Die Rückkehr
Mit einem tiefen Seufzer ging sie auf das Haus zu. Wie lange wahr es her seid sie das letzte Mal hier gewesen war? Es kam ihr vor als wäre sie seit Jahren nicht hierher zurückgekommen. Zögernd legte sie eine Hand auf das Holz der Tür. Ihre orangen Augen zuckten vor Nervosität. Vorsichtig griff sie nach der Türklinke. Als erwartete sie dahinter etwas Böses, drückte sie diese langsam herunter. Sie öffnete die Tür und eine Staubwolke kam ihr entgegen. Hustend sah sie sich um. Staub lag auf der Einrichtung. Der Boden war teilweise modrig und mit Löchern versehen. Eine Ratte huschte über den Flur, blieb vor der Frau stehen, nickte ihr zu und rannte davon. „Oh je. Ich war wohl wirklich lange weg“, meinte die Frau bedenklich.
Sie ging Richtung Wohnzimmer und zog die Vorhänge zurück. Die Sonne strahlte in den Raum und warf ein helles Licht auf die kaputte Couch. Spinnen weben hingen an dem Deck und dem kleinen Tisch. Der Bildschirm des Fernsehers war vollkommen mit Staub bedeckt. „Da habe ich jede Menge zu tun“, meinte sie seufzend. Dann stieg sie die Treppe hinauf. Sie öffnete die Tür zu einem der Zimmer. Auf dem Boden lagen Comics verstreut herum. An einer Wand ein Bücherregal gefüllt mit Büchern. Das Bettlacken hatte sich von Weiß in Grau umgewandelt.
Schimmel und Stockflecken hatten sich darauf gebildet. Sie wollte gerade das Zimmer verlassen, als sie ein Geräusch hörte. Ein Wimmern schien von unter dem Bett zu kommen. Aber wie konnte das sein? Vorsichtig ging sie auf das alte Bett zu und kniete sich daneben. Leicht hob sie das Laken an, das bis zum Boden fiel. Ein Wesen mit dem Körper eines Tigers und dem Schwanz eines Esels lag darunter. Die Drachenschwingen waren eingeklappt und ein Paar meerblaue Augen, sahen ihr entgegen.
„Slayer, was machst du denn hier?“, fragte die sie verwirrt. Ein Miauen ertönte und das Wesen wedelte mit dem Schwanz. Es kroch unter dem Bett hervor und legte seinen Kopf auf ihren Schoss. Es miaute und Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Ow. Armes Baby. Hast du die ganze Zeit auf dein Herrchen gewartet? Warum bist du nicht bei Sara?“, fragte sie vorsichtig. Slayer miaute laut und legte sich auf die Seite.
Sie merkte, wie ihr das Herz brach. Er schien all die Jahre hier gewartet zu haben. Vollkommen allein und ängstlich. Sie lächelte sanft und streichelte das gigantische Wesen. „Alles gut, mein Baby. Du bist nicht mehr allein“, meinte sie vorsichtig.
Er drehte sich und sah mit großen Augen zu ihr auf. Dann miaute er erneut und legte seinen Kopf auf ihren Schoss. „Was sagst du mein Junge? Sollen wir hier mal etwas aufräumen?“, meinte sie zuversichtlich. Sofort sprang er auf und nickte aufgeregt. Sie gingen die Treppe hinunter und die Frau öffnete den Rucksack. Einige Reinigungsutensilien kamen herausgesprungen und lachten. Der Lufterfrischer sah die Teppichbürste mit verliebtem Blick an. Der Staubsauger hatte seinen Schlauch um den Mopp geschlungen und donnerte ihn ein paar Mal auf den Boden.
Der Fensterreiniger fing sofort eine Prügelei mit dem Abzieher an. Putzeimer und Besen tanzten miteinander. Seufzend rollte sie mit den Augen. Der Breló schien eher verwirrt zu sein. „Okay! Schluss jetzt!“. Die Gegenstände sahen sie irritiert an und schwiegen. „Wie ihr sehen könnt gibt es hier eine Menge zu tun. Ich war ewig nicht mehr hier und es sieht aus wie auf dem Schlachtfeld. Also los meine Freunde, macht euch an die Arbeit“, meinte sie und klatschte in die Hände. Die Gegenstände lachten und verstreuten sich in alle Richtungen.
