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Prolog

Summend lief ich durch den dichten Tannenwald, der sich in der Nähe meines Hauses befand und genoss die Ruhe. Ab und zu hörte man das Zwitschern der Vögel, die von einem Baum zum anderen flogen. Ich war gerne draußen, vor allem, da ich nur sehr selten andere Wanderer begegnete. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen, schloss meine Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte, hätte ich am liebsten geschrien. Meine Umgebung hatte sich verändert, statt in einen Wald, stand ich an einem unbekannten Ufer. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, während der Regen meine Kleidung durch nässte. Nichts deutete darauf hin, dass ich mich in meiner Welt noch befand, was aber unmöglich war. Bestimmt bildete ich mir nur alles ein, weil ich gestoplert und mir dabei den Kopf angeschlagen hatte. Doch warum fühlte sich der Regen echt an? Ein Geräusch ertönte von links, weshalb ich mich umdrehte. Ängstlich schritt ich zurück, als ich die Kreatur erkannte, die auf mich zukam. Es handelte sich um einen Ertrunkenen, aber dies konnte unmöglich sein! Das Monster gab es nur in dem Spiel The Witcher! Starr vor Angst konnte ich mich nicht bewegen, schloss meine Augen, als der Ertrunkene zum Angriff ausholte. Im nächsten Moment fand ich mich liegend auf den Boden wieder. Ich erhob meinen Blick und jeglicher Farbe wich mir aus dem Gesicht, als ich niemand anderes als Geralt von Riva erkannte. Dieser beschützte mich, kämpfte gegen die Kreatur und war bedacht darauf, das mir nichts geschah. So schnell wie es mir möglich war, richtete ich mich auf und verschwand in den naheliegenden Wald. Ich rannte so lange, bis meine Lungen brannten. Außer Atmen lehnte ich mich gegen eine alte Eiche und schloss die Augen. Mein Gehirn musste mir einen Streich gespielt haben, denn Geralt von Riva gab es nicht, höchstens als Cosplayer vielleicht. Gerade als ich wieder loslaufen wollte, würde ich am Arm gepackt. Sofort fing ich an mich zu wehren, da ich nicht kampflos aufgeben wollte. ,, Beruhige dich.'', vernahm ich eine bekannte Stimme, weshalb ich inne hielt. Der weiße Wolf musterte meine Kleidung, während er mich weiterhin festhielt. ,, Lassen sie mich los!'', schrie ich den Weißhaarigen an. ,, Ich habe solche Kleidung noch nie gesehen. Woher kommst du?'', wurde ich gefragt, schwieg aber. Der Ältere pfiff und Sekunden später tauchte auch schon Plötze auf. ,, Geralt von Riva, Hexer.'' ,, Katharina, Mensch.''

-1-

 

 

Auch wenn Geralt mir nicht verriet, wo er mich hinbrachte, wusste ich die Antwort. Unser Ziel war Kaer Morhen, die Hexerfestung. Tiefer zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, als wir an einigen Landsmänner vorbeiritten. Der Hexer hatte mir einen langen, schwarzen Umhang besorgt, da ich mich geweigert hatte, meine Kleidung abzulegen. Mir war bewusst, sobald ich sie gegen andere tauschen würde, dass er sie vernichtet. Immerhin schrie meine Kleidung förmlich, dass ich nicht aus ihrer Zeit, beziehungsweise Welt stammte. Hin und wieder spürte ich Geralts Blick auf mir, was nur möglich war, weil ich vor ihm saß. Seit unsere Reise, wenn man dies so nennen konnte, hatte ich kaum gesprochen. Wenn der Ältere mich etwas fragte, beantwortete ich dies meistens mit Ja oder Nein. ,, Vorsicht, sonst fällst du noch hinunter.'', meinte der Weißhaarige zu mir und stütze mich für einen kurzen Moment. Ich war es nicht gewohnt, für Stunden auf einem Pferd zu sitzen, weshalb ich mein Gleichgewicht öfters nicht halten konnte. Zum Glück würden wir bald die Burg erreichen, die ich in der Ferne erkennen konnte. Alles fühlte sich wie ein Traum an, einen sehr realistischen Traum. Doch in meinen Inneren wusste ich die Wahrheit und das ich wahrscheinlich nie wieder in meine Welt gelangen würde. Also blieb mir keine andere Wahl, als alles hinzunehmen, wie es war. Plötzlich wurde Plötze unruhig und wieherte auf. ,, Ruhig Plötze!'', sprach Geralt, beruhigte das Pferd mit Axii. Beinah wäre ich hinuntergefallen, hatte mich der Hexer nicht im richtigen Moment festgehalten. Ein Gabelschwanz flog über uns hinweg und mir kam dies alles wie ein Deja Vu vor. Stimmt, sowas ähnliches war auch im Spiel passiert, als er mit Uma auf dem Weg zu Kaer Morhen war.

 

Ich wurde nervös, als wir die Burg betraten, nachdem das Torgitter hinauf gezogen wurde. Kaum hatte Geralt Plötze zum Stehen gebracht, sprang ich hinunter. Erst zog ich meine Kapuze hinunter, bevor ich den Umhang ganz auszog und achtlos auf den Boden gleiten ließ. Auch wenn Kaer Morhen beinah einer Ruine glich, war es wunderschön und magisch zugleich. Noch nie zuvor in meinem Leben, hatte ich eine Festung betreten, weshalb ich mir alles ganz genau ansehen wollte. ,, Geralt, wer ist dieses Mädchen und warum hast du sie hier hergebracht?'', vernahm ich die Stimme von Vesemir, nachdem dieser zu uns gestoßen war. ,, Ich habe sie bei einem See in der Nähe von Velen vor Ertrunkene gerettet. Solche Kleidung habe ich zuvor nie gesehen.'' ,, Das stimmte, sie ist außergewöhnlich. Versteht sie uns?'' ,, Ja, bislang hat sie mir ihren Namen und auf Fragen antwortet sie nur teilweise .'' ,, Ungewöhnlich.'' ,, Der sicherste Platz für sie wäre erstmal hier.'' ,, Da bin ich deiner Meinung. Mädchen komm mal her.'', winkte mich der ältere Hexer herbei, weshalb ich angelaufen kam. ,, Wie heißt du, Kind?'' ,, Katharina.'' ,, Ein ungewöhnlicher Name. Gut, sie kann fürs Erste hier bleiben.'', meinte Vesemir und unterhielt sich noch einige Zeit mit dem Anderen. Etwas traurig sah ich Geralt von Riva nach, als dieser sich mit Plötze auf dem Weg machte. Mein Gefühl sagte mir, dass er Yennefer meinetwegen aufsuchen würde, um sich von ihr einen Rat einzuholen.

 

 

Vesemir zeigte mir die Hexerfestung und ich versuchte mir jeden Gang zu merken, wusste aber, dass ich mich in der ersten Zeit mehrmals verlaufen würde. ,, Das wird dein Zimmer für die erste Zeit sein.'', sprach der Ältere, während wir einen Raum betraten. Ein kleines Zimmer, welches schlicht eingerichtet war. Nicht mehr als ein Bett, ein Bücherregal und eine Kiste befanden sich darin. Mit einem Nicken signalisierte ich dem Älteren, dass ich verstanden hatte. Ein Seufzen verließ meine Lippen, nachdem die Tür hinter mir ins Schloss fiel und begab mich zum Bett. Zwar hoffte ich noch immer, das alles nur ein Alptraum war und ich im nächsten Moment aufwachen würde. Doch die Wahrheit sah anderes aus, ich saß in der Welt von the Witcher fest! Nie wieder würde ich meine Freunde und Familie sehen oder meine Katze. In Gedanken verloren strich ich übers Bettlagen, bis mich ein Geräusch zusammen zucken ließ. Meine Neugier war geweckt geworden, weshalb ich mich wieder erhob, um den Raum zu verlassen. Wie erwartet verlief ich mich mehrmals, bis ich den Älteren fand. Der Hexer reparierte eine Mauer, was mich nicht wunderte, denn Kaer Morhen glich eher eine Ruine als einer Festung. Mit wenigen Schritten stand ich neben Vesemir, der in seiner Arbeit innehielt und sich zu mir wand. Ich zeigte von der Mauer auf mich und wieder zurück, hoffte, der Andere verstand, was ich damit andeuten wollte. ,, Du willst helfen?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann hole Steine von der Ostseite.'', sprach er, weshalb ich mich auf den Weg machte.

