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Epilog

In einer Welt wo eine Gruppe von rund 60 Personen, auch Gesellschaft genannt, alles bestimmt. Meist merkt man nicht, dass sie alles kontrolliert oder man gewöhnt sich daran. Diese 60 Personen sind der Meinung, dass Menschen ohne eine Führungsperson nicht existieren können. So haben sie den Anschein erschaffen, ein König und seine Gemahlin würden alles regieren. Wie gesagt nur ein Scheinbild, da das Königspaar nur ein paar Annehmlichkeiten mehr als die Bürger besitzt wie z.B. genügend Essen, einen Palast, einen Garten,… Ansonsten haben sie aber nichts zu bestimmen. Und diese Privilegien werden ihnen nur gewährt, wenn sie mindestens ein Kind zeugen, das wiederum an seinem 18. Geburtstag vermählt und zur neuen/ zum neuen König/ Königin wird. Sollte das neue Königspaar in den nächsten zwei Jahren keine Nachkommen bekommen, werden ihnen diese Privilegien sofort entzogen und sie erreichen den Status eines normalen Bürgers.  

 

Es nimmt seinen Lauf

 

Ich stehe vor dem Spiegel und blicke in die grauen Augen eines Mädchens. Ich will nicht verstehen was so besonders an mir ist, wie alle Anderen immer meinen. Ich bin nicht hässlich, das musste ich mir eingestehen. Besonders in dem roten, figurbetonenden Kleid, das bis zu Hüfte enganliegend ist und dann in sanften Wellen bis zum Boden fiel. 

Aber wie konnten diejenigen behaupten, ich sei etwas besonderes, wenn keiner sich auch nur ansatzweise die Mühe machte mehr als mein Äußeres kennenzulernen.

 

Seufzend wende ich mich um und gehe aus dem kleinen, kahlen Raum, in dem sich außer einem Kleiderständer und einem Spiegel nichts befindet.

Ihr fragt euch sicher wo ich bin? Naja, ich befinde mich auf meiner Verlobungsfeier. Warum ich dann so deprimiert bin, wo ich wahrscheinlich meine große Liebe heirate? Wenn es so wäre, würde ich nicht so denken. Denn den Mann den ich heiraten soll, habe nicht ich mir ausgesucht, sondern die Gesellschaft hat darüber abgestimmt.

Als die Tür sich hinter mir schließt eilen ein großer, breiter Mann und eine im Vergleich kleine Frau auf mich zu.

„ Melissa, endlich!“ dringt die tiefe Stimme meines Vaters an mein Ohr. In dem Versuch ihn anzulächeln scheiterte ich kläglich.

„ Vater, ich fühle mich nicht gut.“ Mein Versuch mich herauszuwinden. 

„ …“

„Dafür haben wir nun echt keine Zeit!“ unterbricht Beatrice Gelance, eine Vertreterin der Gesellschaft, uns.

Ich mochte sie schon von dem Tag an nicht, als sie plötzlich vor mir stand und das zeige ich ihr auch seither immer wieder sehr deutlich.  Ich wusste warum sie ein halbes Jahr vor meinem 18. Geburtstag aufgetaucht ist. Sie will sichergehen, dass alles nach Plan läuft und keiner aus der Reihe tanzt.

„Bitte Vater,“ ignoriere ich sie gekonnt und flehe meinen Vater an „ist das wirklich notwendig?“. 

„ Leider ja. Du musst lernen weniger an dich und mehr an die Allgemeinheit zu denken.“ Gab er mit einem Blick auf Beatrice von sich.

Am liebsten hätte ich gesagt, dass mein ganzes Leben nicht mir, sondern der Gesellschaft, gehört. Aber ich verkniff es mir, da es die Situation nicht verbessert hätte.

 

Es ist beschi**en Prinzessin zu sein. An dem Traum jedes Mädchens, das man seinen Traumprinzen findet und glücklich bis ans Lebensende lebt, ist nichts Wahres dran. Nur gut dass ich nie daran geglaubt habe.

Meine letzten Gedanken bevor ich mich ins Getümmel stürze.

 

Als ich den großen Ballsaal des Palastes meines Vaters, beziehungsweise der Gesellschaft, betrete erkenne ich ihn fast nicht wieder. Unzählige Lichter überall, festlich gekleidete Menschen und ein anhaltendes Rauschen der Stimmen im Saal. Für einen kurzen Augenblick vergesse ich alles und genieße es. Als kleines Kind hatte ich das rege Treiben bei Festen immer gemocht.