Nach zwei Stunden sah alles aus wie neu. Die Reinigungsmittel saßen verteilt im Wohnzimmer und schüttelten sich gegenseitig die Hände. „Danke für eure harte Arbeit. Dank euch sieht es hier aus als wäre ich nie weg gewesen. Ihr könnt euch den Rest des Tages frei nehmen“, meinte sie zufrieden. Die Sachen jubelten und rannten aus dem Zimmer. Nur die Bürste blieb zurück. „Nanu? Warum gehst du nicht mit den anderen?“, wollte sie wissen. Die Bürste seufzte und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ah verstehe. Du möchtest wohl zuerst ein Bad nehmen? Kein Problem. Ich lass dir gleich das Wasser ein“, meinte sie kichernd. Die Bürste lächelte zufrieden.
Die Frau ging Richtung Badezimmer und ließ das Waschbecken volllaufen. Dann ging sie zurück und hob die Bürste auf Vorsichtig setzt sie diese ins Waschbecken und der Gegenstand seufzte zufrieden. Dann schloss die Frau die Tür hinter sich. Slayer schien von der sauberen Wohnung verwirrt zu sein. Er schnüffelte an allem und legte sich schlussendlich mitten auf den Flur. In dem Moment klingelte es an der Tür. Wer konnte das um diese Uhrzeit sein? Sie ging auf die Tür zu und sah zu Slayer. Der nickte mit dem Kopf und wedelte mit dem Schwanz. Zögernd öffnete sie die Tür. Don stand davor und sah sie mit überraschtem Blick an. „Du?“, fragte er verwundert. „Hallo Don lange nicht mehr gesehen. Wie läuft das Geschäft?“, wollte sie wissen. „Lass den Blödsinn. Was machst du hier, Schalon?“, fragte der Blonde murrend. Die Blondine lächelte ihn aufrichtig an. „Ich bin heute erst hierhergekommen. Begrüßt du alle Gäste so?“, fragte Schalon Moorwick amüsiert. „Alle die ich nicht leiden kann, ja“, meinte er verstimmt.
„Wieso kommst du nicht rein und wir reden?“, schlug sie vor. „Meinetwegen. Aber nur kurz, ich habe viel zu tun“, gab er nach. Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich. Slayer kam ins Wohnzimmer und legte sich auf Dons Füße. „Ach hier bist du. Wir haben uns schon gefragt, wo du abgeblieben bist“, meinte Don und streichelte den Kopf des Breló. Der miaute zufrieden und wedelte mit dem Schwanz. „Ich habe mich auch gewundert, warum er hier ist. Er lag unter dem Bett von Reslak und schien todtraurig zu sein. Ich dachte ihr kümmert euch um ihn“, meinte Schalon bedenklich. Don schnaubte und lehnte sich zurück.
Slayer sprang auf die Couch und legte den Kopf auf Dons Schoss. „Wir haben uns auch um ihn gekümmert. Aber eine Woche nachdem wir von Sydria und Reslaks tot gehört haben, ist er verschwunden“, berichtet der Gärtner nicht begeistert. Schalon nickte abwesend. Drei Jahre waren vergangen, seit ihre Tochter gestorben war. Drei Jahre in denen die Stadt ohne Priester auskommen musste. Drei Jahre…in denen Slayer auf sein Herrchen gewartet hatte. Jahre voller Einsamkeit, Angst und Trauer.
„Er wird gemerkt haben das Reslak nicht wieder kommt. Er wollte wohl auf ihn warten“, überlegte sie laut. Don sah zu dem Wesen neben sich. Slayers Augen funkelten traurig als er zu dem Mann aufsah. Schalon spürte einen Stich ins Herz. Er schien jedes Wort zu verstehen. Er wusste das sein Herrchen nicht zurückkommen würde.
„Naja egal. Vergangen ist vergangen. Also was machst du hier?“, fragte Don erneut. „Ich bin die neue Priesterin“, meinte sie gelassen. Er zog eine Braue hoch. „Du? Die neue Priesterin? Ist das ein Witz? Du wurdest aus dem Amt enthoben. Du bist von einem Dämon besessen. Wie kannst du Priesterin sein?“, brummt er. Schalon seufzte. Sie wusste das es so kommen würde.
