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Prolog

Summend lief ich durch den Wald, der sich in der Nähe meines Hauses befand und genoss die Ruhe. Ab und zu hörte man das Zwitschern der Vögel, die von einem Baum zum anderen flogen. Ich war gerne draußen, vor allem, da ich nur sehr selten andere Wanderer begegnete. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen, schloss meine Augen und atmete einmal tief ein und aus. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich mich geschockt um. Meine Umgebung hatte sich verändert, statt in einen Wald, stand ich an einem unbekannten Ufer. Der Wind fegte mir um die Ohren, während der Regen meine Kleidung durch nässte. Nichts deutete darauf hin, dass ich mich in meiner Welt noch befand, was aber unmöglich war. Bestimmt bildete ich mir nur alles ein, weil ich gefallen und mir den Kopf angeschlagen hatte. Doch warum fühlte sich der Regen so echt an? Ein Geräusch ertönte von links, weshalb ich mich dort hin drehte. Ängstlich ging ich einige Schritte zurück, als ich die Kreatur erkannte, die auf mich zukam. Es handelte sich um einen Ertrunkenen, aber dies konnte nicht sein. Das Monster gab es nur in dem Spiel The Witcher! Starr vor Angst konnte ich mich nicht bewegen, schloss meine Augen, als der Ertrunkene zum Angriff ausholte. Im nächsten Moment wurde ich zur Seite gestoßen, wodurch ich auf dem Sand landete. Als ich aufsah, wisch mir jegliche Farbe aus dem Gesicht, da stand Geralt von Riva! Dieser kämpfte gegen das Monster, als ich bemerkte, dass noch mehr davon kamen. So schnell konnte niemand schauen, richtete ich mich auf und verschwand in den Wald, der sich in der Nähe befand. Ich rannte so lange, bis meine Lungen brannten. Außer Atmen lehnte ich mich gegen eine alte Eiche und schloss die Augen. Mein Gehirn musste mir einen Streich gespielt haben, denn Geralt von Riva gab es nicht, höchstens als Cosplayer vielleicht. Gerade als ich loslaufen wollte, würde ich am Arm gepackt. Sofort fing ich an mich zu wehren, da ich nicht kampflos aufgeben wollte. ,, Beruhige dich.'', vernahm ich eine Stimme, die ich schon öfters gehört hatte und sie konnte nur einem gehören. Der weiße Wolf musterte meine Kleidung, während er mich weiterhin festhielt. ,, Lassen sie mich los!'', schrie ich den Weißhaarigen an, da sein Griff etwas zu fest war. ,, Ich habe solche Kleidung noch nie gesehen. Woher kommst du?'', wurde ich gefragt, schwieg aber. Der Ältere pfiff und Sekunden später tauchte auch schon Plötze auf. ,, Geralt von Riva, Hexer.'' ,, Katharina.''

 

 

 

-1-

  Auch wenn Geralt mir nicht verraten hatte, wo er mich hinbrachte, wusste ich die Antwort. Unser Ziel war Kaer Morhen, die Hexerfestung. Tiefer zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, als wir an einigen Bauern vorbeiritten. Der Hexer hatte mir einen langen, schwarzen Umhang besorgt, da ich mich geweigert hatte, andere Kleidung anzuziehen. Mir war bewusst, sobald ich sie ablegen würde, dass er sie vernichtet. Immerhin schrie meine Kleidung, dass ich nicht aus ihrer Zeit, beziehungsweise Welt stammte. Hin und wieder spürte ich Geralts Blick auf mir, was nur möglich war, weil ich vor diesem saß. Seit unsere Reise, wenn man dies so nennen konnte, hatte ich kaum gesprochen. Wenn der Ältere mich etwas fragte, antwortete ich meistens nur mit Ja oder Nein. ,, Vorsicht, sonst fällst du noch hinunter.'', meinte der Weißhaarige zu mir und stütze mich für einen kurzen Moment. Ich war es nicht gewohnt, für Stunden auf einem Pferd zu sitzen, weshalb mein Hintern schmerzte. Zum Glück würden wir bald die Burg erreichen, die ich in der Ferne erkennen konnte. Es fühlt sich immer noch alles so an, als wäre es ein Traum. Doch in meinen Inneren wusste ich die Wahrheit und das ich wahrscheinlich nie wieder in meine Welt gelangen würde. Also blieb mir keine andere Wahl, als alles hinzunehmen. Plötzlich wurde Plötze unruhig und wieherte auf. ,, Ruhig Plötze!'', sprach Geralt, beruhigte sein Pferd mit Axii. Ich wäre vom diesen hinuntergefallen, hatte mich der Hexer nicht wieder festgehalten. Ein Gabelschwanz flog über uns hinweg und mir kam dies alles wie ein Deja Vu vor. Stimmt, sowas ähnliches war auch im Spiel passiert, als er mit Uma auf dem Weg zu Kaer Morhen war.

 

Ich wurde nervös, als wir die Burg betraten, nachdem das Torgitter hinauf gezogen wurde. Kaum hatte Geralt Plötze zum Stehen gebracht, sprang ich hinunter. Erst zog ich meine Kapuze hinunter, bevor ich den Umhang ganz auszog und achtlos auf den Boden gleiten ließ. Auch wenn Kaer Morhen beinah einer Ruine glich, war es wunderschön. Noch nie zuvor in meinem Leben, hatte ich eine Festung betreten, weshalb ich mir alles ganz genau ansehen wollte. ,, Geralt, wer ist dieses Mädchen und warum hast du sie hier hergebracht?'', vernahm ich die Stimme von Vesemir, doch schenkte ich diesem keine Beachtung. ,, Ich habe sie bei einem See in der Nähe von Velen vor Ertrunkene gerettet. Ihre Kleidung habe ich zuvor noch nie gesehen.'' ,, Das stimmte, sie ist außergewöhnlich. Versteht sie uns?'' ,, Ja, bislang hat sie mir nur ihren Namen verraten und antwortet auf Fragen nur mit Ja oder Nein.'' ,, Ungewöhnlich.'' ,, Der sicherste Platz für sie wäre erstmal hier.'' ,, Da bin ich deiner Meinung. Mädchen komm mal her.'', winkte mich der ältere Hexer herbei, weshalb ich zu diesem lief. Von oben bis unten wurde ich gemustert, doch ich kannte dies schon von Geralt. ,, Wie heißt du, Kind?'' ,, Katharina.'' ,, Ein ungewöhnlicher Name. Gut, sie kann fürs Erste hier bleiben.'', meinte Vesemir und unterhielt sich noch einige Zeit mit dem Anderen. Etwas traurig sah ich Geralt von Riva nach, als dieser sich mit Plötze auf dem Weg machte. Mein Gefühl sagte mir, dass er Yennefer meinetwegen aufsuchen würde, um sich von ihr einen Rat einzuholen. Aber egal was passieren würde, ich dürfte nicht aufgeben.

 

Vesemir zeigte mir die Burg und ich versuchte mir jeden Gang zu merken, wusste aber, dass ich mich in der ersten Zeit mehrmals verlaufen würde. ,, Das wird dein Zimmer für die erste Zeit sein.'', sprach der Ältere, während wir einen Raum betraten. Ein kleines Zimmer, welches sehr schlicht eingerichtet war. Nicht mehr als ein Bett, ein Bücherregal und eine Kiste befanden sich darin. Mit einem Nicken verriet ich, das ich verstanden hatte, bevor ich alleine gelassen wurde. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich mich auf den Bettrand setzte. Zwar hoffte ich noch immer, das alles nur ein Alptraum war und ich im nächsten Moment aufwachen würde. Doch die Wahrheit sah anderes aus, ich saß in der Welt von the Witcher fest! Nie wieder würde ich meine Freunde und Familie sehen oder meine Katze. In Gedanken verloren strich ich übers Bettlagen, bis ein Geräusch mich zusammen zucken ließ. Meine Neugier war geweckt geworden, weshalb ich mich wieder erhob, um den Raum zu verlassen. Wie erwartet verlief ich mich mehrmals, bis ich den Älteren fand. Der Hexer reparierte eine Mauer, was mich nicht wunderte, denn Kaer Morhen glich eher eine Ruine als einer Burg. Mit wenigen Schritten stand ich neben Vesemir, der in seiner Arbeit innehielt und sich zu mir wand. Ich zeigte von der Mauer auf mich und wieder zurück, hoffte, der Andere verstand, was ich damit andeuten wollte. ,, Du willst helfen?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann hole Steine von der Ostseite.''