Das wird aber sofort zerstört als sich eine Hand auf meine Schulter legt und ich mich mit weichen, zitternden Knien umdrehe.

 

„ Du musst Melissa sein.“ Stellt ein höchstens paar Jahre älterer Mann fest und lächelt mich an, während sein Blick über mich gleitet. Als er seinen Blick hebt und ich in babyblaue Augen blicke, meine ich einen Hauch Boshaftigkeit wahrzunehmen, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Als er jedoch das nächste Mal blinzelt ist es verschwunden und ich zweifle an meinem Wahrnehmungsvermögen. Wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet, bei dem ganzen Stress in letzter Zeit. Nun lasse ich meinen Blick an ihm herunter und wieder hinauf gleiten. Er ist etwa 1,90m groß breitschuldrig und eigentlich ganz gut aussehend. Nur nicht mein Typ. Ich stehe auf warmherzige Männer, die einfühlsam sein können, aber einen trotzdem immer stützen und beschützen. Doch dieser Mann sieht so aus als würde er alles tun um seinen Willen durchzusetzen.

„ Wer will das wissen?“ gebe ich entschlossener zurück, um meine Unsicherheit zu vertuschen.

„ Entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich bin Liam Morgan. Dein zukünftiger Ehemann.“ Lässt er die Bombe, mit süffisantem Gesichtsausdruck, platzen.

Ich glaube gleich umzukippen.

Mir wurde bis zu diesem Zeitpunkt nur gesagt, dass mein zukünftiger Ehemann Liam Morgan heist und ein sehr wohlhabender Geschäftsmann ist, dessen kaltherzige Mutter einen Sitz in der Gesellschaft hatte. Okay ich gebe zu, das mit dem kaltherzig hatte ich von meinen Zofen erfahren, nachdem sie sich darüber ausgelassen hatten was für ein Glück ich doch habe, diesen Mann heiraten zu dürfen... Wenn sie wüssten.

„ M-Mmh ja… Ich meine. Schön sie kennenzulernen.“ Ich fange mich schnell wieder oder lasse es so aussehen.

„ Dann wollen wir mal.“ Kommt es von meinem zukünftigen Ehemann. Er greift meine Hand und legt sie sich in die Armbeuge. Seine Berührung fühlt sich komisch und einfach nicht richtig an. Der Gedanke er könnte mich noch wo anders anfassen ist unvorstellbar. Ich wische meine verschwitzte Hand unauffällig an seiner Anzugsjacke ab. Als er sich in Bewegung setzt bin ich zu nichts Anderem fähig, als ihm zu folgen.

 

Ich werde aus meiner Starre gerissen als ein Mann mir die Hand küsst, der mir kurz davor als Herr Kohl vorgestellt wird.

„ Ich möchte ihnen meine besten Glückwünsche zu ihrer Verlobung aussprechen.“ meint dieser.

„ Vielen Dank.“ Erwidere ich, schon fast wieder die Alte. Als sich ein Schweigen zwischen uns ausbreiten will, bringt Liam sich ein. „ Ich bin so froh diese bezaubernde Frau kennen und lieben gelernt zu haben.“ Wenn ich es nicht besser wissen würde, könnte ich es fast glauben. Herr Kohl nimmt noch mal meine Hand und drückt sie kurz. Ich hoffe er bemerkt meine verschmitzte Handfläche nicht, und schaut mich an. „ Ja, sie können sich glücklich schätzen. Aber apropos bezaubernde Frau. Ich muss meine zweite Hälfte suchen gehen.“ Er zwinkert uns zu und wendet sich Richtung Büffet um nach seiner Frau zu sehen.

Liam beugt sich zu mir und wispert in mein Ohr:"Besser du überlässt mir das Reden, denn ich wurde schon vor dir gewarnt, dass du sehr eingensinnig sein kannst. Aber das bekommen wir schon noch hin."

Ich muss mich bemühen ihn verstehen zu können, doch bei seinen letzten Worten setzt mein Herz kurz aus. "Wie meinst du das?" frage ich. "Ich meine ja nur... das du in unsere Ehe machen wirst was ich sage" das Wort Ehe betont er dabei absichtlich stark. "Niemals" zische ich leise zurück. Er lässt sich nichts anmerken doch ich merke daran wie er meinen Arm fester umfässt, das er innerlich kocht. Nach außen hin schauen wir warscheinlich wie verliebt aus, was die schwärmenden Blicke der Anderen erklärt.