 

 

 

Stunden später wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, da ich harte körperlicher Arbeit nicht gewohnt war. Statt mich aber hinzulegen und zu jammern, hatte ich die nächste Arbeit angenommen und sortierte Bücher ein. Der Ältere saß einige Meter von mir entfernt an einem Tisch und schrieb. In meinen Händen hielt ich ein Buch über Monster, welches ziemlich interessant war. ,, Du interessierst dich für Monster?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann werde ich dir nun etwas über sie beibringen. Ertrunkene sind-'' ,, Es kommt vor, dass ein ertrunkener Mensch als Monster wiederkehrt, um die Lebenden zu plagen. Der Untote zieht seine Opfer unter Wasser, reißt sie beim Ertrinken mit scharfen Krallen in Stücke und verspeist sie wie Geschnetzeltes. Solche Kreaturen nennt man Ertrunkene. Besonders häufig findet man sie am Pontar, der sie dank Schiffsverkehr und Besiedelung der Ufer mit Nahrung versorgt. Ertrunkene sind gegen Gifte immun, schließlich sind sie schon tot. Erhöhter Blutverlust macht ihnen auch nichts aus. Alle sonstigen Mittel, die einem Hexer zur Verfügung stehen, sind jedoch überaus wirksam. Man kann Ertrunkene mit Feuer bekämpfen oder sie in Fallen fangen und vor allem kann man mit dem Schwert auf sie eindreschen.'', unterbrach ich den Hexer einfach und lächelte diesen danach an. ,, Richtig. Ihre Klasse?'' ,, Nekrophagen.'', antwortet ich, während ich das Buch zurück an seinem Platz stellte. Der Grauhaarige nickte mir zu, schien aber überrascht zu sein, dass ich die Antwort wusste. ,, Wie es scheint, kannst du richtig sprechen.'' ,, Das kann ich, aber ich bevorzuge es schweigsam zu sein, wenn es nötig ist.'' ,, Weise Entscheidung. Woher hast du das Wissen über Monster?'' ,, Ich lese sehr gerne, vor allem, vor dem schlafen gehen.'', erklärte ich dem Hexer, während ich weiter Bücher einsortierte.

 

 

Wieder und wieder tunkte ich die Schreibfeder in die Tinte, während ich versuchte, die Buchstaben im Kerzenlicht zu erkennen. Es war eine Herausforderung für mich, die verschiedene Sprachen in dieser Welt zu lernen. Vesemir unterrichtete mich zwar, doch Fortschritte machte ich nur mäßig. Murrend legte ich die Feder zur Seite, faltete das Blatt zusammen und schloss meine Augen für einen Moment. Danach erhob ich mich, rückte den Tisch zurecht und nahm den Kerzenleuchter in die Hand. So leise wie möglich schloss ich die Tür hinter mir und lief die unheimlichen Gänger entlang. Der Hexer ermahnte mich zwar, dass ich nicht bis spät in die Nacht lernen sollte, trotzdem tat ich dies. Wissen war Macht und vor allem in dieser Welt. Ich müsste wissen, wie ich mich im Notfall gegen Monster verteidigen könnte. ,, Katharina, solltest du nicht schon im Bett sein?'', ertönte Vesemirs Stimme hinter mir, weshalb ich vor Schreck zusammen zuckte. ,, Ja, sollte ich.'' ,, Du sollst nicht so lange lernen.'' ,, Ich weiß, ich werde versuchen früher Schluss zu machen.'' ,, Ab ins Bett mit dir.'' ,, Bin auf den Weg dorthin, gute Nacht Vesemir.'', sprach ich und beeilte mich in mein Zimmer zukommen. Dort angekommen, zog ich mich sogleich um und legte Kleidung für den nächsten Tag heraus. Danach pustete ich noch schnell die Kerzen aus, bevor ich mich schlafen legte.

-2-

 

Minuten, Stunden und Tage waren vergangen, seitdem ich auf Kaer Morhen lebte und bei allem half. Obwohl dies nicht meine Welt war, fing ich an, sie zu mögen. ,, Katharina!'', vernahm ich Vesemirs Stimme, weshalb ich den Brotteig hastig zudeckte, damit dieser ruhen konnte. Ich hatte das kochen und backen der Speisen übernommen, weil ich dies am besten konnte. Eilig begab ich mich nach draußen, blieb aber ruckartig stehen, als ich den Grund sah, warum ich gerufen wurde. Lambert und Eskel waren nach Kaer Morhen zurückgekehrt. ,, Komm näher, die beiden sind harmlos.'', sprach der Grauhaarige und winkte mich herbei. Zögerlich setzte ich mich wieder in Bewegung, bis ich bei ihnen angekommen war. ,, Das sind Lambert und Eskel.'' ,, Hallo.'', meinte ich kleinlaut, während ich mir vor Verlegenheit einige Strähnen hinter das Ohr strich. Mir waren ihre Blicke unangenehm, vor allen, weil sie mich schlimmer musterten, als Geralt und Vesemir am Anfang. ,, Kommt rein ihr zwei. Katharina, kümmerst du dich um die Pferde?'', wurde ich gefragt und nickte eifrig. Ich liebte es, mich um die Tiere zu kümmern, da ich sie menschlicher Gesellschaft bevorzugte. Als erstes versorgte ich das Pferd vom Lambert, danach kam Eskels seines dran. ,, Hallo Scorpion.'', begrüßte ich den Rappen, während ich diesem einen Apfel anbot. Mit meinen Fingern fuhr ich durch die ebenfalls pechschwarze Mähne des Tieres und genoss das Gefühl. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als mir Vesemirs Worte wieder einfielen. Der Grauhaarige hatte mir versprochen ein Pferd zu besorgen, damit ich das Reiten lernen konnte. Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte, begab ich mich nach drinnen. Ich beachtete die Hexer nicht, als ich an ihnen vorbeilief. ,, Sie scheint keine Angst vor uns zu haben, dabei sind wir Hexer.'' ,, Und sie kommt aus einer anderen Welt?'' ,, So nehmen wir es an.'' ,, Als ob Kaer Morhen ein sicherer Ort für ein Mädchen ist.'' ,, Weiß sie überhaupt, was wir sind?'' ,, Ihr seid Hexer.'', damit begab ich mich in die Küche. Ich hasste es, dass ich deren Gesprächsthema war und das sie vielleicht sogar über mich herzogen. Mein Gefühl sagte mir, dass ich noch sehr viel Spaß mit Lambert und Eskel haben würde.

 

 

Obwohl ich erst annahm, dass ich mit Eskel und Lambert nicht auskommen würde, wurde ich einen besseren belehrt. Sie gingen teilweise freundlich mit mir um, nahmen sogar Rücksicht auf mich. Doch ich hatte den Verdacht, dass Vesemir seine Finger im Spiel hatte. Trotzdem fühlte ich mich in ihrer Gegenwart wohl und saß auch beim Essen bei ihnen. ,, Und dann habe ich dem Vieh den Kopf abgeschlagen.'', erzählte Lambert uns, bevor er einen Schluck seines Getränks nahm. Während die Älteren ein alkoholisches Getränk tranken, gab ich mich mit Wasser zufrieden. ,, Erzähl mal über dich, Mädchen.'' ,, Ich bin kein Mädchen, Lambert, sondern eine junge Frau. Mein Name lautet Katharina und ich bin Einundzwanzig Jahre alt.'' ,, Siehst aber sehr kindlich noch aus.'' ,, Liegt in Familie.'' ,, Und Geralt hat dich vor Ertrunkene gerettet?'' ,, Genau, dafür bin ich ihm auch sehr dankbar.'' ,, Normalerweise sind die Leute nicht so dankbar gegen über uns Hexer.'' ,, Ich bin auch nicht die, das darfst du nicht vergessen. Für mich ist es egal, ob ihr Hexer seid oder nicht. Ihr habt eurer Schicksal nicht ausgesucht und macht nur das Beste daraus. Ich meine, ihr hättet mich auch einfach im Wald aussetzen können und zusehen, wie die Wölfe oder Monster mich in Stücke reißen, habt ihr aber nicht. Auch wenn es andere nicht sehen oder wahrhaben wollen, ihr Hexer habt ein gutes Herz.'' ,, Verdammt, ich fange an sie zu mögen.'' ,, Ach wirklich?'' ,, Nein.''

 

 

