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Zu Besuch

Das ist Hermann. Hermann ist 56 Jahre alt und kommt aus Deutschland. „Ostdeutschland“, fügt er mit einem gewissen Stolz in der Stimme hinzu. „Genauer gesagt Pommern!“. Er sagt immernoch Pommern, obwohl es das ja gar nicht mehr so gibt – das ist ihm aber egal. „Vorpommern, Vorpommern – für mich ist das Pommern“, sagt er dann. Wer mit ihm nun eine Diskussion über die Oder-Neiße Grenze und die historische Provinz Pommern anfängt, der hat sofort verloren. Hermanns Vater ist gebürtiger Stettiner „und ich sage immernoch Stettin!“, sagt Hermann stolz, als habe er es soeben geschafft eine kaputte Nähmaschine zu reparieren, die selbst Gitta, seine Frau, schon aufgegeben hatte. Er verweist gelegentlich, manchmal nach seinen Männerabenden angesprochen auf dieses Thema auf den Namen des nordöstlichen NPD-Landesverbandes, dabei ist Hermann der Meinung sehr unpolitisch zu sein. Aufgewachsen ist er auf einem kleinen Dorf in der Nähe von Stralsund. In den Achtzigerjahren folgte der obligatorische Wehrdienst und ein technisches Studium an der Universität in Potsdam, dort lernte er auch Gitta kennen. „Sie ist mir in dieser Vorlesung sofort aufgefallen, sie saß genau vor mir“, erinnert sich Hermann mit sanfter Stimme. Ich sah ihre glatten, schwarzen Haare. Irgendwann drehte sie sich um, und bat um einen Stift. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick! Ich habe sie zum Essen ausgeführt, und nach zwei Wochen haben wir geheiratet, „das war zu Ostzeiten ja noch so“. Gitta kommt ursprünglich aus Magdeburg, „ein richtiges Großstadtmädchen also“. Trotzdem sind sie nach dem Studium wieder in Hermanns Heimatdorf gezogen. „Wollte Gitta das auch so?“, frage ich ihn. Er schaut zu Boden, nimmt einen Schluck aus seiner Flasche und schaut an mir vorbei. „Naja, sie hat hier Arbeit gefunden, im Büro von der LPG. Das war bestimmt in Ordnung für sie“. Hermann

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 05.11.2020
ISBN: 978-3-7487-6359-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Geschichte allen jungen Leuten, die in MV aufwachsen, sich zivilgesellschaftlich engagieren, emanzipieren und Tag für Tag im ewigen Generationenkonflikt dafür sorgen, dass MV wirklich ein Land zum Leben ist.

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