 

Stunden später war ich völlig fertig, weil ich harte körperlicher Arbeit nicht gewohnt war. Statt mich aber hinzulegen und zu jammern, stand ich vor einem Bücherregal. Der Ältere saß einige Meter von mir entfernt an einem Tisch und schrieb etwas. In meinen Händen hielt ich ein Buch über Monster, das ich ab und zu umblätterte. ,, Du interessierst dich für Monster?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann werde ich dir nun etwas über sie beibringen. Ertrunkene sind-'' ,, Es kommt vor, dass ein ertrunkener Mensch als Monster wiederkehrt, um die Lebenden zu plagen. Der Untote zieht seine Opfer unter Wasser, reißt sie beim Ertrinken mit scharfen Krallen in Stücke und verspeist sie wie Geschnetzeltes. Solche Kreaturen nennt man Ertrunkene. Besonders häufig findet man sie am Pontar, der sie dank Schiffsverkehr und Besiedelung der Ufer mit Nahrung versorgt. Ertrunkene sind gegen Gifte immun, schließlich sind sie schon tot. Erhöhter Blutverlust macht ihnen auch nichts aus. Alle sonstigen Mittel, die einem Hexer zur Verfügung stehen, sind jedoch überaus wirksam. Man kann Ertrunkene mit Feuer bekämpfen oder sie in Fallen fangen und vor allem kann man mit dem Schwert auf sie eindreschen.'', unterbrach ich den Hexer einfach und lächelte diesen danach an. ,, Richtig. Ihre Klasse?'' ,, Nekrophagen.'', antwortet ich, während ich das Buch zurück an seinem Platz stellte. Der Grauhaarige nickte mir zu, schien aber überrascht zu sein, dass ich die Antwort wusste.

-2-

Minuten, Stunden und Tage vergingen, seitdem ich auf Kaer Mohre lebte und bei allem half. Obwohl dies nicht meine Welt war, fing ich an, sie zu mögen. ,, Katharina!'', vernahm ich Vesemirs Stimme, weshalb ich den Brotteig schnell zudeckte, damit er ruhen konnte. Ich hatte das kochen und backen der Speisen übernommen, da ich dies am besten konnte. Mit schnellen Schritten begab ich mich nach draußen, blieb aber ruckartig stehen, als ich den Grund sah, warum ich gerufen wurde. Lambert und Eskel waren zurückgekehrt. ,, Du brauchst keine Angst haben, sie werden dir nichts tun.'', sprach der Grauhaarige und winkte mich herbei. Zögernd lief ich zu ihnen, bis ich bei den Hexern angekommen war. ,, Das sind Lambert und Eskel.'' ,, Hallo.'', meinte ich kleinlaut, spielte dabei mit dem Saum meines Hemdes rum. Mir waren ihre Blicke unangenehm, vor allen, weil sie mich schlimmer musterten, als Geralt und Vesemir am Anfang. ,, Kommt rein ihr zwei. Katharina, kümmerst du dich um die Pferde?'', wurde ich gefragt und nickte eifrig. Ich liebte es mich, um die Tiere zu kümmern, da ich sie menschlicher Gesellschaft bevorzugte. Erst versorgte ich das Pferd von Lambert, bevor ich mich um das von Eskel kümmerte. ,, Hallo Scorpion.'', begrüßte ich den Rappen, während ich diesem einen Apfel anbot. Mit meinen Fingern fuhr ich durch die ebenfalls pechschwarze Mähne und genoss das Gefühl. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als mir Vesemirs Worte wieder einfielen. Der Grauhaarige hatte mir versprochen ein Pferd zu besorgen, damit ich richtig reiten lernen konnte. Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte, begab ich mich wieder nach drinnen, da ich noch das Brot fertig backen musste. Ich beachtete die Hexer nicht, als ich an ihnen vorbeilief. ,, Sie scheint keine Angst vor uns zu haben, dabei sind wir Hexer.'' ,, Und sie kommt aus einer anderen Welt?'' ,, So nehmen wir es an.'' ,, Als Kaer Morhe ein sicherer Ort für ein Mädchen ist.'' ,, Weiß sie überhaupt, was wir sind?'' ,, Ihr seid Hexer.'', damit begab ich mich in die Küche. Ich hasste es, dass ich deren Gesprächsthema war und das sich vielleicht sogar über mich herzogen. Mein Gefühl sagte mir, dass ich noch sehr viel Spaß mit Lambert und Eskel haben würde.

 

Obwohl ich erst annahm, dass ich mich mit Eskel und Lambert nicht verstehen würde, wurde ich einen besseren belehrt. Sie gingen teilweise freundlich mit mir um, nahmen sogar Rücksicht auf mich. Doch ich hatte den Verdacht, dass Vesemir seine Finger im Spiel hatte. Trotzdem fühlte ich mich in ihrer Gegenwart wohl und saß auch beim Essen bei ihnen. ,, Und dann habe ich dem Vieh den Kopf abgeschlagen.'', erzählte Lambert uns, bevor er einen Schluck seines Getränks nahm. Während die Älteren ein alkoholisches Getränk tranken, gab ich mich mit Wasser zufrieden. ,, Erzähl mal über dich, Mädchen.'' ,, Ich bin kein Mädchen, Lambert, sondern eine junge Frau. Mein Name lautet Katharina und ich bin Einundzwanzig Jahre alt.'' ,, Siehst aber sehr kindlich noch aus.'' ,, Liegt in Familie.'' ,, Und Geralt hat dich vor Ertrunkene gerettet?'' ,, Genau, dafür bin ich ihm auch sehr dankbar.'' ,, Normalerweise sind uns die Leute nicht so dankbar gegen über uns Hexer.'' ,, Ich bin auch nicht die, das darfst du nicht vergessen. Für mich ist es egal, ob ihr Hexer seid oder nicht. Ihr habt eurer Schicksal nicht ausgesucht und macht nun jetzt daraus das Beste. Ich meine, ihr hättet mich auch einfach im Wald aussetzen können und zusehen, wie die Wölfe oder Monster mich in Stücke reißen, habt ihr aber nicht. Auch wenn es andere nicht sehen oder wahrhaben wollen, ihr Hexer habt ein gutes Herz.'' ,, Verdammt, ich fange an sie zu mögen.''

 

,, Jetzt hebe das Schwert hoch!'' ,, Versuche ich doch!'', schrie ich Lambert entgegen, welcher sich zur Aufgabe gemacht hat, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ihn amüsierte es, wenn ich verzweifelt versuchte ein Schwert hochzuheben und das nur mit einer Hand. Ziegelsteine, volle Wassereimer, kein Problem, aber ein verdammtes Schwert schon! Frustriert ließ ich mich auf den Boden nieder und schloss die Augen. ,, Ganz schön schwach.'' ,, In meiner Welt gibt es keine Monster, abgesehen von Menschen, die sich wie solche benehmen vielleicht. Wiederum kämpft fast niemand mehr mit einem Stahlschwert, im Mittelalter vielleicht.'' ,, Mittelalter.'' ,, Das Mittelalter war von siebenhundertfünfzig bis vierzehnhundertfünfzig.'' ,, Lambert, frag sie nicht aus.'', hörte ich Eskel sagen, woraufhin ich meine Augen wieder öffnete. Der Hexer stand hinter mir und sah seinen Kumpel an. ,, Komm, du willst doch auch wissen, woher sie stammt.'' ,, Selbst wenn, warte, bis sie von selbst redet.'' ,, Ihr wisst schon, dass ich hier sitze und alles höre?'' ,, Wie war dein Name nochmals?'' ,, Katharina.'' ,, Ungewöhnlicher Name.'' ,, Das bedeutet die Reine und kommt aus dem griechischen.'' ,, Ich hätte gedacht, er bedeutet schwach, da du nicht einmal ein Schwert aufheben kannst.'' ,, Und? In meiner Welt müssen wir nicht gegen Bestien kämpfen, zudem kannst du so Gesehen jeden mit alles umbringen.'' ,, Genug jetzt.'', mischte sich Vesemir ein, der auf uns zugelaufen kam. ,, Katharina, ich brauche Zutaten für eine Salbe, in der Umgebung wirst du die Kräuter dafür finden. Eskel, du begleitest sie, nicht das ein Unglück passiert.'', meinte der Grauhaarige, weshalb ich nickte und den Zettel entgegennahm, der mir entgegengehalten wurde. Kurz überflog ich das Geschriebene und war erleichtert darüber, dass ich die Kräuter kannte, welche ich sammeln musste. Zum Glück hatte ich am Vortag ein Buch über verschiedene Kräuter gelesen und wie man erkannte. Im Notfall konnte mir der Hexer helfen, auch wenn dieser nicht begeistert darüber schien, Babysitter zu spielen. ,, Wir reiten dorthin, dann sind wir vor Sonnenuntergang zurück.'' ,, Ich habe aber kein Pferd und alleine bin ich noch nie geritten. Geralt hat mich festgehalten, damit ich nicht herunterfalle, als wir auf Plötze hergeritten sind.'' ,, Hat er?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann komm.'', sprach der Ältere, bevor er zu seinen schwarzen Hengst lief. Nachdem er auf diesem saß, streckte er mir seine Hand entgegen, sodass ich auf Scorpion keinen Augenblick später steigen konnte. Wie damals Geralt es getan hatte, legte der Ältere einen Arm um meinem Bauch, damit ich nicht herunterfallen konnte. Es fühlte sich ungewohnt an, einen warmen Körper hinter sich zu spüren und daran würde ich mich wohl gewöhnen müssen. ,, Was für eine Salbe ist das eigentlich, die Vesemir zubereiten möchte?'' ,, Sie ist schmerzstillend.'' ,, Verstehe.'' ,, Halte dich gut fest.'', und damit ritten wir im Galopp weiter.