,, Jetzt hebe das Schwert hoch!'' ,, Versuche ich doch!'', schrie ich Lambert entgegen, welcher sich zur Aufgabe gemacht hat, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ihn amüsierte es, wenn ich verzweifelt versuchte ein Schwert hochzuheben und das nur mit einer Hand. Ziegelsteine, volle Wassereimer, kein Problem, aber ein verdammtes Schwert schon! Frustriert ließ ich mich auf den Boden nieder und schloss die Augen. ,, Ganz schön schwach.'' ,, In meiner Welt gibt es keine Monster, abgesehen von Menschen, die sich wie solche benehmen vielleicht. Wiederum kämpft fast niemand mehr mit einem Stahlschwert, im Mittelalter vielleicht.'' ,, Mittelalter.'' ,, Das Mittelalter war von siebenhundertfünfzig bis vierzehnhundertfünfzig.'' ,, Lambert, frag sie nicht aus.'', hörte ich Eskel sagen, woraufhin ich meine Augen öffnete. Der Hexer stand hinter mir und sah seinen Kumpel an. ,, Komm, du willst doch auch wissen, woher sie stammt.'' ,, Selbst wenn, warte, bis sie von selbst redet.'' ,, Ihr wisst schon, dass ich hier sitze und alles höre?'' ,, Wie war dein Name nochmals?'' ,, Katharina.'' ,, Ungewöhnlicher Name.'' ,, Das bedeutet die Reine und kommt aus dem griechischen.'' ,, Ich hätte gedacht, er bedeutet schwach, da du nicht einmal ein Schwert aufheben kannst.'' ,, Und? In meiner Welt müssen wir nicht gegen Bestien kämpfen, zudem kannst du so Gesehen jeden mit alles umbringen.'' ,, Genug jetzt.'', mischte sich Vesemir ein, der auf uns zugelaufen kam. ,, Katharina, ich brauche Zutaten für eine Salbe, in der Umgebung wirst du die Kräuter dafür finden. Eskel, du begleitest sie, nicht das ein Unglück passiert.'', meinte der Grauhaarige, weshalb ich nickte und den Zettel annahm, der mir entgegengehalten wurde. Kurz überflog ich das Geschriebene und war erleichtert darüber, dass ich die Kräuter kannte, welche ich sammeln sollte. Zum Glück hatte ich am Vortag ein Buch über verschiedene Kräuter gelesen und wie man erkannte. Im Notfall konnte mir der Hexer helfen, auch wenn dieser nicht begeistert darüber schien, Babysitter zu spielen. ,, Wir reiten dorthin, dann sind wir vor Sonnenuntergang zurück.'' ,, Ich habe aber kein Pferd und alleine bin ich noch nie geritten. Geralt hat mich festgehalten, damit ich nicht herunterfalle, als wir auf Plötze hergeritten waren.'' ,, Hat er?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann komm.'', sprach der Ältere, bevor er zu seinen Rappen lief. Nachdem er auf diesem saß, streckte er mir seine Hand entgegen, sodass ich auf Scorpion keinen Augenblick später steigen konnte. Wie damals Geralt es getan hatte, legte der Ältere einen Arm um meinem Bauch. Es fühlte sich ungewohnt an, einen warmen Körper hinter sich zu spüren, doch daran würde ich mich wohl gewöhnen müssen. ,, Was für eine Salbe ist das eigentlich, die Vesemir zubereiten möchte?'' ,, Sie ist schmerzstillend.'' ,, Verstehe.'' ,, Halte dich gut fest.'', und damit ritten wir im Galopp aus der Hexerfestung.

 

 

,, Boden, wie sehr ich dich vermisst habe!'', rief ich und war dankbar, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Geralt hatte damals auf mich Rücksicht genommen und war teilweise nur um Trapp geritten, damit ich mich langsam ans Reiten gewöhnen konnte. ,, Hier und jetzt suche die Kräuter.'' ,, Du hättest Rücksicht auf mich nehmen können, Eskel.'', murmelte ich vor mich hin, nahm dem Korb an und machte mich an die Arbeit. Dass der Hexer hinter mir sein Schwert zog und gegen einige Wölfe kämpfte, die mich als ihre nächste Mahlzeit auserkoren hatten, ignorierte ich gekonnt. Vesemir würde ihm die Hölle heiß machen, wenn ich sterben würde, dies wussten wir beide. Summend zupfte ich die Kräuter aus der Erde, als ich etwas bemerkte und strich mehrmals über den Waldboden. Warum war die Erde so kalt wie Eis? Es hatte nicht geschneit und der Winter würde erst in wenigen Monaten kommen. ,, Eskel?'' ,, Was?'' ,, Ist es normal, dass die Erde so kalt wie Eis ist, obwohl es noch nicht unter dem Gefrierpunkt ist?'', stellte ich die Frage und wurde Sekunden später zur Seite geschoben. Der Braunhaarige kniete sich neben mich hin, nahm etwas Erde in die Hand und ließ diese durch seine Finger rieseln. ,, Komm, wir müssen sofort von hier weg.'' ,, Warum?'' ,, Komm!'', befahl mir der Andere, weshalb ich ein ungutes Gefühl bekam. Etwas stimmte nicht, sonst würde der Hexer nicht so angespannt sein. Schweigend und im Galopp ritten wir zurück nach Kaer Morhen, wo der Älter mich einfach stehen ließ. Ich sah ihm nach, bis er nach drinnen verschwunden war. ,, Etwas stimmt nicht, Scorpion. Das spüre ich deutlich, zudem wäre Eskel nicht so angespannt.'', meinte ich zu dem Hengst, als ich den Sattel herunternahm. Dieser fiel mir beinah hinunter, als mir etwas bewusst wurde. Die wilde Jagt war im Wald gewesen! Nur sie konnte alles plötzlich gefrieren lassen. Aber das alles würde heißen, dass Geralt gerade auf der Suche nach Ciri war, als er auf mich traf. Sie nahmen an, ich würde mit Ciri in Verbindung stehen, weil diese durch Raum und Zeit reisen konnte! War ich sogar irendwegen in dieser Welt gelandet?

 

 

 

Während die Hexer etwas besprachen, saß ich da und las ein Buch. Besser gesagt, ich tat so. In Wirklichkeit versuchte ich zu verstehen, über was sie sich unterhielten, auch wenn ich schon eine Vermutung hatte. Sollte ich ihnen erzählen, was ich wusste, doch würden sie mir glauben? Die Antwort wäre bestimmt nein und außerdem wie sollte ich ihnen erklären, dass Vesemir sterben würde!? Ich konnte es einfach nicht, weshalb ich beschloss lieber zu schweigen. Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte und blickte auf. Vesemir sah besorgt auf mich hinab, weshalb ich kurz sanft lächelte. ,, Geht es dir gut?'' ,, Mhm? J-Ja, ich war nur in Gedanken gewesen. Keine Sorge. Ich werde nun das Abendessen machen.'', damit legte ich das Buch zur Seite, lächelte nochmals und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort angekommen machte ich als Erstes ein Feuer für den Herd an, da dieses am längsten bräuchte. Danach suchte ich die Nudeln heraus, die ich am Vortag vorbereitet hatte. Schnell vierteilte ich einige Tomaten, aus den Restlichen würde die Tomatensoße entstehen. Fürs Abendessen hatte ich Spaghetti geplant, da ich etwas essen wollte, was ich auch kannte. Summend suchte ich einige Kräuter heraus, schmiss diese mit den gevierteilten Tomaten in die Soße, während die Nudeln vor sich hin köchelten. ,, Was ist das?'' ,, Lambert! Erschrecke mich nicht so!'' ,, Was ist das?'', stellte mir der Ältere nochmals die Frage und zeigte dabei auf die Soße. ,, Tomatensoße. Ich mache gerade Spaghetti.'' ,, Spa was?'' ,, Nudeln mit Tomatensoße, wenn man es einfach ausdrücken möchte. Ein bekanntes Gericht aus meiner Welt, es wird euch schon nicht umbringen.'' ,, Uns Hexer bringt nichts so leicht um, wir sind zäh.'' ,, Weiß ich. Das Essen ist gleich fertig. Hier, du kannst schon mal den Tisch decken.'' ,, Sehe ich aus wie eine Magd!?'' ,, Ja.'', meinte ich bloß zu ihm und widmete mich danach wieder dem Essen zu. Wie sehr ich es doch liebte jemanden zu ärgern. ,, Falls du die Kleine suchst, die mit was, was sich Spaghetti oder so sich nennt.'' ,, Und warum trägst du Teller?'' ,, Sie hat mir befohlen den Tisch zu decken. Ist das zu glauben, sie befiehlt einen Hexer etwas!? ,, Ja und du hast übrigens vergessen die Tür zu schließen!'' ,, So eine Göre.'', vernahm ich Lamberts Stimme sagen, weshalb ich nur mit dem Kopf schüttelte. Der Hexer sollte mir dankbar sein, dass ich überhaupt für sie kochte.

 

 

Den Hexern schienen das Essen zu schmecken, was mir sehr freute. Sie tun alles dafür, dass es mir an nichts fehlte, auch wenn manchmal sehr streng mit mir waren. Aber der Gedanke daran, dass sie das nur taten, weil ich mit Ciri in Verbindung stand, schmerzte. ,, Darf ich euch eine Frage stellen?'' ,, Natürlich, du darfst ruhig fragen.'' ,, Danke, Vesemir. Bitte nimmt es mir nicht übel, aber was suchen Lambert und Eskel hier? Kommt ihr nicht normalerweise erst zurück nach Kaer Morhen, wenn der Winter anbricht?'', kaum hatte ich dies gefragt, spürte ich ihre Blicke auf mir. ,, Du weißt den Grund, nehme ich an.'' ,, Ja, ihr denkt, dass ich mit Ciri in Verbindung stehe, weil ich aus einer anderen Welt komme, aber ich kenne sie nicht.'' ,, Woher weißt du dann, ihren Namen? Bist du eine Hellseherin oder was?'' ,, Nein, nur jemand die sich wünscht, nicht zu wissen, was bald geschehen wird. Es ist nicht so, als wüsste man, was jeden Moment passiert, sondern als hätte man schon mal ein Märchen gelesen und liest es nochmals. Du weißt was am Ende geschehen wird, kannst es aber nicht umschreiben. Egal wie sehr du dir darüber den Kopf zerbrichst, es wird sich nichts ändern.'' ,, Klingt grausam.'', sprach Eskel, bevor dieser etwas trank. Im Moment fühlte ich mich mehr als nur unwohl, mit ihnen am Tisch zu sitzen. ,, Dann erzähl uns doch alles oder kannst du das nicht?'' ,, Wenn es so einfach wäre, Lambert. Würde ich es tun, würde sich alles verändern, vielleicht sogar alles verschlimmer. Das nennt man Schmetterlingseffekt. Bereits sehr kleine Veränderungen der Ausgangsbedingungen können zu großen, nicht vorhersehbaren Auswirkungen führen.'', erklärte ich ihnen, woraufhin es still wurde. Minuten vergingen, bis der Älteste das Wort ergriff. ,, Das würde erklären, warum du über einige Bestien alles weiß und bei anderen wiederum nachschlagen musst. Ich kann deine Angst verstehen.'' ,, Die wilde Jagd war im Wald gewesen nicht, wahr? Deshalb war der Boden gefroren, sie waren in der Nähe gewesen. Als sie aber gespürt haben, dass Ciri nicht hier ist, sind sie weiter. Früher oder später, werden wir ihr Ziel sein und darauf müssen wir gewappnet sein.'' ,, Kannst du es das nochmal in unsere Sprache erklären.'' ,, Die wilde Jagd wird uns den Arsch aufreißen, wenn wir nicht vorbereitet sind! Sie werden Kaer Morhen stürmen, es wird zum Kampf kommen und sollten wir den Kampf verlieren, sind wir alle tot.''

