ich schenkte ihm ein Lächeln und war froh ihn gesund und munter zu sehen. Langsam löste ich mich von meinem besten Freund, welcher dies nur widerwillig zuließ. Ich sprang vom Streitwagen hinunter, rannte auf meinen Mann zu und warf mich regelrecht in seine Arme. „ Du lebst.", meinte der Heide, drückte mich ein wenig von sich und nahm mein Gesicht in seine Hände. Erneut schenkte ich ihm ein Lächeln und spürte keinen Moment später seine Lippen auf meine.
Es stimmte mich traurig alles zerstört zu sehen und zu wissen, dass viele Bücher verbrannt worden waren. Ich würde wohl nie verstehen, warum die Heiden solches Wissen ablehnten. „ Wir müssen entscheiden, was wir mit König Egbert machen.", hörte ich Björn sprechen, als ich den Raum betrat. Mein Blick wanderte sogleich zum König, welcher in einem Käfig saß, welcher von der Decke hing. Deutlich spürte ich die Blicke der Brüder auf mir, vor allem, die von Ubbe und Hvitserk. Hätten sie doch immer noch angenommen, ich sei Tod. „ Ich versteh nicht, was zu entscheiden gibt. Wir machen ihn zum Blutadler. Egbert ist so Schuldig wie Aelle und sollte genauso bestraft werden. Ich habe es euch so oft gesagt, Brüder. Ich war hier, ich habe gesehen, wie Egbert Vater an Aelle ausgeliefert hat." „ Wir alle kennen dieses Gefühl, Ivar. Niemand streitet ab, was du sagst, aber manchmal, manchmal, müssen wir Entscheidungen ohne unsere Gefühle treffen und überlegen, was das beste für unser Volk ist!", erklärte Björn, doch ich erkannte sofort, dass mein bester Freund nicht damit einverstanden war. „ Ich weiß, was unser Volk will, Björn. Es will, was ich will." „ Wir müssen überlegen, wie hier die Kräfte verteilt sind und es nutzen, damit wir einen Vorteil bekommen.", und das brachte Ivar zum Lachen. „ Du machst Dinge schwieriger, als sie sind, weil du glaubst schlau auszusehen." „ Und was, wenn wir Egbert umbringen, Ivar. Was dann?", mischte sich plötzlich Ubbe ein. Ungewollt entkam mir ein Seufzen über die Lippen, sodass alle für einen kurzen Augenblick zu mir sahen. „ Dann ist er tod, Ubbe." „ Wir sind hier in einem feindlichen Land, wie lange wird es dauern, bis die Sachen eine größere Streitmacht haben und uns verjagen.", versuchte Björn erneut zu erklären. „ Ganz genau, also machen wir einen Blutadler aus Egbert und dann machen wir weiter. Wir rauben das ganze Land aus, denn dann wird es ihnen nicht gelingen eine große Streitmacht aufzubauen. Warum sollten wir hier bleiben?" „ Das ist das, was unser Vater wollte. Er wollte nicht nur Schlachten gewinnen, er wollte hier Land. Er wollte Siedlungen, damit unser Volk dort leben kann.", meinte Ubbe. „ Und was damit geschah, wissen wir." „ Ja, aber zu jener Zeit hatte er keinen König als Geisel genommen und er hatte keine große Streitmacht. Wir schon.", sprach Hvitserk zu Ivar, der König Egbert weiterhin Tod sehen wollte. „ Was ist mit dir, Sigurd? Du warst bisher sehr schweigsam. Du hast doch auch eine Meinung." „ Ich bin deiner Meinung.", erklärte mein Mann, was nicht nur mich überraschte. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, warum er Ivars Idee unterstützte. Meinetwegen tat er dies. Immerhin wollte ich, dass er sich mit seinem jüngeren Bruder verstand. „ Wie bitte?", fragte mein bester Freund sichtlich verwirrt. „ Wir sollten ihn zum Blutadler machen." „ Endlich, danke." „ Aber ich bin mir nicht sicher, nicht sicher, was die Anderen sagen." „ Ich sage, dass wir das tun sollten, was unser Vater immer wollte." „ Wir-" „ ES REICHT!", unterbrach ich Ivar und bekam somit die Aufmerksamkeit von den Brüdern. „ Ihr benimmt euch wie Kinder, die sich um ein Spielzeug streiten! König Egbert ist immer noch ein Mensch und kein Gegenstand." „ Katha-" „ HALT DEN MUND!", schrie ich Sigurd an, als er mich beruhigen wollte. „ Wir werden morgen über sein Schicksal entscheiden und ich will heute darüber nichts mehr hören. Von keinen von euch! Haben wir uns verstanden!?"
Vorsichtig verließ ich Bett, bedacht darauf weder meinen Mann noch seine Brüder zu wecken. Sie sollten nicht mitbekommen, was ich vorhatte. Um nicht von den Wachen bemerkt zu werden, obwohl diese bestimmt besoffen waren und nichts mitbekommen würden, schlich ich barfuß umher. Dies hatte seine Vor- und Nachteile, da überall Holzsplitter oder Scherben lagen. Um diese erkennen zu können, schnappte ich mir einer der vielen Fackeln, die an den Wänden hingen. Je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr haderte ich mit mir, ob ich das Richtige tat. Sie würden mich bestrafen, vielleicht sogar selbst zu Blutadler machen, sollten sie es erfahren. Ich schloss meine Augen, bliebe auf der Stelle stehen und atmete einige Male tief ein und aus, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Es gab kein zurück mehr, ich musste es tun, sonst könnte ich nicht mit reinen Gewissen weiter leben. Meine Schritte wurden langsamer, als ich mein Ziel erreicht. „ König Egbert.“, flüsterte ich und berührte dabei den Käfig, damit diese leicht hin und her schwankte. Dadurch erwachte der Ältere und blickte zu mir hinab. „ Ich werde euch hinunterholen. Ihr müsst leise sein, sonst hören sie uns noch.“, erklärte ich ihn, bevor ich die Fackel an einen der Säulen hing. Das Glück stand auf meiner Seite, denn der Käfig wog mit dem König nicht viel, sodass ich ihn leise hinunter lassen konnte. Ganz langsam öffnete die Gittertüre, damit diese keinen Ton von sich gab und half Egbert aus seinem Gefängnis hinaus. Der Ältere schwankte leicht, weshalb ich ihn stütze, während wir uns nach draußen begaben. Ich war dem König dankbar darüber, dass er schwieg und mich nicht darauf ansprach, warum ich ihm half. Wir liefen zu einem schwarzen Hengst hinüber, welchen ich vorher gesattelt hatte. Zügig half ich dem Älteren aufs Pferd hinauf und drückte ihm die Zügel in die Hand. „ Reitet so schnell wie möglich ist, versucht so weniger Pausen wie möglich zu machen. Ihr habt einen Vorsprung, sie werden erst in früh bemerken, dass ihr verwundert seid. Lebt wohl, König Egbert.“ „ Gott sei mit ihnen, Katharina.“, damit ritt der König los und verschwand in der Dunkelheit.
„ Katharina.“, vernahm ich meinem Namen und wurde somit aus einem traumlosen Schlag geholt. Verschlafen richtete ich mich auf und nahm dankbar meine Brille an, als diese mir hingehalten wurde. „ König Egbert konnte fliehen.“, sprach Ubbe, welcher mich geweckt haben musste, da er vor dem Bett stand. Mein Blick wanderte an dem Älteren vorbei zu seinen Brüdern. Ich erkannte deutlich, dass Ivar seine Wut versuchte zu unterdrücken. Es fehlte nicht mehr viel und es würde Blut fließen. „ Björn will, dass wir uns alle draußen versammeln.“ „ Geht schon mal vor, ich werde so schnell wie möglich nachkommen.“, meinte ich zu ihnen, stieg aus dem Bett und begann mich anzukleiden. Leicht zitterten meine Hände, als ich meine Rüstung anzog, weshalb ich in meine Bewegung innehielt. „ Katharina?“ „ Komme!“, rief ich schnell, nachdem ich die Stimme meines Mannes vernommen hatte. Draußen herrschte ein reges Treiben, was nicht verwunderlich war. „ Ihr solltet doch vorgehen und nicht auf mich warten. Nun denn, wir sollten zu eurem Bruder und den Anderen, sonst gibt es noch Mord und Totschlag.“, erklärte ich ihnen und lief los. Es dauerte einige Momente, bis wir uns durch die Menschenmasse gedrängt hatte. „ Lasst uns durch.“, hörte ich Ubbe sagen, woraufhin die Menschen zur Seite traten. Mein Blick fiel sogleich auf Björn, welcher in der freien Mitte stand. „ Hört her, König Egbert konnte fliehen und jemand hat ihm dabei geholfen!“ „ Wer sagt uns nicht, dass du ihn entkommen lassen hast, Björn? Warst du es nicht, der ihn verschonen wollte?“, rief Ivar plötzlich und voller zorn. „ Du willst mir unterstellen, dass-“ „ Ich war es.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, herrschte Stille. Mir war bewusst, dass ich mein eigenes Todesurteil damit unterschrieben hatte, doch ich konnte nicht zulassen, dass Björn und Ivar sich zerstritten. Es würde nur unnötiges Leid bringen. Manchmal musste man das kleinere Übel wählen, um das Größere zu vermeiden. „ Du warst es?“, stellte Björn die Frage und trat auf mich zu. „ Ich bin diejenige, die König Egbert befreit hat. Deine Brüder haben nichts damit zu tun, sie wussten nichts davon.“ „ Ist dir bewusst, was du getan hast, Katharina?“ „ Das ist mir bewusst und deshalb verlange ich einen Zweikampf. Du gegen mich.“, erklärte ich und wusste, dass Björn den Kampf nicht verweigern könnte. Würde er dies, würde er niemals nach Valhalla gelangen. „ Gut. Ich nehme den Kampf an.“, meinte der Ältere zu mir, woraufhin ein wildes Durcheinander herrschte. Ich schenkte Ragnars Söhne keine Beachtung, wusste ich doch, wie sehr ich sie enttäuscht hatte. Sigurd musste sich schämen, mich als Frau zu haben. Ich trat in die Mitte, wo ich ein Schwert gereicht bekam, somit war ich im Nachteil. „ Es hätte nicht so enden müssen, Katharina.“, sprach Björn, als er sein Schwert zog. Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande, da ich bereits überlegte, wie ich den Anderen zu Boden befördern könnte. Zwar war Björn stärker als ich und hatte mehr Kampferfahrungen, dafür war ich um einiges flinker als er. Ich dürfte mir keinen Fehler erlauben, da dieser meinen Tod bedeuten würde. Zügig wich ich zur Seite aus, als der Ältere angriff, Sekunden später traf Stahl auf Stahl. Gekonnte blockte ich seine weiteren Angriffe ab, da ich nicht den Vorsatz hatte Björn zu verletzen. Ich hatte Ragnar geschworen seine Söhne zu beschützen und dieses Versprechen würde ich einhalten. Der Kampf ging bereits einige Minuten, bis ich meine Chance sah den Anderen zum Fall zu bringen. Björn holte mit seinem Schwert aus, als ich ihn mit einem Tritt in den Magen zu Boden bringen konnte, da sein Schwerpunkt nach hinten verlegt gewesen war. So schnell konnte er nicht reagieren, stand ich über ihn und rammte mein Schwert einigen Zentimeter neben seinen Kopf in den Boden. Ich hatte mich auf seinen Brustkorb gesetzte und erschwerte ihn somit das aufstehen, zudem hielt ich weiterhin mein Schwert fest. „ Ich werde dich nicht töten, Björn. Ich gab deinen Vater mein Wort und ich werde es nicht brechen. Mir ist bewusst, dass ich euch hintergangen habe, dass kann ich niemals gut machen, doch ihr müsst mich auch verstehen. Wie könnte ich es mit meinen reinen Gewissen vereinbaren, einen Mann grauenvoll sterben zu sehen, welcher mein Leben gerettet hat?“, stellte ich ihm die Frage, woraufhin ich keine Antwort bekam. Langsam erhob ich mich, ließ dabei mein Schwert los und blickte auf den Älteren hinab. „ Wenn du mich töten willst, tu es. Ich werde nämlich nicht mehr gegen dich kämpfen.“
Hatte ich die falsche Entscheidung getroffen? Diese Frage stellte ich mir immer wieder selbst, während ich darauf wartete, wie die Entscheidung ausfallen würde. Nachdem ich mich geweigert hatte gegen Björn zu kämpfen, war ich in ein Zelt gebracht worden, seitdem waren Stunden vergangen. Soweit ich mitbekommen hatte, saßen Ragnars Söhne gemeinsam mit König Harald und dessen Bruder Halfdan an einem Tisch und diskutieren, was sie mit mir anstellen sollten. Plötzlich stieg ein ungutes Gefühl in mir auf, was sich verstärkte, als ich die Stimmen von Sigurd und Ivar vernahm. Ich stürmte hinaus, ignorierte dabei die Wachen, die mich aufhalten wollten und rannte in die Richtung woher das Geschreie herkam. „ … nichts weiter als ein Krüppel!“, hörte ich meinen Mann schreien, sprang auf die Holztribüne und zog Sigurd hinter mich. Sekunden später fuhr ein starker Schmerz durch meinen Körper, weshalb ich an mir hinab sah. Eine Axt steckte in meinen Brustkorb und erschwerte mir das Atmen. Ich blickte auf und direkt in das geschockte Gesicht von Ivar. Meine Fingernägel hinterließen spüren am Tisch, als ich versuchte mich an diesen festzuhalten, als meine Beine nachgaben. Mein warmes Blut floss meinen Körper hinab und durchtränkte mein Gewand. Sigurd fing mich auf, legte vorsichtig ab und beugte sich über mich. Er sprach zu mir, doch verstand ich kein Wort von ihm. Das Atmen fiel mir immer schwerer, als ich auf einmal im Augenwinkel etwas Schemenhaft wahrnahm. Ich drehte meinen Kopf und sah Ivar, welcher zu mir gekrochen kam. Langsam ließ ich meine Hand zu seiner wandern und strich ihm über den Handrücken, bis mich nichts weiter als Dunkelheit umgab.
Das Rascheln der Blätter und das Gezwitscher der Vögel waren das erste, was ich vernahm, als ich wieder zu Bewusstsein kam. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte einige Male, bis ich mich an die Lichtverhältnisse gewöhnte hatte. Vorsichtig richtete ich mich auf, hielt mir dabei den Rücken, welcher leicht schmerzte. Zügig erhob ich mich, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich mich in einem Wald befand. Eine warme Sommerbrise streifte meine Haut und wehte einige Haarsträhnen in mein Gesicht. Gerade als ich mir hinters Ohr streichen wollte, fiel es mir auf. Ich trug meine Brille nicht. Doch wie konnte ich dann alles erkennen? Etwas stimmte nicht. „ Ivar? Sigurd? Hört mich jemand!?“, rief ich in den Wald hinein, in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen, doch ich hoffte vergebens. So beschloss ich umher zu wandern, bis ich jemanden antreffen würde. Auch wenn ich keine Person traf, so fand ich nach einer Weile einen Pfad. Ich war mir sicher, dass dieser mich zu einer Siedlung führte. Doch würden die Menschen, die ich dort antreffe, auch meine Sprache sprechen? Obwohl ich es nicht sollte, ließ ich mir Zeit und genoss es den Pfad entlangzulaufen. Es schien so, als würde es keine Probleme mehr auf der Welt geben. Für mich war dies ungewohnt, durch die Natur zu wandern und diese zu genießen. Die Vögel, die über meinen Kopf umherflogen, zwitscherten ihr Lied und ließen mich alle Sorgen vergessen. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen und blieb ruckartig stehen. Diese Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen. Ich war keineswegs verwundert darüber, Ragnar zu sehen, nachdem ich mich zu diesem umgedreht hatte. Wie zuvor schon stand ich seinem jüngeren Ich gegenüber. „ Ragnar. Ich nahm nach unserem letzten Gespräch an, dass wir uns nicht mehr sehen würden.“ „ Du solltest nicht hier sein, noch nicht.“ „ Was heißt hier? Wo befinden wir uns?“ „ In Asgard, du bist gestorben, Katharina.“, kaum hatte der Ältere dies ausgesprochen, kehrten die Erinnerungen meines letzten Augenblickes zurück. Ivar hatte mich mit seiner Axt getroffen, nachdem ich Sigurd schützend hinter mich gezogen hatte. Nun verstand ich auch, warum ich alles scharf erkennen konnte, obwohl ich meine Brille nicht trug. „ Wenn dies Asgard ist, warum bist du hier und nicht in Valhalla?“, stellte ich ihm die Fragen, bevor wir nebeneinander weiter den Pfad entlang liefen. „ Du nimmst deinen Tod sehr gelassen, Katharina.“ „ Es würde nichts daran verändern, wenn ich es nicht wahrhaben wollte. Ivar hat mich getötet, wenn auch unabsichtlich. Es tut mir leid, Ragnar, dass ich mein Versprechen dir gegenüber nicht mehr einhalten kann. Doch zurück zu meiner Frage warum bist du hier?“ „ Dies ist der einzige Ort, wo ich dich antreffen kann. Mir bleibt nicht viel Zeit, mit dir zu sprechen, Katharina.“ „ Verstehe, du musst zurück nach Valhalla.“, meinte ich und blieb stehen, nachdem ich die Brücke Bifröst erblickt hatte. „ Beantworte mir eine Frage, Ragnar. Woher wusstet du, dass ich hierherkommen würde?“ „ Es spricht sich herum, wenn eine Göttin zurück nach Asgard kehrt.“, hörte ich ihn sagen, worüber ich innerlich mit dem Kopf schüttelte. Ich mochte es nicht als Göttin bezeichnet zu werden und dies wusste der Ältere. „ Nun denn, mein Gefühl sagt mir, dass unsere Wege sich hier erneut vorerst trennen. Genies dein Ruhm Ragnar. Ich würde sehr gerne dabei sein, aber ich habe viel zu tun.“ „ Gewiss hast du das.“, gab er von sich, was mich zum Schmunzeln brachte.
Nachdem Ragnar gegangen war, hatte ich noch eine Weile da gestanden und Bifröst bewundert. Dies verband Asgard mit Midgard. Ich wand meinen Blick ab und beschloss mich weiter umzusehen. Es dauerte nicht lange und da darf ich auf die ersten Asen, welcher sich aufgeregt unterhielten und vor Bifröst standen. Ich schenkte ihnen keine Beachtung mehr, sondern lief die Stufen hinauf, die mich ins Innere der Burg bringen würden. Hinter dieser konnte ich einen sehr großen Baum erblicken, womöglich der Weltenbaum. Nachdem ich die Stufe betreten hatte, sah ich einige Asen, sowie eine sehr lange Tafel. „ Kleiner Vogel!“, vernahm ich eine männliche Stimme und sah einen großen, gut gebauten Mann auf mich zukommen. Diese Stimme, ich hatte sie schon einmal vernommen. Bevor ich reagieren konnte, fand ich mich in einer kräftigen Umarmung wieder. „ Endlich bist du bei uns, kleiner Vogel. Hast dir Zeit gelassen.“, sprach der Mann und meine Augen weiteten sich, als mir einfiel, woher ich sie kannte. Der Fremde löste sich von mir und grinste mich an. Mein Blick wanderte seinen Körper hinab zu seiner Waffe oder besser gesagt zu Mjöllnir. Das vor mir war niemand anderes als Thor, Gott des Wetters und der Seefahrer. Er hatte mich beide Male gerettet. „ Lass uns deine Rückkehr feiern, kleiner Vogel!“, rief Thor, woraufhin alle anfingen zu jubeln. Welche Rückkehr? Ich noch nie zuvor ins Asgard gewesen, zudem hatte ich niemals geglaubt, dass es dieses existieren würde. Beinah ließ ich das Horn mit Met fallen, als dieses mir in die Hand gedrückt wurde. „ Auf deine Rückkehr, Skål!“ „ Skål!“, schrien die Asen und tranken aus ihren Hörnern. Auch wenn es Undankbarkeit zeigte, trank ich keinen Schluck Met, stattdessen ließ ich meinen Blick umherschweifen. Außer Thor konnte ich keinen weiteren Gott erblicken, was mich verwunderte. „ Du trinkst ja nicht, kleiner Vogel. Schmeckt dir unser Met nicht?“ „ Dies ist es nicht. Dürfte ich sie etwas fragen, Thor?“ „ Gewiss darfst du das.“ „ Wo befinden sich die anderen Götter?“ „ Keine Sorge, du wirst sie bald sehen. Komm, speise mit uns!“, damit schlug mir der Gott in den Rücken, sodass ich einige Schritte nach vorne stolperte. Thor lachte und mischte sich unter sein Volk, während ich mir den schmerzten Rücken hielt.
Vorwort:
Nach einer langen Zeit melde ich mal wieder zurück. Mir ging es gesundheitlich nicht gut, sodass ich nicht zum Schreiben kam.
Viel Spaß beim Lesen!
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Eines Tages gab meine Mutter mir einen Rat, dass ich jeden Tag so leben sollte, als sei es mein Letzter. Im Nachhinein, hatte ich diesen nie angenommen. Mein Leben hatte ich gedanklich bereits durchgeplant und war selten spontan. Ich war genau das Gegenteil davon, das, was ich eigentlich hätte sein sollte. Erst jetzt, wo ich mich in Asgard befand, wurde mir dies bewusst. Wahrscheinlich war ich sogar eine große Last für meinen Gatten und seine Brüder gewesen, ohne es zu bemerken. Sie wären ohne mich besser dran gewesen. Am besten, ich sollte nicht mehr zu ihnen zurückkehren. Nein, diese Gedanken waren falsch. Sie brauchten mich, genauso wie ich sie. Wir waren eine Familie. Eine fremde Person, die auf mich zuschritt, riss mich aus meinen Gedanken heraus und blieb mit wenig Abstand vor mir stehen. Dieser Mann vor mir besaß rotgoldenes Haar und musterte mich, bis sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. „ Ich muss gestehen, ich bin verwundert dich hier zu sehen, Valhella.“ „ Verzeiht, aber sollte ich euch kennen?“ „ Loki mein Name, bestimmt habt ihr von mir gehört.“ „ Dies habe ich durchaus. Ihr seid dafür bekannt, sehr hinterlistig zu sein. Sagt, warum sucht ihr mich auf? Mir scheint es so, als wolltet ihr etwas Bestimmtes von mir.“ „ Durchaus, aber besprechen wir dies an einem Ort. Kommt.“, sprach Loki und lief, ohne mir einen weiteren Blick zu würdigen, an mir vorbei. Sogleich folgte ich dem Gott und war keineswegs verwundert darüber, dass wir uns von der Feier entfernten.
Erst als wir in dem Wald, den ich von meiner Ankunft her kannte, erreichten, fing Loki an zu sprechen. „ Nach meines Wissens her, willst du nach Midgard zurückkehren. Ich könnte dir dabei behilflich sein, natürlich gegen eine Gegenleistung.“ „ Und die wäre?“ „ Befreie meinen Sohn Fenrir und bringe ihn nach Midgard.“ „ Damit ich im Gegensatz zu ihnen die Strafe bekommen würde, sollte es scheitern. Gut, ich werde ihren Sohn nach Midgard bringen, dafür geben sie mir eine Rüstung und erklären mir, wie ich Asgard ohne Aufmerksamkeit zu erregen verlassen kann.“ „ Um nach Midgard zu gelangen, musst du über die Regenbogenbrücke zu Bifröst. Odin wird versuchen, dich aufzuhalten, sobald du meinen Sohn befreit hast.“ „ Dies ist mir durchaus bewusst. Wo wird ihr Sohn derzeit festgehalten?“ „ Etwas entfernt von hier gibt es eine kleine Insel mit einer Höhle.“, erklärte mir der Gott und schnipste danach. Sekunden lang kribbelte mein Körper, bevor dieses Gefühl verschwand und ich an mir hinab sah. Ich trug eine neue Rüstung, genau genommen eine Draugr Rüstung. Ein Draugr ist im skandinavischen Volksglauben ein Toter, der in seinem Grabhügel „weiterlebt“ und für die Menschen seiner Umgebung eine große Bedrohung darstellt. Ich verstand die Anspielung sogleich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zog ich meine Kapuze auf und überprüfte die Äxte, die an Gürtel befestigt waren. „ Ich habe einen Teil der Abmachung erfüllt, nun bist du dran, Valhella.“, damit verwandelte Loki in einen schwarzen Wolf und verschwand. Er war es also damals gewesen, der mich zu Odin geführt hatte. Erst als er im Unterholz verschwunden war, begab ich mich in die Richtung der Insel, wo der Fenriswolf festgehalten wurde. Mir war bewusst, dass es höchst gefährlich war, einen Pakt mit Loki einzugehen, war er doch bekannt dafür hinterlistig zu sein. Mir war keine andere Wahl geblieben, die anderen Götter hätten es ich zugelassen, dass ich Asgard verließ. Ich war „gestorben“ und hatte kein Recht mehr darauf, in Midgard zu leben. Zudem wollte bei meinen Namen genannt werden, den ich bei meiner Geburt erhalten hatte. Wie es schien, nannte mich jeder Gott anders. „ Das muss wohl die Insel sein.“, sprach ich zu mir selbst, als ich das Ufer erreichte und in der Ferne eine kleine Insel entdecken konnte. Hinüber schwimmen wäre eine Option, doch kam für mich nicht infrage. Ich wollte noch nicht herausfinden, ob die Rüstung sich mit Wasser vollsaugte oder nicht, deshalb sah ich mich am Ufer etwas um. Das Glück stand auf meiner Seite, da ich ein Ruderboot fand. Es sah sehr stabil aus, sodass ich mich hineinsetzte und hinüber zur Insel ruderte. Das Eiland hatte nur eine spärliche Vegetation, was mich ein wenig verwunderte, doch dann wurde es mir bewusst. Sollte Fenrir es schaffen zu fliehen, gab es für ihn keine Versteckmöglichkeit. Wachsam sah ich mich um, doch konnte außer einen Pfad, der zu einem Höhleneingang führte, nichts entdecken. Odin hatte keine Wachen aufgestellt, was mir in die Karten spielte. Langsam schritt ich auf den Eingang zu und blieb vor diesem stehen. „ Fenrir?“, rief ich und hörte das Rascheln von Ketten. Der Wolf befand sich tatsächlich dort, weshalb ich die Höhle betrat. Es war stockfinster, weshalb ich mich langsam vorantastete, bis ich in der Ferne einen goldenen Schein erkennen konnte. Kurz darauf erblickte ich einen schwarzen Wolf mit rubinroten Augen, welche jede meiner Bewegungen verfolgten. Fenrir war nicht nur in Ketten gelegt, sondern auch mit einem goldenen Seil gefesselt worden. „ Ganz ruhig, Fenrir. Mein Name lautet Katharina, ich bin hier, um dich zu retten. Ich werde jetzt versuchen, die Kette und das Seil zu lösen. Verzeih mir, falls ich dir dabei Schmerzen zufügen sollte.“, erklärte ich mit ruhiger Stimme und kniete mich zu dem Wolf hinüber. Geschockt erkannte ich zahlreiche Wunden an seinem Maul und Körper. Sobald wir in Sicherheit wären, müsste ich die Wunden versorgen. Ich durfte keine Zeit verlieren und musste mein Ziel erreichen, weshalb ich meine Totenkopfaxt zog und damit auf die Kette schlug, welche zersprang. Jetzt fehlte nur noch das Seil. Zügig stellte ich fest, dass ich dieses nicht zerschneiden konnte, sodass ich den Anfang finden musste. „ Da haben wir ihn ja. Nur noch einen kurzen Moment, dann bist du frei.“, sprach ich und entfesselte den Wolf. Ich schritt ruckartig zurück, als Fenrir sich erhob und somit seine ganze Größe präsentierte. Seine Höhe betrug die eines ausgewachsenen Pferdes, doch ich wusste das er noch wachsen würde. „ Sag, warum kommt mir eine Göttin zu Hilfe?“, vernahm ich eine tiefe Stimme, die eindeutig von Fenrir kam. „ Ich habe mit deinem Vater einen Pakt geschlossen. Ich werde dich mit nach Midgard nehmen.“ „ Du bist Vahella.“ „ Ich bevorzuge es Katharina genannt zu werden, doch darüber können wir uns später unterhalten. Wir sollten hier weg, bevor jemand etwas bemerkt.“, gab ich von mir, während ich das goldene Seil in einen der vielen Taschen verstaute. Zu meiner Verwunderung, passte es komplett rein. „ Das sind magische Taschen.“, erklärte mir der Wolf, als wir die Höhle verließen. Er hatte also bemerkt, dass ich von den Dingen, die hier abliefen, keine Ahnung hatte.
Nachdem wir die andere Uferseite erreicht hatten, wobei ich mich wunderte, warum das Ruderboot nicht untergegangen war, legte sich Fenrir auf den Boden. „ Stief auf, ich werde dich tragen.“ „ Ich bin dir auch nicht zu schwer?“, stellte ich ihm die Frage, während ich auf seinen Rücken stieg und mich an seinem Fell festhielt. Leicht schwankte ich hin und her, als er sich langsam erhob. Ich war verblüfft darüber, dass er mir so schnell zu vertrauen schien. Wie er schien, hatte er genauso wie ich keine andere Wahl. Wollten wir beide doch Asgard verlassen. „ Wir müssen über die Regenbogenbrücke zu Bifröst, ich hoffe dein Vater für eine Ablenkung gesorgt.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, rannte Fenrir los. Zügig zog ich mir die Kapuze tiefer ins Gesicht, in der Hoffnung nicht sogleich erkannt zu werden. Kaum hatten uns die Ersten erblickt, vernahm ich das Geräusch eines Hornstoßes. „ Fenrir.“ „ Ich weiß.“, meinte dieser und wich dem ersten Krieger aus. Als wir die Regenbogenbrücke erreichten, sah ich für einen kurzen Moment hinter uns und konnte Thor erblicken. Das war nicht gut. Ein weiterer lauter Hornstoß ertönte. Etwas stimmte nicht, das sagte mir mein Gefühl. Fenrir wich weiteren Krieger aus und wurde schneller, als Bifröst in Sichtweite war. Dieses öffnete sich gerade, sogleich nutzen wir diese Chance und gingen durchs Portal. Erleichtert atmete ich aus, als der Wolf zum Stehen kam. Sekunden später stockte mir der Amten, als ich erkannte, wo wir gelandet waren. Utgard, eine Welt aus Eis und Schnee.
Eins wurde mir sogleich bewusst, Loki hatte mich betrogen. Wie konnte ich so dumm sein, ihm zu glauben? Ein Seufzen verließ meine Lippen, bevor ich Fenrirs durchs Fell strich. „ Das ist Utgard, eine Welt aus Eis und Schnee.“ „ Das ist mir bewusst, Valhella.“ „ Kennst du einen Weg von hier nach Midgard?“ „ Wir sollten Utgardloki aufsuchen, er könnte etwas wissen.“, meinte der Wolf zu mir und setzte sich in Bewegung. Der Name Utgardloki sagte mir etwas, wenn ich mich richtig erinnerte, agiert ebenso listenreich wie Loki. Es würde nicht einfach werden, ihm etwas zu entlocken, doch uns blieb keine andere Wahl. „ Meinetwegen, auch wenn mein Gefühl mir sagt, dass dies nicht gut ausgehen wird. Weißt du, wo genauso Utgardloki sich aufhält?“ „ In seiner Burg, wir müssen sie allerdings finden.“ „ Verstanden. Eine Frage hätte ich noch, welchen Feinden werden wir begegnen?“ „ Riesen und Trolle nennen dies ihre Heimat.“ „ Ich muss gestehen, gegen solche Feinde habe ich bislang nicht gekämpft, doch ich nehme die Herausforderung gerne an. Niemand wird mich aufhalten können.“, sprach ich und wusste, dass es ein steiniger Weg werden würde. Riesen und Trolle würden keine einfachen Gegner sein, vor allem, da ich ihre Schwächen nicht kannte. Kühler Wind streifte mein Gesicht, als Fenrir sein Tempo beschleunigte und in diesen Moment fühlte ich mich so frei wie nie zuvor. Niemand erwartete etwas von mir und ich konnte über mich selbst bestimmen. Ich liebte dieses Gefühl der Freiheit, obwohl ich es nicht sollte. Meine Pflicht war, mein Versprechen einzuhalten und die zu beschützen, die mir wichtig waren. „ Vahella.“, riss mich Fenrir aus den Gedanken, bevor mir auffiel, dass er stehen geblieben war. Mir stockte der Atmen, als ich die Landschaft aus Eis und Schnee vor uns erblickte. Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Wolken schienen, ließen einige Stellen glitzern. Es sah atemberaubend aus und ich wollte diesen Anblick für immer in meinem Gedächtnis bewahren. „ Bei diesem Anblick würde ich niemals denken, wie grausam diese Welt ist.“
Der Schnee knirschte unter Fenris Pfoten und war das einzige Geräusch im Gebirge. Ich ließ meinen Blick umherschweifen, um einen Unterschlupf zu entdecken. Das Glück stand auf unserer Seite, denn ich erblickte bald eine Höhle in der Ferne. Dort könnten wir uns für einige Zeit ausruhen. „ Fenrir, dort vorne befindet sich eine Höhle. Wir sollten sie aufsuchen und dort eine Rast machen. Du bist bestimmt erschöpft und möchtest dich ausruhen.“, erklärte ich ihm, während ich mit meinen Fingern durch sein Fell strich. Deutlich spürte ich, wie er die Streicheleinheit genoss, auch wenn er es niemals zugeben würde. Einige Meter vor der Höhle stieg ich vom schwarzen Wolf hinunter und schritt auf den Eingang zu. Vorsichtig begab ich mich in unseren Unterschlupf hinein und ging sicher, dass sich dort kein Feind aufhielt. „ Du kannst hineinkommen, Fenrir. Hier ist es sicher.“, sprach ich und sah kurz darauf, wie der Fenrirswolf in die Höhle hinein lief. Erneut lief ich meinen Blick durch die Landschaft wandern, bevor ich mich ebenfalls hineinbegab. Solgeich spürte ich den Temperaturunterschied und fing leicht an zu zittern, zudem befand ich mich in völliger Dunkelheit.. „ Komm her.“, hörte ich den Wolf sagen und begab mich in die Richtung, woher ich seine Stimme vernommen hatte. Ich streckte meine Hand, lief einige Schritte und spürte Sekunden später das weiche Fell von Fenrir. Wie es schien hatte er sich hingelegt, sodass ich mich entschloss dies ebenfalls zu machen. Vorsichtig ging ich in die Hocke, bis ich mir sicher war, dass ich gegen Fenrir lehnen würde, sobald ich mein Gewicht nach hinten verlagerte. Deutlich fühlte ich die Körperwärme des Wolfes, nachdem ich in seinem Fell versunken war. Danach schloss ich die Augen und fing an zu sprechen. „ Sag Fenrir, warum nennt ihr mich Valhella?“ „ Dies ist dein Name.“ „ Nein, das stimmt nicht. Mein Name ist Katharina und nicht Valhella, zudem bin ich auch keine Göttin.“ „ Woher nimmst du diese Annahme?“ „ Weil ich keine sein möchte, ich möchte einfach nur ein ruhiges Leben führen.“ „ Mir scheint es, als wäre es bislang nicht so.“ „ Mein Mann und seine Brüder sind anstrengend, dennoch kann ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ich vermisse sie, sehr sogar.“ „ Erzähl mir mehr über deine Familie.“, vernahm ich Fenris Stimme und war verwundert darüber. Warum wollte er mehr über sie wissen? Wir waren nichts besonders, sondern einfach nur Wikiniger. „ Sind wir Menschen so interessant für dich?“ „ Du bist kein Mensch, Valhella.“
Wie meinte er damit, dass ich kein Mensch sei? Ich war in Midgard geboren und aufgewachsen, zudem hatte ich normale Eltern gehabt. „ Wovon redest du? Bin ich etwa kein Mensch?“ „ Du bist eine Göttin.“ „ Ist das nicht das gleiche? Götter, sowie auch Menschen bluten und können sterben. Für gibt es keinen Unterschied, für mich sind alle gleich. Aber wechseln wir das Thema, ich sollte dir von meiner Familie erzählen. Zu dieser gehören mein Mann Sigurd, seine Brüder , Björn, Ubbe, Hvitserk und Ivar. Obwohl ich Sigurds Frau bin, lag ich Abends bei Ivar, also in freundschaftlicher Hinsicht. Wir waren unzertrennlich, denn wir waren Freunde.“ „ Männer und Frauen können keine Freunde sein.“ „ Wenn du meinst.“, meinte ich grinsend und vergrub meinen Kopf in das weiche Fell.