Die Tortur, des ewigem Händeschüttelns hört erst auf als Liam uns mit der Ausrede entschuldigt, dass er mich wegen starken Kopfschmerzen zu meinem Gemach bringt. Sobald sich die imposante Tür zum Festsaal hinter uns schließt, geht ein Ruck durch meinen Verlobt und ich merke wie sich sein Verhalten ändert. Er beschleunigt und seine Bewegungen wirken nicht mehr so elegant, eher aggressiv. Er zieht mich regelrecht gewaltsam hinter sich her ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass ich mit meinen hohen Schuhen nicht gewohnt bin zu laufen. Ich werde mehrere Treppen hoch und weite Flure entlang gezogen. Erst als wir zusammen in mein Zimmer treten wirbelt er herum und drückt mich gegen die Tür, die dadurch zugeschlagen wird. Mir entkommt ein kleiner erschrockener Schrei, bevor mir klar wird, dass es wahrscheinlich besser wäre nicht zu viel Furcht zu zeigen.

"So du kleines Flittchen! Ich denke ich zeige dir mal wer in unserer Beziehung die Hosen anhat." Kleine Speicheltröpfen treffen mich mitten ins Gesicht, während er mit zusammengepressten Zähnen zischt. "Wie gesagt mir ist bereits zu Ohren gekommen, wie unerzogen und frei du bisher warst. Aber das wird sich ab Heute ändern, hast du mich verstanden?" Er wird immer lauter und sein sonst so makelloses Gesicht läuft rot an. Wenn ich eines vonmeinem Vater schon von klein auf beigebracht bekommen habe, dann ist es, sich nie von irgend jemanden unterdrücken zu lassen. Deshalb antworte ich auch provozierend:"Ganz bestimmt nicht." Es herrscht einen Moment vollkommene Stille, bevor er zu ruhig erwiedert:"Falsche Antwort Melissa" Bevor ich auch nur reagieren kann hat er schon meinen Kopf an meinen Haaren gegen die Tür gedrückt und die erste Faust trifft mich am Kopf.

Der Tag danach

 
Harter Boden unter mir. Schmerzen im Gesicht. Mehrer Druckstellen verteilt am ganzen Körper. Ich habe immer noch das Kleid an. Ein Schuh fehlt. Das sind die Ergebnisse der Bestandsaufnahme kurz nachdem ich wieder zu mir gekommen bin. Es kann höchstens eine Stunde her sein, seit ich mein Bewusstsein wegen der Schläge gegen den Kopf verloren habe und deshalb bin ich mir auch nicht sicher ob Liam nicht doch noch bei mir ist. Ich bleibe deshalb mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegen, lausche und versuche so auszusehen als ob ich noch nicht wieder wach wäre. Ich höre nichts außer der typischen Geräusche in meinem Zimmer, trotzdem warte ich noch, wie es mir vorkommt eine halbe Stunde, bevor ich versuche meine Augen zu öffnen. Mein linkes Auge ist zugeschwollen und verklebt. Ich kann mich nur mit meinem rechten Auge umsehen und mir so einen Überblick über meine Situation verschaffen. Ich befinde mich in der Mitte meines Zimmers auf dem Holzfußboden. Als erstes bestättigt sich meine Vermutung, dass erst wenig Zeit vergangen ist und es noch Nacht ist, mit einem Blick auf meinen Wecker neben meinem Bett. Erst danach wende ich mich wieder meinem geschundenen Körper auf dem Boden zu und setzte mich aufrecht hin, wobei eine Hand meine Schläfe berührt als ein stechender Schmerz in meinen Kopf fährt. Nachdem ich sie wieder weg nehme befindet sich Blut an ihr. Wahrscheinlich befinde ich mich auch noch im Schock, den komischerweise beunruhigt mich das gerade wenig. Mein Kleid ist an mehreren Stellen zerissen und mein fehlender Schuh liegt neben der Tür, wo ich auch hin humple, kurz nach meinem Kampf in die Senkrechte zu kommen.   

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Freunden :) und ganz besonders meiner besten Freundin.

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