-3-

 

 ,, Katharina.'' ,, Mhm.'', gab ich von mir, als ich aus dem Schlaf gerissen wurde. Verschlafen richtete ich mich auf, rieb mir die Augen und brauchte einige Momente, bis ich verstand, das Vesemir an meinem Bett stand. ,, Vesemir?'' ,, Da möchte dich jemand sprechen.'' ,, Wer denn?'' ,, Yennefer.'', kaum hatte dies der Ältere ausgesprochen, war ich hellwach. Das war kein gutes Zeichen, dass die Schwarzhaarige auf Kaer Morhen war und das sie mich sprechen wollte, machte es nicht besser. ,, Sage ihr, ich komme gleich.'' ,, Gut.'', damit verließ der Hexer mein Zimmer. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich die Bettdecke zur Seite schlug, um aufzustehen. Da ich schon am Vortag meine Kleidung herausgelegt hatte, war ich in wenigen Minuten angezogen. Ich riss meine Zimmertüre auf und begab mich danach auf die Suche nach der Zauberin, die ich im oberen Teil der Festung fand. ,, Wurde auch Zeit, du bist also das Mädchen aus einer anderen Welt.'' ,, Wann du später gekommen wärst, wäre ich schon wach gewesen.'' ,, Hüte deine Zunge, Mädchen!'' ,, Ich bin erwachsen, also kann ich tun und lassen, was ich will. Aber zurück zum Thema. Ja, ich komme aus einer anderen Welt. Nein, ich stehe nicht mit Ciri in Verbindung. Vielleicht bin ich ihretwegen in dieser gelandet, aber das wars auch.'', erklärte ich der Älteren, die auf mich zuschritt. Sie versuchte mich zwar einzuschüchtern, aber es gelang ihr nicht. Es war noch recht früh am Morgen und ich war müde, natürlich war da meine Stimmung nicht gerade die Beste.

 

 

Kopfschüttelnd stand ich zwischen Eskel und Lambert, die genauso genervt von Yennefer waren wie ich. ,, Wünscht ihr euch auch gerade, das Yennefer weit weg von Kaer Morhen ist?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann bin ich nicht die Einzige. Aber sag mal Eskel, was hast du mit der Ziege vor?'' ,, Sie wird als Köder für einen Gabelschwanz dienen.'' ,, Du bringst sie aber wieder gesund und munter mit oder?'' ,, Sie ist der Köder.'' ,, Habe ich verstanden, aber das heißt noch lange nicht, dass sie sterben muss. Und da fliegt das Bett.'', meinte ich zum Schluss, als die Schwarzhaarige dieses aus dem Balkon warf. Achja, das Bett, wo Geralt mit Triss geschlafen hat, ist dann wohl jetzt Geschichte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Eskel aufbrechen wollte, weshalb ich mich umdrehte. ,, Warte auf mich, ich werde dich begleiten!'' ,, Nein.wirst du nicht.'' ,, Komm schon, so werde ich höchstens was lernen. Bitte~'' ,, Meinetwegen.'' ,, Gut, ich gebe nur noch schnell Vesemir Bescheid. Wehe du bist schon weg, wenn ich wieder komme!'', sprach ich zu dem Braunhaarigen, welcher daraufhin nur mit dem Kopf schüttelte. Nur am Rande vernahm ich, wie Lambert dies ebenfalls tat. Den ältesten Hexer fand ich bei den Pferden, welcher er gerade fütterte. Sofort fiel mir auf, dass der Schimmel neu war. ,, Gut, dass ich dich sehe, Katharina. Diese Stute ist für dich.'' ,, Für mich?'' ,, Damit du richtig reiten lernst. Eskel hat mir erzählt, dass du Probleme damit hast.'' ,, Mein eigenes Pferd. Vielen Dank.'' ,, Wie wirst du sie nennen?'' ,, Star, sie wird ab heute Star heißen. Aber deswegen habe ich dich nicht aufgesucht, ich möchte mit Eskel auf Gabelschwanz jagt gehen.'' ,, Bist du dir sicher? Es könnte gefährlich werden.'' ,, Ist mir bewusst, aber ich werde Sicherheitsabstand halten, so sollte mir nichts passieren.'' ,, Gut, du hast meine Erlaubnis.'' ,, Danke!''

 

 

Mehr als nur Stolz, stieg ich von Star hinab, ohne mir dabei etwas zu brechen. ,, Für den Anfang nicht schlecht.'' ,, Danke, ich habe mir auch Mühe gegeben.'', sprach ich  und streichelte die Ziege, die der Hexer als Köder verwenden will. ,, Sammel Holz, wir werden hier eine Weile bleiben.'' ,, Mache ich.'', meinte ich zu dem Anderen und wusste sofort, dass ich mich verlaufen würde. Für mich sah jeder Baum gleich aus, Baum, noch ein Baum, Weihnachtsbaum. Zudem war ich in Erdkunde nicht gerade die Beste gewesen, dafür in Mathematik. Einen Ast nach dem Anderen hob ich auf, bis ich fand, dass ich genügend Feuerholz zusammen hatte. Nun musste ich nur noch unser Lager finden und ich hatte keinen Plan, wo dieses lag. Mehrmals änderte ich die Richtung, fand aber nie einen Pfad oder sonstiges, welches mir einen Hinweis geben könnte. ,, Meckerfritze!'', rief ich, als ich die Ziege einige Meter von mir entfernt entdecken konnte. Wo sie war, war Eskel nicht weit. Nachdem ich angemeckert würde, nahm ich das Ende vom Seil, welches sie um dem Hals trug und lief wieder los. Kurz darauf, trafen wir schon beim Älteren ein. ,, Habe sie und das Holz.'' ,, Gut.'', meinte der Braunhaarige genervt und ignorierte mich danach. Ich nahm es ihm nicht einmal übel, vor allem, weil er bald gegen einen Gabelschwanz kämpfen müsste. Deshalb kümmerte ich mich um alles andere, damit er dies nicht tun musste. ,, Katharina, du magst Yennefer nicht.'' ,, Nicht wirklich, aber ich kenne sie auch kaum. Mir ist zwar bewusst, dass sie wegen Ciri so reizbar ist, aber sich so zu benehmen, muss auch nicht sein.'' ,, Hast du keine Angst vor dem Kampf?'' ,, Natürlich und wie, trotzdem muss ich nicht heulend in der Ecke sitzen, wenn es so weit ist.'' ,, Vesemir wird nicht zulassen, dass du mitkämpfst.'' ,, Ich weiß. War er schon immer so? Also bedacht darauf, dass es einem gut geht?'' ,, Ja. Erzähl mal was über dich.'' ,, Über mich? Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich liebe es zu lesen, was sehr offensichtlich ist. Zudem liebe ich es zu kochen, was ihr aber bemerkt habt. Meine Lieblingstiere sind Katzen und ich mag die Farbe Rot sehr. Mir ist egal, ob man ein Mensch oder sonst was ist, jeder hat das Recht darauf, in Frieden zu leben.'' ,, Nicht jeder teilt deine Ansicht.'' ,, Leider ja.'', meinte ich, während ich einen Blumenkranz flechte. Diesen wollte ich Eskel aufsetzen, welcher von seinem Glück noch nichts ahnte. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, weshalb mich mein Gegenüber skeptisch ansah. ,, Ich werde das nicht aufsetzen!'' ,, Komm schon! Wer sollte dich hier sehen, Lambert etwa? Mache es für mich, bitte~'' ,, Nein.'' ,, Bitte~'', versuchte ich es wieder und hatte Erfolg, denn der Hexer seufzte auf. Beinah hüpfte ich zu dem Anderen hinüber, setzte ihm den Blumenkranz auf und küsste ihm kurz auf die Wange. ,, Du siehst niedlich aus.''