Dunkelheit umgab mich, als ich meine Augen öffnete und vernahm einen regelmäßigen Herzschlag. Es dauerte einen Moment, bis ich diesem Fenrir zuordnen konnte. Wie es schien, hatte der Wolf unsere Rast ebenfalls genutzt, um zu schlafen. Mir war bewusst, dass wir noch einen sehr weiten Weg vor uns hätten und vor allem viele Feinde bekämpfen müssten. Odin, sowie auch Thor waren bestimmt auf der Suche nach uns. Ich wollte mir nicht ausmalen, was geschehen würden, sollten sie uns finden. Schnell schüttelte ich den Kopf, als mir das Bild in den Kopf kam, wo Loki den Mund zugenäht wurde. Durch meine ruckartige Bewegung hatte ich unabsichtlich den Fenrirswolf aufgeweckt, welcher ein Knurren von sich gab. „ Verzeih, ich wollte dich nicht wecken, Fenrir.“, sprach ich und strich dabei über sein Fell, bevor ich mich erhob. Auch wenn ich es nicht sah, wusste ich, dass der Wolf sich ebenfalls erhob. Wir mussten weiter, um Utgardloki ausfindig zu machen. Nur er alleine könnte uns helfen nach Midgard zu gelangen. Leider hatte ich die Vermutung, dass er uns nicht freiwillig helfen würde. Schützend hielt ich mir eine Hand vor die Augen, nachdem ich die Höhle verlassen hatte. Während unserer Rast hatte es beginnen leicht zu schneien und hatte unsere Spuren teilweise bedeckt. Mein Blick wanderte zum Wolf, welcher neben mir zum Stehen kam. „ Utgardloki ist sehr gefährlich, nicht wahr?“ „ Dies ist er, du solltest vorsichtig sein, er mag keine Götter.“ „ Ich bin keine Göttin, zudem denke ich, dass er nicht weiß, wer ich bin.“ „ Er wird wissen, wer du bist, Valhella. Du bist eine Göttin, wenn auch eine naive. Du bist dir noch nicht bewusst, wozu du zustande bist.“ „ Wie oft muss ich es noch erklären, ich bin keine Göttin.“ „ Genau das macht dich zu einer.“, kaum hatte Fenrir dies ausgesprochen, trafen sich unsere Blicke. Seine roten Augen trafen auf meine blaue und mir wurde bewusst, warum Loki ausgerechnet mich auserwählt hatte. Obwohl Fenrir und ich uns nicht kannte, verstanden wir uns blind. „ Wie du meinst. Wir sollten los und Utgardloki finden, auch wenn ich keine Ahnung habe, wo wir anfangen sollten.“, damit stieg ich auf den Fenrirswolf, welcher daraufhin losrannte. Schneeflocken verfingen sich in ihrem Haar und schmolzen nach wenigen Sekunden. Der kühle Wind streifte mein Gesicht und ließ mich frei fühlen.
Fenrir blieb stehen, schnüffelte in der Luft herum, bevor er weiter lief. Dies geschah zwei weitere Male, weshalb ich beschloss, ihn darauf anzusprechen. „ Mir ist bewusst, dass du einen besseren Geruchssinn hast als ich, aber ich verstehe nicht, warum du dauernd herum schnüffelst. Willst du damit Utegardloki erschnüffeln?“ „ Nicht ihn, sondern den Met, den er trinkt.“ „ Ich kann nicht verstehen, was an Met so besonders sein soll. Ich musste es einmal trinken und kann auf ein weiteres Mal verzichten. Außerdem, wenn man betrunken ist, macht man Sachen, die man gar nicht will. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, ist es erstaunlich, dass Ivar mich nie dazu gezwungen hat Met zu trinken.“ „ Dieser Ivar scheint dir viel zu bedeuten.“ „ Er ist mein bester Freund, wir haben viel erlebt. Sobald wir in Midgard sind, stelle ich dir ihn und meiner Familie vor.“, meinte ich und konnte mir gut vorstellen, wie die Anderen auf Fenrir reagieren würden. Sie würden in ihrer Theroie bestätigt sein, dass ich eine Göttin sei. Ob Fenrir seine Größe behält, wenn wir in Midgard sind? Wenn dies so wäre, würde er sehr auffallen. „ Menschen fürchten mich, Valhella.“ „ Darf ich dich daran erinnern, dass ich ein Mensch bin, auch wenn du dies nicht so siehst.“ „ Wenn du laut deinen Angaben ein Mensch bist, warum verspürst du weder Hunger noch Durst?“, wurde mir die Frage gestellt. Mein Begleiter hatte Recht, außer Müdigkeit hatte ich bislang nichts verspürt. Eigentlich müsste ich Hunger oder Durst verspüren, doch dies war nicht so. Dies beunruhigte mich zwar, aber dafür war keine Zeit. „ Ich bin ein Mensch und werde es auch immer sein. Mir ist egal, ob ihr mich als Göttin anseht, ich werde immer die bleiben, die ich bin.“ „ Aus dir spricht die Göttin. Zu-“ „ Fenrir, was ist los? Dein Körper hat sich angespannt.“ „ Ich rieche Met.“ „ Verstehe, Utgardloki befindet sich also in unsere Nähe, dann lass uns ihm mal einen Besuch abstatten.“, meinte ich zum Wolf, welcher sein Tempo erhöhte.
„ Hier ist es.“ „ Bist du dir sicher, Fenrir?“ „ Hier ist der Metgeruch am stärksten.“ „ Verstehe.“, sprach ich und sprang hinunter. Der Schnee unter meinen Füßen knirschte, als ich ein paar Schritte lief. Ich rief mir alles ins Gedächtnis, was ich über Utgardloki wusste. Er hat eine Amme namens Elli und einen Diener namens Hugi. Da er Loki sehr vom Charakterlichen ähnelt, müsste ich jeden einzelnen Schritt genau planen. Eine falsche Entscheidung könnte für uns das Ende bedeuteten. „ Was hast du vor, Valhella?“ „ Ich werde Utgardloki zeigen, dass wir hier sind. UTGARDLOKI, ZEIGE DICH! WIR WISSEN DAS DU HIER BIST!“, schrie ich so laut wie ich konnte. Es dauerte einen Moment, bis eine große Burg vor uns erschien. Er hatte mich also gehört. Ich blickte nach hinten zu meinen Gefährten und nickte ihm zu. „ Dann mal los.“, und damit liefen durch die Gitterstäbe. Jede Faser meines Körpers war angespannt, als wir den Flur entlang liefen, welcher uns zum Thronsaal führen würde. Fenrir knurrte auf, ein Zeichen, dass wir Utgardloki näher kamen. Mir war bewusst, dass es zum Kampf kommen könnte und das ich mit allem rechnen müsste. „ Sei wachsam, Valhella.“ „ Das werde ich sein, sei unbesorgt.“, sprach ich zum Wolf und erkannte, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Der Thronsaal war größer als ich mir ihn vorgestellt hatte und das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich klein. Alles bestand aus Eis und Stein, sodass ich nicht verstehen konnte, warum Utgardloki in dieser Burg freiwillig lebte. „ Was sehen meine Augen da? Eine Göttin hat mein Reich betreten.“, ertönte eine tiefe und raue Stimme. Sie gehörte niemand anderes als dem Riesen, der auf seinen Thron aus Stein saß. Sein Blick wanderte zu von mir zu Fenrir und dann zurück. „ Es wäre mir neu, dass euch Utgard gehört.“ „ Hüte deine Zunge, Valhella.“ „ Ich bevorzuge es, Katharina genannt zu werden. Da ihr meinen Namen kennt, nehme ich an, ihr wisst, weshalb ich hier bin.“ „ Gewiss, doch dafür müsst ihr einen Wettstreit bestreiten.“ „ Muss ich das? Ich kenne ihre Tricks, Utgardloki. Logi ist das fressende Wildfeuer, Hugi ist der windschnelle Gedanke, das Trinkhorn ist am anderen Ende mit dem Meer verbunden und die Katze ist nichts anderes als die Midgardschlange. Einen Wettstreit gegen euch zu gewinnen, ist somit unmöglich. Ich schlage dir etwas anderes vor, du erzählst mir, wie ich nach Midgard komme und dafür erzähle ich Thor nicht, wo du dich aufhältst.“ „ Du willst mich einschüchtern?“, stellte der Riese die Frage, während er sich erhob. Er schritt auf mich zu, sodass der Fenrirswolf knurrte, es verstummte, nachdem ich eine Hand erhoben hatte. „ Sie wollen mich herausfordern? Sie vergessen, wer hier vor ihnen steht, Utgardloki. Ich möchte kein Blut vergießen, sondern nach Hause zurückkehren. Loki weiß genau wo sie sich aufhalten, sonst hätte er uns nicht Utgard geschickt. Es ist eure Entscheidung und wählt sich mit bedacht.“, sprach ich und strich meinen Mantel nach hinten, sodass meine Äxte zum Vorschein kamen. Der Riese blieb stehen, er hatte verstanden, dass ich es Ernst meinte. Er wog seine Chance ab, bis er sich umdrehte und zurück zu seinem Thron lief. „ Ihr spielt mit dem Feuer, Valhella. Es beeindruckt mich, dass ihr Asgard verlassen habt, um nach Midgard zu gelangen. Sucht die Tränen von Ymir, sie werden euch euren Wunsch erfüllen.“, vernahm ich seine Stimme und stand keinen Wimpernschlag später im Freien. Von Utgardloki und seiner Burg fehlte jede Spur, so als wäre sie niemals da gewesen. Kühler Wind streifte mein Gesicht, als ich mich zum schwarzen Wolf drehte. Blaue trafen auf rote Augen. „ Was sind die Tränen von Ymir?“ „ Es handelt sich um Blutsteine, laut einer Legende erfüllen sie einem einen Wunsch.“ „ Von solch einer Legende habe ich nie gehört.“ „ Sie erstand mit dir, Valhella.“ „ Mit mir? Du sprichst in Rätseln, Fenrir. Um ehrlich zu sein, will ich nicht wissen, warum ihr mich alle Valhella nennt oder warum jeder meinen Namen kennt. Es ist nicht mehr wichtig. Sag, wo werden wir die Blutsteine finden?“ „ Dir wird meine Antwort nicht gefallen. Sie befinden sich in Jötunheim.“
Jötunheim ist ein Teil von Utgard, der östlich von Midgard und Asgard und am Ende der Himmelswölbung liegt. Es ist durch den Eisenwald und den Fluss Ifing von Midgard getrennt. Jötunheim ist jedoch auch das Zuhause aller bösen Wesen, aller Feinde der Menschen und der Götter. Somit würde uns einige Feinde in den Weg stellen, wenn wir die Tränen von Ymir haben wollten. „ Ich hatte gehofft, dass wir diesen Ort umgehen könnten.“, sprach ich und stieg im nächsten Moment auf Fenrir. Im nächsten Moment rannte dieser bereits los, sodass die Landschaft an mir vorbeizog. Meine Gedanken wanderte von Jötunheim zu meinem Mann und seine Brüder. Innerlich hoffte ich, dass Ivar keinen Fehler begannen hatte, während er glaubte, dass ich tod sei. Ich war die letzte Person gewesen, die ihn so akzeptiert hatte, wie er war. „ Valhalla, du bist unaufmerksam.“, ertönte Fenrirs Stimme und riss mich somit aus meinen Gedanken. Mir war nicht aufgefallen, dass der Wolf stehen geblieben war. „ Ich mache mir Gedanken um Ivar, er ist nun ganz alleine. Natürlich hat er Floki, Helga und seine Brüder, doch sie werden ihn nicht verstehen. Ivar und ich sind beste Freunde, wir verstehen uns blind. Ich mache mir auch Sorgen darüber, dass er einen großen Fehler begeht, während er annimmt, dass ich Tod sei. Mir ist bewusst, dass ich aufhören muss mir darüber Gedanken zu machen. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir müssen nach Jötunheim und Ymirs Tränen finden. Ist es noch sehr weit?“ „ Wir werden es bald erreichen. Valhella, sei dir bewusst, dass uns in Jötunheim keine Freunde erwarten.“ „ Das ist mir bewusst, Fenrir. Die Eisriesen werden nicht erfreut darüber sein, dass wir ihnen einen Besuch abstatten.“, sprach ich, bevor sich der Wolf wieder in Bewegung setzte. Laut seiner Aussage würden wir unser neues Ziel bald erreichen, was deutlich spürbar war, da die Temperatur weiter sank. Ich beschloss, meine Kapuze aufzusetzen, um mich besser vor dem kalten Wind zu schützen. Vor uns stand noch eine lange und anstrengende Reise.
„Vahella.“, vernahm ich eine Stimmte und öffnete meine Augen. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass ich ungewollt auf Fenrirs Rücken eingeschlafen war. Mir war dies unangenehm und ich nahm mir vor, dass sowas kein zweites Mal geschah. „ Verzeih, Fenrir. Ich wollte eigentlich meine Augen nur für einen Moment schließen. Wo befinden wir uns?“, stellte ich ihm die Frage, während ich von ihm hinuntersprang. Knöcheltief stand ich im Schnee, welcher unter mir knirschte. Mein Blick schweifte umher und ich erkannte, dass selbst die Felsen von Eis überzogen waren. Ich lief einige Schritte nach vorne, als ich etwas in der Ferne erkannte. „ Das sind Eisriesen, Valhella. Sie kommen auf uns zu.“ „ Auch wenn es dir schwerfallen wird, greife sie nicht sofort an. Wir warten erstmal ab. Wie wir Menschen sagen, der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ „ Worte einer Göttin.“, vernahm ich Fenrirs Stimme und konnte darüber nur den Kopf schütteln. Der Wolf hatte nur kurz meine Aufmerksamkeit, denn die Eisriesen kamen näher, sodass ich sie mustern konnte. Sie waren mindenst doppelt so groß wie ich, besaßen königsblaue Haut und rote Augen, die wie ein Rubin im Sonnenlicht funkelten. Fenrir fing an zu knurren, fleschte die Zähne, als die Fremden uns beinah erreicht hätten. Schnell hob ich meine Hand, sodass mein Begleiter verstummte. Ich blickte hinauf zu den Eisreisen und ließ mir nicht anmerken, wie nervös ich in Wirklichkeit war. „ Sehe an, eine Göttin wagt sich in unser Reich einzudringen und den Fenrirswolf mitzubringen.“ „ Verzeiht, dies war nicht meine Absicht. Wir sind zufälligerweise hier gelandet. Zudem täuscht ihr euch, ich bin keine Göttin, sondern ein Mensch. Katharina lautet mein Name. Darf ich euren erfahren?“ „ Du sprichst unsere Sprache, Mensch.“, der Eisriese betonte das letzte Wort sehr stark, sodass ich mir einen Kommentar darauf verkneifen musste. Stattdessen schenkte ich dem Fremden ein Lächeln, was diesen zu verwundern schien, da er zu den anderen Eisriesen sah. „ Wie bereits gesagt, Fenrir und ich sind unabsichtlich hier gelandet. Seid unbesorgt, wir werden euer Reich bald verlassen.“ „ Wir sollten sie zu Ægir bringen, damit er ihr Schicksal bestimmen kann.“, mischte sich einer in das Gespräch. Fragend sah ich zum Wolf, da mir der Name Ægir unbekannt war. Selbst die Eisriesen schienen über meine Unwissenheit verwirrt zu sein. „ Ihr seit noch nicht lange eine Göttin.“ „ Als Göttin würde ich mich nicht bezeichnen. Darf ich nun eure Namen erfahren?“, stellte ich die Frage und beschloss Ægir nicht mehr zu erwähnen. Da sie mich zu diesem bringen würden, würde ich auch erfahren, wer er war. „ Unsere Namen lauten Airikr, Yngve und Ingvi. Komm, wir führen dich zu Ægir.“, und damit setzten sich die Eisriesen in Bewegung. Ich blickte zu Fenrir, welcher mir zu nickte, weshalb ich wieder auf in stieg. Scheinbar waren nicht alle Märchen wahr, denn wie es schien hatte ich statt Feinde Freunde gefunden.
Verwundert blickte ich zu den Bäumen, die ich in der Ferne schemenhaft erkennen konnte. Sie waren ebenfalls wie der Rest der Landschaft mit Schnee bedeckt. Doch wie konnte dies sein? Laut meines Wissens gab es sowas wie Flora in dieser Welt nicht. Erneut wurde mir bewusst, dass nicht alles so war, wie ich es annahm. „ Verzeiht Airkr, ich hätte eine Frage an euch. Wie ist es möglich, dass ihr Bäume wachsen?“ „ Du bist nicht mit Magie vertraut?“ „ Wie bereits gesagt, ich bin keine Göttin und bin in Midgard aufgewachsen. Wir besitzen dort keine Magie.“ „ Die Bäume sind durch Magie entstanden.“ „ Sind sie Trugbilder?“ „ Nicht alle. Du solltest lieber schweigen, bis wir bei Ægir angekommen sind.“, meinte der Eisriese und ich verstand, was er damit andeuten wollte. Nicht jeder in Jötunheim war mir freundlich gegenüber gestimmt. Verständlich, kam ich so gesehen doch aus Asgard. Tiefer zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, nachdem wir den Wald erreicht hatten. Mein Blick wanderte zum Boden, welcher mit Schnee und roten Moos bedeckt war. Es sah märchenhaft aus, sodass ich mir wünschte für eine unbestimmte Zeit den Wald erkunden zu können. Auf einmal knurrte Fenrir, weshalb ich nach vorne blickte und erkannte ein Wildschwein. Dieses sah aus als würde es aus Stein bestehen. Leicht legte ich meinen Kopf schief, während ich das Tier beobachtete. Statt zu fliehen, drehte es sich zu uns und griff im nächsten Moment an. Die Eisriesen reagierten sogleich und erlegten den Eber. Erstaunt stellte ich fest, dass das Wildschwein nicht einmal Blut verlor, obwohl es mit einem Sperr durchbohrt worden war. „ Ruhig, Fenrir.“, sprach ich und strich dem Wolf durchs Fells, als dieser erneut knurrte. Sein Körper verspannte sich unter mich, was für mich ein Zeichen war, dass etwas nicht stimmte. Bevor ich erneut etwas sprechen konnte, schüttelte er den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Erst da fiel mir auf, dass wir stehen geblieben waren. „ Fenrir, ist alles in Ordnung?“ „ Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ „ Dein Körper war angespannt, wie sollte ich mir da keine Sorgen machen.“ „ Es war mein Jagdinstinkt.“, erklärte er mir, sodass ich verstehen konnte, warum sein Körper so reagiert hatte. Fenrir hatte für eine sehr lange Zeit in Ketten gelegen und konnte somit niemals selbst jagen. Sanft strich ich über sein Fell, bevor ich hinauf zum Himmel blickte. Schneeflocken fielen von diesem hinab, verfingen sich in Pelz und Kleidung.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als wir ein Dorf aus Steinhütten erreichten. Männliche, wie weibliche Eisriesen verließen ihr Heim, um den Wolf und mich zu beobachten. Ihre Blicke waren unangenehm, dennoch trug ich meinen Kopf sehr hoch. Mein tierischer Begleiter knurrte, was zur Folge hatte, dass einige Riesen zurückschritten. „ Züchtige deine Wolf, Göttin.“ „ Erstens, Fenrir ist frei, er kann machen, was er möchte und zweitens mein Name lautet Katharina.“, erklärte ich und unterdrückte den Drang zu grinsen, als Yngve wütend zu mir sah. Mittlerweile konnte ich Airikr, Yngve und Ingvi anhand ihrer Waffen auseinander halten, zudem hatte ich bemerkt das Erstere so gesehen das sagen hatte. Ingvi hatte bislang kein Wort gesprochen und schien zu friedlich für einen Eisriesen zu sein. „ Lasst uns über ein anderes Thema sprechen. Weshalb will Ægir Fenrir und mich sehen?“ „ Er hat dich zu einem Fest eingeladen, Göttin.“ „ Einem Fest? Weshalb möchte er feiern?“ „ Diese Frage kannst du ihm selbst stellen.“, erklärte mir Airikr und schien mittlerweile genervt von mir zu sein. Eigentlich wollte ich auf seinen Satz etwas erwidern, als ich eine Festhalle entdeckte. Die Halle war an vielen Stellen offen, sodass man sie leicht betreten konnte. „ Fenrir, bitte bleib stehen, ab hier möchte ich laufen.“ „ Wie du möchtest.“, damit blieb der schwarze Wolf stehen. Kaum war ich vom Fenriswolf hinuntergestiegen, schüttelte dieser sich und der Schnee in seinem Fell verschwand. Ich selbst klopfte mir die Schneeflocken vom Mantel, bevor ich zur Festhalle schritt. Zu meiner Verwunderung war diese, abgesehen von einige Diener leer. Nachdem ich mich umgedreht hatte, stellte ich fest, dass die drei Eisriesen verschwunden waren. Obwohl ich es sollte, hatte ich nicht das Gefühl, dass es sich um eine Falle handelte. „ Valhella, wir sollten vorsichtig sein. Die Eisriesen sehen uns als ihre Feinde.“ „ Dies ist mehr bewusst, dennoch dürfen wir nicht alle auf einen Haufen kehren. Jeder hat eine eigene Meinung zu uns.“, versuchte ich zu erklären, während ich zu dem Thron aus Stein schritt, welcher von einem großen Pelz halbwegs bedeckt war. „ Es ist lange her, dass eine Göttin uns besucht hat.“, ertönte eine tiefe Stimme hinter mir. Sogleich drehte ich mich um und erkannte einen Eisriesen , welcher auf mich zukam. Bevor er mich aber erreichen konnte, stellte sich Fenrir ihm in den Weg. „ Wie ich sehe, hast du den Fenriswolf mitgebracht.“ „ Verzeiht, ihr seid Ægir, richtig?“ „ Der bin ich.“ „ Fenrir und ich sind unabsichtlich hier gelandet, unser Ziel war eigentlich Midgard gewesen. Eine Frage hätte ich noch an euch, warum voranstelltet ihr meinetwegen ein Fest?“ „ Es ist selten geworden, dass eine Göttin nach Jötunheim kommt. Vorallem eine Göttin, die von Odin gefürchtet wird. Sagt, wie nennt man dich?" „ Ihr Name lautet Valhella.“, beantwortete Fenrir die Frage, obwohl ich dies wollte. Was war daran so schlimm, wenn Ægir wüsste, wie ich eigentlich heiße? Doch darüber konnte ich mir später Gedanken machen, da etwas anderes wichtiger war. „ Wie meinen sie das, dass Odin mich fürchtet?“ „ Du bist unwissend, Valhella.“ „ Wenn ihr dies meint. Wann wollt ihr das Fest beginnen?“ „ Bald, du kannst dich in deine Hütte solang ausruhen. Hyrrokkin wird dich zu ihr führen.“, gab Ægir, woraufhin eine Riesin auf uns zu trat. „ Bitte folgt mir.“
Hyrrokkin schien freundlich zu sein, denn sie summte eine Melodie, während wir zur Hütte liefen. Sie lag etwas außerhalb, was ich sehr begrüßte. Dort würden wir, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit, unsere Ruhe haben. „ Ich werde euch abholen, sobald das Fest beginnt.“ „ Vielen Dank, Hyrrokkin.“, bedankte ich mich bei ihr, bevor ich gemeinsam mit Fenrir die Baracke betrat. Sie war schlicht eingerichtet und das meiste bestand aus Holz oder Fell. „ Was denkst du darüber, Fenrir?“ „ Es könnte eine Falle sein, Eisriesen sind nicht für eine Gastfreundlichkeit bekannt. Sie denken nur an sich selbst.“ „ Das meinte ich nicht, was meinte Ægir damit, dass Odin sich vor mich fürchtet?“ „ Alle Götter haben einen Zweck, auch du. Bald wirst du erkennen, was deine Stärke ist.“, sprach Fenrir, bevor er sich auf den Boden legte und die Augen schloss. Schlagartig wurde mir bewusst, wie erschöpft er war. Stundenlang musste er mich durch diese eisige Welt tragen. Ich ließ meinen Blick umherschweifen, bis ich einen hölzernen Kamm entdeckte auf dem Tisch entdeckte. Während ich zu diesem lief, zog ich meine Handschuhe aus und verstaute sie in einer der kleinen Ledertaschen. Ich griff nach dem Kamm und erkannte, dass sich auf diesem verschiedene Runen befanden. Ihre Bedeutung war mir fremd, sodass ich beschloss, sie bald zu erlernen. Mit dem Kamm in meiner Hand lief ich zum Wolf hinunter und setzte mich neben ihm. Vorsichtig begann ich die Knoten aus seinem Fell zu kämmen, was ihm sehr zu gefallen schien, da er mit der Rude wedelte. Unter dem Fell konnte ich zahlreiche Narben erkennen, ich wollte mir nicht ausmalen, welche Folter er durchlebt haben musste. Hätte Odin ihn nicht so behandelt, wäre Fenrir nicht so geworden. Langsam bekam das matte Fell wieder seinen Glanz zurück, je länger ich es kämmte. „ Sobald wir in Midgard sind, zeige ich dir meine Lieblingsorte. Du wirst es lieben, durch die Wälder zu streifen. Ich werde dir meine Familie vorstellen und ich freue mich schon auf ihre Gesichter, wenn sie dich erblicken.“ ,, Du vermisst deine Familie.“ „ Gewiss vermisse ich sie und ich mache große Sorge um sie. Ivar hatte versucht Sigurd umzubringen.“, erklärte ich und vernahm keinen Moment ein Klopfen. Der Fenriswolfs richtete sich sogleich auf und knurrte. Um ihn zu beruhigen, strich ich ihm durchs Fell. „ Ægir erwartet euch in der Halle.“, ertönte die Stimmte von Hyrrokkin, sodass ich mich erhob und zügig meine Handschuhe wieder anzog. Mit einem Ruck öffnete ich die Türe und stand der Eisriesen gegenüber. „ Vielen Dank für die Information. Richten sie bitte Ægir aus, dass wir gleich kommen werden.“, meinte ich zu Hyrrokkin welcher daraufhin nickte und ging.
Bereits von weiten konnten wir Stimmen und die Musik von Eisriesen hören. Je näher wir der Halle kamen, desto lauter wurde es. Kopfschütteln sah ich zu den Riesen, wovon welche schon betrunken waren. „ Valhella, komm näher!“, rief Ægir und dann herrschte Stille. Alle Blicke lagen auf Fenrir und mir, als wir zu dem Eisriesen liefen, der auf seinen Thron saß. Leicht verneigte ich, um ihn meinen Respekt zu zeigen. „ Bringt Met für die Göttin!“ „ Ich trinke keinen Met, Wasser genügt. Für Fenrir bitte auch Wasser, sowie auch Fleisch.“ „ Ihr seid bescheiden, Valhella. Dies müsst ihr nicht sein, ihr seid eine Göttin.“ „ Mir ist nicht wichtig, ob ich eine Göttin bin oder nicht. Ich habe euch wegen einem bestimmten Grund aufgesucht, Ægir. Utgardloki erzählte mir von den Tränen von Ymirs. Ihr könnte euch bestimmte denken, warum ich suche.“ „ Ihr wollt zurück nach Midgard und dafür braucht ihr die Blutsteine. Ich verrate euch, wo sie sind, aber der Fenriswolf bleibt hier.“ „ Dann brauche ich eure Hilfe nicht, denn ich werde Fenrir nicht im Stich lassen.“ „ Das muss man euch lassen, ihr seid mutig.“
Mir war bewusst, dass ich mit dem Feuer spielte. Ohne Ægirs Hilfe, würden wir die Blutsteine nicht auffinden, doch ich konnte Fenrir nicht zurücklassen. Er war mir in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen und gehörte zu meiner Familie. „ Fenrir gehört zu meiner Familie, daher ich werde ihn nicht im Stich lassen. Mir ist es fremd, wie ihr handelt, doch seid euch bewusst, ich werde für ein Kämpfen.“ „ Ihr droht uns?“ „ Nein, das ist ein Versprechen und ich halte diese ein. Sehen sie diesen Armring? Ich bekam ihn von Ragnar Lothbrok und ich schwor ihm auf seine Söhne zu achten. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb wir nach Midgard müssen und das werden wir, mit oder ohne eure Hilfe.“, sprach ich mit fester Stimme und hielt seinen Blick stand. Sekunden vergingen, bis Ægir anfing, laut zu lachen. Perplex sah ich zum Fenriswolf, da ich nicht verstand, was daran so lustig war. Das Lachen stoppte so abrupt, wie es gekommen war. „ Selbst als Göttin seid ihr etwas Besonderes, Valhella. Ihr habt meine Unterstützung, dafür müsst ihr schwören, auf unsere Seite seid, sollte es Krieg geben.“ „ Dies kann ich euch nicht versprechen, da Thor bereits mir das Leben gerettet hat, aber dafür etwas anderes. Ich werde den Krieg verhindern, ihr habt mein Wort.“ „ So sei es. Nimmt dies.“, damit streckte Ægir seine Hand aus und ließ etwas Rotes hinunterfallen, was ich schnell auffing. Dieses etwas stellte sich als roter Kristall heraus, einer der Blutsteine. Ich konnte es nicht glauben, wir waren unserem Ziel einen Schritt weiter gekommen. Zügig verstaute ich den Kristall in einen der Lederbeutel, damit niemand ihn mir wegnehmen konnte. „ Ich danke euch, Ægir.“ „ Ymirs Tränen werden nur denen helfen, die ein reines Herz besitzen. Benutzt euren Verstand, dann werdet ihr die restlichen Zwei finden, Valhella.“, sprach der Riese und schickte uns mit einer Handbewegung hinaus. Ich zögerte keinen Moment und begab mich gemeinsam mit Fenrir nach draußen. Voller Freude drehte ich mich zu dem schwarzen Wolf um und konnte nicht aufhören zu lächeln. „ Wir haben einen, Fenrir! Ich kann es nicht glauben, dass wir bald in Midgard sein werden.“ „ Freue dich nicht zu früh, zuerst müssten wir die Anderen finden.“ „ Du hast recht, ich kann mich später darüber freuen. Doch wo könnten sich die Zwei aufhalten?“, stellte ich die Frage und überlegte welche besondere Orte oder Lebewesen es noch in Jötunheim gab. Nachdenklich begann ich auf und ab zu laufen, während Fenrir mich dabei beobachtete. „ Gehe zum Steinbjörn.“, hörte ich eine männliche Stimme flüstern und blieb ruckartig stehen. Verwirrt sah ich mich um, doch konnte niemanden entdecken. „ Hast du die Stimme auch gehört?“ „ Niemand hat gesprochen, Valhella. Wir sind hier draußen alleine.“ „ Ich habe eindeutig eine männliche Stimme vernommen. Sie sprach davon, dass ich zum Steinbjörn gehen soll. Weißt du, was das ist?“ „ Leider nicht, ich habe die meiste Zeit gefesselt in einer Höhle verbracht.“ „ Verzeih, ich vergesse das manchmal.“ „ Geht in den Norden.“ „ Da war sie wieder, wir sollen nach Norden gehen. Was denkst du darüber, sollen wir ihr glauben?“ „ Wir haben keine andere Wahl, steig auf.“, meinte der Fenriswolf und beugte sich ein wenig hinunter, sodass ich auf ihn steigen konnte.
