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Prolog

Seit dem Kampf gegen die wilde Jagt und Vesemirs Ableben, war es bedrückend Still auf Kaer Morhen geworden. Geralt lebte mit Yennefer in Toussaint auf seinem Weingut. Lambert war mit der Magierin Keira Metz unterwegs oder sie hatten sich, wo niedergelassen, so genau wusste ich es selbst nicht. Von Eskel hörte ich nur selten etwas, nämlich wenn ich im nächsten Dorf wichtige Lebensmittel besorgte. Sorgen um den Hexer machte ich mir keine, der Braunhaarige wusste, wie man überlebte. . Und ich, nun ja, ich war auf der Hexerfestung geblieben. Der einzige Ort, denn ich mein Zuhause nennen konnte. Tag ein und aus, fütterte ich die Tiere, reparierte Mauern und las Bücher. Es gab viel zu tun, auf der Festung und der Winter kam, mit jeden Tag der vergangen war, näher. Zwar hatte ich noch Zeit, doch meine Aufgabenliste wurde immer länger. Zudem würde Eskel für die Wintermonate zurückkehren, wie es früher alle Hexer getan hatten. Bislang hatte ich Glück, dass keine Räuber vorbeigekommen waren, die nach meinen Leben trachteten, aber dies war auch nur eine Frage der Zeit. Ich war eine junge Frau und lebte alleine auf der Hexerfestung, die von Gefahren umgeben war. Wölfe in den Wäldern, Ertrunkene am See, die Liste ging unendlich weiter. Jeder vernünftige Mensch wäre in ein Dorf gezogen, aber nicht ich. Ich hätte nicht mit meinen Gewissen im Reinen sein können, wenn Kaer Morhen verfallen würde. So viele schöne, aber auch traurige Momente hatte ich dort erlebt. Außerdem befand sich Vesemirs Grab sich in der Nähe. Täglich betete ich an seinem Grab, erzählte ihm, was ich über die Anderen wusste und pflegte die Blumen, die ich gepflanzt hatte. Wie sehr ich den Hexer doch vermisste, auch wenn er nur einige Zeit ein Teil meines Lebens gewesen war. Aber so war der Leben, früher oder später starb jeder, auch ich. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir nicht vorstellen in dieser Welt alt zu werden. Es gab so viele Unschuldige die Täglich ihr Leben ließen, während ich gut behütet war. Bevor Eskel fort ging, hatte er einige Fallen ausgelegt, die mich schützen sollten. Ich fand es ziemlich niedlich, dass der Ältere einen Beschützerinstinkt gegenüber mir entwickelt hatte, was er aber niemals zugeben würde. Aber wie sollten mich Fallen schützen, wenn etwas von oben kam? Ein Gabelschwanz zum Beispiel könnte mich einfach so zerfleischen. Das Leben auf Kaer Morhen war langweilig und aufregend zugleich.

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Die Morgenröte betrachtend stand ich auf dem Balkon und atmete die frische, kühle Luft ein. In der Ferne konnte ich Wolfsgeheul hören, die Wölfe befanden sich auf der Jagd. Ein Krächzen ließ mich zusammen zucken, weshalb ich mich suchend umsah, bis ich einen Raben entdeckte, der sich auf dem Geländer niedergelassen hatte. Raben waren Boten der Vampire oder kündigen Unglück an. ,, Na du, was machst du denn hier?'', fragte ich den Vogel, obwohl mir bewusst war, dass ich keine Antwort bekommen würde. Doch zu meiner Verwunderung, ertönte ein Krächzen, was mich lächeln ließ. Könnte es sein, dass der Rabe mich verstand? Schlaue Wesen waren sie, dies konnte niemand abstreiten.,, Warte hier, ich bringe dir etwas zum Essen. Fliege ja nicht weg.'', sprach ich und begab mich zügig in die Küche, um etwas getrocknetes Fleisch zu holen, welches ich vor einigen Wochen aufgehängt hatte. Mit dem Fleisch begab ich mich zurück auf den Balkon. ,, So, ich wünsche guten Appetit.'', damit hielt ich den Fleischstreifen dem Vogel hin, welcher sich darauf stürzte. Angst hatte ich keinen vor dem gefiederten Wesen, bedenkt man, welche schreckliche, blutrünstige Monster ich begegnet war. Kurz strich ich über die pechschwarzen Federn, bevor ich mich meiner Arbeit zuwandte. Es war noch recht früh am Morgen und somit müssten die Tiere als erstes gefüttert werden. Vor allem, die Ziege von Eksel, welcher er für die Gabelschwanzjagd benutzt hatte, war ziemlich verfressen. Aber Meckerfritze war mir ans Herz gewachsen, genauso wie die restlichen Tiere. Immer wenn ich Star erblickte, musste ich an den Moment denken, wo Vesemir mir sie geschenkt hatte. Die Schimmelstute ließ mich nie im Stich, auch wenn sich Monster in der Nähe befanden, bei denen Pferde auf dem Speiseplan standen. ,, Guten Morgen, meine Lieben. Nicht so hastig, jeder von euch bekommt etwas.'', damit füllte ich die Krüge mit Futter auf und untersuchte die Tiere nach Wunden oder ähnliches. Keines sollte Schmerzen haben oder sogar leiden. Die Hühne gackerten, als ich einige von ihnen sanft zur Seite schob, um die Eier heranzukommen. Wenn man es genau betrachtete, war Kaer Morhen mehr ein Bauernhof, als eine Hexerfestung. Aber da ich selbst kein Geld hatte, musste ich schauen, wie ich überlebte. Zwar hatten mir die Hexer einige Kronen da gelassen, aber die waren für Notfälle gedacht.

 

 

Nachdem ich alle Aufgaben abgearbeitet hatte, sattelte und zäumte ich Star, da ich einen Ausritt machen wollte. Ich benötigte einige Kräuter, die nur im Wald zu finden waren. Zwar war mir die Gefahr außer halb Kaer Morhen bewusst, aber ich müsste es riskieren. Die Kräuter bräuchte ich für eine schmerzstillende Salbe, da ich einen stechenden Schmerz am Fußgelenk verspürte. Ich könnte es mir nicht leisten tagelang im Bett zu liegen, da sonst alles den Bach heruntergehen würde. ,, Na dann wollen wir mal.'', sprach ich, stieg auf Star und ritt los. Tiefer zog ich mir die Kapuze meines roten Umhangs ins Gesicht, um Augenkontakt zu vermeiden, wenn ich jemanden begegnen sollte. Eins hatte ich in der Zeit gelernt, seit ich in dieser Welt gekommen war, alles und jeder kann dein Feind sein. Niemals würde Frieden einkehren, wenn doch, dann nur für eine unbestimmte Zeit. Der Tod lauerte überall. ,, Star, Stopp!'', rief ich, als wir unser Ziel erreicht hatten. Summend machte ich mich daran, Kräuter einzusammeln. Ich hielt inne, als mir etwas auffiel. Es war still, zu still für einen Wald. Weder konnte ich Vogel singen hören, noch die Wölfe heulen. Ängstlich sah ich mich um und schluckte, doch konnte niemanden oder etwas entdecken. Doch dann vernahm ich etwas, ein Krächzen eines Raben. Sie waren also wirklich Unglücksboten, obwohl sie früher verehrt wurden. Plötzlich wieherte meine Stute auf, weshalb ich zu ihr eilte. ,, Ruhig, Star. Shhh.'', versuchte ich sie zu beruhigen, was mir auch gelang. Etwas Böses oder Mächtiges muss sich uns nähern. Vielleicht beobachtete es uns sogar schon. Ich musste umgehend zur Festung zurück. Panisch stieg ich auf mein Pferd und ritt zurück zur Hexerfestung. Dort sprang ich von der Stute hinunter, begab mich zu einem Eimer mit klaren Wasser und spritze dieses mir ins Gesicht. Ich redete mir ein, dass ich mir keine Sorgen machen musste und das ich in Sicherheit wäre. Tief atmete ich tief ein und aus, beruhigte mich damit ein wenig und begab mich danach zu Star. Ich sammelte die Kräuter ein, die mit dem Korb auf den Boden gelandet waren. Doch ich hielt inne, als ich mich beobachtet fühlte und sah mich suchend um. War mir die Person oder das Wesen gefolgt? Wenn ja, warum griff sie mich nicht an? Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht. Um mich wieder zu beruhigen, beschloss ich mir eine Tasse Tee mit Honig zu machen. Tee trinken half mir immer, dies hatte ich erst in den letzten Jahren herausgefunden. Am liebsten trank ich Grüntee, doch den gab es in dieser Welt zu meinem Bedauern nicht. Ich begab mich nach drinnen, wo ich die Küche aufsuchte, um aus einem Regal ein hohes Gefäß zunehmen. In diesem befanden sich verschiedene getrocknete Waldfrüchte, wie Himbeeren oder Erdbeeren. Eine kleine Menge davon schüttete ich mir auf die Hand, nahm eine Tasse und ließ die Früchte hineinfallen. Danach nahm ich etwas Wasser, stellte es auf den Herd und wartete bis es kochte. Das nun heiße Wasser goss ich in die Tasse hinein und roch keinen Moment später den Geruch von Früchtetee. Aber da ich meistens diesen nur mit Honig trank, nahm ich ein anderes Gefäß, öffnete es und entnahm mit einem Löffel den Honig. ,, Wer ist da?!'', stellte ich die Frage, als ich das Gefühl bekam, jemand wäre mit mir im Raum. Aber außer das Feuer, welches manchmal knisterte, war es still. Es gab zwei Möglichkeiten, erstens ich bildete mir alles nur ein oder eine Erscheinung suchte Kaer Morhen heim. Ich müsste Eskel oder Lambert kontaktieren, doch wie? Bis ich zum nächsten Dorf geritten war, würden Tage vergehen. Zudem müsste ich warten, bis die Nachricht einer von Beiden erreicht hatte und dies wiederum könnte Wochen dauern. Mein Gefühl sagte mir aber, das ich dies nicht tun sollte, doch warum?

 

Verschlafen richtete ich mich auf, sah mich um und ließ mich dann wieder ins Bett fallen. Die Nacht über hatte ich kaum ein Auge zu gemacht, da ich mich beobachtet fühlte. Jemand musste sich in die Festung geschlichen haben, als ich im Wald war, das stand fest. Ein Monster konnte ich aber ausschließen, dies hätte mich nämlich schon umgebracht. Ich wuschelte mir durch die Haare, schwang meine Beine über den Bettrand und streckte mich. ,, Was zum!?'', meinte ich, als ich einen Raben auf meinem Schreibtisch entdeckte. Wie zur Hölle kam der hier rein!? Der Vogel krächzte mich an, als ich versuchte ihn zu verscheuchen. ,, Tut mir leid, aber dafür habe ich heute keine Geduld. Was willst du von mir? Essen?'', aber wie erwartet bekam ich keine Antwort darauf. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als der Rabe nach mir picken wollte. ,, Nicht nach mir picken. Ich habe keine Zeit für dich. Wo sind die Anderen? Ihr Raben seid doch immer in Schwärmen unterwegs. Jetzt führe ich schon Gespräche mit einem Raben, ich brauche unbedingt Freunde.'', damit schenkte ich dem Vogel keine Beachtung mehr, sondern zog mich um. Draußen war es noch dunkel und bald würde die Sonne aufgehen, damit würde auch meine Arbeit beginnen.

 

Dieser Rabe verfolgte mich den Tag über auf Schritt und Tritt, flog aber davon, als die Nacht anbrach. Mir kam der Verdacht auf, dass er mich beobachten sollte. Der vom wem sollte er diesen Auftrag haben? Nachdenklich blätterte ich durch ein Buch über Schutzzauber, die selbst ich anwenden könnte. Aber würde mir ein Schutzzauber helfen? Ich wollte nur einen Raben loswerden, der wie eine Klette an mir klebte. Frustriert klappte ich das Buch wieder zur und schmiss es in die nächste Ecke. Ich hatte ziemlich viel in der Zeit erlebt, seit ich in dieser Welt gekommen war. Aber ein Rabe, der mich stalkt, war neu und dies beunruhigte mich. Es musste doch eine Erklärung für das Verhalten des Vogels ergeben, aber die Einzige wäre, dass ein höherer Vampir sein Unwesen um die Hexerfestung trieb. Ihnen war es möglich mit Tieren zu reden. Doch warum zum Teufel sollte einer ausgerechnet hier sein? Es ergab keinen Sinn, egal wie oft ich darüber nach dachte. Wenn Eskel nur da wäre, ihn könnte ich um Rat fragen. Ein Seufzen verließ meine Lippen, wie so oft in der letzten Zeit. Mein Blick wanderte aus dem Fenster, draußen war es bereits stockdunkel, sodass es Zeit war schlafen zu gehen.

 

 

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 Das erste was spürte, als ich erwachte war, das leichte Gewicht auf mir. Im ersten Moment nahm ich an, dass meine Katze wie immer auf mir lag, bis mir einfiel, dass ich in dieser Welt keine besaß. Ein Krächzen ertönte, was meine Vermutung bestätigte, dass mein ungebetener Gast mich als Kissen benutzte. ,, Hör mal zu, ich habe keine Ahnung, warum du mich stalkst, aber das geht hier zu weit. Du bist ein Rabe, kein Hund oder eine Katze. Das heißt, du hast hier im Bett nichts zu suchen. Also husch.'', doch dies schüchterte den Vogel nicht ein. Da ich keine Nerven dafür hatte und ich noch die Tiere füttern musste, beschloss ich den Raben zu ignorieren. ,, Geh runter von mir!'', befahl ich dem kleinen Teufel, der sich auf meiner Schulter niederließ. Scheinbar hatte er sich zur Aufgabe gemacht, mir das Leben zur Hölle zu machen, er war schlimmer als Lambert und das heiß schon etwas! Mit dem Hexer kam ich einigermaßen gut zurecht, aber Eskel war mir immer noch am liebsten. Wir beide waren Freunde, auch wenn wir uns die meiste Zeit neckten. Soweit ich wusste, hatten Geralt und Lambert eine Wette laufen, wann ich mit dem Anderen im Bett landen würde. Als ob! Niemals, aber niemals würde dies geschehen. ,, Krall dich nicht so sehr in meine Schulter, das tut mir weh.'', erklärte ich dem Vogel, während ich mir schnell eine Scheibe trockenes Brot aus der Küche holte. Ich war schon viel zu spät dran, das merkte ich auch daran, das Meckerfritze an meiner Kleidung knabberte, als ich das Heu trug. Was man nicht alles tat, um zu überleben. Nachdem alle Tiere versorgt waren, striegelte ich Star, die mehrmals aufwieherte. Etwas musste sich in unsere Nähe befinden, was sie aufschreckte. Trotzdem beschloss ich wie jeden Tag zu Vesemirs Grab zu reiten, um zu beten. Für mich war dies ein festes Ritual geworden, vor allem, da ich meistens im Gras saß und von meinem Tag erzählte. Der Rabe auf meine Schulter krächzte, als ich auf mein Pferd stieg und flog davon. ,, Endlich.'', murmelte ich vor mich hin, bevor ich Star leicht in die Flanke trat.

 

,, Hallo Vesemir, ich habe neue Blumen mitgebracht.'', meinte ich, während ich die Blumen aufs Grab legte, die ich auf dem Weg dorthin gepflügt hatte. Danach setzte ich mich ins Gras, schloss meine Augen und betete. So vergingen die Minuten, bis ich mich wieder erhob und zurück zur Hexerfestung ritt. Immer noch glich Kaer Morhen einer Ruine, auch wenn ich alles daran tat, dies zu ändern. Mit einem Meckern wurde ich von der Ziege begrüßt, die danach weiter an Heu kaute. Kurz streichelte ich ihr über den Kopf, striegelte danach Star nochmals und stellte ihr einen Eimer mit klaren Wasser hin, damit sie etwas trinken konnte. Über mir flog ein Vogelschwarm hinweg, als hätte etwas sie aufgeschreckt. Sofort bekam ich ein ungutes Gefühl, weshalb ich beschloss in die Waffenkammer zu gehen. Dort befanden sich Stahl-, wie Silberschwerter, die nicht mehr benutzt wurden. Auch wenn ich nicht viel Erfahrungen im Schwertkampf hatte, konnte ich mich verteidigen im Notfall. Lambert hatte mir einiges beigebracht, auch wenn er nicht gerade der freundlichste Trainer war und ich viele blaue Flecken davon getragen hatte. Nachdenklich welches Schwert ich nehmen sollte, begutachtete ich eins nach dem Anderen. Am Ende entschied ich mich für ein Silberschwert, welches vom Gewicht her leichter war, als der Rest.