 

 

 

,, Lass sie los.'' ,, Nein!'' ,, Es ist nur eine Ziege.'' ,, Sagst du!'' ,, Warum habe ich dich mitgenommen?'' ,, Weil du musstest, da ich von Vesemir die Erlaubnis hatte, dich zu begleiten.'' ,, Sie ist der Köder für den Gabelschwanz.'' ,, Weiß ich doch, aber trotzdem.'' ,, Wenn ich dir verspreche, das ich sie lebend zurückbringe, lässt du sie dann los?'' ,, Vielleicht. Gut, lebe wohl Meckerfritze!'', meinte ich zu der Ziege, der nochmals meckerte, bevor Eskel sie mir entriss. Während der Braunhaarige sich auf den Weg machte, hörte ich ihn fluchen. Lächelnd setzte ich mich wieder ins Gras und blickte in den Himmel. Diese Welt war vielleicht doch nicht so schrecklich, wie ich annahm. Obwohl nicht jeder mit meiner Art auskam, hatte ich so gesehen Freunde gefunden. Sollte ich ihnen doch erzählen, dass Vesemir stirb, weil er Ciri beschützen möchte? Verdammt, warum war es so schwierig das Richtige zu tun? ,, Ach Star, was soll ich bloß tun? Die Zeit wird knapp, bald wird die wilde Jagd hier sein und dann wird nichts mehr sein, wie früher.'', sprach ich, während ich mir durch das Haar fuhr. Sie waren ein Stück gewachsen, weshalb ich sie mir bald wieder abschneiden lassen müsste. Lange Haare waren nicht so meins, da sie einfach nur störten. Egal, ob man kochte oder arbeitete, sie hingen einem immer im Gesicht. Zwar könnte man sie flechten oder zu einem Zopf machen, aber mit der Zeit würden die Haare dadurch kaputtgehen. Kurz streckte ich mich, als ich mich erhob und klopfte mir den Dreck von der Kleidung. Früher oder später würde Geralt hier auftauchen, da dieser Eskel helfen möchte. Ob er überrascht sein wird, wenn er mich antrifft? Wir hatten uns seit längerer Zeit nicht mehr gesehen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich nicht mehr lebte, war hoch. Man muss bedenken, dass außerhalb der Hexerfestung wollte mich alles umbringen. Lambert hatte mal zu mir gemeint, dass ich nur lebte, weil ich nicht dumm war. Danach hatte ich dem Älteren gegen das Schienbein getreten, doch er war nicht einmal zusammen gezuckt, sondern hatte gelacht.

 

 

 

Ich legte das Holzstück zur Seite, an welchen ich schnitzte, als ich Schritte vernahm. Keinen Augenblick später erschien Geralt von Riva vor mir. ,, Du lebst noch.'' ,, Auch schön, dich wiederzusehen.'' ,, Wie ich gehört habe, redest du viel.'' ,, Kann ich nicht bestreiten. Falls du Eskel suchst, der ist in diese Richtung mit einer Ziege verschwunden, sie soll der Köder sein. Richte ihm von mir aus, er soll nicht vergessen, was er mir versprochen hat, sonst kann er etwas erleben.'', meinte ich, während ich in eine bestimmte Richtung zeigte. Mit einem Kopfnicken verschwand der Hexer wieder, was mich nicht sonderlich störte. Minuten vergingen, bis ich ein Kreischen vernahm, sie hatten den Gabelschwanz also verletzt und verfolgten ihn bestimmt schon. Doch ich wurde einen besseren belehrt, als die Pferde auf wieherten und Sekunden später der Gabelschwanz nur weniger Meter von uns entfernt landete. So schnell konnte ich nicht reagieren, waren Star und Scorpion verschwunden und ließen mich alleine mit dem Monster zurück. Dieses hatte mich bemerkt, kreischte und kam auf mich zu. Ich zischte auf, spürte wie sich scharfe Zähne sich in meine Haut bohrten und schlussendlich hochgehoben wurde. Dass ich Blut verlor, war ein Segen und Fluch zugleich. Die Hexer würden meiner Blutspur folgen, bis sie uns eingeholt hatten. Nachteil war, dass ich nicht wusste, wie schwer ich verletzt war. Unsanft kam ich auf dem Boden auf, als der Gabelschwanz sein Nest erreicht hatte und mich losließ. ,, Fuck.'', murmelte ich, fasste mir an die rechte Seite und fühlte mein warmes Blut an meinen Fingern. Hoffentlich würden Geralt und Eskel hier bald auftauchen, sonst könnte ich mein Testament machen.

-4-

Ich verlangsamte meine Atmung, damit mein Blut nicht mehr so schnell durch meine Venen floss. Abermals hörte ich den Gabelschwanz kreischen, der mich Gott sei Dank, weshalb auch immer, ignorierte. Dafür lief die Kreatur wie ein Tiger im Käfig hin und her, was kein gutes Zeichen wahr. Hoffentlich würden Geralt und Eskel bald auftauchen, sonst würde dies hier nicht gut für mich enden. Niemals mehr, würde ich einen Hexer mit zur Jagd begleiten, das stand fest! Einige Zeit lang lag ich auf den kalten Steinboden, bis ich Schritte vernahm, die näher kamen. Mir tat der Gabelschwanz leid, als die Hexer ihn angriffen, da er nur nach seinem Instinkt gehandelt hatte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Kreatur leblos am Boden lag. ,, Ganz schön zäh.'', sprach Eskel, der das Blut von seinem Schwert entfernte, bevor er es wegsteckte. Hatte er mich oder den Gabelschwanz damit gemeint? ,, Geht es dir gut?'' ,, Lebt Meckerfritze noch?'' ,, Die lebt noch. Komm ich helfe dir auf.'', damit hielt mir der Braunhaarige seine Hand hin, um mich mit einem kräftigen Ruck nach oben zu ziehen. Schmerzvoll zischte ich auf, wäre zusammen gesackt, hätte mich der Ältere nicht rechtzeitig festgehalten. Leider berührte er dabei meine Wunde, weshalb eine weitere Schmerzenswelle durch meinen Körper fuhr. ,, Kannst du nicht ein wenig mehr aufpassen, wo du hin fasst!?'', motzte ich Eskel an, der daraufhin, diesmal aber mit Absicht, meine Wunde berührte. Kaum hatten wir die Höhle, beziehungsweise das Nest verlassen, schob der Braunhaarige meinen Pullover hoch. ,, Hey!'' ,, Ich schaue mir nur die Wunden an.'' ,, Du kannst mir trotzdem nicht einfach so den Pullover hochziehen! Ich bin eine Frau!'' ,,Und Prüde.'' ,, Ich gebe dir gleich mal Prüde! Au! Kannst du bitte einfach aufhören zu drücken!?'', fauchte ich ihn an, fing aber im nächsten Moment an leise zu lachen. Daraufhin sahen die Hexer mich skeptisch an, weshalb ich mich erklären musste. ,, I-Ich bin am Bauch kitzlig.'', erklärte ich ihnen peinlich berührt. Sekunden später wurde ich vom Älteren hochgehoben, sodass er mich um Brautstyle trug. Geralt, schüttelte nur den Kopf, pfiff danach nach Plötze. ,, Ich hoffe, ihr seid Nachts nicht laut.'', sprach der Weißhaarige ruhig, während er auf sein Pferd stieg. Ich hätte einer Tomate Konkurrenz machen können, als mir bewusst wurde, auf was der Hexer da anspielte. ,, W-Wir sind nur Freunde, mehr nicht.'', versuchte ich dem weißen Wolf zu erklären, dessen Mundwinkel zuckten. ,, Geht es?'' ,, Es schmerzt leicht, aber sonst geht es.'', erklärte ich dem Braunhaarigen, der daraufhin nickte. Die Hexer unterhielten sich und machten ein Rennen nach Kaer Morhen aus, bevor sie mich zurückließen, nachdem ich ihnen versichert hatte, dass mir nichts geschehen würde. ,, Dann wollen wir ihnen mal zeigen, wie du bist, Star.'', sprach ich zu der Schimmelstute und trat ihr leicht in die Flanken. Sogleich setzte sich Star in Bewegung, ging in den Galopp über, als wir quer durch den Wald ritten. ,, Komm schon Star! Gleich haben sind wir am Ziel.'', ermutete ich die Stute, strich ihr dabei kurz durch die Mähne. Tatsächlich kamen wir vor den Hexern in der Festung an, weshalb ich ein Grinsen im Gesicht trug. ,, Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen.'', konnte ich mir nicht verkneifen, als die Beiden angeritten kamen.

 

 

 Nachdem Vesemir meine Wunden versorgt hatte, damit sie sich nicht entzünden, zwang dieser mich zu tagelange Bettruhe. Leider gehörte ich nicht zu den Typ Mensch, der stundenlang im Bett liegen konnte. Zwar könnte ich Bücher in Ruhe lesen, aber auch dies wurde mir mit der Zeit langweilig werden. So starrte ich die Steindecke an, bis ich das Gefühl hatte, sie würde mir jeden Moment auf den Kopf fallen. Deswegen beschloss ich nach einiger Zeit auch, den Raum zu verlassen. Langsam öffnete ich die Türe, steckte meinem Kopf hinaus, um sicherzugehen, dass sich niemand in der Nähe befand. Als ich mich in Sicherheit wiegte, lief ich den Gang entlang, traf aber dann auf Geralt. Dieser sah mich mit einem strengen Blick an, doch ich lächelte nur verlegen und huschte schnell an ihn vorbei. Mein Ziel war Uma, welcher von Vesemir beobachtet würde. ,, Uma, uma, uma.'' ,, Hallo Uma, ich bin Katharina.'', begrüßte ich den kleinen Kerl und kniete mich zu diesem hinunter, damit wir uns auf Augenhöhe befanden. Uma redete wild umher und schien aufgeregt zu sein. ,, Weißt du, um wen es sich handelt?'' ,, Ja, das weiß ich, aber wenn die Zeit gekommen ist, verrate ich euch seinen richtigen Namen.'', erklärte ich dem Hexer, während ich mich aufrichtete. ,, Trinke diesen Kräutertee, er wird deine Schmerzen lindern.'' ,, Danke.'', damit nahm ich den Tee, der auf dem Tisch stand. Ich lief zurück zu meinem Zimmer, um dort ein wenig zu schlafen. Mir war bewusst, dass der Kräutertee mich schläfrig machen würde, das taten Schmerzmittel immer.

