Alt,?
Was ist alt?
Das ist alles Sache der Einstellung.
Es gibt heute viele alte Junge, und es gibt auch viele junge Alte.
Ich weiß wovon ich rede, oder schreibe, denn auch ich gehöre nun mittlerweile zum alten Eisen.
Ja, so sagte man früher zu den älteren Leuten.
Sehr gut erinnere ich mich noch an die Zeit als ich noch ein Teenager war, ich sehnte die Zeit herbei,
endlich erwachsen zu sein. Ja zu meiner Jugendzeit, war man erst mit 21 Volljährig,
und bis dahin hatten die Eltern noch voll darüber zu bestimmen was ein junger Mensch tun und lassen durfte.
So zum Beispiel, wie lange man abends ausgehen durfte und ob man überhaupt bei seinem Freud übernachten
durfte, denn eigentlich war es damals noch verboten, denn die Eltern konnten wegen Kuppelei angezeigt werden.
Es war eine Straftat.
Ich war 17 Jahre als ich meinen heutigen Mann kennen lernte, ich war 18 Jahre, als wir uns verlobten. Doch noch
immer durfte ich nicht bei meinem Verlobten schlafen. Da wir aber etwas auseinander lebten, blieb es nicht aus,
dass ich im Hause meiner zukünftigen Schwiegereltern schlief. Ich schlief dann im Wohnzimmer, und meine
Schwiegereltern passten auf, dass ihr Sohn nicht ins Zimmer kam. (Gut, wenn alles fest schlief kam er dann
schon mal zu mir)
Ich war noch 19Jahre, als dann endlich mein Vater wiederwillig die Einwilligung zu meiner Hochzeit gab.
Drei Kinder bekam ich dann innerhalb von drei Jahren. Es war eine schöne, wenn auch anstrengende Zeit.
Ein Fulltimejob. Meine Erhohlungsphase begann immer erst abends ab 21:h, da machte ich Handarbeiten,
oder nähte mir und meinen Kindern Kleidung.
Mein jüngster Sohn starb bei einem Unfall, das war die härteste Zeit, die ich, oder wir alle je erlebt hatten.
Ich hatte Depressionen bekam Herzrhythmusstörungen, und hatte Selbstmordgedanken.
So suchte ich mir einen Halbtags Job in einem Supermarkt.
Als ich dann vierzig war, dachte ich, nun bin ich alt, denn meine Tochter war nun auch schon zwanzig,
und mein Sohn neunzehn. Ich hatte eine Schwester, die 13 Jahre jünger ist als ich, und es passierte schon mal,
dass ich mir uralt vorkam. So suchte ich mir endlich wieder einen Fulltime-Job,
der Erfolg zeigte mir nun das Gegenteil von alt sein.
Außerdem hatte ich so viele Hobbys, dass es mir gar nicht in den Sinn kam, ich wäre alt. Ich war 49,
als meine Tochter ihre Freundin und ich eine sechs wöchige Rucksack Tour durch Malaysia und Thailand machten.
Doch nun stand die magische Zahl 50 vor mir, was hatte ich für Panik vor dieser Zahl.
Ja ich bekam fast Depressionen, doch die Mehrheit hielt mich für jünger, als ich war, (das ist auch noch heute
fast immer so) Und an diesem Tag war es mir dann auch egal.
Ich begann mich wie man so schön sagt, selbst zu verwirklichen. Alles was mir Spaß machte,
wurde mein Hobby, arbeiten zu gehen? Keine Zeit dazu. Ich fing an zu malen, das hatte ich schon immer gerne
getan, doch nun hatte ich Zeit dazu, ich ging mit meinem Mann zum Angeln, machte meine Fischerprüfung.
Gewann sogar einmal den Damenpokal. Ich lernte neue Leute kennen, es waren bis heute immer jüngere
Menschen, die sich zu mir hingezogen fühlten und noch fühlen.
Ich lernte die Seidenmalerei. Malte schöne Tücher Krawatten, Bilder,
machte Modeschmuck, all dieses konnte ich auch verkaufen. Ich nähte mir Seidenblusen die ich dann bemalte.
Die Bewunderung die ich von vielen bekam, all das bestärkte mich nun endlich, dass ich „JEMAND“ bin. Denn
früher hatte ich keinerlei Selbstwertgefühl.
Ich war noch nicht ganz 60, als ich eine schwere Darm OP hatte, es ging mir damals wirklich sowas von schlecht,
und ich fühlte mich wirklich Uralt. Im Klinikgarten erlebte ich die totale Sonnenfinsternis. Ich saß im Rollstuhl, weil
ich noch zu wackelig auf den Beinen war. Wahnsinnig beeindruckt von diesem Naturschauspiel, kam mir Idee
darüber eine Geschichte zu schreiben. So entstand mein erstes Märchen, „Als die Sonne streikte.“ Nun fing ich
wieder an zu schreiben. Jahrelang tat ich das nicht mehr, eine Freundin sagte immer ich solle doch daraus etwas
machen. Nun ich nahm das nicht so ernst, es war und ist für mich ein wunderschönes Hobby.
Als ich 66 wurde wollte ich diesen Tag nicht feiern, doch Freunde machten mir ein so schönes Fest,
dass ich immer noch daran zurückdenke.
Die Tage erschienen mir zu kurz, für alles was ich tun wollte und noch will.
Ein großes Fest war dann unsere goldene Hochzeit. Dazu möchte ich sagen, mein Vater gab uns allerhöchstens
zehn Jahre. Stolz und glücklich bin ich auf mich und meinen Mann, dass wir es solange mit einander ausgehalten
haben. Und in diesem Jahr am Ende, wurde ich dann auch siebzig.
Kleine Wehwehchen plagen mich schon öfter mal. Im Mai bekomme ich ein neues Hüftgelenk, dann kann ich
auch wieder noch besser mit meinem kleinen Hündchen durch den Wald laufen. Obwohl, ich laufe noch immer
täglich mindestens eine Stunde. Trotz Schmerzen.
Nun habe ich schon die Siebzig drei Jahre überschritten, und ich fühle mich nicht wirklich alt. Ich weiß wovon ich
rede, früher, meine Mutti war damals 70, sagte sie immer, ich fühle mich noch gar nicht so alt,
da dachte ich dann immer, warum sagt sie das, sie ist nun mal 70. Dennoch wirkte sie nicht so.
Es gibt Tage, da könnte ich Bäume ausreißen, und dann gibt es Tage da könnte ich nur heulen,
weil ich mich alt fühle.
Dennoch alt werden ist manchmal schwierig. Alt sein, und fit und Gesund sein, ist riesig, es ist der Wahnsinn.
Also Am vorletzten Tag in diesem Jahr werde ich 74 Jahre alt, nein ich sage lieber jung.
Denn ich fühle mich nicht wirklich alt. Das ist alles Sache der Einstellung.
© Christa/Eiskristall
Tag der Veröffentlichung: 09.03.2014
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Widmung:
meinen Jahren