Es sollte nur ein kurzes Gassi werden.Doch erstens kommt alles anders, und zweitens, als man denkt. Aber gut, ich fange mal von vorne an. An einem Sonntag, genau am 15. September 2013 morgens um 8:00Uhr, springt etwas von unserem Bett, rennt zur Tür, muss raus. Unser kleines neues Familienmitglied. Er tut, als wenn er jeden Moment rein pinkeln müsste. Es eilte enorm.Dazu muss ich erwähnen, wir haben wieder einen Hund. Und der hat "Rechte", und ich habe "Pflichten". Da er so winselt, zog ich meinen Haus Fleece-Anzug überm Schlüpper, zog meine Sportschuhe an, einfach so, ohne Socken. Bin ja gleich wieder zurück, meine Gedanken. Draußen kam mir alles so verschwommen vor, irgend Etwas stimmte mit dem Wetter nicht. So düste ich mit meinem Kleinen über die Straße, ein erstes Beinchen heben, das war aber wirklich nicht so dringlich, denn er zog mich schon ein ganzes Stück hinter sich her. Nun wollte ich umkehren, aber nicht mein Kleiner. Na ja, vielleicht muss er auch noch ein Häufchen machen.Inzwischen stellte ich fest, dass ich meine Brille nicht auf hatte, deswegen sah ich alles so verschleiert. Wir gingen noch ein Stück die Straße entlang, zwei Tüten für die Häufchen hatte ich vorsorglich noch eingepackt. Also gingen wir ein Stück Weg, den ich schon mit meinem kleinen Pflegehund gelaufen bin. Also Straße lang, rechts abbiegen Stück Weg, Treppen runter, Stück Weg, und Treppen rauf. und schon daheim. So dachte ich, so stellte ich es mir vor.Also gut, das Häufchen wurde abgeliefert, eingepackt und verknotet. Doch es gab nirgends eine Gelegenheit den Beutel zu entsorgen. So hielt ich in der rechten Hand die Leine mit meinem kleinen Lucky, so heißt mein kleiner Hund, und in der linken Hand hielt ich den Hundekotbeutel.Irgendwie hatte ich mich nun in der Straße geirrt, ich fand nämlich die Treppe nicht, die rauf geht. Zu unserem Zuhause.Also bin ich umgedreht, dann kam ein schmaler Fuß Weg, der nach oben ging, wir zwei rauf, aber wo waren wir nur? Weit und breit nichts von unserem Wohnhaus zu sehen. Wo war die Treppe die hoch geht? So lief ich die nächste Straße lang, und wir waren nun schon fast im Städtle, das man Backnang nennt. Ja gut wir wohnen nun seit 22. Juli 2013 hier, nun war es bereits 15. 9., aber Zeit zum Laufen hatte ich noch so gut wie nie gehabt. Außer einmal mit dem Frauchen von meinem kleinen Pflegehund. Die Pflegschaft ist auch nicht regelmäßig, bisher waren die Besuche von Caspar, das ist dieser Pflegehund bei uns noch recht wenig. Da war ich dann nur mal kurz mit ihm Gassi. Und jetzt?Ich musste nahe an jedes Straßenschild gehen, weil, - ohne Brille, da bräuchte ich eigentlich einen Blindenhund. Doch Lucky? Überflüssig das zu erwähnen. Inzwischen war ich in der Taus, den Namen hatte ich schon mal gehört, aber wo genau bin ich. So bog ich die nächste Straße ab. Ich sah die Kirchturmspitze, der Kirche, die wir von unserem Balkon aus sehen können. Gut, sagte ich zu meinem kleinen Begleiter, jetzt finde ich mich zurecht. Aber das dachte und sagte ich nur. Ich Trottel verirrte mich Hoffnungslos. Und Immer noch in der rechten Hand die Leine, in der Linken, den Hundekotbeutel.Ach, was ist das denn? Jetzt sind wir am Plattenwald, dort sind doch wir schon mal mit dem Auto hingefahren. Und wir sind dann diesem herrlichen Weg gelaufen. Doch jetzt wollte ich ganz bestimmt nicht in diesem Wald spazieren laufen. So lief ich zurück auf die Straße, aber dort war auf einmal Backnang zu Ende. Also drehten wir wieder um, wieder zurück. Vielleicht denkt nun der eine, oder andere, Warum telefoniert die nicht? Ja klar, ist doch logisch, aber wie denn, ich hatte das Handy zu Hause liegen gelassen. Konnte nicht *NACH HAUSE TELEFONIEREN.