 

Schreie, Schreie waren das erste, was ich vernahm, als ich erwachte. Sofort war ich hellwach, sprang aus dem Bett und bereute es sogleich wieder, da sie die Wunden bemerktbar machten. Trotzdem riss ich meine Zimmertüre auf und rannte die Treppen hinunter, bis ich bei den Anderen ankam. Statt Uma lag nun der Elf auf der Streckbank und war wie erwartet noch nicht zum Bewusstsein gekommen. ,, Und wer ist das?'' ,, Das ist Avallac'h, also wenn ich den Namen richtig ausgesprochen habe.'' ,, Woher weißt du das?'', stellte mir Yennefer die Frage, eine Antwort gab ich ihr aber nicht. Stattdessen sah ich weiterhin auf den Elfen, der mir jetzt schon unsympathisch war. Wie konnte, überhaupt jemand den mögen? Kopfschüttelnd wand ich mich zum gehen um, da ich zurück in mein Bett wollte, blieb aber nach einigen Schritten stehen. ,, Geralt?'', sprach ich diesen an und wusste, dass diese sich in meine Richtung gedreht hatte. ,, Ciri befindet sich zurzeit auf der Nebelinsel in einer Hütte. Leider kommt da man nur mit einem magischen Glühwürmchens hin. Avallac'h wird dir dieses geben. Bevor du dich aber auf den Weg machst, Ciri zurück nach Kaer Morhen zu bringen, sammel Verbündete. Nur mit ihnen können wir diesen Kampf gewinnen.''

 

 

Wieder einmal sah ich Geralt von Riva nach, als dieser Kaer Morhen verließ. Bald würde die wilde Jagd hier auftauchen, um an Ciri heranzukommen. Zuvor würden aber die Anderen die Hexerfestung erreichen und dies ließ mich nervös werden. Ich mochte es nicht, viele Menschen auf einmal kennenzulernen, da ich sie nicht zuordnen konnte. Wer wohl alles kommen wird? Triss auf jeden Fall, genauso wie Roche. Bei den Anderen war ich mir nicht sicher, also musste ich abwarten. Mir war bewusst, dass ich danach keine Sekunde mehr still da sitzen könnte. Vesemirs Tod würde unvermeidbar sein, selbst wenn die ganze Festung nur mit Hexer besetzt wäre. ,, Katharina, alles in Ordnung?'', riss mich die Stimme von Vesemir aus den Gedanken, weshalb ich zu diesem sah. Der Ältere hatte sich neben mich gestellt, ohne das ich es bemerkt hatte. Sollte ich ihm die Wahrheit erzählen oder weiterhin schweigen? Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für die erste Option. ,, Jemand wird im Kampf sterben. I-Ich weiß nicht was ich machen soll. Auf einer Seite will ich es verhindern, aber dann würde sich alles verändern. Tu ich das richtige, indem ich der Person es verheimliche??'' ,, Diese Frage kannst nur du dir beantworten, Katharina. Aber hältst du es für das Richtige, der Person mitzuteilen, dass sie sterben wird?'' ,, Ja und nein. Ich meine, ich habe mich schon genügend eingemischt, aber nun ja.'',, Dann tu das Richtige.'' ,, Wie? Ich kann schlecht einfach sagen, du wirst sterben.'' ,, Hast du aber.'', sprach der Ältere, während er weiterhin in die Ferne blickte. Meine Augen weiteten sich augenblicklich, als mir bewusst wurde, dass der Hexer wusste, dass ich ihn gemeint hatte. Was hatte mich verraten, meine Körpersprache etwa? ,, W-Woher?'' ,, An deinen Blick, er ist voller trauer.'' ,, Tut mir leid, dass du es so erfahren hast.'' ,, Es muss dir nicht leidtun, Katharina. Ich bin alt, meine Zeit ist gekommen.'' ,, Trotzdem. Ist es ein Trost für dich, wenn ich dir sage, dass du stirbst, weil du Ciri beschützt?'' ,, Ja.'' ,, Sie wird überleben, sie werden die wilde Jagd besiegen. Ich erzähle dir alles, was du wissen möchtest. Das schulde ich dir einfach. Du hast so viel für mich getan, Vesemir.'', erklärte ich dem Hexer und wischte mir schnell die Tränen weg, die ich nicht zurückhalten konnte. Auch wenn ich Vesemir erst seit kurzer Zeit kannte, hatte ich den Ältere ins Herz geschlossen.

 

 

Die erste Person, die in Kaer Morhen eintraf, war wie erwartet Triss Merigold. Als diese auf Yennefer traf, konnte man die Spannung zwischen den beiden deutlich spüren. Ich stattdessen hielt mich im Hintergrund, da ich nicht ins Kreuzfeuer geraten wollte. Nach einiger Zeit wurde ich aber von der rothaarigen Zauberin entdeckt, weshalb sie auf mich zukam. ,, Du musst das Mädchen aus einer anderen Welt sein.'' ,, Genau, ich heiße Katharina.'' ,, Triss Merigold.'' ,, Ich weiß. Darf ich frage, woher du weißt, dass ich nicht aus dieser Welt komme?'' ,, Geralt hat von dir erzählt.'' ,, Verstehe. Ach übrigens Yennefer hat das Bett, indem du mit Geralt geschlafen hast, aus dem Fenster geworfen. War lustig mit anzusehen.'', sprach ich zu der Älteren, die daraufhin mich verlegen anlächelte. Ich mochte Triss auf Anhieb, da sie mich nicht so wie Yennefer herumkommandierte. Tu dies, tu das, es nervte gewaltig. ,, Du siehst noch sehr jung aus.'' ,, Ja, das sagt jeder, aber ich bin schon erwachsen. Genau genommen, bin ich einundzwanzig Jahre alt. Die Familiengene sind daran schuld. Aber wir können ein anderes Mal über mich reden. Herzlich Willkommen in Kaer Morhen.'', erklärte ich und hielt ihr zum Schluss meine Hand entgegen, welche sie kurz schüttelte. Vielleicht würden Triss und ich Freundinnen werden, wer weiß. Aber dafür müsste ich die Schlacht überleben. Seit Vesemir wusste, das er sterben würde, tat er alles dafür, dass genügend Tränke und andere Hexerausrüstung sich in der Festung befanden. Sonst benahm er sich wie immer und ließ sich nichts anmerken, für was ich ihn bewunderte. Ich hätte dies nicht gekonnt, das stand fest. Während sich die Rothaarige nach drinnen begab, sah ich zu Eskel und Lambert, die miteinander redeten. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Die Hexer wussten etwas und hielten es geheim. Plötzlich musste ich mich niesen und ich fragte mich sogleich, wer an mich gedacht hatte. ,, Was war das?'', vernahm ich die Stimme von Lambert, der genauso wie Eskel zu mir hinauf sah. ,, Habe genossen. Was denn?'' ,, Nicht einmal niesen kann sie richtig.'' ,, Das habe ich gehört, Lambert!'' ,, Solltest du auch!'', rief der Ältere mir zu und beachtete mich danach nicht mehr. Was kann ich denn dafür, das mein niesen sich niedlich anhört?!

 

 

Niemand hatte mich wahrgenommen, als ich mich aus Kaer Morhen geschlichen hatte. In den letzten Tagen war viel passiert und langsam füllte sich die Hexerfestung. Doch ich hielt mich weiterhin im Hintergrund, sodass keiner der Neuankömmlinge mich bislang gesehen hatte, ausgenommen von Triss. Zwar wussten sie von den Hexer, dass ich mich in Kaer Morhen befand, ließen mich aber in Ruhe. Mir waren es zu viele Menschen, welche mich wie das achte, Weltwunder anschauen würden. Wie ich mitbekommen hatte, waren Hjalmar, Folan, Vigi, Zoltan, Mäussäck, Roche, Ves und zu guter Letzt Keira Metz Geralts Bitte nachgekommen. Sie alle halfen uns bei der Vorbereitung für die Schlacht, während ich im Gras saß und ein Buch las. Lesen beruhigte mich, genauso wie Tee trinken. Aber in der großen Halle zu sitzen und abzuwarten, bis etwas passiert, hielt ich nicht aus. Hinter mir meckerte es kurz, da ich Meckerfritze und Star mitgenommen hatte. Frische Luft und Auslauf tat ihnen gut, außerdem fraßen sie lieber Gras als Heu. ,, Nein, nicht fressen! Das ist ein Buch.'', damit schob ich die Ziege sanft zur Seite, als diese an meinem Buch knabberte. Mit einem weiteren Meckern verschwand sie und ließ mich in Ruhe mein Buch weiter lesen. Doch dies konnte ich nicht mehr, weshalb ich es mit einem Seufzen zuklappte. Meine Gedanken wanderten wie so oft zum Kampf gegen die wilde Jagd. Sie könnte jeden Tag kommen und es würde Vesemirs Ende bedeuten. ,, Da bist du!'', vernahm ich plötzlich Lamberts Stimme und sah wie der Ältere auf mich zukam. Bevor ich etwas erwidern konnte, packte er mich am Arm und zerrte mich hinter sich her. ,, Lass mich los! Was willst du eigentlich von mir!? Bekomme ich auch eine Antwort!'' ,, Schrei nicht, sondern komm.'' ,, Ich schreie so viel, wie ich will!''