 

 

Mit dem Silberschwert untern Kissen, fühlte ich mich beim Schlafen sichere. Shadow, so hatte ich den Raben getauft, war wieder aufgetaucht. Der Rabe ließ mich keine Sekunden aus den Augen, verfolgte mich und missachtete jede Privatsphäre. Aber ich hatte mich recht zügig an ihn gewöhnt und fütterte ihn deshalb regelmäßig. Summend stand ich in der Küche, bereitet mein Mittagessen zu, während Shadow dabei zusah. Mittlerweile war ich etwas schlauer als vorher und hatte herausgefunden, dass der Vogel mich beobachten sollte. Immer wenn ich mich in einer sicheren Umgebung befand, flog der Rabe, nämlich davon. Wie gerne würde ich sein Ziel wissen, aber einen Raben zu verfolgen war unmöglich. Peilsender gab es nicht in dieser Welt und Shadow müsste nur zu einem Rabenschwarm fliegen, was zur Folge hätte, das ich ihn aus den Augen verlieren würde. ,, Hey, das ist mein Essen!'', beschwerte ich mich bei meinem gefiederten Freund, der sich über meine Pfannkuchen hermachte. Zu meinem Glück hatte er durch sein Picken nur den oberen Pfannkuchen beschädigt, sodass ich am Ende doch noch mein Mittagessen genießen konnte. Erschöpft blieb ich noch eine weile am Tisch in der Halle sitzen, da die Tage kürzer und die Nächte länger wurden. Somit musste ich meine Pflichten schneller erledigen, was wiederum mehr Kraft benötigte. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Winter vor der Tür stand. Das Gute daran war, das Eskel zurückkehren würde und ich Gesellschaft hätte. Es tat mir nicht gut, nur von Tieren umgeben zu sein, dies spürte ich deutlich. Ich vermisste es mich mit jemanden richtig zu unterhalten oder jemanden körperlich nah zu sein. Kaer Morhen war Fluch und Segen zugleich. ,, Dann mal ans Werk.'', murmelte ich vor mich hin, erhob mich und begab mich nach draußen. Einige Gemüsesorten müssten noch geerntet werden, welche ich angepflanzt hatte. Rüben, Kartoffel, Erbsen und unter anderen auch Kohl. In meiner Welt würde ich wohl nicht alles essen, doch in dieser hatte ich keine Wahl. Alles was zählte, war das Überleben. Um zu Überleben musste man kämpfen können, weshalb ich mit dem Schwert trainierte. Besser wäre es, wenn Lambert mich dabei unterstützen würde, um mich zu korrigieren, wenn ich etwas falsch machte. Doch der Hexer lebte sein einiges Leben und würde nie wieder zur Hexerfestung zurückkehren. Aber auf einer Seite konnte ich ihn verstehen, er hatte mehr schlechte als gute Erinnerung an diesen Ort. Ich würde nie dasselbe wie sie erleben, genauso wie jeder andere. ,, Ah! Fuck!'', zischte ich, als ich umknickte und auf meinen Hintern viel. Das kam davon, wenn man in Gedanken verloren ist und nebenbei trainierte. Wieder zischte ich auf, als ich mich am Knöchel berührte. Ein Krächzen ertönte und signalisierte mir, dass Shadow neben mich gelandet war. Alle versuche aufzustehen scheiterten, der Schmerz war zu stark. ,, Verdammt, warum immer ich?'', stellte ich mir selbst die Frage, während ich mir durch das Haar fuhr. Das konnte nicht wahr sein, ich hatte mich verletzt! Wie sollte ich nun die Tiere versorgen, wenn ich nicht richtig auftreten konnte? Verzweifelt ließ ich mich nach hinten in den Dreck fallen und starrte den Himmel an. Nach einige Zeit fuhr ich mir durchs Gesicht und atmete tief durch. Aber all das Jammern half nicht, weshalb ich mich aufrichtete. Als Erstes müsste ich eine schmerzstillende Salbe auftragen, damit der Schmerz verschwand. Zischend lief ich in die große Halle, wo ich mich auf den erst besten Stuhl niederließ. Zum Glück war ich schlau genug gewesen, überall Tränke oder Salben zu verstauen, sodass ich schnell mein Fußgelenk versorgen konnte. ,, Meckerfritze!'', rief ich, als ich die Ziege entdeckte, die es ausgenutzt hatte, das ich in Gedanken gewesen war. Sie ließ sich am Kamin nieder, was logisch war, denn Tiere suchten immer den wärmsten Platz, um sich niederzulassen. Ich ließ sie einfach liegen, denn ich hatte keine Kraft mehr dazu, sie raus zu jagen. Mit geschlossenen Augen saß ich da, hörte das Knistern des Feuers und genoss die Ruhe für einen Moment. ,, Verdammt.'', gab ich von mir, als ich mich wieder erhob und zurück in mein Zimmer lief. Dort angekommen ließ ich mich auf meinen nieder, bevor nach dem Buch griff, welches sich unter meinen Kissen befand. Ich hatte mir angewöhnt wichtige Sachen unter mein Kissen zu stopfen. Eine Eigenschaft, die ich wohl nie ablegen würde.

 

Die Nacht war schrecklich gewesen, da ich durch den schmerzenden Knöchel mehrmals aufgewacht war. Zudem krächzte mich der Rabe an, sobald ich ihn von mir hinunterschob. Das waren die Gründe, weshalb ich bis in den Mittag hinein schlief. Als ich dies bemerkte, sprang ich aus dem Bett und bereute es aber sofort wieder. ,, Fuck.'', murmelte ich vor mich hin und verteilte etwas Salbe auf die schmerzende Stelle. Der Vogel, welcher an mich heran gehüpft war, zog mit seinem Schnabel an meinem Nachthemd. ,, Lass das.'', sprach ich, doch mein gefiederter Freund, dachte nicht daran, sondern zog stärker. Genervt davon schob ich ihn sanft, aber bestimmt zur Seite, bevor ich zum Schrank humpelte. Dort zog ich Kleidung heraus, welche ich anzog. Shadow flog auf meine Schulter, als ich mein Zimmer verließ, da ich die Tiere trotzt Verletzung versorgen müsste. Draußen angekommen, stellte ich aber verwundert fest, dass dies bereits erledigt war. Star hatte neues Wasser, genauso wie Heu bekommen. Meckerfritze kaute auf frischen Gras herum und die Hühne hatten ihre Körner bekommen. Sprachlos stand ich einige Minuten da, konnte nicht glauben, was ich sah. Jemand hatte sich in die Festung geschlichen und meine Aufgaben erledigt, während ich geschafen hatte. Doch wer würde dies tun? Sowas war nicht selbstverständlich, daher musste die Person oder Kreatur mir gegenüber friedlich gestimmt sein. Ob sie sich noch auf Kaer Morhen aufhielt?

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 Jeden Zentimeter der Festung suchte ich ab, konnte aber niemanden auffinden. Mein Blick wanderte zu dem Raben, der von der Mauer aus, auf mich hinab blickte. Das Shadow die Antwort auf alle meine Fragen war, war mir bewusst. Er musste es jemanden erzählt haben, dass ich eine Verletzung am Knöchel hatte. Meine Vermutung, das es sich bei dem Unbekannten um einen höheren Vampir handelte, bestätigte sich immer mehr. Dies wäre auch die einzige Erklärung, warum ich keine Spuren finden konnte. Doch weshalb half der Vampir mir? Von selbst zeigen würde er sich nicht, dies war mir bewusst. Doch ich könnte etwas anderes tun und meinem gefiederten Freund kleine Geschenke mitgeben, um so das Vertrauen des Vampirs zu gewinnen. Ich pfiff den Raben zu mir, welcher Sekunden später sich auf meine Schulter niederließ. Für einen kurzen Moment strich ich über sein Gefieder, bevor ich mich mit ihm nach drinnen begab. Mein Ziel war eins der Zimmer, das zu meinem Hobbyraum geworden war. Dort nähte, schnitzte und malte ich, falls Zeit dafür blieb. Suchend sah ich mich im Zimmer um, bis ich die Kiste fand, welche ich gesucht hatte. In dieser befand sich einige Holzraben, die ich geschnitzt und bemalt hatte. ,, Hier Shadow, bringe ihm das bitte. Du weißt, wenn ich meine.'', sprach ich und hielt dem Vogel das Geschenk hin. Shadow nahm den Gegenstand in seinen Schnabel, bevor er danach durch das geöffnete Fenster davon flog. Es könnte Stunden, wenn nicht sogar Tage dauern, bis etwas geschehen würde. Angst hatte ich aber keine, andere würden panische Angst bekommen, wenn ein höherer Vampir sich in der Nähe befand. Doch ich war anders, so war ich schon immer. Vampire hatten es sich nicht ausgesucht,in dieser Welt zu leben, somit teilten sie dasselbe Schicksal wie ich. Sie mussten sich anpassen, auch wenn es nicht leicht war. Ich zischte auf, als ich falsch auftrat und mir fiel wieder der Grund ein, warum ich Besuch gehabt hatte. Mein Fußgelenk war leicht geschwollen und verursachte beim falschen Auftreten schmerzen. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich eine weitere Salbe benutzen sollte, entschied mich aber stattdessen dafür es zu kühlen. In der Nähe befand sich eine Quelle, aus der frisches und vor allem, kühles Wasser seinen Weg an die Oberfläche suchte. Mit dem Entschluss die Quelle aufzusuchen, machte ich mich auf den Weg.

 

 

Vorsichtig stieg ich von Star hinab, um weitere Schmerzen zu vermeiden. Danach lief ich zur Quelle und kniete mich hin. Mit meinen Händen formte ich eine Schale, ließ Wasser hineinlaufen und trank dieses. Nachdem ich etwas getrunken hatte, zog ich meine Stiefel aus und ließ meine Füße ins kühle Nass gleiten. Ein Seufzen entkam meine Lippen, während ich meine Augen schloss. Hinter mir graste die Schimmelstute in aller Ruhe, da ich sie kauen hören konnte. Am liebsten wäre ich für immer an diesen friedlichen Ort geblieben, aber mir war durchaus bewusst, das Tiere und andere Kreaturen ihn ebenfalls aufsuchen. Plötzlich wurde Star unruhig, weshalb ich meine Augen wieder öffnete und mich suchend umsah. Der Vampir müsste sich in unsere Nähe befinden, wo genau, würde ein Geheimnis bleiben. Einige Minuten lang saß ich noch da und ließ mir nicht anmerken, wie nervös ich in Wirklichkeit war. Der Unbekannte könnte jederzeit seine friedliche Absicht ändern und mich umbringen. So vorsichtig wie möglich trocknete ich meine Füße ab, wickelte einen Verband um mein verletzten Knöchel und zog meine Stiefel an. Mit Schwung stieg ich auf die Stute, streichelte ihr durch die Mähne, bevor ich den Weg zur Vesemirs Grab ansteuerte. Selbst wenn ich nicht mehr laufen könnte, würde ich zu seiner letzten Ruhestätte hinkriechen, wenn es sein müsste. Vielleicht ist dies für einige übertrieben, aber ich sah das anders. Zu meiner Verwunderung befanden sich neue Blumen auf dem Grab und sogar eine brennende Kerze. Wusste der Vampir etwa, wie viel mir der Hexer bedeutet hatte? ,, Danke.'', sprach ich und wusste, dass der Unbekannte es gehört haben musste. Wie immer ließ ich mich auf die Knie sinken, um zu beten. Nach dem Beten erzählte ich von meinem Tag und wie ich mir meine Verletzung zugezogen hatte, bevor ich mich auf den Rückweg machte.

 

 

Vor Sonnenuntergang erreicht ich die Hexerfestung, worüber ich sehr erleichtert war, Abends war ich nur ungern außerhalb der Mauern. Ich kümmerte mich um Star und gab ihr noch eine Möhre, ebenso wie Meckerfritze. Danach begab ich mich nach drinnen, wo ich als Erstes ein Feuer im Kamin anzündete. Die Nächte wurden kälter, zudem fror ich sehr schnell, was daran lag, dass ich eine Frostbeule war. ,, Wie ich sehe, bist du zurück.'', meinte ich zu Shadow, der sich abermals auf meine Schulter niederließ. Scheinbar gefiel ihm dort zu sitzen. ,, Komm, lass uns schlafen gehen. Morgen gibt es viel zu tun.'', und damit begab ich mich auf mein Zimmer. Dort angekommen zog mich um, zündete eine Kerze an, die ich neben mein Bett stellte. Außerdem suchte ich ein Buch heraus, welches ich lesen würde, falls ich nicht schlafen könnte. Gerade als ich ins Bett steigen wollte, krächzte der Rabe und flog zu meinem Schreibtisch. Verwirrt darüber sah ich in seine Richtung, bis mir die Holzfigur in der Form eines Raben auffiel. Hatte Shadow meine Figur wieder mitgebracht, nachdem sie nicht angenommen wurde? Enttäuscht darüber, dass mir nicht vertraut wurde, hob ich die Holzfigur hoch. Doch bei genaueren hinsehen, bemerkte ich, dass sie viel feiner geschnitzt wurde. Es konnte sich daher nicht um meine handeln. Das Geschenk fiel mir beinah aus der Hand, als mir bewusst wurde, wer sich da in den Wäldern von Kaer Morhen aufhielt. Nach meinem Wissen her, gab es nämlich nur einen höheren Vampir, der dazu fähig war, sowas herzustellen.

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 Verzweifelt saß ich an meinem Schreibtisch, tunkte die Feder immer wieder in das Tintenfass und schrieb einige Zeilen aufs Papier. Nur um es wenige Sekunden später zu zerknüllen und über meine Schulter hinweg auf den Boden zu schmeißen. Ich wollte dem Vampir einen Brief schreiben, um ihm so mitzuteilen, dass er sich mir zeigen könnte. Auch das ich keine Angst hätte und ihm gegenüber ebenfalls friedlich gestimmt war. Zudem hielt ich es nicht mehr aus, alleine zu sein. Gesellschaft in jeglicher Form würde mir mehr als nur guttun. Ein weiteres Papier landete in zerknüllte Form auf den Boden, gesellte sich zu den Anderen. Frustriert fuhr ich mir durchs Haar und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dadurch das ich aus einer anderen Welt stammte, war auch meine Redensart anders. Lambert hatte sich bei mir mehrmals beschwert, als ich Sprich- und Fremdwörter benutzt hatte, die ihm unbekannt waren. Mein Nacken knackste, als meinen Kopf etwas kreisen ließ. Danach wanderte mein Blick nach draußen, wo ich der Sonne beim untergehen zu sehen konnte. Shadow war vor Stunden davon geflogen, was mich ziemlich gewundert hatte. Normalerweise kam der Rabe nach höchstens einer Stunde zurück, diesmal war es anders. Aber es hatte auch eine gute Seite, so konnte ich mir ruhig Zeit beim Schreiben lassen. Wieder setzte ich die Feder am Papier an, bevor ich sie frustriert fallen ließ. Warum musste es so schwer sein ein paar Zeilen zu schreiben? Sonst hatte ich auch keine Probleme ganze Romane zu schreien, doch jetzt. Es war zum Mäuse melken. Mein Kopf landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Tisch, während ich am liebsten geschrien hätte. Ruckartig richtete ich mich auf, als mir eine Idee kam. Ich könnte doch einfach etwas zeichnen, ein Bild sagte mehr als tausend Worte. Zum Glück hatte ich am Vortag meinen gefiederten Freund gezeichnet, als dieser auf der Steinmauer niedergelassen hatte. Gerade als ich mich erhob, um die Zeichnung zu holen, klopfte der Rabe mit seinem Schnabel gegen die Scheibe. ,, Da bist du ja, du musst mir einen Gefallen tun. Warte einen Moment.'', sprach ich, holte das Bild, faltete es vorsichtig zusammen und hielt es dem Vogel hin. Dieser schnappte danach und flog wieder davon. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schloss ich das Fenster, bevor ich beschloss mir eine kleine Speise zu kochen.

 

Mit einem Teller voller Rührei und eine Scheibe Brot setzte ich mich vor dem Kamin. Meckerfritze lag etwas von mir entfernt auf einer Decke, da der Steinboden ziemlich kalt, nach einiger Zeit werden konnte. Wenn die Hexer wüssten, dass ich eine Ziege hineingelassen hatte, wäre die Hölle los. Mal sehen, wie Eskel darauf reagieren wird, wenn er hier eintraf. Lange würde dies nicht mehr dauern, was mich freute. Ob ich bis dahin mich mit dem Vampir angefreundet habe? Hoffentlich, denn ich würde gerne mehr über ihn erfahren. Natürlich war es gefährlich sich mit einem höheren Vampir sich anzufreunden, doch ich würde das Risiko eingehen müssen. Mein Blick war starr auf das Feuer gerichtet, während ich aß. Es würde sich alles bald zum besseren wenden, dies sagte mir mein Gefühl und darauf konnte ich mich immer verlassen. Gähnend erhob ich mich, lief zurück in die Küche, wo ich schnell das Geschirr abspülte. Einräumen könnte ich auch noch später, da niemand mich ausschimpfen konnte, wenn ich über die Nacht stehen ließ. Eigentlich war ich eine sehr ordentliche Person, aber auch ich hatte manchmal keine Lust aufzuräumen. Summend lief ich zurück in mein Zimmer, wo ich mich ins Bett fallen ließ. Ich pustete die Kerze aus, die fest hinunter gebrannt war und kuschelte mich in meine Decke hinein. Doch einschlafen konnte ich nicht, sodass ich einige Zeit lag wach. So kam es auch, dass ich Shadow krächzen hörte und wollte schon aufstehen, als ich vernahm, wie jemand das Fenster öffnete. Etwas oder besser gesagt jemand befand sich mit mir in meinem Zimmer. Meine Atmung ging regelmäßig und meine Augen hielt ich weiterhin geschlossen, sodass man annehmen konnte, das ich tief und fest schlief. Deutlich spürte ich, wie er mich beobachtete, während sich Shadow auf mich niederließ. Mal wieder wurde ich als übergroßes Kissen missbraucht. Es war befremdlich von jemanden beobachtete zu werden, während die Person dachte, man würde schlafen. Hatte er dies schon öfters getan? Wenn ja, warum?

 

 

  Schlussendlich war ich ungewollt eingeschlafen, worüber ich mich sehr ärgerte. ,, Morgen Shadow.'', begrüßte ich den Vogel, nachdem ich aufgerichtet hatte. Ich streckte mich ausgiebig, schwang meine Beine aus dem Bett und lief zum Kleiderschrank. Nachdem ich mich umgezogen hatte, wollte ich frühstücken, als ich etwas auf meinem Schreibtisch entdeckte. Eine einzelne rote Rosen und wie ich erkannte, waren alle Dornen entfernt worden. Dies fand ich ziemlich süß, denn sowas würde nicht jeder tun. Aber woher wusste er, das rote Rosen meine Lieblingsblumen waren?

 

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 Dass Rosen meine Lieblingsblumen waren, hatte ich niemanden verraten, woher wusste der Vampire es? Nachdenklich betrachtete ich die rote Rose, die ihren Platz in einer Vase gefunden hatte. Dass wir uns gegenseitig kleine Geschenke gaben, war schon mal ein Anfang. Rom wurde ja auch nicht an einen Tag gebaut. Kurz strich ich über die Rosenblätter, bevor ich mich nach draußen begab. Frühstücken würde ich später, da ich mir etwas vorgenommen hatte. Nachdem die Tiere versorgt waren, brach ich mit Star in Richtung Wald auf. Vor geraumer Zeit hatte ich dort Apfelbäume entdeckt, als ich auf der Suche nach Pilzen gewesen war. Das Glück stand diesmal auf meiner Seite, denn die Äpfel waren reif zum Ernten. Einige davon waren von Tieren angeknabbert worden oder waren auf den Boden gefallen. Diese wurden von Star verspeist, was mich nicht wunderte, die Stute liebte Äpfel über alles. Jeden Apfel begutachtete ich genau, da ich nur die Besten einsammeln wollte. Andere würden als Futter enden, andere wiederum würden in meinem Kuchen landen. Ich kannte niemanden, der zu einem Apfelkuchenstück nein sagen würde. Nachdem ich genügend eingesammelt hatte, stieg ich auf den Schimmel und ritt im Galopp zurück zur Festung. Shadow flog über meinen Kopf hinweg, krächzte einmal laut und verschwand im dichten Wald. Sein Ziel war mir unbekannt, aber eins wusste ich. Er würde dem Vampir Bericht bestatten, wie er es immer tat.