„Ich weiß ich habe in der Vergangenheit…schlimme Dinge getan. Ich habe meine Tochter verstoßen und hätte sie fast getötet. Die Sache ist die. Nachdem ich vom Tod meiner Kleinen erfahren habe, wollte ich das nicht. Ich wollte mein Leben wieder in den Griff kriegen. Ich wollte das sie sich nicht um ihre Freunde sorgen muss. Deswegen bin ich für zwei Jahre in einen Tempel gegangen. Ich habe viele Therapien gemacht. Und schlussendlich konnten sie den Dämon austreiben. Nachdem habe ich meine Lizenz erneuert. Ich habe mich hierher versetzen lassen. Und tja. Ihr könnt mit allem zu mir kommen“, meinte sie entspannt.
„Du bist nicht mehr besessen? Wenn man das behandeln kann, warum erst jetzt? Warum nicht vor all den Jahren als deine Tochter dich gebraucht hat? Wieso nicht als sie noch klein war und eine Mutter gebraucht hat?“, fragte er vorwurfsvoll. Schalon schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich weiß. Es ist nur…mein Mann war dagegen. Er fand es zu gefährlich. Er wollte mich nur beschützen. Zeitgleich wollte er Sydria beschützen. Deswegen hat er sie weggeschickt als sie das Mal bekommen hatte. Es schien als hätte der Dämon darauf reagiert. Aber nachdem meine Kleine starb…hatte ich nichts mehr zu verlieren. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin davon. Ich dachte…ich kann nicht rückgängig machen was passiert ist. Aber ich möchte das sie mir vergibt. Auch wenn es jetzt…zu spät ist“, berichtete sie traurig.
Don sah sie misstrauisch an. „Du hast ihn also verlassen. Sag mal warum siehst du eigentlich immer noch so aus wie dreißig? Solltest du nicht längst...Sechzig sein?“, fragte er weiter. Die Frau kicherte. „Ich weiß. Das kommt das ein Fluch auf unserer Familie liegt. Der Fluch der ewigen Jugend“, erzählte sie. „Ewige Jugend? Reslak hat mir erzählt das Sydria unsterblich war, weil sie jemanden getötet hat. Das auch das der Grund für das Mark des Teufels war. Aber Fluch der Ewigen jungend?“, fragte er zweifelnd.
„Ich weiß das du mir nicht glaubst. Ich kann das verstehen. Ich würde es auch nicht glauben, wenn ich du wäre. Es ist ein Fluch, der schon seit Generationen auf unserer Familie liegt. Ihr Vater sieht auch noch aus wie dreißig. Wir altern zwar geistig, aber nicht Körperlich“, meinte sie. „Pfft. Deine Lebensgeschichte interessiert mich nicht. Ich glaub dir nicht, dass du gut geworden bist“, meinte er. „Es ist aber so. Ich hoffe ich kann es dir eines Tages beweisen“, meinte Schalon munter. Don stand auf und ging auf die Haustür zu. „Das wird die Zeit zeigen. Ich muss jetzt auch los, sehen uns. Oder auch nicht“. Damit knallte er die Tür hinter sich zu. Slayer miaute und sah zu ihr auf. „Schon gut, schon gut. Er wird es verstehen“, meinte sie leicht geknickt.
„Auf mich machte er nicht den Eindruck, dass er dir vergeben würde“. Schalon drehte sich abrupt um. Eine 1,40 große Ratte stand vor ihr. Sie stand aufrecht wie ein Mensch und sah ihr entgegen. Die Ratte trug eine schwarze Lederjacke und ein weißes Shirt. Dazu eine braune Hose. „W-Wer bist du? Und warum kannst du sprechen?“, fragte die Priesterin verwirrt. „Oh Verzeihung. Ich bin Drolli. Ich bin der Bibliothekar dieses Hauses. Ich halte alle Bücher in diesem Hause instand“, meinte die Ratte und verbeugte sich kurz. „Moment. Du lebst hier? Warum hat Sydria nie von dir erzählt?“, wollte die Frau wissen. Slayer miaute und ging auf die Ratte zu. Er lief ein paar Mal um sie herum und nieste im Anschluss. Es schien als würde er den selbsternannten Hausbesitzer nicht wirklich mögen.