 

 

,, Boden, wie sehr ich dich vermisst habe!'', rief ich und war dankbar, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Geralt war damals nicht im Galopp geritten, sondern großteils im Trab, sodass ich mich mehr ans Reiten gewöhnen konnte. ,, Hier und jetzt suche die Kräuter.'' ,, Du hättest Rücksicht auf mich nehmen können, Eskel.'', murmelte ich vor mich hin, nahm dem Korb und machte mich an die Arbeit. Dass der Hexer hinter mir sein Schwert zog und gegen einige Wölfe kämpfte, die mich als ihre nächste Mahlzeit auserkoren hatten, ignorierte ich einfach. Vesemir würde ihm die Hölle heiß machen, wenn ich sterben würde. Summend zupfte ich die Kräuter aus der Erde, als ich innehielt. Warum war die Erde so kalt wie Eis? Es hatte nicht geschneit und der Winter würde erst in wenigen Monaten kommen. ,, Eskel?'' ,, Was?'' ,, Ist es normal, dass die Erde so kalt wie Eis ist, obwohl es noch nicht unter dem Gefrierpunkt ist?'', stellte ich die Frage, Sekunden später wurde ich bestimmt, aber sanft zur Seite geschoben. Der Braunhaarige kniete sich neben mich hin, nahm etwas Erde in die Hand und ließ diese durch seine Finger rieseln. ,, Komm, wir müssen sofort von hier weg.'' ,, Warum?'' ,, Komm!'', befahl mir der Andere, weshalb ich ein ungutes Gefühl bekam. Etwas stimmte nicht, sonst würde der Hexer nicht so angespannt sein. Schweigend und im Galopp ritten wir zurück nach Kaer Morhen, wo der Älter mich einfach stehen ließ. Ich sah ihm nach, bis er nach drinnen verschwunden war. ,, Etwas stimmt nicht, Scorpion. Das spüre ich deutlich, zudem wäre Eskel nicht so angespannt.'', meinte ich zu dem Hengst, als ich den Sattel runter nahm. Dieser fiel mir beinah hinunter, als mir es bewusst wurde. Die wilde Jagt war im Wald gewesen! Nur sie konnte alles plötzlich gefrieren lassen. Aber das alles würde heißen, dass Geralt gerade auf der Suche nach Ciri war, als er auf mich drauf. Sie nehmen an, ich würde mit Ciri in Verbindung stehen, weil diese durch Raum und Zeit reisen kann! Konnte es wirklich sein, dass ich ihretwegen in diese Welt gelandet war? Das wäre die einzige Erklärung.

 

Während die Hexer etwas besprachen, saß ich da und las ein Buch. Besser gesagt, ich tat so. In Wirklichkeit versuchte ich zu verstehen, über was sie sich unterhielten, auch wenn ich eine Vermutung hatte. Sollte ich ihnen erzählen, was ich wusste? Doch würden sie mir glauben? Die Antwort wäre bestimmt nein und außerdem wie sollte ich ihnen erklären, dass Vesemir sterben wird!? Ich konnte es einfach nicht, weshalb ich beschloss lieber zu schweigen. Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte und blickte auf. Vesemir stand vor mir, welcher mich besorgt musterte. ,, Geht es dir gut?'' ,, Mhm? J-Ja, ich war nur in Gedanken gewesen. Keine Sorge. Ich werde nun das Abendessen machen.'', damit legte ich das Buch zur Seite, lächelte und machte mich auf den Weg in die Küche. Dort angekommen machte ich als Erstes ein Feuer für den Herd an, da dieses am längsten brauchte. Danach suchte ich die Nudeln heraus, die ich am Vortag gemacht hatte. Schnell vierteilte ich einige Tomaten, aus den Restlichen würde die Tomatensoße entstehen. Fürs Abendessen hatte ich Spaghetti geplant, da ich etwas essen wollte, was ich auch kannte. Summend suchte ich einige Kräuter heraus, schmiss diese mit den gevierteilten Tomaten in die Soße, während die Nudeln vor sich hin köchelten. ,, Was ist das?'' ,, Lambert! Erschrecke mich nicht so!'' ,, Was ist das?'', stellte mir der Ältere nochmals die Frage und zeigte auf die Soße. ,, Tomatensoße. Ich mache gerade Spaghetti.'' ,, Spa was?'' ,, Nudeln mit Tomatensoße, wenn man es einfach ausdrücken möchte. Ein bekanntes Gericht aus meiner Welt, es wird euch schon nicht umbringen.'' ,, Uns Hexer bringt nichts so leicht um, wir sind zäh.'' ,, Weiß ich. Das Essen ist gleich fertig. Hier, du kannst schon mal den Tisch decken.'' ,, Sehe ich aus wie eine Magd!?'' ,, Ja.'', meinte ich bloß zu ihm und widmete mich danach wieder dem Essen zu. Wie sehr ich es doch liebte jemanden zu ärgern. ,, Falls du die Kleine suchst, die mit was, was sich Spaghetti oder so sich nennt.'' ,, Und warum trägst du Teller?'' ,, Sie hat mir befohlen den Tisch zu decken. Ist das zu glauben, sie befiehlt einen Hexer etwas!? ,, Ja und du hast übrigens vergessen die Tür zu schließen!“' ,, So eine Göre.'', vernahm ich Lambers Stimme noch sagen, was mich lächeln brachte. Ich sollte diese schöne und vor allem, friedliche Zeit genießen.

 

 

 

Die Hexer schienen das Essen zu schmecken, was mir sehr freute. Sie tun alles dafür, dass es mir an nichts fehlte, auch wenn manchmal sehr streng mit mir waren. Aber der Gedanke daran, dass sie das nur taten, weil ich mit Ciri in Verbindung stand, schmerzte. ,, Darf ich euch eine Frage stellen?'' ,, Natürlich, du darfst ruhig fragen.'' ,, Danke, Vesemir. Bitte nimmt es mir nicht übel, aber warum seid ihr hier, Lambert und Eskel? Kommt ihr nicht normalerweise erst zurück nach Kaer Morhen, wenn der Winter anbricht?'', kaum hatte ich dies gefragt, spürte ich ihre Blicke auf mir. ,, Du weißt den Grund, nehme ich an.'' ,, Ja, ihr denkt, dass ich mit Ciri in Verbindung stehe, weil ich aus einer anderen Welt komme, aber ich kenne sie nicht.'' ,, Woher weißt du dann, ihren Namen? Bist du eine Hellseherin oder was?'' ,, Nein, nur jemand die sich wünscht, nicht zu wissen, was bald geschehen wird. Es ist nicht so, als wüsste man, was jeden Moment passiert, sondern als hätte man schon mal ein Märchen gelesen und liest es nochmals. Du weißt was am Ende geschehen wird, kannst es aber nicht umschreiben. Egal wie sehr du dir darüber den Kopf zerbrichst, es wird sich nichts ändern.'' ,, Klingt grausam.'', sprach Eskel, bevor dieser etwas trank. Im Moment fühlte ich mich mehr als nur unwohl, mit ihnen am Tisch zu sitzen. ,, Dann erzähl uns doch alles oder kannst du das nicht?'' ,, Wenn es so einfach wäre, Lambert. Würde ich es tun, würde sich alles verändern, vielleicht sogar alles verschlimmer. Das nennt man Schmetterlingseffekt. Bereits sehr kleine Veränderungen der Ausgangsbedingungen können zu großen, nicht vorhersehbaren Auswirkungen führen.'', erklärte ich ihnen, woraufhin es wieder still wurde. Minuten vergingen, bis der Älteste das Wort ergriff. ,, Das würde erklären, warum du über einige Bestien alles weiß und bei anderen wiederum nachschlagen musst. Ich kann deine Angst verstehen.'' ,, Die wilde Jagd war im Wald gewesen nicht, wahr? Deshalb war der Boden gefroren, sie waren in der Nähe gewesen. Als sie aber gespürt haben, dass Ciri nicht hier ist, sind sie weiter. Früher oder später, werden wir ihr Ziel sein und darauf müssen wir gewappnet sein.'' ,, Kannst du es das nochmal in unsere Sprache erklären.'' ,, Die wilde Jagd wird uns den Arsch aufreißen, wenn wir nicht vorbereitet sind! Sie werden Kaer Morhen stürmen, es wird zum Kampf kommen und sollten wir den Kampf verlieren, sind wir alle tot.''

