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Noch im Halbschlaf griff ich nach meinem Handy und stellte den Wecker aus. Es war Montag und somit musste ich fünf schrecklicher Tage hinter mir bringen, bis das Wochenende wieder anstand. Am liebsten wäre ich im Bett liegen geblieben, aber da ich mich im letzten Schuljahr befand, konnte ich mir keinen Fehltag erlauben. Es war nicht so, das ich, die schlechteste aus meiner Klasse war, nein ich war die Beste. Leider brachte das mehr Nachteile, als Vorteile mit sich, aber so war nun mal das Leben. Man bekommt nicht einfach alles geschenkt, man musste es sich verdienen, das habe ich schon früh in meinem Leben gelernt. Nachdem ich es geschafft hatte aufzustehen, begab ich mich ins Bad, welches ich eine Viertelstunde später komplett fertig verließ. Meine Tasche hatte wie immer schon am Vortag gepackt, sodass ich nur noch mein Handy holen musste und dann das Haus leise verließ. ,, Kalt.'', murmelte ich leise vor mich hin, blickte dabei in dem Himmel. Mit jeden Tag wurde es kälter, die Winterzeit hatte begonnen. Ich liebte den Winter, vor allem weil viele meiner Mitschüler krank wurden und somit nicht in die Schule konnten. Mein ganzes Schulleben lang, bin ich immer das Mobbingopfer gewesen, weshalb es mich nicht wunderte, das ich es wieder wurde, als ich die Schule wechselte. Es war nicht so, das ich mich nicht wehren konnte, ich konnte es, wollte es aber nicht. Wollte nicht wie sie werden, also auf ihr Niveau hinunterlassen.

 Eine Stunde später schritt ich durch das Schultor, begrüßte kurz einen Lehrer, bevor ich mich an meinem Lieblingsplatz setzte, welcher sich hinter einem Baum befand. Die Schule hatte dort einen Sitzplatz aus Holz hingestellt, auf dem mein Klettern musste. Es war der perfekte Platz für mich, denn dort war ich in der Pause vor meinen Peiniger sicher. Meistens stand ein Lehrer dort in der Nähe, hatte also mich immer gut im Blick. Da ich zu früh war, wie jedes Mal eigentlich, holte ich ein Buch aus meiner Tasche und fing an zu lesen. Bei dem Buch handelte es sich um ES von Stephen King, ein Klassiker aus der Horrorszene. Ich liebte alles, was mit Horror zu tun hatte, was mir nicht gerade half. Meine Mitschüler hatten dies bekommen, weshalb sie mich verrückt nannten. Vielleicht war ich es wirklich, aber auf einer guten Weise. Minuten vergingen, indem ich so sehr ins Lesen vertieft war, das ich meine Umgebung nicht mehr wahrnahm. Trotzdem vernahm ich das Läuten zur ersten Stunde, weshalb ich wie der Rest der Schüler mich in den Klassenraum begab. Man wurde denken, das mein Sitzplatz ganz vorne sein wird, da ich als Streberin bezeichnet wurde, aber so war es nicht. Nein, mein Platz war ganz hinten in der letzten Reihe am Fenster. Ein einzelner Tisch mit Stuhl stand dort, zeigte jedem, der das Klassenzimmer betrat, das ich nicht dazugehörte. Für mich war dies okay, denn Schule war fürs lernen da, zumindest redete ich mir dies selber ein. Gelassen lief ich zu meinem Tisch, wollte mir nicht anmerken lassen, wie geschockt ich in Wirklichkeit war. Mit Edding haben meine Mitschüler schreckliche Wörter auf dem Tisch geschrieben, die mir galten. Ich schob den Stuhl etwas nach hinten, bevor ich mich auf diesem setzte und ihn wieder zum Tisch schob. Meine Tasche stellte ich unter den Tisch auf die linken Seite. Somit konnte niemand nach ihr greifen oder etwas hineinwerfen. Zu Glück wusste ich, das man Edding mit Nagellackentferner beseitigen konnte, welchen ich immer dabei hatte. Es war nicht das erste Mal, das sie etwas von mir mit Edding vollkritzelten, so wie ich es nannte. Rechtzeitig konnte ich noch alles entfernen, bevor unsere Mathelehrerin den Raum betrat. Sechs schreckliche Schulstunden und zwei Pausen später, klingelte es endlich zum Schulschluss, worüber ich sehr froh war. Gerade als ich die Treppen hinunterlief, wurde ich gestoßen, fiel somit die letzten drei Stufen hinunter. Dank meinen Reflexen konnte ich mich gerade noch so mit den Händen abfange, sodass ich mir keine schlimmeren Verletzungen zu zog. ,, Pass auf du Nerd.'', lachte Mike, als dieser mit seinen Freunden an mir vorbeilief. Er hatte mich seit meinen ersten Tag auf dieser Schule auf den Visier, obwohl ich ihm nie etwas getan habe. ,, Fuck.'', zischte ich vor Schmerz, hielt mir dabei mein rechtes Bein. Der Stoff meiner Jeans verfärbte sich rötlich, zu meinem Pech genau am Knie. Obwohl ich Schmerzen hatte, erhob ich mich, bemerkte dabei, das das Buch ES aus meiner Tasche gefallen war. Schnell hob ich dieses auf, bevor ich es betrachtete. Ich würde perfekt in den Club der Verlierer passen, immerhin mussten sie nicht alleine gegen jemanden ankommen. Wie sehr ich Mike doch hasse. Ich wünschte mir, dass ES oder besser gesagt Pennywise wirklich existieren würde, denn wie schon im Buch, würden nicht nur gute Kinder gefressen werden.