Das Eis und der Schnee knirschte unter den Pfoten des Wolfes, während ich leise ein Lied sang. „ My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buyGalleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oarsSail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shoresMy mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores. My mother told me. Someday I will buy. Galleys with good oars. Sail to distant shores.“ „ Du hast eine wunderschöne Stimme, Valhella.“ „ Vielen Dank, Fenrir.“ „ Deine Mutter muss dir als Kind oft dieses Lied vorgesungen haben.“ „ Meine Familie ist christlich, sie glauben nicht an Odin oder Thor. Ich selbst habe aufgehört, an Götter zu glauben. Verstehst du, deshalb verstehe ich nicht, warum ich eine nordische Göttin sein soll.“ „ Es gibt vieles, was wir nicht verstehen, Valhella.“ „ Wie wahr. Ich verstehe nicht, warum Odin dich als Bedrohung ansieht. Natürlich ist mir bewusst, dass du wachsen wirst, sobald wir Midgard erreicht haben. Da wäre noch etwas, warum sprach Thor von meiner Rückkehr? Ich war nie zuvor in Asgard gewesen, nur manchmal habe ich davon geträumt, nachdem ich Bücher über die nordische Mythologie gelesen hatte.“ „ Das waren keine Träume gewesen.“ „ Du meinst, dass ich tatsächlich mit Thor auf der Jagd gewesen war und mit Loki durch die Wälder spaziert bin.“ „ Dies alles ist geschehen, deshalb hat mein Vater dich auserwählt.“ „ Verstehe, ich habe mich relativ gut mit ihm verstanden, auch wenn er mir einige Streiche gespielt habe. Es kommt mir so unwirklich vor, dass ich meine Träume von Asgard keine waren.“, meinte ich und vernahm im nächsten Moment ein Brüllen. Fenrir blieb auf der Stelle stehen und ich konnte spüren, wie sein Körper sich anspannte. Dieses Brüllen ertönte erneut und es stammte eindeutig von einem Tier. War es möglich, dass es sich um den Steinbjörn handelte? Mein Begleiter schien denselben Gedanken zu haben, denn er lief in Richtung des Gebrülls. Dieses wurde immer lauter, weshalb ich vom Wolf hinuntersprang. Geduckt lief ich zu einem der vielen großen Felsbrocken, die mit Eis überzogen waren und sah um die Ecke. Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als ich einen riesigen Bären erkannte, welcher aus Stein bestand. Es handelte sich eindeutig um den Steinbjörn, da gab es keine Zweifel. Er war dreifach so groß wie Fenrir und seine Zähne waren so spitz die Dolche. Sollte er mich beißen, würde dies meinen endgültigen Tod bedeuten. „ Das muss er sein, Fenrir. Bitte bleibe hier, ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.“, erklärte ich diesem, nachdem er bei mir angekommen war. Der Fenriswolf sah mich mit einem Blick an, der eindeutig sagte, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Mir war bewusst, dass er damit recht hatte. Es war dumm gegen den Bären alleine zu kämpfen, aber würde Fenrir verletzt werden, könnte ich mir dies niemals verzeihen. Tiefer zog ich mir meine Kapuze ins Gesicht, bevor ich mich an den Steinbjörn heranschlich. Leider lag das Glück nicht auf meiner Seite, denn ich wurde zügig entdeckt. Ein Brüllen ertönte, als ich meine Waffen zog und mich kampfbereit aufstellte. Plötzlich nahm ich etwas im Augenwinkel war, mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich erkannte, dass es sich um meinen Begleiter handelte. „ Fenrir, nicht!“, schrie ich, doch es war bereits zu spät, er griff den Bären an. Dieser wehrte sich, schnappte und schlug nach dem Wolf. Fenrir knurrte und versuchte die Bestie zu beißen, doch es war zum Scheitern verurteilt. Seine Zähne würden gegen das Gestein nichts ausrichten können. Das wilde Tier brüllte, holte mit seiner Pranke aus und Sekunden später vernahm ich heulen. „ Oh nein.“, hauchte ich, als der Schnee sich rot färbte. Schnell pfiff ich, lenkte somit die Aufmerksamkeit vom Steinbjörn auf mich. „ Hey, du Biest! Ich bin dein Gegner, also kämpfe auch gegen mich!“, rief ich und wünschte mir im nächsten Moment, dass ich meinen Bogen dabei hätte. Schnell sprang ich zur Seite, als mein Gegner angriff und warf einer der Äxte nach ihm. Ich hätte schreien können, als diese in ihm steckenblieb. Erneut wich ich einem Angriff aus, während ich langsam die Hoffnung verlor. Wie sollte ich gegen den Steinbjörn gewinnen, wenn ich ihn nicht einmal Schaden zufügen konnte. Nein, ich dürfte die Hoffnung nicht verloren, es würde das Ende für Fenrir und mich bedeuten. Ungeschickt landete ich auf dem Rücken, rollte mich zur Seite und sprang auf. Der Bär brüllte und stellte sich auf seine Hinterbeine, doch er hatte nur für einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit. Unter ihm lag Pfeil und Bogen, so als würden sie nur für mich dort liegen. Mir war bewusst, dass ich nur eine einzige Chance hätte, um die Waffe in die Finger zu bekommen. Ich atmete durch, nahm meinen ganzen Mut zusammen und rannte los. Geschickt wich ich einer Pranke aus, schlitterte durch die Beine des Bären hindurch und griff nach der Waffe. Diesmal stand das Glück auf meiner Seite, denn ich erwischte nicht nur diese, sondern auch die einige Pfeile. Sogleich spannte ich den Bogen, wartete den Moment ab, wo der Steinbjörn sich zu mir drehte und war bereit zu schießen. Aus mir unbegreiflichen Gründen zögerte ich, bis ich schließlich den Bogen sinken ließ. Ruhig stand ich da und sah zum Biest. „ Du bist nicht böse, nicht wahr? Du willst nur dein Revier verteidigen, dies kann ich durchaus verstehen. Bitte verstehe, ich brauche die Tränen von Ymirs, um zurück nach Hause zu kommen und zu meiner Familie.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, beruhigte sich der Bär.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, wo ich dem Steinbjörn gegenüber stand. Langsam wurde mir bewusst, dass er nichts Falsches gemacht hatte, hatte er uns doch als Bedrohung angesehen. Langsam schritt ich auf das Tier zu, während ich im Hintergrund Fenrir winseln hörte. Er war verletzt und verlor immer mehr Blut. Doch mir war bewusst, dass ich mich erst um unseren “ Feind “ kümmern musste, bevor ich ihn versorgte. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus, bis ich die Bärenschnauze berührte. „ Bitte verzeih unser Handeln, wir nahmen an, dass du unser Feind bist.“, sprach ich ruhig, während ich über die Schnauze strich. Ich wanderte von dieser zu meiner Axt, welche ich mit einem kräftigen Ruck hinauszog. Nochmals strich ich über das Gestein, bevor ich mit zügig zum Fenriswolf lief. Ich zwang mich zu ruhe, als ich mich zu meinem Begleiter hinunter kniete, um die Wunden zu säubern. Die Krallenspuren gingen über die ganze rechte Schulter. Schnell schnürte ich einen der Lederbeutel auf, zog einen Stofffetzen heraus und fing an, die Wunden zu säubern. Als ich dies erledigt hatte, verband ich die Verletzung. Keinen Moment später erhob sich Fenrir, obwohl er eindeutig noch Schmerzen hatte. Mein Blick wanderte vom Wolf zum Bären, als dieser auf uns zuschritt. Fenrir knurrte, verstummte aber, als ich ihm meine Hand aufs Fell legte. „ Er ist nicht unser Feind, sondern unser Freund.“, erklärte ich und strich durch seinen Pelz. Leicht legte ich meinen Kopf schief, als ich erkannte, dass der Steinbjörn etwas im Maul hielt. Sekunden später fiel dieses in den Schnee und stellte sich als Blutstein heraus. „ Vielen Dank.“, bedankte ich mich, woraufhin der Bär sich umdrehte und in Richtung seiner Höhle lief. Überglücklich hob ich die Träne Ymirs auf und drückte sie gegen meine Brust. Nun fehlte nur noch eine.
Nachdem ich den Blutstein sicher verstaut hatte, wand ich mich wieder Fenrir zu. Deutlich erkannte ich, dass er sich nicht lange auf den Beinen halten könnte. „ Du hast Schmerzen. Wir sollten eine Rast machen, bis es dir besser geht.“ „ Mir geht es gut.“ „ Das geht es dir nicht, Fenrir. Ich sehe dir doch an, dass du starke Schmerzen hast.“, meinte ich und ging gedanklich alle Personen durch, die uns helfen würde. Als erstens wäre da Loki, doch dieser befand sich Asgard und könnte uns somit nicht helfen. Die Eisriesen konnte ich ausschließen, sie mochten den Fenriswolf nicht, dies stand fest. Soweit ich mein Wissen mich nicht täuschte, lebte Fenrirs Mutter Angrboda lebte in Jötunheim. Sie wäre die Einzige, die uns helfen und verstecken könnte. „ Wir brechen die Suche nach dem letzten Blutstein fürs Erste ab und suchen deine Mutter auf.“ „ Wenn dir dies machen, wirst du deine Familie länger nicht sehen, Valhella.“ „ Das ist mir bewusst und du darfst eins nicht vergessen, du gehörst zu meiner Familie, Fenrir. Ich werde bei dir bleiben, bis du wieder bei vollen Kräften bist und dann suchen wir Ymirs letzte Träne.“, damit nahm ich seinen Kopf in meinen Händen und strich sanft über das Fell. Natürlich war es nicht einfach gewesen diese Entscheidung zu treffen, da mein Gefühl mir sagte, dass Ivar mich im Moment brauchte. Ich wusste nicht einmal selbst, woher dieses Gefühl kam. Abermals strich ich über das mittlerweile weiche Fell, bevor ich zurückschritt. „ Wir sollten los, deine Wunden müssen richtig gereinigt und versorgt werden. Ich besitze zwei gesunde Beine und werde daher laufen.“ „ Du nimmst an, ich sei schwach.“ „ Dies stimmt nicht und das weißt du. Fenrir, du kannst kaum laufen, wie willst du mich da noch tragen?“, stellte ich ihm die Frage, während ich den Weg einschlug, denn wir gekommen waren. Wie erwartet bekam ich keine Antwort von meinem Begleiter und schüttelte über sein Verhalten innerlich den Kopf. Er benahm sich kindisch und beinah wie Ivar, was mich wiederum schmunzeln ließ. Zügig passte ich mein Schritttempo dem von Fenrir an, sodass wir nebeneinander liefen. Wenn der Wolf nur wüsste, dass ich keine Ahnung hatte, wo sich seine Mutter aufhielt. Jötunheim war riesig und Angrboda konnte sich somit überall aufhalten. „ Geht nach Westen.“, vernahm ich die geheimnisvolle Stimme wieder, weshalb ich stehen blieb. Erneut stellte ich mir die Frage, wem sie gehörte und warum die Person uns half. „ Wir müssen nach Westen.“ „ Hat die Stimme dir das wieder gesagt?“ „ Das hat sie. Nenn mich naiv, aber ich denke wir können ihr vertrauen. Sie hat uns bereits zum Steinbjörn geführt, also gibt es keinen Grund ihr nicht zu vertrauen.“, erklärte ich und wartete darauf, dass der Fenriswolf in Richtung Westen lief.
Eine Weile liefen wir durch den Schnee, bis wir einen Wald erreichten. Aufmerksam sah ich mich um und nahm vorsichtshalber Pfeil und Bogen in die Hand, um mich im Notfall verteidigen zu können. Wie es schien, waren diese Wildschweine sehr aggressiv. Sie würden uns sogleich angreifen, sollten sie uns erblicken. Mein Blick wandere zu Fenrir, als ich bemerkte, dass er leicht schwankte. Mir war bewusst, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Blätter fingen an zu rascheln und kühler Wind streifte mein Gesicht, zudem roch es leicht nach verschiedene Kräutern. Dies konnte nur eines bedeuten, die Eisriesen musste sich ganz in der Nähe befinden. Ich ließ meinen Blick umherschweifen, lief einige Schritte, wobei plötzlich eine Hütte neben mir auftauchte. Für einen Augenblick lang war ich verwirrt, bis mir wieder einfiel, dass es Trugbilder gab. „ Fenrir, wir haben-“, ich brach ab, nachdem ich ihn auf den Boden liegend sah. Der Wolf hatte seine Augen geschlossen, sodass ich ihn Panik geriet. Schnell kniete ich mich neben ihn hin und erkannte erleichtert, dass er noch atmete. „ Fenrir, wach auf. Komm schon, wir haben es geschafft. Da ist die Hütte deiner Mutter, komm, mach die Augen auf.“, sprach ich, während ich meinen Begleiter schüttelte. Sekunden vergingen, die sich für mich wie Stunden anfühlten, bis er endlich seine Augen wieder öffnete. So gut wie es ging, half ich Fenrir beim Aufstehen, wobei ich darauf achtete seine Wunden nicht zu berühren. Erst als ich mir sicher war, dass er nicht erneut umkippen würde, liefen wir zu der Hütte. Ohne anzuklopfen schlug ich die Türe auf, sodass die Riesen sich zu ums umdrehte. Bevor sie sprechen konnte, trat Fenrir hinein und legte sich hin. Angrboda schien zu verstehen, da sie auf ihren Sohn zuließ und sich zu diesem hinunter kniete. Ich dagegen schloss die Türe hinter mir, damit keine Kälte hineinkam. „ Was ist geschehen?“ „ Er wurde vom Steinbjörn verletzt.“ „ Du bist Valhella.“ „ Ich bevorzuge es Katharina genannt zu werden, aber ja, die bin ich. Kann ich helfen?“ „ Hole heißes Wasser.“, meinte die Eisriesen zu mir, bevor sie begann den Verband zu lösen. Suchen sah ich mich um und entdeckte einen Kessel, der über eine Feuerstelle hing. Ich nahm eine der vielen Holzschüsseln, die herumstanden und füllte diese mit dem warmen Wasser. Damit begab ich mich zurück zu Fenrir und seiner Mutter, die bereits die Wunden untersuchte. „ Sind sie sehr tief? Ich konnte nichts erkennen und hatte sie daher schnell verbunden.“ „ Narben werden zurückbleiben. Er braucht eine bestimmte Salbe.“ „ Lassen sie mich raten, ich soll die Zutaten dafür besorgen. Einverstanden, das werde ich. Wo muss ich hin?“ „ Gehe zu Mimirs Quelle, dort wirst du eine goldene Blume finden. Bringe sie mir und ich kann die Salbe für ihn herstellen.“ „ Seid unbesorgt, ich werde sie finden und zurückkommen. Ihr habe mein Wort.“
Die Stille um mich herum war ungewohnt, wie auch beruhigend zugleich. Mein Blick wanderte zum Himmel hinauf, nachdem ich ein Krächzen vernommen hatte. Ein Rabe flog Kreise über meinem Kopf, so, als würde er über mich wachen. „ Sýnin.“, sprach ich den Namen und streckte meinen linken Arm aus. Der Rabe flog zu mir hinab und landete auf meinem Unterarm. Mir war es unbekannt, woher ich den Namen des Volgels kannte, hinterfragte es aber auch nicht. Mittlerweile hatte ich gelernt, dass vieles ungeklärt bleiben würde. Sanft strich ich über das Gefieder, das mit weißen Runen versehen war. „ Wirst du mir helfen, zu Mimirs Quelle zu gelangen? Ein sehr guter Freund von mir braucht von dort eine seltene Blume.“, erklärte ich Sýnin, die daraufhin davon flog, aber dennoch in meinem Blickfeld blieb. Lächelnd sah ich zu ihr, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Ich durfte keine Zeit verlieren und musste die Pflanze so schnell wie möglich besorgen. Der Fenriswolf hatte starke Schmerzen, welche gelindert werden mussten. Kühler Wind steifte meine Haut, Blätter fingen an zu rascheln, als die aus Stein bestandene Wildschweine meinen Weg kreuzten. Statt mich anzugreifen, starrten sie mich an, bevor sie flüchteten. Kopfschütteln blickte ich ihnen nach und lief weiter. Schnee rieselte von den Bäumen hinab, fielen teilweise auf meinen Umhang und ließen meine Fußspuren verschwinden. Wölkchen bildeten sich, bei jedem Ausatmen von mir, dennoch floss das Wasser in dem Bach rechts von mir. Wahrscheinlich würde ich diese Welt nie richtig verstehen. Auf einer Seite war sie wunderschön, auf der anderen Seite wollten alle Lebewesen einen umbringen. Auf einmal landete Sýnin auf meiner linken Schulter und rieb ihren Kopf gegen meinen. „ Na du, hast du die Quelle bereits entdeckt? Wohl nicht, du willst dich bestimmt nur ausruhen. Weißt du, ich kenne deinen Namen, obwohl dies nicht möglich sein sollte. Mein Gefühl sagt mir, dass du nicht aus dieser Welt stammen kannst. Woher kommst du? Asgard?“, stellte ich die Frage, woraufhin ich nur ein Krächzen als Antwort bekam. Meine neue Begleiterin erinnerte mich ein wenig an Fenrir, da sie mich scheinbar auf Anhieb zu mögen schienen. Zudem waren beide Tiere, besondere Tiere.
Eine Weile lief ich die unberührte Landschaft, bis einen zur hälfte eingefroren Wasserfall erreichte, zudem konnte ich einzelne Runen im Boden entdecken. Alles deutete darauf hin, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Auch Sýnin bestätigte dies, da sie davon flog und aus meinem Sichtfeld verschwand. „ Vielen Dank für deine Hilfe!“, rief ich ihr hinterher, bevor ich vorsichtig von einem Stein zum anderen sprang, um auf die andere Uferseite zu gelangen. Zudem wollte ich keine Bekanntschaft mit dem eiskalten Wasser machen, da meine Kleidung sich damit vollsaugen würde. „ Und hepp.“, sprach ich, als den letzten Sprung machte und somit den Fluss überquert hatte. Plötzlich tauchten vereiste Treppen auf, die zu einem Höhleneingang führten, doch was mich am meisten verwunderte, waren die großen Wurzeln, die vereinzelnd sich durch das Gestein ihren Weg bahnten. Warum hatte ich sie vorher nicht nirgendwo gesehen, gehörten sie doch scheinbar zu Yggdrasil. Ich beschloss später darauf, eine Antwort zu finden und begann die Stufen hinauf zu laufen. Je näher ich dem Eingang kam, desto größer wurde dieser. Langsam lief ich in die Höhle, erkannte dabei, dass Fackeln mir den Weg ins Innere erleuchteten. Weitere Stufen erschienen, führten mich somit tiefer in den Berg hinein, bis ich in einen großen Raum gelangte. In der Mitte befand sich sowas wie ein Schrein, welcher von Wasser umgeben war. Auf dem Schrein selbst, befand sich ein kreisförmiger Teich, der, wie es schien, mit Wasser gefüllt war. Mein Blick wanderte zu Yggdrasil Wurzeln, die sich teilweise im kühlen Nass befanden. Suchend sah ich mich nach der goldenen Blume um, doch konnte sie nicht entdecken. Ohne sie konnte ich nicht zurückkehren. „ Um das zu bekommen, was du begehrst, muss ein Opfer erbracht werden.“, hörte ich eine Stimme sagen und verstand sogleich, warum Angrboda nicht selbst gegangen war. Langsam lief ich zum Schrein und blieb vor dem Teich stehen. „ Welches Opfer verlangt ihr?“ „ Dies ist euch selbst überlassen.“, sprach die Stimme und ließ mich verzweifeln. Mir war bewusst, dass das Opfer etwas sein musste, was mir viel bedeutete. Minuten lang stand ich auf demselben Fleck, bis ich eine schwere Entscheidung getroffen hatte. „ Ich gebe euch alle Erinnerung von meiner Mutter.“
Entscheidungen zu treffen, ist nie leicht, besonders unter Zeitdruck. Mir war bewusst, dass ich beinah alle Erinnerung von meinem früheren Leben verlor, die etwas mit meiner Mutter zu tun hatten. Manchmal musste man das kleinere Übel nehmen, um das größere zu vermeiden. „ So sei es.“, vernahm ich die Stimme und bekam starke Kopfschmerzen. Es dauerte einen Moment, bis sie verschwanden und die goldene Blume in der Mitte des Teichs erschien. Vorsichtig trat ich einige Schritte vorwärts, griff nach der Pflanze und roch ihren süßlichen Duft ein. Ich hatte einen sehr hohen Preis gezahlt, um sie zu erhalten, dennoch bereute ich dies nicht. Ganz vorsichtig steckte ich die Blume in einen Beutel, bevor ich mich umdrehte und denselben Weg nach draußen nahm. Lächelnd blickte ich zu den Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Eine davon landete auf meiner Nasenspitze, so als wollte sie hallo sagen und schmolz weniger Sekunden später. Ich wusste nicht einmal selbst warum, aber statt loszulaufen, setzte ich mich auf einer der Treppenstufen. Kurz darauf spürte ich ein leichtes Gewicht auf meiner Schulter und erkannte Sýnin. Sie kam gekommen, um mich abzuholen. „ Dann mal los.“, damit erhob ich mich, klopfte mir den Schnee von der Kleidung und lief die restlichen Stufen hinunter. Erneute sprang ich von einem Stein zum anderen, bis ich die andere Uferseite erreicht hatte. Ohne zurückzublicken, lief ich tiefer in den Wald hinein und spürte zum ersten Mal die Kälte durch mein Gewand. Ruckartig blieb ich stehen, als ich das Gefühl bekam, beobachtet zu werden. So schnell wie das Gefühl kam, verschwand es auch wieder, dennoch sah ich mich wachsam um. Ein einziger Fehler konnte alles endgültig beenden. Ein Krächzen ertönte, sodass ich beschloss, meinen Weg fortzusetzen. Sýnin würde mir schon Bescheid geben, sollte sich jemand in meiner Nähe befinden.
Kurz bevor ich die Hütte erreichte, kam das Gefühl zurück beobachtet zu werden, sodass ich stehen blieb. Doch dann fiel mir wieder ein, dass Fenrir so schnell wie möglich die Salbe gegen seine Schmerzen. „ Wird schon schiefgehen.“, murmelte ich, bevor ich die letzten Meter lief und die Tür öffnete. Sogleich erkannte ich Fenrir, welcher auf einer Decke lag und die Augen schlossen hatte. „ Angrboda?“, rief ich, woraufhin diese erschien. „ Wie ich sehe, bist du zurückgekehrt. Wo ist die Blume?“ „ Hier ist sie.“, damit übergab ich ihr die goldene Pflanze, nachdem ich diese aus dem Beutel geholt hatte. Angrboda nahm sie an, begutachtete sie, bevor sie zum Kessel lief. Ich konnte erkennen, wie sie einige Blätter abzupfte und diese in das kochende Wasser schmiss. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich betrogen worden war, als ich einen Schmerz inmeiner Schulter spürte. Augenblicklich drehte ich mich, so gut wie es ging, um und erkannte niemand anderes als Loki. „ Du warst schon immer sehr naiv gewesen, Valhella.“, hörte ich ihn sagen, sowie das Lachen von der Eisriesen. Sie beide hatten mich betrogen und ausgenutzt. Mein ganzer Körper begann zu schmerzen, sodass ich annahm, das der Dolch vergiftet gewesen war. Unsanft kam ich auf den Boden auf, nachdem meine Beine nachgegeben hatten. Aufgeben würde ich auf keinen Fall, weshalb ich mehrmals versuchte aufzustehen, was scheiterte. „ Ihr Götter denkt wirklich, ihr seid unbesiegbar.“, sprach Fenrirs Mutter, während sie auf mich hinab blickte. Sie hatte nur kurz meine Aufmerksamkeit, da der Fenriswolf begann sich zu bewegen. Nur langsam öffnete er seine Augen und sah mich aus seinen roten Augen an. „ Fenrir.“, flüsterte ich und streckte meine Hand nach diesem aus. Das Gift begann meinen Körper immer mehr zu schwächen. Ich wollte nicht sterben, nicht erneut. Auf einmal beugte sich Loki über mich und zog mir den Dolch aus der Schulter, sodass ich auf zischte. „ Sie ist zäh.“ „ Sei unbesorgt, das Gift ist tödlich.“, erklärte die Silberzunge, weshalb ich die Augen schloss. Tränen liefen über meine Wange, als ich an meine Familie denken musste. Obwohl ich so weit gekommen war und einiges erlebt hatte, würde ich sie nicht mehr wieder sehen. Ein Knurren ertönte, welches eindeutig von Fenrir stammte, sodass ich meine Augen öffnete. Der Wolf hatte sich erhoben, knurrte und fleschte die Zähne. Perplex sah ich ihn an, bis es mir bewusst wurde. Mit meiner letzten Kraft erhob ich mich, sah wie Fenrir sich in den Arm seines Vaters verbiss und Sekunden später von diesem wieder abliess. Blut tropfte sein Maul hinunter, als er zu mir rannte. Ich wusste nicht wie, aber ich schaffte es auf Fenris Rücken zu springen, bevor dieser aus der Hütte rannte. Es fiel mir schwer, mein Gleichgewicht zu halten, während der Wolf durch den verschneiten Wald hetzte.
„ Valhella.“, vernahm ich eine Stimme und schaffte es erst nach mehreren Versuchen meine Augen zu öffnen. Schemenhaft erkannte ich drei Gestalten, die wie es schien, neben mir standen. Es dauerte einige Minuten, bis alles wieder scharf sehen konnte. „ Airikr, Yngve, Ingvi seid ihr das?“, fragte ich mit kratziger Stimme und bekam daraufhin ein Krug gereicht. Dankbar nahm ich diesen an und trank einige Schlücke, wobei ich mein Gesicht verzog, da es sich um Met handelte. „ Was ist geschehen?“ „ Das Fenriswolf brachte dich mehr Tod als lebendig hier her. Er meinte nur, dass du vergiftest wärst. Glück hast du, denn wir kennen dieses Gift.“, erklärte Airikr, sodass mir alles wieder einfiel. „ Loki und Angrboda wollten mich töten, ich kann euch den Grund nicht nennen. Wo ist Fenrir?“, stellte ich zum Schluss die Frage, während ich mich langsam aufrichtete, wobei meine Schulter schmerzte. Erleichtert sah ich, wie die Eisriesen zur Seite traten, sodass der Fenriswolf vor dem Bett stehen bleiben konnte. Sofort schlang ich meine Arme um seinen Hals und vergrub mein Gesicht in sein Fell. Wir hatten überlebt. Zögerlich löste ich mich wieder von ihm, als er einige Schritte zurückging. „ Wie geht es dir?“ „ Dieselbe Frage könnte ich dich auch fragen. Mir geht es gut.“ „ Du hast es geschafft, Valhella.“ „ Wie meinst du dass?“ „ Du hast alle drei Blutsteine gefunden.“, hörte ich ihn sagen und schüttelte den Kopf. Dies konnte nicht sein, ich hatte die letzte Träne Ymirs noch nicht gefunden. Gerade als ich Fenrir widersprechen wollte, legte Ingvi etwas in meine Hände. Dieses etwas stellte sich Sekunden später als die Blutsteine heraus. „ Sie befanden sich alle in einem deiner Lederbeutel.“ „ Ich verstehe nicht, ich hatte den dritten noch nicht gefunden, als ich zurück zur Hütte ging.“, erklärte ich ihnen, während ich die Kristalle fest gegen meinen Brustkorb drückte. „ Ich muss zurück.“ „ Du bist noch nicht bei vollen Kräften und eben erst erwacht.“ „ Dies ist mir bewusst, doch hier sind Fenrir und ich weiterhin in Gefahr. Bitte nimmt das nicht persönlich, aber nicht jeder von eurem Volk sieht uns gerne hier.“ „ Sie hat recht, nicht alle mögen sie.“, meinte Yngve, während ich feststellte, dass ich außer einem Verband an der Schulter und einer Hose nichts trug. Eigentlich wäre ich errötetet, wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Eisriesen kein Interesse an mir hatten. Langsam und nach mehreren Versuchen stieg ich aus dem Bett und griff nach meiner Kleidung, die verstreut auf Kisten lagen. „ Deine Waffen, Valhella.“ „ Vielen Dank für alles. Solltest ihr eines Tages in Schwierigkeiten geraden, werde ich euch zur Hilfe eilen.“, versprach ich ihnen, während ich mich anzog. Lächelnd sah ich zu den drei Riesen, als Fenrir neben mich trat und seinen Kopf gegen mich rieb. „ Nochmals vielen Dank“, damit verließen wir die Hütte. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel hinab, nachdem ich auf Fenris Rücken geklettert war. „ Es wird Zeit nach Hause zu gehen, Fenrir.“, sprach ich und strich ihm durch das Fell. Der Fenriswolf nickte und rannte los. Zügig ließen wir die Siedlung hinter uns und erreichten einen Wald. Über uns flog Sýnin hinweg, was für mich das Zeichen war. Fest drückte ich mit einer Hand erneut die Blutsteine gegen meine Brust, während ich an Zuhause dachte und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, waren die Steine verschwunden und wir fanden uns in einem Meer aus Blumen wieder. Wir waren heim gekommen.
Wir hatten es wirklich geschafft, wir hatten Midgard erreicht. Tränen liefen meine Wangen hinunter, konnte ich doch unser Glück kaum glauben. Der süßliche Duft der Blumen stieg mir in die Nase, sodass ich die Pflanzen genauer betrachtete. Ich erkannte die Art, welche nur im Frühling blühte. Dies wiederum würde bedeuten, dass über ein Jahr vergangen sein musste. „ Wir haben es tatsächlich geschafft, Fenrir.“ „ Das haben wir, Valhella.“ „ Wie ist es möglich, dass ich dich noch verstehe?“ „ Unsere Schicksale sind miteinander verbunden, du wirst du einzige sein, die mich verstehen wird.“ Verstehe.“, sprach ich und fuhr durch sein Fell, wobei mir auffiel, dass ich meine Handschuhe nicht mehr drück. Verwundert stellte ich fest, dass ich statt meiner Rüstung, ein langes, braunes Leinenkleid trug, mit einer Knotenborte an der Taille. An meinem linken Handgelenk trug ich die Armreife, die ich von Sigurd und Ragnar erhalten hatte. Ein wenig schob ich den Stoff an meinem Bein hoch und erkannte braune Lederstiefel. So gut wie es ging, in dem Kleid, sprang ich von Fenrir hinunter. „ Unsere Wege werde sich bald trennen, nicht wahr?“ „ Dies werden sie, doch nicht für immer.“, meinte der Fenriswolf und schnupperte in die Luft herum. Jemand oder etwas musste sich in unsere Nähe befinden. „ Menschen, ich rieche Menschen. Es sind einige.“ „ Eine Siedlung?“ „Wahrscheinlich.“ „ Dann sollten wir uns auf den Weg machen, ich möchte nur ungern in der Dunkelheit der Nacht im Wald umherirren.“, damit setzte ich mich in Bewegung und obwohl ich mein Ziel erreicht hatte, fühlte es sich nicht so an, als sei meine Reise beendet. Normalweise täuschte mein Gefühl mich nie, sodass ich mir die Frage stellte, was mich noch alles erwarten würde. Sicherlich müsste ich noch einige Hürden überwinden, bevor ich ein friedliches Leben konnte. „ Fenrir, ich hätte noch eine Frage an dich. Warum hast du mir geholfen, nachdem dein Vater mich vergiftet hatte?“ „ Wie bereits erwähnt, sind unsere Schicksale miteinander verbunden, zudem, wie du bereits erwähnt hast, wir sind eine Familie.“ „ Eine Familie. Ja, das sind wir. Ich freue mich auf den Tag, wo ich dir meine Familie vorstellen darf.“, sprach ich, während wir die Blumenwiese verließen und dafür den Hain betraten. Fenrir schnupperte in der Luft herum und knurrte sogar einmal, als ein Eichhörnchen unseren Weg kreuzte. Um ihn zu beruhigen, begann ich über sein Fell zu streichen. „ Alles ist in Ordnung, Fenrir. Das sind bloß Bewohner dieses Waldes, sie haben mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. Sie greifen uns nicht an.“ „ Diese Wesen sind mir fremd.“ „ Das habe ich geahnt, aber glaube mir, du wirst dich schnell an Midgard gewöhnen. Ich denke nicht, dass es hier Gefahren für dich gibt, vor allem, weil ich mir sicher bin, dass du noch wachsen wirst.“ „ Selbst hier in Midgard werden wir niemals sicher sein, Valhella. Du hast Odin hintergangen, eines Tages wird er dich aufsuchen oder er wird Thor schicken.“, wurde mir erklärt und dennoch verspürte ich keine Angst. Ich war mir sicher, dass weder Odin noch Thor mich aufsuchen würden. Es gab keinen Grund dafür, Asgard war nun sicher, nachdem der Fenriswolf an meiner Seite war.
Brav lief Fenrir neben mir, während ich leise eine Melodie summte und meine Umgebung im Auge behielt. Auch wenn der Wald friedlich erschien, konnte dieser Schein trügen. Hinter jeden Baum konnte sich ein Freund oder Feind befinden. Eines war ich mir langsam sicher, wir befanden uns keineswegs in der Nähe von Kattegat. Auf einmal blieb mein Begleiter stehen, knurrte und rannte ins davon. „ Fenrir!“, rief ich und wollte ihm bereits hinterher, als etwas im Augenwinkel erkannte. Keinen Moment später vernahm ich ein Wiehern und sah wie ein braunes Pferd sich vor mich aufbäumte. „Ruhig.“, hörte ich eine männliche Stimme sprechen, woraufhin sich das Reittier langsam beruhigte. Sein Reiter war ein Mann mit einer schwarzen Rüstung und mit einem Schwert auf dem Rücken. Es handelte sich eindeutig um einen Christen, wie ich an dem Holzkreuz erkennen konnte, welches er als Anhänger trug. „ Wer sind sie?“ „ Diese Frage könnte ich euch ebenfalls stellen. Um dennoch eure Frage zu beantworten, mein Name lautet Katharina und ihr seid?“ „Bischof Heahmund.“ „ Verzeiht mir die Frage, lebt König Egbert noch?“, stellte ich ihm die Frage, nachdem ich mir sicher war, dass ich mich in England befand. „ König Egbert ist verstorben, sein Enkel Alfred ist nun unser König.“ „ Könnt ihr mich zu ihm bringen?“ „ Der König hat keine Zeit für euch.“, damit ritt der Bischof an mir vorbei. „ Ich bin die Frau von Sigurd Ragnarson und ich will mit dem König sprechen!“, kaum hatte ich dies gerufen, zwang Heahmund sein Pferd stehenzubleiben. Er zog an den Zügeln, sodass es sich wieder in meine Richtung drehte. „ Ihr seid eine Heidin.“ „ Ihr könnt mich nennen, wie ihr wollt, Bischof Heahmund. Wie es scheint, wisst ihr, wer mein Ehemann ist.“ „ Er befindet sich mit anderen Heiden bei König Alfred. Sie sind seine Gäste. Woher soll ich wissen, dass ihr die Wahrheit sprecht?“ „ Wenn ihr König Egbert kanntet, denn wisst ihr, dass es eine Heidin war, die ihn befreit hatte und ihm das Leben gerettet hat. Ich war es gewesen, ich hatte ihn befreit. Mein Mann sowie seine Brüder waren enttäuscht von mir gewesen, weil ich diese Tat gegangen hatte, doch war es das Richtige gewesen. König Egbert hatte mich wie sein Gast behandelt, obwohl er wusste, wer ich bin. Ohne ihn würde ich nicht hier stehen.“, sprach ich und sah dem Bischof dabei in die Augen. Er sollte merken, dass es mir wichtig war, König Alfred zu treffen. Statt mir zu antworten, streckte Heahmund seine Hand aus, weshalb ich zügig zu ihm lief und mich aufs Pferd zogen ließ. Mir war es keineswegs unangenehm vor dem Älteren zu sitzen, welcher einen Arm um meine Hüfte gelegt hatte, damit ich nicht vom Pferd fiel. Es war ungewohnt auf solch einem Reittier statt auf einem Wolf zu sitzen. „ Ihr seid also die Frau von Sigurd Ragnarson? Ihr kommt mir nicht wie eine richtige Heidin vor.“ „ Ihr werdet verwundert sein, aber ich wurde getauft und bin im christlichen Glauben erzogen worden. Ich kenne die Bibel und was in ihr steht.“
Verwundert sah ich zu der Kirche, als diese in der Ferne erschien. Wir ritten genau auf sie zu, weshalb ich annahm, dass dies sein Ziel war. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt eine christliche Kirche vom nahen gesehen hatte. Langsam ritten vor an Grabsteine vorbei, dass der Bischof das Pferd zum Stehen zwang. „ Ihr wartet hier.“, sprach er zu mir, doch ich missachtete seinen Befehl und stieg ebenfalls hinunter. „ Ihr solltet warten.“ „ Sie werden genauso wie mein Mann und seine Brüder bemerken, dass ich mache, was ich möchte.“, damit betrat ich das Haus Gottes. Meine Schritte hallten an der Wand wieder, als ich Heahmund folgte, bis dieser sich hinkniete und betete, bevor er sich wieder erhob. Ich underdrückte den Drang den Kopf zu schütteln und folgte ihm stattdessen zum Altar. Dort konnte ich einen Mann erkennen, welcher betete. Dieser erhob sich, als der Bischof zu ihm trat. „ Mein Lord Heahmund. Bruder in Christus. Umarmen wir uns und danken Gott für eure Rückkehr.“, sprach der Mann und wollte Heahmund umarmen, dieser aber schien das nicht zu wollen. Vorsichtig trat ich einen Schritt zurück, um alles aus sicherer Entfernung zu beobachten. „ Mein Lord Cuthred, wie eigenartig es ist, euch hier vorzufinden. Eingesetzt an einem so geweihten christlichen Ort. Ich dachte nicht, dass ihr in euren Bestreben auf ein Amt in unserer heiligen Kirche aus wart.“ „ Gottes Wege sind in der Tat unergründlich für uns, lieber Heahmund. Aber so wie Paulus auf dem Weg nach Damaskus traf mich Gottes Licht wie ein Blitz. Ich sah, dass mein altes Leben mich in die Hölle führte, dass ich die Erlösung und die Gnade Gottes brauchte, bevor es zu spät war.“ „ Dennoch frage ich mich, ob ihr euch auf glühende Eisen legen würdet oder euch entmannend würdet oder euch die Augen rausreißen würdet, wenn der Herr es von euch verlangte. So wie ich es würde. Ich denke einfach, dass eure Ambitionen eher weltlich statt heilig sind.“ „ Heahmund, ihr selbst seid euch nicht gerade ein Heiliger.“ „ Der Herr kennt mein ringen. Ich ringe mit dem Teufel in der Wüste, wie der Herr es tat, aber mein ringen ist wenigstens geistlich. Ich kenne euch. Euch gefällt es, ein Fürst der Kirche zu sein, wegen diesem feinen Gewandes und-“ „ Es genügt, Heahmund.“, sprach ich, als dieser wütender wurde. „ Halte dich daraus, Heidin.“ „ Das werde ich nicht. Wir werden jetzt gehen. Verzeiht für die Störung, Cuthred.“, damit packte ich Heahmund am Arm und zog ihn hinter mir her. Deutlich konnte ich spüren, wie er versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, doch es zwecklos. Bald würde er merken, dass ich mehr war, als nur eine Heidin.