-3-

,, Katharina.'' ,, Mhm.'', machte ich, als ich meine Augen öffnete. Verschlafen richtete ich mich auf, rieb mir die Augen und brauchte einige Momente, bis ich verstand, das Vesemir an meinem Bett stand. ,, Vesemir?'' ,, Da möchte dich jemand sprechen.'' ,, Wer denn?'' ,, Yennefer.'', kaum hatte dies der Ältere ausgesprochen, war ich hellwach. Das war kein gutes Zeichen, dass die Schwarzhaarige auf Kaer Morhen war und das sie mich sprechen wollte, machte es nicht besser. ,, Sage ihr, ich komme gleich.'' ,, Gut.'', damit verließ der Hexer mein Zimmer. Ein Seufzen verließ meine Lippen, als ich die Bettdecke zur Seite schlug, um aufzustehen. Da ich schon am Vortag meine Kleidung herausgelegt hatte, war ich in wenigen Minuten angezogen. Ich riss meine Zimmertüre auf und begab mich auf die Suche nach der Zauberin, die ich im oberen Teil der Burg fand. ,, Wurde auch Zeit, du bist also das Mädchen aus einer anderen Welt.'' ,, Hättest auch später kommen können, dann wäre ich schon wach gewesen.'' ,, Hüte deine Zunge, Mädchen.'' ,, Ich bin erwachsen, also kann ich tun und lassen, was ich will. Aber zurück zum Thema. Ja, ich komme aus einer anderen Welt. Nein, ich stehe nicht mit Ciri in Verbindung. Vielleicht bin ich ihretwegen in dieser gelandet, aber das wars auch.'', erklärte ich der Älteren, die auf mich zuschritt. Sie versuchte mich zwar einzuschüchtern, aber es gelang ihr nicht. Es war noch recht früh am Morgen und ich war müde, natürlich war da meine Stimmung nicht gerade die Beste.

 

Kopfschüttelnd stand ich zwischen Eskel und Lambert, die genauso genervt von Yennefer waren wie ich. ,, Wünscht ihr euch auch gerade, weit weg von ihr zu sein?'' ,, Ja.'' ,, Gut, dann bin ich nicht die Einzige. Aber sag mal Eskel, was hast du mit der Ziege vor?'' ,, Sie wird als Köder für einen Gabelschwanz dienen.'' ,, Du bringst sie aber wieder gesund und munter mit oder?'' ,, Sie ist der Köder.'' ,, Habe ich verstanden, aber das heißt noch lange nicht, dass sie sterben muss. Und da fliegt das Bett.'', meinte ich zum Schluss, als die Schwarzhaarige dieses aus dem Balkon warf. Achja, das Bett, wo Geralt mit Triss geschlafen hat, ist dann wohl jetzt Geschichte. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie Eskel aufbrechen wollte, weshalb ich mich umdrehte. ,, Warte auf mich, ich werde dich begleiten!'' ,, Nein.'' ,, Komm schon, so werde ich höchstens was lernen. Bitte~'' ,, Meinetwegen.'' ,, Gut, ich gebe nur noch schnell Vesemir Bescheid. Wehe du bist schon weg, wenn ich wieder komme!'', sprach ich zu dem Braunhaarigen, der wie ich vorher den Kopf schüttelte. Nur am Rande vernahm ich, wie Lambert anfing zu lachen. Den ältesten Hexer fand ich bei den Pferden, welcher er gerade fütterte. Sofort fiel mir auf, dass der Schimmel neu war. ,, Gut, dass ich dich sehe, Katharina. Diese Stute ist für dich.'' ,, Für mich?'' ,, Damit du richtig reiten lernst. Eskel hat mir erzählt, dass du Probleme damit hast.'' ,, Mein eigenes Pferd. Vielen Dank.'' ,, Wie wirst du sie nennen?'' ,, Star, sie wird ab heute Star heißen. Aber deswegen habe ich dich nicht aufgesucht, ich werde mit Eskel auf Gabelschwanz jagt gehen.'' ,, Bist du dir sicher? Es könnte gefährlich werden.'' ,, Ist mir bewusst, aber ich werde Sicherheitsabstand halten, so sollte mir nichts passieren.'' ,, Gut.''

 

Mehr als nur Stolz, stieg ich von Star hinunter, ohne mir etwas zu brechen. ,, Für den Anfang nicht schlecht.'' ,, Danke, ich habe mir auch Mühe gegeben.'', meinte ich und streichelte die Ziege, die der Hexer als Köder verwenden will. ,, Sammel Holz, wir werden hier eine Weile bleiben.'' ,, Mache ich.'', meinte ich zu dem Anderen und wusste sofort, dass ich mich verlaufen würde. Für mich sah jeder Baum gleich aus, Baum, noch ein Baum, Weihnachtsbaum. Zudem war ich in Erdkunde nicht gerade die Beste gewesen, dafür in Mathematik. Einen Ast nach dem Anderen hob ich auf, bis ich fand, dass ich genügend Feuerholz zusammen hatte. Nun musste ich nur noch unser Lager finden und ich hatte keinen Plan, wo dieses lag. Mehrmals änderte ich die Richtung, fand aber nie einen Pfad oder sonstiges, welches mir einen Hinweis geben könnte. ,, Meckerfritze!'', rief ich, als ich die Ziege einige Meter von mir entfernt entdecken konnte. Wo sie war, war Eskel nicht weit. Nachdem ich angemäht würde, nahm ich das Ende vom Seil, welches sie um dem Hals trug und lief wieder los. Kurz darauf, trafen wir schon beim Älteren ein. ,, Habe sie und das Holz.'' ,, Gut.'', meinte der Braunhaarige genervt und ignorierte mich danach. Ich nahm es ihm nicht einmal übel, vor allem, weil er bald gegen einen Gabelschwanz kämpfen müsste. Deshalb kümmerte ich mich um alles andere, damit er dies nicht tun musste. ,, Du magst Yennefer nicht.'' ,, Nicht wirklich, aber ich kenne sie auch kaum. Mir ist zwar bewusst, dass sie wegen Ciri so reizbar ist, aber sich so zu benehmen, muss auch nicht sein.'' ,, Hast du keine Angst vor dem Kampf?'' ,, Natürlich und wie, trotzdem muss ich nicht heulend in der Ecke sitzen, wenn es so weit ist.'' ,, Vesemir wird nicht zulassen, dass du mitkämpfst.'' ,, Ich weiß. War er schon immer so? Also bedacht darauf, dass es einem gut geht?'' ,, Ja. Erzähl mal was über dich.'' ,, Über mich? Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich liebe es zu lesen, was sehr offensichtlich ist. Zudem liebe ich es zu kochen, was ihr aber bemerkt habt. Meine Lieblingstiere sind Katzen und ich mag die Farbe Rot sehr. Mir ist egal, ob man ein Mensch oder sonst was ist, jeder hat das Recht darauf, in Frieden zu leben.'' ,, Nicht jeder teilt deine Ansicht.'' ,, Leider ja.'', meinte ich, während ich einen Blumenkranz flechte. Diesen wollte ich Eskel aufsetzen, welcher von seinem Glück noch nichts ahnte. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, weshalb mich mein Gegenüber skeptisch ansah. ,, Ich werde das nicht aufsetzen!'' ,, Komm schon! Wer sollte dich hier sehen, Lambert etwa? Mache es für mich, bitte~'' ,, Nein.'' ,, Bitte~'', versuchte ich es wieder und hatte Erfolg, denn der Hexer seufzte auf. Beinah hüpfte ich zu dem Anderen hinunter, setzte ihm den Blumenkranz auf und küsste ihm kurz auf die Wange. ,, Du siehst niedlich aus.''