 

Der nächste Tag fing an wie der vorherige schon, sodass ich zu früh mich in der Schule befand. So bekam ich auch als eine der Ersten mit, wie die Polizei mit mehreren Fahrzeugen auf den Schulhof fuhr. ,, Frau Ringmaier, was ist geschehen?'', stellte ich meiner Klassenlehrerin die Frage, als diese mit einem Polizisten unterhalten hatte. Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe geschwischen, sodass ich angst hatte, sie wurden jeden Moment zusammenbrechen. ,, Ach Kate, es ist so schrecklich. Mike wurde ermordet aufgefunden.'' ,, Was?'', hauchte ich geschockt. Mike war tot, auch wenn er mein Peiniger war, sowas hatte er nicht verdient. Wenn er ermordet wurden, müsste das heißen, das sich ein Mörder in unserer kleinen Stadt aufhielt. Mir wurde schlecht, als mir bewusst wurde, dass es mich auch hätte treffen können. Minuten vergingen, in denen immer mehr Schüler die Schule betraten und ebenfalls die schreckliche Nachricht erfuhren. Wir alle stellten uns nur eine Frage, wer hatte es getan? Unsere Stadt war nicht groß, weshalb es theoretisch jeder hätte sein können. Obwohl die meisten aus meiner Klasse unter Schock standen, wurden wir befragt. Erst Mikes Freunde, denn die Anderen und zu gute Letzt kam ich an. ,, Herein!'', vernahm ich, nachdem ich höflicherweise an der Klassenzimmertüre geklopft hatte. ,, Guten Morgen.'' ,, Guten Morgen. Kate Stenger?'' ,, Ja, die bin ich.'' ,, Sie sind sechzehn Jahre alt?'' ,, Genau.'' ,, Wie gut kannten sie Mike Schmitt?'' ,, Er ist, naja er war in meiner Klasse. Er war mein Mitschüler, ich weiß nicht viel über ihn, da wir uns nicht sehr gut kannten.'' ,, Sie gingen zusammen in einer Klasse und sie wollen mir erklären, das sie nichts über ihn wissen?'' ,, Wissen sie, ich bin eher der Typ Einzelgängerin.'' ,, Verstehe. Nun Kate, wir sind hiermit fertig. Falls ihnen noch etwas einfallen sollte, hier ist meine Karte.'' ,, Vielen Dank. Auf Wiedersehen.'', verabschiedete ich mich, bevor ich den Raum verließ. Als ich das Schulgebäude verließ, regnete es in Strömen, so als würde der Himmel um Mike weinen. Niemand hatte das recht, über das Leben eines Anderen zu bestimmen. Hoffentlich würden sie bald seinen Mörder finden, damit seine Familie damit abschließen könnte. Da es so schien, als würde es nicht aufhören zu regnen, beschloss ich meinen Regenschirm aus meiner Tasche zu holen. Doch plötzlich nahm ich etwas Rotes im Augenwinkel wahr, weshalb ich nach rechts blickte. Geschockt sah ich zu dem roten Ballon hinüber, welcher genau über den Platz schwebte, wo ich mich in der Pause immer aufhielt. Auf den Ballon stand etwas, was ich erst nicht erkennen konnte. Doch dann konnte ich lesen, I love Derry. ,, Kate.'', flüsterte eine Stimme meinen Namen, weshalb ich mich erschrak und mich nach jemanden umblickte, doch da war niemand. Als ich wieder in Richtung Ballon sah, war dieser verschwunden. Hatte ich mir das alles eingebildet? Eine andere Erklärung hatte ich dafür, nämlich nicht. Wie sollte sonst, ein Ballon aus ES wie aus dem Nichts auf einmal auftauchen und dann wieder verschwinden. Es wäre vielleicht für mich besser, wenn ich das Buch erstmal nicht mehr lese. Einige Minuten blieb ich noch an der gleichen Stelle stehen, bevor ich beschloss endlich nach Hause zu gehen. Da es immer noch in Strömen regnete, entschied ich mich den Bus zu nehmen, dafür müsste ich aber einen Tunnel entlang laufen. Leise summte ich ein Lied vor mich hin, bis ich den Tunneleingang erreicht hatte. Wie immer war ich die Einzige, die diesen Weg benutzte, da dieser eher unbekannt war. Kaum hatte ich einen Schritt in den Tunnel gesetzt, fühlte ich mich sogleich beobachtet. Panik stieg in mir auf, weshalb ich mein Schritttempo beschleunigte. ,, Kate.'', flüsterte eine Stimme wieder, die mir etwas bekannt vor kam. Ruckartig blieb ich stehen, blickte mich panisch um, doch niemand war zu sehen. Ich befand mich ganz alleine im Tunnel, wenn man von den ganzen Spinnen absah. Hatte ich es mir wieder eingebildet? Schnell schüttelte ich meinen Kopf, bevor ich den Rest des Weges rannte. Erleichtert blickte ich hinter mir, als ich den Tunnel verlassen hatte. ,, Verdammt!'', murmelte ich vor mich hin, als ich auf mein Handy blickte und bemerkte, dass mir nur noch 5 Minuten blieben. Nochmals sah ich hinter mir, danach rannte ich los. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich den Bus, in welchen ich einstieg, nachdem ich den Busfahrer meine Fahrkarte gezeigt hatte. Völlig außer Atmen ließ ich mich an einen Fensterplatz nieder und blickte hinaus. Meine Pupillen weiteten sich, als ich Pennywise erblickte, welcher auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand und einen roten Ballon hielt. Sekunden vergehen, bis der Clown plötzlich verschwunden war. Das konnte mir doch nur eingebildet haben oder? Bestimmt bringt mich Mikes Tot so durcheinander, weshalb ich mir das alles einbildete. Ja, so musste es sein. Pennywise ist eine erfundene Figur und mehr auch nicht. 

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Tag der Veröffentlichung: 30.12.2018

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