„Nun die junge Dame, die hier jahrelang gewohnt hatte, wusste nichts von meiner Existenz. Sie räumte alle Bücher dorthin, wo sie hingehörten. Lud keine Leute ein, die sie beschädigten. Also sah ich keinen Grund mich zu zeigen. Außerdem mochte ich den Jungen nicht den sie aufgenommen hatte. Aber es scheint als würdest du etwas Hilfe gebrauchen können“, erzählte die Ratte. „Sydria…war immer schon sehr ordentlich, wenn es um ihre Bücher ging. Sie achtete darauf, dass die Seiten keine Eselsohren bekamen oder nass wurden“, meinte die Frau leicht in Gedanken versunken. Die Ratte, die wohl Drolli hieß, kicherte. „Nun darf ich den Namen meiner neuen Mitbewohnerin erfahren?“, wollte das Wesen wissen.
„Ich heiße Schalon. Freut mich dich kennenzulernen“, meinte sie. „Ganz meinerseits. Nun gibt es etwas was du wissen möchtest?“, wollte Drolli wissen. „Meine Tochter…war sie glücklich hier?“, wollte sie wissen. Drolli schien zu überlegen. „Sie war…distanziert. Hatte selten Besuch und sonderte sich von allen ab. Aber…das hat sich geändert. Nachdem dieser Junge hier eingezogen war, schien sie glücklicher. Das letzte Mal als ich die Frau gesehen hatte, schien sie im siebten Himmel zu sein. Ich denke also ja. Sie war glücklich“, berichtete er.
Schalon seufzte erleichtert. Sie hatte ihr Leben nicht weggeworfen. „Danke. Ich denke ich werde hier einiges umgestalten müssen. Meine Tochter hatte einen sehr…finsteren Geschmack“, meinte sie. „In der Tat. Nun wenn du noch etwas wissen möchtest oder etwas brauchst, ich bin in der Bibliothek im Zweiten Stock. Sollte ich da mal nicht sein komm einfach in den Keller“. Damit ging er die Stufen hinauf. Schalon sah ihm eine Weile nach. Was für ein verrücktes Ereignis.
Am nächsten Tag machte sie sich auf zu der einzigen Bar die, diese Stadt hatte. Als sie die Tür öffnete ging sie in einen kleinen abgelegenen Raum. Eine Menge von Leuten hatte sich dort versammelt. Die Leute tuschelten untereinander. Schalon stellte sich an die Seite und sah dem ganzen neugierig zu. Dies schien eine lebhafte Stadt zu sein. Don Fire sah in ihre Richtung und stand auf. Vor der Gruppe blieb er stehen. „Darf ich um ruhe bitten“. Niemand reagierte. Er donnerte mit der Faust auf den Tisch neben sich. „Maul halten!“. Sofort herrschte schweigen. Alle sahen zu ihm. Er räusperte sich. „Also gut. Ich habe diese Versammlung aus einem besonderen Grund einberufen. Wie ihr sicher wisst, ist es nun fünf Jahre her seid Sydria Mosakí von uns gegangen ist“.
Die Leute senkten den Kopf. „Wäre Carina nicht gewesen, wäre unsere Stadt längst unter gegangen. Ich habe gestern bei Sydrias altem Haus vorbeigeschaut. Und dort habe ich etwas in Erfahrung gebracht. Meine Freunde wir haben ein neues Mitglied in unserer kleinen Stadt. Uns wurde eine neue Priesterin zugeteilt. Also begrüßen wir Schalon Moorwick“. Die Leute tuschelten verwirrt. Einige zogen scharf die Luft ein.
Schalon stemmte sich von der Wand ab und blieb neben Don stehen. Der schenkte ihr einen undeutbaren Blick und setzte sich neben eine Frau mit langen braunen Haaren. Schalon sah lächelnd zu den Leuten.