Nachdem wir das Haus Gottes verlassen hatten, zog ich den Bischof zu seinem Pferd. Meine Geduld neigte sich langsam dem Ende, da er weiterhin versuchte mein Griff, um seinen Arm zu lösen. „ Eurer Verhalten war unangemessen, Bischof Heahmund. Ich nehme an, dies war einst eure Kirche gewesen. Ihr müsst die Vergangenheit hinter euch lassen, auch wenn dies euch schwerfällt.“ „ Ihr seid keine gewöhnliche Heidin.“ „ Sie können von mir denken, was sie möchten, Bischof und nun bringt mich zu König Alfred.“, sprach ich, ließ den Arm des Älteren los und stieg auf sein Reittier. Wie er es bereits zuvor bei getan hatte, streckte ich ihm meine Hand hin und schenkte ihm ein Lächeln. „ Ihr seid durchaus ungewöhnlich.“, damit setzte er sich hinter mir in den Sattel und nahm die Zügel. Erneut spürte ich seine Hand auf meiner Hüfte, die meinen Körper fester gegen seinen drückte. Obwohl es nicht möglich sein sollte, vernahm ich seinen beschleunigten Herzschlag. „ Ihr seid ebenfalls ungewöhnlich, Bischof. Das Schwert, welches ihr besitzt, wie oft habt ihr damit anderen das Leben genommen?“ „ Diese Frage könnte ich euch ebenfalls stellen. Wie viele Menschen habt ihr auf dem Gewissen?“ „ Keinen, ich habe noch keinen Menschen das Leben genommen. An meinen Fingern klebt nicht das Blut unschuldiger. Die Vorstellung jemanden zu töten, erfüllt mich nicht mit Freude, wie bestimmte Menschen. Ihr könnt jeden Fragen, der mich kennt, ihr werdet immer dieselbe Antwort erhalten.“ „ Wie wurdet ihr die Frau von Sigurd Ragnarson?“ „ Ich rettete meinem Mann das Leben, als er stark erkrankte. Als Dank vermählte Ragnar mich mit Sigurd. , obwohl ich bereits auch Ivar das Leben zuvor gerettet habe. Obwohl Sigurd und ich uns am Anfang nicht ausstehen konnten, verliebten wir uns ineinander. Nachdem Ragnar verstorben war, kümmerte ich mich um ihn und seine Brüder. Lasst uns nicht mehr darüber sprechen, ich langweile euch bestimmt.“
Mein Herz begann wie wild zu schlagen, als wir in den Innenhof der Festung ritten. Soldaten wie auch Bedienstete liefen umher. Suchend sah ich mich meinem Mann und seinen Brüdern um, doch statt sie erblickte ich Lagertha, nachdem der Bischof das Pferd zum Stehen gezwungen hatte. Lagertha war gealtert und ihr einst blondes Haar hatte sich weiß gefärbt. Ihr Blick wanderte von Heahmund zu mir, bevor sie die Frucht fallen ließ, die sie gehalten hatte. Zügig stieg ich vom Reittier hinunter, wartete bis der Ältere dies ebenfalls tat und lief mit ihm zu Lagertha. „ Man erzählte mir, Ivar hätte dich getötet.“ „ Es ist auch schön, euch wiederzusehen, Lagertha. Asgard wurde mir zu langweilig.“, sprach ich und schmunzelte, als ich ihren Gesichtsausdruck sah. Ich hatte nur kurz ihre Aufmerksamkeit, da sie sich zum Bischof wand. „ Wo warst du?“ „ In Sherborne, wo ich früher Bischof war, ich musste meinen Nachfolger sehen.“, erklärte er und biss von einer mir unbekannten Frucht ab. Er schien erneut aufgebracht zu sein. Ich beschloss die Beiden alleine zu lassen und begann meine Suche nach meinem Mann. Das Glück schien auf meiner Seite zu sein, da die Wachen mich nicht zu bemerken schienen, sodass ich ungesehen ins Innere der Festung gelangte. „ Wo seid ihr bloß?“, flüsterte ich, während ich die unzähligen Gänge entlang lief, die sich ähnelten. Bedienstete kamen mir entgegen, doch ich schenkte ihnen keine Beachtung. Sie würden mir keine Auskunft über den Standort des Königs geben, da war ich mir sicher. Suchend sah ich mich weiter um, bog um eine Ecke, als ich eine mir bekannte Stimme vernahm. Ruckartig blieb ich stehen und blickte zu der Tür rechts von mir. Diese Stimme gehörte Björn. „ Ihr habt gesagt, dass ihr König Egberts Versprechen erfüllt, dass ihr uns jene Ländereien überlasst, die uns zustehen“ „ Vielleicht erinnert ihr euch auch, dass ihr erst beweisen müsst, dass ihr es wert seid.“ „ Wir müssen nichts beweisen. Gar nichts. Wir haben ein urkundliches Recht. Hier gezeichnet von König Egbert in unserer Anwesenheit.“ „ Mein Großvater hatte keine Befugnis euch diese Ländereien zuzuschreiben. Er hatte bereits meinem Vater den Thron überlassen, die Krönung fand einige Tage vor eure Ankunft statt.“ „ Dann war das alles nur eine Lüge.“ „ Aber nun seid ihr König.“, ertönte auf einmal die Stimme von Ubbe. „ Also könnt ihr sie unterschreiben und uns die Ländereien jetzt zu sichern.“ „ Dies zu tun, stünde mir zu.“ „ Was soll das bedeuten?“, stellte Björn die Frage, während ich näher an die Holztür heranschritt. „ Es gibt hier einflussreiche Leute, die nicht wollen, dass ich denen, die uns in der Vergangenheit angriffen und überfallen haben Land zu sichere.“ „ Warum sollten wir für euch kämpfen, wenn alles, was ihr sagt gelogen ist?“ „ Ich belüge euch nicht. Ich bin euch gegenüber aufrichtiger, als ihr erwartet dürft. Ihr habt euch selbst meiner Gnade unterworfen. Also nutzt meine Großzügigkeit nicht zu sehr aus. Ich werde euch die Ländereien überlassen, sobald ich es kann. Aber erst muss ich meine zukünftige Gemahlin treffen.“, hörte ich jemanden sagen und kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Ein junger Mann erschien in meinem Blickfeld, welcher ruckartig stehen blieb, nachdem er mich bemerkt hatte. Mir wurde bewusst, wer da vor mir stand. „ König Alfred, euch habe ich das letzte Mal gesehen, als ich mit eurem Großvater, an einem Tisch gesessen habe. Ihr seid gewachsen, wie die Zeit doch vergeht. Könnt ihr bitte zur Seite treten, damit ich mit meinem Mann und mit seinen Brüdern unterhalten kann?“, stellte ich die Frage und schob den jungen König zur Seite, sodass ich den Raum betraten konnte.
Ich war dem Jüngeren dankbar dafür, dass er hinter sich die Tür schloss, da niemand vom folgenden Gespräch etwas mitbekommen sollte. „ Bei den Göttern.“, hörte ich Björn sagen und ließ meinen Blick durch den Raum schweigen. Außer ihm konnte ich Ubbe und Sigurd erkennen, von Hvitserk und Ivar fehlte jeder Spur. Dies beunruhigte mich, doch ich beschloss später nach ihrem Aufenthaltsort zu fragen. „ Es ist schön, euch gesund und munter zu sehen. Bitte verzeiht mir, dass ich so lange gebraucht habe und-“, weiter kam ich nicht, da ich von Sigurd in eine kräftige Umarmung gezogen wurde. Unabsichtlich berührte er dabei die Wunde an meiner Schulter, sodass ich mich versteifte. Sofort löste der Blondhaarige sich von mir und wollte zurückschreiten, als ich nach seinen Händen griff. „ Ich wurde auf dem Weg hier her verwundet, die Wunde ist noch nicht verheilt.“ „ Du lebst.“, sprach Sigurd, so als könnte er es nicht glauben. Vorsichtig nahm er mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf meine. Nach wenigen Augenblicken lösten wir uns wieder voneinander, sodass ich lächelnd zu mir hinauf blickte. Endlich war ich wieder bei der Person, die ich liebte. „ Wie?“ „ Das erzähle ich euch gleich.“, meinte ich, lief zuerst zu Ubbe und dann zu Björn, um sie zu umarmen. Wobei beide aufpassten, mich nicht zu festzudrücken. Dankbar nahm ich den Stuhl an, den Sigurd für mich zurückgeschoben hatte. Erst als wir alle an einem Tisch saßen, begann ich zu erzählen. „ Nachdem Ivar mich getötet hatte, wachte ich ihn Asgard auf. Dort traf ich auf euren Vater, welcher Valhalla für eine kurze Zeit verlassen hatte, um mich aufzusuchen. Wir sprachen miteinander, bevor ich auf Thor traf. Er war es gewesen, welcher mich zweimal vor dem Ertrinken gerettet hatte. Kurz darauf traf ich auf Loki, welcher mit ein Angebot machte. Ich ging dies ein, doch statt nach Midgard zu gelangen, landete ich auf Utgard und danach in Jötunheim. Die Eisriesen sprachen mich mit Valhella an und meinten, dass ich eine Göttin sei. Ich muss gestehen, ich kann nicht verstehen, weshalb. Um zurück nach Midgard zu gelangen, musste ich Ymirs Tränen oder auch die Blutsteine finden. Den Ersten bekam ich geschenkt, den zweiten von einem Wesen namens Steinbjörn, dies ist ein riesiger Bär aus Stein und Eis. Als ich auf der Suche nach dem dritten war, würde ich von Loki hintergangen. Er stach mit einem vergifteten Dolch in meine Schulter. Die Eisriesen kamen mir zur Hilfe, sie retten mein Leben und aus mir unbegreiflichen Gründen, hatte ich den dritten Blutstein bei mir gehabt. So kam ich zurück nach Midgard und traf kurz danach auf Bischof Heahmund. Er brachte mich hier her.“ „ Das ist eine Geschichte.“, meinte Ubbe und musste scheinbar das Gehörte erstmal verarbeiten, genauso wie seine Brüder. Ich wartete einen Moment ab, bevor ich erneut anfing zu sprechen. „ Wo sind Hvitserk und Ivar?“
Stille kehrte ein, niemand sprach ein Wort. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht. „ Wo sind Hvitserk und Ivar?“ „ In Kattegat. Ivar ist nun König davon.“, sprach Ubbe und mied es mich dabei anzusehen. „ Katharina, nach deinem Tod hat Ivar sich verändert.“ „ Wie verändert? Erkläre mir das, Björn.“ „ Was Björn damit sagen will ist, dass Ivar deinen Tod nicht verkraftet hat. Jeder von uns konnte sehen, wie er sich verändert hat und er geniest es andere zu quälen..“ „ Und Hvitserk ist bei ihm? Wie dies geschehen?“ „ Wir wissen es nicht.“, gestand Ubbe, welcher endlich den Mut dazu hatte, mich anzusehen. Ich atmete tief ein und aus, während ich versuchte, das gesagte zu verstehen. Natürlich war mir bewusst gewesen, dass ich Ivar viel bedeutete, immerhin wir wie Pech und Schwefeln gewesen. Dennoch verstand ich nicht, wie er sich so verändern konnte. „ Er hat dich geliebt.“, sprach auf einmal Sigurd, weshalb ich fragend zu ihm sah. „ Ivar hat dich geliebt.“ „ Das kann nicht sein, wir waren Freunde.“ „ Das, was Sigurd sagt, stimmt, Ivar hat dich geliebt. Sein Verhalten dir gegenüber und wie er dich ansah.“ „ Nehmen wir an, ihr sprecht die Wahrheit und Ivar hat mich geliebt, würde dies bedeuten, dass mein Tod ihn endgültig gebrochen hat. Ich muss nach Kattegat und mit ihm sprechen.“, meinte ich und wollte mich erheben, doch wurde von meinem Mann daran gehindert. Sanft drückte ich mich zurück auf den Stuhl. In seinem Blick erkannte ich Angst und sorgte um mich. „ Ivar ist gefährlich, er hat es geschafft, Hvitserk auf seine Seite zu ziehen. Er ist unser Feind.“ „ Ich möchte alleine sein.“, damit erhob ich mich und verließ zügig den Raum. Schmerzlich wurde mir bewusst, warum mich das merkwürdige Gefühl niemals verlassen hatte. Ivar war der Grund dafür gewesen. Mein Tod hatte, wie es schien seine brutale Seite zum Vorschein gebracht. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen, blieb stehen und drehte mich um. Nicht weit von mir entfernt stand mein Ehemann, er war mir gefolgt. „ Es ist alles meine Schuld, hätte ich König Egbert damals nicht befreit, wäre dies alles niemals geschehen.“ „ Dich trifft keine Schuld, Ivar war schon immer so gewesen.“ „ Ich muss meinen Fehler wiedergutmachen und dafür muss ich nach Kattegat.“ „ Du solltest dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen.“, meinte der Blondhaarige und kam auf mich zu. Langsam beugte er sich zu mir hinunter, so als suchte er die Bestätigung, dass er mich küssen dürfte. Dies ließ mich sanft lächeln, bevor ich ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. „ Vielleicht hast du recht, es würde niemanden nützen, wenn ich vor Ivar stehen würde und das Bewusstsein verliere. Gibt es einen Raum, wo ich mich ausruhen könnte? Die Wunde beginnt zu schmerzen.“, erklärte ich und fühlte langsam, wie mein Körper sich nach Ruhe sehnte. Ich konnte mich nicht zurückerinnern, wann ich das letzte Mal mich richtig erholt hatte.
„ Hat jeder einen Raum für sich alleine bekommen?“, stellte ich Sigurd die Frage, als wir das Gemach betraten, welches er zugewiesen bekommen hatte. „König Alfred bestand darauf, nachdem er erfahren hatte, dass ich dein Mann gewesen war. Er hatte sich daran erinnert, dass du diejenige gewesen warst, wo sein Großvater befreit hatte.“ „ Wie oft ich mir dies noch anhören darf. Glaubst du, eine Magd würde mir warmes Wasser für ein Bad bringen?“ „ Ich werde eine suchen.“, damit verließ Sigurd den Raum, während ich beschloss mich genauer umzusehen. Zuerst begab ich mich zu der Holztruhe, welche vor dem Bett stand und öffnete diese. Zu meiner Verwunderung befand sich Kleidung in ihr, genauso wie ein Bogen. Verwirrt nahm ich die Waffe heraus und begutachte sie. Es fühlte sich richtig an, sie in der Hand zu halten. Schnell legte ich den Bogen zurück in die Truhe und schloss diese, als ich Schritte vernahm. Keinen Moment später öffnete sich die Tür und Sigurd kam mit einer Magd hinein. „ Ihr möchtet ein Bad nehmen?“ „ Dies ist richtig. Wäre es möglich, eine Holzwanne und warmes Wasser zu bekommen?“ „ Gewiss, wir werden euch beides bringen.“ „ Vielen Dank.“, bedankte ich mich bei der jungen Frau, bevor diese ihrer Aufgabe nachging. Deutlich spürte ich den Blick von meinem Mann auf mir, weshalb ich zu ihm blickte. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, warum. Ich hatte mich bei einer Magd bedankt, obwohl ich dies nicht müsste. „ Auch wenn ich in deinen Augen eine Göttin bin, werde ich mich nicht ändern.“ „ Der Sehe hatte damals recht gehabt, Katharina. Du bist eine Göttin, du warst Tod.“ „ Ja, das war ich gewesen.“ „ Du hättest mich nicht beschützen müssen.“ „ Es ist meine Pflicht euch zu beschützen, ich habe euren Vater damals ein Versprechen gegeben und ich werde dies einhalten. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb ich nach Kattegat muss. Mir ist bewusst, dass du dir Sorgen machst. Eines bin ich mir sicher, Ivar würde mich niemals verletzen.“ „ Er hat dich getötet un-“ „ Wenn er mich geliebt hat, wie ihr sagt, glaubst du wirklich, er hätte mich umgebracht?“, stellte ich die Frage, woraufhin der Sohn Ragnars schwieg. Uns beide war bewusst, dass mein bester Freund mich niemals absichtlich verletzt hätte. Sigurd wollte etwas darauf erwidern, als ein Klopfen ertönte. Zügig lief ich zur Türe, öffnete diese, sodass die drei Mägde die gefällte Wanne hineintragen und abstellen konnten. Wie ich erkannte, war sie nur zur Hälfte gefüllt, was mich keineswegs störte. Es würde reichen, mich zu waschen. „ Habt ihr noch einen Wunsch?“ „ Nein und vielen Dank.“, bedankte ich mich bei den Frauen, die sich vor mir verbeugten, bevor sie uns alleine ließen. Ich wand mich meinen Mann zu, lief zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „ Lass uns vorerst nicht mehr darüber sprechen. Könntest du mir bitte helfen und das Kleid öffnen?“, fragte ich ihn, woraufhin ich seine Hände an meinen Rücken fühlten konnte. Ganz vorsichtig begann er mein Gewand aufzuschnüren, bis er mir den Stoff von den Schultern strich. Sein Blick wanderte zu dem Verband, den ich noch trug. „ Du erwähntest, dass Loki dich mit einem Dolch verletzt hatte. Wie geschah dies?“ „ Ich kann es dir nicht genau sagen, doch er wollte meinen Tod. Dank den Eisriesen lebe ich noch.“, erklärte ich und ließ dabei Fenrir bewusst aus. Niemand sollte vorerst von ihm erfahren oder wissen. Zu groß war meine Angst, dass sie ihn jagen würden.
Vorsichtig begann ich den Verband zu lösen, wo Sigurd mir half, bevor ich mich langsam ins heiße Wasser sinken ließ. Deutlich konnte ich fühlen, wie der Heide mit seinen Fingerspitzen über die Wunde an meiner Schulter fuhr. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als sie zu meinen, Schlüsselbein wanderten. „ Hast du jemals mein Angebot angenommen und dich zu anderen Frauen gelegt?“, kaum hatte ich diese Frage ausgesprochen, verschwanden die Finger und Sigurd tauchte in meinem Sichtfeld auf. Er nahm meine rechte Hand in seine und küsste meinen Handrücken. „ Niemals könnte ich mich zu einer anderen Frau legen, als zu dir, Katharina. Zudem bin ich mir sicher, dass meine Brüder mich dafür umgebracht hätten. Sie alle begehren deinen Körper, dennoch hast du mich ausgesucht.“ „ Ich verstehe nicht ganz.“ „ Du könntest jeden Mann haben, den du willst, sogar einen König.“ „ Begründest du dies damit, dass ich angeblich eine Göttin sei?“ „ Du bemerkst nicht, wie du andere in deinen Bann ziehst, Männer wie auch Frauen.“ „ So besonders bin ich nicht, Sigurd. Ich bin eine junge Frau, mehr nicht.“, versuchte ich ihm zu erklären, doch wusste, dass er dies anders sah. Für alle würde ich bloß eine Göttin sein, mehr nicht.
Dankbar nahm ich Sigurds Hand an und stieg aus der Wanne, nachdem ich mich gewaschen hatte. Grinsend stieß ich meinen Mann zur Seite, als ich seinen Blick auf meinem Brüsten spürte und lief zur Truhe. Aus dieser kramte ich ein schwarzes Leinenhemd heraus, welches ich mir überstreifte. Danach drehte ich mich zum Heiden um und schenkte ihm ein Lächeln. „ Ich liebe dich, Sigurd und ich bin glücklich darüber, deine Frau sein zu dürfen. Heute Abend möchte ich dir meine Unschuld schenken.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, fühlte ich wie meine Wangen warm wurden. Alleine der Gedanke daran, dass ich Sigurd nackt sehen würde, trieb mir die Röte ins Gesicht. Bevor Sigurd darauf etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Keinen Moment später kam Ubbe hinein, wobei sein Blick sogleich zu mir wanderte. „ Du solltest dich anziehen, Katharina. König Alfred erwartet uns.“ „ Verstehe. Ich werde mich zügig umziehen.“, damit wollte ich nach meinem Kleid greifen und hielt inne, als ich erkannte, dass es nicht mehr da war. Suchend sah ich mich um, doch konnte es nirgendwo entdecken. „ Stimmt etwas nicht?“ „ Mein Kleid ist verschwunden.“, sprach ich, woraufhin die Brüder sich ebenfalls umsahen, doch auch sie konnten es nicht auffinden. „ Geht schon mal vor, ich werde nachkommen, sobald ich ein Kleid zum Anziehen gefunden habe.“ „ Wir können warten.“ „ Nein, ihr solltet zum König, Ubbe. Wir wollten ihn nicht verärgern, immerhin sind wir seine Gäste. Seid unbesorgt, ich werde nicht verschwinden.“, sprach ich und schickte somit Ragnars Söhne aus dem Raum. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich mich auf den Bettrand niederließ und meine Augen schloss. Es geschehen merkwürdige Dinge, seit ich Jötunheim verlassen hatte. Wie gerne hätte ich Fenrir um Rat gefragt, doch dieser war spurlos verschwunden. Sorgen um ihn machte ich mir keine, er konnte gut auf sich selbst aufpassen. Ich öffnete meine Augen und beschloss in der Truhe nach einem Gewand zu wühlen, als ich ein Kribbeln am ganzen Körper spürte. Fassungslos starrte ich auf meine Hände, als ich die Handschuhe meiner Rüstung erblickte. Wie konnte es sein, dass ich sie wieder trug? „ Sei eine Göttin.“, vernahm ich die Stimme, die ich seit Jötunheim nicht mehr vernommen hatte. „ Wer bist du?“, fragte ich in den Raum hinein, doch bekam keine Antwort. Diese männliche Stimme war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. Eines war ich mir sicher, die Person, die mir half, musste Magie erlernt haben. Vielleicht sollte ich mit den Anderen über die Stimme in meinem Kopf sprechen. Schnell erhob ich mich, nachdem mir wieder eingefallen war, dass der König mich erwartete.
Es herrschte Stille und alle saßen bereits, als ich die Halle betrat. Ganz hinten konnte ich König Alfred mit seiner Mutter, seinen Bruder und mit einer jungen Frau erkennen, wahrscheinlich war seine zukünftige Frau. Mein Blick schweifte umher, bis ich Ubbe und Sigurd entdeckte, welche nebeneinander saßen. Sanft strich ich über meine Rüstung, bevor ich zu dem Tisch lief, an dem sie saßen. Deutlich spürte ich die Blicke aller auf mir, als ich mich neben meinen Mann setzte. Geschockt sah dieser mich an, weshalb seine Hand in meine nahm. „ Katharina, du hast eine Rüstung an.“, flüsterte mein Gemahl ins Ohr, nachdem er sich zu mir gebeugt hatte. „ Das ist mir bewusst, sie erschien auf einmal. Ich dachte, es wäre besser, mit ihr zu erscheinen, als in einem Leinenhemd.“ „ Dies wäre womöglich besser gewesen, sie sehen uns als ihre Feinde an und dies macht es nicht besser.“, meinte Ubbe, während er zu mir blickte. Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich meine Kapuze aufzog. Mir war bewusst, dass ich dadurch noch mehr aus der Masse hinaus stach. Erneut ließ ich meinen Blick umherschweifen, wobei mir auffiel, dass einige Männer immer wieder zu uns sahen. Ein ungutes Gefühl bereitete sich in mir aus, als es mir klar wurde. Sie wollten uns nicht hier haben. Für sie waren wir nichts als Heiden, die ihr Land wollten. Ich fasste einen Entschluss und erhob mich. „ Katharina, was hast du vor?“, hörte ich Ubbe sagen, während ich meine Kapuze hinunter streifte und auf König Alfred zuließ. Dieser unterbrach seine Unterhaltung mit seinem Bruder, nachdem er mich bemerkt hatte. „ König Alfred, ich nehme an, ihr erinnert euch noch an mich.“ „ Gewiss, mein Großvater sprach gutes von euch. Euer name lautet Katharina, ihr seid mit Sigurd Ragnarson verheiratet.“ „ Dies bin ich, auch wenn ich im christlichen Glauben erzogen worden bin. Dies ist aber nicht der Grund, warum ich vor euch stehen. Ich habe die Unruhen unter euer Gefolgschaft bemerkt und nehme daher die Annahme, dass wir unerwünscht in euren Hof sind. Ihr müsst verstehen, ich habe Ragnar geschworen seine Söhne zu beschützen und ich werde dieses Versprechen einhalten, selbst wenn es mich erneut mein Leben kosten würde.“, erklärte ich ruhig und drehte mich danach zu seinen Gefolgsleuten um. „ Mir ist bewusst, dass ihr uns als eure Feinde anseht und dies ist verständlich. Ihr seht uns als das Werk des Teufels an, dass wir Sünder sind, doch wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf uns.“, damit verließ ich die Halle. Meine Schritte hallten an den Steinwänden wieder, als ich den Weg hinaus in Freie suchte. Mir war durchaus bewusst, dass ich mit dem Feuer gespielt hatte.
Ein Krächzen ertönte über meinem Kopf, als ich es geschafft hatte nach draußen zu gelangen. Keinen Moment später landete Sýnin auf meiner Schulter, was mich lächeln ließ. „ Na meine Schöne, hast mich wohl wieder gefunden. Wo warst du denn die ganze Zeit gewesen?“, stellte ich ihr die Frage, während ich ihr über das Gefieder strich. Erneut krächzte sie und schlug mit den Flügeln. „ Ganz ruhig meine Schöne, hier lauert keine Gefahr für uns, noch nicht.“, sprach ich und lief dabei ein wenig umher, wobei ich die Blicke der Wachen auf mir spüren konnte. Sollten sie es wagen, mich anzugreifen, würde ich mich verteidigen. Sie alle sahen uns als die Anhänger des Teufels an und wollten, dass wir ihr Land verließen. Dies konnte ich durchaus verstehen, hatte Ragnar doch in der Vergangenheit England mehr als nur einmal überfallen. Die Engländer würden uns niemals ihr Vertrauen schenken. Sanft strich ich Sýnin über den Kopf, während ich mich nach einem Ort umsah, wo ich ungestört sein könnte. Ich wusste nicht einmal selbst, warum ich wieder alleine sein wollte, obwohl ich erst meine Familie wiedergefunden hatte. Lag es daran, dass Hvitserk und Ivar fehlten? „ Sýnin, stimmt etwas nicht?“, stellte ich die Frage, als sie begann wie verrückt mit den Flügeln zu schlagen. Sekunden später erkannte ich den Grund weshalb, da mein Ehemann auf uns zu schritt. Mit etwas Abstand blieb Sigurd vor uns stehen und beobachtete den Raben auf meiner Schulter. „ Du kannst näher komme, sie wird dich nicht verletzen. „ Sýnin, das ist mein Mann Sigurd. Sigurd, das ist Sýnin. Ich traf sie in Jötunheim. Darf ich den Grund wissen, weshalb du mich aufsuchst?“ „ Björn will dich später sprechen, genauso wie Lagertha.“ „ Verstehe, sie sind nicht erfreut darüber, was ich getan habe, nicht war?“ „ Du hast alle beeindruckt, auch die Christen, vor allem, mit deiner Rüstung.“ „ Loki gab sie mir, nachdem ich auf sein Angebot eingegangen war. Sie erschien wieder, als ich ein Gewand gesucht hatte. Ich kann mir es nicht erklären, es ist mir ein Rätsel.“, erklärte ich und sah wie Sýnin auf Sigurds Schulter flog. Sie krächzte, bevor sie es sich bequem machte. Der Sohn Ragnars war sichtlich verwundert darüber, ließ aber den Vogel auf seiner Schulter. „ Diese blonde Frau, die bei Björn saß, das ist Torvi oder?“ „ Du bist ihr noch nicht begegnet, obwohl wir alle in Kattegat gelebt haben.“ „ Ich hatte anders zu tun, als sie kennenzulernen. Ivar wollte damals meine ganze Aufmerksamkeit haben, zudem musste ich dafür sorgen, dass unsere Familie nicht zerbricht. Was ich schlussendlich nicht geschafft habe.“ „ Katharina, dass-“, mein Ehemann wurde von Sýnins Krächzen unterbrochen, als zwei Wachen auf uns zukamen. „ König Alfred möchte euch sehen“, erklärte einer der Männer und blickte mich dabei an. Mit einem Nicken signalisierte ich ihnen, dass ich verstanden hatte, sodass sie uns wieder alleine ließen. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich Sigurd küsste und mich auf den Weg zum König machte.
Langsam öffnete ich die hölzerne Türe, nachdem ich den Raum gefunden hatte, wo sich König Alfred aufhielt und trat hinein. Der Braunhaarige stand in der Mitte des Raumes und hatte sich zu mir umgedreht. „ Ihr wolltet mich mir sprechen?“ „Ja. Bitte setzte euch.“, damit bot er mir einen Stuhl an, den ich dankend annahm. „ Etwas wein?“ „ Vielen Dank für das Angebot, doch ich muss es ablehnen. Ich trinke keinen Wein. Worüber wollt ihr mit mir sprechen?“ „ Ich glaube Björn, ist ganz und gar gegen mich.“ „ Ich habe bislang nicht mit ihm gesprochen, doch ich nehme an, dass er sich verraten fühlt. Ihr müsst wissen, ich habe euer Gespräch mit den Ländereien zugehört.“ „ Das verstehe ich, doch was soll ich tun? Ich kann doch nichts dafür und gegenwärtig ist es nicht gerade einfach euch diese Ländereien wieder zu überschreiben. Viele sind dagegen.“ „ Das waren keine Vorwürfe gegen euch, König Alfred. Ihr müsst wissen, ich war damals nicht durchgehend bei ihrem Großvater, nachdem er von meinem Mann und seinen Brüdern gefangen genommen wurde. Mir selbst war das mit Ländereien unbekannt. Doch was gedenkt ihr zu tun?“ „ Ihr sprach davon, dass ihr christlich erzogen wurdet.“ „ Dies wurde ich, doch ich habe vor langer Zeit aufhört, an etwas zu glauben.“ „ Ihr könnt euch abermals taufen lassen und Christ werden.“ „ Weder mein Mann, noch seine Brüder wäre damit einverstanden.“ „ Mir ist nicht entgangen, dass ihr es seid, die Befehler gibt. Niemand hinderte euch daran, zu meinem Volk zu sprechen und auch nicht daran, den Saal zu verlassen. Ihr könntet sie überreden.“ „ Björn würde sich niemals taufen lassen, mein König.“ „ Aber euer Mann und sein Bruder Ubbe, wenn ihr sie dazu überredet ihren heidnischen Göttern abzuschwören und Christ zu werden. Wenn ihr dies für mich tun würdet, Katharina, hätte einen Teil meiner Last nicht mehr zu tragen. Raganar redete mit mir, als ich noch ein Junge war. Er sprach davon, dass euer und mein Volk das Land teilen werden. Er sagte meinen Großvater, dass er nicht mehr anden heidnischen Göttern glauben würde. Mein Großvater erzählte mir alles, auch über euch, Katharina. Ihr habt sein Leben gerettet, obwohl ihr die Frau von Sigurd Ragnarson seid.“ „ Ich brauche Zeit, um über dies nachzudenken. Wenn ihr mich entschuldigt, ich werde erwartet.“, damit erhob ich mich und wollte den Raum verlassen, als erneut die Stimme des Braunhaarigen ertönte. „ Warum habt ihr dies getan?“ „ Euer Großvater hat mich wie seinen Gast behandelt, obwohl er wusste, wer ich war. Er überließ mir damals die Wahl, ob ich gehen oder bleiben möchte.“ „ Ihr seid damals gegangen, weshalb?“ „ Ich habe Ragnar geschworen seine Söhne zu beschützen und ich halte meine Versprechen, selbst wenn sie meinen Tod bedeuten.“, damit verließ ich endgültig den Raum.