 

 

,, Lass sie los.'' ,, Nein!'' ,, Es ist nur eine Ziege.'' ,, Sagst du!'' ,, Warum habe ich dich mitgenommen?'' ,, Weil du musstest, da ich von Vesemir die Erlaubnis hatte, dich zu begleiten.'' ,, Sie ist der Köder für den Gabelschwanz.'' ,, Weiß ich doch, aber trotzdem.'' ,, Wenn ich dir verspreche, das ich sie lebend zurückbringen, lässt du sie dann los?'' ,, Vielleicht. Gut, lebe wohl Meckerfritze!'', meinte ich zu der Ziege, der nochmals mähte, bevor Eskel sie mir entriss. Während der Braunhaarige sich auf den Weg machte, hörte ich ihn fluchen. Lächelnd setzte ich mich wieder ins Gras und blickte in den Himmel. Diese Welt war vielleicht doch nicht so schrecklich, wie ich annahm. Obwohl nicht jeder mit meiner Art auskam, hatte ich so gesehen Freunde gefunden. Sollte ich ihnen doch erzählen, dass Vesemir stirb, weil er Ciri beschützen möchte? Verdammt, warum war es so schwierig das Richtige zu tun? ,, Ach Star, was soll ich bloß tun? Die Zeit wird knapp, bald wird die wilde Jagd hier sein und dann wird nichts mehr sein, wie früher.'', sprach ich, während ich mir durch das Haar fuhr. Sie waren ein Stück gewachsen, weshalb ich sie mir bald wieder abschneiden lassen müsste. Lange Haare waren nicht so meins, da sie einfach nur störten. Egal, ob man kochte oder arbeitete, sie hingen einem immer im Gesicht. Zwar könnte man sie flechten oder zu einem Zopf machen, aber mit der Zeit würden die Haare dadurch kaputtgehen. Kurz streckte ich mich, als ich mich erhob und klopfte mir den Dreck von der Kleidung. Früher oder später würde Geralt hier auftauchen, da dieser Eskel helfen möchte. Ob er überrascht sein wird, wenn er mich antrifft? Wir hatten uns seit längerer Zeit nicht mehr gesehen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich nicht mehr lebte, war hoch. Man muss bedenken, dass außerhalb der Burg wollte dich alles umbringen. Lambert hatte mal zu mir gemeint, dass ich nur lebte, weil ich nicht dumm war. Danach hatte ich dem Älteren gegen das Schienbein getreten, doch er war nicht einmal zusammen gezuckt, sondern hatte gelacht.

 

Ich legte das Holzstück zur Seite, an welchen ich schnitzte, als ich Schritte vernahm. Keinen Augenblick später erschien Geralt von Riva von mir. ,, Du lebst noch.'' ,, Auch schön, dich wiederzusehen.'' ,, Wie ich gehört habe, redest du viel.'' ,, Kann ich nicht bestreiten. Falls du Eskel suchst, der ist in diese Richtung mit einer Ziege verschwunden, sie soll der Köder sein. Richte ihm von mir aus, er soll nicht vergessen, was er mir versprochen hat.'', meinte ich und zeigte in eine bestimmte Richtung. Mit einem Kopfnicken verschwand der Hexer wieder, was mich nicht störte. Minuten vergingen, bis ich ein Kreischen vernahm, sie hatten den Gabelschwanz also verletzt und verfolgten ihn bestimmt schon. Doch ich wurde einen besseren belehrt, als die Pferde aufwieherten und Sekunden später der Gabelschwanz nur weniger Meter von uns entfernt landete. So schnell konnte ich nicht schauen, waren Star und Scorpion verschwunden, ließen mich alleine mit dem Monster alleine. Dieses hatte mich bemerkt, kreischte und kam auf mich zu. Ich zischte auf, spürte wie sich scharfe Zähne sich in meine Haut gruben und schlussendlich hochgehoben wurde. Dass ich Blut verlor, war ein Segen und Fluch zugleich. Die Hexer würden meiner Blutspur folgen, bis sie uns eingeholt hatten. Nachteil war, dass ich nicht wusste, wie schwer ich verletzt wurde. Unsanft kam ich auf dem Boden auf, als der Gabelschwanz sein Nest erreicht hatte und mich losließ. ,, Fuck.'', murmelte ich, fasste mir an die rechte Seite und fühlte mein warmes Blut an meinen Fingern. Hoffentlich würden Geralt und Eskel hier bald auftauchen, sonst könnte ich mein Testament machen.

-4-

Ich verlangsamte meine Atmung, damit mein Blut nicht mehr so schnell durch meine Venen floss. Wieder hörte ich den Gabelschwanz kreischen, der mich Gott sei Dank, warum auch immer, ignorierte. Dafür lief er hin und her, was kein gutes Zeichen wahr. Hoffentlich würden Geralt und Eskel auftauchen, sonst würde dies hier nicht gut enden. Niemals mehr, würde ich mit einem Hexer auf die Jagd gehen, das stand fest! Wie lange ich auf dem kalten Boden lag, bis ich Schritte vernahm, wusste ich nicht, da ich jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Mir tat der Gabelschwanz leid, als die Hexer ihn angriffen. Es dauerte nur wenige Momente, bis das Biest tot am Boden lag. ,, Ganz schön zäh.'', sprach Eskel, der das Blut von seinem Schwert wichte und dieses dann weg steckte. Meinte er mich oder das Monster? ,, Geht es dir gut?'' ,, Lebt Meckerfritze noch?'' ,, Die lebt noch. Komm ich helfe dir auf.'', damit hielt mir der Braunhaarige seine Hand hin, um mich mit einem kräftigen Ruck nach oben zu ziehen. Schmerzvoll zischte ich auf, wäre zusammen gesackt, hätte mich der Ältere nicht gehalten. Leider kam er dabei an meine Wunde und eine weitere Schmerzenswelle durch meinen Körper fuhr. ,, Kannst du nicht ein wenig mehr aufpassen, wo du hinfasst!?'', motzte ich Eskel an, der daraufhin, diesmal aber mit Absicht, meine Wunde berührt. Kaum hatten wir die Höhle, beziehungsweise das Nest verlassen, schob der Braunhaarige meinen Pullover hoch. ,, Hey!'' ,, Ich schaue mir nur deine Wunden an.'' ,, Du kannst mir trotzdem nicht einfach so den Pullover hochziehen!'' ,, Prüde.'' ,, Ich gebe dir gleich mal Prüde! Au! Kannst du bitte einfach aufhören zu drücken!?'', fauchte ich ihn an, fing aber im nächsten Moment an leise zu lachen. Daraufhin sahen die Hexer mich skeptisch an, weshalb ich mich erklären musste. ,, I-Ich bin am Bauch kitzlig.'', meinte ich zu ihnen. Sekunden später wurde ich vom Älteren hochgehoben, sodass er mich um Brautstyle trug. Geralt, schüttelte nur den Kopf, pfiff danach nach Plötze. ,, Ich hoffe, ihr seid Nachts nicht laut.'', sprach der Weißhaarige ruhig, während er auf sein Pferd stieg. Ich hätte einer Tomate Konkurrenz machen können, als mir bewusst wurde, auf was der Hexer da anspielte.

 

Nachdem wir Kaer Morhen erreicht hatten, wurde meine Wunden versorgt, damit diese sich nicht entzündete. Danach wurde ich von Vesemir zur Bettruhe verdonnert, was ich nicht verstehen konnte. Mich hatte zwar ein Gabelschwanz eingegriffen und verletzte, trotzdem musste ich deswegen nicht gleich für Tage im Bett liegen bleiben. Leider gehörte ich zu dem Typ Mensch, der nicht stundenlang im Bett liegen kann und nichts tat. Zwar könnte ich Bücher in Ruhe lesen, aber diese hatte ich schon durch. So starrte ich die Steindecke an, bis ich das Gefühl hatte, sie würde mir gleich auf den Kopf fallen. Deswegen beschloss ich auch, den Raum zu verlassen. Langsam öffnete ich die Türe, steckte meinem Kopf hinaus, um zu schauen, ob jemand in der Nähe befand. Als ich mich in Sicherheit wiegte, lief ich den Gang entlang, traf aber dann auf Geralt. Dieser sah mich mit einem strengen Blick an, doch ich lächelte nur verlegen und huschte schnell an den Älteren vorbei. Mein Ziel war Uma, welcher von Vesemir beobachtet würde. ,, Uma, uma, uma.'' ,, Hallo Uma, ich bin Katharina.'', begrüßte ich den kleinen Kerl und kniete mich zu diesem hinunter. Uma redete, naja, er versuchte es, wild umher und schien aufgeregt zu sein. ,, Weißt du, wer er in Wirklichkeit ist?'' ,, Ja, das weiß ich, aber wenn die Zeit gekommen ist, verrate ich euch seinen richtigen Namen.'', erklärte ich dem Hexer, während ich mich erhob. ,, Trinke diesen Kräutertee, er wird deine Schmerzen lindern.'' ,, Danke.'', damit nahm ich den Tee, der auf dem Tisch stand. Ich lief zurück zu meinem Zimmer, um dort ein wenig zu schlafen. Mir war bewusst, dass der Kräutertee mich müde machen würde, das taten Schmerzmittel immer.

 

 

Schreie, Schreie waren das erste, was ich vernahm, als ich erwachte. Sofort war ich hellwach, sprang aus dem Bett und bereute es sogleich wieder. Trotzdem riss ich meine Zimmertüre auf, rannte die Treppen hinunter, bis ich bei den Anderen ankam. Statt Uma lag nun der Elf auf der Streckbank und war wie erwartet noch nicht zum Bewusstsein gekommen. ,, Und wer ist das?'' ,, Das ist Avallac'h, also wenn ich den Namen richtig ausgesprochen habe.'' ,, Woher weißt du das?'', stellte Yennefer die Frage, doch ich antwortete ihr nicht. Stattdessen sah ich weiterhin auf den Elf, der mir jetzt schon unsympathisch war. Wie konnte, überhaupt jemand den mögen? Kopfschüttelnd drehte ich mich um, da ich zurück in mein Bett wollte. Ich blieb aber nach wenigen Schritten stehen. ,, Geralt?'', sprach ich diesen an und wusste, dass diese sich zu mir drehte. ,, Ciri befindet sich zurzeit auf der Nebelinsel in einer Hütte. Leider kommt da man nur mit einem magischen Glühwürmchens hin. Avallac'h wird dir dieses geben. Bevor du dich aber auf den Weg machst, Ciri zurück nach Kaer Morhen zu bringen, sammel Verbündete. Nur mit ihnen können wir diesen Kampf gewinnen.''