„Seid gegrüßt alle miteinander. Anhand eurer Reaktionen habt ihr wohl von mir gehört. Mein Name ist Schalon Moorwick. Und falls es einige hier noch nicht wissen sollten, ich bin die Mutter euer vorherigen Priesterin Sydria. Ich weiß das bekannt ist, dass ich das Amt der Kirche vor langem verlassen habe. Jedoch durfte ich vor kurzem wieder eintreten. Außerdem habt ihr vermutlich von den schlimmen Taten gehört, die ich früher begangen habe. Doch lasst mich euch versichern das ich nichts davon absichtlich getan habe. Ich hatte meine Gründe für meine taten. Ja ich bereue viele davon. Aber ich habe mich wirklich geändert. Und ich möchte, dass ihr alles vergesst, was ihr über mich gehört habt. Ich möchte das ihr euch selbst ein Bild von mir macht. Ohne all die Gerüchte. Es wird vermutlich seine Zeit brauchen, bis ihr euch an mich gewöhnt habt. Solltet ihr bei etwas Hilfe brauchen. Oder einen Rat brauchen, scheut euch nicht zu mir zu kommen. Ich wohne in dem ehemaligen Haus meiner Tochter. Meine Tür steht euch jederzeit offen“.
Die Leute klatschten, schienen aber nicht zu hundert Prozent überzeugt. Schalon konnte das verstehen. Sie hatte viele schlimme Dinge getan. Und natürlich waren viele davon publik geworden. Doch sie hatte alle Zeit der Welt. Vertrauen aufbauen brauchte eben Zeit.
Ein weiterer Tag war ruhig und ereignislos verstrichen. Schalon saß in der Bibliothek und las sich eines der Bücher durch. Drolli stand auf der Leiter und sortierte die Bücher nach Alphabetischer Reihenfolge. „Sag mal Drolli. Wie kommt es das du all die Jahre hier wohnst? Ich meine du sagtest du konntest Reslak nicht leiden. Warum bist du nicht ausgezogen?“, wollte Schalon wissen. „Mir gefällt es hier. Ich lebe hier schon seit tausenden von Jahren. Gut den Jungen mochte ich nicht. Aber gegen die Punkerin hatte ich nichts einzuwenden. Also wieso gehen wegen einer unerwünschten Person?“, meinte er gelassen.
„Und warum…konntest du ihn nicht leiden?“, wollte Schalon wissen. Drolli drehte den Kopf in ihre Richtung. „Er war…grauenhaft lebensfroh. So aufgedreht, optimistisch und voller Tatendrang. Einfach ekelhaft finde ich. Außerdem zeigte er kein Interesse an Geschichten. Alles was er las waren diese…Comics. Außerdem war er mehr Hund als Slayer. Er ist ihr ständig hinterhergelaufen. Ein furchtbarer Junge. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass er weg ist“. Drolli klang leicht genervt. Er schien den Jungen wirklich nicht gemocht zu haben.
Als es mitten in der Nacht an der Tür klingelte zog Schalon eine Braue hoch. Sie öffnete die Tür und stutzte. Zwei Kinder standen vor ihr. Ein Junge und ein Mädchen. Beide um die sieben Jahre alt. „Was macht ihr denn hier, Kinder?“, wollte Schalon wissen. „Bist du die neue Priesterin?“, wollte der Junge wissen. „Bin ich. Aber kommt doch rein. Es ist kalt draußen“, meinte sie und machte einen Schritt zur Seite. Die Kinder betraten die Wohnung und sie gingen ins Wohnzimmer. „Also was macht ihr um diese späte Stunde noch hier?“, wollte Schalon wissen.
„Ich bin Josh. Und das ist meine Schwester, Maya. Unsere Mutter sagte das die Stadt eine neue Priesterin habe. Also wollten wir sie begrüßen“, meinte der Junge, der wohl Josh hieß. „Und deswegen kommt ihr mitten in der Nacht hierher? Eure Eltern scheinen großes Vertrauen in euch zu haben“, meinte sie verwundert. Die Beiden sahen sich kurz an. „Mutter und Vater wissen nicht das wir hier sind. Sie sagten du wärst ein böser Mensch und wir sollen uns von dir fernhalten. Aber wir wollten dich kennenlernen, also haben wir und raus geschlichen“, berichtete Maya leise. „Das ist aber nicht gut. Eure Eltern werden sich Sorgen machen, wenn sie merken das ihr weg seid“, meinte die Blonde.