Natürlich war mir bewusst, dass Ubbe und Sigurd sich taufen lassen würden, sobald ich sie darum bat, doch alles in mir sträubte sich, sie zu fragen. Ich konnte ihnen nicht einen Glauben aufdrängen, den sie verabscheuten. Auf der anderen Seite war da König Alfred, welcher dringend meine Hilfe benötigte. Mir war es nicht entgangen, dass er zu wenig Erfahrungen damit hatte, ein Königreich zu regieren. Dies war einer der Gründe, warum er mich um Hilfe bat. „ Warum immer ich?“, murmelte ich und zog meine Kapuze auf, um ungesehen in mein Gemach zu kommen. Doch kaum war ich einige Schritte gelaufen, erblickte ich Björn, welcher um die Ecke kam. Sogleich blieb der Ältere vor mir stehen, streckte seine Hand aus und zog langsam meine Kapuze hinunter. „ Du hast mit König Alfred gesprochen?“ „ Dies habe ich.“ „Worüber hat ihr gesprochen?“ „ Dies ist nicht wichtig, Björn. Sigurd erzählte mir, dass du und deine Mutter mit mir sprechen wollt.“ „ Das wollen wir. Komm.“, damit lief der Heide los, weshalb ich ihm folgte. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich mich aus dem Staub machen sollte, doch verwarf den Gedanken schnell. Björn würde mir dies verzeihen, Lagertha nicht. Ich wollte sie keineswegs verärgern, auch wenn wir nicht wirklich verstanden. Vor eine bestimmte Tür blieb der Ältere stehen, öffnete die Türe und betrat diesen. Mein Blick wanderte sofort zu Lagertha, welche auf einem Stuhl saß und Wein trank. „ Setz dich, Katharina.“, sprach sie, sodass ich die Tür hinter mir schloss und auf einen der vielen Stühle Platz nahm. „ Dein Handeln war unüberlegt gewesen.“ „ Dies ist mir durchaus bewusst, dennoch habe ich das Richtige getan.“ „ Was meine Mutter damit sagen will ist, dass vorsichtig sein müssen.“ „ Das weiß ich, Björn. Die Christen wollen uns nicht hier haben, was verständlich ist. Ihr habt ihre Dörfer überfallen und dann wundert ihr euch darüber, warum sie euch ihre Ländereien nicht überlassen.“ „ Dann verstehst du, warum sie uns gehören.“, meinte der Ältere, weshalb ich am liebsten mit dem Kopf geschüttelt hätte. Für mich benahm er sich wie ein trotziges Kind, welches sein Spielzeug nicht bekam. „ Wir wollen, dass du uns dabei unterstützt.“, meinte Lagertha zu mir, weshalb ich von ihrem Sohn zu ihr sah. Die Ältere trank einen Schluck Wein, während sie auf eine Antwort von mir wartete. „ Wie soll ich euch unterstützen? Ich kann König Alfred nicht dazu zwingen und ich werde es nicht. Zudem haben wir derzeit andere Sorgen, als Ländereien, die eigentlich uns gehören.“ „ Ubbe hat mir erzählt, dass du über Ivar und Hvitserk Bescheid weißt. Dir ist bewusst, dass wir gegen sie kämpfen müssen.“ „ Gewalt ist keine Lösung für unsere Probleme, auch wenn ihr es so denkt. Ich werde mit Ivar sprechen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“, damit erhob ich mich und verließ den Raum.
Sýnin schlug mit den Flügeln, als sie mich erblickte und flog von Sigurd Schulter auf meine. Wie so oft, rieb sie ihren Kopf gegen meinen, was mich wiederum zum Lächeln brachte. „ Worüber wollte König Alfred mit dir sprechen?“ „ Er bat mich um Hilfe, genauer zu sein um unsere Hilfe. Ich bin ehrlich, er möchte, dass Ubbe, du und ich uns taufen lassen. Ihr sollte ihren heidnischen Göttern abschwören.“ „ Wissen meine Brüder davon?“ „ Nein, ich war zwar eben bei Björn und Lagertha gewesen, doch ich habe davon nichts erzählt und Ubbe habe ich seit vorhin nicht mehr gesehen.“ „ Er trainiert mit Torvi, wir sollten sie aufsuchen.“ „ Das ist nicht nötig, ich werde morgen mit ihm sprechen. Den restlichen Tag möchte ich mit dir verbringen. Du hast mir nicht erzählt, was nach meinem Tod geschah.“ „ Möchtest du dies wirklich hören?“ „ Dies möchte ich. Lass uns vorher in unser Gemach gehen, bevor du mir alles erzählst. Hier sind zu viele Ohren, die mit hören könnten.“, erklärte ich, woraufhin Sýnin davon flog. Sorgen um sie machte ich mir keine, sie konnte auf sich selbst aufpassen. Lächelnd griff ich nach der Hand meines Mannes und zog ihn hinter mich her. Deutlich konnte ich die Blicke der Christen auf uns spüren, da ich Sigurds Hand hielt. Für sie gehörte sich dies nicht, was mich wiederum nicht interessierte. Da ich mir den Weg zu unseren Gemach gemerkt hatte, erreichten wir dies nach wenigen Minuten. Nachdem ich den Raum betraten hatte, stellte ich verwundert fest, dass ein Krug, sowie auch Becher auf den Tisch standen. Ich ließ die Hand meines Mannes los, lief hinüber zum Tisch und blickte in den Krug hinein. Dieser war mit Wasser gefüllt, was mich überraschte. „ Sigurd, der Krug ist mit Wasser gefüllt.“ „ Ist daran etwas falsch?“ „ Nicht wirklich, ich habe vorhin erst König Alfred erzählt, dass ich keinen Wein trinke. Er muss dies weiter gegeben haben. Ich sollte mich bei ihm bedanken, sobald ich ihn sehe.“ „ Er scheint dich mehr zu mögen, als er sollte.“, meinte der Heide, weshalb ich mit dem Kopf schüttelte. Ich hatte die Anspielung durchaus verstanden und fand sie lächerlich. „ König Alfred ist noch sehr jung, er möchte meine Unterstützung haben. Ihm ist nicht entgangen, dass ihr so gesehen meine Befehle nachgeht. Keiner von euch hat mich aufgehalten, als ich gesprochen und die Halle verlassen hatte. Deshalb sprach er auch mit mir darüber, dass wir uns taufen lassen sollten, er braucht dringend meine Hilfe. Mir ist bewusst, dass ich auch nicht dazu zwingen kann.“ „ Wenn du unsere heidnischen Götter abschwören und dich taufen lassen möchtest, werde ich dies ebenfalls. Ich bin dein Mann, Katharina und ich werde dich unterstützen.“, sprach der Blondhaarige, kam auf mich zu und zog mich in einem Kuss. Leicht schmeckte ich den Wein, welchen er in der Halle getrunken hatte. Ich legte meine linke Hand an seinen Nacken, zog ihn ein wenig weiter zu mir hinunter. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als seine Zunge gegen meine Lippe stupste. Ohne wirklich darüber nachzudenken, öffnete ich sie und spürte sogleich seine Zunge meine umspielte. Vorsichtig begann ich, seine Bewegungen nachzuahmen. „ Sigurd.,“ hauchte ich gegen seine Lippen, nachdem wir den Kuss gelöst hatten. Ich schritt zurück und begann mich von meiner Rüstung zu befreien.
Deutlich spürte ich den Blick meines Mannes auf mir, als ich meine Handschuhe auszog und meinen Mantel auf den Boden fallen ließ. Immer mehr Stoff landete auf dem Fußboden, bis ich unbekleidet war. Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, war ich ziemlich nervös. „ Du hast zu viel an.“, hauchte ich dem Heiden gegen die Lippen, während meine Hände sich unter seinem Hemd schoben. Ich sah, wie Sigurd schluckte, bevor er sich ein wenig zu mir hinunterbeugte und meinte Haare nach hinten strich. Es war unübersehbar, dass er sich meinetwegen stark zurückhielt. Bislang waren Sigurd und ich nicht weiter als kuscheln und küssen gegangen. Nun aber stand ich kurz dafür meine Jungfräulichkeit zu verlieren. Sein warmer Atem streifte meine Haut, als er seinen Kopf in meine Halsbeuge vergrub. Erneut lief mir Schauer über den Rücken, als er begann, meinen Hals zu liebkosen. Leicht legte ich meinen Kopf schief, damit er mehr Platz hatte, während ich nach dem Saum seines Hemdes griff und dieses langsam hinauf zog. Der Heide ließ für einen Moment von meinem Hals ab, sodass ich ihm das Oberteil über den Kopf ziehen konnte. Mein Blick wanderte über seinen Oberkörper, bevor ich meine sanft über seine Bauchmuskeln fuhr, welche sich unter meinen Bemühungen anspannten. „ Ich bin glücklich, solch einen Mann wie dich zu haben, Sigurd. Du hältst dich zurück, obwohl du das nicht müsstest. Du könntest mich auf das Bett schmeißen, mich nehmen wie du es möchtest und mich endlich ganz zu deinen machen.“, sprach ich, lehnte mich nach vorne und biss in seinen Hals, bevor ich unschuldig darüber leckte. Ein raues Stöhne bestätigte mir, dass es ihm gefiel, was ich getan hatte. Ich fühlte wie seine Hände sich auf meine Seiten und ich nächsten Moment fand ich mich auf dem Bett wieder. Sigurd beugte sich über mich, liebkoste meinen Hals und küsste langsam zu meinen Brüsten hinunter. Ich wand meinen Blick ab, da mir diese Art von Zuneigung fremd war. Reflexartig wollte ich meine Beine schließen, als ich seine Hand an meinen Oberschenkel spürte, doch wurde mit leichtem Druck daran gehindert. „ Habe keine Angst, vertrau mir.“, vernahm ich Sigurds Stimme und fühlte ein Kribbeln in meinen Unterleib, nachdem seine Finger langsam zu meiner Mitte gewandert waren. „ Sigurd.“, stöhnte ich seinen Namen, als er ohne Vorwarnung mit einem Finger in mich eindrang. Leicht krümmte ich mich und hielt mich an seinen Schultern fest. Ein zweiter Finger folgte, ließ mich erneut aufstöhnen und mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er verbrennen. Abermals fühlte ich seine Lippen aus meinem Hals, bevor er sich an einer bestimmten fest saugte. Zeitgleich verschwanden seine Finger aus meinen Inneren und ich fühlte wie etwas Größeres in mich eindrang. Keuchend lang ich unter den Heiden, welcher mich an der Hüfte packte, sodass ich gezwungen war an derselben Stelle liegenzubleiben. Langsam begann Sigurd zu sich bewegen, während sich meine Fingernägel in seiner Haut vergruben. Am Anfang schmerzte es leicht, doch dies verschwand schnell, sodass ich mich ihm entgegendrückte. Ein tiefes Keuchen ertönte, zudem verstärkte sich der Griff um meine Hüfte. Fester stieß der Blondhaarige in mich, raubte mir beinah den Verstand, bis seine Bewegungen ruckartiger wurden und dann stoppten sie abrupt. Sein warmes Sperma floss ein wenig aus mir heraus, als er sich aus mir zog, was mich erschaudern ließ. Schwer atmend ließ mein Ehemann sich neben mich fallen, drehte seinen Kopf zu mir und nahm mich in den Arm. „ Habe ich dich verletzt?“ „ Nein, sei unbesorgt. Es hat mir sehr gefallen, für einen Heiden warst du ganz sanft gewesen.“, meinte ich neckend und schmiegte mich mehr an seinen Körper. Sigurd griff nach einer Decke und breitete diese über uns aus. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust ab, sodass ich sein Herz schlagen hören konnte. So lagen wir eine Weile da, bis ich an seiner ruhigen Atmung erkannte, dass er eingeschlafen war. Lächelnd blickte ich zu meinem Ehemann, strich ihm einige Strähnen aus dem Gesicht und fühlte mich seit langen wieder glücklich.
Ein Knarzen riss mich aus meinen traumlosen Schlaf, sodass ich meine Augen öffnete und mich verschlafen umsah. Nicht weit entfernt vom Bett stand ein grinsender Ubbe, welcher zu uns blickte. „ Es wurde auch endlich Zeit, dass ihr die Hochzeitsnacht nachholt.“ „ Bist du deshalb hier?“ „ König Alfred will dich sprechen, Katharina. Er sagte, es sei wichtig.“, kaum hatte der Ältere dies ausgesprochen, richtete ich mich vorsichtig auf und stieg aus dem Bett. Verwundert blickte ich das goldene Kleid an, welches mir Ubbe hinhielt, als ich meine Rüstung aufheben wollte. „ König Alfred gab mir dies für dich. Er meinte, damit würdest du weniger auffallen, wobei er recht hat.“ „ Verstehe.“, sprach ich und drehte mich zu Sigurd um, als dieser sich aufrichtete. „ Was suchst du hier, Ubbe?“, stellte er die Frage, während ich das Gewand anzog und dankbar darüber war, dass es meine Knutschflecke am Hals verdeckte. „ Dein Bruder hat mir eben mitgeteilt, dass König Alfred mich erneut sehen möchte. Zudem haben wir gestern am Abendessen nicht teilgenommen, sodass ich annehme, dass er mich darauf ansprechen wird.“
„ Ihr wolltet mich erneut sprechen, König Alfred?“, stellte ich die Frage, nachdem ich den Raum betreten hatte, in dem sich der Jüngere befand. „ Das wollte ich.“ „ Nun, weshalb haben sie mich rufen lassen?“ „ ich möchte gerne, dass sie meine zukünftige Gemahlin und mich begleiten.“ „ ich verstehe nicht ganz, was sie mir damit sagen möchten.“ „ Es wird erzählt, dass sie durchaus eine begabte Kriegerin sind, Katharina. Sie sollten Björn im Zweikampf besiegt haben.“ „ Ich verstehe. Gut, ich werde sie beschützen, sollten sie in Gefahr geraten. Zudem möchte ich mich bei ihnen für dieses Gewand bedanken, es ist sehr angenehm zu tragen.“ „ Das erfreut mich. Nun denn, wir sollten uns nach draußen begeben.“, meinte Alfred, sodass wir gemeinsam den Raum verließen. Nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen hatte, erkannte ich Ubbe und Sigurd, welcher um die Ecke blickten. Ohne das der König es bemerkte, schüttelte ich den Kopf über das Verhalten der Brüder. Auf der anderen Seite war es niedlich, dass sie sich bereits wie damals, Sorgen um mich machten. Schweigend lief ich neben Alfred her, bis wir nach draußen gelangt war, wo uns die Prinzessin, ein Mann und ihre Zofen erwarteten. Leicht verneigte ich mich vor der zukünftigen Königin, welche mich von Kopf bis Fuß musterte. „ Verzeiht, mein König, dies ist eine Heidin.“, sprach der, mir unbekannte, Mann, woraufhin der Jüngere nickte. „ Dies ist Katharina, sie ist die Frau von Sigurd Ragnarson. Sie wird uns begleiten.“ „ Mein-“ „ Ihr habt den König gehört, guter Herr. Ich werde euch begleiten, mit oder ohne eure Zustimmung.“, unterbrach ich den Mann und machte deutlich, dass es mich nicht interessierte, was seine Meinung dazu war. König Alfred reagierte schnell und lockerte die Stimmung, indem er mit einer Handbewegung uns zeigte, dass wir loslaufen sollte. Gemütlich lief ich hinter dem König, welcher sich mit der Prinzessin unterhielt, während wir zum Markt liefen. „ Verzeiht mir, dass ich euch vernachlässigt habe.“ „ Sire, ich bitte euch, ihr müsst euch nicht um mich kümmern.“ „ Es ist meine Schuld, dass ich keine Zeit gefunden habe, um euch kennenzulernen. Wir sollen uns vermählen. Wollt ihr euch vermählen?“ „ Ich...ich weiß nicht recht.“ „ Ich verspreche euch, dass wir uns besser kennenlernen werden, aber im Augenblick.“ „ Ich weiß. Ihr habt gerade Wichtigeres zu tun.“, sprach die Prinzessin, woraufhin Alfred ihr einen Kuss auf den Handrücken hauchte. „ Wir sehen uns später.“, damit drehte sich der Jüngere um, sodass ich ihm folgte. Ich wartete einen Moment ab, bevor ich anfing, zu sprechen. „ Ihr solltet mehr auf sie zugehen, mein König. Euch, wenn ihr gerade nicht sehr viel Zeit dafür habt.“ „ Seit ihr schon lange verheiratet, Katharina?“ „ Das bin ich. Könnt ihr euch noch an unser erstes Treffen erinnern? Im Winter davor wurde ich mit meinem Mann verheiratet, Ragnar wollte dies so. Könnt ihr glauben, dass Sigurd und ich uns am Anfang nicht ausstehen konnten?“ „ Ihr lebt unter Heiden, sind sie wirklich so wild?“ „ In welcher Hinsicht?“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, zögerte Alfred mit der Antwort, sodass ich verstand. „ Mein Mann ist liebevoll und zwingt mich nicht zu etwas. Bis gestern Abend, war ich sogar noch Jungfrau gewesen. Verzeiht, dass wir nicht zum Essen erschienen waren.“, damit ging ich kichernd davon und wusste, dass der König darüber errötet sein musste.
Immer noch kichernd begab ich mich zu Ubbe und Sigurd, welche an einen Stand standen und mich verwundert ansahen. „ Wollen wir wissen, was du angestellt hast?“ „ Ich habe dem König erzählt, dass ich bis gestern Abend noch unberührt war. Er hatte gefragt, ob Heiden wirklich so wild sind, nachdem wir kurz über die Prinzessin gesprochen hatten.“, erklärte ich, woraufhin die Brüder gleichzeitig den Kopf schüttelten. Dies wiederum brachte mich zum Lachen, sodass einige Christen zu uns sahen. „ Lasst mir doch meinen Spaß, ich musste in der letzten Zeit so ernst sein. Wenn ihr gerade hier seid, es gibt noch etwas, dass ich mit euch besprechen muss. Wir sollten dafür einen weniger belebten Ort aufsuchen.“, erklärte ich ihnen, bevor wir uns zu einem der Ställe begaben. Dort befand, hielt sich nur jemand auf, wenn die Pferde versorgt werden musste. Ein Rappe streckte seinen Kopf in unsere Richtung, als wir den Stall betraten. Ich konnte nicht anders, lief zum Pferd und strich diesem übers Fell. „ Worüber willst du mit uns sprechen, Katharina?“, hörte ich Ubbe sagen und drehte mich wieder zu den Brüdern um. „ König Alfred bat mich um Hilfe, ihr habt bestimmt mitbekommen, dass nicht jeder uns hier willkommen heißt. Deshalb sollen wir drei den heidnischen Göttern abschwören und uns taufen lassen.“, und damit herrschte Stille. Weder mein Mann, noch sein Bruder sprach etwas, sondern sahen mich nur fassungslos an. Verständlich, sie sollten ihren derzeitigen Glauben abschwören. „ Ihr werdet mich dafür hassen, das ist mir bewusst, doch ich werde Alfred helfen.“ „ Katharina, du bist eine heidnische Göttin! Du kannst-“ „Ich wollte niemals eine Göttin sein, Ubbe! Ich habe nie darum gebeten, als solche angesehen zu werden. Ihr könnt nicht verstehen, welche Last ich auf meine Schultern trage oder was ich opfern musste, um zurück nach Midgard zu gelangen!“ „ Katharina, warte!“, hörte ich Sigurd rufen, als ich aus dem Stall rannte. Trotz meines auffälligen Kleides, konnte ich mich unter die Bewohner mischen, sodass die Söhne Ragnars mir nicht folgen konnten. Vorerst wollte ich alleine sein und mit niemandem sprechen. Warum konnten niemand verstehen, dass ich nicht als Göttin bezeichnet werden wollte?
Nachdem ich eine Weile ziellos umhergelaufen war, kehrte ich zum Stall zurück, wo ich die Brüder zurückgelassen hatte. Zu meiner Verwunderung, fand ich Sigurd vor, welcher sich auf dem Stroh niedergelassen hatte. Ich beschloss ihm Gesellschaft zu leisen und setzte mich neben ihn. „ Woher wusstest du, dass du wieder kommen würde?“ „ In Kattegat hast du dich oft in den Ställen aufgehalten, daher habe ich angenommen, dass du wieder kommen würdest.“, erklärte mir mein Ehemann, während ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte, zudem verschränkte ich unsere Finger miteinander. „ Verzeih mir, dass ich euch angeschrien habe. Ich möchte keine Göttin sein und auch nicht so genannt werden. Jeder von euch denkt, dass ich stark bin, doch das bin ich nicht.“ „ Ubbe wollte dich nicht verärgern, er macht sich, wie wir alle, Sorgen um dich. Ivar hatte dich getötet und wir haben dir die letzte Ehre erwiesen. Keiner hatte damit gerechnet, dass du zurück zu kommst.“ „ Um ehrlich zu sein, habe ich manchmal auch nicht mehr daran geglaubt. Für mich kommt es so unwirklich vor, dass ich wieder hier bin. Du kannst dir nicht vorstellen, welchen Schock ich bekommen habe, als mir bewusst wurde, wie viel Zeit hier vergangen war. Zudem mache ich mir Sorgen um Hvitserk und Ivar. Ich möchte, dass wir alle wieder eine Familie sind.“ „ Ivar hat sich verändert, Katharina. Er wollte mich töteten, genauso wie Ubbe.“, erklärte der Heide und strich mir währenddessen über den Rücken. Ich war dankbar darüber, dass er für mich da war und mir keine Fragen stellte. Nicht selten war ich über Sigurds Verhalten verwundert, da er sich eindeutig anders verhielt, als seine Brüder. Vielleicht war dies der Grund gewesen, weshalb Ragnar ihn für mich auserwählt hatte. „ Ubbe hat zugestimmt.“, sprach Sigurd plötzlich, sodass ich fragend zu ihm hinauf sah. „ Wir sind damit einverstanden, uns taufen zu lassen.“ „ Seid ihr euch sicher? Björn wird nicht erfreut darüber sein, zudem möchte ich euch nicht dazu zwingen.“ „ Wir werden dich unterstützen, Katharina.“, kaum hatte mein Mann dies ausgesprochen, zog ich ihn in einen Kuss.
„ Ubbe warte!“, rief ich auf diesen zu rannte und mein Kleid etwas dabei anhob, während Sigurd mir folgte. Sogleich blieb der Ältere stehen und sah mich fragend an. Wie es schien, war er gerade auf den Weg zu seinem Zimmer gewesen. Schnell strich mein Gewand glatt, nachdem wir vor ihm zum Stehen gekommen war. „ Verzeih mir, dass ich dich angeschrien habe. Ich hätte dies nicht tun sollen. Wir alle haben gerade eine schwierige Zeit. Sigurd hat mir erzählt, dass du eingewilligt hast. Du musst dich nicht taufen lassen, wenn du es nicht möchtest.“ „ Das weiß ich zu schätzen, doch ich werde dich bei deinen Vorhaben unterstützen, Katharina. Zudem-“, weiter kam Ubbe nicht, da Torvi erschien. Alleine an ihren Gesichtsausdruck erkannte ich, dass etwas vorgefallen sein musste. „ Lagertha will uns sehen, und zwar sofort.“
„König Alfred ist in einer schwierigen Lage. Es gibt hier Leute, die ihn vom Thorn stürzen wollen. Sie denken, er sei schwach und ihnen gefällt es nicht, dass er uns gestattet hier zu sein.“, erklärte Lagertha uns, nachdem wir vollzählig waren. „ Aber Bischof Heahmund hat gesagt, dass er uns beschützt.“, meinte Björn darauf, sodass mir bewusst wurde, dass die Brüder mir nicht alles erzählt hatten. Dies war ihr gutes Recht, sie durften Geheimnisse vor mir haben. „ Er sitzt wegen Mordes im Kerker und kann niemanden beschützen.“ „ Vielleicht hätten wir nie hier herkommen sollen.“ „ Torvi, wenn wir in Norwegen geblieben wären, wäre niemand mehr von uns am Leben.“ „ Wie es nun aussieht, sind wir Umständen ausgeliefert, die wir nicht mehr beeinflussen können.“ „ Wir müssen zu den Göttern beten, dass es dem König gelingt, seine Feinde zu bezwingen.“ „ Da sitzt eine Göttin vor dir, Mutter.“, sprach Björn und zeigte in meine Richtung, was mir unangenehm war. Ich senkte den Kopf, nachdem ich ihre Blicke auf mir gespürt hatte. „ Bete sie an, das ist das einzige, was wir tun können.“ „ Nein. Es gibt noch etwas, was wir tun können.“, mischte sich Ubbe ein, bevor ich seine Hand auf meiner Schulter spürte. „ Der König hat Katharina gefragt, ob wir uns im christlichen Glauben taufen lassen.“, kaum hatte Ubbe dies ausgesprochen, lachte Björn für einen Moment und für mich war die Zeit gekommen, auch etwas zu sagen. „ König Alfred braucht unsere Hilfe, nur so kann er seine Feinde bezwingen. Ubbe, Sigurd und ich haben beschlossen uns taufen zu lassen. Wir alle haben keine Wahl und manchmal muss man das kleinere Übel nehmen, um das Größere zu vermeiden.“ „ Und das hat dich gefragt?“ „ Das hat er, Björn. Mir war bewusst gewesen, dass du dich niemals taufen lassen würdest.“ „ Du bist eine Göttin unseres Glaubens, Katharina!“ „ Das ist mir bewusst, doch ich habe Ragnar geschworen euch zu beschützen!“, versuchte ich ihm zu erklären, damit er verstand, warum ich diesen Preis bezahlte. „ Ragnar ist Valhalla. Er sitze an der Seite des Allvaters. Er sitzt gegenüber von Thor. Sie sitzen zusammen und sind fröhlich. Und dies wollt ihr nicht glauben?“ „ Deine Brüder haben sich dazu entschlossen, mich zu unterstützen, Björn. Du wirst es mir nicht glauben, aber ich habe Ragnar getroffen und wir haben uns unterhalten, also versuche mir nicht zu erklären, dass er glücklich ist!“, schrie ich den Älteren an, während ich mich erhob. Mit wenigen Schritten stand ich vor Björn und sah diesem direkt in die Augen. „ Und noch etwas, nenne mich nie wieder eine Göttin oder du wirst Valhalla niemals erreichen.“, damit verließ ich den Raum und schmiss hinter mir die Türe zu. Ich konnte durchaus verstehen, warum Björn so reagiert hatte, doch er musste langsam einsehen, dass Opfer gebracht werden mussten.
Obwohl ich alles in meiner Macht tat, um meine Familie zusammen zuhalten, zerbrach sie in tausend Teile. Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich versagt hatte. Zwar standen Ubbe und Sigurd auf meiner Seite, doch niemand sonst. Ich verlangsamte meine Schritte, bis ich zum Stehen kam und senkte meinen Kopf. Blut tropfte hinab, nachdem meine Fingernägel sich in meine Handinnenfläche vergraben hatten. Fest biss ich mir auf die Lippe, hinderte mich so daran auch nur einen Ton von mir zu geben. Ich wollte meinen ganzen Frust am liebsten herausschreien, doch dies war unmöglich. „ Reiße dich verdammt nochmal zusammen.“, sprach ich zu mir selbst auf meiner Muttersprache und hob den Kopf. Mein Mann und Ubbe verließen sich auf mich, ich durfte sie nicht im Stich lassen. Ich wusste nicht einmal selbst, woher der Gedanke kam, doch ich beschloss, die Kapelle aufzusuchen. Dort würde ich für eine unbestimmte Zeit ungestört sein und könnte meine nächsten Schritte planen. Nachdem ich losgelaufen war, dauerte es nicht lange, bis ich mein Ziel erreicht hatte. Das Glück stand auf meiner Seite, da sich niemand in der Kapelle befand. Sogleich wanderte mein Blick zum Kreuz, während ich in die Mitte des Raumes trat. Ich faltete meine Hände, so wie sich es gehörte und begann zu sprechen. „ Ich kann mich nicht zurückerinnern, wann ich das letzte Mal gebetet habe, dennoch stehe ich hier und spreche mit dir. Es muss Jahre her sein, dass ich in einer Kapelle gestanden habe. Mein Mann, sein Bruder und ich wollen uns taufen lassen, um König Alfred zu unterstützen. Ich möchte dem König wirklich helfen, dennoch fühlt es sich so an, als würde ich meine Familie hintergehen. Und-“, ich brach ab, als ich Schritte hinter mir vernahm. Ruckartig drehte ich mich um und erkannte Alfred. „ Verzeiht, ich wollte euch nicht stören.“ „ Das habt ihr nicht, König Alfred. Es trifft sich gut, dass wir uns treffen. Ich wollte mich euch sprechen. Mein Mann und Ubbe haben zugestimmt. Wir möchten uns taufen lassen.“ „ Das erfreut mich, zu hören, Katharina. Ihr nimmt mir damit eine große Last von den Schultern.“
Kopfschüttelnd lehnte ich mich gegen eine Säule, während mein Blick auf Alfred Gefolge lag. Wir hatten uns in der Halle versammelt, da der König etwas verkünden wollte. „ My Lords, ich habe euch hier nochmals versammelt, da nach langen gebeten und stunden des Nachdenkens, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich habe beschlossen Bischof Heahmund wieder zum Bischof von Sherborne zu machen.“, kaum hatte der Jüngere dies ausgesprochen, sprachen aller durcheinander. „ Der Mord an Lord Cuthred möge für immer auf seinen Gewissen lassten und er muss sich selbst vor Gott verantworten. Aber my Lords, wir könn in den dunkeln Tagen der Ungewissheit in Wessex nie zuvor in unsere Geschichte bedroht wird. Wir können und werden nicht ohne die Dienste des Mannes auskommen, der sein Schwert zu führen weiß und der größte Krieger Christi in diesem Königreich ist.“, sprach der König Alfred und setzte sich auf seinen Thron. „ Außerdem möchte ich meine Vermählung mit Prinzessin Elsewith von Northumbria bekannt geben. Eine letzte Sache gibt es noch.“, damit winkte Alfred mich herbei und sogleich folgten mir Sigurd und Ubbe. Wir stellten uns nach vorne, sodass jeder uns sehen konnte. „ Ubbe, der Sohn von Ragnar Lothbrok, sowie sein Bruder Sigurd und dessen Gemahlin Katharina sind bereit sich christlich taufen zu lassen.“, kaum hatte er dies ausgesprochen, herrschte das Chaos, was nicht verwunderlich war. „ My Lords, bitte.“, versuchte Alfred die Männer zu beruhigen, was ihm aber nicht gelang. „ RUHE!“, schrie ich und sofort herrschte Stille, niemand wagte es ein Wort zu sagen. Der junge König drehte sich zu mir um, weshalb ich ihm ein Lächeln schenkte. „ Ihr habt das Wort, mein König.“ „ Ich bitte euch alle in Gottes Namen ihre Abkehr von ihrem Unglauben anzuerkennen und zu feiern. Das wird er Anfang von etwas wichtigen sein. Ohne die Hilfe dieser Menschen, die früher mal unsere Feinde waren, kann und wird Wessex nicht überleben.“
„ Katharina, wartet bitte einen Moment.“, sprach Alfred, als ich wie der Rest die Halle verlassen wollte. Ich nickte meinen Mann zu, signalisierte ihm somit, dass er nicht auf mich warten müsste. Erst als alle gegangen waren, drehte ich mich zum König um. „ Ich danke euch für eure Mithilfe.“ „ Das müsst ihr nicht, mein König. Ich weiß, wie ich mit Sturköpfen umzugehen habe. Mein Gefühl sagt mir, dass ihr nicht deswegen mit mir sprechen wollt.“ „ Kennt ihr York?“ „ Ich habe bereits davon gehört, es liegt in Nothhumbria.“ „ Und wird derzeit von Heiden belagert. Mir fällt es nicht leicht, euch erneut um etwas zu bitten, doch ihr seid meine einzige Lösung. Reitet nach York und bringt die Heiden dazu, es zu verlassen.“ „ Ich verstehe, ich werde mich auf den Weg machen, sobald mein Mann, sein Bruder und ich getauft worden sind.“
Da standen wir nun an einem Fluss und in weißen Leinenkleidern gekleidet. Um uns herum befanden sich der König, sowie einige Soldaten, Mönche und seine Gefolgsleute. Selbst Lagertha und Björn waren gekommen. Letzterer hatte war über die Situation keineswegs erfreut, dies konnte man ihm ansehen. Mein Blick wanderte nach vorne zu Bischof Heahmund, welcher uns taufen würden. „ Bevor Gottes heilige Kirche euch aufnimmt, müsst ihr euren ehemaligen Göttern abschwören.“ „ Ich schwöre meinen Glauben an Odin und alle anderen heidnischen Göttern ab.“, sprach ich als erstes, danach wiederholten Sigurd und Ubbe dies. Heahmund kam auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. „ Mit meinem Atem treibe ich die bösen Geister aus, die in euch wohnen.“, hörte ich den Bischof sagen und wurde mit Wasser übergossen. „ Si vivis, ego te baptizo in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen.“ „ Amen.“, sprachen die Christen, woraufhin Björn auf den Boden spuckte und ging. Über sein Verhalten konnte ich innerlich nur den Kopf schütteln. Sah er nicht, was ich alles unternahm, um unsere Familie zu retten? Nachdem Ragnars Söhne ebenfalls das Taufritual hinter sich hatten, strich ich mir einige nasse Strähnen aus dem Gesicht. „ Hier.“, damit drückte mir Heahmund eine silberne Kette mit einem Kreuzanhänger in die Hand. „ Ihr solltet dies tragen.“ „ Das ist mir bewusst.“, gab ich von mir, bevor ich zu König Alfred lief. Als ich bei ihm ankam, verbeugte ich mich leicht. Der Jüngere nickte, signalisierte mir somit, dass ich sprechen konnte. „ Mit euer Erlaubnis, würde ich mich gern mit meinem Mann auf den Weg nach York machen, um es zu befreien.“ „ Ihr habt meine Erlaubnis. Möge Gott mit euch sein.“, sprach Alfred, sodass ich mich umdrehte und zurück zu den Brüdern lief. Deutlich spürte ich ihre Blicke auf mir, hatte ich doch ihnen das mit York verschwiegen. „ Du willst uns wieder verlassen?“ „ Nicht für immer, sei unbesorgt, zudem kommt Sigurd mit mir.“ „ Warum ich nicht?“, stellte Ubbe die Frage, was mich keineswegs verwunderte. „ Du bist der einzige, der Björn im Notfall daran hindern kann, etwas Dummes zu tun. Zudem musst du König Alfred zum Rat stehen, wenn er Hilfe braucht. Dies kann ich nicht, wenn ich auf den Weg nach York bin.“ „ Dir ist bewusst, dass Ivar erfahren wird, dass du lebst?“ „ Sei unbesorgt, das wird er nicht. Es wäre mir neu, dass Leichen sprechen können.“, damit griff ich nach der Hand meines Mannes und ließ Ubbe zurück. Sanft drückte Sigurd meine Hand, als wir uns von den Anderen entfernten. Ich hatte in der Nähe zwei Pferde an einen Baum angebunden, sodass wir aufbrauchen konnten. „ Selbst an Kleidung hast du gedacht.“ „ Natürlich habe ich das. Ohne meine Rüstung, wäre ich ungeschützt.“, erklärte ich und streifte mir das Leinenhemd vom Körper, nachdem wir uns hinter Büsche gestellt hatten. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als der Blondhaarige von meinen Brüsten hinunter zu meinem Bauch strich. Leicht schlug ich ihm auf die Hand, schüttelte den Kopf und zog meine Rüstung an. Sigurd grinste, bevor er sich ebenfalls umzog und danach die Pferde holte. „ Katharina?“ „ Ja?“ „ Wie bist du an dieses Pferd herumgekommen?“, wurde mir die Frage gestellt, mit der ich bereits gerechnet hatte. „ Warum fragst du?“ „ Das ist das Pferd aus dem Stall.“, meinte mein Mann und nickte in die Richtung des schwarzen Reittiers. Dankbar nahm ich die Zügel an und strich dem Rappen durchs Fell. „ Ich weiß.“, damit stieg ich auf das Pferd.
