!Pupertät?!
Ich denke, dies ist für jedes Kind eine Zeit des Umbruchs, so als o der Frühling jetzt das Zepter
dem Sommer übergibt.
Ich weiß es mehr, wie ich mit meinen Kindern diese Zeit erlebt habe, als von mir selbst.
Ja, wie denn?
Wie das?
Nun, fange ich halt mal an:
Ich war, wie man so sagte, ein recht aufgewecktes Mädchen. Ich wusste viel, und ich wusste nichts.
Ich war bis zu meinem 12. Lebensjahr überhaupt nicht aufgeklärt.
Meine Mutter hatte es bis dahin noch nicht getan, und in der Schule wurde es auch nicht gemacht.
Meine Mitschülerinnen tuschelten mit vorgehaltener Hand über dies, und über das. Ja, ich wusste wohl,
dass man seine Tage irgendwann bekommt, aber was genau passiert, das konnte ich mir nicht vorstellen.
Meine Freundin und ich, wir waren in dieser Hinsicht noch recht unbedarft. Wir waren begeisterte
Wasserratten, Nachdem ich einmal fast ertrank, lernte ich dann ganz schnell schwimmen. Und in diesem
nassen Element fühle ich mich auch heute noch immer wohl. Es war ein Sommertag, herrliches Badewetter,
und
wir zwei genossen den Tag.
Doch nun standen wir in der Gemeinschaft Umkleidekabine. Wir zogen unsere nassen Badeanzüge aus. Meine
Freundin schaute mich mit großen Augen an: „Hast du dich verletzt? Du blutest ja.“ Erschrocken blickte ich an
mir runter, und da sah dass mir etwas Blut die Beine runter lief. Ich konnte mir nicht vorstellen, wo und wie
ich mich verletzt haben sollte. Ja, wir beide waren noch so richtige Dummchen. Nackte angst überkam mich,
vielleicht bin ich krank? Vielleicht muss ich sogar sterben?
Zu hause saß ich in meinem Kinderzimmer, welches ich mit meinem behinderten Brüderchen teilte, und ich
heulte wie doll. Endlich kam meine geliebte kleine Mutti ins Zimmer. „Püppilein, was ist denn mit dir los?“
Fragte sie, und streichelte mich. „Willst du es mir nicht erzählen?“ Unter Tränen schluchzte ich; „ich glaube
Mutti, ich muss sterben.“ Ungläubig schaute mich meine Mutter an, „was ist denn passiert?“ Nun zeigte ich
ihr, das Blut, welches mir am Bein immer noch runter lief. Es triefte nur so, dieses totbringende Rot. Meine
Mutter war erst mal sprachlos. Und nun fing auch sie an zu weinen. Sie weint um mich, dachte ich noch, als
sie mich wieder in den Arm nahm. „Es tut mir so leid, ich habe mich bestimmt nicht verletzt.“ wieder rannen
mir die Tränen die Wangen runter. Nun küsste sie mich auf beide Wangen, ganz fest drückte sie mich an
sich. Während ich vor angst zitterte. „Meine süße kleine Püppi, du musst nicht sterben, Jetzt bist du eine Frau,
das bekommt jede Frau, und nun kannst du auch Kinder bekommen.“
„Ich will doch gar kein Kind bekommen,“
sagte ich trotzig. „ Nun du musst immer auf dich aufpassen, denn du bist noch zu jung.“
Das war nun meine Aufklärung. Andern Tags erzählte ich dies meiner Freundin. Jetzt war auch sie aufgeklärt.
Nun kam auf mich eine Zeit zu, in der ich oft selbst nicht wusste, was mit mir los war. Mal ging es mir gut,
mal ging es mir schlecht. Manchmal war ich übermütig, dann kletterte auf Bäume, saß auf einem Ast, und
träumte vor mich hin. Ich hörte begeistert Schlager, besonders Caterina Valente. Ich las furchtbar viele
Romanhefte, die meine Oma immer in ihrem Zimmer liegen hatte. Ich schwärmte für Jungs, und ich verliebte
mich so gut wie jeden Tag in ein neues Kerlchen, die davon natürlich nie etwa erfuhren. Natürlich war dies
alles nur kindliche Schwärmerei. Über das Thema Kinder kriegen, wurde nie mehr bei uns gesprochen, denn
nun wusste ich ja bescheid. Aufklärung war nun vorbei. Mit 16 ging ich zur Tanzstunde, es war eine
schöne tolle Zeit, ich hatte etliche Verehrer, besonders ein junger Mann er lernte Forstwirt, und er schwärmte
mir viel vor von diesem wunderbaren Beruf. Gemeinsam wollten wir den Abschlussball machen.
Doch es kam anders. Wir haben uns danach nie wiedergesehen.
ich fing an Liebesgeschichten zu schreiben, saubere und reinere habe ich nie gelesen, als die, die ich schrieb.
Ich träumte immer vom Traumprinzen, der bei meinen Eltern um meine Hand anhielt.
Am 30. 12. wurde ich 17 Jahre, und ich bekam meinen ersten Kuss. Er hieß Dölfi, er war ein Typ wie damals
Hardi Krüger, wir lernten uns beim Tanzen kennen. Es war eine kurze wunderschöne reine saubere Zeit mit
uns.
Doch dann kam ER. Er das war ein blonder blauäugiger junger Mann, mit einer Schmachtlocke, wie sie Elvis
trug.
Wir trafen uns, gingen ins Kino, gingen spazieren, gingen tanzen, Wir verliebten uns. Doch mein Vater war
gegen ihn. „ Der passt nicht zu dir.“ „Ich will den aber, und nur ihn.“
Heute sind wir, ER und ich 57 Jahre zusammen, und am 15. Juli feiern wir unseren 55 jährigen Hochzeitstag .
Passen tun wir wirklich nicht zusammen. Aber was soll’s. wenn wir uns lieben.
Christa Philipp 14.05.15
Tag der Veröffentlichung: 14.05.2015
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