„Schon gut. Mutter und Vater schlafen wie tot. Wenn wir bis morgen früh zurück gehen. Werden die es nie merken“, meinte Josh zuversichtlich. „Wir haben uns nicht grundlos raus geschlichen es ist nämlich so. Wir wollen von dir lernen. Es gibt hier keine Schule. Unsere Eltern unterrichten uns Zuhause. Aber das was wir lernen wollen, bringen sie uns nicht bei. Wir haben gehört, dass Tante Sydria Geister und Dämonen gejagt hat. Das wollen wir auch lernen“, meinte Maya. Schalon hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. „Ich weiß nicht. Ich sollte da erst eure Eltern fragen“, überlegte sie. Die Kinder zogen eine Schnutte.
„Nein, bitte nicht. Sie werden es uns niemals erlauben. Bitte Schalon sag es ihnen nicht“, flehte Josh. „Wir versprechen, dass sie es nicht raus finden werden. Außerdem ist es gefährlicher jetzt rauszugehen, als wenn wir hierbleiben“, meinte Maya. Schalon seufzte. „Also gut, also gut. Du hast recht. Also schön ich werde euch unterrichten. Aber sobald es zu gefährlich wird, brechen wir die Sache ab“, gab sie nach. Sie gingen ins Esszimmer und die Kinder setzten sich an den Tisch.
Eine Stunde später
„Und dieses Amulett beschützt uns vor Geistern?“, fragte Josh zweifelnd. „Genau. Solange ihr es tragt, können euch die Geister nichts tun. Ich hoffe trotzdem das ihr gar nicht erst in eine Situation geratet, wo ihr es brauchen werdet“, meinte Schalon lächelnd. Die Kinder legten sich das Amulett an und sahen die Frau mit großen Augen an. „Also wenn ihr wirklich Geister besiegen wollt, müssen wir mit dem Grundwissen anfangen. Euch sollte aber klar sein, dass das viel lesen mit sich zieht. Seid ihr bereit euer Bestes zu geben?“, fragte Schalon interessiert. „Aufjedenfall“, meinten beide entschlossen.
„Tante Schalon ich habe das Buch durchgelesen“. Maya stand vor dem Sessel und hielt das Buch fest umklammert. „So schnell? Und kannst du mir dann schon sagen, wie man Level drei Geister austreibt?“, testete sie ihre Schülerin. „Level Drei Geister wird man los, indem man ein Kreuz auf den Boden malt. Dann Kerzen anzündet und das gesamte Gebäude ausräuchert. Danach zeigt sich was geschehen ist. Und man kann den Geist anschließend zurück auf die andere Seite schicken“. Schalon kicherte. Maya war genauso gut im Lernen wie Sydria ihrer Zeit. „Und wo ist Josh?“, wollte Schalon wissen.
„Der ist noch oben und lernt. Slayer schläft bereits. Er hat die ganze Zeit auf uns aufgepasst“, berichtete Maya. „Das ist gut. Slayer schien erschöpft zu sein. Vermutlich, weil er so lange hier gewartet hat. Er scheint nicht ganz fit zu sein“, überlegte sie. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher ihm geht es besser, nachdem er etwas gefressen hat. Brélos sind robust. Ich denke ich werde mir meinen Bruder schnappen und mich auf den Rückweg machen. Nicht das Mutter und Vater doch noch etwas mitbekommen“, meinte Maya zuversichtlich.
Nachdem die Zwillinge gegangen waren, schloss Schalon die Haustür. Sie ging die Treppe hinauf und öffnete die Zimmertür. Slayer lag indem ehemaligen Zimmer seines Herrchens und schien zu schlafen. Er gab ein winselndes Geräusch von sich und eine Träne lief ihm übers Gesicht. „armes Baby. Du vermisst ihn wirklich, oder? Ich weiß, wie schwer es ist jemanden zu verlieren der einem wichtig ist“, meinte Schalon und kniete sich neben das Wesen. Sie streichelte seinen Kopf und das Winseln hörte auf. Langsam öffnete der Breló die Augen. Als er die Blonde sah, wedelte er leicht mit dem Schwanz.