Sigurd und ich ritten nebeneinander her, während ich unsere Umgebung genau beobachtete. Sýnin flog über unseren Köpfen hinweg, sodass Sigurd zu ihr hinauf blickte. „ Sie folgt uns.“ „ Warum klingst du so verwundert darüber? Nur weil ich mich taufen ließ, verlässt sie mich doch nicht. Du darfst nicht vergessen, dass ich bereits vorher tauft war.“ „ Das wurde heißen, dass du weiterhin eine Göttin bist.“ „ Ich lasse dir mal durchgehen, dass du mich so genannt hast. Leider ist mir bewusst, dass sobald wir in York sind, ich dies wohl öfters hören muss. Aber ja, so gesehen bin ich noch eine.“ „ Weshalb möchtest du keine Göttin sein? Wir haben uns oft dies gefragt.“ „ Andere Frage, was macht mich zu einer Göttin? Ich bin eine junge Frau, die ein friedliches Leben haben möchte, mehr nicht. Ich habe nie darum gebeten als eine Göttin angesehen zu werden. Aus mir unbekannten Gründen hat dein Vater dies immer behauptet.“ „ Mein Vater hat sich wahrscheinlich mehr geliebt als uns.“ „ Das ist nicht wahr, Sigurd. Ihr seid seine Söhne, er hat euch sehr geliebt, sonst hätte er mich nicht darum gebeten auf euch aufzupassen. Leider muss ich gestehen, dass ihr es mir nicht gerade einfach macht.“ „ Verzeih uns, dass wir dir solche Schwierigkeiten bereiten.“ „ Du musst dich nicht dafür entschuldigen, Sigurd. Es ist menschlich Fehler zu machen und das dürft ihr auch.“ „ Wirst du, das auch Ivar sagen?“, wurde mir die Frage gestellt, mit welcher ich nicht erwartet hatte. Ich schwieg und überlegte meine Antwort genau, wobei ich den Blick von meinem Mann auf mir spürte. „ Ivar hat einen großen Fehler gemacht, als er seine Axt nach dir geworfen hatte. Ich weiß nicht, über ihr gesprochen habt, doch es muss ihn sehr wütend gemacht haben und obwohl er mich getötet hat, habe ich ihn längst verziehen. Wenn ihr die Wahrheit gesprochen habt und er hat mich wirklich geliebt, wollte er mich nicht umbringen. Mir ist bewusst, dass er sich stark verändert haben muss und sollte er nicht einsehen, dass er den Krieg beenden muss, werde ich das tun, was nötig ist.“ „ Du würdest Ivar töten?“ „ Wenn mir keine andere Wahl bleibt, ja.“ „ Was willst du mit Hvitserk machen? Er hat sich Ivar angeschlossen und gegen uns gekämpft. Er ist ein Verräter.“ „ Hvitserk hat eine falsche Entscheidung getroffen, doch wir sollten ihm diese verzeihen.“
Mein Blick lag auf York, welches in der Ferne zu erkennen war. Mit einem schwachen Ruck an den Zügeln schwang ich mein Pferd zum Stehen. Mein Mann tat mir gleich, bevor er in meine Richtung sah. „ Die Tore sind geschlossen, Katharina. Hast du einen Plan, wie wir hineinkommen?“ „ Das habe ich durchaus, doch ich mir sicher, dass er dir nicht gefallen wird. Du wirst zum Tor reiten, sagen wer du bist und dann hoffen wir mal, dass sie uns hinein lassen.“ „ Sie werden uns töten, Katharina. Für sie sind wir Verräter.“ „ Sei unbesorgt, sie werde nicht dazu kommen, uns anzugreifen. Auch wenn es mir nicht gefällt, muss ich die Göttin sein, als die ihr mich anseht.“
Tief zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, als wir dem Tor näher kamen. „ Wer seid ihr!?“, rief uns eine Wache zu, sodass wir die Pferde zum Stehen zwangen. „ Ich bin Sigurd, Sohn von Ragnar Lothbrok und das ist meine Frau. Lasst uns hinein.“, meinte mein Mann, woraufhin die Wache verschwand. Ich spürte deutlich, wie nervös Sigurd war, im Gegensatz zu mir. Es konnte nicht schlimmer werden, als Jötunheim. „ Beruhige dich. Sie dürfen nicht bemerken, wie unruhig du bist und verstecke das Kreuz. Ich denke kaum, dass sie es sehen wollen.“, erklärte ich und sah wie der Blondhaarige zügig die Kreuzkette in seinen Stiefel stopfte. Keine Sekunde zu früh, denn das Tor würde geöffnet. Heiden kamen uns entgegen, wobei ich ihre Blicke auf mir spüren können. „ Der König erwartet euch, Sigurd Ragnarson.“, sprach einer und verwirrte mich. Mir war nicht bekannt gewesen, dass York einen König hatte. Leicht trat ich meinem Pferd in die Flanken, sodass es sich in Bewegung setzte. Unauffällig ließ ich meinen Blick umherschweifen und erkannte das es mehr Heiden waren, als ich angenommen hatte. Auf einmal griff einer der Männer nach den Zügeln meines Pferdes und zwang es stehen. „ Steigt hinab.“, befahl er mir, sodass ich kurz mit dem Gedanken spielte, ihm eine Lektion zu erteilen. Ich verwarf allerdings diesen Gedanken wieder und stieg von den Rappen hinab. Mein Ehemann tat mir gleich, bevor wir von den Heiden nach drinnen geführt wurden. Einige von ihnen spuckten auf den Boden, nachdem sie uns entdeckt hatten, worüber ich am liebsten den Kopf geschüttelt hätte. „ Sigurd Ragnarson, es ist lange her.“, ertönte eine mir bekannte Stimme, sodass ich nach vorne blickte. Niemand anderes als König Harald stand weniger Meter von uns entfernt. Er war also der König von York geworden. „ Es überrascht mich euch hier zu sehen, seid ihr doch ein Verräter. Euer Bruder würde sich bestimmt freuen, wenn ich euch bringe.“, damit kam der Ältere auf uns zu, bevor er zu mir sah. „ Wie ich sehe, habt ihr erneut geheiratet. Lasst mich euer neues Weib sehen.“, sprach der König und streckte seine Hand nach mir auf. Bevor er meine Kapuze hinunterziehen konnte, packte ich sein Handgelenk und hielt es eisern fest. „ Hütet eure Zunge, sonst werdet ihr sie verlieren.“, sprach ich, ließ den Älteren los und zog mir selbst die Kapuze hinunter. Schlagartig wurde es still im Raum, niemand sprach ein Wort. König Harald starrte mich an, bevor er ruckartig auf die Knie ging. Seine Gefolgsleute taten es ihm gleich, sodass am Ende nur noch mein Mann und ich standen. Ich sah auf Harald hinab und schnalzte mit der Zunge. „ Ihr habt mich enttäuscht, Harald. Da verlasse ich Asgard und erfahre, dass ihr euch auf die Seite von Ivar den Knochenlosen gestellt habt. Was hat er euch versprochen? Ruhm und Reichtum?“ „Verzeiht, ich wollte euch nicht erzürnen, Katharina.“ „ Mein Göttername lautet Vahella, also sprecht mich auch so an. Nur meine Freunde dürfen mich Katharina nennen. Zwar habt ihr mich damals gerettet, doch Freunde sind wir keineswegs. Also beantwortet gefälligst meine Frage. Was habt ihr hier zu suchen?“, fragte ich ihm, während ich meinen Mantel ein wenig zur Seite schob, sodass er meine Äxte sehen konnte. „ Ihr solltet meiner Frau lieber antworten. Sie hasst es, wenn man sie warten lässt.“, sprach Sigurd, was mich zum Schmunzeln brachte. Er genoss es, der Mann an meiner Seite sein. König Harald erhob den Kopf, sah zuerst meinen Mann und dann mich an. Er schien über seine Antwort nachzudenken und abzuschätzen, was mich am wenigsten erzürnte. „ Wird sind für Raubzüge nach England gekommen, Valhella.“ „ Es wird keine Raubzüge geben, Harald. Ich verbiete euch das. Sucht euch ein anderes Land aus, welches ihr ausrauben könnte. England steht unter meinen Schutz. Solltet ihr dies missachten, werde ich dafür sorgen, dass der Fenriswolf euch zerfleischt. Genug gesprochen. Mein Mann und ich habe eine lange Reise unter uns, wir wollten etwas speisen.“
Ich hob meinen mit Wasser gefüllten Krug an und ließ meinen Blick über die Heiden schweifen. König Harald hatte den Befehl gegeben, meine Rückkehr nach Midgard zu feiern, was ein verzweifelter Versuch war, mich nicht zu verstimmen. Lächelnd sah ich zu Sigurd, als dieser nach meiner Hand griff und unsere Finger miteinander verschränkte. „ Ich hoffe euch gefällt das Fest.“, hörte ich König Harald sagen, welcher links von mir saß. „ Durchaus, es ist langer her, dass ich einem Fest beigewohnt habe. Leider musste ich das Fest, welches Thor für mich veranlasst hatte, verlassen.“ „ Ihr habt Thor getroffen?“ „ Das habe ich, wie auch Loki. Nicht zu vergessen die ganzen Eisriesen, als ich in Jötunheim war. Sprechen wir nicht mehr darüber, sondern über etwas anderes. Sollte der Knochenlose oder jemand anderes aus Kattegat erfahren, dass ich lebe, steck ich euren Kopf auf einen Spieß. Mir ist es dabei nicht wichtig, ob ihr selbst erzählt habt oder einer von euren Leuten. Niemand außerhalb von England darf es wissen, Ausnahme von euch. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ich euch nicht gleich töte.“, erklärte ich, trank einen Schluck Wasser und stellte meinen Krug zurück auf den Tisch. Immer wieder konnte ich die Blicke der Heiden auf mir spüren und wusste, dass sie meinen erneuten Tod planten. Ich hinderte sie daran, Rum und Reichtum zu erlangen. „ Wie es scheint, planen eure Gefolgsleute meinen Tod, Harald. Ich hoffe doch, dass ich mich irre und dem nicht so ist.“ „ Seid unbesorgt, ich werde für euren Schutz sorgen.“ „ Das erfreut mich so hören, doch ich denke, dass eure Leute von mir geschützt werden müssten. Sprechen wir nicht mehr darüber, sondern, ob ihr weiterhin auf der Seite vom Knochenlosen steht.“ „ Warum nennt ihr ihn nicht mehr beim Namen?“ „ Meinen Grund geht euch nichts an. Also, seid ihr weiterhin auf seiner Seite?“ „ Das bin ich nicht mehr. Wenn ihr es erlaubt, würde ich euch unterstützen, Valhella.“, sprech der König, weshalb ich zu ihm sah. Mit seiner Unterstützung könnte es mir möglich sein, Ivar zur Vernunft zubringen. „ Ich würde mich über eure Unterstützung erfreuen, Harald. Übrigens, wo ist euer Bruder?“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, versteifte sich der Ältere. Eine Antwort auf meine Frage bekam ich nicht, weshalb ich zu meinem Ehemann sah. An seinen Blick erkannte ich, dass ich lieber nicht mehr nach Halfdan fragen sollte, sodass ich annahm, dass dieser verstorben war. Einmal wieder wurde mir bewusst, dass sich während meiner Abwesenheit viel verändert hatte. „ Es ist spät, mein Mann und ich wollen uns ausruhen.“
Schmunzelnd sah ich zu den Kratzspuren auf Sigurd Rücken, als dieser sein Hemd auszog. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und fuhr mit meinen Fingerspitzen über die rötlichen Striemen. „ Ich hoffe, sie schmerzen nicht zu sehr.“, sprach ich und hauchte Küsse auf seine Haut. Mein Mann drehte sich um, legte seine Hände auf meine Hüfte und küsste mich kurz. „ Sie schmerzen nicht, mache dir keine Sorgen, Katharina.“ „ Ist das so? Also würde es dich nicht stören, wenn noch ein paar mehr dazu kommen würden?“, stellte ich die Frage und zog währenddessen meine Rüstung aus. Nackt, wie Gott mich schuf, stand ich vor Sigurd, welcher zügig seine Stiefel und Hose abstreifte. „ Kannst wohl nicht genug von mir bekommen.“, meinte der Blondhaarige, bevor er seine Hände auf meinen Hintern legte und mich hochhob. Sekunden später fand ich mich auf dem Bett wieder und fühlte das weiche Fell an meiner Haut. Ein Keuchen entkam mir, als Sigurd ohne Vorwarnung in mich eindrang, womit ich nicht gerechnet hatte. Meine Finger krallten sich in das Fell unter mehr, als er begann fest in mich zu stoßen. Mit einer Hand stütze er sich neben meinen Kopf ab, bevor er sich zu mir hinunterbeugte und mich küsste. „ Sigurd.“, stöhnte ich seinen Namen, nachdem wir uns getrennt hatten und schloss die Augen. Es fühlte sich gut an, ihn in mich zu spüren.
Mehr als nur einmal liebten wir uns in dieser Nacht, sodass ich am nächsten Morgen gefühlt alle Knochen in meinen Körper spürte. „ Du musst mich nicht markieren.“, sprach ich zu meinem Mann, nachdem ich aus dem Bett gestiegen war und einige Liebesmale auf meiner Haut entdeckt hatte. Wütend sah ich zu Sigurd, welcher noch im Bett lag. „König Harald hat Interesse an dir, Katharina. Das hatte er damals bereits.“ „ Ist mir bewusst, aber wir müssen dies ausnutzen. Er steht noch nicht ganz auf unsere Seite, das sagt mir mein Gefühl. Meine Rüstung ist wieder weg.“, informierte ich ihn und griff nach dem roten Seidenkleid und dem goldenen Schmuck, die auf einer Holztruhe lagen. Das Gewand schmiegte sich wie eine zweite Haut an mich und war angenehm zu tragen. Nachdem ich den Goldschmuck angelegt hatte, lief ich zu meinem Ehemann und küsste ihn kurz. „ Ich werde König Harald aufsuchen und ihm erklären, dass er England für immer verlassen soll.“
Königs Harald Aufenthaltsort herauszufinden war einfacher als gedacht, da mich einer seiner Wachen mich zu ihm führte. Jeder, der uns entgegenkam, vorbeugte sich zügig und wagte es nicht mich anzusehen. Obwohl es nicht sollte, gefiel es mir. Mir war bewusst, dass ich meine Macht nicht missbrauchen sollte. Ich könnte dies nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Mit einer Handbewegung schickte ich die Wache fort, nachdem wir für einer Holztür stehen geblieben waren. Ohne anzuklopfen, betrat ich den Raum, sodass der König sich zu mir umdrehte. „ Ich habe euch nicht erwartet, Valhella.“ „ Das konntet ihr auch nicht, Harald. Ich wollte mich euch sprechen. Ihr seid vor eure Ankunft in Kattegat gewesen, nicht wahr?“ „ Das war ich. Was wollt ihr wissen?“ „ Erzählt mir über den Knochenlosen etwas und was sich in Kattegat verändert hat?“ „ Ihr wollt nach dorthin reisen. Setz euch, ich erzähle euch alles.“, meinte der Ältere auf und zeigte auf das Bett. Mit wenigen Schritten hatte ich dieses erreicht und ließ mich auf den Bettrand nieder, bevor ich meine Beine überkreuzte. Mit einem Nicken forderte ich den Anderen auf zu sprechen. „ Ivar hat ein Weib an seiner Seite, sie wird seine Königin werden.“ „ Und Hvitserk? Wie geht es ihm?“ „ Seid unbesorgt, ihm ging es gut, als ich Kattegat verließ. Sagt, was wollt ihr in Kattegat?“ „Jemanden zur Vernunft bringen und wenn dies mir nicht gelingt, muss ich es zu Ende bringen.“ „ Ihr würdet Ivar töten?“, wurde mir die Frage gestellt, doch ich schwieg. Mir selbst gefiel der Gedanke nicht, dass ich Ivar töten müsste, wenn alle Stricke reißen. Hvitserk würde ich am Leben lassen, da er nicht direkt Fehler begannen hatte. „ Wann werdet ihr England verlassen, Harald?“ „ Meine Männer bereiten alles dafür vor.“ „ Verstehe, ihr werdet die nächsten Tage also England verlassen. Ich gebe euch einen Rat, sorgt dafür, dass keiner eure Männer, etwas über mich erzählt. Der Knochenlose soll erst von mir erfahren, wenn ich Kattegat erreicht habe. Da wäre noch etwas, was ich mit euch besprechen wollte. Ihr habt geschworen nun auf meiner Seite zu kämpfen, somit müsst ihr mich unterstützen, auch wenn ich derzeit auf den Befehl von König Alfred unterwegs bin. Sorgt dafür, dass die Schiffe nach Kattegat abgefangen werde. Der Knochenlose soll unter Druck gesetzt werden.“ „ Ich helfe euch gerne dabei, Ivar vom Thron zu stürzen.“ „ Gut.“
„ Worüber hast du mit König Harald gesprochen?“, fragte mich Sigurd, als ich unser Gemach betrat. Mein Mann saß angezogen auf dem Bett und polierte sein Schwert. „ Über Kattegat und Ivar. Er weiß, dass ich Ivar töten werde, sollte es mir nicht gelingen ihn zur Vernunft zu bringen. Auch fängt er Schiffe nach Kattegat ab. Ivar wird sich dadurch weniger konzentrieren können, wenn kaum noch Nahrung geliefert wird. Auch habe ich erfahren, dass er bald heiraten wird.“ „ Dir bereitet dies Sorgen, doch das brauchst du nicht. Wie ich meinen Bruder kenne, liebt er dich weiterhin, Katharina.“ „ Wie kannst du darüber so sicher sein?“ „ Nachdem du gestorben bist, konnte niemand ihn von deinem Leichnam weg bekommen. Erst als wir dich verbrannten, verließ er dich. Wir haben dich danach nicht mehr erwähnt, auch wegen Helga.“, kaum hatte Sigurd ihren Namen erwähnt, fiel mir auf, dass ich nie nach ihr oder Floki gefragt hatte. „ Sie wird sich bestimmt freuen, wenn sie erfährt, dass ich noch lebe.“ „ Helga ist gestorben.“, und damit bröckelte meine heile Welt weiteres Mal. Ich senkte meinen Blick und wollte nicht wahrhaben, was mein Mann mir erzählt hatte. Helga konnte nicht gestorben sein, sie war wie eine Mutter für mich gewesen. „ Wie?“, flüsterte ich, doch bekam keine Antwort. Sigurd schwieg, was mich böses erahnen ließ. „ Wie ist sie gestorben?! Sag es mir!“ „ Sie hat deinen Tod nicht verkraftet, daran ist sie gestorben. Floki ist danach losgesegelt, wohin wissen wir nicht. Es ist nicht deine Schuld, Katharina.“ „ Nicht meine Schuld? Natürlich ist es meine Schuld! Hätte ich nicht so lange gebraucht, könnte sie noch am Leben sein.“, erklärte ich und hielt mit aller Kraft die Tränen zurück. Ich wollte keine Schwächer zeigen, vor niemanden. Unsere Feinde würden sich sonst sofort auf uns stürzen und dies konnte ich nicht zulassen. „ Katharina-“ „ Nein, es ist schon in Ordnung. Wir können ihren Tod nicht ungeschehen machen, sondern nur damit leben. Wir müssen uns derzeit auf was anderes konzentrieren, nämlich wir den Krieg beenden können. Unschuldige Menschen werden sterben, wenn wir nichts unternehmen. Unsere einzige Chance ist es, das Problem bei der Wurzel zu packen.“ „ Und wie? Etwa mit der Hilfe der Christen?“ „ Wir sind so gesehen auch Christen, vergiss nicht, dass wir getauft wurden. Früher oder später wird dies herauskommen und die Heiden werden uns nicht mehr zuhören.“, sprach ich, während ich zum Fenster lief und hinausblickte. Dunkle Wolken zogen auf, sodass ich annahm, dass es bald regnen würde und Sekunden später vernahm ich Donner. „ Thor scheint wütend zu sein.“, hörte ich meinen Ehemann sagen und drehte mich zu ihm um. „ Ihm hat es bestimmt nicht gefallen, dass ich Asgard verlassen habe. Er hatte meine Rückkehr sehnsüchtig erwartet, da wir sowas wie Freunde sind. Es ist kompliziert.“
Während Sigurd ruhig schlief, sah ich aus dem Fenster und strich ich Sýnin über Gefieder, nachdem sie es sich auf meinem Unterarm bequem gemacht hatte. Mir war es ein Rätsel, wie sie in unser Gemach gelangt war. „ Du musst leise sein, Sýnin. Sigurd braucht seinen Schlaf, die nächsten Tage werden anstrengend werden.“, flüsterte ich ihr zu und strich dabei über ihren Kopf. Mehr als nur einmal hatte ich mir die Frage gestellt, wer Sýnin zu mir geschickt hat, da sie von alleine niemals zu mir gekommen wäre. Auf Zehenspitzen schlich ich mich aus dem Raum und lief die Gänge entlang. Donner ertönte und ein Blitz erhellte den Gang für einen Moment. Angst hatte ich keineswegs, warum auch? Ich bin drinnen und war somit geschützt. Sýnin krächzte und schlug wie wild mit den Flügeln, Sekunden später vernahm ich Schritte. „ Harald, wie ich sehe, sind sie ebenfalls um diese Zeit noch wach.“, sprach ich und bemerkte seinen Blick auf den Raben. „ Ihr Name lautet Sýnin, ich traf auf sie in Jötunheim.“ „ Sie ist genauso schön wie ihr, Valhella.“ „ Seid vorsichtig, sonst pickt sie euch die Augen aus.“, erklärte ich, als Sýnin in seine Richtung pickte. Bislang schien sie niemanden aus Sigurd und mich zu mögen, was mich allerdings nicht störte. Sie wusste halt, wenn sie vertrauen konnte und wen nicht. „ Ihr solltet ins Bett gehen, Harald. Nachts lauern schreckliche Gestalten im Dunkeln.“, damit lief ich an den Anderen vorbei. Er sollte bemerken, dass ich ihm nicht zu hundert Prozent vertraute. Um ehrlich zu sein, vertraute ich nur Ubbe, Sigurd und König Alfred, alle anderen sah ich als meine Feinde an. Und einer meiner größten Feinde war ausgerechnet mein ehemaliger bester Freund Ivar, den ich wie ein Bruder geliebt hatte. Zügig flog Sýnin auf einen der Balken, nachdem ich nach draußen getreten war. Ich blieb unter dem Vordach stehen und holte tief Luft. Wie sehr ich den Duft von Regen doch liebte. „Valhella.“, vernahm ich meinen Namen und sah mich suchend um, bis ich jemanden bemerkte. Diese Person stand mitten im Regen und war von oben bis unten durch nässt. Meine Pupillen weiteten sich, als ich Thor erkannte. Hastig sah ich mich um, bevor ich zum Älteren lief. „ Warum suchst du mich auf, Thor?“ „ Du bist aus Asgard geflohen, gemeinsam mit dem Fenriswolf. Wo steckt er?!“ „ Das ist wahr, ich bin geflohen, doch ich hatte keine andere Wahl gehabt. Ich musste zurück zu meiner Familie, um sie zu beschützen. Loki hat dies gewusst und mich dafür benutzt, seinen Sohn zu retten. Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich mich gesprochen. Das musst du mir glauben. Ich kann dir nicht sagen, wo Fenrir sich aufhält, wir sind getrennte Wege gegangen, nachdem wir Midgard erreicht hatten. Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir dennoch nicht sagen. Ich verdanke Fenrir mein Leben, er hat sich gegen seinen Eltern gestellt, um mich zu retten.“, erklärte ich und sah ihm dabei fest in die Augen. Dass ich mittlerweile auch komplett durchnässt war, ignorierte ich. Der Gott streckte seine Hand aus und strich mir einige nasse Strähnen aus dem Gesicht, sodass ich ihn verwirrt ansah. „ Uns ist bekannt, dass Loki versucht hat dich zu töten. Er hat seine gerechte Strafe dafür bekommen, Valhella. Ich bin hier, um dich zurück nach Asgard zu bringen.“ „ Das geht nicht, Thor. Ich kann nicht zurück nach Asgard.“ „ Weshalb? Du bist eine Göttin und gehörst nach Asgard, genauso wie dein Kind!“
Lächelnd sah Thor mich an und legte seine Hand auf meinen Bauch, während ich erstarrt war. Es konnte nicht sein, dass ich ein Kind erwartete, dafür war es noch zu früh, zudem befanden wir uns im Krieg. „ Du musst dich irren, Thor. Ich trage kein Kind unter meinen Herzen.“ „ Frigg irrt sich nicht, kleiner Vogel. Du trägst ein Kind. Einen Halbgott.“, erklärte mir der Donnergott, wobei mir schlecht wurde. Schnell trat ich einen Schritt zurück und schüttelte mit dem Kopf. „ Gehe zurück nach Asgard, Thor. Meine Zeit dort zurückzukehren ist noch nicht gekommen.“, damit drehte ich mich um und begab mich wieder nach drinnen. Ich lehnte mich gegen eine den Steinwänden, schloss meine Augen und hätte am liebsten geschrien. Dies konnte ich nicht, hätte ich doch alle damit auf mich aufmerksam gemacht. Meine Hände wanderten zu meinem Bauch, wo das Kind von Sigurd und mir heranwuchs. Mir war bewusst, dass ich meinen Mann davon erzählen musste. Er hatte ein Recht darauf, immerhin wurde er Vater. „ Warum muss mir immer sowas passieren?“, flüsterte ich, da ich nicht vorgehabt hatte Mutter zu werden. Ich konnte mir nicht vorstellen ein Kind zu gebären und groß zu ziehen, doch scheinbar hatte das Schicksal was anderes für mich geplant. Langsam machte ich mich auf den Weg zurück in mein Gemach, obwohl mir nicht danach war. Ich konnte nicht abschätzen, wie Sigurd reagieren würde, immerhin war mein erstes Mal nur weniger Tage her. Wie es schien, konnten Götter sofort spüren, wenn man ein Kind erwartete. So leise wie möglich öffnete ich die Türe und schloss sie hinter mir wieder. Mein Blick wanderte zum Blondhaarigen, welcher weiterhin ruhig schlief. Nachdem ich mich auf den Bettrand nieder gelassen hatte, strich ich meinen Mann durchs Haar. Sigurd begann sich zu bewegen, schlief aber dennoch weiter. Lächelnd sah ich auf ihn hinab, bevor ich mich wieder erhob und das nasse Leinenhemd auszog. Ich ging in die Hocke, öffnete die Holztruhe und holte ein trockenes Hemd heraus. Zügig streifte ich es mir über, strich es glatt und legte mich zu meinem Mann. „ Wo bist du gewesen?“, hörte ich Sigurd fragen, nachdem ich mich an ihn gekuschelt hatte. Er hatte mein Verschwinden also doch mitbekommen. „ Ich konnte nicht schlafen und bin ein wenig umhergelaufen. Erst traf ich auf König Harald, danach auf Thor. Er wollte mich zurück nach Asgard bringen, doch ich erklärte ihm, dass ich bei euch bleiben möchte. Da gibt es etwas, was du wissen musst. Wie es scheint, trage ich ein Kind unter dem Herzen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, richtete Sigurd sich auf. Ich tat ihm gleich und spürte seine Hand auf meinem Bauch. „ Ist das wahr? Du trägst unser Kind unter deinen Herzen?“ „ Thor meinte dies, daher nehme ich an, dass es die Wahrheit ist. Ich bin ehrlich, ich wollte niemals Mutter werden und ich kann mir auch nicht vorstellen ein Kind großzuziehen. Zudem befinden wir uns gerade im Krieg, einen schlechteren Zeitpunkt konnte es nicht geben.“, erklärte ich und schloss meine Augen für einen Moment. Weiterhin lag Sigurds Hand auf meinem flachen Bauch, so als könnte er unser Kind bereits spüren. „ Wir sollten bei Morgengrauen aufbrechen, Katharina. Du und das Kind seid ihr nicht sicher.“ „ Niemand außer dir und mir weiß davon, sei also unbesorgt. Wenn wir jetzt gehen, wird König Harald York niemals verlassen. Ich bin auf den Befehl von König Alfred unterwegs und ich möchte nicht, dass er sein Vertrauen in mich verliert.“
Tage zogen ins Land und König Harald Männer machten sich für die Abreise bereit. Der Ältere hatte tatsächlich sein Wort gehalten, was auf einer Weise verständlich war. In seinen Augen war ich eine Göttin und somit eine starke Verbündende. „ Ihr habt euer Wort gehalten, Harald. Ihr solltet mein Vertrauen lieber nicht ausnutzen. Ich werde es erfahren, solltet ihr nur einen Fuß auf England wagen. Ich wünsche euch angenehme Reise.“, sprach ich und streckte meinen Arm aus. Sofort griff der König nach meiner Hand und küsste den Handrücken. „ Ihr habt mein Wort, Valhella.“, sprach der Heide und küsste erneut meinen Handrücken. Deutlich spürte ich den Blick von Sigurd auf uns, sodass ich einen Schritt zurückging und den Abstand zwischen dem Anderen vergrößerte. „ Wie gesagt, ich wünsche euch eine angenehme Reise, Harald.“, damit verabschiedete ich mich vom Älteren, welcher zu seinen Gefolgsleuten ging. Erleichtert sah ich, wie die Heiden durch das Tor gingen und York verließen. Die wenigen Christen, die als Sklaven gehalten wurden, weinten teilweise vor Freude. „ Das hast du gut gemacht, Katharina.“, hörte ich meinen Ehemann sagen und wurde von hinten umarmt. Seine Hände wanderten zu meinem Bauch, was mich lächeln ließ. Seit Sigurd wusste, dass er Vater wurde, blieb er ständig in meine Nähe. „ Wir sollten zurück zu König Alfred und ihm die gute Nachricht mitteilen. Bringt uns bitte die Pferde.“, meinte ich zum Schluss zu einer jungen Frau, welche sich leicht verbeugte und dann verschwand. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gab sie meinen Befehl an jemand anderes weiter. Leicht schlug ich auf Sigurds Hände, weshalb dieser sie von meinem Bauch wegnahm, danach drehte ich mich zu ihm um. „ Du darfst deine Hände nicht so oft auf meinen Bauch legen, sonst bemerkt jemand noch, dass ich ein Kind unter dem Herzen trage. In diesen Zeitpunkt können wir es uns nicht erlauben, dass jemand es erfährt.“ „ Bald werden sie es erfahren, wenn dein Bauch beginnt zu wachsen. Wir sollten es Björn und Ubbe erzählen.“ „ Wir erzählen es ihnen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Da kommen die Pferde, wir sollten ebenfalls aufbrechen.“, erklärte ich, als ein Stalljunge unsere Pferde brachte. Mit einem Nicken bedankte ich mich, bevor ich mich auf den Rücken meines Reittieres schwang. Der Blondhaarige tat es mir gleich, erst danach schüttelte er den Kopf. „ Ich nehme an, du erwähnst es nebenbei. Björn wird darüber nicht erfreut sein, Katharina. Er will wissen, wenn etwas Neues gibt.“ „ Mir interessiert es nicht, ob es ihm gefällt oder nicht, das müsstest du mittlerweile wissen. Genug darüber gesprochen, wir sollten los.“, damit trat ich meinem Pferd leicht in die Flanken, sodass es sich in Bewegung setzte. Der Rappe wieherte, weshalb ich ihm über den Hals strich.
„ Öffnet das Tor!“, rief einer der Wachen, nachdem sie uns entdeckt hatten. Nachdem wir hinein gelassen wurden, zog ich leicht an den Zügeln, sodass mein Pferd stehen blieb. Zügig stieg ich hinab und wartete darauf, dass Sigurd mir gleich tat. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei den Stalljungen, welche uns die Pferde abnahmen. Auch ohne mich umzuschauen, wusste ich, dass beinah alle Blicke auf uns lagen. Die Christen würden uns niemals als einen von ihnen ansehen, für sie werden wir immer Heiden bleiben. „ Der König erwartet euch im Thronsaal.“, informierte uns eine Wache, sodass ich mit einem Nicken signalisierte, dass wir verstanden hatten. Ich war dankbar darüber, dass wir ohne Begleitung nach drinnen gehen konnten. „ Geht es dir gut, Katharina?“ „ Keine Sorge, mir geht es gut. Ich bin nur ein wenig erschöpft, aber das ist normal nach dieser kurzen Reise.“, sprach ich und schenkte meinen Ehemann ein Lächeln. Wir liefen die Gänge entlang, bis wir den unser Ziel erreichten. Ich atmete nochmals tief ein und aus, bevor ich die hölzerne Tür öffnete. Alle Gesprächen verstummten sogleich, nachdem ich den Saal betreten hatte. König Alfred erhob sich zügig und nickte mir zu, sodass ich nach vorne trat. Sigurd tat mir gleich und blieb neben mir stehen. „ Mein König, York ist von den Heiden befreit. Sie zogen ab und werden England nicht mehr betreten.“ „ Ganz England steht in eurer Schuld, Katharina.“ „ Ich tat meine Pflicht, mehr nicht. Verzeiht, aber ich müsste mit euch, Björn und Ubbe sprechen. Alleine.“, meinte ich, während ich das Getuschel der Adelsleute hinter mir vernahm. Sie glaubten mir und sahen mich weiterhin als große Gefahr für England da. „ Natürlich. Bitte folgt mir.“, damit schickte der Alfred seine Gefolgsleute hinaus, sodass nur noch er, mein Mann, Ubbe, Björn, Lagertha und ich sich um Saal befanden. Ihre Blicke lagen auf mir, als ich anfing, zu sprechen. „ Ich werde nach Kattegat reisen, um mit Ivar zu sprechen. Wahrscheinlich bin ich die einzige, die ihn zur Vernunft bringen kann. Mir ist bewusst, dass es gefährlich ist, doch es muss sein.“ „ Du kannst nicht gehen, Katharina.“, sprach Sigurd, was mich nicht verwunderte. Er hatte Angst um mich und unser Kind. „ Sigurd hat recht, Katharina. Du kannst nicht gehen, Ivar ist nicht mehr derselbe. König Harald-“ „ Steht mittlerweile auf meiner Seite, er unterstützt Ivar nicht mehr.“, unterbrach ich Ubbe und verschränkte die Arme. Ich konnte verstehen, warum sich alle Sorgen um mich machten, doch meine Entscheidung stand fest und niemand könnte mich davon abhalten. Es war notwendig, nach Kattegat zur reisen, um diesen dummen Krieg endgültig zu beenden. „ Katharina, du trägst unser Kind un-“ „ Sigurd!“, zischte ich, woraufhin dieser verstummte, doch es war schon zu spät. Jeder sah teilweise geschockt zu mir, sodass mir keine andere Wahl blieb, als das gesagte zu bestätigen. „ Es ist wahr, ich erwarte ein Kind, was mich aber nicht von meinen Vorhaben abbringen wird. Ich werde nach Kattegat segeln, mit oder ohne eure Zustimmung."