-5-

 

 Der braunhaarige Hexer zerrte mich zurück nach Kaer Morhen, obwohl ich mich mit aller Kraft dagegen wehrte. ,, Hör auf, zu beißen!'' ,, Nein, erst wenn du mich loslässt!'' ,, Geralt ist mit Ciri zurück.'' ,, Und!?'' ,, Sie will dich sehen.'' ,, Ich verzichte.'' ,, Du hast Angst, sie zu treffen.'' ,, Nein, aber ich habe einfach keine Lust. Zudem sind es mir zu viele Leute da.'' ,, Stell dich nicht so an.'' ,, Stell dich nicht so an.'', äffte ich Lambert nach, der seinen Griff daraufhin verstärkte. Für einen kurzen Moment zischte ich auf und spürte danach zum Glück, wie er ihn deswegen wieder lockerte. Darüber war ich sehr dankbar, da ich auf blaue Flecken verzichten konnte. ,, Wann habt ihr eigentlich bemerkt, dass ich mich davon geschlichen hatte?'' ,, Nachdem Geralt nach dir gefragt hat. Mache das nicht noch einmal.'' ,, Ich wollte nur meine Ruhe haben und gerade ist in Kaer Morhen viel los.'' ,, Dann ziehe dich in dein Zimmer zurück, statt Ausflüge zu unternehmen.'' ,, Vielleicht, mal sehen. Was ist eigentlich mit Star und Meckerfritze? Wir haben sie zurückgelassen. Nicht das sie gefressen oder geklaut werden.'', stellte ich die Frage und wusste, das der Ältere versuchte ruhig zu bleiben. Zwar war mir bewusst, dass bei uns allen die Nerven blank lagen, trotzdem konnte ich es nicht sein lassen. Still schweigend liefen wir den Rest zur Hexerfestung, wo die Anderen uns schon erwarteten. Alle Augenpaare lagen auf mir, nachdem der Braunhaarige mich los gelassen hatte. ,, Könnt ihr das bitte lassen! Mir ist das mehr als nur unangenehm!'', erklärte ich ihnen und keinen Augenblick später stand Ciri vor mir. ,, Ciri.'' ,, Katharina.'', und damit schüttelte ich ihre Hand, die sie mir hinhielt. ,, Du stammst aus einer anderen Welt? Aus welcher?'' ,, Nun ja, es ist schwer zu erklären. Eure Zeit ist unser Mittelalter gewesen, nur ohne Monster und Hexer, geschweige Magie. Zudem habe wir das Jahr 2020 geschrieben und wir haben Technologie. Wie Handys, PC und so weiter. Wie gesagt, ist es schwer zu erklären.'', erzählte ich in alle Ruhe, obwohl wir dafür keine Zeit hätten, denn jeden Moment könnte die wilde Jagd erscheinen. ,, Klingt nach einer friedlichen Welt.'' ,, Teilweise.''

 

 

 

In der Nacht vor der Schlacht suchte mich Eskel auf und erklärte mir, dass er mich zum Kräuter sammeln begleiten sollte. Zwar war ich im ersten Moment skeptisch gewesen, doch dies legte sich wieder, als hörte, dass Vesemir die Pflanzen bräuchte. ,, Kalt.'', murmelte ich vor mich hin, als wir uns zu den Pferden begaben. Die standen schon gesattelt da, was mich verwunderte. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, denn etwas stimmte an der ganzen Sache nicht oder täuschte ich mich etwa, weil die Schlacht bald anbrechen würde? Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, furchtbare Angst. ,, Du musst dich beruhigen.'' ,, Versuche ich doch, aber ich habe Angst.'' ,, Das haben alle.'' ,, Wo müssen wir eigentlich hin? Normalerweise reiten wir doch ins Tal.'' ,, Die Kräuter wo Vesemir benötigt wachsen nur in Höhlen.'' ,, Verstehe.'' ,, Es nicht weit.'', damit trat Eksel seinem Rappen in die Flanken. Im Galopp ritten wir einen Pfad entlang, bis wir eine kleinere Höhle erreichten. ,, Eskel, warum ist da ein Lagerfeuer?'', stellte ich dem Braunhaarigen die Frage, nachdem wir die Höhle betreten hatten. Neben dem Lagerfeuer war ein Pfahl in dem Boden gerammt worden, was keinen Sinn ergab. Dann geschah alles so plötzlich, der Hexer packte mich und zerrte mich zum Pfahl. Ich schrie, trat und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber es war zwecklos. Der Ältere war zu stark und zu kampferfahren. ,, Lass mich los!'' ,, Sei still!'' ,, Du tust mir weh!'', zischte ich, als ich am Holzstück festgebunden wurde. Was geschah hier? Wollten die Hexer mich loswerden, weil sie mich nicht mehr brauchten? Hatten sie alles nur gespielt? ,, ESKEL!'', schrie ich, als dieser mich zurückließ. Dann herrschte Stille, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Schmerzlich wurde mir bewusst, das die Kräutersuche nur ein Vorwand gewesen war, um mich in die Höhle zu locken. Am liebsten hätte ich mir die Seele aus dem Leib geschrien, doch dies würde Kreaturen anlocken. Ein Wiehern riss mich aus den Gedanken und ich sah wie die Schimmelstute auf mich zulief. Warum hatte der Braunhaarige sie hier zurückgelassen? Hexer brauchten immer Pferde, egal für welch Zwecke. Zum Glück waren Pferde aber treue Tiere und daran konnte niemand etwas ändern. Da ich nicht kampflos aufgeben wollte, zerrte ich an den Fesseln, versuchte mich zu befreien. Aber alle Versuche waren zum Scheitern verurteilt. Ich verfluchte mich selbst, dass ich mir nicht angewöhnt hatte, ein kleines Jagdmesser bei mir zu tragen. Mit diesem hätte ich mich ohne Probleme befreien können. Suchend sah ich mich in der kleinen Höhle um, wenn das Glück auf meiner Seite stände, würde ich etwas finden, mit dem ich die Fesseln zerschneiden könnte. ,, Ach verdammt.'', meinte ich, während ich einen Stein wegkickte. Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, tropften auf meinem Pullover. Schon wieder wurde ich von Menschen verrate, die sich meine Freunde nannten. Vielleicht stimmte es wirklich, was alle sagten, Hexer waren gefühllos. Es würde eine lange Nacht für mich werden, eine sehr lange Nacht.