„Wenn du willst, kannst du bei mir schlafen. Ich weiß es ist nicht das gleiche. Aber ist es nicht besser als allein zu sein?“, schlug die Frau vor. Slayer stand auf und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie lächelte und streichelte seinen Kopf. Dann stand sie auf und ging aus dem Zimmer. Sie hörte, wie Slayer ihr folgte.
Als sie im Bett war legte Slayer sich zu ihren Füßen. Schalon nahm das Bild vom Nachttisch und sah es sich an. „Ich war eine furchtbare Mutter. Ich frage mich ob du glücklich gewesen wärst, wenn du eine andere Mutter gehabt hättest“, dachte sie sich. Sie seufzte und stellte das Bild zurück. Ihr war der Tod sowieso verdächtig. Schließlich wurde neben ihrer Tochter, auch die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Schalon erinnerte sich zu gut an ihn. Ein Jungermann Namens Reslak. So viel die Mutter wusste waren beide jahrelang unzertrennlich gewesen. Deswegen verstand sie nicht wie es zu diesem Drama kommen konnte. Schließlich gab es keine Fußabdrücke oder ähnliches, einer dritten Person. Außerdem wurde keine tödliche Verletzung an dem Kadaver des Mannes gefunden. Schalon konnte sich einfach keinen Reim draus machen. Bedeutete das dann…das es kein normaler Tod wahr?
Aber warum hätte er Sydria umbringen sollen? Und warum war er am gleichen Tag gestorben? Was war in dieser Höhle vorgefallen? Sie schüttelte den Kopf. Sie musste es auf jeden Fall herausfinden. Vorher würde sie keine Ruhe haben.
Eine Woche später
„Schatten, Geister wie Dämonen. Sollen diesen Ort verschonen. Schickt sie in die Unterwelt, hier gibt es nichts mehr was euch hält“. Die Räucherschale glühte in einem hellen grünen Ton auf. Der Rauch, der daraus stieg, wurde dunkelblau und schlängelte sich um die Gestalt. Die Frau, die vor ihnen in der Luft stand, schrie und ein helles Licht strahlte aus ihrem Körper. Als das Licht verschwunden war, war auch der Geist weg. Schalon nahm die Raucherschale an sich und schüttete die restliche Asche in den nächsten Mülleimer. Dann steckte sie die Schale ein und zog ein goldenes Kruzifix heraus. Das hängte sie an die Wand und öffnete die Vorhänge. „Das war so cool Tante Schalon. Hast du Sydria damals auch unterrichtete?“, wollte Josh wissen. Schalon lächelte.
„Habe ich. Wir haben oft zusammengearbeitet. Wenn ein Geist aggressiv wurde, hat sie die initiativ ergriffen. Sie hatte sich vor nichts und niemanden gefürchtet. Die Furchtlosigkeit hatte sie aber nicht von mir“, erzählte sie gelassen. „Ich habe den Verstand meiner Mama“, meinte Maya stolz. „Und ich denn meines Papas“, verkündete Josh. „Also gar keinen“, meinte Maya kichernd. „Genau…hey!“, meinte er beleidigt. „Nicht streiten. Wir sollten uns auf den Rückweg machen. Bald geht die Sonne auf“, meinte Schalon. Die drei verließen das alte Haus und machten sich auf den Rückweg. „Schalon hast du schon mal von Zyanti-Keksen gehört?“, wollte Josh wissen.
„Natürlich. Mich wundert es eher das du sie kennst“, meinte sie. „Ich bin nicht so blöd wie ich aussehe“, brummte er vor sich hin. „Stimmt. Du bist noch blöder“, meinte Maya feixend. Schalon kicherte. Das war wahre Geschwisterliebe. „Ich habe gehört das die Beast-Bumble, einer der seltensten sind. Und dass nur wenig Leute zu diesen Keksen gelangen können“, überlegte er.