Kattegat hatte sich sehr verändert, sei dem ich es das letzte Mal gesehen hatte. Viel Zeit war vergangen und die Siedlung war größer geworden. Ihr König war nun Ivar der Knochenlose, mein ehemaliger bester Freund. Ich verstand nicht, warum er so grausam geworden war. Ubbe und Sigurd hatten mir erzählt, was er alles getan hatte. „ Wir erreichen gleich Kattegat, sie sollten sich noch etwas schonen, bis wir anlegen.“, sprach der ältere Kaufmann, weshalb ich ihm ein Lächeln schenkte. Mittlerweile war es nicht mehr zu übersehen, dass ich ein Kind unter dem Herzen trug. Sanft strich ich mir über meinen großen Bauch und musste an meinen Ehemann denken. Uns beide war bewusst gewesen, dass er die Geburt unseres Kindes nicht miterleben würde, wenn ich nach Kattegat reiste. Doch wir hatten keine Wahl, Ivar muss aufgehalten werden und das um jeden Preis. Ich war die Einzige, die ihn vielleicht noch zu Vernunft bringen könnte. Zügig streifte ich mir einen Mantel über und zog mir die Kapuze tief ins Gesicht, als wir den Hafen erreicht hatten. Kaum hatten wir angelegt, kam eine Wache auf uns zu. „ Mein Name ist Thorvin und dies ist meine Tochter, wir möchten Handelsgut verkaufen.“, log der Kaufmann, da ich ihn dafür auch bezahlt hatte. Die Wache schien mit der Antwort zufrieden zu sein, sodass ich den Steg betraten konnte. „ Habt Dank, dass ihr mich nach Kattegat gebracht hat. Die Götter werden auf ihre Seite stehen.“, damit verabschiedete ich mich von dem älteren Mann und schlug den Weg zum Langhaus ein. Dort war die Chance am größten, auf Ivar zu treffen. Obwohl es für andere nicht so aussah, beobachtete ich meine Umgebung ganz genau und bemerkte somit einige Wachen. Soweit ich wusste, besaß Ivar eine Leibwache, die ihm manchmal auf Schritt und Tritt verfolgten. Verwundert stellte ich fest, dass ich nicht Einzige war, die zum Langhaus wollte. Ich schloss meinen großen Mantel, sodass niemand annehmen würde, dass ich ein Kind erwartete. Mittlerweile konnte ich den Knochenlosen nicht mehr einschätzen, weshalb ich auch nicht wissen konnte, wie er auf meine Schwangerschaft reagierte. „ … Brüder besiegt!“, vernahm ich Ivars Stimme aus dem Langhaus und betrat dieses zügig. Für mich war es kein Hindernis mich durch die Menschenmasse zu kämpfen, sodass ich einen guten Blick auf meinem ehemaligen besten Freund hatte. Dieser saß auf dem Thron, genauso wie seine schwangere Frau. Die Gerüchte waren also wahr gewesen, er hatte seine Königin gefunden. Mein Blick schweifte umher, bis ich Hvitserk erblickte, welcher einen Arm um einer jungen Frau gelegt hatte. Es stimmte mich glücklich, dass er eine Freundin hatte. Auf einmal erhob sich Ivar, sodass er von jedem die Aufmerksamkeit bekam. „ Ich bin ein Gott!“ „ Du bist kein Gott!“, rief ich und widersprach ihm somit. Der Heide wurde wütend und lief die drei Treppen hinunter. „ WER HAT DAS GESAGT!?“ „ Das war ich.“, damit trat ich aus der Menschenmasse hervor. „ Du nennst mic-“, Ivar brach ab, als ich langsam meine Kapuze hinunterzog. Es wurde still und man hatte eine Stecknadel fallen hören können. „ D-Das ist unmöglich.“, hörte ich Hvitserk flüstern, er hatte mich also erkannte. Wie es schien, war er nicht der Einzige, denn viele um mich herum knieten sich plötzlich hin und senkten den Kopf. „ K-Katharina.“, hauchte der Knochenlose und an seinen geweiteten Pupillen erkannte ich, wie geschockt er war. „ Es ist langer her, Ivar Ragnarson. Das letzte Mal sah ich dich, nachdem du eine Axt nach meinem Mann geworfen und mich dabei getroffen hattest.“, sprach ich zu Ivar, welcher weiterhin auf demselben Fleck stand. Seine Frau hatte sich mittlerweile erhoben und mir war bewusst, dass sie nicht verstand, was los war. „ Raus mit euch, ihr alle. Ich will mit dem König alleine sprechen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, verließen die Menschen das Langhaus langsam. „ Hvitserk, bitte warte draußen auf mich. Ich möchte mich auch noch mit dir unterhalten.“, meinte ich zu diesem und sah ihm im Augenwinkel nicken. „ Ivar, wer ist diese Frau und warum wagt sie es so mit dir zu sprechen? Du solltest-“ „ Geh!“, schrie der Knochenlose seine Gemahlin an, sodass diese die Flucht ergriff. Blöd schien die Blonde auf jeden fall nicht zu sein. Mein Blick wanderte von ihr wieder zu Ivar, welcher auf wackligen Beinen zu mir schritt. Bevor ich reagieren konnte, wurde ich in eine feste Umarmung gezogen. Ivars Körper zitterte stark, wie ich feststellte und er legte seinen Kopf in meine Halsbeuge ab. „ Ich wollte das nicht, ich wollte das nicht.“, hörte ich ihn wie in Mantra sagen. Ich warf alle Vorsätze über Bord und erwiderte die Umarmung. Sanft strich ich über seinen Rücken, zudem fühlte ich wie mein Mantel nass wurde. Schlagartig wurde mir bewusst, dass Ivar seit ich ihn kannte, zum ersten Mal weinte. „ Ich habe dir schon vor langer Zeit verziehen.“, sprach ich und drückte den Anderen fester an mich. Ruckartig löste der Heide die Umarmung, so als hätte er sich verbrannt. Bevor ich ihn fragen konnte, was los sei, riss er meinen Mantel auf. Nun verstand ich, warum er so reagiert hatte. „ D-Du bist-“ „ Ja, ich trage ein Kind unter meinem Herzen. Wir sollten uns setzen.“, erklärte ich ihm, woraufhin Ivar zu seinem Thron lief. Nachdem er auf diesen saß, signalisierte er mir, dass ich mich neben ihn setzen sollte. „ Das ist der Thron der Königin, deiner Frau. Ich habe kein Anrecht darauf, mich dort hinzusetzen.“ „ Eine Göttin darf sich hinsetzen, wo sie möchte.“, hörte ich ihn sagen und musste darüber den Kauf schütteln. Deutlich spürte ich seinen Blick auf mir, als ich zu dem zweiten Thron lief und mich auf diesen setzte. „ Es ist lange her, dass ich so genannt wurde. Nun denn, du sollst erfahren, was geschehen ist, nachdem ich gestorben bin. Ich bin in Asgard aufgewacht, traf Ragnar, Thor und Loki. Mit letzterem schloss ich einen Pakt, um hierher zurückzugelangen. Natürlich hatte er mich hineingelegt und ich landete zuerst in Utgard und danach in Jötunheim. Die Eisriesen dort nannten mich Valhella. Bitte frag nicht warum, ich kann dir den Grund nicht nennen. Ich musste die Tränen von Ymirs finden, was ich auch schaffte. Sie brachten mich hierher zurück, besser gesagt nach England. Wie du dir denken kannst, traf ich auf Ubbe und Sigurd, sie erzählten mir, was alles geschehen ist.“ „ Es ist von Sigurd.“ „ Mein Kind ist kein Es.“, damit erhob ich mich und stellte mich vor dem Knochenlose hin. Er hatte viel durchgemacht seit meinem Tod. Behutsam nahm ich seine Hände in meine und legte sich auf meinem Bauch. „ Du weißt, dass ich keine Kinder wollte, dennoch ist es geschehen und ich bin glücklich darüber. Bitte bezeichne mein Kind nicht als Es, Ivar.“ „ Es wird nicht mehr vorkommen.“, meinte er und strich liebevoll über meinen großen Bauch. Es schien beinah so, als sei der alte Ivar zurück, doch ich wusste, dass dies nicht so war. Seine brutalen Taten würden dennoch weiter gehen.
Wie in Trance streichelte Ivar über meinen Bauch, so als wäre er der Vater meines Kindes. „ Wann wird dein Kind kommen?“ „ Sehr bald schon. Wie ich gesehen habe, trägt deine Frau ebenfalls ein Kind unter ihrem Herzen.“ „ Das tut sie.“ „ Es freut mich sehr, dass du dein Glück gefunden hast. Nun denn, ich sollte gehen.“ „ Weshalb? Habe ich etwas Unrechtes gemacht?“, stellte der Knochenlose mir panisch die Frage, weshalb ich seine Hände in meine nahm und den Kopf schüttelte. „ Dies ist es nicht. Hvitserk wartet draußen vor dem Langhaus auf mich. Ich wollte genauso wie mit dir sprechen. Sei unbesorgt, ich werde Kattegat vorerst nicht verlassen.“, sprach ich, ließ seine Hände los und schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich das Langhaus verließ. Suchend sah ich mich um, bis ich Hvitserk und seiner Freundin etwas entfernt von mir erblickte. Obwohl ich es nicht sollte, hob ich mein Kleid etwas hoch und rannte auf den Sohn Ragnars zu. Stürmisch umarmte ich den Älteren, welchen ich fest an mich drückte. Wie Ivar es zuvor bereits getan hatte, löste Hvitserk die Umarmung und sah zu meinem Bauch. „ Du erwartest ein Kind?“ „ Sigurd konnte sich nicht mehr länger zurückhalten.“, erklärte ich, woraufhin er grinsend den Kopf schüttelte. „ Es ist so schön, dich gesund und munder zu sehen.“ „ Wir nahmen alle an, du seist Tod.“ „ Das war so gesehen auch, ich erzähle dir alles später. Darf ich erfahren, wer diese schöne Frau neben dir ist?“ „ Das ist Thora.“, antwortet Hvitserk und legte seinen Arm um seine Freundin. Thora sah mich schüchtern an und verbeugte sich, weshalb ich schnell mit dem Kopf schüttelte. „ Du musst dich nicht vor mich verbeugen, Thora. Ich bin niemand besonders.“ „ Hvitserk erzählte, du bist eine Göttin.“, kaum hatte sie dies ausgesprochen, verschränkte ich meine Arme. Mir hatte es bewusst sein müssen, dass ich diesen Titel nicht so schnell los bekommen würde. „ Gibt es einen Ort, wo wir ungestört sprechen können?“, wechselte ich zügig das Thema. „ Wir haben eine Hütte, dort können wir sprechen.“ „ Das klingt gut.“, sprach ich und spürte, dass wir beobachtet wurden. Ivar hatte also einen von seiner Wache auf uns angesetzt. Über dies war ich keineswegs verwundert, nicht nachdem ich schon vieles über ihn gehört hatte. Nicht nur den Blick der Wache spürte ich auf mir, sondern auch die der Dorfbewohner. Bevor sie einen Blick auf meinen Bauch erhaschen konnte, schloss ich meinen Mantel. Ungewollt stand ich erneut im Mittelpunkt.
Nach einigen Minuten erreichten wir die kleine Hütte, die Hvitserk und Thora gehörte. Der Ältere hielt mir die Tür auf, sodass ich ins Innere treten konnte. Die Einrichtung war schlicht gehalten und somit das Gegenteil von dem Raum, das Sigurd und ich in England bewohnt hatten. Nachdem ich mich umgesehen hatte, ließ ich mich langsam auf dem Bettrand nieder und sah zu Thora, die sich mit etwas Abstand neben mich setzte. Hvitserk dagegen zog einen Stuhl hinter sich her und setzte sich damit vor mich. „ Dann lass mal hören, was du so erlebt hast.“ „ Nachdem Ivar mich mit seiner Axt getroffen hatte, bin ich in Asgard aufgewacht. Ich traf euren Vater, kurz darauf Thor und Loki. Mit letzterem ging ich ein Pakt ein. Statt nach Midgard, kam ich nach Utgard und danach nach Jötunheim. Dort musste ich Ymirs Tränen oder besser gesucht die Blutsteine finden. Natürlich traf ich auch Eisriesen, die sich friedlich mir gegenüber verhalten haben. Sie nannten mich Valhella, den Grund dafür ist mir unbekannt. Am Ende fand ich die Blutsteine und diese brachten mich zurück nach England. Dort traf ich auf Ubbe und Sigurd, sie erzählten mir, was alles geschehen ist. Hvitserk, wie konntest du dich gegen deine Brüder und auf Ivars Seite stellen?“, stellte ich diesem zum Schluss die Frage, die ich mir seit längerer Zeit stellte. Der Heide wand seinen Blick von mir ab, erhob sich und füllte einen Krug mit Met. „ Du bist enttäuscht von mir.“ „ Das bin ich nicht, Hvitserk. Ich möchte es nur verstehen, warum.“ „ Es fühlte sich richtig an.“ „ Es war nicht richtig, ihr hättet zusammen halten müssen. Ihr seid Brüder und wir waren eine Familie gewesen.“, sprach ich und erhob mich. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Alle meine Taten, die ich in Asgard, Utgard und Jötunheim getan hatte, waren umsonst gewesen. Dies wurde mir schmerzlich bewusst. Perplex sah ich Hvitserk an, als dieser plötzlich vor mich stand und spürte, dass seine Hände auf meine Schultern lagen. Dann erschien Thora in meinem Blickfeld, welche meine linke Hand nahm und diese vorsichtig öffnete. Meine Fingernägel hatten sich in meine Handinnenflächen gebohrt und vier kleine blutende Wunden hinterlassen. „ Ich hole frisches Wasser.“, damit verließ die junge Frau die Hütte, sodass ich mit dem Sohn Ragnars alleine war. „ Verzeiht, ich wollte euch keine Sorgen bereiten. Es ist ungewohnt wieder nach solch langer Zeit wieder in Kattegat zu sein und Ivar als König zu sehen. Er hat sich ins negative verändern, ich muss gestehen, es schockiert mich, was aus ihm geworden ist.“ „ Er hat dich geliebt.“ „ Ich weiß, deine Brüder haben mir dies bereits erzählt. Mein Tod muss ihn endgültig gebrochen haben. Nach dem Tod euer Elten befand er sich stets in meiner Nähe. Sag Hvitserk, wie ist deine Meinung zu seiner Frau?“ „ Weshalb willst du das wissen?“ „ Denke doch mal nach, glaubst du wirklich, sie wird es zulassen, dass ich mich in Ivars Nähe befinde? Für sie bin ich eine Bedrohung und ich bin mir sicher, dass sie gesehen hat, dass ich auf ihren Thorn gesessen habe. Zu deiner Information, Ivar wollte dies.“ „ Denkst du, sie wird versuchen dich zu töten?“, wurde mir die Frage gestellt, bevor Thora die Hütte mit einer Schüssel Wasser betrat. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, als sie zu mir schritt. „ Darf ich eure Wunden versorgen?“ „ Wenn du dies möchtest, kannst du dies machen.“, sprach ich und schenkte ihr ein Lächeln, bevor ich mich erneut auf den Bettrand niederließ. Ganz vorsichtig begann die junge Frau das Blut von meinen Handinnenflächen zu säubern, so als hätte sie Angst, dass ich sie bestrafen würde, sollte sie mir Schmerzen zufügen. Innerlich schüttelte ich den Kopf über ihr Verhalten. „ Zurück zu deiner Frage zu kommen, Hvitserk. Sie wird es versuchen, dies bin ich mir bewusst.“ „ Du solltest mit Ivar darüber sprechen.“ „ Nein, er liebt sie aufrichtig. Ich möchte seinem Glück nicht im Wege stehen. Jemand steht für der Hütte.“, meinte ich, als ich ganz leise Schritte vernahm. Sogleich drehte sich Hvitserk um, sah für einen Augenblick zu mir und öffnete danach die Türe. Ich war keineswegs verwundert darüber, eine Wache vom Knochenlosen zu sehen. Zügig erhob ich mich und schritt zur Tür. „ Was sollt ihr hier?“ „ Der König erwartet, dass ihr mit ihm speist.“ „ Sagt ihm, dass wir kommen werden.“ „ Der König-“ „ Mir interessiert es nicht, was er will oder nicht. Sagt mir euren Namen.“ „ Olaf.“ „ Gut, Olaf. Merkt euch eins, solltet ihr versuchen uns erneut zu belauschen, werdet ihr Valhalla niemals erreichen.“, erklärte ich dem Mann, schenkte ihm ein Lächeln und warf ihm die Tür vor der Nase zu. Plötzlich ertönte Hvitserks Lachen, sodass ich zu diesem sah. „ Darf ich fragen, warum du lachst?“ „ Bislang hat niemand gewagt Ivars Befehle zu missachten und du machst dies ohne zu zögern.“ „ Ich missachte seinen Befehl nicht, ich habe nur erklärt, dass ich ohne euch nicht kommen werde. Dies ist ein Unterschied.“ „ Dafür hast du diesem Olaf sehr viel Angst eingejagt.“ „ Genug davon geredet, wir sollten zu Ivar.“, damit schnappte ich mir die Hand vom Älteren und seiner Freundin und zog sie aus der Hütte.
Zügig erhob sich Ivar aus seinem Stuhl, nachdem er mich erblickt hatte. Seine blauen Augen strahlend förmlich, während sein Blick auf mir lag. „ Ich hoffe es stört euch nicht, dass ich nicht alleine gekommen bin.“ „ Natürlich nicht, Olaf hat mir bereits davon berichtet.“, erklärte mein ehemaliger bester Freund und schien tatsächlich nicht aufgebracht darüber sein. Mein Blick wanderte zu Hvitserk, welcher genauso verwirrt über Ivars Verhalten war, wie ich. „ Setz euch und speist mit uns. Ich habe dir noch nicht meine Frau Freydis vorgestellt.“ „ Es erfreut mich, euch kennenzulernen, Freydis. Wie ich sehe, tragt ihr ebenfalls ein Kind unter euren Herzen.“, sprach ich, während ich auf einen der Stühle Platz nahm. Gegenüber von mir setzten sich Hvitserk und Thora hin, sodass ich jederzeit in meinem Blickfeld hatte. Die blondhaarige Königin strich sich über ihren Bauch, bevor sie mir ein falsches Lächeln schenkte. „ Sind die Geschichten wahr, dass ihr eine Göttin seid?“ „ Ob ihr mich als eine Göttin anseht, ist euch überlassen, meine Königin. Ihr solltet es vermeiden Met zu trinken, er schadet dem Kind.“, sprach ich, als Frediy einen Schluck aus ihrem Krug nehmen wollte. Sie schenkte dem Gesagten kein Gehör und trink trotzdem den Met. Die Stimmung war angespannt und niemand sprach ein Wort, bis ich entschloss mich, mit Hvitserk und Thora zu unterhalten. „ Wisst ihr, dass Eisriesen in Wahrheit nicht so grausam sind, wie sie in Geschichten beschrieben werden? Ich habe in Jötunheim einige getroffen und mich sogar mit ihnen unterhalten.“ „ Ist Jötunheim wirklich mit Eis und Schnee überzogen?“, fragte Thora und schien fasziniert von dem zu sein, was ich erzählte. „ Utgard bestand nur aus Eis, Schnee und Stein. In Jötunheim gibt es sogar Wälder und Flusse. Wildschweine und Bären, die aus Stein bestehen. Ich selbst habe gegen einen riesigen Bären namens Steinbjörn gekämpft.“ „ Hast du ihn besiegt?“ „ Nein, ich hätte ihn töten können, doch ich konnte es nicht. Nachdem ich meine Waffe gesenkt hatte, erkannte ich, dass er in Wirklichkeit friedlich war. Natürlich gibt es in Jötunheim Wesen, die einen Tod sehen wollen, aber auch friedliche.“ „ Du sprachst davon, dass du Vater getroffen hast.“, meinte Hvitserk, während ich den Blick von seinem Bruder auf mir spüren konnte. Ivar gefiel es nicht, dass ich ihm keine Beachtung schenkte. „ Das habe ich. Ich darf auf Ragnar in seinen jüngeren Jahren. Ubbe sieht ihm wirklich sehr ähnlich. Auf jeden Fall unterhielten wir uns für einen Augenblick, bevor er zurück nach Valhalla musste.“ „ Warte, du warst nicht in Valhalla gewesen?“ „ Ich bin in Asgard aufwacht, nachdem ich wegen den starken Blutverlust gestorben bin. Mir blieb auch keine Zeit mich dort umzusehen, da ich zurück zu euch musste.“
Thora und Hvitserk stellten mir noch einige Fragen, die ich so gut wie es ging, wahrheitsgemäß beantwortete. Fenrir ließ ich wie gewohnt aus, es brauchte niemand von ihm zu wissen. Ich blickte zum Knochenlosen und erkannte, dass er wütend in seinen Krug starrte. „ Ivar.“, kaum hatte ich seinen Namen ausgesprochen, sah er auf. „ Habt ihr euch schon Gedanken über den Namen eures Kindes gemacht?“ „ Es ist noch nicht geboren, Katharina.“ „ Dennoch kann man sich schon mal Gedanken über den Namen machen.“ „ Ich nehme an, du hast bereits für dein Kind einen Namen ausgesucht.“ „ Das habe ich durchaus. Nicht einmal Sigurd weiß davon.“, erklärte ich und strich lächelnd über meinen Bauch. Beide Namen hatten ich bedacht ausgewählt, da ich mir das Geschlecht meines Kindes unbekannt war. „ Ich freue mich darauf, dass unsere Kinder eines Tages zusammen spielen und Freunde werden. Anderes Thema, ich müsste den Seher aufsuchen.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, erkannte ich, wie Ivar sich verspannte. Mein Blick wanderte von ihm zu seinem Bruder, welcher ebenfalls angespannt in seinem Stuhl saß. „ Der Seher ist tot.“, hörte ich Freydis sagen, was mich sehr verwundete. Sofort war mir bewusst, dass der Seher unmöglich an einen natürlichen Tod gestorben war. Jemand hatte ihn umgebracht. „ Verstehe, das ist bedauerlich. Nun denn, es ist bereits dunkel draußen. Wir sollten gehen.“ „ Du kannst hier im Langhaus bleiben.“, meinte Ivar schnell, nachdem ich mich erhoben hatte. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, mischte sich Hvitserk ein. „ Wir hatten Katharina bereits angeboten bei uns zu schlafen, sie hat es angenommen, Bruder.“, damit umrundete der Ältere den Tisch, nahm meine Hand und führte mich zügig aus dem Langhaus, während seine Freundin uns folgte. Perplex ließ ich mich zurück zur Hütte führen, wo ich anscheinend die nächste Zeit wohnen würde. „ Darf ich fragen, was das sollte, Hvitserk? Ihr habt mir nicht angeboten bei euch zu bleiben, zudem hätte ich Ivars Angebot selbst abgelehnt. Es war unüberlegt von dir.“, versuchte ich ihm zu erklären. Ich schloss die Augen und legte eine Hand auf meinen Bauch, als ich fühlte, dass mein Kind trat. „ Wir sollten uns schlafen legen.“ „ Du kannst Thora und mir im Bett schlafen, wenn das für dich in Ordnung ist.“ „ Vielen Dank für das Angebot.“, bedankte ich mich bei Hvitserk und zog diesen in eine Umarmung.
Ich war Thora sehr dankbar darüber, dass sie keine Einwände damit hatte, dass wir zu dritt in einem Bett schliefen. Hvitserk lag in der Mitte, währen seine Freundin links und ich rechts von ihm lag. Vorsichtig richtete ich mich auf und blickte, zu den zwei Verliebten. Lächelnd sah ich, dass Hvitserk einen Arm um seine Freundin gelegt hatte. Die Beiden waren so eindeutig voreinander bestimmt. So leise wie möglich stieg ich aus dem Bett, legte mir ein Fell um die Schultern und verließ die Hütte. Kühler Wind streifte mein Gesicht, als ich beschloss, ein wenig durch Kattegat zu laufen. Auf einmal fühlte ich ein leichtes Gewicht auf meinen Schultern und erkannte Synin, die ihren Kopf gegen meinen rieb. Sanft strich ihr durchs Gefieder, woraufhin sie leicht mit den Flügeln schlug. Schritte ertönten hinter mir, weshalb ich stehen blieb. Synin krächzte, bevor sie in Ivars Richtung pikte.. „ Nicht Synin.“, sprach ich zu ihr, woraufhin sie davon flog. Der König trat näher an mich heran und legte sanft seine Hand auf meinen Rücken. „ Du solltest nachts nicht alleine herumlaufen.“ „ Sei unbesorgt, mir wird nichts geschehen. Deine Wachen beobachten mich auf deinen Befehl hin, sie würden es bemerkten, sollte ich mich in Gefahr befinden.“ „ Du bist abweisend zu mir.“, wechselte Ivar plötzlich das Thema, was mich sehr verwunderte. Für einen Moment schloss ich meinen Augen und atmete tief ein. „ Wir haben uns verändert, Ivar. Du bist mittlerweile König und werde von allen als eine Göttin angesehen. Zudem trage ich ein Kind unter meinen Herzen, genauso wie deine Frau. Verstehst du, was ich damit sagen möchte? Sie braucht dich an ihrer Seite, dies kannst du nicht sein, wenn du bei mir bist.“, versuchte ich ihm zu erklären. Den wahren Grund verschwieg ich ihm bewusst, da ich ihm nicht das Herz brechen wollte. Ivar schien Freydis wirklich zu lieben und ich wollte nicht der Grund sein, warum er sie verließ. „ Dies ist der Grund?“ „ Frauen, die Kinder unter ihren Herzen tragen, brachen viel Aufmerksamkeit, dabei ist es nicht wichtig von wem.“ „ Deshalb suchst du die Nähe von Hvitserk? Weil du seine Aufmerksamkeit möchtest.“ „ Ich suche doch nicht seine Nähe, Ivar. Er hatte mir angeboten bei ihm und Thora zu wohnen und ich habe dieses Angebot angenommen. Ich muss gestehen, ich fühle mich im Langhaus unwohl, was nicht an dir liegt. Den Grund dafür kann ich dir nicht sagen, ich kenne ihn selbst nicht. Genug geredet, wir sollten uns beide wieder schlafen legen.“, meinte ich und hauchte den Heiden einen Kuss auf die Stirn.
Das Erste, was ich wahrnahm, als ich aus einem traumlosen Schlaf erwachte, war, dass jemand mir durchs Haar strich. „ Du solltest bei deiner Frau sein, Ivar. Das hatten wir doch besprochen.“, meinte ich, nachdem ich meine Augen geöffnet hatte. Lächelnd blickte mein ehemaliger bester Freund zu mir hinab, während er weiterhin mir durchs Haar strich. „ Das hatten wir durchaus, doch ich wollte mit dir sprechen.“, erklärte er ruhig und rückte ein wenig nach hinten, sodass ich mich aufrichten konnte. Mein Rücken schmerzte stark, genauso wie meine linke Schulter, wo einst die Wunde war, die von Lokis Dolch stammte. „ Du hast Schmerzen. Soll ich eine Heilerin holen?“ „ Sei unbesorgt, es sind nur Rückenschmerzen, mehr nicht. Ich werde daran nicht sterben, Ivar. Darf ich nun erfahren, weshalb du hier bist?“ „ Ich wollte sie dir wieder geben.“, sprach er, wobei er eine Kette von seinem Hals löste. Verwirrt nahm ich die feine Silberkette an, welche einen Lebensbaumanhänger besaß. Fragend sah ich meine Gegenüber an, während ich die Kette weiterhin festhielt. „ Ivar, ich besaß nie solch eine Kette.“ „ Sie gehörte deiner Mutter, du hast es mir selbst erzählt.“ „ Meiner Mutter?“ „ D-Du kannst dich nicht an sie erinnern?“, wurde mir die Frage gestellt, welche ich mit einem Kopfschütteln beantwortete. „ In Jötunheim, genauer in Mimirs Quelle musste ich ein Opfer bringen. Ich opferte alle Erinnerungen, die ich an meiner Mutter besaß.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, sah mich der König geschockt an. In seinen Augen konnte ich Mitleid erkennen. „ Es ist in Ordnung für mich, Ivar. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich kann mich nicht an sie erinnern, somit kann ich sie auch nicht vermissen. Wenn ich erneut wählen müsste, würde ich dieselbe Entscheidung erneut treffen.“ „ Hätte ich nicht-“, schnell unterbrach ich ihn, indem ich meine Hand auf seinen Mund legte. Schnell hatte ich erkannt, was er sagen wollte. „ Dich trifft keine Schuld, an dem, was mir geschehen ist. Ich hatte meinen Weg und meine Entscheidungen selbst gewählt. Wir können es nicht ungeschehen machen, selbst wenn wir es wollen. Das Einzige, was wir können, ist es zu akzeptieren.“, damit nahm ich Ivar in den Arm. Sanft strich ihm über den Rücken, wollte ihn somit zeigen, dass alles zwischen uns in Ordnung war. Wie bereits an den Tag zuvor, löste er die Umarmung, so als hätte er sich verbrannt. Gerade als ich ihn darauf ansprechen wollte, spürte ich es. Mein Kind trat mal wieder. Bevor der Heide reagieren konnte, griff ich nach seiner rechten Hand und legte sie auf meinen Bauch. „ Spürst du es?“, fragte ich und sah mein Gegenüber leicht nicken. Auch wenn dieser Moment wunderschön war, stimmte er mich traurig. An Stelle von Ivar sollte Sigurd dies miterleben.
Tage waren vergangen, seit ich mit Ivar gesprochen hatte. Wir waren uns danach nur noch selten begegnet, was mich dennoch nicht beunruhigte. Sobald der Sohn Ragnars mich erblickte, fingen seine Augen förmlich an zu strahlen. Auch seine Stimmung wechselte sich abrupt, was nicht von dem Dorfbewohner unbemerkt blieb. Sie sahen mich alle als Göttin und gehen auf die Knie, wenn sie mich alleine erblickten. Ein Seufzen verließ meine Lippen, da ich dies nicht wollte. Ich wollte nicht wie eine Göttin behandelt werden, sondern wie eine normale junge Frau. Wie es schien, würde dies niemals eintreten. „ Ihr solltet nicht alleine im Wald sein.“, vernahm ich eine Stimmte und drehte mich zu der Person um, die mir gefolgt war. „ Schickt Ivar euch?“ „ Der König gab mir den Befehl, in euer Nähe zu bleiben, Valhella.“ „ Hört auf mich so zu nennen!“, schrie ich Olaf an, sodass dieser zurückschritt. Ich wusste nicht wie, aber die Dorfbewohner hatten herausgefunden, dass ich von den anderen Götter Valhella genannt wurde. „ Lasst mich alleine.“ „ Der-“ „ Ihr sollt mich alleine lassen, Olaf!“, befahl ich dem Mann, welcher daraufhin zügig das Weite suchte. Erleichtert darüber endlich alleine zu sein, setzte ich meinen Weg durch den Wald vor, bis ich an einen Bach gelangte. Lächelnd setzte ich mich auf einen Holzstumpf und beobachtete die verschiedene Tiere, die den Wald als ihr Zuhause auserwählt hatten. „ Wie süß.“, sprach ich zu mir selbst, als ich ein dunkelbraunes Eichhörnchen entdeckte, welches einen Baum auf und ab kletterte. Zügig verschwand es, als hinter mir ein Knacksen ertönte. „ Olaf, hatte ich ihnen nicht ge-“, ich brach ab, als ich erkannte, dass es sich nicht um die Wache handelte, die auf mich zukam. Grinsend sah mich der bärtige Mann an, während er langsam eine Axt in die Hand nahm. „ Wer sind sie und was wollen sie von mir?“ „ Seid unbesorgt, ich werde euch schnell den Kopf abtrennen.“, sprach der Heide und kam mir immer näher. Suchend sah ich mich nach etwas um, mit dem ich mich verteidigen könnte, doch selbst wenn ich eine Waffe finden würde, könnte ich nicht kämpfen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass nicht nur mein Leben auf dem Spiel stand, sondern auch das meines Kindes. Wegrennen war keine Option, in meinen Zustand wäre ich zu langsam. „ Sie wissen wohl nicht, wer ich bin. Ich bin Katharina, die Frau von Sigurd Ragnarson! Lassen sie die Waffe fallen und verschwinden sie.“ „ ich werde verschwinden, sobald ich deinen schönen Kopf h-“, weiter kam der Mann nicht, da etwas Großes, schwarzes sich auf ihn stürzte. Der Heide schrie um sein Leben, sodass ich mir sicher war, dass man seine Schreie im ganzen Wald hören konnte. Mein Hirn brauchte einige Sekunden, bis es das große, schwarze etwas als Fenrir erkannte. Dieser verbiss sich in den Oberkörper, hielt den Unterkörper mit einer Pfote fest und riss den Mann in zwei. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, bevor ich sie wieder öffnete. Mein Herz schlug wie wild und brauchte einen Moment, bis es sich beruhigte. „ Fenrir.“, sprach ich den Namen des Wolfes aus, welcher von den Leichenteilen abließ. Tränen liefen meine Wangen hinunter, als ich auf ihn zuließ und mein Gesicht in seinen pechschwarzes Fell vergrub. „ Es ist lange her, Valhella.“, hörte ich den Fenriswolf sprechen und löste mich aus seinem Pelz. „ Danke, dass du mich und mein Kind gerettet hast, Fenrir. Lass dich sehen, wie schön du geworden bist.“ „ Wie ich eins sprach, unsere Schicksale sind miteinander verbunden, Valhella. Ich werde stets an deiner Seite bleiben und für dich da sein, wenn du mich brauchst.“ „ Du weißt nicht, wie glücklich mich dies macht.“, meinte ich und bemerkte, dass Fenrir doppelt so groß war, wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als der Wolf seine blutverschmierte Schnauze sanft gegen meinen Bauch rückte. Für einen Moment standen wir da, bis Fenrir sich so weit hinunterbeugte, sodass ich ohne Probleme auf ihn steigen konnte. „ Sei unbesorgt, deinem Kind wird nichts geschehen. Kinder von Göttern sind stark, sie verkraften einiges.“ „ Will ich wissen, woher du das weißt?“ „ Willst du nicht.“ „ Ich verstehe.“, sprach ich, während ich durch das weiche Fell strich. „ Es ist törrich eine Göttin einzugreifen, weshalb ich annehme, jemand will unbedingt deinen Tod.“ „ Das ist mir bewusst und mir auch bekannt, wer es ist. Es handelt sich um Freydis, Ivars Frau. Sie will meinen Tod, weil Ivar meine Nähe sucht.“, erklärte ich und bemerkte, dass wir uns immer weiter von Kattegat entfernten, dennoch beschloss ich Fenrir nicht darauf anzusprechen.