*Nun fing es auch noch an zum regnen. Zu unserem Glück war da eine überdachte Bushaltestelle, und, - endlich ein Abfallkorb. Endlich konnte ich die lästige Tüte entsorgen.Doch ich bin dann mit Lucky weiter gelaufen. Nun erinnerte ich mich an eine Parkanlage in unserer Nähe, vor der wir jetzt standen. So gingen wir, mein kleiner Vierpfoten Freund und ich hinein. Eine recht schöne gepflegte Anlage, dennoch auch hier kam mir alles ganz fremd vor. Was tun? Ja natürlich wieder zurück auf die Straße. Aber wo geht es nun wirklich in die Richtung zu unserer Straße. Ratlos standen wir zwei auf dem Gehweg, in welche Richtung müssen wir denn nun laufen? Endlich kam uns ein Menschliches Wesen entgegen, eine Frau. Diese sang recht laut, aber ohne uns zu beachten lief singend an uns vorbei. Mein Lucky war hin und weg, er setzte sich auf sein noch recht dünnes Popöchen und sah lange der Frau hinterher. Es war bis jetzt keine andere Menschenseele zu sehen. Endlich überholte uns eine Walkerin, doch die kannte sich auch nicht aus, sie war nicht von Backnang.Langsam verlor ich die Geduld. Ohne Handy, ohne Geld, ohne Brille. Nur im Fleece-Anzug, in Sportschuhen und auch noch ohne Socken. Und dann weit, weit weg von daheim. Eine Straßenkarte hätte ich gebraucht, doch wer nimmt schon nur zum Gassi gehen sowas mit? Endlich traf ich auch eine Gassi Geherin. Ich fragte sie nach dem Weg, wie ich zu unserer Straße käme. Anfangs sah sie mich etwas komisch an, ich musste wohl etwas merkwürdig ausgesehen haben. Naja, im Fleece Anzug und dazu noch batsch nass im Regen. Vielleicht dachte sie sogar, dass ich nicht ganz z richtig im Kopf wäre. So erzählte ich ihr meine Geschichte, dass ich noch nicht lange hier wohne, und ich mich nun verirrt habe. Die Frau meinte, dass sie jetzt schon sechs Jahre hier wohne, dennoch kennt sie sich auch noch nicht hier aus. Schließlich meinte sie, dass es ja gar nicht weit weg wäre. Sie erklärte mir genau den Weg. Damit ich aber bestimmt heim finde, wollte sie mich begleiten. Dies lehnte ich jedoch ab. „Sollten sie es nicht finden, kommen sie zurück, ich fahre sie dann heim.“ Doch, schließlich meinte sie, „ich begleite sie doch." Schon nach fünfzig Metern, erkannte ich die Gegend. „Jetzt weiß ich, wie ich heim komme.“ Die Frau fragte, ob ich wirklich sicher bin. Ja, ich war mir ganz sicher. Jetzt wusste ich ,wo ich war. Nur noch einige Meter, dann links, dann rechts, und noch mal rechts. Und wir würden vor unserer Haustür stehen.Aufgelöst erwarte uns unser Herrchen, er hatte inzwischen unsere Tochter mobil gemacht, und sie wollten, nun da wir schon fast drei Stunden unterwegs waren, nach uns suchen. Ich war total fertig, Lucky auch. Beide waren wir total durchnässt. Und ich musste mir auch noch ne heftige Standpauke anhören: Wie kannst du nur solange weglaufen, warum kommt ihr erst jetzt zurück? Wieso haste dein Handy nicht dabei. Hättest ja ein Taxinehmen können. Ja wie denn, ersten hatte ich keinen Cent dabei, und zweitens war ja nirgends ein Taxi. Unser großes Gassi hatten wir für diesen Tag wohl hinter uns. Und zwei riesige Blasen krönten meine Zehen. Meine Füße schmerzten jämmerlich.Und schließlich kam bei mir der Regen auch noch aus meinen Augen. Ich wollte nur noch einen Kaffe trinken und frühstücken, denn das hatte ich ja auch noch nicht gehabt.Ach ja, und wo bitte war das Pflaster? Es gab nämlich immer noch viele Kleinigkeiten, die noch nicht an Ort und Stelle lagen, oder aufbewahrt wurden. Der Verbandkasten jedenfalls fristete noch im Keller irgendwo sein Dasein, und diesen hatten unsere Kinder mehr oder Weniger eingeräumt, besser gesagt, eingerümpelt.Am Montag waren meine Blasen auf geplatzt und sie schmerzten grässlich. Dennoch war ich mit Lucky zum großen Gassi im Plattenwald.Inzwischen nun kenne mich sehr gut aus hier, und gehe täglich mit Lucky, ohne Straßenkarte Gassi.
©Christa Philipp/Eiskristall
Texte: Geschichte und Bild ©Christa Philipp
Bildmaterialien: © Christa Philipp
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2015
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