 

Vor mich her summend wusch ich die Äpfel mit klaren Wasser ab, bevor ich sie zurück in den Korb legte und schlussendlich damit in die Küche ging. Dort bereitete ich als Erstes den Teig zu, danach schnitt ich die Äpfel in Scheiben. Als dieses erledigt war, machte ich die Streusel. Hoffentlich würde es dem Vampir schmecken, sonst wäre ich mehr als nur beleidigt. Immerhin gab ich mir mehr mühe als sonst und blieb sogar vor dem Ofen sitzen, bis der Kuchen fertig gebacken war. ,, Heiß.'', murmelte ich, als ich den Apfelkuchen herausholte und abstellte, damit er abkühlen konnte. Am liebsten hätte ich ein Stück gegessen, doch ich müsste warten, bis er kühl genug dafür war. Verbrennen wollte ich mich auch nicht, weshalb ich beschloss, solang der Kuchen abkühlte, mich mit meinen Tieren zu beschäftigen. Sie hatten die letzten Tage kaum etwas von mir gehabt, nicht wie sonst. Die Hühne gackerten laut, als ich eins schnappte, um es zu untersuchen. Von Kopf bis Fuß wurde jedes abgetastet und ich war mehr als nur zufrieden, als ich feststellte, das alle gesund und munter waren. Ob sie wohl sehr große Angst gehabt hatten, als der Vampir sich um sie gekümmert hat? ,, Meckerfritze!'', rief ich und keinen Augenblick später, kam die Ziege angelaufen. Ich war Stolz darauf, dass sie kam, wenn ich nach ihr rief. Auch sie untersuchte ich kurz und hielt ihr einen Apfel hin, damit sie dabei ruhig stehen blieb. Ich spielte mit ihr, bis ich an mich hinab sah und erkannte, dass ich dringend ein Bad benötigte. Meine Kleidung war verschmutzt, genauso wie mein Gesicht. Das kam davon, wenn man sich auf den Boden hin und her rollte. Meckerfritze folgte mir nach drinnen, blieb aber in der großen Halle stehen, während ich die Holzwanne suchte. Diese fand ich etwas später, füllte diese mit warmen Wasser und einige Kräuter, die die Muskeln entspannen würden. Wenn ich baden ging, dann richtig. Ich zog mich aus, überprüfte die Wassertemperatur mit meiner Hand und setzte mich danach in die Wanne. Deutlich spürte ich, wie sich meine Muskeln Dank dem warmen Wasser entspannten. Für einen kurzen Moment tauchte ich meinen Kopf unter Wasser, um meine Haare zu waschen, bevor ich wieder auftauchte. Heftig erschrak ich mich, als plötzlich Shadow auf den Wannenrand landete. Die Frage wie der Rabe in das Zimmer kam, stellte ich mir zwar, wusste aber keine Antwort darauf bekommen würde. Erst wollte ich den Vogel verscheuchen, als mir auffiel, dass er etwas trug. Um den Gegenstand aus seinem Schnabel zu ziehen, richtete ich mich auf. Bei dem Gegenstand handelte es sich um eine Haselnuss. Verwirrt darüber blickte ich die Nuss an, bis es mir klar wurde, was sie bedeutete. Shadow hatte mir ein Geschenk gebracht, so wie eine Katze seinen Besitzer seine Beute brachte. ,, Danke, ich freue mich sehr darüber.'', bedankte ich mich, tätschelte dem Raben den Kopf und lehnte mich dann wieder zurück. Ein Krächzen ertönte, weshalb ich nochmals zu meinen gefiederten Freund blickte. ,, Du kannst nicht ins Wasser, das ist viel zu warum für dich, Shadow. Außerdem wärst du der erste Rabe, der freiwillig ein Bad nehmen würde.''

 

Nur mit einem Handtuch bekleidet lief ich in die Küche, wo der abgekühlte Apfelkuchen sich befand. Diesen schnitt ich in gleichgroße Stücke, bevor ich eins davon auf einen Teller stellte, den ich mit auf mein Zimmer nehmen wollte. Davor stellte ich noch Wasser auf, da ich mir einen Tee machen wollte. Minuten später, begab ich mich, mit dem Teller und der Tasse Tee zurück in mein Zimmer. Den Kuchenteller stellte ich auf den Schreibtisch ab, während ich die Tasse mit ins Bett nahm. Unter meinem Kopfkissen holte ich ein Buch hervor, welches ich zurzeit las. So vergingen die Stunden und als die Nacht anbrach, legte ich mich schlafen.

 

 

Am nächsten Morgen grinste ich wie ein Honigkuchenpferd, als ich den leeren Teller entdeckte. Er vertraute mir schon so weit, dass er das Kuchenstück ohne bedenken gegessen hatte. Umbringen hätte ich ihn sowieso nicht, immerhin handelte es sich um einen höheren Vampir, dies konnte nur seinesgleichen. Innerlich hoffte ich zudem, dass der Ältere sich mir zeigen würde. Mit einem Lächeln nahm ich den Teller hoch und lief damit in die Küche, wo ich auch sogleich frühstückte. An einen Brotstück knabbernd, begab ich mich nach draußen, um meine tägliche Arbeit zu erledigen. Doch während ich Star das Hau brachte, fiel mir etwas auf. Meckerfritze versuchte nicht, an meiner Kleidung zu knabbern wie sonst. ,, Meckerfritze!'', rief ich, nachdem ich das Heu in den Trug gelegt hatte. Aber die Ziege kam weder angerannt, noch meckerte sie. Nervös sah ich mich um, hoffte sie doch noch zu entdecken, aber das tat ich nicht. Panik machte sich in mir breit, nachdem ich die ganze Festung durchsucht hatte. Meckerfritze musste sie verlassen haben, was kein gutes Zeichen war. Ziegen standen nämlich bei vielen Monstern und auch bei Tieren auf dem Speiseplan! Ohne groß darüber nachzudenken, verließ ich die Festung und machte mich auf die Suche nach Meckerfritze. Niemals könnte ich mir es verzeihen, sollte ihr etwas zugestößen sein, weil ich nicht genug aufgepasst hatte. Zudem verband ich sie mit Erinnerungen an Eskel und an eine Zeit, die teilweise friedlich gewesen war. Ich rief mehrmals ihren Namen, während ich tiefer in den Wald hinein lief. Die Beste war ich nicht gerade darin jemanden zu finden, aber aufgeben wollte ich auch nicht. ,, MECKERFRITZE!'', schrie ich so laut, wie ich nur konnte. Und dann vernahm ich es, ein leises Meckern, welches aus einer bestimmten Richtung kam. Sekunden später rannte ich los, bis ich eine Lichtung erreichte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich die Ziege entdeckte, die in aller Seelen ruhe Gras fraß. ,, Was machst du denn nur? Du hast mir so einen Schrecken eingejagt.'', meinte ich zu Meckerfritze, nachdem diese angelaufen gekommen war. Ich kniete mich zu ihr hinunter, fuhr ihr durch das Fell und tätschelte ihren Kopf. ,, Komm, lass uns nach Hause gehen.'', sprach ich, erhob mich und wollte loslaufen, als ich vernahm. Wolfsgeheule. Panisch sah ich mich um, drückte die Ziege näher an mich und hoffte, dass die Wölfe weiter zogen. Taten sie nicht, denn einige Augenblicke später, tauchte das Rudel auf der Lichtung auf. Sie knurrten, heulten auf und machten sie angriffsbereit. Einen Wimpernschlag später verschwanden die Wölfe so schnell, wie sie gekommen waren. Perplex stand ich da, fragte mich, was das gewesen war. Als ich mich umdrehte, lief ich direkt in jemanden hinein. Dieser jemand stellte sich weniger Sekunden später als Dettlaff heraus, was mich ziemlich überraschte. Aber es nun wusste ich, warum die Wölfe so plötzlich verschwunden waren. ,, Danke, Dettlaff.'', bedankte ich mich bei dem Älteren, bevor ich ihm ein Lächeln schenkte. Innerlich stellte ich mir aber die Frage, warum er noch lebte und was er in der Nähe von Kaer Morhen suchte. ,, Bitte.'', ertönte seine tiefe Stimme, weshalb mir ein Schauer über den Rücken lief. ,, I-Ich muss jetzt zurück, vielleicht sieht man sich nochmals.'', damit verabschiedete ich mich bei dem Vampir und pfiff kurz, damit mir Meckerfritze folgte. ,, Wehe du haust mir nochmals ab.'', schimpfte ich mit der Ziege, die sich über das Heu hermachte, nachdem wir Kaer Morhen erreicht hatten. Kopf schüttelnd sattelte ich meine Schimmelstute, da ich Vesemirs Grab noch besuchen wollte. Die Blumen müssten wieder gepflegt werden, außerdem wollte ich eine Kerze anzünden und beten.

 

 

,, Hallo Vesemir, da bin ich wieder. Ich habe dir so viel zu erzählen.'', sprach ich, während ich mich ins feuchte Gras sinken ließ. Einige Blätter lagen auf dem Grabstein, welche ich mit einer Handbewegung wegwischte. Danach riss ich das Unkraut heraus und stellte die Kerze ab, welche ich davor anzündete. Minuten lang betete ich, bis mir auffiel, dass Dettlaff sich hinter mir befand. ,, Vesemir hatte immer gemeint, ich sei etwas besonders, weil ich nicht aus dieser Welt stamme. Ich sehe das anders, ich bin einfach nur eine normale junge Frau. Aber er versuchte mir dies immer auszureden und mich vom Gegenteil zu überzeugen. Nicht einmal dafür konnte ich mich bei ihm bedanken. Als die wilde Jagd Kaer Morhen angriff, befand ich mich an einem Pfahl gebunden in einer Höhle. Aber, das Schreckliste ist, dass sein Medaillon sich nun in den Händen von der letzten Muhme befindet, statt bei jemanden, der Vesemir viel bedeutet hatte. Wie sehr ich dies ändern möchte, aber nicht kann.'', erzählte ich, bevor ich mich erhob. Als ich mich umdrehte, war der Ältere verschwunden. Übel nahm ich es ihm nicht, denn wer möchte sich die Sorgen von anderen anhören? Ich klopfte mir den Dreck von der Kleidung, strich kurz über Vesemirs Grab und stieg danach auf mein Pferd. Star wieherte kurz auf, weshalb ich ihr über die Mähne strich. In einem langsamen Tempo ritt ich zurück zur Hexerfestung, während ich dabei nach Shadow Ausschau hielt. Normalweise klebte der Rabe regelrecht an mir, diesmal fehlte jedoch jede Spur von ihm. Sorgen machte ich mir deshalb keine, denn ich wusste, dass der Vogel schlau genug war, um jede Gefahr zu meiden.

 

 

 

,, Au!'', zischte ich, nachdem ich mich an einem Topf die Fingerspitzen verbrannt hatte. Ich war zu sehr in Gedanken gewesen und hatte somit nicht bemerkt, dass der Topf heiß geworden war. Wie jeden Abend wollte ich mir einen Tee machen, um mich innerlich zu beruhigen. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas passieren wird, was alles verändern würde. Doch was genau? Hatte Dettlaff damit etwas zu tun, weil er in mein Leben getreten war? Wieder Fragen und keine Antworten in Sicht. Es war einfach nur zum Mäuse melken. Mit dem fertigen Tee, begab ich mich in mein Zimmer, wo ich als Erstes einige Kerzen anzündete. Danach suchte ich mir Buch heraus, das ich in den nächsten Tagen Lesen würde. Immer wieder wanderte mein Blick zum Fenster, da ich jeden Moment mit Shadow rechnete. Für mich war es ungewohnt, dass der Rabe nicht mir auf mir lag, wenn ich mich schlafen legte. So kam es auch, dass ich nach mehreren Stunden noch keinen Schlaf gefunden hatte. Meine Knochen knacksten, als ich aus dem Bett stieg und ein wenig im Raum herumlief. In dem Moment, wo ich am Fenster vorbeikam, blieb ich stehen. Draußen war es stockdunkel und in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. Ein neuer Tag würde beginnen, der neue Herausforderungen für mich bereithielt.

-6-

 Achtundvierzig Stunden später, fehlte immer noch jede Spur von Shadow. Auch fühlte ich mich nicht mehr beobachtete und mir kam der Verdacht, dass Dettlaff weiter gezogen war. Nun ja, verstehen würde ich ihn. Es war nicht einfach in Kaer Morhen zu überleben, zudem lauerten überall Monster. Würde ich eine Pro- und Kontraliste erstellen, dann müsste ich die Hexerfestung verlassen. Aber ich könnte mir keinen anderen Ort zum Leben vorstellen, was großteils daran lag, dass ich nicht viel von dieser Welt gesehen hatte. Mir blieb noch etwas Zeit sie zu erkunden, immerhin war ich noch jung. ,, Oh nein, das lässt du sein! Meckerfritze!'', meinte ich, als die Ziege an einen Beutel knabberte, in dem sich getrocknete Kräuter befanden. Meckerfritze machte mehr Arbeit, als alle Tiere zusammen, aber ohne sie, wäre mein Leben langweilig. Sie glich eher einen Welpen, statt einer Ziege. Um sie und um mich zu schützen, hatte ich mir einen Bogen mit Pfeilen besorgt. Beides fand ich in einer ziemlich verstauben Kiste. Von Frühjahrsputz hatten die Hexer scheinbar niemals gehört oder es hatte sie schlichtweg nie interessiert. Ich spannte den Boden und schoss daneben, wie die Male davor. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, weshalb ich den nächsten Pfeil nahm und schoss. Diesmal traf ich mein Ziel, besser gesagt, der Pfeil streifte es. Stolz auf mich selbst, sammelte ich alle Pfeile ein und erschrak mich, als Dettlaff plötzlich vor mir stand. Mein Herz raste, schlug aber nach einigen Augenblicken normal weiter. Gerade als ich den Älteren begrüßen wollte, hielt dieser mir etwas hin. Bei diesem etwas handelte es sich um ein Wolfsmedaillon, was mich im ersten Moment verwirrte. Woher hatte der Vampir es? Und dann fielen mir die Schuppen von den Augen, es handelte sich um Vesemirs Medaillon! Mir kamen die Tränen, als ich es aus seiner Hand nahm und es fest an mich drückte. So schnell konnte nicht einmal Dettlaff reagieren, umarmte ich ihn. ,, Danke.'', sprach ich, während ich versuchte die Tränen zurückzuhalten. Erst nachdem ich mir sicher gewesen war, dass ich nicht losheulen würde, löste ich mich vom Älteren. Dieser stand wie versteinert da und erst da fiel mir auf, dass er sich nicht in Nebel verwandelt hatte, um die Umarmung zu lösen. Konnte oder wollte er nicht?

 

 

Nach diesem Tag hatte sich viel zum positiven verändert. Dettlaff besuchte mich täglich, stand meistens da und beobachtete mich dabei, wie ich meiner Arbeit nachging. Auch Shadow war wieder auftaucht und wie erwartet, benutzte er mich abends als Kissen. Es tat gut Gesellschaft zu haben, auch wenn diese kaum sprach. Stattdessen hörte mir der Ältere zu, wenn ich erzählte, was ich alles erlebt hatte. ,, Und dann tauchte plötzlich der Gabelschwanz auf und verschleppte mich in sein Nest. Aber ich hatte Glück, Geralt und Eskel kamen ein wenig später und haben mich gerettet. Danach durfte ich mir aber auch etwas von Eskel anhören, doch wirklich zugehört hatte ich ihm nicht, da ich verletzt war. Er schenkte mir danach Meckerfritze, die ebenfalls alles überlebt hatte. Narben sind aber zurückgeblieben, schlimm finde ich das nicht.'', erzählte ich Dettlaff, der neben mir unter einen Apfelbaum saß. Wir hatten uns unter diesen niedergelassen, nachdem ich mit Pfeil und Bogen geübt hatte. Mittlerweile war ich ziemlich gut darin geworden, sodass ich sogar ein Wildschwein erlegen konnte. Das Fleisch würde für einige Wochen reichen, wenn ich es trocknen würde. Ich kochte auch für zwei, da der Ältere meistens mit aß, was mich am Anfang ziemlich überraschte. ,, Deshalb gehe ich auch nie mehr mit einem Hexer auf die Jagd. Es ist einfach zu gefährlich für mich, zudem ziehe ich Gefahren scheinbar magisch an. In meiner Welt war das ganz anders, da gibt es nämlich keine Monster.... Dettlaff schau mal, es schneit!'', rief ich, während ich dabei aufsprang. Leichte flocken fielen vom Himmel hinab und auf die Erde. Eine der Schneeflocken landete auf meine Fingerspitze, schmolz Sekunden später dank meiner Körperwärme. ,, Ich liebe den Schnee, am liebsten baute ich Schneemänner oder mache Schneeengel. Ob morgen schon alles zugeschneit ist? Vielleicht sollten wir zurück, bevor es schlimmer wird.''

 

 

 

 Mein Gesicht strahlte regelrecht, nachdem ich aus dem Fenster geschaut und gesehen hatte, dass alles weiß war. In der Nacht musste es heftig geschneit haben, der Winter war gekommen. Freudig zog ich mir warme Kleidung an und begab mich nach draußen. Kleine Wölkchen bildeten sich, wenn ich ausatmete, da es ziemlich kalt war. Ich als Frostbeule fror schnell, aber ich würde es überleben. Es dauerte einr Weile, bis ich durch den Schnee gelaufen war, um an die Schaufel heranzukommen. Schneeschippen, eins der Dinge, die ich am Winter hasste, doch es war notwendig. Erst danach konnte ich die Tiere versorgen und Holz hacken. Nun müsste den ganzen Tag über Feuer im Kamin brennen, sonst würde es drinnen zu kalt werden. Ich hielt inne, als ich etwas vernahm. Im ersten Moment dachte ich daran, dass ein Tier das Geräusch verursacht hatte, bis Eskel mit Scorpion durch das Haupttor ritt. Ich ließ die Axt fallen, rannt auf den Hexer zu und umarmte ihn fest. ,, Du bist wieder da!'' ,, Und du lebst noch.'' ,, Natürlich! So leicht bin ich nicht unterzukriegen, zudem muss sich doch jemand um die Tiere kümmern.'' ,, Du hast Hühner gekauft?'' ,, Ja, das habe ich.'' ,, Die lebt auch noch.'', meinte der Braunhaarige, als Meckerfritze angelaufen kam, so als würde sie ihn ebenfalls begrüßen wollen. Ich freute mich sehr, dass der Hexer zurückgekehrt war. ,, Und du wirst bis zum Frühling bleiben?'' ,, Nein.'' ,, Nein?'' ,, Wir reiten nach Toussaint.'' ,, Warte, wir? Das ist nicht dein Ernst oder?'' ,, Doch, ich werde meine Vorräte auffüllen und dann reiten wir los.'' ,, Aber wer kümmert sich dann um die Tiere!?'' ,, Sie werden den Winter schon überleben.'', sprach Eskel, bevor dieser an mir vorbei lief. Wie versteinert stand ich da, konnte nicht glauben, was ich gehört hatte. So schnell wie ich nur konnte, rannte ich in mein Zimmer und schrieb einen Brief an Dettlaff. Ich schrieb zwar etwas unsauber, doch für meine Schönschrift hatte ich blieb keine Zeit. Nachdem ich fertig geschrieben hatte, legte ich das Papier auf das Bett, sodass der Vampir es sofort entdecken würde. Danach nahm ich das Wolfsmedaillon von Vesemir und legte es mir um den Hals, aber so, dass niemand es sehen würde. ,, KATHARINA!'', hörte ich Eskel rufen und wusste, dass es Zeit war Kaer Morhen zu verlassen.