So weit wie möglich beugte sich Fenrir hinunter, sodass ich ohne Probleme von ihm hinab steigen konnte, nachdem wir eine Höhle erreicht hatten. Sogleich konnte ich einige Tierknochen entdecken, die tiefe Einkerbungen vorwiesen. Diese Höhle gehörte eindeutig dem Fenriswolf. „ Hier bist du in Sicherheit, wenn auch nur für den Moment.“ „ Vielen Dank, Fenrir. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir Sorgen um mich und meinem Kind machst.“ „ Eine Familie muss zusammen halten, Valhella.“ „ Das stimmt, wir müssen zusammen halten. Dies ist auch der Grund, warum ich nach Kattegat gegangen bin, obwohl ich ein Kind erwarte. Ivar ist König und Hvitserk steht bislang noch auf seiner Seite. Es gibt Krieg und wir müssen diesen stoppen.“ „ Ich verstehe. Was gedenkst du zu tun?“ „ Die Nacht werde ich bei dir beleiben. Morgen früh kehre ich zurück zu Hvitserk und seiner Freundin. Mir ist bewusst, dass sie sich sorgen um mich machen werden, doch Kattegat ist gerade nicht sicher für mich.“, erklärte ich und ließ mich auf den Boden sinken, nachdem der Wolfs sich hingelegt hatte. Dankbar lehnte ich mich gegen ihn und spürte seine Wärme. „ Als ich in England war, suchte Thor mich auf. Er wollte von mir wissen, wo du dich aufhälst und wollte das ich zurück nach Asgard kehre. Mein Kind soll dort geboren werden, doch ich lehnte ab. Ich sehne mich nicht nach Asgard, denn meine Familie ist hier in Midgard.“ „ Thor ist ein Narr, wenn er glaubt, er könnte dich zurück nach Asgard bringen. Dir ist aber bewusst, das du nur noch hier bist, weil er dich mag.“ „ Er hat sich Odins Befehl widersetzt, nicht wahr?“ „ Das hat er.“ „ Ich sollte ihm das nächste Mal danken, wenn ich ihn sehe.“, sprach ich, bevor ich meine Augen schloss und mich ins weiche Fell kuschelte. Ich war dem Fenriswolf unendlich dankbar darüber, das er an meiner Seite gelieben war. Ohne ihn, hätte ich Asgard niemals verlassen können.
Näher rückte ich an meiner Wärmequelle, als diese begann sich zu bewegen. „ Valhella.“, vernahm ich meinen Namen und öffnete meine Augen. Leicht richtete ich mich auf und hielt mir meinen schmerzenden Rücken. Eine Schwangerschaft war für den Körper nicht leicht, auch für den einer angeblichen Göttin nicht. „ Danke Fenrir, dass du mich die Nacht über beschützt hast.“, bedankte ich mich, während ich mich erhob. Der Wolf tat mir gleich und richtete sich auf, bevor er seinen Kopf leicht gegen meinen Bauch rieb. „ Dein Sohn wird starker Krieger werden, Valhella.“ „ Woher willst du wissen, dass es ein Junge wird?“ „ Das ist nicht wichtig, Valhella. Du solltest zurück zu deiner Familie. Laut deiner Aussage werden sie sich Sorgen um dich machen.“ „ Ich verstehe. Es ist also wieder Zeit, dass unsere Wege sich fürs Erste trennen. Ich freue mich, doch bald wiederzusehen, Fenrir.“ „ Ich werde immer über dich wachen.“, hörte ich Fenrir sprechen, als ich die Höhle verließ. Zurück sah ich nicht, da es nicht nötig war. Summend lief ich durch das Unterholz, hob manchmal dabei mein Kleid ein wenig an und hielt, korrigierte einige Male meine Richtung. „ Katharina!“, hörte ich auf einmal meinen Namen rufen und sah mich suchend um, bis ich Hvitserk in der Ferne erblickte. Ich pfiff einmal, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Keinen Augenblick später rannte der Heide auf mich zu. Außer Atem blieb der Ältere vor mir stehen und legte seine Hände auf meine Schultern. Sein Blick wanderte über meinen Körper, so als würde er nach Verletzungen suchen. „ Sei unbesorgt, ich bin unverletzt. Verzeih, dass ich euch Sorgen bereitet habe, doch ich musste Schutz in einer Höhle suchen. Jemand wollte meinen Tod, Hvitserk.“, erklärte ich ihm und legte meine Hand auf seine Wange. „ Die Königin will meinen Tod und Ivar darf davon nichts erfahren.“ „ Du musst es ihm erzählen. Wir haben deinen Angreifer gefunden und nahmen an, dass du ebenfalls von dieser Bestie angegriffen wurdest.“ „ Das wurde ich nicht, ich konnte fliehen und suchte in einer Höhle Schutz. Wir sollten zurück.“
Thora führte mich sogleich zum Bett, nachdem Hvitserk und ich die Hütte betreten hatten. „ Mir geht es gut, sei unbesorgt.“, sprach ich zu ihr, als sie mir eine Schüssel mit warmer Suppe brachte. Auf einer Seite fühlte es sich gut an, dass sie sich Sorgen um mich machten. Es zeigte mir, dass ich ihnen etwas bedeutete. „ Ich werde Ivar Bescheid geben, dass ich dich gefunden habe.“ „ Hvitserk, warte. Sage ihm, dass ich ihn nicht sehen möchte.“ „ Er wird das nicht akzeptieren.“ „ Das ist mir bewusst, dennoch möchte ich, dass du ihm dies ausrichtest.“, meinte ich, bevor ich ein wenig von der Suppe aß. Der Heide nickte und verließ die Hütte. „ Braucht ihr noch etwas?“ „ Könntest du mir bitte Wasser bringen?“ „ Das werde ich.“, damit verschwand sie, sodass ich alleine war. Ein Seufzen verließ meine Lippen, da mir bewusst war, dass mein ehemaliger Freund seinen Willen durchsetzen wollte. Langsam aß ich meine Suppe auf, obwohl ich keinen Hunger verspürte. Gerade als ich den letzten Löffel in meinen Mund schob, kehrte Thora zurück. Lächelnd kam sie auf mich zu und überreichte mir einen Krug mit Wasser. Dankbar nahm ich diesen an, trank einen Schluck und stellte ihn auf den Boden. „ Tragt ihr zum ersten Mal ein Kind unter dem Herzen?“, wurde mir die Frage gestellt, sodass ich lächelnd über meinen Bauch strich. „ Ja, ich trage zum ersten Mal ein Kind unter meinen Herzen, obwohl ich mit Sigurd seit längeren verheiratet bin.“ „ Er muss sehr glücklich sein, euer Mann zu sein.“ „ Manchmal denke ich, dass ich Sigurd nicht verdient habe. Ich sollte an seiner Seite sein, doch dies bin ich selten.“, erklärte ich der jungen Frau, die darauf etwas erwidern wollte, als Hvitserk in die Hütte kam. Alleine an seinen Gesichtsausdruck erkannte ich, dass seine Unterhaltung mit Ivar nicht gut verlaufen war. „ Er hat es nicht gut angenommen, nicht wahr?“ „ Hat er nicht, aber er meinte, dass er dich nicht aufsuchen wird, wenn du dies nicht willst. Ich bin ehrlich, Katharina. Du solltest Ivar nicht verärgern, er wird dir Leid zufügen.“ „ Das wird er nicht, Hvitserk. Ivar würde mir niemals Leid zufügen.“ „ Er ist-“, weiter kam der Heide nicht, da jemand gegen die Tür öffnete. Kopfschüttelnd erhob ich mich und lief zu der Holztür, um diese zu öffnen. Verwundert stellte ich fest, dass es sich um Olaf handelte. „ Was wollt ihr hier? Wenn euch Ivar schickt, geht wieder.“ „ Der König fragt nach eurem Wohlbefinden, Valhella.“ „ Wie oft muss ich es ihnen noch sagen, nennen sie mich nicht so! Mir geht es gut und dies hat Hvitserk bestimmt auch mitgeteilt. Ihr könnte gehen, Olaf.“, damit schickte ich diesen Weg und schloss die Türe. Mir war bewusst, dass in den nächsten Tagen Olaf noch öfters auftauchen würde.
Wie ich es geahnt hatte, suchte mich die Wache die nächsten Tage mehrmals auf. Ich war keineswegs erfreut darüber, doch es war besser, als wenn der Knochenlose mich aufsuchte. Genervt legte ich das unfertige Kleid zur Seite, nachdem es geklopft hatte und erhob mich. Ohne zu zögern, öffnete ich die Tür und statt Olaf stand Ivar vor mir. „ Ich nehme an, du wirst erst gehen, wenn wir uns unterhalten haben, nicht wahr? Komm rein.“, sprach ich und trat zur Seite, sodass mein ehemaliger Freund in die Hütte treten konnte. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, drehte sich der Heide zu mir um. „ Hasst du mich?“, stellte er mir die Frage, mit welcher ich nicht gerechnet hatte. „ Nein, ich hasse dich nicht, Ivar.“ „ Warum wolltest du mich dann nicht sehen!?“ „ Du kannst es nicht verstehen.“ „ Aber mein Bruder kann es!? Du vertraust ihm mir als mir! Ich-“ Ivar!“, kaum hatte ich seinen Namen geschrien, verstummte er. Mit wenigen Schritte war ich bei den Schwarzhaarigen und zwang ihn sich auf das Bett zu setzen. Nachdem ich dies ebenfalls getan hatte, nahm ich seine Hand in meine. „ Ich vertraue mich Hvitserk an, weil ich in Gefahr bin, wenn ich in der Nähe bin. Den Mann, den ihr im Wald gefunden habt, wollte mich töten. Jemand will meinen Tod, verstehst du? Die Person will nicht, dass ich mich in der Nähe befinde. Ich kann vielleicht nicht sterben, aber mein Kind schon.“, erklärte ich ihm und spürte, dass er meine Hand fester drückte. Es schmerzte leicht, dennoch sprach ich es nicht an. „ Wer?! Wer will deinen Tod?!“ „ Ich weiß es nicht.“, log ich ihn bewusst an. Ich wollte keineswegs, dass er meinetwegen seine Frau und Kind verlieren würde. Sanft strich ich über seinen Handrücken, bis er sich beruhigt hatte. Dies konnte ich an seiner Körperhaltung erkennen. „ D-Das war der Grund, warum dich mich nicht sehen wolltest?“ „ Das war der Grund.“ „ Ich werde alles tun, um dich und dein Kind zu beschützen, Katharina.“
Es war mitten in der Nacht, als ein starker Schmerz mich aus dem Schlaf riss. Zischend zog ich die Luft ein, bevor ich mich ein wenig aufrichtete und meinen Bauch hielt. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus, bevor es mir bewusst wurde. Die Wehen hatten eingesetzt, obwohl es dafür noch zu früh war. Hastig rüttelte ich Hvitserk an der Schulter, bis dieser erwachte. „ Warum weckst du mich?“ „ Das Kind kommt.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, saß der Heide kerzengerade im Bett, wodurch aus Thora aufwachte. Eine weitere Wehe kam, weshalb ich meine Finger in die Felle vergrub. „ Ich hole eine Heilerin!“, damit sprang Hvitserk regelrecht aus dem Bett, bevor er die Hütte verließ. Keinen Moment später war seine Freundin an meiner Seite und strich mir über den Rücken. „Atme tief ein und aus. So ist es richtig.“, sprach sie zu mir, worüber ich sehr dankbar war. Minuten verstrichen, die sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlten, bis der Sohn Ragnars zurückkehrte. Zu meiner Verwunderung war er nicht alleine, denn Ivars Wachen begleiteten ihn. „ Ivar hat befohlen, dich ins Langhaus zu bringen.“
Nur widerwillig hatte ich mich von Hvitserk ins Langhaus tragen lassen und lag seitdem auf einer Art Liege, da der Abstand der Wehen noch zu lang war. Außer Ivar und die Heilerinnen, durfte niemand zu mir, was meine Stimmung trübte. Gerne hätte ich Thora an meiner Seite gehabt, hatte sie doch mein Vertrauen. ,, Wie geht es dir?“, vernahm ich Ivars Stimme und sah, wie dieser auf mich zukam. ,, Ich bin müde und die Wehen kommen immer öfters. Ivar, ich sollte nicht hier sein.“ ,, Du sollst dein Kind nicht in einer schäbigen Hütte bekommen.“ ,, Sprich nicht so, über das Zuhause von Hvitserk und Thora.“, sprach ich, bevor ich mich wieder krümmte, als die nächste Wehe kam. Sie wurden stärker, dennoch verließ kein Ton meine Lippen. Sollte dies geschehen, würden sie mich für schwach halten und dies musste ich um jeden Preis verhindern. Ich blickte zu meiner Hand, als der König seine darauf legte. Sogleich musste ich mich an den Tag zurückerinnern, als ich gestorben war, damals hatte ich dasselbe bei ihm gemacht. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder zurücklegte und tief durchatmete. ,, Soll ich die Heilerin holen?“ ,, Nein, es ist schon in Ordnung. Hast du gewusst, dass eine Geburt sich einfühlt, als würde man bei lebendigem Leibe verbrennen? Ein weiterer Grund, warum ich kein Kind wollte.“ ,, Mein Bruder kann sich glücklich schätzen-“ ,, Bitte spreche nicht darüber, zudem wirst du ebenfalls bald Vater werden. Ihr solltet euch über den Namen Gedanken machen.“, meinte ich, bevor ich seine Hand stark drückte, da die nächste Wehe kam. Ivar verzog keine Miene und hielt den Schmerz aus, denn ich ihm zufügte. Auf einer Weise war ich dankbar darüber, dass er an Sigurds Stelle bei mir war. ,, Danke, dass du an meiner Seite bist, Ivar.“ ,, Warum bedankst du dich bei mir?“ „ Weil du nicht hier bei mir sein müsstest. Du könntest jetzt bei deiner Frau sein und Met trinken, während ich hier liege.“ ,, Ich werde dich nicht alleine lassen, Katharina.“, meinte der Heide ernst und schob mich sanft zur Seite, damit er sich zu mir legen konnte. Er lehnte seinen Kopf gegen meinen, während ich versuchte ihm mehr Platz zu machen. ,, Es ist merkwürdig, nicht wahr? Nach allem, was wir erlebt haben, liegen wir hier und warten, dass mein Kind auf die Welt kommt. Du als König und ich als Göttin, auch wenn ich nicht als eine angesehen werden möchte.“ „ Du hättest eine Königin sein können, meine Königin.“ „ Unsere Schicksalsfäden waren bereits gesponnen, Ivar. Niemand hätte sie mehr ändern können, nicht einmal Odin selbst. Zudem hatte dein Vater gewollt, dass Sigurd und ich heiraten. Weder du noch ich, konnten dies widersprechen.“, erklärte ich und griff nach seiner Hand, um diese zu drücken. Der Abstand der Wehen verringerte sich immer mehr. Es wurde auch Zeit, da ich bereits seit vielen Stunden in den Wehen lag. „ Ivar, hole bitte eine Heilerin.“
„ Ihr müsst pressen, Valhella.“ „ Nennt mich nicht so.“, sprach ich zu der älteren Heilerin und kam ihren Befehl nach. Am liebsten hätte ich geschrien wegen der Schmerzen, doch ich blieb still. Nicht einmal ich selbst wusste, wie mir dies gelang. Lag es daran, dass es für mich nur noch eins gab, nämlich mein Kind auf die Welt zu bringen? „ Ihr müsst erneut pressen, ich sehe bereits den Kopf.“, erklärte die Heilerin, bevor sie mein Kleid hochhob. Ich schloss die Augen, vergrub meine Finger in die Felle und presste. Ein Schrei ertönte, der Schrei meines Kindes. Erschöpft ließ ich mich nach hinten fallen und atmete mehrmals tief ein und aus. „ Was ist es?“, hörte ich Ivar fragen und hielt meine Augen weiterhin geschlossen. „ Es ist ein Junge, mein König.“ „ Gib ihn mir.“, befahl er der älteren Dame und ich wusste, das diese zu mir sah. „ Es ist in Ordnung.“ „ Wie ihr wünscht, Valhella.“, sprach sie, während ich für einen kurzen Moment meine Augen öffnete und sah, wie eine andere Heilerin auf mich zukam. Erneut verspürte ich Schmerzen, schloss die Augen und spürte wie sie die Plazenta herausholte. „ Katharina, er hat-“ „ Sie schläft, mein König.“, vernahm ich die Stimme der jungen Frau. Ich schlief keinesfalls, sondern ruhte mich aus, doch dies musste niemand wissen. Aber eins wusste ich, mein Sohn war bei Ivar in Sicherheit. „ Du bist das Kind einer Göttin, Athelstan.“, hörte ich den Heiden sprechen und öffnete erneut meine Augen, bevor ich in seine Richtig sah. Sanft wiegte er Athelstan hin und her, was mich sanft Lächelnd ließ, bevor ich mich auf die Seite legte und meine Augen schloss. Kurz darauf schlief ich ein.
Als ich erwachte, fühlte ich, wie jemand mir durchs Haar strich. Es dauerte einige Sekunden, bis mir bewusst wurde, dass Ivar wahrscheinlich erneut neben mir lag. Ich bewegte mich und sofort verschwand die Hand aus meinem Haar. Ich öffnete meine Augen, richtete mich leicht auf und lächelte. Auf Ivars Brust lag mein Sohn, welcher schlief. „ Habe ich lange geschlafen?“, stellte ich die Frage, während ich zu meinem besten Freund sah. „ Hast du nicht, du solltest noch ein wenig schlafen, Katharina.“ „ Athelstan muss gestillt werden.“, erklärte ich ihm und hob vorsichtig meinen Sohn hoch, woraufhin er erwachte. Dadurch konnte ich seine verschiedenfarbige Augen erblicken. Während das linke blau war, war das rechte grün. Erklären konnte ich mir dies nicht, aber ich ließ mir auch nicht anmerken, wie verwundert ich darüber war. Stattdessen strich mein Kleid am Brustbereich etwas zur Seite, um Athelstan stillen zu können. Der König hatte sich währenddessen ebenfalls aufgerichtet. „ Kannst du es glauben, dass ich eine Mutter geworden bin? Es kommt mir so unwirklich vor, dass er mein Sohn ist.“ „ Er ist genauso besonders wie du, Katharina. Er besitzt zwei verschieden Augenfarben.“ „ Dies habe ich bereits gesehen. Ivar, mir ist bewusst, dass dir mein Wunsch nicht gefallen wird, aber ich möchte, dass Sigurd über die Geburt seines Sohnes informiert wird. Er soll erfahren, dass er einen gesunden Sohn namens Athelstan hat.“ „ Wenn es dich glücklich macht, schicke ich jemanden los.“ „ Danke, Ivar. Das bedeutet mir wirklich viel.“, damit küsste ich ihm als Dank auf die Wange, bevor ich mich meinem Kind wieder zuwandte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie der König ging. Keinen Moment später fiel es mir auf, ich befand mich in seinem Bett. Jemand musste mich von der Liege dorthin getragen haben, wahrscheinlich war es einer seiner Wachen gewesen. Mein Blick wanderte zu meinem Kind, welches an meiner Brust saugte und dabei die Augen geschlossen hatte. Wie sehr wünschte ich mir, dass Sigurd an meiner Seite wäre und diese Momente miterleben könnte. „ Genug getrunken, mein kleiner Spatz.“, sprach ich und löste meinen Sohn von meiner Brust, bevor ich mich wieder richtig anzog. Nachdem er ein Bäuerchen gemachte hatte, beschloss ich, dass es Zeit wäre, das Langhaus zu verlassen. Ich fühlte mich nicht sicher und verließ vorsichtig das Bett, während ich Athelstan in meinen Armen hielt. Weit kam ich nicht, denn kaum hatte ich das Langhaus verlassen, sah ich meinen besten Freund mit Sýnin auf seinem rechten Arm. Die Rabendame schlug wie wild mit den Flügeln und krächzte in meine Richtung. Der Knochenlose schien darüber verwundert zu sein, bevor er sich in unsere Richtung umdrehte. „ Du solltest dich hinlegen, Katharina.“ „ Das werde ich, sobald ich wieder bei Hvitserk und Thora bin.“ „ Warum willst du nicht bei mir sein?“ „ Du kennst den Grund, Ivar.“ „ Ich kann dich beschützen, Hvitserk kann das nicht. Ich habe ihn nach England geschickt.“
„ Darf ich erfahren, weshalb du ausgerechnet Hvitserk nach England geschickt hast?“ „ Lag es nicht in deinem Interesse, dass Sigurd erfährt, dass er Vater geworden ist?“ „ Natürlich wollte ich dies, aber Hvitserk konnte nicht einmal seinen Neffen kennenlernen, bevor du ihn fort geschickt hast. Nun denn, ich werde nun Thora aufsuchen.“ „ Sie kann dich nicht beschützen, nicht so wie ich!“ „ Du kannst mich nicht vor jeder Gefahr auf dieser Welt beschützen, niemand kann dies. Mir ist bewusst, dass es schwer für dich sein muss, doch du musst akzeptieren, dass ich kein Anrecht darauf habe im Langhaus zu wohnen. Bitte versteh, dass ich von der Geburt erschöpft bin und nicht die Kraft habe, länger mit dir zu diskutieren.“, erklärte ich, beugte mich nach vorne und hauchte Ivar einen Kuss auf die Stirn. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief ich am König vorbei und hoffte, dass er meine Entscheidung respektieren würde. Entgegen seiner Annahme, waren Athelstan und ich keineswegs in Sicherheit, nicht so lang Freydis lebte. Mir war bewusst, dass die Königin weiterhin unseren Tod wollte und erneut einen Söldner auf uns hetzen würde. „ Keine Sorge, ich werde dich mit aller Macht, die mir zur Verfügung steht, beschützen, mein kleiner Engel.“, flüsterte ich meinem Sohn zu, während ich die Blicke der Dorfbewohner auf uns spüren konnte. Verständlich, war Athelstan für sie der Sohn einer Göttin. Es stimmte mich traurig, das mein Sohn wohlmöglich niemals in Kattegat glücklich werden würde. „ Katharina.“, vernahm ich meinen Namen und erblickte keinen Moment später Thora, welche zügig auf uns zuschritt. „ Thora. Verzeih, meinetwegen wurde Hvitserk nach England geschickt. Ich konnte Ivar davon nicht abhalten.“ „ Es ist in Ordnung, Katharina. Hvitserk war bereits bei mir gewesen und mir berichtet, weshalb er nach Englang geschickt wird. Darf ich ihn sehen?“, stellte die junge Frau die Frage, während ihr Blick auf meinem Sohn lag. „ Gewiss darfst du dies. Thora, ich möchte die meinen Sohn Athelstan vorstellen.“ „ Ein ungewöhnlicher Name.“ „ Ragnar Lothbrok hatte einst einen Freund, welcher diesen Namen trug. Du musst wissen, Athelstan war ein sehr kluger Mann, sowie ein Mönch gewesen und dennoch hatte Ragnar ihn als Freund angesehen.“, erklärte ich und strich das Tuch meines Sohnes ein wenig zur Seite, sodass Thora ihn sehen konnte. Voller Erfurcht trat die Heidin näher an uns heran, bevor sie auf Athelstan hinblickte. „ Seine Augen, sie sind unterschiedlich.“ „ Dies sind sie. Komm, lass uns zurück zu Hütte gehen, dort sind wir vor neugierige Blicke mehr geschützt.“
Angenehme Wärme streifte meine Haut, als ich gemeinsam mit meinem Sohn und Thora die Holzhütte betrat. Lächelnd nahm ich zur Kenntnis, dass die junge Frau alles für unsere Ankunft vorbereitet hatte, da selbst eine fertige Suppe, über der Feuerstelle hing. „ Hvitserk meinte, dass du zurückkommen würdest, weshalb ich alles vorbereitet habe.“ „ Ich weiß nicht, wie ich dir jemals dafür danken soll, Thora.“, sprach ich und begab mich zum Bett, wo ich meinen Sohn vorsichtig ablegte. Sanft strich ich mit meinem Fingerspitzen über Athelstan Wangen, welche mich mit seinen verschiedenfarbigen Augen ansah, bevor er diese schloss und einschlief. „ Auch wenn es derzeit den Anschein macht, sind wir keineswegs in Sicherheit. Freydis will unseren Tod, dies steht fest.“, erklärte ich und setzte mich danach zu Thora, welche an der Feuerstelle saß. Dankbar nahm ich die mit Suppe gefüllte Schüssel an und aß ein wenig davon, auch wenn ich keinen wirklichen Hunger verspürte. Dies verwunderte mich selbst, hatte ich doch eine anstrengende Geburt hinter mit. „ Du solltest dich ausruhen und zu Kräften kommen.“ „ Sei unbesorgt, Thora. Dies werde ich, sobald ich aufgegessen habe. Zudem solltest du dich ebenfalls ausruhen, es war auch für dich ein sehr langer Tag gewesen.“, meinte ich zu Hvitserks Freundin, welche sich daraufhin mit einem Nicken erhob und zum Bett schritt. Auch ohne sie darum zu bitten, wusste ich, dass Thora auf meinem Sohn achten würde, solang ich weiterhin am Feuer saß, denn obwohl ich es sollte, kam ich nicht zu Ruhe. Mich verließ das Gefühl nicht, dass in naher Zukunft ein großes Unheil passieren würde. Mit aller Macht unterdrückte ich ein Seufzen, bevor ich erneut ein wenig von der Suppe saß und ins Feuer starrte. Das Knistern des Holzes war deutlich zu hören, nachdem ich kleinere Äste in die Feuerstelle geworfen hatte. Einen Moment lang saß ich noch da, bevor ich mich erhob, um Schüssel und Kessel zur Seite zu stellen. Nachdem ich dies erledigt hatte, streifte ich mir mein Leinenkleid vom Leib und ersetzte dies durch ein schwarzes Hemd. Dieses würde mich zwar nicht vor die Kälte der Nacht beschützen, doch dafür hatte es ein sehr angenehmes Tragegefühl. Vorsichtig schob ich Athelstan in die Mitte des Bettes, bevor ich mich neben ihn legte und die Felle über uns ausbreitete. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte ich zuerst zu meinem Sohn, dann zu Thora, welche bereits schlief, bevor ich meine Augen schloss und meinen Körper die Ruhe gab, die er verlangte.
Es war noch recht früh am Morgen, als der Schrei eines Hahnes mich aus meinem traumlosen Traum riss. Verschlafen drehte ich mich zu meinem Sohn um, welcher neben mir lag und ruhig schlief. Sanft strich ich ihm über den Kopf und wünschte mir, dass sein Vater an meiner Seite wäre. Doch mir war bewusst, dass Sigurd in England gebraucht wurde und achtete gemeinsam mit Ubbe auf Björn. Der Ältere hatte es mir keineswegs verziehen, dass ich mich taufen lassen hatte. Verständlich, sah er mich doch genauso wie die meisten Heiden als eine Göttin an. Mir war somit bewusst, dass ich mich eines Tages mit Björn aussprechen und ihm alles erklären müsste. Zügig richtete ich mich auf, als ich Schritte vernahm, welche vor der Holztür verstummten und ahnte, welche Person uns aufsuchte. Bedacht darauf, weder Athelstan noch Thora zu wecken, schlich ich auf Zehenspitzen zur Türe, um diese zu öffnen. Wie erwartet stand Ivar mit seinen Wachen vor der Hütte und hatte bereits die Hand erhoben, um zu klopfen. „ Guten Morgen, Ivar.“, begrüßte ich den König und zog dabei die Tür leise hinter mir zu. „ Darf ich den Grund für deinen Besuch erfahren?“ „ Wie geht es dir, Katharina?“, wurde mir die Gegenfrage gestellt, weshalb ich schmunzeln musste. „ Mir geht es gut, sei unbesorgt. Dürfte ich nun erfahren, weshalb du uns aufsuchst?“ „ Lasst uns alleine.“, damit wurden die Wachen hinfort geschickt, bevor wir uns auf den Boden vor der Hütte niederließen. „ Ich stelle dir erneut die Frage, Katharina, wie geht es dir?“ „ Du möchtest eine ehrliche Antwort haben, nicht wahr? Nun, ich fühle noch ein wenig erschöpft. Sei unbesorgt, ich werde auf mich achten.“, sprach ich und schenkte dem Knochenlosen ein Lächeln, bevor ich beschloss ein ernsteres Thema anzusprechen. „ Wir sollten uns weniger sehen, Ivar.“ „ Weshalb? Habe ich dir etwas Unrechtes getan?“ „ Deine Frau bekommt bald euer Kind und es ist nicht unbemerkt geblieben, dass du dich lieber bei mir aufhälst, als bei ihr.“ „ Du bist eine Göttin und ich ein König, Katharina. Lass sie reden.“ „ Gerade als König, sollte es in deinem Interesse liegen, deinem Volk keinen Grund für einen Aufstand zu geben.“ „ Sie werden sich niemals gegen mich wenden.“ „ Woher hast du die Annahme? Seien wir ehrlich, du bist nicht als gütiger König bekannt, Ivar.“, kaum hatte ich dies ausgesprochen, schnaubte der König und blickte stur geradeaus. Verständlich, hatte ich doch absichtlich einen Wundenpunkt bei ihm angesprochen. Eines war gewiss, er würde niemals ein gerechte und gütiger König werden.
Still schweigend saßen wir nebeneinander, bis ich das Wort ergriff. „ Mir ist bewusst, dass du meinen Worten keinem Gehör schenken wirst, deshalb bitte ich dich darum, mich diskreter aufzusuchen. Mache es nicht für mich, sondern für deinen Neffen, denn seien wir ehrlich, du bist ihm komplett verfallen.“ „ Wie könnte ich dies nicht? Er ist dein Sohn, Katharina.“, sprach der Heide, was mich wiederum zum Lächeln brachte. Es war erstaunlich, dass Athelstan jeden sogleich in seinen Bann zog, obwohl er ein Säugling war. „ Katharina.“, vernahm ich meinem Namen und sah keinen Moment später Thora aus der Hütte kommen. „ Athelstan ist unruhig.“ „ Ich verstehe.“, damit erhob ich mich und erkannte im Augenwinkel, dass Ivar sich ebenfalls erhob. „ Thora meine Liebe, wärst du bitte so freundlich und würdest für heute Abend Fleisch besorgen?“ „ Natürlich.“, sprach Hvitserks Freundin und war keinen Moment später verschwunden. Verständlich, fürchtete sie sich vor dem König. Womöglich war ich die einzige Person in ganz Kattegat, die sich nicht fürchtete, mit Ivar alleine zu sein. Mit dem Knochenlosen an meiner betrat ich die kleine Hütte, welches ich mein Heim nannte und blickte sogleich zu meinem Sohn, welche unruhig auf dem Bett lag. „ Soll ich eine Heilerin rufen lassen?“ „ Dies ist nicht nötig, Ivar. Er hat wahrscheinlich Hunger.“, damit trat ich ans Bett heran und hob Athelstan hoch, bevor ich mein Kleid an einer Seite hinunterschob. Lächelnd blickte ich auf meinem Sohn hinab, welcher an meiner Brust saugte, während ich Ivars Blick auf uns spürte. „ Glaubst du, ich werde eines Tages ein guter Vater sein?“, vernahm ich die Stimme vom Schwarzhaarigen und drehte mich deshalb leicht in seine Richtung. „ Weshalb solltest du dies nicht?“ „ Du kennst mich, Katharina.“ „ Das ist wahr, ich kenne dich sehr gut und deshalb weiß ich, dass du eines Tages ein guter Vater sein wirst.“ „ Woher willst du dies wissen?“ „ Intuition.“ „ Es ist langer her, dass du Wörter benutzt hast, dir mir fremd sind. Ich kann mich gut an den Tag zurückerinnern, als wir dich zum ersten Mal nach Kattegat gebracht haben. Wie du nach Hilfe suchend zu mir geblickt hast, sobald jemand zu dir gesprochen hatte.“ „ Kannst du dich noch daran erinnern, wie ich zum ersten Mal mit dem Bogen das Ziel getroffen hatte?“ „ Wie könnte ich dies je vergessen. Es war einer dieser Tage, der uns zeigte, dass du eine Göttin bist.“ „ Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, als Göttin bezeichnet zu werden.“ „ Das ist mir durchaus bewusst, doch du kannst nicht abstreiten, dass du eine bist. I-Ich habe dich umgebracht und dennoch stehst du hier lebendig vor mir. Es kommt mir weiterhin so unwirklich vor, dass du an meiner Seite bist, Katharina.“ „ Ich halte mein Versprechen, welches ich dir gegeben habe. Niemand kann daran etwas ändern.“ „ So wie du das Versprechen einhälst, was du Vater einst gegeben hast. Ich beneide dich darum, dass du ihn sehen und sprechen konntest. Glaubst du, er wäre stolz auf mich?“ „ Das war er schon immer.“ „ Gewiss war Vater Stolz ein Krüppel als Sohn zu haben.“, sprach Ivar sarkastisch, während ich Athelstan sanft von meiner Brust entfernte und zurück auf das Bett legte. „ Ragnar war Stolz dich als seinen Sohn bezeichnen zu dürfen, denn du bist etwas Besonderes, Ivar. Ich hoffe, du selbst kannst dies eines Tages sehen. Da gibt es etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte. Du weißt, wer den Sehe umgebracht hat, nicht wahr? Streite es nicht ab, du hast überall deine Wachen und diese müssen etwas gesehen haben.“ „ Willst du es wirklich wissen?“ „ Das will ich.“ „ Ich war derjenige gewesen.“ „ Weshalb hast du dies getan?“ „ Es kam mir richtig vor.“ „ Dir ist bewusst, was gesehen wird, sollte dies jemand erfahren.“ „ Sie werden mich nicht umbringen, solang du an meiner Seite bist, Katharina. Niemand will den Zorn einer Göttin auf sich ziehen.“ „ Ist das so? Weshalb wurde ich dann gegen meinen Willen ins Langhaus gebracht?“, stellte ich dem Heiden die Frage, während ich mich langsam auf dem Bettrand niederließ. Sekunden verstrichen, bis der König in meine Richtung schritt und sich neben mich setzte. „ Ich hatte mich davor gefürchtet, dass dir und dem Kind etwas während der Geburt zustoßen könnte, deshalb habe ich dich gegen deinen Willen ins Langhaus bringen lassen.“ „ Ich muss gestehen, ich war keineswegs erfreut über deine Entscheidung, dennoch war ich froh gewesen, dich bei der Geburt an meiner Seite gehabt zu haben.“, sprach ich und schenkte dem Schwarzhaarigen ein Lächeln, bevor ich meine Hand auf seine legte. Sanft strich ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken und erkannte deutlich, wie Ivar sich endgültig entspannte.
Tag der Veröffentlichung: 18.12.2020
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