-6-

 Die Höhle war, nachdem das Feuer hinuntergebrannt war, in dunkeln gehüllt. Meine Augen hatten sich nach einiger Zeit an die Dunkelheit gewöhnt, trotzdem konnte ich nicht einmal Star richtig erkennen, da sich neben mir befand. Die Stute kaute auf etwas herum, bei dem es sich wahrscheinlich um Heu handelte. Alles schmerze, meine Arme, mein Rücken, meine Beine. Es fühlte sich schrecklich an, an einem Pfahl gefesselt zu sein. Plötzlich ertönten Schritte, doch mir es mittlerweile egal geworden, ob jemand kommen würde oder nicht. ,, Katharina.'', sprach jemand und ich erkannte die Stimme innerhalb weniger Sekunden. Was zum Teufel suchte er hier?! Konnte er nicht einfach wieder verschwinden!? Doch wenn er hier war, konnte dies nur eines bedeuten, die Schlacht war vorbei. ,, FASS MICH NICHT AN!'', schrie ich den Älteren an, als ich spürte, wie dieser mich für einen kurzen Moment berührte. Tatsächlich hörte der Hexer auf, die Fesseln zu lösen und abermals Schritte ertönten. Warmer Atmen traf mein Gesicht, weshalb ich annahm, dass er sich vor mir befand. Fingerspitzen fuhren über meine linke Wange, was mich zusammen zucken ließ. ,, Du hast geweint. Warum? Weil ich dich hier angebunden habe? Vesemir befahl mir dafür zu sorgen, dass du die Schlacht überlebst. Die einzige Möglichkeit das zu ermöglichen war, dich hier festzubinden. Hätte dich auch einsperren können, wir beide wissen aber, du wärst entkommen. Vesemir, er hat die Schlacht nicht überlebt.'' ,, I-Ich weiß.'', flüsterte ich, wusste, dass der Andere verstehen würde, auf was ich anspielen wollte. ,, Er wusste, dass er die Schlacht nicht überleben wird, ich habe es ihm gesagt. Ihr habt keine Ahnung, wie das ist, zu wissen, wer stirbt. Jeden Tag Vesemir zu sehen und zu wissen, dass seine Zeit gekommen ist, aber man nichts unternehmen kann. Und dann, willst du mir sagen, er wollte das ich daran nichts ändern kann, indem ich nicht beim Kampf dabei bin!?'' ,, Schrei nicht, das lockt Monster an.'' ,, Sollen sie doch kommen, mir egal.'' ,,Ich werde dich jetzt losmachen und dann reiten wir zurück nach Kaer Morhen.'' ,, Ich will nicht zurück.'' ,, Wo willst du sonst hin?'' ,, Nach Hause, ich will einfach nach Hause.'', antworte ich und wusste im selben Moment, das sich nie nach Hause kommen würde. Ich fühlte mich leer, in einer einzigen Nacht hatte sich mein Leben nochmals verändert. Ohne Vesemir würde die Hexerfestung wirklich zu einer Ruine werden. Niemand würde in den Wintermonaten zurückkehren. ,, Ich warte draußen auf dich.'', damit band mich Eskel los, bevor er sich zum Höhleneingang begab. Auch wenn ich ihn nicht, danke der Dunkelheit erkennen konnte, sah ich in die Richtung, wo ich den Ausgang vermutete. Ich hatte den Hexer unrecht getan, weil ich mit meinen Gefühlen überfordert gewesen war. Als ich mich erhob, hielt ich mich für einen kurzen Moment an dem Holzpfahl fest, da sich meine Beine taub anfühlten. ,, ESKEL?'' ,, Ja?'' ,, Wo ist der Ausgang?!'', rief ich, da ich nicht einmal meine Hand vor den Augen erkennen konnte. Schritte ertönten, kurz darauf wurde ich am Handgelenk gepackt und aus der Höhle geführt. Ich kniff die Augen zusammen, da diese sich erst wieder ans Tageslicht gewöhnen mussten. Mehrmals blinzelte ich, bis ich sie ganz normal öffnete. Der Braunhaarige sah schlimm aus, hatte einige Schnitte im Gesicht und schien mehr als nur erschöpft zu sein. Warum hatte er noch keine Schwalbe gegen die Schmerzen genommen? ,, Du hast dich nicht ausgeruht.'' ,, Muss ich nicht, wir Hexer stecken so einiges weg.'' ,, Trotzdem.'', meinte ich. Danach suchte ich eine Salbe heraus, die sich in einer der Satteltaschen befand. Von der Salbe tat ich mir ein wenig auf den linken Zeigefinger, bevor ich zurück zum Hexer lief. Vorsichtig verteilte ich die Salbe auf die Schnittwunden, auch wenn es so gesehen nicht nötig war. Der Ältere würde an ihnen nicht sterben oder Narben davon tragen. Für Eskel muss es ungewohnt sein, dass jemand sich sorgen um ihn machte. Hexer waren nicht sonderlich beliebt in dieser Gesellschaft, obwohl sie so vielen das Leben gerettet haben. Sie waren die letzte Generation, danach würde es keine Hexer mehr geben. Wer sollte dann Monster töten? Diese Antwort würde nur die Zeit wissen. ,, Wir sollten aufbrechen.'' ,, Sollten wir. A-Aber können wir noch ein wenig hier draußen bleiben? Ich möchte noch nicht zurück, Kaer Morhen wird ohne Vesemir nicht mehr das Gleiche sein.'' ,, Das wussten wir alle, als die Schlacht begann.'', meinte der Braunhaarige, während er aufs Pferd stieg. Ich tat ihm gleich und war froh darüber, dass wir so langsam wie möglich zurückritten.

 

 

 

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, während Vesemirs Leichnam verbrannte. In meinen Händen hielt ich ein kleines Gefäß für seine Asche. Nicht weit von der Hexerfestung entfernt, hatte ich ein Grab ausgehoben, ohne das jemand es mitbekommen hatte. Dort könnte ich um dem Älteren trauern und Blumen ablegen. Für die Anderen musste sein Verlust schlimmer sein, als für mich, da sie ihn länger kannten. Wir standen da, niemand sprach etwas oder gab einen Ton von sich. Bald würde die endgültige Schlacht beginnen, aber wieder ohne mich. Ich hatte keine Kraft dafür, zudem würden meine Freunde es wahrscheinlich nicht einmal zulassen. ,, Katharina, wo?'' ,, Velen, der kahle Berg, südöstlich der Reuseninseln. Dort befinden sich die Muhmen und Imlerith.'', erklärte ich Geralt, der daraufhin nickte. Der weiße Wolf würde bald mit Ciri aufbrechen und damit alles beenden.

 

 

Ein kühler Windhauch streifte mein Gesicht, während ich den Sternenhimmel beobachtete. Tage waren seit der Schlacht vergangen, trotzdem konnte ich keinen Frieden finden. Außer mir befand sich niemand auf Kaer Morhen mehr, sie waren nach Ard Skellig aufgebrochen. Dort endete alles, die wilde Jagd würde besiegt werden. Ich hatte ihnen angeboten sie zu begleiten, doch die Hexer meinten, dass jemand auf der Hexerfestung bleiben müsste und damit meinten sie mich. Ihre Entscheidung hatte mich überrascht, denn sie vertrauten mir vollkommen. Dabei hatte ich ihnen wichtige Informationen verschwiegen, die die Suche nach Ciri vereinfacht hätte. Für einen Moment schloss ich meine Augen, bevor ich mich nach drinnen begab. Ich mein Zimmer gewechselt und eins mit einem Balkon ausgesucht, da ich die Langschaft um Kaer Morhen betrachten wollte. Schlafen tat ich kaum noch, ich hatte schreckliche Alpträume, obwohl ich bei der Schlacht nicht mitgekämpft hatte. Mit Vorsicht zündete ich eine weitere Kerze an, die ich neben meinem Bett abstellte. In wenigen Stunden würde sie genauso wie ihre Vorgänger hinuntergebrannt sein, danach folgte die Nächste, bis die Morgenröte den Raum erhellen würde. In Gedanken verloren lag ich in meinem Bett und starrte die kleine Flamme an, bis ich das Land der Träume begrüßte.

 

 

 

,, Katharina.'' ,, Mhm.'' ,, Wach auf.'' ,, Mhm.'', murrte ich, während ich mich auf die andere Seite drehte. Doch die Person rüttelte so lange an mir, bis ich mich verschlafen aufrichtete. Doch sogar dabei schlief ich immer wieder kurz ein, da mein Körper den Schlaf nachholen wollte. ,, Was dauert das denn so lange?'', ertönte eine weitere Stimme und mein Hirn brauchte einige Sekunden, bis ich sie jemanden zuteilen konnte. ,, Eskel? Lambert? Was sucht ihr denn hier?'' ,, Es ist vorbei, die wilde Jagd ist endgültig besiegt.'' ,, Ist sie? Kann ich weiter schlafen?'' ,, Wir haben Mittag.'' ,, Was? Oh, wirklich. Zurück zu meiner Frage, was sucht ihr hier?'' ,, Also ich hole meine Sachen und lasse dann dieses Drecksloch hinter mich.'', damit verließ Lambert mein Zimmer. Es stimmte mich traurig, immerhin hatte Vesemir für sie die Festung mehrmals repariert. ,, Und du gehst ebenfalls?'' ,, Ja, das werde ich. Was wirst du tun?'' ,, Ich werde hier bleiben. An einen anderen Ort kann ich nicht gehen. Andere würden sofort bemerken, dass ich anders bin und mich meiden. Arbeiten in einem Dorf kann ich auch nicht, mir bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben. Und was dann passiert, kann nur die Zukunft wissen.''

 

 

,, Katharina, bist du dir sicher?'' ,, Das bin ich mir Eskel, ich möchte auf Kaer Morhen bleiben. Jemand muss sich darum kümmern, nachdem....nachdem es niemanden mehr gibt, der dies tun kann.'' ,, Ich verstehe.'', sprach Eskel ruhig. Der Hexer war im Gegensatz zu Lambert einige Tage auf der Festung geblieben, um mich dazu bewegen, ihn zu begleiten. Am liebsten wäre ich seine Bitte nachgekommen, doch etwas in meinen Inneren hielt es für besser, Kaer Morhen nicht zu verlassen. Mit einem Lächeln strich ich Meckerfritze über das Fell, nachdem sie ihren Kopf gegen mein linkes Bein gedrückt hatte. Der Blick des Älteren wanderte zu der Ziege, die alles, genauso wie ich überlebte. ,, Du kannst sie haben, ich brauche sie nicht mehr.'' ,, Wirklich? Danke, ich werde gut auf Meckerfritze aufpassen.'' ,, Das bin ich mir sicher.'' ,, Dann heißt es jetzt Abschied zu nehmen oder? Ich werde dich vermissen Eskel.'', meinte ich zu dem Braunhaarigen, bevor ich diesen stürmisch umarmte. Es erstaunte mich, als der Hexer die Umarmung für einen kurzen Moment erwiderte. Danach stieg er auf sein Pferd und ritt Richtung Ausgang. ,, ESKEL!'', rief ich, weshalb dieser sich zu mir umdrehte. ,, Ich freue mich schon, dich im Winter wiederzusehen und passe auf dich auf!''

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Tag der Veröffentlichung: 09.03.2020

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