„Stimmt, Josh. Das liegt daran, dass es schwer ist an die Zutaten zu kommen. Wenn ihr wollt, können wir morgen welche zusammenbacken. Ich habe ein paar Zutaten aufgehoben seit dem letzten Mal. Selbst ich habe diese Kekse nur einmal gebacken. Als meine Tochter klein war, wurde sie einmal entführt. Es waren Konkurrenten, die mich aus dem Geschäft drängen wollten. Damals habe ich die Invisible- Eyes gebraucht. So konnte ich mich in deren Quartier schleichen“, erzählte die Blonde gedankenversunken. Als sie wieder bei dem Haus ankamen stoppten sie. Die Tür stand sperrangelweit offen und Licht brannte.
„Bleibt hinter mir. Nicht das euch etwas passiert“, meinte Schalon leise. Vor der Tür blieben sie stehen. Schalon atmete tief durch und betrat die Wohnung. Als sie ins Wohnzimmer sah, stutzte sie. „Mutter? Vater?“, riefen die Kinder zeitgleich. Don und Sara Snow standen ihnen gegenüber. Beide wirkten nicht erfreut. „Maya-Seraphina-Amanda-Lera-Sydria-Charlette-Snow. Josh-Euden- Snow. Was tut ihr hier?“, fragte Sara streng. Die beiden schluckten. „Mutter. Es ist nicht das wonach es aussieht“, meinte Josh schnell. „Es sieht so aus als würdet ihr euch nachts aus dem Haus schleichen“, meinte Don streng.
„Dann…ist es doch das wonach es aussieht. Aber ich kann das erklären. Es ist nur das wir unbedingt Geisterjäger werden wollen“, klärte Maya auf. Sara zog eine Braue hoch. „Warum wollt ihr Geisterjäger werden?“, wollte sie wissen. „Naja. Du und Papa wart so traurig, weil Tante Sydria weg ist. Und ihr habt euch so gesorgt wer unsere Stadt beschützen kann. Außerdem wollen wir vielen Menschen helfen. Und vor allem den verlorenen Seelen“, erklärte Maya. „Ist das der einzige Grund?“, fragte Sara zweifelnd. „Ist es“, meinte Maya.
„Auf keinen Fall. Das ist viel zu gefährlich. Auf keinen Fall werdet ihr Exorzisten“, meinte Don streng. „Schnauze“, meinte Sara, während sie zu ihm sah. Dann sah sie wieder zu den drei. „Ihr habt euch die ganze Woche raus geschlichen, um eurer Tante nachzueifern?“, fragte sie skeptisch. „Ja“, meinten beide leise. „Sara. Ich kann verstehen das ihr sauer seid. Ich habe auch ein schlechtes Gewissen das ich es euch nicht gesagt hab. Aber ich versichere euch. Die Beiden waren zu keiner Zeit in Gefahr“, mischte Schalon sich ein.
„Schon gut. Wenn ihr wollt…könnt ihr weiterhin von Schalon lernen. Aber nur Tagsüber. Und nur wenn Schalon es erlaubt“, meinte Sara. „Wirklich?“, fragten Maya, Josh und Don gleichzeitig. Sara boxte ihm gegen den Arm. „Frag nicht so dumm. Sie werden sich so oder so rausschleichen. Wir können die zwei nicht in ihre Zimmer sperren. Können schon, aber das findet das Jugendamt nicht witzig. Außerdem beinhaltet die Ausbildung viel lesen. Dann lesen die zwei Mal was anderes als immer die Fernsehzeitschrift“, meinte Sara. „Danke Mama“, meinte Maya begeistert.
„Nicht so schnell. Vielleicht will Schalon euch auch gar nicht Ausbilden“, mischte Don mit. Die Kinder sahen mit großen Augen zu dem Hausbesitzer. „Du wirst uns doch unterrichten, oder?“, fragte Josh mit großen Augen. „Nun da eure Eltern nichts dagegen haben, klar. Ich werde euch unterrichten“, meinte sie munter. Die Kinder grinsten und umarmten sie.
„Aber trotzdem kriegt ihr eine Woche Hausarrest. Ihr habt euch schließlich aus dem Haus geschlichen“, meinte Sara streng. Die Beiden sahen sie mit
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Tag der Veröffentlichung: 22.10.2020
ISBN: 978-3-7487-6982-8
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