 

Wieder einmal sah ich Geralt von Riva nach, als dieser Kaer Morhen verließ. Bald würde die wilde Jagd hier auftauchen, um an Ciri zu kommen. Zuvor würden aber Geralts Verbundene die Burg erreichen und dies machte mich nervös. Ich mochte es nicht, viele Menschen auf einmal kennenzulernen, da ich sie nicht zuordnen konnte. Wer wohl alles kommen wird? Triss bestimmt auf jeden Fall, genauso wie Roche. Bei den Anderen war ich mir nicht ganz sicher, also musste ich abwarten. Aber ich wusste schon, dass ich danach keine Sekunde mehr still da sitzen konnte. Vesemirs Tod würde unvermeidbar sein, selbst wenn die Ruine nur mit Hexer besetzt wäre. ,, Katharina, stimmt etwas nicht?'', riss mich die Stimme von Vesemir aus den Gedanken, weshalb ich zu diesem sah. Der Ältere hatte sich neben mich gestellt, ohne das ich es bemerkt hatte. Sollte ich lügen oder ihm die Wahrheit sagen? Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für die zweite Option. ,, Jemand wird im Kampf sterben. I-Ich weiß nicht was ich machen soll. Auf einer Seite will ich es verhindern, aber dann würde sich alles verändern. Tu ich das richtige, indem ich schweige?'' ,, Die Frage kann ich dir nicht beantworten, aber hältst du es für das Richtige, der Person zu sagen, dass sie sterben wird?'' ,, Ja und nein. Ich meine, ich habe mich schon genügend eingemischt, aber nun ja.'',, Dann sage es ihr.'' ,, Wie? Ich kann schlecht einfach sagen, du wirst sterben.'' ,, Hast du aber.'', sprach der Ältere, während er in die Ferne sah. Meine Augen weiteten sich stattdessen, als mir bewusst wurde, dass der Hexer wusste, dass er sterben wird. Hatte ich es ihm mit meiner Körpersprache verraten? ,, Woher?'' ,, An deinen Blick, er war voller trauer.'' ,, Tut mir leid, dass du es so erfahren hast.'' ,, Es muss dir nicht leidtun, Katharina. Ich bin schon alt.'' ,, Trotzdem. Ist es ein Trost für dich, wenn ich dir sage, dass du stirbst, weil du Ciri beschützt?'' ,, Ja.'' ,, Sie wird überleben, sie werden die wilde Jagd besiegen. Ich erzähle dir alles, was du wissen möchtest.''

 

Die erste Person, die in Kaer Morhen eintraf, war niemand anderes als Triss Merigold. Als diese auf Yennefer traf, konnte man die Spannung zwischen den beiden deutlich spüren. Ich hielt mich im Hintergrund, da ich nicht ins Kreuzfeuer geraten wollte. Nach einiger Zeit entdeckte mich dann die Rothaarige und kam auf mich zu. ,, Du musst das Mädchen aus einer anderen Welt sein.'' ,, Genau, ich heiße Katharina.'' ,, Triss Merigold.'' ,, Ich weiß. Darf ich frage, woher du weißt, dass ich nicht aus dieser Welt komme?'' ,, Geralt hat von dir erzählt.'' ,, Verstehe. Ach übrigens Yennefer hat das Bett, indem du mit Geralt geschlafen hast, aus dem Fenster geworfen. War lustig mit anzusehen.'', meinte ich zu der Magierin, die daraufhin verlegen lächelte. Ich mochte sie mehr als die Schwarzhaarige, da diese mich nur herumkommandierte. Tu dies, tu das, es nervte einfach nur gewaltig. ,, Du siehst noch sehr jung aus.'' ,, Ja, das sagt jeder, aber ich bin schon erwachsen. Genau genommen, bin ich Einundzwanzig Jahre alt. Das liegt in der Familie, warum ich so jung aussehe. Aber wir können ein anderes Mal über mich reden. Herzlich Willkommen in Kaer Morhen.'', erklärte ich und hielt ihr zum Schluss meine Hand hin, welche sie kurz schüttelte. Vielleicht würden Triss und ich Freundinnen werden, wer weiß. Aber dafür müsste ich die Schlacht überleben, da bald kommen würde. Seit Vesemir wusste, das er sterben würde, tat er alles dafür, dass genügend Tränke und andere Hexerausrüstung in der Burg sind. Sonst benahm er sich wie immer, ließ sich nichts anmerken. Ich hätte dies nicht gekonnt, das stand fest. Während sich die Rothaarige nach drinnen begab, sah ich zu Eskel und Lambert, die miteinander redeten. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas nicht stimmte. Die Hexer wussten etwas und nur sie. Egal wie viele Gedanken ich mir darüber machen würde, weiter helfen würde es mir nicht. Plötzlich musste ich mich Niesen und ich fragte mich, wer an mich gedacht hatte. ,, Was war das?'', vernahm ich die Stimme von Lambert, der genauso wie Eskel zu mir hinauf sah. ,, Habe genossen. Was denn?'' ,, Nicht einmal niesen kann sie richtig.'' ,, Das habe ich gehört, Lambert!'' ,, Solltest du auch!'', rief der Ältere mir zu und beachtete mich danach nicht mehr. Was kann ich denn dafür, das mein niesen sich niedlich anhört?!

 

Niemand hatte mich wahrgenommen, als ich mich aus Kaer Morhen geschlichen hatte. In den letzten Tagen war viel passiert und langsam füllte sich die Hexerfestung. Doch ich hielt mich im Hintergrund, sodass keiner der Neuankömmlinge mich bislang hatte. Zwar wussten sie von den Hexer, dass ich mich in der Burg befand, ließen mich aber in Ruhe. Mir waren es zu viele Menschen, welche mich wie das achte, Weltwunder anschauen würden. Wie ich mitbekommen hatte, waren Hjalmar, Folan, Vigi, Zoltan, Mäussäck, Roche, Ves und zu guter Letzt Keira Metz Geralts Bitte nachgekommen. Sie alle halfen uns bei der Vorbereitung für die Schlacht, während ich im Gras saß und ein Buch las. Lesen beruhigte mich, genauso wie Tee trinken. Aber in der großen Halle zu sitzen und abzuwarten, bis etwas passiert, konnte ich nicht. Hinter mir mähte es kurz, da ich Meckerfritze und Star mitgenommen hatte. Frische Luft und Auslauf tat ihnen gut, außerdem fraßen sie lieber Gras als Heu. ,, Nein, nicht fressen! Das ist ein Buch.'', damit schob ich die Ziege sanft weg, als diese an meinem Buch knabberte. Mit einem weiteren Mähen verschwand sie und ließ mich in Ruhe mein Buch weiter lesen. Doch dies konnte ich nicht mehr, weshalb ich es mit einem Seufzen zuklappte. Meine Gedanken wanderten wie so oft zum Kampf gegen die wilde Jagd. Sie könnte jeden Tag kommen und dann würde Vesemir sterben. ,, Da bist du!'', vernahm ich plötzlich Lamberts Stimme und sah wie der Ältere auf mich zukam. Bevor ich etwas erwidern konnte, packte er mich am Arm und zerrte mich hinter sich her. ,, Lass mich los! Was willst du eigentlich von mir!? Bekomme ich auch eine Antwort!'' ,, Schrei nicht, sondern komm.''