-7-

 Die Nacht brach hinein, sodass Eskel beschloss, dass wir eine Pause machen sollten. Was vor allem daran lag, dass ich nicht gewöhnt war, stundenlang im Sattel zu sitzen und mein Hintern sich schon taub anfühlte. Nachdem ich Feuerholz gesammelt hatte, saßen wir um das Feuer, welches uns wärmte. Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel hinab, die im Licht des Feuers glänzten. Es herrschte Stille, nur das Knistern des Feuers durchbrach sie regelmäßig. Die meisten Tiere hatten sich in ihre Verstecke zurückgezogen, wie auch einige Monster. ,, Kalt.’’ ,, Du hättest dich wärmer anziehen sollen.’’ ,, Ich habe mich warm genug angezogen.’’ ,, Du zitterst stark. Ich werde Feuerholz für die Nacht holen, geh nicht weg.’’ ,, So blöd bin ich nicht.’’, murmelte ich, während ich mir meine Hände rieb. Ich war für den kalten Winter einfach nicht geschaffen, das stand fest, aber dies hieß noch lange nicht, dass ich kampflos aufgeben würde. Plötzlich ertönte ein Geräusch, weshalb ich mich erhob und meinen Bogen zog. ,, WAS SUCHST DU DENN HIER!?’’, stellte ich Lambert die Frage, nachdem ich diesen erblickte und meinen Bogen sinken ließ. ,, Was für eine Begrüßung.’’ ,, Woher sollte ich denn wissen, dass du es bist. Also?’’ ,, Bin auf den Weg nach Toussaint.’’ ,, Du auch? Eskel und ich sind es ebenfalls. Setz dich. Eskel müsste gleich wieder da sein.’’, erklärte ich dem Hexer, der sich gegenüber von mir auf einen Baumstumpf setzte. ,, Ich bin erstaunt, dass du noch lebst. Wie hast du es geschafft?’’ ,, Ganz einfach, ich bin auf Kaer Morhen geblieben.’’ ,, Du hast es zu einem Bauernhof gemacht.’’, ertönte die Stimme von Eskel, bevor er Holz neben das Feuer fallen ließ. ,, Habe ich nicht.’’ ,, Du hast Hühner gekauft.’’ ,, Woher sollte ich sonst Eier herbekommen? Ich kann ja schlecht jedes Mal in ein Dorf reiten, wenn ich welche brauchte. Zudem mache ein paar Hühner noch nicht gleich einen Bauernhof.’’, gab ich meinen Kommentar ab, bevor ich beschloss etwas Warmes zu kochen. Ich war schlau genug gewesen essbare Kräuter, sowie Fleisch mitzunehmen, sodass ich eine Suppe kochen konnte. Sie reichte gerade so, dass die Hexer und ich satt werden würden. Während sich Lambert und Eskel unterhielten, wanderten meine Gedanken zu den Tieren auf Kaer Morhen. Ohne mich würden sie den Winter mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben, diese Tatsache ließ mein Herz schmerzen. ,, Über was denkst du nach?’’ ,, Mhm?’’ ,, Du siehst so nachdenklich aus.'' ,, Die Tiere werden ohne mich nicht überleben, das bereitet mir sorgen, vor allem bei Meckerfritze.'' ,, Wenn die Ziege genauso zäh ist wie du, wird sie es.'' ,, Sie heißt Meckerfritze, Eskel. Das weißt du doch.'' ,, Das Vieh lebt immer noch.'' ,, Sie ist kein Vieh!'', meinte ich zu Lambert und schmiss diesen mit einem Schnellball ab. Da Hexer aber sehr gute Reflexe haben, wich er ihm gekonnt aus.

 

 

Je später es wurde, desto kälter wurde es und je mehr fror ich. Nicht einmal das Lagerfeuer konnte mich wärmen, weshalb ich beschloss mich zwischen den Hexern zu sitzen. Denen schien die Kälte weniger auszumachen, als mir. Leicht lehnte ich mich gegen Eskel, der dies zuließ, dennoch für einen kurzen Moment zu mir sah und unterbrach für einen kurzen Moment seine Geschichte. Erzählte aber dann weiter, wie er eine Bruxa nieder gestreckt hat. Ich musste sogleich an Dettlaff denken und hoffte innerlich, dass diese meinen Brief gelesen und somit verstanden hatte, warum ich Kaer Morhen verlassen musste. Niemals dürften die Hexer erfahren, dass ich mit einem höheren Vampir in Kontakt stand. Sie würden es nicht verstehen, abgesehen von Geralt vielleicht, immerhin war diese mit Regis befreundet. Ich zuckte nicht einmal zusammen, als Eskel seinen Arm um mich legte, um mich näher an sich zu ziehen. Wir beide verstanden uns ohne Worte, obwohl wir uns nicht lange kannten. Bei Lambert und mir sah dies ein wenig anders aus, wir ließen keine Chance aus, den jeweils anderen zu necken. Wussten aber, wo die Grenze lag. ,, Schlaf. Morgen wird es ein langer Tag werden.'', vernahm ich, weshalb ich nur nickte und meine Augen schloss.

 

 

Ein Murren entfuhr mir, als sich der warme Körper, an den ich mich gekuschelt hatte, sich bewegte. ,, Aufstehen.'' ,, Noch fünf Minuten.'' ,, Wir können dich auch zurücklassen.'' ,, Warum bist du so gemein zu mir?'', stellte ich Lambert die Frage, während ich mich streckte. Die Hexer schienen schon länger wach zu sein als ich oder sie hatten die Nacht durchgemacht, so ganz wusste ich das nicht. ,, Soll ich Frühstück machen? In einen Beutel müsste ich noch einige Eier haben.'', erklärte ich ihnen, während ich zu Star schritt. Diese begrüßte mich freundlich und bekam dafür etwas Heu von mir, das ich aus einen Beutel am Sattel holte. Schnell bereitete ich das Frühstück vor, da die Hexer weiter reiten wollten, dennoch nahmen sie Rücksicht auf mich. ,, Du willst wirklich nicht nach Kaer Morhen zurückkehren? Nicht einmal vor ein letztes Mal?'' ,, Nein, was soll ich dort?'' ,, Vesemirs Grab besuchen.'' ,, Grab? Welches Grab?'' ,, Ähm ... Also, ich glaube, ich muss euch da etwas erzählen. Ich habe Vesemirs Asche aufgesammelt, sie in ein Gefäß getan und vergraben. Seid ihr jetzt wütend auf mich? Immerhin habe ich es ohne eure Zustimmung getan.'' ,, Wir sind Hexer-'' ,, Genau, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr Monster seid. Wir haben darüber schon gesprochen! Weißt du noch, Lambert? Also habt ihr auch ein Grab verdient, zudem brauchte ich einen Ort, wo ich um ihn trauern konnte.'' ,, Katharina, du bist zu nett, für diese Welt.'' ,, Vielleicht.''

 

Obwohl einige Zentimeter Schnee lag, arbeiteten die Bauern auf den Feldern. Versuchten noch so viel Ernte wie möglich zu retten, aber ihre Versuche waren zum Scheitern verurteilt. Mein Blick wanderte von den Bauern nach vorne, als wir ein Dorf erreichten. Hätte ich mich mehr auf den Weg konzentriert, als auf die Menschen, hätte ich am Ortsschild den Namen des Dorfes erfahren. Zwar hätte ich auch meine Freunde fragen können, aber ich entschied mich dies sein zu lassen. Tiefer zog mir meine Kapuze ins Gesicht, als ich die Blicke der Dorfbewohner auf mir spüren konnte. Sie starrten mich an, als sei ich eine Mittagserscheinung. Mein Gefühl sagte mir, dass wir weiter reiten sollten, doch wir machten bei der Dorfkneipe halt. Freundlich wurden wir nicht gerade begrüßt und auch einige böse Kommentare vernahm ich. Ich versuchte sie zu ignorieren und bedankte mich stattdessen bei Eskel, der mir einen Krug mit Wasser brachte. Für sich selbst und Lambert hatte er sich Wodka besorgt, dies konnte ich riechen. Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht, als ich an betrunkene Hexer dachte. Solche würde ich aber in nahe Zukunft nicht sehen, zu meinem Leidwesen. Ein Wiehern riss mich aus den Gedanken, weshalb ich von meinem Krug aufsah. ,, Was ist denn da draußen los?'' ,, Ich werde nachschauen.'' ,, Stell nichts an.'' ,, Jaja.'', meinte ich bloß, bevor ich mich nach draußen begab. Dort konnte ich nichts erkennen, dennoch beschloss ich nach den Pferden zu sehen. Wir hatten sie in einem Stall untergebracht, welchen einem Bauern gehörte, den wir für die kurze Unterbringung bezahlen mussten. ,, Star beruhige dich, alle ist gut.'', versuchte ich die Schimmelstute zu beruhigen, die nervös hin und her lief. Im nächsten Moment presste mir jemand von hinten eine Hand auf den Mund, sodass ich nicht um Hilfe schreien konnte. Nach meine Waffe konnte ich ebenfalls nicht greifen, aber ich wehrte mich mit aller Kraft gegen meinen Angreifer. ,, Das ist also die Hure der Hexer.'', vernahm ich eine Stimme von einem fremden Mann, bevor weitere Stimmen wild durcheinander redeten. Panik stieg in mir auf, als ich gezwungen wurde mich ins Heu zu legen. Die Hand vor meinen Mund verschwand und ich wollte um Hilfe schreien, als sie mir ein Tuch umlegten. Dumm waren die Männer, zu meinem Nachteil, nicht. ,, Lass uns Spaß haben, Hu-'', und plötzlich verstummte die Stimme. Schreie ertönten und im nächsten Moment herrschte Stille. Vorsichtig richtete ich mich auf, entfernte das Tuch von meinem Mund und starrte geschockt auf die Leichen, die vor mir lagen. Dann wanderte mein Blick zu der Person, die mich gerettet hat. ,, Dettlaff.'', flüsterte ich und konnte es nicht wirklich glauben. Wieder hatte mich der Vampir gerettet. Als Dank umarmte ich den Älteren, nachdem ich mich erhoben hatte. Schnell befreite ich meine Kleidung von dem Heu, welches an mir klebte und auch das an seiner Kleidung. ,, Geht es dir gut?'' ,, Ja, du bist in letzter Sekunde gekommen danke.'', erklärte ich meinem Gegenüber, schenkte diesem ein Lächeln. Plötzlich löste sich Dettlaff in roten Nebel auf, keine Sekunde zu früh, denn Lambert und Eskel kamen angerannt. ,, Katharina, was ist passiert?'' ,, Sieht man das nicht?'' ,, Du hast Dorfbewohner getötet.'' ,, Als ob ihr noch nie jemanden umgebracht habt.'', sprach ich und sah den Hexern zu, als diese die Leichen begutachten. Dann sah Eskel auf und mir direkt in die Augen. Er wusste, dass ich die Männer nicht umgebracht hatte, die Leichen wiesen Krallenspuren auf und ich kämpfte mit Pfeil und Bogen. ,, Wir sollten aufbrechen.''

 

 

Unsere restliche Reise verlief ohne weitere Vorfälle, was ich sehr begrüßte, da ich etwas Ruhe gebrauchen konnte. Als wir Toussaint erreichten, staunte ich nicht schlecht. Es sah noch viel schöner als im Spiel aus und da hatte es mich schon beeindruckt. Ich stieg von Star hinab, kniete mich hin, um einen Pfau besser beobachten zu können. Für einen kurzen Moment sah ich zu den Hexern und sah wie Lambert mit dem Kopf schüttelte. Er wusste halt die Schönheit von Tieren nicht zu schätzen. ,, Komm, wir müssen weiter.'' ,, Noch einen Moment, ich war noch nie so nah einen Pfau gewesen.'' ,, Die Sonne geht bald unter, jetzt komm.'' ,, Jetzt komm.'', äffte ich Lambert nach, zog meinen Mantel aus und stieg auf mein Pferd. Das Klima in Toussaint war ziemlich warm, zu warm für mich. Die besten Jahreszeiten für mich wahren der Frühling oder der Herbst. Wie überlebten die Hexer bloß diese Hitze? Immerhin trugen sie schwere Rüstungen. ,, Katharina!'' ,, Ich komme ja schon!'', damit trat ich Star in die Flanken, damit sie sich in Bewegung setzte. Wir ritten durch kleinere Dörfer, was mir mehr als nur unangenehm war, da die Bewohner uns anstarrten, genauso wie einige Ritter, die unseren Weg kreuzten. Als ich es nicht mehr aushielt, beschloss ich alleine im Galopp nach Corvo Bainco zu reiten, da ich den Weg kannte. Die Angestellten des Weingutes nahmen mich zwar wahr, gingen aber ihrer Arbeit nach, statt mich anzustarren. Kaum war ich von Star hinuntergestiegen, sah ich wie der Haushofmeister Barnabas-Basilius Faulty auf mich zukam. ,, Wie kann ich der jungen Dame behilflich sein?'' ,, Ist Geralt da?'' ,, Der Herr befindet sich im Haus, bitte folgen sie mir. Ein Angestellter wird sich um ihr Pferd kümmern.'' ,, Danke.'', meinte ich und folgte dem Älteren ins Haus. Dort saßen Geralt mit Yennefer am Tisch und aßen zu Mittag. Als der Hexer mich erblickte, erhob er sich und kam auf mich zu. ,, Wo sind Eskel und Lambert?'' ,, Die kommen gleich nach. Es ist schön euch zu sehen. Ein schönes Weingut hast du da, Geralt.'' ,, Danke.'' ,, Das sie immer abhauen muss!'', hörte ich Lambert von draußen fluchen und grinste daraufhin hin nur. Sekunden später traten die zwei ins Haus und begrüßten Geralt und Yennefer, während ich ein wenig umsah. ,, Katharina.'' ,, Ja, Eskel?'' ,, Reite nie wieder voraus.'' ,, Warum? Mir ist doch nichts passiert?'' ,, Noch ein Vorfall können wir nicht gebrauchen.'' ,, Welchen Vorfall?'', stellte der weiße Wolf die Frage, doch statt ihm eine Antwort zu geben, begab ich mich nach draußen. Ich schuldete ihm keine Antwort, zudem wusste ich, dass die Anderen es ihm erzählen würden. So konnte ich nur hoffen, dass sie mich darauf nicht mehr ansprachen und es vielleicht sogar den Vorfall vergaßen. ,, Plötze!'', meinte ich, als ich die braune Stute erblickte und gab ihr einen Apfel, denn ich aus einem Korb genommen hatte. Mit einem Schnauben begrüßte mich die braune Schönhaut, weshalb ich ihr durch die Mähne strich. Neben ihr stand Star, die brav das Heu fraß, welches auf dem Boden lag. Auf einmal spürte ich ein Gewicht auf meiner linken Schulter, weshalb ich auf diese blickte. Shadow sah mich an, krächzte und rieb seinen Kopf gegen meinen. Da hatte mich wohl sehr doll vermisst, was mich ziemlich wunderte. Raben benahmen sich normalerweise nicht so, aber ich hatte schon von Anfang an gespürt, dass er besonders war. Welcher Vogel schlief schon in einem Bett auf einen Menschen? Bislang wusste ich nur von Shadow, der sowas tat. ,, Na Shadow, wo warst du denn die ganze Zeit gewesen? Ich habe dich vermisst, du kleiner Teufel. Komm, lass uns nach drinnen gehen. Die Anderen warten bestimmt schon auf mich.'', sprach ich zu meinen gefiederten Freund, der daraufhin wieder krächzte. Kurz für ich ihm durch das Gefieder, bevor ich mich in Bewegung setzte. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, lagen alle Augenpaare auf mir oder besser gesagt auf Shadow. ,, Das Federvieh hat hier nichts zu suchen!'', zischte Yennefer mich an, als ich mich setzten wollte. Ich hielt inne, sah zu der Schwarzhaarigen und setzte mich dann provokant hin. ,, Shadow ist kein Federvieh und er bleibt!'' ,, Das ist ein Rabe!'' ,, Und!? Er tut keinen was! Zudem ist es mir egal, ob es dir passt oder nicht!'' ,, Katharina, gehe hoch ins Gästezimmer.'', meinte Geralt plötzlich, weshalb ich zu diesem sah. Mit einem Schnauben erhob ich mich und lief die Treppen hinauf. Ich fühlte mich wie ein Kind, das von seinen Eltern ins Zimmer geschickt würde, weil es etwas angestellt hatte. Das Gästezimmer war schlicht, aber schön eingerichtet. Das Bett sah vor allem sehr bequem aus, sodass ich mich auf dieses niederließ. Vorsichtig hob ich den Vogel von meiner Schulter und setzte ihn neben mich ab. Um mich zu beruhigen, fuhr ich ihm durch die Federn und schloss die Augen. Deutlich konnte ich die Stimmen der Anderen vernehmen, doch über was sie redeten nicht, aber ich nahm stark an, dass ich das Gesprächsthema war.



Draußen war es stockdunkel, als ich erwachte und mich aufrichtete. Vor Stunden hatte mich der Weißhaarige nach oben geschickt, wo ich auch übernachten sollte. Wieder einschlafen konnte ich nicht, weshalb ich Shadow von mir runternahm und das Bett verließ. Auf Zehenspitzen schlich mich hinaus in die Nacht, ohne das jemand es mitbekam. Wo Lambert und Eskel übernachten wusste ich nicht, doch sorgen machte ich mir keine. Sie waren Hexer, sie konnten auf sich selbst aufpassen. Ich dagegen zog das Unglück magisch an, daran konnte niemand etwas ändern. Mit meinem gefiederten Freund im Schlepptau, lief ich durch das Weingut, bedacht darauf, dass niemand mich entdeckte. Auf keinen Fall dürfte mich jemand sehen, da ich sonst Ärger bekommen würde und darauf konnte ich verzichten. Wieder hatte sich der Raben auf meine Schulter niedergelassen, als ich mich an einen Baum niederließ, wo ich das ganze Grundstück im Blick hatte. Die Temperatur war recht angenehm, obwohl es mitten in der Nacht sein musste. ,, Ich vermisse Kaer Morhen und vor allem Meckerfritze. Am liebsten würde ich jetzt dort sein, als hier. Kannst du mich verstehen?'', fragte ich Shadow, der daraufhin leise krächzte. Was würde ich nur ohne den Vogel tun? Wahrscheinlich Selbstgespräche führen und am Ende verrückt werden. Meine Augen waren geschlossen, als ich mich an den Stamm hinter mich lehnte und die Ruhe genoss.