 

 

-5-

 Lambert zerrte mich zurück nach Kaer Morhen, obwohl ich mich gegen seinen Griff wehrte. ,, Hör aufzubeißen!'' ,, Nein, erst wenn du mich loslässt!'' ,, Geralt ist mit Ciri zurück.'' ,, Und!?'' ,, Sie will dich sehen.'' ,, Ich verzischte.'' ,, Du hast Angst, sie zu treffen.'' ,, Nein, aber ich habe einfach keine Lust. Zudem sind es mir zu viele Leute da.'' ,, Stell dich nicht so an.'' ,, Stell dich nicht so an.'', äffte ich den Hexer nach, der seinen Griff daraufhin verstärkte. Für einen kurzen Moment zischte ich auf und spürte danach zum Glück, wie er seinen Griff wieder lockerte. Darüber war ich sehr dankbar, da ich auf blaue Flecken verzichten konnte. ,, Wann habt ihr eigentlich bemerkt, dass ich mich davon geschlichen hatte?'' ,, Nachdem Geralt und Ciri aufgetaucht sind. Mache das nicht noch einmal.'' ,, Ich wollte nur meine Ruhe haben und gerade ist in Kaer Morhen viel los.'' ,, Dann ziehe dich in dein Zimmer zurück, statt Ausflüge zu unternehmen.'' ,, Vielleicht, mal sehen. Was ist eigentlich mit Star und Meckerfritze? Wir haben sie zurückgelassen?'', stellte ich die Frage und wusste, das der Ältere versuchte ruhig zu bleiben. Zwar war mir bewusst, dass bei uns allen die Nerven blank waren, trotzdem konnte ich es nicht lassen. Still schweigend liefen wir den Rest zur Hexerfestung, wo die Anderen uns schon erwarteten. Ich hasste es gemustert zu werden, vor allem, von so vielen Augenpaaren. ,, Könnt ihr das bitte lassen! Mir ist das mehr als nur unangenehm!'', erklärte ich ihnen und keinen Augenblick später stand Ciri vor mir. ,, Ciri.'' ,, Katharina.'', und damit schüttelte ich ihre Hand, die sie mir hinhielt. ,, Du stammst aus einer anderen Welt? Aus welcher?'' ,, Nun ja, es ist schwer zu erklären. Eure Zeit ist unser Mittelalter gewesen, nur ohne Monster und Hexer, geschweige Magie. Zudem habe wir das Jahr 2020 geschrieben und wir haben Technologie. Wie Handys, PC und so weiter. Wie gesagt, ist es schwer zu erklären.'', erzählte ich in alle Ruhe. Obwohl wir dafür keine Zeit hätten, jeden Moment könnte die wilde Jagd erscheinen. ,, Klingt nach einer friedlichen Welt.'' ,, Teilweise.''

 

 

In der Nacht suchte mich Eskel auf und erklärte mir, dass er mich zum Kräuter sammeln begleiten sollte. Zwar war ich skeptisch gewesen, doch dies legte sich wieder, als hörte, dass Vesemir die Pflanzen brauchte. ,, Kalt.'', murmelte ich vor mich hin, als wir zu den Pferden liefen. Die standen gesattelt da, während sie Heu fraßen. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, etwas stimmte an der ganzen Sache nicht. Oder täuschte ich mich etwa, weil die Schlacht bald anbrechen würde? Um ehrlich zu sein hatte ich Angst, furchtbare Angst. ,, Du musst dich beruhigen.'' ,, Versuche ich doch, aber ich habe Angst.'' ,, Das haben alle.'' ,, Wo müssen wir eigentlich hin? Normalerweise reiten wir doch ins Tal.'' ,, Die Kräuter wo Vesemir benötigt wachsen nur in Höhlen.'' ,, Verstehe.'' ,, Es nicht weit.'', damit trat Eksel seinem Hengst in die Flanken. Im Galopp ritten wir einen Pfad entlang, bis wir an einer kleinen Höhle ankamen. ,, Eskel, warum ist da ein Lagerfeuer?'', stellte ich dem Braunhaarigen die Frage, nachdem wir die Höhle betraten. Neben dem Lagerfeuer war ein Pfahl in dem Boden gerammt worden. Dann geschah alles so plötzlich, der Hexer packte mich und zerrte mich zum Pfahl. Ich schrie, trat und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber es war zwecklos. Der Ältere war zu stark und zu kampferfahren. ,, Lass mich los!'' ,, Sei still!'' ,, Du tust mir weh!'', zischte ich, als ich am Holzstück festgebunden wurde. Was geschah hier? Wollten die Hexer mich loswerden, weil sie mich nicht mehr brauchten? Hatten sie alles nur gespielt? ,, ESKEL!'', schrie ich, als dieser mich zurückließ. Dann herrschte Stille, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Schmerzlich wurde mir bewusst, das die Kräutersuche nur ein Vorwand gewesen war, um mich in die Höhle zu locken. Am liebsten hätte ich mir die Seele aus dem Leib geschrien, doch dies würde Monster anlocken. Ein Wiehern riss mich aus den Gedanken und ich sah wie die Schimmelstute auf mich zulief. Warum hatte der Braunhaarige sie hier zurückgelassen? Hexer brauchten immer Pferde, egal für was. Zum Glück waren Pferde aber treue Tiere, daran konnte niemand etwas ändern. Da ich nicht kampflos aufgeben wollte, zerrte ich an den Fesseln, versuchte mich zu befreien. Aber alle Versuche waren zum Scheitern verurteilt. Ich verfluchte mich selbst, dass ich mir nicht angewöhnt hatte, ein kleines Jagdmesser bei mir zu treffen. Mit diesem hätte ich mich befreien können. Suchend sah ich mich in der kleinen Höhle um, wenn das Glück auf meiner Seite stände, würde ich etwas finden, mit dem ich die Fesseln zerschneiden könnte. ,, Ach verdammt.'', meinte ich, während ich einen Stein wegkickte. Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, tropften auf meinem Pullover. Schon wieder wurde ich von Menschen verrate, die sich meine Freunde nannten. Vielleicht stimmte es wirklich, was alle sagten, Hexer waren gefühllos. Es würde eine lange Nacht für mich werden, eine sehr lange Nacht.

 

Die Höhle war, nachdem das Feuer hinuntergebrannt war, in dunkeln gehüllt. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, trotzdem konnte ich nicht einmal Star erkennen, da sich neben mir befand. Die Stute kaute auf etwas herum, um was es sich dabei handelt, wollte ich nicht wissen. Alles schmerze, meine Arme, mein Rücken, meine Beine. Es fühlte sich schrecklich an, an einem Pfahl gefesselt zu sein. Schritte ertönten, doch mir es mittlerweile egal geworden, ob jemand kommen würde oder nicht. ,, Katharina.'', sprach jemand und ich erkannte die Stimme sofort. Doch statt etwas zu sagen, schwieg ich. Was zum Teufel suchte er hier?! Konnte er nicht einfach wieder verschwinden!? Dass er hier wieder auftauchte konnte nur eins bedeuten, die wilde Jagd hatte Kaer Morhen angegriffen.

 

 

 

,, FASS MICH NICHT AN!'', schrie ich den Älteren an, als ich spürte, wie dieser mich für einen kurzen Moment berührte. Tatsächlich hörte der Hexer auf, die Fesseln zu lösen und Schritte ertönten. Warmer Atmen traf mein Gesicht, weshalb ich annahm, dass er sich vor mir befand. Fingerspitzen fuhren über meine linke Wange, was mich zusammen zucken ließ. ,, Du hast geweint. Warum? Weil ich dich hier angebunden habe? Vesemir befahl mir dafür zu sorgen, dass du die Schlacht überlebst. Die einzige Möglichkeit das zu ermöglichen war, dich hier festzubinden. Hätte dich auch einsperren können, wir beide wissen aber, du wärst entkommen. Vesemir ist im Kampf gefallen.'' ,, I-Ich weiß.'', flüsterte ich, wusste, dass der Andere verstehen würde, auf was ich anspielen wollte. ,, Er wusste, dass er die Schlacht nicht überleben wird, ich habe es ihm gesagt. Ihr habt keine Ahnung, wie das ist, zu wissen, wer stirbt. Jeden Tag Vesemir zu sehen und zu wissen, dass seine Zeit gekommen ist, aber man nichts unternehmen kann. Und dann, willst du mir sagen, er wollte das ich daran nichts ändern kann, indem ich nicht beim Kampf dabei bin!?'' ,, Schrei nicht, das lockt Monster an.'' ,, Sollen sie doch kommen, mir egal.'' ,, Werde dich jetzt losmachen und dann reiten wir zurück nach Kaer Morhen.'' ,, Ich will nicht zurück.'' ,, Wo willst du sonst hin?'' ,, Nach Hause, ich will einfach nach Hause.'', antworte ich und wusste im selben Moment, das sich nie nach Hause kommen würde. Ich fühlte mich leer, in einer einzigen Nacht hatte sich mein Leben nochmals verändert. Ohne Vesemir würde die Hexerfestung wirklich zu einer Ruine werden. Niemand würde in den Wintermonaten zurückkehren. ,, Ich warte draußen auf dich.'', damit band mich Eskel los, bevor er die Höhle verließ. Auch wenn ich ihn nicht, danke der Dunkelheit erkennen konnte, sah ich in die Richtung, wo ich den Ausgang vermutete. Ich hatte den Hexer unrecht getan, weil ich mit meinen Gefühlen überfordert gewesen war. Als ich mich erhob, hielt ich mich für einen kurzen Moment an dem Holzpfahl fest, da sich meine Beine taub anfühlten. ,, ESKEL?'' ,, Ja?'' ,, Wo ist der Ausgang?!'', rief ich, da ich nicht einmal meine Hand vor den Augen erkennen konnte. Schritte ertönten, kurz darauf wurde ich am Handgelenk gepackt und aus der Höhle geführt. Ich kniff die Augen zusammen, da diese an das Tageslicht nicht mehr gewöhnt waren. Mehrmals blinzelte ich, bis ich sie ganz normal öffnete. Der Braunhaarige sah schlimm aus, hatte einige Schnitte im Gesicht und schien mehr als nur erschöpft zu sein. Warum hatte er noch keine Schwalbe gegen die Schmerzen genommen? ,, Du hast dich nicht ausgeruht.'' ,, Muss ich nicht, wir Hexer stecken so einiges weg.'' ,, Trotzdem.'', meinte ich, danach suchte ich eine Salbe heraus, die sich in einer der Satteltaschen befand. Von der Salbe tat ich mir ein wenig auf den linken Zeigefinger, bevor ich zurück zum Hexer lief. Vorsichtig verteilte ich die Salbe auf die Schnittwunden, auch wenn es so gesehen nicht nötig war. Der Ältere würde an ihnen nicht sterben oder Narben davon tragen. Für Eskel muss es ungewohnt sein, dass jemand sich sorgen um ihn machte. Hexer waren nicht sonderlich beliebt in der Gesellschaft, obwohl sie so vielen das Leben gerettet haben. Sie waren die letzte Generation, danach würde es keine Hexer mehr geben. Wer sollte dann Monster töten? Diese Antwort würde nur die Zeit wissen. ,, Wir sollten aufbrechen.'' ,, Sollten wir. A-Aber können wir noch ein wenig hier draußen bleiben? Ich möchte noch nicht zurück, Kaer Morhen wird ohne Vesemir nicht mehr das Gleiche sein.'' ,, Das wussten wir alle, als die Schlacht begann.'', meinte der Braunhaarige, während er aufs Pferd stieg. Ich tat ihm gleich und war froh darüber, dass wir so langsam wie möglich zurück zur Burg ritten.

 

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, während Vesemirs Leichnam verbrannte. In meinen Händen hielt ich ein kleines Gefäß für seine Asche. Nicht weit von der Hexerfestung hatte ich ein Grab ausgehoben, ohne das jemand es bemerkt hatte. Dort könnte ich um dem Älteren beten und Blumen ablegen. Auch wenn ich ihn nicht lange kannte, hatte der Hexer einen Platz in meinem Herzen bekommen. Für die Anderen musste sein Verlust schlimmer sein, als bei mir. Wir standen da, niemand sprach etwas oder gab einen Ton von sich. Bald würde die endgültige Schlacht beginnen, aber wieder ohne mich. Ich hatte keine Kraft dafür, zudem würden die Anderen es wahrscheinlich nicht einmal zulassen. ,, Katharina, wo?'' ,, Velen, der kahle Berg, südöstlich der Reuseninseln. Dort befinden sich die Muhmen und Imlerith.'', erklärte ich Geralt, der daraufhin nickte. Der weiße Wolf würde bald mit Ciri aufbrechen, daran konnte niemand mehr etwas ändern.

 

 

Ein kühler Windhauch streifte mein Gesicht, während ich den Sternenhimmel beobachtete. Tage waren seit der Schlacht vergangen, trotzdem konnte ich keinen Frieden finden. Außer mir befand sich niemand auf Kaer Morhen mehr, sie waren nach Ard Skellig aufgebrochen. Dort endete alles, die wilde Jagd würde besiegt werden. Ich hatte ihnen angeboten sie zu begleiten, doch die Hexer meinten, dass jemand auf der Hexerfestung bleiben müsste und damit meinten sie mich. Ihre Entscheidung hatte mich überrascht, denn sie vertrauten mir vollkommen. Dabei hatte ich die Hexer wichtige Informationen verschwiegen, die die Suche nach Ciri vereinfacht hätten. Für einen Moment schloss ich meine Augen, bevor ich mich nach drinnen begab. Vor Stunden hatte ich mein Zimmer gewechselt und eins aus mit einem Balkon ausgesucht. Schlafen tat ich kaum noch, ich hatte schreckliche Alpträume, obwohl ich bei der Schlacht nicht dabei gewesen war. Mit Vorsicht zündete ich eine weitere Kerze an, die ich neben meinem Bett abstellte. In wenigen Stunden würde sie genauso wie ihre Vorgänger hinuntergebrannt sein, danach folgte die Nächste, bis die Morgenröte den Raum erhellte. In Gedanken verloren lag ich in meinem Bett und starrte die kleine Flamme an.

 

,, Katharina.'' ,, Mhm.'' ,, Wach auf.'' ,, Mhm.'', murrte ich, während ich mich auf der andere Seite drehte. Doch die Person rüttelte so lange an mir, bis ich mich verschlafen aufrichtete. Doch sogar dabei schlief ich immer wieder kurz ein, da mein Körper den Schlaf bräuchte. ,, Was dauert das denn so lange?'', ertönte eine weitere Stimme und mein Hirn brauchte einige Sekunden, bis ich sie jemand zuteilen konnte. ,, Eskel? Lambert? Was sucht ihr denn hier?'' ,, Es ist vorbei, die wilde Jagd ist endgültig besiegt.'' ,, Ist sie? Kann ich weiter schlafen?'' ,, Wir haben Mittag.'' ,, Was? Oh, wirklich. Zurück zu meiner Frage, was sucht ihr hier?'' ,, Also ich hole meine Sachen und lasse dann dieses Drecksloch hinter mich.'', damit verließ Lambert mein Zimmer. Es stimmte mich traurig, immerhin hatte Vesemir für sie die Festung mehrmals repariert. ,, Und gehst ebenfalls?'' ,, Ja, das werde ich. Was wirst du tun?'' ,, Ich werde hier bleiben. An einen anderen Ort kann ich nicht. Andere würden sofort bemerken, dass ich anders bin und mich meiden. Arbeiten in einem Dorf kann ich auch nicht, mir bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben. Und was dann passiert, kann nur die Zukunft wissen.''

-6-

Der braunhaarige Hexer zerrte mich zurück nach Kaer Morhen, obwohl ich mich mit aller Kraft dagegen wehrte. ,, Hör auf, zu beißen!'' ,, Nein, erst wenn du mich loslässt!'' ,, Geralt ist mit Ciri zurück.'' ,, Und!?'' ,, Sie will dich sehen.'' ,, Ich verzichte.'' ,, Du hast Angst, sie zu treffen.'' ,, Nein, aber ich habe einfach keine Lust. Zudem sind es mir zu viele Leute da.'' ,, Stell dich nicht so an.'' ,, Stell dich nicht so an.'', äffte ich Lambert nach, der seinen Griff daraufhin verstärkte. Für einen kurzen Moment zischte ich auf und spürte danach zum Glück, wie er ihn deswegen wieder lockerte. Darüber war ich sehr dankbar, da ich auf blaue Flecken verzichten konnte. ,, Wann habt ihr eigentlich bemerkt, dass ich mich davon geschlichen hatte?'' ,, Nachdem Geralt nach dir gefragt hat. Mache das nicht noch einmal.'' ,, Ich wollte nur meine Ruhe haben und gerade ist in Kaer Morhen viel los.'' ,, Dann ziehe dich in dein Zimmer zurück, statt Ausflüge zu unternehmen.'' ,, Vielleicht, mal sehen. Was ist eigentlich mit Star und Meckerfritze? Wir haben sie zurückgelassen. Nicht das sie gefressen oder geklaut werden.'', stellte ich die Frage und wusste, das der Ältere versuchte ruhig zu bleiben. Zwar war mir bewusst, dass bei uns allen die Nerven blank lagen, trotzdem konnte ich es nicht sein lassen. Still schweigend liefen wir den Rest zur Hexerfestung, wo die Anderen uns schon erwarteten. Alle Augenpaare lagen auf mir, nachdem der Braunhaarige mich los gelassen hatte. ,, Könnt ihr das bitte lassen! Mir ist das mehr als nur unangenehm!'', erklärte ich ihnen und keinen Augenblick später stand Ciri vor mir. ,, Ciri.'' ,, Katharina.'', und damit schüttelte ich ihre Hand, die sie mir hinhielt. ,, Du stammst aus einer anderen Welt? Aus welcher?'' ,, Nun ja, es ist schwer zu erklären. Eure Zeit ist unser Mittelalter gewesen, nur ohne Monster und Hexer, geschweige Magie. Zudem habe wir das Jahr 2020 geschrieben und wir haben Technologie. Wie Handys, PC und so weiter. Wie gesagt, ist es schwer zu erklären.'', erzählte ich in alle Ruhe, obwohl wir dafür keine Zeit hätten, denn jeden Moment könnte die wilde Jagd erscheinen. ,, Klingt nach einer friedlichen Welt.'' ,, Teilweise.''

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Tag der Veröffentlichung: 15.12.2019

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