Ein Krächzen ertönte dicht an meinem Ohr, weshalb ich meine Augen öffnet, schloss sie aber sogleich wieder, da es zu hell war. Nach mehreren Versuchen konnte ich sie aber öffnen. Im ersten Moment sah ich mich verwirrt um, fragte mich, wo ich mich befand, bis es mir wieder einfiel. ,, Morgen Shadow.'', sprach ich, schwang meine Beine aus dem Bett und streckte mich. Hielt aber ruckartig inne, als mir bewusst wurde, dass ich in meinem Bett gelegen hatte. Doch dies konnte nicht sein, da ich eindeutig draußen unter einen Baum eingeschlafen sein musste. Hatte ich alles nur geträumt? Als ich aber in den Spiegel sah, entdeckte ich ein Blatt, welches sich in meinen Haaren verfangen hatte. Vorsichtig nahm ich das Blatt aus meinen Haaren und begutachte es. Es musste von draußen stammen, aber dies würde heißen, dass jemand mich ins Bett getragen hatte. Doch wer? Ich konnte schlecht die Anderen fragen, da ich mich damit selbst verraten würde. Nachdenklich zog ich mich um, nahm den Raben und begab mich nach unten. Das Frühstück stand schon auf den Tisch, hunger hatte keinen, weshalb mich nach draußen begab. Die Sonne schien, ließ das Weingut strahlen. Weit und breit war niemand zu erkennen, den ich kannte, weshalb ich mich unter die Angestellten mischte und denen meine Hilfe anbot. Diese nahmen sie an, sodass ich ihnen bei der Ernte half. Harte Arbeit war ich mittlerweile gewohnt, auch wenn meine schmale Figur darauf nicht hindeutete. Als Geralt bemerkte, das ich half, war diese keinesfalls begeistert darüber, ließ mich aber machen. Der Hexer wusste genau, dass er mich davon nicht abbringen konnte, seinen Angestellten zu helfen. ,, Woher hast du den Raben?'' ,, Du meinst Shadow? Nun ja, eines Tages war er einfach da. Da er nicht ging, beschloss ich ihn zu behalten. Stört er?'' ,, Nein.'' ,, Gut, denn es wär mir auch egal gewesen, wenn du mit Ja geantwortet hättest.''

-8-

 

 

,, Kannst du das wiederholen?'' ,, Wir wurden von Herzogin Anna Henrietta zu einem Ball eingeladen.'', erzählte Yennefer gereizt, während ich hoffte mich verhört zu haben. ,, Muss ich mit?'' ,, Ja.'' ,, Aber ich will nicht.'' ,, Keine Widerrede! Du wirst ein Kleid tragen, damit wir uns verstehen.'' ,, Ein Kleid!? Soll das ein Witz sein!? Ich will keines tragen!'' ,, Wirst du! Du hast einen Tag dir eins zu besorgen, Katharina!'', und damit war für die Schwarzhaarige das Thema beendet. Ihr war durchaus bewusste, das weder ich noch die Anderen Lust auf den Ball hatten. Die Hexer wären am liebsten genauso wie ich, im Weingut geblieben, als sich unter Adligen zu mischen. Frustriert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen, nachdem ich meinen Teller zur Seite geschoben hatte. Woher sollte ich innerhalb eines Tages ein Kleid herbekommen, welches mir stehen würde? Auf keinen Fall würde ich eins aus dieser Welt tragen, das stand fest. Der Kleidungsstil passte einfach nicht, er war einfach nur schrecklich in meinen Augen. Mit einem Seufzen erhob ich mich und begab mich nach oben ins Gästezimmer, welches ich bezogen hatte. Dort setzte ich mich in die Sitzecke und dachte nach, woher ich Stoff herbekommen könnte und das schnell. Minuten vergingen, bis ich beschloss Barnabas-Basilius zu fragen, vielleicht könnte diese mir helfen. Und tatsächlich konnte er dies, der Haushofmeister versicherte mir, dass ich in wenigen Stunden Stoffe erhalten würde und er hielt sein Wort. ,, Was hast du damit vor?'' ,, Ich werde mir etwas nähen.'', klärte ich Lambert auf, der mir freundlicherweise die Tür aufhielt, als ich ins Haus wollte. Den Rest des Tages bekam mich niemand mir zu sehen, da ich damit beschädigt war mein Kleid zu nähen. Mehrmals pikste ich mir mit der Nadel in den Zeigefinger, doch ich nahm es Tapfer hin. Zum Glück hatte ich in der Schule einen Nähkurs absolviert, sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen.



Mehrmals betrachtete ich mich im Spiegel, strich das Kleid glatt, welches sich wie eine zweite Haut an mich schmiegte und begutachte mein Werk. Das Kleid war im Mermaid Stlye gehalten und hatte einen Farbverlauf. Oben am Kragen war es pechschwarz und nach untenhin wurde es weinrot. Es hatte mich alle Nerven gekostet, doch es hatte sich eindeutig gelohnt. Zudem hatte ich meine Haare leicht gelockt und offen gelassen. Geschminkt hatte ich mich dazu auch noch, obwohl ich eher den natürlichen Look liebte. Wenn ich das Kleid anhob, konnte man die Spitzen meiner schwarzen Stiefel erkennen, die ich trug. Vesemirs Medaillon trug ich so gut versteckt, das es niemand entdecken würde. Was wohl die Hexer sagen würden, wenn sie wüssten, dass ich es besaß? ,, Katharina, es wird Zeit.'', vernahm ich Eskels Stimme, weshalb ich mich umdrehte und zur Treppe sah. Yennefer war zum Glück früher aufgebrochen, nachdem ich ihr klargemacht hatte, das ich selbst auf Star nach Beauclair reiten würde. ,, Stelle ja nichts an und bis später.'', damit verabschiedete ich mich bei Shadow, bevor ich mich nach unten begab. ,, Bin da, wir können.'', kaum hatte ich dies ausgesprochen, drehten sich die drei Hexer zu mir um. Sie starrten mich regelrecht an, weshalb ich mir verlegen einige Haarsträhnen hinters Ohr strich. ,, Fuck, du siehst ja aus, wie eine Frau.'' ,, Ich bin auch eine!'', zischte ich Lambert an, nachdem dieser um mich herumgelaufen war. Kurz pfiff er und hatte mich der andere Braunhaarige nicht festgehalten, wäre ich auf den Hexer losgegangen. Geralt beobachtete alles und schüttelte bloß den Kopf, bevor er meinte, dass wir losmüssten. Die Zauberin würde uns die Hölle heiß machen, wenn wir zu spät kommen würden. ,, Kommst du damit überhaupt auf dein Pferd.'' ,, Ja, auch wenn du es nicht glaubst.'', und damit stieg ich auf Star, ohne das mir jemand dabei half. Ich verließ mich nur ungern auf andere, so war ich halt.



Am liebsten hätte ich kehrt gemacht, als wir Beauclair erreichten, denn die Menschen starrten uns nicht nur an, sondern tuschelten auch. ,, Lass sie reden.'' ,, Es nervt einfach fürchterlich. Habt ihr nichts anderes zu tun!?'', rief ich einige Frauen zu, die mich danach mit weit aufgerissenen Augen anstarrten. Kurz legte mir Eskel eine Hand auf die Schulter, zeigte mir somit, dass ich mich beruhigen sollte. Hinter mir konnte ich den anderen Braunhaarigen hören, wie er meinte, dass ich schlimmer wäre als eine Bruxa. So schlimm war ich nicht, wenn ich nicht gerade eine miese Laune hatte. Es regte mich einfach so sehr auf, dass die Menschen Unwahrheiten über mich verbreiteten. Dass ich die Hure der Hexer oder das ich eine Bruxa sei. Mit jeden Tag wurde es schlimmer und es würde noch schlimmer werden, dies sagte mir mein Gefühl. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich das Schloss, wo uns Damien de la Tour uns schon erwartete. So elegant wie es nur ging, stieg ich von Star hinab, richtete mein Kleid und begrüßte den Hauptmann. Dieser beachtete mich dennoch nicht, sondern wand sich an Geralt, was mir recht war. Der Ritter führte uns nach drinnen, wo sich viele Adligen aufhielten, die sogleich anfingen zu tuscheln, als sie uns bemerkten. Es wurde aber ruhig, als Anna Henrietta auf uns zu schritt. ,, Eurer Gnaden.'', damit verbeugte mich für einen kurzen Moment. ,, Sie sind die Frau aus einer anderen Welt?'' ,, Dies ist korrekt, eurer Gnaden.'', meinte ich und fragte mich innerlich, woher sie das wusste. Jemand musste es ihr erzählt haben, was mir nicht passte. Auch wenn ich die Herzogin nicht wirklich kannte, kam sie mir unsympathisch vor. Konnte es daran liegen, dass sie unbedingt Dettlaff tot sehen wollte? Zu meinem Glück, hatte ich ihre Aufmerksamkeit nur weniger Augenblicke, sodass ich mich unter die Gäste mischen konnte. Wo sich die Hexer und Yennefer aufhielten war mir unbekannt, aber ich würde sie im Notfall finden können, das wusste ich. Gerade lehnte ich ein Glas Wein ab, als ich im Augenwinkel wahrnahm, wie jemand auf mich zukam. Bei diesen jemand handelte es sich im Regis, was mich verwunderte. Mit ihm hatte ich wirklich nicht gerechnet. Als Begrüßung küsste er meinen Handrücken und vor einen kurzen Moment schien es mir so, als sei er über etwas überrascht. ,, Regis mein Name.'' ,, Es ist mir eine Ehre sie kennenzulernen Emiel Regis Rohellec Terzieff-Godefroy. Verzeiht, ich habe mich ihnen nicht vorgestellt, mein Name lautet Katharina.'' ,, Ich habe schon viel über sie gehört.'' ,, Ist das so? Was denn genau, dass ich die Hure der Hexer oder das ich angeblich eine Bruxa sei? Alles davon ist gelogen, ich bin weder die Hure der Hexer, noch ein Vampir.'', sprach ich und war dankbar dafür, dass der weiße Wolf erschien, bevor der Vampir etwas erwidern konnte. Sogleich nutzte ich die Chance und suchte das Weite, da ich meine Ruhe wollte. Deshalb suchte ich mir auch eine Ecke des Raumes aus, wo sich niemand befand. Mein Blick wanderte durch den Raum, welche sich mit der Zeit füllte, sodass der Drang den Ball zu verlassen immer größer wurde. Zwar könnte ich mich davon schleichen, aber mir war bewusst, dass ich mir dann wieder etwas anhören könnte. Plötzlich ertönten Schreie, sodass ich mich erschrak und zusammen zuckte. Meine Pupillen weiteten sich, als ich Bruxas und andere Vampirarten erkennen konnte. Blut spritze, Körper sanken leblos auf den Boden, es herrschte das Chaos. Jeder wollte entkommen und somit sein Leben retten. Auf einmal nahm jemand meine Hand und zog mich hinter sich her, es dauerte einige Momente, bis ich erkannte, das es sich um Regis handelte. ,, Kommen sie.'', meinte der Ältere, weshalb ich nur nickte. Doch dann hörte ich etwas klimpern, weshalb ich hinter mich sah. Auf dem Boden lag ein Wolfsmedaillon, Vesemirs Medaillon. Mit einem Ruck riss ich mich vom Vampir los, rannte zurück und kniete mich hin, um das Medaillon aufzuheben. Dies erwies sich als großer Fehler, denn eine Bruxa hatte mich als ihr Opfer ausgewählt. Ich schloss die Augen, wusste das mein Leben vorbei sein würde, doch nichts geschah. Als ich aufsah, konnte ich meine Augen nicht trauen, Dettlaff hatte mich wieder einmal beschützt. Ein Schrei verließ meine Kehle, als der Ältere mich über seine Schulter warf. Sekunden später konnte ich Eskel meinen Namen schreien hören und wie Lambert laut fluchte. Meine Finger krallten sich in den Mantel vom höheren Vampir fest, da ich angst hatte, runter zu fallen. Der Ältere hielt mich gut fest, auch als er mit mir über Dächer sprang. Aus Angst hielt ich meine Augen fest geschlossen, öffnete sie erst wieder, als ich heruntergelassen wurde. Sekunden später nahm Dettlaff mein Gesicht in seine Hände und drehte meinen Kopf immer wieder leicht hin und her, so als müsste er sich vergewissern, dass ich keine Verletzungen davon getragen hatte. Unabsichtlich schnitt er mir dabei die Wange leicht auf, als er dies bemerkte, wollte er sich zurückziehen, was ich aber nicht zuließ. Denn ich griff nach seiner Hand und sah zu ihm hinauf. ,, Es ist in Ordnung, es war nicht deine Absicht gewesen, mich zu verletzen.'', sprach ich, bevor ich ihn losließ. Erst danach konnte ich mich umsehen. Wir befanden uns in dem Haus, wo der Vampir sich aufgehalten hatte, als er die Morde für Syanna begann. Diese Tatsache verwunderte mich sehr, aber ich ließ mir nichts anmerken. Nach einigen Minuten lief ich die Treppe hinauf, um mich auf das Bett zu legen. Ich hatte in der letzten Stunde viel erlebt und war mehr als nur erschöpft. Statt mich aber sogleich schlafen zu legen, setzte ich mich auf den Bettrand und sah auf das Wolfsmedaillon. Beinah hätte ich es verloren und somit auch die letzte Erinnerung an Vesemir. Aber es gehörte nicht mir, sondern Ciri, sie würde es zurückbekommen, sollten wir jemals wieder treffen. Damit ich das Medaillon nicht nochmals verlor, legte ich es mir um den Hals und wollte mich endlich hinlegen, als ich Schritte vernahm. Der Ältere erschien in meinem Blickfeld und ging vor mir in die Hocke. Er blickte mir direkt in die Augen, was ich nicht als unangenehm empfand. ,, Ich bin ein Vampir.'', sprach er plötzlich und beinah hätte ich laut losgelacht. Dachte er etwa, sobald ich es erfahren würde, dass ich davonrenne? ,, Ich weiß, ich wusste es bei unserer ersten Begegnung bereits. Verzeih, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, dass ich darüber Bescheid wusste. Bitte denke jetzt nicht, dass ich angst vor dir habe, ich vertraue dir Dettlaff. Du bist kein schlechter Mensch, beziehungsweise Vampir. Egal, was du in der Vergangenheit getan hast, du hast deine Gründe dafür gehabt. Für andere bist du vielleicht ein Monster, aber nicht für mich.'', kaum hatte ich dies ausgesprochen, wurde ich am Genick gepackt und spürte keinen Moment später ein fremdes Lippenpaar auf meinen. Als Dettlaff sich von mir löste, glich ich einer Tomate. Der Vampir hatte mir meinen ersten Kuss gestohlen. Verlegen sah ich zur Seite, merkte dabei deutlich den Blick vom Älteren auf mir. ,, D-Du hast mich geküsst.'' ,, War es dir unangenehm?'' ,, N-Nein.'', stotterte ich und versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. Nun ergab es Sinn, warum der Ältere sich in meiner Nähe befand. Dettlaff strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht, bevor er mich alleine ließ. Meine Wangen reibend ließ ich mich auf den Rücken fallen, konnte nicht glauben, was geschehen war. Er hatte mich geküsst, Dettlaff hatte mich geküsst! Etwas, wovon die Anderen nichts erfahren dürften. Mit einem Seufzen kickte ich meine Stiefel von meinen Füßen und legte mich bequem hin. Nun konnte ich meine Gedanken ordnen, sodass ich mich fragte, warum die Vampire erschienen waren. Hatte der Ältere damit etwas zu tun? Aber wenn ja, warum hatte er dies getan? Ich selbst war auf dem Ball keiner Gefahr ausgesetzte gewesen und Regis hatte sich auch in meiner Nähe befunden. Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht, mal wieder. Da ich auch am nächsten Tag weiter darüber nachdenken konnte, beschloss ich zu schlafen.


Ein Murren entkam mir, als ich spürte, wie jemand mir durchs Haar strich. Verschlafen richtete ich mich auf, gähnte kurz und rieb mir die Augen. ,, Dettlaff?'', fragte ich, da ich mich fragte, warum der Vampir an meinem Bett stand. Es dauerte Sekunden, bis ich mich an alles erinnern konnte. Der Ältere hatte mich '' entführt'' und das vor den Augen der Anderen. ,, Ist das für mich?'', stellte ich dem Anderen die Frage und bekam als Antwort ein Nicken, weshalb ich ihm das Kleid aus den Händen nahm. Mehrmals ließ ich den Stoff durch meine Finger gleiten, welcher sich angenehm anfühlte. Zudem war das Kleid schlicht gehalten, sodass ich nicht auffallen würde, sollte ich mich nach draußen begeben. ,, Danke, ich werde es sofort anziehen.'', sprach ich, stieg aus dem Bett und begann die Knöpfe an meinen Rücken zu öffnen. Dettlaff hatte ich den Rücken zugedreht, trotzdem fühlte ich seinen Blick auf mir. Gänsehaut bereitete sich auf meiner Haut aus, als Finger meine Wirbelsäule rauf und runter fuhren. Sanft wurde mein Kleid von meinen Schultern gestrichen, bis es auf den Boden fiel. Nun stand ich in Unterwäsche vor dem Anderen, der das neue Kleid zuschnürte, nachdem ich es angezogen hatte. ,, Es ist ungewohnt mich in einem Kleid zu sehen oder? Hosen mag ich zwar lieber, aber das Kleid tut es zum Zeitpunkt auch.'' ,, Unten steht Essen für dich.'', sprach der Ältere und begab sich nach unten. Mit einem Lächeln auf den Lippen schüttelte ich den Kopf, bevor ich ihm folgte. ,, Und du reparierst alle diese Spielzeuge? Ich könnte sowas nicht, dafür kann ich nähen. Das Kleid oben zum Beispiel habe ich in einen Tag genäht. Yennefer wollte das ich eins trug für den Ball. Kannst du es glaube, sie meinte Shadow hätte nichts im Haus zu suchen? Aber ich habe mich wie immer durchgesetzt, sodass er bei mir bleiben konnte. Du warst es gewesen, richtig? Ich meine, du hast mich damals ins Bett getragen.'' ,, Das habe ich.'' ,, Süß von dir, aber sowas brauchst du nicht zu tun, mir wäre nichts geschehen.'', meinte ich, während ich ihm über die Schulter sah. Gerade war er dabei eine Holzente ihre ursprüngliche Farbe wiederzugeben. Schnell gab ich ihn einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich über mein Frühstück hermachte.


Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster, rechnete damit, dass jede Minute Regis mit Geralt eintreffen würde. Sie müssten doch wissen, wo sich der Vampir mit mir aufhielt, vor allem, weil es das Versteck war, welches sie kannte. ,, Du Dettlaff, warum warst du eigentlich in der Nähe von Kaer Morhen gewesen?'', stellte ich die Frage, bekam doch keine Antwort darauf. Es hätte mich überrascht, wenn ich eine bekommen hätte. Immer blockte der Andere ab, wenn ich ihn auf dieses Thema ansprach und langsam bekam ich den Verdacht, das er Toussaint damals nicht freiwillig verlassen hatte. Aber warum war er meinetwegen zurückgekehrt? ,, Geh nach oben.'', befahl mir Dettlaff plötzlich, weshalb ich zusammen zuckte. Der Ältere hatte sich von seinem Stuhl erhoben und sein Blick lag auf der Türe. Sofort verstand ich und begab mich mit schnellen Schritten ins obere Stockwerk. Dort setzte ich mich aufs Bett und versuchte keinen Mucks von mir zu geben. ,, Es ist schön dich wiederzusehen, alter Freund.'', vernahm ich eine Stimme, die ich sofort wieder erkannte, sie gehörte Regis. ,, Ich nehme an, sie ist bei dir? Die Hexer machen sich Sorgen um sie, wenn du es mir erlaubst, würde ich sie mitnehmen.'', hörte ich ihn sagen, doch Dettlaff Antwort nicht. Dies machte mich stutzig, warum konnte ich Regis hören, ihn aber dafür nicht? Schritte ertönten, Augenblicke später, erschien der Vampir in meinem Sichtfeld. ,, Es erfreut mich, sie bei vollständiger Gesundheit zu sehen, Katharina.'' ,, Natürlich, Dettlaff würde mir nichts antun, zudem vertraue ich ihm. Machen sich die Anderen sehr große Sorgen um mich?'' ,, Geralt rechnet mit dem Schlimmsten, aber ich versicherte ihm, dass sie lebend zurückkehren würden.'' ,, Sie wussten es, nicht wahr? In den Moment, wo sie meinen Handrücken geküsst haben, dass ich mit Dettlaff in Kontakt stehe.'' ,, Korrekt, ich habe seinen Duft erst wahrgenommen, als ich nah genug an ihnen war. Es wäre schön, wenn sie mich aus einigen Willen begleiten würden.'' ,, Sie klingen so, als würde ich ihnen den Kopf abreißen wollen. Also wirklich.'', meinte ich nur, während ich mich erhob. Zusammen mit Regis begab ich mich nach unten, wo der Ältere uns erwartete. Zum Abschied umarmte ich Dettlaff kurz, was der andere Vampir kommentarlos beobachtete. Zu meiner Verwunderung stand Star draußen und begrüßte mich mit einem Schnauben. Sie wurde nicht mehr nervös, wenn sie sich in der Nähe von Vampiren befand. ,, Na du, hast mich vermisst nicht wahr? Ich dich auch.'' ,, Wir sollten los.'' ,, Wenn sie meinen.''



Um die Mittagszeit erreichten wir Corvo Bainco und kaum war ich von meinem Pferd abgestiegen, stand Eskel vor meiner Nase. Der Hexer packte mich am Handgelenk und zerrte mich ins Haus, wo er mich unsanft auf einen Stuhl drückte. Ich fühlte mich sogleich wie auf der Schlachtbank, zu meinem Glück war breit und weit nichts von Yennefer zu sehen. ,, Du hast uns etwas zu erklären!'' ,, Habe ich?'' ,, Katharina, du wurdest von einem Vampir entführt!'' ,, Und? Eskel, es ist ja toll, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich bin alt genug um zu wissen, was euch erzählen muss und nicht!'' ,, Vampire sind Monster.'' ,, Dettlaff ist kein Monster!'', schrie ich, erhob mich ruckartig und schmiss dabei den Stuhl um. ,, Nur weil ihr Hexer immer euch wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt, gilt, dass noch lange nicht für mich! Ja, er hat bestimmt Menschen umgebracht, ihr aber auch. Ihr könnt mich dumm nennen oder naiv, aber ich bin nur mal so. Wisst ihr was, ihr könnt mich verfickt nochmal! Ich werde jetzt nach draußen gehen und wenn ich wieder komme, hoffe ich, dass ihr eure verdammten Gehirne gefunden habt!'', damit wollte ich gehen, wurde aber von Lambert aufgehalten, der mich an der Schulter packte und mich zu sich umdrehte. Der Hexer war zu meinem Leidwesen viel stärker als ich, sodass er mich zurück auf den Stuhl drücken konnte, nachdem diese wieder aufgestellt wurde. ,, Beruhige dich. Wir machen dir keine Vorwürfe, Katharina.'' ,, Ach ja?! Das hört sich aber anders an.'' ,, Was Geralt damit sagen möchte ist, wir möchten gerne von ihnen erfahren, wie sie Dettlaff kennengelernt haben.'', sprach der Vampir, der gegenüber von mir Platz nahm. ,, Eines Tages saß ein Rabe auf dem Balkongeländer und wie ich nun halt bin, habe ich ihn gefüttert. Ihr wisst, das ich vieles weiß, deshalb habe ich auch mit der Zeit bemerkt, dass der Rabe zu einem Vampir gehören musste. Zudem wurde Star nervös, wenn wir in den Wald ritten. Nun ja, so verging die Zeit und ich habe eines Tages Shadow ein Geschenk mitgegeben. Ich habe es zurückerhalten, so ging das eine Weile, bis Meckerfritze auf die Idee kam, einen Waldspaziergang alleine zu machen. Natürlich suchte ich sie sogleich und fand sie auch, genauso wie ein Wolfsrudel. Als dieses uns angreifen wollte, beschütze Dettlaff uns. Er zeigte sich mir immer öfters und ich unterhielt mich mit ihm. Punkt. Mehr gibt es nicht zu erzählen.'' ,, Er hat auch die Dorfbewohner umgebracht.'', meinte Eskel, weshalb ich nur nickte. Danach herrschte Stille und ich sah zu Regis, welcher mich beobachtete. ,, Verzeiht Katharina, wenn ich ihnen diese Frage stelle, aber in welcher Beziehung stehen sie zu Dettlaff?'' ,, Wir sind Freude.'', log ich teilweise, da ich nicht wusste, was wir waren. Der Vampir hatte mich geküsst, also waren wir so gesehen mir als nur Freunde. ,, Er hat ihnen Geschenke gebracht?'' ,, Ja.'' ,, Auch das Wolfsmedaillon, dass sie um den Hals tragen?''

-9-

 

 

 Ich unterdrückte mit aller Kraft den Drang, über den Tisch zu springen, um dem Vampir den Kopf abzureisen. Regis würde es überleben und es nur als unangenehm empfinden. Für einen kurzen Moment überlegte ich zu lügen, beschloss aber die Wahrheit zu sagen. ,, Ja. Ich hatte ihm von Vesemir erzählt und das sein Medaillon bei der letzten Muhme wäre. Tage später hielt ich es dann in der Hand, Dettlaff hatte es mir besorgt.'', klärte ich die Anderen auf, während ich das Wolfsmedaillon auf den Tisch ablegte. Keinen Augenblick später griff Geralt danach und musterte es gründlich.,, Du hast es die ganze Zeit und sagtest es uns nicht!'', zischte Lambert wütend, was ich vollkommen verstand. Wäre ich der Hexer, würde ich genauso reagieren. Minuten verstrichen, bis Geralt mir das Medaillon in die Hand drückte. ,, Es gehört dir.'' ,, Aber was ist mit Ciri? Gehört es nicht ihr? Sie kannte Vesemir viel länger als ich.'' ,, Sie wird es verstehen.'' ,, D-Danke.'', meinte ich und drückte die letzte Erinnerung an Vesemir fest an mich . ,, Verdammt, wir werden weich.'' ,, Werdet ihr nicht, Lambert. Sowas nennt man Mitgefühl, das ist menschlich.'' ,, Morgen wird dein Training wieder beginnen, Kleine. Mal sehen, ob du diesmal ein Schwert heben kannst.'', sprach der Hexer, nahm einen Schluck aus einem Krug und stellte diesen lautstark zurück auf den Tisch. ,, Zurück zum eigentlichen Thema, was läuft zwischen dir und diesen Dettlaff?'' ,, Man Eskel, da läuft nichts und selbst wenn, es würde euch nichts angehen. Ich erzähle auch nicht jedem eure Vorlieben, von Sukkubus bis hin zu ausgestopften Einhörner.'', kaum hatte ich dies ausgesprochen, verschluckte sich der Weißhaarige an seinem Getränk. ,, Du weißt wirklich zu viel.'' ,, Ihr dürft nicht vergessen, dass ich nicht aus dieser Welt stamme und das ich somit vieles weiß.'' ,, Und du wirst uns nicht verraten woher.'' ,, Genau, da liegst du richtig. Bitte versteht mich nicht falsch, aber Wissen ist nun mal Macht. Regis, kann ich sie etwas fragen?'' ,, Gewiss.'' ,, Warum hielt Dettlaff sich in der Nähe von Kaer Morhen auf? Was ist mit Syanna passiert?'' ,, Sie wissen von ihr?'' ,, Ja, aber nicht was mit ihr passiert ist.'' ,, Sie lebt.'' ,, Warum habe ich sie dann nicht beim Ball gesehen?'', fragte ich, da alles keinen Sinn ergab. Wenn Syanna lebte, warum dann Dettlaff auch? Im Spiel musste er deswegen sein Leben lassen. Hatte ich unabsichtlich die Geschichte verändert, ohne es zu bemerken?

 

 

 

,, Katharina, dürfte ich mit ihnen alleine sprechen?'', hörte ich Regis fragen, weshalb ich mich zu diesem umdrehte. Star stupste mich an, da ich aufgehört hatte, sie zu striegeln. ,, Einen Moment bitte noch, dann habe ich Zeit für sie.'' ,, Ich werde warten.'', meinte der Vampir und musste einige Minuten warten, bis meine Schimmelstute mich gehen ließ. Gemeinsam liefen wir durch das Weingut und schwiegen, bis ich das Wort ergriff. ,, Mein Gefühl sagt mir, dass sie mit mir über Dettlaff sprechen möchten.'' ,, Korrekt, mir ist bewusst, das mich es-'' ,, Er hat mich geküsst.'' ,, Wie bitte?'' ,, Dettlaff hat mich geküsst, das wollten sie doch wissen oder liege ich mit der Annahme falsch?'' ,, Nein, dies wäre meine Frage gewesen. Was fühlen sie für ihn?'' ,, Fragen sie mich wirklich, ob ich ihn liebe? Um ehrlich zu sein, ich kann ihnen die Frage nicht beantworten. Zudem hat er mir meinen ersten Kuss gestohlen, was mich ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Tut mir leid, ich und meine Sprichwörter.'' ,, Sie sind eine sehr interessante Frau, Katharina.'' ,, Wirkich? Lambert meint, ich sei schlimmer als eine Bruxa. Können sie sich das vorstellen? So schlimm bin ich nun auch nicht. Shadow!'', rief ich zum Schluss, als den Raben erblickte. Der Vogel landete auf meinen Unterarm, nachdem ich diesen ausgestreckt hatte. Mit meiner anderen Hand strich ich Shadow durch das Gefieder, bis ich erkannte, dass er etwas im Schnabel trug. Sogleich wusste ich, dass Dettlaff mir ein Geschenk machen wollte. ,, Richte ihm meinen Dank aus.'', damit flog der Vogel davon und ich betrachtete mein Geschenk mit einem Lächeln. Dabei handelte es sich um eine kleine Holzente Figur. ,, Er liebt sie.'' ,, Wenn sie so denken.'' ,, Ich kenne Dettlaff, er umwirbt sie.'' ,, Tun Vampire dies?'' ,, Wir pflegen diesen Brauch nicht, im Gegensatz zu den Menschen.'' ,, Also in meiner Welt tun wir dies ebenfalls nicht mehr.'' ,, Sie vermissen ihre Welt.'' ,, Ja, aber ich habe mich damit abgefunden, in dieser Welt zu leben. Ich bin nicht die Art von Person, die heulend in der Ecke sitzt und hofft, dass alles gut wird. Man muss es schon selbst in die Hand nehmen.'' ,, Weise Worte.''

 

 

Ich sah von meinem Buch auf, als ich bemerkte, dass jemand sich vor mir befand. Bei der Person handelte es sich um Yennefer und alleine ihr Blick verriet mir, dass sie etwas von mir wollte. ,, Ja?'' ,, Ich brauche dein Blut.'' ,, Warum ausgerechnet meins?'' ,, Ich brauche das Blut einer Jungfrau.'' ,, Und da kommst du zu mir?'' ,, Bist die einzige Jungfrau, die zurzeit sich auf dem Weingut befindet. Komm.'', befahl die Schwarzhaarige mir, weshalb ich mein Buch zur Seite legte. Mehr hüpfend als laufend lief ich der Zauberin hinterher, bis im Schlafzimmer von ihr und Geralt ankamen. Ich hielt ihr meine Hand hin und zischte vor Schmerz auf, als Yennefer mit einem Messer meine Handinnenfläche schnitt. Danach drückte sie mir einige Kräuter in die Hand, sodass diese mit meinem Blut befleckt wurden. ,, Fertig?'' ,, Du kannst gehen.'' ,, Ähm, ich blute noch.'' ,, Du wirst es überleben, nun geh!'', und damit schmiss sie mich regelrecht aus dem Zimmer. Suchend sah ich mich nach einem Verband um, konnte aber keinen entdecken, weshalb ich beschloss die Hexer aufzusuchen. Diese befinden sich draußen, erzählten sich gegenseitig Geschichten und tranken Wein. ,, Wisst ihr, wo ich einen Verband herbekommen?'' ,, Wie hast du das angestellt?'' ,, Yennefer brauchte mein Blut.'' ,, Dein Blut?'' ,, Das Blut einer Jungfrau.'' ,, Warte, ihr habt noch nicht gefickt?'', fragte Lambert und die Frage war eindeutig an mich und Eskel gerichtet. ,, Eskel und ich sind Freunde!'' ,, Und?'' ,, Lambert!'', zischte der Braunhaarige und brachte somit den Anderen zum Schweigen, während Geralt alles mit einem Kopfschütteln kommentierte. ,, E-Eskel jetzt sage auch mal was dazu!'' ,, Was soll ich sagen?'' ,, Keine Ahnung, irgend was. Hauptsache, niemand kommt mir auf die Idee, das wir was miteinander hätten!'' ,, Du blutest deine Kleidung voll.'', meinte der weise Wolf auf einmal und da fiel mir wieder ein, dass eine Handverletzung hatte. ,, Du musst die Wunde erst reinigen, bevor du sie verbindest.'' ,, Danke für den Tipp.'', bedankte ich mich, als mir ein Verband hingehalten wurde. In der Nähe von Corvo Bainco befand sich ein Fluss, wo ich die Wunde reinigen wollte, weshalb ich das Anwesen verließ. Im Notfall könnte ich um Hilfe schreien, aber ich rechnete nicht damit, dass mir etwas passierte. Es brannte fürchterlich, als ich meine Hand unter Wasser hielt und weniger Sekunden danach leicht abtrocknete. ,, Woher hast du sie?'', ertönte eine tiefe Stimme hinter mir, sodass ich mich erschrak und mein Gleichgewicht verlor. Hätte mich die Person nicht gepackt, wäre ich in den Fluss gefallen. Ich wunderte mich nicht einmal mehr, als ich Dettlaff erblickte, sondern schenkte diesem nur ein Lächeln. ,, Woher hast du die Wunde?'' ,, Oh, das meinst du. Yennefer brauchte das Blut einer Jungfrau und deshalb hat sie mich gefragt, natürlich habe ich zugestimmt, da ich ihr helfen wollte.'', log ich, da ich die Schwarzhaarige nicht in Gefahr bringen wollte. Der Ältere nahm meine Hand in seine, sah mir in die Augen und führte dann seinen Mund zu der Wunde. Leckte das Blut weg, was mir die Röte ins Gesicht trieb. Warum leckte er es weg? Für ihn war mein Blut wie Alkohol. ,, D-Dettlaff?'', stotterte ich, als der Vampir anfing an meine Wunde zu saugen. Für einen kurzen Moment bekam ich es mit der Angst zu tun, doch innerlich wusste ich, dass mir nichts geschehen würde. Dettlaff löste sich nur widerwillig von mir, nachdem ich angefangen hatte zu zittern. ,, Sie muss verbunden werden.'', sprach der Vampir, weshalb ich nur nickte und schnell meine Wunde verband. Ich schloss meine Augen, als der Ältere sich zu mir hinunterbeugte, um mich zu küssen. Zudem packte er mich, drückte mich fest gegen sich und leckte mir über die Unterlippe. Dies war für mich das Zeichen, den Kuss zu lösen. Mit erröteten Wangen stand ich da, sah verlegen zur Seite und dachte, das jeden Moment mein Herz aus der Brust springen würde. ,, I-Ich sollte zurück, bevor sich die Anderen sorgen um mich machen und mich suchen gehen.'' ,, Werden sie nicht.'' ,, Woher willst du das wissen?'' ,, Sie beobachten uns.'' ,, Was?!'', meinte ich geschockt mit hoher Stimmer und sah am Schwarzhaarigen vorbei. Tatsächlich standen die Hexer einige Meter von uns entfernt da, sodass ich mir wünschte im Erdboden zu versinken. Alleine Eskel Blick verriet mir, dass ich tief in der Tinte saß. Sie hatten die Wahrheit mehr oder weniger herausgefunden, herausreden konnte ich mich somit nicht mehr. ,, Fuck.'', murmelte ich, als der Vampir sich plötzlich in roten Nebel auflöste und verschwand. Warum musste Dettlaff ausgerechnet jetzt beschließen zu verschwinden!? ,, Nur Freunde also!?'' ,, Freundschaft plus eher.'', beantwortete ich die Frage des braunhaarigen Hexers und wünschte mir,  ganz woanders zu sein. Am besten weit weg von ihnen. ,, Aber mal was anderes, warum seid ihr mir gefolgt?'' ,, Wir sind dir nicht gefolgt, sondern haben nach dir gesucht.'' ,, So lange war ich nun auch nicht weg.'' ,, Yennefer hat uns losgeschickt.'', meinte Geralt monoton, trotzdem spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Wenn die Schwarzhaarige alle drei Hexer losschickte, um mich zu suchen, dann musste etwas passiert sein. ,, Warum?'' ,, Sie wollte uns den Grund nicht nennen, meinte, wir würden es später erfahren.'' ,, Das beunruhigt mich.'' ,, Nicht nur dich.'', konnte ich Lambert flüstern hören, als wir uns zurück zum Weingut begaben. ,, Setzten!'', damit begrüßte mich die Zauberin und übte Druck auf meine Schulter aus, sodass ich mich hinsetzten musste. Hilfesuchend sah ich zu den Hexern, die einige Meter von mir entfernt standen. ,, Schau dir das an!'', meinte Yennefer, nachdem sie viele, kleine Scherben auf den Tisch gelegt hatte. Innerlich hoffte ich, dass Shadow keine Vase oder sonstiges hinuntergeworfen hatte, obwohl ich mir dies nicht vorstellen konnte. ,, Das sind Scherben.'' ,, Das hat dein Blut mit meinen Trank angestellt!'' ,, Sicher?'' ,, Treibe es nicht zu weit, Mädchen.'' ,, Ich bin eine junge Frau, aber gut. Zudem was kann ich denn dafür? Du meintest, du brauchst das Blut eine Jungfrau und das bin ich.'' ,, Dein Blut hat den Trank zum Explodieren gebracht.'' ,, Verdammt nochmal, wie oft denn noch. Ich bin noch Jungfrau, also kann ich nichts dafür. Vielleicht stimmt einfach was mit meinem Blut nicht oder so, immerhin stamme ich nicht aus der Welt, was weiß ich.'' ,, Ich brauche noch mehr Blut für Test.'' ,, Jetzt?'' ,, Jetzt.'' ,, Mhm.'', murrte ich und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. ,, Geralt, hol mir ein Messer und Gefäße. Ihr beide, holt mir Kräuter.'', befahl die Schwarzhaarige den Hexern und tat was sie am besten konnte, andere herumkommandieren. Als ich das Messer sah, welches der weiße Wolf brachte, wich mir jegliche Farbe aus dem Gesicht. Blut abnehmen war noch nie so meins gewesen, aber mit einem Messer verwundet zu werden, um an mein Blut heranzukommen, war etwas anderes. Nervös rutschte ich auf den Stuhl hin und her, was der Hexer zu bemerken schien, denn keinen Augenblick später hielt er das Messer so, dass ich es nicht mehr sehen konnte. ,, W-Welche Hand?'' ,, Dieselbe.'' ,, O-Okay.'', stotterte ich und löste so langsam wie möglich dem Verband um meine Handinnenfläche. Geschockt sah ich auf meine Hand, wo sich eine Wunde befinden sollte, doch sie war verschwunden. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob ich vielleicht die falsche Hand in der Eile eingebunden hatte, doch die andere war ebenfalls unverletzt. Leicht legte ich meinen Kopf schief, während ich überlegte, wie das sein konnte. ,, Ähm Leute? Sie ist weg.'' ,, Was ist weg?'', stellte Eskel die Frage, als dieser mit Lambert zurückkehrte. Die Beiden legten einige Kräuter ab, die mir völlig unbekannt waren, weshalb ich am liebsten nachgefragt hätte, um welche es sich handelte. ,, Die Wunde, sie ist weg. Schaut.'', meinte ich, hob meine Hand und zeigte ihnen somit meine Handinnenfläche. So schnell konnte ich nicht schauen, untersuchte Yennefer sie. Mir war dies mehr als nur unangenehm, trotzdem schwieg ich.



Erschöpft ließ ich mich mit dem Gesicht voran ins Bett fallen, während ich die Anderen unten reden hören konnte. Die Schwarzhaarige hatte mir erfolgreich Blut abgenommen, bis mir schwindlig wurde, weshalb mein Kreislauf beinah schlapp gemacht hätte. Doch dies interessierte Yennefer nur am Rande, was sie mehr als nur unsympathisch machte. Aber da Geralt mit ihr auskam, würde ich es früher oder später auch, es war nur eine Frage der Zeit. Schritte ertönten, weshalb ich meine Augen öffnete, die ich geschlossen hatte. Eskel erschien in meinem Blickfeld, nachdem er sich hinkniete und sah mir direkt in die Augen. Sekunden später wurde mir bewusst, warum der Ältere mich aufsuchte. ,, Du willst eine Erklärung haben.'' ,, Du und dieser Dettlaff, ihr seid zusammen.'' ,, Zusammen würde ich nicht sagen, er küsst mich nur, mehr nicht. Er hat mich damals auch nicht entführt, sondern vor einer Bruxa gerettet. Ja, ich weiß, er ist ein Vampir, aber ich vertraue ihm. Genauso wie ich euch vertraue. Tut mir leid, dass ich euch verschwiegen habe, dass ich Kontakt mit ihm habe. Aber ich war so alleine auf Kaer Morhen und ich brauchte jemanden zum Reden. Glaube mir, was danach geschah, konnte ich ahnen.'', erklärte ich dem Braunhaarigen, der daraufhin nickte. Ich war dem Anderen dankbar dafür, dass er mich verstand, was nicht selbstverständlich war. Ein Vampir und ein Mensch, da war ein tragisches Ende vorprogrammiert. ,, Ich bin müde.'' ,, Dann schlaf.'' ,, Kann ich nicht, es ist noch zu hell draußen. Außerdem bin ich zu sehr daran gewöhnt, dass Shadow auf mir liegt. Ich würde dich ja fragen, ob du dich zu mir legen würdest, aber dann würde Lambert mit der Fragerei, ob wir ficken niemals aufhören. Wie kam er eigentlich auf diese bescheuerte Idee? Ja, wir stehen uns irgendwie nahe, aber trotzdem.'' ,, Ignoriere ihn einfach, Katharina.'' ,, Dich scheint es ja nicht so sehr zu stören oder es kommt nur so rüber. Egal, können wir das Thema wechseln?'' ,, Deine Entscheidung.'' ,, Gut, denn ich möchte ehrlich sein, ich habe angst. Also nicht vor Dettlaff, sondern vor dem Ergebnis. Scheinbar unterscheidet sich mein Blut von eurem, doch warum? Liegt es wirklich daran, weil ich nicht aus dieser Welt stamme? Eskel, denkst du es kann sein, dass deswegen die Vampire eingegriffen haben?'' ,, Möglich, aber mache dir keine Gedanken darüber. Nun schlaf.'', damit ließ der Hexer mich alleine.



Auf Zehenspitzen schlich ich mich nach draußen, bedacht darauf, dass niemand mich wahrnahm. Dadurch, dass ich doch noch so früh eingeschlafen war, bin ich mitten in der Nacht aufgewacht. Kurz erschrak ich mich, als eine Eule über meinem Kopf hinweg flog und verfluchte diese für einen Moment. ,, Du solltest Nachts nicht draußen sein.'', vernahm ich jemanden sagen und drehte mich vorsichtig um. Dettlaff sah auf mich herab, streckte seine Hand aus und legte sie mir in den Nacken. Dies hatte zur Folge, dass ich gezwungen war, ihn anzublicken. Seine Lippen trafen auf meine, seine Lippen waren kalt und verrieten mir, dass er sich seit längeren draußen aufhielt. ,, Ich konnte nicht schlafen.'', erklärte ich, nachdem der Ältere den Kuss gelöst hatte. Langsam hob ich meine Hand, legte sie auf seine Wange und lächelte. Plötzlich griff der Vampir nach ihr, weshalb ich zusammen zuckte. ,, Wo ist sie?'' ,, Wo ist was?'' ,, Die Wunde, du hattest eine in der Handinnenfläche.'' ,, Oh ja, nun ja, sie ist verschwunden. Yennefer hat mir deshalb nochmals Blut abgenommen, weil dieses ihren Trank zum Explodieren gebracht hat. Scheinbar stimmt etwas mit meinem Blut nicht, was genau, wissen wir nicht.'' ,, Komm.'' ,, Warte, wohin?'' ,, Zu Regis.''

-10-

 

Überrascht war ich keineswegs, als wir einen Friedhof betraten, der ziemlich verlassen schien. Viele Grabsteine waren mit Moos bedeckt, sodass man die Inschrift auf ihnen nicht mehr entziffern konnte. Fester klammerte ich mich an Dettlaff, als etwas meinen Fuß streifte, was sich Sekunden später als Kaninchen herausstellte. Im nächsten Moment fühlte ich, wie der Ältere einen Arm um mich legte, um mir das Gefühl von Sicherheit zugeben. Auch wenn viele meinten, Vampire wären herzlos, galt das für Dettlaff keinesfalls. ,, Ist Regis hier?'' ,, Ja, er erwartet uns bereits.'' ,, Mhm. Aber er wird mir kein Blut abnehmen oder? Yennefer hat das gestern schon oft genug getan, ich kann wirklich darauf verzichten.'' ,, Er wird dich nicht verletzen.'' ,, Ich habe auch nie davon gesprochen, dass er mich verletzen würde, das wird er niemals tun. Ich vertraue euch vollkommen.'' ,, Dies wissen wir zu schätzen, Katharina.'', vernahm ich Regis Stimme hinter mir und erschrak mich deshalb. Erst wollte ich dem anderen Vampir einen Kommentar gegen den Kopf werfen, entschied mich aber dagegen. ,, Guten Abend Regis oder eher guten Morgen.'' ,, Wir sollten das Gespräch nach drinnen verlegen.'', meinte Regis und begab sich zu einer Krypta. ,, Igitt, igitt, igitt, igitt.'', murmelte ich vor mich hin, als sich Spinnenweben sich in meinen Haaren verfingen. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass die Möglichkeit bestand, dass sich nun auch Spinnen sich in meinen Haaren befanden. Mit einer liebevollen Geste, die ich nicht vom Älteren erwartet hatte, entfernte Dettlaff die Spinnenweben. ,, Danke.'', bedankte ich mich schnell, bemerkte dabei Regis Blick auf uns. Gott sei Dank hingen Fackeln an den Wänden, denn nur so konnte ich den Weg ins Innere erkennen. ,, Wie kann ich euch behilflich sein?'' ,, Nun ja, Yennefer hatte mir Blut abgenommen und mir dabei in die Handinnenfläche geschnitten. Die Wunde ist verschwunden, sie war plötzlich einfach nicht mehr da. Dettlaff hat sich auch gesehen, als..'', ich brach ab, da ich an das Gefühl denken musste, als der Schwarzhaarige mein Blut getrunken hatte. Mit geröteten Wangen stand ich nun da, spürte die Blicke der Vampire auf mir und hoffte, dass sie mich nicht darauf ansprechen würden. ,, Verzeiht, ich möchte euch nicht drängen, dies ist nicht meine Absicht, dennoch müsste ich es wissen.'' ,, A-Als Dettlaff mein Blut trank.'', stotterte ich vor mich hin, da mir diese Sache sehr unangenehm war. Regis Blick wanderte zu Dettlaff, dann zu mir und dann wieder zurück zu seinen besten Freund. Die beiden Vampire sahen sich nur an und sprachen nicht, trotzdem wusste ich, dass sie sich unterhielten. Einige Minuten vergingen, bis Regis sich umdrehte und vor sich etwas hinmurmelte, was ich aber nicht verstehen konnte. Der Vampir schenkte uns keine Beachtung mehr, sondern lief zum Bücherregal zu, welches bis obenhin gefüllt war. Schnell sah ich zum Schwarzhaarigen, der mir mit einem Nicken signalisierte, dass ich dem Anderen folgten konnte. ,, Nach meiner Kenntnis her, stammten sie aus einer uns fremden Welt, Katharina.'' ,, Ja, das ist richtig. Meine Welt unterscheidet sich enorm von dieser.'' ,, Erläutern sie dies bitte.'' ,, Es gibt keine Vampire oder Monster, also, wenn man von Menschen absieht, die können ja auch als Monster bezeichnet werden.'' ,, Dann sehe ich mich in meiner Annahme bestätigt.'' ,, Welche Annahme?'', stellte ich die Frage, bekam aber keine Antwort. Wenn es eins gab, was ich nicht abkonnte war, wenn man mir etwas verschwieg. ,, Ich bräuchte ihr Blut.'' ,, Für einen Test? Bitte nicht, Yennefer hat mir schon welches abgenommen und zwar so viel, dass ich beinah umgekippt bin.'' ,, Zum Trinken.'' ,, Bitte was?'', meinte ich perplex und dachte mich im ersten Moment verhört zu haben. Warum zum Teufel wollte Regis mein Blut trinken!? Bin ich nun eine Blutbank oder was? ,, Verzeiht, ich wollte sie nicht erschrecken.'' ,, Zu spät, aber na gut. Sie wollen also mein Blut trinken, bedienen sie sich.'', und damit streckte ich ihm meinen Arm aus. Der Vampir sah an mir vorbei zu Dettlaff, der wie aus dem Nichts neben mir erschienen war. ,, Ich bin kein Vampir und habe nicht ewig Zeit.'', klärte ich die Älteren auf, nachdem auch nach Minuten nichts geschehen war. Erst nachdem ich meinen Arm nochmals ausstreckte, trat der Ältere auf mich zu. Regis sah mir direkt in die Augen, bevor er seinen Mund zu meinem Arm führte. Ein kurzer Schmerz fuhr durch meinen Körper, als seine Zähne sich durch meine Haut bohrten. Sekunden vergingen, in denen man Schluckgeräusche vernahm, bis der Vampir sich von mir löste. Für ihn muss es die reinste Folter gewesen sein, immerhin wollte er kein Blut mehr zu sich nehmen. Deshalb verwirrte es mich extrem, warum Regis meines trinken wollte. Der Ältere reichte mir ein Tuch, welches ich annahm, um es auf die neue Wunde zu drücken. Damit die Blutung stoppte, über die leichten Druck aus. Ich sah zwischen den Vampiren hin und her, da ich erwartete, dass einer etwas sprach. Doch nichts geschah, bis der Schwarzhaarige mich plötzlich packte und mich zwang, mich auf den Boden zu setzen. Nun verstand ich nichts mehr, weshalb ich ein Murren von mir gab. ,, Hallo? Erde an Vampire? Bekomme ich jetzt eine Antwort?'' ,, Verzeih Katharina, aber sie müssen sich gedulden.'' ,, Gedulden? Soll das ein Scherz sein? Sagt mir doch einfach, was mit meinem Blut nicht stimmt. Früher oder später werde ich es eh durch Yennefer erfahren!'', sprach ich aufbracht, während ich mich dabei aufrichtete. Gerade als ich wieder zum Sprechen ansetzten wollte, zog mich Dettlaff in einen Kuss. Wie versteinert stand ich da, spürte wie die Röte in meine Wangen stieg und gab keinen Ton von mir, als sich der Ältere von mir löste. Regis wand sich von uns ab, als sich der Andere nochmals zu mir hinab beugte, um mich abermals zu küssen. ,, Dettlaff nicht.'', hauchte ich dem Vampir gegen die Lippen, als dieser mich packte und mich an seinen Körper drückte. Blut floss meinen Arm hinab, tropfte auf den Boden und auch auf das Tuch, welches hinuntergefallen war. Mit sanftem Druck versuchte ich den Größeren von mir zudrücken, doch ich scheiterte. Seine Lippen wanderten zu meinem Hals, liebkosten diesen und leckte über meine Halsschlagader. Sekunden später spürte ich wie seine Fangzähne sich durch meine Haut bohrten. Ein Keuchen verließ meine Lippen, als Dettlaff fester zubiss. Seine Hände wanderten meinen Rücken entlang, zwangen mich diesen durchzudrücken, sodass ich mich in einer unangenehmen Position befand. Wimmernd krallte ich mich in seinen Mantel fest, versuchte so halt zu finden, als ich spürte das meine Beine bald nachgeben würden. ,, Dettlaff, es reicht.'', vernahm ich Regis Stimme und sank keinen Augenblick später zu Boden, nachdem ich losgelassen wurde. Mehrmals versuchte ich mich zu erheben, sank aber jedes Mal wieder zusammen. Der Blutverlust war zu hoch, sodass ich schlussendlich zur Seite kippte. Sekunden vergingen, bis jemand vor mir in die Hocke ging. Es handelte sich dabei um Regis, der meine Haare vorsichtig zur Seite schob, um die Bisswunde zu begutachten. ,, Katharina?'' ,, Mhm?'' ,, Sie müssen Flüssigkeit aufnehmen, um den Blutverlust auszugleichen.'' ,, Mhm.'', gab ich von mir und wagte einen letzten Versuch auf die Beine zu kommen. Dettlaff, hob mich schlussendlich hoch, als mir dies misslang. Der Vampir trug mich zu einem Stuhl und setzte mich dort ab. Dankbar nahm ich das Glas Wasser an, welches mir Regis brachte. Wieder strich der Ältere meine Haare weg, um sich nochmals die Wunde anzusehen. ,, Sie heilt bereits, ungewöhnlich.'', sprach er, wand sich danach zu seinen besten Freund zu. Ich schenkte ihnen keine Beachtung mehr, trank einen Schluck und schloss für einen Moment meine Augen. Die Wunde brannte, sonst spürte ich nichts. Zudem war mir schwindlig, was mich aber nicht wunderte, immerhin hatten gleich zwei Vampire von mir getrunken. Suchend sah ich mich um, bis ich das Gesuchte fand. Mit zittrigen Fingern griff ich nach dem Stofffetzen, übergoss diesen mit dem Wasser und fing an die Bisswunde zu reinigen. Erst als ich einigermaßen zufrieden war, schmiss ich den Fetzen in die nächstbeste Ecke. ,, Wie geht es dir?'' ,, Es geht, mir ist schwindlig. Zudem will ich einfach nur noch ins Bett und schlafen. Obwohl, bald geht die Sonne auf.'', antwortete ich und überlegte sogleich darauf, wie ich das den Anderen erklären könnte. Sie würden sofort bemerken, dass etwas mit mir nicht stimmte. ,, Wir sollten sie zurück zum Weingut bringen. Sie muss sich ausruhen.''

 

So leise wie es nur möglich war, öffnete ich die Türe, um zu überprüfen, ob die Anderen noch schliefen. Aber Pustekuchen, denn die Anderen waren längst wach und hatten mich bemerkt. ,, Hey.'' ,, Wo warst du!?'' ,, A-Also ich-'' ,, Sie befand sich bei uns.'', klärte Regis sie auch und schob mich sanft in das Haus hinein. Schloss hinter sich die Türe, nachdem Dettlaff ebenfalls eingetreten war. ,, Regis.'' ,, Geralt. Ich denke, es wäre besser, wenn Katharina sich ausruhen würde, solang wir uns unterhalten.'', kaum hatte der Vampir dies ausgesprochen, wurde ich auf mein Zimmer geschickt. Ich war zu müde um mich zu widersetzen und ließ mich ins Bett fallen, nachdem ich im Obergeschoss angekommen war. Griff nach der Decke und kuschelte mich in diese hinein, während meine Augen sich schlossen. Leise hörte ich die Anderen reden, verstand nur einige Wortfetzen, die mich beunruhigten. Sie nahmen an, dass ich kein Mensch war, sondern ein unbekanntes Wesen. Hörte wie jemand auf den Tisch schlug und wie jemand die Treppe hinaufkam. ,, Du bist wütend.'' ,, Von allen Wesen, muss es ein höherer Vampir sein.'' ,, Ich habe es mir auch nicht ausgesucht, Eskel. Das Schicksal hat für mich entschieden, also hatte ich kein Mitspracherecht. Du magst Dettlaff nicht und das liegt nicht daran, dass er ein Vampir ist.'' ,, Er bringt dich in Gefahr.'' ,, Genauso wie ihr, wenn ich mit euch unterwegs bin. Können wir bitte mit dem Thema aufhören? Ich bin müde und habe in den letzten vierundzwanzig Stunden viel erlebt.'' ,, Du hast dich beißen lassen.'' ,, W-Woher?'' ,, Das Blut an deinen Kragen ist noch frisch und die Wunde an deinen Hals ebenfalls.'' ,, Warum müsst ihr immer gleich alles durchschauen?'' ,, Wir sind Hexer.'' ,, Ich nenne das Schummeln.''

 

Etwas Schlimmes würde in naher Zukunft passieren, das sagte mir Gefühl. Erzählt davon hatte ich dennoch niemanden, da ich mich auch täuschen könnte. Nachdenklich saß ich zwischen den Rebstöcken und aß heimlich einige Weintrauben. Mein Blick wanderte zum Himmel hinauf, als ich ein Krächzen vernahm, doch leider handelte es sich nicht um Shadow, sondern um einen normalen Raben. Seit Regis und Dettlaff mein Blut getrunken hatten, fehlte von ihnen jegliche Spur, genauso wie von meinem gefiederten Freund. Dies bestätigte mein Gefühl, dass etwas geschehen würde. Vor Tagen hatte Yennefer zusammen mit Geralt das Weingut verlassen und waren bislang auch noch nicht zurückgekehrt. Dass sie den Hexer mitnahm, konnte nichts Gutes bedeuten. Jede Faser meines Körpers schrie, dass ich Verschwinden sollte, solang ich konnte. Die Schwarzhaarige würde Experimente an mir durchführen, dies stand fest. Eine weitere Traube schob ich mir in den Mund, bevor ich mich erhob und den Dreck von meiner Kleidung klopfte. Die Arbeiter um mich herum, sahen zwar zu mir, sprachen mich dennoch nicht an. Mir war nicht entgangen, dass sie aus mir unbegreiflichen Gründen, mich ängstlich anblickten. Lag es daran, dass ich Hexer und Vampire als Freunde hatte? Beinah wäre ich gestolpert, als Meckerfritze sich mir plötzlich in den Weg stellte. Tiere spürten es, wenn ihre Besitzer traurig waren und wollen sie aufheitern. Lächelnd fuhr ich ihr über das Fell, als ich aus dem Augenwinkel jemanden wahrnahm. ,, Regis, falls sie Geralt suchen, der ist mit Yennefer unterwegs.'' ,, Ist mir bekannt. Ich bin ihretwegen gekommen, Katharina.'' ,, Meinetwegen? Ich hoffe doch, sie sind nicht wegen meinem Blut hier.'' ,, Es geht um Dettlaff.'' ,, Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Ihm geht es doch gut oder?'' ,, Er ist bei bester Gesundheit.'' ,, Warum suchen sie mich dann auf? Ich verstehe nicht ganz.'' ,, Hier ist nicht der richtige Ort um darüber zu sprechen. Begleiten sie mich ein wenig?'' ,, Wenn es für sie okay ist, wenn Meckerfritze mit kommt. Sie ist wie Welpe und folgt mir auf Schritt und Tritt.'', erklärte ich und sah wie der Vampir nickte. Das sich der Ältere öfters umsah, fiel mir zwar auf, aber darauf ansprechen traute ich mich nicht. Dafür kannte ich Regis zu wenig und vielleicht tat er dies aus Gewohnheit. ,, Sie erinnern sich noch an den Tag, wo Dettlaff sie vor einer Bruxa gerettet hat?'' ,, Wie könnte ich das vergessen. Ich frage mich immer noch, was die ganzen Vampire auf dem Ball gesucht hatten. Um ehrlich zu sein, hatte ich Dettlaff sogar in Verdacht.'' ,, Ihre Annahme war richtig.'' ,, W-Was? Warum!?'' ,, Syanna befand sich ebenfalls auf dem Ball.'' ,, Wollen sie mir gerade ernsthaft erklären, dass Dettlaff den Tod Unschuldiger in Kauf genommen hat, damit ich auf keinen Fall Syanna begegne!?'' ,, So ist es.'' ,, Das ist schwachsinnig! Ich meine, woher soll sie bitteschön wissen, dass ich mit ihm in Kontakt stehe? Nicht einmal Eskel hatte es bemerkt und er ist ein Hexer.'', meinte ich und verstand die Welt nicht mehr. Es geschah einfach so viel auf einmal, sodass ich Kopfschmerzen bekam. Ein Seufzen verließ meine Lippen, während ich meine Schläfen massierte. Regis bemerkte, dass es mir alles zu viel geworden war, weshalb er sich verabschiedete. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich von Anfang an recht hatte. So gesehen klebte an meinen Händen das Blut Unschuldiger.

 

 

 

,, Mein Name ist Damien de la Tour, ich bin auf dem Befehl von unsere Herzogin Anna Henrietta hier. Ich suche eine Dame namens Katharina.'', hörte ich den Ritter sagen, als dieser auf Eskel und Lambert trat. Die Hexer waren jagen gewesen, da es mit der Zeit langweilig auf dem Weingut wurde, was ich vollkommen verstand. ,, Wir kennen niemanden der so heißt.'' ,, Sie ist hier, sich hat euch zum Ball begleitet. Es gibt Zeugen, die das bestätigen.'' ,, Sie-'' ,, Es ist gut Eskel, du brauchst mich nicht zu beschützen.'', unterbrach ich den Braunhaarigen, da ich nicht wollte, das sie meinetwegen Ärger bekamen. Damien de la Tour blickte zu mir, als ich vor ihm stehen blieb. ,, Wie kann ich ihnen behilflich sein?'' ,, Auf den Befehl von Herzogin Anna Henrietta sind sie festgenommen.'' ,, Festgenommen!?'', schrie ich, starrte den Ritter fassungslos an. Als Damien de la Tour nach mir greifen wollte, griffen die Hexer ein und stellten sich vor mich. ,, Fass sie an und du wirst es bereuen.'' ,, Ihr wollt einen Ritter des Herzogtums angreifen?'' ,, Nicht, es ist Ordnung!'', sprach ich, als sie die Schwerter ziehen wollten. ,, Katharina, du-'' ,, Es ist wirklich okay, ich will nicht, dass ihr meinetwegen Ärger bekommt. Ich komme freiwillig mit.''

-11-

 Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, sodass ich nicht wusste, ob ich Tage oder sogar schon Wochen in der Zelle festsaß. Damien de la Tour höchstpersönlich brachte mir Wasser und Brot, gerade so viel, dass ich nicht verhungern würde. Satt wurde ich davon nicht, aber einen geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Lustlos knabberte ich an der trocknen Brotscheiben, die mehrere Tage alt war. Nicht einmal den Grund meiner Verhaftung hatte ich herausgefunden, da sie meinten, ich hätte kein Recht darauf. Aber ich konnte mir denken, das Syanna ihre Finger im Spiel hatte. Jemand musste ihr mitgeteilt haben, dass ihr Ex-Lover Interesse an mir zeigte. Es war unmöglich, dass jemand mich und Dettlaff gesehen hatte, als wir uns küssten. Das erste Mal war nämlich in seinem Versteck gewesen und auch sonst, hätte der Vampir es bemerken müssen. Ich konnte so oft wie ich wollte darüber nachdenken, doch es ergab einfach keinen Sinn. Eins war mir bewusst, ich würde mit hoher Wahrscheinlichkeit Toussaint nicht lebend verlassen. Die Herzogin vertraute ihrer Schwester blind, leider war Blut dicker als Wasser. Schritte ertönten, weshalb ich aufsah und legte das Brot weg, als der Hauptmann in mein Blickfeld kam. ,, Unsere Herzogin Anna Henrietta und ihre Schwester erwarten sie.'' ,, Sie können mich gleich zum Strick bringen, was anderes erwartet mich nämlich nicht.'', meinte ich, als der Ritter in die Zelle trat und mich aus dieser heraus zerrte. Zwar könnte ich einen Fluchtversuch starten, doch bringen würde es mir nicht wirklich etwas. Meine einzige Hoffnung war das Geralt oder Yennefer etwas unternehmen konnten und mich aus der Sache herausholten. Ein Schnauben entkam mir, als ich Syanna erblickte, die neben ihrer Schwester stand. Die Schwarzhaarige sah mich arroganten Blick an und ich stellte mir die Frage, wie Dettlaff so eine Person nur lieben konnte. ,, Haben sie zu ihrer Verteidigung noch etwas zu sagen?'' ,, Verteidigung? Ich weiß ja nicht einmal, für was ich angeklagt wurde.'' ,, Sie haben den Befehl gegeben meine Schwester töten zu lassen!'' ,, Ich soll was?'', fragte ich fassungslos, da ich dachte mich im ersten Moment verhört zu haben. Dann trat Syanna auf mich zu, blieb einige Zentimeter vor mir stehen. ,, Du hast Dettlaff den Befehl gegeben mich töten zu lassen. Es erstaunt mich, dass jemand wie du, so viel Kontroller über ein Monster hast.'' ,, Er ist kein Monster!'' ,, Niedlich, du versuchst ihn zu verteidigen. Aber glaube mir, er ist eins.'' ,, Und du etwa nicht? Wer von uns beiden wollte seine Schwester töten und hat sich deshalb auf einen Vampir eingelassen? Also ich nicht.'' ,, Ich freue mich schon, wenn sie dir deinen Kopf abschlagen.'', sprach die Schwarzhaarige, als plötzlich roter Nebel auftauchte. So schnell konnte niemand reagieren, wurde Syanna am Hals gepackt und ein wenig angehoben, sodass sie über den Boden schwebte. ,, WACHEN!'', schrie die Herzogin, sodass weitere Ritter den Raum betraten. Dettlaff schenkte denen keine Beachtung, sondern drückte fester zu. Geschockt sah ich zum Vampir und wusste was geschehen würde, wenn er Syanna umbrachte. ,, Dettlaff hör auf! I-Ich weiß, sie hat mit dir gespielt, aber ihr Tod ist nicht die Lösung. Bitte lasse sie runter.'' ,, Sie wird dich umbringen lassen, dass kann ich nicht zulassen.'' ,, Bitte Dettlaff, lass sie runter. Wir werden Toussaint verlassen, kehren nach Kaer Morhen zurück und vergessen das ganze einfach.'', redete ich ruhig auf den Älteren ein und tatsächlich ließ er die Schwarzhaarige los, sodass diese auf den Boden landete. ,, Komm wi-'', ich brach ab, als ein starker Schmerz durch meinen Körper fuhr. Mit geweiteten Augen blickte ich an mir hinab und erkannte einen Pfeil, der aus meinem Brustkorb ragte. Jemand hatte auf mich geschossen. Ich fühlte wie Blut aus meinem Mund floss, als ich zum Boden sank. ,, Katharina!'', hörte ich Dettlaff sagen und spürte eine Hand an meinem Rücken, die mich leicht aufrichtete. Das Atmen fiel mir immer schwerer, der Pfeil musste meine Lunge durchbohrt haben und meine Sicht verschwamm langsam. ,,D-Dettlaff. D-Du bist k-kein Monster, h-höre nicht auf s-sie.'', sprach ich mit letzter Kraft, bevor ich meinen letzten Atemzug tat.

 

 

Ein Zischen entkam mir, nachdem ich auf den Steinboden aufgekommen war und hielt mir den Rücken. Verwirrt sah ich mich um und stellte fest, dass ich mich in Geralts Weinkeller befand. Wie kam ich dort hin? Hatte sich jemand mit mir einen schlechten Scherz erlaubt? Meine Augen weiteten sich, als mir mich wieder an alles erinnerte. Ich war gestorben! Hastig tastete ich mich ab, doch der Pfeil, der in meinen Brustkorb steckte war verschwunden. Nur das trocknete Blut, an meinem Oberteil zeugte davon, was geschehen war. ,, Dettlaff!'', flüsterte ich und erhob mich. Er hatte meinen Tod mitansehen müssen und dabei lag das Problem. Der Vampir würde Rache nehmen, sodass ganz Beauclair abermals in Flammen stehen würde. Dies konnte ich unter keinen Umständen zulassen! Hunderte unschuldige Menschen würden sterben, meinetwegen. Schnell klopfte ich mir den Dreck von der Kleidung, atmete tief durch und verließ den Weinkeller zügig. Draußen angekommen stellte ich fest, dass die Sonne bereits untergegangen war. Einige Fackeln erhellten den Weg, sodass ich problemlos zum Herrenhaus laufen konnte. Zu meiner Verwunderung war die Eingangstür nur angelehnt, weshalb ich Stimmen wahrnehmen konnte, die wild durcheinander redeten. Langsam drückte ich die Tür weiter auf, bedacht darauf, nicht sofort entdeckt zu werden. Ich erkannte Regis, der mit dem Rücken zu mir stand und leider mir die Sicht versperrte. ,, Wir müssen Ruhe bewahren.'' ,, Katharina ist tot! Wie sollen, wir da Ruhe bewahren?!'' ,, Ich verstehe, dass sie euch wichtig war, dennoch müssen wir uns auf Dettlaff konzentrieren.'', sprach der Vampir, versuchte Eksel und Lambert zu beruhigen, die ziemlich aufgebracht waren. Verständlich, ich hatte mit den Beiden am meisten Zeit verbracht, wenn man von Dettlaff absah. Es beunruhigte mich, dass der Schwarzhaarige spurlos verschwunden war. Auf der anderen Seite war das auch ein gutes Zeichen, da er Beauclair nicht gleich ins Chaos gestürzt hatte. ,, Regis, wo könnte er sich aufhalten?'' ,, Nun Geralt, da liegt unser Problem. Dettlaff will nicht gefunden werden.'' ,, Ich glaube ich weiß, wo er sich aufhält.'', meinte ich, schob die Tür ganz auf und bekam somit die Aufmerksamkeit der Anderen. Sie schienen, für den ersten Moment geschockt zu sein, mich zu sehen, immerhin hatten sie mich für tot gehalten. ,, D-Du lebst!?'' ,, Wie es aussieht ja.'' ,, Beweise, dass du wirklich Katharina bist!'' ,, Ich habe damals Eksel einen Blumenkranz geflochten, als wir auf Gabelschwanz jagt waren. Zudem hatte Geralt gesagt, dass er hofft, dass wir nachts nicht zu laut sind.'' ,, Sie ist wirklich.'' ,, Fuck, du warst tot!'', sprach Lambert, der danach einen großen Schluck aus einer Weinflasche nahm. ,, An was können sie sich erinnern?'' ,, Lass mich mal kurz überlegen Regis. Ich konnte Dettlaff davon abhalten Syanna zu töten, als ein Pfeil mich durchbohrte. Wie kann das eigentlich sein, das ich wieder lebe?'' ,, Ihr Blut könnte ihnen das Leben gerettet haben.'' ,, Aber hatte mein Herz nicht aufgehört zu schlagen? Egal, diese Fragen können wir später lösen. Zurück zum eigentlichen Thema, ich denke, ich weiß, wo Dettlaff sich aufhält. Ich werde allerdings alleine dorthin reiten.'' ,, Das ist zu gefährlich!'' ,, Ihr müsst mir vertrauen, genauso wie ich es bei euch tu.''

 

 

Leicht trat ich Star in die Flanken, damit die Stute schneller wurde, als es anfing zu schneien. Je näher wir Kaer Morhen kamen, desto höher lag der Schnee. Auch Meckerfritze hatte damit zu kämpfen, folgte mir aber weiterhin auf Schritt und Tritt. Unser Ziel war nicht mehr weit entfernt, worüber ich sehr dankbar war. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, dann befand sich Dettlaff auf der Hexerfestung. Immerhin war dies der Ort gewesen, wo ich mit ihm zurückkehren wollte. ,, Kalt.'', murmelte ich vor mich hin, sah wie mein Amten erzeugte Wölkchen und vergrub mein Gesicht tiefer in meinen Schal hinein. Die Schimmelstute rutschte leicht, als sie über die kurze Brücke lief, die zur Festung führte. Ich stieg von meinem Pferd hinab, nachdem wir den Innenhof erreicht hatten. Alles war mit hohen Schneeschicht bedeckt und es würde Zeit in Anspruch nehmen, bis ich mich nach drinnen vorgearbeitet hatte, doch davor wollte ich im Hühnerstall nachschauen. Zu meiner großen Überraschung lebten alle Tiere noch und gackerten freudig, als sie mich erblickten. Jemand hatte sich um sie gekümmert, doch wer? Damit Star und Meckerfritze nicht in der Kälte stehen mussten, während ich den Vampir suchte, schaufelte ich den Weg zum Stall frei. Hastig machten sie sich über das Stroh her, welches ich ihnen hinstreute und begab mich dann auf die Suche.

 

 

 

 

Stundenlang suchte ich die Hexerfestung ab, doch von Dettlaff fehlte jede Spur. Je mehr Zeit verging, desto mehr verschwand meine Hoffnung. Der Ältere wollte nicht gefunden werden, nicht einmal von mir. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und beschloss vor meiner Abreise Vesemirs Grab aufzusuchen. Statt dorthin zu reiten, lief ich den ganzen Weg dorthin. Der Schnee knirschte unter meinen Stiefel und verjagte somit jedes Kleintier, welches in dieser kalten Jahreszeit noch unterwegs war. Ein wenig erschöpft erreichte ich das Hexergrab, welches ich von Schnee und Eis befreien musste. Danach kramte ich die Kerze hervor, die ich anzündete und abstellte. ,, Hallo Vesemir, verzeih mir, dass ich so lange nicht mehr da war. Es ist in der letzten Zeit so viel passiert. Ich bin mit Eskel nach Toussaint geritten, unterwegs hatten wir Lambert getroffen. Du wirst es nicht glauben, aber er und ich sind sowas wie Freunde. Als wir dann bei Geralt und Yennefer ankamen, stritt ich mich als Erstes mit ihr, weil sie meinte, Shadow hätte im Haus nichts zu suchen. Ich mag sie immer noch nicht, aber nun ja, sie gehört zu Geralt. Übrigens trage ich immer noch dein Wolfsmedaillon bei mir, Geralt meinte Ciri würde es verstehen, wenn ich es behalte. Keine Sorge, ich werde es nie ablegen. Ich muss dir da noch etwas gestehen, ich habe mich in einen höheren Vampir verliebt. Du kennst ihn, er war öfters mit mir hier am Grab, sein Name ist Dettlaff. Zwar sollte sich ein Mensch nicht auf einen Vampir einlassen, aber du kennst mich, ich halte mich selten an Regeln. Nun, ich werde zurück nach Toussaint reiten. Bis bald.'', erzählte ich und wischte mir einige Tränen weg. Auch wenn ich stark sein wollte, konnte ich nicht verhindern, dass ich weinte. Ich kam nur einige Schritte weit, als ich in jemanden hineinlief. Die Person reagierte schnell und legte eine Hand auf meinen Rücken, sodass ich nicht auf meinen Hintern fiel. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, um wem es sich handelte. ,, Dettlaff.''

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Tag der Veröffentlichung: 13.03.2020

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